[CY] Nordzypern - Unterwegs auf den North Cyprus Trails

[michaelgd]

Die Vorgeschichte

Zypern stand schon einige Zeit auf meiner Trekking-Wunschliste. Ein Freund brachte mich auf die "Kyrenia Mountain Trails". Ein 230 km langer Wanderweg quer durch Nordzypern über den Kyrenia Gebirgszug, der von einer Privatinitiative markiert wurde. In der Türkei war ich schon einige Etappen des Lykischen Wegs gelaufen (hier der Bericht zum 4. Teil der Tour), da klang Zypern nach einem schönen nächsten Ziel.

Auf der Webseite gab es Karten der einzelnen Etappen zum Herunterladen (damals noch umsonst, heute kostenpflichtig). Allerdings fand ich keine weiteren Informationen zum Weg; nichts zu Übernachtungs- und Zeltmöglichkeiten oder zur Versorung mit Wasser vor Ort. Bisher hatte ich für meine Touren immer einen Wanderführer und Reiseberichte aus dem Forum zur Vorbereitung, doch diesmal war nichts zu finden. So verschwand die Idee für einige Zeit in der Schublade.

Als ich dann letzes Jahr mal wieder nach Informationen zu Zypern suchte, fand ich die Webseite von Agama Outdoor, ein Outdoorshop in Girne/Kyrenia. Auf der Webseite gab es den GPX-Track einer Insel-Querung und mehrere Vorschläge zu Mehrtagestouren auf den "North Cyprus Trails". Dieses neue Wege-Netz wurden innerhalb des von der EU mitfinanzierten Naturschutzprogramms "Natura 2000" markiert. Auch die "Kyrenia Mountain Trails" nutzen inzwischen diese neu markierten Wege.

So enstand der Plan, den Resturlaub 2012 für eine Zypern-Tour zu nutzen. Den Lykischen Weg hatte ich die letzten Jahren zusammen mit meinem Kollegen Jakob erkundet - von einer Zypern-Tour war er leicht zu überzeugen.

Ich schrieb Agama Outdoor an, ob sie mir mit weiteren mit Informationen bei der Organisation einer Mehrtages-Trekking-Tour helfen könnten. Nach 2 Tagen kam die Antwort und ich konnte mein Glück kaum fassen: Tuğberk, der Besitzer des Ladens, schickte mir einen kompletten GPX-Datensatz mit dem gesammten Trail-Netzwerk, Wasserstellen und möglichen (Wild-)Zeltplätzen. Und Primus-Gaskartuschen gab es bei ihm auch, perfekt!

Für eine komplette Inselquerung reichten die Urlaubstage nicht, so schmöckerte ich mich durch einen englischen Nordzypern-Reiseführer auf der Suche nach einer schönen Ecke für unsere Tour (Deutschsprachig hab ich nur einen Führer von 2007 beim Reise Know-How Verlag gefunden - er ist nur noch als E-Book erhältlich und eine Neuauflage ist laut Verlag nicht geplant). Beim Lesen hängen geblieben bin ich an Karpas, einer langgezogenen Halbinsel im Nordosten der Insel. Ruhig gelegen und touristisch kaum erschlossen. Der Reiseführer versprach byzantinische Kirchenruinen, ein Wildeselreservat und den schönsten Strand Zyperns - ich war überzeugt. Es sollte eine Umrundung der Karpas-Halbinsel werden.

04.11.2012 - Anreise

Der Hinflug ging von Stuttgart über Istanbul zum Flughafen Ercan in Nordzypern (Da die Türkische Republik Nordzypern international nicht anerkannt ist, sind Flüge nach Ercan nur mit einem Zwischenstopp in der Türkei möglich). Wir kommen Abends an und steigen in ein Taxi Richtung Lefkoşa/Nikosia, der Hauptstadt sowohl der Republik Zypern als auch der Türkischen Republik Nordzypern.

Für eine Hauptstadt ist die Unterkunftsauswahl in den Reiseführern nicht sehr groß. Überall empfohlen wird die Pansiyon Aksaray, eine kleine, einfache Familienpension mit einem schönen gemütlichen Innenhof. Diese steuern wir an.





