[AT] Montafoner Berge 4/6 – Sulzfluh

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
    • 382
    • Privat

    • Meine Reisen

    [AT] Montafoner Berge 4/6 – Sulzfluh

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Nach meinen ersten drei kleinen Beiträgen über die Berge des Montafons hier nun ein weiterer, dieses Mal über die Sulzfluh, die mit 2808 m Höhe einer der größeren Berge des Rätikon ist. Vom Sennigrat oberhalb von Schruns sieht man ihre massige Gestalt, wie folgendes Foto zeigt:

    Die Sulzfluh ist der hohe Gipfel im linken Bilddrittel, rechts unterhalb davon sieht man das Schwarzhorn, und noch weiter rechts unterhalb die Tschaggunser Mittagsspitze (von der ein separater Beitrag handelt). Links unterhalb des Sulzfluh-Gipfels seht ihr inmitten der grünen Matten einen ganz kleinen hellen Fleck; das ist die Tilisunahütte.

    Der Sulzfluh-Gipfel ist eine relativ sanfte Kuppe genau auf der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Die Grenze wird dort markiert durch Granitquader; auf einer Seite ist ein „Ö“ eingemeißelt, auf der anderen in „S“. Wer auf so einem Quader sitzt, ist also mit einer A**backe in Österreich und mit der anderen in der Schweiz. Das Hinsetzen lohnt sich auch wegen der außerordentlich schönen Aussicht hinunter in den Schweizer Prättigau. Die Wanderung zur Sulzfluh ist weniger schwer, als manche Leute denken. - Aber der Reihe nach:

    Wenn man die Sulzfluh nicht von der Schweizer Seite her besteigt (was natürlich möglich ist), dann ist der Ausgangspunkt für die Besteigung der Sulzfluh normalerweise die Tilisunahütte (Koordinaten: 47°1'29"N und 9°52'21"E) auf 2211 m Höhe. Zu dieser Hütte gibt es von Schruns/Tschagguns aus im Prinzip fünf verschiedene Anstiege: zwei durch das Gampadellstal (östlich der Tschaggunser Mittagsspitze), zwei durch das Gauertal (westlich der Tschaggunser Mittagsspitze), und einen über den Mittagsspitzsteig, also den Kamm zwischen den beiden Tälern. Daneben gibt es selbstredend mehrere weitere Zugangswege, u. a. auch von der Carschinahütte in der Schweiz. Alles auf Landkarten klar zu sehen.

    Die zwei Zugänge durch das Gampadellstal sind im unteren (also nördlichen) Teil identisch, aber laufen im oberen Teil auf verschiedenen Routen: eine führt östlich des Seehorns vorbei und folgt weitgehend einem Fahrweg; sie ist länger und deshalb logischerweise weniger steil. Eine kürzere und steilere Route führt westlich am Seehorn vorbei, direkt zum Tilisunasee. Diese Route kann in nassem Zustand durchaus etwas unangenehm zu begehen sein (eigene Erfahrung Anfang August 2014).

    Vom Gauertal her gibt es einen Zugang von der Lindauer Hütte her über den Bilkengrat (sehr steil, wie man mir gesagt hat). Der wahrscheinlich beliebteste Anstieg ist von Latschau oder Grabs her. Einen der mehreren möglichen Wege von dort bis zur Alpe Alpila (Koordinaten: 47° 3'3"N und 9°52'39"E) habe ich in meinem kleinen Beitrag über die Tschaggunser Mittagsspitze beschrieben; das will ich hier nicht wiederholen. Ein anderer Weg führt mehr durch das Gauertal und dann den Hang hinauf. Das schaut so aus:




    Sobald man im Wald etwas höher gekommen ist, eröffnet sich ein schöner Ausblick hinunter nach Latschau und auf das dortige Lünersee-Kraftwerk sowie (links oberhalb davon) den Ort Vandans.


    Im Westen geht der Ausblick zur Zimba, dem „Matterhorn des Rätikon“. Rechts unterhalb davon ist die Bergstation der Golmerbahn sichtbar.


    Von der Alpe Alpila führt ein klar gekennzeichneter Weg (Farbe: weiß-rot-weiß) zum Schwarzhornsattel; er folgt auf dem ersten Kilometer einem Fahrweg. Die Drei Türme (auch Drusentürme genannt) dominieren das Panorama:


    Wer sich beim Weitergehen in Richtung Tobelsee hin und wieder umdreht, wird belohnt mit einem schönen Panorama über das Montafon; im Hintergrund ist im rechten Bilddrittel die Rote Wand zu erkennen, davor der Itonskopf (von dem ich einem separaten Beitrag schrieb).


