[ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

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    [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

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    Mitreisende
    Auch meine Freundin und ich haben in diesem Jahr an der Dauerbegehung des GR 221 durch ODSler mitgemacht ;) Hier ein kleiner Bericht, der unsere Eindrücke schildern soll:

    Tag -1

    Ich sitze im Computerraum der Universität und tüftle an meinem Praktikumsprotokoll, das noch fertig werden muss, bevor es morgen nach Mallorca geht. Neben mir liegt ein randvoller Notizenzettel mit urlaubsrelevanten Dingen, die ich noch erledigen muss. Die letzte Klausur des Semesters habe ich gestern geschrieben - irgendwie ist das ganz schön stressig.
    Gegen Mittag kommt meine Freundin an. Ich beende endlich mein Protokoll und arbeite nun die Urlaubsvorbereitung ab. Nachdem ich den Rechercheanteil erledigt habe, fahren wir in die Stadt, um die letzten Besorgungen zu tätigen - erstaunlich, was noch alles fehlt. Irgendwann um 18 Uhr sind wir zu Hause und fangen an, zu packen. Unser Flug geht morgen um 07:50 und eigentlich wollen wir noch ins Saarland fahren, um bei meiner Freundin zu übernachten. Um 20 Uhr verwerfen wir diesen Plan und irgendwann um 22 Uhr geht es ins Bett - um 3 Uhr wird der Wecker klingeln. Ich finde wenig Schlaf, überdenke 100 mal, ob ich nicht irgendetwas vergessen habe.

    Tag 0
    Als der Wecker klingelt, bin ich ziemlich gerädert - ich habe vielleicht 3 Stunden geschlafen. Schnell ein kurzes Frühstück, eine letzte Dusche und schon sitzen wir im Auto Richtung Frankfurt Hahn. Die Autobahn ist angenehm frei und wir kommen gut durch. Auf dem Weg zum Terminal kommt das erste Mal wirklich Urlaubsstimmung auf:





    Der Flug verläuft ereignislos, aber wir sind recht amüsiert von dem reichhaltigen Serviceangebot von Ryan-Air. Wir nehmen den Bus zum Plaça d'Espanya und gehen von dort aus zu Fuß zu einem Supermarkt, der Sonntags geöffnet hat und - wie sich nach einigen interkulturell geprägten Telefonaten herausgestellt hat - tatsächlich Brennspiritus im Angebot hat.
    Die per googlemaps erstellte Fußgängerroute schickt uns durch einige ansehnliche Seitengassen:





    Im Supermarkt angekommen suchen wir eine ganze Weile, bis wir den Brennspiritus gefunden haben. Er findet sich neben diversen Reinigungsmitteln. Voll ausgerüstet, begeben wir uns auf den Rückweg zum Plaça d'Espanya und nehmen den Bus nach Port d'Antratx. Dort angekommen, stelle ich fest, dass ich die Streckenbeschreibung für die ersten Teile nicht dabei habe. Wir haben die beliebten Karten des Alpinaverlags, die mit ausführlichen und mehrsprachigen Reiseführern geliefert werden. Da wir entsprechend einen großen Teil der Beschreibungen nicht brauchen, habe ich diejenigen Seiten herausgetrennt, die für uns relevant sind. Dabei habe ich dummerweise übersehen, dass im Text oft auf andere Wanderungen verwiesen wird, die ich aber nicht eingepackt habe - so auch hier.
    Ärgerlicherweise ist nur ein kleiner Zipfel von Port d'Antratx auf der Karte vorzufinden, sodass diese hier auch keine Hilfe darstellt. Ich hatte mir allerdings das "Hotel Mon Port" gemerkt, das wir mit Hilfe der Beschilderung auch finden. Wir fragen Einheimische nach dem Weg und uns wird auch freundlich geholfen. Allerdings haben wir nicht wirklich das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein. Wir fragen einen freundlichen Herren, der mit seinem Auto vorbeikommt. Dieser kennt den Weg nicht, weiß aber, dass wir auf jeden Fall falsch sind. Er rät uns davon ab, jetzt noch (es ist ca. 17.30 Uhr) über den "Berg" nach Sant Elm zu gehen, da die Steine sehr rutschig seien. Das macht uns zwar wenig Sorgen, allerdings sind wir ein wenig aufgeschmissen, weil wir tatsächlich den Weg nicht kennen und die einheimische Tipps offensichtlich nicht immer hilfreich sind. Der Mann bietet uns an, uns nach Sant Elm zu fahren. In Ermangelung besserer Ideen und in Anbetracht unserer Müdigkeit willigen wir ein. Zuvor begleiten wir ihn noch in eine Luxusferienwohnung, für die er als Hausmeister tätig ist und bestaunen die luxuriöse Ausstattung, den erstklassigen Meerblick sowie die horrenden Tagessätze, die man dafür löhnen muss.
    In Sant Elm angekommen, bedanken wir uns bei unserem freundlichen Helfer, der sich vehement weigert, etwas Geld für das verbrauchte Benzin anzunehmen. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns für ein Hotelzimmer im "Hostal de Dragonera". Den Rest des ersten Urlaubstages verbringen wir im wirklich süßen Sant Elm und können uns jetzt auch zum ersten Mal wirklich entspannen.





    Wir schlendern durch das Örtchen, essen eine Kleinigkeit und genießen den Sonnenuntergang sowie unser Zimmer mit Meerblick.





    Rückblickend muss ich sagen, dass ich in Zukunft vermutlich davon absehen werde, nach einem anstrengenden Anreisetag direkt loszulaufen. Insbesondere der wenige Schlaf hat uns wirklich zugesetzt und wir haben erst abends in Sant Elm gemerkt, wie kaputt wir eigentlich waren. Insofern war es auch eine gute Idee, dort zu bleiben und nicht noch weiter zu laufen.

