Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

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  • DavidSupertramp
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    • 13.02.2014
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    • Meine Reisen

    Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Schüler,17.

    Hallo zusammen!
    Da das hier mein erster Bericht über meine Reise ist, wird er wahrscheinlich nicht allzu gut erzählt. Ich bitte also um Verständnis und gut gemeinte Kritik.
    Die Idee zu einer Reise ohne Eltern entstand, nachdem ich den Film Into the Wild, der mich stark inspiriert hat, gesehen habe. Meine zwei Cousins und ich sind schon oft zusammen in der Natur hier in Hagen unterwegs gewesen und daher kamen die beiden mir auch als erstes in den Sinn um nach einer Wandertour zu fragen.
    Die beiden hatten sofort große Motivation und so fingen wir auch schon an zu planen.Globetrotters wurde mir wärmstens empfohlen und deshalb habe ich auch dort den gröten Teil meiner Ausrüstung eingekauft.

    Kleidung
    - 2 Fleece/Pulli
    - 2 bis 3 T-shirts
    - Regenjacke
    - 1 kurze 1 lange Hose
    - Badehose
    - 3 Unterhosen
    - Wanderschuhe
    - 2 Paar Socken
    - sehr leichte Sportschuhe oder Flip Flops
    - Sonnenbrille
    - Hut/Kappe

    Survival
    - Messer
    - Zelt
    - Schlafsack
    - Isomatte
    - Geschirrset
    - Seil/Schnur

    Pflege
    - Seife/Shampoo
    - Zahnbürste
    - eine Tube Rei
    - Sonnencreme

    Sonstiges
    - Kamera
    - Landkarten mit Wanderwegen
    - Kompass
    - Pfefferspray
    - Buch/Kopfhörer,mp3 player/kleine Boxen

    Das ganze wurde in einem 55+10 Deuter Rucksack verpackt und am 23.07.13 ging es dann von Hagen auf nach Köln. Dort verbrachten wir den heißesten Tag in Deutschland, aßen bei Subway und begaben uns gegen 18-19 Uhr auf zum Bahngleis. Der Zug hatte, wie könnte es anders sein?, 3h Verspätung. Wir saßen immer wieder zwischendurch draußen vorm Dom und beobachteten das Getummel.
    Als der Zug endlich kam machten wir es uns sofort gemütlich und schliefen einige Stunden.
    Wir kamen gegen 5 Uhr in Basel an und mussten kurz umsteigen. Gegen 12 Uhr waren wir im schönen Göschenen angekommen. Meine Eltern waren bereits vor Ort und holten uns ab. Am Rhonegletscher hielten wir kurz und machten ein paar Fotos, ein atemberaubender Ort.











    Danach ging es weiter nach Geschinen. Meine Eltern fahren oft in dieses kleine Dorf und beziehen dort meist für eine Woche ein kleines, dennoch sehr schönes Appartment. Ich verbrachte die nächsten 3 Tage dort erst mit meinen Cousins und meinen Eltern, später kamen noch mein Bruder, meine Schwester und eine Tante. Hier bekommt ihr auch einen kurzen Einblick...







    Der 27.07.13 war dann Abschied nehmen angesagt. Ein wenig Proviant, alle nochmal umarmen und dann wurden wir drei von meinem Vater mit dem Auto gen Griespass gefahren. Oben angekommen nahmen wir einen leicht begehbaren Weg, vorbei an dem Griessee. Der Weg führte an einer etwas steileren Felswand entlang, an der noch etwas Schnee hing. Man muss bedenken, dass wir uns immer noch auf ca. 2500m über NN befanden. Wir waren alle drei etwas nervös, weil der Schnee uns blendete und rutschig war und über uns schwarze Wolken aufzogen. Zum Glück nahm die Schneedecke aber bereits nach 20 min ein Ende und wir waren an der Grenze zu Italien gelangt. Dort habe ich erste Bilder mit einer DigiCam gemacht, die ich jetzt nicht zeigen kann, dazu aber später mehr.
    Von der Grenzstelle aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den Lago di Morasco der sich ca. 500m tiefer befand. Der Abstieg ging schnell von dannen. Bis auf den wirklich schönen See gibt es von dem Tag nicht mehr viel zu berichten: kurzer Aufstieg hinter dem Lago, geeignete Stelle für Lagerfeuer und Zeltplatz, Spaghetti, Schlaf

