[UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

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  • Fayter
    Gerne im Forum
    • 28.04.2013
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    [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Nordeuropa
    Land: Schottland
    Reisezeit: 23.5 - 15.6.2013
    Dauer: 17 Tage
    Distanz: ca. 370 km
    Personen: Solo



    Wie alles begann:

    An einem kühlen Herbsttag im September des letzten Jahres stoße ich auf diese Oase Sehnsucht erweckender Reiseberichte. Vor allem Libertists Erlebnisse in Alaska waren ein Appell an meine Abenteuerlust und so begann ich über Monate hinweg fehlende Ausrüstung zu beschaffen. Um Geld zu sparen ergänzte ich einfach mein Bundesheerequipment, ein neuer und größerer Rucksack musste her, ein Spirituskocher, hochwertigeres Zelt und ein wärmerer Schlafsack.

    Das Reiseziel war auch schnell gefunden - Schottland sollte es sein. Seit je her fasziniert mich die gälische Kultur und Sprache, die mythischen Melodien und die raue, wilde Natur, die in vielen Landstrichen des Nordens der britischen Insel noch zu finden ist. Viele Tage und Wochen waren das Forum und seine Schottlandberichte meine tägliche Lektüre. Bis ich eines Tages auf den Cape Wrath Trail gestoßen bin. Der Trail hat mich sogleich in seinen Bann gezogen. Einerseits weil kaum "Thruhiker" Berichte zu finden sind und andererseits schien die Route genau das zu bieten, was ich mir vorgestellt hatte: Abgelegenheit, kaum Zivilisation, wochenlanges Wandern durch schwieriges Gelände, und das Prädikat "Britains toughest trail", das eine gewisse sportliche Herausforderung suggerierte. Perfekt!

    "It is with some justification that this trail is regarded as Britain’s toughest. It crosses rough, unforgiving country that should not be underestimated. There are no pack-carrying services and often there are not even any clear paths, only bogs and leg-sapping terrain. Limited re-supply points require self-sufficiency for much of the journey, and there will be stretches during which you’ll need to carry many days’ supplies. This is absolutely not a route for beginners or those unfamiliar with remote, rugged mountain areas."

    Herbst des Jahres 2012 - Monate vergingen und die Gedanken an mein geplantes Abenteuer schwanden über den Winter. Bis auf gelegentliche Postpakete, die kleinere Ausrüstungsgegenstände enthielten, sollte mich nichts an mein Vorhaben in ungewisser Zeit erinnern.

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    "Klick!" - Ich betätige den Schalter am Nachtsichtgerät und umgreife den Abzug des Sturmgewehrs. Das leise, stetige Flimmern des Geräts durchbricht die Stille des Waldes. Dunkle Wolken ziehen über den Nachthimmel und bedeckten den schwach schimmernden Märzmond. Ein kalter Windzug pfeift durch die Weite der Hügellandschaft und lässt mich erzittern. Ich entferne mich vom wärmenden Lagerfeuer und durchstreife den kahlen Winterwald zum nächstgelegenen Horchposten. Absolute Stille. Die Nacht ist schon weit fortgeschritten und ich sehne mich nach der Morgendämmerung. Ich stehe am Waldrand und blicke über die unendliche Ebene. Die seichten Fluten des Neusiedlersees glänzten mir im spärlichen Mondlicht. Ich hielt inne und ich spürte eine unergründliche Gefühlswallung beim Anblick der Szenerie. Die Sehnsucht nach der Ferne ergriff mich in diesem magischen Moment und ich begann wieder an jener Temperaturerhöhung zu leiden, die mich schon bald in die Ferne tragen sollte.

    Einige Wochen später buchte ich sogleich den Flug nach Edinburgh. Im Mai, empfohlene Reisezeit für Schottland, sollte es los gehen! Ich entschied mich für die günstigere und angenehmere Variante und kaufte ein Hin- und Rückflugticket bei Ryanair für 190€(inklusive 20kg Gepäck). Der einzige Wehmutstropfen ist, dass Ryanair nicht von Wien aus fliegt sondern nur von Bratislava. Die Alternative wäre ein Flug mit der holländischen KLM gewesen, der fast das Doppelte gekostet, und einen 4 stündigen Zwischenstopp in Amsterdam eingelegt hätte.

    Ich bestellte "North to the Cape" von Denis Brook und Phil Hinchliffe und stückelte mir Karten von walkinghighlands.co.uk zusammen. Ich schmökerte durch das Guidebook und las es später viele Male von der ersten bis zur letzten Seite. Später stieß ich auf capewrathtrailguide.org, wo sich Etappenbeschreibungen und aktuelle Informationen finden lassen. OS Karten würde ich mir aus Kosten- und Gewichtsgründen nicht besorgen. Ich vertraute voll und ganz auf meine Navigationsfähigkeit. Diese Naivität sollte sich in so mancher Stunde auf den nebligen Pässen der Western Highlands als ärgerlich herausstellen.



    3 Wochen vor Abreise erfuhr ich vom neuen Cicerone CWT Guidebook von Ian Harper und bestellte sogleich. Ein Glücksfall, denn mit dem alten Guidebook, das nur Skizzen beinhaltet, und den Karten von walkinghighlands.co.uk wäre ich wahrscheinlich verloren gewesen. Das neue Buch ist in Farbe und mit OS Kartenmaterial ausgestattet, wenn auch nur mit kleinen Kartenausschnitten. Ich machte mir aber keine Sorgen, da ich bei der Armee einiges an Unterricht in Kartenkunde und Orientieren im Gelände erhalten habe und mich so sicher fühlte.

    Wenige Tage vor Abflug habe ich dummerweise meinen Rucksack noch nicht gepackt und abgewogen. Hoch lebe die Faulheit!
    Ursprünglich hatte ich geplant Lebensmittel für 17 Tage in Wien zu besorgen. Da mein Fluggepäck aber auf 20kg beschränkt war, musste ich wohl oder übel noch eine Shoppingtour in Fort William unternehmen. Weiters fand ich mein Microfaserhandtuch nicht mehr - liegt wohl irgendwo in den Weiten des burgenländischen Truppenübungsplatzes.

    Beim Probepacken merkte ich, dass ein 75l Rucksack für solch eine Reise etwas zu klein ist. Erst nach mehreren Versuchen ist alles im Fjällraven Abisko 75l verstaut. Als ich versuchte die Rucksackregenplane über den Koloss zu stülpen erinnerte ich mich an eine Globetrotterrezension zum Rucksack: "Die mitgelieferte Regenhülle ist viel zu klein!". Da ist Fjällraven wohl ein singuläres Malheur passiert, dachte ich beim Kauf. Denkste! So begab ich mich zum Intersport um die letzten fehlenden Teile zu kaufen: Microfaserhandtuch, Deuter Regenplane, Falke Trekkingsocken und Micropurtabletten.

    Da ich keine Waage besitze machte ich kurzerhand einen Abstecher zu einem guten Freund und wog meinen Rucksack. 15.6kg ohne Nahrung. Puh! Alles im Lot, ich hatte mich innerlich schon auf Zusatzkosten am Flughafen vorbereitet. Weiters druckte ich noch die Zugverbindung von Edinburgh nach Fort William sowie einige Hosteladressen für beide Städte aus. Den Rückweg vom Cape Wrath, falls ich jemals dort ankommen sollte, ließ ich offen.





