[NZ] Südalpenwildnis

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  • paddel
    Fuchs
    • 25.04.2007
    • 1864
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [NZ] Südalpenwildnis

    Wie immer: Faszinierend!!!
    Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
    vorausgesetzt man hat die Mittel.

    W.Busch

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
      • 1194
      • Privat

      • Meine Reisen

      #42
      AW: [NZ] Südalpenwildnis

      Mir fehlen die Worte, ich bin einfach nur begeistert. Was für eine Landschaft und was für Touren, die Du da gemacht hast. Und das coolste ist, dass die aktuellen Tourenberichte Deiner letzten Neuseelandtour ja auch noch kommen sollen. Darauf freu ich mich schon.

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      • elcom
        Gerne im Forum
        • 08.08.2013
        • 99
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        AW: [NZ] Südalpenwildnis

        Let me get this straight: du bist in den Pyrenäen unterwegs gewesen und bist dort zwei Hikern begegnet, mit denen du nur ein kurzes Schwätzchen gehalten hast und dann ging's weiter. Und dreieinhalb Jahre später laufen dir ausgerechnet diese beiden Personen in einer der gottverlassensten Gegenden auf der anderen Seite der Welt über den Weg? Die Welt ist klein. Scheinbar noch viel kleiner, als ich bisher dachte
        One says to me, "I wonder that you do not lay up money; you love to travel; you might take the cars and go to Fitchburg today and see the country." But I am wiser than that. I have learned that the swiftest traveller is he that goes afoot. ― Henry David Thoreau
        Mein Blog: http://cheeseburgerhikes.blogspot.com/

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        • Mika Hautamaeki
          Alter Hase
          • 30.05.2007
          • 3979
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          AW: [NZ] Südalpenwildnis

          Ohauahauaha, was ne Tour. Vieloen Dank für den genialen Bericht.
          Aus deinen Bildern und Kommentaren entnehme ich, daß man ohne Steigeisen und alpine Erfahrung die Strecke nicht gehen sollte (jedenfalls nicht diese Routenführung), richtig? Hätte man ohne Berggerödel auch eine echte Chance die Tour zu machen oder wäre man an die weniger spektakulären Routen (östlich/nördlich) des Hauptkammes gebunden?
          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
          A. v. Humboldt.

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          • berniehh
            Fuchs
            • 31.01.2011
            • 2402
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [NZ] Südalpenwildnis

            Zitat von elcom Beitrag anzeigen
            Let me get this straight: du bist in den Pyrenäen unterwegs gewesen und bist dort zwei Hikern begegnet, mit denen du nur ein kurzes Schwätzchen gehalten hast und dann ging's weiter. Und dreieinhalb Jahre später laufen dir ausgerechnet diese beiden Personen in einer der gottverlassensten Gegenden auf der anderen Seite der Welt über den Weg? Die Welt ist klein. Scheinbar noch viel kleiner, als ich bisher dachte
            Ja das war schon lustig die beiden nach über dreieinhalb Jahren zufällig auf der anderen Seite der Welt nochmal zu treffen. Das erinnert mich auch an ein Erlebnis von 2008 in den kanadischen Rockies. Ich hatte gerade ein Trek beendet, kam auf den Highway und versuchte per Anhalter in die nächste Stadt zu trampen. Nach kurzer Zeit nahm mich ein Mann mit. Während der Fahrt stellte sich im Gespräch heraus daß wir uns 9 Jahre zuvor schonmal begegnet sind in einer abgelegenen Goldmine der kanadischen Coast Mountains! Da merkt man auch so richtig wie klein die Welt doch ist
            www.trekking.magix.net

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            • berniehh
              Fuchs
              • 31.01.2011
              • 2402
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              AW: [NZ] Südalpenwildnis

              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
              Aus deinen Bildern und Kommentaren entnehme ich, daß man ohne Steigeisen und alpine Erfahrung die Strecke nicht gehen sollte (jedenfalls nicht diese Routenführung), richtig? Hätte man ohne Berggerödel auch eine echte Chance die Tour zu machen oder wäre man an die weniger spektakulären Routen (östlich/nördlich) des Hauptkammes gebunden?
              Es stimmt zwar daß man Teile meiner Route nicht ohne Steigeisen und alpine Erfahrung gehen sollte, aber die Southern Traverse kann man dann natürlich trotzdem machen. Es ist keine feste Route sondern da kann sich ja jeder seine eigene individuelle Route zusammenbasteln. Z.B. vom Arthur´s Pass nach Mt Cook nur über unvergletscherte Pässe auf dieser beschriebenen Route hier. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen dass auch auf dieser Route einige steile hochalpine Pässe zu queren sind (für die im Frühsommer unter Umständen Steigeisen nötig sein könnten). Es gibt aber auch noch so viele weitere Routenmöglichkeiten. Im Zweifel kann man ja noch weiter östlich der Main Divide auf den Te Araroa, der ist auf jeden Fall ohne Steigeisen und alpine Erfahrung möglich. Die Landschaft da ist halt eine andere.
              nördlich vom Arthur´s Pass braucht man definitiv keine Steigeisen mehr, auch die Mt.Aspiring Region lässt sich auf guten Trekkingrouten durchqueren. Und das Fiordland ist sowieso ein Fall für sich
              www.trekking.magix.net

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              • berniehh
                Fuchs
                • 31.01.2011
                • 2402
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [NZ] Südalpenwildnis

                2. Garden of Eden & Garden of Allah

                18 Tage

                Die Garden of Eden und Garden of Allah Ice Plateaus liegen in der Adams Wilderness, einer abgelegenen Region der zentralen Südalpen an der Main Divide. Darüber braucht man eigentlich nichts gelesen zu haben, es reicht schon ein Blick auf die Topokarten um beurteilen zu können daß dies eine absolut hammermäßige Gegend sein muss!!

                Nur wenige Leute machen sich die Mühe auf eine Tour dorthin und oftmals scheitern sie dann auch noch. Klar, das Gelände ist schwer, aber daran liegt es meistens nicht. In der Regel liegt es am Wetter weshalb viele Touren scheitern. Aufgrund der Lage direkt an der Main Divide bekommt das Gebiet alles an schlechtem Wetter ab was Neuseeland zu bieten hat mit den höchsten Niederschlagsmengen des Landes, bis zu 8000 mm pro Jahr.

                Auch bei mir war erst der dritte Versuch, das Garden of Eden & Garden of Allah zu erreichen, von Erfolg gekrönt.
                Den ersten gescheiterten Versuch habe ich schon auf meiner ersten Neuseelandreise erlebt, während meiner Southern Traverse. Als ich von Mt Cook Village Richtung Norden aufbrach war schon abzusehen daß ich es definitiv nicht mehr bis zum Arthur´s Pass schaffen würde, meine Reisezeit neigte sich dem Ende zu. Als ich einige Tage später mein food drop in der Kelman Hut am Tasman Saddle erreichte, hatte ich noch Essen für 2 Wochen. Das reicht gerade noch bis zum Garden of Eden,.......da wollte ich unbedingt noch rüber, aber danach sollte Schluss sein.

                Vom Tasman Saddle brauchte ich 6 Tage bis zum Veil Bivvy am Talende des Havelock Valley. Siehe hier


                Veil Bivvy - dies ist nicht das Klohaus sondern die Haupthütte

                Viele Leute kommen nicht hierher, das Hüttenbuch war über 20 Jahre alt und noch nichtmal halb voll.
                Via Disappointment Saddle und Schrund Peak wollte ich vom oberen Havelock Valley auf das Garden of Eden Ice Plateau steigen, dann auf der anderen Seite runter nach Westland wo ich die Tour beenden wollte.
                Vom Tasman Saddle bis hierher genoss ich ja absolutes Traumwetter, aber als ich das Veil Bivvy erreichte begann der Sturm und Regen! Ausgerechnet jetzt wo es darauf ankommt!! Wenn dies der Beginn einer längeren Schlechtwetterperiode ist kann ich das Garden of Eden vergessen, das war klar!

                Und so kam es dann auch: 6 Tage nonstop Regen und Sturm!! Das heisst also 6 Tage warten in diesem winzigem Bivvy!! Ans aufbrechen war absolut nicht zu denken. Richtung talaufwärts sowieso nicht, aber auch der Weg zurück talabwärts war aufgrund angeschwollener Flüsse blockiert und unpassierbar. Ich saß also erstmal fest!
                Während des Sommers durfte ich ja schon so einige längere Schlechtwertterphasen erleben, aber diese hier war die schlimmste! Zum Glück gab´s hier wenigstens dieses kleine trockene Bivvy! Die 6 Tage im nassen Zelt bei dem Regen und Sturm wäre alles andere als angenehm!!

