Die Donau entlang

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  • Enja
    Alter Hase
    • 18.08.2006
    • 4749
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    • Meine Reisen

    Die Donau entlang

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    Mitreisende
    Nach und nach möchte ich die Donau bis zum Delta auf dem Donau-Radweg erkunden. Deshalb stelle ich den Bericht schon einmal prophylaktisch unter "Europa" ein. Bis "wir" Tulcea erreichen, könnte es etwas dauern. Sozusagen zur Einleitung möchte ich schon einmal von den beiden ersten Etappen berichten. Fangen wir also in Donaueschingen an und gucken mal, wie es voran geht. Nichts für Puristen. Das wird ein übles Section-Gehike.

    2.6.2013

    Samstag. Es regnet in Strömen. Seit Tagen. Wir fahren nach Donaueschingen, um ein Stück die Donau abwärts zu fahren. Ab Sonntag ist ein Nachlassen der Regenfälle und dann für die Woche strahlender Sonnenschein angesagt. Darauf bauen unsere Pläne auf. Tatsächlich hört es am späten Nachmittag auf zu regnen. Es trieft natürlich alles. Wir fahren auf den Campingplatz am Riedsee. Er wird von Dauercamping-Residenzen dominiert. Leute wie wir sind offensichtlich nicht sehr willkommen. Obwohl es auch höher gelegene Flächen gibt und praktisch kaum jemand anwesend ist, müssen Zelte natürlich auf die Zeltwiese. Am tiefst gelegenen Punkt. Bei jedem Schritt sackt man bis über die Schuhe in den Schlamm ein. Auch das Auto muss in den Schlamm. Die asphaltierten Flächen sind potenziell anreisenden Wohnmobilen vorbehalten.

    3.6.2013

    So sind wir froh, am nächsten Morgen abreisen zu dürfen. Wir parken unser Auto auf einem öffentlichen Parkplatz in Bahnhofsnähe. Die Brigach, einer der beiden Donau-Quellflüsse fließt dran vorbei, beladen unsere Räder und – los.
    Die Brigach entlang geht es zur Donauquelle. Genau wie im letzten Jahr ist sie, da rundum Baustelle, nur von weitem zu sehen. Durch den Schlosspark erreichen wir den Donau-Radweg und folgen ihm stadtauswärts. Die Landschaft ist zunächst einmal sehr offen. Der Weg ist vorbildlich ausgeschildert. Einige Sonntags-Ausflügler sind unterwegs. Die noch junge Donau ist reichlich gefüllt und schlägt fröhlich Haken. Die grünen Hügel laufen flächig talabwärts aus. Das sind keine Rinnsale mehr, die sich da bewegen. Das ist eine Wasserschicht. Sollte das etwa ein Hochwasser werden?

    Hinter Immendingen kommen wir an die Donauversinkung. Hier kann man etwa die Hälfte des Jahres im Flussbett spazieren gehen, da die Donau über ein Höhlensystem Richtung Rhein verschwindet und sich danach erst wieder durch neue Zuläufe auffüllen muss. Es gibt einen Kiosk. Eine Zeltgelegenheit. Einen Kinderspielplatz. Und einen Fußweg zur Versinkung. Weit können wir ihm nicht folgen, da er überflutet ist. Da müssen wir wohl noch mal wiederkommen.

    Ein Stückchen weiter steht eine Abschrankung auf dem Weg. „Hochwasser“. Neugierig fahren wir weiter. Wie die anderen Radler auch. Etwa 100 m weiter steht der Weg unter Wasser. Wir kehren um, wechseln auf die Straße oben drüber und sehen von dort aus, wie der Weg jetzt über weite Passagen unter Wasser steht. Wir erreichen Möhringen über die Autostraße, können dort aber wieder auf den Radweg direkt an der Donau wechseln. Er liegt hoch genug, wenn auch direkt am Fluss. Das ist natürlich schöner.

    Hinter Tuttlingen ist der Radweg überflutet. Wieder geht es auf die Autostraße. Die Hügel sind jetzt höher und dichter zusammen gerückt. Wir mühen uns aufwärts. Die Autostraße ist auch unangenehm stark befahren. Auf Mühlheim zu treffen wir auf eine einheimische Familie zu Rad. Sie meinen, es gäbe kein Hochwasser. Wir wären unsinnigen Hinweisen auf den Leim gegangen und könnten beruhigt ins Tal zurück. Zunächst einmal erreichen wir aber, da wir nun schon einmal so weit oben herumkurven, das Mühlheimer Schloss und die historische Oberstadt, ein ausgesprochen idyllisches Eckchen, das wir ganz für uns haben. Wir kochen uns am Brunnen vor dem Rathaus einen Kaffee.

    Jetzt wird das Tal eng. Der Radweg ist tatsächlich nicht überflutet, da er weit oben liegt. Viele Radler und Wanderer sind unterwegs. Der Naturpark Obere Donau ist wunderschön. Der Fluss schlängelt sich durch das enge Tal. Oben ragen spektakulär die Felsen aus dem Wald. Es gibt schöne Picknickplätze. Und oben auf den Bergen thronen diverse Burgen und Schlösser. Die Straße ist weit weg, so dass man keinen Autoverkehr mehr hört. Eine Strecke zum Träumen. Wir können uns kaum satt sehen. Der Weg ist in weiten Teilen unbefestigt und durch die starken Regenfälle ziemlich ausgespült. Trotzdem aber noch problemlos befahrbar.

    Von oben kommen wir zum Kloster Beuron. Dessen Kirche statten wir natürlich einen Besuch ab. Rundum gibt es diverse Gaststätten, Andenkenläden, ein Pilgerbüro – alles, was man so braucht und noch mehr. Sehr hoch oben drüber sieht man die Burg Wildenstein. Mit Jugendherberge. Gut, dass wir unser Zelt dabei haben. Einen ausführlichen Stop machen wir an der Kapelle St. Maurus. So eine Jugendstil-Kapelle im Wald mit Quelle davor – das hat was. In Hausen gibt es einen Campingplatz, der uns empfohlen wurde. Der steht unter Wasser.

    Immer noch ist die Landschaft beeindruckend. Es sind jetzt weniger Radler und Wanderer unterwegs. Viele sind in Beuron in den Zug gestiegen. Die anderen sitzen offensichtlich alle im Biergarten der Neumühle. Jedenfalls könnte man den Eindruck haben. Der Donau-Radweg führt hier direkt über den Hof. Und zwischen all den Schildern übersehen wir einen Zettel auf dem steht, dass der Radweg ab hier überflutet und nicht mehr befahrbar ist.

