[AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

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  • beigl
    Fuchs
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    [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

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    Ich habe schon anderswo über einzelne Touren im Rahmen meiner Begehung des Nordalpenweges während der letzten 6 Jahre geschrieben, aber ich dachte, eine Zusammenschau in (relativer) Kurzform wäre der Vollständigkeit halber nett. Sorry, dass ich hier auf keine Details eingehen kann. Nachahmungstäter können aber jederzeit auf mich zukommen.

    Der österreichische Weitwanderweg 01 (Nordalpenweg) wurde 1975 als erster österreichischer Ost-West-Weitwanderweg eröffnet. Er erstreckt sich vom Neusiedler See und Wien über die nördlichen Kalkalpen bis nach Bregenz am Bodensee und misst rund 1200 Kilometer. Er führt durch sieben österreichische Bundesländer (Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg) und bis in knapp 3000 Meter Höhe.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nordalpenweg
    http://www.traildino.com/trace/conti...rdalpenweg_-_1

    Samstag, ‎02. ‎August ‎2008. Bahnhof Weißenbach-Neuhaus, im Triestingtal in der tiefsten niederösterreichischen Provence. Aus mir nicht mehr wirklich nachvollziehbaren Gründen beginne ich den Österreichischen Weitwanderweg 01 (Nordalpenweg) auf seiner ersten Etappe zu begehen. Andersrum, Richtung Wien, wahrscheinlich damit es nicht zu pathetisch wird. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich überhaupt mit damals 34 Lenzen auf die Idee gekommen bin. Jedenfalls war ich das letzte Mal 1992 ernsthaft 'wandern'.

    Meine Begehung des Nordalpenweges war am Anfang ausgesprochen konzeptlos. Die Ausrüstung, die Toureneinteilung, die langfristige Planung an sich waren nicht existent. Die Idee war einfach, immer, wenn es sich ausging eine Tour dort zu machen, wo ich gerade Lust dazu hatte. So wurden z.B. erstmal Totes Gebirge oder Karwendel vorgezogen, einfach weil es attraktiv klang und nicht allzu weit zu fahren war. Dazu wurden die anfänglichen Touren sehr kurz angelegt, 2-3 Tage, zwei halbe Tage An- und Abreise waren da schon drin. Nicht wirklich effizient, daher habe ich mich hier rasch verbessert. Die ideale Tourlänge für mich liegt ca. bei 6-10 Tagen, Anreise aus Wien vorausgesetzt (oder natürlich aus einer Stadt in vergleichbarer Entfernung). Kürzer ist sogar im kleinen Österreich ineffizient, weil die An- und Abreise in die diversen Alpentäler ordentlich Zeit verschlingt. Überhaupt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, von denen man in der Regel abhängig ist, da man ja nicht zum Ausgangspunkt zurückkehrt, will man nicht mit 2 Autos anreisen. Auch die Ausrüstung verbesserte sich nach und nach.

    Zu den Touren nach Gebirgsgruppen kommen nach und nach eigene Posts mit Fotos. Die Posts sind nicht nach meinen eigenen Touren geordnet, die waren, wie gesagt, tw. wild durcheinander, sondern nach den Abschnitten im Weitwanderführer(x).

    (x) Wurst, Robert; Rachoy, Werner; Messeritsch, Alois: Vom Neusiedlersee zum Bodensee: Der Nordalpine Weitwanderweg 01 (Taschenbuch). Auflage 2001, Styria (Erstauflage 1978), derzeit vergriffen. Anm: es gibt dafür einen völlig neuen Führer der ÖAV-Sektion Weitwanderer
    Zuletzt geändert von beigl; 11.12.2013, 08:50.
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    #2
    AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

    Von Wien zur Rax
    (ca. 5 Tagesetappen)

    Als Wiener ist diese Gegend für mich natürlich Heimspiel – die „Wiener Alpen in Niederösterreich“ nennt sich das marketingtechnisch mittlerweile. So sehr Heimspiel, dass ich die meisten Strecken schon irgendwann mal gegangen sind. Trotzdem bin ich alles in Tagestouren über die sechs Jahre verteilt noch mal abgegangen.