                Als sich 6 Tage später das Wetter endlich mal besserte war es zu spät für das Garden of Eden. Ich hatte gerade noch Zeit auf dem schnellsten und einfachsten Weg Richtung talabwärts auszusteigen um meinen Heimflug nicht zu verpassen. Das weglose wandern dieses offene Tal abwärts war zwar nicht schwer, aber schon 4 Kilometer weiter talabwärts versperrte ein von rechts einmündener reißender brauner Bach aus einen kleinen Nebental (Eric Stream) das Weiterkommen. Auf dem Hinweg vor 6 Tagen war dies nur ein kleiner Plätscherbach, leicht zu durchfurten. Und nun dies, absolut unquerbar!

                Über große Steine stieg ich am Bach entlang dieses kleine Tal aufwärts, bis ich 2 km weiter auf einer vom letzten Winter noch nicht weggetauten Altschneebrücke den Fluss queren konnte. Dann auf der anderen Seite wieder zurück ins Havelock Valley. Es folgte noch ein weiterer unquerbarer Bach und dann musste der Haupt Havelock River durchfurtet werden, was man zur Zeit ebenfalls absolut vergessen konnte. Der einzigste momentan mögliche Weg talabwärts war eine komplizierte Bushbash-Route über einen hohen Bergrücken. Dahinter wurde das Tal dann endlich weit, flach und hindernissfrei. Nach drei Tagen vom Veil Bivvy erreichte ich endlich die Mesopotamia Station, die erste Farm am Beginn einer Schotterstraße. Das Garden of Eden hatte ich zwar nicht erreicht, aber die Southern Traverse war trotzdem ein voller Erfolg! Nun waren´s noch 60 Kilometer zum Beginn der Asphaltstraße. Nach zwei Stunden Pistenwandern das erste Fahrzeug, ich bekam den Lift zurück in die Zivilisation.

                --------------------------------------------------------------------------------------------

                Fast 9 Jahre später habe ich endlich eine erfolgreiche Tour über das Garden of Eden Ice Plateau hinbekommen, auf meiner dritten Neuseelandreise im Südsommer 2006. Diesmal wollte ich von der Westlandseite hochsteigen und nicht mehr von Osten aus, obwohl es von Osten die deutlich leichteren Zustiegsrouten gibt. Von der Westlandseite ist das Garden of Eden deutlich unzugänglicher und schwerer erreichbar als von Canterbury. Deshalb entschied ich mich ja auch für die Route über die Lambert Tops. Ich hatte mal irgendwo gelesen daß dies die einfachste Zustiegsroute von Westland aus sein sollte. Auf älteren Topokarten ist sogar noch ein Pfad eingezeichnet, der von der Hunters Hut hoch auf die Lambert Tops führt.

                Mein Rucksack war megeschwer mit Proviant für knapp 20 Tage. Meine Route war etwa 125 Kilometer lang. Bei gutem Wetter wäre die Strecke locker in 10 bis 12 Tagen zu schaffen gewesen, aber es war nicht gut. Es war jetzt Anfang Februar und während der letzten anderthalb Monaten hatte ich schon zwei lange Westlandtouren hinter mich gebracht. Meine Erfahrung auf diesen Treks hat gezeigt wenn man für eine bestimmte alpine Route eine bestimmte Anzahl Tage braucht, sollte man Essen für etwa die doppelte Anzahl Tagen mitnehmen. Den Rest der Zeit wird man mit dem Aussitzen von schlechtem Wetter verbringen, es sei denn man erwischt so einen super Sommer wie 2013.
                Im Jahr 2006 hat das auch ganz gut so hingehauen. 18 Tage hat die Tour letztendlich gedauert. Es war kein guter Sommer, aber auch kein so schlechter, laut den Einheimischen eher ein Durchschnittssommer.

                Über das Wanganui River Valley bin ich reingewandert. Die erste Nacht habe ich in der Hunters Hut verbracht, nach 18 Kilometern vom Trekkingstart.
                Am nächsten Tag kundschaftete ich erstmal die weitere Route aus. Mehrere Stunden brauchte ich bis ich paar alte Permolatmarkierungen fand, die den steilen Regenwaldbergrücken zwischen den beiden Tälern des Lambert River und Adams River hochführten und ich herausfand daß der auf meiner Karte eingezeichnetnete Pfad nicht (mehr?) existierte.

                Bei dieser Affenhitze mit meinen über 40 kg schweren Rucksack dort hoch zu bush-bashen würde mir für heute aber zu viel werden. Ich vermutete daß ich fast den ganzen Tag brauchen werde nur um die Buschgrenze zu erreichen. Talrouten wären unpassierbar, denn der Lambert River führt durch eine gewaltige unpassierbare Schlucht. Ich kehrte um zur Hütte, machte mir dort einen gemütlichen Restnachmittag und verschob das Problem auf morgen.

                Am nächsten Tag stieg ich weglos durch den dichten Regenwald den Bergrücken hoch. Ich machte mir nicht die Mühe nach weiteren Markierungen zu suchen, die eh kaum noch vorhanden waren. Der Wald war zum Glück einigermaßen gut gangbar und ich kam den Umständen entsprechend gut voran. Mördermäßig anstrengend wurde es erst als ich nach 4 Stunden aus dem Wald ins alpine Buschland kam. Hier begann ein absoluter Alptraum-Abschnitt!! Der Schweiß lief in Strömen! Der Busch war so undurchdringlich, es war fast unmöglich da durchwandern. Man musste hier an eingigen Stellen über das Buschland drüberhinwegklettern, manchmal ohne Fußkontakt zum Boden. Gelegentliches Einkrachen lies sich nicht vermeiden und dann hing ich da, mit dem linken Fuß den Boden berühren und dem rechten Bein einen Meter in der Luft über irgendeinen Ast gehangelt, mit dem ganzen Gerödel auf dem Rücken,..........dann versuch mal da irgendwie wieder rauszukommen! Für einen halben Kilometer brauchte ich fast drei Stunden!

                Als ich endlich von der Gestüppzone ins alpine Snowgras kam wurde das Gelände zwar einfach, aber ich war mittlerweile fix und fertig! Meine Beine zitterten und ich war nichtmal mehr in der Lage mein Zelt aufzuschlagen. Habe unter freien Himmel übernachtet. In 12h40 nur 6 km geschaftt! Aber allein schon die Aussicht von den Lambert Tops war´s wert diese ganzen Strapazen in Kauf genommen zu haben!! Am nächsten Tag musste ich einen halben Tag pausieren bis ich wieder halbwegs bei Kräften war. Zum Glück war das Wetter gut.

                Wenn dies die leichteste Route von der Westlandseite auf das Garden of Eden sein soll, möchte ich nicht wissen wie schwer dann die anderen sind!!


                Blick von den Lambert Tops runter zum Lambert River


                Blick von den Lambert Tops ins Adams River Valley und Mt Kensington


                Lambert Tops

                Von den Lambert Tops querte ich zwei Pässe und schlug mein Camp in einem grauen Gerölltal auf. Am folgenden Tag Niesel und Nebel, das Routenfinden war an diesem Tag unmöglich. Also machte ich wiedermal ein Pausentag. Eine weglose Route hoch zum Lambert Glacier entlang der steilen und von tiefen Bachgullies zerschnittenen Fels- und Geröllhänge musste auch erstmal ohne Gepäck ausgekundschaftet werden, 4 Stunden brauchte ich dafür.


                namenlose Passquerung zum Aciphylla Creek


                Abstieg vom zweiten Pass in ein graues Gerölltal


                Camp 4

                5. Tag: Über einen kleinen Pass an der Ostflande des Mt Lambert erreichte ich das obere Ende es Lambert Glaciers. In einer achteinhalb Kilometer langen Gletscherwanderung ging´s über den Satan Saddle auf das Garden of Allah Ice Plateau.

                Die folgenden zwei Tage war das Wetter nicht gerade das Beste. Aus diesem Grund schaffte ich auch nicht viel. Über den Angel Col erreichte ich am 8. Tag das Garden of Eden Ice Plateau. Dieses Gletscherplateau ist etwa 9 Kilometer lang und bis zu 1 Kilometer breit. Auf der Nordseite wird es von den vergletscherten Gebirgsketten des Devils Backbone und John Pascoe Ridge begrenzt und auf der Südseite fällt es über 1000 m steil ins Perth River Valley ab.


