[SE] Luohttoláhko Camping

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    #21
    AW: [SE] Luohttoláhko Camping

    Ja, die lieben Schneemobilfahrer. Je schneller man unterwegs ist, desto gefährlicher. Ich gehe im Whiteout immer ganz langsam und stochere z.T. mit Stock vorwärts. Ich habe auch schon Reepschnüre vor mir ausgeworfen.

    In der Tat, über den Untergrund konnte ich mich nicht beklagen dieses Jahr.
    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
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    • Sarekmaniac
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      #22
      AW: [SE] Luohttoláhko Camping

      12. März 2013
      Luottolahko - Njoatsosvagge/Vuopmekietje
      11 km
      500 Höhenmeter Abstieg




      Irgendwie habe ich heute Nacht wirre Sachen geträumt. Ich war mit Georg Baselitz auf Tour, Yves Klein war auch dabei. Alles ringsum war blau, dann Nebel, ein Schritt ins Leere....

      Aber nein, war Spaß. Ich bin, als ich in den Schlafsack kroch, schnell eingenickt, und habe tief und fest geschlafen, obwohl mein Fuß noch nicht ganz warm war. Heute morgen fühlt sich alles wieder okay an. Ich schlafe recht lange und krabble erst kurz vor acht Uhr aus dem Zelt, um mich umzuschauen. Gestern im Dunkeln habe ich nicht mehr weiter gesehen als die Stirnlampe. Guten Morgen!








      Morgendliche Erstinspektion I: Tielma, Sarek, Ähpar und Noajdde


      Morgendliche Erstinspektion II: Skajdetjahkka, Niejdariehppe, Ridatjahkka

      Link zum Panorama

      Ich stelle fest: Das Zelt steht doch recht unorthodox noch im oberen Bereich des Hangs. Da habe ich den Zieleinlauf ja so gerade mal geschafft gestern. So was ist kein guter Zeltplatz. Aber zum Glück ist es ja absolut windstill, sonnig und wolkenlos, und -22, -23 Grad kalt. Und so bleibt es den ganzen Tag.



      Quer über das Tal auf der anderen Hangseite schaue ich auch den breiten Rücken des Ridatjahkka. Das Sarvesvagge abwärts, am Noajdde vorbei, auf Sarekmassiv und Ähpar, und talaufwärts blicke ich ins Niejdariehpvagge. Ein wunderschöner Anblick aber bei näherem Hinschauen entdecke ich einen Lawinenabgang über etwa 300 m Länge, bis weit über den Talgrund. Nein, durchs Noajdevagge zu gehen wäre gestern wirklich keine gute Idee gewesen.


      Ridatjahkka, hinter dem Zelt sieht man die Aufstiegsspur


      Niejdariehppevagge mit Skajdetjahkka und Niejdariehppe


      Dito, mit eingezeichnetem Lawinenabgang am Niejdariehppe


      Lawinenabgang am Niejdariehppe vergrößert

      Das Packen dauert heute sehr lange, da ich irgendwie abgelenkt bin (wovon nur). Erst um halb zwölf geht es los, aber das macht nichts, denn die Tagesaufgabe ist überschaubar. 10 km über das Plateau und dann ins Njoatsosvagge hinunter.

      Der bevorstehende Abstieg bereitet mir etwas Sorgen. Wenn die Verhältnisse ähnlich sind wie am Aufstiegshang, könnte es heikel werden. Aber das verdränge ich erst einmal, der Weg über die Hocheben ist einfach, die Ausblicke gigantisch. Morgens Sarvesvagge, Ähpar und Sarekmassiv in der Ferne, den ganzen Tag lang das Partemassiv links und das Ryggasberget-Massiv mit dem Svenonius-Gletscher rechts. Und schon eine Stunde nach dem Aufbruch sehe ich in Gehrichtung das Gipfelplateau des Tsahtsa am Horizont, das ist bereits die Westflanke des Njoatsosvagge. Eigentlich besteht der ganze Tag nur aus Fotopausen.


      Aufbruch


      Tielma, Sarek und Ähpar

      Link zum Panorama


      Tielma und Sarekmassiv

      Link zum Panorama


      Montanes Mimikry zur Rechten: Ryggasberget und Luohttotjahkka


      Montanes Mimikry zur Linken: Lullihatjahkka und Tvillingryggen


      Partemassiv


      Partemassiv


      Lullihatjahkka

      Link zum Panorama


      Ryggasberget-Massiv

      Link zum Panorama


      Canyon des Luohttojahka mit Tsähkkok und Ryggasberget

      Link zum Panorama


      Ryggasberget, Lullihatjahkka und Noajdde


      Was für ein Tag. Nur Sonne, blauer Himmel und...


