[AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

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  • FrankK
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    [AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

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    Als ich am Freitag morgen um 9 Uhr aufwachte, wusste ich noch nicht, dass ich mich 24 Stunden später völlig verausgaben würde, um mich Schweiß überströmt einen Berg hinaufzuquälen. Unverhofft hatte ich das letzte Wochenende meines Urlaubes noch frei. Ich wollte schon lange einmal eine Tour in Vorarlberg hinüber zum Allgäu machen. Die Berge der Nagelfluhkette sind nicht all zu weit weg und deren Überschreitung ist sehr anspruchsvoll. Das war genau das richtige Abenteuer welches mir vorschwebte. Nach der Streckenangabe sollte es vielleicht nicht gerade ein Spaziergang werden. Ich dachte es locker angehen zu können. Tja, falsch gedacht. Man kann sich nicht auf Höhenmeter und Kilometer Angaben verlassen. Wie sich später herausstellte, sollte es mich wieder einmal an meine Grenzen bringen. Sicher verschieben die sich von Zeit zu Zeit. Wenn man untätig zu Hause herumsitzt ist man eben nicht so in Form, als wenn man ständig bedacht ist sich fit zu halten.

    Am Nachmittag fuhr ich noch schnell in den ortsansässigen Buchladen um mir eine Wanderkarte zu kaufen. Zu meinem Glück gab es von Kompass gerade ein Angebot für 10 € mit 2 Karten. Man stelle sich einmal vor, da wohnt man nicht einmal eine Autostunde entfernt der Alpen und besitzt keine Wanderkarte. Dem wollte ich Abhilfe schaffen und erstand ein Exemplar. Dann ging es noch gleich in einen Supermarkt um mir Verpflegung zu kaufen.
    Als ich zu Hause war studierte ich die Karte, schrieb mir auf ein A4 Blatt alle wichtigen Punkte, Orte und Berge meiner Tour. Dazu die Kilometer der einzelnen Strecken und deren Höhenmeter für den Aufstieg und die Abfahrtszeiten der Züge am Sonntag Abend von Oberstaufen.
    Hätte ich es vorher gewusst, wäre ich immer noch kein Besitzer dieser Landkarten, denn mein zusammen gefalteter Zettel hätte mir völlig ausgereicht.

    Am Abend versuchte ich mich mit einem Film vom PCT noch so richtig in Stimmung fürs wandern zu bringen. Dadurch wurde der Abend sehr lang und meine Nacht um so kürzer. Es dauerte nicht lange als der Wecker klingelte und ich mich für diese Tour fertig machte.
    Der Rest des Rucksacks wurde gepackt und nach einem schnellen Frühstück ging es zu Fuß zum Bahnhof.

