[DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

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  • RoterMilan
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    • 02.08.2013
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    [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Vorbemerkungen

    Die Idee für die Wanderung entstand im Sommerurlaub, den meine Familie oft zusammen verbringt, da meine Schwester am Niederrhein wohnt, ich und meine Eltern aber in Berlin und wir uns daher nicht so oft sehen können, wie wir wollen. Letztes Jahr waren wir eine Woche zum Wandern im Harz und da hat es uns so gut gefallen, dass wir dieses Jahr wieder wandern gehen wollten. Diesmal am Rand des Harzes, am Kyffhäuser in der Goldenen Aue. Der Urlaub war zwar sehr schön, es war in dieser Woche aber viel zu heiß zum Wandern. Also entstand die Idee, im Herbst nochmal in den Harz zu fahren. Diesmal sollte es kein Urlaub mit fester Unterkunft sein, sondern es sollte von Ort zu Ort gehen. Die Wahl fiel auf den Hexenstieg, der zwar zuweilen als Wanderautobahn verschrien ist, für uns als Anfäger aber den Vorteil bietet, sehr gut ausgeschildert zu sein und wir uns somit voll und ganz auf das Wandern an sich konzentrieren können. Da es Mitte/Ende Oktober schon ziemlich kalt sein kann, meine Schwester kein Zelt hat und wir uns erstmal langsam rantasten wollten, haben wir uns entschieden in Pensionen zu übernachten, da man da auch nicht so viel Ausrüstung und Verpflegung mit sich rumschleppen muss. Neben mir, meiner Schwester und meinem Freund haben wir dann auch noch den wanderbegeisterten Bekannten meiner Schwester angesprochen, ob er auch mitkommen mag. Und so starteten wir zu viert zu unserer ersten größeren Wandertour.

    Tag 1 Der mit der Anreise (Osterode - Buntenbock)

    Der Wecker klingelt um kurz vor 7 Uhr, wir kommen jedoch nicht so recht in die Gänge. Ralf muss noch seinen Rucksack packen, Karten für Magdeburg und die Fahrt von Magdeburg nach Thale müssen noch ausgedruckt werden. Am Auto fällt Ralf ein, dass es auch sinnvoll wäre, die Telefonnummer des Taxiunternehmens zu haben, das uns heute von Thale nach Osterode bringen soll. Also nochmal kurz zurück zur Wohnung und die Nummer raussuchen. Glücklicherweise müssen wir keinen Zug erreichen. Gegen 9:15 Uhr kommen wir dann in Berlin los und erreichen um etwa 10:45 Uhr den Bahnhof in Magdeburg. Dort holen wir meine Schwester ab, die vom Niederrhein hier her gefahren war. Es geht weiter nach Thale. Kurz vor Thale die erste Umleitung des Tages, wir drehen eine Ehrenrunde und folgen dann doch der richtigen Beschilderung, die uns ans Ziel bringt.
    In Thale parken wir auf dem Großparkplatz in der Nähe der Seilbahnen, laufen zur Touristeninformation am Bahnhof und erwerben dort für jeden ein Stempelheft für die Harzer Wandernadel. Der letzte im Bunde, Gerald, angereist aus Karlsruhe, kommt wie vereinbart kurz vor 13 Uhr am Parkplatz an. Auch das Brockentaxi Schierke ist pünktlich um 13 Uhr da und es kann losgehen in Richtung Osterode. Der Fahrer ist sehr nett und mit einem trockenen Humor ausgestattet. Mehrfach während der Fahrt wird er angefragt. Die erste potentielle Kundin beginnt ihr Gespräch folgendermaßen: "Hallo, Sie haben uns vorhin auf den Brocken gebracht." Taxifahrer: "Und jetzt wollen sie wieder runter." Kundin: "Ja." Oder ein anderer Mann, der das Gespräch folgendermaßen beginnt: "Ich brauche sofort, also in 5 Minuten dringend ein Taxi." Taxifahrer: "Ich bin noch auf einer Tour, das wird erst in frühestens einer Stunde etwas." Der Mann muss dann verzweifelt versucht haben noch ein anderes Taxi aufzutreiben, aber das Brockentaxi ist wohl weit und breit das einzige gewesen. Also rief er nochmal an und erklärte sich bereit, die Stunde in Schierke an der Rodelbahn zu warten. Dann beschrieb er sich, seine Kleidung und seinen Rucksack. Daraufhin der Taxifahrer: "Ich komme dann vorbei, ach ja und ich bin der mit einem Kleinbus mit nem Taxischild oben drauf." Herrlich, diese Dialoge. So vergehen die 1,5 Stunden Fahrtzeit wie im Fluge und hast du nicht gesehen stehen wir in Osterode auf dem Parkplatz. Der Fahrer wird bezahlt und ermutigt uns, ihn anzurufen, falls einer nicht weiter kommt, da er den Hexenstieg gut kennt und weiß, wo man gut hinfahren kann, um fußlahme Wanderer abzuholen. Dann machen wir noch ein Startfoto am Pavilion und starten gegen 14:30 Uhr zur ersten Etappe der Wanderung.



