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Die 10000 Stufen des Todes
Malerweg September 2013
Prolog
Malerweg September 2013
Prolog
Freie Tage muss man nutzen. Ich zumindest. Ich kann dann nicht einfach zuhause rum sitzen und “nichts” tun. Wenn es dann gleich fünf am Stück sind, dann arbeitet es im Oberstübchen und Pläne für Mehrtagestouren müssen her. Am besten einen der Weitwanderwege von der Liste “Dafür geb ich keinen Urlaub aus, aber vielleicht passt’s ja mal”. Gefolgt vom Rennsteig stand dort ganz oben der Malerweg, vor allem auch durch die Berichte hier im Forum genießt er den Platz an der Sonne.
Fünf Tage Malerweg? Ich schaute mir die Etappen beim Wanderkompass an, kürzte von acht auf fünf mit einer Königsetappe in der Mitte, suchte mir ein paar Übernachtungsmöglichkeiten raus (hier kamen wieder die ODS Berichte ins Spiel), buchte Zugtickets und fertig war der Plan eine knappe Woche bevor es losgehen sollte.
Schnell waren noch zwei Bekannte aus der Ecke angefunkt, die ich dann am Freitag Abend in Ostrau auf einen Plausch treffen und mit ihnen gemeinsam die Sonntagsetappe von Schöna nach Gohrisch laufen wollte.
Tag 1, Donnerstag 12.09.2013
Der frühe Vogel schläft im Zug
Der frühe Vogel schläft im Zug
Frei nach dem Motto “Nur keine Zeit verschwenden” klingelte der Wecker pünktlich um 3:30 Uhr in der Frühe. Die Irland-erfahrene Deuter Rückentüte hatte ich schon am Vorabend gepackt und auf mein bewährtes System der verschieden farbigen Packsäcke zurück gegriffen. So war nicht nur alles wasserdicht verpackt, sondern auch einfach wieder zu finden. Allerdings blieb das leichtere TerraNova Laser diesmal daheim, denn ich wollte mein neues Hilleberg Soulo - ich nenne es liebevoll “Sturmschutzbunker” - endlich draußen ausprobieren.
Den Weg zum Ostbahnhof in Berlin trat ich dann auch zu Fuß an, denn um die Uhrzeit wäre ich nur mit Umwegen dort hin gelangt und so konnte ich mich schon etwas einrollen. Es fühlte sich gut an, wieder “on the road” zu sein. Überhaupt laufe ich unglaublich gerne vor Sonnenaufgang durch die Stadt. Die Luft ist dann herrlich frisch und außer ein paar Taxen ist niemand unterwegs.
Pünktlich um 04:53 fuhr mein Zug nach Dresden ab. Da er fast nur aus Schlafwagen bestand und wohl aus Amsterdam kam, konnte man nur in zwei Wagen zusteigen. Da nun nicht so irre viele Menschen um die Uhrzeit nach Dresden wollten, war freie Abteilwahl angesagt und ich hatte eins ganz für mich alleine. Nachdem der Schaffner zum Glück zeitnah meinen Fahrschein abgeknipst hatte, konnte ich die Armlehnen hochklappen und verbrachte die nächsten zwei Stunden überraschenderweise außerordentlich gemütlich im Schluppiland.
In Dresden ging es dann direkt in die S-Bahn nach Pirna und dort in den Bus zum Liebethaler Grund. Punkt 8 Uhr startete ich dort meine Tour auf dem Malerweg. Toll.
08:00 Es geht los!
Heute standen gleich mal über 20 km auf dem Plan also stiefelte ich schwungvoll los. Der Himmel war zwar grau in grau und sollte so auch die nächsten Tage bleiben, aber wenn überhaupt, dann tröpfelte es nur ein wenig durch das Blätterdach des Waldes.
Unter den Bäumen ging es zunächst an einem Fluss entlang mit dem berühmten Sandstein, der sich bereits zu beiden Seiten auftürmte. An einer Hausruine musste ich keine halbe Stunde später erstmal eine ausgiebige Fotopause einlegen. Weiter ging es über die Lochmühle, dann durch ein kleines Dorf und zwischen abgemähten Feldern auf der einen und dem Waldesrand auf der anderen bis nach Lohmen.
Entspanntes Wandern
Historisches am Wegesrand
Da ich ja heute noch bis Hohnstein kommen wollte, fiel die Pause im Häuschen einer Bushaltestelle recht kurz aus. Weiter ging es durch den Schleifgrund, Uttewalder Grund und Wehlener Grund. Ganz alleine zwischen den moosbewachsenen Sandsteinen in einer Stille zu wandern, die nur hin und wieder vom kurzen Ruf eines Vogels und dem von den Blättern tropfenden Wasser gestört wird, hat wirklich etwas magisches. Ich fühlte mich wie in einem verwunschenen Labyrinth eines Märchens.
