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So nachdem ich Anfang Juli endliche die Ergebnisse meines Staatsexamens in den Händen hielt und das ganze recht ordentlich bestanden war, gab es dann auch endlich grünes Licht für die Urlaubsplanung. Nachdem ich in der Planungsphase für "eine Trekkingtour am Balkan" zwar grundsätzlich Interesse angemeldet hatte, doch aufgrund der Unsicherheit wegen des Examens nicht zusagen konnte, war eine der ersten Handlungen nach dem Brief aus der Studienkanzlei herumzutelefonieren, dass die Montenegroreisegruppe von sechs auf sieben Personen anwachsen wird
Ab diesem Zeitpunkt gingen dann auch gleich meine Reisevorbereitungen los: einen Flug buchen, der zu den Verbindungen der anderen kompatibel ist, nochmal über die Ausrüstung schauen, ob ich nicht was neues brauche, einige Kleinigkeiten und Proviant besorgen und natürlich aktiv in die Planung mit eingreifen ;)
Dienstag, 31.07.2012: Anreise des ersten Haufens
Gegen 3.30 Uhr startete für den ersten Teil unserer Gruppe der heutige Tag, da sie bereits um 8.00 Uhr am Frankfurter Flughafen sein sollten. War aber trotz der unchristlichen Zeit alles kein Problem.
Die Fahrt nach Frankfurt verlief absolut problemlos und so kamen sie pünktlich und mit reichlich Pufferzeit in Frankfurt an.
Kurz vor elf ging es dann mit dem ersten Flieger nach Wien, wo ein recht gemütlicher und schnuckeliger Flughafen wartete.
War also auch kein Problem, die vier Stunden Wartezeit bis zum Weiterflug nach Belgrad zu verbringen. Besonders die großen Ledersofas luden zum Entspannen und zum Nickerchen machen ein. Hier könnten sich viele Flughäfen eine Scheibe abschneiden.
Der Flug nach Belgrad wurde dann gegen vier Uhr in einer Propellermaschine fortgesetzt. Da jeder bei der Buchung einen „Fensterplatz“ gebucht hatte, saßen alle einigermaßen über das Flugzeug verteilt, jeder an seinem eigenen Fensterchen.
Was in dieser ansonsten sehr schönen Maschine etwas nervig war, war die Beschallung mit Wiener Walzer vor Start und Landung.
In Belgrad angekommen war der Plan, mit Taxis zum schon gebuchten Hotel „Rex“ zu fahren. Laut Internet und Hörensagen sollte der Preis dafür bei etwa 10 Euro liegen. Etwas verunsichert durch die vielen verschiedenen Taxis schauten die vier Vorflieger sich erstmal eine Weile um und fragten dann mal bei einem Fahrer eines größeren Taxis an, das in der Lage schien, alle inklusive des umfangreichen Gepäcks zu transportieren. Der Fahrer gab einen geschätzten Preis von 20 Euro an. Um langes Verhandeln einzusparen, wurde das Angebot angenommen. Die Fahrgäste wurden dann aber seltsamer Weise an den anderen verwiesen, bzw. von diesem einfach „weggeholt“, was den anderen Fahrer aber nicht zu stören schien. Naja, wie auch immer... Zum allgemeinen Erstaunen lotste uns der neue Fahrer erst mal einige hundert Meter zu Fuß zu einem großen Parkplatz, auf dem sein Taxi stand. Das Taxischild demontiert und lag im Kofferraum. Außerdem war das Auto zu klein um das Gepäck ordentlich zu verstauen. So musste einer der Rucksäcke nach vorne vor den Beifahrersitz genommen werden. Am Hotel angekommen wurde dann das Gepäck ausgeladen und umgerechnet knapp 30 Euro für die Fahr gezahlt.
Glücklich, angekommen zu sein haderten sie nicht lange rum und steuerten auf das Hotel zu, als C. plötzlich bemerkte, dass dies gar nicht das richtige Hotel war! Der Fahrer hatte die Gruppe zu einem falschen Hotel gefahren! Nach einem kurzen Schock wurde beschlossen, die paar Kilometer zum richtigen Hotel zu Fuß zurückzulegen. Zum Glück hatte C. passende Kartenausschnitte ausgedruckt. Letztendlich war es dann ganz nett, durchs abendliche Belgrad zu laufen. Der Weg führte durch die schöne Fußgängerzone, vorbei an vielen Bars und Restaurants, die allesamt gut besucht waren, meist von jungem Publikum.
Am Hotel angekommen entledigten sie sich erstmal unseres Gepäcks, um dann wieder in die Stadt zu starten – Essen fassen! Um nicht dieselbe Strecke zu laufen, machten sie einen kleinen Bogen, der uns noch kurz vor der eigentlichen Fußgängerzone zu einem netten kleinen Lokal führte, in das gleich einkehrt wurde. Aus Unsicherheit, ob die Gerichte mit Beilage waren, versuchte G. den Kellner auf Englisch danach zu fragen. Etwas verkürzt wiedergegeben war seine Antwort auf die Frage: „...with french fries??? – no, no with cheese“. – Sehr skurrile Antwort, vermutlich, er hat überhaupt nichts verstanden...
Nach dem trotzdem leckeren Essen machten sie sich über die belebte, abendliche Fußgängerzone auf den Rückweg zum Hotel, nicht ohne noch mal auf einen Cocktail in eines der Straßencafes einzukehren.
Mittwoch, 01.08.2012: Odyssee durch Belgrad und der Rest kommt an
Auf Nachfrage war die Nacht für alle sehr erholsam. Es war in der Frühe sehr heiß, jedoch waren die Geräusche der erwachenden Stadt – HUUP HUUP – schlimmer. Kurz nach acht saßen alle am Frühstückstisch.
Nach einer ¾ Stunde schmausen wurden die zwei wichtigsten Tagesordnungspunkte, Gaskartusche kaufen und Bahntickets umtauschen, aus 6 mach 7 und aus Mojkovac mach Kolasin, angegangen. Das Hotel war umgeben von Heimwerker-Bedarf-Läden, aber es sollte immer dasselbe Spiel kommen: Reingehen, Kopfschütteln ernten und an einen anderen Laden die Straße hinunter verwiesen werden. Der fünfte oder sechste Laden hatte zwar Gaskartuschen, welche aber nicht kompatibel zu unserem Kocher waren. Blaue Campinggas-Ventilkartuschen gab es zu Hauf, aber keine Gewindekartuschen. Nach dem Frühstück hatten wir im Hotel nochmals nach der Anschrift „des“ Outdoorladens gesucht, welcher sich nach Suche in Deutschland in der Nähe des Hotels befinden sollte. Doch an der in etlichen Foren beschriebenen Adresse war nichts „outdoormäßiges“ zu finden.
Nachdem weder die Heimwerkerläden passende Gaskartuschen hatten noch der Outdoorladen zu finden war, ging es erstmal zum Bahnhof, um das Ticket umzutauschen. Etwas verloren standen wir in der Bahnhofshalle bis uns ein Bediensteter zu uns winkte, hinter einem Schalter verschwand und uns dann auf Serbisch fragte, was wir wollten. Bei der Schilderung des Problems jedoch wurden wir gleich sehr aggressiv mit „no change“ angeblafft. Mit diesem Mann hatte es keinen Sinn, er verstand uns nicht und er wollte es auch nicht. Darum machten wir uns auf den Weg zur Tourist-Information in der Fußgängerzone, in der Hoffnung, dort könne man uns weiterhelfen. Und tatsächlich, in Sachen Gas wurde uns ein Markt genannt, auf dem es Gaskartuschen geben sollte, sowie die Anschrift und Lage eines Outdoorladens in Neu-Belgrad in unserem Stadtplan vermerkt. Nach kurzem erreichten wir den Markt, aber auch hier gab es die passende Sorte nicht. Nicht lange gefackelt, Bus bestiegen, sechs Stationen gefahren, Fahrkartenkontrolle ohne Beanstandungen überstanden und die Anschrift des Outdoorladens gesucht. Die Straße, in der sich der Outdoorladen befinden sollte, ähnlich einer Haupteinfallstraße, sah so gar nicht nach dem Ort für kleine Läden aus. Ein großes Einkaufszentrum im Bau, Kirche mit Parkanlage, riesige Häuserblocks sowie kleine Restaurants sahen wir, sonst nichts. Die Tourist-Information hatte uns einen Bereich in den Stadtplan eingezeichnet, in dem der Outdoorladen sein sollte, also gingen wir diesen Bereich ab. Der wolkenlose Himmel, drückende Hitze und eine Autobahn-Atmosphäre trugen nicht zu einer guten Stimmung bei. Vor einem kleinen Lokal befragten wir eine Belgraderin, die sagte den Laden, den wir suchten, zu kennen und schickte uns zu der ca. 1,5 km entfernten Beogradska-Arena. Auch ein kurz danach befragter Passant meinte, dass sich dort der Outdoorladen befinden müsste, nur tat er es nicht! Erste Gedanken ans Aufgeben überkamen uns schon. Aber einen Versuch, den einfachsten: die Hausnummern ablaufen, machten wir noch. Die Kurzfassung lautet: nach langem Suchen fanden wir den extrem gut versteckten Outdoorladen „Gora“. Dort konnten wir sehr günstig endlich eine passende Kartusche mit 500g Füllmenge erwerben.
Mit dem Bus fuhren wir zu unserem Hotel zurück um die Beute in Sicherheit zu bringen. Eigentlich wollten wir ins Hotel aber der Bus fuhr nicht die Route, die auf dem Busfahrplan eingezeichnet war. Er fuhr ganz anders! Als wir ganz nah in der Nähe des Hotels waren, stiegen wir aus, deckten uns mit Wasser für alle sieben Leute ein und brachten es auf unsere Zimmer.
Anschließend starteten wir unseren zweiten Anlauf beim Bahnhof. Die Tourist-Information hatte uns einen zweiten Eingang empfohlen, dort sei ein Schalter für internationale Verbindungen, die Bediensteten dort würden gut Englisch sprechen und uns helfen können. Leider war auch das nur eine Auskunftsstelle, keine, bei der man Umbuchungen vornehmen konnte. Jedoch verwies uns die Auskunft an den richtigen Schalter mit einer bestimmt etwas Englisch sprechenden Dame. Zu unserer Überraschung hingen bei der Dame am Schalter die Mails von Chris ausgedruckt an der Wand. Aber dennoch dauerte es eine Stunde um – nach Zustimmung des Präsidenten, des Bürgermeisters und der Leiterin des Müttergenesungswerkes – die Bahntickets zu erweitern.
Glücklich über unseren Erfolg gingen wir in die Innenstadt um einen kleinen Happen zu essen. Bei etwas Kleinem blieb es nicht, aber der Erfolg musste gefeiert werden. Anschließend machten wir auf dem Weg zum Hotel einen kleinen Abstecher über leer stehende, ausgebombte Regierungsgebäude. Die ersten richtigen Kriegsschäden, die wir sahen.
Im Hotel „chillten“ wir noch, ehe gegen 20.00 Uhr die nächsten beiden eintrafen. Diesen war ihr Zelt beim Gepäckumladen in Wien vom Rucksack „abgefallen“, sodass nur der Rucksack mit ihnen nach Belgrad flog und das Zelt in Wien zurückblieb. Am Lost & Found Schalter in Wien war das Zelt schnell ausgemacht und mit der nächsten Maschine nach Belgrad geflogen worden. Gegen 21.00 – 21.30 Uhr wollte man anrufen, ob das Zelt am Flughafen wäre. Leider erfolgte kein Rückruf. Nachdem auch nur bis 20.00 Uhr der Lost&Found Schalter besetzt war, wurde uns klar, wir werden ohne dieses Zelt den Zug nach Kolasin besteigen müssen. Das Zelt wird dann schließlich an die Heimadresse versandt, wo es auch schließlich irgendwann ankam.
Als letzter traf dann schließlich auch ich wohlbehalten am Hotel ein. Als einziger kam ich in den Genuss eines Direktfluges von München nach Belgrad, und das war auch noch die günstigste Verbindung zu meinem späten Buchungstermin...
Ich leistete den anderen noch etwas Gesellschaft bei einem Bierchen und einem Schnäpschen und dann ging es auch schon bald ins Bettchen.