    Tag 1
    Sichtlich erholt wachen wir am nächsten Morgen auf und genießen das gute Frühstück im Hostal. Trotzdem bin ich etwas unruhig, denn ich möchte endlich loslaufen, denn vorher finde ich keine Ruhe - auch im Hinblick auf die etwas blöde Situation mit den Wegbeschreibungen, denn die ersten Etappen des GR 221 sind nicht offiziell markiert. Nach dem Frühstück machen wir uns auch gleich vom Acker. Wir verlassen Sant Elm und gehen zunächst durch ein kleines Waldstückchen. Es geht schon recht bald ganz gut bergauf. An einigen Kreuzungen ist nicht klar ersichtlich, wohin man abbiegen muss, aber das Navigieren per Karte & Kompass klappt hier ganz gut, was nicht selbstverständlich ist, denn wie viele Wanderkarten leidet auch diese darunter, dass einige Wege nicht eingezeichnet sind. Recht bald sehen wir aber viele Steinmännchen, die fortan ein recht zuverlässiger Wegweiser sein werden.





    Nach einiger Zeit verlassen wir den Wald und haben einen wunderbaren Blick auf das Meer und die "illa de sa dragonera", eine Insel, die ihren Namen ihrer drachenartigen Form zu verdanken hat.



    Blick auf die illa de sa dragonera

    Kurz bevor wir La Trapa erreichen, wo ein Refugi gebaut wird, müssen wir noch eine kleine Kletterstelle überwinden, die mich ein letztes Mal an der Tatsache zweifeln lässt, ob wir auf dem richtigen Weg sind.





    Nachdem wir La Trapa passiert haben, geht es ein Stück durch eine recht karge, trockene und steinige Landschaft. Das Wetter ist wunderbar und wir sind heilfroh, dem diesjährigen deutschen Dauerwinter entflohen zu sein. Nachdem wir nun einige Zeit Richtung Norden gelaufen sind, macht der Weg nun einen Schwenk in östliche Richtung. An dieser Stelle erhalten wir für einige Zeit wundervolle Fernblicke, die zeigen, was die nächsten Tage noch kommen wird.





    Zwischendurch legen wir eine Pause ein und genießen es, endlich im Urlaub angekommen zu sein und die malerische Landschaft, das tolle Wetter und die nur ab und an durch Wanderrentner getrübte Stille genießen zu können. Letztere beäugen uns ab und an kritisch ob unseres Gepäcks (O-Ton: "Die ham nen Zelt dabei!").





    Nach einem kurzen Straßenabschnitt geht es recht steil bergauf.





    Die Landschaft wird mit jedem Höhenmeter schöner. Immer, wenn wir uns in kurzen Stehpausen umdrehen, staunen wir aufs Neue und knipsen fleißig Photos.





    Wir laufen mitunter über Geröll und es ist kein Weg mehr erkennbar. Doch die Kombination aus Steinmännchen und Wegbeschreibung (inzwischen befinden wir uns auf einem Abschnitt, für den wir eine haben) sowie sporadischen Blicken in die Karte funktioniert sehr gut.



    meine typische Kartenblickpose


    Irgendwann ist der Anstieg vorüber und wir klettern über einen Zaun. Hier befindet sich eine Art Bauernhof. Wir sehen sogar frei laufende Kühe! Irgendwie hat der Anblick etwas irreales. Eben noch sind wir ziemlich lange, ziemlich hoch gekraxelt, jetzt befinden wir uns auf einer Art gigantischem Plateau. Wir würden liebend gerne hier zelten - zumal es langsam spät wird - und sehen auch mehrere Plätze, die mit Steinen umrandet sind und offensichtlich dafür benutzt werden, doch befinden wir uns hier auf Privatgrundstück. Wir versuchen, einen Besitzer ausfindig zu machen, jedoch finden wir keine Menschenseele. Wir entschließen uns dagegen, hier zu zelten und laufen weiter. Doch bereits nach einigen Minuten haben wir Glück: Wir klettern abermals über einen Zaun und befinden uns nun nicht mehr auf Privatgrundstück. Zudem finden wir einen erstklassigen Zeltplatz. Wir bauen das Zelt auf und kochen unser Abendessen.





    Der nagelneue Caldera Cone Spirituskocher verrichtet seine Arbeit gut und auch vom mallorquinischen Brennspiritus sind wir positiv überrascht.
    Nach dem Essen gehen wir recht fix schlafen, da es doch durchaus kühl wird, sobald die Sonne weg ist. Im Zelt steht dann ein weiterer Ausrüstungstest an: In diesem Urlaub teilen wir uns zu zweit eine Daunendecke (den Therm-A-Rest Ventra Down Comforter). Diese ist zwar eigentlich für eine Person gedacht, ist aber recht großzügig geschnitten und da wir pärchentypisch sehr platzsparend schlafen, genügen uns die Abmessungen. Da wir leider zuvor keine Gelegenheit hatten, das Teil "outdoor" zu testen, haben wir als Backup einen weiteren Schlafsack dabei, den wir allerdings nicht ein einziges Mal brauchen werden.
    Unter der Decke liegt es sich sehr komfortabel, sodass wir zufrieden mit diesem ersten Lauftag einschlafen.

  • TanteElfriede
    Moderator
    Lebt im Forum
    • 15.11.2010
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    #2
    AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

    ...na da bin ich mal auf die weiteren Tage gespannt...

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      #3
      AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

      Tag 2

      Nach einer guten Nacht wachen wir morgens auf. Es hat in der Nacht zwar ein wenig geregnet und auch ganz gut gewindet, trotzdem haben wir gut geschlafen, was bei uns in der ersten Zeltnacht eher untypisch ist - vielleicht liegt es an der Decke, die wir nun nutzen, denn so schläft es sich viel mehr "wie zu Hause". Wir frühstücken recht warm angezogen, da es morgens doch einigermaßen frisch ist. Bald bauen wir das Zelt ab und brechen auf.
      Recht bald merken wir, dass es heute sehr neblig ist - sobald wir das dichtere Gewächs verlassen, herrscht eine fast gespenstische Stimmung.






      Ich rätsel jedes Mal, aber ja, das Bild ist richtigherum!