Es reicht noch für einen kleinen Abendspaziergang durch die Stadt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist Lefkoşa/Nikosia die letzte geteilte Hauptstadt. Die kreisrunde Altstadt ist seit der türkischen Invasion 1974 durch die von der UN überwachte "Grünen Linie" durchschnitten. Seit 2003 gibt es wieder mehrere Grenzübergänge und man kann relativ problemlos zwischen den Seiten wechseln. Wir laufen bis zu einem der Übergänge, bleiben aber im Nordteil und halten Ausschau nach einem schönen Lokal für das Abendessen. Groß ist die Auswahl nicht und wir entscheiden uns für einen Imbiss bei einem der Stadttore und es gibt leckeren Döner.

[Juno234]

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Ich freue mich schon auf die Fortsetzung

Mein Versuch, dort kurz nach dem Krieg zu wandern, scheiterte an den Militärs...

[michaelgd]

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05.11.2012 - Städte- und Einkaufstour

Der Tag beginnt bei herrlichem Wetter mit einem Frühstück im Innenhof unserer Pension. Die Flucht vor dem kalten Herbst ist bei 25 Grad und Sonne voll geglückt. Danach geht es direkt zur Bushaltestelle außerhalb der Stadtmauer und mit dem Dolmuş nach Girne, dem touristischen Zentrum an der Nordküste. Wir wollen Tugberk in seinem Outdoorladen besuchen.

In Girne angekommen sind es noch fast 3 km bis zu seinem Laden, die wir zu Fuß gehen (inzwischen ist der Laden umgezogen und liegt jetzt näher am Zentrum). Etwas verschwitzt kommen wir an und Tugberk begrüßt mich sofort mit meinem Namen. Klar, wir hatten unseren Besuch per Mail angekündigt, aber überrascht bin ich dennoch. Wir erzählen von unserem Plan einer Karpaz-Umrundung und Tugberk gibt uns ein ausführliches, kostenloses Guidebook zu den North Cyprus Trails mit Übersichtskarten, genauen Steckenlängen und Gehzeiten.

Wie sich herausstellt war er für die Planung und Umsetzung der Wege mit verantwortlich. Sein Name begegnet uns auch später noch öfters auf manchen der Info-Flyer, die wir unterwegs finden werden (z.B. hier).

Tugberk nimmt sich viel Zeit für uns und erklärt genau, welche schönen Ecken uns in Karpas erwarten werden. Eine Viertelstunde später sind die Karten im Guidebook vollgeschrieben mit hilfreichen Tipps zu Stränden, Restaurants und Wasserstellen. Wir kaufen noch 2 Primus-kompatible Gaskartuschen aus türkischer Produktion.



Bevor wir uns verabschieden, telefoniert Tugberk noch mit dem Busunternehmen und reserviert uns 2 Plätze zu unserem nächsten Ziel, nach Famagusta. Wir lassen uns einen späteren Bus reservieren, so dass wir noch etwas Zeit haben uns am alten Hafen von Girne in die Sonne zu setzten und im Park gemütlich einen Tee zu trinken. Dann geht es einmal quer durchs Land an die Ostküste nach Famagusta.







Ganz schön verwirrend, wie viele Namen es für eine Stadt geben kann: Famagusta, Magosa, Magusa, oder einfach nur Guza. Nach der Einnahme der Stadt während der Türkischen Invasion 1974 haben die Türken die Stadt dann nochmal in Gazimagusa umbenannt. Und welcher Name ist jetzt die politisch korrekte Version für unseren türkisch-zypriotischen Busfahrer? Für Klarheit sorgt das Schild hinter der Windschutzscheibe des Buses, dort steht "Magosa".

