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Radtour 2014 Bretagne_Canal de Nantes à Brest_Eurovelo 6
Copyright: rockhopper
Prolog
Nachdem letztes Jahr die Radtour in den Nord-Westen Frankreichs ausfallen musste, freue ich mich, dass es diesen Sommer endlich in die Bretagne geht. Wie immer plante ich aus purer Freude die Route fast ins Detail, wobei ich aus Erfahrung weiß, dass es immer anders kommt. Ich hörte auch viele Stimmen: Ach, mit dem Rad in die Bretagne? Respekt. Da musst du dich auf ziemlichen Gegenwind und Steigungen einstellen. Die Bretonen sind auch nicht so offen freundlich, manchmal sogar mürrisch. Das hatte mich doch irritiert und ich suchte Rat im Forum. Durch die vielen weiteren Informationen die ich bekam hielt ich es für ratsam mindestens einen Plan B und C auszuarbeiten.
Mein Glück war auch, dass ich mich intensiv mit den Voie Vertes (stillgelegte Bahntrassen mit unterschiedlichen Bodenbelägen ) beschäftigt hatte.
Die Route wurde immer länger. Geplant hatte ich in Rennes los zu fahren, zum Mont Saint-Michel, nach Rothéneuf rüber, die Skulpturen anschauen, Huelgoat wollte ich auch noch unbedingt sehen, Morlaix mit dem Cairn de Bearnenz, weit ausholen zur Westküste, über Quimper dann zum Canal de Nantes à Brest und letztendlich über den Eurovelo 6 wieder zurück über Mulhouse nach Hause. Während ich das schreibe bekomme ich schon wieder Fernweh. Und das alles in 3 Wochen bei meinem Tempo.... Die Versorgungslage ist im Landesinneren auch nicht so optimal, also wurde noch ein kleines Trangia Set angeschafft und weil es in der Bretagne oft regnen kann, kam noch ein 22 l Ortlieb Packsack dazu. Eine gute Anschaffung, wie es sich dann heraus stellen sollte.
Dann kam der Tag der Abreise. Das Bahnticket hatte ich schon Wochen vorher günstig gebucht. Strasbourg - Rennes, eine direkte Verbindung ohne Umsteigen. Sowas gefällt mir.
18.6._Los geht‘s
Am Morgen bin ich schon früh wach, packe mein Rad und teste nochmal per Hand den Reifendruck.
Irgendwie ist das Vorderrad verdächtig weich. Das war gestern noch nicht der Fall. Jetzt kommen die Stresshormone zum Einsatz. Da ich keinen Reifen wechseln kann (Handprobleme), muss ich in die Werkstatt, die macht aber erst um 10 Uhr auf. Zum Glück wird der Schlauch relativ schnell gewechselt (Danke nochmal an das Stadtrad) und ich erreiche meinen Zug um 13 Uhr nach Karlsruhe. Hier muss ich umsteigen, es gibt einen Aufzug in den das ganze Rad mit Gepäck reinpasst. Gegen 17 Uhr steige ich in Offenburg aus dem Zug, frage mich zur Kinzig durch und fahre die ersten Kilometer meiner Tour am Fluss entlang nach Kehl. Den Übergang nach Strasbourg bewältige ich ganz entspannt
auf der Passerelle, die nur Fußgänger und Radfahrer benutzen dürfen.
Die Passerelle wurde anlässlich der grenzüberschreitenden Landesgartenschau der Städte Kehl und Straßburg gebaut und 2004 eingeweiht
Danach verfahre ich mich und finde mit Hilfe eines jungen Radlerpaares den Weg ins Zentrum. Ich habe schon jetzt genug vom Autoverkehr. Mit Mühe finde ich den Campingplatz Montagne Verte, obwohl ich da schon 3 Mal war. Hier muss ich übernachten, da mein Zug nach Rennes schon um 7 Uhr am nächsten Morgen fährt.