      ... Sastrugi ...


      ... Sastrugi ...


      ... Sastrugi. Suchbild mit Saitaris und Parte

      Link zum Panorama


      Suchbild, Auflösung

      Für den Abstieg habe ich den Hang zwischen Luohttojahka-Canyon und Skaidasjjahka ins Auge gefasst. Der ist zum Glück etwas flacher als der Aufsteig (zum Abfahren aber immer noch zu steil).

      Als ich den Hang einsehen kann, bin ich angenehm überrascht. Hier hat es auch eisige Stellen, aber die sind jetzt, am späten Nachmittag, durch die Sonne aufgeweicht, und insgesamt liegt mehr Schnee als beim Aufstieg. Nicht so weich, dass man tief einsinkt, weich genug für einen sicheren, kraftschonenden Tritt.

      Im ersten Versuch gehe ich in Falllinie voran, nachdem die Pulka zweimal kurz hintereinander an einer Schneeverwehung umkippt und mühsam wieder sortiert werden muss, lasse ich sie vorweg laufen.

      Insgesamt muss ich 500 Höhenmeter hinunter. Es dauert nur eine Stunde, bis ich die Baumgrenze im Njoatsosvagge erreiche. Dann steige ich wieder auf die Ski und fahre noch 20 Minuten durch den Wald hinunter, quere diverse Elchspuren, leider ohne die Verursacher zu Gesicht zu kriegen, und erreiche schließlich bei Vuopmekietje die Talsohle.


      Strategie I: Pulka im Rücken


      Strategie II: Pulka nach vorn


      Blick ins untere Njoatsosvagge


      Da geht es morgen weiter: Blick Richtung Njoatsosvagge talaufwärts


      Triebschneegruben in Felsrinne I. Tiefe ca. vier Meter.


      Triebschneegruben in Felsrinne II


      Fast am Ziel: Im Birkenwald bei Vuopmekietje

      Als ich an meinem ausgeguckten Lagerplatz die normaler Brille raushole, fehlt ein Glas. Ich kenne das schon, das ist meine Indikatorbrille. Ab minus 20 Grad schrumpfen bei diesem Exemplar, einer 30-Euro-Brille eines bekannten Optik-Discounters, die Kunststoffgläser und lösen sich dann gern mal aus der Fassung. Auf dem Boden vor mir entdecke ich nichts, also vermute ich, dass das ganze schon in der letzten Nacht passiert ist. Tatsächlich finde ich das Glas wenig später im Innenzelt. Kurz unter der Daunenjacke anwärmen und wieder einklicksen, alles wird gut.
      Zuletzt geändert von Sarekmaniac; 09.04.2013, 20:57.
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      • Werner Hohn
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        #23
        AW: [SE] Luohttoláhko Camping

        Ich hätte Sorge in einem Anfall von milder Demenz abends zur falschen Tüte zu greifen. Und schön, mal wieder ein MYOG-Zelt auf Wintertour zu sehen.
        .

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        • efbomber
          Erfahren
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          #24
          AW: [SE] Luohttoláhko Camping

          Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
          Ich hätte Sorge in einem Anfall von milder Demenz abends zur falschen Tüte zu greifen.


          Ansonsten richtig tolle Aufnahmen! Macht echt Freude sich das ansehen zu dürfen. Von mir aus darfst du ruhig noch mehr Bilder einfügen

          Viele Gipfel erkenne ich selbst wieder. Mit dem Schnee überall und dem blauen Himmel sieht das wunderschön aus! Freue mich auf den Rest wie ein Kind auf Weihnachten! Danke für das Teilen und den guten Schreibstil!
          Auch von mir
          ....
          Ach komm, und nochmal

          Lieben Gruß
          David

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          • Sarekmaniac
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            #25
            AW: [SE] Luohttoláhko Camping

            13. März 2013
            Njoatsosvagge/Vuopmekietje- Njoatsosvagge/Skiejakvarasj
            16 km
            300 Höhenmeter





























            Eine kuschelige Nacht bei unter -20 Grad.


            Noch ist es schattig, doch es ist wieder ein blauer, sonniger Tag.


            Schon paar Minuten später scheint die Sonne aufs Zelt.


            Morgensonne über dem Partemassiv.


            Freiluftfrühstück und Aufräumaktion.