    23.5.2013 - Anreise:

    Am Vormittag machte ich mich auf den Weg Richtung Bratislava. Der Bus direkt zum slowakischen Flughafen kostet nur 7,70€ und braucht circa 120 Minuten. Dort angekommen staunte ich über den tadellosen Zustand des Flughafens, denn bisher waren mir nur die 2 verwahrlosten Bahnhöfe der Stadt bekannt. Kurzer Abstecher zur "Wrapping Station" und mein Rucksack ist reisetauglich. Der Flug verlief unspektakulär bis auf den Landeanflug.

    Hinein in die undurchsichtige grauweiße Wolkendecke. Es regnet und stürmt. Der Pilot kann die Maschine kaum gerade halten und so setzten wir eher unsanft auf schottischen Boden auf. Ich finde meinen Rucksack unbeschadet auf dem Gepäckfließband vor und entferne seine Plastikhülle. Ich suche nach dem Airlinkbus ins Zentrum von Edinburgh und werde sogleich fündig. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt erreiche ich die Endstation Waverly Bridge. Da der Flieger etwas früher als erwartet gelandet ist, lebt vielleicht noch die Chance auf den billigeren Bus nach Fort William. Ich irre durch eine Einkaufsstraße voller Shoppingbesessener, finde aber die Busstation nicht. Ein Blick auf die Uhr treibt mir dann Schweißperlen auf die Stirn.

    Von der ganzen Hektik habe ich die Zeit völlig übersehen und muss zurück zur Bahnstation. Mein Zug geht in 10 Minuten! Ich habe auch noch kein Ticket... schnell zum Ticketschalter! Während ich in der Warteschlange stehe blicke ich gebannt auf die Anzeigetafel: "Glasgow - 5 min". Ich bin an der Reihe und kaufe ein Ticket nach Fort William für 27.30 Pfund. Im Laufschritt rüber an den Bahnsteig. Gerade als ich meinen Rucksack auf eine Sitzbank wuchtete, schlossen sich die Türen und der Zug nach Glasgow setzte sich in Bewegung. Dort war ich erstmal damit beschäftigt meinen Anschlusszug zu finden. Der Bahnhofsmonitor ist voller unausprechlicher gälischer Ortsnamen.

    Ich laufe kreuz und quer durch die Ankunftshalle bis ich auf einen älteren Herren der Security stoße. Ich frage ihn nach dem Zug nach Fort William. "Aye.. tae Fort William? Yer gaun ‘e wrang wiy, sir! Ye need tae gau ov'there". Der Mann erkannte wohl an meinem Gesichtsausdruck, dass ich kein Wort verstand und brachte mich freundlicherweise durch das Getümmel zum richtigen Bahnsteig. "Where ye fae!?" - "Austria!" antwortete ich und war froh wenigstens etwas verstanden zu haben. Da hat sich das Lesen von Robert Burns Gedichten doch noch ausgezahlt! Ich bedankte mich und stieg in den Zug nach Mallaig/Oban. Später sollte ich erfahren, dass der glaswegian accent der "Schlimmste" überhaupt sei. Kann ich bestätigen!
    Die West Highland Line ist womöglich eine der schönsten Bahnstrecke der Welt, sie schlängelt sich entlang des berühmten Loch Lomond, quert das karge Rannoch Moor, und führt schließlich durch das bewaldete Glen Spean nach Fort William. Hie und da lässt sich die Sonne sogar blicken und taucht die Landschaft in dramatisches Licht.


    Aus dem Zug

    Es ist schon 22:00 als ich am Bahnhof von Fort William aus dem alten Zug aussteige. Wo soll ich übernachten? Planlos verlasse ich das Bahnhofsgelände und folgte einer Gruppe Deutscher die mich zum Backpackers Hostel führten. Nach einem kurzen Gespräch mit einem jungen Tschechen, der gerade diverse Schäden an seinem Mietauto begutachtete, betrete ich das Hostel. Durch einen engen Gang gelange ich zur Rezeption, wo mir sofort gesagt wird, dass das Hostel voll ist. Der Rezeptionist zeigt mir auf der Karte das Glen Nevis, ungefähr 35 Minuten außerhalb der Stadt, wo ich Wildcampen oder den Campingplatz benutzen könnte.

    Nach einer halben Ewigkeit auf der Straße im Glen Nevis passierte ich den Campingplatz, ich entscheide mein Zelt irgendwo auf der anderen Flußseite aufzuschlagen, da sich die Kosten für den Campingplatz wohl nicht lohnen würden. Ich frage ein älteres Paar ob es denn eine Brücke auf die anderen Seite gäbe. Inzwischen ist es dunkel und ich durchsuchte die Deckeltasche meines Rucksacks nach der Stirnlampe. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch überquere ich den Fluß und hielt Ausschau nach einem Zeltplatz. Ich trug immer noch Jeans und Sneakers und so machte ich erste Erfahrungen mit den berühmten bog holes und nassem heather. Nach einer kurzen Schlammpartie am Fuße des Ben Nevis erreichte ich eine Geländekante, die mir einen geeigneten Zeltplatz bot. Sogar ein kleiner Bach plätscherte Richtung Tal. Sogleich war ich mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Ich hatte mein neues Tatonka Narvik 2P vorher noch nie richtig aufgebaut, und so dauerte das Prozedere, auch durch die Dunkelheit beeinträchtigt, ein bisschen länger.


    Zeltplatz am nächsten Morgen


    Tag 1 [24.5] Fort William - Glenfinnan
    Länge: ~30.2 km
    Höhenmeter: +492m / -436m


    Lang sollte ich nicht schlafen. Regenschauer, Schafe, und mittelstarker Wind weckten mich des Öfteren. Um 4:45 war ans Schlafen nicht mehr zu denken und ich beschloß Richtung Fort William aufzubrechen. Vorher machte ich meinen Rucksack noch reisetauglich und tauschte meine Straßenbekleidung mit der Trekkingkluft. Das Wetter ist kühl die umliegende Berglandschaft ist in Wolken gehüllt. Ich setzte meine Haube auf.


