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    • 16.08.2008
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    #41
    AW: [IT] Das Meer

    III. Teil: Contorno – Beilage






    11.01.-13.1.2014 Rom

    Der Aufenthalt in Rom ist schnell erzählt. Ich checke wieder in der Jugendherberge ein, die diesmal nur 14 Euro die Nacht kostet. Die Stadt ist sehr voll und ich merke, dass mich das massiv stört. Nach Großstadt steht mir nach den letzten Tagen überhaupt nicht der Sinn. Dennoch gehe ich noch schnell zum Petersdom, den ich gerne auf Pilgerwegen erreicht hätte. Der Tannenbaum steht beleuchtet auf dem Vorplatz. So beeindruckend wie beim ersten Mal erscheint mir der Petersdom aber nicht mehr und ich bin ein wenig enttäuscht. Der Sitzbereich abgesperrt. Die Messe lässt sich anscheinend nur mit Eintrittskarten besuchen.
    Als ich zurück durch die Straßen eile, wird die Erinnerung an die Fußschmerzen des letzten Jahres wieder wach. Welch ein Genuss, wieder laufen zu können.





    Am Abend esse ich ein Stück Pizza in einer kleinen Pizzeria. Es schmeckt grauenvoll. Man kann nicht immer Glück haben.

    -----------------

    Am folgenden Tag rollere ich im Park der Villa Borghese herum. Es ist Sonntag, und es macht Spaß, die Römer bei Wochenendaktivitäten zu beobachten. Die Kinder tragen Wintermützen und Daunenjacken, obwohl es um die 15 Grad sind und die Sonne scheint. Straßenmaler sitzen mit Fellmützen und Daunenhandschuhen an ihrem Platz und warten auf Kundschaft. Fahrradfahrer mit Sicherheitswesten, Skater, Hundebesitzer, Reiter und Spaziergänger sind unterwegs und genießen den schönen Tag. Ein Rollschuhtrainer bringt kleinen Kindern bei, über kleine Hütchen zu springen. Die Kinder hinterlassen Kleinholz. Ein Papagei sitzt im Baum, doch die Fotos werden unscharf. Um herauszufinden, wieviele Kilometer ich im Durchschnitt bei Tagesaktivitäten fahre, lasse ich das Navi mitlaufen. 15 km stehen auf der Uhr. Diesen Wert kann ich also bei der zukünftigen Streckenplanung als unterste Grenze ansetzen.





    Am späten Nachmittag verlängere ich in der Jugendherberge noch einmal um eine Nacht, weil ich immer noch keine Idee habe, wie es weiter gehen soll. Das Wetter ist überall ziemlich schlecht. Teile Siziliens stehen unter Wasser und einige Flüsse sind über das Ufer gelaufen. Kaum habe ich bezahlt und noch einmal die Italienkarte in die Hand genommen, ist die Idee da. Mist. Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen. Ich ärgere mich. Am liebsten würde ich sofort starten. Mein Geld bekomme ich dann allerdings nicht mehr zurück. So werte ich die Angelegenheit wie üblich als Schicksal. Ich habe genug Zeit. Ich kann auch einen Tag später fahren.
    An diesem Abend richte ich mich nach der Empfehlung eines Hostelmitarbeiters. Das Restaurant ist schmucklos und es sitzen ausschließlich Italiener dort. Die Qualität ist hervorragend. Es gibt eine leckere Minnestrone und Schinkenpizza ohne Schinken.

    ---------

    Am Montag bin ich unglaublich müde und doch ganz froh, heute noch einen freien Tag zu haben. Ich entscheide mich, nach Trastevere, einem Stadtteil Roms, zu fahren. Ursprünglich wollte ich Tivoli besichtigen, aber laut website ist Montags der Park geschlossen. Ärgerlich.
    Viel Lust auf Stadtbesichtigung habe ich nicht und so setze ich mich vor allem in die Sonne. Die Stadt ist ziemlich leer, es war nur der Samstagabend, der für Rummel gesorgt hat. Die wenigen Touristen, die mit Stadtplänen Orientierung suchen, sind Italiener.
    Auf dem Marktplatz von Trastevere ist Wochenmarkt und am Rand lockt ein dazugehöriger Käsestand. Der Verkäufer sieht ein bisschen aus wie eine Maus und spricht ziemlich gut Englisch. Ich beschreibe ihm ungefähr, welche Geschmacksrichtungen ich gerne mag und folge seinen Empfehlungen. Er freut sich. Mit vier verschiedenen Käsesorten verlasse ich den Ort. Ein Stück weiter finde ich ein alteingesessenes Käsegeschäft. Und kaufe wieder Käse. An das Gewicht, dass ich nun die nächsten Tage tragen darf, denke ich in dem Moment nicht. Der Käse dort ist günstiger als am Marktstand, aber als ich am Abend die Sorten probiere, liegt der Marktstand ganz weit vorn. Diese Geschmacksvielfalt ist jeden Penny wert. In einem Pasta- und Pizza-Imbiss herrscht Hochbetrieb und vor der Tür essen Geschäftsleute hektisch ein Stück Pizza. Ich werte das als Qualitätskriterium. Tatsächlich ist die Pizza preisgünstig und köstlich.





    Früh gehe ich zum Hostel zurück und erledige noch letzte Vorbereitungen, in dem ich Tourendetails im Handy speichere und die Unterkünfte recherchiere. In der ersten Nacht kann ich auf einen Campingplatz gehen. Danach werde ich auf Hotels angewiesen sein. Aber das wusste ich ja bereits, bevor ich nach Italien fuhr. Das ist hier im Januar eben so. Mal sehen, was mich erwartet. Hoffentlich klappt es diesmal besser. Ich bin gespannt.
    Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2014, 10:36.
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    • Torres
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      #42
      AW: [IT] Das Meer

      IV. Teil: Secondo Piatto – Zweiter Gang

      Das Tyrrhenische Meer: Von Lido di Ostia bis Monte San Biaggio






      14.01.2014 Tor San Lorenzo (Ardea)

      32 km

      Am Morgen nehme ich die rumpelnde Vorortbahn nach Ostia. Sie ist vollgesprüht mit Graffitis, und man muss die Haltestellen zählen, weil man nichts sieht. Ich habe vor, in Richtung Neapel mit dem Roller zu fahren. Auf der Strecke liegt ein Naturschutzgebiet und da soll es schön sein. Die Straße führt immer am Meer entlang. Ganz nach Neapel werde ich nicht kommen, weil dann nur noch Hauptverkehrsadern an der Küste entlang führen. Aber der Weg bis Terracina ist machbar, und da will ich auf jeden Fall hinrollern. Die Etappen lassen sich gut einteilen, und ich orientiere mich an den Kilometerangaben meiner Straßenkarte.
      Den Weg aus Rom herauszurollern, erspare ich mir aber. Das ist mir einfach zu viel Verkehr und wäre wohl alleine schon eine Tagesetappe. Außerdem will ich heute abend auf dem einzigen geöffneten Campingplatz übernachten.

      Ich steige am Bahnhof Ostia aus und es schüttet wie aus Eimern. Neben dem Bahnhof befindet sich eine Schnellstraße, und ich stelle fest, dass man hier nur mit dem Auto weg kommt. Ich hebe den Roller samt Gepäck hoch und erklimme die Überführung. Auf der anderen Seite hebe ich den Roller wieder herunter. Dann stehe ich da. Mein Navi zeigt lauter Sackgassen, aber keine Straße zum Meer an. An einer Tankstelle frage ich um Rat und bin anscheinend die Sensation, denn der halbe Betrieb wird alarmiert. Die Männer erklären mir, dass es nur die Schnellstraße Richtung Lido di Ostia gibt. Ich soll die Bahn nehmen. Überprüfen kann ich das leider nicht und so verlasse ich mich darauf. Voller Begeisterung hebe ich den Roller im strömenden Regen wieder die Treppen hoch und wieder runter und nehme die nächste Bahn. Mein Ticket ist noch gültig. Nach zwei Stationen bin ich da.

      Die Aktion hat mich eine Stunde gekostet und nun ist es kurz vor 11.00 Uhr. Ich navigiere durch die Straßen des Ortes und endlich stehe ich am Meer. Das Meer ist wild und es weht ein frischer Wind. Ich atme tief durch. Nur die Häuser am Rande der Straße sehen grauenvoll aus. Zweckarchitektur. Schön ist hier etwas anderes. Aber ich muss ja nicht nach links gucken. Rechts ist das Meer.

      Ich setze mich in Bewegung. Es ist flach hier, also kann ich rollern und schnell merke ich mal wieder, wie anstrengend das ist. Vor allem bei Gegenwind. Am angenehmsten für das Rollerfahren sind leicht hügelige Strecken, die Rollphasen ermöglichen oder Strecken, die Geschicklichkeit erfordern. Hier geht es einfach nur geradeaus an der Küste entlang. Der Campingplatz am Wegesrand ist geschlossen. Im Winter ist hier Totentanz.
      Ich esse ein Stück Brot mit Gorgonzola und Paprika. Das Meer neben mir rauscht und ich freue mich über den Anblick. Ist es nicht schön? Ich kann mich nicht satt sehen. An vielen Stellen wird die Sicht jedoch durch Aufbauten verstellt. Scheinbar ist das Meer hier überwiegend in privater Hand und bewirtschaftet.





      Die Promenade endet und ich werde auf eine größere, vielbefahrenere Straße gelenkt. Die Autos sind aber kein Problem, denn es gibt einen zwar schmalen, aber doch nutzbaren Seitenstreifen. Außerdem kommen sie nur in Wellen und dann ist wieder lange nichts. Aber ich habe Gegenwind. Konstanten, lästigen Gegenwind. Eine Windbö erfasst den Poncho und hüllt meinen Kopf einmal komplett ein. Für einen unangenehm langen Moment sehe ich nichts und muss anhalten. Gott sei Dank ist gerade kein Auto da. Das geht so nicht. Ich rede mit ihm ein ernstes Wort. Hätte ich mich nicht an ihn gewöhnt, würde ich über Konsequenzen nachdenken. Ich befestige ihn noch sorgfältiger. Der Regen dringt durch die Ärmel meiner Jacke.

      Rechts von mir ist nun eine Dünenlandschaft und ich komme mir ein wenig vor, als sei ich in Dänemark. Häuser gibt es hier keine. Im Sommer werden am Rande der Straße die Autos parken und die Badenden durch die Dünen ans Meer gehen. Man sieht es an den breiten Zugängen. Den Rest der Zeit sind die Einkerbungen in der Landschaft Orte für Müllablagerung und das kleine und große Geschäft. Letzteres trifft sich gut und ich setze einen drauf. Schwieriger ist es, Fotos zu machen. Durch den Regen und den Wind ist es nicht möglich, das Objektiv ernsthaft regentropfenfrei zu halten. Etwas später, in einer kurzen Regenpause, gelingt es besser. Das Rollern ist sehr anstrengend, aber die Strecke macht mir Spaß. Ich mag diese Landschaft sehr und merke, wie ich mich entspanne. In der Ferne sieht man Kitesurfer. Es ist das richtige Wetter dafür.

      In einer offenen Holzhütte, die als Eingang zum Strand fungiert, mache ich Rast. Das Dach ist mit Reet bedeckt. Die Hütte bietet zwar Regenschutz, aber keinerlei Windschutz und nach kurzer Zeit wird mir entsetzlich kalt. Also fahre ich weiter. Ein Auto steht neben der Hütte, aber es ist niemand zu sehen. Im nachhinein vermute ich, dass es ein Brandungsangler ist. Man findet sie überall an den Stränden dieser Küste.





      Ein Ort kommt in Sicht. Ist es schon Tor Vanaica? Ortsschilder gibt es nur selten und viele kleinere Ortschaften gehören postalisch zu einer größeren Ortschaft. Ich bewundere den Genitiv („Baden unsicher wegen des mangels an bademeister“) auf einem Schild, das ich noch öfter sehen werde und das braune Wasser, das vom Sand gefärbt wird.








      Die erste einer Serie von modernen Kirchen taucht auf. Eigentlich unüblich für Italien. Noch weiß ich nicht, dass diese Küste Schauplatz des zweiten Weltkrieges war und es etwas weiter Orte gibt, denen Mussolini die Struktur vorgegeben hat. Die Wasserpfützen an der Straße sind tief. Ich muss aufpassen, dass ich sie passiere, wenn kein Auto in der Nähe ist. An einem Zebrastreifen ist ein Gedenkgrab für ein kleines Kind. Ein Auto parkt den Gehweg zu. Deutsches Kennzeichen.
      Eine besonders tiefe Wasserpfütze kommt und ich stelle fest, dass der Autotyp das Fahrverhalten bestimmt. Kleinwagen bremsen herunter. Große Limousinen fahren zügig hindurch und Transporter ballern mit Vollgas durch das Wasser und produzieren rücksichtslos hohe Fontänen. Der Regen ist schwächer geworden und an den Stränden herrscht Stillleben. Menschen sind auf den Straßen keine.





      Wieder geht es eine Landstraße entlang, allerdings nicht mehr direkt am Meer. Rechts von mir sind Parkanlagen und Wohnanlagen und ich lerne, dass es Gebiete an der Küste gibt, die Privatbesitz sind und wie Hochsicherheitstrakts gesichert sind. Zwar sind in meinem Navi Seitenstraßen eingezeichnet, aber die stehen mir hier nicht zur Verfügung.





      Am Straßenrand ist ein geöffneter Campingplatz, aber es ist nur ein Wohnmobilstellplatz. Er weckt in mir die Hoffnung, dass der Campingplatz, der mich heute abend beherbergen soll, tatsächlich geöffnet ist. Man weiß ja nie. Alle anderen haben definitiv geschlossen. Zwei Männer laufen an der Straße, und ich überhole sie. Ich bin zwar langsam, aber mit dem Roller doch ein kleines bisschen schneller als zu Fuß. Auch wenn die Straße wie üblich immer leicht bergauf geht.

      Ich erreiche eine weitere Ortschaft und merke, dass ich müde bin. Ich habe kaum etwas gegessen und mein Wasser ist auch fast alle. Der Verkehr ist stärker geworden, es ist Berufsverkehr. Mein Navi zeigt mir, dass ich eine Seitenstraße fahren kann und ich biege in einen besseren Feldweg ein. Ein afrikanischstämmiger Italiener überholt mich mit in einem alten weißen Mercedes und zeigt seine Begeisterung für meine Fortbewegung. Am Ende des Weges hält er an, um eine Zigarette zu rauchen. Ich frage ihn, ob ich da durch komme, wenn ich am Meer weiter fahre und er schüttelt bedauernd den Kopf. Nein, nein, bloß nicht. Ich muss zurück.

      Also wieder zurück. Laut meinem Navi sind es noch 3 km bis zum Campingplatz und sie dauern lang. Ich rollere und rollere und komme nicht voran. 2,98 km. 2,4 km. 2,2 km. Hoffentlich hat der Platz auf. Ich bin mir plötzlich gar nicht mehr so sicher. Noch 1,6 km. Noch 1,3 km. Noch 1 km. Noch 600 Meter. Das Schild. Endlich. Ich biege in einen Sandweg mit tiefen Wasserkuhlen ein. Am Rande ist eine wilde Müllkippe. Es ist kurz vor fünf Uhr. Gleich wird es dunkel.

      Ein Auto verschwindet links vor mir an einem Wochenendhaus, schwer fällt das Sicherheitstor ins Schloss. Ich rollere um die Wasserpfützen herum und gebe mit letzter Kraft Gas. Zelt, Essen, Schlafen. Mehr will ich nicht. Zwei Männer gehen durch einen Spalt am Tor. Die Ausfahrt auf der anderen Seite ist gesichert. Im Pförtnerhäuschen ist niemand zu sehen. Der Platz hat zu. Ich weigere mich, darüber nachzudenken. Ich schiebe das offene Tor ein Stück auf und gehe hinein. Irgendwo ist hier sicherlich die Rezeption. Vielleicht ist jemand da.

      Ich finde die Rezeption und stelle den Roller ab, da kommt auch schon ein Mann aus der Tür. Er sieht sympathisch aus. Vermutlich ist der Eingang videoüberwacht. Ich sagen meinen übrigen Spruch auf: Eine Person, eine Nacht, ein Zelt. Er schaut mich ziemlich erschrocken an und erklärt mir auf Englisch, was ich befürchtet habe: Der Campingplatz ist im Winter geschlossen. Ich bin so müde, dass ich ihn einfach nur völlig apathisch ansehe. Er guckt mich hilflos an und will irgendwie helfen, weiß aber nicht wie. „Wir haben hier keinen Strom“, sagt er. „Ich brauche nur Wasser“, sage ich matt. Er schaut mich noch einmal prüfend an und sagt, er müsse mal eben überprüfen, ob sie noch Wasser hätten. Drei lange Minuten bleibt er weg und ich wage es nicht, Hoffnung zu schöpfen. Er kommt wieder zurück und sagt: „Wir haben Wasser. Sie haben alles dabei?“ Ich nicke. „Okay, sie können heute nacht hier bleiben, weil es schon spät ist. Aber das ist nur eine Ausnahme. Bezahlen müssen Sie nichts. Aber das ist nur für eine Nacht, morgen müssen Sie weiter.“ Ich nicke und kann mein Glück kaum fassen. Und bedanke mich. Er zeigt mir einen Platz, wo ich mich hinstellen kann und den Wasserhahn, der Wasser führt. Eine Toilette funktioniert auch noch. Mehr brauche ich nicht. Er informiert mich, dass der Campingplatz nachts von Rangern bewacht wird und sagt den Männern Bescheid. Dann bin ich alleine.

      Ich lehne den Roller an einen Zaun und merke, dass ich völlig durchgefroren bin. Das Denken fällt mir schwer. Ich gebe mir einen Ruck und schalte instinktiv auf Wintermodus um. Regenhülle ab, Rucksack oben aufmachen, Zelt in die Hand nehmen. Footprint auslegen, der Boden besteht aus nassem Laub und Gras auf kleinen spitzen Schottersteinchen. Hüllen sichern, es ist windig. Mit drei Handgriffen steht das Zelt und mit etwas Gefühl bekomme ich sogar provisorisch die vorderen Heringe in den Boden rein. Isomatte ins Zelt werfen, Schlafsack reinwerfen, kleiner Rucksack in die Apsis, großer Rucksack ins Zelt, Reservewäsche aus dem Rucksack holen. In Windeseile reiße ich mir die nassen Klamotten vom Leib. Ein Teil ist durchgeschwitzt, der Rest vom Regen völlig durchnässt. Schnell ziehe ich die Daunenjacke über. Nach einigen Minuten wird mir etwas wärmer. Wie bin ich froh, dass ich sie mithabe.

      Hinter mir steht eine Hütte mit Überdachung. Eine Hollywoodschaukel steht darunter. Ich hänge meine nasse Jacke und die Überhose auf. Im Zelt werden die Sachen nicht trocknen.

      Die Hütte neben mir leuchtet plötzlich glühend rot auf, als würde sie brennen. Die Sonne ist herausgekommen. Ich bin am richtigen Ort. Schnell schnappe ich mir die Kamera und die Wasserflasche. Erst etwas trinken. Dann marschiere ich durch die Häuserreihen und finde die Zeltwiese. Das Gelände ist riesig. Das Meer ist ohrenbetäubend laut und die Wellen in der Ferne sind wunderbar.








      Wie schön es hier ist. Als hätte die Sonne auf mich gewartet.












      Ich atme tief durch. Ich bin zu Hause. Hier gehöre ich hin.













      Ein letzter Blick zurück und dann zieht es mich zu meinem Zelt. In der Ferne patroulliert der Wachdienst. Aber niemand wird mich stören.








      Ich hatte im Reflex zu Hause das letzte Paket Trekkingnahrung von der Wintertour des letztes Jahres in den Rucksack gestopft und das ist jetzt genau das Richtige. Wie immer stimmt die Wassermenge nicht, die ich dazugebe, aber das ist mir völlig egal. Hauptsache heiß. Das Essen gleicht einer Suppe, und ich merke, wie ausgehungert ich wirklich war. Ich zwinge mich, langsam zu essen. Dann diszipliniert alles schön wegpacken. Kurz darauf liege ich im Schlafsack. Noch eben den Track abspeichern. 34 km bin ich heute gerollert, das ist Rekord. Mehr hätten es auch nicht sein dürfen. Meine Beine brennen und die Sehne in meinem linken Fuß ist wieder geschwollen.

      Das Meer ist so laut, dass ich Ohropax in die Ohren stecke. Zwei Minuten später schlafe ich tief und fest.


      Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2014, 10:46.
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        #43
        AW: [IT] Das Meer

        Vom Meer in diesem schneearmen Winter zu schreiben ist schon gewagt *träum*...
        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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        • Torres
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          #44
          AW: [IT] Das Meer

          15.01.2014 Anzio

          17,6 km

          Am Morgen geht die Sonne auf. Es wird ein schöner Tag werden.





          Schnell packe ich meine Sachen zusammen. Die Hardshell auf der Hollywoodschaukel ist relativ trocken geworden, aber den nassen Merinopullover muss ich heute trocken laufen. Ein älterer Italiener mit freundlichem, wettergegerbtem Gesicht nähert sich vorsichtig. Ich lache ihn an und grüße. Er weiß nicht so ganz, was er mit der Situation anfangen soll und druckst ein wenig herum. Dann fasst er sich ein Herz und fragt auf italienisch, ob ich wirklich hier die Nacht im Zelt geschlafen habe. Ich nicke und er ist schwer beeindruckt. Er bietet mir einen Kaffee an und leider muss ich wieder ablehnen, da ich ja keinen Kaffee trinke. Höflicher wäre es sicherlich, aber Familienanschluss wäre mir auch zu mühsam am Morgen. Ich spreche nun einmal kein Italienisch. Er ist ein wenig enttäuscht, auch über die Sprachhindernisse, denn man merkt, dass ihn das hier alles brennend interessiert. Ich werde wohl heute Gesprächsthema sein.

          Als ich alles verstaut habe, begleitet er mich zum Tor und lässt mich hinaus. Ich bedanke mich noch einmal sehr herzlich. Schön war es hier. Vielen, vielen Dank für die unkonventionelle Hilfe.





          Wieder rollere ich die Holperstrecke entlang. Am Zaun bellen Hunde. Es wird ein strahlender Tag. An der Kreuzung ist eine Baumschule. Die Straße führt nun bis zum nächsten Ort an Feldern entlang. Lido di Pini. An den Geschäften herrscht eine heitere Atmosphäre und ich erinnere mich an einen Artikel im Internet, der schrieb, dass dieser Küstenabschnitt noch das ursprüngliche Italien abbildet. Es sieht ganz so aus. Hunde laufen frei auf der Straße herum und kommentieren meine Anwesenheit kurz mit Gebell. Dann ziehen sie weiter. Mit gefällt es hier, ich kann es nicht leugnen. Ein kleines Hotel kommt in mein Sichtfeld. Aber es ist nicht zu erkennen, ob es geöffnet ist.





          Hinter dem Ort beginnt eine schöne Landstraße, die leider viel befahren ist. So bin ich froh, dass ich einen eigenen Waldstreifen zur Verfügung habe. Links und rechts sind die Grundstücke eingezäunt, aber die Landschaft sieht wunderbar harmonisch aus. Links von mir sind Felder und ab und zu taucht ein Bauernhof auf. Rechts von mir ist Wald. Er gehört zu einer riesigen Campinganlage. Wieviele Leute hier wohl im Sommer Urlaub machen werden? Fünftausend? Oder sogar mehr? Im Moment dominiert die Natur. Nur an einer Stelle fällen Gartenarbeiter Bäume. Die meisten Menschen, die ich unterwegs in der Nähe von Häusern sehe, sind übrigens Angestellte, die mit Gartenarbeiten beschäftigt sind. Auf dem Weg sind Pferdespuren zu sehen.








          Plötzlich ist der Seitenstreifen zu Ende. Ich muss auf die Straße wechseln. Mist. Immer noch sind viele Autos unterwegs, und bei dem schönen Wetter fahren sie entsprechend schnell. Rechts von mir ist ein großer Zaun. Ein Verkaufsschild hängt daran. Neben dem Zaun ist eine künstliche Lücke und es ist offentlich, dass man dort hindurchschlüpfen kann. Doch wo geht es da hin? Auf ein Privatgrundstück? Ans Meer? Schade, dass ich keine Ortskenntnis habe. Außerdem wäre das wohl Einbruch.
          Ich wechsele auf die Straße, schiebe ein paar Meter und es macht keinen Spaß. Überhaupt keinen Spaß.

          Achtung: Kinder und gesetzestreue Bürger jetzt bitte nicht weiterlesen. Was ich nun anschließend tue, macht man nicht. Es ist Einbruch oder Hausfriedensbruch oder was auch immer. Dass ich es aus Outdoormotiven und teilweise aus Unwissenheit mache, macht die Sache nicht besser. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.


          Ich drehe um und schaue wieder durch den Zaun. Eine breite, ausgetretene Spur befindet sich dahinter. Anscheinend laufen dort öfter Menschen entlang. Mein gutes Gewissen kämpft mit dem Verlangen, die Straße zu umgehen. Auf dem Navi ist keine Wegführung zu sehen. Es ist ein Privatgrundstück. Aber das Loch im Zaun ist groß. Scheinbar kümmert sich niemand darum. Wieder brausen Autos an mir vorbei. Okay, ich versuche es.

          Mit schlechtem Gewissen schiebe ich den Roller durch die Lücke. Auf hartem Sand rollere ich vorwärts und bin froh, als ich frische Hundespuren entdecke. Kurz darauf sehe ich in der Ferne einen Mann mit Hund, und ich folge ihm. Die Landschaft ist wunderschön, und ich genieße sie. Ein schöner Platz. Schade, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich hier aufhalten darf. Ich würde Rast machen und die Stille genießen. Die Straße scheint weit weg. Wie gerne würde ich hier zelten. Aber das ist natürlich unmöglich. Dünen kommen in Sicht.





          Und dann sehe ich: Na was wohl: Das Meer :-)










          Die Wellen sind laut und groß. Ein leichter Wind geht. Ein Traumstrand. Der Mann mit dem Hund sieht mich und vielleicht täusche ich mich, aber er wirkt etwas pikiert. Vermutlich ist der Weg hier nur für Einheimische und Touristen will man hier nicht sehen. Ich kann mich weder satt sehen noch satt fotografieren.





          Bei uns kommt man nicht so schnell an einen derartigen Strand und derartige Wellen finden sich nur bei höheren Sturmstärken. Hier scheinen die Wellen von selbst zu entstehen. Was für eine Landschaft. Glücksgefühle überfluten mich.








          Und vor allem hört dieser Strand nicht auf. Meilenweit ist einfach nur Strand.








          Ein Ehepaar mit Hund betritt die Bühne. Auch sie schauen mich scheu und etwas misstrauisch an und gehen Richtung Strand. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Aber diese Stelle hier hätte ich nicht missen mögen. Ich packe meinen Käse aus und frühstücke erst einmal. Ich habe bisher noch nichts gegessen.

          In den Dünen stehen Kakteen und ich kann nicht anders, als Fotos zu machen.




















          Nur mühsam reiße ich mich von dieser Stelle los. Hier müsste man bleiben können.

          Hinter den Kakteen befindet sich in den Dünen ist ein Haus und es sieht so aus, als gäbe es von diesem Haus aus einen Sandweg parallel zur Straße, der in meine Richtung führt. Ich beschließe, ihn zu nehmen. Auf Fotos verzichte ich nun, ihr wisst gleich, warum.

          Der Weg führt allerdings nur zu einer technischen Anlage. Sackgasse. Über einen kleinen Dünenhügel führt ein schmaler Weg in die gewünschte Richtung und ich gehe volles Risiko. Ich nehme ihn. Nicht einfach, den schweren Roller da hoch zu wuchten. Kurzzeitig lasten 26 kg auf meinen Knien. Aber es funktioniert.
          Dann versuche ich, den Roller mit viel Kraft durch die Dünen zu schieben. Fahrräder durch Sand zu schieben, ist schon blöde. Aber ein Roller ist absolut nervig, da kein Gewicht auf dem Hinterrad liegt. Er bricht ständig nach oben oder zur Seite aus und letztlich trage und ziehe ich ihn mehr, als dass ich schiebe. Zwischen Grasbüscheln sind versteckte Plätze, die sich zum Wildcampen eignen könnten. Aber ich bin mir sicher, dass auch dieser Strandabschnitt nachts hell erleuchtet ist und regelmäßig kontrolliert wird. Warum ich das glaube, kommt ebenfalls gleich.

          Auch der Dünenweg endet und die Hundespuren, denen ich bisher gefolgt bin, kommen mir wieder entgegen. Mist. Vor mir liegt eine ungemähte Wiese. Von drei Seiten ist sie eingezäunt. Mist, Mist, Mist. Wieder zurück? Das kostet mich eine Dreiviertelstunde. Mindestens. In meinem Navi wird angezeigt, dass es hinter der Wiese eine Straße gibt. An dieser Stelle ist kein Zaun, sondern eine Mauer, die mit Querstreben aus Stahl erhöht ist. Die könnte man überklettern.

          Gesagt, getan. Ich schleppe den Roller über die Wiese und das dauert auch gefühlt 10 Minuten, denn die Wiese ist huckelig und nass. Das kostet Kraft, denn schieben kann man nicht, und man muss aufpassen, wo man hintritt. Mehrfach muss ich den Roller absetzen. Ich lade den Rucksack ab und werfe ihn über die Mauer. Dann kommt der Roller dran. Dann ich. Baulich ist die Mauer so gestaltet, dass Kinder problemlos darüber steigen können. Das ist mein Glück. Dann ist es geschafft. Menschen sind keine zu sehen und die Häuser wirken merkwürdig still.

          Ich schiebe den Roller vom Platz in Richtung Straße. Rechts befindet sich eine Schranke zum Strand. Laut Navi muss ich mich rechts halten und das tue ich. Ich rollere langsam eine schmale Straße herunter. Hinter der Kurve steht ein junger Gärtner neben seinem Lastwagen und lädt Gartenabfälle auf. Als er mich sieht, schaut er mich an, als hätte er eine Erscheinung. Ich begrüße ihn nett, wie ich es immer tue. Er grüßt zurück und fragt etwas. Ich erkläre ihm, dass ich kein Italienisch spreche. Er spricht ein paar Brocken Englisch und fragt, wie ich hier mache. Ich zeige auf mein Navi und sage, dass ich zur Straße will. Er guckt mich groß an und erklärt mir, dass ich hier in einer privaten Wohnanlage bin. Wenn ich keine Zugangsberechtigung habe, darf ich mir hier gar nicht aufhalten. Und das Tor ist geschlossen. Ich komme hier auch nicht hinaus. Mein Herz setzt aus. Ich sehe die Wiese vor mir und die Kraftanstrengung, die es bedeuten würde, den ganzen Weg wieder zurück zu gehen.

          Groß schaue ich ihn an und frage, ob er mich nicht rauslassen kann. Er ringt mit seinem Gewissen und seiner Menschlichkeit. Dann stöhnt er auf, macht er eine „folge mir“-Kopfbewegung und geht mit mir um die Kurve und zur Schranke. Glücklich schaut er nicht aus, als er seinen Ausweis an den Kartenleser hält, und ich bedanke mich bei ihm erleichtert. Er schaut mich noch einmal so an, wie Italiener ihre unartigen Kinder anschauen und eilt dann zurück.

          Kurz darauf bin ich zurück an der Straße. Ich hoffe, dass er mit dieser Tat keinen Ärger bekommen hat. Ich bin mir sicher, dass er das eigentlich nicht gedurft hätte. Vermutlich hätte er die Polizei holen müssen. Andererseits bin ich sicher, dass meine Aktion irgendwo auf Video gebannt wurde und man sehen kann, dass ich nichts gestohlen haben, sondern mich tatsächlich nur verirrt habe. Puh. Gibt es bei uns auch private Strände? Ich kann mich nicht daran erinnern. Wieder etwas gelernt. Als ich an der Straße ankomme, sehe ich auch das Schild: Proprietà privata. Das ganze Gebiet ist Privatbesitz. Aufenthalt nur mit Genehmigung. Wo genau es sich befindet, möchte ich jetzt nicht zeigen.

          Jetzt dürfen alle wieder weiterlesen.


          Die Straße hat mich nun wieder und ich rollere nun ganz brav am Straßenrand entlang. Gestern hatte ich Glück, heute hatte ich Glück. Man sollte sein Glückskonto nicht überstrapazieren. Allerdings ist der Abschnitt an der Straße nur kurz, denn ich habe die Möglichkeit, in Seitenstraßen abzubiegen. Dort ist es ruhig. Keine Autos. Keine Menschen. Wie angenehm. Es ist bereits halb 12 Uhr. Nicht immer achte ich darauf, dass der Weg am Meer entlang führt. Die Seitenstraßen sind still genug. Es regnet wieder, aber es sind nur Schauer, die niedergehen.





          Die Seitenstraßen enden und ich habe ein kurzes Tief. Gott sei Dank hat es keine Auswirkungen. Das wäre sehr schade gewesen. Warum ich das Tief habe, weiß ich nicht mehr. Vermutlich, weil die Straße jetzt nicht mehr am Meer entlang führt. Und weil Rollern verdammt anstrengend und mühselig ist. Es sieht so leicht aus, aber das ist es nicht. Die Kilometer vergehen in absolutem Kriechtempo und man muss schon ordentlich treten. Und es gibt eben nur die Möglichkeit, diese Straßen zu fahren. Wanderwege wie den GR 34 oder Promenaden mit spektakulären Ausblicken wie bei Genua gibt es hier nicht.

          Konkreter Auslöser des Tiefs ist das Schild „Eisenbahnstation“. Auf dem Navi sehe ich, dass von hier aus ein Zug nach Nettuno fährt. Abkürzung? Ein Regenschauer kommt herunter und ich schiebe kurzentschlossen den Roller den Hügel hoch. An einer Ecke ist eine Bar mit Tabakladen Als ich überlege, wo ich meinen Roller anlehne, um nach Tickets zu fragen, kommt ein Auto mit quietschenden Bremsen angefahren und vier Personen steuern lautstark auf die Bar zu. Da habe ich keine Lust drauf. So schiebe ich weiter. Oben angekommen sehe ich die Eisenbahnstation. Sie ist voller Graffitis und ich muss den Roller die Treppen hochtragen. Ich suche auf dem unwirtlich aussehenden Bahnhof einen Ticketautomaten. Es gibt keinen. Ich trage den Roller am Haupteingang wieder herunter. Ein gutgekleideter Mann parkt gerade seinen Wagen in seiner Garage. „Tickets bekommen Sie an der Bar“. Na toll. Da war ich eben. Ich stelle mich auf den Roller und rollere zurück ans Meer. Dann eben nicht.

          Danach bin ich froh, weitergerollert zu sein. Ich komme in einen kleinen, netten Ort. Ich habe kein Wasser mehr und eine alte Dame in rosafarbenem Kittel, die ein Obstgeschäft besitzt, verkauft mir fröhlich lachend in der Tür eine Flasche Mineralwasser. Meine gute Laune ist wieder da. Kurz darauf sehe ich, dass ich bereits in einem Vorort von Anzio bin. Es wäre völlig überflüssig gewesen, mit der Bahn zu fahren.





          Ich erreiche Anzio. Die Straßen sind leer und ein alter Mann rollt seine Frau mit einem Rollstuhl die Straße entlang. Eine Promenade beginnt und sie hat tatsächlich einen Fahrradweg. Wenn das nicht ein Foto wert ist!





          Ein Leuchtturm gerät in mein Blickfeld. Hier bin ich richtig. Wie gut, dass ich nicht mit dem Zug gefahren bin. Ich steige auf eine Bank, um ihn besser fotografieren zu können. Passend zu meiner Stimmung kommt die Sonne heraus.












          Der Leuchtturm gehört zu einer militärischen Sperrzone. Das lässt darauf schließen, dass er noch im Dienst ist. Eine junge Frau kommt mir entgegen und grinst mich an. Anscheinend gefällt ihr der Roller. Eine kleine Seitenstraße taucht auf. Sie führt Richtung Wasser und ich nehme sie. Vielleicht kann ich den Leuchtturm noch aus anderer Perspektive fotografieren. Ich kann.





          Die Straße ist die Strandpromenade ab und biegt links ab. Ein kleiner Park liegt vor mir. Eine Skulptur schaut Richtung Meer. Neugierig trete ich näher.





          Nerone. Nero. Das Wort löst sofort die Erinnerung an den großartigen, leierspielende Sir Peter Ustinov als Nero im Film „Quo Vadis“ aus. Der Film war schon immer Ultrakitsch und man kann ihn sich heute bestimmt überhaupt nicht mehr anschauen. Aber die schauspielerische Leistung von Ustinov bleibt. Die Rolle war sein internationaler Durchbruch. Unvergessen.





          Warum Nero da steht? Kaiser Nero wurde am 15.12.37 n. Chr. in Antium, dem heutigen Anzio geboren. Ich befinde mich also in seiner Geburtsstadt und das hier ist sein Denkmal.

          Die Sonne scheint in mein Gesicht und ich habe das Bedürfnis, Urlaub zu machen. Hier sollte ich versuchen, heute nacht zu bleiben.














          Ich rollere die schmale Straße in Richtung Promenade und sehe im Augenwinkel, dass links ein Hotel an der Straße steht. Eine Frau steht in der Tür. Spontan frage ich „Aperto?“ und die Frau nickt eifrig. 50,00 Euro. Da ich ja nun nicht mit der Fähre nach Finnland gefahren bin, ist diese Summe okay, und ich will nicken. Sie ruft „45 Euro“. Das ist auch in Ordnung. Sie freut sich und hilft. Mein Roller findet einen Platz hinter dem Treppenabsatz. Dabei stelle ich fest, dass sich die Hinterradlampe selbst in Gang setzt. Immer wenn ich sie abstelle, leuchtet sie nach wenigen Minuten wieder auf. Sie hat gestern im Regen wohl einen Schlag bekommen. Sie wird die ganze Nacht leuchten. Als die Kontakte am nächsten Tag trocken sind, beruhigt sie sich, bleibt von da an aber ein unsicherer Kandidat.

          Die Hotellobby ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Ein Schild amüsiert mich. Es ist auf italienisch, aber ich verstehe es dennoch: „Das Paradies ist, wenn die Polizisten Engländer, die Köche Italiener, die Mechaniker Deutsche, die Liebhaber Franzosen und die Mitarbeiter der Verwaltung Schweizer sind. Die Hölle ist, wenn die Polizisten Deutsche, die Köche Engländer, die Mechaniker Franzosen, die Liebhaber Schweizer und die Mitarbeiter der Verwaltung Italiener sind.“

          An der Wand lächelt eine blutjunge Sofia Loren. An einer anderen finden sich Anna Magnani, Audrey Hephburn und Alain Delon. Vor der Tür genießt man schweigend die Sonne.





          Das Zimmer ist nett eingerichtet und hat einen Balkon. Eine gute Gelegenheit, das nasse Zelt in der Sonne zu trocknen. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich selbststehende Zelte liebe? Mit der Abspannleine hinten links knote ich es am Geländer an, damit es nicht wegweht. Es geht ein leichter Wind. Wie immer lässt es mich nicht im Stich. Innerhalb von 15 Minuten ändert sich sein Zustand von klitschnass in ziemlich trocken. Zur Sicherheit lasse ich es aber noch ein paar Minuten in der Sonne liegen.








          Ich selbst gönne mir erst einmal eine Dusche. Rollern ist schweißtreibend und die Ausdünstungen des Trekkingfutters vermischen sich zu einer unglücklichen Mischung, die ich nicht leiden kann. Die Dusche ist einfach so an einer Wand im Badezimmer angebracht. Es gibt zwar einen Vorhang, aber im Fußraum kein Becken oder eine Begrenzung. Italien. Hier ist es ja (fast) immer warm, deshalb trocknet es im Sommer bestimmt schnell. Ich bemerke allerdings Wasserschäden an der Badtür. Einen Moment überlege ich, was ich jetzt tun soll. Dann fange ich einfach an zu duschen und was ich vermute, passiert: Das ganze Badezimmer steht zentimeterhoch unter Wasser. Und da ich die Tür anscheinend nicht richtig geschlossen habe, auch ein Stück vom Schlafzimmer. Die Lache reicht bis an das Bett. Ich denke an die deutschen Mechaniker. Zehn Minuten und das Problem wäre gelöst.

          Ich versuche, die kombinierte Heizung und Klimaanlage in Gang zu bringen, die unter der Decke hängt, damit das Bad trocknet, aber es passiert nichts. Sie macht zwar Geräusche aber mehr auch nicht. Ich frage daher beim Hotelier nach. Instinktiv ahne ich, dass „Caldo“ nicht kalt bedeutet und daher versuche ich, mein Problem auf englisch zu erklären. Besonders gut gelingt das nicht. Ein Engländer kommt die Treppe herunter und übersetzt. Er ist hier Feriengast. Etwas ungehalten kommt der Hotelier mit aufs Zimmer, nimmt die Fernbedienung in die Hand und erklärt mir, wie sie angeht. Das wusste ich auch. Nur warm wird sie nicht. Aber er weiß selbst, dass das Teil kaputt ist, denn ich zahle am nächsten Tag nur 40,00 Euro für die Nacht.

