Roberts Voyager 800 LW Schlafsack - Sonderanfertigung

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    [Testbericht] Roberts Voyager 800 LW Schlafsack - Sonderanfertigung

    Roberts Voyager 800 LW - Sonderanfertigung

    Ich schreibe hier einen Erfahrungsbericht über einen daunengefüllten 4-Jahreszeiten-Schlafsack von der polnischen Schlafsackmanufaktur Roberts, der nach meinen Wünschen umkonstruiert wurde. Der Erfahrungsbericht beinhaltet die Vorgeschichte, den Bestellablauf, die ersten Eindrücke und den mehrwöchigen Test bei Zeltübernachtungen in den Hochtälern im Gebiet des Mount Everest in Höhen von 2850m bis 5200m.

    Kaufdatum: 02.2013
    Hersteller: Roberts
    Modellbezeichnung: Voyager 800 LW
    Modelljahr: 2013
    Unverbindliche Preisempfehlung: 331€ + 40€ für Sonderwünsche + 15€ Versand
    Verarbeitungsqualität: sehr gut
    Einsatzbereich: 3 kalte Jahreszeiten, Hochtouren
    Temperaturbereich: -13°C / -20°C / -33°C
    Bauform: H-Kammern, Differentialschnitt, im Standard umlaufend, daunengefüllte Reißverschlussabdeckungen
    Ausstattung: zwei RV: links ¾ lang, rechts 0,5m lang
    Besondere Details: 2 RV, Sonderlösung Wärmekragen, H-Kammern nicht umlaufend, Seiten in V-Box-Kammer-Ausführung
    Außenmaterial: 100% Pertex Microlight
    Innenmaterial: 100% Pertex Microlight
    Füllung-Daune: 750+ cuin 100% polnische Gänsedaune 90/10
    Füllmenge: 932g (Herstellerangabe)
    Reißverschlüsse: YKK
    Gewicht inkl. Größenangaben: 1700 Gramm ohne Packsack (Größe L - 190cm), nachgewogen
    Packmaß: 26 x 43 cm im Original-Packsack, 22 x 35cm im wasserdichten Exped-Kompressionspacksack
    Passform: sehr gut
    Komfort: sehr gut
    Handling: sehr gut
    Alter Testperson: 45
    Körpergröße Testperson (in cm): 185
    Körperstatur Testperson: normal, aber mit denkmalgeschütztem Brauereigewölbe
    Kälteempfinden Testperson: sehr unempfindlich
    Geschlecht Testperson: männlich
    Outdoorerfahrung Testperson (1-wenig bis 7-hoch): 5

    Vorgeschichte:

    Für das Jahr 2013 plante ich eine 3 wöchige Zelttour rund um den „Everest-Highway“ in Nepal. Die Übernachtungen sollten dabei in Höhen zwischen 2850m und 5200m im Zelt stattfinden. Mein damals mehr als 10 Jahre alter Yeti Ei Schlafsack (spätere Bezeichnung Yeti Sunrizer 800, aktueller Name Yeti Tension Comfort 800) war bereits 2011 am Kilimanjaro v.a. im Fußraum hart am Grenzbereich und bei der neuen Tour waren Temperaturen zu erwarten, die nochmals 5-10C° niedriger lagen. Zunächst plante ich dem alten Schlafsack eine Daunenreinigung zu gönnen und ihm mit den 300g gleicher Daunengüte aus meinem alten und defekten Yeti Light 300 zu ergänzen. Er hätte dann gut 1100g „generalüberholte“ 90/10 650cuin Daunen gehabt, wäre aber sonst der „alte“ Schlafsack mit all seinen Vor- und Nachteilen geblieben. Mehr als 600€ für einen guten neuen Schlafsack auszugeben, schien mir einfach zu viel zu sein.

    Bei der Suche nach Reinigungsmöglichkeiten für Schlafsäcke bin ich auf dieses Forum gestoßen, und hier wurde auch über Hersteller qualitativ hochwertiger Schlafsäcke aus Polen und Rumänien gesprochen, dort genannte Namen wie Cumulus, Nahanny oder Roberts waren mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Bei diesen Herstellern sollten dann auch Sonderwünsche bei den Schlafsäcken möglich sein.