    An Gutenstein kommen wir noch vorbei. Wir kommen an die Schmeie. Wohl normalerweise nur ein kleines Flüsschen. Wenn überhaupt. Jetzt tost das Wasser gewaltig. Die überschwemmten Radwegstücke werden immer länger. Das Wasser tiefer. Bis wir schließlich bis zum Hintern drinstehen, während wir die Räder längst schieben. Irgendwann geht es nicht mehr weiter. Überall um uns herum ist Wasser. Oben über das enge Tal führt eine Straßenbrücke. Aber wie kommt man da rauf? Wir rufen einen Spaziergänger, der von oben auf die Fluten guckt. Er lotst uns aus der Patsche. Wir müssen zwar fast senkrecht den Berg hoch, sind aber reichlich froh, als wir oben angekommen sind.

    Nun geht es trocken über die Straße nach Sigmaringen. Bald passieren wir ein Gewerbegebiet und folgen den Wegweisern zum Campingplatz, der glücklicherweise nicht überschwemmt ist. Wir werden freundlich aufgenommen – trotz des vielen Schlamms, den wir mitbringen. Und treffen hier viele Radfahrer, die alle schon mehr oder weniger durchnässt sind.
    Zuletzt geändert von Enja; 13.10.2013, 14:49.

  • Enja
    Alter Hase
    • 18.08.2006
    • 4749
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Die Donau entlang

    4.6.2013
    Dank eines geliehenen Heizlüfters sind unsere Sachen, speziell die Schuhe wieder trocken. Wir haben uns informiert – der CP hat W-lan – und festgestellt, dass die Donau erheblich Hochwasser führt. Viele Flächen überschwemmt sind. Und das wir offensichtlich im Moment gleich auf mit der Scheitelwelle sind. Wir beschließen, unser Tempo soweit zurückzuschrauben, dass wir deutlich hinter dem Scheitel zurückbleiben. Und ansonsten auf uns zu kommen lassen, ob es mittelfristig Sinn macht, weiterzufahren oder nicht.

    Wir frühstücken ausgiebig, packen zusammen und besuchen das Sigmaringer Hohenzollernschloss. Wie viele andere auch. Die Führungen drängeln sich. Trotzdem lohnt sich der Besuch. Wir erfahren viel Interessantes. Und von hier oben hat man eine ausgezeichnete Aussicht über die Wasserwelten unten im Tal.
    Irgendwann durchqueren wir die Stadt in Richtung Donau-Radweg, stehen aber gleich wieder vor einer Hochwasser-Sperre. Alternativ geht es den Hang hinauf – oben rum. Ein Anwohner meint, wir sollten oben nicht gleich die erste Abfahrt nach Sigmaringendorf nehmen, sondern dort weiter fahren. Mindestens bis Mengen. Über eine Nebenstraße erreichen wir – aufwärts durch den Wald – oben eine stärker befahrene Straße, die aber einen Radweg hat, der auf Abstand geführt wird. Es ist schön hier. Das Wetter angenehm. Die Vögel zwitschern. Es geht ein bißchen auf und ab, aber gut fahrbar. Wir erreichen die Zielinger Seen. Begleiten sie ein Stück. Passieren ein Kieswerk. Und kommen auf Mengen zu. Mengen scheint recht hübsch zu sein, ist aber gerade in eine Großbaustelle verwandelt. Die Straßen sind tiefe Abgründe. Die Autos werden umgeleitet. Der Lärm ist ohrenbetäubend.

    Wir schieben unsere Räder über den Fußweg. Was auch gar nicht so einfach ist. Wir kehren in einer Bäckerei ein zwecks zweitem Frühstück. Wer weiß, was der Tag noch so bringt. Zunächst einmal Regen, als wir wieder vor die Tür kommen. Es nieselt. Regenjacke über. Nein, doch nicht, es schüttet. Unter einem Vordach ziehen wir unsere Ponchos über. Die Hände frieren. Da hätte ich doch Handschuhe mitnehmen sollen. Wir ziehen uns die Kapuzen ins Gesicht und machen uns tapfer auf den Weg.

    Über die Bundesstraße geht es auf die Donau zu und direkt vor der Brücke rechts ab in eine feuchte Wiesenlandschaft. Während wir noch überlegen, ob dieses Unternehmen wohl Aussicht auf Erfolg hat, treffen wir auf ein französisches Ehepaar, das auch nicht besonders begeistert aussieht. Schließlich brechen wir tapfer auf. Schließlich ist keine Hochwassersperre dran. Immer schön gegen Wind und Regen über die Wiesen. Wir durchqueren einige sehr große und tiefe Überschwemmungsstellen. Aber es geht. Wir kommen voran. So bleiben wir gerne unten im Flusstal, obwohl es auch eine Alternative über die Hügel gibt.
    Auf Riedlingen zu geht es über einen Damm. Die Donau steht sehr viel höher als das Umland, aber zumindest jetzt noch und in diesem Bereich halten die Dämme. Der Regen wird stärker. Die Donau rauscht gewaltig und droht über ihren Damm zu fließen. Oder gleich unter durch. Wir überlegen, in Riedlingen zu übernachten. Der dort ausgeschilderte Campingplatz erweist sich als Bauernhof. Und da ist keiner. Eigentlich ist es auch noch zu früh.

    Die Brücke in den Ort ist für Autos schon gesperrt, Fußgänger und Radfahrer dürfen noch drüber. Wir sehen uns im alten Ortskern um. Sehr hübsch. Aber im strömenden Regen ist das trotzdem ein zweifelhaftes Vergnügen. Wir kehren über die Brücke auf das rechte Ufer zurück. Der Donau-Radweg ist ab hier völlig überflutet. Einheimische empfehlen uns, die Straße mindestens bis Obermarchtal zu nehmen.

    So kommen wir in das übliche Gewerbegebiet. Das große M leuchtet und beschert uns Internet. Im großen A kaufen wir ein. Die Bundesstraße ist stark befahren und hat nur manchmal einen Radweg. Dabei geht es flott auf und ab. Wir kommen gut voran. In Datthausen kommt der Donau-Radweg herauf und wir folgen ihm nun ein bißchen abseits von der Straße. Wir entschließen uns, dem Radweg nach Rechtenstein zu folgen. Dort sind gleich zwei Campingplätze eingezeichnet. Durch den Wald und später an der Bahn geht es abwärts in Richtung Donau. Da der Weg erst am Ort die Bahn überquert, gehen wir mal davon aus, dass er nicht in den Gewässern verschwindet. Schnell sind wir in Rechtenstein. Mit der Burg obendrüber und der unten heftig gurgelnden Donau bietet er eine regelrechte Postkartenansicht. Wir treffen auf der Brücke einen Bewohner und fragen nach den Camping-Möglichkeiten. Er zeigt ins Wasser. Dort könne man normalerweise zelten. Und dann gäbe es noch einen Stellplatz für mehrere Dauercamper. War also wohl nichts.