          Jetzt verschiebe ich das Problem Heizung aber erst einmal. Gerade geht die Sonne unter. Im Dunst liegt der Mt. Circeo. Da will ich in den nächsten Tagen hin. Zügig rollere ich in Richtung Zentrum. Ich brauche Brot und Vitamine. Außerdem hätte ich gerne Informationen, ob ich die Landstraße von morgen vielleicht umrollern kann. Der Ort entpuppt sich als reizendes, kleines Städtchen mit einem Hafen. Hier wird man bestimmt wunderbar Fisch essen können. Der Obst- und Gemüseladen ist ein Paradies.





          Ich frage einen Mann nach der Touristeninformation und er zeigt Richtung Marktplatz. Am Marktplatz finde ich nichts, und so frage ich am Hafen noch einmal. Ich halte zwei junge Frauen an, aber diesmal spricht nur der Mann, der sie begleitet, Englisch und das sogar sehr gut. Er lacht, als er den Roller sieht und hört, was ich gerade mache. Nicht schlecht, meint er. Ich solle an der Straße nach Latina aufpassen. Da fahren die Autos rücksichtslos. Immer schön Licht anmachen. Die Gegend um Mt. Circeo lohnt sich. Dort ist es wunderschön. Im Sommer kann man dort wunderbar wandern. Um diese Jahreszeit allerdings nicht, die Wege sind zu gefährlich. Aber die Gegend ist dennoch schön. Er wünscht mir eine gute Reise.

          Obwohl ich nun schon alles weiß, suche ich trotzdem die Touristeninformation. Es interessiert mich einfach, so sie sich befindet. Vielleicht haben sie dort ja genauere Karten. Es ist ein ganz schmaler Laden und er sieht eher wie ein Büro aus. Der Schreibtisch weist nicht zur Tür, sondern zur gegenüberliegenden Wand. Ich trete mit eingeklapptem Roller ein. Der Raum sieht aus wie ein chaotisches Arbeitszimmer und zielführende Prospekte sind nicht zu erkennen. Ein Mann von um die fünfzig sitzt in seinem Bürosessel und telefoniert lautstark. Ich warte. Irgendwann ist er fertig, und ich frage, ob er eine Karte nach Lido di Latina hat. Leider spricht er kein Englisch. Er springt hinter dem Schreibtisch hervor, drückt mir einen Busfahrplan für den Bus nach Latina in die Hand, erklärt mir, dass es die Tickets am Schloss (?) bei einem Tabakladen gibt und komplimentiert mich freundlich, aber bestimmt hinaus. Schlauer bin ich jetzt nicht, aber beeindruckt. Ein ganz normaler Mensch und keine freundlichkeitsoffensivezertifizierte Auskunftsmaschine. Mir gefällt´s. Kurz darauf hängt er wieder am Telefon.


          Der Mond geht gerade auf und ich rollere an die Hafenkante.











          Die Sonne ist bereits verschwunden.





          Fasziniert betrachte ich die Wellen. Es ist so schön hier. Leider wird es langsam kühl. Es ist eben doch erst Januar.

          Ich rollere nun mehrfach durch die Innenstadt auf der Suche nach einem kleinen Geschäft, das Brot verkauft. Bis zuletzt werde ich damit in Italien Schwierigkeiten haben. Die meisten Geschäfte produzieren nur süße Backwaren. Als ich alle Straßen kenne, frage ich und werde zu einem supermercado verwiese, der meiner Aufmerksamkeit entgangen war. Schade, dass ich hier nicht kochen kann. Auf dem Balkon oder auf der Promenade den Kocher anzuschmeißen, bringe ich nun doch nicht. Da würde ich mich nicht wohl fühlen. So kaufe ich Brot, Wasser und ein Glas Erbsen. Tomaten habe ich bereits. Käse sowieso.





          Ich esse im Hotelzimmer. Ich habe die Daunenjacke an. Es ist kalt im Zimmer und immer noch steht das Wasser vor dem Bett. Spontan habe ich Lust, im Park Neros noch ein paar Bilder zu machen. Ein Fotograf mit Stativ ist bereits da. Mir muss die Mauer reichen.

          Ruhig und dunkel liegt das Meer in der Bucht. Es sieht so friedlich aus. Ich starre hinaus, aber der Fotograf stört mich. Ich ihn vermutlich auch. Dann bekomme ich Lust, zu fotografieren. Mehrere Minuten verbringe ich damit, den Leuchtturm dazu zu bringen, genau dann seinen Strahl auf mich zu richten, wenn die Kamera auslöst. Ein Geduldsspiel.





          Und als ich es dann endlich hinbekomme, ist das Ergebnis noch nicht mal toll.





          So wende ich mich dem Mond zu.





          Nero habe ich ganz vergessen. Auch Nero muss mit auf´s Bild.





          Es ist jetzt halb acht und langsam erwacht Italien. Ein Liebespaar erscheint. Die Fischrestaurants werden bald öffnen und ihre Köstlichkeiten darbieten. Ich dagegen bin müde. Noch ein letztes Bild vom Meer, dann gehe ich in mein Zimmer. Es ist eiskalt. Die Heizung ist zwar laut, aber nicht warm. Ich stelle sie aus und kuschele mich in meinen Schlafsack. Es ist schön, Outdoorer zu sein. Kurze Zeit später bin ich eingeschlafen.


          Zuletzt geändert von Torres; 31.01.2014, 21:50.
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          • hosentreger
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            • 1406

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            #45
            AW: [IT] Das Meer

            Eine schöne Überraschng, Deine Fortsetzung der Tour von Rom aus südwärts an der Westküste.
            Auf denselben Straßen bin ich im Mai 2012 auf der Radtour von Sizilien bis (fast) nach München hochgefahren - ganz merkwürdig, wenn man dann die Orte und Gegebenheiten von jemand anders geschildert bekommt. Und mit einer Sprache, gegen die mein Stil ... aber lassen wir das! Und dann die Bilder, die das zeigen, was ich auch sah, aber mit anderen "Augen".

            Schön, dass Du diese Strecke gewählt hast. Die Sache mit dem Privat-Grlände hätte übrigens auch noch ganz anders ausgehen können: Ich erinnere mich gerade für diesen Strandabschnitt der sog. pontinischen Sümpfe an einige größere militärische Sperrbezirke. In dem Fall wäre auch wahrscheinlich kein netter, hilfbereiter Gärtner aufgetaucht, um Dich heimlich rauszulassen...

            Zum Pizzaessen habe ich mich meist dort angestellt, wo vor der Tür viele Vespas gepakrt hatten. Die waren immer gut!

            Freue mich schon auf die Fortsetzung
            hosentreger
            Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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            • ronaldo
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              • 24.01.2011
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              #46
              AW: [IT] Das Meer

              cool... :-)

              Leuchtturm? Hafen? Nero? Das mit Abstand beste Bild ist dir, wie ich vermute, aus dem Handgelenk gelungen: die Katze in der Tür. Man muss net mal Katzen mögen, um das einfach großartig zu finden.

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              • Torres
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                #47
                AW: [IT] Das Meer

                @ronaldo
                Ja, das war Sekundensache. Erst habe ich die Männer fotografiert, dann die Katze auf der Treppe. Als sie aufstand, wollte ich gehen und dann sah ich zufällig das Motiv und habe abgedrückt.





                @Hosentreger
                Ja, das Sperrgebiet kommt auf der nächsten Etappe. Ich habe Deinen Bericht gestern noch einmal gelesen. Interessant, die Gegend mal zu einer anderen Jahreszeit zu sehen. Allerdings warst Du ein kleines bisschen schneller als ich, gell?
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • hosentreger
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                  • 04.04.2003
                  • 1406

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                  #48
                  AW: [IT] Das Meer

                  Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                  Allerdings warst Du ein kleines bisschen schneller als ich, gell?
                  Na ja, ein bißchen - ich hatte ja auch noch ein Stückchen Heimweg vor mir.
                  Außerdem hat mein Gefährt Räder mit einem größeren Umfang. Wenn die mal ins Rollen kommen...

                  Dafür hast Du mee(h)r gesehen!
                  Unsere Berichte egänzen sich halt: Verbaler Minimalist und Forumsdichter. Nicht schlecht.
                  Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                  • Torres
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                    • 16.08.2008
                    • 30670
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [IT] Das Meer

                    Tja, wer schneller fährt, kann halt weniger reden
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Torres
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                      • 16.08.2008
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                      #50
                      AW: [IT] Das Meer

                      16.01.2014 Lido di Latina

                      26,2 km

                      Am nächsten Morgen bin ich früh wach. Bald zeigt sich die Sonne am Horizont und ich hoffe, dass ich heute Wetterglück habe.





                      Das Wasser vor dem Bett ist immer noch da, aber das soll nicht mein Problem sein. Dunkel erinnere ich mich, bei den Vorbereitungen gelesen zu haben, dass Heizen in Italien so eine Sache sein. In Norditalien, wo man mit Winter rechnet, sind die Häuser beheizt. Je südlicher man kommt, desto weniger Häuser haben überhaupt Heizungen, zumal das auch eine Kostenfrage ist. Hier muss man in den Wintermonaten auch in den Hotels mit feuchten, klammen Unterkünften rechnen. In Rom waren die Fenster morgens dick beschlagen und das Wasser tropfte stetig auf das Fensterbrett hinunter. Wärmeabstrahlende Heizkörper in unserem Sinne habe ich ich nur in Norditalien vorgefunden. Ab Rom waren es warme Luft in den Raum blasenden Klimaanlagen. Teilweise werden diese Warmlüfter mit Zeitschaltuhr reguliert, so dass nur in den Abendstunden und den frühen Morgenstunden warme Luft in den Raum geblasen wird. Thermostate gibt es anscheinend nicht. Ich gehe davon aus, das dies ein gewichtiger Grund ist, warum selbst die Campingplätze in der Nähe touristischer Regionen geschlossen sind: Es fehlt einfach jegliche Wärmequelle.

                      An dieser Stelle muss ich einmal anmerken, dass die Luftfeuchtigkeit in dieser Region selbst im Winter sehr hoch ist. Laut Wetterapp lag sie um die 80 bis 90 Prozent. Die Verbindung kurzer Sonnenscheinphasen mit diesen Umluftheizungen führte dazu, dass ich für das Trocknen von Wäsche immer zwei Tage oder mehr brauchte und sie auch dann noch restfeucht anziehen musste. So war ich auf eine gewissen Weise auch ganz froh, nicht mehr zu zelten. Den Schlafsack hätte ich nicht mehr trocken bekommen. Heute nacht hatte ich ihn unter der Bettdecke zwar schön angewärmt, aber von heute abend an riecht er konsequent nach nasser Katze und lässt jeden Loft vermissen. Hier wäre wohl Kufa angebracht gewesen. Auch der Merinopullover, den ich trage, wird die nächsten Tage dauerfeucht bleiben. Nun äußert sich das bekanntermaßen ja nicht in unangenehmen Gerüchen und da war ich sehr dankbar. Dagegen musste ich die Kunstfaserinnenjacke meiner Jacke am Abend diesen Tages aus dem Verkehr ziehen, da sie mittlerweile Gerüche entwickelte, die Menschen an sich haben, die lange Zeit auf der Straße leben. Den romantischen Blick auf Meer, die Wahrnehmung des Duftes von Blüten und Bäumen und natürlich die Essenspausen stört das doch ungemein.

                      Bezahlt hatte ich gestern schon, und so lässt mich um 8.00 Uhr ein Angesteller hinaus. Er hat bereits ein Tablett mit Frühstück vorbereitet und ist ganz enttäuscht, als ich verzichte. Wahrscheinlich hätte er gerne ein Schwätzchen gehalten. Aber auf dem Tablett ist nur der übliche, in Plastik eingepackte Süßkram: Zwieback, Kekse, Marmelade und Nutella. Und Kaffee trinkt ich ja bekanntermaßen nicht. Aber ich bin ganz froh, dass ich so früh los komme. Ich kann die Strecke heute schlecht einschätzen.





                      Die Müllabfuhr holt gerade den Müll ab. Auch in Italien herrscht Mülltrennung. Der Fahrer spielt mit seinem Smartphone. Ein Mann geht zu seinem Auto, ansonsten ist die Straße menschenleer. Am Hafen sorgen Sonne und Wolken für ganz besondere Farben, die ich noch nie gesehen habe, und ich atme tief durch. Ich bin ein Hafenkind.











                      Der Hafen. Schutz des Menschen vor dem unberechenbaren Meer, das gleichzeitig die Lebensgrundlage ist. Ein Fischer macht sein Boot klar. Einen Moment überlege ich, ob sie nun Outdoorer oder Urban-Outdoorer sind. Ihr Boot ist motorbetrieben, ohne Frage. Aber seit Generationen fahren sie im Einklang mit der Natur auf dieses Meer hinaus. Jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr. Wieviele haben hier schon auf der Suche nach Nahrung ihr Leben gelassen? Den Kampf mit den Naturgewalten verloren? Für mich ist das Outdoor.
                      Am Kai sitzt ein Fischer mit seinem Fang. Katzen streichen auf dem Tisch über ihm herum, sie wissen, wo etwas für sie abfällt. Und ich bedauere, dass es mir nicht gelingt, in diesem Ort einfach inne zu halten. Ich sollte bleiben und für eine gewisse Zeit ein Teil von ihm werden. Reisen ist flüchtig. An einem Ort zu bleiben, dort zu leben und ein Teil einer Landschaft oder Region zu werden, ist etwas ganz anderes.








                      Aber meine Beine wollen weiter. Tourmodus. Das schöne Wetter ausnutzen. Die Region um Cinque Terre versinkt seit Tagen im Regen und die Wetterprognose für diese Region sieht auch nicht erfreulich aus.

                      Hinter dem Hafen beginnt eine Strandpromade und der Strand wird sichtbar. Das Licht ist immer noch diffus und ohne dass ich weiß, warum, ist mir der Abschnitt unheimlich. Es gibt keinen Grund dafür. Es ist so leer hier. Absolute Stille. Links befinden sich Häuser, doch die Läden sind verschlossen. Ein Mann mit Hund geht spazieren, später noch ein zweiter. Und dennoch empfinde ich den Abschnitt als fremd.











                      Ist es das Licht? Ist es, weil ich noch nicht gefrühstückt habe? Es wird die Farbe des Himmels sein. Unvorstellbar, dass hier im Sommer alles voller Leben sein wird, und vielleicht Tausende von Menschen am Strand liegen werden. Sie werden Ball spielen, Eis essen, sich unterhalten und die Luft wird voller Lachen und Meeresrauschen sein.





                      Als ich in der Woche darauf eine Fotoausstellung mit Italienbildern des Kriegsreporters Robert Capa (1913-1954) besuche, einem der besten Fotografen der Welt („Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nahe genug dran“), und das Bild eines getöteten, deutschen Soldaten in Anzio (1944) sehe, bin ich zutiefst berührt. Die Promenade. Es muss dort gewesen sein.

                      Erklärung:
                      Am 22. Januar 1944 landeten britische und amerikanische Truppen bei Anzio und östlich von Nettuno (heute Militärsperrgebiet), um die deutsche Hauptverteidigungslinie in Mittelitalien zu umgehen. Die Kämpfe werden als Operation Shingle oder als Schlacht um Anzio bezeichnet.


                      Ich verdränge die trüben Gedanken und rollere weiter.








                      Und befinde mich kurz darauf in dem Ort Nettuno. Ein paar Straßenhändler rufen mir „Avanti“ hinterher, die Straßen sind voller Autos, es herrscht das vertraute Chaos, man unterhält sich mitten auf der Straße, und alte Männer freuen sich über meinen Roller. Dennoch kein Grund, hier zu verweilen, auch wenn ich kurz in die innere Stadt eintrete, die an ihren Ecken mit Burgtürmen versehen ist. Wenn alles gut geht, erreiche ich heute das Naturschutzgebiet und ich freue mich darauf.






                      Der Yachthafen und eine moderne Kirche. Ein Straßenhändler trägt Pudelmütze. Noch ein kurzer Blick zurück - und dann ist auch dieser Teil der Reise Geschichte.








                      Ich fahre nun durch ein Wohngebiet und wohl fühle ich mich hier nicht. Dann geht es in Richtung Hauptstraße. An der Ecke befindet sich ein eingezäuntes Gebäude. Ein Schild weist ganz klar und unmissverständlich darauf hin, dass sich hier eine militärische Anlage befindet und jedes Fotografieren strengstens verboten ist. Wie groß die Anlage wirklich sein wird, ahne ich hier noch nicht. Sie nimmt den ganze Küstenbereich ein. Es besteht keine Möglichkeit, zwischen Nettuno und Lido di Latina ans Wasser zu kommen, obwohl Strände in meinem Navi ausgewiesen werden. Ich wage es, die Straßenschilder zu fotografieren. Für den Zaun dahinter kann ich ja nichts. An der Straßenlaterne kleben Werbeschilder. Wegweiser für Radfahrer oder Klapprollerfahrer gibt es hier nicht.

                      Da ich die Möglichkeit habe, der Hauptstraße auszuweichen, biege ich ab und komme in ein Wohngebiet. Es ist ruhig und idyllisch und man sieht Felder und Wiesen. Die Hunde nehmen meine Anwesenheit mit Freude zur Kenntnis und kläffen sich einmal richtig aus. Einer läuft frei herum und kontrolliert, warum ich Fotos mache. Katzen sitzen auf Stromkästen. Im Sommer wird es hier wunderschön sein. Im Winter sieht man zwar mehr von der Landschaft, weil die Blätter an den Bäumen fehlen, aber ein echter Natureindruck fehlt natürlich. Eine Frau an einem Fenster fragt mich, ob ich von der Zeitung bin. Ich verneine und sage mit meinem minimalistischen Wortschatz, dass ich "Viaggio Internet" mache. Sie nickt zufrieden und klappt das Fenster wieder zu. Das scheint also in Ordnung zu sein.








                      Die Straße geht jetzt in einen verschlammten Feldweg über und ich stelle mal wieder fest, dass alles, was nicht eingezäunt ist, besonderer Verwendung zugeführt wird.











                      Ich passiere einen kleinen Hof, dessen Außenflächen die gleiche Bodenbeschaffenheit wie der Weg haben und voller Gerümpel sind. Ein alter Mann schaut mich unwirsch an. Anscheinend mag er keine Störung. Was er da herumkramt, ist nicht zu erkennen.

                      Ich biege nun auf die Landstraße nach Latina ein, vor der ich gewarnt wurde. Sie ist angenehmer zu fahren, als ich dachte. Rechts und links ist viel grün und auf der rechten Seite befindet sich hinter dem Zaun die militärische Anlage. Viel sieht man nicht vom dem Gelände. Büsche, Bäume, ab und zu eine Wiese und Reste verfallender Architektur. Zwei sinnlos in der Gegend stehende Betonpfeiler fallen mir besonders auf, aber ich wage nicht, sie zu fotografieren.
                      In der nächsten Kurve kommt ein kleines Wäldchen. Ein paar Hunde freuen sich über die Abwechslung. Es scheint eine Erholungsanlage zu sein, denn ich sehe Bänke.







                      Dann wird die Straße schnurgerade und ich stelle erneut fest, dass der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem Roller groß ist. Mit dem Fahrrad würde ich so etwas in einer Minute abreißen, mit dem Roller brauche ich 11 Minuten, bis ich das Ortsschild von Latina erreiche.





                      Es sind einige Autos unterwegs und es ist üblich zu überholen. Daher entscheide ich mich das erste Mal auf dieser Reise für die linke Straßenseite und entwickele ein Roller-Hopping. Immer wenn wieder ein Schwung Autos kommt – meistens fahren sie im Pulk, weil ein langsames Auto die anderen aufhält – springe ich mit Roller auf den Seitenstreifen und warte die Autos ab. Interessanterweise macht das sogar Spaß. In gewissen Abständen gibt es Einfahrten zu den Höfen an der Straße und mein Ehrgeiz besteht, eine dieser Einfahrten zu erreichen, bevor die Autos direkt vor mir sind. Fast immer klappt es. Andernfalls wäre diese schnurgerade Strecke wirklich ereignislos. Es sind viele Rennradfahrer unterwegs, die meisten schätze ich auf über 50. Immerhin grüßen einige. Wenn mir welche entgegen kommen, springe ich ebenfalls auf den Seitenstreifen, denn der erste, der mir begegnet, fährt fast in den Graben, als er mich sieht. Die linke Straßenseite ist also gut für mich, weil ich die Autos sehe, die auf meiner Spur fahren. Aber sehr schlecht für die Autos und Radfahrer, weil sie zu lange brauchen, um zu identifizieren, WAS da eigentlich auf sie zukommt. Die Polizei fährt vorbei, interessiert sich aber nicht für mich. Ich werte das als Zustimmung.