    Eine reine Generalüberholung meines alten Schlafsack hätte sicherlich über 150€ gekostet, wenn nun für unter 400€ ein 4-Jahreszeiten tauglicher hochwertiger Schlafsack und nicht nur eine kostengünstige Ramschware möglich wäre, ein Versuch wäre es wert.

    Da mich bis jetzt bei allen üblich kaufbaren Schlafsäcken der Umstand störte, dass man nur auf der Reißverschlussseite die Arme vernünftig aus dem Schlafsack nehmen konnte, ohne den Schlafsack zu weit öffnen zu müssen, vielleicht gibt es mit diesen Herstellern eine Möglichkeit einen Schlafsack nach meinen Vorstellungen herstellen zu lassen. Also gewissermaßen eine Maßanfertigung zu Preisen von der Stange.

    Da viele User im Forum gute Erfahrungen mit der kleinen Schlafsackmanufaktur Roberts aus Polen gemacht hatten, entschied ich mich es mit dieser Firma zu probieren.

    Bestellablauf:

    Die Kontaktaufnahme mit der Fa. Roberts erfolgte per Mail in englischer Sprache mit Roman Werdon. Als Vorlage meines Mails habe ich auf einen Forumsbeitrag in diesem Forum zurückgegriffen und diesen entsprechend abgeändert und ergänzt. Anfang 2013 war die Homepage des Herstellers zwar sehr informativ aber grafisch noch aus den Anfangszeiten des Internets. In diesem Mail beschrieb ich auch, was die Eckdaten des Schlafsacks sein sollten (Einsatzorte, Komforttemperatur -10 bis -15°C, meine Größe und Gewichtsklasse, bisherige Schlafsackerfahrungen, Mattenart, …) und vor allem, dass ich und warum ich einen zweiten kurzen Reißverschluss auf der der langen Reißverschlussseite gegenüberliegenden Seite wünschte. Grob vorausgewählt hatte ich das Modell Voyager (das „High-End“-H-Kammer Modell von Roberts) mit 800g 750er Daune (alternativ mit 700g 850er Daune) oder das Modell Makalu (Z-Kammern) mit 700g 750er Daune. Das V-Kammer-Modell Lhotse erschien mir doch als des Guten zu viel. Im Unterschied zu den meisten anderen Herstellern gibt es bei Roberts fast jeden Schlafsack mit vielen oft frei wählbaren „Einstellparametern“:
    • Bis zu 7 verschiedene Längen (2013: 3)
    • Bis zu 4 verschiedene Breiten (2013: 2)
    • Verschiedene Füllmengen an Daune (z.B. beim Voyager 600, 700, 800, 900 Gramm bei Normlänge 175cm und normale Breite)
    • Verschiedene Daunenqualitäten (750cuin 90/10er polnische Gänsedaune, 850cuin 95/5 polnische Gänsedaune, zur Kostenreduzierung inzwischen auch Entendaunenqualitäten), wobei die cuin-Werte sich auf die „härteren“ EU-Werte beziehen
    • Verschiedene Materialarten (Pertex Microlight, Pertex Quantum in verschiedenen Ausführungen)
    • Bis zu 8 Farbmöglichkeiten, wobei es 5 Farbbereiche am Schlafsack gibt und somit ein Schlafsack auch aus 5 verschiedenen Farben bestehen kann

    Ich habe alle meine Korrespondenzmails abends weggeschickt und immer spätestens am nächsten Tag mittags eine qualifizierte Antwort erhalten. Wegen meines Sonderwunsches mit dem zweiten Kurzreißverschluss hatte ich schon Bedenken, aber Roman von Roberts hat sofort erkannt, für was ich diese Änderung wollte. Und anscheinend war ich auch nicht der Erste mit solch einem Sonderwunsch.

