[NZ] Südalpenwildnis

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • berniehh
    Fuchs
    • 31.01.2011
    • 2408
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [NZ] Südalpenwildnis

    Southern Traverse Fortsetzung

    (Nördliches Fiordland)

    Am 11.Tag plackerte ich mir am Sphinx Lake vorbei, dann das enge Regenwaldtal des Hay River runter zum Lake Hauroko. Nun brauchte ich nur noch anderthalb Kilometer das Ufer entlangwandern bis zum nördlichen Seeende, wo ich auf den Dusky Track stoßen werde,......endlich!!!
    Als ich das Seeufer erreichte traf mich fast der Schlag: Steile Fels- und Waldhänge fallen bis zum Wasser ab, das war auf meiner Karte natürlich nicht zu sehen. Das Seeufer bis zum Dusky Track Startpunkt unpassierbar! Ich kletterte nach oben und traversierte ein ganzes Stück oberhalb des Sees den steilen Hang. Dies war bis jetzt das mörderischte Stück Abeit auf der gesamten Tour, durch dichte Vegetation am steilen Hang und über tiefe bemooste Felsspalten. An ein oder zwei Stellen versuchte ich runterzusteigen, endete aber oberhalb senkrechter Wände und musste wieder nach oben. Ich kam nur zentimeterweise vorwärts, war zerkratzt,.....Haar, Nacken, Pullover, Rucksack,.....alles voller Blätter und staubiger Planzenteile. Dieser Trek macht mich fertig!!!

    Irgendwann konnte ich dann doch absteigen und erreichte den flachen Talboden. Hier erreichte ich die Hauroko Burn Hut, nach über 12 Stunden und nur 8 Kilometer vom letzten Camp. Nun bin ich endlich auf dem Dusky Track! Meine erste Nacht in einer Hütte und kein Mensch war hier.

    Nach den ganzen Strapazen lies ich mir am nächsten Morgen Zeit. Am Vormittag kam hier das Boot vorbei und setzte 6 Dusky Track Wanderer ab,......die ersten Menschen seit 11 Tagen!! Eigentlich könnte ich jetzt ja mit dem Boot wieder zurück in die Zivilisation fahren. Nein,......den Dusky Track bis zum West Arm wollte ich noch wandern, aber dann ist Schluss!

    Im Lonely Planet Tramping in New Zealand und in der DOC-Broschüre wird der Schwierigkeitsgrad des Dusky Track als „very demanding“ angegeben. Vielleicht zählt er ja deshalb von allen bekannten neuseeländischen Tracks mit zu den weniger frequentierten,.....und die kostspielige Bootsanreise schreckt sicher auch noch einige Leute ab. Nur etwa eine handvoll Wanderer trifft man auf dem Dusky Track durchschnittlich pro Tag,.......verglichen mit anderen bekannten Tracks ist das recht wenig.

    Diese viertägige Wanderung auf einen markierten Pfad habe ich sehr genossen. Von wegen anstrengend! Was ist dieser permanente knietiefe Matsch schon gegen die Strapazen die ich in den letzten 10 Tagen erleben durfte? Der Wald ist märchenhaft und die Aussicht von den beiden Pässen grandios! Diese Landschaft ist ein Gedicht, sie motiviert und baut psychisch wieder auf,........besonders wenn man sich da nicht durchplackern muss! Und so kam es dann daß ich, noch bevor ich den West Arm erreichte, meinen eigentlichen Plan, von dort aus nicht mehr weiterwandern zu wollen, schon wieder vergessen hatte!


    Dusky Track


    auf dem Dusky Track


    meine Schuhe nach der Matschwanderung auf dem Dusky Track

    Ich wollte nun doch noch weiterwandern, mal schauen was da noch alles kommt. Dabei ignorierte ich gedanklich daß es nördlich vom West Arm ja wieder weglos weitergeht.
    Vom West Arm ging´s aber erstmal mit dem Boot wieder zurück in die Zivilisation nach Te Anau,......für Provianteinkäufe und um die zweite Etappe hoch zur Milford Sound Road zu planen. Dazu musste ich auch noch die Schmerzen in meinen Oberarm auskurieren. Die hatte ich mir während der ersten zehn Trekkingtage beim bushbashing zugezogen, als ich paarmal durch Moospolster in tiefere Wurzel- oder Felslöcher gekracht bin.

    Vier Tage später war ich wieder am West Arrm. Ab nun wird’s ernst und ich wusste jetzt schon, dies wird die längste und abenteuerlichste Trekkingtour meines Lebens! Ich hatte Proviant für knapp einen Monat! Essen für zweieinhalb Wochen hatte ich jetzt dabei und den restlichen zweiwöchigen Proviant hatte ich mir als „food drop“ per Boot zur Hankinson Hut am George Sound Track einfahren lassen.
    Dazu hatte ich auch noch meine Steigeisen und Eispickel mit. Auf der vorigen Etappe hatte ich sie in Te Anau gelassen, aber jetzt für den nördlichen Teil hatte ich sie mit. Man kann ja nie wissen!

    Dies wird eine lange Etappe und ich hatte mir bei der Planung auch die kürzeste und vermeintlich leichteste Route ausgesucht. Wenn man vom West Arm loswandert gibt’s kein Zurück mehr. Klar, man könnte sich die ersten Tage noch Richtung Osten zum Kepler Track durchschlagen, aber danach geht nichts mehr! Nur durchwandern oder umkehren,......keine Abkürzungsmöglichkeiten und keine vorzeitige Ausstiegsmöglichkeiten, es sei denn man lässt sich per Helikopter, Wasserflugzeug oder Boot abholen. Das setzt aber eine Kommunikationsmöglichkeit per Funk vorraus.

    Ich hatte keine Kommunikationsmittel dabei! Weder Emergency Locator Beacon noch Mountainradio! Jeder, der weglos durch das Fiordland wandert, hat normalerweise mindestens eines von beiden mit und DOC riet mir dringend für die Tour ein Mountainradio mitzunehmen.
    Ich lehnte ab: „Nein, das Ding ist mir zu schwer. Das will ich nicht die ganze Zeit mit mir rumschleppen, es geht auch ohne“.
    Mal ehrlich, ob ich nun 45 kg oder 46 kg mit mir rumschleppe, was macht das für einen Unterschied? Im Endeffekt war also der wahre Grund meiner Ablehnung nicht etwa weil mir das Ding zu schwer war, sondern weil ich aufgrund meines Low Budget Reisestils zu geizig war die Mietkosten dafür zu zahlen.

    Nördlich vom West Arm wird die Landschaft deutlich steiler und schroffer wie im südlichen Teil Fiordlands. Das habe ich schon gleich auf dem ersten Pass gemerkt: Man schaute runter in das grandiose Canyontal des Oonah Burn, das links und rechts von steile Granit- und Waldhänge beflankt wird. Die Landschaft war atemberaubend im Anblick! Es sah aber verdammt schwer aus da eine Route durchzufinden!
    Dies war ja nicht der einzigste Pass! Es ging weglos jeden Tag so weiter, 26 Tage lang, insgesamt 15 Pass- oder Gebirgskammquerungen, nicht alles nur Querungen, drei oder viermal auch für längere Zeit im auf und ab am Kamm entlang, permanent die Main Divide der Southern Alps Richtung Norden folgend. Dies war jetzt nicht mehr mit das Beste,......sondern es war DAS Beste was ich bisher an Treks in meinem Leben gemacht habe, und zwar bei Weitem!


    Fels- und Tussokgraslandschaft oberhalb der Waldgrenze


    Blick von der Main Divide ins Freeman Burn Valley


    steile weglose Wildnis


    schroffe Landschaft an der Main Divide


    Fiordland

    An das harte Buschgeplackere und steile weglose Gelände gewöhnt man sich mit der Zeit. Es bleibt zwar hart, aber es kommt einem irgendwann nicht mehr so schwer wie in den ersten Tagen vor. Es wird zur Normalität! Hier schafft man eben nur paar Kilometer pro Tag!
    Die enormen Strapazen, die es kostet ein Gebiet zu durchqueren, sind nach zwei Tagen sowieso wieder vergessen. Was bleibt sind die Erinnerungen eine wirklich grandiose Tour gemacht zu haben mit diesen unglaublichen Landschaftseindrücken. Dieses schroffe Gebirge, dichte urzeitliche Wälder, Felswände, Wasserfälle, Seen usw......,alles vom Menschen komplett unberührt. Dieses Land war schon immer unbewohnt. Selbst die Maoris siedelten hier nie.