                      Nach den besagten 11 Minuten erreiche ich den Bezirk Latina. Erst jetzt gehört die Landschaft also nicht mehr zu Rom. An der Straße stehen Damen und grüßen mich.





                      Weiter geht es am Zaun entlang. Eine Zeitlang habe ich einen komfortablen Seitenstreifen, der sogar rollerbar ist.





                      In einer Einfahrt leuchten die Orangen. Hier scheint ein Verkauf vom Erzeuger zu sein. Auf den Feldern beginnt der Raps zu blühen.














                      Die militärische Anlage entfernt sich nun von der Straße und biegt nach rechts ab. Felder kommen in Sicht. Mein Seitenstreifen ist zusammengeschrumpft und die Autos fahren sehr schnell. Erneut erfordern deutsche oder japanische Limousinen und Lkw höchste Achtung. Mehr als einmal ziehe ich instinktiv den Bauch ein, als ich mich an der Seite ins Gebüsch presse.





                      Aber die Rettung ist nah. Die Hauptstraße geht nun geradeaus weiter und ich kann rechts auf Nebenstraßen abbiegen. Gefühlt dauert es ewig, bis die Abzweigung kommt, die letzten Meter werden zur Qual. Für eine Strecke, die ich mit dem Fahrrad vielleicht in gerade mal 5 bis 10 Minuten hinter mich gebracht hätte, habe ich 41 Minuten gebraucht. Mehr als 4 Kilometer waren das nicht.





                      Als ich in die Seitenstraße einbiege, denke ich im ersten Moment, es hätte geschneit. Reines Wunschdenken, natürlich.








                      Die Straße ist kaum befahren. Dafür kommen mir immer mehr Radfahrer entgegen, die mich fröhlich grüßen. Das wird sich auf der gesamten Strecke auch nicht ändern.








                      Auf der rechten Seite erscheint ein Gestüt auf und der Fahrer scheint sich zu freuen, dass ich ihn bei der Morgenarbeit fotografiere, denn er setzt sich in Pose.





                      Es folgt eine Käserei, die Büffelmozarella herstellt und vertreibt. Da könnte man wirklich schwach werden. Aber ich bin froh, dass sich die 2 kg Käse aus Rom (oder waren es sogar 3 kg? ) bereits etwas reduziert haben. Steaks gibt es dort auch, aber das interessiert mich ja nicht mehr.


                      Aber was mich eben noch begeistert hat, wird nun rollerbedingt langsam zur Qual. So schön es ist, dass die Straße ruhig und einsam ist, so eintönig wird das Dahingerollere auch. Rechts von mir ist der Zaun der Militäranlage wieder da, und es geht einfach nur geradeaus: Immer am Zaun lang und links stehen Bäume.








                      Ein Himmelreich für ein Fahrrad. Treten, treten, treten. Und gefühlt immer bergauf. So leicht zumindestens. Aber nie leicht bergab. Uff.
                      Als es endlich einmal wieder etwas zu sehen gibt, bin ich ziemlich erleichtert. An dem Wehr weiden Schafe. Ich hoffe, die Anlage gehört nicht zum Sperrgebiet.
                      Dann heißt es wieder treten, treten, treten. Ich meine, ich könnte ja schieben, aber im Flachland ist das auch nicht der Brüller. Also treten, treten, treten.

                      Auf der linken Seite befinden sich nun wieder hochsicherheitstraktmäßig mit Tor und Schranke gesicherte Anlagen. Ob es eine Wohnanlage, Schrebergärten oder Ferienhäuser sind, kann ich nicht herausfinden. An einer Schranke steht ein Auto und die Leute unterhalten sich. Für mich haben sie nur einen kurzen Blick übrigen. Dennoch werde ich unsicher. Nicht, dass diese Straße jetzt wieder in irgendeiner Privatanlage endet. Aber es ist niemand da, den man fragen kann.

                      Ein Gedenkstein taucht auf. Gestiftet vom Radclub Latina. Es sind Dinge, die man nicht so gerne sieht. Hoffentlich hat er seinen Frieden gefunden.

                      Der Militärzaun weist plötzlich ein Tor auf und dahinter stehen tatsächlich mehrere Soldaten mit Militärfahrzeugen. Bisher war ich mir nicht sicher, ob hier noch überhaupt jemand die Anlage nutzt. Ein blutjunger Soldat steht in der Nähe des Tors, seine Sachen liegen auf dem Boden. Er wird wohl gleich abgeholt.
                      Ich rollere etwas näher, rufe „Scusi“ und frage, ob er Englisch spricht. Er erschrickt ein wenig, kommt dann näher und nickt, aber man merkt ihm an, wie unsicher er ist. Liegt es am Englisch, an seiner Jugend oder an dem, was er erlebt hat? Ich frage ihn, ob ich hier nach Lido di Latina komme und er sagt ja. Die Straße führt nach Latina.
                      Ein paar Minuten später sehe ich das auch, denn hier steht tatsächlich ein Straßenschild. Ungewohnt.





                      Bald sehe ich in der Ferne einen Engpass, der durch Ampeln geregelt wird. Außerdem ist die militärische Anlage hier zu Ende. Rechts von mir sieht man Wohnwagen unter den Bäumen stehen. Die Orangen am Baum leuchten. Der Campingplatz sieht geschlossen aus. Ob er es wirklich ist, kann ich nicht beurteilen, denn ein Tor steht offen und ein Auto steht davor. Aber das hat hier ja immer nichts zu sagen. Einen Moment überlege ich, ob ich nachschaue, aber mein Hunger meldet sich. Es wird Zeit, endlich zu frühstücken.





                      Ich nutze die Bänke vor einem geschlossenen Kiosk an. Es ist kalt geworden. Aber der Ausblick ist hübsch. In der Ferne sehe ich wieder den Mt. Circeo. Die Inseln sind mir unbekannt, am Abend erfahre ich, dass es sich um Zanone, Ponza und Palmarola handelt.











                      Wäre es wärmer gewesen, hätte ich hier noch etwas verweilt. Aber ich schlottere. So packe ich schnell meine Sachen und fahre weiter. Den Campingplatz habe ich völlig vergessen. Die Recherche von eben liefert allerdings auch kein Ergebnis, ob er geöffnet hat. Die auf dem Hinweisschild angegebene Website weist auf einen professionellen Reinigungsdienst für Strände hin.

                      Ich rollere weiter und merke, dass meine Beine schwer geworden sind. Auch wenn ich mich wiederhole: Rollerfahren ist anstrengend. Kurz darauf nähere ich mich einer Architektur, die ich als touristische Zweckarchitektur beschreiben möchte. Scheußlich. Ich hatte gehofft, es wäre hier in der Gegend vielleicht ein ganz klein wenig wie in Anzio, aber das ist es nicht. Unmotiviert stehen Häuser an der Straße, als hätte man sie einfach fallen lassen. In einer Kurve deutet sich so etwas wie ein Ortskern, bestehend aus mindestens einem, möglicherweise sogar zwei Geschäften, an. Eines der Geschäfte ist ein Fischgeschäft. Es stehen Leute im Geschäft und als ich vorbeirollere, starren sie mich an. Nur weiter. Irgendwie hatte ich es mir hier romantischer vorgestellt.





                      Hinter der Kurve bin ich noch frustrierter. Es gibt links eine Häuserzeile und rechts Sommeraufbauten und das Meer. Sonst nichts.
                      Das Meer ist schön, ohne Frage. Gegen das Meer habe ich ja auch gar nichts. Aber Meeresidylle verspüre ich nicht. Ich schaue in mein Navi. Puh. Ist dies hier tatsächlich mein Ziel für heute? Ich befürchte, ja. Ich schaue noch einmal ins Navi, aber in der Tat. Ich bin besser voran gekommen, als ich dachte. Es ist erst 13.00 Uhr. Diesen Ort hatte ich mir ausgesucht, da er in erreichbarer Distanz lag. Ungefähr 25 km bin ich jetzt in fünf Stunden gerollert, das ist gar nicht mal schlecht (laut Navi ein 5,7 er Schnitt ). Aber ich spüre es in den Beinen. Einfach mal locker noch das Doppelte darauf setzen, schaffe ich nicht. Die nächste Etappe wäre 25 km entfernt.

                      Ich rollere an der langgezogenen Straße entlang. Die meisten Häuser haben heruntergezogene Rolläden. Die Hotels sind geschlossen. Ein Campingplatz erscheint, und die Tür ist offen. Er sieht nett und heimelig aus. Ich rollere hinein und die Gartenarbeiter lächeln verlegen. Nein, tut mir leid, „chiuso“. Um diese Zeit kommt hier niemand, da ist geschlossen. Ich frage, ob es hier denn offene Hotels gibt. Weiß ich nicht, sagt der eine, aber ich glaube, da kommt noch etwas. Ich bin gespannt. Gleich ist der Ort zu Ende.
                      Im Vorwege hatte ich in Rom bei einem Hotelbuchungsportal nachgeschaut, ob es hier Hotels gibt. 2 Hotelangebote gab es. Das eine sollte 100,00 Euro die Nacht kosten, das andere ein kleines Hotel sein. Dass das kleine Hotel geöffnet ist, ist nicht vorstellbar angesichts der Menschenmassen hier. Selbst die Läden an der Promenade sind geschlossen und ein Blick auf die Uhr zeigt, dass dies eigentlich zu früh ist. Von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr läuft in Italien gar nichts, das weiß ich mittlerweile. Aber jetzt ist es erst halb eins. Hier ist wirklich nichts los.

                      Ich überlege, ob man hier notfalls zelten kann. Der Strand ist nachts hell beleuchtet. Überall sind diese hellen gelben Lampen aufgestellt. Neben mir sind Häuser und Privatbesitz und es sieht nicht so aus, als gäbe es hier ungestörte Plätze. Ein paar Meter weiter fängt das Naturschutzgebiet an, dort findet man vielleicht einen Platz. Aber im Naturschutzgebiet zelten? Ich möchte das nicht. Und angesichts der hohen Zäune an den Häusern bin ich mir auch nicht sicher, ob das in Italien wirklich sicher ist. In Finnland hatte ich keine Angst. Hier bleibt ein gewisses Misstrauen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hoffen würde, dass ein Hotel offen hat.

                      Der Ort ist fast zu Ende, da sehe ich auf der rechten Seite endlich eines der in Rom gefundenen Hotels. Direkt davor ist noch ein zweites Hotel und ihm ist ein offenes, aber leeres Restaurant angeschlossen. Die Tür des ersten Hotels geht auf und zwei rundliche ältere Damen verlassen das Hotel. Sie wirken nett, so dass ich mir für dieses Hotel entscheide. Im Inneren ist es warm und ich merke, dass ich vor Erschöpfung zittere. Vielleicht wird heute mein Merinopullover endlich einmal trocken. 50,00 Euro kostet das Zimmer die Nacht und da dies Durchschnitt in Italien ist, ist es okay. Ich muss wie üblich meine Pass abgeben und bekomme Schlüssel und die Fernbedienungen für die Heizung/Klimaanlage und den Fernseher in die Hand gedrückt.

                      Der Roller kommt unter die Treppe zu den Mineralwasserkästen und ich beziehe ein schlicht eingerichtetes Zimmer. Eigentlich ist es nur Mittel zum Zweck, ich hätte wirklich lieber im Zelt geschlafen. Aber als ich die Rollläden öffne und den kleinen Balkon betrete, merke ich, wie schnell man korrumpierbar ist. Ich konnte solche Hotels nie leiden, ich hasse sie sogar. Überall stehen diese Klötze, vor allem bei uns an der Küste. Ungerührt verschandeln sie die Landschaft. Aber ich war auch noch nie Gast in einem derartigen Hotel. Als ich die Tür öffne und direkt vor dem Meer stehe, tja, da muss ich sagen, dass ich das erste Mal in meinem Leben verstehe, warum Menschen derartige Hotelzimmer mieten. Man lernt eben nie aus.

















                      Ein Schild weist in mehreren Sprachen darauf hin, dass Kochen mit Kochern jeglicher Art im Hotelzimmer verboten ist.





                      Nachdem ich meine feuchten Sachen ausgezogen habe und etwas getrunken habe, zieht es mich ans Meer. Wundervoll ist es hier plötzlich, denn die Sonne ist herausgekommen. Auf dem Steg stehen Angler und es sind Jogger da, die ihre Glieder strecken. Auch ein Radfahrer findet sich ein. Hier scheint ein zentraler Punkt zu sein.











                      Und dann fotografiere ich Wellen.














                      Eine ist schöner als die andere.








                      Ich bin glücklich.

                      Dann fällt mir ein, dass das Naturschutzgebiet hier anfängt. Ich rollere ein wenig die Straße hoch und kurz darauf finde ich einen Zugang, der einen Blick zu dem See ermöglicht. Es ist ein sandiger Hang, an dem ich stehe, aber durch die Pflanzen ist der Boden fest. Ein tiefer Frieden erfüllt mich bei dem Blick auf den See. Wunderschön ist diese Landschaft im späten Sonnenlicht. Mittlerweile ist es Viertel vor 4 Uhr.

















                      Ich überlege, ob ich an diesem Abhang im Notfall hätte illegal zelten können. Naja. Die weißen Tupfer und andere Hinterlassenschaften um mich herum, zu denen auch eine Unterhose gehört, zeigen, wozu Einschnitte in der Vegetation dienen können. Am nächsten Tag sehe ich, dass das dornige Buschwerk an der Fortsetzung der Straße undurchdringlich ist. Und ich hätte alle diese schönen Eindrücke nicht bekommen. Es ist, wie es ist.











                      Im Dunst taucht eine Stadt auf.





                      Noch ein letzter, sehnsuchtsvoller Blick auf die Landschaft. Wenn ich morgen Glück mit dem Wetter habe, wird der Tag wunderbar.





                      Ich brauche für morgen noch Milch und Wasser und reiße mich von dem Anblick los. Am Strand gehen ein paar Leute spazieren. Ein winziges Auto bremst und fährt auf den Parkstreifen. Eine Fotografin steigt aus und läuft an den Strand. Sie hat einen dicken Schal an und eine große Spiegelreflex. Sie wechselt das Objektiv und fotografiert die Wellen.











                      Ich rollere die Straße Richtung Supermarkt hinunter und merke, dass es leicht bergab geht. Es war also nicht Einbildung, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, es ging ganz leicht bergan. Das Geschäft ist weiter, als ich dachte, und ich stöhne innerlich auf. 26 km sind meine Wohlfühlgrenze. Das steht jetzt fest. Der Himmel sieht ungewöhnlich aus. Solche Farben habe ich noch nicht gesehen.









                      Der Supermarkt entpuppt sich als Fischgeschäft mit ein paar Notfallartikeln. Frische Sachen gibt es nicht. Brot auch nicht. So kaufe ich Milch und eine große Flasche Wasser. Schade, dass ich keine Ferienwohnung mit Küche habe. Der Fisch sieht verlockend aus. Und lina wüsste sicherlich ein gutes Rezept.





                      Als ich zurückrollere brennt der Himmel. Als wäre am Ende des Meeres ein Höllenschlund.








                      Noch einmal besuche ich den Steg. Der Fischer packt seine Angel ein. Er hat heute nichts gefangen. Ich frage ihn auf italienisch nach den Inseln und er nennt mir die Namen. Der Himmel färbt sich nun rosa.









                      Während ich fotografiere, merke ich, dass ich völlig ausgehungert bin und eine warme Mahlzeit mit Vitaminen brauche. Im Restaurant des Hotels esse ich das Sonderangebot, ein viergängiges Menu für 20,00 Euro. Ich bin der einzige Gast und der Großbild-Fernseher läuft. Es gibt eine Quiz-Show. Die junge Kellnerin wirkt, als würde sie viel lieber mit Freunden unterwegs sein und kann kaum still stehen. Während ich esse, schaut sie auf den Fernseher. Sie ist nett und spricht mit mir Italienisch. Dass ich kein Italienisch spreche, stört sie nicht im geringsten. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass ich ungefähr ahne, was sie meint und die Kommunikation funktioniert. Das Essen ist zwar nicht sehr raffiniert, aber es macht satt. Als ich der Kellnerin Trinkgeld geben, strahlt sie und winkt mir zum Abschied zu.

                      Die Heizung läuft auf Hochtouren, doch die Kleider trocknet sie nicht. Ich stelle sie aus. Es ist warm genug hier und sie laut. Ich trete auf den Balkon und genieße noch einmal die Geräusche des Meeres. UUUUUWumm. UUUUUWumm. Wie alt ist eigentlich das Meer? So alt wie die Erde, vermutlich. Auf jeden Fall älter als alle Menschen. Das Meer war schon immer da. Und es wird auch nach uns da sein.

                      Ich schließe die Balkontür. Dann schlafe ich wie ein Stein.


                      Zuletzt geändert von Torres; 01.02.2014, 23:45.
                      Oha.
                      (Norddeutsche Panikattacke)

                      Kommentar


                      • Torres
                        Freak

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                        • 16.08.2008
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                        • Privat

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                        #51
                        AW: [IT] Das Meer

                        17.01.2014 Sabaudia

                        28,4 km

                        Als ich aufwache, steht der Mond noch am Himmel. Ein roter Streifen lässt auf Sonne hoffen, doch diese Hoffnung wird vergebens sein. Der Wind hat mächtig aufgefrischt. Die Wellen donnern an den Strand. Die Möwen stehen im Wind und lassen sich tragen. Was für eine Kulisse. Rau und schön. Ich liebe dieses Wetter.











                        Ich packe. Die Fototasche ist übrigens nicht auf dem Bild. Die habe ich bereits um.





                        Noch ein letzter Check im Zimmer. Das Zimmer war nur eine Schlafgelegenheit. Aber es fällt mir schwer, mich von dem Blick aus dem Fenster loszureissen. Hotel hin oder her. Die Aussicht würde ich gerne mitnehmen wollen. So eine Aussicht werde ich wohl nie wieder haben.

                        Wieder ziehe ich ohne Frühstück los, denn auch hier gibt es nur den üblichen eingepackten Zuckerkram. Vor der Tür sehe ich Tropfen auf den Steinen, aber es ist wohl nur die Gischt. Wieder einmal fliegt mir der Poncho um die Ohren und ich muss ihn gut festzurren. Der Wind weht halb von der Seite, also faktisch von vorne. Durch den Poncho bin ich windschnittig wie ein Kettenpanzer, und ich weiß jetzt schon, dass diese Etappe anstrengend wird.

                        Das Naturschutzgebiet sieht aus wie Naturschutzgebiete im Januar so aussehen: Trist und leer. Der Zauber von gestern ist verflogen. Nichts erinnert mehr an die wundervollen Herbstfarben. Was für ein Glück, dass ich gestern die Landschaft aus ganz anderen Perspektive genießen konnte. Die Vögel sind verstummt. Am Straßenrand steht wieder eine Gedenktafel. Die Straße ist schnurgerade – wie mit dem Lineal gezogen. Sie wird durch das Meer rechts und den See links vorgegeben, und ist der einzige begehbare und befahrbare Streifen im Naturschutzgebiet. Die wenigen Autos fahren schnell. Eine Fußgängerin ist vor mir, aber sie grüßt nicht, als ich sie grüßend überhole. Ein wenig schneller bin ich, aber durch das Fotografieren wird sich unser Abstand nicht groß verändern. Eine alte Frau, die auf der Gegenseite mit Rollwagen unterwegs ist, ruft uns beiden etwas zu, aber ich verstehe sie nicht. Ich trete wie ein Weltmeister, aber der Wind bremst mich stark ab. Die Strecke kostet Kraft. Fahrradfahren ist leichter.





                        Als ich an eine Art Schleuse komme, die den See mit dem Meer verbindet, freue ich mich über die Abwechslung. Beschnittene Palmen ragen wie Säulen in den Himmel. In der Ferne sieht man ein rotes und ein grünes Positionslicht. Hier scheint ein Hafen zu sein.