                6.Tag: Aufstieg zum Lambert Glacier


                Aufstieg zum Lambert Glacier


                Blick runter ins Lambert River Valley


                erster Blick auf den Lambert Glacier


                von der Gletscherzunge 1000 Meter Tiefblick ins Tal


                Lambert Glacier


                Camp 6 auf dem Garden of Allah Ice Plateau


                7.Tag: Blick vom Garden of Allah ins Adams River Valley und auf den Arethusa Icefall


                Blick vom Icefall Outlook (Garden of Allah) auf den Beelzebub Glacier


                Blick ins Adams River Valley


                Camp 7 am Gletscherrand


                8.Tag: Angel Col (1810 m), Garden of Eden Ice Plateau

                Nun stand die Frage im Raum auf welcher Route weiterwandern? Definitiv wollte ich wieder auf der Westlandseite, also über das Perth River Valley, meinen Trek beenden. Der kürzeste und leichteste Weg dorthin wäre via Adverse Creek zum Perth River absteigen und dann talabwärts zur Scone Hut. Diese nur 7 Kilometer lange Route talabwärts von der Adverse Creek – Perth River Confluence zur Scone Hut beschreibt Sven Brabyn in seinem Führer „Arthurs´s Pass to Mt Cook“ als mehrtägigen sehr harten bushbash! Da hatte ich nicht so die Lust drauf!! Aber was für Alternativen gibt es sonst noch Richtung Westland? Bleibt also nur noch eine hochalpine Route über The Great Unknown,.....das sieht aber erstens heftig aus, zweitens liegt es im Westen und drittens kommt vom Westen die Suppe! Hier am Angel Col war das Wetter momentan noch so lala, aber da drüben am Great Unknown war schon alles in eine graue Wolken- Regen- und Sturmsuppe gehüllt! Und sie kam näher!

                Meine spontane Entscheidung lautete: auf zur Flucht nach Osten!! Über den Perth Col und Colin Campbell Glacier runter ins Frances River Valley nach Canterbury!
                Wenn ich aber am Perth River meinen Trek beenden will wird es ein Riesenumweg um vom Frances River über zwei hochalpine Pässe zurück nach Westland zu kommen. Das dauert mehrere Tage. Zwar könnte ich auch auf der Canterbury-Seite den Trek beenden, das wäre einfach. Aber die Route über die Cloudy Peak Range und Denniston Pass zurück nach Westland versprach landschaftlich spektakulär zu werden und sind definitiv die Extratage wert! Das wollte ich auf jeden Fall machen!

                Auf dem Weg zum Perth Col musste eine größere Spaltenzone links umgangen werden, dann holten mich Wolken und Nebel ein. Am Fuße des Baker Peak schlug ich mein Camp auf.

                Eine sehr ungemütliche Nacht folgte. Mein Zelt war ziemlich ungeschützt den Sturm und Regen ausgesetzt. Aufgrund der Kombination Regen und Wind war mein Innenzelt irgendwann nass und es tropfte ins Zelt rein. Am nächsten Morgen baute ich im Eiltempo das Camp ab und stieg über den Perth Col und Colin Campbell Glacier runter ins geschützte Tal.

                Nach 6h20 erreichte ich die Mc Coy Hut, an der Einmündung zum Clyde River Valley, die erste Hütte seit der Hunters Hut vor über 8 Tagen. Hier traf ich eine sechser Gruppe Neuseeländer. Sie wollen von hier über den Perth Col auf´s Garden of Eden, dort paar Tage die Gegend auskundschaften und dann auf gleichen Weg wieder zurück. Dies sind die einzigsten Menschen, die ich in den gesamten 18 Tagen traf.


                Frances River Valley (9.Tag)

                Leichter Regen und Niesel den gesamten nächsten Tag,....keine guten Bedingungen für die weglose hochalpine Querung der Cloudy Peak Range. Also wieder ein Schlechtwetterruhetag, zum Glück in einer trockenen Hütte.

                Am drauffolgenden Tag überquerte ich die Cloudy Peak Range über den Fan Col. Auf der anderen Seite kam ich runter ins Havelock Vally.


                Aufstieg zum Fan Col - Blick auf die Main Divide


                Aufstieg zum Fan Col - Blick zurück ins Frances River Valley


                Fan Col (1982 m), Cloudy Peak Range


                Blick zurück vom Fan Col


                Abstieg vom Fan Col ins Havelock Valley - Blick auf den Mount D´Archiac


                Havelock River Valley (11.Tag)


                Havelock River Valley


                Agony Island Bivvy, Havelock River Valley

                Das Wetter stand mal wieder unter keinen guten Stern. In der St Winifred Hut im Havelock Valley wartete ich drei Tage bis sich das Wetter endlich wieder besserte und ich über den Denniston Pass die Main Divide zurück nach Westland queren konnte. Als ich auf der anderen Passseite die Waldgrenze erreichte, stieß ich auf einen markierten Pfad der das Perth River Valley abwärts führte.

                Über das phantastische Regenwaldtal des Perth River beendete ich diesen Trek nach insgesamt 18 Tagen.


                St Winifred Hut, Havelock Valley


                wegloser Aufstieg zum Dennistoun Pass - Blick zurück auf die Cloudy Peak Range


                Aufstieg zum Dennistoun Pass (15.Tag)


                Blick vom Dennistoun Pass auf die Main Divide


                das regenwaldbestandene Perth River Valley


                Nolans Hut am Perth River


                letzte Trekkingnacht in der Nolans Hut
                Zuletzt geändert von berniehh; 14.11.2013, 22:36.
                www.trekking.magix.net

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                • Mika Hautamaeki
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                  • 3979
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                  #48
                  AW: [NZ] Südalpenwildnis

                  Juhu! Es geht weiter!
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • berniehh
                    Fuchs
                    • 31.01.2011
                    • 2402
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                    #49
                    AW: [NZ] Südalpenwildnis

                    3. Westliche Fjordroute

                    20 Tage

                    Dies ist mein letzter Bericht von den alten Touren, danach geht es mit den neuen Treks von 2013 los.

                    Als ich auf meiner dritten Neuseelandreise 2006 meine ganzen Westlandtreks hinter mir hatte, blieb mir noch Zeit für eine letzte 20 tägige Tour. Diese sollte durchs Fiordland führen. Das muss sein, denn eine Neuseelandreise ohne einen längeren Fiordlandtrek geht gar nicht! Es sollte eine Tour an der fjordbestandenen Westküste werden.

                    Schon vor der Reise hatte ich mir dafür zwei mögliche Route angeschaut. Beide Routen versprachen megalohnende Wildnistouren zu werden und eigentlich hätte ich ja auch beide gerne gemacht. Das erste wäre es eine große Südwest-Traverse gewesen via Kisbee Bay – Cameron Mountains und Dark Cloud Range. In dieser abgelegenen Südwestecke Neuseelands kann man über einen Monat lang durch die weglose Wildnis wandern. Dafür wird meine Zeit aber schon etwas zu knapp. Das zweite wäre eine Tour in der Dagg Sound Region gewesen.

                    Für die Dagg Sound Region habe ich mich dann letztendlich entschieden. Der Hauptgrund dafür war daß die Landschaft hier deutlich steiler und schroffer ist wie in der Südwestecke Fiordlands,.....also das sah auf der Karte jedenfalls recht spektakulär aus. Ich wollte grandiose Fjordblicke von oben, und dafür schien die Gegend genau richtig. Und diese Tour passte mit einer Gesamtlänge von nur etwa 125 Kilometern auch eher in mein noch vorhandenes Zeitlimit rein.
                    In der Dagg Sound Region gibt es einige tief eingeschnittene Fjordarme mit einem Labyrinth aus steile und eng eingeschnittene Trogtäler. Viele Täler und Seen haben auf den Topokarten nichtmal einen Namen.
                    Die Südwestecke Fiordlands hebe ich mir für eines meiner nächten Neuseelandreisen auf.

                    Von Westland bin ich per Anhalter nach Te Anau gefahren, es war Mitte März 2006. In Te Anau wollte ich den Trekkingproviant einkaufen und die Anreise zum Trekkingstartpunkt organisieren. Ich vermutete daß ich bei gutem Wetter vielleicht 10 bis 12 Tage brauchen werde,.........ich nahm aber Essen für 20 Tage mit, denn falls es viel regnet werde ich die 20 Tage auch brauchen.