    Er erklärte auch, was möglich wäre und was nicht und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Daunenmengen und –qualitäten. Die Antworten auf meine Mails waren immer sehr kompetent und ausführlich.

    Für meinen Änderungswunsch war der Schlafsack Makalu wegen seine schrägen Kammern nur bedingt geeignet (hoher Umkonstruktionsaufwand), wir einigten uns somit auf das Modell Voyager in Länge L (bis 190cm Körpergröße) und in der Breite W (85cm Schultermaß, ich bin bevorzugt Seitenschläfer). Für den zweiten Reißverschluss schlug er eine Länge von 50cm vor (das perfekte Maß wie sich beim Praxistest herausstellen wird). Standardmäßig hat der Voyager eine dicke daunengefüllte Reißverschlussabdeckung, diese soll auch der zweite Reißverschluss erhalten. Üblicherweise sind die H-Kammern bei diesem Modell umlaufend, wir einigen uns aber auf seinem Vorschlag hin auf zusätzliche abgetrennte V-Boxen in der Verlängerung des zweiten Reißverschlusses ähnlich dem WM Puma Schlafsack. Damit hat der Schlafsack immer noch seinen Differentialschnitt, was beim „Schrägkammermodell“ Makalu nicht möglich gewesen wäre. Als Daune soll die „einfachere“ 750-er Qualität verwendet werden, 100g Mehrgewicht und 20% Kostenersparnis hat dies zur Folge, aber auch lt. Aussage von Roman geringere Anfälligkeit bei Nässe. Da ich beim Schlafsackgewicht nicht auf das letzte Gramm schauen musste, stand für mich als Stoffqualität für Außen- und Innenstoff von Beginn an das Pertex Microlight (54g/m2) fest.

    Jetzt hatten wir aber noch ein Problem zu lösen: wie wird der Wärmekragen konstruiert? Wegen des zweiten Reißverschlusses funktioniert die sonst übliche umlaufende Lösung nicht. Roberts schlägt mir 2 Alternativen vor: die konventionelle Lösung aus dem Schlafsack Hunter (Jägerschlafsack mit komplett umlaufenden U-Reißverschluss) oder ihre neue Lösung. Meine Frage, ob diese neue Lösung dann Ähnlichkeiten mit der „Guillotine“ der Bloody Mary vom Schlafsackhersteller Valandre hat, wird nicht grundsätzlich widersprochen. Ich entscheide mich für die neue Lösung, was einen zusätzlichen Aufpreis von 10€ bedeutet.

    Nach 4 Tagen bzw. 4 Mails steht somit der Schlafsack fest: Roberts Voyager 800LW – ca. 930g 750-er Daune (oder 800g in der Normgröße), 2 Reißverschlüsse (3/4 lang und kurz), „neuen Wärmekragen“, Farbkombination aus Blau, Grau und Gelb, Stoffqualität Pertex Microlight, normaler Aufbewahrungssack. Kosten soll er (2013, vor der Preisexplosion bei Daune) 331€ + 40€ für die Sonderwünsche + 15€ Versand.

    Verglichen habe ich den Schlafsack ohne die Sonderwünsche mit einem Western Mountaineering Kodiak (> 550€) oder einem Valandre Shocking Blue (> 700€). Wenn dieses Forum nicht gelogen hat, dann dürften die Qualitätsunterschiede von Roberts Schlafsäcken zu diesen „Platzhirschen“ im Schlafsackbau nicht zu groß werden. Hoffen wir es einmal.

    Die Lieferzeit beträgt üblicherweise 3 Wochen ab 30% Anzahlung, ich wurde aber schon vorgewarnt, dass es in meinem Fall länger dauern wird, da sie zur Zeit sehr ausgelastet wären (Anfang 2013 lief ja auch eine große Sammelbestellung aus diesem Forum, wie ich erst später erfahren habe). Ich rechne also mit mindestens 3 Monaten (bei 7 Monaten Vorlaufzeit kein Problem).

    Die Restzahlung ist vor Lieferung fällig. Ich überweise aber nach der Bestellung gleich den kompletten Betrag.

