[SE] Mittsommer im Vålådalen

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  • Vintervik

    Fuchs
    • 05.11.2012
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    [SE] Mittsommer im Vålådalen

    Tourentyp
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    Mitreisende
    1. Tag, 20. Juni 2014.

    Für das diesjährige Mittsommerwochenende war wie vergangenes Jahr eine kleine Wandertour im Jämtlandsfjäll angedacht. Zusammen mit einem Freund, der mitlaufen wollte, überlegte ich während des Frühjahrs, welche Route wir gehen könnten.
    In Anbetracht des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens – da wir beide keinen Urlaub nehmen konnten, wollten wir Donnerstag abend mit dem Nachtzug von Stockholm wegfahren und Montag morgen wieder zuück sein – entschieden wir uns von Vålådalens Fjällstation aus in Richtung Westen zu gehen, zunächst zur Stensdalsstuga, dann weiter hoch nach Gåsen, in der Hoffnung von dort wieder eine tolle Aussicht nach Westen auf Sylarna und Helags zu haben, und von dort nach Storulvån, um mit Sauna und Abendessen abzuschliessen.

    So sollte es dann aber nicht kommen. Zwei Tage vor dem Tourstart deutete es sich an, dass das Wetter am Mittsommerwochenende in den höheren Lages des Jämtlandsfjäll recht bescheiden werden solle. Ein letzter Check am Vormittag des Abfahrtstag versprach für das Wochenende für höhere Lagen mehr als 10 cm Neuschnee und starken Westwind mit Windböen mit bis zu 20 m/s. Diesem Wind und Schnee würden wir vor allem ab dem zweiten Tag im kalfjäll ständig frontal ausgesetzt sein, da wir ihm genau entgegen gehen würden, und das wäre nicht so richtig das gewesen, was wir uns unter einer entspannten Wochenendtour vorgestellt hätten.

    So wurde dann kurzfristig beschlossen, die Route zu ändern. Anstatt nach Gåsen hochzugehen, entschieden wir uns, von Vålådalen zu den Vålåstugorna zu gehen, von dort nach Lunndörren, und wieder zurück nach Vålådalens Fjällstation. So würden wir meist den Wind von der Seite oder von hinten haben und entlang oder unterhalb der Baumgrenze gehen, was mehr Schutz vor dem Wetter versprach. Eigentlich war ich recht neugierig darauf, die neue Stensdalsstuga, die gerade fertig geworden war, zu sehen, aber der Entschluss zur Routenänderung würde sich dann später noch als sehr gut herausstellen.

    Der Bus von Storulvån nach Duved am Sonntag abend wurde also wieder abgebucht, und abends stiegen wir in den Nachtzug, um am nächsten Morgen in Undersåker auszusteigen. Hier wartete das vorgebuchte Taxi, das uns zur Vålådalens Fjällstation fuhr. Die Taxifahrerin sagte uns, dass wir wohl nicht das besste Wetter haben werden, und schon unterwegs fuhren wir durch den ersten Schneeschauer. Bei der Ankunft an der Station baten wir sie, uns Sonntag abend wieder abzuholen, und gingen anschliessend in die Fjällstation, um zu frühstücken.
    Die Fjällstation hatte eigentlich noch geschlossen, aber ich hatte vorher mal angefragt, ob es möglich wäre, ein kleines Frühstück zu bekommen. Als Antwort kam, dass das kein Problem sei, da sie über Mittsommer sowieso zwei Gruppen da hätten, wir sollten einfach kommen und im Restaurant bezahlen. Absolut prima. Die Gruppen stellten sich dann als Konfirmanden aus einer Gemeinde eines Stockholmer Vorortes raus.

    Nach dem Hinweis hier im Forum fragte ich dann noch, ob sie wüssten, dass sie Brücke südwestlich der Vålåstugorna Opfer der Schneeschmelze geworden sei. Das wussten sie nicht, und sie wollten Länsstyrelsen Bescheid geben.

    Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf in Richtung Vålåstugorna, eine Strecke von 20 km. Wir hatten dennoch einigermassen Glück mit dem Wetter, es war kühl, aber doch recht sonnig, ab und an zog mal ein kleiner Schnee- oder Graupelschauer durchs Vålådalen. Von der Station in Richtung Südosten sahen wir Anarisfjällen, der Stor-Anahögen war um den Gipfel rum mit Neuschnee gepudert. Richtung Westen sahen wir Lill- und Storstensdalsfjällen, die aber neben Altschneefeldern an den Hängen nur ganz wenig Neuschnee auf den Gipfeln hatten.