                    Zu meinem Trekkingstartpunkt kommt man nur mit dem Wasserflugzeug. Zur Coal Bay an der Westküste wollte ich mich einfliegen lassen und dann zu Fuß durch die weglose Wildnis zurück in die Zivilisation wandern.

                    Ein Flug dorthin kostet 810 Dollar!! Das war mir jedoch viel zu teuer denn mein Reisebudget betrug nur 15 Euro am Tag!
                    Es werden aber jeden Tag touristische Rundflüge über´s Fiordland gemacht. Um den Flug günstiger zu bekommen musste ich also noch drei weitere Leute finden, die einen Rundflug machen wollten, dann könnte man sich die Kosten teilen. Das war auch kein Problem, die drei Leute waren schnell gefunden. Morgen mittag sollte es losgehen, mit dem Piloten war alles abgesprochen. So brauchte ich nur 240 Dollar für den Flug zahlen.

                    Dies wurde mein erster Trek in Neuseeland für den ich mich entschied ein Mountainradio zu mieten. Auf der Karte sah das Gelände recht schwer aus und ich war mir überhaupt nicht sicher ob ich da überhaupt durchkomme! In Moir´s Guide South waren keine Routenbeschreibungen in dieser Gegend vorhanden und sowohl DOC als auch der Buschpilot wussten von niemanden der diese Strecke schonmal gewandert ist. Dichte Regenwälder mit einem Labyrinth aus enge Trogtäler und steile Felshänge bestimmten das Landschaftsbild.

                    Ich werde tagelang die Kämme folgen müssen und falls da irgendwo eine Stelle kommt wo es nicht mehr weiter geht, war´s das! Für den Fall einer Sackgasse gibt es kaum Alternativrouten und keinen Weg zurück in die Zivilisation, außer ich lasse mir per Helikopter ausfliegen oder an irgendeinen Fjordarm mit dem Boot abholen. Dafür war das Mountainradio gedacht, damit ich mir zur Not einen Rücktransport bestellen kann.

                    Leider war in Te Anau momentan kein einziges Mountainradio mehr zu kriegen, weil sie alle von Jägern vorbestellt wurden. Nur in Dunedin war noch ein einziges erhältlich. Das war aber weit weg und morgen früh brauchte ich es ja schon. Daher wurde es per Kurier nach Te Anau geschickt.
                    Am nächsten Vormittag kam es dann endlich an, gerade noch rechtzeitig eine Stunde vor Abflug! Da hatte ich natürlich keine Zeit mehr es auszuprobieren:-). Die Mietkosten betrugen 40 Dollar pro Woche, ich hatte es für 20 Tage gemietet.

                    12 Uhr gings bei schönem Wetter los, alle vier Plätze waren belegt und ich hatte Proviant für über 20 Tage mit. Der Flug war landschaftlich grandios, unter mir erstreckte sich die unerschlossene Gebirgswildnis Fiordlands, ein Labyrinth aus tiefeingeschnittene Täler, dichte Regenwälder, Fjorde und Seen soweit das Auge reichte. Es war mit eines der spektakulärsten Flüge die ich jemals gemacht hatte, fast noch grandioser wie der Flug über die Misty Fiords Wilderness in Alaska wo ich mir zwei Jahre zuvor für eine längere Tour einfliegen lies.


                    kurz vor dem Abflug in Te Anau


                    grandioser Flug über das Fiordland


                    Flug zu meinem Trekkingstartpunkt

                    An der Coal Bay wollte der Pilot nicht wassern weil die See zu rauh war. Stattdessen landete er paar Kilometer Inland auf dem Lake Beattie. Ich stieg da aus und der Pilot flog mit den drei anderen Touristen wieder weg, ich blieb alleine in der Wildnis zurück.

                    Ich schlug mein Camp im Wald hinter den sandigen Seestrand auf. Ich hätte zwar heute noch mit dem Trek starten können, aber ich machte mir hier einen gemütlichen Nachmittag, die Gegend ist paradiesisch!

                    Am Abend probierte ich zum ersten Mal das Mountainradio aus. Der große Nachteil gegenüber einem Spot oder Emergency Locator Beacon ist das Gewicht, denn Mountainradios wiegen etwa ein Kilo.
                    Der Vorteil ist aber daß man damit Funkkontakt zur Außenwelt hat,..........während man mit dem Spot oder Beacon nur Signale verschicken kann.
                    Jeden Abend kann man damit den Funkkontakt zum Canterbury Mountaineering Service aufbauen. Dazu muss man das 50 m lange Antennenkabel auf dem Boden ausbreiten oder in die Bäume hängen. Punkt 19 Uhr wird die Wettervorhersage für den kommenden Tag durchgegeben und anschließend wird jeder, der auf der Südinsel so ein Ding gemietet hat, mit seiner Funknummer gerufen. Dann gibt man kurz seine Position durch, sagt daß noch alles in Ordnung ist und dann tschüss bis morgen:-) Das ist eine coole Sache und nachdem ich herausgefunden hatte wie es funktioniert, machte es sogar Spass.


                    Lake Beattie, Fiordland


                    Landung auf dem Lake Beattie


                    von meiner Campstelle am Seestrand


                    Lake Beattie - paradiesische Uferlandschaft!


                    Lake Beattie

                    Am nächsten Morgen startete ich meinen Trek. Am ersten Tag ging es durch ein wegloses Regenwaldtal zur Second Cove am Breaksea Sound, ein über 20 km langer Fjord. Es waren nur 6,5 km zur Second Cove, wofür ich 5h50 brauchte. In der Sandfliegenhölle am Ufer schlug ich mein Camp auf. Hier konnte man nicht gemütlich draußen rumsitzen, diese Plagegeister waren hier so zahlreich, wenn ich auch nur für 5 Sekunden mein Zelt öffnete flogen da schon 100 bis 150 von den Biestern rein. Dann war ich erstmal die nächste halbe Stunde mit totdrücken beschäftigt. Sandflys sehen wie winzige Fliegen aus, sie stechen aber wie Mücken.


                    durch ein wegloses Regenwaldtal geht´s zur Second Cove am Breaksea Sound

                    Am nächsten Tag regnete es und ich machte einen Ruhetag beim Camp. Am drauffolgenden Tag gings hoch auf dem Bergkamm. Für die folgenden paar Tage wanderte ich oberhalb der Baumgrenze die Bergkämme entlang. An vielen Abschnitten waren die Kämme leicht bewanderbar. Es waren aber auch viele plackerige Abschnitte dabei, mit dichte Gestrüppzonen, Steilstufen, dazu das ständige auf und ab,....so daß mein Vorwärtskommen insgesamt gesehen deutlich langsamer war als geplant.


                    Blick vom Mt Kellard (1201 m) auf den Breaksea Sound (5.Tag)


                    Breaksea Sound


                    der Lake Beattie vom Gebirgskamm


                    Blick vom Gebirgskamm zurück auf den Breaksea Sound


                    mehrere Tage folgte ich den Gebirgskamm


                    weglose Kammwanderung


                    Blick vom Kamm

                    Am 8. Trekkingtag stieg ich runter zum Dagg Sound. Vom oberen Fiordende führt ein anderthalb Kilometer langer Pfad über eine schmale Landenge, Narrow Neck genannt, die zwischen den Bergen durchführt zur Haulashore Cove, dem Südende des Crooked Arm. Hier endet dieser kurze Pfad. Er wird öfter von Bootsfahrern oder Kayakern benutzt, denn diese beiden Fjorde sind hier nur anderthalb Kilometer voneinander entfernt. Am Ufer schlug ich mein Camp auf.