    8 Tage vom West Arm, bzw. 23 Tage von der Südküste erreichte ich die kleine Robin Saddle Hut. Diese Hütte ist sogar auf den Karten mit eingezeichnet, direkt auf der Main Divide unterhalb des Robin Saddles in der Mitte Fiordlands. Ich war auch ganz froh, denn das Wetter schlug um, endlich mal zur Abwechslung eine Hütte. Aber wer kommt denn überhaupt hierher, in diese gottverlassene weglose Wildnis, so weit entfernt von der nächsten Straße??

    Ich schlug das vergilbte Hüttenbuch auf, mal sehen wann die letzten Leute hierwaren. Oh,...vor über einem Jahr!!! Das Hüttenbuch war von 1969 und vielleicht gerade mal ein viertel voll. Es enthielt im Schnitt ein Eintrag pro Jahr, nur 1994 war das ganze Jahr über niemand hier. Etwa ein drittel aller Hüttenbucheinträge stammten von DOC, die alle zwei bis drei Jahre mal mit dem Helikopter vorbeikamen für eine Hütteninspektion. Die restlichen Einträge teilten sich auf zwischen Jägern, die sich hier ein- und wieder ausfliegen ließen und Trampern, die eine längere Fiordlanddurchquerung machten. Jeder Tramper schrieb hier seine abenteuerliche Geschichte rein und nicht nur langweilige Einzeiler wie in den Hüttenbüchern der bekannten Tracks.

    Ich fand hier eine Packung Reis. Das Mindeshaltbarkeitsdatum schon seit 8 Jahren abgelaufen, das heisst also die muss hier schon seit mindestens 10 Jahren rumliegen. Aber egal, ich kochte die ganze Packung, zusammen mit etwas Zucker den ich hier auch noch fand, und verschlang alles auf einmal.

    Sechs Tage später erreichte ich die Hankinson Hut, eine Standard DOC Hütte am George Sound Track. Hier fand ich mein Proviantpaket, alles noch heil und unversehrt nachdem es zwei Wochen hier in der Hütte gelegen hat. Nun müsste mein Essen bis zur Milford Sound Road reichen.

    Der George Sound Track verbindet den Middle Fiord vom Lake Te Anau mit dem George Sound an der Westküste und ist von beiden Seiten nur per Boot oder Wasserflugzeug erreichbar. Er ist wie der Dusky Track ein recht abenteuerlicher Track, wird aber deutlich weniger begangen. Während der Dusky Track recht bekannt ist mit fast jeden Tag Wanderer, fanden sich in den Hüttenbüchern am George Sound Track im Schnitt nur einen Eintrag pro Woche im Sommer. Das mag vielleicht auch mit an den deutlich teureren An- und Abreisekosten liegen. Das Boot fährt nur auf Bestellung und kostete 180 Dollar one way bis zur Hankinson Hut (1997). Wenn man sich die Preisentwicklung der letzten 15 Jahre anschaut müsste es heute etwa das doppelte kosten.

    Von der Hankinson Hut folgte ich zunächst den George Sound Track, aber nur für zwei Stunden, dann verlies ich ihn und wanderte weglos Richtung Norden ins Wapiti River Valley Richtung Lake Sutherland. Für die nächsten 9 Tage durchquerte ich die Glaisnock Wilderness mit 6 oder 7 Pass- bzw Bergkammquerungen.


    Camp auf einen Pass in der Glaisnock Wilderness


    hier geht´s die vergletscherten Hänge entlang

    Am 39. Tag traversierte ich die steilen Kämme oberhalb des Lake Quill und die vergletscherten Hänge des Mt Hart und Aiguille Rouge, dann runter zum Mackinnon Pass wo ich auf den Milford Track stieß.

    Von der weglosen Wildnis kam ich somit auf den bekanntesten Great Walk Neuseelands,......meine Fiordlandtraverse ist so gut wie geschafft!! Schon nach wenigen Minuten traf ich die ersten Wanderer und somit die ersten Menschen seit dem West Arm vor 24 Tagen!!! Verbotenerweise campte ich auf der Passhöhe.


    Blick vom Mackinnon Pass, Milford Track


    Blick den Clinton Canyon abwärts, auf dem Weg zum Glade House, Milford Track

    Nun sinds nur noch zwei Tage bis zur Milford Sound Road! Den ersten Tag wanderte ich den Milford Track runter Richtung Glade House!! Das sind 25 km, also den halben Milford Track in einem Tag! Aber das ist kein Problem, auf diesen fast schon Stadtparkmäßig ausgebauten Weg kann man Kilometer abreissen. In den letzten 24 Tagen lag mein Durchschnitt ja gerade mal bei mickrigen 6 Kilometern pro Tag.

    Um legal auf Great Walks wildcampen zu können muss man sich 500 m vom Pfad entfernen. Das ist hier in diesem engen und von steilen Granithängen beflankten Tal aber kaum möglich. Allein deshalb musste ich heute noch zum Glade House kommen. Ich genoss das leichte wandern.

    Auf Great Walks ist alles reguliert. Es wird nur eine bestimmte Anzahl Wanderer zugelassen und die Unterkünfte müssen im Vorraus gebucht werden, auf dem Milford Track schon Monate im Vorraus. Es ist genau festegelegt wer wann wo übernachtet. Eine flexible Zeitgestaltung ist nicht möglich,....also mal zu sagen „heute ist das Wetter schlecht, ich bleib mal einen Tag länger“ ist nicht drin. Gebucht ist gebucht!
    Auf dem Milford Track ist sogar die Gehrichtung reguliert. Er darf nur in eine Richtung begangen werden, vom Glade House zum Milford Sound, und nicht andersrum. Auf meiner Route vom Mackinnon Pass zum Glade House wanderte ich aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Das bekam ich auch ständig von entgegenkommenden Trampern zu hören: „You are on the wrong direction“, war mein meistgehörter Satz an diesem Tag!

    Es ist hier ja nicht so, jetzt bin ich mal für 24 Tage durch die weglose Wildnis gewandert und habe 24 Tage am Stück keine Menschen gesehen und dann kommt zur Abwechslung mal ein Tag wo ich zwei oder drei Leute treffe,......nein ich bin hier auf dem Milford Track: 80 Individual Trekker pro Tag plus 80 guided walker, die nicht mit in den normalen Great Walk Huts sondern in separate Lodgen übernachten, das ganze dann mal zweikommafünf, weil ich an diesem Tag vom Mackinnon Pass zum Glade House zweieinhalb Tagesetappen des Milford Track wanderte, plus vielleicht fünf Trail Runner, die nur mit Daypack den ganzen Track in einem Tag rennen,.....macht zusammmen geschätzte 400 Wanderer die ich an diesem Tag traf! Alle kamen mir von vorne entgegen, kein einziger ist in meine Richtung gewandert und von fast jeden Zweiten kam der gleiche Kommentar: „You are on the wrong direction“, ich habe nicht mehr mitgezählt wieviele Dutztend Male ich diesen Satz heute gehört hatte.

    Dann hieß es erstmal anhalten und den Leuten erklären warum ich in der falschen Richtung gehe. Nach kurzer Zeit nervte es schon. Ich musste ja heute noch was schaffen, bis zum Glade House kommen. Aber so wird das nix wenn ich alle zehn Minuten anhalten muss um irgendwelche wildfremden Leute über meine Tour zu erzählen. Und überhaupt,........“Fiordlandtraverse?“, nur die wenigsten konnten sich überhaupt irgendwas darunter vorstellen. Ich habe dann nur noch geantwortet, „I forgot my toothbrush“.

    Das Glade House, am Nordende des Lake Te Anau, ist der Startpunkt des Milford Track. Von hier wanderte ich auf einer kaum erkennbaren aber markierten Route über den Dore Pass zur Milford Sound Road. So gut wie jeder Milford Track Wanderer nimmt das Boot zum Glade House, die Route über den Dore Pass ist kaum bekannt.


    Aufstieg zum Dore Pass, Blick zurück ins Clinton River Valley

    Ich erreichte die Milford Sound Road nach 26 Tagen vom West Arm und 41 Tage von der Südküste. Und dies sollte jetzt das Ende meiner Tour sein???
    Ich war zwar froh erstmal wieder zurück in die Zivilisation zu kommen, aber schon seit Wochen wurde mir immer klarer daß die Milford Sound Road nicht mein Trekkingendpunkt sein sollte. Trotz der Stapazen war diese Tour doch absout genial! Diese Landschaft macht süchtig und ich wollte mehr davon! Wollte wissen wie die Southern Alps weiter nördlich aussehen! Wollte weiterwandern, noch ohne bestimmtes Endziel, einfach nur immer an der Main Divide entlang, mal schauen wie weit ich komme! Ich war aufgedreht, wollte möglichst viel und möglichst spektakulär, bis zum Arthurs Pass sollte es schon sein! Und als ob die Tour alleine nicht schon schwer genug wird, wäre es natürlich noch besser wenn ich nebenbei auf dem Weg noch den Mount Cook besteigen würde!