    Es geht nun den Hundscher Weg stetig bergauf zum Eselsplatz. Das Wetter ist wunderschön für Mitte/Ende Oktober und ich bin froh, dass ich die lange Skiunterhose heute morgen nicht angezogen habe. Die Sonne lacht, der Wald leuchtet in allen Farben des Herbstes.





    Am Eselsplatz machen wir die erste Verschnaufpause und weihen unsere Stempelhefte ein. Stempeln muss ich dringend noch üben, leider ist die Schrift nicht so super zu lesen und ich muss nochmal drüber stempeln. Naja, sieht aus wie moderne Kunst, hoffe ich zumindest. Nun geht es nicht mehr so steil am Berg, genauergesagt an der Roten Sohl entlang weiter. Zur linken Hand im Tal liegt Lerbach. Wir passieren nun die Stelle Mangelhalber Tor, in dieser Gegend wurde kürzlich Holz geschlagen, der Duft des Baumharzes liegt noch in der Luft. Wir erreichen nun den Bärenbrucher und Ziegenbrucher Teich, die zum Oberharzer Wasserregal gehören. Langsam geht es auf die Abenddämmerung zu und das Wasser liegt ruhig vor uns.







    An dieser Stelle wird erneut gestempelt und dann verlassen wir den Hexenstieg und wandern das letzte Stück nach Buntenbock zur Ferienwohnung. Es stellt sich heraus, dass es doch klug war, vorzubestellen, da nicht lange vor uns ein weiterer Wanderer gefragt hat, ob er die Wohnung haben könne. Kirsten freut sich, endlich den Rucksack absetzen zu können, da sie mittlerweile doch Rückenschmerzen von ihrem neuen Rucksack hat. Morgen müssen wir schauen, ob sie ihn noch besser einstellen kann. Wir erkundigen uns, ob es eine Einkehrmöglichkeit im Ort gibt. Die einzige scheint das Gasthaus Pixhaier Mühle zu sein. Dort kehren wir dann auch ein und beschließen dort auch morgen zu frühstücken, da es in der Ferienwohnung kein Frühstück gibt und wir auch nicht genügend dabei haben. Nach dem Abendessen laufen wir zügig wieder zurück zur Wohnung und legen uns bald schlafen.

    Tagesbilanz: ca. 12 km, von 14:30 Uhr bis 18:00 Uhr unterwegs
    Zuletzt geändert von RoterMilan; 31.10.2013, 12:50.

  • RoterMilan
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    #2
    AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

    Tag 2 Der mit dem Magdeburger Weg (Buntenbock - Torfhaus)

    Der Tag begrüßt uns mit dichtem, nassem Nebel.



    Nach dem Zusammenpacken laufen wir gegen 8:30 Uhr los, um in der Pixhaier Mühle zu frühstücken. Es gibt ein Frühstücksbuffet für 11,90€ pro Person. Zwar ist die Bedienung sehr zuvorkommend, es gibt es auch frisches Rührei auf Bestellung. Insgesamt aber gibt es nichts wirklich besonderes, der Preis ist also deutlich überteuert. Am Ausgang treffen wir drei Wanderfreunde aus dem Ruhrpott, die uns gestern schon auf dem Parkplatz in Osterode gesehen haben und auch von dort aus losgelaufen sind. Wie wir wollen sie heute auch nach Torfhaus. Es ist 10:45 Uhr, wir sind abmarschbereit, der Morgennebel lichtet sich zwar so langsam, doch es scheint heute nicht so gut wie gestern zu werden.



    Wir durchqueren heute die Baudenkmäler des Oberharzer Wasserregals und erreichen an der Huttaler Widerwaage die erste Stempelstelle des Tages, der Stempel ist leider ziemlich abgefressen, die eine Hälfte fehlt. Die Huttaler Widerwaage ist deswegen etwas besonderes, da sie zum einen auf einem bestimmten Abschnitt völlig waagerecht erbaut wurde und es dadurch möglich ist, das Wasser entweder in die eine oder andere Richtung abfließen zu lassen, je nachdem wo man es gerade braucht oder auch nicht braucht.





    Nun geht es immer am Huttaler Graben entlang, der Weg ist eben und gut zu laufen. Auf der einen Seite ist der mit Wasser gefüllte Graben, auf der anderen Seite fällt das Gelände bergab. Wir überqueren eine Landstraße und stoßen bald auf den Dammgraben, dem wir heute bis kurz vor Etappenende folgen werden. Kurz vor dem Sperberhaier Dammhaus, in dem wir zu Mittag einkehren wollen, laufen wir oben auf dem Damm entlang, unter uns windet sich die Landstraße.



    Im Dammhaus treffen wir auch wieder auf unsere Wanderfreunde, die hier ebenfalls einkehren. Frisch gestärkt geht es nach der Pause weiter, die Kilometer lassen wir nur so hinter uns. In einer kurzen Stehpause will Kirsten ihr Power-Sportgel mit Rote Beeren-Geschmack testen, das ich ihr zum Gag geschenkt habe. Es schmeckt so ecklig, dass es keiner essen will, es schmeckt süß und salzig zugleich und überhaupt nicht nach Beeren. Der Inhalt des Päckchens muss also unauffällig im Wald verklappt werden. (Den Müll nehmen wir selbstverständlich mit und entsorgen ihn an der nächsten Tonne.)