    An der Fjällstation laufen einige Wege aus allen Teilen des Vålådalen zusammen, entsprechend gross ist der Wegweiser am Kreuzungspunkt.


    Wegweiser an Vålådalens Fjällstation

    Der Weg führte in den Wald hinein und zunächst nördlich des Vålån nach Westen. Mit Mücken hatten wir wegen der kühlen Temperaturen kein Problem.
    An einem kleinen Abhang bekamen wir einen schönen Blick nach Westen, jetzt liessen sich auch ein paar Gipfel der Bunnerfjällen weiter im Westen sehen, die deutlich mehr Neuschnee hatten.


    Blick Richtung Westen. Links Lillstensdalsfjället, rechts Storstensdalsfjället. In der Ferne Bunnerfjällen.


    Der Winterweg zweigt vom Sommerweg ab.


    Wegstück auf einer grösseren Lichtung. Im Hintergrund Lillstensdalsfjället und ein namenloser Ausläufer der Smällhögarna.

    Auf dem weiteren Weg kam uns ein Schwede entgegen, der von den Stensdalsstugorna kam. Er wollte eigentlich auch nach Gåsen hoch, allerdings hat er sich wegen der schlechten Wetterprognose zum Umkehren entschlossen. Nach ein paar Kilometern bekamen wir den ersten Schneeschauer ab, was aber eigentlich kaum störte. Im Gegenteil, wir fanden ein bisschen Schnee wesentlich angenehmer, als wenn stattdessen Regen gefallen wäre. So konnte die Regenhose im Rucksack bleiben. Der Weg führte dann an den Vålån heran, den wir nach ca 6 km mit einer Brücke überquerten.


    Vålån

    Nach der Brücke führte der Weg zunächst abwechselnd über grössere Wiesen bzw. Moorflächen und im Wald. Am Rand einer Wiese nah an einem Bach fanden wir dann auch einen guten Platz für unsere Mittagspause. So wie der Platz aussah, waren wir nicht die Ersten, die hier Rast gemacht haben, es war ein idealer Zeltplatz.


    Grössere Lichtung im Wald. Im Hintergrund Lillstensdalsfjället.

    Ca 2,5 km nach der Brücke begann der Anstieg östlich des Lillstensdalsfjället, der uns bis über die Baumgrenze auf 900 m führen sollte. Unterwegs fielen uns diverse z.T. sehr hohe Ameisenhügel auf. Einen habe ich mal zum Grössenvergleich mit einem meiner Wanderstöcke fotografiert. Aus Ameisensicht muss sowas ein Wolkenkratzer sein...


    Ameisenhaufen.

    Es war ein sehr angenehmer Anstieg, und je höher wir kamen desto mehr merkte man, dass die Vegetation sich typisch änderte. Unten im Tal ein Mix aus Kiefern und Birken, hier oben zum Schluss wie üblich nur noch Birken, die schliesslich nur noch vereinzelt standen. Oben angekommen bot sich uns eine tolle Aussicht sowohl nach Westen in Richtung Stensdalen, nach Nordost bis Südost über ganz Vålådalen, sowie nach Süden in unsere Wegrichtung. Dort sahen wir von Weitem schon den Vålåvalen und die dahinterliegenden Gråsjöfjäll und Vålåsjöfjäll. Die Aussicht begeisterte, mit sowas hatten wir bei Sonnenschein fast nicht gerechnet.


    Panorama Richtung Westen (Stensdalen).


    Blick Richtung Osten über Vålådalen


    Blick Richtung Süden. Mitte links Vålåvalen, dahinter Gråsjöfjället und Vålåsjöfjället.

    Dann bot sich uns aber ein interessantes Schauspiel. Von Westen her zog ein grösserer Schnee/Graupelschauer heran, und wir hofften, dass er im Norden an uns vorbeiziehen würde. Das sah auch zuerst so aus. Die gute Fernsicht, die wir bis dahin hatten, wich allerdings innerhalb von ca zehn Minuten einer grauen Wand. Dann kam der Schnee allerdings über über den westlich von uns liegenden Bergausläufer herüber, und es schneite. Die Tatsache, dass Mittsommer war und wir eben noch in der Sonne standen, es allerdings jetzt auf einmal weiss um uns rund wurde, liess das alles etwas surreal erscheinen. Zusammen mit dem Schnee/Graupel kam etwas stärkerer Wind auf, den wir allerdings von hinten hatten, insofern störte uns der Schauer wenig. Als wir uns mal testweise umdrehten und uns frontal in den Wind stellten, waren wir uns einig, dass die Routenänderung ein guter Beschluss war, denn die feinen Hagelkörner in Verbindung mit dem Wind schmerzten ziemlich im Gesicht. Das hätten wir dann doch nicht auf dem anderen Weg haben wollen.