    28.07.13
    das Zelt ist undicht... ich wache auf und meine Füße liegen in einer Lache aus Wasser, der Tau hat sich am Ende des Zeltes angesammelt und tropft durch die Wand. Halb so wild, ich krieche aus dem Zelt und sehe... nichts.
    Nebelschwaden haben uns umgeben. Ein flaues Gefühl macht sich in mir breit. Boris und Tom, meine Cousins sind bereits wach und gut gelaunt. Erst einmal frühstücken!
    Nachdem wir unsere Zelte abgebaut haben beginnt der Abstieg in Richtung La Frua. Nach ca. 100 Metern Abstieg ist der Nebel verschwunden. Als wir in dem kleinen Dorf La Frua ankommen wird erst einmal Bruschetta gegessen und Kaffee getrunken, das gibt uns viel Kraft und wir laufen weiter gen Süden. Das Wetter ist meist bewölkt und regnerisch, bis wir in Canza ankommen. Ebenfalls ein kleiner Ort auf der Via Sbrinz, die den gesamten Weg von der Schweiz bis nach Domodossola in Italien säumt. Vor uns erstreckt sich eine tolle Aussicht und in das Tal hinter Canza stürzt sich ein gewaltiger Wasserfall, beeindruckt machen wir Pause und bewundern das Spektakel.
    Unten angekommen wird das Wetter immer schwüler und wir beschließen im nahe gelegenen Fluss ein kurzes Bad zu nehmen. Entspannt wandern wir weiter bis vor Grovella, wo wir eine kleine Höhle entdecken und uns erstmal niederlassen.
    Im nahe gelegenen Wald finden wir schnell einen gut geeigneten Schlafplatz auf weichem Boden. Der Versuch Feuer zu machen scheitert kläglich, und obwohl das Holz sehr trocken scheint, entfacht es einfach nicht. Ein wenig depremiert und mit einem großen Loch im Bauch komme ich auf die Idee, nach Grovella zu laufen um trockenes Holz zu klauen
    Kurz darauf sitzen wir ums Feuer und stillen den Hunger. Nach einer entspannten Runde Schach geht es ins Zelt.

