Die Donau entlang

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  • Enja
    Alter Hase
    • 18.08.2006
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: Die Donau entlang

    Wie schon angekündigt - wildes Section-Gehike.

    7.8.2011

    Nach einem kurzen Blick auf die Befreiungshalle oben auf dem Berg und einem weiteren über Kelheim biegen wir in den Donau-Radweg ein.

    Die Donau ist ein ganz anderes Kaliber Fluss (als Tauber und Altmühl). Breit liegt sie da. Eine Unmenge an Wasser und Fluten. Allzuviele Schiffe treffen wir aber auch hier nicht an. Bei einer Umleitung verlieren wir gleich erst einmal den Radweg, kurven ein bisschen durch das Gelände, verpassen die Brücke und bleiben auf der linken Seite, so dass wir ein Stück Straße fahren müssen. Wir überqueren die Donau bei Bad Abbach und fahren eine kurze Runde durch den hübschen Ort, der aber gerade im wesentlichen aus einer Baustelle besteht. Die Donau wendet sich jetzt erst einmal, munter Schleifen ziehend, nach Norden, was uns Gegenwind beschert. Wir müssen uns ordentlich ins Zeug legen, während wir an Oberndorf vorbeiradeln. Immer auf dem Deich entlang. Es geht jetzt fühlbar auf Regensburg zu. Die Stadt ist groß. Wir kreuzen Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen. In Prüfening versuchen wir eine Gaststätte zu finden, da wir Hunger haben. Die menschenleeren Biergärten sehen aber ungemütlich aus. Weiter geht es in Richtung Innenstadt. Am Ufer befindet sich jetzt eine Art Park mit Seen, Kleingartensiedlungen, Campingplätzen und Sportanlagen. Wir finden ein nettes Kleingartenrestaurant und essen sehr gut. Allerdings herrscht soviel Wind, dass von oben ständig Blätter auf die Teller fallen.

    Die Regensburger Innenstadt ist belebt wie immer. Wir schaffen es kaum, unsere Räder durch das Gedrängel zu schieben. Schließlich stellen wir sie auf einem Plätzchen ab, an dem bereits viele Fahrräder mit und ohne Gepäck stehen. Ein bisschen mulmig ist uns immer, wenn wir das tun. Das Gepäck ist doch sehr leicht zugänglich. Wir suchen in einer Buchhandlung nach Karten und Reiseführern, gehen in den Dom. Und besehen die vielen hübschen Läden. Schließlich beschließen wir, weiterzufahren. Es ist früh genug, um noch ein ordentliches Stückchen zu schaffen. Allerdings sieht es nach Gewitter aus. Und der Wind bläst ordentlich. Wir überqueren zunächst mal die Donau auf der Steinernen Brücke und kommen durch ein Gewerbegebiet mit den einschlägigen Supermärkten, wo wir uns mit Proviant für den Abend eindecken.

    Das Wetter sieht dramatisch aus. Wir haben jetzt starken Rückenwind und treten kräftig in die Pedale. Die Strecke ist relativ einsam. Wir kommen selten durch Orte. Meist geht es auf dem Deich entlang oder unten daneben. Ab und zu tröpfelt es. Ein stärkerer Guß treibt uns in eine Wallfahrtskirche. Bald kommen wir auf Wörth zu, stellen aber fest, dass es hier keinen Campingplatz gibt. Wir müssen weiter bis Straubing. Das ist noch ein Stück. Also weiter. Der Weg verläuft jetzt weiter von der Donau entfernt. Er schneidet einige Donauschlingen und Altarme ab, indem er sich nah an die Autobahn hält. Das ist nicht besonders idyllisch und ziemlich anstrengend für die Ohren. Wir sind froh, als der Weg durch Pondorf zurück an den Fluss führt.

    Vor Straubing biegen wir nach Sossau ab, um den Campingplatz zu finden. Die Donau teilt sich hier in zwei Arme auf mit einer Insel dazwischen. Darauf liegt der Platz. Das letzte Stück fahren wir eine stark befahrene Autostraße entlang, die über den einen Flussarm führt. Der Campingplatz ist leicht zu finden und sieht sehr ordentlich aus. Es gibt ein kleines Restaurant am Empfang und ein neues Sanitärgebäude. Auf der Zeltwiese stehen schon etliche Zelte mit Fahrrädern daneben. Wir bauen im Dunkeln unser Zelt neben einem anderen größeren Hilleberg-Zelt auf. Dessen Bewohner sind auf Rädern unterwegs in Richtung Rumänien. Tische und Bänke erlauben ein gemütliches Abendessen während die Nachbarn schon im Bett sind.

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    • blauloke

      Lebt im Forum
      • 22.08.2008
      • 8354
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: Die Donau entlang

      Hallo Enja, da habt ihr euch mit der gesamten Donau ganz schön was vorgenommen.
      Bei deinem Schreibstil vermisse ich auch keine Bilder, liegt vielleicht daran, dass das Donaugebiet für mich recht bekannt ist.
      In dem von dir erwähnten Biergarten in Mariaort sind wir erst letztes Jahr auf einer Stammtischwanderung gewesen und in Regensburg bin ich öfters.
      Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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      • Enja
        Alter Hase
        • 18.08.2006
        • 4750
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: Die Donau entlang

        9.8.2011

        Bevor es weitergeht, sehen wir uns erst einmal Straubing an. In einem sehr großen Fahrradladen kaufen wir einen Ständer für mein Fahrrad, das ständig umfällt. In der Innenstadt gibt es mehrere interessante Kirchen, Reste einer Stadtbefestigung und die typisch bayrische zentrale, breite Fußgängerzone mit Rathaus in der Mitte und Tortürmen.

        Zur Weiterfahrt überqueren wir wieder beide Donau-Arme und befinden uns dann in einer ähnlich weiten Landschaft wie gestern. Grüne Wiesen, Felder, einige wenige kleine Orte und Rückenwind. In Mariaposching sehen wir uns die Dorfkirche an. Es droht schon wieder ein Gewitter. Zunächst bleibt es aber ziemlich trocken. Vor Deggendorf unterqueren wir die Autobahn und fahren danach eine stark befahrene Straße entlang. Wir statten der Innenstadt einen Besuch ab. Sie ähnelt sehr der von Straubing, ist aber etwas bescheidener. Es ist rundum sehr bayrisch. Wir haben bereits die ganze Zeit einen guten Blick auf den Bayrischen Wald. Da müssen wir irgendwann rüber nach Tschechien. Sieht ziemlich hoch aus. Wir könnten in Deggendorf die Bahn nach Bayrisch Eisenstein nehmen, um uns den Aufstieg zu ersparen, beschließen aber tapfer weiterzufahren. Zunächst geht es mal wieder die Autobahn entlang.

        Auf der anderen Flussseite sehen wir Vilshofen samt Campingplatz liegen, fahren aber weiter in Richtung Passau. Dort wollen wir morgen einen Ruhetag einlegen. Die Strecke zieht sich. Die Beine sind müde. Wir haben jetzt schon reichlich Strecke zurückgelegt. Auf Passau zu sieht das Wetter immer dramatischer aus. Wir versuchen dem Gewitter davonzufahren, werden daran aber von den Donauschleifen, denen wir folgen, gehindert. Wir fahren immer schneller. In Maierhof, kurz vor Passau, holt es uns ein. Ein unglaublicher Guss kommt von oben. Wir erreichen gerade noch eine überdachte Restaurant-Terrasse, schieben unsere Fahrräder drunter und bestellen uns ein xxl-Schnitzel. Eines. Davon werden wir beide sehr satt. Danach fahren wir weiter in Richtung Campingplatz, der auf unserer Donauseite liegt – gegenüber von Passau. Der Donau-Radweg führt auf der Stadtseite entlang. Die Straßen werden immer breiter und immer heftiger befahren. Die Strecke zieht sich. Zudem wird es dunkel. Schließlich kommen wir an der Ilz-Mündung an, fahren durch einen Tunnel und sind kurz darauf am Campingplatz.

        Dort herrscht ein unglaublicher Betrieb. Unmengen von Fahrrädern. Und die Wiese steht so gut wie unter Wasser. Gut, dass unser Zelt von unten schön dicht ist. Aber das Überqueren der Wiese zu Fuß im Dunkeln ist nicht ganz einfach. Das Sanitärgebäude ist etwas sehr spartanisch. Aber darunter gibt es einen überdachten Raum mit Tischen und Bänken. Dort sitzen diverse Gruppen und Großfamilien beim Abendbrot.

        10.8.2011 Ruhetag

        Es regnet. Wir schlafen aus und waschen unsere Wäsche. Draußen gibt es eine Wäschespinne und in einer Regenpause hänge ich dort unsere Wäsche auf. Bald muss sie aber wieder unter Dach. Und wir nehmen die unbeladenen Räder und fahren hinüber nach Passau. Sowohl an der Donau als auch am Inn liegen die Kreuzfahrtschiffe. Am Donauufer finden wir erst einmal ein Fahrradgeschäft und kaufen mal wieder einen Ständer für mein Fahrrad. Dem aus Straubing fehlen ein paar entscheidende Befestigungsteile. Wir laufen durch die Altstadt, gucken uns St. Severin und den Dom an. An Inn und Donau laufen wir einmal rund um die Altstadt. Und schließlich kehren wir bei McDonalds ein, um ins Internet zu gehen. Auf den Campingplatz zurückgekehrt, holen wir uns zwei Stühle zum Zelt, kochen dort ein bisschen, trinken ein Glas Wein und sehen dem Sonnenuntergang und den Kajaks auf der Ilz zu.

        Diese Tour führte uns weiter über Prag nach Cuxhaven. In Passau werden wir im August starten und sehen, wohin die Donau uns führt.

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        • Enja
          Alter Hase
          • 18.08.2006
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          #24
          AW: Die Donau entlang

          Dann wollen wir mal weiter......

          18.8.2013

          Die Tage vor der Abfahrt waren anstrengend. All die Listen mit den Dingen, die unbedingt noch erledigt werden sollten, wurden ständig länger statt kürzer. So bin ich heilfroh als ich die Haustür hinter mir zuziehe und mein schwer bepacktes Rad vom Grundstück schiebe. Auf geht es nach Passau, von wo aus wir die Donaufahrt fortsetzen wollen.

          Die S-Bahn lasse ich aus und radele die 12 km bis zum Hauptbahnhof fröhlich ab. Noch ein bißchen Wind um die Nase vor einem langen Tag "quer durchs Land". Die Tickets für das Fahrrad und mich habe ich schon in der Tasche. Die Straßen sind jetzt am Sonntagmorgen leer. Es ist ruhig und ich hoffe, dass das in den Zügen ähnlich wird. Wer sollte jetzt schon irgendwo hinwollen? Die hessischen Sommerferien sind zuende. Dank Kopfbahnhof erreiche ich den Zug nach Würzburg mühelos stufenfrei. Normalerweise ist das so ein Ding, wo man das Fahrrad über eine enge Treppe himmelhoch heben muss. Für mich natürlich unmöglich. Da muss ich abpacken.

          Aber heute nicht. Am Bahnsteig steht mein Lieblings-Zug. Die zweigeschossige Variante bei der man das Rad stufenfrei ins Radabteil schiebt. Überraschung: Das Radabteil ist voller Räder. Und der Zug voller Menschen. An einen Sitzplatz ist nicht zu denken. Die Bayern hatten ein langes Wochenende und wollen jetzt alle heim. Die meisten nach München. Wir werden ungewöhnlich nachdrücklich aufgefordert, die Räder zu entladen und tun das dann auch. Die Taschen stehen also alle neben den Rädern, wodurch entgültig niemand mehr durch kann. Ich setze mich auf meine Fersen. Nach einem Rundgang durch den Zug. Kein Plätzchen mehr frei. Dafür plaudern wir alle gemütlich und tauschen uns über unsere Reiseziele aus. Die Fahrt durch den Spessart nach Würzburg ist eine meiner Lieblingsstrecken. Viele schöne Aussichten.

