[DE] Stadt - Land - Fluß: der Keltenweg

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    Liebt das Forum
    • 17.11.2006
    • 11083
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    • Meine Reisen

    [DE] Stadt - Land - Fluß: der Keltenweg

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Zufällig bin ich im Internet über den Keltenweg gestolpert, der sich bei näherer Betrachtung der Homepage als KeltenERLEBNISweg darstellte.
    Und was soll ich sagen? Gleich war mir klar: das will ich, trotz des reißerischen Titels, einmal ausprobieren. Kaum hohe Berge, viel Kultur und die von mir heißgeliebten Fachwerkhäuschen.
    Zunächst zaghaft als Solotour geplant, da nicht klar war, ob der Herr Pfad-Finder denn Urlaub bekommen würde, entwickelte es sich dann doch als Zweierpartie. Mein Kompagnon war einverstanden; erst im Zug erwähnte er, dass "man" doch auch die Grenzlandtour hätte fortsetzen können...


    Sonnabend

    Es ist Ende Oktober. Morgens bringt uns die Bahn mit nur einmal umsteigen nach Meiningen, dem Startpunkt der Tour. Nach einem kurzem Innenstadtrundgang machen wir uns am frühen Nachmittag endgültig auf den Keltenerlebnisweg (in Zukunft der Einfachheit halber nur noch Keltenweg genannt).



    Immer Richtung Norden soll uns der Weg auf den Dolmar, mit 739 m NN dem höchsten Berg der Tour, bringen. Soll bedeutet, dass nicht alles klappt, wie geplant. Wie wir erst später merken, führt uns die Wegmarkierung auf einem recht langen wie komplizierten Umweg um einen Kilometer Straße herum. Als wir das spitz kriegen, kann der Herr Pfad-Finder zum ersten mal seine pfadfinderischen Kenntnisse einsetzen und uns zurück auf den richtigen Weg bringen.
    Über herbstlich gefärbten Wald und offene Wiesenflächen erreichen wir am späten Nachmittag den Dolmar, genießen die Aussicht, nehmen im Gasthaus einen Erfrischungstrunk und machen uns auf die Zeltplatzsuche, die in einem dichten Fichtenwald endet.







    Sonntag

    War gestern noch sonnigstes Wetter bei strahlend blauen Himmel, erwartet uns am Morgen dichter Nebel, der sich auch so bald nicht lichten will. Durch einen gespenstisch anmutenden Wald laufen wir hinunter nach Kühndorf.



    Die dortige Johanniterburg ist wegen des Nebels von weitem kaum auszumachen. Auf die Burg freue ich mich schon lange. Umso enttäuschter bin ich, als diese verriegelt und verrammelt ist: Besichtigung nur bei Führungen an jedem Freitag möglich.
    Hier im Ort haben wir erhebliche Schwierigkeiten, der Wegmarkierung zu folgen, gar zu verwirrend ist die Anbringung. So richten wir uns lieber nach der Karte, finden schließlich den richtigen Weg und folgen einem leider asphaltiertem Radweg ins nächste Dorf. Rohr überrascht mit urigen Fachwerkhäusern und einer beeindruckenden Wehrkirche.





    Aus den Notizen von Herrn Pfad-Finder:
    "Den ganzen Tag begleiten uns Büsche voller Schlehen. Sie sehen reizvoll aus, reizen aber noch mehr die Mundschleimhäute: Beim Biss auf eine Frucht wird sofort die Speichelabsonderung eingestellt, und es fühlt sich an, als hätte jemand 600er Schleifpapier zwischen Zunge und Gaumen gelegt."



    Das nahe gelegene Kloster Rohr dient heute als Berufs- und Technologiezentrum für angehende Handwerksmeister. Wenn allerdings der Stahl- und Glasanbau an der alten Klosterkirche für Handwerkskunst stehen soll, hat sich das Handwerk disqualifiziert.

    Und damit für heute noch nicht genug, machen wir uns auf nach Vachdorf. Dieser beschauliche Ort wird von der Werra durchflossen und besitzt eine alte Kirchenburg, welche im Hochmittelalter aus einer ehemaligen Wasserburg entstand. Hier auf dem Friedhof holen wir auch unser Trinkwasser für den heutigen Abend.