            Heute habe ich dasselbe traumhafte Wetter wie gestern. Morgens um sieben zeigt das Thermometer -21 Grad. (@alle Leser: Sorry wegen der wetterbedingten narrativen Redundanzen in der Berichterstattung). Ich koche draußen und nutze die totale Windstille für eine Pulkaaufräumaktion. Nach acht Tagen ist endlich Platz, um die Sachen, die ich einfach ringsum auf dem Schnee ausbreite, optimal zu sortieren. Um zehn Uhr breche ich auf. zunächst steige ich die 100 Höhenmeter auf den Ausläufer des Tsähkkok hoch, dort, wo der eingezeichnete Sommerweg verläuft, weil ich hoffe, mir einiges Auf und Ab im Talgrund zu sparen (und außerdem ist der Blick ins Tal von dort so schön).



            Allerdings ist der Schnee so extrem hart und eisig, dass ich dann doch wieder etwas absteigen muss, die Pulka hat bei diesen Verhältnissen keinerlei Führung, rutscht ständig seitlich nach unten und hängt mir an der rechten Hüfte.

            Zum erste See, dem Lulep Njoatsosjavre, brauche ich etwa 3 Stunden, zum Teil über komplett freigeblasenen Grund, zum Teil über Eis und beinhart gefrorene, riesige Sastrugi. Den kleinen Aufstieg kurz vor dem See gehe ich einfach zu Fuß.


            Blick talaufwärts. Da geht es lang.

            Link zum Panorama


            Eisige Spur.


            Fast oben auf der Höhe 805.

            Link zum Panorama


            Und ich hatte gedacht, die Sastrugi oben auf Luohttolahko seien groß gewesen...


            Langsam...


            ... wird der Hang zu schräg für die Pulka.


            Ich muss wieder hinunter zum Njoatsosjahka.



            Aufstieg zum Lulep Njoatsosjavrre. Blick zurück auf Saitaris und Parte.


            Das letzte Stück vor dem See ist so hart, dass ich zu Fuß gehe.

            Auf dem Lulep Njoatsosjavre liegen die winderodierten Reste einer Lawine, die vom Tsähkkok aus weit auf das Eis hinausgerollt ist. Ein Respekt einflößender Anblick.


            Vom Wind erodierter Lawinenschnee auf dem Eis des Lulep Njoatsosjavrre.

            Link zum Panorama


            Der zugehörige Lawinenabgang am Tsähkkok.

            Und jetzt wird es kalt. Das enge Tal liegt bereits mittags komplett im Schatten, und vor allem kommt Wind von vorn auf. Nicht viel, vielleicht Windstärke 3 bis 4, aber bei -20 Grad und ohne Sonne ist das eine ganz schöne Hausnummer. Ich merke, dass ich zu dünn angezogen bin, aber an Umziehen ist nicht zu denken, schon bei den notwendigen Kurzpausen kühle ich so stark aus, dass die Finger weh tun und ich mich eine Viertelstunde wieder warm laufen muss. Ich denke sehnsüchtig an das fette 600-er Woolpower-Teil, das dämlicherweise irgendwo tief in der Pulka verstaut ist. Wozu habe ich eigentlich heute morgen mein Gepäck aufgeräumt? Ich schwöre mir, den Rucksack für den nächsten Tag so zu bestücken, wie sich das gehört.

            Einmal friert der Thermoskannenbecher an der Kanne fest, ganz schön doof, ich muss die Kanne bei der nächsten Pause erst in der Daunenjacke aufwärmen, bevor ich etwas trinken kann. Auch an den Füßen merke ich, dass die Isolierung nicht mehr wirklich ausreicht. Es scheint, ich muss mir für die Zukunft, was Wärmeres anschaffen. Tja, Ü40...


            Das Nadelöhr im Njoatsosvagge kommt in Sicht: Vassjebakte und Bulkas.

            Link zum Panorama



            Bulkas.



            Vassjebakte.

            Am liebsten würde ich direkt zelten, aber auf den Seen ist es wirklich extrem kalt und unwirtlich. Also beschränke ich die Pausen auf das Notwendigste und laufe durch bis zum Talausgang. Zum Schluss geht es nochmal 130 Höhenmeter das kleine Joch östlich des Skiejakvarasj hoch. Von dort oben habe ich einen genialen Ausblick auf das berühmte Nadelöhr zwischen Bulkas und und Vassjebakte, und auf den höchst dramatischen Sonnenuntergang.


            Auf dem Alep Njoatsosjavrre wird es schattig, windig und bitter kalt.