    Sobald der Schauer vorüber war, standen wir in einer weiss gepuderten Landschaft, die allerdings fast genauso schnell wieder grün würde, wie sie weiss geworden war.


    Es schneit.


    Direkt nach dem Schneeschauer.


    So schnell der Schnee kam, genauso schnell war er wieder weg. Blick Richtung Süden.

    Nachdem wir auf die Höhe von 900 m gekommen waren, verblieb der Weg bis zur Hütte auf dieser Höhe und liess sich sehr angenehm laufen. Schneeschauer und Sonne wechselten sich jetzt ständig ab, bis wir gegen 17h an den Vålåstugorna ankamen.
    An der Haupthütte setzten wir draussen erst mal unsere Rucksäcke ab und verschnauften kurz, dann kam Stugvärdin Linda heraus und begrüsste uns mit „Willkommen und Frohe Oster... ääh nee Quatsch, frohes Mittsommer natürlich! Bei dem Wetter denkt man nur irgendwie nicht an Mittsommer...“

    Drinnen in der Hütte bekamen wir erst mal den STF-typischen jordgubbssaft, und wir schnackten eine Weile mit Linda und einem Pärchen, das von Süden hochgekommen war und in der Hütte gerade beim Abendessen war. Dabei kam das Gespräch auf die weggespülte Brücke. Das Pärchen war an der Stelle, an der die Brücke stand, gefurtet, was wohl recht anstrengend war, da der Härjångsån recht viel Wasser führte. Linda hatte sich die Stelle auch schon vor Ort angesehen und Helags mitgeteilt, dass die Brücke weg war.

    Das Pärchen verschwand dann nach einiger Zeit wieder nach draussen, um sich einen Zeltplatz zu suchen, und wir widmeten uns dem Abendessen – es war Mittsommer, und natürlich hatten wir Kartoffeln und Sill mitgenommen. Linda gesellte sich mit ihrem Abendessen zu uns, und während wir schnackten, sahen wir plötzlich aus dem Fenster raus zum Gruvsmällen rüber, wie ein seltsam wirbelnder „Nebel“ den Berghang „herunterwaberte“. Kurz darauf war der „Nebel“ bei uns an der Hütte, es schneite in dicken Flocken und wollte nicht mehr aufhören. Nach ca einer Dreiviertelstunde wurde es etwas weniger, und draussen war es recht weiss geworden. Dank 0 Grad Aussentemperatur blieb der Schnee liegen. Wir gingen alle drei mit Kameras raus, da Neuschnee an Mittsommer für jeden eine Premiere war.


    Vålåstugorna im Schnee.

    Nach einer weiteren guten Viertelstunde war der Spuk vorbei, und die Sonne kam langsam wieder hervor und zeigte eine schöne winterliche Mittsommerlandschaft.


    Kurz nach dem Schnee. Die Sonne kommt wieder durch und der Gruvsmällen ist wieder zu erkennen.


    Gruvsmällen (rechts) und Härjångsfjällen (links).


    Vålåstugorna im Schnee. Blick nach Südosten.
    Zuletzt geändert von Vintervik; 27.07.2014, 13:37. Grund: Bildergänzung

  • LapplandJens
    Erfahren
    • 23.04.2007
    • 288
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    #2
    AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

    Schöner Bericht mit ganz speziellen Fotos mit dem Schnee. Für mich besonders interessant, weil ich Mitte September eine Woche dort sein werde.
    Kleine logistische Frage: war das Taxi von Stefans Taxi? Oder gibt es da noch andere Alternativen?