          In Würzburg müssen alle raus. Etwas behindert durch die abgeladenen Taschen. Ich hänge sie provisorisch aufs Rad. Der Zug nach Nürnberg steht vor meinem Zug auf demselben Gleis. Das ist fein. In Würzburg gibt es ansonsten ellenlange Treppen. Das muss nicht sein. Die komplette Besetzung stürmt auf denselben Zug zu. Es gibt ein wildes Menschengedränge, da auch noch andere mitwollen. Ich muss da rein. Sonst komme ich heute nicht mehr nach Passau. Entschlossen drängele ich mich vorwärts und springe entschlossen in den Zug als ich die ersten freien Fahrrad-Stellplätze sehe. Wieder soll abgepackt werden. Und wieder gibt es sowieso keine Sitzplätze. Etliche Radfahrer schieben mehrmals den Bahnsteig auf und ab bis schließlich alle irgendwie Platz finden. Diesmal stehe ich an einer Haltestange. Nicht einmal in der Hocke hätte ich noch Platz. Im Zug herrscht eine gewisse Unruhe. Die vielen Münchner haben augenscheinlich Probleme, ab Nürnberg weiterzukommen. Eine Baustelle. Umleitungen. Verspätungen. Der Schaffner hat auch keine Vorschläge. Gut, dass ich da nicht hin will, sondern als nächstes nach Landshut.

          In Nürnberg wieder großes Gedränge auf dem Bahnsteig. Die Münchner irren herum. Mein Zug sollte theoretisch auf der anderen Seite des Bahnsteigs stehen. Und über Landshut auch nach München fahren. Trifft also auf großes Interesse. Etliche Gruppen und Familien warten seit Stunden auf eine Möglichkeit in diese Richtung. Am Bahnsteig steht allerdings ein anderer Zug. Der direkt nach München. Der aber nicht abfährt. Es gibt weder Anzeigen noch Durchsagen. Ein Bahnangestellter schreitet über den Bahnsteig. Ein Fehler. Alle möchten von ihm gerne wissen, wann denn nun der Zug nach Landshut fährt und von wo. Mit beladenem Fahrrad ohne Aufzug den Bahnsteig wechseln, erfordert ein wenig Zeit.

          Seine Antwort lautet so in etwa "keine Zeit". Eine australische Familie schafft es schließlich, von ihm eine Auskunft auf englisch zu bekommen. Wir haben gerade noch Zeit, rennend den Zug nach Landshut zu erreichen und fallen erleichtert durch die vielen Türen. Der Fahrradwagon platzt aus allen Nähten. Zwei Liegeradfahrer schaffen ihre Riesen-Geräte rein. Und zuletzt springen noch vier MTBler zu und nehmen im Türbereich Aufstellung. Ich setze mich in Fahrradnähe auf meine Taschen und bin damit so privilegiert, dass ich diesen Platz der Mutter mit Baby anbiete, die in ihrer Kinderkarre sitzt. Sie will aber nicht.

          Es geht los. Wir rücken uns alle zurecht und sind solange froh, atmen zu dürfen und unterwegs zu sein, bis die Schaffnerin erscheint. Wir hätten alle keine "Zustiegsberechtigung" gehabt, meint sie. Wir versprechen im Gegenzug alle, demnächst wieder auszusteigen und damit ist sie zufrieden. So schippern wir bis Landshut. Da wollen die meisten raus. Der Zug der Mutter mit Baby geht zwei Minuten nach unserer Ankunft, da wir mächtig Verspätung haben. Zwei Jung-Sportler schaffen sie mitsamt Kinderwagen und Gepäck noch pünktlich hin. Die MTBler springen raus und nachdem die meisten anderen den Wagon verlassen haben, wieder rein. Ein mächtiges Gewusel.

          Nun noch der letzte Zug nach Passau. Ich habe etwas Zeit und sehe zu, wie diverse Menschen am semi-defekten Aufzug verzweifeln. Er reagiert nur, wenn man unten in der Unterführung drückt. Wir weisen mehrere potenzielle Benutzer drauf hin, aber sie wollen das nicht glauben. Na gut. Der Zug nach Passau ist so gut wie leer. Ich darf sitzen. In Passau schüttet es wie aus Eimern. Aus sehr großen Eimern. Ich bestaune die Treppe in die Unterführung. Es geht abwärts. Als das Rad mir abrutscht, fasst ein netter bayrischer Familienvater zu, so dass ich unbeschadet unten ankomme. Durch die Unterführung - und schon stehe ich vor der Treppe nach oben. "Und jetzt?" fragt mein Helfer. "Abladen und zweimal gehen," antworte ich. "Ach nein," meint er und hat mein Rad samt Gepäck in wenigen Atemzügen oben.

          Jetzt noch vom Bahnhof zum Campingplatz. Kein Problem. Ich kenne den Weg. Mein Mann hat das Zelt schon aufgebaut. Wir essen gemütlich zu Abend unter einer Art Pavillon. Das Gebäude, in dem es früher eine Kneipe gab, ist der Überschwemmung im Sommer zum Opfer gefallen. Die Betreiberin sitzt unter einem Schirm am Platzeingang und kassiert ab. Besonders viel Motivation scheint sie nicht mehr aufzubringen. Der Platz ist so wie unter Wasser, wie anscheinend jedesmal, wenn ich komme.

          Egal, ich bin ziemlich müde.

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          • Enja
            Alter Hase
            • 18.08.2006
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: Die Donau entlang

            19.8.2013

            Wir werden wach während der Regen auf das Zelt prasselt. Das kommt nicht ganz unerwartet. Laut Wetterbericht soll es den ganzen Tag schütten, weshalb wir beschließen, den Tag in Passau zu verbringen. Passau gefällt uns genauso gut wie Regensburg. Hier sind wir immer mal wieder gerne
            .
            Das Sanitärgebäude steht auf Stützen, weshalb es das Hochwasser gut überstanden hat und darunter ist eine überdeckte Fläche mit Bänken und Tischen. Hier kann man es auch bei schlechtem Wetter gut aushalten. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir über die Donau in die Altstadt.

            Hier herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Donauradlern jeder Art. Viele geführte Gruppen sind darunter. Und auch viele auf Leihfahrrädern. In der Stadt sieht man überall die neuen Hochwassermarken. Auf den ersten Blick sind ansonsten die Schäden behoben und es herrscht wieder viel Leben in den Gassen. Etliche Läden stehen allerdings noch leer und müssen renoviert werden.
            Im Dom hören wir uns das mittägliche Orgelkonzert an und bummeln danach ein bißchen herum. Im Einkaufszentrum kaufen wir noch ein paar Dinge, die wir zu brauchen meinen. Kehren irgendwo ein und kehren in der Dämmerung zum Campingplatz zurück. Wir gehen früh schlafen. Morgen soll es losgehen.

            20.8.2013

            Bei leichtem Nieselregen bauen wir unser Zelt ab. Ein schönes Gefühl. Aufbruch in die großen Ferien. Ein genaues zeitliches Limit haben wir nicht. Wir schieben die beladenen Räder über die nasse Wiese und machen uns auf den Weg. Endlich. Wird auch Zeit.
            Zur Orientierung haben wir die backsteinschweren Bikelines 2-5 dabei. Ab Budapest zusätzlich noch die neueren GTZ-Karten, die einen sehr guten Eindruck machen. Bikeline hat zusätzlich noch minimale Angaben zu den Sehenswürdigkeiten am Wegesrand und ein Übernachtungsverzeichnis. Wobei es in Österreich offensichtlich genug Campingplätze gibt. Etappen haben wir nicht geplant. Wir wollen möglichst spontan unterwegs sein.

            Bis Obermühl haben wir diese Strecke vor zwei Jahren schon einmal auf dem Weg nach Prag zurückgelegt. Etwa um die gleiche Jahreszeit. Damals fuhr man in einer Art geschlossenen Kolonne. „Radfahrer werden mit Induktionsschleifen gezählt. Sie sind heute Nr. 5634.“ Diesmal ist weniger Betrieb. Warum auch immer. Zunächst einmal geht es die sehr befahrene Straße auf einem Radweg entlang. Am anderen Ufer ist schon Österreich und wir wissen, dass wir ab Obernzell auf einen separaten Radweg wechseln, was natürlich angenehmer ist. Ab und zu gibt es am Ufer nett gestaltete Rastplätze. Mehr oder weniger im vom Hochwasser aufgeschwemmten Sand versunken. Der Radweg ist freigeschoben, wobei man teilweise durch eine Art Hohlweg fährt, wo nötig bereits ausgebessert, aber trotzdem noch löcherig. Vor zwei Jahren war er perfekt.
            In Jochenstein sehen wir endlich mal die kleine Kapelle auf der Donau-Insel, gut verdeckt von all der Technik dort. Wir überqueren die Grenze nach Österreich und nehmen die Fahrradfähre nach Engelhartszell. Da waren wir noch nicht. Diese kleinen hölzernen Fahrradfähren sind immer wieder nett. Vorne stehen die Räder auf einer Schräge, in der Mitte ist der Führerstand und hinten sitzen die Passagiere auf einer Holzbank. Schnell sind wir drüben und durchqueren den kleinen Ort in Richtung Kloster. Wir stellen unsere Räder neben die vielen anderen, die hier schon stehen und sehen uns die Stiftskirche an. Sie gefällt uns mäßig. Lieber sitzen wir in der jetzt durchkommenden Sonne auf den Stufen davor und genießen das nun bessere Wetter.

            Wir bleiben auf der rechten Seite und überlegen, hier bis zur Schlögener Schlinge zu radeln. Dazu muss man hier einer Straße folgen, die munter auf und ab wellt. Allzuviele tolle Ausblicke erarbeitet man sich damit nicht und die vorbeibrausenden Autos gefallen uns nicht. So nehmen wir die Fähre nach Niederranna und kehren auf den schön separat geführten Uferweg zurück. Oben auf den Bergen links und rechts sieht man Burgen, Schlösser und Ruinen. Überwiegend in Privatbesitz, so dass wir einen guten Grund haben, uns nicht hinaufzubemühen.
            An der Schlögener Schlinge muss man für ein Stück auf die andere Seite wechseln. Benutzt man die Fähre , bekommt man einen 1 €-Gutschein für den Gasthof gegenüber. Da muss man folgerichtig dringend einkehren. Auf der Terrasse gönnen wir uns Kaffee und Kuchen – sowie die wunderschöne Aussicht. Die Donau wendet hier um 180 Grad.

            Wir bleiben weiterhin auf der rechten Seite. Hier gibt es wenig Siedlungen. Das Ufer ist bewaldet und ragt relativ steil auf. Die Ausblicke sind einfach wunderschön. Auf der anderen Seite sehen wir Schloss Neuhaus auf einem Felsen aufragen. Und schließlich treten die Berge zurück. Das Tal weitet sich. Und nun liegen die Siedlungen und Orte wieder dicht beieinander. Wir durchqueren Aschach und nutzen die Gelegenheit zu einem Besuch in einem Supermarkt, um für das Abendessen vorzusorgen.

            Nun geht es direkt am Donauufer auf dem Damm weiter. Die Donau ist hier aufgestaut und liegt immer weiter über dem Umland, auf das wir vom Deich heruntersehen. Folgerichtig kann die Aschach nicht münden, sondern wird parallel zum Damm bis hinter die Staustufe geführt. Eine Konstellation, die sich immer wieder wiederholen wird. Die Donau ist hier ein Schifffahrtsweg und wird zur Energiegewinnung genutzt. Mit einem Fluss hat das nicht viel zu tun.

            Wir sind jetzt müde. Der nächste Campingplatz liegt in Wilhering. Da werden wir uns niederlassen. Wir strampeln uns also den etwas eintönigen Wegabschnitt entlang, bis endlich in der Ferne die Staustufe mit ihren Schleusen auftaucht. Der Radweg schwenkt aus, um die zugehörigen Anlagen zu umgehen, überquert die Aschach, die nun endlich münden darf und genau hier sollte der Campingplatz liegen.