                    Camp 8 am Crooked Arm

                    Am nächsten Morgen lies ich mein Camp hier stehen und machte ohne Gepäck einen Abstecher auf den steilen namenlosen Berg nördlich von Narrow Neck. Der Berg ist auf der Karte nur mit der Höhenangabe 994 bezeichnet, der Gipfel ragt nur knapp über der Baumgrenze empor. Schon bei der Routenplanung zuhause hatte ich diesen Berg im Visier, als vermutlich phantastische Aussichtsstelle direkt oberhalb von zwei verschiedenen Fjorden. So war es dann auch, die Aussicht war der Hammer!!
                    Nach über 7 Stunden war ich wieder zurück beim Camp. Es lohnte sich dann nicht mehr heute noch weiterzuziehen, also blieb ich noch eine zweite Nacht hier.


                    wegloser Aufstieg zum Berg 994 - Blick zurück zu meiner Campstelle am Crooked Arm


                    Blick vom Berg 994 in den Dagg Sound


                    Blick vom Berg 994 in den Crooked Arm


                    Blick vom Berg 994

                    Am folgenden Morgen (Tag 10) verlies ich Narrow Neck und stieg den sehr steilen Hang hoch auf den offenen Tussokgrasbestandenen Gebirgskamm. Diesen folgte ich für die nächsten fünf Tage. Das Vorwärtskommen war langsam und anstrengend, ständig rauf und runter, mit einige Kletterstellen und paar sehr dichte Buschzonen. Die Landschaft war der Hammer mit grandiose Tiefblicke in die Fjorde!! Die ersten beiden Tage zog sich direkt unter mir der Crooked Arm entlang, dann folgte der Vancouver Arm und Hall Arm, schließlich als letzten Fjordblick der Broughton Arm.


                    steiler Gebirgskammaufstieg - Blick zurück


                    weglose Gebirgskammwanderung


                    Blick vom Kamm runter in den Vancouver Arm


                    Blick vom Kamm runter in den Crooked Arm


                    der Crooked Arm


                    weglose Kammwanderung


                    Camp 11 oberhalb des kurvigen Crooked Arms,....in der Ferne sieht man schon ein Stück vom Malaspina Reach (Doubtful Sound)


                    Tag 12, weglose Kammwanderung. Die dunkelgrünen Abschnitte waren mega anstrengendes bushbashing!


                    Blick vom Camp in namenlose Täler


                    Blick vom Kamm


                    Blick in den Vancouver Arm


                    Blick zurück


                    Vom Gipfel des Mt Danae schaut man 1500 m tief runter in den Hall Arm (13.Tag)


                    letzter Fjordblick in den Broughton Arm (14.Tag)

                    Am 15.Trekkingtag stieg ich den extrem steilen Hang runter in ein namenloses Tal zum Hall Arm. Das war ein fast vertikales Trogtal, der Abstieg sah fast überall kriminell steil aus. Am Tag zuvor, vom Gipfel des Mt Danae, hatte ich mir mit meinem Teleobjektiv (das ich als Fernglas benutzte) auf der Suche nach möglichen Abstiegsrouten gemacht. Nur eine mögliche Abstiegsstelle fand ich, die war aber auch sehr steil und in den dichten Wald auch noch kompliziert und schwer zu finden. Es war aber die einzigste mögliche Route, schon vor dem Trek hatte ich diese Stelle auf der Karte als Knackpunkt gesehen.
                    Wenn ich in dieses Tal nicht runterkommen würde, wäre Schluss! Dann hätte ich mir übers Mountainradio einen Helikopter bestellen müssen, denn Alternativrouten zurück in die Zivilisation gab es nicht.

                    Diesen Trek hatte ich auch unterschätzt!! Die über 120 km lange Strecke wollte ich bei gutem Wetter eigentlich in 10 bis 12 Tagen schaffen. Das Wetter war für Fiordlandverhältnisse auch wirklich 1 A, .......das erste Mal in diesem Sommer langanhaltenes Schönwetter! Trotzdem brauchte ich 20 Tage, bei einer durchschnittichen täglichen Wanderzeit von 5h20 und durchschnittlich 6 Kilometern pro Tag, mit nur zwei Schlechtwetterruhetage.

                    Im Nachhinein betrachtet würde ich sagen, daß diese Tour in 20 Tagen nicht zu schaffen gewesen wäre wenn ich auch nur paar weitere Schlechtwettertage erleben würde. Allein schon für die tagelangen Kammrouten ist unbedingt eine klare Sicht erforderlich!!
                    Wenn das Wetter auf dieser Tour so wäre wie in den ganzen Wochen zuvor auf meinen Westlandtreks, hätte ich mir mit ziemlicher Sicherheit einen Helikopter bestellen müssen weil ich es mit der 20 tägigen Proviantladung nicht rechtzeitig zurück in die Zivilisation gesschafft hätte.

                    Als ich diesen steilen Abstieg geschafft hatte, plackerte ich mir dieses weglose Regenwaldtal aufwärts, querte anschließend die Dingwall Mountains und auf der anderen Seite das Kenneth Burn Valley abwärts. Hier schlug das Wetter um und ein Dauerregen begann. Wegloses bushbashing im Regen ist alles andere als angenehm, dabei können sich schon nach wenigen Stunden wegen dem ständigen reiben der klitschenassen Klamotten auf der Haut schmerzhafte Scheuerstellen bilden,.....die mit der Zeit so unangenehm werden können dass sie einem zum pausieren zwingen würden. Normalerweise würde ich jetzt auch das Camp aufschlagen, aber die Aussicht heute noch auf den Dusky Track zu stoßen und in einer trockenen Hütte zu übernachten trieben mich weiter.


                    namenloses Tal zum Hall Arm,.....hier am oberen Talende, erste offene Lichtungen kurz vor der Waldgrenze.


                    Dingwall Mountains Überquerung


                    hinter dem Pass geht´s weglos das Kenneth Burn Valley abwärts


                    Kenneth Burn Valley


                    moosiger Regenwald im Kenneth Burn Valley

                    Abends stieß ich auf den Dusky Track. Nun waren es noch 3 bis 4 Kilometer schnelles Wandern auf diesen schlammigen Pfad, bis ich im Dunkeln mit der Taschenlampe die Kintail Hut erreichte, am Abend des 17. Trekkingtages. Hier traf ich einen spanischen Tramper, den ersten und einzigen Menschen überhaupt auf dieser Tour!


                    am Abend des 17.Tages traf ich den ersten Menschen, einen spanischen Tramper. Mit Selbstauslöser fotografiert in der Kintail Hut (Dusky Track)

                    Am folgenden Tag regnete es den ganzen Tag in Strömen. Wir blieben beide hier in der Hütte für einen Schlechtwetterruhetag.

                    Bis zum West Arm, dem Trekende, wanderten wir gemeinsam. Normalerweise wird die Strecke von der Kintail Hut zum West Arm in zwei Tagen gegangen, man kann es aber auch in einem Tag schaffen. Aufgrund des nasskalten Schauerwetters machten wir es gemütlich in zwei Tagen und übernachteten am letzten Tag nochmal in der Upper Spey Hut. Am 20 Trekkingtag erreichten wir West Arm, vonwo aus wir das 15 Uhr Boot nach Manapouri zurück in die Zivilisation nahmen. Per Anhalter fuhr ich gleich weiter nach Te Anau, wo ich mich auf dem Campingplatz einquartierte.
                    Zuletzt geändert von berniehh; 17.11.2013, 13:53.
                    www.trekking.magix.net

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                    • Wildniswanderer
                      Erfahren
                      • 08.11.2008
                      • 402
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [NZ] Südalpenwildnis

                      Da kann man wohl nur sagen: Das Glück ist mit dem Mutigen! Würdest du die Tour im Nachhinein noch mal machen, da du ja weisst, wie wetterempfindlich sie ist?
                      Wenn du von "ein paar Kletterstellen schreibst", weiß ich ja, dass da wahrscheinlich ein paar haarsträubende Sachen dabei waren, aber mir würde es gefallen, wenn du solche Schlüsselstellen etwas ausführlicher schilderst, dein Understatement in allen Ehren! (Besonders mit dem Kleiderschrank auf dem Rücken ist das eine spannende Sache)
                      Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Touren eine Inspiration für viele Leute sind, mich würde interessieren, ob es tatsächlich unter den Lesern Menschen gibt, die zum Beispiel eine deiner weglosen Neuseelandtouren auch gehen möchten…

                      Ich bin schon auf die Berichte von diesem Jahr gespannt!
                      http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                      • MatthiasK
                        Dauerbesucher
                        • 25.08.2009
                        • 923
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [NZ] Südalpenwildnis

                        Super!
                        Ich freu mich schon auch die neuen Touren!
                        3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

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                        • schlump
                          Erfahren
                          • 24.01.2008
                          • 204
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [NZ] Südalpenwildnis

                          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen


                          Blick vom Berg 994 in den Dagg Sound
                          Woah...
                          ALL YOUR BASE ARE BELONG TO US

                          View my flickr

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                          • berniehh
                            Fuchs
                            • 31.01.2011
                            • 2402
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [NZ] Südalpenwildnis

                            Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
                            Würdest du die Tour im Nachhinein noch mal machen, da du ja weisst, wie wetterempfindlich sie ist?
                            Wenn du von "ein paar Kletterstellen schreibst", weiß ich ja, dass da wahrscheinlich ein paar haarsträubende Sachen dabei waren,
                            Die Kletterstellen waren nicht so dramatisch. Es waren zwar paar kleine Vertikalstufen dabei, die waren aber so verbuscht daß man sich an den Ästen festhaltend relativ leicht da runterhangeln konnte
                            Schwieriger als die Kletterstellen war die Routenfindung, also in diesem steilen weglosen und im Wald auch sehr unübersichtlichem Gelände eine einigermaßen gangbare Route zu finden auf der man noch schwierigere Kletterstellen umgeht bzw meidet.

