[NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

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  • evernorth
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    [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: 26. August - 11. September 2013


    Vorweg.....
    Wer sich für die genauen Wegstrecken, Höhenmeter und die Darstellung auf Googlemaps interessiert, dem sei Echnathons Bericht empfohlen.

    26.08.13
    Lufthavn Oslo - Gardermoen, Empfangsbereich. Das Gepäck für den Anschluss - Flug nach Bodø ist bereits eingecheckt. 4,5 Stunden sind eine lange Wartezeit, und die will ich jetzt erst einmal mit einem Kaffee und einem kleinem Imbiß im nächst - besten Starbucks verbringen.
    Die abgefahrene Reise - Lektüre ist ebenso schnell zur Hand und spätestens jetzt falle ich in den Urlaubs - Modus. Hin und wieder hebe ich den Blick, Menschen kommen und gehen, dann bin ich wieder ganz in einer anderen Welt, voller Spannung und Absurditäten.
    Die Zeit vergeht, ohne das ich es recht bemerke.
    Dann schaue ich doch einmal auf die Uhr und gerate sofort in Aufruhr: Noch 40 Minuten bis zum Abflug!
    Schnell beruhige ich mich wieder. 40 Minuten, das sollte locker reichen.
    Ziemlich uncool ist, dass ich mich im Empfangsbereich befinde und noch durch den security - check muss. Es ist Nachmittag, und vor der Gepäck - Kontrolle ist es gerade brechend voll. Die lange Schlange windet sich mehrfach, und ich stehe jetzt also ganz am Ende. Quälend langsam geht es voran, doch ich bin mir die ganze Zeit sicher, das ich noch rechtzeitig am Terminal erscheine.
    Als ich dann endlich durch die Kontrolle durch bin, habe ich nur noch 10 Minuten.
    Natürlich liegt der Terminal ganz am Ende eines seehr laangen Ganges. Ich will es kaum glauben: Ich bin im Urlaub und ich laufe, und zwar ziemlich schnell.
    5 Minuten vor Abflugzeit erreiche ich den Terminal. Die Tür ist bereits geschlossen und die Angestellte der Fluggesellschaft will gerade gehen. Nein, zu spät meint sie, die Maschine rollt bereits zur Startposition. Verdammt, ich bin geschockt. Warum habe ich mich nicht für den Kaffee in den Abflugsbereich begeben? So`n Schiet!
    Ich gehe zum Schalter der ( Norwegian ) Fluggesellschaft.
    Ich frage nach meinen Möglichkeiten, und die zauberhafte Mitarbeiterin hört mir zu. Lächelnd teilt sie mir mit, dass ich dann wohl selbst schuld wäre. Das höre ich nun gar nicht gerne, sage noch etwas wie: „ Das kann doch nicht wahr sein, Grummel, Grummel...“
    Den Rest schlucke ich runter, weil es ja stimmt: Ich bin selbst schuld.
    Ich stehe wohl da, wie ein begossener Pudel, als die zauberhafte Mitarbeiterin plötzlich meint: „ Ah, das ist ein Anschluss - Flug, und der Hinflug hatte Verspätung, so dass sie diesen verpasst haben. Das ändert natürlich alles. Der nächste Flug geht in 4,5 Stunden,
    hier ist die Umbuchung und hier haben sie noch einen Verzehr - Coupon. Guten Flug. “
    Während der kleinen Ansprache habe ich fassungslos, und wiederholt heftig genickt.
    Ich bedanke mich und kann mein Glück kaum fassen.
    Ich erkundige mich noch nach meinem Gepäck. Schon auf dem Weg nach Bodø.
    Ich schicke Otto Stover eine sms, dass ich erst mit der nächsten Maschine komme ( Otto hat mir eine Übernachtung angeboten ).
    Also heißt es erneut: Warten. Diesmal allerdings im Abflugsbereich, nur wenige Meter vom
    zuständigen Terminal entfernt.
    Die folgenden, fast 4,5 Stunden Wartezeit vergehen diesmal unendlich langsam. Dann verspätet sich zu allem Überfluss die Maschine um weitere 1,5 Stunden. Gegen 23.30 h
    wird die Maschine ganz gecanceled - dichter Nebel und heftiger Seitenwind lassen keine Landung zu.
    Ein langer und turbulenter, erster Tag geht auf einem Zimmer des SAS Radisson Hotels gegen 01.00 h zu Ende. Noch eine weitere sms an Otto, dann falle ich für eine kurze Nacht ins Bett. Der Flug geht bereits um 7.00 Uhr in der Frühe.
    In der Nacht träume ich bereits von........



    Fingerbreen / Svartisen
    Zuletzt geändert von evernorth; 11.01.2014, 22:04. Grund: Ergänzung
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    #2
    AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

    Dann warte ich mal gespannt auf die Fortsetzung.

    Du bist aber wirklich ein ganz schöner Schussel - 4.5 h Zeit und.... Die Warterei in Gardemon kenne ich auch schon ganz gut und auch das Flugverpassen mit Norwegian. Manchmal trödeln die ziemlich in Hamburg und kommen dann erst eine Stunde später an. Auf dem Rückflug mit nur durchchecken und SAS haben interessanterweise 45 min gut gereicht.

    Irgendwie ist da alles auch recht teuer - mittlerweilen habe ich da immer einen Stapel Stullen mit.

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    • evernorth
      Fuchs
      • 22.08.2010
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      #3
      AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

      Die letzten Jahre bin ich solo unterwegs gewesen. Dieses Jahr ist das anders.
      Während ich Anfang April noch hin und her überlege und mich zwischen den verschiedenen Destinationen nicht entscheiden kann, entdecke ich hier auf ODS ( unter: Reisebegleitung gesucht ) ein Partnergesuch von Echnathon.
      Svartisen - eines meiner erwogenen Ziele. Wenn ich mirs recht überlege, will ich genau dort hin. Schon die ganze Zeit. Gletscher - ja, da zieht es mich sowieso gerne hin, und fein, ich muss nicht alleine gehen.
      Schnell fliegen die nächsten Wochen etliche e-mails hin und her und letzte Ausrüstungs- fragen werden geklärt. Ich entscheide mich für den Inlandsflug nach Bodø, Echnathon will
      mit dem Zug nach Mo i Rana. Da wir von dort mit dem Bus weiter wollen, muss ich mit dem Zug weiter südlich nach Mo reisen. Das ist eigentlich etwas unpraktisch, hat sich aber diesmal durchaus bewährt. Für eine zukünftige Norwegen - Tour favorisiere ich allerdings den Zug.
      Die Zugfahrt nach Mo ist übers Net schnell gebucht ( Bei Vorausbuchung kann der sehr günstige Minipris gewählt werden ).

      27.08.13
      Lufthavn Bodø - Empfangshalle. Endlich da. Otto wartet schon. Das Wetter ist bescheiden: Es regnet, und zwar Regen von der übelsten Sorte: Ein alles durchnässender, kräftiger Dauer - Niesel. Na, wunderbar. Den Rucksack aus der Sonder - Gepäckaufbewahrung abgeholt. Gut, soweit. Otto fährt mich freundlicherweise zum - etwas außerhalb gelegenen - Campingplatz. Hier deponiere ich den nicht benötigten Teil des Gepäcks. Vor dem Rückflug will ich hier die letzte Nacht verbringen.
      Anschließend beratschlagen wir im Bahnhofsrestaurant bei einem kleinen Imbiß. Otto schlägt vor, die Tour - Richtung, wegen des sehr schlechten Wetters, umzudrehen: Das Ziel ( Lønsdal ) wird zum Start, der eigentliche Start ( Røvassmoen ) zum Ziel. Die geplanten, ausklingenden Tage ( Anschluss - Tour ) werden an den Anfang gestellt ( Die Absicht, dem schlechten Wetter auszuweichen und insbesondere bei der geplanten Gletscher - Traverse möglichst trockene Verhältnisse vorzufinden, ist nahezu vollständig aufgegangen ).
      Ich rufe Echnathon in Mo i Rana an. Wir sind uns schnell einig und treffen uns nun „ auf halber Strecke “ in Lønsdal. Leider muss ich ein neues Ticket kaufen, da das alte verfallen ist ( Minipris - Tickets können nicht umgebucht werden ). Dann noch schnell im Intersport zwei Gaskartuschen gekauft und schon sitze ich wieder im Warteraum des Bahnhofs. Ich muss mal wieder warten, diesmal auf meinen Zug, der leider erst in 2 Stunden fahren soll.
      Warten scheint in diesem Jahr auch ein Thema zu sein.....tzzzzz....