    Auf der "Dürren Wand" wird's erstmals ein bisschen alpin

    Es handelt sich durch die Nähe zur Großstadt um eines der besterschlossensten und beliebtesten Gebiete der Ostalpen. Auch Bergsteiger aus unseren östlichen Nachbarländer bevölkern die Gegend mittlerweile in Scharen. Für Einsteiger – durchaus auch von weiter her – würde ich die Strecke aber durchaus auch als Mehrtagestour empfehlen. Man kommt ins alpine Gelände mit allem drum und dran ohne sich großem Risiko auszusetzen, Schluchten, Klettersteige und Altschnee inklusive. Schneeberg und Rax (jeweils über 2000m) sind aber durch ihre exponierte Lage bei plötzlichen Schlechtwettereinbrüchen nicht zu unterschätzen.


    Durchs "Große Höllental" gehen verschiedene Aufstiege auf die Rax

    Am ersten Tag wird der Wienerwald durchquert, danach die Voralpen. Spätestens am vierten Tag geht es dann aber mit dem Aufstieg auf Niederösterreichs höchsten Berg, den Schneeberg (2076 m), über den versicherten Fadensteig, zur Sache. Am gleichen Tag würde man noch ins wilde Höllental auf der anderen Seite des Berges, am besten durch die romantische Weichtalklamm, absteigen.


    Auch eine Wintertour auf die Rax war mal dabei

    Von dort auf die Rax hat man die Wahl zwischen mehreren leichten Klettersteigen. Überall geht man durch eindrucksvolle Felsschluchten. Die Rax selbst ist ein großteils recht ebenes Plateau, das sich durch die Seilbahn auch gut für Familien mit Kindern eignet. Die Durchquerung ist schon recht lange, zur Nächtigung empfiehlt sich das neu renovierte (bisschen Bio-Bobo) Karl-Ludwig Haus oder auch das etwas abseits gelegene Habsburghaus mit Sixties-Flair.
    Zuletzt geändert von beigl; 02.06.2014, 13:26.
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      #3
      AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

      Über das steirische Hochplateau zum Erzberg
      (4-6 Tagesetappen)

      Ab der Rax lohnt es sich auf jeden Fall, die eine oder andere Übernachtung einzuschieben. Sehr gut in Erinnerung habe ich noch meine Drei-Berge-Tour Rax-Schneealpe-Veitsch in zwei Tagen (ca. 60km alpin). Die alpinen Schwierigkeiten halten sich hier noch in Grenzen, es geht durch entspannte Almlandschaften zwischen 1500 und 2000m.


      Schneealpe


      Kleinveitschalm

      Das wird dann anders, wenn man das Hochschwabmassiv erreicht (2277m). Vielleicht der tollste Berg, auf den man von Wien aus noch sinnvoll Tagestouren machen kann. Freunden der Energieeffizienz, der Architektur und der Bewusstseinserweiterung sei zur Nächtigung das Schiestlhaus empfohlen, das erste hochalpine Passivhaus. Weite geht es relativ gemächlich in 1-2 Tagen über die niederen Ausläufer des Hochschwabmassivs nach Eisenerz, bekannt für den Erzabbau und das Erzberg-Rodeo.


      Hochschwab

      Fortsetzung folgt
      Zuletzt geändert von beigl; 02.06.2014, 13:27.
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        #4
        AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

        Durch die Gesäuseberge nach Spital am Pyhrn
        (3-4 Tagesetappen)

        Von Eisenerz geht es nach einem gemütlichen Tag für zwei bis drei Tage ab ins Gesäuse. Diese Gebirgsgruppe ist vor allem Kletteren ein Begriff – aber auch Weitwandern ist hier ein Genuss. Hartgesottene sollten es sich nicht nehmen lassen, in Johnsbach den Bergsteigerfriedhof zu besuchen.


        Hesshütte


        Bei der Mödlinger Hütte

        Das Gesäuse ist auch Nationalpark, merkt man offenbar durch die Zutraulichkeit der Gämsen. Die Hesshütte und die Mödlinger Hütte sind sehr nett, und am Abschlusstag kann man mit einem Abstecher über Kalbling und Riffel ohne besondere Schwierigkeiten noch alpine Erlebnisse feiern. Die eine Etappe von Admont nach Spittal ist dann wieder eher unspektakulär.