                            Ob ich im Nachhinein die Route nochmal gehen würde? Ja, aber nur unter zwei Bedingungen:
                            1. ein stabiles Hochdruckgebiet ist vorausgesagt
                            2. nur mit Mountainradio. Das gibt einem die Gewissheit daß man sich im Notfall falls man nicht mehr weiterkommt (sei es aus Wettergründen oder wegen zu schwierigem Gelände) einen Helikopter oder Boot anfordern kann das einem zurück in die Zivilisation bringt.
                            Da die Anforderung eines Helikopters eine extreme finanzielle Belastung für mich bedeuten würde, würde ich auf jeden Fall nur im äußersten Notfall diesen "Service" in Anspruch zu nehmen,......daher nur bei stabilem Hochdruckwetter gehen. Auf dieser Strecke mangelt es ja an Alternativrouten, man kann hier auf weiten Strecken anstelle der Kammroute nicht so einfach Talrouten wählen, da würde man nicht weit kommen.
                            www.trekking.magix.net

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                            • Mika Hautamaeki
                              Alter Hase
                              • 30.05.2007
                              • 3979
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                              #54
                              AW: [NZ] Südalpenwildnis

                              Ein wweiteres Mal für diesen Bericht:
                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                              A. v. Humboldt.

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                              • Thomas
                                Alter Hase
                                • 01.08.2003
                                • 3118
                                • Privat

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                                #55
                                AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                Awesome! Da möchte ich am liebsten gleich wieder los...
                                Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2402
                                  • Privat

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                                  #56
                                  AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                  Meine Treks 2013

                                  Die ursprüngliche Frage aus dem Einleitungspost, warum es denn ausgerechnet schon wieder nach Neuseeland gehen muss, hat sich mittlerweile wohl beantwortet: Ich hatte einfach mal wieder Lust auf die phantastische neuseeländische Landschaft!

                                  Meine Treks 2013 sind auch wieder selber zusammengestellte Routen nach meinen üblichen Kriterien. Folgende vier Touren sind dabei herausgekommen:

                                  1. Vom Crooked River zum Lewis Pass (17 Tage)
                                  2. Vom Ahuriri River zur West Coast (19 Tage)
                                  3. Vom Lake Monowai zum Doubtful Sound (19 Tage)
                                  4. Von der Cascade Coast zu den Eyre Mountains (39 Tage)



                                  Ankunft in Christchurch

                                  Am 1. Januar 2013 bin ich aus Hamburg mit der Emirates abgeflogen und am 3.Januar in Christchurch angekommen. Emirates war zwar nicht die billigste Airline nach Neuseeland, aber die günstigste nach Christchurch mit Zwischenstop in Sydney und den wollte ich ja machen.



                                  Seit meiner letzten Neuseelandreise 2006 ist Christchurch nicht mehr wiederzuerkennen. Es gab hier ja vor einigen Jahren dieses schwere Erdbeben. Wenn man mit dem Bus vom Flughafen durch die Außenbezirke Richtung Innenstadt fährt sieht man noch paar eingestürzte Kirchen und in einigen Häusern Risse, aber ansonsten sah alles ganz normal aus, ......bis man die Innenstadt erreicht. Hier dann der Schock!! Als ob da eine Atombombe eingeschlagen ist!! 80 Prozent des Zentrums ist vom Erdbeben zerstört. Das sah schlimm aus! Die Trümmer sind zwar schon längst weggeräumt, aber die meisten noch stehenden Häuser sind unbewohnbar und sollen noch abgerissen werden. Alles war mit Bauzäunen abgesperrt, ganze Häuserblocks und große Teile der City sind immer noch als „Red Zone“ deklariert, dürfen nicht betreten werden. Auch der Cathedral Square, das Herzstück der Stadt, ist noch immer weiträumig abgesperrt. Nur auf einen schmalen Durchgang zwischen den Bauzäunen kommt man bis an den Rand des Cathedral Square ran, für Touristen die mal ein Foto von der zerstörten Kathedrale machen wollen, dem ehemaligen Wahrzeichen der Stadt.

                                  Die Neuseeländer sind aber kreativ. Die Cashel Street, die ehemalige Fussgängerzone und Haupteinkaufsstraße, steht heute voll mit Containern, in denen sich viele Läden wieder eingerichtet haben.


                                  Christchurch Zentrum - typisches Stadtbild


                                  die zerstörte Kathedrale von Christchurch


                                  die Haupteinkaufsstraße

                                  Christchurch wird die Basislagerstadt meines ersten Treks. Übernachtet habe ich im Avon City Backpackers. Besser gesagt ich campte dort für 15 Dollar im Garten. Das war das preisgünstigste was ich gefunden hatte. Von aussen sah es gar nicht wie ein Hostel aus, sondern eher wie ein heruntergekommenes Privathaus, zweieinhalb Kilometer vom Zentrum. Das ganze Haus wirkte unaufgeräumt und chaotisch. Aber gerade das mag ich ja, dieses einfache „Basic“, nicht so modern und aufgestylt wie viele andere Hostels.

                                  Die Betreiber, Mike und Irinka, sind nette Leute, auch wenn sie fast nie da sind. Im Flur hängt ein Telefon, wenn man ankommt und einchecken will muss man sie anrufen. Dann kommt Irinka mal kurz auf´n Sprung vorbei. Manchmal aber auch nicht, dann sagt sie, „such dir ein Bett oder Zeltplatz, ich komm am Abend“, es ist alles ganz locker hier.
                                  Paar niedliche Katzen laufen hier rum. Eine hat sich sogar mal in meinem Zelt ausgetobt und die Zeltinnenwände zerkratzt während ich in der Stadt unterwegs war und das Zelt offen lies

                                  Vor dem Erdbeben würde ich schreiben „dieses Hostel liegt zu weit ab vom Zentrum“. Nach dem Erdbeben gibt es aber keinen Grund mehr im Zentrum zu übernachten, denn es gibt da momentan eh kaum noch Hostels, geschweige denn irgendwas anderes. Das Avon City ist strategisch schon gut gelegen, mitten in einer netten Neighbourhood aus kleinen Einfamilienhäusern, nur 5 Minuten Fußmarsch von einem McDonalds, einem Fish&Chips Laden, Library mit gratis Internet, einem großen Supermarkt und Warehouse,.....also was will man mehr!
                                  Hier habe ich meinen Proviant für den ersten Trek eingekauft und hier beginnt meine Reise 2013!




                                  Hostelbetreiber Mike

                                  Neuseeland ist ein recht teures Land geworden. Seit 2006 haben sich die Preise für alles touristische; dazu zählen auch Hostel- und Campingplatzübernachtungen, überproportional verteuert. Hinzu kam auch noch daß 2013 der Euro sehr niedrig stand. Für einen Euro gabs nur 1,50 NZD,.......auf meinen vorigen Reisen lag der Kurs immer zwischen 1,80 und 1,90 NZD. Der schlechte Wechselkurs treib das Preisniveau nochmal zusätzlich nach oben.

                                  Da ich seit der Euro-Einführung auf allen Reisen, egal wohin, mit einem Budget von umgerechnet 15 Euro am Tag kalkuliere, besteht, besonders bei teuren Ländern, ein Teil meiner Reiseplanung darin, zu überlegen wie ich mit diesem niedrigen Betrag pro Tag über die Runden kommen soll. 2006 konnte ich mir in Neuseeland zwischen meinen Trekkingtouren noch Übernachtungen in Hostels gönnen,......und lag dann am Ende trotzdem noch bei durchschnittlich 15 Euro am Tag.