    29.07.13
    Ich werde von einem gewaltigem Donnerschlag aus dem Schlaf gerissen, es ist 6 Uhr morgens und es schüttet aus Eimern. Zu meiner Bewunderung ist wieder nur das Fußende etwas feucht und ich kann die sich ansammelnde Fütze immer wieder nach oben drücke, sodass das Wasser an der äußeren Zeltwand abfließt. Lauthals schreiend versuche ich mit meinen Cousins Kontakt aufzunehmen, die auch sofort genervt antworten: ICH LIEGE IN EINER FÜTZE AUS MATSCH! MEIN ZELT SCHWIMMT!
    Im Gegensatz zu Tom und Boris liege ich auf einer abschüssigen Fläche, während sich die beiden in eine Art Kuhle gelegt haben, in der sich nun das Wasser ansammelt
    Es grollt und donnert wieder und ich bekomme langsam aber sicher ein wenig Angst. Nach geschlagenen 2h des Ausharrens beschließen wir das Zelt abzubauen und in die Höhle zu flüchten, die sich ca. 200m weiter befindet. Das ganze geht relativ gut, allerdings wird mein Schlafsack nass und mein Zelt muss ich völlig verdreckt in den Rucksack stopfen. Durch den Regen laufend frage ich mich ob ich einen Blitzschlag wohl überleben könnte. In der Höhle angekommen hängen wir unsere Anziehsache über einer provisorischen Wäscheleine auf und versuchen uns warm zu halten. Die Klamotten wollen einfach nicht trocknen und nach ca. 1h entscheiden wir uns weiterzugehen um das nächstbeste Hotel aufzusuchen. Wir müssen bis nach Formazza, da es in Grovella keine Unterkunft gibt. Laut der Ausschilderung dauert der Wanderweg nach Formazza 45min, wir schaffen ihn in 25min da wir leicht geduckt durch den andauernden Regen kraxeln und das Gewitter uns Beine macht. Völlig erschöpft und durchnässt kommen wir in dem Städtchen an und versuche herauszufinden, wo sich eine möglichst warme Unterkunft befindet. Das gebrochene Englisch der Einwohner hilft uns nicht wirklich weiter. Nach weiteren 5min ist Erlösung in Sicht. Ein nettes Hotel, der Preis liegt bei nur 60€ für eine Nacht ohne Frühstück, den mussten wir uns alledrings auch erbetteln was nicht lange gedauert hat, da wir anscheinend erbärmlich aussahen
    Das Zimmer ist das Paradies auf Erden, warm, ein Bad und ein unglaublich weiches Bett lassen unsere Herzen höher schlagen. Nachdem wir alles nasse aufgehängt haben und die trockenen Klamotten angezogen sind, machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Wie die Wahnsinnigen laufen wir auf und ab in dem Städtchen, nachdem eine Einwohnerin etwas von 10min gesagt hatte, auf die Frage wo der Supermarkt sei und wann er schließe.
    Nach vergeblichem Suchen bemerken wir einen unscheinbaren Shop, in dem eine Verkäuferin auf -und abgeht, das Licht des Ladens ist allerdings aus. Halb verhungert klopfen wir gegen die Scheibe und gestikulieren wild. Die ältere Dame öffnet schüchtern die Ladentür und sieht uns erwartungsvoll an. Natürlich spricht sie kein Wort Englisch und wir versuchen ihr klarzumachen, dass wir uuuuunglaublichen Hunger haben und ob wir nochmal kurz reindürften. Die Frau schüttelt nur unglaubwürdig den Kopf, macht den Weg zu unserer Verwunderung allerdings frei. Kurz darauf stehen wir vor frischen Brötchen und anderen Lebensmitteln, da bermerken wir, dass immer mehr Menschen den Laden betreten. Er hatte also gerade eben erst geöffnet...
    nach diesem Missverständnis, und einer Pizza Tonno im Dorfrestaurant, fallen wir völlig fertig nur noch ins Bett.

    Fortsetzung folgt.
    Zuletzt geändert von DavidSupertramp; 05.03.2014, 22:07.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
    • 4977
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

    Hey David (?)

    Toller Einstand von dir. Sehr amüsant geschrieben und deine Bilder gefallen mir echt richtig gut








    gesendet vom Schmatfon

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • pinkyuk
      Anfänger im Forum
      • 15.08.2009
      • 16
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

      Will ja nicht kleinlich sein aber geographisch und von den Fotos her ist das eher der Rhone- als der Aletschgletscher.

      Gruss,

      Martin

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      • DavidSupertramp
        Neu im Forum
        • 13.02.2014
        • 5
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

        ja danke erstmal an euch beide.
        @martin ich bin mir ziemlich sicher das das der aletsch ist, springe allerdings auch ziemlich umher mit den Orten, da wir mit dem auto unterwegs waren.

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        • DavidSupertramp
          Neu im Forum
          • 13.02.2014
          • 5
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

          nope hast recht! ist der rhonegletscher
          @martin

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          • Torres
            Freak

            Liebt das Forum
            • 16.08.2008
            • 30713
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

            Wann geht es weiter?
            Oha.
            (Norddeutsche Panikattacke)

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            • Wafer

              Lebt im Forum
              • 06.03.2011
              • 8833
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

              Hallo.

              Bin auch gespannt! Liest sich sehr gut! Nur schade, dass die Bilder knapp geworden sind. Aber da scheint ja noch eine Story dazu zu kommen. Spann uns nicht zu lange auf die Folter!