            Sonnenuntergang. Tjagnaristjahkka, Bulkas und Vassjebakte


            Link zum Panorama

            Ich denke beim Zeltaufbau schon an die tollen Bilder, die ich zu schießen gedenke, doch kaum steht der Tunnel, ist Nebel aufgezogen, und es fängt leicht an zu schneien. So schnell kann das gehen. Herr Trunkenbaer holt aus seinem Strickpelz die Buchungsbestätigung von Sarek Tours Unlimited hervor und zitiert aus dem Kleingedruckten: Beim Verlassen der westlichen Talgänge verfalle jeder Rechtsanspruch auf Erfüllung der Wetter- und Temperaturversprechen, die Gegenstand des Vertrags seien. Später, gegen 21:00 Uhr, sind schon wieder die Sterne zu sehen, und es fallen nur noch einzelne Schneeflocken.


            Innerhalb 15 Minuten zieht es zu.

            Erst als ich im Schlafsack liege, merke ich, wie sehr Kälte und Wind über den Tag an meinen Kräften gezehrt hat. Obwohl ich extra viel und extra heiß gegessen haben, fröstle ich lange, ich bilde mir ein, dass meine (tatsächlich völlig trockene) Rentierhaar-Unterlage feucht sein muss, weil sie sich so elend kalt anfühlt. Es dauert einfach nur sehr lange, bis ich sie aufgewärmt habe. Heute wäre eigentlich die passende Gelegenheit, die Matte, wie schon theoretisch durchgespielt und probeliegenderweise getestet, in den Schlafsack zu legen. Aber ich habe leider nicht daran gedacht, und jetzt ist es zu spät, aus dem Schlafsack kriegt mich nichts mehr raus.
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              #26
              AW: [SE] Luohttoláhko Camping

              14. März 2013
              Njoatsosvagge/Skiejakvarasj- Alajavre
              16 km
              Immer auf und ab.



              Im Njoatsosvagge klar es auf.




              Richtung Padjelanta sieht es etwas trüber aus.

              Morgens ist es etwas wärmer, -13 Grad, ich habe Sicht ins Njoatsosvagge, doch Richtung Padjelanta ist es trüber. Doch als ich mit Frühstücken fertig bin, hat sich vorerst die Sonne durchgesetzt.

              Da ich wegen des guten Wetters meine Reservetage nicht aufgebraucht habe, ist es noch viel zu früh, um mich Richtung Tarradalen aufzumachen. Die kleine Padjelanta-Runde, die ich mir zu Hause als Plan B zurechtgelegt habe, ist zu lang, aber zwei Tage habe ich Luft. Also suche ich mir für heute den Alajavrre als Tagsziel aus, einen langgestreckten See in nordwestliche Richtung, und morgen werde ich von da aus dann langsam gen Tarradalen gehen.





              Wegführung – nun ja, ist ja fast Jacke wie Hose, wo ich lang gehe für diese kleine Schleife, ich dödle erstmal einfach los.

              Skiejakjavarasj, Tjagnarisjavarasj, an der Rentierwächterhütte im Ausgang des Sarvesvagge vorbei, dann langsam diagonal den Hang hoch und zwischen Oarjep Rissavarre und Nuortap Rissavarre durch und via Rissajavre zum Alajavvre.

              Dabei wird es ab Mittag immer diesiger, und als ich den See erreiche, sehe ich leider nix mehr, totales Whiteout, leise rieselt der Schnee. Ich latsche noch anderthalb Stunden am Ufer lang, durch viel tieferen Schnee, als ich gehofft hatte, und irgendwann suche ich mir einen ebenen Zeltplatz.

              Das ist gar nicht so einfach, denn das Ufer ist steil. Im Whiteout muss man erst immer mit den Ski etwas trampeln, damit man den Boden sieht und beurteilen kann, ob er eben ist. Die geradeste Stelle, die ich finde, ist nur mit dünnem, brüchigem Harsch überzogen, ich muss die Ski und Stöcke flach eingraben, um das Zelt festzukriegen. Abends hat es -18 Grad. Und, nur der Vollständigkeit halber: Kein Wind, den ganzen Tag nicht.



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                #27
                AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                15. März 2013
                Alajavrre– Duottartjaro
                14 km
                Immer auf und ab.



                Morgensonne am Alajavrre.


                Frühstück am Seeufer


                Sonnenschein und Nebelschwaden

                Der Morgen am Seeufer ist mystisch schön. Bei -17 Grad setzte ich mich, in meine molligen Daunensachen gehüllt, nach draußen auf die Isomatte und frühstücke dort. Nachts hat es geschneit, kein Wind natürlich. Sonne und Nebel tragen einen zwei Stunden währenden, wogenden Kampf um die Vorherrschaft aus, aus dem die Sonne als vorläufiger Sieger hervorgeht.


                Aufstieg vom Alajavrre.


                Heute krabbelt der Expeditionsleiter zum ersten Mal aus den Tiefen der Pulka hervor und setzt sich auf die Isomatte, um mir von hinten gute Ratschläge zu erteilen. Dies sei notwendig wegen des von heute an statistisch höheren Risikos, denn bekanntlich geschähen 80% aller Bergunfälle auf dem Rückweg.