      Nach 1,5 Stunden Fahrt endlich in Lønsdal. Echnathon ist schon vor mir aus der Gegenrichtung angekommen. Begrüßung und dann Umpacken des Gepäcks im Warteraum des kleinen Bahnhofs. Das Wetter ist besser, als gedacht: Bewölkt, weitgehend trocken, vereinzelt leichter Niesel. Es ist schon gegen 20 Uhr, als wir endlich losgehen. Wir wollen nach Storjord ( auch ein Tip von Otto ) an der E6, hinauf zur Statskog Hütte Storjordfjellkoia, und dort weiterschauen. Wir planen, noch etwa 2 Stunden auf dem markierten Pfad, entlang des Kjemøvatnet, zu gehen.
      Endlich unterwegs, und die Beine sind richtig dankbar, nach so viel „ Nichtstun “ wieder gefordert zu werden. Immer noch weitgehend trocken laufen wir entlang des Kjemøvatnet, wo es sich auf dem markierten Weg sehr angenehm und ohne nennenswerten Steigungen gehen lässt.
      Es ist Herbst, und schnell kommt die Dunkelheit. Wir finden am Ende des Sees einen schönen, windgeschützten Platz für das Zelt. Als das Zelt dann steht, ist es noch dunkler geworden - passt.
      Etwas Essen und Trinken, und das war `s auch schon mit dem ersten Tourentag.



      Kjemøvatnet

      28.08.13
      Gut erholt erwache ich im Zelt. Merkwürdig, wie lasch es im Inneren dasteht. Wat is´n da los? War mir gestern Abend schon aufgefallen. Als ich mir das Ganze von außerhalb anschaue, erkenne ich mein Mißgeschick: Ich habe beim Aufbau im Dunkeln die Stangenenden lediglich in die kurzen, cordura - verstärkten Taschen gesteckt. Dadurch hat sich nicht genug Spannung auf das Gewebe aufgebaut. Da fühle ich mich doch etwas romantically helpless. Na, Wetter war ruhig - alles halb so schlimm.
      Nu, jetzt muss ich mal ganz schnell in die Büsche und mir erst mal Klopapier leihen. Oh ne, hab ich doch das erste Mal seit Jahren glatt vergessen. Geht ja gut weiter.
      So ca. 2 Stunden später sind wir wieder unterwegs. Die Landschaft gefällt. Einerseits typisch norwegisch ( für Insider: Euch brauch ich`s nicht erklären - für alle Anderen: Euch will / kann ich`s nicht erklären..... am besten selbst herausfinden ), andererseits neu für mich, da die Landschaft aus einem wilden Mix aus vielen Birken, glatt gehobelten Granitplatten und an Steingärten erinnernde Potpouries besteht. Sehr angenehm für die Augen und die Seele.
      Da fällt das Gehen eher leicht. Irgendwann stehen wir vor dem ersten, ernstzunehmenden Hindernis: Der Addjekelva muss überquert werden. Nach Furten in Crocs steht uns gerade nicht der Sinn und die offizielle Furtstelle begeistert uns auch nicht. Ein gutes Stück flussaufwärts kommen wir gut und vor allem trockenen Fusses über den Bach.
      Hinter einem Regenbogen können wir erstmalig das Ziel des heutigen Tages sehen: Die dunkle Silhouette des mächtigen Solvågtind, mit seinen stattlichen 1559m Höhe. Dort, irgendwo im Wald, im unteren Drittel, soll die Storjordkoia Hütte liegen.



      Regenbogen und Solvågtind



      Solvågtind



      rainbow


      Der Weg geht nun noch lange Zeit stets bergab, bis wir plötzlich unvermittelt auf die Gleise der Bahn stoßen. Der Weg geht nun in laangen, weiiten und scheinbar endlosen Serpentinen, einer Straße folgend, tief hinunter bis ins Tal. Hier queren wir die E6 und schauen uns, für meinen kleinen, in 2 Tagen vorgesehen, resupply, das Saltdal -Touristsenter mit dem angegliederten Nordland Nationalparksenter an. Neben dem Gebäude des Nationalparksenter besteht es eigentlich nur aus einer Tankstelle mit angegliedertem Restaurant. Ein paar Betten gibt es auch zu mieten.
      Sie haben hier Real Turmat - das wollte ich wissen.
      So machen wir uns auch bald wieder auf den Weg. Ein kurzes Stück der E6 folgend, führt der Weg, kurz vor dem Polar - Campingplatz, auf einem gut markierten Weg hoch in einen dichten Wald. Schon nach einer guten dreiviertel Stunde taucht unvermittelt die Storjordkoia Hütte auf und ist: leer! Viel Platz für uns 2 Personen - na, prima.
      Lediglich die Wasserbeschaffung erweist sich als Geduldspiel. Ganze 10 Minuten, dem Weg folgend, und wir hören endlich einen Bach rauschen. So ein 10l Eimer trägt sich nicht besonders gut, aber zu zweit ist es leichter.
      Menno, ist das herrlich, abends, nach leckerem Essen und einem guten Schluck single malt wiskey ( Ardbeg, 10 years ) noch längere Zeit am wamen Ofen zu sitzen.
      Wir wollen hier morgen etwas für die Kondition tun und den Solvågtind besteigen. Das Gepäck soll in der Hütte bleiben und wir nehmen nur leichtes Tagesgepäck mit.
      Nach einer weiteren Nacht in der Hütte soll es dann auf dem gleichen Weg wieder zurück gehen. Kurz vor Lønsdal steigen wir dann richtig in unsere geplante Tour ein - Richtung Steindal.
      Noch ein paar Seiten im Buch lesen....da fallen auch schon die Augen zu.





      Storjordfjellkoia



      wooden shape I



      wooden shape II

      29.08.13
      Früh aufgestanden machen wir uns bald auf den Weg. Es sind immerhin ca. 1100 Höhenmeter zu überwinden.
      Zunächst geht es durch den dichten Tannenwald, der dann urplötzlich in einen lichten
      Birkenwald überwechselt. Unvermittelt stehen wir dann im baumlosen Fjell. Lange Zeit einem Pfad folgend, der immer schwächer wird und dann jäh ganz aufhört.
      Wir drehen um und steigen dann weglos weiter hinauf. Auf ca. 1200m stoßen wir nicht nur auf zwei wunderschöne Bergseen, sondern finden nun auch vereinzelt Steinmänner vor.
      Es wird deutlich kälter, vor allem meine Hände leiden darunter. Die Handschuhe sind natürlich auf der Hütte geblieben. Es wird immer ungemütlicher: Kälte, Wind und Nieselregen, dazu noch schlechte Sicht. Knapp 150m unter dem Gipfel drehen wir rastlos um. Wir steigen ab, nehmen aber die erhöhte Felsschulter noch unter die Füße.
      Der Wind ist hier oben greislich, also nichts wie runter.
      So sind wir schon am frühen Nachmittag wieder zurück. Wohl überlegt haben wir den Wassereimer schon am Morgen mitgenommen und beim Bach deponiert. So haben wir immerhin einen Weg gespaart. Ich nutze die Gelegenheit gleich noch für eine Körperwäsche.
      Auch die zweite Nacht verbringen wir ganz allein auf der Hütte. Echter Luxus.
      Der Tag klingt ganz entspannt und in Stille aus. Hütten - Gaudi? Wos is des denn?



      freeze cracking stone



      Namenlose Seen auf 1119/1124m Höhe



      30.08.13
      Wir stehen früh auf und verlassen zeitig die Hütte. Die nächste Nacht wird wieder im Zelt sein, irgendwo am Ende des Kjemøvatnet. Der Abstieg ins Tal ist kurz. Beim Resupply an der Tankstelle in Storjord ( ich hatte nur 10 Portionen Real Turmat dabei ) folgt prommt die Ernüchterung: Für 3 Portionen werde ich umgerechnet mehr als 45 € los ( Ein Aufschlag von gut 30% auf den Vergleichspreis im Intersport in Bodø )! Net schlecht.
      Es folgen wieder die endlosen und laanggezogenen Serpentinen hinauf zu den Bahngleisen, die an Stupidität kaum zu toppen sind.
      Dafür ist heute das Wetter blendend und so folgen wir unspektakulär dem markierten Pfad, hinauf ins Fjell.
      Oft bleibe ich stehen, um die wunderbare Landschaft in mich aufzunehmen. Ein faszinierendes Farbenmeer in den vorherrschenden, leuchtenden Herbsttönen. Dazu markant geschnittene Silhouetten entfernter Berg - Massive - wunderbar.
      Die Strecke bis zum Ende des Sees ist eigentlich nicht besonders weit, trotzdem gehen wir bis in den frühen Abend hinein. Muss wohl auch an den vielen Foto - Stops gelegen haben. Die letzte Passage am See entlang zieht sich ein wenig.
      Dafür bietet das Camp einen ebenen Platz zum Zelten. Lediglich das Setzen der Heringe erfordert etwas Geduld und Einfallsreichtum. Einige halten nicht ( Strand ), andere sind überhaupt nicht in den Boden zu bekommen ( massive Steine ). Nachdem das Zelt dann endlich steht, steige ich noch in den See zur Körperwäsche. Derart erfrischt schmeckt das Abendessen noch um einiges besser. Da es schnell düster und auch merklich kühler wird, liege ich schon bald in meinem Schlafsack.



