Fragwürdige Mitten und echte Grenzen: E6 ( Nurtschweg ) Marktredwitz-Waldmünchen

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    Fragwürdige Mitten und echte Grenzen: E6 ( Nurtschweg ) Marktredwitz-Waldmünchen

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    oder: "Wald sollte man schon mögen"

    Bericht einer Wanderung im Sommer 2013

    Wie viele andere Städte sagt Marktredwitz (Bahnverbindung) mit der Kläranlage Tschüs zum Wanderer. Etwa alle Viertelstunden ertönt von dort ein Knall der noch ein ganzes Stück zu hören, dessen Ursache aber unbekannt bleibt. Der E6 ist gut ausgeschildert und führt rasch in den Wald. Wandern im Wald auf breiten Forststraßen bis zu nur an den Markierungen vom Waldboden unterscheidbaren Wegstrecken, das kennzeichnet mindestens die erste Hälfte der etwa 155 km Wegstrecke, eigentlich aber den ganzen Weg. Konnersreuth erlaubt mit Bäcker und Metzger Proviant aufzufrischen. Der in den Ort führende Kreuzweg stellt ganz aktuelle Fragen an den Vorbeikommenden. In Kappl haben sie den Kreuzweg überdacht. Eine weise Entscheidung wenn man von dem nach zwei Wegstunden einsetzenden Nieselregen auf die überwiegende Wetterlage schliessen darf. Ab Kappl ist der E6 identisch mit dem gelb rot gelb waagrecht markierten Nurtschweg. Das die Gegend an Regen und auch begrenzte Temperaturen gewöhnt ist zeigen überdachte Terassen und Eingänge. Wege am Waldrand (in hohem, durch Vorwanderer fast ungestörtem Gras) führen dazu das in den Schuhen bald Wasser schwappt. Nicht hilfreich war da auch das ich auf besser in eine Bodenform stieß die ich bisher nicht mit dieser Wanderregion in Verbindung brachte und die vielleicht erst durch das nasse Frühjahr entstand: Als humose Stellen getarnte bodenlose Matschlöcher die einem den dann auch gefluteten Schuh auszuziehen versuchen.
    Waldsassen nutze ich zum Essen "wie bei den Schwestern" ich kann mich an das Ambiente und den für meine unverwöhnten Augen günstigen Preis erinnern aber nicht mehr was es war... Jedenfalls lohnt sich die Bibliotheksführung sowie Basilikabesichtigung. Die Gerippe hinter Glas wären angesichts des Barock aussenrum gar nicht nötig.
    Der folgende Wegabschnitt ist auch durch Abschwemmungen aufgrund viel Regen beeinflußt aber noch laufbar und enthält mit der Strecke am Bach sogar einige der schönsten Meter. Neualbenreuth brilliert dann mit einigem an schönen Fachwerk. Am Grenzlandturm komme ich vorbei als er zu hat. Nach ein wenig Bauernteerweg geht es bald in den Wald und in großem Bogen an der Grenze weiter. Linkes Bein Tschechien rechtes Bein Deutschland, diese Situation wird sich noch einige Male wiederholen. Durch den Bogen kommt man zu frustrierenden Rückblicken auf das noch gar nicht so weit entfernte Neualbenreuth. Hier treffen wir auch den fragwürdigen Mittelpunkt Europas, an dem versöhnlicherweise steht das man es ja so genau gar nicht bestimmen kann. Warum fragwürdig? Weil unmittelbar neben der Grenze aber im (auch schon früher visumlos) zugänglichen Bayrischen Teil. Ich gönne der Grenzgemeinde jeden touristischen Höhepunkt - und da er nicht per Auto erreicht werden kann, ist dies sogar nochmals ehrenhafter.
    Die Orte am Weg sind auffallend geschlossen, d.h. Hausfront zur Strasse, im Durchgang nach hinten ein hohes Tor. Es ist auch niemand auf der Strasse! Dies gilt für Mähring und für Griesbach. Da ich die reichlich vorhandenen Quellen nicht ausreichend nutze gerät meine Wasserbilanz an dem zwar immer noch kalten aber windigen und trockenen Tag ins Negative. Dies spüre ich dann im Kniegelenk.
    Zwischen Mähring und Bärnau ist der Weg agrarlandgeprägt. Hier ist auch die erste ernsthafte Wegsuche erforderlich, am Ende einer Feldallee bzw darauffolgend bleibt der Weg richtungsgleich was aber an der an der Abzweigung stehenden Scheune nur von "hinten" erkennbar ist.
    Wie kann mich so ein kleiner Hügel an meine Grenzen bringen? Nach Bärnau geht es um371 m hinauf, an sich schön langsam und gleichmäßig. Vorbei an der "Blockhütte" die schon mal für Regenrast einen überdachten Bereich böte - heute ist es sonnig! - bis zu einer Wandererübernachtungshütte mit separater "Sonnenliegenterasse" - klimagerecht überdacht.