Uttewalder Grund
Und das berühmte Felstor
Bisher hatte ich kaum eine handvoll Menschen auf dem Weg getroffen. Als ich mich Wehlen näherte änderte sich das. Mehr und mehr Menschen waren hier auf einem mittäglichen Spaziergang unterwegs. Den Ort erreicht man auf einer Anhöhe und hat von dort einen ganz fantastischen Blick auf die Elbe und Wehlen selbst, dass sich über beide Ufer erstreckt.
Kurz nach Mittag war es nun, also machte ich es mir auf der Terrasse eines Cafés gemütlich mit einem Cappuccino und einem Stück Käsekuchen. Die anderen Gäste sahen mich bzw. meinen großen Rucksack zwar etwas befremdlich an, mir war das aber herzlich egal.
Blick auf Wehlen
Weiter ging es auf einer kleinen Straße Richtung Osten bevor ein steiler Pfad kurz vor Ortsende wieder in die einsame Natur führte. Ich kam gehörig ins Schwitzen und war komplett nass als ich oben ankam. Mist, dachte ich, ich muss noch mehr trainieren. Wieder erfreute ich mich an der Stille und dem Fehlen von Menschen. Tief atmete ich die frische feuchte Waldluft ein und genoss jeden meiner nun wieder beschwingten Schritte.
Einsam durch die Wälder. Toll!
Doch schnell war es vorbei mit der Ruhe, denn ich näherte mich der Bastei. Einer DER Attraktionen des Elbsandsteingebirges überhaupt. Was hier an einem schönen Wochenende im Sommer los war, wollte ich gar nicht erst wissen. Mir reichte es auch so. Ich fand tatsächlich einen Platz am Geländer und konnte die zugegebenermaßen wirklich umwerfende Aussicht auf die Elbe und die Sandsteinfelsen in der Umgebung genießen. Lange verweilte ich jedoch nicht und stieg stattdessen lieber wieder ab. Unzählige Stufen führten durch den Wald hinunter. Mit 15kg auf dem Rücken fanden meine Knie das alles andere als lustig. Zum Glück wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, was da noch auf mich zu kam.
Millionenfach fotografiert. Der Blick von der Bastei.
Unten angelangt ging es am Amselsee vorbei hoch durch den Amselgrund. Ich hatte inzwischen wieder einen schönen flotten gleichmäßigen Schritt drauf und spürte meinen Rucksack eigentlich kaum. Er war inzwischen wieder ein Teil von mir geworden, so wie auf der Irlandreise Anfang des Jahres. Keiner der jetzt doch häufiger anzutreffenden Tageswanderer überholte mich. Vielmehr war ich diejenige, die locker flockig bergauf an den anderen vorbei rauschte.
Nach einigen weiteren Feldern ging es dann wieder in den Wald und hinauf zum Hockstein. Oben angekommen fand ich sogar eine Schutzhütte vor. Schade, dass es erst 16 Uhr war, sonst hätte man hier wohl auch übernachten können. Hinab ging es durch die Wolfsschlucht, die sicher eines der Highlights des Tages war mit den steilen Metalltreppen die einen schmalen Spalt im Fels nach unten führten.
Die Wolfsschlucht
Als ich in Hohnstein aus dem Wald trat prasselte gerade ein Schauer herab, so dass nun doch die Regenjacke zum Einsatz kam. Ich wollte auf der Entenfarm übernachten, einem Campingplatz etwas außerhalb des Ortes im Osten. Gut zwei scheinbar nie enden wollende Kilometer stiefelte ich eine Landstraße entlang, zum Glück hatte immerhin der Regen schnell wieder aufgehört. Mein GPS zeigte stolze 27km an, als ich endlich auf dem Campingplatz ankam. Die sehr nette Dame an der Rezeption lies mich meinen Stellplatz frei aussuchen, schließlich war ich neben ein paar Wohnwagen das einzige Zelt überhaupt. Schnell noch ein Siegerbier eingepackt und das Zelt unter einem Baum aufgestellt.
Leider war Mitte September die Saison so gut wie vorbei, so dass außer der Rezeption nichts auf dem Campingplatz mehr geöffnet hatte. Das und der wieder einsetzende Regen trieben mich nach meiner wohl verdienten Drei-Minuten-Dusche schnell in die Hillburg, in der ich noch ein wenig las, bevor ich mit Vorfreude auf den nächsten Tag früh einschlief.
Abendbrot für Champions: Selbst gemachtes Beef Jerky, Ei und Bier
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