      Ob das gute Wetter gestern nur Glück war? Ob jetzt eine Pechsträhne einsetzt? Wir werden es sehen... Auch wenn die beschränkte Sicht und das viele Grau etwas unbehaglich anmuten, herrscht so doch eine ganz spannende Stimmung. Es geht recht gut bergauf. Bald kraxeln wir wieder über Geröll und suchen uns den Weg von Steinmännchen zu Steinmännchen.



      Dabei windet es mitunter recht heftig, sodass wir uns mit Buff und Mütze vermummen. Die Sicht scheint immer spärlicher zu werden. Wir erkennen meist gerade noch das nächste Steinmännchen, mehr aber auch nicht. Irgendwann sehen wir nicht das nächste Steinmännchen und die Sicht ist so bescheiden, dass ich überlege, ob wir nicht eine Pause einlegen sollten. Ich studiere kurz die Karte, um abzuschätzen, wo wir sind. Ich blicke auf und plötzlich - lichtet sich der Nebel. Das war wirklich unbeschreiblich. Im einen Moment haben wir kaum 25 Meter Sicht, im nächsten Augenblick sehen wir einen Berggipfel vor uns auftauchen und können plötzlich das Meer sehen.



      Natürlich verwerfen wir die Pausenidee und laufen weiter durch die - wie wir jetzt feststellen - sehr hübsch anzusehende Landschaft. Wir sehen dem derbe verfilzten Fell nach zu urteilen wild lebende Schafe und genießen tolle Aussichten.









      Der Rest des Weges bis nach Estellences verläuft eher unspektakulär.
      In Estellences kaufen wir noch Wasser zu moderaten Touristenpreisen (1€ pro Liter, das geht noch deutlich schlimmer) und bestaunen moderne Kunst.



      Nach Estellences sind wir sehr gespannt, da hier ein Teil des GR 221 gesperrt sein soll. Darauf wird auf diversen Schildern auch hingewiesen, Umleitungen sind jedoch fehl am Platz. Wir haben uns aber im Voraus auf www.gr221.info mit Informationen über die Umleitung eingedeckt, aber auch diese waren etwas ulkig (O-Ton: "...Sie überqueren den Zaun über eine Leiter (2011: Die Leiter ist nicht da)..." und dann kein weiteres Wort dazu). OT: Falls jemand genauere Infos möchte: Ich habe hier etwas dazu geschrieben (Unterpunkt 5).
      Anfangs können wir der Umleitung gut folgen, da die Wegbeschreibung in etwa zutrifft und der Weg auch sorgfältig mit Steinmännchen markiert ist. Eine in der Beschreibung erwähnte Stelle treffen wir aber nicht an, sodass wir nun auf gut Glück weiter laufen. Auch die Steinmännchen werden zahlenmäßig schwächer und wir sind nicht ganz sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Karte ist gänzlich unnütz, da viele kleine (und auch große) Wege abseits des Wanderweges schlicht nicht enthalten sind.
      Eigentlich würden wir uns nun langsam einen Schlafplatz suchen wollen, wir wollen das große Fragezeichen des richtigen Weges aber nicht mit in den nächsten Tag schleppen. Also gehen wir weiter. Irgendwann stoßen wir auf eine größere Forststraße, wo wir auf eine Joggerin treffen, die uns bestätigt, dass wir richtig sind. Nicht schlecht! Wir laufen weiter und treffen wieder auf ein GR 221 Schild, das in der einen Richtung nach Banyalbufar und in der anderen Richtung nach Esporles zeigt. Ich vermute zunächst, dass der Weg nach Esporles eine Alternativroute ist, da ich der Meinung bin, dass wir Banyalbufar noch durchqueren müssen - ein Irrtum, wie sich später herausstellt, da einen die Umleitung hinter Banyalbufar ausspuckt.
      Es wird recht spät und beginnt noch zu regnen. Wir sind ziemlich müde und gar nicht begeistert vom Abstieg auf Asphaltstraße, der uns nach Banyalbufar hineinführt. Als wir irgendwann verstehen, dass wir den ganzen Weg wieder rauf müssten, um weiter dem GR 221 folgen zu können, entscheiden wir uns (schon wieder) für ein Hotelzimmer. Wir sind recht kaputt, es regnet und ist bereits dunkel. Auf den Rückweg und anschließende Zeltplatzunsicherheit haben wir heute keine Lust mehr, auch wenn es (gerade) mir nicht so recht in den Kram passt, schon wieder in einem Hotel zu schlafen. Das Hostal Baronia, das wir uns aussuchen (das einzige, das spontan einen bezahlbaren Eindruck machte) ist teuer, fürchterlich geschmacklos eingerichtet und als Wanderer mit großen Rücksäcken werden wir sehr kritisch beäugt. Entsprechend können wir uns unsere Personalausweise am nächsten morgen abholen. Was für eine Frechheit. Frühstück gibt es erst ab halb neun, sodass wir dem schrecklichen Gebäude nicht einmal zeitig entfliehen können.
      Entsprechend verzichten wir darauf, im hoteleigenen Restaurant zu speisen und kochen auf unserem Spirituskocher. Nachdem wir das Bett von den hygienisch etwas eigenartig anmutenden Wolldecken befreit und unsere Daunendecke darauf ausgebreitet haben, finden wir dennoch unseren Frieden mit unserer Situation.

      To be continued...

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        #4
        AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

        Tag 3

        Durch das späte Frühstück, das es in unserer Pension erst ab 0830 gibt, kommen wir heute etwas später los. Wir arbeiten uns auf demselben Weg bergauf, den wir gestern gekommen sind. Banyalbufar ist zwar wirklich hübsch anzugucken, aber der langgezogene asphaltierte Anstieg macht uns wenig Spaß. Dafür ist das Wetter heute wieder richtig schön und wir können die Sonne genießen. Bald erreichen wir die Abzweigung, die wir gestern falsch genommen haben und gehen Richtung Esporles.
        Der Weg dorthin ist gut zu laufen und verläuft sonst recht ereignislos.