    Fort William

    Zurück in der Stadt machte ich es mir auf einer Bank der Busstation bequem. Die Supermärkte öffneten erst in einer Stunde und so schlug ich die Zeit mit Lesen und Dösen tot. Kurz vor Ladenöffnung kam ich mit einem älteren, eingewanderten Engländer ins Gespräch. Das Wetter der letzten Wochen war grauenhaft aber jetzt ist Besserung in Sicht. Hört man gerne! Ich frage ihn nach der Fähre, die mich ans andere Ufer des Loch Linnhe bringen sollte. Er zeigte mir den Pier auf der Karte meines Guidebooks. Ich kaufte bei Lidl Nahrung für 15 Tage: Trockenobst, Nüsse, 75 Müsliriegel, einen Kilo Porridge, 15x Fertignahrung, Tee, und eine Tafel Schokolade. Hier sollte sich herausstellen, dass 75l deutlich zu wenig Rucksackvolumen für eine solche Unternehmung ist. Nachdem ich mühevoll das "Lunchpaket" im Rucksack verstaut hatte, machte ich einen Abstecher zu MC Donald's zwecks "Henkersmahlzeit". Mit gefülltem Magen Richtung Stadtzentrum, Spiritus musste noch im gut sortierten Nevisport besorgt werden. 1,5 Liter sollten reichen. Inzwischen war auch die morgendliche Wolkendecke aufgerissen. Wenige Wolkeninseln bedeckten des Himmels Blau. Am Pier angekommen wurde ich auch gleich vom Kapitän der Fähre begrüßt. Die Überfahrt sollte in einer halben Stunde losgehen. Ich saß an einem Tisch am Pier und genoss die Aussicht auf Loch Linnhe. "God bless you!", nach einem Missionierungsversuches eines überaus freundlichen Schotten, ging ich an Bord der Fähre.


    Loch Linnhe


    Crannog Fähre


    Ich war alleine auf der Fähre und unterhielt mich mit dem Kapitän. Einige Minuten später legten wir an der anderen Seite an und ich wuchtete meinen Rucksack auf den Rücken. Dabei fiel eine Spiritusflasche aus einer der beiden Seitentaschen. Der Verschluss schien nicht mehr dicht zu sein. Kümmerte mich wenig, denn nun sollte ich die ersten Schritte meiner Reise antreten. Am Weg zum Kai in Fort William hatte ich entschieden statt durch das Cona Glen über die Uferstraße nach Glennfinnan zu gehen. Meine Beine fühlten sich schwer an und der rechte Oberschenkel zwickte noch vom letzten Training vor dem Abflug nach Edinburgh. Der einfachere Einstieg?!

    Nach ein paar Kilometern auf der selten befahrenen Straße habe ich das Gefühl kaum vorangekommen zu sein. Ich mache eine längere Pause am Loch Eil um eine Bekleidungsschicht abzulegen, denn mittlerweile ist es richtig warm geworden, und schlüpfe aus meinen Kampfstiefeln und betrachte den schneebedeckten Ben Nevis. Nach einer Weile mache ich ein paar Dehnübungen, vor allem für die Schultermuskulatur, und hielt Ausschau nach einem Bach. Das Problem war, dass das Gebiet von Schafen und Cattles nur so wimmelt, und ich habe nur Micropurtabletten zur Verfügung.


    Ben Nevis und Loch Eil





    Am westlichen Ende des Loch Eil angekommen wechselte ich für 4 km auf die A830, eine 2-spurige Schnellstraße. Durstig und mit stechenden Schulterschmerzen trottete ich am Grünstreifen neben der Straße entlang. Ich hasse Straßen! Zu durstig um weiterzugehen kletterte ich über die Leitplanke um meine Wasserflasche an einem kleinen Bach, der die Straße unterirdisch kreuzte, zu befüllen. Ich befeuchtete mein Gesicht und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. So wie der Durst gestillt war erblickte ich wenige Meter oberhalb des Bachlaufes ein Skelett eines Rotwilds halb im Wasser liegen. Natürlich hatte ich das getrunkene Wasser vor lauter Durst nicht mit den Tabletten desinfiziert - dauert nämlich 30 Minuten! Kurzes Innehalten. Ich stehe immer noch mitten im Bach. "Ach... wird mich schon nicht umbringen...", dachte ich. Ich machte eine kurze Rast und wechselte Socken. Da ich mir ein Stück der Straße ersparen wollte, watete ich durch eine morastige Wiese. Unter einer Eisenbahnbrücke hindurch auf einen Karrenweg der durch das Eilean Mór führte. Stetiger Anstieg und wieder hinunter zu einem bebretterten Fußpfad über einen Sumpf am Loch Shiel, wo man auch einige alte Scots Pines betrachten kann. In früheren Zeiten bedeckten diese Bäume weite Teile der Highlands. Vorbei am Glenfinnan Monument erreichte ich das Visitors Center und gönnte mir eine Dose Pepsi.


    Glenfinnan Monument


    Glenfinnan Viaduct

    Ich schulterte gerade meinen Rucksack als ein Bus am Parkplatz haltmachte und ein Haufen Touristen ins das Gelände einströmte. Eine Dame meinte, dass der Rucksack zu schwer für mich sei, und sah mir mitleidsvoll nach. Ich hatte wahrscheinlich die Gangart eines Zombies. Wenig Schlaf, die Anreisestrapazen, und das Gewicht des Rucksackes machten die letzten Kilometer hinauf zur Corryhully Bothy zur Qual. Ich passierte das berühmte Glenfinnan Viaduct, die Brücke die in einem der Harry Potter Filme zu sehen ist. Ich fand das Viadukt recht hässlich und so marschierte ich unbeeindruckt weiter.


    Corryhully Bothy

    Der ganze Körper schmerzte als ich mit letzter Kraft die Bothy erreichte. Ich warf den Rucksack auf die Bank neben der Eingangstür, zog meine Stiefel, Hose und T-shirt aus und wusch mich im schnellfließenden Bergfluß. Es dämmerte als ich meine Tütennudeln zubereitete. Ich setzte mich ans Ufer, ließ die Füße im Flußwasser treiben und genoß meine Cheese-Broccoli Nudeln. Knappe Notizen zum Tag und studieren der nächsten Etappe. Völlig erschöpft schlüpfte ich in den Schlacksack und fiel innerhalb weniger Minuten in einen tiefen Schlaf.
    Zuletzt geändert von Fayter; 03.03.2014, 15:50.
    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

  • Glenfiddich
    Erfahren
    • 19.02.2012
    • 278
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    #2
    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

    juchhu ein neuer Schottlandbericht, freu. Und der fängt ja schon toll an ! Ich werde jedes deiner Worte genau lesen allein schon weil ich Ende September auch dort entlang wandern werde. Also bitte geize nicht mit Infos Freu mich auf morgen und den wohl schwersten Teil des Weges- wie alle schreiben....
    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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    • Mario294
      Erfahren
      • 11.12.2011
      • 270
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      #3
      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

      Oh schön ein Bericht über den Cape Wrath Trail da freue ich mich schon auf die Fortsetzung

      Toll geschrieben und mit vielen schönen Bildern... weiter so ;)

      Mfg Mario

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      • peter97
        Erfahren
        • 30.01.2013
        • 326
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        #4
        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

        Sehr schöner Bericht vom Cape Wrath Trail und tolle Fotos, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
        Bei mir sind es immer noch fast vier Wochen bis ich nach Schottland darf.

        Peter
        The solution to pollution is dilution. = Alles eine Frage der Konzentration.