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    • Vintervik

      Fuchs
      • 05.11.2012
      • 1929
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      #3
      AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

      Zitat von LapplandJens Beitrag anzeigen
      Kleine logistische Frage: war das Taxi von Stefans Taxi? Oder gibt es da noch andere Alternativen?
      Das Taxi habe ich über Stefans Taxi gebucht, allerdings war das Taxi an sich von Åredalens Taxi. Die Taxifahrerin sagte uns, dass Stefan Hansson wohl seine Firma niederlegt und das Taxigeschäft an Åredalens Taxi abgibt.
      Ich habe eben mal im Netz geschaut, die website von Stefans Taxi existiert nicht mehr, man wird auf Åredalens Taxi weitergeleitet.

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      • andrea2
        Dauerbesucher
        • 23.09.2010
        • 944
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

        Oh wie schön, wieder ein Vålådalenbericht. Schnee hat schon was, auf den Bildern schaut es wunderschön aus, zum Wandern kann man drauf verzichten.

        Wahnsinn, wie sich die Natur entwickelt. Als wir vier Wochen früher dort entlang liefen waren die Birken noch kahl, die Sträucher und das Gras mehr braun als grün. Dafür hatten wir das Wetter, das eher zu Mittsommer paßt.

        Ich muss meinen Bericht auch endlich mal fertig machen, angefangen ist er ja schon, aber jetzt hängt es noch an den Bildern.

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        • Mika Hautamaeki
          Alter Hase
          • 30.05.2007
          • 3979
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          #5
          AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

          Coole Bilder. Schnee an Mittsommer, genial!
          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
          A. v. Humboldt.

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          • Vintervik

            Fuchs
            • 05.11.2012
            • 1929
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

            2. Tag, 21. Juni 2014

            Der nächste Morgen zeigte leider nicht den schönen Sonnenschein des vorherigen Abends. Der gefallene Schnee war teilweise geschmolzen, aber es war nach wie vor noch relativ weiss um die Hütte rum. Wir liessen uns Zeit mit Frühstück und packen, erst gegen 10:30 machten wir uns auf den Weg in Richtung Lunndörren.

            Den Weg war ich zwei Jahre zuvor schon einmal alleine in umgekehrter Richtung gegangen, ich erinnerte mich, dass zuerst ein etwas steiniges Stück kommen sollte, und wir dann auf über grösseres Moorstück bis runter zum Vålån gehen würden. Etwa einen Kilometer von der Hütte entfernt fing es wieder an zu schneien, allerdings war der Schnee jetzt feuchter als gestern.

            Da es insgesamt an diesem Tag bergab gehen würde, gingen wir davon aus, dass der Schnee im Laufe der Etappe in Schneeregen bzw. Regen übergehen würde. Als wir am Anfang des Moorstückes ankamen, sahen wir leider nicht viel von der eigentlich tollen Kulisse, die man von hier aus bei schönem Wetter geboten bekommt, nämlich die Sicht auf Gråsjöfjället und Vålåsjöfjället, mit dem davorliegenden Zusammenfluss von Gråsjöån und Vålån. Stattdessen wieder ein weiss-grauer Schleier.


            An der Grenze zum ersten Moorstück. Im Hintergrund der Hang des Gråsjöfjället.

            Der Weg führte über Bohlen durch das Moor bis an den Vålån, folgte diesem an dessen Ufer, um dann wieder über eine Wiese etwas vom Fluss weg in den Wald zu führen. An Waldrand trafen wir auf die erste Gruppe Rentiere. Sie waren gut 50 Meter entfernt und liessen sich nicht von uns stören.


            Die erste Gruppe Rentiere.

            Der Weg führte dann etwas bergauf durch den Wald zur Brücke über den Vålån. Über diese Brücke gingen wir einzeln drüber, da sie etwas mehr als gewohnt zum Schwingen neigt, und man in der Mitte etwas vorsichtig sein musste.


            Brücke über den Vålån östlich der Vålåstugorna.


            Birkenwald nach der Brücke.

            Es ging anschliessend durch einen Birkenwald mit „Blaubeerboden“ bis zu einer weiteren Moorfläche, die zu queren war.
            Hier trafen wir auf die zweite Gruppe Rentiere. Diese fanden uns aber anscheinend nicht ganz geheuer. Sie kamen ca 50 Meter vor uns zu unserer Rechten aus dem Wald raus und wollten unseren Weg kreuzen, aber anscheinend waren wir zu nah. Mitten auf dem Weg blieben sie stehen, schauten uns an, schauten sich gegenseitig an, schauten uns wieder an, und liefen dann wieder in den Wald hinein, von wo sie gekommen waren. Hätte man Ihr Grunzen deuten können, wäre wahrscheinlich „Den beiden da kann man nicht trauen. Lasst uns zurück in den Wald gehen, da ist es sicherer.“ herausgekommen. Wir sahen dann, dass sie im Wald stehen blieben, und wir gingen über das Moorstück an ihnen vorbei. Als wir dann wieder in „sicherer“ Entfernung waren, kamen sie aus dem Wald zurück und überquerten die Stelle. Vielleicht war ihnen meine orange Jacke suspekt...


