[ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andorra

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  • mariodejaneiro
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    [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andorra

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    Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andorra

    Mein Plan war es auf dem HRP durch die Pyrenäen von Irun nach Andorra zu wandern, um von dort nach 3,5 Wochen mit dem Bus nach Santander zu fahren, um von dort noch ein wenig sowohl dem Camino Norte als auch dem Camino Primitivo ein wenig weiter Richtung Santiago zu folgen. Insgesamt sollte ich somit ca. 5,5 Wochen auf Tour sein. Begleitet hat mich mein erst einmal auf dem Lykischen Pfad im Frühjahr eingesetztes Hubba Hubba Zelt, mein neuer Rucksack Mercury 65 von Black Diamond,mein neuer Daunenschlafsack Xero 550 von ME und meine neuen alten Hanwag Alaska. aber dazu später noch mehr. Ebenso hatte ich mich aufgrund zahlreicher Hilfe hier im Forum für das Garmin 60 CSX entschieden, so dass ich zum ersten Mal auf einer Tour mit einem GPS Gerät unterwegs sein sollte. Zusätzliche Karten wollte ich mir u.U. vor Ort kaufen, je nach dem, wie gut ich mit der für mich noch neuen Navigation zurecht kommen sollte.
    Übernachten wollte ich die gesamte Zeit im Zelt,was mir bis auf eine einzige Nacht auch gelang. Schon vorneweg: Die einzige Nacht auf dem HRP die nicht im Zelt verbracht worden ist, war die schlimmste Nacht, die ich bislang in den Pyrenäen verbringen sollte. Aber auch dazu später mehr.

    Insgesamt hoffte ich gerade durch die Neueinkäufe das Gewicht ein wenig reduzieren zu können. Auch wenn ich weiß, dass meine Ausrüstung keiner UL-Ausrüstung entspricht, versuche ich doch für Jahr zu Jahr das Gewicht ein wenig minimieren zu können. Andererseits fällt es mir aber bei der Aussicht im Zelt übernachten und mich selbst verpflegen zu wollen es schwer, das Gewicht noch weiter runter zu bekommen. Ein Tarp habe ich bislang noch nicht ins Auge gefasst, da mir der Luxus eines wirklich abgeschlossenes Zeltes doch einiges an Vorteil bringt.

    Anreise
    Per Bus und Billigflieger ging es schließlich von Bonn nach Santander, von dort, nachdem ich mich in der Ferreteria gegenüber des Busbahnhofes mit Gas versorgt hatte, mit einem Regionalbus weiter bis nach Irun.
    Als Übernachtungsplatz hatte ich mir die Pilgerherberge, die ich bereits aus einem gemeinsamen Urlaub mit meiner Freundin kannte, ausgeguckt. Trotz dessen, dass ich erst gegen 8 in Irun ankam, hatte ich das Glück noch einen Platz in der Pilgerherberge ergattern zu können. Zwar nur in der Garage, aber es war völlig in Ordnung. Mit einem Deutschen, den ich schon im Bus kennengelernt hatte, ging es noch in eine Kneipe zum Abendessen, danach auf die weiche Matratze der Unterkunft.

    Tag 1 Von Irun (Pilgerherberge) bis Col de Lizuniaga (wild)
    Am nächsten Morgen machte ich mir keinen Stress, betrachtete vergnügt die Pilger, die aufgeregt schon am frühesten Morgen ihre Sachen packten, um schnell vor den anderen aufbrechen zu können.
    Ich hingegen stand entspannt gegen 7 Uhr auf, nahm noch ein Frühstück im Aufenthaltsraum der Herberge ein und startete gegen 8 Uhr meinen diesjährigen Trip durch die Pyrenäen.


    Morgens in Irun

    Blick zurück auf Irun



    Traumhaftes Baskenland


    Erster Übernachtungsplatz

    Zunächst suchte ich mir von Irun eine individuelle Route auf den HRP, der ja eigentlich in Hendaye startet. Somit verpasste ich leider die Möglichkeit meine Füße im Meer zu baden, bevor es die Tour beginnen sollte. Da ich aber aufgrund der knappen Zeit eh nicht das Mittelmeer erreichen sollte, war es mir nun auch nicht so sonderlich wichtig, die Tour direkt am Strand zu beginnen.
    Ich verließ somit über den Hauptbahnhof und dem Fluß Richtung Hendaye entlang Irun, bis ich an einem Kreisel mein Brotproviant auffüllte und auf der Nationalstraße 10, die vom HRP laut meiner Recherchen überquert werden sollte, in Richtung HRP folgte. Nach einer knappen halben Stunde, bei der es stetig aber langsam bergauf ging, erreichte ich den Überquerungspunkt und nur kurze Zeit später schimmerte ein GR 10 Schild durch die Büsche am Wegesrand hindurch. Jetzt war es offiziell. Die Tour konnte beginnen. Die Nacht wollte ich am Col de Lizuniaga verbringen, wo man auf einer Wiese neben einem Restaurant übernachten kann.
    Der Himmel war zunächst bedeckt, was mir aufgrund meiner Untrainiertheit sehr entgegen kam. Leider war jedoch der Blick auf das Meer nun auch nicht so vielversprechend wie man es sich gewünscht hätte. Aber man kann schließlich nicht alles haben
    Asphalt- und Waldwege wechselten sich ab, bis der Col d `Osin den ersten Col der Tour darstellen sollte. Motiviert ging ich den Anstieg an und erreichte im leichten Nebel einen Markierungsstein, der mich zu meiner ersten Pause einlud. Die hatte ich mir schließlich auch verdient, nachdem ich zuvor beim Dörflein Biriatou fast 20 min brauchte, um trotz GPS oder vielleicht auch gerade deswegen den richtigen Abzweig zu finden. Noch war das GPS Gerät relatives Neuland für mich und somit war es gut, mich und es an diesen noch risikolosen Stellen auszuprobieren.
    Danch erreichte ich relativ schnell den Col d`Ibardin, der direkt auf der Grenze zwischen Spanien und Frankreich liegend für viele Touristen einen Anlaufpunkt darstellt. Somit gab es an dieser Stelle auch einen kleinen Supermarkt. Da ich am Vortag in Irun nicht eingekauft hatte, jedoch einiges an Proviant aus Deutschland mitgebracht hatte, kaufte ich noch ein paar Kleinigkeiten nach und freut mich zudem über eine kalte Cola.
    Cola - von mir in Deutschland so gut wie gar nicht getrunken - kommt es auf Wanderungen doch immer wieder einem unvergleichlichem Genuss nah, eine eiskalte Cola den Gaumen hinunterfließen zu lassen.
    Gesagt getan. Nach der Cola sollte es zum anstrengendsten Part des heutigen ersten Tages. Hinauf auf 900 m zu La Rhune, zu dem von der anderen Seite des Colls auch eine Zahnradbahn vor. Dementsprechend auch der Andrang am "Gipfel". Der Anstieg hatte es aber durchaus in sich. Fehlten doch nun der dankbare Schatten der Bäume und die Wolken am Himmel. Mit anderen Worten. Die Sonne knallte deftigst auf meinen Schädel herunter, so dass ich die nächste Gelegenheit auf Schatten ergriff und noch einmal eine Pause einlegte. Danach ging es zwar kräftezehrend aber dennoch kontinuierlich zur Rhune hinauf.
    Ab hier gestaltete sich die Wegführung ein wenig schwierig. Aber mit Führer und GPS gelang es mir dann doch den Weg zu finden, um schließlich gegen 16 Uhr mein heutiges Ziel zu erreichen. Im Restaurant war zunächst keiner zugegen, den ich hätte um Zelterlaubnis fragen können. So wartete ich noch, vertrieb mir dir Zeit mit Wäschewaschen und Essen kochen und baute schließlich nach jetzigem Einverständnis der Restauranrbesitzer mein Zelt auf der Wiese auf. Gegen Abend genoss ich noch ein kaltes Bier auf der Terasse, machte mir Reisenotizen und legte mich dann zufrieden nieder zum wohlverdienten Schlaf. Der nächste Tag sollte einige Überraschungen für mich parat haben....
    Daten zum 24.07:
    Aufstieg gesamt: 1335 m Abstieg gesamt: 1106 GesamtHM:: 2441 höchster Punkt: 858 m
    Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 29.05.2014, 19:15.