    Kurz nach dem Silberbrunnen erreichen wir die nächste Stempelstelle. Auch hier lässt die Qualität des Stempels zu wünschen übrig. Es geht immer weiter am Dammgraben entlang, am Förster-Ludwig-Platz soll die nächste Stempelstelle sein. Doch die ist so gut versteckt, dass wir erst einmal vorüber gehen und nicht sehen, dass man dort über ein kleines Brückchen muss um den Stempelkasten dann im Gebüsch stehen zu sehen. Nach wenigen Kilometern verlassen wir den Graben und steigen die Steile Wand zum Magdeburger Weg auf.





    Dieser Abschnitt gibt uns für heute wirklich den Rest. Hier führt ein schmaler Pfad am Berg entlang, links geht es steil den Berg hinunter. Der Pfad ist steinig und zahlreiche auf den Weg gestürzte Bäume liegen herum, die überklettert oder unterkrochen werden wollen. Ältere Bäume, die auf den Weg gestürzt waren, wurden zwar mittlerweile bearbeitet, aber nur so, dass der Stamm an der Stelle, auf der er auf den Weg gestürzt ist, abgesägt wurde. Die restlichen Teile liegen noch ober- und unterhalb des Pfads. Wir hoffen nur, dass die oberen Hälften auch die kurze Zeit noch liegen bleiben, die wir hier lang laufen.





    Dann fängt es auch noch an zu regnen, zum Glück sind wir im Wald, so dass uns der kurze und heftige Schauer nicht viel anhaben kann. Es lohnt sich noch nicht einmal die Regenjacke auszupacken, da der Regen wieder aufgehört hat, als wir unterhalb von Torfhaus aus dem Wald brechen und auf einem großen geschotterten Parkplatz stehen. Zivilisation, du hast uns wieder. Auf dem letzten Stück auf dem Magdeburger Weg ist uns merkwürdigerweise keine Menschenseele begegnet. Zum Glück ist die Jugendherberge, in der wir übernachten wollen, ganz am Rand von Torfhaus und zwar am richtigen uns nahe liegenden Teil. Kirsten und mir macht es einige Probleme, in den ersten Stock hochzukommen, doch was nimmt man nicht alles auf sich.



    Wir belohnen uns mit einer heißen Dusche, danach geht es schon wieder viel besser und wir können zum Abendessen in der Bavaria Alm einkehren. Das Essen ist ziemlich lecker, besser als in der Pixhaier Mühle. Wir schleppen uns aber bald wieder in die Jugendherberge zurück und ziemlich bald kehrt Ruhe ein.

    Tagesbilanz: ca. 22 km, von 10:45 bis 17:15 Uhr unterwegs

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    • blitz-schlag-mann
      Alter Hase
      • 14.07.2008
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      #3
      AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

      :thumbup:

      Viele Grüße
      Ingmar
      Viele Grüße
      Ingmar

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      • RoterMilan
        Anfänger im Forum
        • 02.08.2013
        • 39
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        #4
        AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

        Tag 3 Der mit dem Brocken (Torfhaus - Königshütte)

        Pünktlich um 7:45 Uhr finden wir uns zum Frühstück ein, auch heute morgen ist es wieder feucht und neblig. Das Frühstück ist lecker und wir füllen unsere Energiespeicher wieder auf. Nachdem wir unseren restlichen Krempel wieder zusammengepackt haben, können wir uns kurz nach 9 Uhr auf den Weg machen. Unsere Wanderfreunde von gestern werden heute nicht auf den Brocken wandern, sondern ihn umrunden, es heißt also Abschied nehmen. Wir dachten schon, dass sie uns noch länger verfolgen äh begleiten werden. Das Startfoto machen wir vor der schicken Touristeninformation in Torfhaus.



        Dann geht es auf dem Goetheweg hinauf zum Brocken. Das erste Stück des Wegs führt durch das Große Torfhausmoor, das im Herbst ganz in gelb leuchtet.



        Wieder führt uns der Weg an einem künstlichen Graben entlang, diesmal ist es der Abbegraben. Kurz nach dem Moor folgt der erste kräftigere Anstieg auf den Quitschenberg. Hier hat der Borkenkäfer seine Spuren hinterlassen. Überall silbern glänzende aber abgestorbene Bäume, die ihre Borke schon längst abgeworfen haben. Es ist daher sehr licht in diesem Abschnitt des Waldes. An einem heißen Sommertag bestimmt kein Vergnügen hier entlang zu laufen.



        Am Eckersprung erreichen wir die erste Stempelstelle des Tages. Hier begegenen wir einer größeren Wandergruppe, die wohl auf dem Brocken übernachtet hat und nun schon auf dem Abstieg ist. Ansonsten ist der Goetheweg recht unbevölkert an diesem Montag im Oktober. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was hier an einem schönen Sommertag los sein muss. Nach der Stempelstelle geht es wieder kräftig bergan, diesmal auf einem alten Kolonnenweg hinauf zum Bahndamm. Hier sehen wir auch eine der ersten Bahnen des Tages, schon ganz gut mit Fahrgästen bestückt, die in ihren Stadtschläppchen auch ohne Schweiß und große Anstrengung nach oben gebracht werden.