Der Bus hält außerhalb der imposanten Stadtmauern und der Busfahrer zeigt uns noch die Stelle an der der Bus zurück abfährt. Wir gehen durch ein Stadttor in die Altstadt und machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. In den Reiseführern hatten wir bereits gelesen, dass die meisten Touristen außerhalb in den großen Hotelanlagen unterkommen und es in der Innenstadt kaum Hotels und Pensionen gibt. Nur 2 Adressen standen auf unserer Liste und schon das erste Hotel war nicht zu finden, bzw. dieses gab es wohl inzwischen nicht mehr. Mehr Glück hatten wir beim "Golden Set"-Hotel, das allerdings mehr den Charme eines einfachen Hostels hatte. Die Matratzen als durchgelegen zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Aber es war ja nur für eine Nacht, und wir waren froh überhaupt etwas gefunden zu haben.



Es ist bereits dunkel, als wir auf Erkundungstour durch die Altstadt gehen. Und zu entdecken gibt es hier einiges. Byzantiner, Kreuzritter, Genuesen, Venezier, Osmanen, alle haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. 22 Kirchen hat es in der Stadt, zum Teil nur als Ruinen erhalten. Am beeindruckensten ist die St. Nikolaos-Kathedrale, die von den Osmanen zur Lala-Mustafa-Paşa-Moschee umgenutzt wurde. Eine gotische Kathedrale mit Minarett ist schon ein etwas ungewöhnlicher Anblick.





Abends sitzen wir noch gemütlich in ein Straßenlokal und essen unsere erste Mezze. Diese super leckere Vorspeisenplatte gibt es sowohl in der griechisch-zypriotischen als auch in der türkisch-zypriotischen Küche. Man sollte sie sich auf Zypern auf keinen Fall entgehen lassen.

[michaelgd]

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Ich freue mich schon auf die Fortsetzung

Mein Versuch, dort kurz nach dem Krieg zu wandern, scheiterte an den Militärs...

Danke, ich werd mich ranhalten

Stimmt, nach der Invasion war Karpas für einige Zeit militärisches Sperrgebiet. Vermutlich ist deshalb der Massentourismus dort noch nicht angekommen.

[Julia]

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Über diesen Bericht freue ich mich sehr! Nordzypern steht schon länger auf meiner Wunschliste, aber bisher konnte ich meine bessere Hälfte (noch) nicht zu einer Tour überreden. Vielleicht kann dieser Bericht mir ja ein paar Argumente liefern...

[michaelgd]

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06.11.2012 - Auf zur Lagune

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Heute geht es endlich nach Karpas. Frühstück gibt es im Hotel keins, also gehen wir eine Straße weiter zur Petek Patisserie und genießen dort unser Frühstück im Freien. Zu einem zyprischen Frühstück gibt es neben Oliven, Gurken, Tomaten, usw. auch einen Ziegengrillkäse names Halloumi. Den fand ich so lecker; seit ich den bei uns im Käseregal entdeckt hab gibt es den jetzt auch hier in Deutschland öfters zum Frühstück.

Wir können uns noch etwas Zeit lassen zum Packen und Postkartenkaufen, unser Bus fährt erst um 11 Uhr. Rechtzeitig gehen aus der Altstadt und machen uns auf die Suche nach dem Busbahnhof. An einem Kreisverkehr erwischen wir die falsche Abfahrt - wir landen erst mal an einer kleineren, falschen Bushaltestelle. Aber die netten Busfahrer dort zeigen uns den richtigen Weg zum großen Busterminal. Es wird ganz schön eng, verpassen sollten wir den Bus nicht, so oft fährt keiner nach Karpas.

Aber natürlich kriegen wir den Bus noch rechtzeitig. Der kleine Bus wird ganz schön voll, vor allem viele Schüler fahren mit ihm wieder zurück in die Dörfer. Wir sitzen auf der hinteren Bank und unterhalten uns mit einigen von ihnen ganz nett; ein Dorf vor uns müssen sie aussteigen.