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        • Fayter
          Gerne im Forum
          • 28.04.2013
          • 96
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          #5
          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

          Tag 2 [25.5] Glenfinnan - Loch Nevis
          Länge: ~24.2 km
          Höhenmeter: +1001m / -1054m

          Ich stand gegen 07:30 auf und machte die vermeintlich schmerzhaften erste Schritte ins Freie. Der Tau glitzerte unter der Sonne - Kaiserwetter. Überraschenderweise hat sich mein Körper über Nacht gut erholt, nur die Schultern waren mittelschwer verspannt. Beim Einpacken meiner Habseligkeiten entschloss ich das Gewicht(ca. 26kg) meines Rucksackes etwas zu reduzieren. Schließlich wollte ich die Tour auch genießen! So ließ ich Nahrung für 10 Tage, eine Thermosflasche sowie Von der Schönheit des Guten, vom amerikanischen Philosophen Ralph Emerson, in der Bothy zurück. Ich hatte ja immer noch Nietzsche dabei!


          Glen Finnan




          Leichten Fußes stieg ich den steilen Karrenweg hinauf zum 500 Meter hohen Pass zwischen Sgurr Thuilm und Streap. Kurz vor der Passhöhe verschwand der Pfad und starke Windböen pfiffen um die Gipfel. Kurze Rast mit herrlichem Ausblick auf das malerische Gleann Cuírnean. Der Abstieg war steil und kräfteraubend. Ich wanderte über wegloses Gelände bis ich den Fluß überquerte und die matschige Spur eines ATV entdeckte. In einer längeren Pause verarztete ich meine Füße, die mittlerweile mit vielen Blasen und Druckstellen bedeckt waren. Armeestiefel sind nicht unbedingt fürs Trekking gemacht - zu hart und beim stunden- und tagelangen Gehen störender zu hoher Schaft.


          Gleann Cuírnean


          Blick zurück auf Streap und Sgurr Thuilm


          Rechts im Bild Monad Gorm



          Weiter über morastige Hänge zur Brücke über den River Pean hinein ein Waldstück um den Monadh Gorm. Der Eingang in den Wald ist, wie man auch in vielen anderen Berichten lesen kann, ein einziges Schlammbad. Geschickt sprang ich trotz schwerem Rucksack von Stein zu Wurzel und auf scheinbar trockene Stellen. Irgendwann erschwischte es mich doch und ich stand mit einem Bein knietief im Matsch.




          Kurze Rast vor Strathan

          Halbe Umrundung des Monadh Gorm und ich erreichte die A' Chuil Bothy, die vom Weg aus nicht einsehbar ist. Ich rutsche einen sumpfigen Hang am Waldrand hinunter und machte es mir auf einer Steinmauer neben der Bothy bequem. Pflaster werden gewechseln und Müsliriegel verspeist. Ich lag 20 Minuten in der Sonne. Der Tag war noch jung und erst circa 15km wurden zurückgelegt. Dem Guidebook nach wäre die Etappe hier zu Ende. Ich beschloss mir einen Vorsprung für morgen herauszuholen und weiter zur Sourlies Bothy am Loch Nevis zu gehen.
          Ich folgte einem Karrenweg hinein in ein weiteres Waldstück. An einem großen Stein lehnen 2 Fahrräder, die Besitzer waren nirgendst zu sehen. Der Pfad wurde immer steiler und endete in einem steilen Hang. Am Waldrand angekommen fühlte ich mich nach dem Anstieg völlig ausgelaugt. Ich verließ das Glen Dessarry und betrat einen von Knoydarts einsamen Gebirgszügen. Im Schatten der 3 wuchtigen Munros Sgurr na Ciche, Garbh Chioch und Sgurr nan Coireachan marschierte ich durch pfadloses, morastiges Gelände bis ans Lochan a Mhaim. Hier verlor ich auch ein Paar feuchter, schwarzer Nike Socken, das ich an die Deckeltasche des Rucksacks heftete. Der Himmel war nun nicht mehr blau sondern von einer düsteren, graumelierten Wolkenmasse bedeckt. Ich wurde langsam aber sicher müde und meine Beine wurden immer schwerer. Ich quälte mich über schwindende, sumpfige Pfade. Hinzu kam einsetzender Nieselregel. Die Landschaft schien nun grau und kalt, ich bekam ein Gefühl der Rauheit und Unerbitterlichkeit dieses menschenleeren Ortes.


          Lochan a Mhaim


          Loch Nevis





          Nach einiger Zeit kam Loch Nevis hinter einer Bergflanke in Sicht. Ich setzte mich auf einen moosbewachsenen Stein und genoss die Einsamkeit. Der Ausblick auf das nebelverhangene sea loch war brilliant und ich blieb längere Zeit trotz des Regens sitzen und ließ die Natur auf mich wirken.
          Der Abstieg in die Bucht war sehr steil und beschwerlich. Ich blickte hinüber in die Bucht und sah einige Zelte und Menschen bei der Bothy. Meine Knie schmerzten unter dem Gewicht des Rucksackes und der Beschaffenheit des Zick-Zack Pfades. Abstiege sind das Schlimmste! Inzwischen hörte zumindest der Regen auf - der felsige Pfad blieb aber nass und rutschig. Jetzt, am Ende des Tages, war noch einmal Konzentration gefragt! Unten an der Talsohle watete ich durch einen Sumpf zum Ufer des Loch Nevis und suchte mir einen Platz in einer Mulde in der Nähe der Bothy. Umgehend war ich mit dem Zeltaufbau beschäftigt, denn es könnte jederzeit wieder anfangen zu regnen. Die Bothy war voll mit Kanuten und Tageswanderern. Ich setzte mich ans Ufer des Sees und aß mein tägliches Nudelgericht. Einige Frauen liefen mit einer Art Vollkörpernetz umher. Ich hatte bis jetzt keine Midgets gesehen. Ich notierte wie jeden Abend einige Stichwörter zum Geschehenen. Die letzten drei Wörter waren: "Hunger - Schmerzen - Regen".



          Tag 3 [26.5] Bothy Sourlies - Barisdale
          Länge: ~14.5 km
          Höhenmeter: +859m / -892m



          Loch Nevis

          Um 7:30 war ich ohne Wecker hellwach. Ich kroch unter Schmerzen aus dem Zelt - das Wetter blieb unverändert. Hinein in die feuchten Stiefel und nach ein paar Handgriffen war der Rucksack wieder abreisebereit. Guidebook: Bei Ebbe könnte man am Ufer entlang gehen und sich so eine Kletterei auf den Hang hinter der Bothy ersparen. Ich traute dem nicht so ganz und folgte einer größeren Gruppe hinauf auf den steilen, pfadlosen Hang. Ich kam mit dem hinteren Teil der Gruppe ins Gespräch. Eine Collegeklasse samt Lehrer. Sie wollten über einen Pass hinüber nach Inverie. Zuerst aber muss ein Moor überquert werden. Langsam bewegte sich die Gruppe Richtung einer Ruine auf der anderen Seite. Der Boden sank unter der Last der Kolonne. Ich suchte meinen eigenen Weg durch den Sumpf und nach einer Weile erreichte ich eine morsche Brücke die zur Ruine führt. Weiter über einen morastigen Karrenweg entlang des Carnach Rivers. Nach wenigen Kilometern führte der nun zu einem Fußpfad gewordene Karrenweg in ein V-förmiges, bewaldetes Tal. Der Pfad wurde immer wieder unterbrochen von Felsbrocken, umgefallenen Birken und riesigen Wurzeln. Hoch über dem Fluß hielt ich mich an den ausgesetzten Stellen an Felsen und Gräsern fest, um nicht vom schweren Rucksack vom fußbreiten Pfad gerissen zu werden. Äußerst nervenaufreibend und strapaziös. Dies sollte aber nur ein Vorgeschmack auf eine spätere Kletterpassage sein...