            "Nee, denen trauen wir nicht".


            "Lieber wieder zurück in den Wald".


            "Ok, jetzt sind sie vorbei und in sicherer Entfernung, dann können wir rüber".

            Die Moorgebiete auf dieser Etappe waren allesamt noch sehr feucht, auch wenn man über Bohlen ging, waren diese teilweise leicht im Wasser, und man musste darauf achten, auf dem Holz nicht auszurutschen. Es standen allerdings sehr viele Hjortron (Moltebeeren) in der Blüte, was in mir den Gedanken aufkeimen liess, vielleicht an einem Sommerwochenende noch mal herzukommen.

            Etwa zwei Kilometer nach der Brücke über den Vålån wartete die nächste Brücke über den Tronnån. Auf der anderen Seite des Flusses entschieden wir uns, im Wald eine Mittagspause zu machen. Wir hatten zwar noch nicht die Hälfte der Etappe hinter uns, aber ich erinnerte mich, dass der Weg für die nächsten Kilometer an bzw leicht oberhalb der Baumgrenze verlaufen würde und somit nicht so viel Schutz für eine Pause bieten würde. Das Wetter hatte sich leider nicht gebessert, dafür war der Schnee in Schneeregen übergegangen.

            Die nächsten Kilometer verliefen entlang der Trondfjällen über meist moränenartigen Untergrund, der ab und an von feuchten Stellen unterbrochen wurde. Am Hang der Trondfjällen sahen wir wieder einige Rentiere. Über den Gipfeln der Trondfjällen lagen dichte Wolken, und wir sahen, dass die Schneegrenze nicht so viel weiter höher als der Weg lag. Der Schneeregen kam jetzt nur noch in Schauern runter, aber zum Glück von hinten dank Westwind.


            Blick vom Weg zu den Trondfjällen hoch.

            Nach einigen Kilometern führte der Weg wieder bergab über recht feuchtes Gebiet in den Wald. Hier verlief der Weg auf auf Bohlen, und durch die hohe Feuchtigkeit war wieder auf die Balance auf den Bohlen zu achten.


            Der Weg kurz vor dem feuchten Stück bergab zum Waldrand.

            Nach ca zwei Kilometern im Wald kam die Brücke über den Lunndörrsån, der aus dem Lunndörrental herausfliesst. Von hier war die Lunndörrenhütte nur noch ca 3 km entfernt. Der Schneeregen war mittlerweile in Regen übergegangen, und wir freuten uns schon auf die Sauna an der Hütte. Zunächst ging es nach der Brücke wieder in den Wald und gut 80 Höhenmeter bergauf. Anschliessend musste noch ein Moorgebiet gequert werden, die Flagge der Hütte konnten wir aber schon sehen. Von dem Moorgebiet aus kann man normalerweise etwas ins Lunndörrental reinschauen, aber auch hier war das meiste, was wir sahen, eine weisse Wand.


            Blick vom Weg in Richtung Lunndörrental.

            Ein kleines Bachtal wurde noch durchquert, dann standen wir an der Hütte, wo Stugvärdin Anna uns begrüsste. Zuerst gab es warmen jordgubbssaft, der nach dem nasskalten Wetter genau das Richtige war. Dann wurde noch ein Folköl (3,5%) für die Sauna gekauft und es ging ab ins Warme. Die Sauna in Lunndörren ist übrigens frisch renoviert.
            Anna erzählte uns nach der Sauna, dass sie mit Gåsen über Funk gesprochen hätte, und dass dort gut 10 cm Schnee gefallen wären.