              Gruß Wafer

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              • DavidSupertramp
                Neu im Forum
                • 13.02.2014
                • 5
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika)

                Code:
                hey Hey 
                bin zur zeit im Skiurlaub, spätestens Sonntag geht's weiter, versprochen ;)

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                • DavidSupertramp
                  Neu im Forum
                  • 13.02.2014
                  • 5
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Sommertour 2013 (Schweiz, Italien, Korsika) Teil 2

                  Beim Aufwachen werden wir direkt von Sonnenstrahlen begrüßt, die uns
                  das Gewitter vom Vortag schon wieder
                  vergessen lassen. Wir verbringen den Vormittag damit, Tatort auf
                  italienisch zu gucken, einzukaufen und die Gegend zu erkunden. Nachdem
                  wir um 16 Uhr rausgeworfen werden, laufen wir hinter der Unterkunft ein
                  Stückchen einem vielversprechend aussehendem Wäldchen entgegen. Es
                  scheint perfekt: warme Temperaturen, eine Lichtung mit Sichtschutz und
                  der Supermarkt immer noch in Reichweite.
                  In einer verlassenen Gondelstation finde ich Stühle, und nachdem wir
                  einen Betonklotz zu einem Tisch umfunktionieren, spielen wir schon
                  Karten in unserem Outside-Wohnzimmer. Den Rest des Tages und den
                  darauffolgenden Tag verbringen wir damit, die Seele baumeln zu lassen.

                  01-02.08.13
                  Nach der ganzen Entspannung, wollen wir endlich ein paar Kilometer
                  schaffen! In diesen Tagen genossen wir einfach nur die Schönheit der
                  Alpen. Wir wanderten von Formazza, über San Michele bis nach Premia. Auf
                  dem Weg boten sich einige der schönsten Orte, die ich jemals gesehen
                  habe. Zum Beispiel duschten wir morgens unter einem kleinen Wasserfall,
                  während die Sonne aufging und die gegenüberliegenden Felswände
                  bestrahlte. Paradiesisch!
                  Als wir abends nass geschwitzt in Premia ankommen halten wir schon
                  Ausschau nach dem Bus der uns aus den Alpen befördern soll. Als wir die
                  Bushaltestelle finden und den Fahrplan studieren, wird uns klar, dass
                  wir wohl bis zum nächsten Morgen warten müssen, da der letzte Bus an
                  diesem Tag bereits abgefahren ist(nächster: morgens 7 Uhr)
                  Beim trampen hatten wir in dem gesamten Urlaub nicht sehr viel Glück, so
                  auch an diesem Tag. Belustigt spricht mich ein älterer Herr in relativ
                  passablem deutsch an und wir kommen ins Gespräch. Ich erzähle ihm von
                  unserer Reise und er, wie er als Kriegsgefangener im 2. Weltkrieg durch
                  halb Deutschland laufen musste(wenn ich das richtig verstanden habe).
                  Nach einer Stunde vergeblichem Daumenschwenkens, besorgen wir Alkohol
                  und setzen uns auf eine Bank um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
                  Die Nacht machen wir fast komplett durch. Wir vertreiben die Zeit mit
                  lesen(Gebrauchsanweisung für die Welt, Andreas Altmann) und
                  Hörspielen(Helge Schneider).

                  03.08.13

                  Mein Cousin reißt mich unsanft um 7 Uhr morgens aus meinem bereits
                  30minütigen Schlaf. Völlig übermüdet packe ich meine Sachen und steige
                  in den Bus. Die Fahrt ist sehr entspannt und geht schnell von dannen,
                  sodass wir bereits um ca. 7:30 Uhr in Domodossola am Bahnhof stehen. Am
                  Ticketautomat holen wir 3 Fahrkarten bis nach Genua, je 60€.
                  Da wir noch ein wenig Zeit haben, schlendern wir noch über einen
                  Flohmarkt und finden einen Stand für italienische Spezialitäten. Tomaten
                  gefüllt mit Thunfisch und Artischocken. Wir dürfen ausgiebig kosten und
                  fragen deshalb nicht nach dem Preis. Als die Verkäuferin ein 200g
                  Schälche vollmacht und uns zum Kauf überredet können wir nicht nein
                  sagen... sie sagt: fourtytwo euros, please.
                  Wir haben im Endeffekt 1/5 der Leckereien für 13€ ergattert.