  • Bearded
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    #2
    AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

    Frohes neues Mario!
    Schön, mal wieder einen Reisebericht von dir zu lesen. Und DANKE!, dass du den letzten doch noch zu einem Abschluss gebracht hast... Kämpfe momentan noch mit mir, es dir gleich zu tun und eine eigene "Forums-Altlast" fertigzustellen.
    Freue mich schon auf die Fortsetzung!
    "Auf der Spaß-Galeere, wäre lieber alleine - von hinten schreit jemand: Jetzt rudert ihr Schweine!" (Kettcar)

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    • mariodejaneiro
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      #3
      AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

      Tag 2: Vom Col de Lizuniaga (wild) zum Pass kurz vor dem Soalar (wild)

      Schnell wurden am nächsten Morgen und nach wirklich geruhsamen Schlaf alle Sachen schnell zusammengepackt. Alle Sachen ? Fast alle Sachen. Denn wo war nur der verdammte Kompass. In der Hosentasche, wo er sein sollte, war er nicht mehr. Normalerweise binde ich den Kompass immer noch am Gürtel fest, genau um diesen Verlust zu vermeiden. Nur gestern war dies natürlich nicht der Fall. Ich überlegte noch, wann ich ihn beim letzten Mal benutzt hatte, beschloss daraufhin aber, dass es keinen Sinn machte noch einmal für eine Suche zurückzugehen. In einem der nächsten zu durchquerenden Dörfer bzw. Städte sollte es schon irgendwo einen zu kaufen geben. Zudem hatte ich noch einen Kompass an meiner Suunto und am GPS- Gerät.
      Gegen halb 8 war ich schließlich wieder auf dem Trail und führte mich durch die hügelige und grüne Baskenlandschaft. Selbst der so häufig im Führer genannte „mist“ blieb fern, stattdessen begrüßte die Sonne meine Schultern, da ich heute die kurze T Shirt Variante wählte.
      Nach kurzer Zeit erreichte ich den Col de Lizarrieta. Der Souvenirshop war natürlich noch geschlossen. Ein anderes Highlight auf den nächsten Metern war jedoch ein Jägerhochsitz, der so über den Abhang gebaut worden war, dass mir schon ohne den Sitz betreten zu haben, schwindelig wurde.


      Interessante Konstruktion

      Danach erstaunte mich ein Wegweiser-Labyrinth, dessen Anblick auch Schwindel – bzw. Verwirrungsgefühle hervorrufen konnte.

      Is klar, ne.

      Der weitere Verlauf des Tages war relativ unspektakulär, es tropfte einzig in einem fort von meinem Körper herunter. Die Temperaturen inklusive der Last auf den Schultern und das viele Auf und Ab verlangten der Schweißproduktion meines Körpers so einiges ab.
      Der Gipfel ohne Gipfel war eine Strecke von ca. 100 m Aufstieg. Ich suchte an dieser Stelle nach dem eigentlichen Weg, weil ich es wohl einfach nicht wahrhaben wollte, dass es wirklich an dieser Stelle hochging.Es war eine reine Rampe, die einfach steil nach oben führte und mich zur Schnappatmung veranlasste. Am Ende des Anstiegs stütze ich mich erst einmal auf die Knie auf, um mein Atemhilfsmuskulatur ihren Dienst tun zu lassen.
      Halbwegs regeneriert von diesem Anstieg kam ich am frühen Nachmittag in Arizkun an und gönnte mir – genau – eine kalte Cola.. Danach kurzes Einkaufen und eine lange Pause im Schatten auf einer Bank der Dorfkirche. Und da merkte ich, dass die Sonne heute ganze Arbeit geleistet hatte. Beim Niederlegen auf den Rücken merkte ich den Schmerz an den Schultern, der mich noch einige Zeit begleiten sollte. Ein schöner roter Sonnenbrand.... Ein Traum

      Zum Waschen für den Abend fand ich leider keine Quelle mehr und füllte stattdessen einiges an Wasser aus dem Springbrunnen vor der Kirche ab.
      Nach einer guten Stunde Aufenthalt in Arizkun stand nun noch der Schlussanstieg an, bis ich irgendwo einen schönen Schlafplatz finden sollte. Es ging für mich heute gnadenlos weiter hoch. Die Pause tat jedoch gut und ich kam noch ca. 90 min gut voran. Dann jedoch merkte ich , dass es reichte. Ich wollte nur noch die Beine hochlegen und entspannen. Und zwar außerhalb der Sonne. Ich fand ein kleines gutes ebenes Plätzchen. Jedoch in der Sonne ohne jeglichen Schatten. Dann fiel mir ca. 200 m ein knorriger Eichenbaum auf. Ich ließ meinen Rucksack am Ort und machte mich auf. Dann passierte es. Plötzliche Krämpfe im Oberschenkel und in der Wadenmuskulatur durchzogen meinen Körper. Gott sei Dank bot sich neben dem Eichenbaum eine noch viel bessere Fläche.

      Ausblick vom Zelt

      Also wieder zurück den Rucksack geholt und wieder hinauf im Humpelschritt.
      Erschöpft ließ ich mich im Schatten nieder und kam erst einmal zur Ruhe. Beine hoch, durchgeatmet und schon wurde es langsam wieder besser.
      Danach das obligatorische Zelt Aufbauen „Sich Waschen“ , Kochen und schon stieg der Nebel auf. Fantastisch und unheimlich zugleich. Also ab ins Zelt, denn morgen wollte ich wieder richtig fit sein.



      Daten zum 25.07: Aufstieg: 1268 m Abstieg 796 m Gesamt 2064 m Hoechster Punkt 805
      Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 10.02.2014, 21:05.

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      • Werner Hohn
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        #4
        AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

        Eigentlich wollte ich ja noch warten mit meinen Fragen, eine Frage brennt doch. Die zweite.

        Zitat von mariodejaneiro Beitrag anzeigen
        ...
        Mein Plan war es auf dem HRP durch die Pyrenäen von Irun nach Andorra zu wandern, um von dort nach 3,5 Wochen mit dem Bus nach Santander zu fahren, um von dort noch ein wenig sowohl dem Camino Norte als auch dem Camino Primitivo ein wenig weiter Richtung Santiago zu folgen.
        Wie ist es zu diesem eher ungewöhnlichem Plan gekommen? Die Meisten machen weiter Richtung Osten, wenn sie schon bis Andorra gekommen sind.

        Zitat von mariodejaneiro Beitrag anzeigen
        ...Ebenso hatte ich mich aufgrund zahlreicher Hilfe hier im Forum für das Garmin 60 CSX entschieden, so dass ich zum ersten Mal auf einer Tour mit einem GPS Gerät unterwegs sein sollte. Zusätzliche Karten wollte ich mir u.U. vor Ort kaufen, je nach dem, wie gut ich mit der für mich noch neuen Navigation zurecht kommen sollte.
        Da ich in für eine andere Region, vor derselben Frage stehe, wie hat das geklappt mit dem nachkaufen der Karten vor Ort?
        Zuletzt geändert von Werner Hohn; 26.01.2014, 21:09.
        .

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        • mariodejaneiro
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          • 17.05.2009
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          #5
          AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

          Hallo Werner,
          zur ersten Frage:
          Ich bin vor Jahren schon einmal den GR 11 Abschnitt von Albanya bis Canfranc gelaufen.Daher war es für mich nicht weiter dramatisch an dieser Stelle auszusteigen. Zudem bietet sich Andorra durch seine guten Busverbindungen an, in Richtung einer größeren spanischen oder französischen Stadt zu kommen.
          Der eigentlich Hauptgrund lag aber darin, dass ich auch noch mit meiner Freundin gemeinsam Urlaub verbringen wollte. Und da wir ein Jahr zuvor ein Teilstück des Camino del Norte gelaufen sind,wollten wir auf diesem weiterwandern. Zudem ist meine Freundin Wanderneuling und daher fand ich ein Treffen in den Pyrenäen zu krass. Gerade nachdem ichnach 3,5 Wochen topfit sein würde...
          Zu der zweiten Frage:
          Ich habe mich tatsächlich komplett auf das GPS verlassen und wurde darin nicht enttäuscht. An den Campinplätzen oder aber den Dörfern hätte man aber Karten nachkaufen können. Bei mir hat es ohne gut geklappt ...ob man dies empfehlen kann...beantworte ich liebern nicht.
          Grüße Mario

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          • lina
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            #6
            AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

            Bin gespannt & freu mich auf die Fortsetzung – und diese Grüntöne sind der Hammer!

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            • mariodejaneiro
              Erfahren
              • 17.05.2009
              • 323
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              #7
              AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

              Tag 3: Kurz vor Soalar (wild) bis Roncevalles (Pilgerherberge)
              Der Schlaf hatte wirklich gut getan. Früh am Abend war ich schon ins Land der Träume geschlummert, so dass ich gegen ca. 6 Uhr voller Tatendrang mich dran machte, mein Zelt abzubauen und mir einen Kaffee zu genehmigen. Laut Wanderführer sollten es noch ca. 9 h Wegesmarsch bis Roncevalles, meinem heutigen Etappenziel sein. Da ich schon auf einigen Pilgerwegen unterwegs war, wusste ich, dass Roncevalles für viele Pilger des Camino Frances hier der Startpunkt sein würde oder aber sie hier ihre erste Nacht verbringen würden. Ich freute mich tatsächlich auf den Trubel und über den Austausch mit den anderen Pilgern.
              Zunächst jedoch erwartete mich an diesem Morgen das, wofür das Baskenland für die Wanderer berüchtigt war. Nebel!

              Nebel...

              Ich konnte kaum 50 m weit sehen. Der eigentlich Pfad hörte zudem nach einem Gatter auf und ich schlug mich über eine Kuhwiese bis an den Rand eines Waldes. Das GPS zeigte mir nun allerhand an. Auf dem richtigen eigentlich Weg, falls es ihn gab, war ich nicht mehr. Also schlug ich die mir vom GPS Gerät vorgegebene direkte Route ein. Diese führte mich an steilen Hängen den Wald hinauf und die Schnappatmung wurde wieder meins.
              Endlich kam ich im Morgengrauen auf der Waldanhöhe an und ich fand nach einigem Suchen wieder einen Pfad, dem ich folgte. Endlich verzog sich der Nebel und ich konnte ins Tal hinabblicken. Strommasten, die im Führer genannt wurden, erkannte ich, so dass ich mir sicher war, wieder auf dem richtigen Weg zu sein.

              Auf der Anhöhe...