        In Esporles möchten wir dann vom GR221 abweichen. Wir hatten während der Reisevorbereitung im Internet (genauer: Auf gr221.info) gelesen, dass der ein Teil des Abschnitts Esporles-Valdemossa wegen Jagd gesperrt sei. Mehrere Wanderer berichteten uns später, dass dem nicht so sei - etwas schäde, denn wir wären den Abschnitt gern gegangen. So nehmen wir den Bus nach Valdemossa. Wir müssen unsinnigerweise über Palma fahren, was wir erst verstehen, als wir schon fast im Bus drinsitzen. Wegen des gut ausgebauten und günstigen Fernbusverkehrs auf Mallorca ist das aber kein Problem.

        Dennoch ist es schon etwas spät, als wir in Valdemossa ankommen. Wir überlegen, wie wir verfahren sollen. Ein Blick auf die Karte offenbart direkt nach Valdemossa ziemlich viel Anstieg und ich bin mir unsicher, ob wir einen geeigneten Zeltplatz finden. Schon wieder Hotel kommt aber auch nicht in Frage, und schon gar nicht, da Valdemossa einen sehr schicken Eindruck macht.
        Wir kommen mit einem spanischen Ehepaar ins Gespräch, die auch mit dem Zelt unterwegs sind und uns nach dem Weg fragen. Sie kommen praktischerweise aus Richtung Deia und können uns berichten, dass es auf dem Weg an Zeltplätzen nicht mangelt.
        Beruhigt machen wir uns also auf den Weg und verlassen Valdemossa, das wir leider gar nicht in Ruhe in Augenschein nehmen konnten. Da wir etwas ein Eile waren, gibt es von diesem Teil auch leider keine Photos.
        Hinter Valdemossa geht es, wie der Karte zu entnehmen war, für einige Zeit recht steil bergauf. Irgendwann kommen wir "oben" an. Noch befinden wir uns in einem Wald. Der Boden ist sehr lehmig und dunkel, z.T. vielleicht weil hier so viele Wanderer sind. Mit dem schwindenden Tageslicht und dem abschirmenden Blätterdach ergibt sich eine etwas ungemütliche Stimmung.
        Immerhin treffen wir auf zahlreiche potenzielle Zeltplätze, die mir persönlich allerdings zu offen sind, sodass wir zunächst weitergehen. Als es jedoch immer später wird, gebe ich mich mit einem nicht wirklich sichtgeschützten, aber immerhin etwas abgeschiedenen Zeltplatz zufrieden. Wir sind immerhin anderthalb Stunden von der nächsten Ortschaft entfernt und es wird bereits dunkel - heute wird hier sowieso niemand mehr lang laufen.
        Zeltaufbau, Kochen und Essen erfolgen im Dunkeln, was die durch den noch recht dichten Wald düstere Stimmung unterstreicht. Immerhin konnten wir schon sehen, dass die Baumgrenze nicht mehr weit entfernt liegt und wir also morgen hoffentlich direkt eine schöne Sicht samt Morgensonne spendiert bekommen.
        Hier auch mal ein (photographisch völlig unspektakuläres) Zeltbild:





        Tag 4

        Da unser Zeltplatz ja nicht gerade ideal ist und ich es vorziehe, abzubauen, bevor die ersten Leute vorbeikommen, stehen wir einigermaßen früh auf. Die Sonne hat es noch nicht über den Berg geschafft aber trotzdem haben wir einen tollen Blick auf die Landschaft.



        Wegen des zügigen Abbauens haben wir noch nicht gefrühstückt. Das holen wir auf einem Felsen sitzend nach. Währenddessen kommt die Sonne hervor und taucht die Landschaft in wunderschönes Morgenlicht.



        Wir können bis hinunter zum Meer sehen, wo sich Wolken gebildet haben, die die Sonne noch nicht vertrieben hat.




        Wir nehmen zunächst den falschen Weg, da wir eine Markierung übersehen. Dieser führt uns zu einer Art Berghütte, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Umgebung hat. Dort Frühstücken andere Wanderer, die uns freundlich mit einem falschen Tipp weiterhelfen. Wir finden aber dennoch die verpasste Abzweigung und somit den richtigen Weg.
        Es geht noch ein wenig bergauf und bald kommen wir an eine der schönsten Stellen des gesamten Wanderweges. Wir befinden uns nun (für mallorquinische Verhältnisse) in luftigen Höhen. An einer Kante geht es fast senkrecht hinunter und wir erhalten einen wunderbaren Blick auf Mallorca.






        Am Abgrund

        Wir nehmen die Abzweigung nach Deia und legen eine weitere Pause ein, in der wir am Tag zuvor gekauftes Obst essen. Wie gut frisches Obst bei warmen Temperaturen und körperlicher Anstrengung schmeckt, ist einfach unbeschreiblich.


        Obst und mein "Kampfmesser"

        Zur Pause haben wir uns direkt an die "Kante" gesetzt und mussten dafür vom Weg abweichen. Anstatt zurückzulaufen versuchen wir natürlich, wieder auf den Weg zu treffen, was dem Vorhandensein von Steinmännchen nach zu urteilen, zunächst auch gut klappt.
        Der Gehen artet jetzt fast in Kraxelei aus, da wir nun über Steine gehen.



        Kurze Zeit später stehen wir an einer weiteren Kante. Die Sicht ist zwar beeindruckend, aber ein Weg kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Sogar die Karte hat nur einen Pfad der Markierung "tu es nicht" vermerkt. Die Sicht auf Deia ist Vorbote für den ziemlich langen Abstieg, der uns bevorsteht.