Donnerstag, 02.08.2012: Die Zugfahrt in Titos Express zum Mittelmeer
Um 7.15 Uhr trafen wir uns zum Frühstück (heftig-deftig mit Gemüse, Reis, Brot etc. und natürlich Wurst) checkten um 8.15 Uhr aus und eierten zum nächsten Supermarkt. Beinahe hätte P seinen Hotelschlüssel mitgenommen, er hat es aber gerade noch bemerkt. Im Supermarkt erstanden wir dunkles Brot, Pfirsiche, Pflaumen und eine Wassermelone. Um 8.45 Uhr waren wir am Bahnhof und haben gleich auf Anhieb unseren Zug gefunden, Gleis 3, stand er bereit und wir bezogen gleich unser erste Klasse Abteil. Wir sind mit 30 km/h gestartet. Als es bergab ging wurde der Zug auch mal schneller. Auf der Zugfahrt haben wir gelesen, Karten studiert und Karten gespielt. Die Tunnelanzahl lag bei ca. 100 bis nach Kolasin.
Fast pünktlich, nämlich um 19.20 Uhr, erreichten wird dann endlich Kolasin. Vom Bahnhof aus haben wir einfach mit Straße Runtergehen unser Hotel gefunden, wo der Mann von Lidia (Ljubisa) uns quasi mit offenen Armen empfing. Nach Bezug der schönen, dunkelrot gestrichenen Zimmer, mit dunkel gefliestem Bad, gab es einen selbstgemachten (domace) Willkommensschnaps. Lecker, lecker – Traube und Apfel haben wir alle getestet.
Nach dem Organisieren von Taxi und EkoTours Fragen sind wir zum empfohlenen Lokal gelaufen. Nach einer kleinen Besichtigungsrunde durch das adrette Städtchen haben wir uns in das gemütliche Lokal KONOBA gesetzt, das wie eine Holzhütte auf einer Alm eingerichtet war. Dort aßen wir das vom Hotelwirt empfohlene Kacamak und Pastruka. Kacamack stellte sich als Kartoffelstampf mit Käse – oder Sauermilch – heraus, das extrem sättigend ist, sodass 2 Portionen für alle völlig gereicht haben. Pastruka waren 20 cm große forellenartige Fischlein – 3 pro Portion, die mit Zitrone serviert wurden. M. und P. haben den Fisch boykottiert und wurden mit Fleisch gemästet.
Nach dem Essen haben wir noch einen kleinen Vollmondspaziergang gemacht und sind nach einem „Gut schlafen“ Gruß ins Bettchen gewandert.
Freitag, 03.08.2012: Der erste Wandertag
Unser erster Trekkingtag begann in Kolasin so ähnlich wie der letzte aufgehört hat: Mit reichlich üppigem Essen, wobei wir von Lidia und ihrem Mann irgendetwas zwischen verköstigt und gemästet wurden. Nach den ausgiebigen Omelettes wurde schließlich beschlossen, den Plan doch umzustellen und erst am Schluss zu raften, um eine schnelle und sichere Fahrt nach Podgorica zu haben und dass kein Reisetag zum Abschluss hergeschenkt werden muss. So trennten wir uns zunächst und ein Teil der Gruppe organisierte das Raften ans Ende, was uns eine kostenlose Rückfahrt nach Podgorica am 16. eröffnete. Währenddessen ging der Rest einkaufen. Schließlich wurde dann gepackt und ein Freund von unserem Wirt fuhr uns zu einem korrrrektem Preis nach Verusa, dem Startpunkt unserer Wanderung.
Hier kamen wir pünktlich am späten Vormittag, also bei guter Wärme an und irgendwie kamen mir die Blicke der Einheimischen etwas bemitleidend vor, als Kommentar zu der doofen Idee, zu dieser Tageszeit schwer bepackt loszuziehen.
Nach einem kurzen Talhatscher ging es dann schließlich in den ersten Aufstieg, der zu guter Letzt mit einem wunderbaren Ausblick belohnt wurde. Doch die etwa 350 erkämpften Höhenmeter mussten wir im Anschluss zum Großteil gleich wieder abgeben. Hier im Abstieg kreuzten zahlreiche Eidechsen unseren Weg und sorgten so neben den Ausblicken für ein weiteres Highlight.
Danach nahmen wir (ich schon etwas vom ungewohnt schweren Rucksack fertig) den Gegenanstieg zum Angriff, um den Bukumirsko Jezero, unser Tagesziel, zu erreichen.
Um den etwas überlaufenen See zu meiden, entschieden wir uns, unser Lager ein paar Meter höher an einer Quelle und einem schön gelegenen Platz aufzuschlagen. Sogar eine kleine „Höhle“ für S. und B., die ja leider ohne Zelt unterwegs ware war vorhanden, sodass sie einen Premiumschlafplatz hatten.
Leichte Regenschauer und ein paar böse Wolken, die doch ziemlich abkühlten, führten dazu, dass der M. dem G. und mir erstmal Skat beibringen musste. Der Rest ging dann trotz des suboptimalen Wetters an den Jezero.
Die Schwimmfraktion: Am See angekommen, marschierten wir erstmal auf das nächste Ufer zu. Dort war eine ältere Dame dabei, sich zu entkleiden und sich mit Seife zu waschen. Sie wurde auf uns aufmerksam und fragte, wo wir herkommen. Das was sie danach an Schreien losließ, reichte von „Bombe“ zu „Privat“ und Schwimmbewegungen. Ich habe das so gedeutet, dass wir wenn wir schwimmen wollten uns doch zu einer anderen Stelle verziehen sollen. Haben wir auch gemacht und sind allesamt, bei leichtem Regen, in den See gehüpft. War super. Zum Abschluss haben wir der Dame mit der Unterhose gewunken und einen Blutegel gesehen.
Nachdem wir schließlich alle wieder glücklich am Zeltplatz vereint waren, ging die erste Couscous-Kochaktion los – Lecker! Nachdem schließlich B. eine Castingrunde für die Sendung mit der Maus gegeben hat, ging es dann auch für einen Großteil der Gruppe in die Zelte, manchen auch nur in den Schlafsack, wo wir ein hallendes Konzert der montenegrinischen Hunde und Wölfe genießen durften.
Samstag, 04.08.2012 Quellenwanderung über Maglic und Co
Die Nacht war kälter als erwartet. Immer wieder lärmten uns die Hunde aus der Umgebung aus dem Schlaf. Wohl durch die trichterartige Talform summierte sich das Gebelle zu einem abscheulichen Getön. Gar mancher von uns vermochte sogar das Heulen vom Wölfen zu erahnen oder vermutete das Abschlachten ganzer Hunderudel.
Am nächsten Morgen wurden unsere Aussenschläfer als erstes munter. Danach war der Aufschrei G.s da: „Kann jemand das Scheißdings ausmachen“ als mein Handywecker seinen Dienst tat. Ja – G. ist Langschläfer. Danach standen alle auf.
Wir beschlossen, etwa eine Stunde zu gehen, um dann bei einer Quelle zu frühstücken. Gute Idee. Das Zusammenpacken dauerte eine Stunde.
Wir starteten um 9.00 Uhr und waren etwa um 10.00 Uhr an der Quelle. Das Frühstück bestand aus Weißbrot, Käse, Gurken und Paprika. Da wir nicht wussten, ob wir heute noch eine Quelle erreichen, füllen wir unsere Reservoirs auf.
Die Sonne brannte schon recht stark auf uns hernieder. Wir machten uns auf den Weg dem CT-1 folgend und erklimmen den Berg Meter für Meter. Schließlich bekam S. Blasen, die versorgt werden mussten. C. hatte Schwierigkeiten mit dem Knöchel. So kam unser Lazarett sehr langsam voran.
Wir erreichten das Katun Sirokar, welches aus etwa acht sehr schönen Steinhäuschen besteht. Eine kleine Horde Kinder stand um eine Quelle, an der wir nicht nachtankten und betrachtet uns neugierig. Wir fanden den Einstieg zum Maglic zunächst nicht. Einheimische halfen uns. Die sind sooo nett hier. Der eine wollte uns sogar zu einem Kaffee und Schnaps einladen – leider keine Zeit.
Wir entschieden uns für die harte Tour. Wir wollten die nächste gesicherte Quelle in 6-7 Stunden erreichen.
Der Aufstieg zum Maglic ist schwer. Etwa 100 hm unterhalb des Gipfels versuchten wir, diesen linkerhand zu umgehen. Von da an wurde es sehr anstrengend. Wir verloren immer wieder den Weg und traversierten durch steile, rutschige Berghänge.
Langsam wurde allen klar, dass wir die nächste Quelle heute nicht mehr erreichen. Das Wasser wart knapp und wir steltlen uns auf eine karge Nacht ein. Wir wollten versuchen, das nächste Katun zu erreichen.
Es war bereits 17.00 Uhr, das Katun noch fern und die Stimmung etwas angespannt. Trotzdem liefen wir stur weiter.
Im Tal entdeckten wir schließlich DIE Quelle. Ein kleines Rinnsal, das nur mit Hilfe eines Blattes Wasser liefert, aber es füllt unsere Flaschen und Beutel. Während ich mich ums Wasser kümmerte, was bei dem "enormen" Schüttungsvermögen der Quelle einige Zeit in Anspruch nahm, bauten die anderen die Zelte auf. Unser Schlafplatz - eine schön im Tal gelegene Wiese – befand sich zehn Minuten von der Quelle entfernt.
Es gab wieder Couscous – noch schmeckte es. Man merkte, dass alle erleichtert sind. Ein schwerer Tag fand ein gutes Ende.
Donnerstag, 09.08.2012: Zum Zabojsko Jezero – jeder auf seine Weise
Heute hatten wir uns (die Gruppe) zweigeteilt. Die wanderwilligen sind schon um 7.00 Uhr aufgewacht, haben uns hübsch gemacht und sind zum Frühstück gesprungen. Der neue Kellner hat sich für unglaublich umwerfend gehalten und uns mindestens dreimal erklärt, was zum standardmäßigen Frühstück gehört. Für die Fleischfresser gabs Hamandeggs, für die Vegetarier leider nur sweet breakfast, dazu standardmäßig Kaffee. Außerplanmäßig bestellten wir uns Tee, Orangensaft und Wasser.
Um 9.00 Uhr kam das Taxi, der Fahrer mit einer deutlichen Alkoholfahne. Er wollte eigentlich erstmal ein Bier mit uns trinken, haben wir aber abgelehnt und wurden dann nach Bistrica gefahren, von wo wir loswanderten. Von Bistrica auf 840 m wollten wir bisum 1480 m hoch gelegenen See, allerdings über das Katun Plsnicia auf 1620 m. Es ging doll rauf, allerdings durch dichten und somit relativ schattigen Zedern- und Kiefernwald. Muss wohl kürzlich auch gebrannt haben, denn es lagen riesige verkohlte Trümmer herum, die teilweise noch geschwelt haben. Kurze Pause oben, dann gings weiter durch den Wald und auch auf Wiesen zum Katun Praninevski hoch am Diviljok (Teufel) vorbei und von zwei Schafherden überrumpelt auf einen kleinen Grasgipfel. Von dort konnte man auf die Sinjajevina gucken – toll! Unter einem Baum machten wir Mittag. Es war himmlisch ruhig und idyllisch, begleitet von einem Krähen auf der gegenüberliegenden Talseite und einem Hirten auf einem Pferd. Anschließend ging es durch den Tannen-Fichten-Buchenwald entlang eines Grabens zum Zabojsko Jezero, wo die anderen schon „Urlaub am See“ machten.
Dem Ranger zahlten wir eine Nationalparkgebühr von 2 € und 3 € für jedes Zelt, abhängig von der Grösse. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir spielend, lesend und schwimmend am bzw im See. Es gibt hier viele Libellen, Fischlein und ein Entenpärchen. Und wie erging es den andern?
Während bei der „Konkurrenzgruppe“ schon mutmaßlich eifrig packende Aufbruchsstimmung herrschte, erholten sich G. the gambler, charming C. und sneakin’ S. noch von der „ruhigen“ mit Fensterklirren untersetzten Nacht in Mojkovac, ehe uns dann auch schließlich etwas nach acht Uhr der ungeliebte Ton des Handyweckers uns aus unseren teils kuriosen Träumen riss und wir uns ganz gemütlich in Richtung Frühstück aufmachten, wo wir uns mit Eiern und Speck bzw. Omelette auf unserem „strapaziösen Tag“ vorbereiteten.