                  Am Bahnhof angekommen, völlig verpeilt wegen der Schlaflosigkeit, wartet
                  schon das nächste Malheur auf uns. Genova und Geneve klingen sich aber
                  auch einfach zu ähnlich. Als wir unseren Fehler bemerken sind wir schon
                  auf dem Weg nach Brig. Wir haben, wie ich später feststellte, in 10
                  Minuten Zugfahrt, die Strecke für eine Woche wandern zurückgelegt.Absurd

                  Zum Glück drückt der Schaffner in Brig ein Auge zu und lässt uns
                  kostenlos zurück nach Domodossola fahren, wo es von dort aus über
                  Mailand(dort mussten wir umsteigen, und bereits da war uns Dreien die
                  Stadt nicht geheuer, aber später mehr dazu) nach Genua geht. Die Fahrt
                  dauert ca. 3h, wobei die Landschaft wie Kino ist, und die Fahrt
                  gefühlsmäßig um einiges verkürzt.
                  Als wir um 21 Uhr in Genua ankommen, begrüßt uns schwüle Hitze und der
                  schäbigste Bahnhof, den ich jemals gesehen habe.
                  Das Armenviertel schließt sich dem Bahnhof direkt an, und wir fragen in
                  den schlimmsten Absteigen nach einer nächtlichen Bleibe. Für 55€ können
                  wir ein Zimmer mit Ehebett und Matratze auf dem Boden beziehen.

                  04.08.13
                  Am nächsten Tag schreiben mir meine Eltern, sie wären mit meinem Bruder
                  spontan nach Korsika gefahren und genau heute mit der Fähre in Genua
                  ankommen. Unser Plan war an diesem Tag ebenfalls per Fähre, nach Korsika
                  überzusetzen.
                  Nach langer Suche nach dem sogenannten Terminal Traghetti(Einkaufsmall,
                  Ticketstand, Fährenplatz), finden wir das Gebäude.

                  Jetzt eine kurze Vorgeschichte:
                  - Einen Tag bevor in den Urlaub fuhren, schauten wir gemeinsam den Film
                  ''Oh Boy''. Ein guter Film mit Tom Schilling, und da uns der Soundtrack
                  sehr gut gefiel, speicherte ich das ganze bei Spotify. Bei der Wanderung
                  hörten wir oft abends beim Feuer die entspannenden Jazz Songs des Films
                  und spielten dabei Schach oder Karten. Auf dem Cover ist Tom Schillings
                  Gesicht abgebildet, so gut wie jeden Tag seh ich Tom Schillings
                  Gesicht auf meinem Display.

                  Ich steh also in der Schlange am Terminal und hinter mir unterhält sich
                  ein junges Ehepaar auf deutsch. Die Stimme des Mannes kenne ich
                  irgendwoher. Ich dreh mich um, und frage ob die beiden auch aus
                  Deutschland kommen. Tom Schilling antwortet gelassen: Ja.
                  Ich: Schön, ich auch. Sind sie Tom Schilling?
                  Tom Schilling: Ja, erwischt.

                  Ich glaube, etwas so unwahrscheinliches wird mir nie wieder passieren.
                  Wir haben uns dann noch ein wenig unterhalten und er ist dann später mit
                  uns auf der Fähre nach Korsika geschippert, allerdings haben wir uns
                  beim Anlegen aus den Augen verloren.

                  Nachdem ich gerade den größten Zufall meines Lebens verkrafte, treffe
                  ich mit meinen Eltern die gerade in Genua anlegen. Ich erzähle ein wenig
                  was wir erlebt haben und nach einem kurzen Kaffee trennen sich unsere
                  Wege wieder und wir steigen auf die Fähre und fahren mit dem
                  Sonnenuntergang und Tom Schilling() gen Korsika.