Als ich zum Campingplatz anfahre, traue ich meinen Augen nicht, fermé. Der Platz ist eine einzige Bausstelle. Auf der Webseite des CP war kein Hinweis, dass der Platz geschlossen ist. Jetzt ein Hotelzimmer zu suchen, darauf habe ich überhaupt keine Lust. Ich erinnere mich, dass ich eben an einem kleinen Sportplatz vorbeigeradelt bin und habe noch die grüne Wiese vor Augen. Ich frage an der Gaststätte ob ich hier für eine Nacht zelten könne. Kein Problem.
Ich bin ganz froh darüber und genehmige mir dort noch einen Wurstsalat und ein Radler. Der „Wurstsalat“ ist schon sehr speziell. Irgendwie bekomme ich ihn runter.
Bei Einbruch der Dunkelheit baue ich das Unna am Rande des Spielfeldes auf und lege mich schlafen.
Dann tauchen plötzlich Lichtkegel am Zelt auf, ich erschrecke zu Tode, weil irgend ein unterbelichteter Tölpel meint, er muss mal sehen wer da im Zelt liegt. Ich bin stinksauer und den Rest der Nacht verbringe ich ohne Schlaf, da ich nicht weiß, wer da sonst noch vorbei kommt.
19.6.
Um 4:30 Uhr packe ich meine Sachen zusammen und bin superpünktlich, kurz nach 6 Uhr schon am Straßburger Bahnhof. Dann erfahre ich, dass die Bahn streikt. Ich finde einen Infostand und zeige mein Ticket, und genau eben dieser Zug fällt aus. Das fängt ja gut an. Mit viel Geduld findet der Sncf Beamte für mich und mein Rad eine Möglichkeit weiter zu kommen. Ich bekomme einen Stempel auf den Fahrschein und eine Notiz, dass ich wegen des Streiks über Paris fahren kann. Genau das wollte ich eigentlich vermeiden, da ich zum Umsteigen 7 Kilometer durch die Stadt zum Gare Montparnasse radeln muss.
Seine Brücke in Paris
Am Montparnasse angekommen erfahre ich, dass mein Zug in der Ebene 2 abfährt, also 2 Etagen höher. So schaue ich mich nach einem Aufzug um. Ich stehe lange vor dem Lift bis ich merke, dass er defekt ist. Klasse, jetzt ganz ruhig bleiben. Mit Engelsgeduld trage ich in 3 Etappen mein Rad und das Gepäck nach oben. Am Gleis 5, wo mein Zug abfährt ist die Hölle los. Hunderte von Menschen mit Koffern wollen alle mit dem TGV, in diesem Fall sind 2 Züge aneinander gekoppelt, fahren und ich mit dem vollgepackten Rad dazwischen.
Einen Fahrschein haben ist das Eine, mitfahren zu dürfen das Andere.
Am ersten Wagen bekomme ich eine Absage, mit dem Vélo, nein, das geht überhaupt nicht. Die vielen Leute hier wollen alle auch in den Zug einsteigen. Das wiederholt sich, bis ich nach gefühlten 400m am letzten Wagen des 2. Zuges angekommen bin und endlich einsteigen darf. Am Nachmittag komme ich ziemlich erledigt bei schönstem Wetter in Rennes an,
mache noch einen Schlenker durch die Altstadt und gehe dann dort auf den Campingplatz der sehr schön in einem riesigen Park liegt. Das Unna ist schnell aufgebaut und ich koche meinen ersten Kaffee vor dem Zelt, während ich den Kaninchen zusehe die über das Gras hoppeln.
In der Zwischenzeit ist auch meine Zeltnachbarin, eine Bretonin, von gegnüber zurückgekehrt und kommt mit ihrer Teetasse zur Begrüßung zu mir rüber. Wir unterhalten uns über alles Mögliche. Als ich ihr von meiner Route erzähle, lädt sie mich spontan ein doch vorbei zu kommen, falls ich in der Gegend bin. Das freut mich, in Gedanken plane ich schon den kleinen Schlenker ein. So eine
nette Einladung bekommt man ja nicht jeden Tag.