    Aber erstmal gings per Anhalter zurück nach Te Anau Die nächsten vier Nächte verbrachte ich dort auf dem Campingplatz. Nach knapp einen Monat in der Wildnis mit meiner spärlichen Trekkingproviant-Diät hatte ich einen Heisshunger und ich wollte nur noch essen: Habe über ein halbes Kilo Schokolade am Tag verdrückt, paarmal pro Tag fett gekocht und zwischendurch noch diese tiefgefrorenen Käsetorten aus dem Supermarkt, wobei ich natürlich die ganze Torte mit einem Mal weggegessen habe und nichtmal warten konnte bis sie ganz aufgetaut war. Wer das gesehen hat dachte bestimmt ich hab die Fresssucht Bis zum Beginn der nächsten Etappe wollte ich mir die Kilos, die ich verloren hatte, wieder anfuttern.

    Den Rest der Zeit habe ich mit Routenplanung verbracht. Als ich Einheimischen von meiner Tour berichtete, wurde mir erzählt daß so eine Route als Southern Traverse bezeichnet wird und schon was richtig großes ist.
    Schön,......dann bin ich nun also schon seit anderthalb Monaten dabei die Southern Traverse zu machen ohne es zu wissen
    Zuletzt geändert von berniehh; 31.10.2013, 22:36.
    www.trekking.magix.net

    Kommentar


    • Gast-Avatar

      #22
      AW: [NZ] Südalpenwildnis

      „I forgot my toothbrush“.

      Loool.

      Kommentar


      • Pielinen
        Fuchs
        • 29.08.2009
        • 1348
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [NZ] Südalpenwildnis

        ich bin sprachlos, ich hätte nicht gedacht das sowas geht!!!

        Vor Dauerregen scheinst du ja verschont geblieben zu sein?
        Zuletzt geändert von Pielinen; 01.11.2013, 12:07.
        Wer nichts weiß muss alles glauben...

        Kommentar


        • TilmannG
          Fuchs
          • 29.10.2013
          • 1332
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [NZ] Südalpenwildnis

          Hi Bernd - geil!!!
          Deinen Hang zum bushwhacking hätten wir dieses Jahr im Süden Grönlands gut gebrauchen können, uns liegen Eis und Steine mehr. Jedenfalls haben wir dort eine Route für dich gefunden. Das Zeugs ist dort heftig am wachsen, wenn du noch ein bischen wartest, wirst du auf deine Kosten kommen! Bericht fogt (hoffentlich) gegen Jahresende.
          Grüße von Tilmann
          http://www.foto-tilmann-graner.de/

          Kommentar


          • berniehh
            Fuchs
            • 31.01.2011
            • 2408
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [NZ] Südalpenwildnis

            Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
            Hi Bernd - geil!!!
            Deinen Hang zum bushwhacking hätten wir dieses Jahr im Süden Grönlands gut gebrauchen können, uns liegen Eis und Steine mehr. Jedenfalls haben wir dort eine Route für dich gefunden. Das Zeugs ist dort heftig am wachsen, wenn du noch ein bischen wartest, wirst du auf deine Kosten kommen! Bericht fogt (hoffentlich) gegen Jahresende.
            Grüße von Tilmann
            Moin Tilmann,.....auf deinen Grönlandbericht bin ich ja schon gespannt
            www.trekking.magix.net

            Kommentar


            • BohnenBub
              Erfahren
              • 15.09.2012
              • 294
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [NZ] Südalpenwildnis

              !*



              * Ganz stark.

              Kommentar


              • schlump
                Erfahren
                • 24.01.2008
                • 204
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NZ] Südalpenwildnis

                Wortlos
                ALL YOUR BASE ARE BELONG TO US

                View my flickr

                Kommentar


                • Wildniswanderer
                  Erfahren
                  • 08.11.2008
                  • 402
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NZ] Südalpenwildnis

                  Ich fand deine Berichte ja schon immer eindrucksvoll und stark, aber das hier ist der für meinen Geschmack bei weitem beste bisher! Ganz toll wie du dein Begeisterung für Neuseeland schilderst und vor allem deine Motivation fürs "Bushbashing" (coole Wortschöpfung übrigens). Vielleicht gibt es jetzt ein paar Leute mehr die deine Begeisterung für weglose Wildnistrips nachvollziehen können.
                  Und klar, solche Hammerberichte von dir wirken super inspirierend! Aber wer diese Touren nachmachen möchte, muss sich natürlich zunächst ernsthaft fragen, ob er die selbe Begeisterung und damit verbundene Leidensfähigkeit mitbringt ...
                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

                  Kommentar


                  • berniehh
                    Fuchs
                    • 31.01.2011
                    • 2408
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [NZ] Südalpenwildnis

                    Ich wollte mich hiermit nochmal für die vielen netten Kommentare bedanken

                    Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
                    Motivation fürs "Bushbashing" (coole Wortschöpfung übrigens).
                    das ist keine Wortschöpfung, sondern das normale neuseeländische Wort dafür.
                    In Nordamerika bezeichnet man es als "bushwhacking", in Neuseeland sagt man "bushbashing

                    Zitat von Pielinnen Beitrag anzeigen
                    Vor Dauerregen scheinst du ja verschont geblieben zu sein?
                    Nicht wirklich. Ich habe zwar im Laufe meiner vier Neuseelandreisen viel schönes Wetter erlebt, aber auch mehr als genug Schlechtwettertage an denen ich nicht gewandert bin
                    Bei Dauerregen wander ich normalerweise nicht sondern bleibe den ganzen Tag im Camp oder in der Hütte.
                    www.trekking.magix.net

                    Kommentar


                    • Outdoorfetischist
                      Dauerbesucher
                      • 13.12.2010
                      • 917
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NZ] Südalpenwildnis

                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                      Vincent war ja auf der Lapplandtour mit. Ich habe mir zwar vorgenommen darüber auch noch einen Bericht zu schreiben, aber das dauert noch lange. Erstmal werde ich ja noch ne ganze Weile mit diesem Bericht beschäftigt sein.
                      Kein Problem, ich kann warten - und in der Zeit diesem Bericht folgen

                      /edit: So jetzt bin ich auch mit dem bisher geschriebenem fertig. Unglaublich, was für krasse Touren du unternimmst. Hut ab!
                      Zuletzt geändert von Outdoorfetischist; 03.11.2013, 17:49.

                      Kommentar


                      • berniehh
                        Fuchs
                        • 31.01.2011
                        • 2408
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [NZ] Südalpenwildnis

                        Southern Traverse Fortsetzung Nr. 2

                        (Mount Aspiring Region)

                        Die dritte Etappe meiner Southern Traverse dauerte 22 Tage und führte von der Milford Sound Road zum Haast Pass Highway.
                        Von der Milford Sound Road führte meine Route zunächst weglos durch die Livingstone Mountains, anschließend einen halben Tag auf die bekannten Greenstone- und Caples Tracks bevor es über den Fraser Col runter zur Routeburn Flats ging, wo ich den Routeburn Track kreuzte und das abgelegenere Routeburn North Branch Valley hochwanderte.


                        die sanften Tussokgrashochtäler der Livingstone Mountains


                        Blick vom Fraser Col

                        Mein nächstes Ziel war der Bevan Col, denn dort habe ich mir mit dem Helikopter ein Proviantpaket einfliegen lassen. Der Pilot Charly Ewing von Aspiring Adventure deponierte mein Food drop in ein Fixzelt der Alpine Guides, direkt auf dem Bevan Col am Fuße des Mount Aspiring. Die Bergführer lassen sich dort öfters mit ihren Kunden einfliegen um diesen markanten Berg zu besteigen.

                        Das einfliegen von Food drops in die Wildnis ist in Neuseeland nichts ungewöhnliches. Das wird häufiger gemacht von Leuten die die Southern Traverse oder andere lange Wildnistouren machen.

                        Auf meiner Tour brauchte ich insgesamt drei Food drops,......das erste am Lake Hankinson im Fiordland, der zweite am Bevan Col und das dritte auf dem Tasman Saddle.