    Erste Eindrücke:

    Es hat nun doch die von mir erwarteten 3 Monate gedauert, bis der Schlafsack geliefert wurde. Hauptgrund dafür war die notwendigen Änderungen am Wärmekragen. Ich wurde aber immer zeitnah informiert.

    Symptomatisch für die Vorgehensweise bei der Firma Roberts ist ein Zitat aus einem Mail von Roman an mich: „… I'm very sorry it took so long but I wanted to send you a perfected sleeping bag so we need to make a few trial versions first. ...“. Und dies bei Losgröße 1, Hut ab vor dieser Einstellung dem Kunden gegenüber!


    Schlafsack im mitgelieferten Packsack

    Gewählt habe ich den normalen Packsack. In diesem Packsack der Größe 26cm Durchmesser und 43cm Länge ist der Schlafsack im ungepressten Zustand. Kaum öffne ich den Packsack, schon quillt der Schlafsack wie ein Hefeteig auf, die Daunen müssen also ein großes Quellvermögen haben. Für den Transport auf der Reise ist mir dieser Packsack zu groß, da werde ich dann auf meinen wasserdichten Kompressionssack von Exped zurückgreifen. Die Langzeitlagerung bei mir erfolgt im offenen Zustand (auch alle Reißverschlüsse offen).

    Die Nähte machen einen sehr guten Eindruck, auch die Verarbeitungsqualität. Es gibt keine freien Fadenenden, die Nähte sind parallel und gerade. Die beiden Reißverschlüsse sind von YKK, der Lange auf der linken Seite hat 4 Schlitten, der Kurze 2 Schlitten und beide enden in Garagen. Die Reißverschlüsse haben einen mehrere Zentimeter breiten Einklemmschutz, da muss man sich schon sehr dumm anstellen, wenn hier etwas eingeklemmt werden soll. Die Fußbox ist oval ausgeführt. Die Reißverschlüsse sind nicht seitlich mittig sondern unten angebracht. Das Unterteil ist somit „flach“ und nicht als Wanne ausgeführt, ob dies Vor- oder Nachteile hat, kann ich ohne zu testen noch nicht sagen.

    Nur aus der Lösung des Wärmekragens werde ich zunächst nicht schlau. Das Unterteil ist als Welle ausgeführt und Ober- und Unterteil werden mittels 6 Druckknöpfen miteinander verbunden. Irgendwie schaut mir das nach Gelsenkirchener Barock aus. Ich muss mich in den Schlafsack legen, um vielleicht dann den Sinn dieser Lösung zu kapieren. Aber kaum will ich im Schlafsack liegend den Wärmekragen schließen, erkenne ich, dass diese Lösung alles andere als unvernünftig ist: Einhandbedienung, weniger unnützer Bauraum und Material als eine Klettlösung, flexibel (der untere klappbare Wärmekragen kann auch als Kopfkissen genutzt werden) und der Wärmekragen ist dann auch ein Kragen und keine Halskrause.

    Für meine 185cm Länge passt die Ausführung mit 190cm sehr gut, es sind noch einige Zentimeter Luft, aber nicht zu viel.

    Das Pertex Microlight kommt mir „schwerer“ als die Hülle bei meinem alten Yeti Schlafsack vor, macht aber beim ersten Probeliegen ein angenehmes Kleinklima. Der Schlafsack wiegt ohne Packsack etwa 1700g, also etwa 70g mehr als in der Homepage angegeben. Dies dürfte aber v.a. den „Umbaumaßnahmen“ geschuldet sein. In der Originalausführung würde also die leere Hülle 700g wiegen (Microlight 54g/m2). Wie es dann aber z.B. Western Mountaineering schafft beim konstruktiv sehr ähnlichen und mit ähnlichen Abmessungen versehenen Modell Kodiak 40% Hüllengewicht zu sparen und das Material selbst nur 25% leichter ist, ist irgendwie interessant. Und dabei ist der WM Schlafsack auch noch auf 10cm mehr Länge geschnitten.