    So stand ich am 17.08.2013 kurz nach 8 Uhr in Bregenz am Stadtbahnhof. Von hier aus ging der Weg fast immer gerade aus Richtung Pfänderbahn. Nicht weil ich mit der Bahn auf den Berg fahren wollte, nein weil der Aufstieg zum Berg dort ebenfalls beginnt. (Im Laufe des Tages kam ich jedoch zu der Einsicht, dass ich hätte lieber die Seilbahn genommen als den beschwerlichen Aufstieg)
    Nach kurzer Zeit verlief der Weg im Wald und wurde immer steiler und steiler. Ich wusste das ich hier bis zum Gipfel 650 Höhenmeter Aufstieg zu bewältigen hatte. Und im Laufe der Tour redete ich mir immer wieder ein, wenn denn die Wege hier immer so steil sind, kann man wenigstens in kürzester Zeit mehr Höhenmeter bewältigen.
    Am Anfang fühlte ich mich wirklich gut. Aber mit jedem Meter den es hinauf ging stand es schlechter und schlechter um mich.
    Die kurze Nacht machte sich bemerkbar und ich war überhaupt nicht in Form.
    Irgendwann belohnten die unter schwersten Anstrengungen errungenen Höhenmeter mit wundervollen Aussichten zum Bodensee, den Schweizer Bergen und den Ortschaften auf der deutschen Seite des Sees. Später verlief der Anstieg vorbei an Wiesen und der Zwischenstation der Pfänderbahn. Und den eigentlich 2 1/2 stündigen Aufstieg hatte ich trotz meines Gepäcks schon 45 Minuten früher geschafft.
    Ein schönes Gefühl welches aber gleich wieder von den sich aus der Seilbahn quellenden Menschenmengen und deren die die schwere Fahrt nach oben schon hinter sich gebracht hatten, getrübt wurde. Aber ich war zufrieden mit mir, gönnte mir am Imbiss ein kaltes Getränk und setzte meinen Weg fort. Er verlief nun fast auf gleicher Höhe, etwa 1000 Meter über dem Meer bis ich an einen Abzweig kam. Dort holte ich besagten, zusammen gefalteten Zettel heraus um mich zu vergewissern den richtigen Weg zu nehmen, als mir zwei Wanderinnen entgegen kamen und fragten ob ich Hilfe bräuchte. Ich verneinte und als sie meinen Zettel sahen sagte die eine "Na, auf Schnitzeljagd?".
    Ich verneinte abermals und sagte nur, dass ich wenigstens wisse wo ich lang laufen würde und nicht so blöd sei wie andere die wirklich orientierungslos umherirren ( nicht war?).
    Ich muss sagen, dass meine Methode in der ganzen Zeit völlig aufging und ich wirklich nichts anderes gebraucht hätte als diesen von mir handgeschriebenen Zettel. Ich verlief mich kein einziges Mal, außer in Sulzberg als ich von der Kellnerin des Gasthofes fehl geleitet wurde.
    So ging es über breite Wege und zum Teil asphaltierte kleine Strassen bergab. Dann kam der nächste Aufstieg der mir wieder 500 Höhenmeter einbringen sollte auf den Hirschberg. Der Weg wurde zu einem Pfad und irgendwann war nicht mehr ersichtlich wie er weiter führte. Hier kam ich mit dem Stacheldraht in Berührung, mit dem die Bauern ihre Weiden sicherten. Das gab einen schönen großen Kratzer am rechten Unterschenkel. Kurz darauf erreichte ich die Almhütte unterhalb des Gipfels. Da ich meine eigene Verpflegung dabei hatte ging ich zum Gipfelkreuz um dort meine Mittagspause zu machen. Als ich ankam war ich noch allein. Aber das sollte sich rasch ändern und so konnte ich nicht wirklich in Ruhe essen. Aber wenigstens hatte ich die Chance noch einige Fotos zu schießen. Als bald verabschiedete ich mich denn mein Weg sollte noch weit sein. Ganz weit. Von oben sah alles so spielerisch aus. Die Berge, welche ich erklimmen wollte, zeigten aber von hier oben nicht ihr wahres Gesicht. Ich konnte nämlich nicht sehen wie steil sie hinauf führen sollten und vor allem wie tief die Täler vor ihnen waren. Der Abstieg war Anfangs noch recht gut zu meistern. Aber mit jedem Schritt nach unten sah ich, wie weit es den nächsten Berg noch hoch führen musste. Die Sonne brannte mittlerweile erbarmungslos und ich musste aufpassen nicht zu dehydrieren. Ich trank Unmengen an Wasser. Und die gingen bald zur Neige. So spielerisch es von oben auch aussah, um so anstrengender wurde nun der Aufstieg nach Sulzberg. Der Ort liegt auf über 1000 Meter über null und ich war im nächsten Tal welches um 500 Meter niedriger lag. Also sollte ich oben angekommen, wenn ich es jemals schaffen würde, schon etwa 1700 Höhenmeter in den Beinen haben.