                                  2013 wollte ich mit dem gleichen Budget auskommen und weil mir Hostelübernachtungen nun zu teuer sind, entschied ich mich zwischen den Treks nur noch zu campen.
                                  In diesen 15 Euro pro Tag sollte alles mit enthalten sein, also außer Essen, Transport und Übernachtung auch noch alle Extras die ich mir in den vier Monaten kaufen musste,......wie z.B. 100 Dollar für Kartenmaterial, 200 Dollar für Wanderschuhe, 100 Dollar für Klamotten, 90 Dollar für Hüttenpass usw.....

                                  Eigentlich wollte ich dieses Jahr kein Geld für Karten ausgeben. Viele topographische Karten hatte ich noch von meinen früheren Reisen. Die Blätter die ich für meine neuen Treks noch benötigen würde, wollte ich mir in der Bibliothek von Christchurch ausleihen und fotokopieren. Leider ist die Hauptbibliothek vom Erdbeben zerstört. Zwar wurde sie inzwischen in einem viel kleinerem provisorischen Gebäude neueröffnet, aber mit einem viel kleinerem Sortiment an Literatur. Der komplette Rest, darunter auch die topographischen Karten, wurde irgendwo anders zwischengelagert, bis die Bibliothek irgendwann mal wieder aufgebaut ist. Also musste ich mir die Karten doch kaufen. Zum Glück kosten die Topokarten in Neuseeland mit 9 Dollar pro Blatt aber deutlich weniger wie Karten in vielen europäischen Ländern

                                  Nach zwei Nächten in Christchurch hatte ich alles für meinen ersten Trek fertig und Proviant für 13 Tage im Rucksack. Die Lebensmittel sind in Neuseeland teurer wie in Deutschland. Für meinen Trekkingproviant zahlte ich umgerechnet 7,5 Euro pro Tag. Ich war bereit für den Aufbruch.
                                  Mittags verlies ich das Hostel und nahm den Stadtbus zum Vorort Yaldhurst. Hier stellte ich mich an den Highway um Richtung Arthur´s Pass zu trampen. Meine erste Tour sollte am Crooked River starten, zwischen Arthur´s Pass und Greymouth.

                                  Bin gerade zur richtigen Zeit in Neuseeland angekommen, am Ende einer längeren Schlechtwetterphase. Die letzten Tage hatte es in den gesamten Südalpen nonstop dauergeregnet. Im Fiordland soll sogar an einen einzigen Tag 500 mm Regen runtergekommen sein, fast so viel wie in Hamburg in einem Jahr!! Der Highway 6 durch Westland war tagelang gesperrt und war seit heute oder gestern wieder geöffnet. Gut daß ich an diesen Tagen hier nicht auf einen Trek war
                                  Momentan sieht es danach aus daß sich das Wetter stabilisiert.

                                  Mit drei verschiedenen Lifts kam ich zum Arthur´s Pass. Die erste Mitfahrgelegenheit bekam ich sehr schnell, mit einem netten Pärchen aus Darfield, einem kleinen Ort 30 km östlich von Christchurch. Die beiden luden mich sogar zu sich nach Hause ein. Da ich aber heute noch zu meinem Trekkingstartpunkt kommen wollte lehnte ich ab.
                                  Für die nächsten beiden Mitfahrgelegenheiten musste ich jeweils eine Stunde warten bis ich dann abends im kleinen Touristendorf im Arthur´s Pass Nationalpark ankam. Hier rechnete ich nicht mehr damit heute auch noch die restlichen 40 Kilometer zu meinem Trekkingstartpunkt zu schaffen. Höchstens 15 Minuten wollte ich noch weiter an der Straße stehen und versuchen heute noch von hier wegzukommen. Da ich kein Geld für Unterkunft ausgeben wollte, hielt ich schonmal die Augen nach möglichen Wildcampstellen offen. Im letzten Moment stoppte dann doch noch ein holländisches Pärchen. Sie waren auf dem Weg nach Greymouth und nahmen mich mit.

                                  An der Abzweigung kurz vor der Paarhäusersiedlung Rotomanu stieg ich aus. Von hier marschierte ich zwei Kilometer die Straße entlang durch ein Weidefarmlandtal bis nach rechts ein unscheinbarer und leicht zu übersehener privater Geländewagenfahrweg abzweigte. Ich war mir erst nicht sicher ob das der richtige Weg ist, aber nach genauerem Kartenstudium kam ich zu dem Schluss daß es der Weg zum Crooked River sein musste. Ich überkletterte den Zaun und folgte den Weg für einen Kilometer bis ich kurz vor dem Dunkelwerden am Wegrand mein Zelt aufschlug. Nun hatte ich es doch noch bis zum Trekkingstartpunkt geschafft.

                                  Zuletzt geändert von berniehh; 24.11.2013, 19:24.
                                  www.trekking.magix.net

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                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2402
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #57
                                    AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                    Trek 1
                                    Vom Crooked River zum Lewis Pass

                                    17 Tage

                                    150 Kilometer

                                    (1. bis 6.Tag)

                                    Parallel zu den Reiseberichten hier, werde ich meine Treks von 2013 auch mit auf meine Seite stellen, mit paar mehr Fotos als hier und Kartenausschnitte. Den ersten Teil habe ich schon drin
                                    www.trekking.magix.net

                                    Allgemeines
                                    Auf meiner Southern Traverse bin ich ja schonmal vom Arthur´s Pass zum Lewis Pass gewandert.
                                    Diese Tour wollte ich jetzt nochmal neu machen, aber auf einer völlig anderen Route wie damals.
                                    Hauptsächlich interessierten mich die regenwaldbestandenen Täler westlich der Main Divide.
                                    Die Täler nördlich des Taramakau Rivers sahen interessant und abgelegen aus. Daher sollte mein Trekkingstartpunkt nicht direkt am Arthur´s Pass sein, sondern im Crooked River Valley, das schon in Westland und ausserhalb des Arthur´s Pass Nationalparks liegt.

                                    Meine Route führte durch verschiedene Täler und über 7 Pässe bzw. Gebirgskämme. Es ging abwechselnd durch Waldtäler und durch offene alpine Tussokgraslandschaften oberhalb der Baumgrenze.

                                    Die Südalpen sind in dieser Gegend nur zwischen 1500 und 2000 m hoch, unvergletschert und deutlich weniger schroff wie südlich vom Arthur´s Pass. Hier kann man in vielen Gegenden auch mal für längere Abschnitte die Kämme folgen.

                                    Die Attraktion dieser Tour ist die phantastische Gebirgswildnis, die abgelegenen Regenwaldtäler und zahlreiche selten besuchte Hütten.

                                    Es gibt ausreichend Hütten entlang dieser Route. Ich könnte meine Etappen also auch so einplanen daß ich jeden Tag in einer Hütte übernachte und das Zelt gar nicht mitschleppen müsste. Natürlich nahm ich es trotzdem mit und im Endeffekt habe ich es auch für drei Nächte benutzt.

                                    Von der Wegbeschaffenheit war diese Tour eine Mischung zwischen weglos und schmale abenteuerliche Pfade.

                                    Vor dem Trek ging ich davon aus daß ich kaum Leute treffen werde. Ich hielt es zwar für möglich vielleicht in der einen oder anderen Hütte mal einen Tramper oder Jäger zu treffen, aber vermutlich würde ich die meisten Hütten für mich alleine haben, vielleicht sogar alle

                                    Bei gutem Wetter rechnete ich mit 10 bis 12 Tagen,......ich hatte aber Essen für über 13 Tage mit.

                                    Das Wetter war im Endeffekt nicht gerade das beste. Drei volle Tage habe ich wegen schlechten Wetter verloren und vier halbe,.....also 5 insgesamt


                                    1. und 2.Tag:
                                    Zum Glück hatte ich es gestern noch zum Trekkingstartpunkt geschafft, so konnte ich heute morgen gleich loswandern. Vom Camp folgte ich den Geländewagenfahrweg durch Wald. Nach einen Kilometer querte ich die letzte Rinderweidelichtung am Crooked River, hier endete die 4 WD Road und die Wildnis begann.

                                    Ein wenig begangener markierter Pfad führt weiter am Fluss entlang talaufwärts, die ganze Zeit durch phantastischen Regenwald. Mein Ziel für heute war die Jacko Flat Hut.