    Ein Stück weiter von der Höhe aus können wir zum ersten mal die zwei Gleichberge bewundern. Von hier aus führt der Keltenweg nun in einer unverständlichen Schleife über Jüchsen. Da wir diesem Ort nichts besonderes abgewinnen können - es gibt dort ein Keltenmuseum, das aber wahrscheinlich am Montag geschlossen hat, beschließen wir, abzukürzen und schlagen uns über teils matschige Feldwege weiter.

    Da es langsam dämmrig wird, stellen wir unser Zelt auf eine Wiese an einem Waldrand. Nichts besonderes, oder? Doch diesmal schon, denn neben unserem Zelt steht unser eigenes Toilettenhäuschen. Mitten in der Einöde mutet es seltsam an; praktisch ist es allemal.




    Montag

    Gestern wollten wir nicht mehr bis Widderstatt laufen – wer weiß, ob man dort hätte zelten können und dürfen? Und ganz richtig: Zelten ist dort verboten.
    Widderstatt: Das ist nicht etwa eine moderne Stadt nach einem Rechtschreibunfall, sondern ein uralter keltischer Siedlungsort. Leider ist davon nichts mehr zu sehen. Nur ein Gedenkstein für die Ausgrabungen ist aufgestellt und die Quelle sprudelt wie in alten Zeiten.



    Wieder versuchen wir, eine Abkürzung zu gehen, auch um den folgenden vermutlich asphaltierten Weg zu umgehen. Letzteres gelingt uns, ersteres nicht unbedingt. Trotz Wanderkarte und GPS verheddern wir uns etwas, aber was solls: wir haben ja Zeit.



    Nach zwei recht normalen und für uns langweiligen Dörfern erreichen wir Dingsleben, das wirklich so heißt. Dieses winzige Dorf besteht fast komplett aus Fachwerkhäusern - ich finde es einfach entzückend. Die Gaststätte hat geschlossen, aber was solls: es ist warm und sonnig und wir lassen uns an einer Bank nieder und halten Mittagspause. Der Herr Pfad-Finder tippelt noch schnell zur dorfeigenen Brauerei und holt sich dort ein alkoholfreies Bier, genannt AUBI (Autofahrerbier).



    Diese Stärkung war auch dringend nötig, denn nun geht es wieder mal bergauf, nämlich auf den schon gestern von weitem gesichteten Kleinen Gleichberg. Mit 641 m NN ist er zwar nicht sehr hoch, weißt jedoch mit der Steinsburg eine Besonderheit auf. Die Steinsburg war eine alte keltische befestigte Siedlung. Auch hier ist aber, bis auf die Reste der Wallanlagen kaum noch etwas zu erkennen. Doch immerhin hat man von hier aus eine prima Fernsicht, auch wenn es heute leicht diesig ist.
    Das Steinburgmuseum am Fuße des Berges hat leider geschlossen – schließlich ist heute Montag.





    Da wir von diesem einen Berg noch nicht genug haben, machen wir uns sofort noch an den Aufstieg des Großen Gleichberges, obwohl der Keltenweg einfach so daran vorbeiläuft. Er ist zwar noch ein paar Meter höher als sein kleiner Bruder, ich finde ihn aber weniger spektakulär als den Kleinen.

    Eigentlich wollten wir nur auf halbe Höhe bis zu einigen Aussichtspunkten aufsteigen, wie es die Kompass-Karte suggerierte, aber der vorgesehene Abzweig ist nicht zu entdecken. Bevor der Einwand kommt "Wie konntet ihr nur mit einer Kompass-Karte...?": Es gibt keine andere für diese Gegend. Wir landen also unfreiwillig auf dem bewaldeten Gipfelplateau. Immerhin gibt es im Süden eine schöne Aussicht ins Fränkische. Von dort legte die Openstreetmap-Karte im GPS-Zauberkasten einen angeblichen Pfad nach unten nahe. Genauso widerstrebend wie Herr Pfad-Finder zielstrebig folgte ich diesem Pfad, des Existenz stellenweise nur zu erraten, aber nicht zu erkennen war.



    Unser Ziel des Tages ist nämlich das Städtchen Römhild. Das Cafe Christine auf dem Marktplatz vermietet Fremdenzimmer und so stehen wir schon bald unter der heißen Dusche.
    Da es inzwischen dunkel ist, verschieben wir die Besichtigung von Schloss und Stadt auf morgen früh.


    Dienstag

    Römhild ist wirklich hübsch anzusehen, durch die vielen in Geschäft in dieser winzigen Stadt herrscht ein reges Leben. Besonderer Anziehungspunkt ist natürlich Schloss Glücksburg mit seinen zwei Innenhöfen.