        Gratweg über die Riffel

        Fortsetzung folgt
        Zuletzt geändert von beigl; 02.06.2014, 13:27.
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          #5
          AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

          Die Durchquerung des Toten Gebirges
          (5-6 Tagesetappen)

          Durch das Tote Gebirge zum Hallstätter See gibt einem vermutlich zum ersten Mal ein Gefühl wirklich ganz hoch oben zu sein - obwohl es gar nicht so hoch ist. Aber es handelt sich um eine Plateaulandschaft auf rund 2000m, die einem (insbesondere durch den teils ganzjährigen Schnee) das Gefühl gibt, auf 3000+ m zu sein, wenn nicht gar auf dem Mond. Nicht direkt am Weg, aber unbedingt (leicht) mitzunehmen: der Große Priel, der höchste Gipfel der Gegend.

          Das Tote Gebirge in 3 Tagen war übrigens meine erste alpine Tour am Nordalpenweg.


          Am Warscheneck (2388m)


          Am Großen Priel (2515m)

          Erst muss allerdings einmal die Warscheneck-Gruppe durchquert werden, die mit Schigebieten doch sehr erschlossen ist. Die Zeller Hütte dort kann ich ganz besonders Profialkoholikern zur Nächtigung ans Herz legen. Kletterer und gemäßigte Trinker werden sich dagegen auf dem Prielschutzhaus sehr wohl fühlen – eine der bestgeführten Hütten, die ich je erlebt habe. Auch die Pühringer Hütte besticht, v.a. wegen ihrer Traumlage. Nach dem Toten Gebirge muss man 1-2 Tage voralpine bzw. Talwanderung einplanen, bis man im weltberühmten Hallstatt ankommt (das ich übrigens gar nicht so interessant finde wie Heerscharen an Japanern und Chinesen).


          Plateaupanorama vom Großen Priel


          Pühringer Hütte

          Fortsetzung folgt
          Zuletzt geändert von beigl; 28.11.2013, 00:43.
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            #6
            AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

            Durch Dachstein- und Tennengebirge ins Salzachtal
            (5-6 Tagesetappen)

            Der Abschnitt ist wohl, so man den Abstecher über den Hohen Dachstein (2995m) nimmt, alpinistisch ein früher Höhepunkt des Weitwanderweges (landschaftlich gibt es, finde ich, noch Steigerungen). Und der zweithöchste Gipfel, den man am gesamten Weg "mal so mitnehmen" kann. Dafür sind allerdings volle Gletscherausrüstung und zumindest gletschererfahrene Begleitung angeraten, auch gute Sicht ist eine conditio sine qua non. Ein bisschen Kletterei ist beim finalen Aufschwung auch vonnöten, allerdings alles mit Stahlseilen gesichert (leider, weil das die Massen lockt). Dafür steht man dann auf einem Beinah-Dreitausender, der allerdings stellenweise auf das Brutalste erschlossen ist – mehrere Seilbahnen, Schigebiet, diverse technische Bauten.


            Da rauf geht's über den Gletscher


            Auf dem Hallstätter Gletscher

            Den Dachstein habe ich erst letztes Jahr als Lückenschluss nachgeholt - gute Idee, um vorher ordentlich Erfahrung zu sammeln. Der Gipfel kann übrigens für fast jedermann machbar über den Hohen Trog (2395m) umgangen werden. Nach dem Gipfel zur Adamekhütte und weiter über den Gosaukamm wird es zum Glück ein wenig ruhiger, alleine ist man aber auch hier kaum. Erst ab der Hofpürgelhütte kehrt bei einer 2-3 tägigen Almenwanderung, auf der man das Tennengebirge nur leicht streift, etwas Beschaulichkeit ein. Alpinistisch allerdings ist Lungötz – Werfen keine Offenbarung.


            Am Hohen Dachstein (2995m) - selten einsam


            Blick zurück vom Gosaukamm Richtung Dachstein

            Fortsetzung folgt
            Zuletzt geändert von beigl; 28.11.2013, 00:44.
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            • beigl
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              #7
              AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

              Zum Hochkönig und über das Steinerne Meer zur Saalach
              (4-6 Tagesetappen)

              Die Teilung des Aufstiegs auf den Hochkönig von Werfen auf der Ostpreussenhütte macht viel Sinn; er sollte zwar in 7-8 Stunden zu bewältigen sein, trotzdem wären die 2.400 hm aufwärts am Stück wohl alles andere als ein Genuss. Sie hatte bei etwas unsicherem Wetter auch den Vorteil, dass man nicht zu spät auf dem ständig überfüllten Matrashaus ankommt. Der Weg über das Plateau ist entgegen diverser Warnungen der lokalen Bevölkerung anständig markiert, trotzdem ist beim häufigen Nebel hier große Vorsicht geboten.