        Da unten ist Deia - da wollen wir hin

        Wir kehren um und bewegen uns entlang der Kante, um den den Weg zu finden, der nach Deia hinunter führen soll. Die Kraxelei in der Mittagshitze ist zwar anstrengend, macht aber auch Spaß. Irgendwann erspähen wir eine Wandergruppe beim Pausemachen - wir sind wieder auf dem richtigen Weg. Eigentlich ist die Abzweigung unübersehbar, aber wenn man natürlich meint, nach einer Pause querfeldein den Weg wiederfinden zu können (der schon vorher die Abzweigung genommen hat), dann kann sich sowas natürlich in die Länge ziehen.
        Wir wundern uns etwas über die Wandergruppe. Die armen Teufel sind aus Deia gestartet, haben die stinklangweiligen und echt langen Aufstieg hinter sich, genießen nun die Aussicht, um direkt wieder abzusteigen. Einer der Wanderer läuft barfuß und an seinen inzwischen vorsichtigen Schritten und seinem etwas schmerzverzerrten Gesichtsausdruck erkennen wir, dass er sich das nicht so gut überlegt hat. Ein älterer Mann trägt einen 50L Rucksack für die Tagestour und gibt den anderen fleißig Tipps, wie man sich zu verhalten habe.
        Wir lassen das bunte Pulk passieren und machen uns auch an den Abstieg. Relativ schnell sind wieder wieder von Bäumen umgeben und folgen recht stumpf einem beliebigen der ausgetretenen Wege. Es geht recht steil bergab und der Weg ist zuweilen rutschig, was die stupide Tätigkeit nicht erfreulicher macht.
        Wir sind etwas wehmütig, denn "oben" fanden wir es sehr schön uns es hätte tatsächlich einen vielversprechenden Rundweg zurück nach Valdemossa gegeben, der länger auf derselben Höhe geblieben wäre und den wir jetzt viel lieber gehen würden - aber naja, ein anderes Mal.

        Irgendwann ist auch der scheinbar endlose Abstieg nach Deia zuende:


        Deia - diesmal von unten

        Auch Deia ist ein wirklich hübsches Städtchen, das allerdings ebenfalls einen eher schicken und daher teuren Eindruck auf uns macht. Wir schauen im Refugi Can Boi vorbei - das erste Refugi auf dem GR 221, wenn man aus Port d'Antratx startet. Dieses macht einen wirklich schönen Eindruck, ist aber bereits ausgebucht. Das stört uns aber gar nicht großartig, da wir zuversichtlich sind, einen Zeltplatz zu finden. Wir kaufen noch Wasser zu gehobenen Touristenpreisen (2€/L) und packen eine zusätzliche Flasche zum Waschen mit ein - meine Freundin fühlt sich einfach unwohl, wenn sie sich nicht regelmäßig waschen kann.
        Wir verlassen Deia und schlagen uns kurz hinter dem Ort in die Büsche, um unserer kleinen Waschaktion nachzugehen. Erstaunlich, dass man mit 1,5 Litern Wasser eine 2 Personen Ganzkörperwäsche (inkl. Haare) bewerkstelligen kann! Wichtiges Utensil dafür ist unser Outdoorwaschbecken (Sea to Summit Kitchen Sink), ein eigentlich nicht notwendiger Gegenstand, der aber in dieser Situation gut zu gebrauchen ist, da wir so das genutzte Wasser wieder auffangen und weiternutzen können.
        Mit vervierfachtem Körperwohlbefinden machen wir uns auf den weiteren Weg, um bald einen Schlafplatz zu finden. Die Sonne geht langsam unter und die Landschaft wird in ein tolles rot getaucht.





        Wir gehen auf niedlichen, engen, aber gepflegten Wegen, die die einzeln verstreuten Häuser verbinden. Immer wieder schauen wir links und rechts, ob wir einen Schlafplatz finden, doch die Situation sieht nicht allzu vielversprechend aus. Doch dann haben wir Glück: Wir erspähen einen kleinen Trampelpfad, der nur einige Meter vom Weg wegführt. Dort finden wir oberhalb des Weges einen angenehm ebenen Platz, der sich nicht auf Privatgrundstück befindet und zudem absolut sichtgeschützt ist.
        So können wir diesen extrem schönen Wandertag auch schlafplatztechnisch zu einem zufriedenstellenden Ende führen!

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        • borni83
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          • 21.04.2007
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          #5
          AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

          Ihr hättet bei can boi hinter dem Parkplatz kostenlos auf der wiese Zelten dürfen unter Orangen- und Olivenbäumen, inkl kostenloser Nutzung der sanitären Anlagen... So hab ich das gemacht. Naja, eure Alternative sieht auch hübsch aus.

          Mich interessiert nur was ihr mit dem Wasser der Körperwäsche gemacht habt, mir fällt außer blumengießen nicht viel dafür ein

          Schöner Bericht, schreibt weiter...

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          • Outdoorfetischist
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            • 13.12.2010
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            #6
            AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

            Zitat von borni83 Beitrag anzeigen
            Ihr hättet bei can boi hinter dem Parkplatz kostenlos auf der wiese Zelten dürfen unter Orangen- und Olivenbäumen, inkl kostenloser Nutzung der sanitären Anlagen... So hab ich das gemacht. Naja, eure Alternative sieht auch hübsch aus.

            Mich interessiert nur was ihr mit dem Wasser der Körperwäsche gemacht habt, mir fällt außer blumengießen nicht viel dafür ein

            Schöner Bericht, schreibt weiter...
            Dass die Leute beim Refugi Can Boi da sehr tolerant sind, hat uns später auf dem Campingplatz in Lluc auch ein Wandererpärchen erzählt. Es war aber sowieso noch zu früh und der Tag zu schön, um schon Schluss zu machen.

            Ja, das Waschwasser haben wir in die Heide gekippt. Wir verwenden Outdoorseife (und davon so wenig wie möglich), in der Hoffnung, dass diese etwas naturveträglicher ist und verteilen das Wasser bestmöglich, um die punktuelle Belastung geringer zu halten. Ist nicht ganz ideal, das ist mir klar, aber ich denke viel besser geht es ohne vollständigen Seifeverzicht nicht.

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            • Outdoorfetischist
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              • 13.12.2010
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              #7
              AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

              So, jetzt gehts hier mal weiter:

              Tag 5

              Gut ausgeruht stehen wir morgens auf und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. Es ist nicht mehr weit bis Port de Soller. Insgeheim planen wir einen Pausentag einzulegen und auch mal einen richtigen Touritag einzulegen. Das muss einfach mal sein, gerade auch weil wir bis dato noch keine wirkliche Entspannungsphase nach Semesterende hatten.