    Nächste Station ist Milz – wieder mit Fachwerkhäusern und einer Wehrkirche. Und siehe da, hier gibt es sogar einen Dorfladen, wo wir uns Getränke holen.



    Heute geht es vor allem durch flaches, von Landwirtschaft geprägtes Land. Und es ist ungeheuer warm. Später wird sich der Herr Pfad-Finder noch die Hosenbeine abzippen und im kurzärmeligen T-Shirt laufen. Mir bleibt diese Möglichkeit leider verwehrt, da ich nicht die passenden Kleidungsstücke dabei habe.

    Ein Geleitstein von 1599 erinnert an alte Zeiten. Hier übergab die Geleitmannschaft des Hochstiftes Würzburg die Reisenden in die Obhut von Sachsen und umgekehrt.

    Bald schon erreichen wir den Kolonnenweg an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und überqueren somit die Grenze zum Freistaat Bayern. Damit machen wir wenig später also unsere erste Mittagspause im schönen Unterfranken.



    Aus den Notizen von Herrn Pfad-Finder:
    "Entlang der Kreisstraße NES 1 nach Bad Königshofen bekommen wir den ersten Eindruck, was es bedeutet, ein "reiches" Bundesland zu sein: Ein alter asphaltierter Rad- und Fußweg ist aufgegeben worden und wird langsam von Sträuchern über- und Baumwurzeln unterwuchert. Daneben ist ein neuer Rad- und Fußweg gebaut worden."

    In Bad Königshofen setzen wir uns in die Sonne, essen Torte und trinken Kaffee. Von dieser Stadt bin ich allerdings etwas enttäuscht. Vielleicht weil sie so relativ groß und hektisch ist.

    Wir nehmen wieder mal eine Abkürzung, diesmal aber eine echte, denn der Keltenweg schlägt eine recht unlogische Schleife. So kommen wir noch abends bis Kleinbardorf, können am Friedhof Wasser holen und uns noch das Wasserschloss anschauen – wirklich sehenswert.





    Über Streuobstwiesen verlassen wir das Dorf um uns irgendwo draußen einen Zeltplatz zu suchen. Nahe an einem Weg hinter einer Hecke werden wir fündig. Ich fühle mich pudelwohl, doch der Herr Pfad-Finder ist den ganzen Abend über sehr nervös. Irgendjemand könnte uns doch sehen. Na und?


    Mittwoch

    Gleich am frühen Morgen machen wir uns auf zum nahe gelegenen Judenfriedhof. Dieser stammt aus dem 16.Jahrhundert und ist mit über 4000 noch vorhandenen Grabstellen der zweitgrößte jüdische Friedhof in Bayern. Mitten im Wald auf einem Hügel gelegen ist die gesamte Anlage sehr beeindruckend.





    Von nun an geht es immer durch den Wald, auf dem sogenannten Rennweg durch die Hassberge. Im Sommer ist es bestimmt öde, hier entlang zu laufen. Schnurgerade zieht sich da breite Schotterband durch den Wald. Aber jetzt im Herbst ist alles bunt gefärbt und vor allem ist der Untergrund durch das viele Laub weich gepolstert und es raschelt beim Laufen wunderbar.

    Doch nun fängt es das erste und einzige Mal für kurze Zeit an zu regnen und wir müssen unser Regenzeugs aus den Rucksäcken holen. So verwenden wir auch nicht allzu viel Zeit auf die Besichtigung der kläglichen Reste der Burgruine Wildberg. Vom vorgelagerten Aussichtspunkt ist im Moment nur eine Nebelwand zu erkennen.



    Doch schon bald wird es wieder besser und als wir im Dörfchen Birnfeld ankommen, können wir im Trockenen sitzen und unser Mittagsbrot verzehren. Wir sitzen an der Bushaltestelle an der „Tausendjährige Linde“ und lassen es uns gut gehen.

    Auf das nächste Dorf, Nassach, bin ich schon gespannt. Laut Wanderführer soll es aus etlichen Fachwerkhäuschen bestehen und ich werde nicht enttäuscht. Besonders hübsch ist das „Alte Backhaus“, eine sehr zu empfehlende Gastwirtschaft. Wir schlagen uns den Bauch voll mit Kartoffelpuffern und einer großen Schüssel Apfelmus. Die Wirtin erzählt uns, dass schon häufig - aber nicht täglich - Wanderer einkehren. Die verhältnismäßig wenigen Wanderer führt sie auf die wenigen geöffneten Wirtschaften in der Gegend zurück. Nun ja, immerhin eine Theorie.