              Ostpreußenhütte mit Königstock


              Übergossene Alm und Matrashaus vom Floßkogel aus

              Der Übergang Hochkönig - Steinernes Meer ist mit 10-12 Stunden angegeben: Aufbruch bei Sonnenaufgang. Der Weg über die Übergossene Alm, der in den Karten noch überall eingezeichnet ist, existiert nicht mehr. Man geht stattdessen entlang der Südwandabbrüche über den Lammkopf bis kurz vor die Teufelslöcher. Einmal ist ein sehr kurzes Stück flacher Gletscher unschwierig zu queren.


              Sonnenaufgang am Matrashaus am Hochkönig (2941m)


              Übergossene Alm

              Die Durchquerung des Steinernen Meeres ist am Anfang sehr einsam, ab der Riemannhütte bis runter nach Lofer ist dann aber dank unserer deutschen Gäste aus Richtung Berchtesgadnerland doch einiges los. Alles in allem eine tolle Tour und ein wirkliches Highlight am Nordalpenweg.


              Steinernes Meer mit Breithorn

              Fortsetzung folgt
              Zuletzt geändert von beigl; 27.11.2013, 08:15.
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              • tizzano1
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                • 13.06.2006
                • 383
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                #8
                AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                Lieber Herr Beigl,
                nun tun Sie sich mit den Fotos aber ein bisserl zurückhalten, sonst können wir uns ja vor lauter lieben Wandergästen gar nicht mehr retten...

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                • schlump
                  Erfahren
                  • 24.01.2008
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                  #9
                  AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                  Liest sich wirklich gut und bei solchen Bildern erst...
                  Bitte weiter so
                  ALL YOUR BASE ARE BELONG TO US

                  View my flickr

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                  • beigl
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                    • 28.01.2011
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                    #10
                    AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                    Zitat von schlump Beitrag anzeigen
                    Liest sich wirklich gut und bei solchen Bildern erst...
                    Bitte weiter so
                    Vielen Dank. Wie gesagt, sind nur so spontane oberflächliche Gedanken, wenn sich jemand für was Bestimmtes genauer interessiert, nur zu. Geht bald weiter.

                    Die meisten Bilder gibt's auch größer aber unkommentiert unter:
                    https://picasaweb.google.com/sebastianbWWW01
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                    • beigl
                      Fuchs
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                      #11
                      AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                      Durch Loferer Berge und Kaisergebirge nach Kufstein
                      (3-4 Tagesetappen)

                      In Lofer kann man zwischen zwei Varianten wählen: die alpine Route über die Loferer Steinberge und die Schmidt-Zabierow-Hütte (ein ziemlicher Umweg), oder der gemütliche Weg über Loferer Alm und den sehr schönen (dzt. angeblich beschädigten, sollte aber bei entsprechender Umsicht kein Problem sein) Klemmerichsteig. Weil es bei mir noch Anfang Juni war, nahm ich die leichte Variante.


                      Loferer Alm - Gasthof Gertraud angeblich "in der Sonne"


                      Am Morgen auf dem Straubinger Haus lacht der Wilde Kaiser aus der Suppe

                      In jedem Fall kommt man beim Straubinger Haus wieder zusammen. Enter Tirol. Ich ging ab Erpfendorf über die Prostalm, die lt. Führer wegen mangelhafter Markierung nicht empfohlen wird (stattdessen verläuft der Weg an der Straße). Kann ich nicht bestätigen, der Weg ist empfehlenswert und die Jause auf der Prostalm selbst sehr sympathisch.


                      Auch am Straubinger Haus


                      Im Kaisergebirge

                      Dann wird das Kaisergebirge auf dem kürzesten Weg über das Stripsenjochhaus (160 Schlafplätze - hatte mir schon 10 Tage vorher wegen Vollbelegung abgesagt...) durchquert. Hier ließe sich sicher noch ein lohnender Tag für einen Gipfelsturm verlängern. Ende des Abschnitts ist dann die adrette historische Grenzstadt Kufstein am Inn.