    Wir checken in der Gaststätte ein. Spektakulär. Letzte Renovierung 1908. Das Gemeinschaftsbad müssen wir uns mit niemandem teilen, da wir die einzigen Gäste sind. Irgendwer hat mal den Clo-Deckel mitgehen lassen. Im Prinzip macht uns das nicht viel aus. Nur der Preis müsste dann angepasst sein.

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    • hosentreger
      Fuchs
      • 04.04.2003
      • 1406

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Die Donau entlang

      Hallo,

      Deine Art des ... nenne wir es mal "selbst-distanzierten" Berichtens, das manchmal hart an der Grenze der Emotionslosigkeit steht - an Stellen, bei denen mir das S-Wort ganz vorne auf der Zunge liegt - gefällt mir ausgesprochen gut.
      Ich wartete eigentlich nur noch auf die Beschreibung des U-Bootes, das Euch im überfluteten Wiesengelände überholt hat ;=).

      Bin auf die Fortsetzung gespannt!

      hosentreger
      Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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      • Enja
        Alter Hase
        • 18.08.2006
        • 4749
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Die Donau entlang

        Das U-Boot kommt noch. Zunächst einmal war offensichtlich jede Schiffahrt eingestellt. Viel zu viel Strömung.

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        • EbsEls
          Erfahren
          • 23.07.2011
          • 433
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Die Donau entlang

          Ich freue mich sehr auf diesen Bericht. Besonders der klare Berichtsstil lässt viel Raum für Fantasie, ich finde so'ne Berichte sehr gut.
          ... und es ist natürlich immer schön über bekannte Ecken zu lesen. Von Regensburg bis hinters Eiserne Tor kenne ich große Strecken. Dann weiter durch Bessarabien nach Odessa und "oben" rum heim, ich freue mich drauf.
          Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
          Eberhard Elsner

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          • Enja
            Alter Hase
            • 18.08.2006
            • 4749
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Die Donau entlang

            5.6.2013

            Wir überleben die Nacht. Das Frühstück ist durchaus essbar. Wir wollen weiter nach Obermarchtal. Landen aber bald vor einer Hochwassersperre, so dass wir auf die Straße ausweichen. Das beschert uns ein paar zusätzliche Höhenmeter bis wir von oben nach Obermarchtal kommen. Das Kloster ist ziemlich eindrucksvoll. Wir besuchen die Kirche, in der Marie-Antoinette ihren Brautmantel gelassen hat und gehen ein bißchen auf dem Grundstück herum. Wenn man an der Rückseite hinunter zur Donau guckt, sieht man dort unten einige Häuser im Wasser stehen.

            Wir fahren über einen Hügel mit Soldatenfriedhof Richtung Untermarchtal. Dort treffen wir auf eine Donau-Radweg-Information und fragen gleich mal nach einem trockenen Weg nach Munderkingen, der uns auch genau beschrieben wird. Statt unten durch die Donauschlinge müssen wir weiter oben der Straße folgen. Zum Ausgleich kommen wir auf diesem Weg an der schönen Wallfahrtskirche Frauenberg vorbei. Hier bleiben wir ein Weilchen und lesen die Sagen, die sich darum ranken. Schlangen. Sehr spannend. Und hinter der Kirche gibt es eine schöne Aussicht auf Munderkingen.

            Heute scheint die Sonne. Es ist warm. Blauer Himmel. Das fühlt sich doch gleich ganz anders an. Wir kurven ein wenig durch die Munderkinger Gassen und folgen nun auch wieder dem Radweg. Nicht besonders donaunah führt er uns nach Rottenacker. Hier überquert der Weg die Donau, die spektakulär unter der Brücke durchrauscht und führt wieder durch die Auenlandschaft. Man darf gespannt sein, ob das gut geht. Uns ist es im Prinzip recht. Wir hätten gerne mal ein Plätzchen für ein Picknick. An der Straße ist das nichts. Wir fahren an einigen Seen und dem unentbehrlichen Kieswerk vorbei, finden eine Bank im Grünen zum Picknick und erreichen Ehingen, wo wir Richtung Blaubeuren abbiegen wollen.

            In Ehingen ist lebhafter Betrieb im hübschen Zentrum und wir finden mühelos den Abzweig zur Variante Blauteil. Mit einigen anderen Radlern geht es leicht bergauf durch ein grünes Tal. Da es trainierende Triathleten ohne Gepäck sind, führt das bei uns mit unseren beladenen Reiserädern zu Allzeit-Höchstleistungen. Mehr oder weniger einer Bahnlinie folgend am Wald entlang. Blaubeuren ist bald erreicht. Wir essen am Blautopf ein Eis und bewundern das viele Wasser, das herausquillt. So richtig blau ist es nicht. Eher braun. Auch die Blau führt mächtig Hochwasser. Im Blaubeurener Kloster wird gerade das Landexamen geschrieben. Das kennen wir natürlich aus "Unterm Rad", aber in der Realität ist es uns bisher noch nicht begegnet. Spannend. Kloster und Städtchen sind ganz reizend. Wir können uns kaum trennen.

            Nun geht es die Blau entlang nach Ulm. Das Blautal ist eine sehr angenehme Abwechslung. Der Weg lässt sich gut fahren. Wir kommen rasch voran. Es ist Sommer. Die Blumen blühen. Beinahe zu schnell kommen wir auf Ulm zu. Und endlich. Als wir schon glauben, problemlos ins Zentrum zu kommen, treffen wir wieder auf überschwemmte Wegstücke. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die stark befahrenen Straßen auszuweichen. Wir orientieren uns am Ulmer Münster. Ulm ist fast ein bißchen zuviel. Wir sind jetzt doch eher an ländliche Idylle gewöhnt. Trotzdem statten wir dem Münster einen Besuch ab, bummeln durch die Fußgängerzone und durchqueren die Altstadt in Richtung Donau.