              Der restliche Weg bis Port de Soller ist eher unspektakulär. Dieser Kerl hier ist uns eine willkommene Abwechslung vom einheitlichen Schafsgebimmel:



              Überhaupt haben wir die Schafe und insbesondere deren Glocken inzwischen gefressen. Ständig bimmelt irgendwo ein mehr oder weniger zotteliges Exemplar daher! Wir mutmaßen, dass die Schafe abhängig von dem die Sinne benebelndem Gebimmel sind und es daher irgendwo auf Mallorca eine Entzugsklinik für Bimmelsuchtkranke Schafe gibt. Leider liegt die Rückfallquote für geheilte Schafe dank der Omnipräsenz bimmelnder Artgenossen bei einhundert Prozent - tragisch.

              Durch diesen und anderen Nonsens abgelenkt haben wir Port de Soller schnell erreicht. Port de Soller ist der erste Ort dieser Wanderung, der meinem Bild von Balearentourismus entspricht: Strand, Promenade, Restaurants, Souvenirläden.



              Wir finden nach einiger Fragerei ein recht bezahlbares Zimmer für die Nacht. Das günstigere Hotel (ich hab den Namen vergessen) bietet Doppelzimmer ab 30€ an, ist aber leider schon ausgebucht, ebenso wie das in der Nähe liegende Refugi.
              Den Rest des Tages verbringen wir mit Füße ins Wasser halten, Promenade entlangschlendern, Sonnenuntergang angucken und Essen gehen:





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                #8
                AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

                Tag 6

                Nach einem erstklassigen Frühstück im Hotel verfallen wir etwas in Hektik. Wir wollen mit dem Bus nach Biniaraix fahren, da uns das (so dachten wir jedenfalls) die Etappenplanung vereinfacht. Außerdem hatten wir recht wenig Lust, durch Soller zu laufen. Das Städtchen soll zwar schön sein, aber mit großem Rucksack bin ich selten in Städtebesichtigungslaune. Besagten Bus gilt es aber erst einmal zu erreichen. Doch auf die balearische Auslegung von Pünktlichkeit ist Verlass und der Bus erreicht erst nach uns die Haltestelle.
                Recht schaukelige zwanzig Minuten später sind wir in Biniaraix und erhalten direkt einen Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten Stunden erwartet: Es geht bergauf.
                Da ich der Meinung war, dass Wasserbeschaffung auf der kommenden Etappe ein Problem sein wird, haben wir etwas mehr eingepackt. Das zerrt jetzt natürlich an unseren Schultern. An meinen Nerven zerrt ein wenig, dass meine Freundin, die sonst eher moderat trinkt, im Anblick der Steigung anfängt, zu saufen wie ein Loch. Ich, der ich Wasserknappheit prophezeihe, werde deshalb etwas nervös - aber der Rucksack wenigstens leichter.
                Wir stapfen den serpentinenartigen Weg hinauf und werden von allem überholt, was Beine hat. Wir haben bergauf ein sehr moderates Tempo.


                ganz schön hoch

                Der Aufstieg offenbart immer wieder unterschiedliche Sichten auf dasselbe Terrain - aber immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit neuen, mit der Höhe hinzugewonnenen Details.





                Irgendwann sind wir oben und können bereits den Cuber-Stausee erahnen.



                Hier oben weht eine ganz schön steife Brise, sodass wir Mützen und Handschuhe anziehen.


                Cuber-Stausee





                Irgendwann stehen wir vor einem Hinweisschild und merken, dass wir schon recht weit gekommen sind. Der Weg geht nun bald bergauf zum Puig de Massanella, dem höchsten besteigbaren Berg Mallorcas. Wir überlegen: Dort oben wollen wir eigentlich nicht übernachten. Hier bleiben wäre aber auch verschenkt, denn es ist noch früh am Tage. Also beschließen wir, weiter zu gehen mit dem Ziel, noch heute auf den anderen Seite in Richtung Lluc abzusteigen, um dort zu übernachten.
                Eigentlich hatte ich geplant, eine Nacht im Bereich des Cuber-Stausees zu verbringen, daher auch meine großzügige Wasserkalkulation.

                Unser Plan lohnt sich zunächst voll: Unter der wunderschönen Nachmittags- und Abendsonne steigen wir zum Puig de Massanella auf.


                einsamer Aufstieg

                Das Licht taucht die Landschaft in eine schöne, goldene Farbe. Wir sind ganz allein hier oben und die Atmosphäre ist einfach einzigartig.


                Blick zurück


                Warm eingepackt trotz Sonne

                Hier oben liegt sogar vereinzelt noch Schnee! Das bestärkt uns in dem Vorhaben, nicht hier oben zu übernachten. Zwar hat uns unsere Decke und Kleidung bisher immer ausgereicht, aber hier oben dürfte es nachts doch um einiges frischer sein.



                Irgendwann sind wir am höchsten Punkt des GR221. Der Weitblick über die Insel ist unglaublich.



                Wir verlieren nicht allzu viel Zeit und gehen weiter. Nun geht es langsam in Richtung Lluc.



                Die Schatten der Berge werden länger, es wird langsam spät.



                Es wird Zeit, dass wir nach unten kommen, um uns eine kalte und windige Nacht zu ersparen. Doch der Abstieg zieht sich und wir machen kaum Höhenmeter gut. Unterwegs kommt uns ein Wanderer aus Lluc entgegen. Wir fragen uns, ob er vor hat, noch bis zum Refugi Tossal Verds zu laufen, denn er sieht nicht danach aus, als hätte der Übernachtungsgepäck dabei.