              Einzig die Sonne und das wenige Wasser, das mir noch zur Verfügung stand, machten mir ein wenig Sorgen. Denn sobald der Nebel sich verzogen und ich den Wald verlassen hatte, zeigte sich mir ein schattenloses Geläuf. Über sanfte Faunenhügel ging es dann bis nach Les Aldudes. An der Hauptstraße gab ich mich an einer Tankstelle mit integriertem Shop einem ungesunden Frühstück hin. Ein Eis bildetet den Abschluss des Ganzen. Noch 5 h 45 bis Roncevalles. Das weglose Suchen am Morgen hatte aber schon einiges an Kraft gekostet. Aber jetzt hier zu bleiben, war auch keine Lösung. Also Schuhe wieder angezogen und auf den Weg gemacht.

              Durch Faune


              und Faune..

              Die ersten 30 min ging es direkt wieder steil hinauf, so dass die ganzen Kräfte der Erholung fast wieder aufgebraucht waren. Kurz darauf musste ich im Schatten Pause machen, es wurde zu heiß. Kurz erholt und weiter ging es. Mache ich normalerweise in 2-3 Stunden Schritten eine Rast, so merkte ich heute nach weiteren 20-25 min, dass meine Kräfte erneut schwanden. Zudem kündigten sich Krämpfe vom Vortag wieder an. An einer schönen Stelle im Schatten musste ich von Neuem eine Pause einlegen. Roncevalles rückte so in weite Entfernung.
              Ich döste ein Weile vor mir hin, aß noch etwas und überlegte schon, wo ich vielleicht heute mein Zelt aufschlagen könnte. Dann jedoch liefen andere (Tages-)Wanderer an mir vorbei und meine Motivation war von Neuem geweckt. Auch wenn sie in die entgegengesetzte Richtung liefen, war es für mich ein Startsignal, weiter nach Roncevalles zu ziehen.
              Nachdem ich endlich den Col de Mizpira erreicht hatte, hatte ich meinen Tiefpunkt endgültig überwunden und es lief wieder...
              Den höchsten Punkt des Redoute de Lindux jedoch ließ ich aus und wanderte um den Gipfel herum, danch wieder ein wenig querfeldein abseits des eigentlichen Weges, über einen Stacheldraht hinweg bis ich auf eine Piste in Richtung Col de Roncevaux gelangte. Hierhin sollte ich am nächsten Tag noch einmal zurück müssen. Heute jedoch ging es noch einmal 15 min hinunter Richtung Roncesvalles. Ich überholte auf dem Weg noch einige Pilger, dann erreichte ich gegen 16:30 Uhr die wunderschöner Herberge in einem ehemaligen Klosterbau. Ich freute mich auf eine Dusche und das Ausruhen auf der Matratze. Meinen Pilgerausweis hatte ich mitgenommen, so dass das Einchecken keine Probleme bereitete.


              Rückblick am nächsten Tag auf das Kloster von Roncevalles

              Eine kalte Dusche, ein kaltes Bier in einer der drei Bars in Roncevalles, musste nur noch die Frage nach dem Essen beantwortet werden. Alle drei Bars verlangten, dass man sich bis ca. 18 Uhr dafür entscheiden solle, ob man ein Pilgermenü für ca. 10 Euro haben wolle oder nicht. Bocadillos wurden einfach mal vorher nicht serviert, damit auch jeder bloß genügend Hunger habe, später ein Menü zu sich zu nehmen. Supermärkte, eine Tankstelle, Tante Emma... Alles Fehlanzeige. Einzig sehr gut ausgestattete Fressuutomaten innerhalb der Herberge versprachen noch Nahrhaftes. Hier gab es vom Pilgerbrot bis hin zur Lasagne quasi alles.
              Da ich mich auf ein Pilgermenü einfach nicht festnageln wollte, schon jetzt großen Hunger hatte, machte ich mich an meine letzten Essenreserven aus Deutschland!!! Und zwar die doppelte Ration. Kartoffelporee gemischt mit Pomodori Nudeln. Ein Heidenspaß. Falls man das in einer Pilgerherberge überhaupt sagen darf.
              Fast mit Bauchschmerzen wegen der Überfüllung im Magen machte ich mich noch einmal durch einen kleinen Spaziergang durch die 5 Häuser des Dorfes. Obwohl riesiger Trubel hier herrschte, empfand ich diesen doch als überhaupt nicht negativ und anstrengend. Vielmehr konnte ich vernehmen, dass alle Pilger ziemlich müde und erschöpft, aber vor allen Dingen auch glücklich über das Ende ihrer ersten Etappe waren.
              Den Abend ließ ich in netten Gesprächen im Hof vor der Herberge ausklingen und ich genoss ein wenig die Aufmerksamkeit, die mir zuteil wurde, als ich von meinen HRP – Plänen berichtete.
              Trotz des aufregenden Tages auf dem HRP kam doch ein wenig Wehmut in mir hoch, da ich wusste, dass der heitere Trubel der Pilger mir ein wenig fehlen wird. Stattdessen erwartete mich in den nächsten Wochen die selbst gewählte Einsamkeit Manchmal kann man ganz schön blöd sein....

              Herrlicher Wolkenaufgang am nächsten Morgen

              Manchmal... denn das Pilger-Menü muss laut einhelligen Berichten überall eine Katastrophe gewesen sein ...
              Daten zum Tag Aufstieg> 1178 m Abstieg 969 m Gesamt 2247 m Hoechster Punkt 1171 m
              Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 29.05.2014, 19:23.

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              • mariodejaneiro
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                #8
                AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                Tag 4: Von Roncesvalle (Pilgerherberge) zum Col d´Oraate (wild)

                Ab 5 Uhr das übliche Tütenrascheln. Hier Geflüster, dort Stirnlampen. Hier das Zusammenrollen der Schlafsäcke, dort das Klirren von Pilgerstöcken auf dem Boden. Die vermeintliche Überlegenheit am Abend nicht der erste in irgendeiner Herberge sein zu müssen, um einen Schlafplatz zu ergattern, ließen ein Schmunzeln auf meinem Gesicht erscheinen und ich döste noch ein wenig vor mich hin. Als sich dann die anderen 3 Schläfer aus meinem Schlafabteil aufgemacht hatten, begab ich mich langsam ans Aufstehen und Packen.
                Da es keinen Bäcker in Roncesvalles gab, nahm ich mir auch noch die zusätzliche Zeit in einem Cafe entspannt zu frühstücken. Der Anblick von der Terrasse war herrlich. Ein ganzes Dorf im Aufbruch. Aus aller Herren Länder. Klar Deutsche und Franzosen eindeutig in Überzahl, aber auch Amis und Koreaner konnte ich ausmachen.
                Gestärkt machte ich mich , noch ohne ein genaues Ziel am heutigen Tag zu haben, auf den Weg. Entgegensetzt zu Santiago. Zurück zum Col de Roncevaux. Und danach ging es über eine kleine Schotterpiste hinauf Richtung St. Jean. Schon immer wollte ich einmal den Jakobsweg rückwärts gehen. Jetzt war es also soweit. Auch wenn es nur 2,5 Stunden waren.Die Wegführung war dementsprechend leicht zu finden. Der Ausblick auf die Wolken im Tal voraus, der blaue Himmel über mir und der Blick zurück auf das idyllische Kloster taten ihr übriges: ich fühlte mich heute verdammt gut.


                Ich merkte ich trat immer mehr in die Zauberwelt der Pyrenäen ein. Die in den ersten Tagen noch zu erklimmenden Hügel entwickelten sich langsam aber sicher zu ernsthaften Bergen. Das erfrischende Grün der Berge erfüllte meine Blicke.


                Schließlich verließ ich den Jakobsweg und es ging ein Stück auf dem GR 11 weiter.

                Kurz nach einer Mittagspause am Col d´Orgambide kam ich auf eine asphaltierte Straße und sah auf dieser einen den Motor eines Motorrads zu starten versuchenden Mann. Soweit so gut. Einziges Problem: das Motorrad stand im Straßengraben. Wie man dies auf einer fast geraden Strecke hinbekommt, wird das Geheimnis des Fahrers bleiben. Dieser war nämlich Italiener und ich verstand kein Wort außer, dass ich ihm Anschieben helfen möge. Rucksack abgeschnallt, stand ich nun im Straßengraben und drückte und presste, was das zeug hielt, während besagter Italiener mit Kippe im Mund versucht soviel Schwung zu bekommen um den halben Meter Unterschied hochfahren zu können. Aber keine Chance. Ich kapitulierte. Glücklicherweise kam in diesem Moment ein Wagen vorbei und somit eine weitere Schubkraft. Gemeinsam gelang es uns dann schließlich das Gefährt empor zuschieben.


                Dennoch stand unter diesem kleinen Abschnitt der Pyrenäen kein guter Stern. Ich suchte den im Führer beschriebenen Abzweig von der asphaltierten Straße nach einem kleinen Gut. Dieser ward zwar gefunden, der einzuschlagende Weg war jedoch nicht auszumachen. So ging ich mit GPS Gerät in der einen Hand, die Stöcke in der anderen Hand den Hang an einer Böschung hinunter.

                Passend für den Tag....und was gleich passieren sollte....