          Sumpf


          Ben Aden

          Pfadlos auf und ab über Felsvorsprünge erreichte ich endlich die herbeigesehnte Flußbiegung. Hier sollte ich zwischen zwei Bächen den Hang hinaufsteigen um auf einen Pfad zu gelangen. Ich kletterte auf allen Vieren den fast vertikalen Hang hoch. Der Puls ging hoch und ich schwitzte ohne Ende. Weit und breit kein Pfad! Überall waren Rotwildspuren zu entdecken. Bin ich hier richtig?! Nach einer halben Ewigkeit stand ich urplötzlich auf einem kleinen Pfad. Blauer Himmel kam hie und da zum Vorschein. Ich trank aus einem kleinen Bergbach und erholte mich von der Folter. Bei Schlechtwetter könnte man da nie raufklettern! Weiter hinauf auf den 500 Meter hohen Pass Mám Unndalain. Eine Dreiergruppe kam mir entgegen und ich warnte sie vor dem sehr steilen Abstieg.


          Auf dem Weg zum Pass - Rückblick auf Loch nam Breac



          Vom Pass erhaschte ich einen Blick auf das Loch Hourn und Barisdale Bay. Der Abstieg war wieder sehr schmerzhaft. Die Beinmuskulatur war überhaupt kein Problem mehr, aber die Füße waren durch die ständige Feuchtigkeit wund. Vor allem brannten die Fußsohlen aufgrund der harten Stiefel. Ich schleppte mich durch das Tal zur Barisdale Bothy.


          Von der Passhöhe Richtung Loch Hourn




          Barisdale Bay

          Sourlies und die Barisdale Bothy sind wohl die beliebtesten in der Gegend und daher sehr gut besucht. Zeltaufbau im Sturm und Regen. Ich setzte mich in die gemütliche Bothy und warf den Spirituskocher an. Später füllte sich die Bothy mit schottischen Wochenendsausflüglern, die groß aufkochten. Ich wurde sogleich freundlich begrüßt und bekam eine Dose Bier, Austern, Süßkram, und ein bisschen Whiskey. Die Atmosphäre war sehr familiär. Ein Engländer aus Oxford, der auch vieles nicht verstand, und ich lernten hier auch ein bisschen Glaswegian. Die Gesellschaft begann sich aufzulösen und 3 Holländer platzten herein. Es stellte sich heraus, dass sie einen Teilabschnitt des CWT(FW nach Strathcarron) gehen wollten. Wir machten eine Aufbruchszeit für morgen aus. Ich schleppte mich zurück ins Zelt und schlief trotz Sturm, Regen, Blitz und Donner kurzerhand ein.
          Zuletzt geändert von Fayter; 25.07.2013, 15:01.
          “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
            • 1734
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

            Ich sehe jetzt schon, dass dieser Bericht das Gegenstück zu meinem Bequem-Reisebericht aus der Serie "Schottland für Kniegeschädigte" ist.
            Schönes Wetter bisher! Das ist aber nicht das Schottland, das ich kenne. Schöner Bericht aber auch, bitte weiter so!

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            • nicki1005
              Erfahren
              • 30.04.2011
              • 374
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

              Danke für deinen Bericht!
              Dein Aufstieg auf den Pass Richtung Barisdale Bay scheint ja ziemlich kräftezehrend gewesen zu sein, und nicht gerade ungefährlich. Respekt! Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.

              Ich habe mich auch schon öfters ein bisschen geärgert, dass Ryanair nicht von Wien aus fliegt. Das wäre schon sehr praktisch
              Lg Nicki

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              • Fayter
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                • 28.04.2013
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                #8
                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                Dein Aufstieg auf den Pass Richtung Barisdale Bay scheint ja ziemlich kräftezehrend gewesen zu sein, und nicht gerade ungefährlich. Respekt! Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.
                Jep. Vor allem hatte ich nur sehr wenig Nahrung bei mir. Zu diesem Zeitpunkt nur diese Corny-mäßigen Lidlmüsliriegel die kaum Kalorien hergeben, und ein Nudelgericht am Abend. Ergibt so etwa 900kcal pro Tag, verbrannt habe ich sicherlich 3000-4000. Später ersetzte ich zumindest die Lidlriegel mit kalorienreicheren Oatbars. Hatte pro Tag 5 Müsliriegel und eben ein Fertiggericht(~300kcal) zur Verfügung.

                Hoffentlich gehts deinen Füßen in den ungemütlichen Stiefeln bald besser.
                Danke! Ist schon wieder alles im Lot. Ging sogar recht schnell! Wird aber Zeit ordentliche Trekkingstiefel zu kaufen.
                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                • Igelstroem
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                  #9
                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                  Sehr cool: Endlich mal ein Testbericht zum »Feldstiefel schwer« unter Gefechtsbedingungen. Freue mich schon auf die weiteren vierzehn Tage.
                  Lebe Deine Albträume und irre umher

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                  • Fayter
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                    • 28.04.2013
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                    #10
                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                    Sehr cool: Endlich mal ein Testbericht zum »Feldstiefel schwer« unter Gefechtsbedingungen. Freue mich schon auf die weiteren vierzehn Tage.
                    Ist übrigens kein Standardmodell der Armee sondern der HAIX Tibet.

                    Guter Armeestiefel aber für derartige Touren eher ungeeignet.
                    “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                    • Igelstroem
                      Fuchs
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                      #11
                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                      Zitat von Fayter Beitrag anzeigen
                      Ist übrigens kein Standardmodell der Armee sondern der HAIX Tibet
                      Die Enttäuschung muss ich jetzt erst mal verkraften.
                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                      • Hunter9000
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                        #12
                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                        Ah der Cape Wrath Trail. Der steht ganz oben auf der Liste meiner nächsten Touren. Schön einen Bericht darüber zu lesen. Schade nur, dass man auf die Fortsetzungen immer so lange warten muss

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                        • MrLausS
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                          • 12.05.2013
                          • 58
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                          #13
                          AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                          Ein toll geschriebener Bericht und schöne Fotos... bitte unbedingt mehr davon .
                          Bis nach Carnoch werden wir wohl schon bald Deiner Route folgen. Wir fürchten nur - so wie sich das anliest - könnte der Rest des CWT auch noch auf unserer to-go-Karte landen...

                          LG
                          Steffen & Sandra

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                          • Fayter
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                            • 28.04.2013
                            • 96
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                            #14
                            AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                            Tag 4 [27.5] Barisdale Bay - Kinloch Hourn
                            Länge: ~10.6 km
                            Höhenmeter: +777m / -780m



                            Der Sturm, der über Nacht tobte, hat sich gelegt. Das Prasseln des Regens blieb. Der gestern noch leere, felsige Flußlauf, der meinen Zeltplatz von der Bothy trennte, ist über Nacht zu einem reißenden Strom angewachsen. Ich packte meinen sieben Sachen und suchte nach einer Überquerungsmöglichkeit. An einer engen Stelle, wo sich der Fluß einen Meter tief durch die Erde grub, sprang ich von einer Seite der "Schlucht" auf die andere. Als ich die Tür zur Bothy öffnete kamen mir auch schon die 3 Holländer entgegen.