Um 12 verlassen wir den Bus in Kumyalı, einem kleinen Dorf. Von dort ist eine kurze Etappe ans Meer geplant, wo es laut Tugberk eine Lagune geben soll. Wir laufen aus dem Dorf hinaus und schon nach kurzem finden wir die ersten Markierungen der North Cyprus Trails, ein grüner Punkt in einem weißen Kreis. Unterwegs werfen wir einen Blick in eine orthodoxe Kirche, die schon lange nicht mehr genutzt wird und jetzt wohl nur noch von Tauben bewohnt wird. Sonst geht es flach über Schotterwege vorbei an Feldern. Leider wird unsere Wanderfreude immer wieder von kleinen und größeren Müllansammlungen getrübt, die links und rechts des Wegs in den Büschen liegen.







Schon nach einer Stunde erreichen wir einen Steinbruch und kurz danach die Lagune und unseren Zielstrand. Unterwegs haben wir niemanden getroffen, aber hier hat eine Lea im Sand eine Botschaft hinterlassen und ihn zu "Lea's Beach" erklärt. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und beschließen trotzdem hier zu zelten. Das Wasser in der Lagune sieht schon etwas abgestanden aus und wir sind froh, dass wir genug Wasser für die Nacht mitgetragen haben. Eigentlich wäre bestes Badewetter, aber wir machen lieber noch einen Strandspaziergang. Ist ja der erste Tag, da kommen bestimmt noch ein paar Badegelegenheiten, denkt man sich so.













Große Steine bilden einen Steg ins Meer und sind für uns ein idealer Kochplatz. Als Vorspeise soll es eine türkische Tütensuppe geben. Einmal nicht aufgepasst und schon ist die Suppe im Topf angebrannt. Ungenießbar, also müssen wir leider die Fische damit füttern. Besonders ärgerlich, wenn man den Liter Wasser dafür extra her getragen hat.
Noch beim Kochen wird es langsam dunkel und auch der Lärm vom nahen Steinbruch hört auf. So früh hatten wir mit der Nacht noch gar nicht gerechnet und uns wird solangsam ein Nachteil unserer Reisezeit bewusst. Meistens waren wir schon um 6 im Zelt weils draußen dunkel war und wir kein Lagerfeuer machen konnten. Ich war froh mein E-Book dabei zu haben und auch unseren Whisky-Vorrat haben wir nicht umsonst mitgeschleppt.



Abends bestaunen wir dann unseren ersten Sternenhimmel in Zypern. Sogar die Milchstraße kommt heraus.

[michaelgd]

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07.11.2012 - Weiter als gedacht

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Um 6 werden wir von der Sonne geweckt. Auf unserem Stein-Steg am Meer gibt es die ersten Pancakes aus der selbst gemischten Trockenmischung. Um 8:30 ist alles gepackt und die 2. Etappe kann beginnen.

Am letzten Abend haben wir unsere Etappenplanung nochmals überdacht. Das erste kurze Stück auf den Schotterpisten fanden wir etwas langweilig und auch der viele Müll dem man unterwegs begegnet, stört uns. Wir wollen deshalb möglichst schnell nach Osten weiter. Abseits der Dörfer und später im Karpas Nationalpark versprechen wir uns schönere Strecken. Für heute heißt das, dass wir uns eine längere Strecke einmal quer über die Halbinsel an die Nordküste vorgenommen haben. So sollten wir es in 2 Tagen in den Hauptort Dipkarpaz schaffen.


Kleine Betonpyramiden markieren die Abzeige der North Cyprus Trails

Wir verlassen den Strand nach Norden und es geht zunächst leicht bergan vorbei an abgeernteten Feldern. Nichts spendet Schatten und in der Sonne wird es ganz schön heiß. Da sind wir froh gleich im ersten Dorf Gelincik einen Minimarkt zu entdecken. Eine gute Gelegenheit die Wasservorräte aufzufüllen und einen kühlen Ayran zu trinken. Auch nach Speiseöl halten wir Ausschau. Zum ersten mal haben wir Trockenei eingepackt, nur mit dem Ölverbrauch haben wir uns etwas verschätzt und wir wollen Nachschub kaufen. Kleiner als 1 Liter gibt es leider nichts, aber das Frühstücksei ist es uns wert ein weiteres Kilo zu schleppen.