            Stattdessen sehen wir eine verlassene Ausflugsgaststätte, an der ein Schild hängt, dass man wegen schlechtem Wetter geschlossen habe. Auf der Wiese gegenüber steht ein Zelt, neben dem zwei Fahrräder parken. Wir überlegen, ob wir uns dazustellen wollen und beschließen, erst einmal das Gespräch zu suchen. Wir treffen auf zwei junge Franzosen, die auf Leihrädern von Passau nach Wien radeln. Sie zeigen uns den perfekt ausgestatteten, offen stehenden Waschraum und die überdeckte Terrasse. Das gibt den Ausschlag. Wir lassen uns nieder und machen uns einen netten Abend.

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            • Enja
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              #26
              AW: Die Donau entlang

              21.8.2013

              Als wir aufwachen und aus dem Zelt krabbeln, hängt dichter Nebel über der Landschaft. Folgerichtig ist natürlich auch das Zelt klatschnass. In diesem Moment geht die Sonne auf und schlägt Breschen in den Nebel. Ein phantastisches Bild. Wir frühstücken in Ruhe auf der Terrasse und treffen nun auch die Inhaber, so dass wir unsere Gebühr entrichten dürfen. Beim Aufbruch eine Überraschung. Mein Rad ist vorne platt. Das fängt ja gut an! Ein kleiner Metallstift hat sich in den Reifen gebohrt. Dagegen hilft dann auch kein Pannenschutz mehr. Wir flicken auf der Terrasse. Dann geht es los.

              Zunächst einmal die Aschach entlang zur Donau. Drüben liegt Schloss Ottensheim und sieht sehr eindrucksvoll aus. Wir biegen aber erst einmal in Richtung Zisterzienserkloster Wilhering ab. Es geht steil nach oben. Das Kloster ist sehr, sehr groß. Es gibt etwas mehr zu sehen als in Engelhartszell. Barock ist eigentlich nicht ganz so unser bevorzugter Baustil. Aber an der Donau gibt es kein Entrinnen vor Stuck, Marmor, Fresken und Vergoldungen. Da muss man durch.

              Wir setzen bei Ottensheim mit der Fahrradfähre über, was uns sehr schöne Ausblicke auf das Schloss beschert, fahren aber weiter Richtung Linz. Der Radweg folgt jetzt hier einer stark befahrenen Straße. Daneben verläuft die Bahnlinie. So erreichen wir erst einmal noch Puchenau. Hier gibt es eine Teppich-Siedlung von Roland Rainer zu bewundern. Wir sind eine ganze Weile in den hübsch eingegrünten Wohnwegen unterwegs. Mir fehlt allerdings der Donaublick. Den hätte ich bei so einer terrassierten Bauweise erwartet. Eine ganze Weile halten wir uns in der zugehörigen Kirche auf. Etwas in die Jahre gekommen ist sie.

              Nach Linz ist es nun nur noch ein Katzensprung. Am Ortseingang geht es auf eine Uferpromenade. Wir kehren in einem der vielen Biergärten dort ein und überqueren schließlich die Brücke stadtwärts. Wir schieben unsere Räder durch die Innenstadt, besuchen einige Kirchen, ein hübsches Cafe, schön gestaltete Innenhöfe und bleiben schließlich an der Tabakfabrik von Peter Behrens hängen. Ein riesiger Komplex, schon weitgehend renoviert, mit wunderschönen Details. Soll wohl eine Art Kulturzentrum werden.

              Nach einem großen Bogen durch Linz zwecks Besichtigung weiterer repräsentativer Bauten der Moderne, erreichen wir auf dem Traun-Radweg das Donau-Ufer. Bikeline sieht hier gar keinen Radweg, aber tatsächlich ist er gut ausgebaut und schön zu fahren. Die Traun-Mündung ist renaturiert und das Ufer der Donau auch einmal ein bißchen naturbelassen.

              Vom Tag ist nicht mehr viel über. Dafür waren wir zu lange in Linz. Wir steuern also den Campingplatz in Au an. Auf der anderen Donauseite. Zunächst müssen wir die Enns überqueren und beschließen, dazu die Brücke in Enns anzusteuern. Natürlich drehen wir vorher eine Runde durch den hübschen Ort, haben allerdings nicht mehr viel Zeit. Der Weg durch die Gewerbeflächen zwischen Enns und der Donau ist ein bißchen öde. Aber wir überqueren schließlich die Donau auf einer großen Brücke für Straße und Bahnlinie mit einem Radweg dabei. Unter der Brücke durch geht es zunächst nach Albern und weiter nach Au.

              Der Campingplatz dort erweist sich als konventionelle Anlage mit Rezeption, Sanitärgebäuden, Zeltwiese und Stellplätzen für Wohnwagen und Wohnmobile. Da er von Wasser umgeben ist, ist es nicht verwunderlich, dass sich hier die Mücken fröhlich tummeln, aber wir haben sowohl Einreibemittel als auch Räucherspiralen dabei und bleiben so relativ ungeschoren. Das Zelt der Franzosen steht auch schon da. Es gibt Tisch-Bank-Kombinationen für alle. Nur die Duschen sind ein wenig knapp. Ich muss ziemlich lange anstehen.

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                #27
                AW: Die Donau entlang

                22.8.2013

                Nach einer langen Fahrt den Damm entlang biegen wir nach Mitterkirchen ab. Hier besuchen wir das Keltendorf. Es ist mäßig spannend, aber man kann nett im Schatten im angegliederten Biergarten sitzen. Wir treffen hier, wie jetzt bei fast jedem Stop, die Franzosen. Und ein auffälliges deutsches Paar mit einem nicht ganz kleinen Hund im Anhänger. Nach einigem Überlegen beschließen wir, dem vorgeschlagenen Abstecher zur Stiftskirche in Baumgartenberg zu folgen. Also noch ein Kloster. Diesmal mit großer, angeschlossener Schule. Und natürlich: ganz in Barock.

                Von hier aus möchten wir an die Donau zurück. So einfach das auf dem Plan aussieht – diverse Straßen sind gesperrt. Wir kurven also kreuz und quer durch die Landschaft und freuen uns, als wir wieder am Donau-Ufer landen. Hier ist mal wieder besonders viel Sand aufgeschwemmt. Teils wird er von Radladern abgetragen, teils soll er wohl liegen bleiben. Hoch über uns hängt Schwemmgut in den Bäumen.

                Bei Dornach treffen wir mal wieder auf die Straße und die Bahnlinie. Es geht nun auf Grein zu. Von weitem sieht das ganz nett aus, so dass wir nicht, wie angeraten, die Brücke auf die andere Donauseite nehmen, sondern erst einmal in den Ort fahren. Dort stellen wir fest, dass es auf dieser Seite nun eine stark befahrene Straße ohne Radweg entlang geht und nehmen spontan die Fahrrad-Fähre.

                Drüben geht es auf einem schmalen Weg durch den schattigen Wald, von wo aus man auf den starken Verkehr am anderen Ufer sieht. Die Landschaft ist hier mal wieder wunderschön. Hinter jeder Flussbiegung gibt es neue Ausblicke. Es ist wieder sehr bergig. Und Schlösser und Burgen krönen die Gipfel. Wir bleiben jetzt auf dieser Seite. Sehen uns ein bißchen in Ybbs um, durchqueren Pöchlarn und wechseln danach mal wieder auf den Damm, links die hochgestaute Donau, rechts daneben, deutlich tiefer, einen Zulauf, der erst nach der nächsten Staustufe münden kann.

                Die Staustufe mit Kraftwerk liegt kurz vor Melk, unserem heutigen Tagesziel. Morgen wollen wir uns das Benediktinerstift dort ansehen. Der Campingplatz liegt an der Donau und gehört zu einer Ausflugsgaststätte. In der Nähe legen die Kreuzfahrtschiffe an. Davon sind auf diesem Donauabschnitt so viele unterwegs, dass sie tagsüber unsere ständigen Begleiter sind. Sie sind ungefähr mit unserer Geschwindigkeit unterwegs.

                Das Sanitärgebäude wurde wohl von der Flut erledigt. Nun gibt es nur noch zwei Toiletten und zwei Duschen in der Gaststätte, während die Zeltwiese aus allen Nähten platzt. Sie ist sehr uneben. War überschwemmt und ist nur notdürftig abgezogen worden. Gras eher nicht. Wir gucken, ob wir irgendwo einen Platz finden, als eine Radler-Gruppe aus etwa 30 Personen, die Hälfte davon Kinder, mit diversen Anhängern auftaucht. Oje, die Chancen auf eine Dusche schwinden.
                Und fabelhafte Mücken gibt es hier. Ich kann mich gar nicht so schnell einschmieren, wie sie über mich herfallen. Und jeder einzelne Stich wächst sich zu einer stattlichen rot-blauen Beule aus. Ungemütlich. Wir gehen in die Gaststätte. Da sitzt man besser.

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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Die Donau entlang

                  23.8.2013

                  Heute steht die Klosterbesichtigung in Melk auf dem Plan. Wir packen, fahren in den lebhaften Ort und parken hier in der Fußgängerzone die Räder. Dann geht es zu Fuß nach oben. Wir bekommen Plätze in einer Führung, auf die wir nicht allzu lange warten müssen. Das Warten findet im Schatten statt. Es regnet nicht mehr. Stattdessen brennt die Sonne vom Himmel.

                  Das Kloster ist buchstäblich riesig. Rosa und riesig. Es gibt mehrere große Höfe. Diverse Gebäude, die zum Museum umgebaut sind. Schließlich die große Stiftskirche. Und ein Teil der Bibliothek kann besichtigt werden. Alles sehr eindrucksvoll. Und da das Kloster oben über dem Ort auf einem Berg steht, gibt es schöne Ausblicke auf die Umgebung, speziell auch auf die sich vorbei windende Donau.

                  Anschließend wollen wir in der Fußgängerzone ein Eis essen. Es ist aber alles für irgendwelche Reisegruppen reserviert. So machen wir uns bald wieder auf den Weg und überqueren auf der Brücke bei Melk die Donau. Oben von der Brücke hat man einen schönen Blick auf Schloss Schönbühel.

                  Der Radweg folgt auf der linken Seite nun wieder der stark befahrenen Straße sowie der Bahnlinie. Immerhin gibt es einen. Mal links mal rechts. Und wo immer möglich verlässt der Radweg die Straße und führt durch die Dörfer und die dazwischen liegenden Weinberge. Das führt zwar zu etlichen Steigungen, aber auch zu sehr schönen Strecken, die immer stärker beradelt sind. Auf diesem Weg erreichen wir Willendorf, wo man die berühmte Venus gefunden hat. Es gibt ein Venusium, wo man ein Replikat besichtigen könnte, das aber im Moment geschlossen hat.

                  Wir erreichen Spitz und sehen uns hier ein bißchen um. Dies ist nun also die Wachau. Sozusagen die Premium-Gegend. Viele Radler hier sind auch in Gegenrichtung unterwegs und kommen aus Wien. Ein Stück weiter steht die Wehrkirche St. Michael. Ein interessantes Ensemble. Hoch über der Donau. Stark ummauert. Mit verschiedenen Türmen. Wir klettern hier ein Weilchen herum und picknicken auch.

                  Als nächstes versuchen wir Dürnstein zu durchqueren. Offensichtlich so eine Art Rhüdesheim der Donau. Vielleicht ist das ein schöner Ort. Das kann man aber kaum erkennen. Er wird dominiert von Andenkenläden und ist so überfüllt, dass man die Räder kaum durchschieben kann. Wir flüchten uns in das Stift, in dem es deutlich ruhiger ist. Mit schönem Blick auf die Donau. Sind aber im Grunde froh, als wir den Ortsausgang erreicht haben. Zwischen Weinhandlungen und Weinbergen geht es wieder an die Donau in Richtung des Doppelortes Stein/Krems. Hier ist wenigstens nicht nur Tourismus. Es gibt auch eine normaler wirkende Fußgängerzone. Und diverse Kirchen im steilen kopfsteinbepflasterten Ort. Wir klettern ein bißchen herum, sind aber schon etwas müde.