                        Normalerweise ist es sauteuer sich so ein Essenspaket einfliegen zu lassen, was bei meinem niedrigen Budget auch unbezahlbar ist. Um es möglichst preisgünstig zu bekommen habe ich mir Stellen ausgesucht die öfter von Booten, Helikopter oder Kleinflugzeugen angesteuert werden. Dann habe ich die Bootsfahrer oder Piloten ausfindig gemacht die zu diesen Stellen fahren oder fliegen und gefragt ob sie in der nächsten Zeit schon eine Buchung dorthin haben und dann mein Proviantpaket gegen Bezahlung mitnehmen würden.
                        Das hat auch immer recht günstig geklappt. Vern Thompson aus Te Anau hat 20 Dollar dafür genommen meine Essenspaktekt zur Hankinson Hut am Geoge Sound Track zu fahren, Charly Ewing hat für 50 Dollar mein food drops zum Bevan Col geflogen und der Bergführer in der Mount Cook Village hat es sogar umsonst mitgenommen als er sich mit seiner Gruppe Kunden zum Tasman Saddle einfliegen ließ, das war echt freundlich.

                        Es gibt verschiedene Routenmöglichkeiten zum Bevan Col und ich hatte mir die schwierige, abgelegene und weglose Route via North Col – Park Pass – Fiery Col – Olivine Ledge – Forgotten Gorge - Forgotten River Col – Olivine Ice Plateau – Destiny Peak – Joe River und Arawhata Saddle ausgesucht.

                        Weit bin ich da aber nicht gekommen. Vor dem North Col saß ich über drei volle Tage im schlechten Wetter fest, habe also drei Tage im nassen Zelt auf Wetterbesserung gewartet. Und vorher in den Livingstone Mountains hatte ich auch schon einen Tag Schlechtwetterzeitverlust erlitten, das heisst also insgesamt schon etwa 4 Tage Zeitverlust.

                        Einen weiteren Schlechtwettertag konnte ich mir nicht mehr leisten. Daher entschied ich mich kurzfristig meine Route zu ändern und die leichte Standartroute via Dart Track und Cascade Saddle zu nehmen. Vom Lake Nerrine und Park Pass wanderte ich das Rock Burn Valley runter zum Dart River, wo ich auf den Dart Track stieß.


                        der Park Pass mit dem Posaidon Peak


                        im Rock Burn Valley, mit dem Amphion Peak im Hintergrund


                        das Dart River Valley vom Dart Track

                        Nun erstmal leichtes und schnelles wandern. Der Dart Track und Cascade Saddle sind zwar bekannte und häufig begangene Treks, die Landschaft war aber auch hier sehr phantastisch, und nur das zählt.


                        Aufstieg zum Cascade Saddle, Blick zurück ins obere Dart River Valley


                        Auf dem Cascade Saddle

                        Hinter dem Cascade Saddle kam ich ins West Matukituki Valley, dieses Tal wanderte ich aufwärts zum Fuße des Bevan Col.
                        Beim Aufstieg zum Bevan Col zogen Wolken über die Berge, es war kalt und windig. Als ich oben ankam war die Sicht ganz weg. Von der Aspiring Hut zum Bevan Col habe ich es in 7h30 geschafft, aber um hier auf dem Pass dieses gelbe Fixzelt der Alpine Guides zu finden brauchte ich eine volle Stunde, obwohl es nur 100 m von mir entfernt stand. Ich irrte hier die ganze Zeit in diesen dichten Nebel umher. Kein Mensch war hier und als ich das Zelt endlich fand, fand ich auch mein Essenspaket, alles war noch da. Ich übernachtete hier, denn es machte keinen Sinn heute noch weiterzugehen, auch wenn die Colin Todd Hut nur noch 2,5 km Luftlinie entfernt war.

                        Die Colin Todd Hut ist der Ausgangspunkt für Gipfeltouren auf den Mount Aspiring. Um dort hinzukommen muss der stark verspaltete Bonar Glacier gequert werden. Die Hütte steht am Fuße der North West Ridge auf 1800 m Höhe und ich wollte es mir nicht nehmen lassen diesen recht formschönen Berg zu besteigen, der auch als Matterhorn der neuseeländischen Alpen bezeichnet wird.

                        Am nächsten Tag wurde das Wetter super, der Wandertag aber nur kurz, denn als ich die Hütte erreichte war es schon zu spät heute noch zum Gipfel hochzusteigen. Es kamen dann noch zwei Engländer, drei Neuseeländer und eine Bergführerin mit ihrem Kunden, alle wollten morgen hoch zum Gipfel.


                        Mount Aspiring (3033 m), das Matterhorn der neuseeländischen Alpen


                        Colin Todd Hut (1800 m)


                        im Hintergrund der Mount Aspiring, gesehen von der Colin Todd Hut

                        5 Uhr morgens gings im Dunkeln mit der Stirnlampe los. Ich ging zwar für mich alleine aber mehr oder weniger zusammen mit den Engländern und Neuseeländern, die um die gleiche Zeit von der Hütte gestartet sind. Die Bergführerin mit ihren Kunden waren schon früher gestartet.

                        Es ging die North West Ridge hoch, erst Gletscher, dann den steilen Felsgrat hochklettern (Grad 3 und sehr exponiert), an einigen Stellen wurde mir ohne Seilsicherung richtig mulmig. Das letzte Stück gings mit Steigeisen den steilen Eisgrat hoch bis zum Gipfel, recht gefährlich. Kurz vor Mittag erreichten wir nach sechseinhalb Stunden den Gipfel. Einer von den Neuseeländern ist schon vorher wieder umgekehrt. Die Aussicht vom Gipfel war atemberaubend!! Ein weiteres Tophighlight auf der Southern Traverse, eines von sehr vielen!!! Es ist der 56.Trekkingtag von der Südküste und der 15.Tag von der Milford Sound Road.

                        5 Uhr abends war ich wieder unten in der Hütte nach fast 12 Stunden.


                        Aufstieg zum Mt Aspiring


                        Blick über die vergletscherte Haast Range


                        Auf dem Gipfel


                        Blick vom Gipfel


                        auf dem Gipfel


                        Blick über den Upper Volta Glacier


                        Blick von der Waterfall Face ins obere Wilkin River Valley

                        Eine Woche später erreichte ich den Highway 6 über den Haast Pass. Jetzt war mal wieder ein Zivilisationsabstecher angesagt. Per Anhalter ging´s nach Wanaka für neue Provianteinkäufe und vier Tage später war ich wieder zurück an der gleichen Stelle am Highway 6, vonwoaus ich meine Southern Traverse fortsetzte.

                        Nördlich vom Highway 6 kam ich nun langsam ins Gebiet der zentralen Südalpen. Ab hier hatte ich auch gute Topokarten.
                        Schon im Fiordland und in der Mt Aspiring Region hatte ich gemerkt daß ich dringend besseres Kartenmaterial brauche! Im Nachhinein betrachtet war es auch ganz gut so daß ich auf dem Abschnitt vor dem Mount Aspiring 4 Tage Schlechtwetter aussitzen musste und demzufolge auf meine leichtere Alternativroute via Dart River und Cascade Saddle gezwungen wurde. Meine ursprünglich geplante Route über den Forgotten River Col und Olivine Ice Plateau wäre nur mit der Mt Aspiring Parkmap und ohne topographische Karten richtig kriminell geworden, obwohl ich ja zusätzlich noch Moir´s Guide Routenbeschreibungen dabei hatte, diesmal immerhin schon als Fotokopien und nicht mehr nur als paar dahingekritzelte Notizen, ich verbesser mich

                        Der erste große Knackpunkt nördlich des Highway 6 war die weglose hochalpine Passquerung vom Hunter River East Branch rüber zum Landsborough River am Tag 68. Der Aufstieg von der Hunter River Seite über den Hunter Glacier ging ja noch recht gut aber beim Abstieg auf der anderen Seite runter zum Landsborough River habe ich mich an den steilen Hang so richtig festgelaufen. Anfangs ging´s zwar noch gut über relativ leichte Geröll- und Felshänge, aber weiter unten fiel es überall steil ab in ein Labyrinth aus zerfurchte felsige Bachrinnen mit spitze steile Rücken dazwischen. Paarmal musste ich wieder ein Stück hochsteigen und eine andere Route suchen und nach 4 Stunden vom Pass war ich in einer engen schluchtigen Bachrinne die unter mir in einer vertikalen Wasserfallstufe abfiel. Hier wurde es langsam dunkel. Unter freien Himmel habe ich mir mein Nachtlager auf den Felsbrocken eingerichtet, recht unbequem. Gut daß es die Nacht nicht geregnet hat, für mein Zelt wäre hier absolut kein Platz gewesen.