                            Gemeinsam zogen wir schnellen Schrittes im strömenden Regen los. Das Loch Hourn und die umliegenden Berge sind in einen dichten Nebelschleier gehüllt. Der Karrenweg fand sein Ende und wir kletterten einen schmalen Fußpfad hoch auf die Hänge einer Bergkette. Der Pfad wurde viele Male von brausenden Bächen unterbrochen, die nicht allzu leicht zu überqueren waren. Wir quälen uns auf und ab über steile Hügel. Der Fußpfad stand großteils unter Wasser und macht das Vorankommen sehr beschwerlich. Meine Füße schmerzten bei jedem Schritt. So muss sich ein Grabenfuß anfühlen! Kurze Trinkpause, die aufgrund des Regens auch die einzige bleiben sollte. Die Niederländer überlegten heute noch nach Shiel Bridge zu wandern. Ich riet davon ab weil man einen weglosen 700 Meter Pass überschreiten müsste. Bei dem Wetter - ohne mich. Wir beschloßen das B&B in Kinloch Hourn in Anspruch zu nehmen. Den restlichen Weg sprach keiner mehr, alle dachten an eine heiße Dusche und warme Mahlzeit.


                            Loch Hourn

                            Nach etwa 4 Stunden erreichten wir das 4 Seelen Dorf Kinloch Hourn. Völlig entkräftet betraten wir den Innenhof der Kinloch Hourn Farm. Ein Mann, der einem Hobbit ähnlich sah, stand in der Tür. Auf der anderen Seite des Hofes stand eine feuerspuckende Tonne. Im Hintergrund lief der dröhnende Motor eines Aggregats. Der Mann zog an seiner Zigarette und begutachtete uns. Wir sahen uns einige Sekunden gegenseitig ratlos an bis Derek, einer der Holländer, "Bed and Breakfast?" sagte. "What are you burnin' there?" schoß es sogleich aus mir heraus. Eine komödienhafte Szene. Der Hobbit antwortete nicht, zeigte uns aber eine Scheune wo wir unser Gepäck ablegen sollten. Wir fragten nach einer Dusche und der Mann meinte er müsse zuerst Wasser erhitzen. Wir zogen uns trockene Kleidung an und betraten ein kleines Speisezimmer und bestellten ein paar Cheeseburger und Kaffee.

                            Es war Mittag. Wir bestellten Nachschlag und stillten unseren unbändigen Hunger. Dann brachten wir unsere Rucksäcke hinüber zu einer alten Hütte außerhalb des Hofes. Im Wohnzimmer versuchte Dieuwe den Ofen anzuwerfen. Eine Tätigkeit mit der wir erfolglos den restlichen Tag verbrachten. Mit dicken Pullovers und Hauben saßen wir in den gemütlichen Sesseln und quatschten über dies und jenes. Die Holländer hatten auch ein Abendessen geordert. Ich verzichtete aus Kostengründen und warf meinen Kocher an. Ich begleitete sie in den Speiseraum der Farm und las mich durch die Outdoormagazine. Es klopfte an der Tür und Pete, ein Schotte mit dem ich mich am Vortag in der Bothy länger unterhalten hatte, kam herein. Der Hobbit kassierte ein paar Pfund für einen Parkplatz außerhalb der Farm.



                            Zurück in unserer Unterkunft unternahmen wir einen letzten Versuch den Ofen zu starten. Wir scheiterten. Die Kohle wollte einfach nicht glühen. Wir inspizierten das Bad am Dachboden. Dusche war keine vorhanden, nur eine Badewanne. Wir ließen Wasser ein. Nach ungefähr 15cm war das herausströmende Wasser kalt. Ich war als letzter an der Reihe und "badete" im nicht einmal lauwarmen Wasser...



                            Tag 5 [28.5] Kinloch Hourn - Morvich
                            Länge: ~24.3 km
                            Höhenmeter: +1503m / -1499m


                            Kinloch Hourn Farm (B&B)

                            Ich höre im Halbschlaf die Tür meines Zimmers aufgehen und seltsame Wortfetzen. Unbestimmte Zeit später wachte ich auf. Das Bett war äußerst unbequem, aber zumindest ein Bett. Ich packte meinen Rucksack und wartete im Wohnzimmer bis die Holländer fertig waren. Diuewe meinte dass ein weißes Pferd vor dem Fenster meines Zimmers war. Ich dachte er wolle mich aufs Korn nehmen. Jetzt wußte ich auch wer mich da heute geweckt hatte.
                            Das Wetter war heute wieder besser, bewölkt und teilweise sonnig! Kein Regen! Wir gingen hinüber zur Farm um zu bezahlen. Der Hobbit verlangte 45 Pfund von mir und 55 von den Holländern(Abendessen). Ich traute meinen Ohren nicht. 45 Pfund für ein durchgelegenes Bett, Frühstück, ein kaltes Zimmer und eine nicht einmal warme, 10cm befüllte Badewanne! Der Hobbit schlug anscheinend aus allem Profit. Für Parkplätze und, wie ich später von einem Amerikaner erfuhr, auch für einen Wildcampingplatz am Fluß.

                            Mit leichterer Geldbörse und gefülltem Magen(Schottisches Frühstück) machten wir uns auf den Weg Richtung Pass nach Shiel Bridge. Durch ein steiles Waldstück hinauf auf eine Art Hochebene. Ich fühlte mich nach diesem halben Ruhetag wieder einigermaßen fit. In einer Gruppe marschiert sich's auch gleich um einiges angenehmer weil ich mich nicht um die Navigation kümmern musste und zur Abwechslung auch Gesprächpartner hatte. Ich unterhielt mich lange mit dem deutschsprechenden Dominik über Buddhismus und Hinduismus und über die Strapazen und Erfahrungen unserer Touren, die zuhause wohl niemand nachvollziehen kann. Nach ein paar Stunden endete der Karrenweg und wir stiegen durch schwieriges Gelände hinauf auf den Pass.


                            Loch Hourn






                            Die Gespräche wurden durch unseren hohen Pulsschlag weitgehendst eingestellt. Am Pass zwischen den Munros The Saddle und Sgurr na Sgine angekommen schoßen wir noch mittels Selbstauslöser ein Gruppenfoto.
                            Wir gingen weiter über die windige Passhöhe. Vor uns eine bedrohliche Schlechtwetterfront um die Five Sisters Of Kintail. Im Tal sahen wir schon die A87 und der steile, beschwerliche Abstieg begann.






                            Rutschpartie an einem steilen Hang



                            Im Gänsemarsch bewegten wir uns im Zick Zack talwärts bis wir auf einem Felsvorsprung auf einem Pfad trafen. Erst hier, als wir schon fast im Tal waren, bemerkten wir, dass wir zu früh abgestiegen sind. Die Navigation war hier ziemlich "tricky". Ärgerlich! Denn nun stand uns ein 6km langer "Straßenhatsch" bevor. Unten an der Straße pausierten wir kurz um uns regenfest zu machen. Der Himmel verdunkelte sich zunehmends. So zogen wir am Rand der Schnellstraße entlang bis zur Tankstelle in Shiel Bridge.