            Die Donau hatte hier den Uferweg überschwemmt. Nun ist er aber in Teilen schon wieder trocken, so dass sehr viele Schaulustige herumspazieren. Die Altstadt ist ganz reizend. Wir können aber nicht lange bleiben, da Ulm keinen CP hat. So müssen wir weiter. Vielleicht ein andermal. Die Donau entlang geht es nach Thalfingen, dann nach Elchingen und schließlich über die Autobahn wieder mehr in Richtung Donau. In Riedheim gibt es eine Zeltmöglichkeit auf dem Bauernhof. Das ist unser Ziel. Und so verlassen wir den Radweg in Weißingen und kürzen direkt nach Riedheim ab. Noch durch den Ort den Camping-Schildern nach – und siehe da, die Zeltmöglichkeit auf dem Bauernhof erweist sich als großer Freizeitpark. Ferienwohnungen. Zeltplatz. Dauercamper. Reiterhof. Streichelzoo. Hofladen. Mehrere Kneipen. Alles, was man zum Übernachten so braucht. Die Preise sind natürlich auch danach. Es ist wenig Betrieb. Wir genießen die Nacht im Zelt. Das ist uns eigentlich am liebsten.

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            • alpenblick
              Erfahren
              • 03.10.2007
              • 126
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Die Donau entlang

              Hallo,
              Super schöner Bericht
              Ihr seid ja knapp an meiner Haustüre vorbeigefahren hätte ich das gewusst hätte ich euch meine Platz zur Verfügung gestellt
              Gruß
              Alpenblick
              " Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön." Vincent van Gogh

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              • Enja
                Alter Hase
                • 18.08.2006
                • 4749
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Die Donau entlang

                Ja, die Campingsituation war etwas suboptimal.....

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                • faule socke
                  Fuchs
                  • 27.04.2004
                  • 1064

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Die Donau entlang

                  spannende tour - donauradweg mit hochwasser-zusatzhärte. was für eine idee.
                  auch ich mag deinen stil, trocken bis zur ironie und viele fakten-infos, gut geerdet mit einem leben lang reiseerfahrung.

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                  • Atze1407
                    Fuchs
                    • 02.07.2009
                    • 2425
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Die Donau entlang

                    Ja, kann man sagen. Sehr schöne Tour. Aber wo sind die Beweisfotos, schreiben kann ich auch viel wenn der Tag lang ist.
                    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                    Abraham Lincoln

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                    • Enja
                      Alter Hase
                      • 18.08.2006
                      • 4749
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Die Donau entlang

                      Guck mal auf das Datum. Ist noch ein bißchen früh.

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                      • heron
                        Fuchs
                        • 07.08.2006
                        • 1745

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Die Donau entlang

                        Ich warte noch bis der Reisebericht voll ist und ihr bei mir direkt an der Haustür vorbeikommt - vielleicht radel ich dann ein bisschen mit auf meiner Hausstrecke ;)
                        Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                        Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

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                        • Enja
                          Alter Hase
                          • 18.08.2006
                          • 4749
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: Die Donau entlang

                          6.6.2013

                          Gut erholt starten wir in den Tag. Das erste Ziel ist Günzburg. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir, dass die Variante direkt an der Donau überschwemmt ist. Wir schieben also unsere Räder erst einmal durch das sehr ansehnliche Günzburg und besuchen die dortige Frauenkirche, um hinterher in Richtung Hügel-Variante weiterzufahren.

                          Wir verlassen Günzburg also über Reisensburg. Leider, ohne einen nennenswerten Lebensmittelladen zu passieren. Stattdessen geht es flott bergauf und oben bergauf und bergab in Richtung Offingen. Der Blick über die Landschaft ist recht ansprechend. Wir kommen an einem Aussichtsturm vorbei. Und sehen immer wieder auf das Kernkraftwerk Grundremmingen. In Offingen geht es abwärts an die Donau und über die Brücke. Hier liegt sie ganz brav in ihrem Bett. Wir picknicken am Ufer.
                          Der Donauradweg verlässt nun das Ufer sofort wieder und folgt eher der Bahn nach Peterswörth. Wir haben die Straße für uns allein, aber die Landschaft ist doch recht wenig inspirierend. Durch Peterswörth geht es nach Gundelfingen, wo der Radweg eine Stadtrundfahrt unternimmt. Neben dem hübschen Örtchen geht diese auch an diversen Supermärkten und Discountern vorbei, was uns gelegen kommt. Wir füllen unsere Vorräte wieder auf.

                          Weiter geht es über Echenbrunn nach Faimingen mit seinem Römertempel, den wir uns gerne genauer ansehen. Es ist inzwischen so warm, dass wir gerne mal eine Pause im Schatten machen. Die Variante an der Donau entlang ist wieder mal wegen Hochwasser gesperrt. Es geht also die stark befahrene Straße entlang nach Lauingen. Bald haben wir genug von Verkehr und Gestank. Aber da müssen wir nun durch. Die Donau-Aue ist weiterhin überschwemmt. Uns bleibt nur die Straße. Über Hausen nach Dillingen. Über Steinheim nach Höchstädt. Der Lärm, der Staub und die Hitze machen uns zunehmend unempfänglich für etwaige nette Stufengiebel, Kirchtürme oder Fachwerkhäuser.

                          So freuen wir uns, in Höchstädt endlich abbiegen zu dürfen. Wenn wir auch die diversen in der Karte neben dem Radweg eingezeichneten blauen Flecken etwas misstrauisch besehen. Hoffentlich ist die Strecke auch befahrbar. Zunächst einmal geht es am Höchstädter Schloss vorbei über einige Wege, die eher nach Fuß- als nach Radweg aussehen. Aber die Ruhe ist himmlisch. Und die Atemluft auch. Um einige Seen fahren wir nach Sonderheim und treffen dort wieder auf eine Straße, aber doch nun eine Nebenstrecke. Rasch ist das freie Feld nach Blindheim überquert. Dort biegen wir in Richtung Gremheim ab. Absolvieren dort die von der Ausschilderung vorgeschriebene Ortsrundfahrt, um am Ortsausgang auf die Donau zu treffen, die wir auf der Autobrücke überqueren.

                          Wir folgen jetzt einer mittelprächtig befahrenen Straße mit einem begleitenden Radweg, der einen Haken zu einer Mühle schlägt und dann wieder zur Straße zurückkehrt. Irgendwann biegen wir in eine kaum befahrene Straße in Richtung Donauwörth ab. Dort wollen wir beim Kanuclub zelten. Wir zickzacken durch eine weitläufige Auenlandschaft, in der vereinzelt Gehöfte liegen, deren Namen alle auf Schwaige enden. Große Protestplakate „Herr, schick Hirn“ weisen daraufhin, dass die Gegend als Flutrückhaltebecken vorgesehen ist, wofür man all diese idyllischen Gehöfte wohl abreißen möchte. Die Straße führt uns sicher und trocken durch. Aber rundum steht viel Wasser. Sehr viel Wasser.