    Zum Vergleich Original Roberts Voyager 800LW 190cm (WM Kodiak L 200cm in Klammer): Länge in cm 190 (200); Maße Schulter/Hüfte/Fußbereich 170 (170) / 144 (147) / 118 (104); Kammergröße in cm 14 (13,3), Füllmenge 932g (905g), Gewicht 1630g (1330g), Gewicht Hülle 700g (425g), Materialgewicht 54g/m2 (40g/m2).

    Nun einige Bilder zum Schlafsack. Zum Vergleich habe ich meinen alten Yeti Schlafsack daneben gelegt. Man sollte bedenken, dass beide Schlafsäcke in der Füllmenge weniger als 100g bzw. weniger als 1/8 trennt und beide zu Beginn des Jahres 2013 in Normalausführung den gleichen Preis hatten! Auch wenn die Bilder z.T. etwas anderes vermuten lassen, der Roberts Schlafsack ist nicht rechteckig sondern sauber trapezförmig (85cm Schulter, 72cm Hüfte, 59cm Fuß).


    Was 100g Daune an Unterschied ausmachen können


    Schlafsack, 0,5l Bierflasche und Schlaffsack (mit 2 f)?


    Breiter Einklemmschutz (10cm auf der blauen, 14cm auf der grauen rückwärtigen Seite)


    Schlafsack mit komplett geöffnetem, kurzem und rechtem (oberem) Reißverschluss, rechts der untere Wärmekragen


    Unterer Wärmekragen und Kapuze

    Praxiserfahrungen:

    Im Oktober 2013 muss der Schlafsack nun beweisen, ob er den Erwartungen entspricht oder nicht. Ich setze ihn für 3 Wochen im Zelt in Nepal in der Khumbu-Region ein. Wem es interessiert, geplant war: Lukla – Namche Bazaar - Gokyo - Scoundrels View - Cho La - Gorak Shep – EBC - Dingboche – Lukla. Wer das Wetter vom 13. und 14.10.2013 in Nepal kennt, weiß dass diese Route unmöglich sein wird. Es wurde die Strecke: Lukla – Namche Bazaar - Gokyo - Phortse Thanga – Dingboche - Chukung – Lukla. (Wer den zugehörigen Reisebericht lesen will, wo der Schlafsack nur eine kleine Nebenrolle hat, sei auf diese Seite verwiesen: http://www.hber.de/Everest/everest.html)

    Lässt sich der Schlafsack mit einer Komforttemperatur von -13°C ohne Kompromisse bei Nachttemperaturen von +10°C bis -15°C einsetzen? Eindeutig ja, bei Übernachtungen bis 3500m schließe ich beide Reißverschlüsse nur bis etwa 10cm oberhalb der Hüfte. Durch die breiten Abdeckungen sind die Seiten immer noch zugfrei. Das Schlafklima ist tadellos, kein Plastiktüteneffekt. In der ersten Nacht auf 2850m hatte ich den Schlafsack geöffnet wie im oberen Bild. Ich muss aber dazu einschränken, dass ich eigentlich sehr kälteunempfindlich bin. Etwaige Kältebrücken würden mich wesentlich stärker nerven als kalte Außentemperaturen.

    Die kälteste Nacht im Schlafsack ist in Dingboche im Zelt auf 4450m im zweistelligen Minusbereich (den heftigen Knarzgeräuschen beim Laufen über den Schneemassen und den über Nacht neu gebildeten Eismassen zu urteilen– bereits um 17 Uhr abends war am Außenzelt das Kondenswasser gefroren). Die oberen 15cm beider Reißverschlüsse sind noch offen, ebenso die Kapuze. Im Schlafsack ist es angenehm, bekleidet bin ich mit kurzem T-Shirt und kurzer Unterwäsche, im Fußraum sind nur die Füße (ohne Socken). Ich kann keine Kältebrücken feststellen, auch beim Drehen im Schlafsack nicht. Durch die ovale Fußbox stehen auch die Zehen nicht am Schlafsack an, auch nicht bei Seitenlage.