            Anschliessend ging es ans Abendessen, Risotto stand auf dem Speiseplan. Bei den Vålåstugorna hatte ich schon bemerkt, dass ich den Parmesan für das Risotto im Kühlschrank zu Hause in Stockholm vergessen hatte. Dankenswerterweise hatte uns Linda ein Stück ihres Vorrates abgegeben, da sie sagte, sie könne das eh alles nicht in der Zeit, in der sie da ist, essen, und dank dieses Parmesans wurde es ein gutes Risotto.
            Linda, om du kanske någon gång läser det här: Tack så jättemycket för denna parmesanbit, utan den hade vårt risotto inte blivit något bra, och vid middagen skålade vi för dig!

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            • Kuoika
              Erfahren
              • 23.08.2012
              • 471
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

              Fint!!!
              So ein Midsommar hat schon was. Schön, dass wir nicht die einzigen waren, die Kartoffeln mitgeschleppt haben.
              Vielleicht schaff ich´s vor der nächsten Abfahrt auch noch, meinen Midsommarbericht zu basteln.

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              • eisen
                Erfahren
                • 03.10.2005
                • 331
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                Sehr schöne Fotos! Die Nebel- und Regenbilder gefallen mir besonders. Mit welcher Kamera hast Du fotografiert? Ist das HDR von Hand oder automatisch? Finde ich genau richtig.

                Grüße, Eisen

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                • Vintervik

                  Fuchs
                  • 05.11.2012
                  • 1929
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                  Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                  Sehr schöne Fotos! Die Nebel- und Regenbilder gefallen mir besonders. Mit welcher Kamera hast Du fotografiert? Ist das HDR von Hand oder automatisch? Finde ich genau richtig.
                  Danke!
                  Das sind allerdings keine HDR-Bilder mit Mehrfachbelichtung.
                  Alle Bilder sind Einzelbelichtungen, im raw-Format fotografiert und in Lightroom bearbeitet/entwickelt.
                  Einige Bilder sind mit Polfilter fotografiert. Die Kamera ist eine Canon EOS 550D, mit Canon 10-22 oder Sigma 17-70 davor.

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                  • Prachttaucher
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 21.01.2008
                    • 11905
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                    Danke für den schönen Bericht. Ich hab´s bisher immer noch nicht in die Ecke geschafft. Irgendwie hält sich bei mir hartnäckig das Vorurteil "blos nicht im Juni/ Juli ins Fjäll" : Zu hohe Wasserstände, zu viel Schnee, zu viele Mücken/ Knots. Wenn man die richtige Strecke geht, kann man aber vielleicht einigen Problemen ausweichen ?

                    Bist Du denn öfters um diese Zeit (oder etwas später) für ein paar Tage unterwegs ?

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                    • Vintervik

                      Fuchs
                      • 05.11.2012
                      • 1929
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                      Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                      Danke für den schönen Bericht. Ich hab´s bisher immer noch nicht in die Ecke geschafft. Irgendwie hält sich bei mir hartnäckig das Vorurteil "blos nicht im Juni/ Juli ins Fjäll" : Zu hohe Wasserstände, zu viel Schnee, zu viele Mücken/ Knots. Wenn man die richtige Strecke geht, kann man aber vielleicht einigen Problemen ausweichen ?

                      Bist Du denn öfters um diese Zeit (oder etwas später) für ein paar Tage unterwegs ?
                      Öfters ist jetzt vielleicht etwas viel gesagt, war dieses Jahr das zweite Mal zu Mittsommer (aber ab zwei Mal kann man ja schon von Tradition sprechen ), aber bestimmt nicht das letzte Mal. Da das Mittsommerwochenende in Schweden ein langes Wochenende ist, eignet es sich das ganz gut für so eine Kurztour, und im Jämtlandsfjäll ist das durch relativ viele Ein- und Ausstiegsorte und der "Nähe" zu Stockholm recht gut möglich.

                      Man muss dann halt schauen, dass man ein paar Infos bekommt, wieviel Schnee im Winter runtergekommen ist, wie die Temperaturen und Regenmenge während des Frühjahrs war und wie in etwa die aktuelle Lage ist. Helags z.B. hat eine webcam, da konnte man die Schneelage etwas abschätzen. Da sie dieses Jahr bis knapp zwei Wochen vor Mittsommer noch Schnee an der Station hatten, war davon auszugehen, dass in den höheren Lagen noch einige Schneefelder vorhanden waren und noch einiges Wasser in Flüssen/Bächen sein würde. Dann muss man halt event. schauen, dass man Routen wählt, wo keine beschwerlichen Furten vorhanden sind und die Wege in höheren Lagen nicht so sehr an Nordhängen verlaufen, oder ob es möglich ist, dieses zu umgehen. Und da findet man schon was.
                      Und zu Mittsommer fängt ja auch die Saison für die Hütten an, es gibt schon einige, die so eine kleine Tour dort machen.