        Nun schlängelt sich der Goetheweg immer am Bahndamm entlang den Brocken hinauf. Mit jedem Schritt wird es nun zunehmend nebliger.





        Leider muss das letzte Stück auf der Asphaltstraße bewältigt werden, hier begegenen wir auch dem legendären "Brocken-Benno", der sich bereits wieder auf den Abstieg gemacht hat. Doch dann stehen wir oben auf dem Brocken, die Häuser und der Sendemast sind kaum zu erkennen, so dicht ist der Nebel hier. Aber auch der Wind ist nicht zu verachten, es haut uns fast von den Beinen.





        Im SB-Restaurant stärken wir uns mit Kaffee/Tee und Kuchen. Dank der Bahn ist das Restaurant gut gefüllt. Nur eine Mutter und ihre Tochter scheinen ebenfalls mit größeren Rucksäcken und ebenfalls zu Fuss aufgestiegen zu sein. Um kurz nach 12 Uhr stellen Ralf und ich uns zum Bild für die Brockencam auf. Wir werden erst zuhause sehen, ob und wie wir drauf sind. (Wie man sehen kann, sind wir drauf, aber nur wenn man es weiß Wir sind die zwei Gestalten, die hinten rechts am Holzzaun stehen. Nächstes Mal stellen wir uns bei den Steinen im Vordergrund auf )



        Zwischenzeitlich lichtet sich der Nebel und man kann für einige Minuten hinuter in Richtung Magdeburger Börde blicken. Doch dann, so plötzlich wie der Nebel verschwunden ist, ist auch schon wieder alles weiß. Wir suchen und finden die Stempelstelle, machen Fotos am Brockenstein und lassen die Brockenkuppe schnell wieder hinter uns.







        Bald sind wir wieder ziemlich alleine. Leider müssen wir nun noch länger als beim Aufstieg auf der asphaltierten Brockenstraße laufen bis wir endlich auf den Glashüttenweg treffen und in den Wald abbiegen dürfen. Es ist wirklich schade, dass es keinen Weg auf den Brocken gibt, der keinen Abschnitt auf Asphalt hat. Am Glashüttenweg treffen wir auf einen Vater mit seinen beiden Söhnen, die mit den Fahrrädern auf den Brocken wollen. Alle drei sind recht erschöpft, freuen sich aber schon auf die Abfahrt. Hier holen wir den nächsten Stempel ab und biegen in den Wald ein. Meine Füße sind mittlerweile ziemlich erschöpft vom Asphalt, meine Fußsohlen brennen höllisch. Nun geht es den vom letzten Jahr schon bekannten Weg entlang. Bald haben wir den Ahrensklint, eine besondere Felsformation, erreicht.





        Trotz kaputter Füße klettere ich mit hinauf um die Aussicht zu genießen. Kirsten möchte nicht mit hinauf, da sie Höhenangst hat. Nach wie vor hüllt sich der Brocken in Nebel, aber der Wurmberg und die Schanze sind gut zu sehen. Wir laufen bald am Pfarrstieg vorbei, hier waren wir letztes Jahr nach Schierke abgebogen, wo wir unser Ferienhaus hatten. Doch wir wollen heute noch etwas weiter. Wir umrunden den Erdbeerkopf, holen am Trudenstein den nächsten Stempel ab und klettern auch hier auf den Felsen.





        Der folgende Weg nach Drei Annen Hohne ist leider nicht so angenehm zu laufen, da er hier zu geschotterten Wanderautobahn mutiert ist. Kurz vor Drei Annen begegnet uns eine Baumernte- und Schälmaschine, die so martialisch aussieht, dass die Wanderer sich verschreckt in die Büsche schlagen. Endlich erreichen wir den Parkplatz von Drei Annen Hohne, meine Füße brennen nach wie vor höllisch, wenn nicht sogar noch höllischer und für meine Geschmack könnte hier eigentlich schon Schluss sein. Die Verlockung nun doch beim Brockentaxi anzurufen, ist sehr groß. Doch ich beiße mich durch und schaffe es von der Bank aufzustehen. Mein Gedanke: Ist man erstmal im Wald, kann man kein Taxi mehr rufen. Ich will es schließlich alleine schaffen. Der Wald ist auf diesem Abschnitt leider sehr eintönig, so bleibt nichts, das etwas Ablenkung oder Zerstreuung bieten könnte. Kirsten und Gerald sind wie so oft dem Blick entschwunden, eigentlich kein Wunder: beide haben deutlich längere Beine als ich mit meinen 1,58m und Gerald ist ja UL unterwegs. Nur mit einem einfachen Tagesrucksack ohne Tragesystem, Beckengurt oder sonstigem Gedöns. Nur Ralf läuft neben mir und spricht mir Mut zu und feuert mich an, obwohl ich ihm anbiete, mich hier und jetzt zu erschießen und im Wald zu verscharren. Doch irgendwann ist auch die schlimmste Quälerei beendet und wir erreichen Königshütte. Dort werden wir von einem älteren Mann freundlich empfangen: "Jetzt ist es nicht mehr weit, nur noch 1 km! Ihr wollt doch zum Felsen?" Tatsächlich wir wollen zur Pension mit Gasthaus am Felsen. Doch vorher liegt noch die letzte Stempelstelle am Wasserfall in Königshütte vor uns. Irgendein Sadist hat die Stempelstelle nicht unten sondern oben auf dem Berg aufgestellt. Also müssen wir auch da noch mal hinauf. Eigentlich hätte ich ja einem der anderen mein Heft mitgeben können, doch ich bin stur. Ich hab mir die Wandernadel nur verdient, wenn ich alles selbst gestempelt habe. Also kraxle ich auch dort noch hinauf, stemple und kraxle wieder runter.