      Blick zurück auf den Solvågtind



      Herbstliches Fjell mit Addjektind und Nertind



      Steingarten I



      Steingarten II



      Steingarten III



      Entlang der Kjemåga




      to be continued...
      Zuletzt geändert von evernorth; 05.11.2017, 01:40.
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      • bblume
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        • 19.06.2013
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        #4
        AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

        Schöne Fotos und gut geschrieben!
        Bin vor allem gespannt auf die Gletscherquerung und hoffe auf Fotos des Gletschers wie das am Anfang - richtig gelungen!! ;)

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        • berniehh
          Fuchs
          • 31.01.2011
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          #5
          AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

          interessanter Bericht und super Fotos!!
          Besonders das erste Bild vom Fingerbreen Gletscher finde ich stark
          Meine Fotos von diesem Gletscher sind längst nicht so stimmungsvoll geworden weil das Wetter zu grau und düster war.

          Bin gespannt wie´s weitergeht......
          www.trekking.magix.net

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          • wildscan
            Dauerbesucher
            • 03.04.2009
            • 592
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            #6
            AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

            Schöner Bericht...in der Storjordfjellkoia war ich Anfang 2012 im Winter - richtig schöne Hütte.
            "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt."
            Albert Einstein

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            • Prachttaucher
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              • 21.01.2008
              • 11905
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              #7
              AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

              Gerade die letzten Bilder sind für mich sehr interessant. Hatte ich doch ursprünglich vor, in dieser Ecke zum Schluß noch eine Runde zu drehen. Zum Einkaufen war´s mir von Trygvebu ein zu großer Umweg. Jedenfalls sehen die benachbarten Täler Richtung Balvatnet auf der Karte sehr interessant aus - ein weiterer Urlaub dort....

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
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                #8
                AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                Gerade die letzten Bilder sind für mich sehr interessant. Hatte ich doch ursprünglich vor, in dieser Ecke zum Schluß noch eine Runde zu drehen. Zum Einkaufen war´s mir von Trygvebu ein zu großer Umweg. Jedenfalls sehen die benachbarten Täler Richtung Balvatnet auf der Karte sehr interessant aus - ein weiterer Urlaub dort....
                Ja, denke ich auch gerade drüber nach. Ich denke, ich habe nur einen Bruchteil dort gesehen. Es gibt noch zahlreiche Nebentäler, die sicher einen Besuch lohnen würden. Also......
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • evernorth
                  Fuchs
                  • 22.08.2010
                  • 1828
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                  #9
                  AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                  31.08.13
                  Heute startet also unsere eigentliche Tour - der Grund, weshalb wir überhaupt hier sind. Viele Meinungen ranken sich um das Steindalen, das heute in seiner ganzen, epischen Breite durchschritten werden soll. Mir ist etwas unwohl dabei, da oft mit dem Steindalen eine Ödnis aus unzählbaren Steinen und.....Steinen verbunden wird. In der Tat: Da hat der liebe Gott einen riesengroßen Haufen Wackersteine achtlos hingeworfen.
                  Doch zunächst finden wir etwas Anderes vor: Matsch. Ein kleiner Vorgeschmack auf das,
                  was uns später noch im Bjøllådalen widerfahren soll.
                  Das ist schon ein rechtes Modder - Treten heute. Das ist lästig und auch zeitraubend, denn ständig suchen die Augen nach einer halbwegs trockenen Umgehung, was oft genug misslingt. Die Schuhe werden jedenfalls reichlich mit dem nassen Element konfrontiert; auch nur ein milder Vorgeschmack dessen, was noch folgen sollte.
                  Dann wird der Boden endlich trockener und....steiniger. Wenn die großen Steine dichter liegen, wird es anstrengend. Die Anforderungen an die Vorausschau und insbesondere an die Konzentration nimmt gewaltig zu. Ich „ renne “ von Stein zu Stein mit schnellen Schritten. Doch mit der Vorausschau ist es nicht weit, da Geschwindigkeit angesagt ist und der nächste Stein möglichst „ passen “ muss: groß genug, ebene Fläche und nicht zu weit entfernt. Wer gut in Übung ist, genug Kondition hat und eine unerschütterliche Selbstverständlichkeit an den Tag legt, kommt auf diese Weise zügig voran.
                  All das ist bei mir gerade nicht der Fall. Ich erinnere mich an weit zurückliegende, jüngere Tage, da ging ich so flott und zügig voran; sicher, das alles gut geht. Jetzt muss ich öfter anhalten und ich balanciere auf meinem Stein, auf einem Bein stehend, bedrohlich hin und her. Unerschütterlich, wie ein Baum ( wie es anderswo so schön heisst ). Genau so, wie eine ( bekannte ) Yoga - Übung, nur, dass ein Baum nicht über große Steine rennt.
                  Ich denke plötzlich daran, was ein Sturz hier für Folgen hätte, etwas, das ich früher selten ( nie? ) getan habe.
                  Ich bin jedenfalls froh, als der Weg wieder deutlich entspannter zu gehen ist.
                  Nachdem wir den beeindruckenden Bjøllåvatnet passiert haben, führt der Weg steil abwärts. Es wird wieder zunehmend grüner, je näher wir dem Talboden kommen. Auf einer soliden Brücke queren wir einen tief eingeschnittenen Fluss
                  ( Bjøllåga ), um schon bald inmitten von hübschen Hütten der Saltfjellstua zu stehen. Das Wetter ist hier noch sonnig und schön, doch dunkle Wolken kündigen bereits Veränderung an.
                  Wir haben unser Ziel für heute erreicht, doch wollen wir möglichst noch bis zur Steinstue ( auf der Karte lediglich als Windschutz kenntlich gemacht ) gehen, da unsere nächste Etappe sonst womöglich zu lang ausfallen könnte.
                  So gehen wir noch, bei zunehmender, dunkler Bewölkung, einige, weitere Kilometer.
                  Die Steinstue löst Erstaunen aus, ist sie doch massiv ( aus Steinen - wie überraschend ) und mit fester Tür ausgestattet. Das Innere ist trocken, liegt aber fast vollständig im Dunkeln, ein Vorteil, da wir so den Schmutz nicht ständig vor Augen haben. Wir legen unsere Matten auf lange, immerhin topfebene und saubere Holzbänke.
                  Auf dem dreckigen Boden hätte ich ungern gelegen.
                  Zum Wasser holen müssen wir noch ein gutes Stück auf unserem morgigen Weg absteigen. Wieder zurück ist es nun stockdunkel in der Hütte. Schnell gegessen und dann gleich in den Schlafsack. Der nächste Tag wird lang. Der Tag war recht anstrengend und schön. Außerhalb der Hütte nieselt es zeitweilig.



                  Lønstinden I



                  Lønstinden II



                  Lønstinden III



                  Lønstinden IV



                  Steindalen I - hier mal gute Camp-Möglichkeiten



                  Steindalen II



                  søre Bjøllåvatnet



                  Brücke über die Bjøllåga



                  Bjøllåga



                  Saltfjellstua



                  Saltfjellstua



                  Windgenerator

                  01.09.13
                  In der Nacht habe ich Schmerzen: die Füße, Zehen, beide Knie, Schulter und Nacken, der ganze Rücken. Eigentlich tut mir alles weh. Hoppla, so geballt - kenne ich gar nicht. Vor allem schlafen mir abwechselnd, je nach Seitenlage, die Arme ein. In einer milden Form ist mir das nicht ganz unbekannt, doch so.....fast schon beängstigend. Wenn ich mich sonst wieder auf den Rücken gedreht hatte, hörte das Kribbeln rasch auf. Diesmal: Fehlanzeige. Es dauert ewig, bis das Kribbeln vorbei ist. Sehr nervig, weil ich so kaum geschlafen habe.
                  Werde ich alt?
                  Meine nächtlichen Schmerzen werden mich ab nun - bis auf wenige Ausnahmen - praktisch jede Nacht begleiten. Nur tagsüber ( immerhin ) geht es mir weitgehend gut
                  ( Ausnahmen inbegriffen, doch dazu später mehr ). Schon der heutige Tag wird mich auf eine ganz besondere Probe stellen, doch das kann ich zu diesem Zeitpunkt, am frühen Morgen, natürlich noch nicht wissen. Der Tag wird jedenfalls seehr lang für mich und einer der härtesten Tage der ganzen Tour.
                  Doch der Reihe nach.....oder besser: Eins nach dem anderen.
                  Dunkel und wolkenverhangen ist es, aber dafür trocken. Stellenweise eine äußerst dramatisch wirkende Szenerie, da immer mal wieder kurz die Sonne hervor scheint. Das gefällt mir, da laufe ich fast von selbst. Wir passieren die Krukkistua und wählen den westlichen Weg in Richtung einer Passhöhe, dem Eingang ins Tespdalen.