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                      • Prachttaucher
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 21.01.2008
                        • 11905
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                        Danke - und mögliche Mückenplagen schrecken Dich nicht ab ?

                        Du bekommst sicher oft zu hören, daß Du zu beneiden bist....

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                        • Vintervik

                          Fuchs
                          • 05.11.2012
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                          #13
                          AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                          Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                          Danke - und mögliche Mückenplagen schrecken Dich nicht ab ?
                          Dieses Jahr hatten wir nur sehr wenige, es war einfach zu kalt. Letztes Jahr war das etwas anders, aber für sowas gibt es dann Mygga.

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                          • Vintervik

                            Fuchs
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                            #14
                            AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                            3. Tag, 22. Juni 2014.

                            Den gestrigen Tag waren wir insgesamt bergab gegangen, die Lunndörrstugan liegt etwa 100 m niedriger als die Vålåstugorna, und gestern war die Vermutung, dass der Schnee in Regen übergeht, was tagsüber auch stimmte.
                            In dieser Nacht bekamen wir in Lunndörren aber auch 5cm Neuschnee. Am morgen war dann schon wieder einiges weggeschmolzen, aber die Berge rundherum sahen definitiv weisser aus als an beiden Tagen zuvor. Und es kam wieder unsere Routenänderung in den Sinn. Gåsen liegt etwa 300 m höher als Lunndörren. Wie es dort oben jetzt wohl aussehen mag?


                            An der Lunndörrstuga morgens kurz vor dem Aufbrechen: der "Hausberg" Saanta, jetzt schneebedeckt.

                            Der gestrige Tag musste in höheren Lagen schon recht weiß gewesen sein. Eine Gruppe schwedischer Fjälläufer, die wir schon auf der Hinfahrt im Nachtzug getroffen hatten, war mit wenig Gepäck und in Laufkleidern zuerst nach Anaris gelaufen, und am nächsten Tag über das Hällådalen nach Lunndörren. Sie erzählten uns, dass es oben auf dem Pass nach dem Hällådalen wohl weiß, stürmisch und sehr kalt war. Aber sie hatten es nach Lunndörren geschafft, und wollten heute genau wie wir wieder nach Vålådalen runter. Wir gingen den direkteren Weg, sie machten im Lauftempo einen Umweg über die Pyramiden am Issjödalen. Trotz des längeren Weges für sie nahm ich an, dass sie wegen des Tempos vor uns in Vålådalen sein würden.

                            Das Wetter war morgens noch bescheiden, dichte Wolken hingen immer noch über den Bergen und es nieselte. Aber plötzlich riss es auf und blauer Himmel zeigte sich. Der Nieselregen hörte auf, und wir machten uns auf den Weg. Wir würden wieder insgesamt einiges bergab gehen, Vålådalens Fjällstation liegt 200m tiefer. Ein Pärchen aus Östersund ging gleichzeitig mit uns los, sie zogen aber etwas schneller von dannen. Sie waren zwei Tage zuvor von Vålådalen hochgekommen und sagten uns, dass auf dem Weg viele Sturmschäden noch nicht beseitigt wären und einige Bäume über dem Weg lägen.

                            Der Weg führte abwechselnd durch Wald und offenere Stücke. Dort wo der Weg offener und z.T. etwas höher lag, konnten wir durch das besser gewordene Wetter etwas in die Ferne sehen, sowohl Richtung Trondfjällen als auch in Richtung Vålåvalen und Smällhögarna, von wo wir am Vortag gekommen waren. Der Vålåvalen hatte erstaunlicherweise keine Schneehaube, allerdings ist er auch etwas niedriger, alle anderen Berge waren weiß.


                            Blick Richtung Smällhögarna und Vålåvalen (links ohne Schnee).


                            Blick Richtung Ottfjället. Ein Fleck Sonnenlicht lässt den Schnee strahlen.


                            Blick zurück Richtung Trondfjällen.


                            Blick Richtung Ottfjället. Rechts ohne Schnee der Middagsvalen.