Inzwischen sind auch ein paar Wolken aufgezogen und der Weg führt uns in den Wald. Ein Stück folgen wir einer Hochspannungsleitung auf einer mindestens 10 Meter breiten Schneise durch den Wald. In der Nähe der Leitung bekomme ich Kopfweh und ich bin froh als der Weg sich endlich wieder von der Trasse trennt. Pünktlich für die Mittagspause kommen wir an einem einsamen Picknickplatz vorbei. Der Platz ist zwar wieder ziemlich vermüllt, aber es gibt Wasser aus einen Wassertank, und die Bänke sind einfach zu einladend. Von einer Asia-Suppe gestärkt wandern wir weiter. Etwas später kommen wir aus dem Wald heraus und laufen wieder vorbei an Feldern. Das kleine Dorf Adacay streifen wir nur auf der Hauptstraße, dann geht es wieder auf Schotterwegen bergan.









Inzwischen brennt die Sonne wieder und wir legen Sonnencreme nach. Uns wird klar, dass wir auch die Sonnencreme etwas zu knapp kalkuliert haben und nachkaufen können wir frühestens morgen wieder in Dipkarpaz. Hoffentlich gibt das bis dahin keinen bösen Sonnenbrand.

Als wir gegen 14 Uhr wieder auf eine Hauptstraße treffen, kalkulieren wir unsere Reststrecke nochmal durch. Um auf den markierten Wegen ans Meer zu kommen, müssen wir einen Bogen ins Landesinnere laufen. Sehr wahrscheinlich würden wir es nicht mehr vor Sonnenuntergang schaffen. Nach etwas hin und her entscheiden wir uns an der Hauptstraße entlang direkt an die Küstenstraße zu gehen.

Also biegen wir nach links ab und gehen durch das kleine Dörfchen Sipahi. Uns fallen hier viele EU-Autokennzeichen auf, in diesem Dorf leben wohl auch noch einige Griechen. Kurz nach dem Dorf passieren wir die Ruinen der Ayia Trias Kirche, einer Basilika aus dem 5. Jahrhundert. Wir haben es eilig und verzichten auf eine Besichtigung, beim Vorbeigehen grüßt uns der Mann im Kassenhäuschen freundlich.





Es geht bergab zur Küstenstraße wo wir auf die neu gebaute Karpaz Marina treffen. Jetzt geht es noch einige Kilometer die Küstenstraße entlang, bis wir unser Ziel, das Theresa Hotel, erreichen. Wir werden freundlich empfangen und bekommen ein schönes Zimmer mit Balkon zum Meer. Wir sind heute wohl die einzigen Gäste. Erst mal duschen und dann ins Restaurant gegenüber zum Abendessen.

[michaelgd]

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08.11.2012 Hier gibt es nur lauter Esel

Zum Frühstück sitzen wir auf der Terrasse des Hotelrestaurants direkt am Meer. Die Nacht über hat es geregnet und auch jetzt ist der Himmel noch bedeckt. Direkt am Hotel starten gleich 3 Varianten des North Cyprus Trails, auf einer davon wollen wir heute nach Dipkarpaz laufen. Bei der Planung hilft uns eine Infotafel mit genauen Kilometerangaben und Gehzeiten, die auch direkt gegenüber des Hotels steht.







Wir starten um 9 und es geht erst mal bergauf. An einigen Stellen ist die Staubpiste vom Regen der letzten Nacht in eine rutschige Schlammpiste verwandelt worden. Wir treffen auf eine Steinpyramide, mit der die Abzweige hier markiert sind. Jedes Teilstück hat eine Nummer, die sich auch auf den Karten wiederfindet. Nur an dieser Kreuzung treffen sich 3 Abzweige und mir ist nicht so richtig klar, welcher Pfeil auf der Pyramide jetzt welchen Abzweig meint. Prompt entscheiden wir uns für den falschen und laufen weiter bergan. Der Blick auf das Garmin sagt mir einige 100 Meter später, das etwas nicht stimmen kann. Also wieder zurück, und diesmal auf dem richtigen Weg weiter.