                  Krukkistua



                  Sehr kompfortabel: WC und Sauna der Krukkistua



                  Zauberhaftes Bjøllodalen



                  Bjøllodalen

                  Bis zur Tesphytta ist es ein relativ entspanntes, leichtes Gehen. Was dann folgt, kostet mich haufenweise Nerven, viel Geduld und ist stellenweise eine echte Plackerei. Moor - und Sumpfflächen, haufenweise Modder, Matsch und immer wieder unter Wasser stehende Wegabschnitte.
                  Da diese Wasserflächen, Sümpfe und stellenweise knöchelhoher Matsch umgangen werden müssen, zieht sich dieses Wegstück endlos hin. Die Stiefel sinken immer wieder tief in den Pampf und das Herausziehen kostet viele Körner. Entweder ist hier immer so ein Schlack, oder es waren die sehr heftigen Regenfälle der zurückliegenden Tage, die hier alles zur Pampe werden ließen.
                  Meine Stiefel erleben die fünfte Saison, da ist die Goretex Membran längst hinüber.
                  Schon nach einer halben Stunde in diesem nassen Element, und der rechte Schuh ist komplett durchnässt. Weitere 30 Minuten später ergeht es dem Linken genauso. Im weiteren Verlauf werde ich immer gleichgültiger, und weiche dem Wasser, wie auch der Matsche, immer seltener aus.
                  Der mehr oder weniger dichte Wald ist extrem nass; Büsche, Sträucher und niedrige Birken hängen voll mit Wassertropfen, die Nässe ist allgegenwärtig. Bei jedem Schritt schmatzt der Boden unter den Schuhen und das Wasser wird aus allen Poren der Stiefel gepresst. So laufe ich Stunde um Stunde - fast wie in Trance. Es fühlt sich äußerst unangenehm an - die Füsse quellen langsam auf.



                  Unter dem Polarzirkel



                  Willkommene Abwechselung am Wegesrand

                  Als wir endlich die Abzweigung ins Stormdalen erreichen, bin ich eigentlich schon „ fertig mit der Welt “. Nachdem ich einen steilen Hang mühsam hinabgestiegen bin, führt der Weg auf der anderen Seite der Brücke noch steiler wieder hinauf. Ich kämpfe mich da hoch und es kommt mir vor, dass mich selbst die Schnecken bereits überholen. Herrgott,
                  ist das mühsam. Oben angekommen, machen wir eine kurze Rast und essen schnell einen snack.
                  Nur wenige hundert Meter von hier liegt die Statskog Hütte Inner Bredek. Eigentlich nur ein Katzensprung von hier und für mich im Augenblick wohl die Rettung.
                  Ich will aber unbedingt schon heute zur Hütte Nordre Stormdalen. Also gehen wir weiter.
                  Es ist bereits kurz vor 19 Uhr. Trotzdem habe ich da noch die Hoffnung, für die letzten 7,5 km die Hütte bis 21 Uhr zu erreichen. Die Hütte, die so schön sein soll, wird mehr und mehr zum Rettungsanker. Schon jetzt sind wir uns einig, dass wir morgen einen Ruhetag einlegen wollen.
                  Wir passieren den noch bewirtschafteten Hof Bredek und gelangen über mehrere Hängebrücken an das Südufer des Stormdalen. Da es schon 20.30 Uhr ist, glaube ich hier noch, dass es nun ja nicht mehr weit sein kann. Das ist ein folgenschwerer Irrtum, denn nun beginnt erst der eigentliche Teil der Odyssee.



                  Bredek

                  Was nun folgt, sind die längsten ca. 4 km meines Lebens. Der Pfad ist schmal, nicht markiert und weil es immer dunkler wird, kaum zu sehen. Hinter jeder Biegung vermute ich endlich die Hütte, aber jedes Mal folgt die Enttäuschung - wieder nichts. Selten zuvor war ich so genervt; ich bin eigentlich am Ende. Laut fluchend und stolpernd kämpfe ich mich durch mannshohes Buschwerk. Das muss doch mal ein Ende hier haben....doch der Weg führt einfach immer weiter. Als ich schon nicht mehr damit rechne, taucht völlig überraschend die Seilfähre auf. Etwas weiter ist die Hütte gerade noch zu erkennen. Echnathon erweist sich als verlässlicher Fährmann und bringt uns hinüber. Nur noch 100 Schritte, dann haben wir Nordre Stormdalen erreicht und nehmen die Hütte in Beschlag. Wir sind die einzigen Gäste, und das kommt uns sehr gelegen.
                  Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell, nach einem warmen Abendessen, Energie und die Lebensgeister zurückkehren.
                  Erst nach einer Körperwäsche ( wie immer eiskalt ), an der Wasserquelle, direkt hinter dem Haus, falle ich in den Schlafsack.
                  Die Nacht ist nicht erholsam, sondern die Fortsetzung der letzten Kilometer: Schmerzhaft
                  und anstrengend, unruhig, ja, teilweise fühlen sich manche Teile des Körpers abgestorben und wie betäubt an. Ich bin beunruhigt und etwas ratlos.



                  Nordre Stormdalen

                  to be continued....
                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

                  Kommentar


                  • Trolltinden
                    Gerne im Forum
                    • 14.01.2013
                    • 61
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                    Diese Landschaft - immer wieder anders - einfach traumhaft. Da muss ich auch mal hin.
                    Danke, Bin gespannt.
                    lg

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                    • evernorth
                      Fuchs
                      • 22.08.2010
                      • 1828
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                      02.09.13
                      In den Morgenstunden ist sogar noch etwas Schlaf für mich abgefallen. Die Bett - Pritsche in meinem one-man-room ist eher suboptimal. Sie hat eine tiefe, völlig durchgelegene Kuhle, die meine Rückenschmerzen noch anfeuert. Tiefe Erholung nahezu ausgeschlossen.
                      Die Füsse sehen schon wieder ganz ordentlich aus. Gestern Abend waren sie nicht wieder zuerkennen: Geschwollen, schmerzhaft und teilweise wie taub.
                      Der heutige Ruhetag ist für mich super - notwendig. Wird mir guttun, denke ich.
                      Das Wetter ist vom Feinsten - sonnig und richtig warm - großartig.
                      Besuch kommt: Ein norwegisches Paar und der Urenkel des Hüttenerbauers. Gleich wird die Feuerstelle vor dem Haus für ein norwegisches Barbeque in Brand gesetzt. Auch für uns fällt noch etwas Bacon für den Holzspieß ab, was wir dankbar annehmen. Sie bleiben nicht über Nacht und verlassen uns bald wieder. Später kommen noch zwei norwegische Angler. Ich spreche und verstehe ja ein paar Brocken Norwegisch, aber der Dialekt der beiden Angler macht mich ganz konfus - ich verstehe fast kein Wort.
                      Sie bleiben über Nacht.....och ne, nä...
                      Ich verbringe den Rest des Tages mit Umherstreifen und mache zahlreiche Fotos.
                      Die Stiefel sind tagsüber in der Sonne getrocknet - fast ein Wunder. Das Leder ist allerdings nicht mehr so geschmeidig, sondern hart und etwas spröde.
                      Als an diesem schönen Tag die Sonne langsam untergeht, bin ich darüber nicht glücklich.
                      Wartet doch die unsägliche Pritsche auf mich. Die Nacht verbringe ich etwas besser, aber immer noch Unruhe, Schmerzen und Kribbeln / Taubheit.