        Ausblick von oben am Wasserfall in Königshütte

        Unten treffen wir auf Mutter und Tochter vom Brocken, auch sie wollen noch zur Pension am Felsen. Der angekündigte Kilometer zieht sich dann noch wie Kaugummi, doch irgendwann stehen wir ungläubig vor der Pension, die direkt am Weg liegt. Endlich Rucksäcke ab, heiß duschen und kurz ins Bett legen und gut zu decken. Dann sieht die Welt doch schon ganz anders aus. Wir humpeln rüber zum Gasthaus, wieder einmal froh, dass wir uns nun nicht noch ums Kochen kümmern müssen. Auch an diesem Abend kommen wir nicht zum Spielen: auf den Zimmern gibt es Fernsehen. Aber auch das können wir nicht lange genießen, Augen zu machen und schlafen ist viel verlockender.

        Tagesbilanz: etwa 28 km, von 9:10 bis 18:00 Uhr unterwegs

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        • blitz-schlag-mann
          Alter Hase
          • 14.07.2008
          • 4851
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

          :thumbup::thumbup:

          Viele Grüße
          Ingmar
          Viele Grüße
          Ingmar

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          • stoeps
            Dauerbesucher
            • 03.07.2007
            • 537

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            #6
            [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

            Sehr schön; von Harz-Berichten kann ich wohl nie genug kriegen.

            Und Mensch, Du beschreibst Dich als Anfänger, Dir tut schon alles weh, aber machst 28 km mit Brocken … Hut ab!!


            Gruß
            stoeps
            „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
            ― John Muir

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            • blitz-schlag-mann
              Alter Hase
              • 14.07.2008
              • 4851
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              #7
              AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

              Ja der Hexenstieg lockt mich auch mal wieder... Sehr schöner Bericht.

              Viele Grüße
              Ingmar
              Viele Grüße
              Ingmar

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              • abgefahren29
                Neu im Forum
                • 04.11.2013
                • 3
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                #8
                AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                Der Brocken weckt direkt Kindheitsgefühle in mir,
                super Bericht und viele schöne Fotos.

                Da muss ich auch unbedingt wieder hin, Wandern in dem Umfang konnte ich als Kind natürlich nicht.

                Neuer Ansporn

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                • Gast-Avatar

                  #9
                  AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                  Zitat von abgefahren29 Beitrag anzeigen
                  Da muss ich auch unbedingt wieder hin, Wandern in dem Umfang konnte ich als Kind natürlich nicht.
                  Wieso natürlich nicht? Lag es daran, dass der Brocken früher gesperrt war?

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                  • RoterMilan
                    Anfänger im Forum
                    • 02.08.2013
                    • 39
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                    Der Brocken war auch echt ein Highlight der Tour. Und irgendwie war es im Nebel und bei Wind auch schöner, als wenn es nun strahlender Sonnenschein gewesen wäre. Denn bei Sonnenschein kann ja jeder

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                    • ApoC

                      Moderator
                      Lebt im Forum
                      • 02.04.2009
                      • 5863
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                      Schöner Bericht. Von Ilsenburg kommt man aber soweit ich weiss ohne Asphalt auf den Hügel. Kenne den Weg nur im Winter aber wüsste nicht wo da Straße ist. Ist natürlich dann nicht mehr der Hexenstieg oder wäre ein ordentlicher Umweg.

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                        Zitat von RoterMilan Beitrag anzeigen
                        Der Brocken war auch echt ein Highlight der Tour. Und irgendwie war es im Nebel und bei Wind auch schöner, als wenn es nun strahlender Sonnenschein gewesen wäre. Denn bei Sonnenschein kann ja jeder
                        Hmm, ein bisschen Sicht ist aber auch nicht Schlecht. Ich war das letzte Mal vor ca. 20 Jahren auf dem Brocken. Jedenfalls wird es nun endlich mal Zeit für den Hexen-Stieg.