Nach diesem Schmaus wurde erstmal beim Einkaufen ein verständliches Augenmerk auf Leckerlis gelegt, in der Hoffnung, dass das Taxi uns und unsere Einkäufe möglichst weit gen See fährt. Hier erlebte C. eine Enttäuschung: in den Kiosken gab es keinen Nachschub an Zigarillos und im Supermarkt, der zwar Zigarillos führte, wurden ihm aus irgendwelchen Gründen keine verkauft.
Anschließend ging es dann um 11.00 Uhr mit dem Taxi los: Anstatt des gedachten Jeeps handelte es sich zwar um den uns vom Vortag bekannten Ford Kombi, doch auch der sollte sich für uns an den Aufstieg machen. Zunächst ab in Richtung Dobrilovina, wo wir schon die ersten Eindrücke von der Taraschlucht sammeln konnten. Dann gab es unterwegs noch einen Fotostop an einer sehr fotogenen Stelle über dem Tal der Tara. Hier widerstanden wir den Versuchen einen domace Likör zu kaufen, da wir diesen ja hinaufschleppen müssten. Doch geirrt! Unser Taxifahrer fuhr uns mit seinem good Taxi ganz zum See hoch – eine klasse Leistung! Oben angekommen wurden wir zwar um 60€ und einen Schnaps erleichtert, doch das war es uns wert!
Doch anstatt gleich umzudrehen, holte der Fahrer erstmal seine Angel heraus, die er 3-5 mal etwas lustlos in den See warf, ehe er, nachdem nichts gebissen hat, wieder abzog. Nach dieser aufregenden Fahrt am See angekommen, genossen wir den Nachmittag mit Spielen, Dösen, Lesen, Spielen, Spaziergängen um den See und Essen – ein echt relaxter Tag. Erwähnenswert ist die Aktivität des Nationalparkrangers, der eifrig von jedem die Nationalparkgebühr einfordert, dafür den Müll aufsammelte und jeden verrückten Stock und Stein wieder an dessen Platz beförderte. Unsere himmlische Ruhe wurde kurz nachdem der Rest angekommen war, durch einen Haufen französischer Jeeptouristen gestört – wer macht denn so was, sich einfach bis zum See hochfahren zu lassen – tzzz?!? Wieder im Plenum spielten schließlich Big Bag B., Charming C., G. the Gambler und Mad M. um die Weltherrschaft, welche dann auch unser Speedking für sich gewinnen konnte. Daran anschließend gönnten wir uns alle ein echtes Festmahl mit Tomaten-Paprika Salat, 500g Tiroler Speck, Käse, frischem Brot und gutem montenegrinischem Rotwein.
Da es dann auch schon dunkelte, machten wir uns in die Heia. Diesmal nur für Pistol P. und Charming C. im Zelt, für den Rest bildete der Sternenhimmel das Dach über dem Kopf. Ein weiterer wunderschöner Nachthimmel mit total plastisch wirkenden Milliarden von Sternen sowie einem sehr gut sichtbarem Teil der Milchstraße, die wir zu den sanften Klängen der von Max vorgetragenen Ballade genossen und schließlich in einen guten Schlaf nach einem tollen Tag fielen.
05.08.12 Sonntag: Auf geht’s über den Hauptkamm des Komovi
Die Nacht war ruhig. Kurz nach Sonnenaufgang wurde es sehr schnell sehr warm. Zum Frühstück gab es heute neben den mitgebrachten Haferflocken und Trockenfrüchten auch frisch gepflückte Blaubeeren und einige wenige Walderdbeeren als Schmankerl. Leider hat das Wasserholen nach dem Frühstück viel länger gedauert als gedacht, da die Quelle nur ein Rinnsal ist.
Nach dem Aufbruch ging es zunächst durch einen alten Laubwald auf einen Sattel. Von dort bot sich ein herrlicher Blick auf die bisher zurückgelegte Wanderstrecke und zum Maglic.
Der nun folgende Teil der Wanderung zog sich etwas in die Länge und ging stetig bergauf bis zu einer kleinen Kapelle. Dort war es sehr windig, aber ideal, um die durchgeschwitzten Hemden in der Sonne und im Wind zu trocknen.
Es folgte ein anstrengender Aufstieg in der prallen Sonne, über mit Blaubeeren bewachsene Berghänge in Richtung der Hauptkette des Komovi-Gebirges. Schon vorher wussten wir, dass das Wasser knapp wird und so kamen wir durstig bei einer Quelle an. Dort wurde erstmal große Rast gemacht und die Wasservorräte aufgefüllt. Es gab leider keine Schatten und die Sonne brannte ohne Gnade herunter. So bauten wir uns aus einem Zelt, den Wanderstöcken und Seilen einen Sonnenschutz unter dem wir erstmal Siesta machten. (Also so ein Aussenzelt eines formidablem Tunnel gibt auch ein schönes Tarp ;))
Gegen 15.00 Uhr sind wir wieder aufgebrochen, da wir ja noch den Hauptkamm des Komovi zu überqueren hatten. Wieder folgte ein steiler Anstieg in der prallen Sonne über eine Stunde lang auf ca. 2150 m Höhe. Hierbei trafen wir immer wieder auf einen Montenegriner, der diesen Anstieg mit einem Rucksack und einem großen Eimer mit geernteten Blaubeeren in Angriff nahm und zeitgleich mit uns die Passhöhe erreichte, was uns einen unserer Mitbringsel-Jägermeister wert war. Oben angekommen waren uns allen die Strapazen anzusehen. Dafür entschädigte der grandiose Ausblick zu beiden Seiten des Sattels.
Was nun folgen sollte hatte keiner von uns erwartet. Zunächst ging es durch ein wundervolles Schuttkar (das größte der Dinariden) bergab in ein Hochtal. Am Ende des Hochtals führte der Weg rechts am steilen Hang in ein weiteres Schuttkar. Wir gingen am oberen Rand entlang und daneben ging es ca. 200 m steil den Berg hinab – nicht ganz einfach mit dem schweren Gepäck am Rücken. Am Hang gegenüber hat ein Schäfer seine Herde den Berg hinuntergetrieben.
Am Ende des Schuttkars wurde es schließlich richtig fies und anstrengend. Der Weg ging in eine steile Wiese mit Latschenbewuchs über. Die Wurzeln der Latschen waren teilweise in den Weg und darüber gewachsen, sodass man ständig über diese steigen musste, außerdem ging es ständig bergauf und bergab. So ging es eine ganze Strecke lang. Die abendliche Sonne war immer noch sehr intensiv und brannte auf den Berghang. Unsere Wasservorräte wurden langsam knapp und ein Ende war zunächst nicht in Sicht. Wir mussten mehrfach Pause machen sowie Gepäck umverteilen, damit niemand aus der Gruppe schlapp macht.
Endlich war dieser schwierige Teil geschafft und es ging noch mal zirka eine Stunde auf einem Bergrücken entlang weiter. Die Sonne ging bereits unter und Wasser hatten wir auch keines mehr.
Endlich fanden wir kurz vor einem Bergdorf (Stavna) eine Quelle. Gerade beim Auffüllen unserer Wassergefäße kam ein Dorfbewohner und lud uns zum Übernachten in einem Katun für nur 5€ ein. Außerdem versprach er uns ein leckeres Abendessen bei sich. Erleichtert stimmten wir dem zu, sodass wir nach dem langen Tag unsere Zelte nicht auch noch aufbauen mussten. Was dann folgte, war eine Fressorgie ohne Beispiel. Erst kam er (der Gastgeber) mit Tee, dann mit einem großen Topf Suppe. Danach brachte er einen Salat mit schmackhaften Tomaten, Gurken und Paprika aus dem eigenen Garten (domace). Dann gab es selbstgemachten Käse (sir) mit Brot. Das Brot war frisch und ein Gedicht – extrem lecker. Eigentlich nun schon satt, tischte er uns nun noch eine große Pfanne mit Bratkartoffeln auf. Wir befürchteten schon, unsere freundlichen Gastgeber mästen uns zu Tode. Die Gastgeberfamilie war sehr freundlich und herzlich. Beeindruckt waren wir alle davon, in welch ärmlichen und bescheidenen Verhältnissen die Menschen in dem Bergdorf leben.
Nach dem Essen gingen wir durch das Dorf zu unserem Katun. Es war eine kleine Holzhütte ohne Fenster, extrem klein und stickig, aber egal, denn wir waren alle müde. Der ebenfalls sehr herzliche Hausherr empfing uns mit einem selbstgebrannten Slivovic. Es gab fünf Lagerstätten oben im Katun, die auf einer engen Treppe erstiegen werden mussten und zwei unten. Nachdem jeder sein Nachtlager zurechtgemacht hatte, war der Tag schließlich zu Ende und wir schliefen tief.
06.08.2012 Montag: Die Karawane fliegt durch Crna Gora
Durch Herumschreierei, Kälberrufen und Hundejaulen wurden wir geweckt. Die ersten um 7.00 Uhr aufgestanden, haben sich notdürftig an der Quelle gewaschen und haben dem Dorfleben, wie z.B. dem Kuhmelken, zugeschaut. Von der Wirtin gabs Kekse und türkischen Kaffee, der konnte tote Tanten wecken. Aus dem Kaffeesatz haben wir gelesen, dass es ein wunderbarer Tag werden wird. Nachdem alle wach waren, sich die Zähne geputzt hatten und die Blockade des Plumpsklos beendet war, überreichten wir unserer Wirtsfamilie eine Packung Kümmerling, bezahlten die Unterkunft und machten uns auf den Weg zu einem opulenten Frühstück. Zum Frühstück gab es erst Kekse, Thymiantee aus frisch gepflücktem Thymian, dann das selbstgebackene Brot, Käse, Börek (Blätterteigtaschen mit Käse), gebratene Paprika, Gurken- und Tomatensalat, Sauermilch sowie zum Abschluss eine Melone. Wir waren voll und bei ca. 40°C am Frühstückstisch gegrillt!
Nach dem Auffüllen der Wasservorräte sind wir dann nach Tresnjevik durchgewandert. S. und P. sind vorausgegangen, aber haben die Wegmarkierung verpasst und kamen gefühlte Stunden später bei den anderen in Tresnjevik an. Dort genossen wir Bier, Pepsi, Wasser und Erdbeersaft.
Ab Tresnjevik machten wir einen Gewaltmarsch, geführt von der Partisaneneinheit Kacamak. Wir machten Halt bei der Quelle Lisa, wo wir Köpfer in die Viehtränke machten und eine Wasserschlacht. Von Lisa ging es nach Brcko brdo und nach Krivi Do. Unterwegs gabs Haferflocken mit Trockenmilch und Trockenfrüchten zu Mittag. Alle hatten ein leichtes Magengrummeln vom Frühstück.
Weiter auf dem Weg nach Krivi Do kamen wir an einem Katun vorbei, das Schauplatz für einen Kusturica Film hätte sein können: freilaufende Schweine, Freiluftwohnzimmer mit Sofa und ner Frau, die auch ins Bild passte. Nach Krivi Do durchquerten wir eine schöne Landschaft mit Heidelbeeren, Blümlein etc. – wie ein großes Mittelgebirge. Es ist ein Ausläufer des Kljuc Gebirgsstocks.
Von Krivi Do ging es weiter... immer weiter, Ziel war Vranjak. Unterwegs kursierte noch eine ominöse Chupa-Schwarzzungen-Krankheit, die teilweise zu Besorgnis über den allgemeinen Gesundheitszustand führte.
Nach rund 18 Kilometern Laufstrecke an diesem Tag kamen wir gegen 19.00 Uhr in Vranjak an einer Berghütte an. Der Hüttenwirt war etwas verschroben, aber sehr geschäftstüchtig! Er wollte uns für 1€ einen Zeltplatz in seinem Hinterhof anbieten, wir lehnten ab. Jedoch kehrten wir zum Abendessen bei ihm ein. Sonja handelte Brot, frischen Käse und seine letzten super würzigen Tomaten ein – gerade richtig. Ein Teil der Gruppe nahmen sich ein Zimmer in dieser Unterkunft um sich mal wieder richtig waschen zu könnender Rest war nicht so dreckig und schlief unter freien Sternenhimmel abseits des Katun. Der Sternenhimmel war toll, auch mit einigen Megasternschnuppen!