    Aber ich kam nicht weit. Auf einer Wiese ließ ich erst meinen Rucksack und darauf auch gleich mich fallen und blieb regungslos für einige Minuten liegen. Ich schnappte nach Luft und die Sonne brannte in meinem Gesicht. Ich fühlte mich müde, nicht in Form und wollte eigentlich nur noch nach Hause. Warum mache ich das bloß hier? Die umherschwirrenden Fliegen und andere Insekten hielten mich davon ab weiter liegen zu bleiben. Ich trank einen tiefen Schluck, aß ein wenig und bemitleidete mich. Aber nicht einmal im Bewusstsein, was ich bisher geleistet hatte. Mittlerweile war ich an die 30 Kilometer gelaufen und hatte schon 1300 Höhenmeter geschafft. das macht man nicht so nebenbei.
    Als ich mich ein wenig erholt hatte rappelte ich mich auf und stieg den Berg weite hinauf.
    An einer kleinen Straße bemerkte ich klares Quellwasser am Wegrand. Am Berg befand sich ein Trinkwasserschutzgebiet und somit konnte ich ohne mir Gedanken zu machen von dem sehr kalten Nass Gebrauch machen. Die Reste der warmen Brühe in meinen Flaschen goß ich weg und füllte sie mit dem kalten, klaren Bergwasser. Ich wusch mir die Salzkristalle von meiner Haut und trank bis ich nicht mehr konnte. Der Aufstieg nach Sulzberg war dann aber immer noch lang und vor allem sehr anstrengend. Der Weg verlief ab und an durch Gehöfte wo man nicht einmal erahnen konnte wo man denn hier nur weiter kommt. Alles war abgesperrt und durch kleine Klettereinlagen über Tore bahnte ich mir meine Weg nach oben. Mehr als eine Kuh hätte mich auch nicht erschrecken können. Schlimmer sind da auch Hunde die aus einer Ecke hervorgeprescht kommen und einen ankläffen, wie später noch der Fall war. Fast jede Bank die am Weg stand nutze ich um kurz Luft zu holen. Meist ohne meinen Rucksack erst abzusetzen und ohne die Aussicht genießen zu können. Irgendwann erreichte ich die Hochebene auf dem nächsten Berg und zur Ortschaft hin ging es kurz noch einmal steil bergauf. Auf dem Platz in Sulzberg gab es ein wundervolles Panorama auf die Alpen. Dieser Ort ist ein Traum und das Wetter spielte dieses Spiel mit. Ich fasste den Entschluss mich für den Tag mit dem einen oder anderen Weizen zu belohnen und ging auf die Terrasse des Gashofes. Als ich zahlen wollte befragte ich die Kellnerin nach dem weiteren Wegverlauf. Sie schickte mich in die falsche Richtung. Als der Wirt kam, verriet er mir, das ich noch ins Tal hinabsteigen muss um den gegenüberliegenden Berg zu überschreiten. Anders würde ich nicht zum Hochhädrich gelangen, dem ersten Berg auf der Westseite der Nagelfluhkette. Als ich den richtigen Weg fand hatte ich mich wieder durch Elektrozäune und Absperrungen zu kämpfen und kam schließlich ins nächste Tal und überschritt den Fluss auf eine alten Holzbrücke.
    Von Hier an warteten die nächsten 800 Höhenmeter auf mich. Um etwa 20.30 Uhr kam ich durch Riefensberg, der letzten Ortschaft auf dem Weg nach oben. Die Dorfjugend hatte ein Fest organisiert und dazu ein Festzelt aufgestellt, aus welchem laute Musik dröhnte. Sie wollten mich ohne das ich auch nur einen Cent bezahlen brauchte an ihren Feierlichkeiten teilhaben lassen. Und das fast die ganze Nacht. Es war absehbar, dass ich die letzten 500 Höhenmeter zum 1300 Meter hohen Koyenstein nicht mehr schaffen würde. Etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels fand ich eine halbwegs ebene Wiese, baute dort mein Tarp auf und legte mich schlafen. Oder versuchte es wenigstens. Die ganze Nacht war laute Musik zu hören und ständig rutschte ich mit meinem Schlafsack von der Isomatte. Eine schreckliche Nacht. Irgendwann als die Musik verstummte, konnte ich auch einschlafen und es kaum fassen als mich 5.15 Uhr das Handy weckte....