                      Kufstein

                      Fortsetzung folgt
                      Zuletzt geändert von beigl; 28.01.2014, 10:10.
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                      • beigl
                        Fuchs
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                        #12
                        AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                        Durch Rofan und Karwendel zur Zugspitze
                        (7-9 Tagesetappen)

                        Es folgt ein etwas weniger spektakulärer Tag. Erst kommt man zum recht lieblichen Thiersee, dann muss man einen ca. 7stündigen Forststraßenhatscher vorbei am urigen Kaiserhaus bis nach Steinberg am Rofan unternehmen. Würde sich für Mountainbikes anbieten. Individualisten könnten aber auch Wege über die umliegenden Bergketten auskundschaften.


                        Steinberg im Rofan


                        Ausblick auf Achensee und Karwendel

                        Das Rofangebirge dagegen führt aber doch wieder durch alpines Gelände. Wenn auch gut erschlossen, hier können Klettersteige und diverse andere Funsportarten unternommen werden. Toll die Aussicht im Abstieg auf den Achensee. Danach geht es in eine der beliebtesten Gebirgsgruppen unserer lieben deutschen Nachbarn: im Karwendel findet man so ziemlich alles: unberührte Natur, im Sommer vereiste Gipfelanstiege, unzählige Mountainbiker und ein wahrhaftiges Almendisneyland. Alles schön, aber nicht alles meines. Sehr zu empfehlen ist allerdings das Essen im Karwendelhaus. Der Abstieg nach Scharnitz und der Weiterweg gestalten sich unspektakulär.


                        Laliderer Wände im Karwendel


                        Mehr Karwendel, alles wie gemalt

                        Erst beim Anstieg ins Wetterstein wird es wieder wild: die toll in einer Scharte gelegene Meilerhütte bietet sich zur Übernachtung an. Nach einem wiederum endlosen Abstieg von 1300 hm spaziert man durch das Reintal zur ziemlich spacigen Reintalangerhütte mit Gastgarten direkt am Strand der Partnach. Nach einem kurzen Aufschwung zum Zugspitzplatt (besser nicht den sog. „Felsensteig“ verwenden, der in Wirklichkeit ein „Schottersteig“ ist) erreicht man die doch eher auf Massenandrang ausgelegte Knorrhütte.


                        Da runter geht's in Reintal


                        Zugspitzplatt und Knorrhütte

                        Wenn man bei der Knorrhütte nicht allzu früh weggeht, hat man am Zugspitzplatt ganz gut die Gelegenheit, den Inhalt der ersten Zahnradbahn beim Spaziergang zu beobachten: Klassenfahrten, Seniorenkränzchen, japanische Reisegruppen etc. Der Zugspitzgipfel, bekanntlich der höchste Berg im Außerfern, war der einzige Gipfel weit und breit, dessen oberste ca. 100 hm in Wolken gehüllt waren. :/ Daher gleich in Deutschlands höchste und möglicherweise teuerste Sektbar auf den Gipfelsieg anstoßen. Der mühsame Abstieg nach Ehrwald rundet den Abschnitt ab (wer über das nötige Kleingeld verfügt, fährt mit der knieschonenden Tiroler Zugspitzbahn ab).


                        Am höchsten Berg im Außerfern: Zugspitze (2962m)

                        Fortsetzung folgt
                        Zuletzt geändert von beigl; 28.01.2014, 10:13.
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                          #13
                          AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                          Auf dem Lechtaler Höhenweg zum Flexenpass
                          (7-10 Tagesetappen)

                          Wir kommen zu meinem persönlichen Höhepunkt des Weges. Der Lechtaler Höhenweg führt durch eine unfassbar schöne und abwechslungsreiche Landschaft, bietet alpinistische Herausforderungen, die aber auch mäßig Geübte meistern können, ist aber trotzdem (mit Ausnahme des querenden E5) kaum überlaufen. Bergsteigerisch sicher der herausforderndste Abschnitt auf dem 01-Hauptweg.