Copyright: rockhopper
Prolog
Nachdem letztes Jahr die Radtour in den Nord-Westen Frankreichs ausfallen musste, freue ich mich, dass es diesen Sommer endlich in die Bretagne geht. Wie immer plante ich aus purer Freude die Route fast ins Detail, wobei ich aus Erfahrung weiß, dass es immer anders kommt. Ich hörte auch viele Stimmen: Ach, mit dem Rad in die Bretagne? Respekt. Da musst du dich auf ziemlichen Gegenwind und Steigungen einstellen. Die Bretonen sind auch nicht so offen freundlich, manchmal sogar mürrisch. Das hatte mich doch irritiert und ich suchte Rat im Forum. Durch die vielen weiteren Informationen die ich bekam hielt ich es für ratsam mindestens einen Plan B und C auszuarbeiten.
Mein Glück war auch, dass ich mich intensiv mit den Voie Vertes (stillgelegte Bahntrassen mit unterschiedlichen Bodenbelägen ) beschäftigt hatte.
Die Route wurde immer länger. Geplant hatte ich in Rennes los zu fahren, zum Mont Saint-Michel, nach Rothéneuf rüber, die Skulpturen anschauen, Huelgoat wollte ich auch noch unbedingt sehen, Morlaix mit dem Cairn de Bearnenz, weit ausholen zur Westküste, über Quimper dann zum Canal de Nantes à Brest und letztendlich über den Eurovelo 6 wieder zurück über Mulhouse nach Hause. Während ich das schreibe bekomme ich schon wieder Fernweh. Und das alles in 3 Wochen bei meinem Tempo.... Die Versorgungslage ist im Landesinneren auch nicht so optimal, also wurde noch ein kleines Trangia Set angeschafft und weil es in der Bretagne oft regnen kann, kam noch ein 22 l Ortlieb Packsack dazu. Eine gute Anschaffung, wie es sich dann heraus stellen sollte.
Dann kam der Tag der Abreise. Das Bahnticket hatte ich schon Wochen vorher günstig gebucht. Strasbourg - Rennes, eine direkte Verbindung ohne Umsteigen. Sowas gefällt mir.
18.6._Los geht‘s
Am Morgen bin ich schon früh wach, packe mein Rad und teste nochmal per Hand den Reifendruck.
Irgendwie ist das Vorderrad verdächtig weich. Das war gestern noch nicht der Fall. Jetzt kommen die Stresshormone zum Einsatz. Da ich keinen Reifen wechseln kann (Handprobleme), muss ich in die Werkstatt, die macht aber erst um 10 Uhr auf. Zum Glück wird der Schlauch relativ schnell gewechselt (Danke nochmal an das Stadtrad) und ich erreiche meinen Zug um 13 Uhr nach Karlsruhe. Hier muss ich umsteigen, es gibt einen Aufzug in den das ganze Rad mit Gepäck reinpasst. Gegen 17 Uhr steige ich in Offenburg aus dem Zug, frage mich zur Kinzig durch und fahre die ersten Kilometer meiner Tour am Fluss entlang nach Kehl. Den Übergang nach Strasbourg bewältige ich ganz entspannt
auf der Passerelle, die nur Fußgänger und Radfahrer benutzen dürfen.
Die Passerelle wurde anlässlich der grenzüberschreitenden Landesgartenschau der Städte Kehl und Straßburg gebaut und 2004 eingeweiht
Danach verfahre ich mich und finde mit Hilfe eines jungen Radlerpaares den Weg ins Zentrum. Ich habe schon jetzt genug vom Autoverkehr. Mit Mühe finde ich den Campingplatz Montagne Verte, obwohl ich da schon 3 Mal war. Hier muss ich übernachten, da mein Zug nach Rennes schon um 7 Uhr am nächsten Morgen fährt.