                  Einen Kanal entlang verlassen wir den Ort. An einer stattlichen Ansammlung von Discountern vorbei. Wir unterqueren die Autobahn und schneiden, weiter dem Kanal folgend, einen Donaubogen ab. Ganz schön mückig. Liegt wohl auch daran, dass es durch Wald geht. Wieder an der Donau benutzen wir eine große Autobahnbrücke, um an das andere Ufer zu wechseln, da wir in Zwentendorf übernachten wollen. Der Radweg hängt unter der Brücke. Hinauf und hinunter führen große Spindeln.
                  Auf der anderen Seite geht es zwischen Wald und Donau auf dem Damm dahin. Ab und zu passieren wir eine Ausflugsgaststätte. Das Ufer ist von Anglern gesäumt. Wir passieren das Kraftwerk Altenwörth und kommen an das ehemalige Kernkraftwerk Zwentendorf, das nie in Betrieb ging. Davor steht ein Gasthof im Schweizer Stil. Hier ist mächtig Stimmung, aber eine Besichtigung des Kraftwerks ist erst wieder in einer knappen Woche möglich. Solange wollen wir nicht warten. Das Kraftwerk ist mit Fotovoltaikplatten verkleidet. Das ist doch durchaus mal eine sinnvolle Nutzung.
                  Es beginnt wieder zu regnen. Bis zum Ort Zwentendorf ist es aber nicht mehr weit. Und wir finden auch gleich den Campingplatz. Dort bauen wir im Regen unser Zelt auf und treffen viele alte Bekannte. Vor allem diverse Familien mit Kindern, die wir schon kennen. Die Kinder werden in den prächtigsten Fahrzeugen transportiert. Und nun im Regen jammern und meckern sie alle vor sich hin.

                  Es gibt ein sehr kleines Waschhäuschen für diese Menschenmenge. Je eine Toilette und eine Dusche mit kaltem Wasser für Männer und Frauen. Das Licht ist leider ausgefallen. Und da der Duschenablauf nicht funktioniert, steht alles unter Wasser. Ein unerquicklicher Ort. So hatte ich mir eher die CPs in Rumänien vorgestellt. Teuer ist er auch noch. Wir gehen schlafen.

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                  • Enja
                    Alter Hase
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                    #29
                    AW: Die Donau entlang

                    24.8.2013

                    Wir wachen bei starkem Regengeprassel auf. Der Wetterbericht ist schlecht für die nächsten Tage. Um uns herum hört man von allen Seiten lautes Kindergequengel. Die zugehörigen Eltern sind deshalb schon in Regenbekleidung unterwegs. Überall wird diskutiert, ob man denn nun weiter will. Macht eigentlich keinen großen Sinn. Aber bleiben kann man hier irgendwie auch nicht. Es setzt also ein allgemeines Zusammengepacke ein. Wobei die Kinder in die regengeschützten Anhänger verfrachtet werden, um nicht im Weg zu stehen. Für alle anderen ist das Ziel Wien und dort der Bahnhof zwecks Rückreise. Da wollen sie jetzt schnellstens hin.

                    Zum Frühstück suchen wir uns eine gemütliche, trockene, ruhige Bushaltestelle, die wir in Pischelsdorf auch finden. Gerade ist der Kaffee fertig, da bremst auch schon das Bäcker-Auto vor uns. Komfortabler geht es nicht. Wir radeln ziemlich donaufern nach Tulln – im strömenden Regen und haben dort dann auch schon die Nase voll, so dass wir erst einmal das große M aufsuchen, um uns des dortigen kostenlosen W-Lans zu erfreuen. Ansonsten ist das in Österreich genauso knapp wie in Deutschland. Tulln ist sicherlich ein hübsches Städtchen, speziell auch am Donau-Ufer, aber bei diesem Wetter würdigen wir das nicht so richtig.

                    Nun geht es wieder Kilometer um Kilometer den Damm entlang. Die Nähe zu Wien macht sich langsam bemerkbar. Die Wochenendhäuschen am Ufer werden immer prunkvoller. Bei Greifenstein biegen wir ab, um die dortige Badesiedlung zu besuchen. Zunächst einmal verfahren wir uns maximal. Das bedeutet im Regen wirklich nicht viel Freude. Zusätzlich handeln wir uns auch noch diverse Höhenmeter ein. Die Bahnlinie ist im Weg. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, sie zu kreuzen und so kommen wir einfach nicht wieder Richtung Donau. Als es uns endlich doch gelingt, landen wir mitten in der Badesiedlung und werden völlig entschädigt. Die gefällt uns bei jedem Wetter.

                    Da wir nun dem ausgeschilderten Radweg folgen, erreichen wir bald Klosterneuburg. Die Gegend ist so dicht bebaut, dass von Natur nicht mehr viel die Rede ist. In Klosterneuburg folgen wir der Ausschilderung zur Stadtmitte und kreuzen dabei problemlos die Bahnlinie. Tropfnass kehren wir in einer Pizzeria ein und lassen uns schildern, wie wir mit den Rädern am anstrengungsfreisten hoch zum Kloster kommen. Hinten rum findet sich eine bequeme Auffahrt zu dem Baukomplex, der hoch über dem Ort thront.

                    Es ist Samstag. In der Stiftskirche wird geheiratet. Und davor findet ein Fest mit Blasmusik statt. Leider haben wir schon gegessen. Es riecht hervorragend. Während eine Hochzeitsgesellschaft Gruppenfotos vor dem Haupteingang macht und die nächste sich schon sammelt, sehen wir uns die Kirche an. Und stören dabei die beiden Trupps, die die Blumen-Deko entfernen und eine neue installieren. Etwas ungemütlich von der Athmosphäre her. Ansonsten ist das Kloster geschlossen. Was uns nicht stört. Wir wollen jetzt nach Wien. Und dringend darüber hinaus.

                    Wir wollen in Wien übernachten und eigentlich am nächsten Tag weiter nach Bratislava. Wir waren schon unzählige Male in Wien. Die Innenstadt liegt weit von der Donau entfernt. Wien ist einfach viel zu groß für einen Kurzaufenthalt. Es gibt soviel zu sehen, dass man gar nicht weiß, was davon man auswählen soll. Natürlich verfahren wir uns gleich erst einmal. Unsere Bekannten von unterwegs fahren mal in der gleichen Richtung, mal kommen sie uns entgegen. Alle irren herum. Wir werden auch gleich mal noch Unfallzeugen und gebeten, deshalb mit auf die Polizei zu warten. Das dauert lange und der Unfallverursacher hat sich zwischenzeitlich ohne Angabe einer Adresse davon gemacht. Macht also alles nicht so riesig Sinn, wie auch die Polizei findet. Viel Arbeit für sie. Aber aufzuklären wird da vermutlich nichts sein. So fragen wir nach dem Weg zum Campingplatz und finden auf den richtigen Weg zurück.

                    Nun wissen wir zwar, wo der Platz liegt, müssen uns aber immer noch durchfragen, um den angekündigten „Durchstich“ durch all die autobahnähnlichen Verkehrswege zu finden. Der Platz ist groß, gut gefüllt und mit allem ausgestattet, was man so braucht. Sogar mit kostenlosen Trockern und einer Küche, in der, ebenfalls kostenlos gekocht werden kann. In diesen Räumen gibt es W-Lan. Es ist ein bißchen laut, wie in einer so großen Stadt wohl auch zu erwarten. Und auf der Zeltwiese wächst kaum noch ein Halm. Wegen des Wochenendes haben sich hier zahlreiche Gruppen angesammelt, die offensichtlich ein alkoholreiches Wochenende verbringen wollen (fällt dann wegen Dauerregen eher aus). Und es gibt viele Radfahrer. Die einen packen zusammen, weil sie nach Hause wollen. Die anderen aus, weil sie nach Passau starten wollen. Ein niederländisches Paar will an das Schwarze Meer. Wir sehen sie allerdings nie wieder.

                    Da immer noch reichlich Zeit ist, beschließen wir, Wien einen Abendbesuch abzustatten. Das ist nicht sehr weit. Über Prater und Praterstern sind wir schnell in der Stadtmitte und bummeln im leicht nachlassenden Regen durch die Fußgängerzonen. Gemeinsam mit einer Menschenmenge, zwischen der kaum ein Durchkommen ist.

                    Was nun morgen? Doch einen Tag in Wien einlegen? Der Wetterbericht sagt ganztags strömenden Regen voraus. Wir könnten auch ein Schiff nach Bratislava nehmen. Wäre sicher eine Alternative. Der Abfahrtspunkt ist allerdings fast in Klosterneuburg. Und das Schiff fährt sehr früh. Außerdem fahren wir einfach gerne Rad……

                    Wir bleiben…..


                    25.8.2013

                    Nach einem gemütlichen Frühstück nutzen wir noch Waschmaschine und Trockner, um uns anschließend auf den Weg zu einer ausführlichen Stadtbesichtigung zu machen. Mit den Rädern kommen wir dort zügig hin, ketten sie dann aber bei den Fiakern am Stephansdom an. Mit dem beginnen wir auch unsere Besichtigungsrunde. Laufen noch einmal durch die Fußgängerzone, konzentrieren uns dann aber auf die Wiener Sezession und die zugehörigen Bauten, von denen im weiteren Verlauf des Donau-Radwegs noch viele zu sehen sein werden.

                    Die meisten dieser Gebäude sind alte Bekannte. Wir freuen uns, sie wiederzusehen. Danach laufen wir eine Runde um Hofburg, Museen und Theater. Einiges hat sich doch stark verändert seit unserem letzten Besuch vor einigen Jahren. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir werden nasser und nasser, der Regen kontinuierlich intensiver. Und kaaalt ist es.

                    Am späten Nachmittag fliehen wir endgültig zum Wiener Schnitzel in ein geheiztes Lokal. Die Außensitzplätze sind nicht mehr zu halten, da ein Wolkenbruch von all den Zeltkonstruktionen nicht mehr aufzuhalten ist. Diverses weht durch die Straßen.
                    So kehren wir zurück unter das Tarp neben unserem Zelt und sitzen dort noch gemütlich bis wir ins schlafen gehen.

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                    • Enja
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                      #30
                      AW: Die Donau entlang

                      26.8.2013

                      Also nun doch kein Schiff nach Bratislava. Das Wetter hat sich etwas beruhigt. Es ist zwar noch feucht draußen, aber es regnet nicht mehr. Entlang der Neuen Donau verlassen wir Wien. Wir streifen schon mal ein wenig den Nationalpark Donau-Auen, durchqueren dann aber die industriellen Anlagen in Lobau, um weiter dem Donau-Damm zu folgen. Der führt uns, weitab von der Donau und jedem Ort Richtung Bratislava. Schnurgeradeaus durch den Wald. Überwiegend asphaltiert und ab und zu auch mal auf einem Schotterweg. Andere Radfahrer werden nicht mehr gesichtet. Mutterseelenallein pedalieren wir auf unserem perfekten Asphaltweg Richtung Bratislava. Unser Vorankommen stellen wir nur an den gelegentlichen Abzweigen fest. Irgendwo hinter Eckartsau wechseln wir auf Schotter. Aber nur 15 km später gibt es Abwechslung im Sichtfeld: eine Donau-Brücke kommt in Sicht. Insgesamt eine Tour für Geduldige oder Menschen, die intensiv an unterschiedlichen Mückenarten interessiert sind. Oder halt an meditativem Rollen.

                      Wir schieben unsere Räder hoch auf die Brücke und genießen die Rundumsicht von oben. Vor allem freuen wir uns, die Donau mal wieder zu sehen. Am Ufer entlang folgen wir der Donau nach Hainburg. Hier sind wir der slowakischen Grenze schon ganz nah. Hainburg wirkt verfallen. Wegen der Randlage? Wir folgen zunächst der eindrucksvollen Stadtmauer gefühlt einmal um den Ort herum, während es in Wirklichkeit natürlich nur ein Halbkreis ist. Bei jedem Zugang gucken wir, ob wir wohl irgendwie nach drinnen kommen können, aber überall blickt man nur auf steile Treppen.

                      Von der anderen Seite her gelingt es uns. Der Ort liegt relativ steil am Hang, die Durchgangsstraße ist stark befahren. Wir bummeln über den Markt vor der Kirche, auf dem es alles gibt, was der Süd-Ost-Asiate so herstellt. Unser Ziel ist die neue evangelische Kirche, die von Coop Himmelblau erbaut worden ist. Das lässt vermuten, dass es sich lohnt, sie sich mal anzusehen. Sie erfüllt auch alle unsere Erwartungen. Speziell auch in Bezug auf die diversen Wasserschäden durch die himmelblaue verwegene Dachkonstruktion.