                            Hier sollten sich unsere Wege trennen(Dominik, Diuewe und Derek waren nur 5 Tage unterwegs und fuhren zurück nach Edinburgh). Ich kaufte Nahrung für 5 Tage und das erste Mal auch kalorienreiche aber schwere Oatbars(perfekt für Touren da sättigend). Die Holländer spendierten mir noch ein Dosenbier und eine Abschiedszigarette und scherzten über die Länge meiner weiteren Tour. Wie sollte ich die wohl überleben?! Die 5 Tage hatten sie und mich sehr mitgenommen, und das obwohl wir jung und sehr sportlich sind. Die Niederländer waren froh dass es für sie vorbei war. Wir tauschten noch Facebookadressen aus und verabschiedeten uns. An dieser Stelle noch einmal Danke an die Jungs, es war mir eine Ehre!


                            Loch Duich

                            Ich saß noch eine Weile an der Tanke und beobachtete das Wetter. Die Schlechtwetterfront zog glücklicherweise an mir vorbei Richtung Südost. Weitermarsch an den Ufern des Loch Duich Richtung Morvich. Die Vorfreude auf die erste heiße Dusche am Campingplatz nach 5 Tagen war riesig. 5 qualvolle Straßenkilometer später stand ich an den Toren des Campingsplatzes. Ich kann wieder einmal kaum noch gehen. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich verbrachte die nächste Stunde unter der Dusche. Zum Abendessen gab's wie immer Nudeln mit undefinierbarer Sauce. Ich setzte mich zu einem Ehepaar an einen Tisch zwischen unseren Zelten. Die beiden waren aus Schwaben und mit dem Auto unterwegs durch die Highlands. Der Abend klang mit einer netten und interessanten Plauderei über Bildungspolitik, den Geisteszustand der Europäer, und deutscher Literatur aus. Als es langsam dämmerte verkroch ich mich in mein Zelt und schlief, wie jeden Tag, sofort ein.
                            Zuletzt geändert von Fayter; 25.07.2013, 15:02.
                            “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                            • Hunter9000
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                              #15
                              AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                              Eine interessante Variante seid ihr da gegangen. Sehe ich das richtig, dass ihr dann bei Malagan Bridge auf die A87 gestoßen seid?

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                              • Fayter
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                                • 28.04.2013
                                • 96
                                • Privat

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                                AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                Richtig. Das war aber so nicht geplant und entspricht auch nicht der Route im Guidebook.
                                “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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                                • pitrie
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                                  • 27.07.2010
                                  • 61
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                  Der Hobbit verlangte 45 Pfund von mir und 55 von den Holländern(Abendessen). Ich traute meinen Ohren nicht. 45 Pfund für ein durchgelegenes Bett, Frühstück, ein kaltes Zimmer und eine nicht einmal warme, 10cm befüllte Badewanne!

                                  Oh mein Gott, der spinnt doch ... hab in Fort William gerade mal die Hälfte bezahlt und hatte ein super Einzelzimmer mit warmer Dusche und dem Service das meine Sachen in Trockner geschmissen wurden...

                                  Aber ich muss sagen: Schöner Bericht! Bitte weiter so
                                  Bin mal auf dein Fazit gespannt. Ob die Tour deine Erwartungen und Wünsche erfüllt hat.

                                  Gruß pitrie

                                  p.S.: Ist Loch Duich nicht traumhaft
                                  leave nothing but footprints, take nothing but pictures, keep nothing but memories

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                                  • Hobbyhiker
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                                    • 17.05.2012
                                    • 49
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                    Super Bericht und tolle Tour, bei dem vielen Regen ist Knoydart ziemlich ungemütlich.

                                    Der "Hobbit" ist eigentlich nen netter Kerl, die Preise sind aber schon krass. Hatte da auch schon kurz gestoppt um was zu Essen, da war der Preis jedenfalls ok. Man muss da natürlich beachten Kinloch Hourn ist am Arsch der Welt und nur über ne 40km lange Einbahnstraße zu erreichen... zumindest nicht im Ansatz mit Fort William vergleichbar. Für den wenigen Luxus aber etwas übertrieben. Habs mir dank gleicher Erfahrungen angewöhnt mir erstmal alles zeigen zu lassen und wenns mir zuwenig fürs Geld ist gehts halt weiter oder ins Zelt.
                                    Die "zeltwiese" gehört aber zur Lodge bzw. Estate, jedenfalls wurde ich von dem Guide darauf hingewiesen wenn ich da Zelten will soll ich bei ihm 2 Pfund bezahlen...

                                    Freu mich schon auf die Fortsetzung

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                                    • RockingKatja
                                      Erfahren
                                      • 21.03.2012
                                      • 215
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                      Ach toll... da kommt ja auch schon dein Bericht. Die Fotos sind einfach großartig und sehen gar nicht nach dem Kampf aus, den du schilderst. Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.
                                      Kate-ventures - My adventures on the road

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                                      • Fayter
                                        Gerne im Forum
                                        • 28.04.2013
                                        • 96
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [UK] Cape Wrath Trail 2013 - Wanderer zwischen beiden Welten

                                        Tag 6 [29.5] Morvich - Maol-Bhuidhe Bothy
                                        Länge: ~29.4 km
                                        Höhenmeter: +1675m / -1425m



                                        Der Wettergott schien mir gnädig zu sein und schenkte mir einen weiteren sonnenreichen Tag. Das Zelt zusammenpackend bekam ich vom Würzburger Ehepaar ein paar Scheiben Brot. Sehr nett! Ich verließ den Campingplatz Richtung Falls of Glomach. Unter der herunterbrennenden Sonne setzte ich das erste Mal meinen olivgrünen boonie hat auf. Ich folgte einem Pfad entlang des Flußes Abhainn Chonaig. Vor mir einige Tageswanderer die wahrscheinlich auch auf dem Weg zu den Falls of Glomach waren. Gedankenversunken marschierte ich ostwärts hinauf zur Quelle des Flußes. Ich überholte eine Tagesausfluggruppe nach der anderen bis ich auf einen kleinen Pfad hinauf zum Pass stieß. Rechts vor mir die Falls of Glomach. Sehr spektakulär sehen die aber nicht gerade aus! Das soll einer der größten Wasserfälle auf den Britischen Inseln sein!? Wie auch immer.


                                        Dorusduain Forest


                                        Falls of Glomach - ähh nein!

                                        Ich stieg über eine steile Geröllhalde hinauf auf die Passhöhe. Ich überblicke das Tal auf der anderen Seite. Kurzer Blick auf die Karte. Loch?! Ich sah ein Loch. Nach der Karte sollte hier gar kein Loch sein! Ich kramte meine "Überblickskarte" aus dem Rucksack. Ich war leicht verwirrt, denn ich fand das vor mir liegende Loch nicht auf der Karte. Schnell war auch der Fehler gefunden. Ich hätte unten im Tal nordwärts gehen müssen... wie konnte mir das nur passieren...