                                    Dies war mein erster Trek seit 4 Monaten, es war anstrengend und der Rucksack schwer. Ständig steil rauf und runter, mal über große Felsbrocken unten am Fluss, mal oben am Hang um Bergrücken herumwindend. Der Pfad war abenteuerlich, hat aber Spaß gemacht.










                                    Jacko Flat, kurz vor der Hütte

                                    In der Jacko Flat Hut verbrachte ich die erste Nacht. Es ist eine einfache 6 Bunks Hütte der Kategorie Basic, direkt bei einer scharfen Talkurve. Allzu viel ist hier nicht los. Gerade erst vor zwei Tagen ist der letzte Tramper hier durchgekommen, davor war die letzte Person laut Hüttenbuch vor über drei Wochen hier







                                    Am nächsten Morgen war es zunächst grau und nieslig. Daher wanderte ich erst viertel vor zwei los, als der Niederschlag zuende war. Heute wurde nur ein kurzer Wandertag, bis zur nächsten Hütte, der Top Crooked Hut am Talende. Diese Hütte ist im gleichen Stil wie die Jacko Flat Hut, aber etwas kleiner mit nur 4 Bunks.







                                    3.Tag:
                                    Heute geht’s hoch zum Lake Morgan. Von der Hütte führt ein steiler Pfad durch den Wald hoch zur Baumgrenze. Der Wald ist so undurchdringlich, wenn der Pfad nicht wäre, wäre es fast ein Ding der Unmöglichkeit hier hochzukommen.

                                    Vor Jahren ist mal jemand von der Jacko Flat Hut weglos durch den Wald direkt nach oben gestiegen. Im Hüttenbuch hat er die Route als extrem harten bushbash und als absolut nicht empfehlenswert beschrieben

                                    Von der Baumgrenze genoss ich den phantastischen Blick runter ins Tal. Der Pfad endete hier. Es ging weglos weiter, erst ein kurzes Stück durch die alpine Gestrüppzone, dann den Tussokgrashang weiter rauf auf den Gebirgskamm in 1500 m Höhe.


                                    Blick zurück zur Hütte








                                    Blick zurück ins Crooked River Valley









                                    Auf der anderen Seite lag unten in einem Basin der Lake Morgan.
                                    Weglos ging es dort runter. Gut daß die Sicht heute klar ist, im Nebel wäre diese Route nicht zu finden gewesen. Die Lake Morgan Hut liegt etwa einen Kilometer unterhalb des Seeausflusses, sie war auf dem ersten Blick nicht leicht zu entdecken.








                                    Blick ins Haupiri River Valley


                                    Lake Morgan Hut


                                    Blick von der Hütte

                                    4. und 5.Tag:
                                    Regen und Sturm den kompletten vierten Tag, ich blieb in der trockenen Hütte. Auch am drauffolgenden Tag setzte sich das heftige Unwetter zunächst fort, der Regen kam wie aus Eimern vom Himmel geschüttet. Dieses Wetter im Zelt auszusitzen wäre der Horror!
                                    Gegen 14 Uhr hörte der Regen auf und ich wanderte los, weglos über den Gebirgskamm und auf der anderen Seite runter ins regenwaldbestandene Cone Creek Valley. Hier steht auf einer winzigen Lichtung die schwer erreichbare Cone Creek Hut.






                                    Blick ins Cone Creek Valley





                                    In jeder neuseeländischen Hütte findet man ein Hüttenbuch. Anders als in vielen anderen Ländern, wo ich oft gesehen habe daß sich viele Leute nicht ins Hüttenbuch eintragen, trägt sich in Neuseeland eigentlich jeder da ein, besonders in den abgelegenen Hütten. Selbst wer nicht in der Hütte übernachtet sondern nur vorbeiwandert, trägt sich in der Regel ins Hüttenbuch. Auch wenn es vielleicht die eine oder andere Ausnahme geben mag, die neuseeländischen Hüttenbücher sind ein guter Indikator wie frequentiert eine Route ist.

                                    Die Cone Creek Hut zählt mit zu den drei abgelegensten Hütten dieser Tour. Das Hüttenbuch weist im Schnitt zwei Einträge pro Jahr auf, die letzten Leute waren vor 6 Wochen hier! Das waren drei DOC-Ranger, die paar Tage hier für Instandsetzungsarbeiten verbrachten, und das Gestrüpp draußen bei der Hütte und um den Helikopterlandeplatz entfernten.

                                    In den drei vorigen Hütten (Jacko Flat Hut, Top Crooked Hut, Lake Morgan Hut) herrscht dagegen deutlich mehr Betrieb. Diese Hütten bekommen im Schnitt etwa ein bis zwei Besuche pro Monat

                                    Diese abgelegenen Huetten sind schon lohnende Ziele an sich, in denen man gut einige Tage verbringen kann, erst recht wenn das Wetter draußen schlecht ist.


                                    6.Tag:
                                    Der alte Regenwaldpfad, der mal von der Hütte das Cone Creek Valley abwärts führte, wird schon seit vielen Jahren nicht mehr instandgehalten. Selbst auf den Topokarten ist er nicht mehr eingezeichnet. Die ersten 10 Minuten von der Hütte sowie die letzten anderthalb Kilometer bis zur Haupiri River Einmündung sind zwar noch gut bewanderbar, aber der Rest ist schon so zugewachsen daß man da nicht mehr von einem Pfad reden kann. Nur paar alte Permolatmarkierungen findet man noch, die Route ist sehr hart und anstrengend durch den dichten Regenwald, ständig rauf und runter, am Hang entlang, mit einige steile und gefährliche Kletteraktionen und manchmal auch über große Felsbrocken unten am Fluss entlang.
                                    Die leichteste Zugangsroute zur Cone Creek Hut ist die weglose Route von den Morgan Tops und definitif nicht dieser alte Pfad durch das Cone Creek Valley!
                                    Für die 6 Kilometer von der Hütte bis zur Haupiri River Einmündung brauchte ich 7 Stunden. Am Haupiri River stieß ich dann auf einen gut gangbaren markierten Pfad.
                                    Von dort wären es nur 1 bis 2 Stunden bis zur Elizabeth Hut, ich schlug aber schon hier bei der Cone Creek Einmündung im dichten Regenwald mein Camp auf, denn hier gibt es eine heisse Quelle! Sie liegt etwas abseits vom Pfad, versteckt im dichten Regenwald.




                                    weglos geht´s am Fluss entlang


                                    Hier wird das Gelände leichter





                                    Dies ist eine von vier heissen Quellen auf dieser Tour. Eigentlich hatte ich nur drei eingeplant,....diese hier war nicht mit dabei. Von der Existenz dieser heißen Quelle erfuhr ich erst vor zwei Tagen aus einen Hüttenbucheintrag in der Lake Morgan Hut.

                                    Ich genoss das heisse Bad mitten in der Wildnis und fragte mich wie lange es wohl noch dauern wird bis ich auf dieser Tour den ersten Menschen begegne
                                    Zuletzt geändert von berniehh; 27.11.2013, 23:01.
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                                    • Wildniswanderer
                                      Erfahren
                                      • 08.11.2008
                                      • 402
                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                      Toll, Hütten in denen man Schlechtwetter aussitzen kann, nette Bergkämme, wilde Waldtäler und dann noch eine heiße Quelle, was will man mehr
                                      http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                        Gerne im Forum
                                        • 08.08.2013
                                        • 99
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                                        #59
                                        AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                        Mal wieder ein klasse Bericht! Kann's kaum erwarten, bis es weiter geht. Man merkt übrigens, dass du 'ne neue Kamera hast
                                        One says to me, "I wonder that you do not lay up money; you love to travel; you might take the cars and go to Fitchburg today and see the country." But I am wiser than that. I have learned that the swiftest traveller is he that goes afoot. ― Henry David Thoreau
                                        Mein Blog: http://cheeseburgerhikes.blogspot.com/

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                                        • berniehh
                                          Fuchs
                                          • 31.01.2011
                                          • 2402
                                          • Privat

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                                          #60
                                          AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                          Zitat von elcom Beitrag anzeigen
                                          Man merkt übrigens, dass du 'ne neue Kamera hast
                                          Das ist keine neue, sondern immer noch meine alte Nikon D40, die ich schon seit 2007 habe

                                          Die Bilder von meinen vorigen Reisen sind mit meiner noch älteren analogen Minolta gemacht,....=Dias, die ich eingescannt habe.
                                          www.trekking.magix.net

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