                        Kurz darauf bin ich da. Ein paar Autos stehen auf einem Parkplatz, die Sommerbuden haben geschlossen. Ein Angler trägt seinen großen Kescher Richtung See, am Fluss sitzen Flussangler. Der Mann mit dem Kescher hat den Kescher kaum in den See gehalten, schon zieht er einen dicken, fetten Fisch hinaus. Ein Kollege packt ihn in eine langes Netz. Kein Wassereimer. Kein Töten. Einfach ins Netz. Macht man das so? Innerhalb von 5 Minuten landen 7 Fische im Netz. Zu nahe darf ich nicht ran, ein Mann hält mich zurück, damit ich den Kescher nicht ins Gesicht bekomme. Aber dass ich ihn fotografiere, scheint ihm zu gefallen.





                        Die Frau läuft vorbei. Sie hat Turnschuhe an. Kurze Zeit später wird sie wieder zurückkommen. Vielleicht ist sie Geherin und trainiert.

                        Die Straße führt jetzt am Fluss entlang. Er heißt Rio Martino. Wieder schaue ich auf den See des Naturschutzgebietes. In der Ferne stehen Häuser. Anscheinend sind Höfe Teil des Naturschutzgebietes. Der Autoverkehr besteht aus Anglern, die meiste Zeit ist es idyllisch ruhig.





                        Ein kleiner Hafen taucht auf und ein Mann ordnet die Netze. Ich frage ihn, ob ich ihn fotografieren darf und er bejaht.








                        Ich nähere mich nun einer kleinen Brücke. Hier umgeht die Küstenstraße den Fluss. Links von mir stehen Bullen auf der Weide. Auf der anderen Seite steht ein langgestreckter Bauernhof. Auf meiner Straßenkarte ist eingezeichnet, dass die Straße auf der anderen Seite des Flusses bis zur Mündung geht und dann gesperrt ist. Ich wage es daher nicht, dort einzubiegen. Laut meiner Recherche von heute auf google earth scheint dort ein Dünenweg entlang zu führen. Doch ob er in dieser Jahreszeit begehbar ist, ist unsicher. Auch an einer späteren Stelle ist die Küstenstraße komplett gesperrt.
                        Ein Blick auf die anderen Seite des Flusses. Ein Teil ist landwirtschaftliches Nutzgebiet, aber es gibt auch einen weiteren See.





                        Im Hotel hatte ich gestern einen Bildband von dieser Landschaft gesehen. Es waren Sommer- und Herbstbilder. Traumschön.











                        Kaum habe ich die Brücke verlassen, rücken die Vögel wieder näher, die unter großem Geschrei meine Anwesenheit verurteilt hatten. Von vorne kommt eine Göttin, und nach einer Erstaunensekunde reiße ich die Kamera aus meiner Kameratasche, die ich gerade in Erwartung der Straße sorgfältig verstaut hatte. Als die Kamera auslöst, ist es schon zu spät. Man verzeihe mir diesen Moment der Autoliebhaberei. Wer mit der Göttin jemals über Feldwege gebrettert ist, wird sie nie mehr vergessen. An einem Garten fotografiere ich trotz der „Betreten verboten“-Straße einen Zitronenbaum. Auf dem Gehweg liegt ein umgefallener Baum. Vermutlich hat er in dem nassen Boden den Halt verloren.





                        Ich biege nun in die Hauptstraße ein. Es ist viel Verkehr und die Autos dröhnen in meinen Ohren. Meine Taktik ist nun variabel. In den Ortschaften fahre ich rechts und wenn möglich, auf den ziemlich desolaten Bürgersteigen. Außerhalb der Ortschaften fahre ich links. An der Straße fotografiere ich ein Hotelschild. Man weiß ja nie, wozu man es braucht. Die Bäume sind kahl und die Natur wirkt trostlos. Der Wind ist unvermindert stark und es sieht nach Regen aus. Rechts sind Felder mit Gewächshäuser darauf. Lauter Kuppelzelte. Einige hat es zerfetzt. Das Schild der Straßensperrung taucht auf und nimmt mir die Hoffnung auf eine ruhige Seitenstraße. Ein Biohof wirbt an einem Seitenweg. Auch in Italien scheint es Kreuzungsvandalismus zu geben. Auf einem Schild steht „radici sporgenti“. Was auch immer das heißt. (Es heißt „hervorstehende Wurzeln“).





                        Ein Gutshof mit beschnittenen Palmen taucht auf und ich komme mir vor, wie in Mexiko. Das Foto wird zu dunkel. Kurz vor einer menschlichen Ansiedlung setze ich mich auf die Mauer auf einer Brücke über den Fluss und esse erst einmal etwas. Es ist 11.15 Uhr. Viel Zeit gönne ich mir nicht, es ist mit um die 8 Grad und Wind ein wenig frisch. Noch ein Bild von der Landstraße, die hinter mir liegt, dann treibt es mich weiter. Die Landstraße geht mir langsam auf den Geist, aber die Hälfte habe ich schon hinter mir. Bis Sabaudia ist es auf meinem Navi noch 6 km weit. Eine kurze Strecke kann ich auf einen Seitenweg ausweichen, der Zufahrt für die Höfe der Umgebung ist. Leider endet der Weg nach einm paar Metern wieder.

                        An der Ecke taucht ein eingezäuntes Stück Wald auf. Es ist der Nationalpark auf dieser Seite der Straße. Er bildet ein größeres Viereck, ist aber durch Straßen begrenzt. Viel Platz für Natur ist hier nicht. Ein Tor taucht auf. Und ich stehe vor der Frage, ob ich den direkten Weg hinter mich bringe oder einen größeren Umweg durch den Nationalpark nehme.





                        Logischerweise entscheide ich mich für den Nationalpark. Die Öffnungszeiten stehen nicht dran, aber ich gehe davon aus, dass er bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet ist. Ein eingezäunter Wald. Gesichert wie ein Hochsicherheitstrakt. Das müsste bei uns erst einmal jemand bringen. Die Waldwege sind idiotensicher ausgeschildert, der Wald kann im nördlichen Teil bequem mit Autos angefahren werden, eine Grillstelle gibt es auch und er ist menschenleer.














                        Ich rollere nun auf einem breiten Wanderweg dahin. Diese Wege mag mein Roller und rollern macht wieder Spaß. Es ist still im Wald. Tiere hört man nicht. Januar. Pilze tauchen auf und endlich kann auch ich mal Pilzbilder einstellen.





                        Ein Tümpel und ich sehe sofort, dass auf diesem Bild etwas fehlt. Vielleicht werde ich es mal in das Allgemeine Outdoor-Fotorätsel einstellen, wenn ich in 10.000 Jahren mal wieder dran bin.





                        Die nächsten Pilze werden unscharf. Mist. Ich hoffe, es fällt nicht auf.





                        Im Baum sitzt ein Leguan. Oder ist es ein Krokodil?





                        Wieder taucht ein Tümpel auf und irgendetwas springt darin umher. Was es ist, kann ich nicht erkennen.
                        An einem Mäuerchen mache ich Rast und trinke etwas. Immer noch ist es totenstill. Vögel gibt es zu dieser Jahreszeit hier keine.





                        Auf dem Weg befinden sich in der Wegmitte schon seit längerer Zeit Krokusse. Vielleicht ist dies der einzige Ort auf dem Weg, wo sie nicht zertrampelt werden. Ein paar Mal sage ich mir: „Den nächsten fotografierst Du“ und dann mache ich es tatsächlich. Es sind die einzigen Blüten, die ich sehe.





                        Und ich weiß, dass mich jetzt einige hassen werden: Aber irgendwann fange ich mich an zu langweilen. Ich meine, so ein Wald ist ja ganz schön und Bäume sind auch ganz nett. Aber was anderes als Bäume ist eben auch nicht zu sehen. Gut, auch Bäume sehen alle anders aus. Trotzdem. Wellen kann ich mir stundenlang anschauen. Aber Bäume. Wenn jedenfalls der Weg etwas interessanter wäre. Pilze gibt es jetzt auch keine mehr. Seufz.

                        Ich erreiche den ersten Kontrollpunkt. Eine Stunde habe ich bis hierhin gebraucht. Dann folgt der zentrale Punkt im Norden. Da ich Richtung Sabaudia will, nehme ich den zentralen Weg Richtung Osten. Er ist als Fahrradweg ausgeschildert. Ein kleiner Pfad geht an der Seite ab, aber es ist nur ein Rundweg zum Grillplatz. Nach ungefähr einer halben Stunde erreiche ich eine Schutzhütte. Einen klitzekleinen Moment überlege ich, ob man hier ein Zelt aufbauen könnte, gut, es ist Nationalpark, aber es ist eben auch eine Schutzhütte, aber nach einem Blick in das Innere der Hütte erübrigt sich meine Antwort.





                        Ich rollere weiter und drei Minuten später bereue ich meine Entscheidung. Es regnet nicht, es gießt. Laut prasselt der Regen auf den Waldboden.
                        Kurze Zeit später erreiche ich das nächste Tor. Hier führt eine Landstraße durch, die direkt nach Sabaudia geht. Auf der anderen Seite geht der Nationalpark weiter, aber es wäre ein Umweg, der mir wieder ein paar km auf der Landstraße einbringen würde, die ich umgehen wollte.

                        Ich entscheide mich für die Querstraße. Vermutlich ist sie weniger befahren als die zentrale Achse Richtung San Felice, die ich vorhin verlassen habe. Es ist zehn vor zwei, ich habe fast zwei Stunden im Wald verbracht. An der Straße stehen in regelmäßigen Abständen Feuerlöscher und es gibt einen sehr breiten Streifen Gras, den ich nutzen kann. Schilder warnen vor Waldbränden. Es scheint ein Sicherheitsstreifen zu sein. Wilde Osterglocken blühen. Ein von einem Auto getöteter Fuchs liegt im Gras.
                        Aufgrund des Regens fahren die Autos mit Licht. Keine schlechte Idee. Ich hole meine Stirnlampe heraus. Mit der Lampe kann ich die Kapuze vom Poncho besser befestigen. Bisher habe ich bei Wind die Zähne nutzen müssen. Wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen. Tatsächlich scheinen die Autos besser damit klar zu kommen, wenn ich beleuchtet bin. Ich bin dann einfach ein Fahrzeug auf der falschen Seite. Und kein Monster mehr.





                        Ein Auto fährt in eine Parkbucht am Straßenrand. Ich umrollere es elegant. Der Fahrer spielt mit seinem Smartphone und so entgeht ihm, dass er gerade von Batman überholt wird.

                        Nach erstaunlich kurzer Zeit bin ich an einem Kreisververkehr angelangt. Nach Sabaudia geht es geradeaus und anscheinend ist der Ort, der jetzt kommt, bereits Sabaudia. Der erste Eindruck ist ernüchternd. Es sieht aus wie eine nasse, verbaute, norddeutsche Kleinstadt an einer Durchgangsstraße. Ich hatte in nettes Luftfoto der Stadt gesehen und erhoffte mir ein wenig Flair. Anzio an einem See, sozusagen. Aber vielleicht kommt das noch. Ein Schild weist darauf hin, dass es hier zum Meer und zu den entsprechenden Hotels geht. Ich bin unsicher. Es ist eine Umgehungsstraße, wie es aussieht. Ich entscheide mich, weiter zu rollern und den Dorfkern zu suchen.
                        Ich finde eine Art Markplatz und die Häuser sehen auch nicht anders aus als die touristische Zweckarchitektur, die ich so kenne. Die Geschäfte sehen mondän aus und es gibt sehr hohe Glasfronten. Aber zum shopping war ich eigentlich nicht gekommen. Der Rest sieht langweilig aus. Ich habe keinerlei Bedürfnis hier auch nur ein Foto zu machen und mache auch keins.

                        Laut Navi ist der See vor mir und ich rollere an einer Wiese eine Zufahrt hinunter. Hier wird es sicherlich einen Hafen geben. Nichts. Die Straße endet an einer Mauer. Mit Blick auf den See. Was geht denn hier ab?!





                        Immerhin, der Blick auf den Mt. Circeo ist immer ein Erlebnis und er ist näher gerückt. Der See wird im Sommer auch schön sein. Aber wo ist hier die Innenstadt?
                        Rechts von mir befindet sich eine Straße, die den See überquert. Ein Trampelpfad führt dahin. Ich schnappe meinen Roller und überquere die Wiese. Als ich nach rechts schaue, fühle ich mich wieder in einem falschen Film. Was ist denn das hier für eine Monumentalarchitektur. Sehr merkwürdig.





                        Ich erreiche die Straße und schiebe den Roller auf einem Fahrradweg über eine Brücke. Ein Mann in einem völlig individuell gestalteten, niedrigen Dreiradauto, das irgendwelche Sachen transportiert, kommt mir entgegen und ich starre es an und denke: „Coole Idee“. Zur gleichen Zeit sieht ein Mann mit einem völlig individuell gestalteten Dreiradauto, das irgendwelche Sachen transportiert, auf dem Fahrradweg einen Tretroller mit Rucksackvorbau auf sich zukommen, starrt ihn an und denkt: „Coole Idee“. Meine Laune bessert sich. Der Mt. Circeo.








                        Zwei Minuten später fängt es an zu regnen. Das Meer ist nun nicht mehr weit, man merkt es am Wind, der an mir zerrt. Als ich an der Küstenstraße ankomme, sehe ich nichts. Das heißt, ich sehe schon die schnurgerade Straße, aber einen Dorfkern gibt es hier nicht. Noch nicht einmal die üblichen Seebauten und Küstenstraßenhäuser. Halblinks steht ein luxuriös aussehendes Hotel. Sonst nichts. Es ist jetzt kurz nach halb drei, aber gefühlt ist es 17.00 Uhr. Durch den Regen und die tiefhängenden Wolken wird es bereits dämmerig dunkel. Und nun? Zurück in den Ort? Meine Laune sinkt auf einen Tiefpunkt. Nichts, aber auch gar nichts zieht mich in diesen Ort zurück. Ich stecke in der Falle. Menschen gibt es hier nicht. Autos auch nicht. Wo zum Teufel finde ich hier eine Unterkunft? Ich fühle mich, als sei ich auf einer Landstraße mitten in Schleswig-Holstein und die Bürgersteige sind hochgeklappt. Na fein.

                        Ich nähere mich dem Hotel. Es ist ein 4 Sterne Hotel. Nein danke. Ich gebe jetzt hier an diesem verlorenen Ort keine 150 Euro für ein Hotel aus. Nicht mit mir. Außerdem hat es zu. Denn Autos sehe ich keine. Und nun?

                        Ich checke mein Navi nach Unterkünften. Das nächste Hotel ist ungefähr 800 Meter weiter in Richtung Lido di Latina, also in der Richtung, aus der ich quasi gekommen bin. Das nächste Hotel in Gegenrichtung ist 9 km weiter in San Felice. 9 km? Das wäre zu schaffen, aber das glaube ich nicht. Okay, nur über die vielbefahrene Landstraße. Dass das Hotel a) geschlossen ist und b) über einen Berg erreicht werden muss, verschweigt das Navi netterweise ebenfalls. Aber 9 km Fahrt bei einsetzender Dunkelheit an einer vielbefahrenen Landstraße traue ich mir bei dem Regen auch nicht mehr zu. Mein Tagespensum habe ich mit dem Umweg erfüllt. Ratlos stehe ich an der Kreuzung. Der Regen wird stärker.

                        Okay, das andere Hotel. Der Name klingt merkwürdig. Oasi di Kufra. Aber gut, ich bin in Italien. Das hat nichts zu heißen. Entweder es ist ein Luxushotel oder eine Absteige. Lassen wir uns überraschen.

                        Ich rollere los und der Wind ärgert mich jetzt richtig. Es gießt und alles, was man am Meer ätzend finden kann, trifft nun ein. Wind, Nässe und Temperaturen um die 6 Grad. Auf einem Parkplatz steht ein Auto und ich schwöre mir: Wenn das Hotel nichts ist, stelle ich mich auf diesen Parkplatz in diesem Naturschutzgebiet und zelte. Egal, was passiert. Das einzige Problem ist, dass ich kein Wasser mehr habe. Es gab einfach keinen Alimentari auf dem Weg. Aber darüber kann ich später nachdenken.

                        Der Regen nimmt wieder Fahrt auf und die Wolken hängen tief. Ich sehe nur Dünengebüsch, Regen und Straße. Und es geht wie immer leicht bergauf. Aus dem Dunst taucht ein Gebäude auf. Ein viereckiger Klotz. Nein, bloß nicht. Eine Bothy oder ein Friesenhaus wäre jetzt nett. Na, egal. Ich will ja nur ein Bett haben. Von außen muss ich es mir nicht anschauen.

                        Ich rollere näher. Ja, das ist es. Wieder so ein Viersterne-Hotel-Mist. Soll ich jetzt die steile Einfahrt herunterschieben und fragen, wieviel es kostet? Und was mache ich, wenn es 150 Euro kostet? Zelten? Verdammt, was mache ich nur.
                        Ich blättere wieder in meinem Navi. Das Navi hat sich entschieden, dass das Hotel in San Felice nur 2 km entfernt ist. Luftlinie vielleicht. Danke für die Hilfe. Hatten wir nicht kürzlich Streit? Es ist gar nicht lange her.
                        Ich schaue auf das Hotel und die Einfahrt und weiß nicht, was ich machen soll. Mir ist kalt. Meine Jacke ist nass. Mein Pulli ist durchgeschwitzt. Die Schuhe von innen feucht. Der Schlafsack hat sich gestern nicht erholt und riecht immer noch nach toter Katze. Es regnet. Will ich wirklich bei diesem Wetter mein Zelt mitten an einer Straße auf einen Parkplatz stellen? Mich wie ein Tier verkriechen und bei jedem Geräusch hochschrecken? Ich schaue auf die andere Straßenseite zu den Dünen. Wie weit reicht eigentlich die Videoüberwachung? Bei Wind an den Strand stellen, fällt sowieso aus. Ich kenne das Meer hier nicht. Sie scheinen hier zwar keine Tide zu haben, aber das muss nichts heißen. Und morgen ist Wochenende. Wird hier heute abend etwas los sein? Ist das Restaurant auf der anderen Seite heute abend geöffnet? Ich fordere Jedermannsrecht für deutsche Touristen im Januar. Auch in Naturschutzgebieten. Oder zumindestens geöffnete Campingplätze.

                        Ich stöhne auf und schaue ein letztes Mal in mein Navi. Aber da steht nichts drin, was ich nicht schon weiß. Zurück nach Sabaudia oder an der Rezeption nach dem Preis fragen. Videokameras haben mich fest im Blick. Was die Leute im Hotel wohl von mir denken werden?

                        Und dann geben ich mir einen Ruck. Fragen kostet nichts. Es geht um meine Gesundheit und um meinen Urlaub. Wenn das Zimmer mehr als 100 Euro kostet, zelte ich. Die Wette gilt. Los. Auf geht es. Vorsichtig schiebe ich den Roller die steile, kurvige Einfahrt herunter. Der Weg ist glatt.


                        Als ich um die Ecke komme, schaue ich in ein Büro. Ich lehne den Roller an die Wand und eine Frau schaut mich erstaunt an. Das kann ja heiter werden. Aber tapfer trete ich durch die Eingangstür. Das Hotel ist geschmackvoll eingerichtet, das sehe ich sofort. Hätte ich eine Villa, könnte ich mir eine derartige Einrichtung vorstellen. Die Dame an der Rezeption spricht Englisch und ist unglaublich nett. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich wirklich herunter komme. Ich frage nach dem Preis und erhöhe innerlich auf 120,00 Euro. Entschuldigend sagt die Dame, das Zimmer koste 65,00 Euro. Es sei der Winterpreis.
                        Ich bin sprachlos. Wenn ich überlege, was ich in letzter Zeit in Relation zu diesem Haus für ungeheizte Zimmer ausgegeben habe, ist dieser Preis ein Traum. Ich lege meinen Pass auf den Tresen und sie sucht nach einem Schlüssel, weil die Schlüsselkarte nicht richtig programmiert ist. Später erhalte ich eine Codekarte. In der Zwischenzeit sehe ich, dass es heute abend im Restaurant ein Menu gibt. Es ist nicht preiswert, 35,00 Euro, aber der zweite Blick zeigt, dass die Menufolge erlesen ist, und es dafür auch nicht zu teuer ist. Wenn es noch einen Zweifel an meiner Entscheidung gegeben hätte, wäre er in diesem Moment nichtig gewesen.