                          Zugspitze und Mieminger Kette von der Loreahütte


                          Muttekopf Anfang September (2.774 m)

                          Das erste Stück durchs Lermooser Schigebiet und den lauten Fernpass ist nicht gerade der Rede wert. Aber dann geht es über die Loreahütte (Selbstversorger, zugänglich mit AV-Schlüssel, kann auch im Tal umgangen werden, aber lohnt sich) zur Anhalter Hütte, und da geht es richtig los. Weiter über die empfehlenswerte Variante über den Muttekopf (2774m, kleiner Umweg) zur Hanauer Hütte, alternativ kann auch ohne Gipfelerlebnis über das Tal und die Ortschaft Pfafflar marschiert werden (eigentlich Hauptweg).


                          Steinsee


                          Fast einsam

                          Spätestens hier taucht man in ein bis auf ein paar heliversorgte Hütten weitgehend unerschlossenes Gebiet ein, in dem man die nächsten 3-4 Tage zubringt. Steinböcke, einsame Gipfel, wilde versicherte Scharten, super. Am besten an den Lechtalern gefällt mir, dass die Landschaft nach jeder Scharte anders aussieht, teilweise völlig wechselnde Gesteine und Vegetation. Erfahrene können hier die Parseierspitze (3036m, einziger Dreitausender der Nordalpen in Österreich) besteigen und sich am Augsburger Höhenweg versuchen. Wenn es sich vermeiden lässt, sollte man keine Nächtigung auf der chronisch überfüllten Memminger Hütte (E5 quert) einplanen, das wunderbare, im besten Sinne traditionelle Württemberger Haus bietet sich als Alternative an.


                          Ausblick auf die Parseierspitze (3036m)


                          Mehr Landschaft

                          Bei der Ansbacher Hütte, unter der tief unten die Autobahn im Stanzertal brummt, wird man dann leider wieder in die (damals unfreundliche, inzwischen Pächterwechsel) Realität zurückgeholt. Trotzdem geht es noch beeindruckend bis in die Arlberggegend weiter, aber eben nicht mehr so gefühlt von der Außenwelt abgeschlossen wie im Herzen der Lechtaler Alpen.


                          Hoch über dem Stanzer Tal


                          Unendliche Weiten

                          Fortsetzung folgt
                          Zuletzt geändert von beigl; 28.11.2013, 00:50.
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                          • beigl
                            Fuchs
                            • 28.01.2011
                            • 1664
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                            #14
                            AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                            Vom Arlberg durch den Bregenzer Wald zum Bodensee
                            (5-7 Tagesetappen)

                            Das letzte Stück habe ich mir freilich für den Schluss aufgehoben (September 2013). Ein bisschen einreiten am Bodensee musste schon sein. Vom Arlberg geht es weiter ins Lechquellengebirge. Wir haben eine Alternativroute über Lech genommen. Von dort gibt es auch eine unfassbar gute Busverbindung ins Gebiet: HALBSTÜNDLICH fahren von früh bis spät 50er-Linienbusse die superschmale Mautstraße zum Spullersee und zum Formarinsee auf 1900 m hinauf.


                            Sunrise at Spullersee


                            Aussicht vom Gehrengrat Richtung Zentralalpen

                            Sehr nett hier die Unterkünfte: Ravensburger Hütte und Freiburger Hütte, wenn auch sehr viel los ist und das Preisniveau in Vorarlberg für einen Wiener tw. etwas heftig scheint. Ab dem Formarinsee (relativ anspruchsvolle [II?] und lange Besteigung der Roten Wand möglich, 2704m, Extra-Tag einplanen!) überschreitet man den Nordkamm des Lechquellengebirges entlang der bekannten „Lechquellenrunde“ und begibt sich nach einer weiteren Nacht am Berg in den schnuckeligen Schiort Damüls.


                            Rote Wand vom Gehrengrat


                            Formarinsee mit der Freiburger Hütte

                            Von hier geht es am nächsten Tag auf den letzten richtigen Gipfel - den Hohen Freschen. Hier ist Touriland wieder zu Ende. Oben angekommen teilten wir mit einigen anderen (Locals) die wirklich famose Aussicht, einerseits ins Rheintal und zum Bodensee, andererseits auf die letzten Berge des Zentralalpenwegs (2018?) die Schesaplana und die Drei Schwestern. In der Ferne glitzerte schneebedeckt der Piz Buin. Südwestseitig so gemütlich mit wenig Höhenunterschied zu erreichen, ist der Freschen von der Nordwestseite nur über zwei schmale und steile, ausgesetzte und nur teilweise versicherte Grate zu besteigen. Fein, dieses leichte Prickeln zum Abschluss des alpinen Teils des Nordalpenweges.