                      Von Hainburg aus folgt der Radweg jetzt der Bundesstraße in Richtung Grenze. Ab und zu schlägt der Radweg zusätzliche Haken. Wie auch immer. Bald kommen wir an der verlassenen Grenzstation an.

                      Fazit Österreich: wunderschöne Landschaften, fast schon zu viel zu sehen (man muss Prioritäten setzen, sonst kommt man überhaupt nicht voran, ein perfekt ausgebauter Radweg, in dessen Verlauf nur noch wenig Flutschäden zu finden sind, äußerst rücksichtsvolle Autofahrer, Einkaufsmöglichkeiten "wie zu Hause"

                      was uns wenigre gefiel: das Wetter, das Wetter, das Wetter, die mäßigen Campingplätze, bei denen häufig einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmte, viel zu viel Betrieb, ein wenig wenig Abenteuer-Faktor.



                      Hier wendet sich der Radweg ab ins Grüne, um dann neben der Autobahn, abwärts in Richtung Donau auf Bratislava zuzuführen, dass man mit seiner charakteristischen Silhouette (der neu erbauten Burg und dem Dom) schon eine Weile liegen sieht.

                      Wir folgen dem Bikeline-Vorschlag, folgen noch ein Stück der Donau und überqueren sie erst auf der nächsten Brücke, wodurch wir direkt im Zentrum von Bratislava ankommen. Nett ist es hier. In den Fußgängerzonen reiht sich ein Lokal an das andere. Viele Gebäude sind aufwändig saniert. Und viele auch nicht. Erinnert mich ein bißchen an Erfurt, drei Jahre nach der Wende. Die Sanierungen sind natürlich meist eher Fassadenkosmetik.

                      Wir wollen zunächst zum Campingplatz, um uns anschließend noch die Stadt anzugucken, da wir morgen weiter wollen. Optimistisch geben wir also die Adresse in unser Fahrrad-Navi ein – und finden fünf gleich heißende Straßen. Natürlich auch erst, nachdem wir auf die Idee gekommen sind, anstelle von Bratislava Pressburg einzugeben. Wir brauchen Hilfe. Keiner, der vielen Menschen, die wir fragen, hat jemals von einem CP in Bratislava gehört, aber da entdecken wir einen Hinweis auf die Touri-Info. Die lösen das Rätsel schnell, da sie den Stadtteil kennen, in dem der Platz liegt. 9 km entfernt. Donnerwetter. Wir wollen da trotzdem hin.

                      Jetzt müssen wir uns also an sehr schlechte Straßen gewöhnen. Gerade am Rand, wo man als Radfahrer natürlich unterwegs ist, schlägt der Asphalt Wellen und Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Dazu ist der Verkehr recht heftig. Als erstes stellen wir mal fest, dass es niemand drauf anlegt, uns von der Straße zu schubsen. Die Autofahrer sind genauso rücksichtsvoll mit uns wie die in Österreich. Ärger macht uns das Fahrrad-Navi. Es möchte uns von den Hauptverkehrsstraßen weg haben und lässt uns ständig in Nebenstraßen abbiegen, die uns in Gegenden führen, wo wir uns ganz und gar nicht wohlfühlen. Oder in irgendwelchen Sackgassen landen. Glücklicherweise hat die Touri-Info uns einen Stadtplan mitgegeben. Und sobald wir den Wegweisern zu dem großen Einkaufszentrum folgen, das direkt daneben liegt, stehen wir bald an der Rezeption.

                      Hm. Man erklärt uns, das Zelten auf diesem Platz sei unglaublich gefährlich. Deshalb ist er hoch umzäunt, 24-stündig bewacht. Man darf nur mit einem persönlichen Schlüssel aufs Clo. Das Fahrrad muss unbedingt in einen extra gesicherten Raum. Und eigentlich darf man niemals etwas aus den Augen lassen. Da auf der Wiese dahinter etliche Wohnmobile, Wohnwagen und auch Zelte stehen, glauben wir, diese Übernachtung überleben zu können und checken ein.

                      Es ist Montag. Auf der Wiese hat offensichtlich am Wochenende eine rauschende Party stattgefunden. Müll jeder Art, überwiegend Kippen, bedeckt das Gras. Und einige schlecht erzogene Menschen haben sich auch übergeben. Es ist also nicht ganz einfach, ein Plätzchen zu finden, dessen Auflage sich ohne gesundheitliche Gefährdung in einen Müllsack packen lässt. Gut, wir wollen hier nur schlafen. Jetzt noch in die Stadt und morgen sind wir gleich weg.

                      Die mit dem persönlichen Schlüssel zugänglichen Sanitäranlagen sind unter aller Kanone. Völlig verdreckt. Und warmes Wasser gibt es natürlich auch nicht. Das nur der Vollständigkeit halber. Macht also mehr Sinn, sich in der Stadt ein Zimmer zu suchen.

                      Wir radeln also gerne in die Stadt zurück, machen einen Rundgang und gehen gemütlich essen. Bratislava ist soweit überschaubar. Keine Metropole. Wir beenden den lauschigen Sommerabend mit einem Bier am Donau-Kai. Und erfreuen uns an den spektakulär niedrigen Preisen für solchen Unternehmungen.

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                      • Enja
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                        #31
                        AW: Die Donau entlang

                        27.8.2013

                        Heute haben wir die Wahl zwischen Ungarn und der Slowakei. Wir entscheiden uns für die Slowakei, weil wir sie nicht gleich wieder verlassen wollen und weil der Weg hier Donau-nah auf dem Damm im Grünen verläuft. Auf der ungarischen Seite werden Straßen befahren, die eher nicht am Ufer entlangführen. Und durch Ungarn wird es sowieso noch reichlich gehen.
                        Zunächst einmal beschließen wir, am See zu frühstücken. Der CP liegt an einem, von dem wir noch nichts gesehen haben. Wir packen also zusammen und machen uns auf die Suche. Der Platz ist riesig. Halb Bratislava hätte hier Platz. Es gibt diverse Hütten und Wohnhäuser, Rasenflächen, Restaurants, Bars, Kioske, Spielplätze – alles ein bißchen vergammelt und geschlossen. Wir frühstücken also auf einer gemütlichen Holzterrasse am See.

                        Danach durchqueren wir routiniert Bratislava – hier kennen wir uns jetzt aus. Nicht ohne noch ausführlich im großen Tesco nebenan Proviant einzukaufen. Der nächste Campingplatz auf dieser Route findet sich in Komarom. Das sind etwas über 100 km. So halten wir uns in der Innenstadt auch nicht mehr auf, sondern überqueren die Donau, um drüben den Radweg wiederzufinden.

                        Der Verkehr ist hier sauber getrennt. Die Fußgänger sollen oben auf dem Damm marschieren, mit Donaublick. Landeinwärts unten die Radler auf etwas, dass wie eine Straße aussieht. Zu breit für einen Radweg, aber abgepollert, um Autos fernzuhalten. Oben gibt es alle paar Kilometer eine Imbissbude, allerdings jetzt geschlossen. Der Radweg wird von vielen Rennradlern genutzt.

                        Es ist ein bißchen langweilig. So freuen wir uns, als wir bei Cunovo auf eine Querstraße treffen, in die wir nach links einbiegen. Wir sind hier am Anfang des Gabcikovo-Stausees. Als wir oben auf dem Damm ankommen, sehen wir ihn staunend liegen. Sieht so aus, als wären wir am Meer angekommen. Ein Tragflügelboot rauscht gerade drüber. Ein Kreuzfahrtschiff kommt uns entgegen. Und diverse andere Schiffe sind auch unterwegs. Erst einmal überqueren wir drei Brücken, dabei hart bedrängt von einer Gruppe aus fünf Männern, die mit Leih-Pedelecs unterwegs sind.

                        Am Ende dieser Brücken liegt das Danubiana Meulensteen Art Museum. Ein niederländischer Stifter hat das Museum errichtet. Auf den Bildern sieht es spektakulär aus. Das meiste davon ist aber noch Zukunftsmusik. Und die Öffnungszeiten liegen nicht passend. So lange wollen wir auf der Großbaustelle, die das Ding umgibt, nicht warten.

                        Das Stauwerk Gabcikovo ist ein stalinistisches Projekt und ziemlich gigantisch. Es besteht, wie wir das schon kennen, aus seitlichen Dämmen, die immer höher aus dem Boden wachsen, zwischen denen der Stausee liegt. So wie das in Österreich fast auf voller Donaulänge war. Aber hier in der Slowakei ist das laut Reiseführer verwerflich. Die Natur wird gestört. Das wird wohl so sein.

                        Wir folgen tapfer dem endlos langen Damm. Und ja. Gegenwind. Und was für einer. Einer, wie man ihn weiter abwärts in den Weiten der Walachei „Gegensturm“ nennt. Mühsam arbeiten wir uns voran. Bald wird der See wieder schmaler. Als wir ein kleines Päuschen auf der Leitplanke machen, kommen von hinten Radler. Unsere alten Bekannten mit Hund im Anhänger. Er fährt das Gepäck und den Hund. Sie ist ohne Gepäck meist weit voraus. Sie wollen nach Budapest.

                        Auch der Unterhaltungswert dieser Strecke darf nicht überschätzt werden. Zur Abwechslung gibt es unterwegs mal eine Fähre, der wir einen Moment lang zusehen. Und irgendwann kommen wir am Stauwerk an. Ziemlich erleichtert. Keine Ahnung, wie es weitergeht, aber hier stehen Tische und Bänke. Die ersten 50 km von den 100 km bis zum Campingplatz in Komarom sind geschafft. Wir halten an und kochen uns ein nettes Mittagessen. Zu den Hundebesitzern hat sich inzwischen ein weiteres Ehepaar aus Deutschland gesellt. Auch auf Tour von Hotel zu Hotel. Sie fahren weiter, um ein Restaurant zu suchen und den Tag in Gabcikovo zu beenden.

                        18 m sind die Seitendeiche am Stauwerk hoch. Entsprechend tief müssen die Schiffe heruntergeschleust werden. Eine gewaltige Anlage. In Sachen Stromgewinnung sieht es allerdings bescheiden aus. Wir überqueren jedenfalls hier die Donau, um noch in der Slowakei zu bleiben. Der Fluss bildet ab demnächst die Grenze zu Ungarn. Der Radweg führt zunächst weiter auf dem Damm direkt an der Donau entlang. Unten am Ufer zelten die Angler, wie wir das schon aus Österreich kennen. Die Donau ist hier wieder deutlich naturbelassener. Wir fahren um kleine malerische Dörfchen herum, deren Bewohner uns teilweise ein Stückchen mit dem Fahrrad begleiten und uns freundlich grüßen. Es ist alles sehr friedlich.

                        So bleiben wir zunächst auf dem Damm, als der Radweg auch Straßenalternativen anbietet. Es gefällt uns hier. Andere Reiseradler sind jetzt nicht mehr in Sicht. Der Weg ist zunächst noch asphaltiert, was sich später ändert. Zeitgleich ist ein Gewitter aufgezogen. Bevor wir das so richtig realisieren, geht schon ein Wolkenbruch auf uns nieder. Wir ziehen schnell unsere Ponchos über und biegen vom ausgesetzten und nun nicht mehr befestigten Dammweg ab. Eine rasante Fahrt ins nächste Dorf und schon springen wir mitsamt Rädern in einen gemütlichen überdachten Biergarten.