Sternzeit 17-337,4 – oder so ähnlich
Die „Außenschläfer“ werden mitten in der Nacht durch das laute Muhen einer Kuh unsanft geweckt. Obwohl wir uns ein relativ ruhiges Plätzchen gesucht haben, hat sich eine einsame Kuh zu uns „hoch“ verirrt und ihr Erstaunen durch extrem lautes Muhen zur Kenntnis gebracht. Als ob das noch nicht ausreichen würde, folgte der Muh-Attacke direkt eine Bell-Attacke durch einen der Hütehunde, der sich jetzt offensichtlich der Schlafstelle näherte. Zu der Sorge von der Kuh niedergetrampelt zu werden gesellte sich jetzt auch noch die Befürchtung, dass uns der Hund zu Leibe rückt. Nachdem er uns bellend aus sicherer Entfernung halb umrundet hatte, zog er aber dann doch von dannen, zurück zu der Hütte. Leider dauerte es bei den meisten von uns eine ganze Weile, bis wir nach diesem Ereignis wieder einschliefen, wodurch sich die Nachtruhe dann doch merklich verkürzte.
07.08.2012 Dienstag: Odyssee zum See
Nach der trotz „Kuh-/Hund- Attacke“ (zumindest für mich) wunderbaren Nacht unter einem grandiosen Sternenhimmel, brachen Max und ich gegen 7.30 Uhr in Richtung Katun auf, in demdie "innenschläfer" die Nacht verbracht hatten. An der Hütte angekommen begrüßte uns P. und ließ erstmal seinen Frust über die vergurkte Nacht in der Hütte ab. Der Hüttenwirt hatte wohl selbst bis spät in die Nacht mit Besuch gezecht und gequalmt und dabei keinerlei Rücksicht auf die einquartierten Gäste genommen.
Nachdem nach und nach alle eingetrollt waren, genehmigten wir uns ein Haferflocken-Milchpulver-Trockenobst Frühstück während dem wir die verschiedenen Optionen für diesen Tag durchdiskutierten. Ein Teil war dafür, noch mal eine größere Wegstrecke zu laufen um dann auf alle Fälle am 8. einen Ruhetag einzulegen, während der andere Teil für einen Halbtagesmarsch zum Ursulovacko Jezero (See) heute und einem weiteren Halbtagesmarsch zum Biogradzko Jezero am 8. war. Nach einer durchaus hitzigen und heftigen Diskussion, bei der die eine oder andere aufgestaute Emotion über Route, Gruppenzusammenhalt und „Gesprächskultur“ zum Vorschein kam, entschieden wir uns letztendlich für zwei Halbtagesetappen mit der Option, an sehr schönen Locations einen Ruhetag einzulegen. Eine Option, mit der letztendlich alle zufrieden waren.
Nach den üblichen „Abschlussarbeiten“ (Packen, Zähneputzen, Klo etc.) brachen wir gegen 9.30 auf zum Bärensee, der nach Aussage vom Hüttenkaspar und ein paar tschechischen „Wandermaschinen“ nur etwa 2,5 Stunden entfernt war. Ein Erreichen des Tagesziels schien in greifbarer Nähe – noch.
Auf der staubigen Straße kamen wir eigentlich gut voran, waren uns aber schon bald nicht mehr sicher, ob wir nicht einmal falsch abgebogen waren. Letztendlich meinten wir dann doch richtig zu sein und marschierten fröhlich weiter in die falsche Richtung bis sich der Weg erst in einen Pfad und letztlich ins Nichts auflöste...
Da „wir“ immer noch sicher waren, wo wir sind, schlugen wir uns querfeldein in der brennenden Hitze über Hügel mit dichten Grasbüscheln durch, was unser Marschtempo deutlich verlangsamte. So kam es, dass uns einige Zeit später endlich klar wurde: wir haben uns verrannt. Die krassen Aufstiege querfeldein machten uns zusätzlich zu schaffen, besonders Simon hatte schwer zu kämpfen und kam nur sehr langsam voran. Da M. leider vorangedüst war, dauerte es eine ganze Weile, bis wir uns unter diesen Umständen neu sortiert und beraten haben. Nach der Beratschlagung entschieden wir uns für einen steilen Abstieg über ein extrem trockenes und heißes Tal. Unten angekommen führte uns unser Weg durch ein kleines Waldstückchen – eine willkommene Schattenquelle nach der Plackerei unter offener Sonne. Etwas weiter führte uns die Pfadspur zurück auf den CT-1. Endlich waren wir wieder auf unserer Route.
Da wir durch den „kleinen“ Umweg schon enorm Zeit verbraten hatten, war unsere neue Planung, Mittag an einer Quelle am Weg zu verbringen. Nach einer geschätzten dreiviertel Stunde erreichten wir einen einladenden Platz an einer Quelle. Dort befand sich sogar ein kleiner Holz-Pavillon, ideal um dort sonnengeschützt unsere Mittagsrast zu verbringen. Da das Wasser der Quelle teils oberirdisch durch Weidegebiet floss, entschieden wir uns, erstmals den Wasserfilter einzusetzen. Als erster füllte ich meine Flasche. Als ich mit Pumpen fertig war, stellte ich entsetzt fest, dass das Wasser leicht weißlich schäumte und irgendwie chemisch roch. Offensichtlich hätte ich vor dem Einsatz der neuen Keramik-Kartusche erst einmal ein paar Reinigungspumpungen durchführen müssen. Shit. Jetzt war die erste Füllung für die Katz. Zu unserem Standardmittagessen – Flachkräcker und Käse – spendierte uns Simon seine zweite Überraschung: „Beef Jerky“, ein leckerer Fleisch Snack – zumindest für die Fleischfresser unter uns. Als Nachtisch kam nun endlich auch meine Überraschung zum Zug – eine Packung Smarties. Beschwingt vom Gedanken, es wäre jetzt nur noch ein Katzensprung bis zum nahen See , machten wir uns nach der Rast auf.
Die vermeintlich kurze Strecke entpuppte sich allerdings dann doch als ziemlich beschwerliches und nicht gekennzeichnetes Teilstück, für das wir auch noch einmal enorm Zeit benötigten. Von einem „Halbtag“ war jetzt definitiv nicht mehr zu reden.
So erreichten wir den für Mittag angepeilten See erst gegen 17.00 Uhr. Ein erfrischendes und reinigendes Bad war die Entschädigung für die Strapazen. Anschließend gönnten wir ins Tee und Kaffee mit je einem halben Keks. Erstmals seit langem war dann Zeit zur freien Verfügung für Ausruhen, Lesen und Co.
Bevor ich das Logbuch für heute schließe – es ist schon spät, nach neun Uhr – möchte ich noch erwähnen, dass wir heute drei Deutsche trafen. Einmal ein offensichtlich sportbegeistertes Pärchen, das bei größter Mittagshitze am CT-1 joggte, zum anderen einen jungen Mann, der einen Tagesausflug machte. So weit, so uninteressant.
Ach, außerdem gab es abends bei uns mal wieder Couscous – sehr lecker!
Abends kam dann noch ein Schäfer bei unserem vorsorglich vom Weg her uneinsehbaren Lager vorbei, der uns nochmals freundlich darauf hinwies, dass man im Nationalpark eigentlich nicht Zelten darf und uns vor den Rangern warnte, alles natürlich mit Händen und Füßen, ein paar Brocken Serbokroatisch und viel gutem Willen. Das war uns dann einen unserer letzten Jägermeister wert.
Mittwoch 08.08.2012: Heute ging es mit uns gescheit bergab
Der Tag am See beginnt mit Pferdegetrappel. Wir dachten zuerst an einen Parkranger, aber glücklicherweise war es nur ein berittener Blaubeersammler begleitet von einem Kompagnon per pedes – das gibt Schnaps bei den vielen geernteten Blaubeeren! Zuerst packten wir daraufhin die Zelte weg, dann frühstückten wir irgendwie alles was uns gerade in die Finger kam: Couscous, Haferflocken, Flachkräcker mit Nutella und Kaffee oder Tee. Nach mehrmaligem Refill der Flaschen, ein Dankeschön an den Wasserfilter (und den Wasserfilterer), brachen wir beschwingt in Richtung Biogradzko Jezero auf.
Das gegenseitige Aufzählen von Fernsehsendungen der Kindheit ließ etliche übersehen, dass wir trotz des bevorstehenden Abstiegs ins Tal (2090m 1099m) erst einmal wieder 140 Höhenmeter aufstiegen. Die richtige Talseite erreicht, ging es flotten Schrittes auf der staubigen „Fahrstraße“ stetig dem Talkessel entgegen durch die wieder einmal drückende Hitze.
Nach ca. zwei Drittel des Weges und deutlichem Abstieg kamen wir an einer kleinen Almhütte vorbei, an welcher die Bewohner uns mit frischem Käse, Brot, Joghurt und Getränken zu je einem Euro zur Rast und Mittagspause verleiten wollten. Dies schafften sie dann auch. Es schmeckte recht gut, wenn man von Zuckerwasser als angeblichem Saft mal absieht. Das angebotene Gemüse zum Wucherpreis von 2,50€ für 100 g verschmähten wir. Innerhalb der einen Stunde Mittagspause schaffte es C., die zweite Sonnenbrille zu ruinieren, ergo meine bekommt er nicht geliehen, wobei man ihm zu Gute halten muss, dass es zwei lumpige Brillen waren, die zu Bruch gingen.
Relativ schnell nach der Rast begann der große Abstieg zum Biogradsko Jezero. Da sich die Serpentinen in der prallen Mittagssonne gen Tal schlängelten, nahmen wir den schnellen, rutschigen, staubigen Fußweg, der senkrecht zu den Höhenlinien von 1600m auf 1099 m führte, um so unsere Knie etwas zu mahlen.
Schon seit dem Aufbrechen von der Mittagsrast kündigte sich grummelnd ein Unwetter an. Mit Erreichen des Campingplatzes am See um 15.30 Uhr legte ein ordentlicher Sommerregen, gespickt mit bis zu erbsengroßen Hagelkörnern, los. Sowohl der See als auch der Campingplatz enttäuschten uns. Alle waren sich schnell einig, an diesem Ort wollten wir unser Nachtlager nicht aufschlagen. Auch der dreistündige Fußmarsch nach Mojkovac wurde gestrichen. Die meisten verrichteten noch ein Geschäft, tranken eine Cockta „to go“ und dann gings mit zwei Taxen ins Ortszentrum von Mojkovac. Der Taxifahrer versuchte während der gesamten Fahrt, uns das Hotel im Zentrum auszureden und uns stattdessen einen Bungalow-Park außerhalb schmackhaft zu machen, Wir blieben standhaft und quartierten uns im Hotel direkt im Zentrum ein.
Man muss über Mojkovac sagen, es gibt keinen Grund hierher zu kommen. Trostlos, trist und nur Bars mit lauter, nervender Musik. Modern talking lässt grüßen! Das Hotel war ganz ok, Duschen und 2-3 Kleidungsstücke auffrischen war ganz wohltuend.
Der herausforderndste Teil stand uns jedoch noch bevor. Gegen 18.00 Uhr trafen wir uns auf einen Kaffee oder ein Wasser um die weitere Planung vorzunehmen. Es mussten Positionen für morgen von volle Laufaktion bis zu wo ist der versprochene Ruhetag unter einen Hut gebracht werden. Das vorläufige Ergebnis lautete: 09.08 und 10.08. „am See und Abfahrt nach Zabljak“ und 11.08 – 13.08 Durmitor. Diesen Konsens wollten wir bei einem Abendessen feiern, mussten dann aber feststellen, unser Hotel ist das einzige Restaurant im ganzen Ort. Insofern bestellten wir uns hier unser Abendessen. Unerfreulicherweise wurde im Fernseher das örtliche Wetter angesagt und aufgrund der wechselhaften Vorhersage und den Nachttemperaturen (bis zu 4°C Minimum) flammte die Diskussion ans Meer zu fahren, nicht in den Durmitor, Leute in nur zwei Zelten und vielleicht einer Biwakschachtel im Durmitor, neu auf. Letztendlich blieb es beim ursprünglichen Plan.
Einschub am Rande: „Cockta is evil“. Drei Leute hatten danach Magenprobleme.
Auch beim Abendessen zeigte die montenegrinische Küche wieder ihre volle “Kockel-Fleisch-Fett“ Breitseite. Aber alles besser als Flachkräcker. Gegen 22.00 Uhr verzogen wir uns schließlich auf unsere Zimmer. Vorher hatte S. noch für die Fahrer einen Jeep organisiert, der sie auf eine Alm in der Nähe des Sees bringen würde, während der Resteinen ca. 3,5 stündigen Aufstieg auf die Sinjajevina auf sich nehmen wollte.