                        Blick vom Hunter Glacier zurück das Hunter River Valley abwärts


                        Abstieg von dem namenlosen Pass ins Landsborough River Valley

                        Am folgenden Tag brauchte ich nochmal vier Stunden bis zum Talboden, dort steht die alte heruntergekommene Fraser Hut. Sobald ich die Hütte erreichte fing der Regen auch schon an, somit verbrachte ich hier den Rest des Tages. Laut Hüttenbuch waren vor 20 Tagen die letzten Leute hier.

                        Das Landsborough River Valley ist ein abgelegenes und selten besuchtes Tal das 60 Kilometer parallel entlang der Main Divide verläuft und von beiden Seiten von vergletscherte Berge überragt wird.
                        Von der Fraser Hut waren es zweieinhalb Tage wegloses Wandern bis ins Talende des Landsborough Rivers.

                        Der direkteste Weg vom Landsborough River nach Mount Cook führt über den Fyfe Pass und Mueller Glacier. Diese Route wird nur selten begangen und scheint viel schwieriger zu sein wie ich dachte.
                        Als ich vor 10 Tagen mein food drop in Mt Cook Village deponierte erzählte mir ein Doc Ranger daß er von niemanden wusste der den Fyfe Pass in den letzten 6 Jahren überquert hat.

                        Von der Landsborough Seite aus sah der Aufstieg zum Pass ohne alpine Ausrüstung viel zu steil und gefährlich für mich aus. Dieser Pass kam schonmal nicht in Frage, ich musste mir eine andere Route überlegen.

                        Als einzigste machbare Alternative blieb jetzt nur noch die Route via Karangarua Valley und Copland Pass nach Mt Cook. Diese Route wird hin und wieder mal von Southern Traverse Gängern gemacht. Fünf bis sechs Tage ist man da unterwegs bis Mt Cook, während es über den Fyfe Pass höchstens zwei wären. Trotzdem, dieser große Umweg lohnt sich, denn die Route ist landschaftlich grandios.

                        Der Karangarua Saddle ist wegen einer vertikalen Felswand unpassierbar. Um ins Karangarua Valley zu kommen muss man einen Umweg über den Douglas Pass nehmen und von dort in einer hochalpinen Traverse über den vergletscherten Gladiator und Mt Howitt, von dort dann weglos runter ins Karangarua Valley. Absolut hammermäßig ist der Blick vom Douglas Pass und The Gladiator!


                        im oberen Landsborough River Valley


                        Blick vom Douglas Pass auf die vergletscherte Sierra Range

                        Im hinteren Karangarua Valley liegt versteckt im Busch die Christmas Flat Hut, eine heruntergekommene winzige 2 Bunks Hütte. Drei Jäger traf ich hier, die ersten Menschen die ich seit der Querung des Highway 6 vor 8 Tagen traf. Die Jäger ließen sich hier per Helikopter einfliegen um eine Woche hier zu verbringen. Davor waren laut Hüttenbuch die letzten Leute vor zwei Monaten hier.
                        Fünf Tage später erreichte ich den Copland Pass.
                        Zuletzt geändert von berniehh; 04.11.2013, 08:05.
                        www.trekking.magix.net

                        Kommentar


                        • Mika Hautamaeki
                          Alter Hase
                          • 30.05.2007
                          • 3979
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [NZ] Südalpenwildnis

                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

                          Kommentar


                          • eisen
                            Erfahren
                            • 03.10.2005
                            • 331
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [NZ] Südalpenwildnis

                            Ich bin echt sprachlos, ehrlich. Absoluter Hammer. Und ich dachte schon, Dein Patagonien-Trip sei hart gewesen. Und das ist erst die Vorgeschichte?!

                            Ein bisschen vermisse ich Deine roten Streckenpfeile, weil man dann eine noch bessere Vorstellung von der Strecke bekommt, aber nu.

                            Gab es da eigentlich irgendwann Situationen, wo Du Dir ernsthaft Sorgen um Deine Sicherheit/Dein Leben gemacht hast, also "Hier habe ich mich überschätzt, das wird unkontrollierbar."? Gerade weil Du kein Notfall-Backup hattest und eben jederzeit auf dich allein gestellt warst? Hattest Du einen Notfallplan für Sturz, Beinbruch o.ä?

                            Atemberaubender Trip, ehrlich. Und absolut herausragender Bericht in Zeiten der Like-Me-At-Facebook-Go-Pro-Sponsored-By-Red-Bull-Vimeo-HD-Actionchannel-360°-Multiperspective-Liveberichterstattung. Aber das gilt ja für alle Deine Touren.

                            Kinnlade hochbindend: Eisen

                            Kommentar


                            • Mucci
                              Erfahren
                              • 18.12.2012
                              • 121
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [NZ] Südalpenwildnis

                              Danke für deinen wundervollen Bericht ! Besonders die Bilder vom Dart River/Valley haben dazu geführt, dass das Fernweh sogleich wieder erwacht. Die Gegend fand ich wundervoll und war traurig, dass ich nicht mehr Zeit dort verbringen konnte.

                              Kommentar


                              • Gast-Avatar

                                #35
                                AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                Crazy shit ;)

                                Kommentar


                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2408
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                  Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                                  Ein bisschen vermisse ich Deine roten Streckenpfeile, weil man dann eine noch bessere Vorstellung von der Strecke bekommt, aber nu.
                                  Dies sind ja noch meine alten Touren in der Kurzfassung. Später bei den neuen Treks von diesem Jahr male ich bestimmt wieder einige Pfeile auf den Bildern Die neuen Treks kommen dann auch wieder mit auf meine Webseite.

                                  Zitat von eisen Beitrag anzeigen
                                  Gab es da eigentlich irgendwann Situationen, wo Du Dir ernsthaft Sorgen um Deine Sicherheit/Dein Leben gemacht hast, also "Hier habe ich mich überschätzt, das wird unkontrollierbar."? Gerade weil Du kein Notfall-Backup hattest und eben jederzeit auf dich allein gestellt warst? Hattest Du einen Notfallplan für Sturz, Beinbruch o.ä?
                                  Vor einigen Routenabschnitten mache ich mir schon Gedanken ob die Strecke machbar ist oder nicht. Wenn es mir unterwegs zu gefährlich wird (oder wenn ich glaube daß die Route zu gefährlich werden könnte) mache ich normalerweise einen Rückzieher und suche nach Alternativrouten. Einen Notfallplan habe ich nicht.
                                  www.trekking.magix.net

                                  Kommentar


                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2408
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                    Southern Traverse Fortsetzung Nr. 3

                                    (Zentrale Südalpen)

                                    In den zentralen Südalpen kann man die größte Konzentration vergletscherter Berge Neuseelands bestaunen,....es ist eine schroffe und überaus faszinierende hochalpine Landschaft! Hier kann man Touren bis zu anderthalb Monaten Länge machen ohne Straßen oder Zivilisation zu kreuzen. Wenn man es darauf ankommen lässt und die richtige Route wählt hat die Gegend sogar locker das Potenzial auf einer vierwöchigen Tour keine einzigen Leute zu treffen. Trotzdem ist der Mount Cook Nationalpark und paar weitere Gegenden drumherum nicht so für Langdistanztramper geeignet, sondern eher für Alpinisten. Der Copland Pass, Ball Pass, Tasman Saddle sowie paar weitere Pässe, die ich auf meiner Route durch die zentralen Südalpen gequert habe sind eigentlich nicht so für den klassischen Normaltrekker geeignet.

                                    Wenn man mir fragen würde welches die spektakulärsten und lohnensten Abschnitte der Southern Traverse waren, müsste ich nicht lange überlegen. Es gibt da meiner Meinung nach nur zwei Antworten: Das Fiordland und die zentralen Südalpen vom Landsborough River zum Arthur´s Pass.
                                    Alle anderen Abschnitte (besonders die Mt Aspiring Region) waren zwar auch absolute Weltklasse,.......aber das Fiordland und die zentralen Südalpen waren schon ganz besondere Regionen und beide zusammen auch noch extrem gegensätzlich die die landschafliche Vielfalt der Südalpen ganz besonders zeigen. Einmal das Fiordland mit seiner steilen Granitlandschaft, den tief eingeschnittenen und mit dichten Regenwäldern bestandenen U-förmigen Trogtälern, diese mystische Stimmung mit den steilen Felswänden, zahlreichen Wasserfällen, viele Seen, das großflächig weglose und dazu das permanente anstrengende bushbashing. Die zentralen Südalpen dagegen ganz anders: das ist eine steile und teils stark vergletscherte hochalpine Gebirgslandschaft mit viele waldlose (oder waldarme) Fels- und Gerölltäler. Ich bin durch zahlreiche enge Täler gewandert aber auch durch viele breite offene Geröllflusstäler, die gute weglose Wanderbedingungen schaffen.
                                    Auf meiner insgesamt 56 tägigen Route durch die zentralen Südalpen (vom Highway 6 bis zum Arthur´s Pass) habe ich zwar öfters die Main Divide hin und herüberquert und die Täler westlich der Main Divide sind zwar auch mit dichten Regenwäldern bestanden, aber auf meiner Route waren in den Westtälern häufig Pfade vorhanden. In den zentralen Südalpen war bushbashing nicht so das Thema, dafür hatte ich aber mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen.