                        Wir trinken ein tschechisches Bier. Und noch eins. Und gucken hinaus in das heftige Gepladder. 70 Cent kostet der halbe Liter. Wenn wir nicht noch ein ordentliches Stück Weg vor uns hätten, könnten wir hier glatt Wurzeln schlagen. Aber so suchen wir, als der Regen aufhört den Radweg – Variante Straße- und machen uns wieder auf den Weg. Die Straße schlägt eine Reihe weiter Haken und führt uns schließlich auf einer stark befahrenen Straße auf Komarno zu. Ein wenig mühsam.
                        Komarno ist größer als gedacht. Gleich bei der Einfahrt kommen wir an riesigen Supermärkten vorbei und gönnen uns einen Einkauf bei Tesco. Wir wollen im ungarischen Komarom auf der anderen Donauseite zelten und haben keine Forint. Es stellt sich heraus, dass es in Komarno an der Festung auch einen CP gibt. Wir wollen nun aber rüber. Auf der Suche nach der Brücke treffen wir zwei Kollegen, die auf der slowakischen Seite übernachten wollen. Auch auf dem Weg nach Budapest. Die Brücke spannt weit und ist stark befahren. Grenzkontrollen gibt es nicht. Wir rumpeln drüber.

                        Fazit Slowakei: ein Kurzbesuch, Bratislava ist eine sehenswerte Stadt, die Menschen sind freundlich, die Autofahrer rücksichtsvoll, die Hunde bleiben brav hinter den Zäunen, das Preisniveau ist erstaunlich niedrig, die Straßen sind außerhalb Bratislavas in Bestzustand, die Ausschlderung des Radwegs ist perfekt, wenn man möchte, kann man durchgängig Asphalt haben, selbst der Dammweg ist überwiegend asphaltiert.

                        Was uns nicht so gefiel: das Wetter, die sparsamen Campingmöglichkeiten.


                        In Komarom finden wir problemlos den Platz. Mit eigener Therme. Einige andere Radler sind schon dort. Aber weder Therme noch nette Nachbarschaft kommt so recht zum Tragen. Wir können gerade noch das Zelt aufbauen und das Tarp davor aufspannen, da geht schon der nächste Wolkenbruch nieder. Es gewittert die ganze Nacht durch.

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                        • uli.g.
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                          Liebt das Forum
                          • 16.02.2009
                          • 13261
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                          #32
                          AW: Die Donau entlang

                          Vielen Dank für Deinen Bericht! Seltsame Koincidenz! Am Freitag Abend saß ich nach einer Wanderung zur Donauquelle oben auf der Martinskapelle den Abend lang mit einem Wanderer aus dem Bayrischen zusammen, der mir von seiner jahrelangen, etappenweisen Begehung der Donau von der Quelle bis zur Mündung erzählte
                          "... „After twenty years he still grieves“ Jerry Jeff Walkers +23.10.2020"

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                          • Enja
                            Alter Hase
                            • 18.08.2006
                            • 4750
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                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: Die Donau entlang

                            Die Donau ist ein faszinierender Fluss. Man kommt durch soooo viele Länder und Gegenden. Kann soviel sehen. So in einem Stück war das fast zuviel. Am Ende waren wir regelrecht "satt".

                            Aber manches blieb auch über die volle Länge gleich. Immer wuchsen Zichorien am Wegesrand. Immer floss die Donau. Überall wohnten nette Menschen. Und überall gab es die gleichen Supermarktketten.

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                              Alter Hase
                              • 18.08.2006
                              • 4750
                              • Privat

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                              #34
                              AW: Die Donau entlang

                              28.8.2013

                              Am Morgen grollt immer noch der Donner. Und der Regen rauscht ununterbrochen. Wo ist mein Poncho? Ach ja. Den habe ich gestern zum Trocknen auf die Leine gehängt. Das war wohl nichts. Als ich vorsichtig aus dem Zelt klettere, sehe ich, dass wir den Platz recht gut ausgesucht haben. Wir stehen noch auf Wiese. Die meisten Zelte haben nicht so viel Glück gehabt. Die beiden Radlerinnen bauen im Regendress tapfer ihr Zelt ab und beladen ihre Räder. Wollen wir das auch?

                              Der Zugang zum Sanitärgebäude steht völlig unter Wasser. Leider auch die überdachte Fläche mit den Wäscheleinen. Ich angele die dort aufgehängte Wäsche zu mir her. Getrocknet ist da natürlich nichts. Wir frühstücken erst einmal unter dem Tarp und überlegen. Da hört der Regen auf. Sogar die Sonne kommt ein bißchen heraus.

                              Also lassen wir Therme Therme sein und brechen auf. Den Platz können wir in Euro bezahlen, versorgen uns dann aber doch mit Forint. Bankautomaten gibt es reichlich. Nun müssen wir nur noch wissen, wieviel denn 100 Forint sind. Dazu habe ich für all die verschiedenen Währungen eine Liste dabei.

                              Zunächst einmal fahren wir zurück nach Komarno. Gestern hatten wir keine Lust mehr auf eine Stadtbesichtigung. Die Fußgängerzone ist recht hübsch und auch sehr belebt. Und die Festung ist einfach gewaltig. Besichtigen kann man sie nur geführt. Das ist jetzt nicht. Also umrunden wir sie einmal. Das dauert eine ganze Weile. Wir müssen dabei riesige Pfützen durchqueren. Ganz schön ergiebig der Regen letzte Nacht. Von der Rückseite ist die Festung offen. Man kann durch einen Durchgang in den Hof. Einige der Gebäude werden für gewerbliche Zwecke benutzt. Interessant. Innerhalb der Festung gibt es viele dieser Höfe. Immer mit Durchfahrten zu wieder anderen.

                              Zurück nach Komarom. Richtung Esztergom geht es jetzt eine stark befahrene Straße entlang. Mal mit mal ohne Radweg. Die Straße ist erstaunlich schlecht. Der Radweg meist noch schlechter. Schließlich hört er auf. In Almasfüzito müssen wir abbiegen. Ausgeschildert ist hier wenig. Wir versuchen, uns an den Bahnlinien zu orientieren. Nach dem Abbiegen geht es jedenfalls wieder Richtung Donau. Hier gibt es anscheinend in fast jedem Ort einen Campingplatz. Und man trifft auch immer wieder andere Reiseradler.

                              Die Orte liegen dicht an dicht. Die Straße ist immer stärker befahren. Es gibt viel Gewerbe und Industrie. Ab Nyergesujfalu auch wieder einen Radweg. Die Straße ist nun besser. Dafür wird gerast. Wir sind jetzt froh über den Radweg, obwohl die Autofahrer uns generell sehr rücksichtsvoll begegnen. Schließlich biegen wir ab und erreichen über eine weite grüne Ebene Esztergom. Lange sehen wir den Dom oben liegen. Sehr eindrucksvoll.

                              Der Campingplatz liegt davor. Unten, aber in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt. Er sieht ziemlich nass aus. Hier hat es speziell die Wege unter Wasser gesetzt. Er ist sehr groß, so dass wir uns lange nicht entscheiden können, wo wir uns niederlassen wollen. Wir teilen uns den Platz mit einer Gruppe, die Kanus aus einem Kleinbus lädt, und drei Radlern. Einem deutschen Paar und einem Studenten auf dem Weg nach Griechenland.

                              Der Swimmingpool darf noch eine halbe Stunde genutzt werden. Das Sanitärgebäude liegt dahinter. Es ist sehr ordentlich aber ohne Gummistiefel nur schlecht erreichbar. Der Platz braucht dringend mal eine Schönwetterperiode. Der übliche Erfahrungsaustausch muss schon wieder unter unserem Tarp stattfinden. Das nächste Gewitter ist herangezogen und der anscheinend allabendliche Wolkenbruch geht nieder. Wir haben uns inzwischen dran gewöhnt. Als der Regen aufhört, waten wir zum Restaurant und essen Gulasch. Das muss sein in Ungarn. Und die Preise sind so niedrig, dass sich Kochen kaum lohnt. W-Lan gibt es natürlich auch.

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                              • Enja
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                                • 18.08.2006
                                • 4750
                                • Privat

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                                #35
                                AW: Die Donau entlang

                                29.8.2013

                                Am Morgen scheint die Sonne. Während wir gemütlich frühstücken, trocknet das Zelt endlich mal wieder. Sogar die Wäsche wird trocken. Kurze ‚Absprache. Wer will wo lang? Es wird um das Donauknie gehen. Das soll landschaftlich sehr schön sein. Die Hauptstrecke links der Donau. Die Variante rechts führt über stark befahrene Straßen, die teilweise sehr gefährlich sein sollen. Aber über Visegrad, wo wir eigentlich gerne hin möchten. Auf der linken Seite ist es erheblich weiter. Und man muss zwei Fähren nutzen, wobei wir noch nicht wissen, ob ungarische Fähren verlässlich fahren, wenn man sie braucht.

                                Bei Abfahrt sind wir alle noch unentschlossen. Zunächst einmal geht es aber natürlich in die Altstadt von Esztergom. Die liegt größtenteils hochkant am Hang. Und besteht im Moment gerade aus einer Großbaustelle. Wir schieben deshalb relativ zügig hoch zur Basilika. Interessanterweise erreichen wir sie schließlich mit einem Fahrstuhl. Die Räder bleiben unten. Erbaut wurde die Kirche 1822. Als größte Kirche Ungarns. Es gibt auch noch ein paar andere Superlative. Ich habe immer ein leichtes Misstrauen, wenn eine Kirche (oder was auch immer) mit „größte, höchste, teuerste“ beworben wird. Spricht meist nicht dafür, dass es die „schönste“ ist. Auch hier ist es so, dass der Fernblick auf das Gebäude wesentlich eindrucksvoller ist als die Besichtigung. Es herrscht ein unglaublicher Rummel. So ziehen wir uns bald auf das Plateau drum herum zurück, um die Aussicht zu genießen. In Richtung Donau ist sie tatsächlich sehr schön. In der anderen Richtung sieht man eher auf Industrie und Plattenbauten.

                                Der Radweg führt unten auf Donau-Niveau um den Domberg herum. Wir können ihn von oben sehen. Das beschert uns eine wilde Abfahrt. Besonders wild, weil sie auf extremem Kopfsteinpflaster stattfindet. Der Weg unten erweist sich als gut fahrbar und sehr idyllisch direkt an der Donau gelegen. Wir leisten uns hier noch eine Rast, weil wir bald auf die Straße treffen werden. Die Strecke ist mit EV 6 ausgeschildert. Man findet immer mal ein Schild. Oft aber auch nicht. Zudem stimmt die ausgeschilderte Strecke nicht unbedingt mit der Bikeline-Route überein.
                                Die Straße ist nur mäßig befahren. Also kein Problem. Sie verläuft natürlich nicht so nett an der Donau entlang, wie der Radweg vorher. Sie schneidet Donauschlingen ab. Das bedeutet nicht nur, dass man die Donau nur ab und zu sieht, sondern auch Steigungen. Bei Dolmos treffen wir wieder auf das Ufer und sehen bald Visegrad liegen. Die Straße führt am Ort vorbei, was das Zentrum angenehm ruhig macht. Wir sehen uns den Königspalast mit dem Löwenbrunnen an. Blicken hoch zur Burg und verlassen schließlich am Salomonturm wieder die Stadt.

                                Hier am Donauknie ist die Landschaft mal wieder recht eindrucksvoll. Die Berge treten eng an die Donau heran, die jetzt mal wieder dich an der Donau entlangführt. Wir beschließen, auf einer hübschen Terrasse über dem Fluss eine frische Forelle zu essen und sitzen gerade gemütlich unter dem Sonnenschirm, als mal wieder ein Gewitter aufzieht und der tägliche Wolkenbruch niedergeht. Das war doch mal ein gutes Timing. Allerdings müssen wir in das Gebäude flüchten.

                                Die Nähe von Budapest macht sich jetzt bemerkbar. Etwa ab Tahitotfalu sind die Orte zusammengewachsen. Die Bebauung wird immer dichter. Der Radweg führt am Flußufer durch verschiedene Parks, Sportanlagen und Datschen-Zonen entlang. Hier lässt es sich gut fahren.
                                Schließlich erreichen wir Szentendre und damit eine hoch-touristische Zone. In jedem Haus ein Andenkenladen oder ein Restaurant. Jede Menge Schulklassen auf Klassenfahrt. Busse. Touristengruppen. Wir schieben unsere Räder einmal längs durch. Kommen aber als Kunden nicht so richtig in Frage.