                            Nach einigen Kilometern merkte man, dass die Waldvegetation sich wieder änderte. Der Wald wurde dichter, und Kiefern gewannen wieder Oberhand. Und jetzt kamen wir auch an einigen Bäumen vorbei, die umgestürzt über den Weg lagen. Anna, die stugvärdin von Lunndörren, hatte gesagt, dass die Sturmschäden schon bei einer Telefonkonferenz mit Länsstyrelsen angesprochen wurden, und es bald wohl mit dem Aufräumen los ginge. Die allermeisten Bäume liessen sich gut umrunden, bei ein paar musste man etwas drüberklettern, aber insgesamt kein Problem.
                            An einer sehr feuchten Stelle, wo der eigentliche Weg auch über Bohlen ging, lag ein Baum quer über den Weg, und wir suchten uns den Weg drum herum. Der Boden war mit Moos bewachsen und gab guten Halt, bis ich auf einmal auf ein Stück trat, dass schwammig nachgab. Es fühlte sich an, als wenn unter dem Moos eine riesige Wasserblase wäre. Noch rechtzeitig genug zog ich den Fuss wieder zurück, das Moos hatte zum Glück gehalten.

                            Der Wald wurde nun immer mehr von moorigen Wiesen durchzogen, auf denen häufig der Winterweg verlief, während der Sommerweg sich parallel in den eher trockeneren Waldgebieten erstreckte. Jedesmal, wenn wieder ein lichteres Stück kam, hofften wir, vielleicht einen Elch zu Gesicht zu bekommen. Entsprechende Exkremente hatten wir schon an diversen Stellen gesehen, aber leider wollte sich uns auf dem ganzen Weg keiner zeigen. Dafür bekamen wir an einem größeren offenen Stück Moor dann einen tollen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Ottfjället.


                            Ottfjället.

                            Insgesamt kamen wir gut voran. Die Mittagspause war etwas kürzer ausgefallen, da wir wussten, dass uns in Vålådalen ein warmes Essen erwarten würde. Wir hatten am Freitag, bevor wie losgingen, gefragt, ob wir Sonntags etwas zu Essen bekommen könnten, und es war auch diesmal kein Problem, da die Konfirmanden ja noch da waren, und wir uns wieder einfach dranhängen konnten. Bald standen wir vor einem Hügel, der sich etwas plötzlich vor uns auftat. Der Blick auf die Karte sagte uns, dass es der Vålåsen sein musste. Es war also gar nicht mehr weit bis zur Station. Der Vålåsen wurde umrundet, und nach gut einem Kilometer stiessen wir wieder auf den Vålån. Diesem folgten wir bis zur Brücke unterhalb der Station. Auf der Brücke gab sich ein tolles Bild gen Westen, Lillstensdalsfjället und Storstensdalsfjället mit Schneehaube. Das sah zwei Tage zuvor noch anders aus.


                            Blick von der Brücke über den Vålån gen Westen.

                            Auf den anderen Seite des Vålån machten wir trotz der Nähe zur Station noch eine Trinkpause mit frischem Flusswasser. Von hier aus liessen sich jetzt wieder Anarisfjällen sehen, und alle Berge dort waren auch komplett weiss.


                            Am Vålån. In der Bildmitte über den Baumwipfeln die schneebedeckten Gipfel des Anarisfjällen (leider nicht so gut gegen die Wolken zu sehen).

                            Nach der Trinkpause war es noch ein knapper Kilometer bis zur Station, wo wir gegen 16:30h ankamen.


                            Vålådalen.

                            Wir entspannten etwas auf der Bank vor der Station, und gingen dann zum Essen rein. Als wir beim Essen saßen, traf auch die Läufergruppe ein. Sie hatten sich gut Zeit gelassen bei den Pyramiden.
                            Abends um 19h kam das Taxi, das uns wieder nach Undersåker brachte, wo wir wieder in den Nachtzug stiegen.

                            Fazit: eine sehr schöne, gelungene, und durch den Schnee recht spezielle Mittsommertour. Bestimmt nicht die letzte.
                            Zuletzt geändert von Vintervik; 01.08.2014, 23:13.

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                            • JonasB
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                              • 22.08.2006
                              • 5342
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SE] Mittsommer im Vålådalen

                              Danke für den Bericht.
                              Ich finde es u.a. immer wieder toll Orte zu sehen die man aus anderen Jahreszeiten kennt.
                              Wie den Blick hier:
                              Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
                              [B]

                              Vålådalen.
                              Bei der Rückkehr unserer Skitour im Februar 2013
                              Nature-Base "Natürlich Draußen"

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