In der Nacht gab es direkt unter unserem Zimmerfenster eine Rangelei, in deren Folge ein Beteiligter durch die Schaufensterscheibe eines Bekleidungsgeschäfts gestoßen wurde. Nach einem Polizeieinsatz war es wieder ruhig. Wie immer war eine Frau der Auslöser...
Ab diesem Zeitpunkt gingen dann auch gleich meine Reisevorbereitungen los: einen Flug buchen, der zu den Verbindungen der anderen kompatibel ist, nochmal über die Ausrüstung schauen, ob ich nicht was neues brauche, einige Kleinigkeiten und Proviant besorgen und natürlich aktiv in die Planung mit eingreifen ;)
Dienstag, 31.07.2012: Anreise des ersten Haufens
Gegen 3.30 Uhr startete für den ersten Teil unserer Gruppe der heutige Tag, da sie bereits um 8.00 Uhr am Frankfurter Flughafen sein sollten. War aber trotz der unchristlichen Zeit alles kein Problem.
Die Fahrt nach Frankfurt verlief absolut problemlos und so kamen sie pünktlich und mit reichlich Pufferzeit in Frankfurt an.
Kurz vor elf ging es dann mit dem ersten Flieger nach Wien, wo ein recht gemütlicher und schnuckeliger Flughafen wartete.
War also auch kein Problem, die vier Stunden Wartezeit bis zum Weiterflug nach Belgrad zu verbringen. Besonders die großen Ledersofas luden zum Entspannen und zum Nickerchen machen ein. Hier könnten sich viele Flughäfen eine Scheibe abschneiden.
Der Flug nach Belgrad wurde dann gegen vier Uhr in einer Propellermaschine fortgesetzt. Da jeder bei der Buchung einen „Fensterplatz“ gebucht hatte, saßen alle einigermaßen über das Flugzeug verteilt, jeder an seinem eigenen Fensterchen.
Was in dieser ansonsten sehr schönen Maschine etwas nervig war, war die Beschallung mit Wiener Walzer vor Start und Landung.
In Belgrad angekommen war der Plan, mit Taxis zum schon gebuchten Hotel „Rex“ zu fahren. Laut Internet und Hörensagen sollte der Preis dafür bei etwa 10 Euro liegen. Etwas verunsichert durch die vielen verschiedenen Taxis schauten die vier Vorflieger sich erstmal eine Weile um und fragten dann mal bei einem Fahrer eines größeren Taxis an, das in der Lage schien, alle inklusive des umfangreichen Gepäcks zu transportieren. Der Fahrer gab einen geschätzten Preis von 20 Euro an. Um langes Verhandeln einzusparen, wurde das Angebot angenommen. Die Fahrgäste wurden dann aber seltsamer Weise an den anderen verwiesen, bzw. von diesem einfach „weggeholt“, was den anderen Fahrer aber nicht zu stören schien. Naja, wie auch immer... Zum allgemeinen Erstaunen lotste uns der neue Fahrer erst mal einige hundert Meter zu Fuß zu einem großen Parkplatz, auf dem sein Taxi stand. Das Taxischild demontiert und lag im Kofferraum. Außerdem war das Auto zu klein um das Gepäck ordentlich zu verstauen. So musste einer der Rucksäcke nach vorne vor den Beifahrersitz genommen werden. Am Hotel angekommen wurde dann das Gepäck ausgeladen und umgerechnet knapp 30 Euro für die Fahr gezahlt.
Glücklich, angekommen zu sein haderten sie nicht lange rum und steuerten auf das Hotel zu, als C. plötzlich bemerkte, dass dies gar nicht das richtige Hotel war! Der Fahrer hatte die Gruppe zu einem falschen Hotel gefahren! Nach einem kurzen Schock wurde beschlossen, die paar Kilometer zum richtigen Hotel zu Fuß zurückzulegen. Zum Glück hatte C. passende Kartenausschnitte ausgedruckt. Letztendlich war es dann ganz nett, durchs abendliche Belgrad zu laufen. Der Weg führte durch die schöne Fußgängerzone, vorbei an vielen Bars und Restaurants, die allesamt gut besucht waren, meist von jungem Publikum.
Am Hotel angekommen entledigten sie sich erstmal unseres Gepäcks, um dann wieder in die Stadt zu starten – Essen fassen! Um nicht dieselbe Strecke zu laufen, machten sie einen kleinen Bogen, der uns noch kurz vor der eigentlichen Fußgängerzone zu einem netten kleinen Lokal führte, in das gleich einkehrt wurde. Aus Unsicherheit, ob die Gerichte mit Beilage waren, versuchte G. den Kellner auf Englisch danach zu fragen. Etwas verkürzt wiedergegeben war seine Antwort auf die Frage: „...with french fries??? – no, no with cheese“. – Sehr skurrile Antwort, vermutlich, er hat überhaupt nichts verstanden...
Nach dem trotzdem leckeren Essen machten sie sich über die belebte, abendliche Fußgängerzone auf den Rückweg zum Hotel, nicht ohne noch mal auf einen Cocktail in eines der Straßencafes einzukehren.
Mittwoch, 01.08.2012: Odyssee durch Belgrad und der Rest kommt an
Auf Nachfrage war die Nacht für alle sehr erholsam. Es war in der Frühe sehr heiß, jedoch waren die Geräusche der erwachenden Stadt – HUUP HUUP – schlimmer. Kurz nach acht saßen alle am Frühstückstisch.
Nach einer ¾ Stunde schmausen wurden die zwei wichtigsten Tagesordnungspunkte, Gaskartusche kaufen und Bahntickets umtauschen, aus 6 mach 7 und aus Mojkovac mach Kolasin, angegangen. Das Hotel war umgeben von Heimwerker-Bedarf-Läden, aber es sollte immer dasselbe Spiel kommen: Reingehen, Kopfschütteln ernten und an einen anderen Laden die Straße hinunter verwiesen werden. Der fünfte oder sechste Laden hatte zwar Gaskartuschen, welche aber nicht kompatibel zu unserem Kocher waren. Blaue Campinggas-Ventilkartuschen gab es zu Hauf, aber keine Gewindekartuschen. Nach dem Frühstück hatten wir im Hotel nochmals nach der Anschrift „des“ Outdoorladens gesucht, welcher sich nach Suche in Deutschland in der Nähe des Hotels befinden sollte. Doch an der in etlichen Foren beschriebenen Adresse war nichts „outdoormäßiges“ zu finden.
Nachdem weder die Heimwerkerläden passende Gaskartuschen hatten noch der Outdoorladen zu finden war, ging es erstmal zum Bahnhof, um das Ticket umzutauschen. Etwas verloren standen wir in der Bahnhofshalle bis uns ein Bediensteter zu uns winkte, hinter einem Schalter verschwand und uns dann auf Serbisch fragte, was wir wollten. Bei der Schilderung des Problems jedoch wurden wir gleich sehr aggressiv mit „no change“ angeblafft. Mit diesem Mann hatte es keinen Sinn, er verstand uns nicht und er wollte es auch nicht. Darum machten wir uns auf den Weg zur Tourist-Information in der Fußgängerzone, in der Hoffnung, dort könne man uns weiterhelfen. Und tatsächlich, in Sachen Gas wurde uns ein Markt genannt, auf dem es Gaskartuschen geben sollte, sowie die Anschrift und Lage eines Outdoorladens in Neu-Belgrad in unserem Stadtplan vermerkt. Nach kurzem erreichten wir den Markt, aber auch hier gab es die passende Sorte nicht. Nicht lange gefackelt, Bus bestiegen, sechs Stationen gefahren, Fahrkartenkontrolle ohne Beanstandungen überstanden und die Anschrift des Outdoorladens gesucht. Die Straße, in der sich der Outdoorladen befinden sollte, ähnlich einer Haupteinfallstraße, sah so gar nicht nach dem Ort für kleine Läden aus. Ein großes Einkaufszentrum im Bau, Kirche mit Parkanlage, riesige Häuserblocks sowie kleine Restaurants sahen wir, sonst nichts. Die Tourist-Information hatte uns einen Bereich in den Stadtplan eingezeichnet, in dem der Outdoorladen sein sollte, also gingen wir diesen Bereich ab. Der wolkenlose Himmel, drückende Hitze und eine Autobahn-Atmosphäre trugen nicht zu einer guten Stimmung bei. Vor einem kleinen Lokal befragten wir eine Belgraderin, die sagte den Laden, den wir suchten, zu kennen und schickte uns zu der ca. 1,5 km entfernten Beogradska-Arena. Auch ein kurz danach befragter Passant meinte, dass sich dort der Outdoorladen befinden müsste, nur tat er es nicht! Erste Gedanken ans Aufgeben überkamen uns schon. Aber einen Versuch, den einfachsten: die Hausnummern ablaufen, machten wir noch. Die Kurzfassung lautet: nach langem Suchen fanden wir den extrem gut versteckten Outdoorladen „Gora“. Dort konnten wir sehr günstig endlich eine passende Kartusche mit 500g Füllmenge erwerben.
Mit dem Bus fuhren wir zu unserem Hotel zurück um die Beute in Sicherheit zu bringen. Eigentlich wollten wir ins Hotel aber der Bus fuhr nicht die Route, die auf dem Busfahrplan eingezeichnet war. Er fuhr ganz anders! Als wir ganz nah in der Nähe des Hotels waren, stiegen wir aus, deckten uns mit Wasser für alle sieben Leute ein und brachten es auf unsere Zimmer.
Anschließend starteten wir unseren zweiten Anlauf beim Bahnhof. Die Tourist-Information hatte uns einen zweiten Eingang empfohlen, dort sei ein Schalter für internationale Verbindungen, die Bediensteten dort würden gut Englisch sprechen und uns helfen können. Leider war auch das nur eine Auskunftsstelle, keine, bei der man Umbuchungen vornehmen konnte. Jedoch verwies uns die Auskunft an den richtigen Schalter mit einer bestimmt etwas Englisch sprechenden Dame. Zu unserer Überraschung hingen bei der Dame am Schalter die Mails von Chris ausgedruckt an der Wand. Aber dennoch dauerte es eine Stunde um – nach Zustimmung des Präsidenten, des Bürgermeisters und der Leiterin des Müttergenesungswerkes – die Bahntickets zu erweitern.
Glücklich über unseren Erfolg gingen wir in die Innenstadt um einen kleinen Happen zu essen. Bei etwas Kleinem blieb es nicht, aber der Erfolg musste gefeiert werden. Anschließend machten wir auf dem Weg zum Hotel einen kleinen Abstecher über leer stehende, ausgebombte Regierungsgebäude. Die ersten richtigen Kriegsschäden, die wir sahen.
Im Hotel „chillten“ wir noch, ehe gegen 20.00 Uhr die nächsten beiden eintrafen. Diesen war ihr Zelt beim Gepäckumladen in Wien vom Rucksack „abgefallen“, sodass nur der Rucksack mit ihnen nach Belgrad flog und das Zelt in Wien zurückblieb. Am Lost & Found Schalter in Wien war das Zelt schnell ausgemacht und mit der nächsten Maschine nach Belgrad geflogen worden. Gegen 21.00 – 21.30 Uhr wollte man anrufen, ob das Zelt am Flughafen wäre. Leider erfolgte kein Rückruf. Nachdem auch nur bis 20.00 Uhr der Lost&Found Schalter besetzt war, wurde uns klar, wir werden ohne dieses Zelt den Zug nach Kolasin besteigen müssen. Das Zelt wird dann schließlich an die Heimadresse versandt, wo es auch schließlich irgendwann ankam.
Als letzter traf dann schließlich auch ich wohlbehalten am Hotel ein. Als einziger kam ich in den Genuss eines Direktfluges von München nach Belgrad, und das war auch noch die günstigste Verbindung zu meinem späten Buchungstermin...
Ich leistete den anderen noch etwas Gesellschaft bei einem Bierchen und einem Schnäpschen und dann ging es auch schon bald ins Bettchen.