    Wir machen uns gestärkt wieder auf den Weg und finden alsbald einen Abzweig zum Burgstall Rottenstein. Wir lassen unsere Rucksäcke stehen und folgen dem schmalen Weg. Doch außer einer bewaldeten Wallanlage ist nichts zu sehen. Aha, nun wissen wir auch, was ein Burgstall ist, nämlich nichts weiter als die Stelle einer ehemaligen Burg.

    Hurtig machen wir uns wieder auf, denn bald fängt es an zu dämmern und wir wollen noch die nahegelegene Schwedenschanze aufsuchen. Auch hier gibt es auf einer Erhebung wieder einen vorgeschichtlichen Ringwall zu sehen. Doch das eigentliche Merkmal der Schwedenschanze ist der Aussichtsturm. Da er nicht verschlossen ist, klettern wir nach oben und haben trotz der leichten Dämmerung noch eine prima Fernsicht. Dem Herrn Pfad-Finder hat es besonders das weit in der Ferne sichtbare AKW Grafenrheinfeld angetan, dessen Kühltürme Wolken aufsteigen lassen, die wie riesige Tornados aussehen.

    Jetzt aber ab in den dichten Wald, wo sich der Herr Pfad-Finder auch wieder sicherer fühlt als gestern Abend.


    Donnerstag

    Vormittags erreichen wir den Landschaftspark Bettenburg, der ganz genauso bewaldet ist, wie die Gegend drum herum. Kein Unterschied zu „draußen“ also, wenn nicht die eine oder andere künstliche Ruine, einige Skulpturen und Kapellen dort herumstehen würden. Alles Ende des 18. Jahrhunderts errichtet, in einer Art Mittelalterromantik. Einen Umweg lohnt es meiner Meinung nach nicht, aber wenn man ohnehin dran vorbeiläuft, ist es schon sehenswert.





    In Goßmannsdorf wollen wir zu Mittag essen, aber die einen Gastwirtschaft hat für immer geschlossen, in der anderen bekommen wir wenigstens etwas zu trinken.

    Auf unserem weiteren Weg, viel durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, begegnet uns ein weitläufiges Gehege mit seltsam anmutenden Vögeln. Ich habe sie mal als Nandus eingestuft.





    Nach einer Weile erreichen wir endlich Unfinden, ein äußerst reizvolles Fachwerkdörfchen kurz vor Königsberg. Wir verweilen aber nicht länger, schließlich wollen wir noch in die Stadt.



    Aus den Notizen von Herrn Pfad-Finder:
    "Als ich am Ortseingang von Königsberg nur ein altes Ruderboot auf einem Podest sah, beschlich mich schon ein merkwürdiges Gefühl. Das sollte Königsberg sein? Wo mag wohl der Hafen der berühmten Ostseemetropole sein? Im Osten schmiegte sich die Stadt an Berge, im Westen lagen Felder, soweit das Auge reichte. Hatte uns das Navi betrogen?"

    In Königsberg angekommen sind wir beide von der Fachwerkarchitektur überwältigt, die sich uns in der gesamten Innenstadt darbietet. Wir suchen uns eine Unterkunft, duschen und schlendern wieder durch die Stadt. Mit knapp 4000 Einwohnern ist es ein winziges Städtchen. Es gibt auch kaum Geschäfte und Restaurants und erst recht keine Souvenirläden. Der ganze Ort wirkt vollkommen untouristisch.
    Schließlich erklimmen wir noch die Schlossruine oberhalb der Stadt, von der wir eine geniale Fernsicht in die Umgebung haben.






    Freitag

    Frisch gestärkt nach einem reichlichen Frühstück machen wir uns am Morgen auf den weiteren Weg. Zuerst geht es hinauf auf die Wart, einem Aussichtspunkt mit Pavillon gleich bei Königsberg. Von hier aus hat man einen prima Blick auf den gegenüberliegenden Schlossberg. Außerdem steht hier an prominenter Stelle ein Denkmal für die Flurbereinigung in dieser Gegend. Hierbei ging es um die Neuordnung und Neuaufteilung des Land- und forstwirtschaftlichen Besitzes in den 60er und 70er Jahren.