Der Weg schlängelt sich jetzt mit leichtem Auf und Ab immer der Hügelkette entlang. Auf einmal sehen wir die ersten beiden Wildesel. Sie schauen uns neugierig an, sobald wir zu nahe kommen laufen sie schnell ein Stück weiter. Dann geht das Spiel wieder von vorne los. Die ganze Zeit sind wir auf einer Schotterpiste unterwegs und haben von den Bergen immer wieder nach beiden Seiten schöne Blicke bis ans Meer. Die ganze Strecke über begegnet uns außer den Eseln niemand.





Vor Dipkarpaz geht es wieder bergab. Der Weg führt uns ins Ortszentrum, wo direkt hinter und über der Kirche eine noch größere Moschee steht. Gerade noch rechtzeitig vor dem Regen finden wir die Arch Houses Pension. Alte Bauernhäuser wurden hier liebevoll zu einzelnen Gästezimmern umgebaut. Zum Abendessen gehen wir ein letztes Mal in ein Restaurant, ab morgen wollen wir endlich zum richtigen Outdoorteil unserer Tour kommen.

[michaelgd]

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09.11.2012 Regenbögen und Nachtgewitter

Die ganze Nacht regnet es durch. Auch am Morgen macht es nicht den Eindruck, dass es bald aufhören würde. Wir haben schon fast beschlossen einen Pausentag einzulegen als die Wolken noch aufreissen und und so entscheiden wir uns doch zum Aufbruch. 4 Wandertage bleiben uns noch, in denen wir die östliche Halbinsel umwandern wollen, um dann wieder hier in Dipkarpaz anzukommen. Daher möchten wir heute noch unser Zimmer vorreservieren. Zu unserer Überraschung ist unsere Unterkunft an diesem Tag ausgebucht, eine größere Busgruppe ist angemeldet. Bisher hatten wir überall den Eindruck, die einzigen Gäste zu sein.

Wie machen uns also auf die Suche nach einer Alternativunterkunft, was in diesem weitläufigen Dorf ganz schön lange dauert, schon bevor wir mit der eigentlich Wanderung beginnen, laufen wir 5 km im Dorf hin und her. Wir finden dann aber eine nette Bungalow-Anlage, in der wir ein Zimmer vorreservieren können.


Regenbogen über unserer Pension


Der Regen verzieht sich


Wo geht es hier zur Post?

Zwischendrin mache ich mich noch auf die Suche nach einem Briefkasten. Im ersten Geschäft werde ich die Hauptstraße weiter hoch geschickt, als ich dort nichts finden kann, frage ich in einem weiteren Geschäft nach der Post. Der freundliche Besitzer führt mich vor seinen Laden und ein paar Meter zurück. Etwas nach hinten versetzt und keine 2 Meter breit ist dort das Postamt. Kein Wunder, dass ich es übersehen habe, auch wenn es ganz in gelb angestrichen ist.


Blick zurück nach Dipkarpaz







Jetzt kann es endlich los gehen, und der Weg führt uns aus dem Dorf. Die Wege haben sich durch den Regen in ganze Matschbahnen verwandelt und an den Schuhen sammeln sich immer dickere Lehm-Absätze. Unser Ziel ist ein Punkt aus Tugberks GPS-Daten, an dem eine Zeltmöglichkeit eingezeichnet ist. Was uns dort genau erwartet wissen wir nicht, und so tragen wir auch einen größeren Wasservorrat mit. Am Ziel überrascht uns ein direkt am Meer gelegener Picknickplatz. Schöne saubere Sitzgruppen im Schatten der Bäume, eine kleine orthodoxe Kapelle und eine Toilette mit Wassertank auf dem Dach. Im Meer vor dem Platz versuchen zwei Angler ihr Glück.