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                        • codenascher

                          Alter Hase
                          • 30.06.2009
                          • 4977
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                          Zitat von ApoC Beitrag anzeigen
                          ...Von Ilsenburg kommt man aber soweit ich weiss ohne Asphalt auf den Hügel. Kenne den Weg nur im Winter aber wüsste nicht wo da Straße ist. ...
                          Kein Asphalt, dafür Panzerplatten

                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                          meine Weltkarte

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                          • RoterMilan
                            Anfänger im Forum
                            • 02.08.2013
                            • 39
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                            Von Ilsenburg kommt man aber soweit ich weiss ohne Asphalt auf den Hügel.
                            Ja, stimmt. Der Hirtenstieg ist der einzige Weg auf den Brocken, der zum Schluss nicht auf der asphaltierten Brockenstraße landet. Und er gehört zum Harzer Grenzweg, der Grenzweg wäre dann ja ein Projekt für nächstes Jahr. Das Stempelheft muss ja noch voll werden.

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                            • TrekkerT
                              Erfahren
                              • 30.04.2013
                              • 172
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                              #15
                              AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                              Die Tour auf und um den Brocken habe ich 1994 als erste mehrtägige Tour mit Übernachtung im Freien gemacht. Nach Deinem Bericht überlege ich jetzt ernsthaft, nächstes Jahr (zum 20jährigen ) eine "Back to the Roots Tour" im Harz zu machen. Danke für die schönen Fotos und den netten Bericht.
                              Trekker T
                              Back to the boots ---- the-trekker.de

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                              • Jack68
                                Erfahren
                                • 30.03.2012
                                • 401
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                                #16
                                AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                                ...da war ich gerade so schön im Lesen und nun das: Gehts hier nicht mehr weiter?
                                Seit 2013 verschollen?
                                ...

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                                • RoterMilan
                                  Anfänger im Forum
                                  • 02.08.2013
                                  • 39
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                                  #17
                                  AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                                  Wir sind angekommen, so viel schon mal vorab. Ich bin im Moment aber ziemlich durch meinen Studienabschluss belastet, so dass ich leider noch nicht dazu gekommen bin, die Fortsetzung zu schreiben. Kommt aber noch, versprochen.

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                                  • Jack68
                                    Erfahren
                                    • 30.03.2012
                                    • 401
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                                    #18
                                    AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                                    ...Danke und viel Erfolg!
                                    ...

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                                    • RoterMilan
                                      Anfänger im Forum
                                      • 02.08.2013
                                      • 39
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                                      #19
                                      AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                                      Tag 4 Der ohne Wirtshaus (Königshütte - Rübeland - Altenbrak, Nordroute)

                                      Frühstück gibt es um 8 Uhr, um 9 Uhr sind wir abmarschbereit. Das Frühstück war bis jetzt am besten, die Pensionswirtin sehr nett und aufmunternd. Meine Füße haben sich zwar schon wieder etwas erholt, doch ich befürchte, dass die Schmerzen unter Last sehr bald wieder kommen. Ralf schlägt daher vor, zwei Paar Wandersocken übereinander zu tragen, da meine Schuhe doch ein wenig zu geräumig sind. Ich probiere es aus und hoffe sehr, dass es wirkt. So einen Tag wie gestern (jedenfalls mit den schmerzenden Füßen) brauche ich nicht noch mal.


                                      Heute ist wieder herrliches Wetter, die Sonne scheint, es ist warm und der Wald leuchtet in allen Farben des Herbstes. Der erste Aufstieg des Tages führt uns zur Ruine Königsburg, die noch zu Königshütte gehört. Hier gibt es den ersten Stempel des Tages. Man muss schon sagen, dass diese Stempelstellen wahre Motivationsschübe bringen. Ohne das Stempelhäuschen wären wir vielleicht nicht da rauf geklettert.


                                      Nun geht es an der Überleitungssperre entlang, die das Wasser aus der Bode in den benachbarten Rappbodetal-Stausee über unterirdische Stollen abpumpt.


                                      Im Moment ist Niedrigwasser und so begegnen wir einem Angler, der eine geeignete Stelle zum Abstieg ans Wasser sucht. An der Staumauer gibt es den nächsten Stempel und weiter geht es an der ungestauten Bode entlang, zum Teil gibt es jetzt wieder kräftige Anstiege. Wir passieren Susenburg und umrunden einen Kalkabraumberg. Es ist nun so warm, dass ich mir bei der nächsten Pause den unteren Teil meiner Hose abzippen muss. Leicht verärgert denke ich an die Skiunterwäsche, die ich im Rucksack mitschleppe und die auch morgen sicher nicht zum Einsatz kommen wird. Aber wenn ich sie nicht dabei gehabt hätte, hätte ich sicher gefroren und wir wären vor lauter Wind und Regen vom Brocken geweht worden. So ist das nun mal.
                                      Unterwegs begegnen wir nun des öfteren zwei Wanderfreunden, die offenbar den gleichen Weg wie wir haben. Mal sind wir vorne, dann wieder die beiden. Wir erreichen den Aussichtspunkt am Hohen Kleef, stempeln unseren Wanderpass ab und genießen den Überblick über Rübeland.
                                      Na ja, Kirsten nicht, da sie sich wegen ihrer Höhenangst nicht auf die Aussichtsplattform wagt.