    Diese ist dann schon nahe an der Waldnaabquelle - die "zufällig" wieder im älteren EU Mitgliedsstaat entspringt, um nach 2 m die Grenze zu queren. Jetzt noch ein wenig aufwärts und man ist auf dem 901 m hohen Entenbühl mit der Silberhütte (Mo Ruhetag) und derzeit einigen Baustellen rundum. Auf einen Tipp hin folge ich den Masten der Loipenbeleuchtung und geniesse dadurch Ausblick. Ab dem Kreuzstein bin ich wieder am klassischen Weg. Wieder mal Grenzweg im Wald dann geht es zum Schellenberg mit einer nicht erkennbaren Burg. Der Aussichtsturm ist leider derzeit gesperrt. Im Wald jetzt bergab, mit Querung der großen Wiese zum Hof neben der Mühle Gehenhammer (Mi-So offen) beginnt wieder mal ein offenerer Abschnitt.
    Hier will ich vom geheimnisvollen Vorwanderer mit Hund erzählen. An allen grasigen Abschnitten hilft mir die "frische" Spur z.B. den besten Weg durch die Bächleinquerung zu finden. Der Hund ist durch riesige (Wolf?) Pfotenabdrücke an schlammigen Stellen belegbar und strolcht auch immer mal wieder links und rechts (Grasspuren) umher. Von dem Grasumbieger aber finde ich keinen Fußabdruck. Auch sorgfältiges Suchen an Gesamtwegschlammabschnitten führt nicht zum Erfolg. Vielleicht ist es ein Schwarzfederindianer, denn schwarze Federn finden sich recht oft wenn auch in deutlichen Abständen. Fast überall finden sich im Wald übrigens Wildschweinspuren, obwohl ich glücklicherweise nur im Wildpark welche zu Gesicht bekomme. Aufgescheucht habe ich öfter mal Hasen - immer am Waldrand. An realen Wanderern treffe ich in 6 Wandertagen nur eine Gruppe von drei, die aussagen und von der Größe der Rucksäcke auch so aussehen, daß sie bis zur Ostsee weiterwollen. Nur die Tatsache das sie gerade vor einer Stunde gestartet waren, sowie das sie ebensowenig wie ich wußten wo an der Ostsee man mit dem E6 ankommt, ließ mich ein wenig an der Größe des Ziels zweifeln. Wir wünschen uns jedenfalls einen guten Weg.
    Aufgebrochen sind sie in Waidhaus, das nach einem weiteren Waldstück durch einen interessanten "Erlebnispfad" erreicht wird. Wieder mal bietet sich eine Möglichkeit die Verpflegung um Frisches zu ergänzen. Es empfiehlt sich hier jede Chance zu nützen, denn während die Markierung noch gut bis sehr gut (Qualitätsweg) gepflegt ist, haben die Orte in den letzten Jahren deutlich an Infrastruktur verloren. So versuche ich in Eslarn vergeblich irgendwelche Socken zu kaufen und einiges an Einkehrmöglichkeiten auf dem Weg gibt es nicht mehr. Ähnliches gilt wohl für Übernachtungsorte. Noch verbliebene Wirtsleute berichten, das früher im Sommer regelmäßig Wanderer kamen, heute aber fast nicht mehr. Sie meinen das ein Teil auf die ja wirklich naheliegenden tschechischen Wege überging (die "wilden") ein anderer auf den infrastrukturell einfacheren Goldsteig (startet auch in Marktredwitz). Und das Streckenwanderer insgesamt selten werden und man heute eher von Parkplatz bis zur Ausflugsgaststätte wandert. An ein paar Stellen an denen ich mich durch Jungwälder schlage und den fast unberührten Weg nur erahne kann ich zumindest die niedrige Nurtschwegfrequenz vollauf bestätigen. Andererseits habe ich wiederholt den Eindruck der Weg wird durch Autobefahrung (wo es geht) ebenso gut überwacht wie der Internetverkehr.

    Irgendwie unglücklich gelöst erscheinen mir einige teuer aussehende "Wegbegleiter" die ich als EU Bürger finanziert habe, zB Brotzeithüttle mit Trennwand und ungenügendem Dachüberstand sowie ohne Rückenlehne, tolle Liegen die aber Bennesseldurchwuchert unnutzbar bleiben und so weiter.