                Und dann passierte es. Ich brach ein. Die Erde unter mir öffnete sich und verschlang mich. Zmdst. hatte ich den Bruchteil einer Sekunde dieses Gefühl. Statt jedoch gänzlich verschlungen zu werden, rutschte mein komplettes rechtes Bein in irgendein Loch, welches mit Sträuchern und Ästen zugedeckt war. Ich brach wie auf dünnem Eis einfach ein. Da ich in beiden Händen Material hatte konnte ich mich nur schwerlich abstützen, ließ jedoch instinktiv das GPS Gerät los und konnte mich nach vorne auffangen. Noch im Schockzustand zog ich schnell das Bein wieder heraus und krabbelte auf allein Vieren ein paar Meter weiter. Dann Bestandsaufnahme: Knöcheln, Knie, Hüfte war ok. Somit war das zum Wandern Wichtigste gerettet. Stattdessen hatte ich mir – Glück im Unglück – nur die Oberschenkel Innenseite aufgeschrammt. Na gut, dass Gefühl kenne ich schon vom Fußball, wenn die gegnerischen Stollen in einen hineinfliegen Also ging es mir gut. Auch das GPS war schnell wiedergefunden und ich konnte nach kurzem Schütteln weiterziehen.


                . Nach kurzer Zeit hatte ich auch endlich den Pfad gefunden und es ging über eine kleine Brücke über einen Bach in einer Schlucht, hinauf über herrliche Grashänge, über die der Wind nur so fegte, zum Col d ´Errozate.
                http://s1282.photobucket.com/user/ma...6f269.mp4.html

                Verdammt steil wars. Erschöpft vom Aufstieg erblickte ich am Col selbst auch nicht wirklich Erfreuliches. Der Himmel zog sich zu und dunkle Gewitterwolken verdunkelten den Himmel am Horizont. 45 min vom Coll sollten laut Führer einige schöne Plätze zum Zelten als auch ein Gebäude, welches wohl in früherer Zeit eine Art Jugendrefuge gewesen sein sollte.
                Als ich bei den ersten Regentropfen im Tal ankam, erblickte ich jedoch nur einen schon ziemlich runtergekommenen Viehunterstand als Hütte. Auch die schönen Plätze zum Zelten waren voll mit Vieh oder aber ihren Exkrementen. Zudem führte direkt an dem Bach eine Straße entlang. Also von Idylle war hier wenig zu spüren. Ein neuer Plan musste her, denn bleiben wollte ich hier definitiv nicht. Es war ca. halb drei und somit hatte ich genügend Zeit noch weiter zu gehen. Ich machte den Pfad links der Straße aus und stampfte den Berg hoch. In dem Moment, wo sich der Pfad verlor und ich eine Senke hinauf querfeldein wieder zum nächsten Pass entlangschritt, ließ der Himmel seinen Groll hinab und bedachte ich mich mit einem markerschütternden Donner.
                Ich hatte die Botschaft verstanden, packte meine Beine unter die Arme und sah zu, dass ich zurück zum Viehunterstand kam. Kurz bevor der richtige Guss sich über mich erbrach, erreichte ich die Steinhütte. Die Idee mit dem Unterstellen hatte ich jedoch nicht alleine und so belagerten ca. 30 Kühe mich, der ich in ihrer Hütte stand.
                http://s1282.photobucket.com/user/ma...c6311.mp4.html


                Sorry Kühe....

                Ich entschuldigte mich bei jeder Kuh einzeln, jedoch fiel es mir im Leben nicht ein, den trockenen Unterstand aufzugeben. Immerhin gehört sich so etwas als Gastgeber ja auch ala mi casa es tu casa , mich Fremden bei sich aufzunehmen.
                Nach einer knappen halben Stunde war der Spuk vorbei, zumindest hatte der Regen aufgehört, so dass ich mich um ca. halb 4 an meinen zweiten Anlauf machte.
                Diesmal gelang es mir. Noch gepuscht vom Adrenalin und der Angst, dass es noch ein Gewitter gebe, zog ich in alter Wo-ist-Behle Manier im Zweier-Stock-Rhythmus den Berg hoch.

                Geteilter Schlafplatz...


                Am Col d ´Oraate hatte ich jedoch genug für heute. Hier bot sich ein kleines Plateau mit schöner Aussicht in alle 4 Himmelsrichtungen.Um 5 baute ich mein Zelt auf, wusch mich mit dem mitgenommenen Wasser und war froh nach diesem erlebnisreichen Tag an einem schönen Platz angekommen zu sein.

                Blick übers Zelt...


                Abendliche Impression!


                Morgendliche Impression!


                Daten zum Tag:
                Aufstieg: 1011 hm Abstieg: 1094 hm Gesamt: 2105 hm Höchster Punkt: 1413 m
                Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 11.03.2014, 08:49.

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                • cane

                  Alter Hase
                  • 21.10.2011
                  • 4401
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                  #9
                  AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                  Toller Bericht, der HRP interessiert mich auch.

                  mfg
                  cane

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                  • Nicki
                    Fuchs
                    • 04.04.2004
                    • 1303
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                    #10
                    AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                    Ich lese natürlich mit Freude mit. Erkenne vieles vom meiner Tour 2012 wieder
                    Ohne GPS ist die Orientierung sicherlich nicht einfach... jedenfalls wird man immer wieder falsch laufen.
                    Obwohl es "nur" "Hügel" sind, hat mir das Baskenland richtig viel Spaß gemacht.

                    Gruß Folko
                    www.mitrucksack.de
                    Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                    • mariodejaneiro
                      Erfahren
                      • 17.05.2009
                      • 323
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                      #11
                      AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                      Tag 5: Vom Col d´Oraate (wild) bis zur Cabane d ´Ardane (Schutzhütte)
                      Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ich schlief gut und Nebel verhüllte mein Zelt während der Dämmerung.

                      So kann ein Tag beginnen!

                      Am Morgen bot sich mir dann ca. 30 min weiter eine unglaubliche Szenerie am Occabè. Ein herrliche Hochebene, von der sich ein 360 Grad Panorama Blick bot, ließ mein Herz höher schlagen. Bislang das landschaftliche Highlight dieser noch so kurzen Tour. Dazu ein Sonnenaufgang, der während meiner Wanderung fast seines Gleichen suchte.


                      Das wäre ein Schlafplatz gewesen!!!Leider hatte mein Führer mich nicht auf dieses Fleckchen so hingewiesen, wie ich es mir gewünscht hätte, sonst wäre ich am Vortag noch die halbe Stunde weiter gewandert. Aber auch so war ich hin und weg von dem sich mir bietenden Anblick. Ich war so fasziniert, dass ich sogar den Abzweig weg vom GR 10 verpasste und ca. knapp 10 min einfach weiter gerade aus lief.

                      Der GR 10 ....

                      Aber ich konnte mir keine bessere Stelle zum Zurücklaufen vorstellen als hier Also wieder zurück und alles, was ich erblicken konnte, einfach ein zweites Mal genießen. Welch ein Glück sich doch in solchen Momenten einstellen kann!

                      Zufriedene Gefährten...

                      Hinter dem Occabe jedoch ging es kurze Zeit später zunächst durch ein angenehmes Waldstück sanft, dann jedoch immer steiler und letztlich vor allen Dingen durch ein Stück, wo Waldarbeiter ganze Arbeit geleistet hatten und ich mich durch tiefe Fahrrillen auf einer mittlerweile breiten Waldpiste hinabkämpfen musste. Das Glücksgefühl wich mittlerweile einem immer stärkerem Durstverlangen, war meine Reserve am Morgen doch fast gänzlich aufgebraucht, und dem Ärgernis des Kontrastes zwischen traumhafter Hochebene und dem Forstwald. Das Waldstück endete schließlich auf einer asphaltierten Piste, auf der es links am Chalet Pedro, einem Spa- Gite, vorbeiging. Auch hier sah noch alles verschlossen aus und ich zog direkt weiter. Ich erreichte einen Fluss, an dem sich viele Wohnmobile ansiedelten und schließlich sogar ein freies Waschhaus mit Dusche sich anschloss.
                      Also Wasserreserven aufgeladen und dann ging es relativ unspektakulär, teilweise auf asphaltierten Straßen, teilweise auf kleinen Waldpfaden weiter bis zum Col Bagargui, einem riesigen Touristenkomplex, bestehend aus vielen Ferienhäusern und einem weitgezogenen Areal. Aber mit einem Supermarkt!
                      Die Preise hier auf französischer Seite waren aber so ziemlich der Hammer. Eine deutsche Tankstelle oder Apotheke waren nichts dagegen. Immerhin waren meine Lieblingsfrüchte auf Wanderungen, nämlich Bananen, im Angebot. Leider nur im gänzlich dunkelbraunen Zustand. Ich kaufte also nur das Nötigste und stimmte „ Theo, mach mir ein Bananenbrot“ an. Eine kühle Cola dazu und ich suchte nach kurzer Verschnaufpause den weiteren Weg.
                      Vom Col Bagargui zur Cabane d ´Ardane waren es laut Führer noch 7 h 15 min und zudem war die Strecke mit der Schwierigkeitsstufe 1 ausgewiesen. Zudem das erste Mal über 2000 m. Ich war also gespannt, was mich heute noch erwarten sollte.
                      Der Col Mehatze war schnell erklommen, die Aussicht wunderbar, nur meine persönliche Wegführung sollte ein klein wenig anders sein als die vorgegebene. Nachdem ich dies noch relativ schnell erkannt hatte, mochte mich jedoch auch mein GPS Gerät nicht mehr sonderlich und zeigte mir als Wegrichtung so ziemlich alles Mögliche an. Je nachdem wie ich das Gerät in der Hand hielt, drehte sich der Richtungspfeil in völlig verschiedene Richtungen. Mir wurde schon schwindelig vom ständigen Drehen. Merde. Ganz firm war ich wohl doch noch nicht in der Navigation meines Gerätes. Irgendwann hatte ich die Nase voll von der Technik und vertraute einfach auf meine Intuition, was den weiteren Wegverlauf anging.