                                      Im Wald entdecke ich ein schwarzes Eichhörnchen, das schnell das Weite sucht als es uns entdeckt. Wir steigen wieder isns Tal ab und lassen Rübeland links liegen (im Nachhinein ein schwerer Fehler) und nähern uns Neuwerk. Dort wollen wir zu Mittag essen und einkehren. Doch die einzige Lokalität dort hat zu und laut Auskunft der lokals auch "schon länger für immer". Auch unsere zwei Wanderfreunde sitzen etwas traurig davor in der Sonne herum. Das ist nun ärgerlich. So richtig viel zu essen haben wir nicht mehr dabei und zurück nach Rübeland wollen wir auch nicht. Erst in Wendefurth in etwa 7km gibt es die nächste Einkehrmöglichkeit. Doch was hilfts, wir laufen weiter und schleppen uns zum nächsten Rastplatz im Wald und durchsuchen unsere Rucksäcke nach den letzten Essensresten: altbackenes Brot und Babybel findet sich, dazu ein Schluck Wasser und zum Nachtisch noch ein Pickup.


                                      Heute wird Kirsten von ihrem Fuß bzw. Überbein geplagt, das recht dick angeschwollen ist und ihr beim Laufen auf den Zeh drückt. Damit muss sie nach der Tour wohl mal zum Arzt. Nach der Pause nähern wir uns dem nächsten Stausee des Rappbodetalsperrensystems und schlängeln uns durch den Wald daran vorbei. Hier ist der Wald ein besonders schöner Mischwald, der in der Sonne leuchtet.


                                      Den Stausee kann man durch die Bäume schimmern sehen, doch auch er führt nur wenig Wasser. Vom Aussichts- und Stempelpunkt an der Talsperre können wir hinunter auf die Staumauer sehen, dahinter soll dann auch endlich ein Lokal sein, das wir ansteuern wollen.


                                      Wir wandern also über die Staumauer, erklimmen den Hügel und sehen das Restaurant. Hier genehmigen wir uns Kaffee/Tee und Kuchen. Zwischenbilanz: Den Füßen geht es heute wunderbar, zwei Paar Socken helfen tatsächlich (und so wandere ich seit dem immer mit zwei Paar Socken und hatte bisher keine Probleme mehr).Nach dieser wohlverdienten Pause geht es weiter an der Bode entlang Richtung Altenbrak unserem heutigen Etappenziel. Leider liegt die Unterkunft, Pension Harzresidenz (welch pompöser Name für eine bessere Jugendherberge) am Ende des Ortes, zu allem Überfluss auch noch oben am Hang. Wenigstens geht der Weg hier entlang und wir müssen das morgen nicht wieder zurücklaufen. Endlich angekommen werden wir schon an der Tür vom Pensionswirt begrüßt aber leider nicht freundlich, sondern gleich mit Vorwürfen überhäuft: Warum wir nicht angerufen hätten, dass wir so spät erst kommen würden (es war kurz nach 18 Uhr). Wenn er jetzt die reservierten Zimmer anderen Wanderern hätte geben müssen (was er offensichtlich nicht getan hatte, da niemand sonst die Zimmer haben wollte) usw. Wir lassen ihn ein wenig meckern und dürfen dann doch unsere Zimmer beziehen. Zum Essen geht es in die benachbarte Jägerbaude, zum Glück müssen wir nicht noch mal runter in den Ort. Die Bedienung hier ist zwar nicht überfreundlich (sie ignoriert uns recht lange und geht dreimal an uns vorbei, bis wir die Karte bekommen), aber das Essen ist ausgezeichnet und lecker. Gerald und Ralf essen Wildgulasch, Kirsten bekommt ein selbstgemachtes Cordon Bleu und ich ein Pilzomlette mit Salat, vor allem der Bohnensalat ist richtig gut.
                                      In der Pension haben wir ein Wandererzimmer, also Toilette und Dusche sind auf dem Gang, dafür ist es dann etwas günstiger als die "normalen" Zimmer. Außerdem kann man dann dort die Handtücher trocknen lassen ohne, dass sie das Zimmer befeuchten. Auch hier gibt es einen Fernseher und wegen Erschöpfung endet auch dieser Abend recht bald und ohne Spielen.

                                      Tagesbilanz: etwa 26 km, von 9:20 bis 18:15 Uhr unterwegs

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                                      • RoterMilan
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                                        • 02.08.2013
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                                        #20
                                        AW: [DE] Stempelnd durch den Harz - Hexenstieg im Oktober 2013

                                        Tag 5 Der letzte (Altenbrak-Thale)

                                        Welch ein Wunder: auch dieser Tag beginnt um 8 Uhr mit dem Frühstück. Der Pensionswirt ist sehr fürsorglich und hat ein gemütliches und einladendes Buffet vorbereitet. Die Pensionswirtin ist ein wenig besserwisserisch und herablassend. Wir erzählen, dass wir eigentlich in Neuwerk einkehren wollten, darauf antwortete sie, dass doch jeder wisse, dass das Lokal schon lange geschlossen habe. Na ja, nicht jeder und auch auf meiner Karte und im recht aktuellen Kartoguide zum Hexenstieg stand die Lokalität noch drin. Als sie dann noch meinen Wanderpass sieht, fragt sie uns gleich, welche Stempel wir denn alle hätten und dass wir nicht gehen dürften, wenn wir nicht in Altenbrak auch alle Stempel hätten. Vielleicht war es nett gemeint, es wirkte aber nicht so, sondern bevormundend und herablassend. Wir schauen also, dass wir wegkommen und zu unserer üblichen Zeit um kurz nach 9 Uhr brechen wir auf. Das Startfoto müssen wir diesmal im Wald machen, da wir im Ort nicht mehr dran gedacht haben.