    Ein Ort der unweigerlich zu Wegproblemen führt ist der Holzeinschlag. Zum einen ist nicht jede gesperrte Stelle umgehbar, zum anderen verschwinden Weg und Zeichen in den unlaufbaren Riesenprofilen der Erntemaschinen. Und wenn alle derzeit farbig markierten Waldabschnitte durchgepflegt werden, bleibt auch deutlich weniger Wald als heute. Die Spraydosenmarkierer waren nämlich sehr fleissig. Von kryptischen TTT Markierungen (an nicht Tannen) über der anscheinend auch vom Vogel lesbaren mehrfachen Aufschrift "SPECHT" (zumindest hatte er da auch fleissig rumgekopft) bis zum roten Punkt. Fast kein Baum bleibt ungekennzeichnet. Jetzt weis ich wo das Lied "Bunt sind schon die Wälder" herkommt. Gelb rot gelb ist bei dem vielen rot und gelb keine echte Kontrastfarbe wie sie es mal war.
    Ein Abstecher zur Ullrichkirche beschert mir einige extra Asphaltkm, da ich anders als erwartet vom Hügel runterkomme. Beim sonnigen Wetter sind das heiße km. So bin ich froh als ich den See von Eslarn erreiche. Ein wenig vorher hat der OWV ein Wandererschutzhüttlein am Waldrand. Ein Jakobsweg kreuzt. Hinter Eslarn dann der Wildpark mit den Wildschweinen hinter Draht, fast schon bei Stadlern der Böhmerwaldaussichtsturm und eine Burgruine. Im Turm zeigt das Turmbuch selten auf Streckenwanderer hinweisende Einträge. Direkt bei Stadlern dann eine bemerkenswerte Steinformation die auch als Geotop geschützt ist.

    Hinter Stadlern (keine Einkehrmöglichkeit) , schwüles Wetter, am Abend und Waldrand, nahe Weiden werde ich (Insektenrepellent ist verbraucht) von Bremsen umschwirrt. Nicht sieben auf einen Streich sondern ein halbes Dutzend mit vielen Hieben abwehrend, mag ich aus der Ferne ziemlich verrückt aussehen, mich selbst schlagend und durch die Luft fuchtelnd. Da wird wandern zum Horrortrip. Im Wald hilft es nichts es kommen zwar keine neuen dazu die auf mich festgelegten müssen aber bis zur letzten erlegt werden. Und auf den letzten km bis Waldmünchen die am Perlsee entlangführen nochmal dasselbe Spiel. Zusammen mit einer baustellenbedingten Matschstrecke direkt vorm Ort ist das ganz gut zum Abgewöhnen. An sich wäre es aber auch eine schöne Etappe durch die Moorwiesen. 200 m hinter dem historischen Bahnhofsgebäude fahren die Züge von Waldmünchen ab. Infos zur Tour (Broschürenbestellung) gibt es bei www.oberpfaelzerwald.de und eine leider bezüglich der Infrastruktur veraltete km Tabelle bei www.oberpfaelzer-waldverein.de
    Zuletzt geändert von Nummersicher; 09.07.2013, 14:01.

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    #2
    AW: Fragwürdige Mitten und echte Grenzen: E6 ( Nurtschweg ) Marktredwitz-Waldmün

    Bist Du sicher, dass Deine Tourberichte vom E6 nicht in die Rubrik "Wasserwandern" gehören?

    Habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.
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      #3
      AW: Fragwürdige Mitten und echte Grenzen: E6 ( Nurtschweg ) Marktredwitz-Waldmün

      Zufällig - na ja die Suchroutinen laufen immer noch - habe ich erfahren das eine große deutsche Krankenkasse und "wanderbares Deutschland" den Nurtschweg als Weg des Monats Juli erkoren haben - wird jetzt aber schon knapp wenn man ihn noch laufen will .

      Ich wandere ja immer noch ohne Krankenkassenrabattmarkenheft, wobei ich weis das dies sowas von unmodern ist. Allerdings hätte man mit den Nachweisstempeln am Nurtschweg auch ein wenig seine Schwierigkeiten, da es doch viele Zeitgenossen gibt die das Sammeln von Stempeln falsch verstehen (die es trifft lesen hier zwar nicht aber trotzdem nochmal: es sind die Abdrücke gemeint nicht die Teile an den Kettchen, unsere Sprache ist da leider etwas ungenau).

      @ Pfad-Finder: bei genauer Analyse entdeckt man das es mit dem Fortschreiten nach Norden (ich laufe zwar jeweils Richtung Süden stückle aber Richtung Norden) immer trockener wird; ich überlege schon für Norddeutschland Wüstenausrüstung zu beschaffen aber warte noch ab was für Trockenwasser in den nächsten Jahren so entwickelt wird.

      Gruß Karl

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        #4
        AW: Fragwürdige Mitten und echte Grenzen: E6 ( Nurtschweg ) Marktredwitz-Waldmün

        Danke
        Habe heut erst dein lokales Kleinod hier entdeckt.
        Als Testgelände für angehende Skandinavienprobanten scheint die hohe Populationsdichte an Stechinsekten bestens geeignet. Auf Alkoholverzicht wird vorsoglich hingewiesen und auch das neue EU-Sparmodell der Schutzhütten kommt gut rüber
        Man sollte deinen Bericht ein wenig schräg halten beim Lesen.Sonst versteht man ihn nicht.

        Die entdeckte Fährte könnte von einem Nachfahren des legendären Moorhundes stammen, ich bin mir aber nicht so ganz sicher.
        Mal hier nachsehen http://www.amazon.de/Der-Moorhund-Mo.../dp/B000EQHVWK


        Auf jeden Fall hast du mich angelockt

        Gruß Abt

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