                            Alplandschaft unter der Hochschere


                            Panorama vom Hohen Freschen

                            Der ursprüngliche Plan wäre gewesen, über die Lustenauer Hütte aufs sog. Bödele zu gehen, wir haben aber eine Alternativroute aus dem Führer über den über den Valüragrat und die Emser Hütte gewählt, weil wir abends noch einen Freund besuchen wollten. Nach einer kurzen Nacht in Dornbirn lassen wir uns die Bahnfahrt und den anschließenden Fußmarsch zum Bodensee nicht nehmen.


                            Da runter den Valüragrat geht's


                            Letzter Abstieg Richtung See

                            Nach exakt 1846 Tagen, rd. 60 Tourentagen und ungefähr 1200 km kam dieses Vorhaben zum Abschluss. Rund sechs Jahre, die mich schon geprägt haben. Ich bin vom Bergspaziergänger zum Bergsteiger geworden - das war ich vorher nicht. Gletschertouren, leichte Klettereien, Schitouren, alles seither begonnen. Sogar die AV-Mitgliedschaft für mich Vereinsverweigerer. Wenn auch der Nordalpenweg einem nicht all das abverlangt, kam das so beiläufig dazu. Alle Gebirgsgruppen der nördlichen Kalkalpen in Österreich, mehrere 2900er. Zahlreiche 'Hatscher' ohne Gipfel. Rund 40 Hüttenübernachtungen und dazu einige Pensionen und Gasthöfe, danke an dieser Stelle für die Gastfreundschaft! Danke an die vielen netten Menschen am Weg und besonders an die beiden regelmäßigen Begleiter.


                            Am Bodensee

                            ENDE
                            Zuletzt geändert von beigl; 28.11.2013, 00:57.
                            Ich, bloque: Projekt Zentralalpenweg

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                            • Wafer

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                              • 06.03.2011
                              • 8804
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                              #15
                              AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                              Hallo.

                              Ein wirklich toller Weg! Er steht bei mir schon lange auf der ToDo-Liste. Dieser Bericht hat ihn auf der Liste wieder ein paar Plätze nach vorne rücken lassen! Vielen Dank, dass du uns daran teilhaben liest.
                              Interessant waren natürlich die vielen Einzeletappen, die ich in meiner aktiveren Bergzeit auch besucht habe. Aber so am Stück hat so ein Weg einfach was.

                              Berg Heil!

                              Gruß Wafer

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                              • beigl
                                Fuchs
                                • 28.01.2011
                                • 1664
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                                #16
                                AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                                Danke. Richtig am Stück von Ost nach West mache ich jetzt den Zentralalpenweg. Ist aber leider noch nicht viel weitergegangen heuer.
                                Ich, bloque: Projekt Zentralalpenweg

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                                • TrekkerT
                                  Erfahren
                                  • 30.04.2013
                                  • 172
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                                  Meine Herren, das klingt wirklich nach einer sehr schönen Tour.
                                  Deine vielen Fotos machen echt Lust auf Nachahmung.
                                  Kommt auch bei mir auf die todo-Liste. Jetzt muss ich nur sehen, wann ich das alles schaffe. Am Besten einen Sommer lang Urlaub nehmen und dann alle hier im Forum beschriebenen Touren abwandern.
                                  Vielen Dank für Deinen netten Bericht.
                                  Trekker T
                                  Back to the boots ---- the-trekker.de

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                                  • beigl
                                    Fuchs
                                    • 28.01.2011
                                    • 1664
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                                    Viel Spaß, für die Tour alleine muss man ja schon einen ganzen Sommer freinehmen. ;)
                                    Ich, bloque: Projekt Zentralalpenweg

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                                    • blauloke

                                      Lebt im Forum
                                      • 22.08.2008
                                      • 8354
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [AT] Der Österreichische Weitwanderweg 01 in sechs Jahren

                                      Hallo beigl,
                                      Danke für das Einstellen deiner Wanderung. Eine sehr schöne Übersicht über den Nordalpenweg.
                                      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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