                                    Am 77.Tag erreichte ich im schlechten Wetter und Nebel den Copland Pass. Eigentlich ist dies kein richtiger Pass sondern nur ein wegloser steilfelsiger hochalpiner Gebirgskamm. Im Nebel konnte ich die Abstiegsroute nicht finden, auf der anderen Seite schien es überall steil abzufallen mit Gletscherfelder. In dieser Situation blieb mir nichts anderes übrig als erstmal wieder umzukehren. Paarhundert Meter tiefer schlug ich neben einen riesigen Felsbrocken mein Camp auf und am nächsten Tag versuchte ich den Pass bei besserem Wetter nochmal. Diesmal fand ich die richtige Route und stieg unten den steilen Moränenhang runter auf den Hooker Glacier.


                                    das grüne regenwaldbestandene obere Copland Valley


                                    Bergsee oberhalb der Baumgrenze im oberen Copland Valley


                                    Camp 77, 300 hm unterhalb des Copland Passes


                                    Blick vom Copland Pass, unten im Tal der Hooker Glacier. Auf der anderen Hangseite geht´s hoch zum Ball Pass


                                    auf der anderen Passseite liegt 150 m tiefer das Copland Shelter

                                    Um vom Copland Pass zum Ball Pass zu gelangen muss man eigentlich nicht zur Mount Cook Village. Man muss nur den Hooker Glacier queren und auf der anderen Seite direkt wieder nach oben zum Ball Pass steigen.
                                    Weil ich aber vor zwei Wochen ein Essenspaket in der Mount Cook Village deponiert hatte musste ich den kurzen Zivilisationsabstecher in dieses Touristendorf machen. Ich wollte da aber nicht lange bleiben, sondern nur mein Proviantpaket abholen und dann gleich wieder zurück Richtung Ball Pass. Nur eine kleine Proviantmenge hatte ich in Mt Cook deponiert, mein Haupt food drop mit einer zweiwöchigen Proviantladung hatte ich zur Kelman Hut auf den Tasman Saddle einfliegen lassen, wo ich hoffte in vier Tagen anzukommen.

                                    Gleich wieder zurückzuwandern konnte ich jedoch vergessen, denn das Wetter schlug rapide um. Für die nächsten 5 Tage saß ich erstmal fest. An die Querung des hochalpinen Ball Passes war überhaupt nicht zu denken. Drei Tage campte ich in Mt Cook Village und am vierten Tag brach ich von dort auf und wanderte wenigstens die 10 km zum Fuße des Ball Passes wo ich zwei weitere Nächte campte.

                                    Nach 6 Tagen nonstop Regen und Sturm folgte endlich das ersehnte Traumwetter. Ideale Bedingungen für den Ball Pass, die Aussicht von dort oben ist ein absolutes Highlight,......sogar noch besser wie der Blick vom Copland Pass.


                                    Aufstieg zum Ball Pass, Blick zurück ins Hooker Valley


                                    Aufstieg zum Ball Pass, Blick den Hooker Glacier aufwärts, rechts der Mount Cook


                                    Blick vom Ball Pass runter zur anderen Seite


                                    auf dem Ball Pass

                                    Auf der anderen Seite ging´s runter auf den Tasman Glacier. Hier wanderte ich am Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands, vorbei. Zu gern wäre ich da hochgestiegen, das wäre ein weiteres Tophighlight meiner Southern Traverse gewesen. Aber es es war jetzt Ende März, viel zu spät für eine Besteigung. Um diese Jahreszeit geht da auf der Normalroute niemand mehr hoch weil der Lindis Glacier wegen großer Spalten unpassierbar sein soll. Das war mir auch zu gefährlich und außerdem würde die Besteigung drei Tage dauern und meine Zeit war auch ohnehin schon knapp genug. Der Sommer und meine Reisezeit neigte sich dem Ende zu.

                                    Ich verzichtete auf die Mount Cook Besteigung und wanderte weiter den Tasman Glacier aufwärts, der mit 29 Kilometern Länge der längste Gletscher Neuseelands ist.


                                    Abstieg vom Ball Pass, Blick den Tasman Glacier aufwärts = meine Wanderrichtung


                                    Blick von der De La Beche Ridge auf den Tasman Glacier


                                    auf den Tasman Glacier


                                    Tasman Glacier


                                    auf den Tasman Glacier, Blick zurück auf den Mount Cook


                                    Eine Cessna mit Gletschertouristen landet auf dem Tasman Glacier


                                    oberer Tasman Glacier

                                    Zwei Tage später erreichte ich den Tasman Saddle (2435 m) am oberen Ende des Gletschers. Hier steht die recht große und moderne Kelmann Hut (=20 Bunks). Diese Hütte wird regelmäßig von Alpine Guides mit ihren Kunden genutzt, die sich meistens hierher ein- und wieder ausfliegen lassen. Mein Proviantpaket fand ich unversehrt in der Hütte.

                                    Den folgenden Tag verbrachte ich hier um die spektakuläre Gegend auszukundschaften. Ich war nicht alleine, drei Leute waren noch hier, eine Bergführerin mit ihren zwei Kunden aus Schottland. Später am Nachmittag kam aber die Cessna und holte sie wieder ab, nun war ich alleine hier und traf bis zum Trekende niemanden mehr.


                                    die Kelman Hut auf dem Tasman Saddle


                                    Blick von der Hütte


                                    Blick von der Hütte am Abend


                                    Blick vom Mount Aylmer auf den Brodrick Peak und Mount D´Archiac

                                    Der Abstieg vom Tasman Saddle zum Murchison Glacier war recht steil und gefährlich einen Schrund runter mit viele offenliegende Spalten. Die Bergführerin meinte daß da um diese Jahreszeit normalerweise niemand mehr rübergeht.
                                    Vom Tasman Saddle brauchte ich 6 Tage zum Veil Bivvy im Havelock Valley. Auf dem Weg dorthin querte ich zwei weitere hochalpine Pässe, einer davon vergletschert. Im Havelock Valley schlug das Wetter mal wieder um. Die folgenden 6 Tage saß ich da im Sturm und Regen fest,.....im übernächstem Post schreibe ich nochmal was dazu.


                                    Blick vom Mount Abel


                                    Abstieg vom Tasman Saddle auf den Murchison Glacier, diesen Gletscher geht´s abwärts


                                    Murchison Glacier


                                    Aufstieg auf den Armadillo Saddle, Blick zurück auf den Murchison Glacier (90.Tag)


                                    auf der anderen Seite des Armadillo Saddle geht´s das Rutherford Stream Valley abwärts


                                    das Separation Stream Valley geht´s aufwärts (92.Tag)


                                    Aufstieg zum Twilight Col, Blick vom Separation Glacier das Separation Stream Valley abwärts


                                    das Forbes River Valley geht´s abwärts zum Havelock River


                                    Havelock River Valley


                                    das untere Havelock River Valley

                                    Der Sommer und meine Reisezeit neigte sich langsam dem Ende zu. Schon seit Wochen war klar daß ich es bis zu meinem Heimflug niemals bis zur Golden Bay, geschweige denn bis zum Arthur´s Pass schaffen werde, wenn ich nicht endlich mal damit anfange meine weitere Routenplanung nach den Kriterien des geringstmöglichen Widerstandes umzustellen.
                                    Die Routenführung der Southern Traverse ist ja sehr individuel. Man kann nicht auf der gesamten Strecke durchgehend überall nur die spektakulärstmöglichen Routen gehen. Irgendwo muss man Einschnitte machen, die Southern Traverse wird ja normalerweise in einer Saison gemacht. Es gibt Leute die lassen das Fiordland komplett aus, denn das ist ja ein enormer Zeitfaktor, fast anderthalb Monate bis zur Milford Sound Road entlang der Main Divide. Andere Leute kajaken das Fiordland, entweder entlang der Küste oder entlang der östlichen Seen, das geht schneller. Noch schneller geht es wenn man das Fiordland östlich umwandert, teils über Straßen und durch Farmland, auf einer meiner Meinung nach recht langweiligen Route.
                                    Auch zwischen Mt Cook und Arthur´s Pass hat man verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedlich lange dauern, zwischen zwei und vier Wochen, mit unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