Donnerstag, 02.08.2012: Die Zugfahrt in Titos Express zum Mittelmeer
Um 7.15 Uhr trafen wir uns zum Frühstück (heftig-deftig mit Gemüse, Reis, Brot etc. und natürlich Wurst) checkten um 8.15 Uhr aus und eierten zum nächsten Supermarkt. Beinahe hätte P seinen Hotelschlüssel mitgenommen, er hat es aber gerade noch bemerkt. Im Supermarkt erstanden wir dunkles Brot, Pfirsiche, Pflaumen und eine Wassermelone. Um 8.45 Uhr waren wir am Bahnhof und haben gleich auf Anhieb unseren Zug gefunden, Gleis 3, stand er bereit und wir bezogen gleich unser erste Klasse Abteil. Wir sind mit 30 km/h gestartet. Als es bergab ging wurde der Zug auch mal schneller. Auf der Zugfahrt haben wir gelesen, Karten studiert und Karten gespielt. Die Tunnelanzahl lag bei ca. 100 bis nach Kolasin.
Fast pünktlich, nämlich um 19.20 Uhr, erreichten wird dann endlich Kolasin. Vom Bahnhof aus haben wir einfach mit Straße Runtergehen unser Hotel gefunden, wo der Mann von Lidia (Ljubisa) uns quasi mit offenen Armen empfing. Nach Bezug der schönen, dunkelrot gestrichenen Zimmer, mit dunkel gefliestem Bad, gab es einen selbstgemachten (domace) Willkommensschnaps. Lecker, lecker – Traube und Apfel haben wir alle getestet.
Nach dem Organisieren von Taxi und EkoTours Fragen sind wir zum empfohlenen Lokal gelaufen. Nach einer kleinen Besichtigungsrunde durch das adrette Städtchen haben wir uns in das gemütliche Lokal KONOBA gesetzt, das wie eine Holzhütte auf einer Alm eingerichtet war. Dort aßen wir das vom Hotelwirt empfohlene Kacamak und Pastruka. Kacamack stellte sich als Kartoffelstampf mit Käse – oder Sauermilch – heraus, das extrem sättigend ist, sodass 2 Portionen für alle völlig gereicht haben. Pastruka waren 20 cm große forellenartige Fischlein – 3 pro Portion, die mit Zitrone serviert wurden. M. und P. haben den Fisch boykottiert und wurden mit Fleisch gemästet.
Nach dem Essen haben wir noch einen kleinen Vollmondspaziergang gemacht und sind nach einem „Gut schlafen“ Gruß ins Bettchen gewandert.
Freitag, 03.08.2012: Der erste Wandertag
Unser erster Trekkingtag begann in Kolasin so ähnlich wie der letzte aufgehört hat: Mit reichlich üppigem Essen, wobei wir von Lidia und ihrem Mann irgendetwas zwischen verköstigt und gemästet wurden. Nach den ausgiebigen Omelettes wurde schließlich beschlossen, den Plan doch umzustellen und erst am Schluss zu raften, um eine schnelle und sichere Fahrt nach Podgorica zu haben und dass kein Reisetag zum Abschluss hergeschenkt werden muss. So trennten wir uns zunächst und ein Teil der Gruppe organisierte das Raften ans Ende, was uns eine kostenlose Rückfahrt nach Podgorica am 16. eröffnete. Währenddessen ging der Rest einkaufen. Schließlich wurde dann gepackt und ein Freund von unserem Wirt fuhr uns zu einem korrrrektem Preis nach Verusa, dem Startpunkt unserer Wanderung.
Hier kamen wir pünktlich am späten Vormittag, also bei guter Wärme an und irgendwie kamen mir die Blicke der Einheimischen etwas bemitleidend vor, als Kommentar zu der doofen Idee, zu dieser Tageszeit schwer bepackt loszuziehen.
Nach einem kurzen Talhatscher ging es dann schließlich in den ersten Aufstieg, der zu guter Letzt mit einem wunderbaren Ausblick belohnt wurde. Doch die etwa 350 erkämpften Höhenmeter mussten wir im Anschluss zum Großteil gleich wieder abgeben. Hier im Abstieg kreuzten zahlreiche Eidechsen unseren Weg und sorgten so neben den Ausblicken für ein weiteres Highlight.
Danach nahmen wir (ich schon etwas vom ungewohnt schweren Rucksack fertig) den Gegenanstieg zum Angriff, um den Bukumirsko Jezero, unser Tagesziel, zu erreichen.
Um den etwas überlaufenen See zu meiden, entschieden wir uns, unser Lager ein paar Meter höher an einer Quelle und einem schön gelegenen Platz aufzuschlagen. Sogar eine kleine „Höhle“ für S. und B., die ja leider ohne Zelt unterwegs ware war vorhanden, sodass sie einen Premiumschlafplatz hatten.
Leichte Regenschauer und ein paar böse Wolken, die doch ziemlich abkühlten, führten dazu, dass der M. dem G. und mir erstmal Skat beibringen musste. Der Rest ging dann trotz des suboptimalen Wetters an den Jezero.
Die Schwimmfraktion: Am See angekommen, marschierten wir erstmal auf das nächste Ufer zu. Dort war eine ältere Dame dabei, sich zu entkleiden und sich mit Seife zu waschen. Sie wurde auf uns aufmerksam und fragte, wo wir herkommen. Das was sie danach an Schreien losließ, reichte von „Bombe“ zu „Privat“ und Schwimmbewegungen. Ich habe das so gedeutet, dass wir wenn wir schwimmen wollten uns doch zu einer anderen Stelle verziehen sollen. Haben wir auch gemacht und sind allesamt, bei leichtem Regen, in den See gehüpft. War super. Zum Abschluss haben wir der Dame mit der Unterhose gewunken und einen Blutegel gesehen.
Nachdem wir schließlich alle wieder glücklich am Zeltplatz vereint waren, ging die erste Couscous-Kochaktion los – Lecker! Nachdem schließlich B. eine Castingrunde für die Sendung mit der Maus gegeben hat, ging es dann auch für einen Großteil der Gruppe in die Zelte, manchen auch nur in den Schlafsack, wo wir ein hallendes Konzert der montenegrinischen Hunde und Wölfe genießen durften.
Samstag, 04.08.2012 Quellenwanderung über Maglic und Co
Die Nacht war kälter als erwartet. Immer wieder lärmten uns die Hunde aus der Umgebung aus dem Schlaf. Wohl durch die trichterartige Talform summierte sich das Gebelle zu einem abscheulichen Getön. Gar mancher von uns vermochte sogar das Heulen vom Wölfen zu erahnen oder vermutete das Abschlachten ganzer Hunderudel.
Am nächsten Morgen wurden unsere Aussenschläfer als erstes munter. Danach war der Aufschrei G.s da: „Kann jemand das Scheißdings ausmachen“ als mein Handywecker seinen Dienst tat. Ja – G. ist Langschläfer. Danach standen alle auf.
Wir beschlossen, etwa eine Stunde zu gehen, um dann bei einer Quelle zu frühstücken. Gute Idee. Das Zusammenpacken dauerte eine Stunde.
Wir starteten um 9.00 Uhr und waren etwa um 10.00 Uhr an der Quelle. Das Frühstück bestand aus Weißbrot, Käse, Gurken und Paprika. Da wir nicht wussten, ob wir heute noch eine Quelle erreichen, füllen wir unsere Reservoirs auf.
Die Sonne brannte schon recht stark auf uns hernieder. Wir machten uns auf den Weg dem CT-1 folgend und erklimmen den Berg Meter für Meter. Schließlich bekam S. Blasen, die versorgt werden mussten. C. hatte Schwierigkeiten mit dem Knöchel. So kam unser Lazarett sehr langsam voran.
Wir erreichten das Katun Sirokar, welches aus etwa acht sehr schönen Steinhäuschen besteht. Eine kleine Horde Kinder stand um eine Quelle, an der wir nicht nachtankten und betrachtet uns neugierig. Wir fanden den Einstieg zum Maglic zunächst nicht. Einheimische halfen uns. Die sind sooo nett hier. Der eine wollte uns sogar zu einem Kaffee und Schnaps einladen – leider keine Zeit.
Wir entschieden uns für die harte Tour. Wir wollten die nächste gesicherte Quelle in 6-7 Stunden erreichen.
Der Aufstieg zum Maglic ist schwer. Etwa 100 hm unterhalb des Gipfels versuchten wir, diesen linkerhand zu umgehen. Von da an wurde es sehr anstrengend. Wir verloren immer wieder den Weg und traversierten durch steile, rutschige Berghänge.
Langsam wurde allen klar, dass wir die nächste Quelle heute nicht mehr erreichen. Das Wasser wart knapp und wir steltlen uns auf eine karge Nacht ein. Wir wollten versuchen, das nächste Katun zu erreichen.
Es war bereits 17.00 Uhr, das Katun noch fern und die Stimmung etwas angespannt. Trotzdem liefen wir stur weiter.
Im Tal entdeckten wir schließlich DIE Quelle. Ein kleines Rinnsal, das nur mit Hilfe eines Blattes Wasser liefert, aber es füllt unsere Flaschen und Beutel. Während ich mich ums Wasser kümmerte, was bei dem "enormen" Schüttungsvermögen der Quelle einige Zeit in Anspruch nahm, bauten die anderen die Zelte auf. Unser Schlafplatz - eine schön im Tal gelegene Wiese – befand sich zehn Minuten von der Quelle entfernt.
Es gab wieder Couscous – noch schmeckte es. Man merkte, dass alle erleichtert sind. Ein schwerer Tag fand ein gutes Ende.
Donnerstag, 09.08.2012: Zum Zabojsko Jezero – jeder auf seine Weise
Heute hatten wir uns (die Gruppe) zweigeteilt. Die wanderwilligen sind schon um 7.00 Uhr aufgewacht, haben uns hübsch gemacht und sind zum Frühstück gesprungen. Der neue Kellner hat sich für unglaublich umwerfend gehalten und uns mindestens dreimal erklärt, was zum standardmäßigen Frühstück gehört. Für die Fleischfresser gabs Hamandeggs, für die Vegetarier leider nur sweet breakfast, dazu standardmäßig Kaffee. Außerplanmäßig bestellten wir uns Tee, Orangensaft und Wasser.
Um 9.00 Uhr kam das Taxi, der Fahrer mit einer deutlichen Alkoholfahne. Er wollte eigentlich erstmal ein Bier mit uns trinken, haben wir aber abgelehnt und wurden dann nach Bistrica gefahren, von wo wir loswanderten. Von Bistrica auf 840 m wollten wir bisum 1480 m hoch gelegenen See, allerdings über das Katun Plsnicia auf 1620 m. Es ging doll rauf, allerdings durch dichten und somit relativ schattigen Zedern- und Kiefernwald. Muss wohl kürzlich auch gebrannt haben, denn es lagen riesige verkohlte Trümmer herum, die teilweise noch geschwelt haben. Kurze Pause oben, dann gings weiter durch den Wald und auch auf Wiesen zum Katun Praninevski hoch am Diviljok (Teufel) vorbei und von zwei Schafherden überrumpelt auf einen kleinen Grasgipfel. Von dort konnte man auf die Sinjajevina gucken – toll! Unter einem Baum machten wir Mittag. Es war himmlisch ruhig und idyllisch, begleitet von einem Krähen auf der gegenüberliegenden Talseite und einem Hirten auf einem Pferd. Anschließend ging es durch den Tannen-Fichten-Buchenwald entlang eines Grabens zum Zabojsko Jezero, wo die anderen schon „Urlaub am See“ machten.
Dem Ranger zahlten wir eine Nationalparkgebühr von 2 € und 3 € für jedes Zelt, abhängig von der Grösse. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir spielend, lesend und schwimmend am bzw im See. Es gibt hier viele Libellen, Fischlein und ein Entenpärchen. Und wie erging es den andern?
Während bei der „Konkurrenzgruppe“ schon mutmaßlich eifrig packende Aufbruchsstimmung herrschte, erholten sich G. the gambler, charming C. und sneakin’ S. noch von der „ruhigen“ mit Fensterklirren untersetzten Nacht in Mojkovac, ehe uns dann auch schließlich etwas nach acht Uhr der ungeliebte Ton des Handyweckers uns aus unseren teils kuriosen Träumen riss und wir uns ganz gemütlich in Richtung Frühstück aufmachten, wo wir uns mit Eiern und Speck bzw. Omelette auf unserem „strapaziösen Tag“ vorbereiteten.
Nach diesem Schmaus wurde erstmal beim Einkaufen ein verständliches Augenmerk auf Leckerlis gelegt, in der Hoffnung, dass das Taxi uns und unsere Einkäufe möglichst weit gen See fährt. Hier erlebte C. eine Enttäuschung: in den Kiosken gab es keinen Nachschub an Zigarillos und im Supermarkt, der zwar Zigarillos führte, wurden ihm aus irgendwelchen Gründen keine verkauft.