                                Wir folgen weiter der Beschilderung des EV 6. Kurz hinter Szentendre müssen wir an einem in die Donau mündenden Bach aufwärts bis zu einer Brücke fahren. Dahinter wieder am Bach zurück und nun auf unbefestigtem Weg weiter. Mehrere andere Reiseradler sind kurz vor oder hinter uns unterwegs. Einige davon mit den Leihrädern eines in Österreich tätigen Verleihs. Der Weg ist schlecht zu finden. Nicht zuletzt, weil er vom vielen Regen so ausgewaschen wurde, dass man ihn einfach nicht mehr als solchen erkennt. Streckenweise müssen die Räder geschoben und gezogen werden. Oder auch mal getragen.

                                Als wir die Autobahnbrücke erreichen, wird es besser. Der Weg ist wieder befestigt und ausgeschildert. Es geht eine sehr belebte Uferpromenade entlang. An Bootsclubs, Restaurants und einer Art Jahrmärkten vorbei – immer weiter auf Budapest zu. Die Strecke zieht sich. Der Verkehr tobt. Aber nun gibt es auch Radwege.

                                Im Spätnachmittagslicht blicken wir gegenüber zunächst auf das Parlamentsgebäude. Unser Radweg ist so stark befahren, dass wir es kaum schaffen, mal für ein Foto anzuhalten. Die Szenerie ist einfach phantastisch. Die glitzernde Donau. Sich zum abendlichen Unwetter auftürmende Wolken. Budapest zu beiden Seiten des Flusses. Die vielen Brücken dazwischen. Rechts von uns, oben auf den Höhen sehen wir die Fischerbastei, den Burgpalast und die Zitadelle.

                                Am anderen Ufer liegen all die Kreuzfahrtschiffe, die wir unterwegs immer wieder getroffen haben. Irgendwann nehmen wir eine der Brücken, um drüben weiterzufahren. Unser Ziel ist das Haller-Camping. Der Platz liegt sehr zentrumsnah. Insofern finden wir die Adresse auch sehr schnell. Unser Navi führt uns hin. Die Haller Utca ist breit und stark befahren. Der Platz von hier aus aber nicht zu sehen. Wir finden ihn, als wir einmal um den Block fahren. Es herrscht lebhafter Betrieb. Wir treffen den Studenten, der schon in Esztergom neben uns wohnte. Und viele Wohnmobile. Auch einige Rucksackreisende mit Zelt. Es ist relativ eng. Auf dem Platz steht kein grüner Halm mehr. Der Sommer war wohl heiß und trocken. Jetzt ist der Platz kurz vor dem Wegschwimmen. Und es sieht schon wieder nach Wolkenbruch aus.

                                Die Sanitäranlagen sind neu und ausreichend dimensioniert. Es gibt kostenlose Waschmaschinen und Wäscheständer. Die nutzen wir gleich mal. Und ein sehr nettes Camping-Restaurant mit freiem W-Lan. Dort sitzen wir den Wolkenbruch ab. Danach fahren wir in ein riesiges nahe gelegenes Einkaufszentrum, heben Geld ab und kaufen Vorräte ein.

                                30.8.2013

                                Heute wollen wir uns Budapest ansehen. Das Navi bringt uns zügig in die Innenstadt. Bei strahlendem Wetter ist uns weniger danach, Museen zu besuchen, als einfach durch die Stadt zu bummeln. Budapest ist ein bißchen wie Wien. Um die Stadt kennenzulernen, ist ein Tag sowieso zu wenig. Und so verbringen wir erst einmal reichlich Zeit in der Markthalle, wo es viel zu sehen und zu probieren gibt. Mal ganz abgesehen davon, dass auch das Gebäude eine Schönheit ist.

                                Wir treffen uns mit einer Internet-Bekanntschaft aus Budapest. Interessant, mal einen Ortskundigen zu treffen. Endlich werden wir all unsere Fragen los und bekommen auch noch Tipps zum weiteren Verlauf des Donau-Radwegs. Weiter geht es durch die Prachtstraßen mit ihren verlockenden Lokalen und den üblichen Marken-Läden. Alles schön herausgeputzt. Und natürlich gibt es auch hier viele, viele Jugendstilbauten. Einer mit schöneren Details als der nächste. Wir können uns kaum satt sehen.

                                Der tägliche Wolkenbruch treibt uns in die St. Stephan-Basilika. Danach umrunden wir das Parlament, dass zur Zeit in eine große Baustelle verwandelt ist. Überqueren die Donau und erklimmen die Fischer-Bastei. Jetzt nach dem Wolkenbruch und bei fortschreitender Zeit ist die Beleuchtung wieder phantastisch. Wir besichtigen das Gellert-Bad (Jugendstil) und kaufen uns zwei Dosen Bier, um von der Kettenbrücke aus den Sonnenuntergang zu bewundern. Im hell erleuchteten Budapest drehen wir anschließend noch eine Runde, um müde auf den Cp zurückzukehren.

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                                • Enja
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                                  • 18.08.2006
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                                  #36
                                  AW: Die Donau entlang

                                  31.8.2013

                                  Wir packen zusammen und brechen auf. Der Student hat aufgegeben. So sind wir hier an diesem Morgen die einzigen. Bikeline 4 können wir jetzt aufschlagen. Und ab jetzt haben wir die schönen GTZ-Karten. Darin gibt es mehr Alternativen. Speziell Varianten für trockenes und für regnerisches Wetter. Nach den massiven Regenfällen, die wir in den letzten Tagen erlebt haben, sind die unbefestigten Wege kaum befahrbar.

                                  Wir wollen über die Insel Czepel fahren. Im Prinzip tut das auch der EV 6. Im Großstadt-Straßengewirr verpassen wir den gleich mal. Finden aber zwischen all den Bahnlinien eine Brücke über die Donau und fahren südwärts. Wo genau, ist schließlich nicht so wichtig. Nachdem wir etliche Zeit damit verbracht haben, große Plattenbausiedlungen zu durchqueren, wird die Bebauung langsam niedriger. Wir passieren etliche Discounter und Supermärkte. Nicht nur die üblichen deutschen, sondern auch französische, englische und spanische. Fehlt uns noch was? Ja, unbedingt. Deutschen Kaffee hätten wir gern noch gekauft. Wer weiß, größere Städte sind jetzt erst einmal nicht in Sicht. Und wer weiß, was Kroatien und Serbien so bieten werden?

                                  So freuen wir uns, als wir den Discounter mit dem großen L treffen. Nach Querung der Autobahn, schon mit Szigetszentmiklos in Sichtweise. Durch viele Orte mit Sziget im Namen geht es weiter südwärts. Wobei die Straßenführung große Haken schlägt. Die Donau, bzw. die Bäume, die sie säumen, sieht man nur von weitem. Stattdessen säumen große Felder die Straße. Hauptsächlich Maisfelder. Die anderen sind schon gepflügt und sehen braun und langweilig aus. Kurz vor Rackeve biegen wir ab in Richtung Donau. Der Straßen müde. Auf unbefestigter Straße geht es hier zwischen Datschen dahin. Hier ist es schöner. Dafür kommt man kaum vorwärts. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten werden wir uns künftig häufig entscheiden müssen.

                                  So kommen wir nach Rackeve. Hier liegt an der Donau ein hübsches Schloss. Erbaut von Eugen von Savoyen (Prinz Eugen, der edle Ritter), der die Türken vertrieben hat. Dem gehörte damals hier die Gegend. Das Schloss ist niedlich. Heute beherbergt es ein Hotel. Im Garten gibt es eine Art Biergarten. Da heute die Sonne heftig vom Himmel brennt, würden wir gerne einkehren. Ist aber alles geschlossen.

                                  Hier könnte man über eine Brücke auf das „Festland“ zurückkehren. Wir wollen aber weiter bis zur Czepel-Südspitze. Laut Karte geht das. Also verlassen wir das hübsche Städtchen Richtung Süden, nicht ohne noch in einer Bäckerei eingekauft zu haben. In Makad verfahren wir uns. Die Straßenführung durch die Orte ist häufig etwas verworren. Und nicht ausgeschildert. Wir geraten also auf die falsche Straße. Sie wird immer schlechter. Wir ahnen schon, dass das nicht die Durchgangsstraße ist. Und landen auf dem Donau-Damm. Nun gut. Auch eine Variante. Auf der Karte als „nicht befestigt“ eingetragen. Sehr insektenreich ist es hier. Die Donau sieht man auch nicht. Und der Weg befährt sich in etwa so gut wie eine Kuhweide. Also eigentlich gar nicht gut. Wir hoppeln voran. In der weiten ebenen Landschaft kann man allerdings erkennen, wie Straße und Damm in der Ferne aufeinander treffen.

                                  Von weitem sieht man schon große Staubwolken. Eine Straßenbaustelle. Und als wir auf die Straße treffen, steht dort eine Polizistin und sperrt die Straße. Hier geht es nicht lang. Wir sollen die 20 km nach Rackeve zurückfahren und dort die Brücke nehmen. Wie bitte? 40 Bonus-Kilometer – einfach mal so? Wir sind nicht einverstanden. Unten am Damm gibt es eine Kneipe. Da gehen wir erst einmal hin und gucken, ob da nicht jemand Englisch kann. Viele Räder stehen dort.

                                  Es findet sich jemand. Er geht noch einmal zur Polizistin, um nachzufragen. Keine Chance. Da kommen wir nicht durch. Wir sind sauer. Da meint der freundliche Helfer, er könne uns einen Deal anbieten. Sie seien mit dem Boot da. Sie könnten uns übersetzen. Drüben gehe es weiter. Au ja. Wir schieben unsere Räder über den Strand. Das Boot ist das, was man an der deutschen Donau eine Zille nennen würde. Ein Holzkahn mit Außenbordmotor. Wird das gehen?

                                  Wir entladen unsere Räder. Packen sie ins Boot. Sie hängen weit über. Das Gepäck dazu. Uns auch noch. Bis auf den Kapitän bleiben die anderen Passagiere zurück und helfen, das Boot ins Wasser zu schieben. Überraschung: Es schwimmt. Ragt allerdings nur noch wenige Zentimeter aus dem Wasser. Ein strahlender, blonder Ungar zückt das Stechpaddel. „My Name „Schandor“. No English, No German.“ Wir strahlen zurück. Obwohl das nur die halbe Donau ist, brauchen wir eine ganze Weile bis nach drüben. Dort ist wieder „Datschenzone“. Ein Anlegesteg neben dem anderen. Jedes Haus hat hier einen. Und einer sieht maroder aus als der nächste. Dafür liegen sie alle beträchtlich hoch über der Wasseroberfläche. Wir sind heilfroh, als wir unser Hab und Gut an Land befördert haben und unter den staunenden Blicken der Anwohner auf dem Weg unsere Räder wieder beladen.

                                  Freudig und entspannt radeln wir weiter und finden auch bald einen Strand. Mit Kiosk, Tischen und Bänken. Sandstrand und flachem warmem Wasser. Aber ein Stückchen vorankommen, müssen wir heute auch noch. Der nächste Campingplatz liegt in Dunaföldvar. Um dorthin zu kommen, haben wir die Wahl zwischen dem Damm und der „51“. Den Damm kennen wir schon. Jetzt probieren wir mal die Hauptstraße aus. Die hier übrigens als EV 6 ausgeschildert ist. Wir fahren von der Donau weg bis nach Tass und biegen in die Hauptstrecke ein. Wie es auch Bikeline empfiehlt. Tatsächlich gibt es zunächst einen Radweg. Die Straße ist überhaupt gut ausgebaut. Der Rückenwind pfeift uns voran. So muss das auch mal sein. Bei Solt müssen wir abbiegen.