    Die Unterseite des Schlafsacks unterliegt bei keiner Übernachtung dem berüchtigten Korkenziehereffekt wie bei allen bis jetzt von mir benützten Schlafsäcken. Am nächsten Morgen liegt er immer noch geordnet auf meiner Exped-Downmat 9DLX. Die auf der „Unterschale“ des Schlafsacks aufliegenden Reißverschlussabdeckungen dichten sauber ab. Diese Abdeckungen sind auch in einer Art „Differentialschnitt“ geschneidert, an der Reißverschlussseite 10cm breit und an der Innenraumseite 14cm breit, die Abdeckung wird also schon konstruktionsbedingt flächig auf das Schlafsackunterteil gedrückt. Um von innen an den Reißverschluss gelangen zu können, muss man unter die Abdeckung durchfassen, bei meinen bisherigen Schlafsäcken hatte ausgereicht, einfach die Abdeckung wegzudrücken. Durch die „klappbaren“ Wärmekragen kann auch zusätzlich die Innentemperatur im Schlafsack geregelt werden, d.h. ich kann den Schlafsack auch noch bei +10°C nutzen. Der Schlafsack folgt gut der Körperkontur, d.h. es sind nicht unnötig viel nicht isolierende Luftmassen im Schlafsack vorhanden. Eine Angst die ich hatte, falls ich zu viel und zu gute Daunen verwenden würde oder falls ich einen „Overfill“ hätte machen lassen: dann zwar super Isolationswerte aber Kubikmeter von Luft im „Schlafbereich“ des Schlafsacks, weil das Oberteil des Schlafsacks nur noch über einem selbst schwebt.

    Kondenswasser an der Schlafsackaußenseite perlte bisher problemlos ab.

    Für einen Seitenschläfer (ich schlafe auf der Seite liegend meistens ein und am Rücken liegend wache ich auf) kann man auch die Beine anziehen ohne dabei anzuecken. Für meine 142cm Schulter- bzw. Arm-zu-Arm-Umfangsmaß reicht die Weite W gut aus, inzwischen gibt es aber auch eine extra breite Version. Der Schlafsack ist dort breit, wo Breite gut und gewünscht ist und dort nicht breit, wo sie eher störend wirkt. Die breiteste Stelle ist an der Schulter, ich kann die Arme noch über den Oberkörper legen ohne das es zu eng wird. Dies gilt auch bei offenen Reißverschluss(en), wegen der breiten Reißverschlussabdeckungen zieht es auch dann nicht.

    Ein kleiner Exkurs, da in anderen Beiträgen im Forum zu breiten Schlafsäcken schon darüber gesprochen wurde:

    Bei meinem Yeti Ei wurde es immer zunächst sehr kalt beim Drehen im Schlafsack. Obwohl ich aus Erfahrung immer versucht habe, durch Verlagern von Daunen auf die Seite diesen Effekt zu verringern, es wurde nicht besser. Die Schuld habe ich vor allem auf die Reißverschlussabdeckung mit Alibifunktion und auf die nur 2cm hohen Seitenstege geschoben. Der wahre Grund liegt aber v.a. daran, dass der Schlafsack zu breit für eine 65cm breite Daunenmatte ist und an der breitesten Stelle über den nicht isolierten Boden hängt, was ein Kältenest zur Folge hat.

    Ausblick:

    Der Schlafsack hat meine Erwartungen mehr als erfüllt.

    Würde ich den Schlafsack wieder kaufen? Definitiv Ja!

    Ist er sein Geld wert? Mindestens Ja!

    Wer für relativ wenig Geld (ein sehr deeeeeeehnbarer Begriff) einen sehr guten Schlafsack erhalten möchte, der sollte Roberts nicht außer acht lassen. Ob man bei Cumulus oder Nahanny ein noch besseres Preis-Leistungsverhältnis hat, kann ich nicht beurteilen.
    Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

    Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
    (Autor unbekannt)
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