                Der Abstieg kommt typisch mallorquinisch plötzlich und heftig: Es geht steile Serpentinen herunter. Diese sind jedoch sauber angelegt. So machen wir binnen weniger Minuten einige hundert Höhenmeter gut und befinden uns bald wieder unter der Baumgrenze im Wald. Dort haben wir gerade noch genug Tageslicht um einen geeigneten Schlafplatz zu finden.
                Kaum ist das Zelt aufgebaut, ist es bereits stockduster. Uns ist es daher sehr recht, dass wir nicht mehr kochen müssen, weil wir uns für heute Abend provisorisch mit Baguette und Salami versorgt haben.

                Rückblickend war diese Etappe auf jeden Fall die schönste der gesamten Wanderung. Wäre ich nochmal dort, würde ich mich vielleicht an der Besteigung des Gipfels versuchen.
                Die Wasserpanik war im Übrigen vollkommen unbegründet. Es ist absolut möglich, in einem Tag von Biniaraix bis nach Lluc zu kommen. Und zur Not lässt sich noch Stauseewasser abkochen. Oder man fragt unterwegs die Touris an den Parkplätzen, die man passiert.

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                  • 22.05.2008
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                  #9
                  AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

                  Zitat von Outdoorfetischist Beitrag anzeigen
                  Tag 2

                  Das Hostal Baronia, das wir uns aussuchen (das einzige, das spontan einen bezahlbaren Eindruck machte) ist teuer, fürchterlich geschmacklos eingerichtet und als Wanderer mit großen Rücksäcken werden wir sehr kritisch beäugt. Entsprechend können wir uns unsere Personalausweise am nächsten morgen abholen. Was für eine Frechheit. Frühstück gibt es erst ab halb neun, sodass wir dem schrecklichen Gebäude nicht einmal zeitig entfliehen können.
                  ...
                  So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein.
                  Wir haben heuer im Mai ein Zimmer im Hostal Baronia zum Tourstart nach der Ankunft vorgebucht gehabt.
                  Naja, knapp 90 EUR für 2 Personen incl. Frühstück in Mallorca dürfte wohl ein üblicher Preis sein, nehme ich an.
                  Uns hat's sehr gut dort gefallen, Meerblick vom Balkon aus, das Zimmer absolut okay, das Essen im Haus hervorragende Hausmannskost mallorcinischer Prägung, der Wein war gut - aber kein Sonderangebot - 17 EUR die Flasche. Ja, Frühstück gibt's erst um halb neun, aber das reicht auch locker, um den Bus nach Valdemossa gemütlich zu erreichen. EC- oder Kreditkarte wird nicht genommen, ein Bankautomat ist aber im Ort aber vorhanden (ca. 200 m nördlich an der Strasse).
                  Würde jederzeit wieder dort übernachten.

                  mfG Anton
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                    #10
                    AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

                    Ich ziehe im Kopf natürlich den Vergleich zu anderen Unterkünften, die wir auf Mallorca hatten. Und da war das Hostal Baronia eben ganz ganz hinten im Preis-Leistungs-Verhältnis. Sowohl was die Schönheit der Zimmer anbelangt (was uns im Grund aber egal ist), als auch was Qualität und Uhrzeit des Frühstücks angeht. Vor Allem aber den kritischen Blick auf unsere Rucksäcke, die Unfreundlichkeit und die unverhohlen misstrauische Personalausweispolitik haben mich aber zu meiner etwas vernichtenden Kritik veranlasst.

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                      #11
                      AW: [ES] Unterwegs auf der Trockenmauerroute - GR221 Ende März 2013

                      Tag 7 & 8

                      Am nächsten Morgen stehen wir etwas zerzaust auf. Nach der für uns recht langen Etappe gestern, den (vergleichsweise) zahlreichen Höhenmeter und den tollen Eindrücken haben wir geschlafen wie kleine Kinder. Meine Freundin frühstückt die Baguettereste, sie kann inzwischen Müsli+Milchpulver nicht mehr sehen. Auch ich gebe zu, dass wir beim Müslikauf diesmal etwas daneben gegriffen haben und esse mit überschaubarem Appetit.
                      Das ist aber auch gar nicht so schlimm, denn heute wollen wir nur bis nach Lluc kommen und das ist nicht mehr weit. Nagut, etwas verschätzt haben wir uns doch und als irgendwann seit einiger Zeit kein Schild mehr kommt, verstehen wir die tiefere Bedeutung von "zu früh gefreut" oder auch "Denkste!".
                      Dank meiner grandiosen Orientierungskünste (ich schaffe es, einer Straße in die richtige Richtung zu folgen), kommen wir doch recht bald in Lluc an. Dort quartieren wir uns auf dem Campingplatz ein, um morgen mit leichtem Gepäck eine Tagestour in den Torrent de Pareis zu machen.

                      Der Campingplatz ist einfach, aber vollkommen ausreichend. Die (Kaltwasser-)Dusche tut sehr gut und mir gelingt sogar ein unverwackeltes Zeltphoto:



                      Wir verdameln den Rest des Tages, indem wir uns das Kloster ansehen und Eis essen.
                      In der Nacht werde ich irgendwann von einem ungewohnten, prasselnden Geräusch geweckt. Ja, es regnet tatsächlich. Bisher hatten wir immer nur kleinere Schauer, aber dieses Mal öffnet der Himmel alle Pforten und es prasselt auf unser Zelt hinab. Das stört meinen Schlaf allerdings weniger, als die zahllosen Schafe in der Gegend, die ihren Unmut über das miserable Wetter mit wütendem Gebimmel und klagendem "määähh!!!" kundtun.

                      Mir wird aber bereits in der Nacht klar: Den Torrent können wir uns abschminken. Als gut vorbereiteter deutscher Tourist habe ich vorher in Erfahrung gebracht, dass der Torrent nach Regenfällen nicht begehbar ist - und diese Nacht kommt wirklich einiges runter.