Picknickplatz mit Kapelle und neuem Klo-Häuschen





Am Platz angekommen, treibt uns der Regen in die Kapelle. Als er wieder aufgehört hat, machen wir uns auf die Suche nach einer Zeltstelle und finden abseits in den Büschen einen schönen versteckten Platz. Während ich das Zelt beziehe, macht Jakob einen Erkundungsspaziergang entlang der Küste. Dort stößt er weiter östlich auf eine bizarre Sandsteinlandschaft, die ich dann solange es bis zum Sonnenuntergang geht mit meiner Kamera unsicher mache. Unser Zelt ist so gut versteckt, dass ich es auf dem Weg zurück in der Dämmerung selber kaum finde.













Nach einem Abendessen im Dunkeln verschwinden wir fürs erste im Zelt. Werden später aber wieder von den ständigen Blitzen eines fernen Gewitters geweckt. Fasziniert stehen wir vor dem Zelt und beobachten das über dem Meer tobende Gewitter. Auf der anderen Seite sehen wir wieder einen perfekten Sternenhimmel.

[michaelgd]

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10.11.2012 - Himmelsschauspiel am Golden Sands Beach

Nachts bekommen wir doch noch etwas vom Gewitterregen ab, aber am Morgen begrüßt uns schon wieder die Sonne. Wir setzen uns für das Frühstück wieder an eine der vielen gemütlichen Bänke. Dann geht es los, ich freue mich schon auf das heutige Ziel: der Golden Sands Beach wurde uns bereits überall als der schönste Strand Zyperns angepriesen.





Zuerst geht es an der Hauptstraße ein Stück zurück und dann wieder auf Schotterwegen hinter die erste Hügelkette ins Landesinnere. In diesem Zwischental geht es dann eben entlang der Felder nach Osten. Die Olivenernte ist in vollem Gange und immer wieder sehen wir ganze Familien, die die Früchte unter den Bäumen sammeln. Auf halbem Weg begegnet uns ein Pickup-Truck, der in einem vom Regen aufgeweichten Feld stecken geblieben ist. Verzweifelt versucht er vorwärts und rückwärts wieder loszukommen. Wir lassen die Rucksäcke am Weg liegen und laufen hin, vielleicht können wir ja helfen. Am Truck treffen wir auf 2 Griechen, sie warten wohl schon auf einen Traktor, der sie rausziehen wird. Und so tief wie der Truck schon festsitzt, können wir auch nicht wirklich helfen.













Irgendwann erreichen wir wieder die Hauptstraße, auf der es dann die letzten Meter Richtung Golden Beach geht. Eigentlich ist der Strand ein Schutzgebiet für für die Meeresschildkröten, die hier ihre Eier ablegen. Dennoch gibt es etwas oberhalb des Strands mehrere Restaurants und Holzbungalows. Tugberk war davon nicht sehr begeistert, denn so nah am Strand dürfte gar nicht gebaut werden und die schlüpfenden Schildkröten können durch das Licht der Häuser in die falsche Richtung geleitet werden.







Wir suchen uns für das Zelt ein verstecktes Plätzchen am Rand der Sanddünen. Unseren Wasservorrat müssen wir wohl oder übel an einem der Restaurants auffüllen, aber dann kochen wir gemütlich vor unserem Zelt. Abends ziehen wieder Gewitterwolken auf, als wir schon im Zelt liegen wird es taghell von den vielen Blitzen. Regnen tut es noch nicht, also schnell nochmal in die Klamotten geschlüpft und raus. Ein solches Gewitter-Spektakel habe ich noch nie beobachtet. Vor uns über dem Meer tobt und blitzt es, hinter uns genau das Gleiche. Nur bei uns bleibt es trocken. Ich schaue dem ganzen Schauspiel bestimmt eine halbe Stunde zu, bevor die Regentropfen doch bei uns ankommen.

[equipman]

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Besten Dank für deinen super Reisebericht, er hat dafür gesorgt, dass der Cyprus Trail auf meine Liste kommt . Welches Zelt habt ihr benutzt ?

[michaelgd]

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Freut mich, dass der Bericht gefällt. Das Zelt war ein Exped Orion Extreme.

[grenzenlos]

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Danke für den schönen Bericht. Hat viele Erinnerungen von Nordzypern wach gerufen. Wir sind dort viel geradelt und gewandert.