                      Endlich auf dem richtigen Weg...

                      Und voila. Es stellte sich als richtig heraus. Markierungen waren nun passe und ich erreichte am Ende querfeldein über den Collhang hinweg den Col de Tharta, wo der steile Aufstieg zum Pic d`Orhy beginnen sollte. Herrlich. Welch körperliche Herausforderung stand mir da bevor. Der Aufstieg lag klar vor mir und war gut zu erkennen. Moment, ich korrigiere: Das Gefälle lag klar vor mir. Kann man bei einem Aufstieg, der per se nach oben geht, eigentlich von einem Gefälle, das per definitionem doch eher nach unten gehen müsste, sprechen.



                      Schritt für Schritt...

                      Lassen wir das besser und konzentrieren uns auf das Wesentliche. Ja wunderbar. Zwei Wanderer mit nur kleinem Tagesrucksack waren ein kleines Stückchen hinter mir. Das kam mir natürlich gelegen und schon hatte ich Blut geleckt, dies als zusätzliche Motivation zu nehmen. Schritt für Schritt ging es weiter hinauf und in meinem Kopf kam das Bild der Skispringer hervor, die mit schweren Skischuhen und die Bretter über die Schulter geschwungen, die einzelnen Stufentreppen zum Schanzentisch hinauf mussten. Schließlich erreicht ich eine kleine Kuppe kurz vor den Cretes, die im Führer bei schlechtem Wetter als gefährlich eingestuft wurde. Ich machte noch einmal kurz Rast, ließ schließlich die Tageswanderer an mir vorbeiziehen, auch um ihnen den Vortritt bei der Wegsuche zu lassen.

                      Kurz vor den Cretes...

                      Aber auch die beiden schienen bei der Suche des Pfades über die Cretes ein wenig orientierungslos.
                      Die Cretes wurden immer schmaler, das Adrenalin stieg unaufhaltsam. Ich befestigte meine Stöcke am Rucksack, da ich mittlerweile beide Hände zum Kraxeln benötigte. Sollte hier wirklich der HRP entlang gehen? Ich fühlte mich – insbesondere mit dem großen Rucksack – äußerst unwohl. Auch die Leichtwanderer hatten ihre Schwierigkeiten und kletterten vorsichtig weiter. Mir wurde das ganze zu heikel. Links und rechts von mir ging es steil bergab. Die Cretes wirkten porös. Hier wollte ich nichts riskieren. Ich kapitulierte und ging ca. 20 m wieder zurück. Ich las noch einmal im Führer, schaute auf mein GPS , betrachtete das Gelände. Der eingeschlagene Weg konnte nicht der richtige sein. Es musste eine andere Lösung geben.
                      Dann entdeckte ich ca. 2-3 m tiefer einen vielleicht handbreiten schmalen Trampelpfad, der sich parallel zu den Cretes entlangschlängelte. Ein Versuch war es wert. Ich ließ mich langsam über einige Felsen den Höhenunterschied herab und folgte dem Pfad problemlos. Dieser führte mich tatsächlich zum Ende der Cretes und ich konnte nach tiefem Durchatmen die Wanderung fortsetzen.

                      Rückblick auf die Cretes... Über sie hinweg mit schwerem Rucksack....NO WAY!!


                      Über den Pic d ´Orhy setzte ich endlich wieder tiefenentspannt die Wanderung fort. Kurz danach erreichte ich mit vielen anderen Tageswanderern ein Parkplatzareal. Dieses wurde jedoch nur kurz überquert und es ging auf der anderen Seite immer den Grenzsteinen entlang.

                      Rückblick auf den Pic d ´Orhy

                      Am Ende der nächsten Steigung zum Pic de Gastarrigagna zeigte sich ein sich bewegender Punkt, der sich langsam hinaufschleppte. Es sollte mein Mitbewohner für die Nacht sein. Ich verließ den eigentlich Pfad und schlug mich querfeldein. Dies war zwar ein wenig steiler, aber ich fühlte mich – wahrscheinlich wegen des Adrenalis – noch ziemlich gut. Schließlich erreichte ich den Wanderer vor mir. Es handelte sich um einen älteren Herren aus Frankreich, der auch auf dem HRP unterwegs war und bis zur Cabane wollte. Wir liefen ein Stückchen gemeinsam des Weges, schossen viele Fotos und tauschten uns, sofern es mit der sprachlichen Barriere ging, über den HRP aus. Als der Abstieg vom Col zu der Cabane bzw. zur Straße begann, trennten wir uns, da wir doch ein wenig mit unterschiedlichem Tempo unterwegs waren, verabredeten uns aber zum gemeinsamen Abendessen in der Cabane. Eine halbe Stunde erreichte ich diese und war positiv überrascht. Wahrscheinlich erwartete ich einen ähnlichen Viehunterstand wie zuvor, stattdessen begrüßte mich aber ein pfleglich behandelte Schutzhütte in idyllischer Lage an einem Fluss. Eine Quelle nahe des benachbarten Hofes gab es ebenfalls. Welch perfektes Ende eines wiederum erlebnisreichen Tages.

                      Die Cabana!


                      Unten rechts im Bild die Cabana am nächsten Morgen noch zu erkennen...

                      Daten zum Tag:
                      Aufstieg: 1558 Abstieg: 1686m Gesamt: 3244 höchster Punkt: 2017 m
                      Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 29.05.2014, 19:31.

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                      • mariodejaneiro
                        Erfahren
                        • 17.05.2009
                        • 323
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                        #12
                        AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                        Tag 6: Von der Cabane d ´Ardane (Biwakhütte) bis Lescun (Campingplatz)

                        Ganz perfekt war der Vortag dann aber doch nicht: Zählt man nämlich die Nacht dazu, so gehörte mein französischer Kompagnon eher zum Typ : der mit der Kettensäge..... Er zersägte in der für mich schließlich kurzen Nacht einiges an Holz, so dass ich mir ernsthafte Sorgen um die Statik der hölzernen Biwakhütte machte. Noch halb zerschlagen von der Nacht macht ich mich morgens zeitig auf den Weg, wollte ich mir doch am Ende des heutigen Tages wieder den Luxus einer richtigen Dusche auf dem Campingplatz in Lescun gönnen. Bis dahin waren es aber noch laut Führer ca. 11 Stunden Wegmarsch.

                        Rückblick am Morgen..

                        Also verlor ich beim Frühstück keine Zeit und machte mich ohne Kaffee auf den Weg. Zunächst über eine Pist, dann weglos ging es hinauf zum Col Uthu. Hier erwartete mich ein traumhafter Anblick!


                        Ein strahlend blauer Himmel abgeschlossen von sattgrün schimmernden Bergformationen, während zuckerwattige Wolken nur darauf warteten von der Sonne verdrängt zu werden. Einen solchen Morgen habe ich gerne.

                        Stiller Genießer

                        Die zersägte Nacht war schon gänzlich aus meinem Gedächtnis verschwunden und ich blickte frohlockend auf den weiteren Pfad, der gleich einem Höhenweg in einem langen Bogen links um das Tal herumführte. Der Boden war federnd weich und ich fühlte mich schnell vorankommend. Immer wieder machte ich Halt, um die Landschaft auf mich wirken zu lassen.


                        Viel früher als erwartet, erreichte ich das mittlerweile verfallene Refugio de Belagua, wo ich eine Frühstückspause einlegte und auf der oberhalb verlaufenen Straße jede Menge Radsportler verfolgte, die sich den Hang hinaufquälten. Ab dem Refugio veränderte sich die Beschaffenheit des Weges grundlegend. Ging es zunächst noch einem schmalen Pfad ziemlich parallel zu der sich immer weiter entfernenden Straße entlang, sah ich mich kurz darauf in einem „Urwald“ wieder, der sich darauf freute mit seinen nassen Blättern mir eine morgendliche Dusche zu verpassen.


                        Nachdem der Urwald durchkämpft war, zeigte sich der nächste Abschnitt nicht weniger spektakulär: Ich fand mich in einer canyonähnlichen Landschaft wieder, die immer alpiner wurde. Die Wegführung setze heute wieder einmal eine Kirsche auf den Sahneberg hinauf.


                        Und die Berge stiegen über 2000 m. auf dem Col d´Anaye angekommen, erblickte ich die ersten Schneefelder meiner Tour, die schon einmal einen Ausblick auf die noch zu erwartenden geben sollten.
                        http://s1282.photobucket.com/user/ma...49fc6.mp4.html
                        Video von der Ankunft...


                        Alpinesk 1


                        Alpinesk 2

                        Der Abstieg zur Source de Marmitou verlief recht abenteuerlich. Ein richtiger Pfad wurde von mir wahrscheinlich mehrmals verpasst und so schlug ich mich querfeldein über einen steilen Abhang und späteren riesigen Felsblöcken bis zum Ziel hinab. Hinter der Source, die sicherlich eine schöne Übernachtungsmöglichkeit bietet, mir aber zu nah an Lescun war, um jetzt hier den Tag zu beenden, lief der Pfad zunächst sanft und später immer steiler zu einer Besucherplatform und Parkplatz hinab.