                Der Schnee auf dem Alasjavre ist noch tiefer und stumpfer geworden, nach 3 km habe ich die Schnauze voll und steige am Südufer auf bis zu dem 50 km langen Rentierzaun, der vom Vassjebakte an der Sarekgrenze bis zu Arasluokta am Virihaure verläuft. Von dort habe ich wieder einen schönen Blick auf die Berge des Sareks. Jetzt kommt endlich mal etwas Wind auf, und die warme Kleidung habe ich klugerweise in den Rucksack umgepackt. Nullo problemo also.






















                Rentierzaun quer durch den Padjelanta.


                Blick auf die Sarekberge von Westen.

                Link zum Panorama


                Unverspurte weiße Weite.


                Am Rissajavrre I.


                Am Rissajavrre II.

                Link zum Panorama


                Vom Rentierzaun gehe ich via Liemakjavrre und Liemakvarre südwärts Richtung Tuottarstogorna, und kurz vorm Duottarjavre dann ostwärts zurück Richtung Tjagnarisskajdde. Das ist ja ein bißchen doof, freiwillig im Kreis zu gehen, aber manchmal passiert bei so was trotzdem was Aufregendes. Heute zum Beispiel. In großer Entfernung entdecke ich im Hang des Duottartjaro ein Vielfraß! Der Wind geht in meine Richtung, und ich bin auch zu weit weg, um bemerkt zu werden (450 m, messe ich später mit dem GPS nach). So stehe ich einige Minuten im Wind, mir wird furchtbar kalt, und beobachte den Vielfraß, bis er schließlich über einer Kuppe verschwindet.


                Wo ist der Vielfraß?

                Ich mache mit meiner für sowas völlig ungeeigneten Kamera einige Bilder, später identifiziere ich darauf den Vielfraß als denjenigen Stein, der von Bild zu Bild den Standort wechselt. Starke Vergrößerung, Auszählung der Bildpunkte und Konsultation der einschlägigen Fachliteratur ergeben, dass es sich um ein kleinwüchsiges Exemplar handelt, gulo gulo minimalis - nur neun bis zwölf Pixel groß.





                Nachdem der Vielfraß sich verdrückt hat, will ich zumindest die Spuren sehen und ändere die Richtung. Herr Trunkenbaer hinten auf der Pulka sehnt sich angesichts der fortgeschrittenen Zeit schwer nach den Fressbeuteln. Es habe sich zweifelsohne um einen Vielfraß gehandelt, es sei also völlig überflüssig und reine Zeitverschwendung, den Hang hochzusteigen. Aber ich will es, wie immer, ganz genau wissen und inspiziere die frische Spur aus nächster Nähe.







                Der Vorteil meiner kleinen Vielfraß-Expedition ist, dass ich Höhe gewinne, und so muss ich, nachdem ich meine Bilder geschossen habe, nicht weiter aufsteigen, sondern nur noch den Hang lang gehen, bis ich die kleine Hochebene am Duottartjaro erreicht habe, wo ich zelten will.

                Von hier aus habe ich einen herrlichen Ausblick auf den Ausgang des Njoatsosvagge. Heute abend ist es klar, und so klappt es diesmal mit schönen Bildern vom Sonnenuntergang. Und ich muss ein bißchen nachdenken. Einen Tunnel bei Wind aufbauen – wie ging das noch mal... Abends ist es -15 Grad.


                Alggavagge mit Alggavarre und Härrabakte.

                Link zum Panorama


                Njoatsosvagge im Sonnenuntergang, zweiter Versuch.
                Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
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                • Sabine38

                  Lebt im Forum
                  • 07.06.2010
                  • 5368
                  • Privat

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                  #28
                  AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                  Sehr schöne Bilder und wirklich unterhaltsam geschrieben. Wenn es im Winter nur nicht so kalt wäre (und ich skilaufen könnte ), könnte ich ja glatt in Versuchung geraten es auch mal mit ner Wintertour zu versuchen... *seufz*
                  Zuletzt geändert von Sabine38; 19.04.2013, 13:02. Grund: Ja, ja, Räschtschraipunk
                  Uuuups... ;-)

                  Kommentar


                  • Mika Hautamaeki
                    Alter Hase
                    • 30.05.2007
                    • 3979
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                    Was für Bilder...*träum*
                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                    A. v. Humboldt.