    Fortsetzung folgt......



    Pfänderbahn in Bregenz



    Aufstieg zum Pfänder



    Aufstieg zum Pfänder



    Zeppelin Richtung Alpen



    Aufstieg zum Pfänder



    Auf dem Pfänder



    Auf dem Pfänder



    Ausblick vom Hirschberg zur Nagelfluhkette



    Auf dem Hirschberg 1095 m Alt.



    Ausblick in Sulzberg



    Ausblick in Sulzberg



    Ausblick zum Hochgrat



    Ausblick von Sulzberg



    Ausblick in Sulzberg
    Zuletzt geändert von FrankK; 06.09.2013, 20:24.

  • FrankK
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    #2
    AW: Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

    ...der Blick in der Nacht auf mein GPS verriet mir übrigens eine Gesamtstrecke von über 44 Kilometer.
    Somit lag ich auch mit mehr als 10 Kilometer über der Angabe aus dem Internet.
    Also niemals wieder verlasse ich mich auf diese Angaben....
    Zuletzt geändert von FrankK; 28.08.2013, 21:44.

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      #3
      AW: Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

      schön geschrieben, da "leidet" man schon durchs lesen mit... ;) vor allem wenns einem schon mal so ähnlich gegangen ist. wobei die eckdaten bei meiner erfahrung WESENTLICH geringer gesteckt waren (und bitte nich nachfragen, sonst wirds peinlich... (ganz vielleicht per PN) (bin halt bootfahrer und koa wandersbursch ;) ). sehr schöne bilder ( aber selbst für solche aussichten bringt mich (wahrscheinlich) keiner auf nen berg )
      weiter so und gruss
      robert

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      • FrankK
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        #4
        AW: [AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