                  05.-10.08.13
                  Nach 1-2 Stunden Schlaf auf der Fähre, kann man in der Ferne schon die Stadt Bastia erkennen und nach ca. weiteren 30 Minuten legen wir auch schon an. Schilling verliere ich beim Aussteigen sofort aus den Augen, den sympathischen Schauspieler werde ich nicht mehr zu Gesicht bekommen.
                  Bei einer Infostelle am Hafen erkundigen wir uns nach einem Campingplatz auf Korsika, ca. eine halbe Stunde von Bastia entfernt, den ich noch aus letzteren Jahren kenne, da ich schon öfters mit einer Reisegruppe dort war.
                  Uns wird schnell und freundlich ein Bus empfohlen, der in Bastia abfährt(Kosten: 3,50€ pro Person) und uns ohne Umwege Richtung Süden fährt, zu CAMPING SAN DAMIANO(Ein Zeltplatz=10€/pro Nacht).
                  Die nächsten 5 Tage verlaufen sehr eintönig, trotzdem entspannt und angenehm. Der Campingplatz bietet einen tollen Supermarkt und eine sehr einladende Lounge zum abhängen, zum Brett -und Kartenspiele zocken und um nette Französinnen kennen zu lernen.
                  Nach und nach wird uns bewusst wie der Supermarkt uns das Geld aus der Tasche zieht, als wir uns eines Tages dazu entschließen für uns selbst zu kochen, kommt es während der Kochaktion in der Nähe des Campingplatzes an einem See zu heftigen Sturmböen. Der Sturm treibt immer höhere Wellen ans Ufer und über uns knackt das Geäst, trotzdem geht das Feuer nicht aus und wir versuchen den Reis mit Joghurt, Thunfisch, Tomaten und Gewürzen zu genießen. Nie hat ein Mahl besser geschmeckt, man ist am Leben, und das spürt man in solchen Momenten deutlicher denn je.