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                    • OttoStover
                      Fuchs
                      • 18.10.2008
                      • 1076
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                      #30
                      AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                      Nice that you saw a wolverine. I have had that luck just twice. Just a hint regarding cold feet. If you buy a large pair of thick wool socks (size 46 at least) and take them over the shoes, you will be considerably warmer. I see you have the three pin NNN binding. And usually that binding may often accept the socks, without making a hole in them. Me who has the BC binding with the steel bar I must make a hole in the socks. We call the socks raggsokk, and they cost about 50 NOK or cheaper from a military surplus store.
                      Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                      Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                      • Mittendrin
                        Gerne im Forum
                        • 17.07.2012
                        • 59
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                        #31
                        AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                        Tolle Bilder!
                        Schöner Bericht...

                        Da bekomme ich Fernweh


                        Mal ne Frage zur Ausrüstung -> Kochersystem:
                        Du hast als Deckel scheinbar eine Bratpfanne in gleicher Breite wie den Topf benutzt, der in den Trangia reinpasst.
                        Und der sitzt auf den Bilder so herum wie ein Topf, also "Öffnung nach oben" - warum dies?

                        Vorteil denke ich ist, dass du ihn perfekt mit der Greifzange nehmen kannst und dass er genau mit dem Topf abschließt..

                        Aber... Wenn du im Deckel/Bratpfanne etwas braten wolltest käme der zwar näher an die Flamme im Trangia, wäre aber doch kaum wieder heraus zu bekommen oder? (Wobei man im Winter eher in einem beschichteten Topf anbrät und dann den Rest dazu macht...)

                        Nach "normalem" Trangiasystem wird ja eine breitere Bratpfanne verkehrt herum als Deckel genutzt -> Bis oben hin würde so die Wärme reflektiert und die warme Luft besser am Topf gehalten.

                        Wie kommt dein System zustande?
                        Liebe Grüße

                        (Geändert wegen Fehlerteufelchen :-))

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                        • Sarekmaniac
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                          • 19.11.2008
                          • 10958
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                          #32
                          AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                          Zitat von Mittendrin Beitrag anzeigen
                          Du hast als Deckel scheinbar eine Bratpfanne in gleicher Breite wie den Topf benutzt, der in den Trangia reinpasst.
                          Und der sitzt auf den Bilder so herum wie ein Topf, also "Öffnung nach oben" - warum dies?
                          Ganz einfach: Der Topf (Duoassal) gehört zum großen Trangia-Set, der deckel (Titan) zum kleinen, der passt nur so rum.

                          Vorteil denke ich ist, dass du ihn perfekt mit der Greifzange nehmen kannst und dass er genau mit dem Topf abschließt..
                          Einmal das, und die kleine Pfanne ist eben etwas leichter

                          Aber... Wenn du im Deckel/Bratpfanne etwas braten wolltest käme der zwar näher an die Flamme im Trangia, wäre aber doch kaum wieder heraus zu bekommen oder? (Wobei man im Winter eher in einem beschichteten Topf anbrät und dann den Rest dazu macht...)
                          Zum Braten wird sie eigentlich nie benutzt. Und leider ginge das im großen Trangia auch nicht, da passen nur die Originalteile. Das ist der einzige Nachteil meines Umbaus. Standardkombi ist sonst bei mir ein großer Duossaltopf vom großen Set plus ein Titan-Topf und -deckel vom kleinen.

                          Nach "normalem" Trangiasystem wird ja eine breitere Bratpfanne verkehrt herum als Deckel nutze -> Bis oben hin würde so die Wärme reflektiert und die warme Luft besser am Topf gehalten.
                          Beware, das ist zwar selbst auf Zeichnungen von Trangia so zu sehen, aber letzten Sommer hat die Userin Chartinaelik ihren Trangia auf diese Weise zum Schmelzen gebracht, und es wurde ihr von der Firma geschrieben, die Pfanne solle mit Rand nach oben aufgesetzt werden, um übermäßigen Hitzestau zu vermeiden.

                          OT: Und wo warst du unterwegs?

                          @Otto:

                          This was wolferine number three in my life.

                          Wegen der Schuhe: Ja, irgendetwas werde ich basteln, mit Socken, wie Du es beschreibst (Across hat da ein tolles "Rezept" von einem schwedischen Hüttenwirt). Oder eine isolierte Gamasche. Ich stelle mir vor, wenn man die Socke als oberste Schicht auf dem Schuh hat, wird dort viel Schnee hängen bleiben? Die Idee, die Pins einfach durch die Maschen hindurchzustecken, ist genial.

                          Alternativ habe ich die neuen Alfa Gaiter GTX-Schuhe ins Auge gefasst, mit integrierter, isolierter Goretex-Gamasche. Die gibt es klassisch für NN75 und für die neue BC-Bindung.
                          Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                          (@neural_meduza)

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                          • Mittendrin
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                            • 17.07.2012
                            • 59
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                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                            Ok verstehe, danke für die Infos.