        Als der Wecker meines Handys am nächsten Morgen klingelte, hatte ich das Gefühl gerade kurz vorher erst eingeschlafen zu sein.
        Ich kann nicht sagen wie lange in der Nacht die Musik dröhnte und mich meines Schlafes beraubte. Sonst wäre ich sofort aufgesprungen hätte schnellstens alles zusammen gepackt und wäre los marschiert. Jetzt wollte ich einfach nur liegen bleiben. Doch ich erinnerte mich der vielen Kilometer und das wohl die Angaben für diesen Tag auch nicht stimmen würden und stand 15 Minuten später draußen.
        Am Waldrand konnte ich dann eine Hütte entdecken, welche wohl für das Vieh als Wetterschutz diente. Hier hätte ich wenigstens auf ebenen Boden geschlafen. Aber es war schon so dunkel, dass ich sie selbst mit der Stirnlampe nicht sehen konnte. Andererseits war ich wohl auch viel zu fertig um noch Ausschau zu halten.
        Als ich mit dem zusammen packen fertig war wurde es auch langsam hell.
        Ich lief die ersten Meter mit Jacke los und musste sie kurze Zeit später wieder ausziehen, da mich der Aufstieg so zum schwitzen brachte, als wäre es in der Mittagssonne gewesen. Es waren noch gute 200 Höhenmeter und das am frühen Morgen. Der Weg ließ an Steilheit keine Wünsche offen und so tickte die Zahl des Höhenmeters Schritt für Schritt nach oben. Einmal lief ich durch ein dunkles Stück, von Bäumen umgeben. Das Summen wilder Wespen war so laut zu hören, dass ich mir doch ein wenig Sorgen machte. Man konnte nicht sehen wie weit sie von mir weg waren, aber als wohl ein paar Kundschafterinnen um meinen Kopf schwirrten, nahm ich die Beine in die Hand und rannte bis zur nächsten, lichten Stelle. So ein kurzer Sprint am Morgen auf einem Weg mit geschätzten 30 Prozent Steigung brachte mich schon wieder außer Atem.
        Irgendwann erblickte ich nicht weit vor mir, oberhalb hohe Felsen und erklomm den Kamm des Koyenstein. Ich öffnete ein großes Eisentor und Stand vor dem nächsten Tal. Der eigentliche Gipfel liegt allerdings jedoch weiter westwärts. Man überquert diese Bergkette eher zwischen zwei Gipfeln, dem eigentlichen Koyenstein und der Fluh mit 1391 Meter. Zum Glück bewahrheitete sich die Aussage des Wirtes aus Sulzberg, dass dieses Tal, die Moosalpe nur 100 Meter unterhalb des Gipfels liegt. Ich genoss den Sonnenaufgang hinter der Nagelfluhkette und stieg hinab zur Almhütte. Dort durchquerte ich deren Garten und als ich kurz hinter dem Haus war kam deren Bewacher schon in meine Richtung. Jedoch war ich schon zu weit weg um wirklich ernst genommen zu werden. Dennoch drehte ich mich noch mehrmals um, denn ich wollte nicht erschrecken wenn der Hund dennoch hinter mir und bellender Weise auftauchen sollte. Der Weg verlief durch ein Hochmoor zu einem Hotel oder sagen wir mal einer überdimensionalen Almhütte. Zur richtigen Zeit ist es hier sicher sehr gesellig. Der Weg verlief um das Haus herum und führte mich über eine schmalen asphaltierte Straße immer weiter nach oben zum Hochhädrich, dem ersten Berg der Nagelfluhkette auf der westlichen Seite. Als ich dann zwischen Felsen den westlichen Gipfel erreichte stand mir eine Herde Kühe im Weg. Aber freundlich wie sie waren, machten sie mir gerne Platz als ich sie darum bat endlich mal ihre fetten Ärsche zur Seite zu bewegen, denn ich hätte ja hier nicht den ganzen Tag Zeit!
        An der Almhütte kurz vor dem eigentlichen Gipfel war ich wieder einmal kurz verwirrt. Damit das liebe Vieh auch ja nicht den falschen Weg nahm war kurzer Hand alles abgesperrt und mir mein Weg versperrt. Zum Glück war kein Strom auf der Absperrung und ich konnte unter ihr hindurch. Ich hatte auch ganz selten gesehen das Kühe hier hier durch Elektrozäune gesichert wurden. Das tut man wohl eher im Flachland oder mit Großstadtkühen.
        Als ich nun endlich den Gipfel erreichte machte ich kurz Pause, denn von nun an war Vorsicht geboten. Dieser Abschnitt, welcher mir nun bevorstand benötigte klaren Kopf und alle Kraft, Trittsicherheit und keine Angst. Man hat schon sehr viel Respekt wenn der Weg dann nur noch 30 - 40 cm breit ist und auf beiden Seiten geht es steil für mehrere hundert Meter nach unten. Teilweise klettert man über Felsen und es existiert überhaupt kein Weg mehr. Man sucht sich standfeste Stellen und findet seinen eigenen Weg. Nur sollte der eben über den Grat führen und nicht hinab ins Tal. Zum Glück hatten schlaue Menschen ein dickes Stahlseil an den gefährlichsten Stellen angebracht. Somit bestand zumindest die Chance heil am nächsten Gipfel anzukommen. Ein kleines Warnschild auf dem Gipfel des Hochhädrich wies extra darauf hin, es sollen nur Wanderer mit Alpiner Erfahrung diesen Weg gehen. Also blieb ich kurz stehen und überlegte ob ich über solch Erfahrung verfügte, kam aber auf keinen grünen Zweig. Wollte ich jetzt absteigen, um an der nächsten Stelle wieder aufzusteigen?