                      Die feine Hütte



                      Seilfähre I



                      Seilfähre II



                      Ohne Worte



                      Beautiful day



                      Am Berg, gleich hinterm Haus



                      Herbstwald



                      Surrounding I



                      Surrounding II

                      03.09.13
                      Schon früh am Morgen verlassen wir die feine Hütte. Im Nebenraum der Angler wird noch tief geschlafen und feste „ gesägt “. Es regnet - konstant und ohne Pause.
                      Schon nach kurzer Zeit der erste Schuhwechsel, doch die Slåttåga bereitet keine Schwierigkeiten. Doch da ist eh schon genug Nässe von allen Seiten. Ab hier gibt es keinen Pfad mehr, und es geht weglos durch die Pampa. Die Schuhe sind wieder ruck zuck komplett durchgeweicht. Die Büsche und das wilde, manchmal mannshohe Gestrüpp ist so schon nicht leicht zu durchdringen, aber nun ist alles um uns herum auch noch triefend nass. Dazu kommen noch örtliche Sumpfgebiete und rutschige, da vermooste Steinblöcke. Viel Zeit vergeht bei unzähligen Umgehungen; mancher Umweg noch hinzugerechnet. Spaß macht mir das nicht, doch der Tag ist noch jung, und ich bin wieder fit und ausgeruht.
                      Es ist schon Nachmittag (!), als die Querung - ja, welche Querung ist es nun eigentlich? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob es sich tatsächlich um die ( von Echnathon in seinem Bericht erwähnte ) Doppel - Furt Tablokåga / Dablojåkka handelte, da ich meine GPS - Daten gelöscht habe. Auf meiner Karte ist die feste Sami Kåta, unsere nächste Übernachtung, etwas oberhalb des Flusses Suorgisjåkka / Litlstormdalssåga eingezeichnet.
                      Wie auch immer - die Furt ist nicht ohne: eiskalt und mit flotter Strömung. Der Schuhwechsel ist eigentlich unnötig, da die Stiefel eh schon lange komplett durch sind.



                      Eiskalte Furt

                      Wir peilen die Kåta an, welche wir erst nach kurzem Suchen wieder finden. Eigentlich viel zu früh ist Schluss für heute.
                      Die Kote ist sehr solide gebaut und sogar mit einem guten Ofen und Feuerholz ausgestattet. Der Boden ist mit spitzem Reisig bedeckt - das räume ich erst einmal frei ( mit Unterlegen von inzwischen getrockneter Regenjacke / -Hose ), da ich um meine Neoair fürchte. Schnell wird es schön warm in der Kote, und ich versuche, bis morgen meine Stiefel wieder trocken zu bekommen ( gelingt nur unzureichend ). Leider sind mir dabei auch die Einlege-Sohlen in der Ofenhitze zusammen geschmurgelt, was den ohnehin schon eingeschränkten Trageeigenschaften der Schuhe in keinem Fall zu Gute kommt.
                      Eigentlich will ich weiter - ich fühle mich noch nicht ganz ausgelastet ( hört, hört ). Dann schaue ich hinaus in den Regen......o.k., o.k....wir bleiben!



                      Sami - Kåta

                      04.09.13
                      Nächster Morgen - leichter Regen ( der im Verlauf des Tages noch ordentlich zunimmt ), aber beständig, also ohne Unterlass.
                      Nur raus hier aus dem Tal, das scheinbar komplett aus Sumpf besteht. Unglaublich langsam geht es voran. Bis zum Bogvatnet, dem heutigen Ziel, reicht meine Vorausschau noch gar nicht. Da liegt diese schwer einzuschätzende Passhöhe vor mir und eine Vorahnung sagt mir, dass da noch Dickes Dingen auf mich zu kommt.
                      Wir erreichen die Passhöhe bei heftigem Wind und Regen. Zum Bogvatnet will bei diesen Bedingungen wirklich keiner mehr. Die Blakkådalshhytta ist jetzt zu unserem Fluchtpunkt geworden. Die liegt zwar einige Kilometer in der Gegenrichtung, doch wenn wir hier, ( wegen der Wetterverhältnisse ) aufgeben müssen, passt es wieder, da es weiter Richtung E6 ein guter Ausstieg ist.
                      Die Platten - Kletterei hinunter ins Blakkådalen ist für mich ein echter Horror. Stellenweise
                      bekomme ich richtig Angst, da alles sau-glatt und steil ist. Ohne Stöcke wäre ich noch langsamer, ja, vielleicht verloren gewesen. Zwei, drei Mal rutsche ich auf moosiger Granitplatte der Länge nach abwärts. Das Herz schlägt bis zum Hals! Alles heil - noch mal gut gegangen.
                      Ich bin wirklich heilfroh, als ich endlich auf den markierten Weg zur Blakkådalshytta stoße.
                      Hier im Regen ist es dennoch ein gutes und zügiges Fortkommen. Spaß ist allerdings was ganz und gar anderes.
                      Es beginnt bereits leicht zu dämmern, als ich die Hütte erreiche. Habe mich selten so über eine Hütte gefreut. Ein Holländer ist schon da und wir tauschen gleich die wichtigsten Informationen aus. Das Beste: Ab morgen soll das Wetter endlich wieder besser werden.
                      Beim Hinausschauen aus dem Fenster schüttel ich meinen Kopf. Ich habe da heftige Zweifel.
                      Doch zunächst müssen viele, nasse Sachen zum Trocknen vor dem Ofen aufgehängt werden. Der Wärme - spendende Ofen ist ein Segen.
                      Fast noch besser: Es gibt guten, norwegischen Kaffee auf der Hütte und Schokolade - kostenlos, also umsonst! Herrlich...... so kommen langsam meine Lebensgeister zurück.
                      Wie schnell doch die Stimmung kippt.....eben ist es noch ein richtiger Sch....tag und nun.....Es ist wie ein Wunder!

                      05.09.13
                      In der Nacht hat mein geschundener Körper - nebst gestresstem Geist - noch mal aufgestöhnt. Also nichts Neues - die übliche Nacht, mit sehr gemischten Eindrücken.
                      Die nassen Sachen sind erstaunlich schnell trocken, oder zumindest relativ trocken
                      ( Schuhe ) geworden.
                      Der Regen hat tatsächlich aufgehört und ich bestaune beim Wasser holen eine lichte Bewölkung, aus der bereits die ersten Sonnenstrahlen kommen.



                      Blakkådalshytta

                      Sofort ist klar, dass wir unsere Tour Richtung Bogvatnet / Svartisen - Gletscher fortsetzen.
                      Anfänglich ist der Weg nach Norden gut zu verfolgen, doch als wir den beeindruckenden Fingerbreen erreichen, werden die Markierungen immer weniger, bzw. sind immer schwerer zu finden. Die Furt über die Blakkåga ist - mangels Brücke - leider nicht zu umgehen, aber wenig spektakulär.
                      Das Wetter ist den ganzen Tag stabil, sonnig und trocken. Sehr gut für den weiteren Weg.
                      Langsam führt dieser das Heinfjellet hinauf. Es wird schwieriger, die Markierungen zu finden, da hier alles dicht bewachsen ist.
                      Als ich endlich den Bogvatnet sehe, wähne ich mich schon fast am Ziel. Weit kann das Ende des Sees, unser heutiges Tagesziel, ja nicht mehr sein, denke ich.
                      Doch für die ca. 5,5 km Strecke am südlichen Ufer des Bogvatnet benötigen wir mehr als 2,5 Stunden. Ich laufe ständig quer zum Hang, der direkt in den See abfällt.
                      Immer wieder nass und matschig, mit Felsplatten und nassem Moos durchsetzt, ist es ein ständiges Auf - und Absteigen. Auch Zelten geht hier nicht ( zu nass und zu steil ). Am westlichen Ende des Sees, unserem heutigen Ziel, sollte es möglich sein.
                      Die Bewölkung hat wieder zugenommen, es bleibt aber trocken.
                      Und richtig, am Ende des Sees angekommen, finde ich rasch den „ idealen “ Platz für unser Camp.
                      Die eigentliche Gletscherzunge ist noch nicht zusehen. Da werden wir wohl noch ein gutes Stück die Moräne hochsteigen dürfen.
                      Nur noch das geliebte Ritual der Körperwäsche, genussvolles Speisen, etwas Lesen und schon endet auch dieser ( richtig gute ) Tag in meinem kuscheligen Schlafsack.
                      Mein Fazit des Tages: „ After action......satisfaction! “



                      Fingerbreen



                      Im unteren Teil des Bogvatnet



                      Camp Bogvatnet I



                      Camp Bogvatnet II



                      Camp Bogvatnet III


                      06.09.13
                      Die Nacht....na, wie schon, doch insgesamt eine etwas bessere.
                      Um 8:30 Uhr brechen wir auf. Der Weg hoch zur Gletscherkante ist relativ mühsam, aber ohne große Schwierigkeiten. Nach einer Stunde und 20 Minuten stehe ich am Eisrand.