                        Der Weg verlief relativ unspektakulär, bis ich einen Wanderen traf, der sich rückwärts nach unten bewegte. Es war mehr als ersichtlich, dass er Probleme mit dem Knie hatte. Statt jedoch sich zu beklagen und zornig über sein Knie zu sein, sah er es positiv und sagte, dass er so das Glück habe, die Berge, die man sonst nur im Rücken habe, jetzt die gesamte Zeit noch anschauen könne. Welch herrlicher Optimist! Dies sollte mir längere Zeit im Gedächtnis bleiben.

                        Rückblicke...

                        Bis nach Lescun sollte es noch eine knappe Stunde über Pisten und Asphalt gehen. Ein Mitfahrangebot nach Lescun schlug ich aber dennoch aus...
                        Die Ortschaft selbst ist ein kleines Touristendörfchen, ohne als solches aber aufzufallen. So gibt es viele kleine Pensionen. Hotelkomplexe, wie es sie später noch in einigen Ortschaften geben sollte, waren nicht vorhanden. Ich erreichte das Zentrum des Dorfes, entdeckte eine Post, eine Kirche und einen kleinen Supermarkt, der aber leider noch Mittagspause hatte. Also nichts mit einem kühlen Bierchen. Vielleicht aber aufgrund der noch prallen Mittagssonne auch gut so. Stattdessen machte ich mich auf die Suche nach demCampingplatz. Ich verließ das Dorf und gelang auf eine kleine Landstraße, die weiter bergab führte. Danach noch 3 unendlich anmutende Kurven, ein schmalen Abkürzungsweg steil rechts nach oben und ich erreichte endlich das ersehnte Ziel. Zelt aufgebaut, gewaschen, geduscht und danach wieder die ca. 3 km - diesmal aber hinauf - ins Dorf.

                        Aussicht auf dem Campingplatz...

                        Noch keine Erholungszeit also. Im doch etwas teueren Supermarkt fand ich jedoch meine Begehrlichkeiten gut erfüllt. Ich genoss auf dem Dorfplatz direkt ein großes kaltes Bier.... und genoss noch eines...Der zudem für die Pasta eingekaufte Wein sollte am Abend für einen geruhsamen Schlaf sorgen. Musste nur der erneute Ab- und Aufstieg zum Campingplatz angegangen werden. Mit meinen 2 großen Plastiktüten in der Hand und dem schleichenden Schritt nach den 2 Bieren musste ich wohl einen erbärmlichen Eindruck gemacht haben, so dass sich eine nette französische Familie sich meiner erbarmte und mich zum Campingplatz in ihrem stylischen VW-Buli mitnahm. Am Abend führte ich noch feuchtfröhliche Gespräche mit einem Deutschen, der mit seiner Tochter gerade auf der Rückreise war und noch etwas das französische dolce vita genießen wollte. Erschöpft und trunken schlich ich schließlich zufrieden ins Zelt. Bon nuit.

                        Zahlen zum Tag: Aufstieg 1339 m Abstieg 1835 m Gesamt: 3174 m Höchster Punkt: 2031 m
                        Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 12.03.2014, 21:44.

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                        • Nicki
                          Fuchs
                          • 04.04.2004
                          • 1303
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                          #13
                          AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                          Also ich würde mich den Rest der Tour freuen.
                          Gute Fotos!
                          Lescun- ich hab dort immer Pech- mist Wetter!
                          - Bier gibt es aber auch auf dem Camping :-)

                          Grüße Folko
                          www.mitrucksack.de
                          Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                          • mariodejaneiro
                            Erfahren
                            • 17.05.2009
                            • 323
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                            Tag 7 Lescun (Campingplatz) bis Pla d´Espelungere (wild)
                            Am nächsten Morgen musste ich dem Vorabend ein wenig Tribut zollen und ich am nicht so früh wie erhofft los. Über eine sanft ansteigende Schotterpiste zwischen grünenden Feldern ging es hinauf zum Pont d`Itchaxe auf 1360 m Höhe, wo eine kleine Brücke überquert werden musste und es einen schönen Rückblick auf Lescun im Tal gab. Danach ging es stetig bergauf und mein Wanderführer freute sich beim Nachschlagen von nur im Rinnsal so tropfenden Schweißtropfen durchtränkt zu werden. Die Aussicht war es jedoch wert. Bestes Wetter herrschte vor und so erstrahlten die Hänge im glänzenden Grün. Vom Col de Pau entschädigte ein fast auf gleicher Höhe bleibender Pfad (auch als Chemin de la Liberte bekannt


                            ) für die Strapazen des Aufstiegs.


                            Der weitere Weg bis zu meinem ersten Bergsee dieser Tour am Refuge d ´Arlet verlief ähnlich schön.


                            Am Bergsee machte ich eine längere Pause, füllte meine Wasserreserven am Refuge wieder auf und freundete mich mit neugierigen Eseln an .

                            Neue Bekanntschaft ...

                            Da es erst halb drei war und ich auf keinen fall in der Nähe des Refuges übernachten wollte, wurden die gut durchlüfteten Schuhe wieder geschnürt und gestärkt machte ich mich auf den letzten Teil der heutigen Etapppe.

                            Bizarre Felsformationen

                            Der Ausblick war gleichbleibend schön und in naher Ferne erhoben sich schon die schneebedeckten Gipfel der Hochpyrenäen, die in den nächsten Tagen auf mich warten sollten und mir anstrengende Stunden bereiten sollten.

                            Ausblick auf die nächsten Tage...

                            Aber auch der heutige Tag hatte noch nicht sein Ende gefunden, wollte ich doch noch weiter ziehen bis zum Lac d´Estaens. Nach dem Refuge ging es fast nur noch bergab, so dass ich mich auf ca. 1400 HM am Pla d´Espelunguere zwischen 4 und 5 Uhr wiederfand. Bis zum Lac sollten es noch ca. 1: 15 min sein. Also noch einmal aufs GPS geschaut, Wanderroute nachgelesen und auf gings. Climb steeply on a rather vague track and enter a beech forest.

                            Im Hintergrund..Felswand oberhalb des Waldes


                            Schlafplatz mit Wald und Felswand im Hintergrund

                            Gesagt – getan. Aber war es der richtige rather vague track. Es war kaum auszumachen, ob es tatsächlich irgendeinen Weg gab und so folgte ich einfach der Luftlinie auf meinem GPS Gerät bis zum nächsten angegebenen Wegpunkt.Es ging auf fast allen Vieren den lockeren Waldboden hinauf. Staub und Sand bedeckte mittlerweile meinen verschwitzten Körper und der Wald wurde immer dichter. Schnappatmung setzte ein, ein Ziel war nicht in Sicht. Also weiter den Hang hinauf. Und dann war ich endlich am Ziel.Ich korrigiere: Fast am Ziel. Denn knapp 80 m sollten mich noch vom nächsten Wegpunkt trennen. Ein Leichtes... Wenn sich nicht vor meiner Nase eine ca. 60 m hohe steile Felswand erhoben hätte. …. JODER... Was tun? Überlgen, wo wohl ein Pfad diese Felswand hochgehen könnte bzw. wo die Felswand passierbar zu sein schien. Ich querte den Hang nach rechts...Nichts auszumachen. Ich querte den Hang nach links... Selbiges Ergebnis. GPS Empfang nun zu allem Glück nicht mehr vorhanden. Was tun? Weiter den Hang queren, um eine Stelle zu finden oder zu kapitulieren und umzukehren und den Weg auf ein Neues zu suchen? Ich entschied mich schließlich für Variante zwei. Letzlich scheiterte aber auch die neue Wegsuche. Es war für mich nicht auszumachen, wo es lang gehen sollte. So entschied ich mich schließlich das Zelt auf der Pla neben einem Bach aufzustellen und mein Glück am nächsten Tag ausgeruht und mit genauer Planung neu zu versuchen.
                            Nach diesem äußerst anstrengenden Abschluss des Tages schlief ich früh erschöpft ein.

                            Daten zum Tag:
                            Aufstieg 1828m Abstieg: 1312m Gesamt 3140 m Höchster Punkt: 2059

                            Tag 8: Vom Pla d´Espelungere (wild) bis Lac Gentau (wild)
                            Am Abend zuvor schaute ich mir noch einmal die Karte und die Wegführung an. Ich beschloss schließlich statt der vorgegebenen HRP Route eine eigenen Track zusammenzustellen, die mich schließlich bis zum Somportpass führen sollte.