                                  Als der Radweg aufhört, findet sich ein komfortabler Seitenstreifen. Der Verkehr ist lebhaft, aber auszuhalten. Irgendwann überholen uns zwei junge Deutsche auf dem Weg zum/vom Balaton mit gebrochener Speiche. Kurz darauf kommen sie uns wieder entgegen. Um uns noch einmal zu überholen. Wir erreichen Solt und biegen Richtung Donaubrücken ab. Es sind zwei. Die Donau fließt jetzt meist in mehrere Arme geteilt. Und nimmt viel Breite ein. Drüben auf der anderen Seite liegt Dunaföldvar. Der Campingplatz ist ausgeschildert. Jedenfalls führt uns ein Wegweiser auf die Uferpromenade. Dort wird heftig gefeiert. Die beiden Radler kommen uns wieder entgegen. „Hier stehen nirgendwo Zelte.“ Nun gut, aber bald. Wir kommen an ein Gebäude, in dem Zimmer angeboten werden. Daneben ist eine große Wiese. Der Campingplatz. Wir bauen unsere Zelte auf. In dem Gebäude gibt es viele Toiletten, Waschbecken und Duschen. Jeweils eine davon ist benutzbar. Einmal für Männer, einmal für Frauen. Ich muss also nichts teilen.

                                  Nach einer kurzen Runde durch den recht hübschen Ort kommen wir zurück. Zwischenzeitlich sind noch zwei Engländer angekommen und haben ihr Zelt aufgebaut. Hier sind wir mal wieder direkt an der Donau. Die vorbeifahrenden Schiffe wummern uns in den Schlaf.

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                                    • 18.08.2006
                                    • 4750
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                                    #37
                                    AW: Die Donau entlang

                                    1.9.2013

                                    Beim Frühstück sehen wir den vier anderen beim Packen zu. Beide Teams essen ausschließlich in Restaurants, bauen also zügig ab, um unterwegs zu frühstücken. Lustig anzusehen die Mühen der sehr sportlich wirkenden Engländer, die Reiseräder ohne Ständer benutzen. Das eine lag über Nacht auf der Seite, das andere lehnte am Sanitärgebäude. Das Befestigen der Packtaschen wirkt äußerst akrobatisch. Das Wetter ist gut. Die Sonne scheint vielversprechend. Auf der Donau herrscht lebhafter Schiffsverkehr. Die Schubverbände werden immer größer.

                                    Zunächst geht es zurück über die Donaubrücken nach Solt. Wir kreuzen den Dammweg. Er sieht unbefahrbar aus. In den Karten ist er als „kaum noch befahrbar“ eingetragen. Durch die vielen Regenfälle ist das nicht besser geworden. Selbst Bikeline empfiehlt hier die „51“. Bis Dunapataj ist ein begleitender Radweg eingezeichnet, den wir auch real antreffen, was nicht immer selbstverständlich ist. Er ist ziemlich gut ausgebaut, wenn auch manchmal durch Baustellen unterbrochen. Der Rückenwind schiebt immer noch. Nach einiger Zeit sausen die beiden Engländer an uns vorbei. Wir sind mit 27 kmh unterwegs. Sie lassen uns praktisch stehen. Vorne „sie“, groß und breitschultrig, über das ganze Gesicht strahlend. Hinterher „er“, aus aller Kraft strampelnd.

                                    Vor Harta zweigt der Radweg ab und durchquert den Ort, um hinterher wieder auf die Durchgangsstraße zurückzukehren. Das ist mal eine nette Abwechslung. Die schnurgerade Strecke durch die flache grüne Landschaft ist ansonsten etwas öde.
                                    Von Dunapataj aus könnten wir jetzt direkt weiter nach Kalocsa brausen, folgen aber doch lieber der Radweg-Beschilderung, die donaunäher durch etliche Dörfer führt. Die Straßen sind auch hier neu und gut befahrbar. Die Dörfer liegen jetzt am Sonntag still da. Die Bewohner sammeln sich offensichtlich erst in den Kirchen und dann auf den Friedhöfen.

                                    In Foktö biegen wir Richtung Kalocsa ab. Nicht, dass uns das hier angepriesene Paprika-Museum besonders locken würde, aber es gibt hier in der Gegend nicht viel zu sehen. Da reizt jede Abwechslung. Auf Kalosca führt erst einmal eine gigantisch ausgebaute Straße mit vielen Kreiseln zu, auf der wir mutterseelenallein unterwegs sind. Der Ort selber ist aber sehr übersichtlich und genauso still wie die Dörfer. Alles hat geschlossen, so dass wir eine Runde durch den hübschen barocken Ort radeln und froh sind, an einem Fußballplatz eine Kneipe für eine Mittagspause zu finden.

                                    Wir beschließen, ab jetzt wieder der „51“ zu folgen. Es ist sonntäglich wenig Verkehr. Zwar gibt es nun meistens keinen Radweg mehr, aber es fährt sich gut auf einem komfortablen Seitenstreifen. Die Alternative wäre jetzt der unbefestigte Damm. Die 50 km bis Baja legen wir flott zurück. Es ist ein bißchen langweilig. Die Straße führt an den Orten vorbei. Die Landschaft ist flach. Irgendwann unterwegs sausen die Engländer wieder vorbei.

                                    Jedenfalls freuen wir uns, als wir auf Baja zukommen. Unser Navi führt uns zum Campingplatz, der auf einer Donau-Insel liegt. Die Stadtbesichtigung verschieben wir auf morgen. Auf der Wiese finden wir die Engländer, die neben ihren Rädern sitzen und setzen uns erst einmal dazu. Zeit, sich auszutauschen. Die beiden fahren den EV 6 vom Atlantik bis Constanta. Sie ist Sportstudentin und das ganze ein eher sportliches Projekt. Sie benutzen ausschließlich die Straße und sehen sich nichts an. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sie uns davon fahren.

                                    Da der Platz stadtnah liegt, beschließen wir, essen zu gehen. Morgen wollen wir Ungarn verlassen und haben noch viele Forint. Das Preisniveau war einfach bedeutend niedriger, als wir kalkuliert haben. Aber jetzt um 20 Uhr gibt es nirgendwo mehr Essen. Gut, dass wir noch etwas dabei haben.

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                                    • Enja
                                      Alter Hase
                                      • 18.08.2006
                                      • 4750
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: Die Donau entlang

                                      2.9.2013

                                      Heute wollen wir mal wieder an der Donau fahren. Von der Hauptstrecke haben wir genug. Nachdem wir uns Baja angesehen haben – ein hübsches Örtchen mit viel Barock, einer Fußgängerzone und einem Hauptplatz, auf dem gerade eine Bühne abgebaut wird. Die Sonne scheint. Wie jetzt anscheinend immer. Das Regenwetter liegt hinter uns. Es riecht nach Süden.
                                      Über Szeremle fahren wir Richtung Dunafalva. Jetzt immer mal wieder dicht an der Donau, schließlich auf dem Damm. Die Strecke ist asphaltiert und gut zu fahren. Wir fahren an zwei Reiseradlern mit gelbem Anhänger vorbei. Später werden wir sie noch kennenlernen. Ab Dunafalva ist der Dammweg unbefestigt und streckenweise „schlecht befahrbar“. Gerne würden wir ihn trotzdem nehmen. Aber – Baustelle. Er ist hoch mit Sand aufgeschüttet. Da kommen wir nicht durch.

                                      Wir kehren um und müssen nun die Straße nehmen, was natürlich mit einem Umweg verbunden ist. Das ist demotivierend. Und mit Gegenwind verbunden. Trotzdem ist es bis Ujmohacs nicht mehr weit. Schade, wir wären gern über Felsökanda gefahren. Ein schöner Name für ein Dorf. Kurz vor dem Donauufer kreuzen wir den Dammweg. Auch hier ist er nicht befahrbar.

                                      Am Ufer ist der Fähranleger und hier ist reichlich Betrieb. Eine große Fähre steuert ihn gerade an. Etliche Autos und eine Schulklasse zu Fuß warten schon. Wir kaufen uns Tickets, schieben unsere Räder auf die Fähre und genießen die Überfahrt. Die Donau ist hier relativ schmal. Es dauert nicht lange. Drüben, in Mohacs liegt ein Kreuzfahrtschiff am Kai. Hier und in der daneben beginnenden Fußgängerzone gibt es sehr einladende Lokale. Wir suchen uns eins aus und essen mal so richtig schön ungarisch. Anschließend wäre es nicht schlecht gewesen, eine Siesta einzulegen. Aber wir fahren tapfer weiter. Den Campingplatz in Mohacs gibt es anscheinend nicht.

                                      Wir nehmen die direkte Straße zum Grenzübergang Udvar. Empfohlen wird eine Nebenstrecke, die einen großen Bogen schlägt. Aber die ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Straße ist mäßig befahren. Eine Weilchen folgt sie der Grenze. Dass das keine der üblichen Grenzen ist, die man überquert, ohne sie zu bemerken, sieht man gleich. Es gibt einen Zaun und Wachttürme. In der ungarischen Grenzstation umringen uns acht fröhliche Grenzer. Neben ganz viel Geplauder möchten sie tatsächlich auch unsere Ausweise sehen.

                                      Die Kroaten sind förmlicher. Und haben es eilig. Noch einmal werden unsere Ausweise kontrolliert. Und wir werden daran erinnert, dass Wildcampen in Kroatien strengstens verboten und zudem, wegen der Minen auch gefährlich sei. Campingplätze gibt es an der kroatischen Donau nicht. Mal gucken, wie das wird.

                                      Die Straßen sind jetzt makellos. Und der Radweg gut ausgeschildert. Kurz hinter der Grenze biegen wir nach links in Richtung Donau ab. Zunächst geht es weiter durch die Ebene, aber in der Ferne sieht man schon Berge. Da müssen wir rüber. In den kroatischen Dörfern sind viele Häuser frisch renoviert. Dazwischen sieht man noch welche mit Kriegsschäden.

                                      Es geht überraschend steil bergauf. Wir müssen ziemlich schuften. Aber das Schöne daran ist, dass man von oben eine phantastische Aussicht genießen kann. Wir fahren nicht runter nach Batina, sondern bleiben oben. Weinberge gibt es hier viele. Die reifen Trauben hängen an den Reben. Schön eingezäunt. Und außerdem heißt es überall: Minen. Keinen Schritt von der Straße. Ich weiß nicht so recht. Aber so richtig für Wohlgefühl sorgt der Gedanke nicht.

                                      Besonders viel Tageslicht bleibt uns nicht mehr. Wir müssen gucken, wo wir übernachten wollen. In Knezewi Vinogradi finden wir einen Bankautomaten. Das ist schon mal gut. Irgendwo fragen, ob wir bei einem Restaurant zelten können? Nein, das wollen die nicht. Also ein Zimmer? An vielen Häusern hängen Schilder „Sobe, Zimmer, Rooms, Chambres“. Irgendwo mal gucken? Ein Privatzimmer ist im Bikeline angegeben. Da klingeln wir mal. 22 € soll das Zimmer kosten. Die Wirtin spricht fließend Deutsch. Das Haus ist sauber. Das Zimmer auch. Warmes Wasser gibt es nicht. Ist das angemessen? Uns kommt es teuer vor. Ungarn war deutlich günstiger. Aber gut. Wir sind müde und checken ein. Unsere Ausweise müssen wir zwecks polizeilicher Meldung abgeben.

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                                      • qwertzui
                                        Alter Hase
                                        • 17.07.2013
                                        • 2898
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: Die Donau entlang

                                        Toller Bericht.
                                        Du sagst 22 € für das Zimmer kamen Euch teuer vor. Habt Ihr mal geschaut, was die Zimmer in Ungarn kosten?

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                                        • Enja
                                          Alter Hase
                                          • 18.08.2006
                                          • 4750
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: Die Donau entlang

                                          In Ungarn haben wir nicht nach Zimmerpreisen geguckt, weil es überall Campingplätze gab. Ansonsten war auf der weiteren Tour 20 € schon fast die Obergrenze für ein taugliches Hotelzimmer. Mit warmer Dusche und Frühstück. 44 € waren für das über eine Hühnerleiter erreichbare Ex-Kinderzimmer unter dem Dach auf jeden Fall zuviel.

                                          Vor allem haben wir uns natürlich über das "Missverständnis" geärgert. Wir hatten auf eine klare Frage eigentlich eine klare Antwort bekommen. Und die Dame sprach perfekt Deutsch. Ohne jeden Akzent. Nach vielen Jahren in Deutschland.

                                          Ansonsten ärgern wir uns über sowas eher nicht. Mal kommt man günstig unter, mal nicht. Im Durchschnitt macht sich so ein Missgriff nicht besonders bemerkbar.

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