                            Ich habe auf der Tour im Februar (Abisko nach Kebnekaise) am großen Set die große Pfanne (aber Edelstahl) als Deckel nach unten (!), als Topf den großen Trangia (aber aus Titan) genutzt und mit meinem guten alten Primus MulitFuel betrieben (Füße abgebohrt passt genau in den Trangia rein...)
                            Mit niedriger Drosselung des Brenners war das System sehr effizient...
                            Zum Braten war ein beschichteter kl Trangia Topf mit, aber letztendlich ist das Braten + selbst Kochen auf die Hüttenübernachtungen gefallen, so dass ich den Topf umsonst mitgenommen hatte.

                            Heftig -> zum Schmelzen gebracht!?!?
                            Im Winter da oben (-15°C bis -30°C) mit Titan und Edelstahl bei niedriger - mittlerer Power des MultiFuel hatte ich keine Probleme. Aber das spricht ja für die Steigerung der Effizienz...

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                            • Sarekmaniac
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                              • 19.11.2008
                              • 10958
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                              #34
                              AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                              OT: @Mittendrin: Schmelzende Trangia-Gestelle War aber in der Tat nicht im Winter.

                              Ich hatte jetzt nur einen Topf mit (weil der kleine aus Titan nicht ins Gestell passt) und habe den Kocher einfach weiterbrennen lassen beim Essen und den Topf dann wieder gereinigt, und weiter Schnee zu schmelzen. ich habe trotzdem weniger Brennstoff verbraucht wie vorher mit dem Original-Hiker.
                              Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                              (@neural_meduza)

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                              • peter-hoehle
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                                • 18.01.2008
                                • 5175
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                                #35
                                AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                                Hallo Barbara,

                                Danke für diesen sehr schönen Reisebericht mit den
                                wundervollen Bildern.

                                Gruß Peter
                                Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                                Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                                • Mittendrin
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                                  • 17.07.2012
                                  • 59
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                                  Dein geringerer Brennstoffverbrauch kommt deiner Meinung nach durch das System im Trangia (Wärmestau + Reflexion) oder weil du weniger selbst gekocht hast als sonst (Gedörrtes braucht ja seine Zeit...)?

                                  Danke für den Link! Die Bilder sind heftig! Sogar die Belüftung unten... und das mit Spiritus!?!?
                                  Da lobe ich mir meinen "uralten" Trangia aus stabilem Alu...

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                                    #37
                                    AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                                    16. März 2013
                                    Duottartjaro-Tarraluoppal-Tarradalen/Maddagasj
                                    19 km



                                    Ein ungewohnter Anblick: Zelt im Wind.

                                    Morgens ist es -13 Grad. Es hat die ganze Nacht leicht geweht – vielleicht Windstärke 4 bis 5. Endlich macht das Zelt mal wieder die gewohnten Geräusche. Ein leichtes Flattern, ein zartes Dröhnen. Der Abbau bei diesen ganz ungewohnten Extremverhältnissen klappt gut – gelernt ist halt gelernt. Frühmorgens scheint noch die Sonne, doch dann zieht es zu, der Wind hält an und verstärkt sich am Nachmittag. Er kommt direkt von Süd, also mir entgegen. Gut eingemummelt in Schapka und Fuchpelz kann er mir nichts anhaben, aber die Sicht bleibt schlecht, darum gibt es auch nicht viele Bilder von diesem Tag.



                                    Das kleine Plateau, auf dem ich gezeltet habe, liegt auf etwa 1000 m. Ich halte die Höhe, gehe hoch am Hang westlich des Tjagnarisjahka entlang und stoße nach ca. fünf km auf das Tal des Vassjajahka, das zu den Tarraluoppalstugorna führt. Dass es von hier aus ständig leicht bergab geht, merke ich im Whiteout kaum. Der Schnee ist recht tief und furchtbar stumpf, und das subjektive Pulka-Ziehgefühl auf der in alle Richtungen offenen „Was-ist-denn-jetzt-los?“-Skala lautet eher: „leicht bergauf“. Erst auf dem letzten, recht steilen Kilometer, als die Hütten schon in Sicht sind, komme ich endlich mal ins Gleiten.