Anschließend ging es dann um 11.00 Uhr mit dem Taxi los: Anstatt des gedachten Jeeps handelte es sich zwar um den uns vom Vortag bekannten Ford Kombi, doch auch der sollte sich für uns an den Aufstieg machen. Zunächst ab in Richtung Dobrilovina, wo wir schon die ersten Eindrücke von der Taraschlucht sammeln konnten. Dann gab es unterwegs noch einen Fotostop an einer sehr fotogenen Stelle über dem Tal der Tara. Hier widerstanden wir den Versuchen einen domace Likör zu kaufen, da wir diesen ja hinaufschleppen müssten. Doch geirrt! Unser Taxifahrer fuhr uns mit seinem good Taxi ganz zum See hoch – eine klasse Leistung! Oben angekommen wurden wir zwar um 60€ und einen Schnaps erleichtert, doch das war es uns wert!
Doch anstatt gleich umzudrehen, holte der Fahrer erstmal seine Angel heraus, die er 3-5 mal etwas lustlos in den See warf, ehe er, nachdem nichts gebissen hat, wieder abzog. Nach dieser aufregenden Fahrt am See angekommen, genossen wir den Nachmittag mit Spielen, Dösen, Lesen, Spielen, Spaziergängen um den See und Essen – ein echt relaxter Tag. Erwähnenswert ist die Aktivität des Nationalparkrangers, der eifrig von jedem die Nationalparkgebühr einfordert, dafür den Müll aufsammelte und jeden verrückten Stock und Stein wieder an dessen Platz beförderte. Unsere himmlische Ruhe wurde kurz nachdem der Rest angekommen war, durch einen Haufen französischer Jeeptouristen gestört – wer macht denn so was, sich einfach bis zum See hochfahren zu lassen – tzzz?!? Wieder im Plenum spielten schließlich Big Bag B., Charming C., G. the Gambler und Mad M. um die Weltherrschaft, welche dann auch unser Speedking für sich gewinnen konnte. Daran anschließend gönnten wir uns alle ein echtes Festmahl mit Tomaten-Paprika Salat, 500g Tiroler Speck, Käse, frischem Brot und gutem montenegrinischem Rotwein.
Da es dann auch schon dunkelte, machten wir uns in die Heia. Diesmal nur für Pistol P. und Charming C. im Zelt, für den Rest bildete der Sternenhimmel das Dach über dem Kopf. Ein weiterer wunderschöner Nachthimmel mit total plastisch wirkenden Milliarden von Sternen sowie einem sehr gut sichtbarem Teil der Milchstraße, die wir zu den sanften Klängen der von Max vorgetragenen Ballade genossen und schließlich in einen guten Schlaf nach einem tollen Tag fielen.
05.08.12 Sonntag: Auf geht’s über den Hauptkamm des Komovi
Die Nacht war ruhig. Kurz nach Sonnenaufgang wurde es sehr schnell sehr warm. Zum Frühstück gab es heute neben den mitgebrachten Haferflocken und Trockenfrüchten auch frisch gepflückte Blaubeeren und einige wenige Walderdbeeren als Schmankerl. Leider hat das Wasserholen nach dem Frühstück viel länger gedauert als gedacht, da die Quelle nur ein Rinnsal ist.
Nach dem Aufbruch ging es zunächst durch einen alten Laubwald auf einen Sattel. Von dort bot sich ein herrlicher Blick auf die bisher zurückgelegte Wanderstrecke und zum Maglic.
Der nun folgende Teil der Wanderung zog sich etwas in die Länge und ging stetig bergauf bis zu einer kleinen Kapelle. Dort war es sehr windig, aber ideal, um die durchgeschwitzten Hemden in der Sonne und im Wind zu trocknen.
Es folgte ein anstrengender Aufstieg in der prallen Sonne, über mit Blaubeeren bewachsene Berghänge in Richtung der Hauptkette des Komovi-Gebirges. Schon vorher wussten wir, dass das Wasser knapp wird und so kamen wir durstig bei einer Quelle an. Dort wurde erstmal große Rast gemacht und die Wasservorräte aufgefüllt. Es gab leider keine Schatten und die Sonne brannte ohne Gnade herunter. So bauten wir uns aus einem Zelt, den Wanderstöcken und Seilen einen Sonnenschutz unter dem wir erstmal Siesta machten. (Also so ein Aussenzelt eines formidablem Tunnel gibt auch ein schönes Tarp ;))
Gegen 15.00 Uhr sind wir wieder aufgebrochen, da wir ja noch den Hauptkamm des Komovi zu überqueren hatten. Wieder folgte ein steiler Anstieg in der prallen Sonne über eine Stunde lang auf ca. 2150 m Höhe. Hierbei trafen wir immer wieder auf einen Montenegriner, der diesen Anstieg mit einem Rucksack und einem großen Eimer mit geernteten Blaubeeren in Angriff nahm und zeitgleich mit uns die Passhöhe erreichte, was uns einen unserer Mitbringsel-Jägermeister wert war. Oben angekommen waren uns allen die Strapazen anzusehen. Dafür entschädigte der grandiose Ausblick zu beiden Seiten des Sattels.
Was nun folgen sollte hatte keiner von uns erwartet. Zunächst ging es durch ein wundervolles Schuttkar (das größte der Dinariden) bergab in ein Hochtal. Am Ende des Hochtals führte der Weg rechts am steilen Hang in ein weiteres Schuttkar. Wir gingen am oberen Rand entlang und daneben ging es ca. 200 m steil den Berg hinab – nicht ganz einfach mit dem schweren Gepäck am Rücken. Am Hang gegenüber hat ein Schäfer seine Herde den Berg hinuntergetrieben.
Am Ende des Schuttkars wurde es schließlich richtig fies und anstrengend. Der Weg ging in eine steile Wiese mit Latschenbewuchs über. Die Wurzeln der Latschen waren teilweise in den Weg und darüber gewachsen, sodass man ständig über diese steigen musste, außerdem ging es ständig bergauf und bergab. So ging es eine ganze Strecke lang. Die abendliche Sonne war immer noch sehr intensiv und brannte auf den Berghang. Unsere Wasservorräte wurden langsam knapp und ein Ende war zunächst nicht in Sicht. Wir mussten mehrfach Pause machen sowie Gepäck umverteilen, damit niemand aus der Gruppe schlapp macht.
Endlich war dieser schwierige Teil geschafft und es ging noch mal zirka eine Stunde auf einem Bergrücken entlang weiter. Die Sonne ging bereits unter und Wasser hatten wir auch keines mehr.
Endlich fanden wir kurz vor einem Bergdorf (Stavna) eine Quelle. Gerade beim Auffüllen unserer Wassergefäße kam ein Dorfbewohner und lud uns zum Übernachten in einem Katun für nur 5€ ein. Außerdem versprach er uns ein leckeres Abendessen bei sich. Erleichtert stimmten wir dem zu, sodass wir nach dem langen Tag unsere Zelte nicht auch noch aufbauen mussten. Was dann folgte, war eine Fressorgie ohne Beispiel. Erst kam er (der Gastgeber) mit Tee, dann mit einem großen Topf Suppe. Danach brachte er einen Salat mit schmackhaften Tomaten, Gurken und Paprika aus dem eigenen Garten (domace). Dann gab es selbstgemachten Käse (sir) mit Brot. Das Brot war frisch und ein Gedicht – extrem lecker. Eigentlich nun schon satt, tischte er uns nun noch eine große Pfanne mit Bratkartoffeln auf. Wir befürchteten schon, unsere freundlichen Gastgeber mästen uns zu Tode. Die Gastgeberfamilie war sehr freundlich und herzlich. Beeindruckt waren wir alle davon, in welch ärmlichen und bescheidenen Verhältnissen die Menschen in dem Bergdorf leben.
Nach dem Essen gingen wir durch das Dorf zu unserem Katun. Es war eine kleine Holzhütte ohne Fenster, extrem klein und stickig, aber egal, denn wir waren alle müde. Der ebenfalls sehr herzliche Hausherr empfing uns mit einem selbstgebrannten Slivovic. Es gab fünf Lagerstätten oben im Katun, die auf einer engen Treppe erstiegen werden mussten und zwei unten. Nachdem jeder sein Nachtlager zurechtgemacht hatte, war der Tag schließlich zu Ende und wir schliefen tief.
06.08.2012 Montag: Die Karawane fliegt durch Crna Gora
Durch Herumschreierei, Kälberrufen und Hundejaulen wurden wir geweckt. Die ersten um 7.00 Uhr aufgestanden, haben sich notdürftig an der Quelle gewaschen und haben dem Dorfleben, wie z.B. dem Kuhmelken, zugeschaut. Von der Wirtin gabs Kekse und türkischen Kaffee, der konnte tote Tanten wecken. Aus dem Kaffeesatz haben wir gelesen, dass es ein wunderbarer Tag werden wird. Nachdem alle wach waren, sich die Zähne geputzt hatten und die Blockade des Plumpsklos beendet war, überreichten wir unserer Wirtsfamilie eine Packung Kümmerling, bezahlten die Unterkunft und machten uns auf den Weg zu einem opulenten Frühstück. Zum Frühstück gab es erst Kekse, Thymiantee aus frisch gepflücktem Thymian, dann das selbstgebackene Brot, Käse, Börek (Blätterteigtaschen mit Käse), gebratene Paprika, Gurken- und Tomatensalat, Sauermilch sowie zum Abschluss eine Melone. Wir waren voll und bei ca. 40°C am Frühstückstisch gegrillt!
Nach dem Auffüllen der Wasservorräte sind wir dann nach Tresnjevik durchgewandert. S. und P. sind vorausgegangen, aber haben die Wegmarkierung verpasst und kamen gefühlte Stunden später bei den anderen in Tresnjevik an. Dort genossen wir Bier, Pepsi, Wasser und Erdbeersaft.
Ab Tresnjevik machten wir einen Gewaltmarsch, geführt von der Partisaneneinheit Kacamak. Wir machten Halt bei der Quelle Lisa, wo wir Köpfer in die Viehtränke machten und eine Wasserschlacht. Von Lisa ging es nach Brcko brdo und nach Krivi Do. Unterwegs gabs Haferflocken mit Trockenmilch und Trockenfrüchten zu Mittag. Alle hatten ein leichtes Magengrummeln vom Frühstück.
Weiter auf dem Weg nach Krivi Do kamen wir an einem Katun vorbei, das Schauplatz für einen Kusturica Film hätte sein können: freilaufende Schweine, Freiluftwohnzimmer mit Sofa und ner Frau, die auch ins Bild passte. Nach Krivi Do durchquerten wir eine schöne Landschaft mit Heidelbeeren, Blümlein etc. – wie ein großes Mittelgebirge. Es ist ein Ausläufer des Kljuc Gebirgsstocks.
Von Krivi Do ging es weiter... immer weiter, Ziel war Vranjak. Unterwegs kursierte noch eine ominöse Chupa-Schwarzzungen-Krankheit, die teilweise zu Besorgnis über den allgemeinen Gesundheitszustand führte.
Nach rund 18 Kilometern Laufstrecke an diesem Tag kamen wir gegen 19.00 Uhr in Vranjak an einer Berghütte an. Der Hüttenwirt war etwas verschroben, aber sehr geschäftstüchtig! Er wollte uns für 1€ einen Zeltplatz in seinem Hinterhof anbieten, wir lehnten ab. Jedoch kehrten wir zum Abendessen bei ihm ein. Sonja handelte Brot, frischen Käse und seine letzten super würzigen Tomaten ein – gerade richtig. Ein Teil der Gruppe nahmen sich ein Zimmer in dieser Unterkunft um sich mal wieder richtig waschen zu könnender Rest war nicht so dreckig und schlief unter freien Sternenhimmel abseits des Katun. Der Sternenhimmel war toll, auch mit einigen Megasternschnuppen!
Sternzeit 17-337,4 – oder so ähnlich
Die „Außenschläfer“ werden mitten in der Nacht durch das laute Muhen einer Kuh unsanft geweckt. Obwohl wir uns ein relativ ruhiges Plätzchen gesucht haben, hat sich eine einsame Kuh zu uns „hoch“ verirrt und ihr Erstaunen durch extrem lautes Muhen zur Kenntnis gebracht. Als ob das noch nicht ausreichen würde, folgte der Muh-Attacke direkt eine Bell-Attacke durch einen der Hütehunde, der sich jetzt offensichtlich der Schlafstelle näherte. Zu der Sorge von der Kuh niedergetrampelt zu werden gesellte sich jetzt auch noch die Befürchtung, dass uns der Hund zu Leibe rückt. Nachdem er uns bellend aus sicherer Entfernung halb umrundet hatte, zog er aber dann doch von dannen, zurück zu der Hütte. Leider dauerte es bei den meisten von uns eine ganze Weile, bis wir nach diesem Ereignis wieder einschliefen, wodurch sich die Nachtruhe dann doch merklich verkürzte.