                      Ich wache immer wieder mal auf und checke den Pfützenstand. Das Wasser kann auf dem hoffnungslos ausgetrockneten und verhärteten überhaupt nicht einsickern. Irgendwann um die Aufstehzeit herum ist es soweit: Das Zelt steht ein wenig unter Wasser. Hier rächt sich, dass ich weder Innenzelt noch eine sonstige Form von "Bathtub-Floor" mitgenommen habe - sowas ist ja auch *eigentlich* auf Mallorca völlig überflüssig. Es sei denn, man befindet sich bei Starkregen auf dem Campingplatz von Lluc, im Wald oder sonstwo hätten wir das Probem nicht gehabt...
                      Da es sowieso Aufstehenszeit ist, stopfen wir unsere nassen Klamotten in den Rucksack und gehen in ein Café, um zu frühstücken. Wandern möchten wir bei dem Wetter eher nicht. Da wir das wichtigste wasserdicht verpackt haben, sind nur unsere Evazote-Isomatten nass geworden und das ist kein Drama. Wir lassen uns Zeit beim Frühstück und genießen abermals Baguette mit "queso y jamon" und guten Milchkaffee.
                      Irgendwann gegen Mittag lässt der Regen nach und wir kehren auf den Zeltplatz zurück. Unser Zelt offenbart einen lustigen Anblick:



                      Wir hängen unsere halbnassen Sachen auf.



                      Wir quatschen relativ viel mit einem anderen deutschen Pärchen, das wir auf dem Campingplatz kennengelernt haben. Die beiden sind etwas sportlicher unterwegs als wir (das ist auch nicht schwierig) und zeigen sich zugleich beeindruckt und skeptisch in Hinblick auf unsere Leichtausrüstungsstrategien. Zugegebenermaßen befinde ich mich in einer schlechten Argumentationsposition, nachdem mein Zelt die letzte Nacht ein wenig abgesoffen ist.
                      Wie dem auch sei, verkürzen uns die beiden diesen etwas unfreiwilligen Ruhetag doch erheblich.

                      Wir essen die göttlichen Spaghetti Carbonara von Knorr zum Abendessen und verkriechen uns irgendwann in unser Zelt, das wir inzwischen an einer trockenen Stelle aufgebaut haben. Interessanterweise regt sich diese Nacht kein Lüftchen, sodass ich das erste Mal Kondensprobleme im Shangri-La 2 bekomme. Nicht gravierend, aber hin und wieder tropfte schon ein Tröfpchen auf unser Quilt.
                      Was unverändert bleibt, sind die nervtötenden Schafe, die gefühlt direkt neben unserem Zelt sind und sich anscheinend immernoch darüber auslassen, wie beschissen gestern das Wetter war - das Geblöke hat jedenfalls denselben negativen Unterton.


                      Tag 9 & 10
                      Nach der zweiten nicht wirklich erholsamen Nacht in Lluc brechen wir nach dem Frühstück auf, um die letzte Etappe bis nach Pollenca zu laufen. Immerhin ist das Wetter heute wieder einwandfrei, sodass wir dieses letzte Stück des GR221 noch einmal genießen können.
                      Die Etappe gestaltet sich - besonders nach der vorherigen Bombast-Etappe - als eher eintönig, wenig anspruchsvoll und monoton. Es geht vergleichsweise viel an der Straße entlang. Wir sind dennoch zufrieden und erfreuen uns nett anzusehender Flora und Fauna am Wegesrand:





                      Schicke Grundstücke gibts hier auch - vermutlich übrigens der Grund, warum es so viel an der Straße lang geht.:



                      Noch ein überromantisches Schattenknutschphoto...



                      ...und schon sind wir in Pollenca angekommen. Wir quartieren uns im dortigen Refugi Pont Roma ein, das von einer sehr netten Holländerin verwaltet wird. Der Tatsache ist es auch zu verdanken, dass wir ohne vorherige Reservierung einen Platz bekommen. Da dies unser letzter Abend sein wird, buchen wir inklusive Abendessen.
                      Zunächst zieht es uns nach der Dusche jedoch auf einen Snack in die Stadt.



                      Pollenca finden wir außerordentlich schön, sodass wir noch einige Zeit mit dem Schlendern durch das Städtchen verbringen.



                      Am Abend speisen wir recht fürstlich im Refugi. Dazu gibt es reichlich Wein, der uns nach der körperlichen Anstrengung der vergangenen Tage durchaus zusetzt. In der Nacht schlafen wir trotz Mehrbettzimmer sehr erholt und auch das Frühstück am nächsten Morgen ist einfach, kann aber überzeugen. Rückblickend kann ich das Refugi Pont Roma nur empfehlen.

                      Da wir noch etwas Zeit haben, lassen wir unsere Rucksäcke noch im Refugi (was dank der kulanten Besitzerin überhaupt kein Problem ist) und besichtigen noch einen anderen Teil der Stadt. Wir finden sogar einen Outdoorladen, wo ich mir den Kauf der "Silva Trailrunner"-Stirnlampe verkneife (inzwischen hab ich sie aber, hehe).

                      Noch ein letzter Milchkaffee und ein Stück Schokoladenkuchen gönnen wir uns, dann ist es auch schon an der Zeit aufzubrechen.



                      Wir fahren zunächst nach Palma, wo wir noch einige Zeit totschlagen, bevor es zum Flughafen und nach Hause geht.




                      Fazit
                      Uns hat Mallorca außerordentlich gut gefallen. Der Wanderweg ist wirklich schön und gerade nach einem langen Winter hat es uns wirklich gut getan, einmal ein wenig Sonne zu tanken.
                      Auch als Pärchenurlaub war die Tour ein voller Erfolg, was mir immer wichtig ist, da Wandern zwar auch meiner Freundin Spaß macht, aber eher "mein" Metier ist, als das ihre. Zwar hatte sie zwischendurch ein wenig an den vielen Höhenmetern zu knabbern, da sie in der Zeit vor dem Urlaub nicht zu Sport gekommen ist, aber das konnten wir durch unser moderates Tempo abfangen, sodass es kein Problem darstellte.
                      Schön war außerdem die Zivilisationsnähe des Weges, die uns das Tragen von allzu viel Verpflegung ersparte und uns außerdem den "Touri-Pausentag" in Port de Soller ermöglichte. Trotzdem sieht man auf dem Weg viele Stellen in toller Natur.
                      Ich kann den GR221 daher nur vollstens empfehlen!

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