                          An Zusum vorbei geht es auf Donauwörth zu. Theoretisch müssten wir jetzt die Donau überqueren, aber die Zufahrt steht unter Wasser. Wir müssen auf dem rechten Ufer weiter. Eine Straße führt auch noch drüber. Aber hier sind Fahrräder verboten. Wir folgen weiter dem rechten Ufer und müssten nun eine Bahnlinie queren. Es gibt mehrere Durchlässe, die stehen aber alle unter Wasser. Was nun? Einen weiten Umweg fahren? Wir sind müde. Die Alternative heißt bei uns und etlichen anderen Radlern längst „Socken aus und durch“. Einfach in so eine Wasserfläche hineinsausen, wenn man nicht weiß, wie tief da Wasser steht und wie der Untergrund ist, ist schlecht. Ich ziehe also meine Socken aus, kremple die Hose hoch und freue mich mal wieder über meine praktischen Gummi-Fahrradsandalen. Ich schiebe durch, aber das Wasser steht mal wieder bis zur halben Höhe der Packtaschen.

                          Auf der anderen Seite liegt Donauwörth mit einer befahrbaren Brücke über die Donau. Wir durchqueren die malerische Altstadt und finden dank Navi problemlos den Kanu-Club, der leider wie ein U-Boot-Club aussieht. Also nichts mit Zelten. Hier ist alles überschwemmt. Da gibt es nur eins. Weiter nach Marxheim mit seiner Campinggelegenheit. Es ist inzwischen 20 Uhr. Also nichts wie los.

                          An der Donau ist nichts zu wollen. Überall glitzern die Wasserflächen in der Abendsonne. Wir folgen also tapfer der Straße in die Hügel. Es geht ordentlich aufwärts nach Altisheim und nach Leitheim am Schloss vorbei. Immer wenn wir denken, dass wir oben sind, sehen wir eine neue Steigung. Und sobald es durch einen Wald geht, fallen die Mücken über uns her. Solange wir schnell genug sind, kriegen sie uns nicht. Aber wenn es zu steil wird, sind sie da. Ich habe noch nie so schnell mein Autan gefunden.

                          Schließlich kommen wir über den Schlossberg auf Marxheim zu. Der Gasthof mit der Campinggelegenheit liegt an der Durchgangsstraße und ist völlig überfüllt. Im „Radlstadl“ stehen viele, viele Räder, der Gasthof ist ausgebucht samt Holzhüttchen auf die wir ein bißchen gezählt hatten. Wir müssen also in der einbrechenden Dunkelheit noch unser Zelt aufbauen, wofür man uns einen Rasenstreifen am Parkplatz zuweist. Dazu gehört ein nettes Gartenhüttchen, in dem wir schließlich im Schein unserer Helmlampen gemütlich tafeln. Zwischen unserem Refugium und dem Gasthof liegt ein Pferdestall, in dem es eine Tür mit der Aufschrift „Duschen“ gibt. Duschmarken haben wir erworben. Ich öffne also hoffnungsvoll diese Tür und stehe in einer Autowerkstatt. Campinggäste dürfen deren Toilette und Dusche nutzen. Ich grüße freundlich die beiden fleißigen Mechaniker und erreiche freudig die Dusche. Mal was anderes.

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                          • rumtreiberin
                            Alter Hase
                            • 20.07.2007
                            • 3236

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: Die Donau entlang

                            Klasse, ich mag diese ironische bis sarkastische Schreibe.

                            Und ich kann mich noch nicht entscheiden ob dabei Bilder eher ablenken würden oder ob sie das was der Text vermittelt noch unterstreichen und illustrieren würden.

                            Einen Teil des oberen Donautals kenne ich, da ich mal einen Arbeitgeber hatte der mich öfter im weiteren Ulmer Umland von Günzburg über Ehingen bis Sigmaringen herumgescheucht hat, und sich dabei ein paar Gelegenheiten ergaben in Tages- oder auch nur ein bis 5stündigen Leerlaufzeiten mal hier ein kloster, mal da ein städtchen anzusehen oder einfach einen kleinen Wanderweg für ein paar stunden mit Tagesrucksack zu begehen. Leider gabs keine Gelegenheit das ganze mal von der Wasserseite aus anzusehen, hatte ich Zeit ließen die strengen befahrungsregeln besonders auf dem Gebiet des Kreises Sigmaringen keine Chance, entweder die Kontingente waren ausgeschöpft, oder der Pegel war zu niedrig... irgendwas war immer.

                            Insgesamt ist es eine schöne Gegend. Als ich diese Landschaft das erste Mal gesehen habe, fiel mir sofort die Ähnlichkeit mit Flußtälern im ehemaligen Jugoslawien auf - aber erst als mir bei einem Besuch im Urzeit-Museum und im Heimatmuseum in Blaubeuren (beide wirklich sehenswert,mit niedrigen Einzelpreisen und engagiert aufbereiteter Regionalgeschichte) klar wurde, daß auch die Schwäbische Alb eine Karstlandschaft mit vielen Höhlen ist, verstand ich warum ich trotz der doch so unterschiedlichen Vegetation auf diese Idee gekommen war.

                            Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, und die weiteren Eckchen der Donau die ich schon ein bißchen kenne - es macht Spaß zu sehen wie andere eine Gegend wahrnehmen.

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                            • Enja
                              Alter Hase
                              • 18.08.2006
                              • 4749
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: Die Donau entlang

                              Glaub mir. Fotos ergänzen das nicht. Allzu "private" stellen nur wenige Menschen ins Internet. Und die Landschaft ist sozusagen schon tot fotografiert.



                              7.6.2013

                              Gleich hinter Marxheim ist die Straße gesperrt. Kein Hochwasser. Baustelle. Wir schlagen uns durch bis zum Abzweig des Radwegs und durchqueren den Wald um auf der anderen Seite die Straße wiederzufinden. Nun frisch erneuert. Weiter über Hügel auf Hügel geht es Richtung Neuburg. Nach einiger Plackerei sehen wir es auf der anderen Seite der Donau liegen. Eine eindrucksvolle Skyline. Wir waren schon einmal hier, laufen aber trotzdem durch die Altstadt und statten Kirche, Kapelle und Schloss einen Besuch ab. Von der Schlossterasse aus hat man einen schönen Ausblick über die Donau und im Hof beeindrucken die mit Sgrafittos verzierten Fassaden.