                        Sicherheitshalber frage ich, ob ich der einzige Gast bin, denn der ziemlich surreale Abend von gestern steht mir noch vor Augen. Aber dem ist nicht so. Und ich hätte nichts zum Anziehen. „Kein Problem“, lacht die Dame. Gemeinsam bringen wir den Roller in eine Abstellkammer. „Wo ich denn jetzt herkäme“. Ich erkläre die Route. Sie kennt den Weg (was nach meiner Erfahrung für Italiener sehr erstaunlich ist, denn die meisten fahren nur Auto auf vordefinierten Straßen. Sprich: Kennen sich absolut nicht aus). Ich sei aber hoffentlich nicht unten entlang gefahren, da sei gesperrt. „Nein“, sage ich. „Ich habe das Schild gesehen“. „Das ist gut“, meint sie. „Da wären sie nicht durchgekommen“. Sie fragt, wo ich danach hin will und als ich Mt. Cicero, San Felice, Terracina, eventuell sogar Gaeta sage, nickt sie anerkennend. Südlicher sollte ich aber nicht fahren, da ist es nicht sicher. Ich frage nach Neapel. „Nein, Neapel ist kein Problem. Aber dazwischen ist eine schwierige Ecke.“ Ich weiß, was sie meint. Die Gegend gehört zu einem Gebiet, in dem seit Jahren organisiert tonnenweise Giftmüll im Boden vergraben wurde, darunter auch kontaminierter Krankenhausmüll, der langsam in das Grundwasser eindringt. Schon alleine aus diesem Grund würde ich auf Wasser aus der Italiens Natur verzichten. Gerade vor drei Wochen wurde bekannt, dass sich die Entsorgung der Problemstoffe nun in die Toscana in der Gegend von Prato bei Florenz verlagert hat.

                        Das Gespräch hat mir Spaß gemacht. Es ist das erste Mal in Italien, dass sich jemand für meine Tour interessiert hat. Es kommt mir fast so vor, als wenn sie so etwas auch machen würde, aber ich versäume es, sie zu fragen. Vermutlich fährt sie Rennrad.

                        Mein Roller kommt in eine Abstellkammer und ich beziehe mein Zimmer. Das Zimmer gestern war ja schon schön, aber dieses Zimmer hier ist die absolute Krönung. Es ist viel größer, hat einen riesigen Balkon und der Blick geht direkt auf das tobende Meer. Buchten oder den Mt. Circeo sieht man hier nicht. Nur Strand und Meer. Natürlich sind vor dem Hotel die sommerlichen Aufbauten zu sehen. Aber der Kontakt zum Meer ist viel ursprünglicher und direkter. Hier gibt es nur Strand und Meer. Naturschutzgebiet. Ich überprüfe das Navi. 28,4 km bin ich heute gerollert. Das ist genug. Ich bin am Ziel.





                        Kurz esse ich etwas, dann mache ich mich auf dem Weg zum Strand. Es hat aufgehört zu regnen. Die Wellen schlagen an den Strand und Mt. Circeo liegt in der Wellengischt. Für einen Moment fühle ich mich ganz alleine und genieße es aus vollen Zügen. Das Meer und ich. Aber ganz alleine bin ich nicht. Ein Brandungsangler holt in der Ferne seine Angel ein.

















                        Hier an dem Strand zu stehen, ist unbeschreiblich. Es ist Glück. Einfach nur Glück. Einige werden dieses Glück empfinden, wenn sie im Fjell stehen. Andere werden das Glück empfinden, wenn sie im Wald oder in den Bergen stehen. Ich empfinde dieses Glück, wenn ich das Meer sehe. Obwohl: Eigentlich ist es das Wasser, was mich so in seinen Bann zieht: Der Fluss, der See, der Schnee, das Eis und als Krönung das große, rauschende, ewige Meer.

                        Ich stapfe durch den Sand und versuche, den Moment in meinem Gedächtnis festzuhalten. Eine tote Qualle liegt im Sand. Die Muscheln, die ich sehe, kenne ich. Herzmuscheln. Eine Austernschale. Das Wasser umspült meine Schuhe. Der Wind treibt das Wasser an den Strand.





                        Weit hinter dem Hotel gehe ich langsam einen Bohlenweg hoch. Wenn man weiß, wo man bleiben kann, sieht die Straße viel freundlicher aus. Sie hat einen Seitenstreifen, hier parken im Sommer die Sommergäste.





                        Ich gehe auf die andere Seite und finde einen Weg in die mit Buschwerk versehene Dünenlandschaft. Hundespuren sind zu sehen. Vielleicht hätte man hier zelten können, ja. Aber wäre ich jemals an das Meer gegangen und hätte meine Ausrüstung im Stich gelassen? Nein, das hätte ich nicht getan. Und außerdem ist hier Naturschutzgebiet. Über dem Gebüsch sieht man einen Kirchturm. Die Kirche gehört zu Sabaudia, aber schön ist sie nicht. Noch immer weiß ich nicht, dass Sabaudia eine Retortenstadt ist. 1934 wurde sie von Mussolini als faschistische Idealstadt gegründet und hat sich architektonisch fast unverändert erhalten. Sie ist ein typisches Beispiel für den italienischen Rationalismus. Klick und Klack.





                        In einem großen Bogen gehe ich um das Hotel herum und an einem Bohlenweg wieder herunter. Es ist dunkel geworden. Um besser zu sehen und gesehen zu werden, ziehe ich die Stirnlampe auf. Bilde ich mir ein, dass der Brandungsangler sich erschrickt? Auch er hat eine Stirnlampe auf, aber als er mich sieht, zieht er sich hinter ein Holzhaus zurück. Ich werde ihn nicht mehr wieder sehen. In der Ferne sieht man nun doch eine Küste. Es könnte Lido di Latina sein. Die Lichter der Straße, an der ich gestern war. Und die Spitze sogar Anzio. Lange ist es her.





                        Ich laufe noch ein wenig am Strand entlang und hänge meinen Gedanken nach. Hier müsste man Urlaub machen. Den ganzen Tag spazieren gehen, die Einsamkeit genießen, lesen und sich abends mit Essen verwöhnen lassen. Warum nur bin ich nicht der Typ dazu.

                        Irgendwann wird es zu kalt. Wir haben Winter. In meinem Zimmer lese ich ein wenig. Urlaub. Es ist warm im Zimmer und der Schlafsack trocknet. Ich habe ein paar Sachen durchgewaschen. Die erste Heizung, die den Namen verdient.

                        Gegen 20.00 Uhr gehe ich in den Speisesaal. Das Menu ist hervorragend. Aus einer Auswahl von zwei bis vier Gerichten pro Menufolge wähle ich 3 Sorten Mozarella, Gemüsesuppe (statt der obligatorischen Pasta, die auf den Nebentischen gereicht wird und beneidenswert gut aussieht), Seeteufel mit Mangoldbeilage, Salat vom Buffett und Melone. Die Küche ist ausgezeichnet, der ältere Kellner stilsicher, das Mineralwasser preiswert. Es sind auch andere Gäste da, zwei junge italienische Paare, und der eine junge Mann schaufelt das Essen in sich hinein, als sei er in einem Asia Imbiss. Dafür lese ich in den Pausen in meinem E-Book-Reader. Eigentlich macht man das nicht. Aber es gibt nichts Schlimmeres, als alleine essen zu gehen.
                        Ich bitte um sofortige Bezahlung, statt auf Zimmerrechnung, und als er abrechnet, verstehen wir uns nicht richtig. Er gibt mir daher korrekt heraus. Aber ich hatte die Zahl schon so gemeint, und er schaut mir erst mit Spannung zu und ist dann erstaunt und glücklich zugleich. Für mich ist das selbstverständlich. Wenn ich einen guten Job gemacht hatte, hatte ich mich auch über Trinkgeld gefreut. Das Essen war perfekt. Der Service auch. Italienische Küche von ihrer besten Seite.

                        Ich setze mich noch ein wenig auf den Balkon und schaue auf das Wasser. Hier könnte ich die nächsten vier Wochen sitzen bleiben. Schade, dass ich morgen weiter will.


                        Zuletzt geändert von Torres; 03.02.2014, 09:14.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • hosentreger
                          Fuchs
                          • 04.04.2003
                          • 1406

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [IT] Das Meer

                          Ich freue mich mit Dir über diesen gelungenen Tag und den krönenden Abschluss: Dieses Menue!
                          Perfekt!
                          Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                          • Nodol
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                            • 31.01.2014
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                            AW: [IT] Das Meer

                            Wunderbarer Bericht! Das könnte ja fasrt ein Buch werden!
                            Und einige recht gute Fotos.
                            Weiter so!

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                            • Juno234
                              Erfahren
                              • 03.08.2007
                              • 397

                              • Meine Reisen

                              #54
                              AW: [IT] Das Meer

                              Mir gefällt dein Text auch sehr

                              Schön, dass dieses Forum so offen ist und einen weitgespannten outdoor-Begriff hat

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                              • Torres
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                                • 16.08.2008
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                                AW: [IT] Das Meer

                                18.01.2013 San Felice Circeo

                                27,8 km

                                Als ich am nächsten Morgen aufwache, hoffe ich auf Regen. Ich habe hier im Hotel W-Lan und die Voraussage meiner Wetter App für den heutigen Tag ist schlecht. Für morgen sogar katastrophal. Morgen soll es Gewitter geben. Vor meinem geistigen Auge erscheint die Vision eines Ruhetages. Mit meinem Buch in den Schlafsack gekuschelt bei Regen und Wind auf dem Balkon. Nordseefeeling. Urlaub machen.

                                Aber das Schicksal will es anders. Schon der erste Blick aus dem Fenster zeigt, dass heute ein wunderschöner Tag wird. Das muss ich ausnutzen, bevor das Wetter umschlägt. Das Ziel dieser Reise liegt vor mir: Der Mt. Circeo. Vielleicht habe ich heute Glück.








                                Der Wetterbericht im Fernsehen bestätigt die schlechte Wetterprognose. In Ligurien gab es in Gegenrichtung zu meiner Tour an der eingleisigen Bahnstrecke zwischen Genua und Ventimiglia einen Erdrutsch. Der Zug wurde bei Imperia an ein Geländer gedrückt und ist wie durch ein Wunder nicht ins Meer gestürtzt. Der Lokführer und die zwei Maschinisten wurden leicht verletzt, die 200 Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. In Teilen Siziliens stehen Felder unter Wasser. Andernorts schießen Flüsse durch die Straßen. Italien hat in diesem Jahr nicht das große Los gezogen. Meine Entscheidung, an diese Küste auszuweichen, war richtig.











                                Um in den Frühstücksraum zu kommen, muss man über die Außenterrasse gehen und ich mache noch einen Abstecher an den Strand. Waaah. Ist das schön hier.














                                Nach dem Essen gestern bin ich auf das Frühstück gespannt. Eine leise Hoffnung keimt in mir, dass es hier auch Brot geben könnte. Das Frühstücksbuffet übertrifft alle meine Erwartungen. Sogar Vollkornbrötchen gibt es. Ein Jammer, dass ich nicht so viel essen kann. Der Kellner begrüßt mich lächelnd und linst kumpelhaft, was ich für eine Kamera habe. Ich versuche es, ihm zu erklären. Italienisch müsste man sprechen können.





                                Zur Feier des Tages gönne ich mir einen Kakao. Ich erhalte eine ganze Kanne und kann es nicht fassen. In Italien weiß man, was Kakao ist. Es ist echter Kakao und er ist mit nur wenig Zucker angerührt. Nicht diese unerträglich süßen Fertigmischungen, die fast überall Standard sind. Ich esse Vollkornmüsli, zwei Vollkornbrötchen mit Käse und ein paar Erdbeeren. Als ich gehe, winkt mir der Kellner zum Abschied zu und ich bin gerührt. Es ist schön, wenn man den Menschen hinter einer Funktion sehen darf. Der Abschied fällt mir ungewohnt schwer. Im Sommer werden die Gäste auf der Terrasse frühstücken. Es muss idyllisch sein.





                                An der Rezeption ist eine andere Dame als gestern und sie fragt, wo es heute hingeht. Ich zeige ihr die Küstenroute und sie nickt anerkennend. Ich frage sie, ob es sich lohnt, auf den Berg zu laufen und sie zieht diplomatisch die Schultern hoch. Steil, Serpentinen, viele Autos und man sieht nichts von der Landschaft. Ich frage nach dem gestern gefundenen Hotel. Es ist am höchsten Punkt von San Felice, erzählt sie. Die Straßen am Mt. Circeo sind alle Sackgassen. Es gibt keine Verbindung um den den Berg herum. Er fällt direkt ins Meer. „Wie Cinque Terre“, sage ich. Sie nickt anerkennend. Die Hotels in San Felice sind teuer, warnt sie. Lachend meint sie, ich dürfe gerne heute abend wiederkommen. Wie gerne ich das würde. Aber mit dem Roller ist das eben einfach zu weit. Wir verabschieden uns sehr herzlich.

                                Als ich meinen Roller die Einfahrt hochschiebe, bin ich wirklich ein wenig traurig. Oasi di Kufra. Das erste Hotel, das mir wirklich gefallen hat. Das hier war wirklich eine Oase.





                                Die Straße ist menschenleer. Ein paar Autos fahren in der Ferne und Radfahrer im Renndress sind unterwegs. Es ist Samstag. Was für ein Tag.





                                In den Dünen sehe ich eine Kakteenpflanze. So etwas findet man in unseren Dünen nicht. Wie hieß sie denn gleich? Ich hatte sie sogar mal eine davon als Zimmerpflanze. Agave. Aber es sind keine Kakteen, sondern sie gehören zu den Spargelpflanzen. Man lernt nie aus. Sabaudia liegt in der Sonne, man kann die Häuserspitzen und Türme sehen. Wasservögel fliegen in Schwärmen am Himmel entlang. Was Sonne doch ausmacht. Die Landschaft ist plötzlich voller Leben.





                                Ich komme nicht so richtig voran, denn ich trödele. Links sind Privathäuser, die in überbordenden Gärten versteckt sind und am Wegesrand findet sich Natur. Es sind so gut wie keine Autos unterwegs und ich fühle mich, als sei ich alleine. Immer wieder habe ich das Bedürfnis, die Straße zu fotografieren. Der Berg fasziniert mich ungemein und ihm immer ein kleines Stück näher zu kommen, ist ein Erlebnis.





                                Ich bin in einsam-friedlicher Stimmung, nachdem ich mich mehrere Minuten völlig ungestört in Blümchenfotos vertieft hatte. Aus meiner Träumerei werde ich erst gerissen, als mir ein Mann mit Hund entgegenkommt, der in der Nähe sein Auto geparkt hat. Ich mache noch ein Fotos, dann packe ich die Kamera ein und beschließe, jetzt etwas Strecke zu machen. Ich mache ein paar Tritte, als ich jäh durch Zivilisationsgeräusche aufgeschreckt werden. Ein schnell fahrender Transporter nähert sich von hinten, man hört es am Motorengeräusch. Ich hasse dieses Geräuch, das muss doch am Wochenende in dieser ruhigen Atmosphäre nicht sein. Es ist das Geräusch der Großstadt mit ihren ständig am Limit fahrenden Paketdiensten. Die Bestellung im Internet lässt grüßen.

                                Als ich im Ohrenwinkel höre, dass der Transporter auch noch recht nahe an mich heranfährt, bekomme ich einen kurzen Aggressionsschub, den ich im Urlaub eigentlich überwunden glaubte. Der Transporter bremst ab, stellt sich schräg vor mich und ich sehe in das runde Gesicht eines jungen Italieners. Was soll das? Er greift mit einer langsamen Bewegung neben sich und greift auf den Beifahrersitz. Die Hand kommt zurück –- und hält meinen Personalausweis in der Hand. Für einen Moment bleibt mein Herz stehen. Ferngesteuert ergreife ich den Personalausweis, und schaue ihn mit großen Augen an: „Oh God. Thank you“. Dass er das vielleicht gar nicht versteht, fällt mir erst hinterher ein. Er schaut in den Rückspiegel, und man sieht, dass er sich über diese gelungene Überraschung freut. Lässig schlägt er den Lenker ein, wendet und braust davon.
                                Ich bin so perplex, dass ich erst dann ein Foto mache, als er schon fast am Horizont verschwunden ist. Das Hotel. Normalerweise hatte ich den Personalausweis beim Verlassen des Hotels immer zurückgefordert. Gestern hatte ich es vergessen und heute morgen hat durch das Gespräch auch niemand mehr daran gedacht. Das Hotel. Die wussten, wo ich bin. Alle anderen hätten mich niemals gefunden. Es hat alles gepasst. Ich mochte die und die mochten mich. Danke für alles.





                                Auf der linken Seite tauchen nun die ersten Campingplätze auf. Im Sommer muss das ein Traum sein. Man geht über die Straße und befindet sich direkt am Meer. Es wäre interessant zu wissen, wie voll es hier in der Hochsaison ist. Die Bettenburgen stehen an der Adria. Echtes Remmidemmi gibt es hier auch nicht. Es müssen schon Naturliebhaber sein.

                                Gleichzeitig wird mir aber auch deutlich, dass zumindest im Küstenbereich (in den Bergen mag es ja anders sein) die deutsche und die italienische Definition von Naturschutzgebieten und Naturnähe weit auseinanderzugehen scheinen. Naturschutzgebiet in Italien heißt bisher: Müllfreie Zone. Oder anders ausgedrückt: Dörfliche Region ohne Müll an den Straßen und im Gebüsch. Mit romantischer Naturnähe, echter Abgeschiedenheit oder Angeboten für nichtmotorisierte Outdoorer, speziell Weitwanderer, hat das hier bisher absolut nichts zu tun. Das Gebiet ist vor allem für Angler, Radrennfahrer und Badegäste optimiert. Die Wanderwege sind auf Tageswanderer mit Auto abgestellt und keinesfalls extra ausgewiesen oder für Wanderer angelegt. Es sind traditionelle Wirtschaftspfade, die Dörfer, Häuser und Kirchen miteinander verbinden. Auch das Pilgerwesen steckt ja noch völlig in den Anfängen und erst ganz langsam erkennt man die touristische Bedeutung von Fernwanderwegen, da die Nachfrage aus dem Ausland ansteigt. Erheblich naturnäher hatte ich mir das ganze Gebiet hier schon vorgestellt. Aber so etwas weiß man letztlich nur, wenn man einmal da war und es mit eigenen Augen gesehen hat.

                                Die Sonne hinterlässt am Mt. Circeo Streifen und fasziniert versuche ich, das Licht zu fotografieren. Die Seen von Sabaudia liegen ruhig in der Ferne und sehen heute nicht mehr so trostlos aus. Eine Villa steht direkt am Meer. Ein Traum. So würde ich auch gerne wohnen.








                                Der Autoverkehr nimmt langsam zu. Es ist jetzt 10.00 Uhr. Die meisten wollen zum Angeln. Ein fröhlicher Trupp Radfahrer winkt mir zu und ich winke lachend zurück. Auf dem Wasser zeigen sich wieder Nordlichter. Ein paar Männer parken an der Straße und ziehen sich ihre Neoprensachen an. Der eine pinkelt gerade offen am Straßenrand, ein anderer hüpft nackt auf der Straße herum, weil er seine Hose nicht anbekommt. Ich muss lachen und die Kumpels von denen auch. Schade, dass ich keinen Spruch ablassen kann.

                                Der Torre Paola kommt nun in mein Blickfeld. Insgesamt weist das Gebiet rund um den Berg 6 Türme auf. Klick. Auf dem Berg sieht man Sendemasten.








                                In der Kurve stehen die Angler. Es gibt einen großen Parkplatz. Der Kanal heißt Canale Romano. Gerne würde ich meinen Roller irgendwo hinstellen und mich an dem Turm ein wenig umschauen. Die Beschaffenheit der Wanderwege überprüfen. Das ist der einzige Nachteil des Alleinreisens. Man kann niemanden mal kurz bitten, auf die Sachen aufzupassen. Nicht, dass ich glaube, dass hier etwas passiert wäre. Aber ich habe dann nicht so die Ruhe, mir richtig die Gegend anzuschauen.














                                Auf mich wartet nun eine idyllische kleine Straße am Fuße des Berges.





                                Der Mann in Anzio hatte Recht. Hier ist es wunderschön. Links und rechts der Straße ist es urwaldartig. Später sehe ich auf der rechten Seite einen breiten, etwas schlammigen Weg, doch bin ich mir nicht sicher, ob er nicht nur zu den Feldern führt, die am Fuße des Berges liegen. Wanderwegweiser gibt es hier nicht. Im Gegensatz zu dem Wald von gestern sind die Bäume teilweise belaubt.











                                Ein Hoftor kommt und dahinter liegen Hunde in der Sonne. Mir ist völlig klar, was jetzt kommt und es macht mir Spaß. Irgendwann sieht mich der erste. Dann kommt der Zweite und schließlich stehen alle am Tor und regen sich auf. Ich fahre weiter und sie toben kläffend über das Grundstück, als wäre eine Invasion von Feinden vor der Tür. Ein Pferd steht am Ende der Wiese und frisst. Pferde sind Fluchttiere, aber selbst als die Hunde aufgeregt ins Heu springen, lässt sich das Pferd nicht aus der Ruhe bringen. Anscheinend kennt es das schon. Es ist schreiend komisch. Irgendwann erlahmt der Ehrgeiz der Hunde und sie laufen wieder zurück. Nur ein kleiner Hund hat einen neuen Platz gefunden.