                            Der Somportpass mit Pilgerskulptur


                            Falsche Richtung

                            Diese Wegführung verlief zwar am Ende ein wenig entlang einer Landstraße, die aber kaum befahrbar war. Ziel für den heutigen Tag musste es ein, Nahrung nachzukaufen und vor allen Dingen auch zu einem Geldautomat zu kommen. Da mir der Somportpass von einer früheren Wanderung bekannt war, war mir bewusst, dass es mögich war, auf dem Jakobsweg bis nach Canfranc bzw. Estacion de Canfranc zu laufen, wo es einen sehr gut ausgestatteten Supermarkt gab.So lief ich die gut 10 km vom Pass hinab nach Canfranc, jedoch nicht ohne vorher noch in Candanchu vorbeizuschauen, ob es hier nicht vielleicht auch einen Supermarkt oder einen Geldautomat gebe. Aber Fehlanzeige. So ging es weiter zu Fuß bergab, obwohl ich wußte, dass es hier auch eine Busverbindung gibt. Diese wollte ich jedoch auf dem Rückweg hoch nutzen, da es mir nicht daran gelegen war, auf dem Jakobsweg die Höhenmeter wieder zurück zu machen.. Bald schon wurde der erste Geldautomat meiner Tour erblickt, eingekauft und schließlich in einer netten Cafe-Bar gefrühstückt. Trotz des Frühstücks sah ich mich jedoch an der Bushaltestelle genötigt, mich an meinem neuen Proviant zu verköstigen. Alles natürlich nur wegen des Gewichts im Rucksack


                            Erdrückt von Touristenströmen ;)

                            Zehn Minuten nach der eigentlichen Zeit war immer noch keine Spur vom Bus zu erkennen. Ich sah mich schon vollgefuttert, mit schwerem Rucksack den Weg wieder hinauflaufen, als endlich der Bus um die Ecke bog. Um 12: 50 erreichte ich als einziger Passagier schließlich Astun. Ich übersprang somit eine Strecke von vielleicht 5 km auf der Landstraße vom Somport-Pass bis Astun.

                            Hässliches Astun!!!

                            Astun ist ähnlich wie Candanchu ein hässliches Wintersportdorf. Neben den Skiliften ging es hinauf, nicht jedoch, bevor ich mir noch einen Liter Pfirsich-Apfel-Saft in mich hineinschütten musste. So ein RIESIGER SCHWACHSINN!! Denn es war klar, was kommen musste!!! Mein Magen kollabierte, rebellierte und kapitulierte schließlich vollends. Mit stärksten Magenkrämpfen suchte ich nach einer Möglichkeit unbemerkt auszutreten. Kein Baum, kein Gebüsch weit und breit. Nichts zu machen.Völlig fertig und schweißgebadet ob der Schmerzen riss ich meinen Rucksack von den Schultern und spurtete abseits des Weges einen kleinen Wall hoch und fand dahinter einen kleinen Sichtschutz vor... Sorry..für diese Ausführungen.
                            Erleichtert ging es danach weiter steil bergauf bis zum Col de Moines. Auf dem Pass verdiente ich mir nach dieser Dummheit eigentlich keine tollen Aussichten. Aber ich wurde trotzdem belohnt.

                            Belohnung ( nicht verdient!)

                            Eine neue Sektion an wilder Schönheit erwartete mich nun.Mein weiterer Plan war es, den HRP ein Stück weit zu verlassen, um die Nacht am Lac Gentau zu verbringen. Diesen erreichte ich, nachdem ich mehrere kleine Bergseen passiert hatte, schließlich gegen halb 4.

                            Vorbei an einigen Bergseen...

                            Somit hatte ich nach dem gestrigen anstrengenden Tag Zeit mich ein wenig zu erholen, um dann zum Sonnenuntergang noch einmal auf den Pic d `Ayous hinaufzusteigen.

                            Ziel des heutigen Tages

                            Doch vorher stand noch ein wenig psychische Anstrengung bevor, sollte mir doch beim Spannen des Oberzeltes ein Teil des Zeltgestänges brechen. Unfassbar. Da noch einige Wochen Zelten mir bevorstehen sollten, war ich zunächst nicht nur verzweifelt, sondern auch sauer, wie mir solches passieren konnte. Das Zelt war gerade einmal zum zweiten Mal im Einsatz. Da sich oberhalb des Sees ein Refuge befand, fragte ich dort nach Panzertape oder ähnlichem. Sie konnten mir schließlich mit einer Art Paketklebeband weiterhelfen, dass ich provisorisch um das Gestänge rollte. Das gebrochene Stück entfernte ich,, legte ein wenig noch nicht gebrochendes wiederum um die Bruchstelle und band wieder den Paketkleber drum. Dies sollte erst einmal halten. Im nächsten Dorf wollte ich mich dann nach weiteren Lösungen umschauen. Bis dahin hieß es Vorsicht walten lassen beim Zeltaufbau.

                            Da war es noch ganz....


                            mario de mac gyver

                            Belohnung für den ganzen Stress gab es aber dann aber letztlich beim Sonennuntergang doch noch. Ich machte mich hinauf auf den Pic, genoss die Ruhe, die Aussicht, das Gefühl, lebendig zu sein. Das Ende eines wiedereinmal erlebnisreichen Tages.

                            Bereit für den Sonnenuntergang...


                            Herrlich entspannend


                            Herrlich entspannend Teil 2

                            Daten zum Tag:
                            Aufstieg: 1828 m Abstieg: 1312 m Gesamt: 3140 m höhster Punkt: 2059
                            Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 29.05.2014, 11:11.

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                            • mariodejaneiro
                              Erfahren
                              • 17.05.2009
                              • 323
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                              #15
                              AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                              Tag 9: Vom Lac Gentau (wild) bis zum Embalse de Campoplano ( wild)

                              Am nächsten Morgen packte ich im Morgengrauen zusammen und genoss beim Cafe den Sonnenaufgang am See.


                              Selbst das defekte gestänge konnte meine gute Laune nicht verderben und ich war nach dem gestrigen etwas kürzeren Tag mit Cafe Aufenthalt und Busfahren voller Motivation. So sollte der heutige Tag tatsächlich eine der Königsetappen auf meiner Tour werden. Aber alles der Reihe nach.

                              Sonnenaufgang Part 2

                              Schnell ging es wieder auf den eigentlichen HRP zurück, wo ich ihn am Vortag verlasen hatte. Der Lac Casterau empfing mich mit einem unfassbar beeindruckendem Schattenspiel in seiner spiegelglatten Wasseroberfläche.

                              Schattenspiele

                              Danach ging es sanft hinab bis zu einer Piste, der ich kurz folgte, bis ich an einer Cabana vorbei, die sich auf Käse spezialsiert hatte, mich auf einem schmalen Pfad steil hinaufmachte.

                              Hinten rechts ging es irgendwo wieder hinauf

                              Die Landschaft wurde immer alpiner und schon überquerte ich die ersten Schneefelder meiner Tour.

                              Die ersten Schneefelder...



                              Es sollten nicht die letzten sein. Am Lac Peyregret traf ich auf eine Horde von Zelten mit Teenagern. Wie froh war ich , dass mir solches am Vorabend erspart geblieben war. Über große Felsblöcke ging es problemlos hinauf zum Col de Peyregret und schon wurde kurze Zeit später das Refuge de Pombie erreicht. Ich war gut unterwegs und so machte ich nur eine kurze Pause, um mich zum spannendesten Teil des heutigen Tages aufzumachen, der sogar im Wanderführer mit dem Schwierigkeitsgrad E betitelt wurde und somit noch eine Stufe schwieriger als die schon gewanderten 1 er Abschnitte sein sollte.
                              Die Wegführung bis zum Col d´Arrious war traumhaft.

                              Am Lac d´Arrious



                              Hier wurde ich nur vor einer Entscheidung gestellt: Sollte ich entlang des Passage d´Orteig, einem in die Felswand geschlagenen kleinen Pfad (wobei dies fast noch eine Übertreibung ist) der Route folgen oder diese Passage umgehen. Ich entschied mich dafür diese zunächst einmal anzuschauen, um dann immer noch umkehren zu können, falls es mir zu risky erschien ( Wohlwissend, dass ich sowieso nicht kehrt machen würde, wenn ich erstmal auf dem Weg bin). Und kurze Zeit später stockte mir also nun der Atem. Die Passage... Ein Stahlseil führte entlang der steilen Felswand, ein vielleicht 1 m breiter Pfad breitete sich vor mir aus und abseits der Felswand ging es mehrere hundert Meter herab. Unmöglich war, Gegenverkehr auszuweichen. Ich holte noch einmal tief Luft, befestigte meine Stöcke am Rucksack, um beide Hände frei zu haben, und zurrte den Rucksack so fest wie möglich, damit er ja nicht hin und her wackeln und mir das Gleichgewicht kosten konnte. Warum machen ich diesen Mist eigentlich !!! Nicht der richtige Zeitpunkt, um diese Frage zu diskutieren. Lieber konzentrieren und... singen....genau ..singen.. Das schien zu beruhigen. Nach knapp 10 min war der ganze Spuk vorbei und was soll ich sagen, es war gar nicht so schwer, wie es aussah..Man durfte halt nur nicht runterschauen ;) Beschwingt dieses „schwierige“ Stück erfolgreich erledigt zu haben, flog ich über die nächsten Felsen hinauf und dann wieder herunter bis zum Refuge d´Arremolit auf 2305 m.



                              Links unten das Refuge

                              Es war halb 4 und noch ein gutes Stück zu gehen. Zwei Varianten waren möglich aber eine ohne Ausrüstung nur begehbar. Aufgrund der Schneefelder ging es für mich in Richtung der Lacs d´Arriel.

                              Selbstauslöser...
                              Dazu aber später mehr....
                              Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 02.06.2014, 10:34.

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                              • mariodejaneiro
                                Erfahren
                                • 17.05.2009
                                • 323
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                                #16
                                AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                                Nachdem ich glaubte, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben (Markierungen waren aufgrund der Schneefelder nicht zu sehen), genoss ich Schritt für Schritt immer mehr meine Tour.

                                Machbar..