07.08.2012 Dienstag: Odyssee zum See
Nach der trotz „Kuh-/Hund- Attacke“ (zumindest für mich) wunderbaren Nacht unter einem grandiosen Sternenhimmel, brachen Max und ich gegen 7.30 Uhr in Richtung Katun auf, in demdie "innenschläfer" die Nacht verbracht hatten. An der Hütte angekommen begrüßte uns P. und ließ erstmal seinen Frust über die vergurkte Nacht in der Hütte ab. Der Hüttenwirt hatte wohl selbst bis spät in die Nacht mit Besuch gezecht und gequalmt und dabei keinerlei Rücksicht auf die einquartierten Gäste genommen.
Nachdem nach und nach alle eingetrollt waren, genehmigten wir uns ein Haferflocken-Milchpulver-Trockenobst Frühstück während dem wir die verschiedenen Optionen für diesen Tag durchdiskutierten. Ein Teil war dafür, noch mal eine größere Wegstrecke zu laufen um dann auf alle Fälle am 8. einen Ruhetag einzulegen, während der andere Teil für einen Halbtagesmarsch zum Ursulovacko Jezero (See) heute und einem weiteren Halbtagesmarsch zum Biogradzko Jezero am 8. war. Nach einer durchaus hitzigen und heftigen Diskussion, bei der die eine oder andere aufgestaute Emotion über Route, Gruppenzusammenhalt und „Gesprächskultur“ zum Vorschein kam, entschieden wir uns letztendlich für zwei Halbtagesetappen mit der Option, an sehr schönen Locations einen Ruhetag einzulegen. Eine Option, mit der letztendlich alle zufrieden waren.
Nach den üblichen „Abschlussarbeiten“ (Packen, Zähneputzen, Klo etc.) brachen wir gegen 9.30 auf zum Bärensee, der nach Aussage vom Hüttenkaspar und ein paar tschechischen „Wandermaschinen“ nur etwa 2,5 Stunden entfernt war. Ein Erreichen des Tagesziels schien in greifbarer Nähe – noch.
Auf der staubigen Straße kamen wir eigentlich gut voran, waren uns aber schon bald nicht mehr sicher, ob wir nicht einmal falsch abgebogen waren. Letztendlich meinten wir dann doch richtig zu sein und marschierten fröhlich weiter in die falsche Richtung bis sich der Weg erst in einen Pfad und letztlich ins Nichts auflöste...
Da „wir“ immer noch sicher waren, wo wir sind, schlugen wir uns querfeldein in der brennenden Hitze über Hügel mit dichten Grasbüscheln durch, was unser Marschtempo deutlich verlangsamte. So kam es, dass uns einige Zeit später endlich klar wurde: wir haben uns verrannt. Die krassen Aufstiege querfeldein machten uns zusätzlich zu schaffen, besonders Simon hatte schwer zu kämpfen und kam nur sehr langsam voran. Da M. leider vorangedüst war, dauerte es eine ganze Weile, bis wir uns unter diesen Umständen neu sortiert und beraten haben. Nach der Beratschlagung entschieden wir uns für einen steilen Abstieg über ein extrem trockenes und heißes Tal. Unten angekommen führte uns unser Weg durch ein kleines Waldstückchen – eine willkommene Schattenquelle nach der Plackerei unter offener Sonne. Etwas weiter führte uns die Pfadspur zurück auf den CT-1. Endlich waren wir wieder auf unserer Route.
Da wir durch den „kleinen“ Umweg schon enorm Zeit verbraten hatten, war unsere neue Planung, Mittag an einer Quelle am Weg zu verbringen. Nach einer geschätzten dreiviertel Stunde erreichten wir einen einladenden Platz an einer Quelle. Dort befand sich sogar ein kleiner Holz-Pavillon, ideal um dort sonnengeschützt unsere Mittagsrast zu verbringen. Da das Wasser der Quelle teils oberirdisch durch Weidegebiet floss, entschieden wir uns, erstmals den Wasserfilter einzusetzen. Als erster füllte ich meine Flasche. Als ich mit Pumpen fertig war, stellte ich entsetzt fest, dass das Wasser leicht weißlich schäumte und irgendwie chemisch roch. Offensichtlich hätte ich vor dem Einsatz der neuen Keramik-Kartusche erst einmal ein paar Reinigungspumpungen durchführen müssen. Shit. Jetzt war die erste Füllung für die Katz. Zu unserem Standardmittagessen – Flachkräcker und Käse – spendierte uns Simon seine zweite Überraschung: „Beef Jerky“, ein leckerer Fleisch Snack – zumindest für die Fleischfresser unter uns. Als Nachtisch kam nun endlich auch meine Überraschung zum Zug – eine Packung Smarties. Beschwingt vom Gedanken, es wäre jetzt nur noch ein Katzensprung bis zum nahen See , machten wir uns nach der Rast auf.
Die vermeintlich kurze Strecke entpuppte sich allerdings dann doch als ziemlich beschwerliches und nicht gekennzeichnetes Teilstück, für das wir auch noch einmal enorm Zeit benötigten. Von einem „Halbtag“ war jetzt definitiv nicht mehr zu reden.
So erreichten wir den für Mittag angepeilten See erst gegen 17.00 Uhr. Ein erfrischendes und reinigendes Bad war die Entschädigung für die Strapazen. Anschließend gönnten wir ins Tee und Kaffee mit je einem halben Keks. Erstmals seit langem war dann Zeit zur freien Verfügung für Ausruhen, Lesen und Co.
Bevor ich das Logbuch für heute schließe – es ist schon spät, nach neun Uhr – möchte ich noch erwähnen, dass wir heute drei Deutsche trafen. Einmal ein offensichtlich sportbegeistertes Pärchen, das bei größter Mittagshitze am CT-1 joggte, zum anderen einen jungen Mann, der einen Tagesausflug machte. So weit, so uninteressant.
Ach, außerdem gab es abends bei uns mal wieder Couscous – sehr lecker!
Abends kam dann noch ein Schäfer bei unserem vorsorglich vom Weg her uneinsehbaren Lager vorbei, der uns nochmals freundlich darauf hinwies, dass man im Nationalpark eigentlich nicht Zelten darf und uns vor den Rangern warnte, alles natürlich mit Händen und Füßen, ein paar Brocken Serbokroatisch und viel gutem Willen. Das war uns dann einen unserer letzten Jägermeister wert.
Mittwoch 08.08.2012: Heute ging es mit uns gescheit bergab
Der Tag am See beginnt mit Pferdegetrappel. Wir dachten zuerst an einen Parkranger, aber glücklicherweise war es nur ein berittener Blaubeersammler begleitet von einem Kompagnon per pedes – das gibt Schnaps bei den vielen geernteten Blaubeeren! Zuerst packten wir daraufhin die Zelte weg, dann frühstückten wir irgendwie alles was uns gerade in die Finger kam: Couscous, Haferflocken, Flachkräcker mit Nutella und Kaffee oder Tee. Nach mehrmaligem Refill der Flaschen, ein Dankeschön an den Wasserfilter (und den Wasserfilterer), brachen wir beschwingt in Richtung Biogradzko Jezero auf.
Das gegenseitige Aufzählen von Fernsehsendungen der Kindheit ließ etliche übersehen, dass wir trotz des bevorstehenden Abstiegs ins Tal (2090m 1099m) erst einmal wieder 140 Höhenmeter aufstiegen. Die richtige Talseite erreicht, ging es flotten Schrittes auf der staubigen „Fahrstraße“ stetig dem Talkessel entgegen durch die wieder einmal drückende Hitze.
Nach ca. zwei Drittel des Weges und deutlichem Abstieg kamen wir an einer kleinen Almhütte vorbei, an welcher die Bewohner uns mit frischem Käse, Brot, Joghurt und Getränken zu je einem Euro zur Rast und Mittagspause verleiten wollten. Dies schafften sie dann auch. Es schmeckte recht gut, wenn man von Zuckerwasser als angeblichem Saft mal absieht. Das angebotene Gemüse zum Wucherpreis von 2,50€ für 100 g verschmähten wir. Innerhalb der einen Stunde Mittagspause schaffte es C., die zweite Sonnenbrille zu ruinieren, ergo meine bekommt er nicht geliehen, wobei man ihm zu Gute halten muss, dass es zwei lumpige Brillen waren, die zu Bruch gingen.
Relativ schnell nach der Rast begann der große Abstieg zum Biogradsko Jezero. Da sich die Serpentinen in der prallen Mittagssonne gen Tal schlängelten, nahmen wir den schnellen, rutschigen, staubigen Fußweg, der senkrecht zu den Höhenlinien von 1600m auf 1099 m führte, um so unsere Knie etwas zu mahlen.
Schon seit dem Aufbrechen von der Mittagsrast kündigte sich grummelnd ein Unwetter an. Mit Erreichen des Campingplatzes am See um 15.30 Uhr legte ein ordentlicher Sommerregen, gespickt mit bis zu erbsengroßen Hagelkörnern, los. Sowohl der See als auch der Campingplatz enttäuschten uns. Alle waren sich schnell einig, an diesem Ort wollten wir unser Nachtlager nicht aufschlagen. Auch der dreistündige Fußmarsch nach Mojkovac wurde gestrichen. Die meisten verrichteten noch ein Geschäft, tranken eine Cockta „to go“ und dann gings mit zwei Taxen ins Ortszentrum von Mojkovac. Der Taxifahrer versuchte während der gesamten Fahrt, uns das Hotel im Zentrum auszureden und uns stattdessen einen Bungalow-Park außerhalb schmackhaft zu machen, Wir blieben standhaft und quartierten uns im Hotel direkt im Zentrum ein.
Man muss über Mojkovac sagen, es gibt keinen Grund hierher zu kommen. Trostlos, trist und nur Bars mit lauter, nervender Musik. Modern talking lässt grüßen! Das Hotel war ganz ok, Duschen und 2-3 Kleidungsstücke auffrischen war ganz wohltuend.
Der herausforderndste Teil stand uns jedoch noch bevor. Gegen 18.00 Uhr trafen wir uns auf einen Kaffee oder ein Wasser um die weitere Planung vorzunehmen. Es mussten Positionen für morgen von volle Laufaktion bis zu wo ist der versprochene Ruhetag unter einen Hut gebracht werden. Das vorläufige Ergebnis lautete: 09.08 und 10.08. „am See und Abfahrt nach Zabljak“ und 11.08 – 13.08 Durmitor. Diesen Konsens wollten wir bei einem Abendessen feiern, mussten dann aber feststellen, unser Hotel ist das einzige Restaurant im ganzen Ort. Insofern bestellten wir uns hier unser Abendessen. Unerfreulicherweise wurde im Fernseher das örtliche Wetter angesagt und aufgrund der wechselhaften Vorhersage und den Nachttemperaturen (bis zu 4°C Minimum) flammte die Diskussion ans Meer zu fahren, nicht in den Durmitor, Leute in nur zwei Zelten und vielleicht einer Biwakschachtel im Durmitor, neu auf. Letztendlich blieb es beim ursprünglichen Plan.
Einschub am Rande: „Cockta is evil“. Drei Leute hatten danach Magenprobleme.
Auch beim Abendessen zeigte die montenegrinische Küche wieder ihre volle “Kockel-Fleisch-Fett“ Breitseite. Aber alles besser als Flachkräcker. Gegen 22.00 Uhr verzogen wir uns schließlich auf unsere Zimmer. Vorher hatte S. noch für die Fahrer einen Jeep organisiert, der sie auf eine Alm in der Nähe des Sees bringen würde, während der Resteinen ca. 3,5 stündigen Aufstieg auf die Sinjajevina auf sich nehmen wollte.
In der Nacht gab es direkt unter unserem Zimmerfenster eine Rangelei, in deren Folge ein Beteiligter durch die Schaufensterscheibe eines Bekleidungsgeschäfts gestoßen wurde. Nach einem Polizeieinsatz war es wieder ruhig. Wie immer war eine Frau der Auslöser...
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