                      Am Gletscherrand



                      Moräne; Blick zurück zum Bogvatnet

                      Ich bin voller Vorfreude, da ich ein echter Gletscher - Fan bin. Zügig werden die Kurzsteigeisen übergezogen. Die Dinger sind überaus praktisch, fast schon konkurrenzlos leicht und bereits in Island im letzten Jahr erfolgreich erprobt.
                      Mein erster Eindruck von der Beschaffenheit des Gletschers / Eises: Da ist erst einmal
                      nichts, das mich beunruhigt. Zunächst geht es, leicht ansteigend, in Richtung des Eis -
                      Plateaus. Ich bin überrascht - nur wenige Spalten. Die sind nur wenig breit und von
                      geringer Tiefe. Das hier ist kein Vergleich zu meiner letztjährigen Tour auf dem
                      isländischen Vatnajökull, wo die Spalten hunderte Meter lang, z. T. bis zu 3m breit und so tief waren, dass ich meist nur in einen schwarzen Abgrund schaute.
                      Schon bald taucht eine Erhebung aus dem Eis auf: 1114m hoch und fast gänzlich vom Eis umschlossen. Das ist unser Aussichtsberg - das scheint so selbstverständlich, liegt er doch quasi „ auf dem Weg “. Die Rundumsicht ist gigantisch. Vor allem der Blick in die tief zerklüfteten Seracs des Fingerbreen begeistert mich. In der Ferne ist deutlich der, von wilden Wolken umflossene, Istinden zu erkennen.



                      Spalte; schmal und wenig tief



                      Weiter Blick über den Svartisen



                      Spannende Gletscherstudie



                      Seracs des Fingerbreen



                      Istind; von Wolken umspült



                      Svartisen - Gletscher



                      Cracks

                      Der hier oben herrschende, kalte Wind treibt uns - nach kurzer Pause - schnell wieder
                      nach unten. Zurück auf dem Eis, liegt der weitere Weg eigentlich klar vor Augen: Das
                      Plateau in nord-westlicher Richtung querend. Wunderschön, als sich der Blick schließlich
                      auf den fantastische Storglomvatnet öffnet. Für solche Momente lebe ich!
                      Nach gut 4 Stunden führt uns ein leichtes Gefälle auch schon wieder auf festen Boden.
                      Das war eine feine, recht zügige und leichte Gletscher - Traverse - dementsprechend
                      euphorisch setze ich meinen weiteren Weg fort.
                      Es ist einfach herrlich, wie die Gletscherzungen teilweise bis direkt in den Storglomvatnet hineinragen.



                      Storglomvatnet



                      Am Rand werden die Spalten gewaltiger



                      Ende der Gletscher - Traverse



                      Storglomvatnet



                      Phantastische Eiswelt



                      Überall ragen Eiszungen in den Storglomvatnet

                      Da es noch relativ früh am Tag ist, beschließen wir, das Austerdalen möglichst noch
                      komplett zu durchschreiten. Es wäre schön, die Euphorie vollständig mitzunehmen, damit
                      auch der übrige Tag in Leichtigkeit und genussreich ausgeht.
                      Doch es geht sich leider nicht aus.
                      Wir passieren noch recht beschwingt øvre und nedre Kjølvatnet, als sich uns ein kleines
                      Tal aus zahllosen Flussarmen in den Weg stellt. Diese werden - gut sichtbar - von einem
                      großen Hängegletscher, der direkt mit dem riesigen Eis- Plateau korrespondiert, mit
                      reichlich eiskaltem Wasser gespeist.



                      Der Taleinschnitt zum Vesterdalen ist schon von weitem auszumachen



                      Øvre Kjølvatnet



                      Nedre Kjølvatnet

                      Diese zahlreichen Flussarme zu durchwaten, kostet enorm viel Zeit, Nerven und noch mehr Energie, da der Wärmeverlust beträchtlich ist. Das Wasser ist wirklich saukalt.
                      Es dauert im Anschluss eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Körper wieder einigermaßen warm anfühlt.
                      Danach wollen wir eigentlich nur noch unser Camp aufschlagen. Ein leicht exponierter,
                      weitgehend ebener Platz ist bald gefunden. Aussicht großartig und Wasser ist auch in der
                      Nähe.
                      Der Eingang zum Vesterdalen liegt schon zum Greifen nahe.



                      Camp Vesterdalen



                      Camp Vesterdalen
                      Zuletzt geändert von evernorth; 12.01.2014, 18:51. Grund: Rechtschreibung
                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                      • Echnathon
                        Fuchs
                        • 20.02.2012
                        • 1306
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                        02.09.13
                        Es ist schon Nachmittag (!), als die Querung - ja, welche Querung ist es nun eigentlich? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob es sich tatsächlich um die ( von Echnathon in seinem Bericht erwähnte ) Doppel - Furt Tablokåga / Dablojåkka handelte, da ich meine GPS - Daten gelöscht habe. Auf meiner Karte ist die feste Sami Kåta, unsere nächste Übernachtung, etwas oberhalb des Flusses Suorgisjåkka / Litlstormdalssåga eingezeichnet.

                        Natürlich ist es die Querung Suorgisjåkka / Litlstormdalssåga
                        Das sagt die Karte (eigentlich), die Logik (eigentlich) und das GPS (eigentlich).
                        Da bin ich bei der Auswertung echt um ein Tal verrutscht.

                        Freut mich hier auch von deinen Eindrücken lesen und deine Bilder betrachten zu können.
                        Das war schon eine super Tour.

                        Frederik

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                        • bblume
                          Erfahren
                          • 19.06.2013
                          • 209
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                          Wow, unglaublich gute und beeindruckende Fotos und Landschaft vom Gletscher und dem See!

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                          • evernorth
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1828
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                            Zitat von Echnathon Beitrag anzeigen
                            Natürlich ist es die Querung Suorgisjåkka / Litlstormdalssåga
                            Das sagt die Karte (eigentlich), die Logik (eigentlich) und das GPS (eigentlich).
                            Da bin ich bei der Auswertung echt um ein Tal verrutscht.

                            Freut mich hier auch von deinen Eindrücken lesen und deine Bilder betrachten zu können.
                            Das war schon eine super Tour.

                            Frederik
                            Hättest du mich während der Tour gefragt....... Mir fällt so etwas immer erst in der Nachbereitung / beim Reisebericht schreiben auf.

                            Ja, das war schon eine geile Tour!
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            • evernorth
                              Fuchs
                              • 22.08.2010
                              • 1828
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                              Zitat von bblume Beitrag anzeigen
                              Wow, unglaublich gute und beeindruckende Fotos und Landschaft vom Gletscher und dem See!
                              Vielen Dank.
                              Das war imho auch einer der Gründe für mein langsameres Tempo: Gute Fotos brauchen ( manchmal ) etwas Zeit.
                              Das ist mir wichtig.
                              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                              • OttoStover
                                Fuchs
                                • 18.10.2008
                                • 1076
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                                Very nice pictures and text also evernorth. Im impressed!
                                Otto
                                Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                                • Gast-Avatar

                                  #17
                                  AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                                  Danke Dir (und auch Echnaton) für den interessanten Bericht! Versuche gerade nachzuvollziehen, wie die Gletschertraverse genau verlief ...

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                                  • evernorth
                                    Fuchs
                                    • 22.08.2010
                                    • 1828
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                                    07.09.13
                                    Dieser Tag
                                    wird in meinen „ Torture - Annalen “ sehr weit vorne in der nach oben offenen Richter - Skala stehen. Soviel steht jedenfalls jetzt schon einmal fest.
                                    Am frühen Morgen geht es mir noch prächtig, da kann ich ( mal wieder ) noch nicht wissen, was mich im Vesterdalen erwarten wird.
                                    Eines ist mir inzwischen klar geworden: Die Zeit wird nicht nur knapp - sie ist es!
                                    Wir wollen, ja, wir müssen heute Abend unbedingt die Pikhaughütte erreichen. Sonst haben wir kaum eine Chance, unsere Tour zu vollenden, sonst.... geht es sich nicht aus.
                                    Schade, jetzt wäre ein zusätzlicher Tag hochwillkommen....es muss ohne diesen klappen!
                                    Natürlich fliesst viel Schmelzwasser in den Bergen und so nahe an einem grossen Gletscher die Talhänge hinunter. Wir gehen auf der östlichen Seite des Vesterdalen und müssen zahlreiche Gletscherbäche überqueren. Schon bald habe ich aufgehört zu zählen.
                                    Nicht immer geht das trockenen Fusses von statten. Kaum sind die Bergstiefel wieder mühsam an den Fuss geschnürt, folgt auch schon der nächste, kritische Bach, welcher nur in Crocs - Schuhen durchwatet werden kann. Ärgerlich, denn nun beginnt die Wechsel - Prozedur von neuem.