    Weiter geht’s auf einem schmalen Pfad bergauf-bergab, bis wir von einer Kuppe einen schönen Blick auf Prappach haben bzw. hätten. Denn an diesem Tag ist es doch recht diesig.
    Deshalb schenken wir uns auch den kleinen Umweg auf die Hohe Wann, einem Aussichtspunkt über die Hassberge.



    Schon bald erreichen wir Zeil am Main, das gemeinerweise gar nicht am Main liegt. Ähnlich wie Königsberg ist Zeil eine kleine Fachwerkstadt, allerdings durchschnitten von einer Fernverkehrsstraße. Hier essen wir im Brauhaus Göller zu Mittag und sind erstaunt, wie voll es hier doch ist. Der Herr Pfad-Finder isst zum ersten Mal im Leben ein Schäufele und ist doch etwas enttäuscht von diesem Gericht. Ich als Nichtbiertrinker gönne mir hier im Brauhaus ein Glas Frankenwein.



    Von Zeil aus führt der Keltenweg über den Main hinweg weiter Richtung Süden. Da wir jedoch am Sonntag keinen Bahnhof oder Bushalteplatz erreichen werden, beschließen wir, den Keltenweg hier zu beenden und grob parallel zur Bahnlinie immer weiter nach Osten zu laufen.

    Zuerst jedoch geht es hinauf zum Käppele, einer riesigen Wallfahrtskirche hoch über Zeil.



    Von dort aus weiter auf einem „Weinwanderweg“. Dessen Symbol soll wahrscheinlich einen fränkischen Bocksbeutel darstellen, sieht jedoch eher aus wie eine bald explodierende Bombe. Hier beschließen wir, auf die Burgruine Schmachtenberg zu verzichten, da es doch einen zu großen Umweg bedeuten würde.

    Der Herr Pfad-Finder liebt Abkürzungen und seltsam verschwurbelte Wegführungen. Also marschieren wir irgendwie weiter bis Breitbrunn und hoffen, hier im örtlichen Gasthaus noch eine Erfrischung zu uns nehmen zu können. Doch dieses ist, wie so manch andere schon auf unserer Strecke, verriegelt und verrammelt – schlicht aufgegeben. Aber immerhin gibt es hier noch einen kleinen Dorfladen, wo wir uns stärken können.

    Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis hinauf zum Rennweg. Der Rennweg verläuft von West nach Ost über 60 Kilometer als historischer Kurierweg immer auf der Höhe und vermeidet Ortschaften.



    Die Dämmerung beginnt und noch immer haben wir keinen Zeltplatz. Heute ist es auch besonders schwierig, da gerade auf unserem Abschnitt des Rennwegs kein Wald in Sicht ist. So stellen wir denn unser Zelt auf eine Freifläche direkt neben einen Jägerhochsitz.
    Ich bin die Ruhe in Person, doch der Herr Pfad-Finder kann wieder lange nicht schlafen, da er in der Ferne ein auffällig lange dort verweilendes Auto beobachtet. Nun denn.




    Sonnabend

    Heute geht es immer auf dem Rennweg entlang, meistens im Wald, aber auch Freiflächen mit Aussicht sind dabei.





    Schließlich überqueren wir zwischen Dörfleins und Hallstadt den Main. Es ist meine erste Begegnung mit diesem Fluss und ich bin regelrecht enttäuscht. Etwas gewaltiger und verschlungener hab ich ihn mir schon vorgestellt. Aber er ähnelt eher einem Kanal.



    Eigentlich hatte ich mir vorgestern mit einem Blick auf die Karte vorgestellt, unsere Wanderung in Hallstadt zu beenden und dort in den Zug zu steigen. Aber der Herr Pfad-Finder hatte Größeres vor. Und tatsächlich ist es von hier aus nicht mehr weit bis Bamberg. Der Weg ist zwar alles andere als beschaulich, denn es geht nur noch durch besiedeltes Gebiet, aber die Mühe sollte sich lohnen.

    Am Nachmittag kamen wir endlich in Bamberg an und stiefelten bei wiedermal enorm hohen Temperaturen vollgepackt durch die City, um die Touristinformation aufzusuchen. Von dort erfuhren wir den heftigen Preis vom in der Stadt noch zu habenden billigsten Zimmer und machten uns auf zu unserem Hotel. Da es „Central“ heißt, liegt es auch so und nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns wieder auf, die Stadt zu erkunden.