        Sicherlich nicht! Aber ich befürchtete, dass Alpine Erfahrung wohl nichts damit zu tun hat, dass man auf der Terrasse einer Almhütte sitzt und ein Weizenbier trinkt, und dies sollte sich auch bewahrheiten. Und wo sollte man sonst diese Erfahrung sammeln wenn nicht hier?
        Meine linke Hand umklammerte das Seil am Grat und manchmal benutzte ich auch beide Hände. Langsam kam ich voran. Viel langsamer als es mir lieb war. Aber ich wollte auch nicht alles aufs Spiel setzten und konnte mir auch ein besseres Ende für mich vorstellen als von diesen Grat abzustürzen. Unwegsame Wurzeln machten das Unterfangen nicht gerade einfacher. Irgendwann erreichte ich den nächsten Gipfel und wenigstens war der Weg von nun an nicht mehr ganz so gefährlich. Als ich wieder abstieg um zum nächsten Gipfel zu kommen begann der Verkehr auf der Bergkette und mir kamen häufig Gruppen mit Tageswanderern entgegen. In meiner Richtung schien kaum jemand unterwegs zu sein. Die meisten, so erfuhr ich später, nahmen die Seilbahn zum Hochgrat und liefen von dort ein paar Gipfel Richtung Westen um dann ins Tal abzusteigen und zur Talstation der Hochgratbahn zu gelangen. Mein Ziel aber war der Hochgrat Gipfel. Aber vor allem die Bergstation der Bahn und vor allem das was es in ihr geben sollte. Kalte Getränke. Das sollte noch ein wenig dauern und es ging über beschwerliche Wege Stück für Stück dem Ziel entgegen. Ich überschritt Gipfel um Gipfel und die Erschöpfung machte sich in mir breit. Man kommt auf solch einem Weg eben nicht so voran wie auf einer flachen Strecke. Vieles hindert einen daran den Weg schnell zu laufen, und das waren nicht nur die steilen Auf-und Abstiege. Teilweise musste ich kleinere Klettereinlagen einlegen, da der Weg auf einmal einen Felsen hinauf ging. Manchmal hatte man auch gnädiger Weise Stufen in das Gestein geschlagen oder Metalltritte hinein getrieben. Und wenn einen all das nicht störte gab es noch unzählige Wurzeln, über welche man behutsam steigen musste. Als ich dann endlich oberhalb vom Staufener Haus ankam, dachte ich es geschafft zu haben. Aber der Weg zur Bergstation und zum Gipfel des Hochgrates boten noch einmal alles an Steilheit, was aufzubringen war. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. Nach einigem stehen bleiben hatte ich es dann geschafft.
        Der Hochgrat ist der höchste Berg in dieser Gegend und überragt alle Berge in seiner Umgebung. Somit bietet er eine wundervolle Fernsicht. In der Bergstation machte ich ausgiebig Pause und entschied mich ins Tal zu fahren. Immerhin hatte ich von hier aus noch den Weg nach Oberstaufen zurück zu legen und ich musste noch meinen Zug nach Hause schaffen. Hätte ich noch einen Tag mehr Zeit gehabt, könnte ich die gesamte Bergkette überschreiten und bis Immenstadt laufen. Aber so hatte ich auch eine schöne und vor allem sehr anstrengende Tour.
        Zum Glück erwies sich die Natur als gnädig und ich fühlte mich wie ein großer Glückspilz, denn ein Fluss hatte ein tiefes Tal in die Bergkette gegraben welche nun zwischen mir und meinem Ziel lag. So lief ich im Tal der Weissach meinem Ziel entgegen und war froh nicht noch einmal auf 1400 Meter aufsteigen zu müssen. Von Steibis führte der Weg noch einmal steil bergab und nachdem ich die Weissach nun bei Oberstaufen zum letzten Mal überquerte, ging es in den Schlussanstieg. Die Strasse wurde immer steiler und total erschöpft erreichte ich den Bahnhof in Oberstaufen. Als ich mir das Ticket besorgt hatte ging ich gegenüber in das Gasthaus und genehmigte mir ein Weizenbier. Von hier aus gab es noch einmal einen Blick zurück zum Hochgrat. Eine schöne, anstrengende Tour. Mein GPS verriet mir, dass ich 75 Kilometer an beiden Tagen zurückgelegt hatte. Und ich spürte jeden einzelnen davon. Ich wahr überwältigt von den Anstrengungen aber auch von allen Eindrücken und Aussichten. Mittlerweile sind die Anstrengungen vergessen aber die Bilder noch immer in meinem Kopf, wie schön die Welt doch sein kann....