                                    Auf der linken Flussseite geht es durch das Vesterdalen



                                    Der mächtige Blåtinden



                                    Kurz vor dem Bjørnefossen

                                    Die Talseite ist häufig sehr steil, doch die gegenüberliegende, westliche Seite, sieht schlimmer aus.
                                    Auch hier im Vesterdalen ist es stellenweise noch sehr matschig von den heftigen Niederschlägen der zurückliegenden Tage. Das Terrain wird jetzt immer anspruchsvoller und den davonstürmenden Echnathon habe ich schon seit einer Stunde nicht mehr gesehen. Ich treffe ihn kurz darauf an einer landschaftlich - schönen Stelle. Natürlich hat er auf mich gewartet ( nicht nur einmal....).
                                    Kurz vor dem Flatisvatnet wird es kriminell. Die Kraxelei bringt mich an den Rand des Wahnsinns, denn nun kommt auch noch die von mir heiss - geliebte Blockkletterei dazu.
                                    Geschätzte 70 - 80 Grad Hangneigung - ein Alptraum für mich und der Grund dafür, warum meine Geh - Geschwindigkeit drastisch nach unten geht. Klar, es geht alles gut, aber geht es auch voran? Ich bin es gewöhnt, zügig zu gehen. Ich gewinne hier den Eindruck, dass ich mich fast auf der Stelle bewege. Vorankommen - was ist das? Es sind die Momente, wo ich alles hinwerfen möchte, und so manchen, satten Fluch brülle ich hinaus in die unschuldige Landschaft.
                                    Manche Steinblöcke werden, auf Jahre hinaus, mit gleich mehreren Flüchen belegt.
                                    Ich bin stellenweise so was von knapp davor, die Geduld zu verlieren!
                                    Ich will mal so sagen: Wer mich gut kennt, kann sich das kaum vorstellen. Die meisten halten mich für extrem tiefenentspannt, aber das hier bringt mich an den Knallpunkt:
                                    Ganz, gaanz dünnes Eis!
                                    Ohne meine Stöcke wären die Probleme noch grösser. Manchmal hänge ich mit meinem ganzen Gewicht auf einem, oder beiden Stöcken ( das hat wohl dazu geführt, dass das untere Segment eines Stockes so weit verbogen ist, dass ich den Stock später nur mit Gewalt wieder zusammenschieben konnte. Das Segment habe ich zuhause ersetzt /ausgetauscht. )
                                    Endlich - am Flatisvatnet ist die schlimme Blockkletterei überstanden - lebend!



                                    Flatisvatnet



                                    Blåtinden

                                    Dafür ist es jetzt schon früher Abend, und die Pikhaughütte noch lange nicht erreicht. Auf der Karte sieht es mal wieder nach einem Katzensprung aus, geschätzte 5km Luftlinie. Das macht dann, auf das Gelände übertragen, ca. 7-8 km.
                                    Genau so zieht es sich dann hin, wie befürchtet. Die Lust ist mir in den Blockfeldern schon lange vergangen, so dass ich mich wirklich noch einmal zusammenreissen muss.
                                    Das Problem: Wir sind tief unten im Tal und müssen ein beträchtliches Stück aufsteigen: Die Pikhaughütte liegt auf 585m Höhe, und wir schauen etwas unschlüssig nach oben.
                                    Knapp 300 Höhenmeter, zu diesem Zeitpunkt sind das für mich noch einmal sehr herausfordernde Momente - tiefe Augenblicke innigen Glückes sind jedenfalls nicht in mein Gesicht geschrieben.
                                    Wir entscheiden uns, rechtsseitig eines kleinen Wasserfalls aufzusteigen. Viel dichte Vegetation, Büsche und niedrige Bäume erwarten uns. Langsam gewinnen wir an Höhe, und immer wenn ich denke: nun geht es nicht mehr weiter, ergibt sich doch ein Durchschlupf. Plötzlich stoßen wir auf einen Trampelpfad. Rentiere? Egal, fortan geht es besser und hoppla.....wir sind ja oben angelangt!
                                    Ab hier ist der Weg logisch zu verfolgen: Immer dem Höhenrücken folgend, zieht er sich aber noch endlos hin.
                                    Erst als wir einen See erreichen, weiss ich, das es sich wohl um den øvre Pikhaugvatnet handelt. Wir müssen noch gaanz bis an das Ende des Sees, erst dann sehen wir - schon fast im Dunkeln laufend - die zauberhafte, kleine Statskog Hütte. Dummerweise liegt die ganz am Ende einer Halbinsel, so dass wir auch noch ein Stück Weg wieder zurückgehen müssen. Na toll!
                                    Die kleine Pikhaughütte ist mit allem Üblichen gut ausgestattet, nur vom irischen Wiskey ( aus Slartis 2012er Reisebericht ) fehlt jede Spur.
                                    Die Pikhaughütte wird von uns in Besitz genommen mit: Feuer machen, Petroleum - Lampe anzünden, Klo benutzen ( besonders herrliche Sicht in die Landschaft ), Frisch machen und eine leckere Mahlzeit - schon geht es uns wieder bedeutend besser. Doch recht bald fallen wir waagerecht auf die Pritsche ( auf der ich leidlich und etwas besser geschlafen habe ) und gegen Mitternacht erlischt auch unser Petroleumlicht.
                                    Morgen wartet Glomdalsvatnet und das Austerdalen auf uns. Wir wollen möglichst noch das Ende des Austerdalsvatnet oder den Svartisvatnet erreichen.
                                    Das wird eng und wahrscheinlich auch hart, aber wir können es immer noch schaffen.



                                    Øvre Pikhaugvatnet I



                                    Øvre Pikhaugvatnet II



                                    Pikhaughütte



                                    De var so hyggelig (gemütlich)

                                    08.09.13
                                    Relativ früh am Morgen verlassen wir die Pikhaughütte. Der Weg führt nun kontinuierlich
                                    talwärts und ich bemerke ein faszinierendes Gestein, das sich wie ein Band über
                                    manchmal hunderte von Metern oberhalb der Grasnarbe erstreckt, um plötzlich wieder zu
                                    verschwinden. Dann taucht es plötzlich am Weg wieder auf......u.s.w. um dann irgendwann
                                    gänzlich zu verlieren. Was ist das nur? Ich bin nun geologisch nicht allzu bewandert. Das
                                    dieses Band von den früheren Gletschern so interessant " bearbeitet " worden ist, liegt klar
                                    auf der Hand. Doch welches Gestein hat solch eine hellgrau/blaue Farbe?





                                    Letzter Blick auf den Svartisen

                                    Das Wetter ist grossartig: Sonnenschein und relativ warm. Schon bald haben wir eine prima Sicht auf den Glomdalsvatnet, doch der Abstieg hinunter zieht sich noch eine zeitlang hin. Unterwegstreffen wir auf einen Norweger mit Hund - der erste Mensch seit der Blakkådalshütte. Ein kurzes „ Hallo “ und schon streben wir weiter.
                                    Weiter unten stehen wir am Ufer des Glomdalsvatnet und folgen einem schmalen Pfad. Plötzlich hören wir Stimmen und treffen auf mehrere Polen, die uns fragen, auf welchem Wege sie am besten zum Gletscher kommen. Wir erklären ihnen, dass sie hier im Grunde falsch sind und zeigen ihnen auf der Karte einen leichteren Zugang. Wir verabschieden uns und besiegeln damit unser späteres Schicksal, aber das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Sie gehen zurück zu ihrem Auto ( das sie auf dem Parkplatz in Fisktjønna abgestellt haben ), während wir auf der östlichen Seite dem See folgen.
                                    An der Flusseinmündung folgen wir der Glomdalselva aufwärts ins Austerdalen.
                                    Wie sich jetzt herausstellt, haben wir uns einer Herausforderung gestellt, vor der wir letztlich kapitulieren müssen.
                                    Den ganzen Nachmittag und fast den gesamten Abend kämpfen wir uns durch diese Labyrinth aus Büschen und Bäumen; scheitern aber immer wieder an den schier unüberwindlichen Felsbändern. Kaum haben wir eine Umgehung gefunden, taucht auch schon eine neue Felsbarriere auf. Mehrfach wechseln wir dabei die Flussseite.
                                    Ich bin zunehmend genervt, so dass ich auch einmal auf eigene Faust etwas unternehme,um den, letztlich, vielversprechendsten Weg zu finden. Dabei verlieren wir uns für einige Zeit aus den Augen und finden nur über lautes Rufen, mit viel Glück, wieder zueinander.
                                    Wir kommen auch ein gutes Stück Weg voran und gelangen immer höher das Austerdalen hinauf. Bis.....ja, bis ein erneuter Felsriegel uns dermassen den Weg verstellt, das nun, bei bereits einbrechender Dunkelheit, ein Weiterkommen unmöglich erscheint. Wir geben auf - nicht nur für heute. Der Übergang ist so nicht mehr, in der uns zur Verfügung stehenden
                                    Zeit, zu schaffen.
                                    Wir steigen fast eine weitere Stunde wieder abwärts. In einer Flussbiegung finden wir eine grosse, ebene Fläche und errichten hier unser letztes Camp am Svartisen.
                                    Enttäuschung und Erleichterung halten sich bei mir die Waage.
                                    Das Rauschen der Glomdalselva begleitet mich, am Ende diese Tages mit überraschendem Ausgang, noch eine ganze Zeit. Gedanken und Fragen verhindern zunächst, das ich einschlafe. Hätten wir einen anderen Zugang wählen sollen? Haben wir uns richtig entschieden?
                                    Am Ende füge ich mich und stimme unserer Entscheidung auch innerlich zu.
                                    Danach nur noch das Rauschen des Flusses und:..... Frieden.