                  11.-13.08.13
                  Als die 5 Tage rum sind, entschließen wir uns für ein paar Tage die Umgebung zu erkunden. Da wir auf einem Landstrich sind, der von beiden Seiten von Wasser umgeben ist(auf der einen Seite ein großer See, der sich kilometerweit übers Land zieht und das Meer auf der anderen Seite), müssen wir vorerst eine Brücke finden um den See zu überqueren und weiter ins Landesinnere zu gelangen. Nach einiger Zeit ist diese gefunden, direkt dahinter steht ein Biomarkt der feinsten Sorte. Der perfekte Ort um aufzutanken, in meinem gesamten Leben habe ich nie einen so paradiesisch schmackhaften Aprikosensaft getrunken...
                  Weiter geht vorbei an zerschossenen Schildern mit Aufschriften wie(DANGEROUS PATH: DO NOT PASS) etc.
                  Diese ignoerieren wir gekonnt und treffen schon bald auf die größte Gefahr, die der Weg uns bietet. Ein mäßig aggressiver Bock, der um etwas Nahrung fleht. Ein Apfel weniger.
                  Es geht über Zäune, vorbei an Rinderherden und durch Naturschutzgebiete. Wir suchen nach einem passenden Schlafplatz, doch das ist leider gar nicht so leicht. Ein Wäldchen sieht einladend aus, wird allerdings von Gebüsch umringt. Bei dem Versuch dieses zu durchdringen, erleide ich einen halben Herzinfarkt. Mein Cousin Boris bleibt plötzlich abrupt stehen und flüstert fast schon: Nicht bewegen!
                  Als ich bemerke worauf Boris, das Adlerauge, reagiert hat, macht sich meine Spinnenphobie bemerkbar. Tigerspinnen! Große, gelb-schwarze
                  Spinnen hocken in ihren Netzen und warten auf Beute. Wir machen ein paar Aufnahmen und bemerken dabei, dass wir in einem Feld von Spinnen stehen. Boris gibt mir den Rest als er völlig unerwartet schreit: DA KRABBELT EINE AN DEINEM BEIN HOCH!, ich mache einen Hechtsprung zur Seite und als ich lande stirbt er beinahe an seinem Lachkrampf, beschissene Spinnen.
                  Nachdem wir uns dagegen entscheiden den Spinnen ihr Revier streitig zu machen, finden wir schon nach kurzer Zeit eine gemütliche Lichtung, an der wir uns schlussendlich niederlassen. Der Abend klingt entspannt aus, und die Stille der Nacht wird nur durch trappelnde Tiere und Schüsse in der Ferne gestört.
                  Am nächsten Morgen brechen wir nach einiger Zeit auf. Nach ca. einer Stunde wandern, treffen wir auf einen Bauernhof. Als wir dort nach Wasser fragen, werden wir reichlich mit Obst und Gemüse eingedeckt. Gastfreundschaft ist hier kein Fremdwort. In der nächsten Kleinstadt stärken wir uns mit einem Kaffee und entscheiden uns dann gen Berge zu wandern. Wir kraxeln in San Lorenzo ewig lang die Terpentinen empor, vorbei an Villen die an Scarface oder The Godfather errinern. Irgendwann führt ein kleiner Waldweg hoch Richtung Bergkamm. Erst versuchen wir es durch dichtes Gestrüpp auf den Gipfel, doch das scheitert kläglich also müssen wir es weiter auf dem Weg versuchen. Dieser führt hoch bis zu einem riesigen Wassertank. Hier lassen wir uns nieder und unterhalten uns noch bis tief in die Nacht. Geschlafen wird natürlich oben auf dem erwärmten Beton des Wassertanks unter freiem Himmel.
                  Der nächste Tag besteht darin, den Dschungel zu überleben, der sich direkt vor uns erstreckt. Sieben Stunden lang zwängen wir uns durch dichtes Geäst, Nadelbüsche, Felsspalten und klettern dem Gipfel entgegen, ohne zu wissen, wo er sich befindet. Man muss sich vorstellen der Quelle eines Baches entgegenzusteigen, der sich wahrlich durch einen Dschungel zieht. Keine Sonne, Stechmücken und teilweise 3m hohe Felswände zu erklimmen, und das auf engstem Raum. Gegen 18 Uhr geben wir auf, um so schnell wie möglich wieder festen Boden unter sich zu spüren. Unter heftigem Zeitdruck versuchen wir so schnell wie möglich dem grünen Paradies zu entkommen, da sich dieses nachts in einen dunklen, feuchten und gefährlichen Alptraum entwickeln würde. Mit Einfallsreichtum und Geschick meistern wir auch auf dem Rückweg die felsigen Schikanen und kommen gerade pünktlich zur Dämmerung am Wassertank an, die Rettung.

                  13.-16.08.13
                  Eine weitere Nacht verbringen wir auf Wassertank, am nächsten Tag geben wir uns vom Berg geschlagen und entscheiden uns die letzten 3 Tage die uns bleiben wieder auf dem Campingplatz zu verbringen, wir haben Glück und können auf die letzten paar Kilometer trampen.
                  Über die letzten Campingtage gibt es wieder nicht allzu viel zu erzählen, außer das sie sehr sommerlich entspannend waren.

                  17.08.13
                  Die Rückreise glückt zu Anfang.
                  Vom Campingplatz aus erwischen wir einen Wohnwagen der uns nach Bastia mitnimmt. Wir finden schnell einen Ticketshop für die Fähre und machen uns sofort nach dem Kauf der Tickets auf dem Weg zu ihr. Die Überfahrt verläuft ohne besondere Ereignisse.