                              Von der Ortsmitte aus führt eine kerzengerade Straße zum Jagdschloss Grünau. Das hört sich idyllisch an und wäre es bestimmt auch, wenn man hier nicht eine Überdosis Gewerbe, Industrie und Discounter angesiedelt hätte. Wir absolvieren diesen Parcours also zügig. Am Kreisel kreuzt eine weitere Straße, geradeaus Richtung Schloss geht es nun auf einen Waldweg. Das Schloss ist sehr hübsch, wie es so daliegt, aber in Privatbesitz. Perfekt renoviert. Mit Video-Überwachungsanlage. Der Radweg führt halb drumherum und dann durch eine wunderschöne Auen-Landschaft weiter nach Rohrenfeld. Dort sehen die Gebäude auch alle sehr historisch und sehr luxuriös aus. Hier liegt ein Golfplatz mit zugehörigen Hotels etc. Ein Edel-Dorf sozusagen.

                              In weitem Bogen durch den Wald geht es nach Weichering, ein Stück die Bahn entlang, wieder durch den Wald und schließlich auf einem Damm auf Ingolstadt zu. Die Stadtmitte erreicht man auf einem umgrünten Weg die Donau entlang. Nach Überquerung der Brücke steht man vor dem historischen Kern. Einen solchen hätte ich in Ingolstadt gar nicht vermutet. Wir absolvieren also auch hier eine Stadtrundfahrt und statten verschiedenen Kirchen einen Besuch ab. Am Schloss entlang erreichen wir wieder das Donau-Ufer, dem man hier ohne nasse Füße folgen kann.

                              Irgendwann steht der Weg wieder unter Wasser, so dass wir auf den Damm daneben wechseln. Erstmalig fällt uns hier die Flusskilometrierung auf. Noch 2400 km bis Tulcea. Eigentlich ist das nicht so weit. Bei Großmehrung geht es mal wieder über die Brücke auf die andere Seite. Die Donau in all ihrer Wucht ist beeindruckend. Ab und zu gibt es Wehre mit Schleusen, wo die braunen Wassermassen gewaltig abwärts stürzen und die Schleusen im Moment nicht anfahrbar sind. Am anderen Ufer geht es mal oben auf dem Deich weiter, manchmal unten daneben. Die Donau liegt hoch über dem Umland. Unten aus dem Deich sickert Wasser. In meiner Heimat nennt man das „der Deich weint“. Ein gutes Zeichen ist das nicht. Auf der rechten Seite fließt parallel ein schmalerer Fluss, der auch sauber kilometriert ist. Nur mit km eher im Bereich von unter 10. Und wohin man auch sieht, ist die Landschaft überschwemmt.

                              Vohburg sieht hübsch aus von weitem. Und trocken. Es liegt hoch genug. Wir haben gerade keine Lust auf eine Ortsbesichtigung und gehen lieber ein Eis essen. Man sitzt hier schön am Fluss. Wir fragen die Kellnerin wie es denn mit dem weiteren Weg aussieht. Sie hat aber keine Ahnung. Also müssen wir so weiter ins Blaue. Der Deich führt jetzt nah am Parallelfluss entlang. Zwischen Donau und Radweg liegt ein Auenwald. Er ist komplett überschwemmt und erinnert mich an die Mangrovensümpfe in Afrika. Die Sonne scheint. Die Farben sind fantastisch. Alles glitzert und strahlt. Ein Schild weist darauf hin, dass die Fußgänger unter den Wildtieren so eine Situation ziemlich ungünstig finden und wir sie nicht erschrecken sollen. Endlos geht es durch die Wasserwelt.

                              Der Weg führt jetzt wieder in Sichtweite der Donau dahin. Als wir die Straße zwischen Neustadt und der Donau kreuzen wollen, geht es nicht mehr weiter. So weit man sehen kann, ist der Radweg überschwemmt. Wir müssen ausweichen nach Bad Gögging. Dort wird es unübersichtlich. Hier führt zwar auch eine Variante des Donau-Radwegs durch, der wir zu folgen versuchen. Aber nun ist sogar die Straße gesperrt. Wir müssen eine höher gelegene nach Eining nehmen. Mal abgesehen davon, dass der Tag schon lang ist und die Beine müde, ist das keine schlechte Idee. Von oben hat man einen weiten Blick über die Landschaft. Und das viele Wasser.

                              Kein Gedanke dran, in Eining wieder auf der Radweg zu wechseln. Man kommt nicht einmal in seine Nähe. Auch die Straße nach Staubing ist gesperrt. Wir stehen vor der Sperre und packen unsere Karten aus. Ein paar Einheimische kommen dazu. Die Kommunikation ist etwas kryptisch. „Kann man da fahren?“ „Da kann man fahren. Mit dem Fahrrad könnt ihr da fahren.“ „Aber es ist doch gesperrt?“ „Mit dem Fahrrad geht das.“ „Warum ist dann gesperrt?“ „Ist halt unangenehm dort zu fahren. Wegen der vielen Autos.“ Gut, das drehte sich irgendwie im Kreis. Erschwert noch durch das intensive Bayrisch unserer Gesprächspartner. Für eine gesperrte Straße fuhren da allerhand Autos. Warum sollten wir das nicht tun? Könnte sein, dass wir umkehren müssen. Das macht dann auch nichts. Campingplätze in erreichbarer Nähe gibt es nicht. Und wo wir uns ein Zimmer suchen, ist egal.

                              Es geht aufwärts. Es geht ordentlich aufwärts. Ein Wald ist auch mal wieder in Sicht. Ich zücke also schon mal die Autan-Flasche. Und vom Umkehren ist nicht mehr die Rede. Dann müssten wir noch einmal über den Berg. Wir fahren an Staubing vorbei. Das sieht ziemlich abgesoffen aus. Abzweigungen von unserer Straße führen ins Wasser. Und wenn von den Verkehrsschildern nur noch die runden Scheiben zu sehen sind, mache nicht einmal mehr ich den Vorschlag, da durchzuschieben. Direkt dahinter liegt Weltenburg.