    Beeindruckend ist sie zweifelsohne. Aber Weltkulturerbe? Egal, wir schlendern durch die Stadt und genießen das Flair.






    Sonntag

    Heute ist Rückfahrtag. Über Hof machen wir uns mit der Bahn auf die Reise nach Dresden bzw. Berlin.
    Schön wars. Auf jeden Fall anders als sonst.
    Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

  • Goettergatte
    Freak

    Liebt das Forum
    • 13.01.2009
    • 27465
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

    Ahhh! Ein Reisebiricht aus einer meiner Wahlheimaten

    Sehr schön, Danke!
    "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
    Mit erkaltetem Knie;------------------------------
    Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
    Der über Felsen fuhr."________havamal
    --------

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    • blauloke

      Lebt im Forum
      • 22.08.2008
      • 8354
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

      Schöner Bericht aus einer Gegend in die auch öffters mal komme. Leider nur immer beruflich mit dem Auto. Um so interessanter die Gegend mal aus der Sicht von Wanderern zu sehen.
      Das Problem mit den geschlossenen Wirtschaften kenne ich auch. Ist in meiner Umgebung ähnlich. Die Leute sitzen jetzt mehr vor dem Fernseher als in das Dorfwirtshaus zu gehen und dann werden die eben auf gegeben.
      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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      • Goettergatte
        Freak

        Liebt das Forum
        • 13.01.2009
        • 27465
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

        Zitat von november Beitrag anzeigen
        ...
        Gleich am frühen Morgen machen wir uns auf zum nahe gelegenen Judenfriedhof. Dieser stammt aus dem 16.Jahrhundert und ist mit über 4000 noch vorhandenen Grabstellen der zweitgrößte jüdische Friedhof in Bayern. Mitten im Wald auf einem Hügel gelegen ist die gesamte Anlage sehr beeindruckend.



        Wen interessiert, wie das Tahrarahaus (Leichenwaschhaus) des Friedhofs von innen ausschaut, mag hier schauen.

        Übrigens empfinde ich Königshofen auch wenig atraktiv,
        nicht nur wegen der Hektik, die man dort in der Tat zu verspüren meint,
        auch für den Fachwerkinteressierten bietet sich hier nicht viel.
        "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
        Mit erkaltetem Knie;------------------------------
        Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
        Der über Felsen fuhr."________havamal
        --------

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        • Philipp
          Alter Hase
          • 12.04.2002
          • 2753
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

          Ach ja, Frranngn...der Maa...Bambärch...Schäuferla...Ung'spundetes...hach ja, alte Heimat...

          Schöner Bericht, danke!
          "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

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          • Wafer

            Lebt im Forum
            • 06.03.2011
            • 8829
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            #6
            AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

            Hallo November.

            Wie faszinierend doch eine Gegend sein kann wenn sie einem so anregend kredenzt wird! Wer kennt sie nicht aus dem Auto raus? Aber zu Fuß? Also ich war da noch nicht.
            Vielen Dank für den anregenden Bericht und die schönen Bilder!

            Gruß Wafer

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            • SwissFlint
              Lebt im Forum
              • 31.07.2007
              • 8570
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

              Sehr schöner Bericht, macht wirklich Lust da mal hinzugehen. Hast du noch ein Bild vom Bamberger Reiter? (Meine mich aus einem Kinderbuch daran zu erinnern )
              Zurück von Weltreise! http://ramblingrose.ch/

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              • November
                Freak

                Liebt das Forum
                • 17.11.2006
                • 11083
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                #8
                AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

                Nein, ein Foto vom berühmten Bamberger Reiter habe ich leider nicht. Wir konnten auch gerade noch so durch den Dom schlendern, bevor er für diesen Tag geschlossen hat.
                Ausserdem waren wir auch nicht großartig auf diese Stadt vorbereitet. Bevor wir losgelaufen sind, wussten wir nicht, dass unsere Wanderung in Bamberg enden würde.
                Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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                • SwissFlint
                  Lebt im Forum
                  • 31.07.2007
                  • 8570
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

                  Schon gut, Google hats - Danke
                  Zurück von Weltreise! http://ramblingrose.ch/

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                  • Rattus
                    Lebt im Forum
                    • 15.09.2011
                    • 5177
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Stadt - Land - Fluß: (k)ein Kinderspiel

                    Schöner Bericht mit interessanten Fotos!
                    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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