                  18.08.13
                  In Genua ist der Bahnhof schnell erreicht, sodass wir schon nachmittags in Mailand ankommen. Am Bahnhof in Mailand haben wir einen Riesenhunger und kaufen für viel zu viel Geld ein kleines Stück Pizza, als wir uns setzen wollen, verlangt man nochmals extra Gebühren von uns. Da wir diese Frechheit nicht einsehen, setzen wir uns trotzdem einfach. Wir fliegen natürlich auf, bezahlen aber trotzdem nicht für einen Sitzplatz(???) und werden sofort mit Entsetzen und Wut aus der Bude geworfen. Leider müssen wir uns diese Stadt weiterhin antun, da unser Zug erst am nächsten morgen kommt. Wir streunern umher auf der Suche nach ein wenig Leben, es ist Samstag, trotzdem wirkt die Stadt wie leergefegt. Immer weiter laufen wir ins Stadtinnere, bis wir auf einen Park treffen. Gesättigt von einer weiteren Pizza machen Tom und ich es uns gemütlich auf der Wiese. Boris geht noch nach einem Kiosk suchen um ein paar Bier zu besorgen, Tom und ich liegen auf der Wiese, es ist angenehm warm, meine kleine Musikbox spielt entspannte Klänge und wir dösen so vor uns hin.
                  Als ich aufwache läuft die Musik immer noch. Tom liegt neben mir, auch meine Wanderschuhe sind noch da. Allerdings fehlt der Rucksack. Ich bemerke erst sehr spät was passiert ist, da ich es nicht glauben kann oder will. Alles weg, kein Geld, keine Kamera(daher die Bilder weg), keine Ausweise, keine Tickets.
                  Als Boris mit Bier wiederkommt, bin ich sehr aufgeregt. Wir suchen in weitem Umkreis in Gebüschen und finden tatsächlich Boris' Rucksack. Drin waren nur noch Schlafsack, Zelt und Klamotten.
                  Tom und mein Rucksack sind geklaut.
                  Ich versuche mir Hilfe zu verschaffen, indem ich einen Italiener anspreche und frage ob er mich zum HBF mitnehmen kann, Boris und Tom hole ich später wieder ab, erstmal zur Polizei. Phllippino bringt mich tatsächlich und ist sehr hilfsbereit. Er erklärt einem Komissar auf ital. was mir passiert ist. Dieser hört ihm vollständig zu und macht einen besorgten Eindruck, er vermittelt mir das Gefühl, das alles gut wird und er sich jetzt um uns kümmert. Ich erkläre,dass ich in 20 min wiederkomme um meine Cousins schnell zu holen. Gesagt, getan. Ich bedanke mich bei Phillippino für seine Hilfe und verbaschiede mich. Als Tom, Boris und ich am Bahnhof ankommen und ich mich bei dem Komissar melde, ist dieser ein anderer Mensch. Er ignoriert mich. In diesem Moment habe ich mich kurz verloren gefühlt, da ich jetzt wusste, dass ich mich hier nicht einmal auf die Polizei verlassen konnte.

                  19.08.13(07:00 AM)
                  Im Endeffekt haben wir unser Schicksal selbst in die Hand genommen und über eine E-Mail Buchungsbestätigung der DB, die ich glücklicherweise noch auf meinem Handy hatte, sind wir bis Basel gekommen.
                  Dort habe ich immer wieder mit meinen Eltern telefoniert und erklärt, dass wir es bis nach Köln schaffen werden. Also setzen wir uns gegen 13 Uhr in einen ICE von Basel nach Köln. Dem Kontrolleur haben wir unser Erlebnis geschildert und dabei so eindringlich und ehrlich auf ihn gewirkt, dass er 2 Augen zugedrückt hat und wir ohne Ticket bis nach Köln durchfahren durften.
                  Mein Vater hat mir später noch erzählt wie ich ausgesehen habe, als ich in Köln ausstieg: Eine Isomatte unter den Arm geklemmt, ein verdrecktes, weißes T-Shirt an, Dreck im Gesicht, da ich 3 Tage nicht geduscht habe, ausgehungert, aber vorallem glücklich, heil angekommen zu sein.
                  Meine Fotos sind mir sehr wichtig gewesen, schade dass sie jemand klauen musste. Ich hoffe er oder sie ist durch den Verkauf meiner Wertgegenstände satt geworden, ansonsten:
                  Zuletzt geändert von DavidSupertramp; 13.10.2014, 04:54.

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