                                An der rechten Seite sieht man nun den einen oder anderen verstecken Hof. Der Nationalpark wurde 1934 gegründet und ich vermute, dass die damals schon dort lebende Bevölkerung bleiben durfte.











                                Bald bin ich am Ortseingang von San Felice. Das ging schneller, als ich dachte. 2 Stunden habe ich für die Strecke gebraucht. Es ist jetzt halb 12.00 Uhr. Ein Schilderbaum steht an einer Straße und weist auf die kurvenreiche Straße auf den Berg hin. Hinter den Schildern beginnt ein Fahrradweg. Kurz überlege ich, die Bergstrecke zu nehmen, aber gerade fährt ein junger, sportlicher Fahrer den Berg hinauf. Ich rollere auf den Fahrradweg zu und muss mich kurz mit zwei Wanderinnen von Anfang zwanzig abstimmen, die mir entgegenkommen. Ich rollere ein kurzes Stück und dann halte ich an. Wanderinnen? Es ist das erste Mal, dass mir hier in Italien Menschen mit einem Wanderrucksack begegnen. Ich halte inne und drehe mich um. Aha. Sie wollen die Bergstraße hoch. Vermutlich sind dort irgendwo Wanderpfade. Ach, ich probiere es einfach. Am linken Straßenrand, ganz vorsichtig so weit links wie möglich gehend, schiebe ich den Roller die Straße hoch. Anfangs habe ich Grünstreifen, später nicht mehr. Vor allem die Serpentinen sind knapp bemessen und die Autos fahren zügig und nahe am Rand. Ungefährlich ist das nicht.

                                Ein Trupp Radler zieht an mir vorbei, aber kurz vor der Kurve fährt einer wieder zurück. Schnell sehe ich, warum. Die Damen der Gruppe sind langsamer. Aber tapfer. Sie sind nur ein wenig schneller als ich und ein geübter Wanderer würde sie überholen. Aber sie geben nicht auf. Wir lachen uns zu und feuern uns gegenseitig an. Sicht hat man keine, auch wenn man durch die Bäume ab und zu das Tal sehen kann.





                                Und ein paar Häuser tauchen auf. Und endlich auch wieder der Blick auf das Meer.

















                                Eine Kreuzung kommt, und ich halte mich rechts. Kurz darauf bin ich in einem verwunschenen und auch leicht französisch wirkenden Dorfkern mit einem Kiosk und einem Alimentari. Die Atmosphäre ist besonders. Familiär und harmonisch. Hier könnte ich mir vorstellen, zu bleiben, um die Umgebung zu Fuß erkunden zu können, doch das Hotel an der Straße und die Hotels in der Nähe sind geschlossen. Ein reiner Sommertourismus.
                                Ich kaufe in dem kleinen Geschäft Brötchen und Wasser. Dann denke ich nach. Ich habe jetzt die Möglichkeit, den Roller bis oben auf den Mt. Circeo zu schieben, in der Hoffnung, oben einen Aussichtspunkt zu finden. Oder zu den Grotten zu rollern. Dort ist auch der „Faro“. Und „Faro“ ist immer gut.
                                Ein junges Mädchen steht im Laden und ich frage sie, ob sie Englisch spricht. Ein ganz kleines bisschen, aber sie traut sich nicht richtig. Ich überlasse ihr die Entscheidung und sie sagt, sie würde die Grotten nehmen. Sie sind wie Viadukte. Also dann die Grotten.





                                Ob die Entscheidung richtig ist, kann ich nicht beurteilen. Immerhin habe ich Sicht auf das Meer. Erst geht es durch ein Waldstück steil bergan, dann am Felsen entlang mit Blick auf die Bucht und den Hafen, dann steil zwischen Häusern wieder ins Tal.




















                                Die Abfahrt ins Tal macht Spaß, obwohl ich weiß, dass ich nachher wieder hinauf muss. In der Ferne liegen die drei Inseln, die mich seit Lido di Latina begleiten. Als ich am Leuchtturm ankomme, bin ich mir nicht sicher, ob er noch aktiv ist oder zum gleichnamigen Hotel gehört. Das Hotel ist nur in den Sommermonaten geöffnet.

                                Die Straße würde noch weiterführen, in den Ortsteil Punta Rossa, aber ich kehre um. Wo es zu den Grotten gehen soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Schilder gibt es hier nicht.

                                Als ich zurückschiebe, sehe ich eine Seitenstraße. Ein Auto kommt gerade heraus und ich frage, ob es hier zu den Grotten geht. Der Mann nickt. Wieder geht es etwas bergab und ich brettere mit dem Roller über eine Schotterpiste mit Wasserpfützen. Mit dem Fahrad würde ich hier ins Schlingern kommen, aber der Roller liegt ganz anders auf der Straße. Ein Genuss.

                                Ein kleiner dunkler Zugang zum Wasser taucht auf, aber die Grotten müssten etwas weiter hinten sein. Dann ein Parkplatz. Die Grotten sind unter mir. Ich lehne den Roller an das Schild und gehe sehr tiefe, anstrengend zu laufende Treppen herunter. Auf der nächsten Ebene erwartet mich eine Sitzgelegenheit. Hier könnte man wunderbar sein Zelt aufschlagen, wenn es nicht verboten wäre. Eine kleine Feuerstelle ist auch da. Ein Weg führt von diesem Ort weiter zu den Grotten und ich würde gerne absteigen und sie anschauen. Aber was ist mit dem Roller? Zu zweit müsste man sein. Abladen und die Sachen hier hinunterschleppen? Einen Blick auf die Grotten werfen und dann alles wieder hochschleppen? Zelten? Auch auf die Gefahr hin, dass das Wetter umschlägt? Oder sich heute abend hier Leute treffen?





                                Ich entscheide, dass es gut ist. Ich bin müde und der Weg zurück ist weit. Ich werde auch ohne Grotten glücklich werden. Lieber im Tal übernachten, wo man im Fall der Fälle auch wieder weg kommt. Wer weiß, wann die Schlechtwetterfront kommt, es ist schon so lange gut gegangen.
                                Erneut brettere ich über die Schotterpiste und dann fängt schieben, schieben, schieben an. Ein Schild taucht auf. Der Pfad zum Torre Fico beginnt hier. Es ist ein kleiner, sehr enger Pfad. Nein, diese Pfade sind für einen Roller nicht geeignet.





                                Von der Seeseite her zieht Bewölkung auf. Die Sonne trübt sich ein. Schlägt das Wetter um? Ja und Nein, denn glücklicherweise wird es letztlich vorbeiziehen. Aber diese Wetterboten können am Meer auch innerhalb von wenigen Minuten aus einer gemütlichen Wattwanderung eine lebensgefährliche Überlebensaktion machen. Instinktiv spute ich mich. Schließlich war die Schlechtwetterfront angesagt. Es ist nicht gesagt, dass ich Glück habe. Als ich mich der Buch nähere, ist das Wetter zweigeteilt. Im Sonnenschein liegen San Felice und Terracina zu meinen Füßen, während oben am Berg die Bewölkung zu nimmt. Auch wenn die Bilder der Bucht schon zu sehen waren: Der Anblick von Bucht und Bergen ist einfach zu schön. Postkartenkitsch, kein Zweifel.














                                Ob das Unwetter in Richtung Sabaudia weiter zieht, kann ich nicht beurteilen. Als ich den kleinen Dorfkern auf der Höhe erreiche, ist das Wetter wieder besser. Es ist gerade 14.00 Uhr und Mittagspause. Der Eingang zu einem Gebäude entpuppt sich als Zugang zu einem Turm der Tempelritter und einem ehemaliger Palast von Lucrezia Borgia und Prinz Poniatowski. Besichtigen tue ich die Gebäude nicht, aber von unten wird man später die Anlage deutlich sehen. Dagegen steige ich über eine kleine Nebenstraße, die mir das Navi gezeigt hat, ins Tal ab. Das ist mit bepacktem Roller weniger einfach, als es aussieht. Hier wirkt sich wieder das fehlende Gewicht auf dem Hinterrad aus und ich muss gut bremsen. Hinunterfahren sieht mir zu gefährlich aus.








                                Wieder hatte ich mir auf einer Hotelbuchungswebsite Hotels abgespeichert und ich beeile mich, ein Bett zu finden. Es ist jetzt kurz nach halb drei. Noch immer sieht der Himmel bedrohlich aus und ich spute mich. Der Wind hat stark aufgefrischt. Schön für den Wellengang, aber anstrengend zu rollern.





                                Das erste Hotel aus der Liste ist ein Hochhaus und ich bringe es nicht fertig, es in die Wahl zu ziehen. So rollere ich nun direkt an der Promenade entlang, am Torre Vittoria vorbei und sehe auch ein Hotel neben dem anderen. Geschlossen. Campingplätze. Geschlossen. An Wildcampen brauche ich hier gar nicht zu denken. Hier ist kein Naturschutzgebiet mehr und alles ist Privatbesitz und gesichert. Irgendwann stehe ich da und weiß nicht weiter. Eine Dame an der Straße erbarmt sich und fragt auf Englisch, ob ich Hilfe brauche. Ich suche ein Hotel. Sie sagt mir ein kleines Hotel, das eigentlich geöffnet haben müsste. Sonst bleibt nur das Hochhaus.

                                Ich bedanke mich herzlich und rollere in Richtung kleines Hotel. Das Hotel ist wirklich nett. Aber niemand ist da. An der Tür hängt ein vergilbter Zettel auf Italienisch, dass irgendetwas um 16.00 Uhr passiert, aber Autos stehen hier nicht. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Ich warte, bis es 16.00 Uhr ist, dann gebe ich auf. An der Promenade ist Einbahnstraße, aber das ist mir egal. Das Hochaus ist nicht weit. Ein Trupp Radfahrerinnen kommt mir entgegen: Es sind meine Bekannten von der Steigung heute morgen. Mit einem große Hallo begrüßen wir uns, lachen und winken uns zu. Wir haben es geschafft. Wir sind die Größten. Es sind diese Moment, die das Leben lebenswert machen.

                                Als ich das Hochhaus betrete, weiß ich, dass ich es nicht leiden kann. Dunkelbraune Inneneinrichtung. Gediegen, meinetwegen. Aber ich bekomme in solchen Hotels Platzangst. An der Rezeption ist niemand zu sehen. Nach drei Minuten drücke ich auf den Klingelknopf. Eine Dame kommt erschrocken aus dem Nebenraum. Nein, wir haben geschlossen. Im Winter ist nicht geöffnet. Na fein. Ich frage nach einem Hotel, das geöffnet ist. Sie sagt mir eins. Das hat garantiert immer auf.

                                Ich bin froh, dass ich hier nicht übernachten muss und rollere auf die Straße. Diesmal halte ich mich an die Einbahnstraßenregelung und es ist wenig Verkehr. Das Rollern macht Spaß. Das Hotel ist Richtung Hafen und als ich schon denke, dass ich falsch bin, sehe ich es. Ein nobler Schuppen, Vier Sterne. Teuer. Egal. Ich bin müde. An das Hotel in Sabaudia kommt sowieso kein Hotel heran. Ach ja, Sabaudia. Mit einem Fahrrad wäre ich in zwanzig Minuten da. Es ist, wie es ist.

                                Das Hotel wirkt etwas verstaubt und könnte in Hamburg stehen. Zielgruppe: Betuchte Hanseaten. Golfspielende Silverager mit beigefarbenem V-Ausschnitt-Pulli auf Oberhemd. Die Frauen ein Tuch von Hermes. Herbstfarben. Oder Segler. Holzvertäfeltes Boot, holzvertäfeltes Büro. Antike Möbel. Der Yachthafen ist um die Ecke.
                                Das Zimmer kostet 90,00 Euro. Das ist nicht wenig, aber ich habe jetzt keine Lust, noch weiter zu suchen. Dann kann ich gleich nach Terracina fahren. Meine letzte Etappe. Am Ende der Bucht. Ich darf gar nicht daran denken. Danach komme ich an der Küste nicht mehr weiter. Schnellstraßen kann ich nicht rollern. Aber die Tour nach Terracina wollte ich mir für morgen aufheben.

                                Ich gebe meinen Pass ab und fordere ihn gleich wieder zurück. Dann beziehe ich das Zimmer. Nicht mein Stil, aber die Zielgruppe wird zufrieden sein. Geräumig ist es. Der Blick auf das Zimmerschild zeigt, dass das Zimmer im Sommer 350,00 Euro kostet. 175,00 pro Person. Ich bin sprachlos. Ich meine, dafür bekommt man ein Zelt. Wer gibt soviel Geld für ein Bett aus? Es gibt in Italien Menschen mit Geld. Kein Zweifel. Und dann mache ich die Balkontür auf.






                                Das ist ein Argument. Wenn man das Geld hat. Nicht jeder braucht ein Zelt.





                                Ich speichere den Track ab. 27,8 km. Anstieg 347 m. Maximale Höhe 146 m. Enttäuschend. Sammy wird behaupten, der Mt. Circeo ist ein Deich.

                                Als ich die Außenanlagen des Hotels betrete, ist das schon beeindruckend.





                                Die Einsamkeit von Sabaudia hat mir besser gefallen. Sie liegt meinem Wesen näher. Aber so etwas hier einmal gesehen zu haben, ist auch nicht schlecht. Bisher kannte ich das nur von Urlaubspostkarten oder von Hotelkatalogbildern.

                                Ich laufe zum Hafen. Unbeobachtet bin ich nicht.





                                Das Tief hat sich verzogen. Aber der Wind treibt das Wasser an die Kaimauer. Hoch spritzt die Gischt. Menschen gehen spazieren. Ein Geschäft mit Schiffsbedarf hat geöffnet. Im Schaufenster steht ein Klapprad. Und dann hat mich die Faszination für das Meer wieder. Die Wellen und das Meer.





                                An der Kaimauer entlang zu gehen, ist verboten. Ich halte mich grundsätzlich an Verbote. Woher der plötzliche Moment der Schwäche kommt, weiß ich nicht. Ungefähr 80 Fotos werde ich machen. Von 2-3 unterschiedlichen Motiven. Manchmal ist man einfach bekloppt. Der Turm ist übrigens der Torre Fico, dessen Wanderweg ich vorhin gesehen habe.














                                Es geht um die Wellen. Je höher, desto besser.











                                Von der vorderen Kante ziehe ich mich aber schnell zurück. Das ist zu gefährlich. Erwischt einen eine Welle, die zu hoch kommt, wird man schneller, als man denkt, von ihr ins Wasser gezogen. Das überlebt man nicht.

                                Nun ist wieder der Turm dran. Schöner Kitsch. Das kann man sich nicht entgehen lassen.








                                Etwas Abwechslung gefällig? Auf der anderen Seite der Hügel und die Felsspitze von Terracina. Und dann ein bisschen Fels.








                                Dann geht es wieder um Wellen. Je höher, desto besser. Gerne auch mit Abendrot.








                                Eine Yacht mit eingezogenem Segel kurvt durch den Hafen. Als sich der Segler dem Ende der Mole nähert, schaue ich gebannt hinaus. Will er wirklich hinausfahren? Aber er dreht sich nur ein paar Mal im Kreis und fährt dann wieder hinein. Besser so.








                                Ich gehe zum Hotel zurück und reduziere meine Vorräte. Noch habe ich Käse im Rucksack, aber langsam geht er zur Neige.


                                Gegen 20.00 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg an den Hafen. An der Promenade gibt es edle und teure Geschäfte. Und sicherlich teure Restaurants. Die Bar - Restaurant - Pizzeria, in der ich heute nachmittag eine Familienfeier gesehen hatte, gefiel mir. Sie wirkte bodenständig. Es ist ein Familienbetrieb.
                                Neugierig schaut man mich an, als ich näher trete. Als ich frage, ob geöffnet ist, wird sofort bejaht und mir die Tür aufgehalten. Ein herzlicher Empfang. Ich bekomme eine englische Speisekarte in die Hand gedrückt, bitte aber zusätzlich um eine italienische. Das ist einfacher.

                                Ich wähle einen Salat und Pizza. Der Salat ist frisch und schmeckt köstlich. Die Pizza ist vegetarisch und mit ziemlich viel Käse belegt, vermutlich, damit man satt wird, wenn kein Fleisch dabei ist. Dennoch ist sie sehr gut. Immer wieder geht die Tür auf, weil irgendjemand irgendetwas zu tun hat, und ich versuche die Familienmitglieder zu identifizieren. Die alte Dame sollte die Oma sein. Dann gibt es einen älteren Mann, vermutlich der Sohn. Dessen Sohn wiederum ist auch im Betrieb und die Tochter oder Schwiegertochter und ihr Ehemann sind auch dabei. Die nächste Generation ist auch schon auf der Welt. Die junge Frau bedient und kümmert sich zwischendrin wie selbstverständlich um ihren Sohn. Er lernt gerade laufen und sie hält ihn an den Händen und lässt ihn durch das Restaurant hin- und hergehen. Der Junge lacht mich an. Ein süßer Kerl mit einem runden, erwachsen aussehenden Gesicht und Geheimratsecken. Bestimmt wird er später einmal Pizzabäcker. Ein Modell, das einengt, sicher. Aber auch soviel Halt und Sicherheit geben kann.

                                Immer mehr Leute kommen in das Restaurant und man kennt sich. Wer kommt, gehört zur Familie. Keine aufgesetzte, professionelle Freundlichkeit, sondern ein ganz natürliches Miteinander. Es sind Familien mit ihren Kindern dabei und es fällt auf, wie entspannt auch die Familienmitglieder miteinander umgehen. Keine hyperaktiven oder quengeligen Kinder. Ein kleiner Junge spielt mit seiner Holzeisenbahn und besteht darauf, aus einem Weinglas Wasser zu trinken. Die Mutter gibt ihm das Glas und er trinkt, aber als sie es wegstellt, gibt es kein Geschrei. Die Mama bestimmt, basta. Auch ältere Kinder sind dabei und sie sind ganz stolz, mit den Erwachsenen am Tisch zu sitzen. Ich fühle mich wohl hier und bedauere, kein Italienisch sprechen zu können. Dass der Fernseher läuft, ist selbstverständlich.





                                Langsam gehe ich zum Hotel zurück. Die Einsamkeit am Strand von gestern war der Höhepunkt dieser Reise. Aber auch das hier ist Italien. Man muss sich seine Neugier bewahren.


                                Zuletzt geändert von Torres; 04.02.2014, 16:07.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 30670
                                  • Privat

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                                  AW: [IT] Das Meer

                                  19.01.2014 Terracina

                                  31,1 km

                                  Die Wettervorhersage ist eingetroffen. Das Wetter ist umgeschlagen. Dieses Wetter hätte ich mir gestern für einen Ruhetag in Sabaudia gewünscht. Man hätte die Tage tauschen sollen.





                                  Es herrscht ein rauer Wind. Ich schätze ihn auf zwischen 25 und 30 Stundenkilometer, in Böen mehr.
                                  Das Frühstück ist italienisch und ich greife, da ich kein Brot mehr habe, zu überzuckertem Müsli mit Cornflakes. Der Kakao ist in Ordnung. Immerhin ist das schon recht ältliche Personal rührend bemüht und sogar der Ausdruck der Rechnung klappt.

                                  An der Promenade sieht alles tot und grau aus. Schön war der Ausblick an der Promenade schon gestern nicht, aber heute sieht alles noch viel trostloser aus. Der ganze Strandbereich ist für die Zeit der Sommermonate optimiert. Schön, dass ich mit dem Teil des Ortes am Hang auch noch eine andere Seite kennenlernen durfte.





                                  Der Wind weht den Sand auf die Straße, und ich muss einige Male ausweichen, wenn der Sand den Bürgersteig verdeckt. Die Brandung ist vom feinsten, aber mir graut vor der Strecke. Terracina ist vielleicht 8 km entfernt, aber ein Teil der Promenade ist eine in der Karte rot eingezeichnete Hauptverkehrsstraße. Ich wollte sie extra am Sonntag fahren, weil ich mir weniger Verkehr erhoffte. Aber bei dem Wind macht rollern an einer Hauptstraße einfach keinen Spaß, selbst wenn es einen Bürgersteig geben sollte.