    Wenig später führt der Weg vorbei am Tobelsee:


    So erreicht man schließlich den Schwarzhornsattel, den man überquert, um weiter zur Tilisunahütte zu gelangen.
    Ein anderer Weg zum Schwarzhornsattel führt über den Mittagsspitzsteig; diesen habe ich in meinem Beitrag über die Tschaggunser Mittagsspitze beschrieben. Das Panorama-Foto, das ihr in dem Wikipedia-Artikel über die Tilisunahütte seht, zeigt sehr schön den Kamm, auf dem dieser Steig verläuft – und auch die Mittagsspitze selbst mit ihrer steilen Ostwand sowie den Tilisunasee.

    Vom Schwarzhornsattel her ist der Weg zur Tilisunahütte leicht und problemlos. Der Blick zurück von diesem Wegstück zeigt noch einmal den Gipfelaufbau der Tschaggunser Mittagsspitze (links davon in der Ferne die Rote Wand):


    Wer nicht herumgetrödelt hat, kann ohne weiteres zur Mittagszeit an der Tilisunahütte sein und dort erst einmal Pause machen. Dann reicht die Zeit am Nachmittag noch leicht für die Besteigung der Sulzfluh (oder die Rückkehr). Wenn man allerdings auf die Sulzfluh UND noch am gleichen Tag wieder zurück nach Tschagguns wollte, müßte man schon reichlich früh aufstehen und/oder sehr flott marschieren.

    Ich war bei meinem Ausflug nach Besteigung der Tschaggunser Mittagsspitze über den Mittagsspitzsteig gekommen und wollte dann nur noch weiter auf die Sulzfluh, um anschließend auf der Tilisunahütte zu übernachten. Das ging auch problemlos so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

    Irgendwie kursiert unter Wanderern die Meinung, daß der Weg von der Tilisunahütte zur Sulzfluh schwierig und sogar riskant sei; „ausgesetzt“ und Ungemach hervorrufend. Das kann ich nicht recht nachvollziehen. Dieser bescheidene Beitrag von mir hat auch zum Ziel, solche Verunsicherung abzubauen, indem er den weiteren Weg zur Sulzfluh mit Worten und Bildern beschreibt.

    Von der Tilisunahütte weiter in Richtung Sulzfluhgipfel ist es zunächst einmal ein leicht zu begehender Wiesenweg. Er ist links unten auf dem folgenden Foto sichtbar:

    Ihr seht auch klar die Tilisunahütte sowie den kleinen Tilisunasee. Über den kleinen Sattel links davon bin ich am folgenden Tag abgestiegen – das ist der steilere der beiden Wege durch das Gampadellstal, westlich am Seehorn vorbei (siehe Text weiter oben).

    Die Matten grenzen mit einer bemerkenswerten Abruptheit an das Kalkgestein der Sulzfluh. Von links unten im folgenden Foto schlängelt sich ein Wanderweg zum „Tilisunafürggle“, einem Paß, der in die Schweiz führt und der links der Bildmitte zu sehen ist.


    Auch der weitere Weg zum Sulzfluhgipfel erreicht natürlich bald dieses Kalkgestein. Die Route ist ab hier mit Steinmännchen markiert (neben der normalen Farbmarkierung, die aber mangels Bäumen nur auf dem Felsboden aufgemalt ist und deshalb bereits beim geringsten Schneefall unsichtbar wird).

    Auch mit dieser Art von Weg sollte niemand ein Problem haben.

    So geht es dann weiter über das Kalkplateau in Richtung Gipfel. Durch Auswaschung des Kalks sind an zahlreichen Stellen Löcher und kleine Höhlen entstanden; man schaue also, wo man hin tritt!


    Das Kalkplateau senkt sich dann zu einem kleinen Paß, bevor es wieder weiter nach oben geht. Auf dem Paß ist eine Weggabelung; der rechte Weg ist in weiß-blau-weiß als „anspruchsvoller Wanderweg“ markiert, aber zum Sulzfluhgipfel geht es nach links auf dem weiß-rot-weiß markierten leichten Wanderweg. Ob die Steinböcke immer dort warten, um verunsicherten Wanderern bei der Wegfindung zu helfen, weiß ich nicht. Als ich ankam, waren sie jedenfalls da, aber ich brauchte ihre Hilfe sowieso nicht.


    Das Gelände wird dann langsam steiler, aber der Weg ist immer noch problemlos.