Als ich zum Campingplatz anfahre, traue ich meinen Augen nicht, fermé. Der Platz ist eine einzige Bausstelle. Auf der Webseite des CP war kein Hinweis, dass der Platz geschlossen ist. Jetzt ein Hotelzimmer zu suchen, darauf habe ich überhaupt keine Lust. Ich erinnere mich, dass ich eben an einem kleinen Sportplatz vorbeigeradelt bin und habe noch die grüne Wiese vor Augen. Ich frage an der Gaststätte ob ich hier für eine Nacht zelten könne. Kein Problem.
Ich bin ganz froh darüber und genehmige mir dort noch einen Wurstsalat und ein Radler. Der „Wurstsalat“ ist schon sehr speziell. Irgendwie bekomme ich ihn runter.
Bei Einbruch der Dunkelheit baue ich das Unna am Rande des Spielfeldes auf und lege mich schlafen.
Dann tauchen plötzlich Lichtkegel am Zelt auf, ich erschrecke zu Tode, weil irgend ein unterbelichteter Tölpel meint, er muss mal sehen wer da im Zelt liegt. Ich bin stinksauer und den Rest der Nacht verbringe ich ohne Schlaf, da ich nicht weiß, wer da sonst noch vorbei kommt.
19.6.
Um 4:30 Uhr packe ich meine Sachen zusammen und bin superpünktlich, kurz nach 6 Uhr schon am Straßburger Bahnhof. Dann erfahre ich, dass die Bahn streikt. Ich finde einen Infostand und zeige mein Ticket, und genau eben dieser Zug fällt aus. Das fängt ja gut an. Mit viel Geduld findet der Sncf Beamte für mich und mein Rad eine Möglichkeit weiter zu kommen. Ich bekomme einen Stempel auf den Fahrschein und eine Notiz, dass ich wegen des Streiks über Paris fahren kann. Genau das wollte ich eigentlich vermeiden, da ich zum Umsteigen 7 Kilometer durch die Stadt zum Gare Montparnasse radeln muss.
Seine Brücke in Paris
Am Montparnasse angekommen erfahre ich, dass mein Zug in der Ebene 2 abfährt, also 2 Etagen höher. So schaue ich mich nach einem Aufzug um. Ich stehe lange vor dem Lift bis ich merke, dass er defekt ist. Klasse, jetzt ganz ruhig bleiben. Mit Engelsgeduld trage ich in 3 Etappen mein Rad und das Gepäck nach oben. Am Gleis 5, wo mein Zug abfährt ist die Hölle los. Hunderte von Menschen mit Koffern wollen alle mit dem TGV, in diesem Fall sind 2 Züge aneinander gekoppelt, fahren und ich mit dem vollgepackten Rad dazwischen.
Einen Fahrschein haben ist das Eine, mitfahren zu dürfen das Andere.
Am ersten Wagen bekomme ich eine Absage, mit dem Vélo, nein, das geht überhaupt nicht. Die vielen Leute hier wollen alle auch in den Zug einsteigen. Das wiederholt sich, bis ich nach gefühlten 400m am letzten Wagen des 2. Zuges angekommen bin und endlich einsteigen darf. Am Nachmittag komme ich ziemlich erledigt bei schönstem Wetter in Rennes an,
mache noch einen Schlenker durch die Altstadt und gehe dann dort auf den Campingplatz der sehr schön in einem riesigen Park liegt. Das Unna ist schnell aufgebaut und ich koche meinen ersten Kaffee vor dem Zelt, während ich den Kaninchen zusehe die über das Gras hoppeln.
In der Zwischenzeit ist auch meine Zeltnachbarin, eine Bretonin, von gegnüber zurückgekehrt und kommt mit ihrer Teetasse zur Begrüßung zu mir rüber. Wir unterhalten uns über alles Mögliche. Als ich ihr von meiner Route erzähle, lädt sie mich spontan ein doch vorbei zu kommen, falls ich in der Gegend bin. Das freut mich, in Gedanken plane ich schon den kleinen Schlenker ein. So eine
nette Einladung bekommt man ja nicht jeden Tag.
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