                              Hier hat man offenbar eine Schlacht geschlagen. Und hier kommen Autos auch definitiv nicht mehr weiter. Schweres Gerät steht kreuz und quer herum. Man hat über die Straße einen Schotterdamm gezogen. Oben drauf liegen Sandsäcke. Aber jetzt ist es friedlich. Im Damm gibt es einen Durchlass für uns. Und davor spielen die Kinder im Wasser der überschwemmten Wiesen in der Abendsonne. Zur Donau hin wird der Ort von einer stählernen Flutmauer geschützt. Aber das Wasser kam offensichtlich irgendwann auch außen herum. Die Flutmauer ist provisorisch aufgestockt. Und oben drauf liegen noch Sandsäcke. Die Donau steht bis Oberkante Unterlippe. Quer über die Straße zum Kloster geht ebenfalls eine solche Flutmauer. Da ist Schluss für uns. „Morgen kommt ihr hier durch. Gleich in der Früh bauen wir das ab,“ trösten uns die Feuerwehrleute, die gerade fröhlich und entspannt in den Feierabend starten.

                              Wir beschließen das Gaststättengewerbe in Weltenburg zu sichten. Ein Gasthof, zwei Pensionen. Besonders groß ist die Nachfrage nach Gästebetten im Moment wohl nicht. Wir kommen wunderbar in einer der Pensionen unter. Es ist still. Kein Wunder, heute autofreie Zone. Wir haben einen schönen Blick über das Tal. Und sehr nette Wirtsleute, die uns mit allem versorgen, was wir brauchen. In erster Linie also mit Weltenburger Klosterbier.

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                              • rumtreiberin
                                Alter Hase
                                • 20.07.2007
                                • 3236

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: Die Donau entlang

                                Mir ging es nicht darum private Bilder von dir oder deinen Mitreisenden zu erbitten. Das steht niemandem zu, und das darf und muß jeder Reiseberichtschreiber für sich entscheiden welche Bilder er veröffentlichen will oder nicht.

                                Aber Hochwasserbilder haben für mich eine seltsame Faszination. Nicht dann, wenn sie voyeuristisch das Leid der betroffenen Leute darstellen wie es oft genug über die Bildschirme flimmert. Aber dann, wenn die Kraft des Wassers sichtbar wird, wenn die verblüffend veränderte Landschaft einer überfluteten Aue in der irgendwelche Pflanzen doch noch rausschauen gezeigt wird, oder absurde Dinge wie Parkbänke mit Fußbad und fließender Bierkühlung

                                Hochwasser verändert eine Landschaft - und MIT Hochwasser ist diese Landschaft eben nicht dieselbe wie die tatsächlich totfotografierte Landschaft "ohne".

                                Manchmal ist es auch eine besondere Lichtsituation, eine Wolkenformation, ein regenbogen, der ein Bild einer vielfotografierten Location doch wieder zu etwas besonderem macht, das die stimmung dieser besonderen Reise transportiert.

                                Ich hoffe nun ist deutlicher was ich meinte.

                                Und ich werde sicher auch dann weiterlesen, wenn du keine Bilder postest

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                                • Enja
                                  Alter Hase
                                  • 18.08.2006
                                  • 4749
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                                  #17
                                  AW: Die Donau entlang

                                  Verstehe, was du meinst. Weiß aber nicht, ob solche Bilder dabei sind. Im Moment habe ich sie selber noch nicht gesehen.

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                                  • rockhopper
                                    Fuchs
                                    • 22.04.2009
                                    • 1238
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: Die Donau entlang

                                    "Und die Landschaft ist sozusagen schon tot fotografiert."..Zitat.

                                    Sehr interessanter Bericht! Klasse geschrieben.
                                    Ich vermisse auch ein paar Fotos. Ich bin die Donau auch schon rauf und runter gefahren.
                                    Allerdings nur bis Hainburg, und das war vor über 20 Jahren.
                                    Habe mir auch schon überlegt, den Donau Radweg noch einmal zu fahren, um andere Eindrücke zu gewinnen.

                                    Beim Fotografieren kommt es auf den Standpunkt und die Sehweisen an, ich denke, da gibt es immer noch Spielraum.

                                    VG Rena

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                                    • Enja
                                      Alter Hase
                                      • 18.08.2006
                                      • 4749
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: Die Donau entlang

                                      Sicher. Für "Qualitätsfotografie" hatten wir nicht so richtig Zeit.....

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                                      • Enja
                                        Alter Hase
                                        • 18.08.2006
                                        • 4749
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: Die Donau entlang

                                        8.6.2013

                                        Nach einem ausgiebigen Frühstück rollen wir hinunter ins Dorf. Die Sperre in Richtung Kloster ist schon abgebaut. Gestern war die Straße dahinter noch überschwemmt. Jetzt ist die Donau freundlicherweise in ihr Bett zurückgekehrt. Nur teilweise steht noch ein wenig Wasser auf der Straße. Sowas stört uns schon lange nicht mehr. Bald ist das Kloster erreicht. Hier ist die Feuerwehr noch dabei, die Schutzvorrichtungen zu entfernen. Das Tor in den Klosterhof ist frei. Die Schotten, die vor die Fenster im Erdgeschoss geschraubt werden, werden gerade abgebaut. Die Klostergebäude sind praktisch ihre eigene Flutmauer. Eine Wand ist eingerüstet. Im Gerüst hat sich ein halber Urwald verfangen.

                                        Im Klosterhof ist der übliche gigantische Biergarten aufgebaut. Dutzende Kellnerinnen im Dirndl harren der Besucherscharen. Wir sind aber erst einmal die einzigen. Wir gehen in die berühmte Kirche und sehen zu, wie die Morgensonne den heiligen Georg von hinten illuminiert. Die Lichtführung ist unglaublich schön. Lange sitzen wir hier und sind ganz verzaubert. So haben wir die Kirche noch nie gesehen. Irgendwann kommt eine Schulklasse und das künstliche Licht wird eingeschaltet. Vorbei ist es mit dem Zauber.

                                        Wir fragen, wie es mit der Schiffsverbindung nach Kelheim aussieht. „Kein Problem“, heißt es. Also besuchen wir noch die Kapelle oben über dem Tal. Von Kelheim her kommen noch mehr Schulklassen über den Berg gewandert. Inzwischen sind vier Radler eingetrudelt. Und plötzlich heißt es, das Schiff aus Kelheim sei angekommen und lege nun gleich wieder ab. Wir kaufen uns Tickets und radeln Richtung Anleger. Eine Wolke Tagesausflügler kommt uns entgegen. Der Anleger steht noch unter Wasser. Genauso wie die Straße dort hin. Für uns sind das inzwischen Peanuts. Wenige Minuten später stehen unsere Räder auf dem Schiff.