                                        Vom Pass auf's "unbekannte" Loch


                                        Malerisches Gleann Gaorsaic

                                        Im Tal sah ich zwei Zelte am Ufer des Lochs. Ich beschloß hinunter zu gehen und nach meinem Standort zu fragen. Die schottischen Jugendlichen hatten eine gute OS Karte dabei - ich befand mich am Loch a' Bhealaich. 6km nördlich befindet sich in der Gebirgskette eine "Vertiefung" zwischen Meall Dubh und Meall an Odhar. Da müsste ich hinüber um wieder auf den Pfad zu den Falls of Glomach zu kommen. Das Gleann Gaorsaic wirkte sehr wild und einsam, und wird sicherlich kaum durchquert. Die Abgelegenheit und der schroffe Zauber dieses Tals verliehen dem Marsch irgendwie Expeditionscharakter. Der Ärger über den Navigationsfehler war, angesichts der nächsten schweren Stunden in pfadlosen, rauen Gelände, schnell verflogen. Alle paar Minuten kletterte ich über teilweise hüfthohe Ausschwemmungen die an eine Art Kraterlandschaft erinnern - sehr kraftraubend.


                                        Sumpfige Kraterlandschaft


                                        Links in der Schlucht befindet sich der Wasserfall

                                        Nach unbestimmter Zeit erreichte ich den Pfad zu den Wasserfällen. Ich war heilfroh die Tortur überstanden zu haben! Am Wasserfall angekommen suchte ich nach dem Fußpfad der mich ins Tal bringen sollte. Von dort oben schien ein Abstieg durch die Schlucht unmöglich. Zuerst nahm ich den Pfad hinunter zu einem Aussichtpunkt. Der Weg endete dort. Genervt stieg ich wieder hinauf und fand den schwindenden Pfad hinunter ins Tal. Bei Schlechtwetter würde ich dort nicht hinuntersteigen wollen!


                                        Falls of Glomach


                                        Links ist der ausgesetzte Pfad hinunter in die Schlucht zu erkennen



                                        Mittels Brücke überquerte ich den Elchaig River und zog auf einem Karrenweg vorbei an Carnach und Iron Lodge. Menschen sah ich keine. Meine wunden Füße begannen wieder sehr zu schmerzen. Auf befestigten Wegen ist's am schlimmsten!


                                        Loch na Leitreach, in der Bildmitte liegt Carnach



                                        Langsam gewann der Weg an Steigung, der Karrenweg wurde immer schlechter und verwandelte sich in eine ATV Spur, und ich trottete durch eine Landschaft, die mich an den Mond oder Mars erinnerte. Mit meiner Erschöpfung verschlechterte sich auch das Wetter und vom blauen Himmel war nichts mehr zu sehen. Immer weiter schlängelte sich der Pfad durch die karge Landschaft bis zum Loch Cruoshie. Die Maol-Bhuidhe Bothy liegt in herrlicher Lage an den Ufern des Lochs. Ich saß auf der Felsbank vor der Hütte und zog erstmal meine Stiefel aus. Ich versank in der Einsamkeit dieses befremdlichen Landstriches. Einer langer, anstrengender Tag neigte sich dem Ende zu, ein weiterer sollte morgen folgen!


                                        Gibt ja doch Wasser auf dem Mars!


                                        Loch Cruoshie und die Maol-Bhuidhe Bothy



                                        Tag 7 [30.5] Maol-Bhuidhe Bothy - Strathcarron Bothy
                                        Länge: ~26.5 km
                                        Höhenmeter: +774m / -858m


                                        Bothy


                                        River Ling

                                        Ich öffnete die Holztür der Bothy und stand wieder einmal unter strahlend blauem Himmel. Zum Frühstück gab's den täglichen Haferriegel. Hinein in die feuchten Stiefel, deren Schwarz sich in ein bläuliches Grau verwandelten. Zu den Fuß- kamen jetzt auch noch Hüftschmerzen. Die dünne Bundesheerrollmatte aus dem Jahre 1994 ist etwas durchgelegen und daher recht unangenehm auf hartem Boden. Ich suche eine geeignete Stelle um den River Ling zu überqueren. Im Guidebook ist von einem Stalkers track die Rede - ich fand keinen. 5km quälte ich mich durch pfadloses, zerfurchtes und morastiges Gelände.

                                        Mittlerweile konnte ich den Boden schon gut "lesen" und erkannte mögliche bog holes. Trotzdem landete ich zwei Mal in einem solchen und hatte alle Mühe mein Bein auch wieder herauszubekommen. Ich stieg den südlichen Hang des Beinn Dronaig ein paar hundert Meter hinauf.


                                        Glen Ling Richtung Killian

                                        Von dort bot sich mir ein spektakulärer Ausblick südwärts bis nach Killian. Nach einer Weile stieß ich auf ein matschige Spur die um den Berg zur Bendronaig Lodge führte. Die Mittagsonne brannte auf meine ungeschützte Haut. Natürlich hatte ich keine Sonnencreme bei mir...









                                        Kurz vor der Brücke über das Black Water rastete ich am Ufer und stieg halbnackt in den Fluß um mich zu waschen. Den 2 von 4 Haferriegeln verzehrend ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Über die Brücke weiter auf dem Karrenweg zum Attadale Forest. Ich verließ den Weg und stieg einem kaum zu erkennenden, steilen Fußpad hinauf ins Bealach Alltan Ruairidh. Vorbei an einigen kleinen Lochans brachte mich der Pfad nach 6 Kilometern in das Dorf Strathcarron.


                                        Loch Carron


                                        River Carron in der Nähe von Strathcarron

                                        Der Himmel war nunmehr wolkenlos und das Loch Carron schimmerte in hellem Blau- der schönste und heißeste Tag meiner Reise. Ich passierte das Hotel in der Ortschaft und wanderte über Schafweiden den River Carron entlang. Durch ein kurzes Waldstück auf eine kaum befahrene Landstraße(A890). Nach 1 1/2 Kilometern bog ich auf einen Fußpfad Richtung Norden ab. Ich fühlte mich schon etwas erschöpft und die Hitze machte das Gehen nicht gerade einfacher und tat ihr übriges.


                                        Sgorr Ruadh

                                        Letzter Anstieg an den Ufern des Fionn-abhainn und das Weiß der Bothy glänzte inmitten der eintönigen Landschaft. Geschafft! Mir war so warm, dass ich mich zwischen zwei Steine gestützt in den eiskalten Bergfluß setzte. Hier wusch ich übrigens auch mein T-Shirt, 2 Unterhosen, und meine inzwischen steif gewordenen Socken das erste und letzte Mal auf dieser Reise. Es dämmerte und ich las noch lange im Gästebuch der Bothy. Um Hüftschmerzen vorzubeugen legte ich meine Fleecejacke unter die Isomatte - half nicht wirklich. Nichtsdestotrotz schlief ich sofort ein.
                                        Zuletzt geändert von Fayter; 28.07.2013, 23:36.
                                        “Der menschliche Schädel zerspringt bei einem Druck von ungefähr 250 Kilo – aber die menschliche Seele ist weitaus empfindlicher.”

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