    Hier begegnete ich einer Familie, die den Weitermarsch abgebrochen hatte, weil die Mutter Bedenken hatte, daß der Abstieg über die vielen kleinen Steine unangenehm werden könnte (Ausrutsch-Gefahr). Ganz unsinnig ist das nicht: man muß auf dem Abstieg schon etwas vorsichtig sein und kleine Schritte machen, sonst sitzt man womöglich plötzlich auf dem Hosenboden. Wirklich gefährlich wäre aber auch das höchstwahrscheinlich nicht (außer für den Stoff der Hose).
    Rechts oberhalb meines Trekkingstocks seht ihr eine Wegmarkierung: weiß-rot-weiß. Ab hier führt der Weg hin und wieder über Felsstufen (ihr seht sie im Bild), aber auch die fand ich nicht gefährlich. Das „Erklimmen“ dieser Felsstufen ist meines Erachtens vergleichbar dem „Erklimmen“ eines Zentralheizungskörpers auf dem „Weiterweg“ zum Fensterbrett. Man ist hier nicht wirklich „ausgesetzt“ (abgesehen von der Exponiertheit gegenüber Wind und Regen).

    So gelangt man auf das Plateau, das letztlich zum Gipfel hinauf führt. Weiterhin ist der Weg auch durch Steinmännchen klar gekennzeichnet – man kann sich eigentlich nicht verirren, wenn nicht ganz dichter Nebel herrscht.



    Stellenweise führt die Wegmarkierung ziemlich nah an den östlichen Steilabfall zum Schweizer Gebiet heran. Da man ja aber auf einem großen Plateau ist, kann man auch genauso gut einige Meter neben der Markierung her gehen und so den gewünschten Sicherheitsabstand zu diesem Steilabfall einhalten. Der eindrucksvolle Blick hinunter bleibt einem auch aus ein paar Meter Abstand.



    Im August 2014 waren auf dem Plateau noch einige kleine Schneefelder. Mit wasserdichten Bergstiefeln ausgerüstet, habe ich diese problemlos geradewegs überquert. Alternativ hätte ich sie auch auf trockenem Gelände umgehen können, was in keinem Falle mehr als 100 m Umweg gewesen wäre.


    So erreichte ich dann den Gipfel und genoß, trotz des recht wolkigen Wetters, die Ausblicke nach Nordwesten ...


    ... Westen ...


    ... und Osten:


    Ich war ab Tilisunahütte (ohne Hetzerei, aber auch ohne Bummeln) rund zwei Stunden unterwegs gewesen. Den Rückweg trat ich auf derselben Route an und war so (mit 20 Minuten Pause auf dem Gipfel) nach vier Stunden wieder an der Tilisunahütte. Dort begann es auch bald wieder zu regnen – schließlich war das der Sommer 2014, der wohl noch in die meteorologischen Geschichtsbücher eingehen wird.

    Am kommenden Morgen wanderte ich zurück nach Latschau, und zwar, wie schon gesagt, über den kurzen Weg am Tilisunasee vorbei und dann steil hinunter. Das zunächst alles im Nebel (daher keine Fotos) und über sehr matschige Wege – kein echtes Vergnügen, aber was soll´s ...

    Schließlich erreichte ich die Untergrenze der Wolken. Hier die Stelle, wo der Bergwanderweg (weiß-rot-weiß markiert) auf den leicht zu begehenden Fahrweg nach Latschau (gelb-weiß markiert) trifft.


    Na, und so ging es denn weiter bergab, auf einem unspektakulären Fahrweg, aber doch mit schöner Aussicht auf das gegenüber liegende Bartholomäberg:



    Vom Ausgangspunkt Grabs zum Zielpunkt Latschau (beide sind im Grunde austauschbar) war ich also anderthalb Tage unterwegs gewesen; mit der Brechstange hätte ich es auch schneller geschafft, aber das muß ja nicht sein. Jedenfalls kann ich diese Tour wirklich empfehlen und meine, niemand muß da Bedenken haben. Man kann auf dem Weg zum Sulzfluhgipfel ja jederzeit problemlos umkehren (aus welchen Gründen auch immer), denn an keiner Stelle ist der Rückweg schwieriger als der Hinweg. - Also: auf zur Sulzfluh!
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 15.12.2021, 07:54.

  • OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
    • 382
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [AT] Montafoner Berge 4/6 – Sulzfluh

    Beim "Blättern" in älteren Fotos habe ich ein Bild gefunden, das ich bereits 2010 aufgenommen hatte. Es zeigt die Sulzfluh von Nordwesten her gesehen, von der Golm aus.



    Ihr seht, wie gleichmäßig und relativ flach das Gefälle ist - wirklich nicht furchterregend. Man muß sich nur von den Steilabfällen fern halten, aber das kann man ohne jede Schwierigkeit.

    Die kleine Einsattelung, wo ich die Steinböcke gesehen habe, ist gut zu erkennen. Der eigentliche Gipfel der Sulzfluh ist die linke der drei hohen Erhebungen auf diesem Bild. Man erreicht den Gipfel nach einem Schlenker, der einen zunächst weiter nach rechts führt.

    Die Sulzfluh ist meiner Meinung nach der schönste Wanderberg des Montafons.

    Kommentar

    Lädt...
    X