                                    Glomdalsvatnet

                                    09.09.13
                                    Am nächsten Morgen verlassen wir sehr zeitig unsere Lagerstätte. Wir wollen hinunter zum Parkplatz Fiskjønna und hoffen, dort vielleicht eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Bis heute Abend müssen wir irgendwie Mo i Rana erreichen. Das wird interessant; hoffentlich nicht dramatisch.
                                    Wir erreichen zügig den Glomdalsvatnet, lassen den rasch hinter uns und finden sofort den Weg Richtung Parkplatz. Ich hatte gehofft, den Parkplatz ebenso zügig zu erreichen, aber der Weg ist doch ein Längerer. Das Gute: Es geht praktisch nur bergab. Weniger gut ist, dass es ca. 1,5 Stunden dauert, bis ich, seit ca. 1 Stunde allein gehend, den Parkplatz endlich erreiche. Kurz zuvor habe ich mich noch auf dem schmalen Pfad an einem jungen Pärchen vorbeigeschoben.
                                    Auf dem Parkplatz treffe ich nicht nur auf Echnathon, mir bietet sich auch ein erschreckendes Bild: Außer dem PKW des Pärchens, der ein östereichisches Kennzeichen hat, steht kein weiteres Fahrzeug auf dem grossen Parkplatz. Nun, es ist
                                    Montag und Wochenbeginn. Mag sein, das dass an einem Wochenende hier anders aussieht. Tja, gestern hätten wir vielleicht mit den Polen fahren können und dann.......
                                    Nach einer Imbiss - Pause und dem Auffüllen unserer Wasservorräte machen wir uns auf den Weg. Wir müssen die Schotterstrasse bis zum Ende gehen, ca. 4-5km. Diese mündet in die asphaltierte Strasse nach Ravnamoen und weiter nach Røssvoll.
                                    Wir hoffen, irgendwo auf dieser Strecke rasch einen Lift zu bekommen. Hier auf der Schotterstrasse scheint das ausgeschlossen. Wir gehen zwar an dem einen oder anderen Bauernhof vorbei, doch nicht ein einziges Fahrzeug fährt an uns vorüber.
                                    Hinzu kommt, das dass Gehen auf dieser Schotterstrasse alles andere als angenehm ist. Es ist sogar ausgesprochen unangenehm und nervig.
                                    Nachdem wir die Schotterstrasse verlassen haben, wird das Gehen - nun auf Asphalt - nicht besser. Dafür fahren hier tatsächlich - sehr vereinzelt - Fahrzeuge.
                                    Bereits das dritte Fahrzeug, ein grosser Van, der in unsere Richtung fährt, hält tatsächlich an und nimmt uns mit. Wunderbar, wir sind - nach gut 2 Stunden auf der Strasse - gerettet.
                                    Der freundliche Fahrer, ein Feuerwehrmann, bringt uns sogar bis nach Mo i Rana!
                                    Meine Erleichterung ist groß.
                                    Die folgende Nacht verbringen wir auf dem Camping in Mo i Rana. Am folgenden
                                    Nachmittag treten wir die Heimreise an.

                                    Fazit
                                    Das faszinierende diese Tour lag für mich in der grossen Vielseitigkeit der Landschaft. Alles war vertreten: Grüne Täler mit Büschen und Bäumen ( Laub- und Nadelwald ), Kahlfjell, Gletscher und wüsten - gleiche Regionen ( Steindalen ).
                                    Sehr abwechslungsreich. Relativ häufig nutzten wir die Hütten ( Kostengünstig, da viele staatlich ).
                                    In dem riesigen, bei uns doch relativ unbekanntem Gebiet, lassen sich noch zahlreiche, andere Touren kombinieren.
                                    Meine zahlreichen Beschwerden besserten sich innerhalb von wenigen Tagen rasch. Der Rücken brauchte ein paar Wochen länger. An einigen Tagen hatte ich richtig Stress auf der Tour und manche, ich sag mal " unglückliche " Belastung sorgte dann für nächtliche Probleme.
                                    Die Fitness - Vorbereitung lief diesmal nicht optimal - ich musste mehrere Wochen krankheitsbedingt aussetzen. All das hat sich wohl unglücklicherweise potenziert.
                                    Ich werde schauen, wie das in Zukunft läuft.
                                    Für meine zukünftigen Tour - Pläne werde ich das Gebiet von Saltfjell / Svartisen auch weiterhin mit in der Auswahl behalten.
                                    Das Fazit vom Fazit: Echt geile Tour!
                                    Zuletzt geändert von evernorth; 17.01.2014, 15:13. Grund: Weiteres Foto integriert
                                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                    • Echnathon
                                      Fuchs
                                      • 20.02.2012
                                      • 1306
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                                      Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                      Die Pikhaughütte wird von uns in Besitz genommen mit: Feuer machen, Petroleum - Lampe anzünden, Klo benutzen ( besonders herrliche Sicht in die Landschaft ), Frisch machen und eine leckere Mahlzeit - schon geht es uns wieder bedeutend besser. Doch recht bald fallen wir waagerecht auf die Pritsche ( auf der ich leidlich und etwas besser geschlafen habe ) und gegen Mitternacht erlischt auch unser Petroleumlicht.
                                      Oh ja, die Hütte hätte nicht später kommen dürfen.
                                      Und die Spiegelungen im See die du im Bild "Pikhaughütte" Zeigst waren absolut einmalig.

                                      08.09.13
                                      Relativ früh am Morgen verlassen wir die Pikhaughütte. Der Weg führt nun kontinuierlich
                                      talwärts und ich bemerke ein faszinierendes Gestein, das sich wie ein Band über
                                      manchmal hunderte von Metern oberhalb der Grasnarbe erstreckt, um plötzlich wieder zu
                                      verschwinden. Dann taucht es plötzlich am Weg wieder auf......u.s.w. um dann irgendwann
                                      gänzlich zu verlieren. Was ist das nur? Ich bin nun geologisch nicht allzu bewandert. Das
                                      dieses Band von den früheren Gletschern so interessant " bearbeitet " worden ist, liegt klar
                                      auf der Hand. Doch welches Gestein hat solch eine hellgrau/blaue Farbe?
                                      Das wird ein Kalk oder Dolomit sein. Angesichts der vielen Karsterscheinungen eher Kalk.
                                      Die vielen parallelen Rinnen die recht genau hangabwärts gerichtet sind sind Karren

                                      Wir gehen zwar an dem einen oder anderen Bauernhof vorbei, doch nicht ein einziges Fahrzeug fährt an uns vorüber.
                                      Hinzu kommt, das dass Gehen auf dieser Schotterstrasse alles andere als angenehm ist. Es ist sogar ausgesprochen unangenehm und nervig.
                                      So stelle ich mir den Wehrdienst vor. Das Stück war echt reine Schikane.


                                      Fazit
                                      Das faszinierende diese Tour lag für mich in der grossen Vielseitigkeit der Landschaft. Alles war vertreten: Grüne Täler mit Büschen und Bäumen ( Laub- und Nadelwald ), Kahlfjell, Gletscher und wüsten - gleiche Regionen ( Steindalen ).
                                      Sehr abwechslungsreich. Relativ häufig nutzten wir die Hütten ( Kostengünstig, da viele staatlich ).
                                      In dem riesigen, bei uns doch relativ unbekanntem Gebiet, lassen sich noch zahlreiche, andere Touren kombinieren.

                                      ...

                                      Für meine zukünftigen Tour - Pläne werde ich das Gebiet von Saltfjell / Svartisen auch weiterhin mit in der Auswahl behalten.
                                      Das Fazit vom Fazit: Echt geile Tour!
                                      Da kann ich mich nur vorbehaltslos anschließen.
                                      Und möchte ergänzen: Echt geile Bilder.

                                      Vielen Dank.
                                      Frederik

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                                      • berniehh
                                        Fuchs
                                        • 31.01.2011
                                        • 2402
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [NO] Saltfjell/Svartisen 2013 - Das (Tor) tour - Tagebuch

                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                        Die kleine Pikhaughütte ist mit allem Üblichen gut ausgestattet, nur vom irischen Wiskey ( aus Slartis 2012er Reisebericht ) fehlt jede Spur.
                                        .....vielleicht hat er den ja ausgetrunken

                                        Ein sehr schöner Reisebericht und phantastische Fotos

                                        an deinen Fotos vom Flatisvatnet und Pikhaugvatnet sehe ich was ich verpasst habe
                                        www.trekking.magix.net

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