                                    Meine Devise lautete auf der kompletten Strecke nur die spektakulärst möglichen Routen zu nehmen, egal wie lange der Trek dauern wird. Ich hätte ja auch schon zwei Monate früher mit der Tour beginnen können und nicht erst Ende Dezember!
                                    So kam es dann daß ich am 102. Trekkingtag, im Havelock Valley, aussteigen und die Tour beenden musste, um meinen Heimflug nicht zu verpassen. Und ich hatte es nicht bis zur Golden Bay geschafft, sogar nichtmal bis zum Arthurs Pass, was für eine Schande!! Das war mir aber sowas von egal. Ich habe gerade den Trek meines Lebens gemacht! War absolut begeistert von den Routen die ich gewandert bin und habe nicht den Abschnitten hinterhergetrauert die ich nicht mehr geschafft habe. Trotzdem denke ich noch so beim Herauswandern: Irgendwann komme ich hierher zurück und wander den Rest.

                                    Dieses „Irgendwann“ war auf meiner übernächsten langen Reise, vier Jahre später, im Südsommer 2001. Bin an der gleichen Stelle wieder eingestiegen wo ich damals aufgehört habe, am Pistenende bei der Mesopotamia Station. Bis zum Arthur´s Pass waren es etwa 218 Kilometer durch eine grandiose einsame und abgelegene Gebirgslandschaft über 7 Pässe. 18 Tage brauchte ich dafür. Erst ab dem Arthur´s Pass Nationalpark (15.Tag) traf ich viele Wanderer. Auf den gesamten 15 Tagen zuvor nur vier DOC-Ranger am 9.Tag , sonst niemanden. Als ich am 18.Tag den Highway erreichte fuhr ich per Anhalter nach Christchurch um Proviant und Karten für den nächsten Abschnitt einzukaufen.


                                    Aufstieg zum McCoy Col, Blick zurück das McCoy Stream Valley abwärts


                                    Camp in einer Spalte auf dem McCoy Glacier


                                    Blick vom Camp


                                    auf dem Review Peak, mit Selbstauslöser fotografiert


                                    den Lyell Glacier geht´s abwärts


                                    es geht durch das regenwaldbestandene Whitcombe River Valley


                                    Unknown Stream Valley


                                    Kea




                                    Waimakariri River Valley


                                    Highway 73 am Etappenende, per Anhalter geht´s erstmal nach Christchurch für neue Provianteinkäufe
                                    Zuletzt geändert von berniehh; 11.11.2013, 00:15.
                                    www.trekking.magix.net

                                    Kommentar


                                    • berniehh
                                      Fuchs
                                      • 31.01.2011
                                      • 2408
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                      Southern Traverse Fortsetzung Nr. 4

                                      (nördlich vom Arthur´s Pass)

                                      Von meinem Neustart bei der Mesopotamia Station hatte ich ja schon 18 Trekkingtage hinter mir bis zum Arthur´s Pass (siehe vorigen Post).
                                      Nördlich vom Arthur´s Pass sind die Südalpen unvergletschert und deutlich weniger schroff wie auf der gesamten Strecke südlich davon, die ich schon durchwandert habe. Bekannte Tracks verlaufen hier durch die Täler nahe der Main Divide im Nelson Lakes Nationalpark und Lake Sumner Forest Park. Nördlich vom Arthur´s Pass kann man also gut was an Kilometern schaffen und dabei trotzdem nahe an der Main Divide bleiben.

                                      Auf der schnellsten Route sollte es vom Arthur´s Pass bis hoch zur Golden Bay locker in drei Wochen zu schaffen sein. Auch wenn die Landschaft vielleicht nicht mehr ganz so spektakulär ist wie weiter südlich, war es nicht mein Ziel auf dem kürzesten und schnellsten Weg da durchzuwandern. Auch hier wollte ich Schlenker machen, mal abgelegenere Routen nehmen und nicht nur die bekannten Standartrouten,.......hier und da vielleicht auch mal einen Abstecher auf einen Berg machen.

                                      Ich fass mich mal kurz, denn viel aufregendes habe ich nicht mehr erlebt. Die komplette Route war aber trotzdem absolut phantastisch und ich war angenehm überrascht wie spektakulär, wild und ursprünglich die Landschaft auch nördlich vom Arthur´s Pass ist.
                                      Mit drei Proviantladungen bin ich meine Route vom Arthur´s Pass zur Golden Bay gewandert. Bei den Straßenquerungen endete jeweils die Etappe und ich bin erstmal in die nächste Stadt getrampt um wieder neuen Proviant einzukaufen.
                                      Vom Arthur´s Pass zum Lewis Pass waren es 170 Kilometer in 12 Tagen über 8 Pässe oder Gebirgskämme.


                                      Mingha Bivvy


                                      Blick vom Goat Pass ins Deception Valley


                                      Blick auf den Lake Mavis, beim Aufstieg vom Goat Pass auf die Main Divide


                                      Blick von der Main Divide ins Poulter River Valley


                                      Blick vom Minchin Pass, Tag 4 vom Arthur´s Pass


                                      Lake Sumner

                                      Die nächste Etappe, vom Lewis Pass bis zum Highway 6, war ebenfalls 170 Kilometer lang, mit 7 Passquerungen und zwei Bergbesteigungen. 10 Tagen habe ich dafür gebraucht, der größte Teil davon führte durch den Nelson Lakes Nationalpark.


                                      Tramper auf dem Three Tarn Pass


                                      beim Abstieg vom Three Tarn Pass


                                      Blick von den Spenser Mountains


                                      Abstieg vom Waiau Pass zum Lake Constance


                                      Abstecher auf den Mount Franklin


                                      Blick vom Mount Franklin


                                      Blick vom Mount Franklin


                                      auf Pfad durch Südbuchenwald im Nelson Lakes Nationalpark


                                      Aufstieg zum Sunset Saddle, Nelson Lakes Nationalpark


                                      Blick vom Sunset Saddle


                                      Abstieg von der Mt Cedric Route zum Lake Rotoroa

                                      Als ich den Nelson Lakes Nationalpark hinter mir hatte lag nur noch ein großes Wildnisgebiet vor mir, der Kahurangi Nationalpark, Neuseelands zweitgrößter Nationalpark.

                                      Auf der gesamten Southern Traverse, von der Südküste bis zur Golden Bay, müssen 6 Straßen gequert werden. Man kann zwar auch deutlich mehr queren, jenachdem welche Route man wählt, aber wenn man es darauf ankommen lässt sind diese 6 Straßenquerungen das absolute Minimum um die man nicht herumkommt.
                                      Bei mir lief es in der Regel so ab: Ich kam direkt aus der Wildnis auf die Straße, fuhr dann per Anhalter in die nächste Stadt zum einkaufen, anschließend wieder zurück und von der Straße wieder runter in die Wildnis rein.

                                      Bei der letzten Straßenquerung der Southern Traverse, dem Highway 6 zwischen dem Nelson Lakes Nationalpark und Kahurangi Nationalpark, war es anders. Ich verlies den Nelson Lakes Nationalpark via Tiraumea Valley. Um von dort zum Highway 6 zu kommen musste ich erst 15 Kilometer auf einer Schotterstraße durch ein Farmlandtal wandern.


                                      Pistenwandern im Tutaki Valley

                                      Ich wanderte also auf dieser langweiligen Piste durch grünes Weideland. Die Hügel rundum waren dicht bewaldet und alle paar Kilometer kam ich mal an einer kleinen Farm vorbei,....also eigentlich eine recht idyllische Gegend. Wer in diesem Tal wohnt lebt echt am Ende der Welt, es ist absolut nichts los hier.
                                      Doch,......nach einer halben Stunde kam da mal ein Auto vorbei! Und es hielt auch noch an, obwohl ich garnicht versucht hatte zu trampen!
                                      Am Steuer eine Frau, sie fragte ob ich einen Lift zum Highway 6 wolle,.....und dann im fast gleichen Atemzug hinterher: „Sag mal, kann es sein daß wir uns schonmal irgendwo begegnet sind?“
                                      Ich überlegte, aber es fiel mir jetzt spontan so auf die Schnelle nicht ein wo und wann das gewesen sein sollte. Sie erzählte weiter und meinte daß sie mich an meinen riesigen Rucksack wiedererkannt hat.
                                      Klar, jetzt fällts mir auch wieder ein, wir haben uns schonmal getroffen, vor über dreieinhalb Jahren auf einen über 2500 m hohen Gebirgspass in den spanischen Pyrenäen!!