                                Kein Mensch war hier oben unterwegs, der Track war anspruchsvoll aber machbar und ich genoss Sekunde um Sekunde immer mehr die Aussicht und das gefühl alles richtig gemacht zu haben, den HRP als diesjährigen Sommerweg auszuwählen.

                                Atemberaubende Ausblicke...

                                Über den Col d Arremoulit ging es schwebend hinweg. Weitschweifende Blicke über die mit Schneeabschnitten wie Orcas aussehenden Berge. In der Ferne konnte ich an den Lacs de Arriel etwas orangenes ausmachen. Jemand hatte sich also dieses idyllische Plätzchen schon als Übernachtungsplatz ausgewählt. Der Abstieg dorthin war äußerst steil und so brauchte es eine Zeit bis ich mich neben dem See wiederfand. Weitere Schlafplätze waren hier nicht auszumachen und so beschloss ich noch weiter zu gehen, notfalls bis zum Embalse de Respomuso, was laut Führer noch gut 2 Stunden entfernt war. Da es mittlerweile 5 Uhr war, zog ich jedoch eine frühere Variante vor.
                                Der Weg verlief zunächst parallel zum See,

                                Entspannt am See...

                                bis die nächste Schwierigkeit auftrat.Ein riesiges Schneefeld, das steil in den See verlief, versperrte den weiteren Weg. Einzige Möglichkeit, um einem vorrausichtlich kalten Bad zu entkommen, war es durch einen steilen Anstieg dieses Schneefeld zu umgehen.

                                Rückblick auf die Wegsperrung..


                                Traum...

                                Danach eine traumhafte Entschädigung: Es ging durch zwischen zwei Felswänden eng neben dem Abfluss des Bergsees hindurch. Der Grand Canyon lässt grüßen.

                                Abfluss...

                                Durch die hohle Gasse hindurch der nächste Bergsee. Leider aber kein vernünftiges Plätzchen zum Zelt aufschlagen zu entdecken.
                                Links am See vorbei ging es dann einen schmalen Pfad entlang Richtung Embals de Respomoso, den ich auch von einer vorherigen GR 11 Wanderung bereits kannte und mich an schöne Schhlafplätze zu erinnern meinte. Der Weg war nun unkompliziert, so dass ich einiges an Metern machen konnte. Die letzten Meter Richtung Embalse verlaufen dann auf einer Art Aquädukt und ziehen sich noch einmal. Obwohl es mittlerweile ca. halb 7 war und ich eigentlich völlig kaputt hätte sein müssen, war ich immer noch motiviert und lief statt links um den Embalse rechts herum. Die Gründe dafür waren, dass ich einerseits den linken Weg aufgrund der GR 11 Wanderung bereits kannte und ich rechts herum bessere Schlafplätze vermutete. So machte ich mich auf die Suche und fand mich irgendwie immer wieder zwischen Kühen wieder.Weitergesucht. Nichts zu finden. Ich beschloss weiter bis zum Embalse de Campoplano zu ziehen.
                                Leider standen mir bis dorthin jedoch noch eine Bachüberquerung bevor. Ich suchte nach einer passenden Stelle um hinüberzukommen. Hier klappte es nicht. Dort klappte es nicht. Immer wieder war der Bach entweder zu strömend oder aber zu tief. Darauf die Schuhe auszuziehen hatte ich nun wirklich keine Lust mehr und so tat ich , was ein Mann tun muss: Ich widersetzte mich wildentschlossen den Naturkräften und stapfte einfach durch den Bach. Die Verluste waren sogar gering.... Fortzsetzung folgt...


                                Embalse Campoplano


                                Schlafplatz...


                                Schlafplatz 2

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                                • Nicki
                                  Fuchs
                                  • 04.04.2004
                                  • 1303
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                                  #17
                                  AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                                  Wann warst du denn am Col d Arremoulit.... lag ja noch reichlich Schnee.
                                  Mehr als bei meiner Tour dort .... ich war am 15.6.2012 dort.

                                  Foto der Passage d´Orteig....






                                  Gruß Folko
                                  www.mitrucksack.de
                                  Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

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                                  • mariodejaneiro
                                    Erfahren
                                    • 17.05.2009
                                    • 323
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                                    #18
                                    AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                                    Hey Folko,
                                    war der 01.08. als ich da war. Der vorletzte Winter war ja auch insgesamt um einiges Kühler in Europa als dieses Jahr. Ich hatte mit einigen Schneefeldern zu kämpfen. Am nächsten Tag sollte der bislang steilste und längste Aufstieg über Schnee gehen.. ..Und vielen Dank für das Foto der Passage. An der Stelle schaffte ich es nicht mehr zu fotografieren
                                    Grüße Mario

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                                    • mariodejaneiro
                                      Erfahren
                                      • 17.05.2009
                                      • 323
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                                      AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                                      Der linke Schuh wurde ein wenig nass, aber mittlerweile war mir alles egal und ich wollte nur noch einen Lagerplatz finden. Querfeldein zog ich dem Embalse entgegen, kurvte entlang der Staumauer, und kam irgendwann, ich weiss nicht mehr wie, am schönen weiträumigen Ufer des Embalse an. Ein trockener, höhergelegener Schlafplatz war schnell gefunden. Dann Aufbauen, Waschen, Kochen, Schlafen. Routine nahm seinen Lauf. Um ca. halb 9 war ich fertig,platt, zufrieden und glücklich. Noch nicht wissend, dass auch der nächste Tag spektakulär sein sollte.

                                      Daten zum Tag:
                                      Aufstieg: 2421 Abstieg: 2273 m Gesamt: 4694 Höchster Punkt: 2465 m


                                      Tag 10: Vom Embalse de Campoplano (wild) zum Bivac de Oulettes de Gaube (wild)


                                      Um ca. 7:15 Uhr begab ich mich aus dem Zelt, um mich um ca. 8 Uhr auf den Weg zu machen. Auf den Weg hinauf zum Col de Fache. Doch zunächst stellte sich mal wieder einer meiner Bachfreunde zum Überqueren in den Weg. Am Ende der grünen Ebene gav es kaum eine Möglichkeit trockenenen Fußes hinüberzukommen. Ich ging dem Bach weiter entlang, versuchte es hier , versuchte es dort. Keine Chance. Dann reichte es mir. Ich zog die Stiefel aus, die Sandalen an und in 2 min war der ganze Spuk vorbei und ich auf der anderen Seite.
                                      Dann ging es weiter den Bach hinauf. Zunächst nur seitlich war dieser bald jedoch gänzlich von Schneefeldern bedeckt. Vorsichtig schleppte ich mich weiter hinauf, als ich vor mir einige weitere Wanderer entdeckte, die gerade dabei waren, für das nächste Segment sich Crampons anzuziehen.

                                      Aufstieg am Morgen

                                      Einerseits war ich natürlich froh darüber an dieser mir gefährlicher vorkommenen Stelle nicht alleine zu sein, andererseits beruhigte es mich nicht gerade, dass ich ohne Special- Ausrüstung nur mit meinen Wanderschuhen unterwegs war, wo sich hier nun wirklich eine sehr steile Schneewand sich offenbarte. Langsam folgte ich der Gruppe.Die Sonne stieg atemberaubend hinter der Schneewand auf, so dass man kaum die Augen ohen Sonnebrille hätte öffnen können. Schritt für Schritt,die Schuhspitzen hart in den Schnee gerammt, um Halt zu haben, erreichte ich das Ende der Wand.

                                      Die steile Wand..

                                      Hier war erst einmal knapp 100 m Entspannung angesagt. Eben verlief der Weg neben einem fast zugefrorenem kleinen See, dann jedoch kam auch schon der nächste Adrenalinschub. Auf einem vielleicht schubreiten schmalen Schneepfad ging es weiter hinauf um den See herum. Dabei fiel links von mir einfach nur eine Piste ca. 50-80 m hinab in den eisigen See. Ein falscher Tritt, ein Ausrutschen und ich wäre eisgebadet gewesen.

                                      Nächster Adrenalinkick


                                      Rückblick..

                                      Aber schließlich überstand ich mit einigem Herzklopfen die Passage.Fantastische Ausblicke belohnten mich.

                                      Fantastico

                                      Der abschließende Abstieg zum Refuge Wallon verlief entspannt. Direkt in der Nähe des Refuges gibt es einen Bivakplatz, wunderbar neben einem Bach gelegen. Ich machte hier meine Frühstücks-Mittagspause und erholte mich erst einmal von den Anstrengungen des Morgens und plante den weiteren Tag. Hinauf zum Col de Mulets und dann wieder hinab zur Bivakfläche in Angesicht des Vignemales sollte es noch gehen.
                                      Also wieder hinauf...Um ca. halb eins erreichte ich Lac d´Arratile.

                                      Lac d `Arratile

                                      Eine Familie Tageswanderer zog mich die anstrengende Steigung hinauf. Blieben sie hier, musste ich noch einmal ca. 300 HM hinauf. Um halb 2 legte ich am Col d´Arratile eine kurze Pause ein. Zu schön und ruhig war doch das Plätzchen hier. Das Wetter war perfekt...

                                      Eine Lohenswerte Pause..

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                                        • 22.08.2008
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                                        AW: [ES] Ein Wandersommer- Teil I Pyros on Fire: Auf dem HRP von Irun nach Andor

                                        Klasse Fotos aus einer Klasse Gegend.
                                        Freue mich auf die Fortsetzung des Berichts.
                                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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