                                        Leider verpassen wir auch den Einstieg oder einen Abzweig, so dass wir die erste Strecke nicht unten im Bodetal sondern oben am Berg laufen. Einige Auf- und Abstiege später kommen wir in Treseburg an. Mein Knie hat den letzten Abstieg nach Treseburg nicht so gut vertragen und schmerzt nun beharrlich, die Brockenstraße steckt mir auch noch in den Knochen, so dass ich bald wieder weit zurück falle und den steilen Weg mehr hinunter humpeln als laufen kann. In Treseburg treffen wir dann auch wieder alte Bekannte, Mutter mit Tochter, die uns auf dem Brocken schon begegnet sind.


                                        Ab hier ist man spätestens auch nicht mehr alleine, es wimmelt von Tagesausflüglern, die entweder von Thale oder Treseburg aus durch das Bodetal spazieren, zum Teil mit abenteuerlichem Schuhwerk (Stöckelschuhe, Sandalen,...). Man kommt sich mit schwerem Rucksack wie ein Alien vor. Auch wird es nun schwieriger, sich mal kurz in die Büsche zu schlagen: zum einen gibt es kaum Büsche, sondern rechts neben einem der Steilhang und links daneben die rauschende Bode. Der Weg ist recht tückisch, überall größere und kleinere, z.T. recht scharfkantige Steine, die vom vielen Laub verdeckt darauf warten, dass ein unachtsamer Schuh darauf tritt und aus- oder abrutscht. An den Sonnenklippen erreichen wir die vorletzte Stempelstelle auf dem Hexenstieg. Der Weg schlängelt sich nun immer an der Bode entlang, mal weiter unten, mal weiter oben. Das Bodetal ist im Herbst unglaublich schön, unten der rauschende Fluss, an den Hängen die bunten Blätter der Laubbäume.


                                        Mal gibt es zur Sicherheit ein Geländer, damit man nicht abstürzt. Angenehmer Nebeneffekt: man kann sich beim über die Steine balancieren daran festhalten, besonders bei Abstiegen sehr knieschonend.






                                        An der Teufelsbrücke geht es über die Bode und auf der anderen Seite weiter. Dann bricht Begeisterung aus als die Rosstrappe im Blickfeld erscheint. Es wird klar, dass Thale nicht mehr fern ist. Die letzte Stempelstelle am Gasthaus Königsruhe wird erreicht, hier werden wir zwar mit Essensdüften betört, doch wir wollen erst in Thale einkehren und wandern weiter. Nun geht es wieder auf die andere Seite der Bode, da der Hauptweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist. Einige Wanderer und Radfahrer lassen sich von der "Lebensgefahr" nicht weiter abschrecken und laufen bzw. fahren dennoch weiter. Es ist wirklich nicht mehr weit, einmal geht es noch um die Kurve und plötzlich stehen wir an der Talstation der Kabinenbahn zum Hexentanzplatz. Wir suchen die Örtlichkeiten auf, bringen unsere Rucksäcke zum Auto und fliegen quasi zum Restaurant "Zum Wasserdrachen", wo wir zu Mittag essen wollen. Dank des Gutscheinheftes der Kurtaxe, die wir heute in Altenbrak zum ersten Mal zahlen mussten, ist ein Essen umsonst. Nach dem leckeren Mittagessen laufen wir durch den Stadtpark zur Touristinfo am Bahnhof. Dort entdecken wir auch das Start/Ziel-Schild des Hexenstiegs und machen ein Abschlussbild.


                                        In der Touristinfo holen wir unsere Hexenstieganstecker und silberne Wandernadeln ab. Da es noch früh ist und noch was vertragen können, kehren wir an der Talstation an und nehmen Kaffee/Tee und Kuchen zu uns. Wir unterhalten uns noch eine Weile und freuen uns, dass wir so gut durchgehalten haben und dass die Wanderung sehr viel Spaß gemacht hat, auch (oder vielleicht auch wegen) der ganzen Anstrengung. Dann machen wir uns wieder auf den Weg zum Parkplatz, Gerald düst ab nach Karlsruhe, wir bringen Kirsten wieder zurück nach Magdeburg zum Bahnhof. Doch erst muss eine Tonne Eintagsfliege, die sich in den Türritzen des Autos breit gemacht haben, entfernt und verscheucht werden. Wenn man das Auto mal ne Weile alleine lässt. Auf der Fahrt passiert nichts Spektakuläres mehr, Kirsten wird sicher in Magdeburg ausgeladen und wir treten die Heimreise nach Berlin an. Schön war's und im nächsten Jahr kommen wir bestimmt wieder, es warten ja auch noch jede Menge Stempelstellen auf uns!

                                        Tagesbilanz: ca. 17km, von 9:00 bis ca. 13:30 Uhr unterwegs

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