                                      Im Oktober und November 1997 machte ich meine große Durchquerung der Hochpyrenäen von Lescun in Frankreich nach Andorra, eine Mischung zwischen dem H.R.P. und meine selber ausgedachte Route. Einige der schönsten Abschnitte des GR 10 und GR 11 hatte ich auch noch in meine Route mit eingebaut. 43 Tage hat die Tour gedauert, weil ich unterwegs noch Abstecher auf etliche Dreitausender gemacht hatte.

                                      Am 10. Trekkingtag, dem 10. Oktober 1997, überquerte ich den 2550 m hohen Col d´Arratille von Frankreich rüber nach Spanien. Kurz hinter der Passhöhe kamen mir auf der spanischen Seite zwei Wanderer entgegen, die einzigsten Menschen die ich an diesem Tag traf.
                                      Wir unterhielten uns etwa eine viertel Stunde, sie hießen Karen und Clynton. Ich machte noch ein Foto von ihnen, sie eins von mir und dann tschüss! Sie querten den Pass rüber nach Frankreich und ich wanderte weiter nach Spanien rein. Wir hatten keine Adressen ausgetauscht, keine Telefonnummern und keine E-mail Adressen, nichts! Ach so, eine E-mail Adresse hatte ich zu dem Zeitpunkt ja sowieso noch nicht,.....aber man trifft sich ja immer zweimal im Leben

                                      Zwei Jahre später sind Karen und Clynton nach Neuseeland gezogen und haben sich ein kleines heruntergekommenes Holzhaus gekauft in ausgerechnet diesem abgelegenen Tal das ich auf meiner Southern Traverse durchwandert habe. Sie wollten sich hier eine Bio-Farm aufbauen. Karen lud mich zu sich nach hause ein und Clynton traf ich dort auch wieder. Die beiden sind richtig nett, sie führen einen ziemlich alternativen Lebensstil. Ihr Haus war zwar stark reparaturbedürftig, aber egal, es ist recht schön hier, mit kleinen Gemüsegarten direkt beim Haus, ein Rind, ein Schaf und drei Hühner. Momentan können sie zwar noch nicht davon leben und müssen noch nebenbei in Murchison in einen Fish&Chips Laden arbeiten, ihr Ziel war es aber in einigen Jahren als Selbstversorger von ihrer kleinen Farm überleben zu können.


                                      Karen und Clynton am Col d´Arratille in den spanischen Pyrenäen (Oktober 1997)


                                      Karen und Clynton auf ihrer kleinen Farm im Tutaki Valley, Neuseeland (März 2001)

                                      Es war ein sehr netter Abend, und von hier aus startete ich dann meinen letzten Abschnitt der Southern Traverse durch den Kahurangi Nationalpark, der nach dem Fiordland Neuseelands zweitgrößter Nationalpark ist.
                                      Dieses Gebiet hat mir auch sehr gut gefallen, es ist eine grandiose Gebirgswildnis mit enge regenwaldbestandene Täler und sanftere Fels- und Tussokgraskämme, nicht mehr so schroff und hochalpin. Meine Route durch diesen Nationalpark war 230 Kilometer lang und hat 16 Tage gedauert, auf einer Mischung zwischen weglos und schmale Pfade.

                                      Die ersten 5 Tage ging´s durch eine abgelegene Region im südlichen Teil dieses Nationalparks, über das Thousand Acres Plateau und Matiri Range, anschließend 5 bis 6 Tage auf bekanntere Tracks (Wangapeka Track, Karamea Track, Tableland, Cobb River Valley).


                                      Poor Pete´s Hut auf dem Thousand Acres Plateau, Kahurangi Nationalpark


                                      Thousand Acres Plateau


                                      weglose Kammwanderung, Matiri Range


                                      Blick von der Matiri Range


                                      Cobb River Valley


                                      ein Weka


                                      alte Hütte im Cobb River Valley

                                      Die folgenden 6 Tage wanderte ich wieder auf einer wenig begangenen Route via Douglas Range – Drunken Sailors – Anatoki Valley – Dragons Teeth – Adelaide Tarn und Boulder Lake. Das waren auch die letzten Tage meiner Southern Traverse. Dieser Abschnitt war landschaftlich besonders spektakulär und das Highlight des Kahurangi Nationalparks.


                                      der Lake Cobb, gesehen von der Peel Range


                                      Blick von der Peel Range


                                      Blick von den Bergkämmen im nördlichen Kahurangi Nationalpark


                                      Dragons Teeth


                                      Adelaide Tarn, die Adelaide Tarn Hut ist als winziger Punkt am oberen Seeende zu sehen.


                                      Adelaide Tarn Hut


                                      Tramper in der Adelaide Tarn Hut


                                      Blick ins Clark River Valley, auf dem Weg zum Green Saddle und Boulder Lake


                                      Abstieg vom Green Saddle zum Arena Creek und Boulder Lake

                                      Am 16. Tag vom Highway 6 wanderte ich vom Boulder Lake über die Brown Cow Ridge und beim Abstieg auf der anderen Seite konnte ich vor mir durch die Büsche die Golden Bay sehen, nur noch 15 Kilometer Luftlinie entfernt. Meine Southern Traverse geht nun endgültig zuende! Auf dem Talboden am Aorere River kam ich ins offene Weidefarmland, hier begann die Straße, nach 56 Tagen und 790 Kilometern von meinem Start diesen Sommer bei der Mesopotamia Station.

                                      Jeder, der die Southern Traverse geht, würde von hier wahrscheinlich auch noch die restlichen 40 Kilometer nach Cape Farewell an der Golden Bay wandern um später sagen zu können die komplette Southern Traverse von Küste zu Küste gemacht zu haben. Diesen letzten Abschnitt habe ich mir aber nicht mehr angetan. Für mich endete die Tour hier. Ich wanderte die Straße entlang und mit dem ersten vorbeikommenden Auto bekam ich eine Mitfahrgelegenheit in die nächste Stadt Takaka.

                                      Als ich das später einem Neuseeländer erzählte, konnte er nicht begreifen weshalb ich die letzten sehr leichten 40 Kilometer nicht auch noch gewandert bin, sondern schon am Aorere River meine Tour beendet habe, so kurz vor dem Endziel.
                                      Meine Antwort darauf: „Wieso Endziel? Ich habe kein Endziel, bei mir ist nur der Weg das Ziel! So muss ich später wenigstens nicht sagen die Southern Traverse war von Anfang bis fast zum Ende mega spektakulär,......nur die letzten 40 Kilometer entlang der Straße waren nicht so schön“.
                                      Wenn ich die Zeit nochmal zurückdrehen könnte oder die Southern Traverse nochmal machen würde, würde ich es wieder so machen,......am Aorere River wäre Schluss für mich! Zusätzlich zur langweiligen Straßenwanderung kommt dann ja auch noch der Zeitfaktor dazu,......für diese 40 Kilometer würde mir ein ganzer Reisetag flöten gehen, den ich anderswo für eine lohnendere Route nutzen könnte.

                                      Das war also meine Southern Traverse, die auch so viele Jahre später immer noch mit zu den besten Treks zählt, die ich jemals gemacht habe!
                                      Zuletzt geändert von berniehh; 11.11.2013, 00:47.
                                      www.trekking.magix.net

                                      Kommentar


                                      • Gast-Avatar

                                        #39
                                        AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                        Wow. Vielen Dank, dass Du Dir die Mühe machst, das alles in einen Bericht zu fassen. Was Du alles schon erlebt hast ...

                                        Kommentar


                                        • Wildniswanderer
                                          Erfahren
                                          • 08.11.2008
                                          • 402
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [NZ] Südalpenwildnis

                                          Wow, du hattest mir ja schon häufiger davon erzählt und allmählich kann ich deine Begeisterung für Neuseeland nachvollziehen…
                                          Imposant finde ich auch die Konsequenz mit der du dir die für dich interessantesten Abschnitte zusammen stellst, im Kontrast zu einer "Thruhikermentalität" bei der das wichtigste das zurücklegen einer gesamten, von wem auch immer zusammen gestellten Strecke ist.

                                          Danke für diesem imposanten Rückblick in deine "Wandervergangenheit"!
                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X