                                  Mein Navi hatte im Fahrradmodus eine Alternativroute entfernt der Küste vorgeschlagen. Ich entscheide mich für diese Variante. Ein letzter Blick zurück auf den Mt. Circeo. Seit Anzio hatte ich ihn im Blick. Nun ist er in meinem Rücken. Ein merkwürdiges Gefühl.
                                  Ich quere die Straße, um nach links abzubiegen. Ein untersetzter Italiener mit rundlichem Gesicht spricht mich an. Wein aus Terracina. Er öffnet den Kofferraum. Er hat 5 Liter Behälter dabei. Ich schüttele den Kopf und zeige auf den Roller. Er macht ein bedauerndes Gesicht und fährt weiter. Ein Turm steht am Wegesrand. Rechts biege ich auf eine in der Karte gelb eingezeichnete Landstraße ein. Die Autos fahren schnell und nerven mich. Der Wind weht hier nicht so stark, aber merken tut man ihn trotzdem.





                                  Kurze Zeit später habe ich einen Begleiter. Ein schwarzer Hund, der frei herumläuft, begeistert sich für den Roller. Immer wieder schnüffelt er im Gebüsch, dann folgt er mir freudig und springt vor den Roller, als wolle er mit ihm spielen. Ich finde das gar nicht lustig, denn beim ersten Mal stürze ich fast. Dann werde ich vorsichtiger.

                                  Als ich wieder nach links abbiege, folgt er mir weiter. Nun springt er nicht mehr an den Roller, wechselt aber ständig die Straßenseite. Die meisten der wenigen Autos, die vorbeikommen, sind vorsichtig. Aber ein SUV Fahrer rast ohne Rücksicht die Straße entlang, und als der Hund gerade wieder herüberkommen will, ist es wirklich knapp. Jedes Mal bin ich kurz vor einem Herzkasper. An einem Flüsschen wächst Bambus.
                                  Als der Hund mit einer Hundedame flirtet, erhoffe ich mir, dass er nun anderweitig beschäftigt ist, aber das ist Wunschdenken. Wieder kommt eine Abzweigung und wieder folgt mir der Hund. Er ist schon ziemlich weit von seinem Ausgangspunkt entfernt, und ich entscheide mich, zum äußersten Mittel zu greifen. Ich sammele zwei Steinchen auf. Erst täusche ich an, aber das interessiert ihn nicht. Dann werfe ich ein Steinchen – weich, ich will ihm ja nicht wehtun - und treffe ihn. Er schaut mich ganz verwundert und nachdenklich an. Wieder werfe ich ein Steinchen, treffe ihn aber nicht. Er läuft ein Stück zurück und schnüffelt am Wegesrand herum. Ich fahre ein paar Meter weiter und drehe mich dann um. Er ist verschwunden. Ich werde ihn nicht mehr wiedersehen.





                                  An der nächsten Abzweigung ist tatsächlich ein Wegweiser. Vermutlich das Überbleibsel einer Sportveranstaltung. An einem Pfahl ist ein weißrote Markierung. Die erste Markierung, die ich bisher gesehen habe. Ippovia steht darauf. Ich habe den Verdacht, dass es eine Radwegmarkierung ist, tatsächlich bezeichnet der Begriff jedoch Reitwege.





                                  Ich fahre nun durch landwirtschaftliches Gebiet, man sieht die Felder und die Gewächshäuser. Ich habe Rückenwind und die Fahrt ist angenehm. Autos fahren hier nicht. Eine stark befahrene Straße kreuzt, dann bin ich wieder alleine. Die Landschaft ist abwechslungsreich und gefällt mir.








                                  Ich biege nun rechts ab und das bedeutet, dass ich von jetzt an mit dem Wind zu kämpfen habe. Der Mt. Circeo versinkt im Dunst. Er ist nur noch zu erahnen. Es ist, als würde die letzten Tage im Nichts versinken. Kurze Zeit später ist er völlig verschwunden.





                                  Der Wind ist unverändert stark, und ich nutze die Fotopausen, um Kraft zu schöpfen. Ein Motorroller kommt mir entgegen, der Fahrer in Ledermontur liegt förmlich auf dem Sitz, den Kopf in Höhe des Lenkers. Kurze Zeit später kommt er wieder zurückgedüst. Autos fahren hier keine. Ein Schild warnt vor einem unbefestigten Ufer. Leider kann ich nicht feststellen, wo es sein soll. Vielleicht ist der Bach neben der Straße gemeint. Zwei Radfahrer kommen mir entgegen. Es dürften Landarbeiter sein.





                                  Wieder kommt eine Abzweigung, und nun habe ich den Wind direkt von vorne. Auf dem Fahrrad ist das schon anstrengend, aber auf dem Roller noch anstrengender. Ich versuche, die Windstärke fotografisch festzuhalten, aber es gelingt mir nicht.





                                  Wieder ein Radfahrer. Ich bin hoffnungslos unterlegen. Das Schilf wiegt sich im Wind. Rechte Straßenseite: Nach rechts. Linke Straßenseite: Nach links. Die Landschaft wird bei Sonne oder im Sommer traumhaft sein. In der Ferne tauchen langsam die Berge von Terracina aus dem Dunst auf.











                                  Hinter einem Fluss führt die Via Appia entlang. Ein kurzes Stück muss ich ihr folgen, da sie die einzige Flussquerung darstellt. Zur mentalen Vorbereitung fotografiere ich Schnecken. Die Autos fahren sehr schnell und ich wende wieder meine ZurSeitespringen-Taktik an. Aber ein wenig fühle ich mich wie ein Hindernis in einem Computerspiel. Die Autofahrer am Joystick: Hindernis nicht gesehen, Puff, Neustart. Keine schöne Vorstellung.





                                  Als ich in den Seitenweg abbiegen kann, bin ich erleichert und froh.








                                  Und dann passiert etwas Unglaubliches. Ich stelle mich auf meinen Roller und langsam rollert der Roller bergauf. Waaah. Was für ein Gefühl. Rückenwind.

                                  Leider ist die Strecke nicht lang, und ich kämpfe wieder gegen den Wind. Die Straße ist jetzt weniger idyllisch, aber weiterhin menschenleer. Unter der Autobahn schaue ich auf die Berge, dann geht es rechts auf eine kleine Seitenstraße. Wieder sind Todesanzeigen plakatiert. Der Ort heißt La Fiora, man sieht es an der Bahnstation. Die Strecke ist stillgelegt. Die Recherche gestern abend hatte ergeben, dass Terracina keinen Bahnanschluss mehr hat. Busse übernehmen die Verbindung zum überregionalen Bahnverkehr.





                                  Nun beginnt ein Wegstück, das ich sehr genieße. Es ist vielleicht das schönste Teilstück dieser Tour. Es führt auf einer kleinen Straße in der Nähe der alten Bahntrasse entlang. Hier ist es windstill. Überall sind Olivenhaine. Auf den Grasflächen blühen Wildblumen. An einer Stelle ruft ein Esel, aber das Tier sehe ich nicht.





                                  Das Wetter verschlechtert sich zusehens. Am Wegesrand liegen abgeschnittene Zitronenbaumzweige und ich pflücke eine schon etwas weiche Zitrone. Ich reibe an ihr und sie riecht, als hätte ich meine Hände in einer Flasche Duftöl gebadet. Nur viel besser.
                                  Die Straße führt nun durch ein Wohngebiet. Es ist Sonntag und Familien besuchen Oma und Opa. Ein zahnloser Mann grinst mich an. Er fährt eines der dreirädrigen Autos, mit denen die Landschaftspflege erledigt wird. Der Bahnhof kommt in Sicht. An einer Wand hängen noch die Fahrpläne, aber die Tür ist geschlossen, und die Büros sind ausgeräumt. An der Eingangstür kleben Busfahrpläne.

                                  Geradeaus geht es in die historische Innenstadt, aber mein Navi lenkt mich nach rechts. Ich habe ein Hotel gespeichert, das am Meer liegt. Die Straße führt bergab und bald an einem Fluss entlang, der den Ort zerschneidet. Ein Obstgeschäft lockt. Andere Geschäfte sind geschlossen, es ist wieder Mittagspause. Ich werde von meinem Navi in Nebenstraßen gelenkt, entscheide mich aber für die intuitive Variante und stehe kurz darauf am Meer. Der Wind hat zugelegt und ich muss den Roller festhalten. Die Palmen flattern im Wind und erinnern mich an Bilder von Tropenstürmen. Ein richtiger Sturm ist es aber glücklicherweise nicht.





                                  Das eingespeicherte Hotel befindet sich Richtung San Felice und ist recht weit entfernt. Die Straße dahin ist viel befahren. Ich entscheide mich für die Gegenrichtung. Aber alles, was am Wege steht, ist geschlossen. Am Hafen finde ich eine geöffnete Bar. Ich decke mich mit Mineralwasser ein und frage die englisch sprechenden Männer, mit welchem Bus man hier zu einem Bahnhof kommt. Sie wissen es nicht. Aber sie wissen ein Hotel. Es ist in einer Nebenstraße.
                                  Zuerst finde ich es nicht und fahre zu weit, aber die Passanten, die ich frage, entdecken ein Schild. Ich bin froh, eine Unterkunft zu haben und checke ein. Es kostet 60,00 Euro. Der Roller kommt in die Tiefgarage. Die Dame an der Rezeption erklärt mir, dass der nächste Bahnhof in Monte San Biaggio ist. So weit ist das nicht, 8 km vielleicht. Da kann ich hinrollern. Ich bin erleichtert. Einen Tourentag habe ich also noch.

                                  Kaum habe ich das Zimmer bezogen, fängt es in Strömen an zu regnen. Ein gutes Timing. Meerblick habe ich hier leider nicht, aber ich sehe, wie sich die Palmen am Strand im Wind bewegen. Ich betrachte den Stadtplan und stelle fest, dass es in Terracina 18 Campingplätze gibt. Oder waren es nur 14? Dass sie geschlossen sind, versteht sich. 31,1 km bin ich heute gerollert und es hat Spaß gemacht. Die Strecke heute hätte sogar noch länger sein können. Ich bin in Form.

                                  Gegen halb Fünf hört es auf zu regnen und ich beschließe, mich ein wenig umzusehen. Ich habe Hunger. Meine Vorräte sind aufgebraucht.
                                  Ich rollere an den Hafen. Ein Tempel liegt auf dem Felsen und schaut Richtung Meer. Der Fuß des Felsens ist eine strategische Stelle, denn hier treffen die Berge, die ich die letzten Tage fotografiert haben, die Monti Ausoni, auf die Küste. Bei wikipedia erfahre ich, dass die Via Appia am Fuße des Felsens seit der Antike die beiden Seiten der Berge miteinander verbindet. Terracina wurde 329 v. Chr. auf dem Gebiet der volskischen Seestadt Anxur von den Römern errichtet. Weil es so strategisch wichtig war, erhielten seine Bewohner das römische Bürgerrecht. Die Via Appia führt seit 312 v. Chr. durch die Stadt. Die Straße ist also 2326 Jahre alt. Die Tempelanlage ist das Heiligtum des Jupiter Anxur.





                                  Ich rollere Richtung historische Altstadt. Ein runder Platz mit einer Kirche fällt mir auf. Sie ist sehr schlicht und die Malerei modern.





                                  In den Straßen staut sich der Verkehr. Die Mittagspause ist vorbei. Eine Kapelle steht an der Straße. Die Marienfigur wird bunt angestrahlt. Die Gläubigen sammeln sich zum Gottesdienst. Steil geht es nun einen schmale Einbahnstraße hinauf. Auch ein paar Kinder, die ihre Fahrräder schieben, brauchen Zeit, bis sie oben sind. Antike Mauern stehen herum. Die Ausgrabungen haben ein bewohntes Haus völlig isoliert. Einsam ragt es hervor. Etwas weiter befindet sich der Dom. Ich schließe den Roller ab und trete ein. Es ist kurz vor Beginn des Gottesdienstes, und ich fühle mich wie ein Räuber, als ich schnell zwei Fotos mache und dann wieder gehe.








                                  Inzwischen ist es dunkel geworden. Ich entscheide mich, die Treppe neben den Ausgrabungen hoch zu steigen. Ein Weihnachtsbaum liegt neben den antiken Säulen. Den Roller nehme ich mit. Es sind recht viele Treppen und ich erhoffe mir den Zugang zur oberen Kirche und vielleicht sogar zu dem Tempel. Aber es ist eine Sackgasse. Zwischen historischer Bausubstanz hängt Wäsche. Eine Familie kommt mir entgegen und schaut misstrauisch, bevor sie über einen Wiesenpfad in den hinteren Teil der Altstadt entschwindet. Auf der gegenüberliegenden Seite sehe ich eine Frau über eine hohe Treppe in ein Haus huschen. Aus dem Nichts taucht ein Mann auf und verschwindet in einem Seitengang. Eine Welt für sich.

                                  Ich finde am Ende einer Seitengasse einen Ausblick über die Stadt. Der Mt. Circeo ist schemenhaft zu sehen. Und doch weit weg.





                                  Mein Navi zeigt, dass die Tempelanlage an einer Straße liegt und weiter entfernt ist. Angesichts der Dunkelheit verzichte ich auf einen Besuch. Zum Rollern ist die Straße, die ich gekommen bin, zu steil, und ich schiebe ins Tal. Die Straßen sind voller Menschen, die durch die Straßen bummeln. Ich versuche ihnen aus dem Weg zu gehen und stelle mich an einen Mauer am Strand. Noch einmal das Meer sehen, bevor es morgen weiter geht.

                                  Über dem Meer ist Wetterleuchten, und ich versuche, es mit der Kamera einzufangen. Ich weiß, dass meine Kamera das nicht schafft und ein Stativ habe ich auch nicht dabei, aber man kann es ja mal versuchen. Damit die Kamera überhaupt auslöst, nehme ich an einer Straßenlaterne in der Ferne Maß und warte dann mit gedrücktem Auslöser auf das Leuchten. Meistens bin ich zu spät. Aber dann habe ich Glück. Mein Finger drückt ungewollt den Auslöser und es ist der richtige Moment, um zumindest einen kleinen Streifen auf die Karte zu bannen.





                                  Das Wetterleuchten zieht nun Richtung Hafen. Man sieht kleine Blitze. Ich entscheide mich, meinen Poncho aus dem Hotel zu holen.





                                  An einer Ecke ist ein Fischgeschäft und ich schaue hinein. Zwei Männer verlassen gerade das Geschäft und besteigen Fahrräder, die Tüte voller frischem Fisch. In der Küche steht Küchenpersonal und eine Frau sieht mich und den Roller. Neugierig schauen sie aus dem Fenster. Anscheinend ist ein Restaurant angegliedert und ich überlege, ob ich dort gleich essen gehen soll. Zuerst schaue ich aber noch einmal am Hafen nach, ob es dort auch Restaurants gibt. Ich rollere Richtung Hafen. Einer der Männer, der eben Fisch gekauft hat, labert mich vom Fahrrad aus blöd an und auf so etwas habe ich im Moment keine Lust. Ich gebe Gas. Locker hänge ich ihn ab. Ohne Gegenwind bin ich schnell.

                                  Am Hafen findet sich auf die Schnelle kein Restaurant. Dafür sehe ich, dass die Tempelanlagen nachts erleuchtet sind. Die Bilder verwackeln leider. Die ersten Blitze sind am Himmel zu sehen. Schnell hole ich den Poncho aus dem Hotel. Ich gebe Gas, aber diesmal bin ich nicht schnell genug. Es blitzt und kracht und sturzflutartig entlädt sich der Himmel über Terracina. Das Wasser spritzt von oben und von unten. Cool. Das ist Regen, den ich liebe. Dennoch flitze ich zu dem Restaurant. Wieder sieht mich die Küche und man starrt mich fasziniert an. Wer mich nicht sieht, wird auf mich aufmerksam gemacht. Mit Poncho mache ich wohl erst richtig Eindruck. Ich klappe den Roller zusammen und packe ihn in den Gastraum. Er besteht aus einem Plastikzelt. Im Sommer sitzt man hier vermutlich im Freien.

                                  Ich bestelle das, worauf ich Hunger habe. Salat. Gemischtes Gemüse. Pasta mit Meeresfrüchten. Fischfilet. Mineralwasser. Es kostet mich 19,80 Euro, aber das ist es wert. Kellner gibt es nicht, sondern man bestellt mit Tablett am Tresen. Es gibt Plastiktabletts, Plastikteller, Plastikbecher, Plastikbesteck, Plastikstühle und Plastiktische. Sitze ich zuerst fast alleine da, füllt sich das Restaurant zusehend. Die meisten essen frittierten Tintenfisch, aber es gibt auch Türme aus gebratenen Fischen, die sehr lecker aussehen. In der Ecke singt ein Alleinunterhalter amerikanische Lieder. Der Fernseher läuft. Fußball. Alberto Tomba („Tomba la bomba“), ehemaliger Skirennläufer, dreimaliger Olympiasieger und Enfant terrible, wirbt vor einer traumhaften Schneekulisse. Schnee. Für was genau er wirbt, habe ich vergessen. Es könnten die Olympischen Spiele sein.

                                  Als ich gehe, drückt sich eine der jungen Küchenhelferinnen am Küchenfenster fast ihre Nase platt. Sie kichert, als ich sie bemerke und informiert die Traube Menschen hinter ihr, was man sehen kann, und was ich gerade tue, da ich den Roller nicht direkt vor dem Küchenfenster zusammenbauen kann. Ich komme mir vor, wie in einem Spielfilm der fünfziger Jahre. Stadtmensch trifft auf Landmensch. Lässig bringe ich den Roller in Position, rollere einen Halbkreis und gebe dann Gas in Richtung Hotel. Ich wette, das wurde Abendgespräch. Schön, wenn man Menschen eine Freude machen kann.


                                  Zuletzt geändert von Torres; 04.02.2014, 23:04.
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    AW: [IT] Das Meer

                                    Hah, diesen Berg der Circe bin ich annodazumal mit Absatzsandalen hoch gelaufen! Wir waren in Rom als Touristen unterwegs und es hat sich diesen Ausflug angeboten. Leider hatte ich kein passendes Schuhwerk (und sonst nur Sommerröcke dabei), aber ich wollte unbedingt mit hoch. Es gibt einen Pfad direkt durch den Wald/Gebüsch, ziemlich steil, bergauf ging das gut weil ich trittsicher und bergerfahren war, aber der Abstieg war die Hölle.....(und auch das letzte, was diese Sandalen je mitgemacht haben ). Fotos davon habe ich auch, analog , der Ausblick über das Meer war schon toll.

                                    Ist aber schon interessant wieviele Tage Du bis dorthin gebraucht hast und wie anders sich die Distanz anfühlt, wenn man nur mit Muskelkraft unterwegs ist, an die Anfahrt von Rom kann ich mich ja gar nicht erinnern, so ereignislos und kurz war sie..
                                    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                      AW: [IT] Das Meer

                                      Wow, was für ein Bericht!

                                      Du hast einen interessanten Blick auf Kleinigkeiten und Wichtigkeiten des Lebens.

                                      Danke!
                                      http://bikibike.wordpress.com/

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                                        AW: [IT] Das Meer

                                        Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                                        Hah, diesen Berg der Circe bin ich annodazumal mit Absatzsandalen hoch gelaufen! Wir waren in Rom als Touristen unterwegs und es hat sich diesen Ausflug angeboten. Leider hatte ich kein passendes Schuhwerk (und sonst nur Sommerröcke dabei), aber ich wollte unbedingt mit hoch. Es gibt einen Pfad direkt durch den Wald/Gebüsch, ziemlich steil, bergauf ging das gut weil ich trittsicher und bergerfahren war, aber der Abstieg war die Hölle.....(und auch das letzte, was diese Sandalen je mitgemacht haben ). Fotos davon habe ich auch, analog , der Ausblick über das Meer war schon toll.

                                        Ist aber schon interessant wieviele Tage Du bis dorthin gebraucht hast und wie anders sich die Distanz anfühlt, wenn man nur mit Muskelkraft unterwegs ist, an die Anfahrt von Rom kann ich mich ja gar nicht erinnern, so ereignislos und kurz war sie..
                                        Oh, stell mal die Fotos ein. Würde mich interessieren!

                                        Ja, dass man bergerfahren und trittsicher sein sollte, habe ich jetzt gelernt. Für mich wäre das auch ohne Roller nichts gewesen. 99 km ist er von Rom entfernt. Ca. eine Stunde mit dem Auto....


                                        @Biki
                                        Freut mich!
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • Vegareve
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                                          AW: [IT] Das Meer

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Oh, stell mal die Fotos ein. Würde mich interessieren!
                                          Wie gesagt, analog, leider. Wenn Du mal vorbei kommst, schauen wir dann Italien Bilder an .
                                          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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