        Sonnenaufgang hinter der Nagelfluhkette



        Der Hochhädrich und die Moosalpe



        Ausblick am Hochhädrich



        Auf dem Hochhädrich



        Ausblick von der Nagelfluhkette



        Ausblick von der Nagelfluhkette



        Ausblick von der Nagelfluhkette



        Ausblick von der Nagelfluhkette



        Hier ein harmloser Abschnitt auf dem Grat. Vorn am Felsen dann nicht mehr so.



        Ausblick von der Nagelfluhkette



        Kurz vorm Hochgrat



        Teil der Nagelfluhkette



        Ausblick vom Hochgratgipfel



        Blick zurück zum Hochgrat. Davor das Tal der Weissach.



        Kurz vor Oberstaufen



        Oberstaufen
        Zuletzt geändert von FrankK; 27.08.2013, 22:01.

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        • FrankK
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          • 22.03.2011
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          #5
          AW: Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

          Zitat von DocBrown Beitrag anzeigen
          schön geschrieben, da "leidet" man schon durchs lesen mit... ;) vor allem wenns einem schon mal so ähnlich gegangen ist. wobei die eckdaten bei meiner erfahrung WESENTLICH geringer gesteckt waren (und bitte nich nachfragen, sonst wirds peinlich... (ganz vielleicht per PN) (bin halt bootfahrer und koa wandersbursch ;) ). sehr schöne bilder ( aber selbst für solche aussichten bringt mich (wahrscheinlich) keiner auf nen berg )
          weiter so und gruss
          robert
          Danke für dein Lob. Eigentlich geht es mir ja nicht um die Leiden, welche man erfährt, wenn man sich bergauf quält.
          Aber das lässt sich am besten beschreiben. Und die vergisst man auch am schnellsten wieder.
          Und es bleiben oft nur die schönen Erinnerungen.
          Du kommst total erschöpft nach Hause und sagst dir "Sowas mache ich nie wieder". Du könntest den ganzen Kram an die Wand schmeißen und dein Rucksack bleibt für Tage verwaist an der Wohnungstür stehen. Lieber steigst du drüber als dich damit zu befassen. Aber sind die Leiden vergessen, plagt dich dein Gewissen weil du deine teure Ausrüstung vernachlässigt hast. Und am nächsten Tag planst du deine nächste Tour. Wohl wissend das der nächste steile Berg auf dich wartet. Es gehört dazu und macht alles irgendwie auch interessant. So ist das Wanderleben. Und ich muss eingestehen, ich liebe es!
          Zuletzt geändert von FrankK; 27.08.2013, 22:11.

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          • FrankK
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            #6
            AW: [AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

            Strecke am ersten Tag

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            • FrankK
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              #7
              AW: [AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

              Strecke am zweiten Tag

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              • ceerge
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                • 04.11.2012
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                #8
                AW: [AT, DE] Von Bregenz über den Pfänder zur Nagelfluhkette nach Oberstaufen.

                Hi Frank, danke für den Bericht.
                Gruß. C.

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