                                        Rasant kurvt das Schiffchen mit der Strömung durch den Donau-Durchbruch. Zu beiden Seiten ragen die Felsen hoch auf. Wir hatten vor, von Kelheim aus noch zurück zur Einsiedelei zu fahren. Aussichtslos. Da ist noch alles unter Wasser. Aber auf dem Boot herrscht schon wieder Urlaubsstimmung. Auch der Anleger in Kelheim liegt noch teilweise unter Wasser. Nach einer kurzen Runde durch die Stadt überqueren wir den Main-Donau-Kanal und folgen ihm aus Kelheim heraus.

                                        Bald treffen wir auf die Donau und bald hat auch das Hochwasser den Radweg wieder verschluckt, so dass wir auf die Straße wechseln müssen. Und ab geht es über den Hügel, der den Donaubogen ausfüllt und wieder hinunter nach Kapfelberg. Der Jachthafen sieht etwas desolat aus. Auf dem Campingplatz werkelt die Feuerwehr. Er stand offensichtlich zur Hälfte unter Wasser und ist jetzt mit Schlamm bedeckt. Die Wohnwagen hat man so weit wie möglich den Hang hinauf gezogen. Alles arbeitet an der Schlammbeseitigung. Ein Stück weiter gibt es noch einen Campingplatz. Wohl überwiegend für Dauercamper. Dort sind die Wohnwagen stehen geblieben und voll gelaufen. Auch hier wird fleißig gearbeitet.

                                        In Bezug auf Tiefstland-Durchquerungen sind wir nicht mehr sehr optimistisch und beschließen deshalb schon in Poikam auf die andere Seite der Donau zu wechseln und dort die Straße nach Bad Abbach zu nehmen. Kurz vor der Rampe zur Brücke treffen wir ein junges Paar aus England mit ihren Rädern. Sie sehen so aus, als ob sie schon jahrelang unterwegs sind und gleich am Anfang der Tour Kamm und Seife verloren haben. Sie wollen ans Schwarze Meer. Über die Strecke haben sie sich nicht informiert und fürchten jetzt die auf sie zukommenden Alpenpässe. Diesbezüglich können wir sie beruhigen.

                                        Der Radweg neben der Straße nach Bad Abbach steht leider auch unter Wasser. Ein kleines Reh stakst über die Wiese und sucht seine Mutter. Die Tiere haben wohl im Moment ziemlich zu leiden. Wir durchqueren flott die überschwemmten Zonen aber irgendwann wird das unmöglich. Die Straße ist stark befahren, so dass wir froh sind, als wir in den Kurpark abbiegen können. In Kurparks sind Radler normalerweise nicht besonders gern gesehen. Nicht einmal, wenn sie schieben. Aber im Moment stört das keinen. Der Kurpark sieht auch nicht mehr wirklich wie einer aus. Da wartet viel Arbeit. Wir schnüffeln an den interessant riechenden Quellen. Mögen aber nicht probieren.

                                        Die Innenstadt von Bad Abbach ist seit unserem letzten Besuch hübsch gepflastert worden. Wir bleiben aber nicht lange. Es zieht uns nach Regensburg, das auf dieser Etappe unser Ziel ist. Weiter flussabwärts sind die Überflutungen noch sehr gravierend. Zum Beispiel in Deggendorf. Und unsere Zeit ist fast um. So fahren wir weiter. Der Radweg ist auf den folgenden Kilometern immer noch unter Wasser verschwunden, aber die Straße lässt sich hier angenehm fahren. Wir unterqueren die Autobahn und – Überraschung – ab der Eisenbahnbrücke ist auch die Straße gesperrt. Obwohl das Wasser längst abgelaufen ist.

                                        Wir überqueren die Donau auf der 2. Eisenbahnbrücke. Es geht gewaltig hoch. Und der Weg oben ist so schmal, dass sich zwei Räder nur begegnen können, wenn sich der eine Radler quasi über das Geländer hängt. Praktischerweise ist hier unglaublich viel Betrieb in beiden Richtungen. Hart bedrängt von einigen äußerst sportlichen Radfahrern, die unbedingt überholen wollen, erreichen wir das andere Ufer. Hier gibt es zwei Wallfahrtskapellen, die wir besuchen wollen. Eine gute und eine böse. Eine Marienkapelle mit netten Legenden von angeschwemmten Madonnenfiguren und ewig wachsenden Büschen. Und eine Karfreitagskapelle, die nur am Karfreitag geöffnet wird. Und jetzt für uns, weil wir jemanden mit den Schlüsseln treffen. Im Innern besteht sie im wesentlichen aus einer breiten Treppe, die zum Altar hinaufführt, die von den Gläubigen auf Knien erklommen wird. Die Athmosphäre ist sehr, sehr bedrückend. Was natürlich auch am gammligen Zustand und der stehenden Luft liegt.

                                        Wir überqueren die Naab nach Mariaort und kehren in dem dortigen berühmten Biergarten ein. Es gibt gut zu essen und die übliche Maß zu trinken. Aus dem Keller läuft ein dicker Schlauch über die Straße. Da wird gerade der Keller ausgepumpt. Der gut gelaunte Wirt erzählt gerne und ausführlich vom gerade vergangenen Kampf gegen die Fluten, die höher als die Haustürschwelle standen, aber erfolgreich zurückgeschlagen wurden. Da wir auf den Regensburger Campingplatz wollen, nehmen wir wieder die Eisenbahnbrücke auf die andere Donauseite, folgen aber erst einmal dem Bahndamm in Richtung Prüfening. Da gibt es ein Kloster. Und einen berühmten Biergarten.

                                        Zum Campingplatz geht es nun nur noch bergab. Schnell haben wir ihn erreicht, checken ein und bauen unser Zelt auf. Es ist einer von den Azur-CPs, die ich eigentlich nicht besonders schätze. Aber dieser ist recht schön ausgestattet. Sozusagen vorbildlich und das ist auch mal ganz angenehm. Trotzdem zieht es uns noch einmal in die Innenstadt. In den Biergarten derer von Thurn und Taxis, wo es uns ausnehmend gut gefällt.

                                        9.6.2013
                                        Wir verbringen den Tag in Regensburg. Das lohnt sich immer. Vom Bergfriedhof auf der Nordseite genießen wir den tollen Ausblick über die Stadt. Wir besuchen unzählige Kirchen, bummeln mal ganz ohne unsere Räder durch die Stadt. Und kehren natürlich auch ausgiebigst ein. Ein netter entspannter Tag. An der Donau ist eine stählerne Flutmauer errichtet. Die Donau steht ungefähr bis an meine Schulter, wenn ich auf der Straße dahinter stehe. Aber sie bleibt, wo sie hingehört. Am Abend holen wir uns die Fahrkarte und die Zugverbindungen für die Rückfahrt nach Donaueschingen.

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