                                    Im Tarreluoppal

                                    Um 15:30 Uhr erreiche ich die Hütten. Bleiben will ich nicht, weil ich die Padjelanta-Hütten nicht mag, eine Pause machen will ich schon. Der beklagenswerte Zustand des offenen Winterraums bestätigt mich in meiner Entscheidung. Noch etwas laufen, dann zelten und morgen nach Sammarlappa. Immerhin ist es warm, die Hütte war in der Nacht vorher bewohnt. So kriege ich wenigstens etwas geboten für die läppischen, bitte anschnallen, 100 (in Worten: einhundert) schwedischen Kronen, die im Padjelanta seit der Wintersaison 2012/2013 ein dagsbesök kostet.

                                    Nach einer Dreiviertelstunde Pause laufe ich noch knapp zwei Stunden weiter. Das gestaltet sich sehr entspannt, da die Hütte wohl am selben Tag von einem Skooter angefahren wurde, der den stumpfen Tiefschnee in eine Rennbahn verwandelt hat. Bei Maddagasj, kurz vor der Baumgrenze, schlage ich das Zelt auf.
                                    Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                    (@neural_meduza)

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                                    • Sarekmaniac
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                                      #38
                                      AW: [SE] Luohttoláhko Camping

                                      17. März 2013
                                      Tarradalen/Maddagasj – Sammarlappa
                                      11 km



                                      Trüber Morgen


                                      Kein Blick ins Tarradalen

                                      Der schöne Ausblick über das Tarradalen bleibt mir morgens verwehrt. Es ist leider komplett zugezogen. Und es hat geschneit, so dass die Skooter-Spur vom Vortag komplett verschwunden ist.

                                      Zunächst versuche ich, der Spur zu folgen, verliere sie im Whiteout aber rasch. Das macht nichts, denn unter dem Neuschnee ist die Schneedecke überall hart, und der Weg ergibt sich aus dem Gelände sowieso. Es geht die rechte Talseite am Fuß des Gardevarre lang, im oberen, lichten Bereich des Waldes, ohne Höhe zu verlieren. Witzigerweise komme ich mittags genau an der Stelle an der Nationalparkgrenze raus, wo zwei Skooter-Verbotsschilder ein Tor bilden. Bis hierhin und nicht weiter.


                                      Gardevarre, Grau in Grau.

                                      Einen km außerhalb der Parkgrenze liegt eine einfache Schutzhütte, die von vielen Jägern per Skooter angefahren wird. Entsprechend deutlich sind nun die Spuren. Die Abfahrt durch den Wald hinter der Hütte ist ein wenig zu steil, ich weiche in den Tiefschnee aus und kurve gemächlich querfeldein zwischen den Bäumen durch, bis ich unten die Spur wieder treffe. Dann wird es völlig flach, und die letzten 2,5 km über große Sümpfe, durch offenen Wasser und schließlich quer über den Tarraädno sind ein Klacks.



                                      Hitzewelle



                                      Schutzhütte an der Nationalparkgrenze

                                      Übrigens: „Selbsterklärende Wegführung“ ist relativ. Auf Sammalappa höre ich später, dass da im letzten Winter zwei deutsche Schneeschuhwanderer auf dem Sommerweg von Tarraluoppal das Tal hinunterkamen – durch den Wald, einem zuhause aufgespielten GPS-Track folgend. Das ist recht bizarr, aber eigentlich wahrhaft heroisch.


                                      Auf dem Tarraädno


                                      Sammarlappa

                                      Schon um 13.30 Uhr komme ich in der Hütte an, und miete mich gleich für zwei Nächte ein. Morgen werde ich faulenzen. Aber erstmal wird die Pulka geleert, ich verbrenne das ganze Klopapier im Ofen und wasche ein paar Sachen durch.

                                      Kurz nach meiner Ankunft schließt sich Kari, der Hüttenwirt, wegen eines defekten Schlosses aus dem Stugvärdsraum aus. Seine minimalinvasiven Einbruchversuche dauern mehrere Stunden - wie dumm, dass sein ganzes Werkzeug in dem verschlossenen Raum liegt.

                                      Schließlich beschließt er, per Nottelefon über die Polizei in Tarrekaise und Kvikkjokk anzufragen, ob dort ein Zweitschlüssel liegt. Doch seltsam, die Polizei antwortet nicht. Schließlich schraubt Kari die komplette Zargenverblendung los, hebelt, drückt und schafft es irgendwie, die Tür aufzustemmen, ohne dass größerer Schaden entsteht.

                                      Abends unterhalten wir uns. Kari, ein stolzer Kap-Arctic-Besitzer, bewundert meinen Kocher-Umbau. Nur meine Bilder von Luottolahko stimmen ihn etwas bedenklich. „Die Bilder solltest Du ins Internet stellen, dann kommen nächstes Jahr ganz, ganz viele Deutsche und sagen mir, dass sie auch da hoch wollen." Schonend bringe ich ihm bei, dass einige Bilder wirklich im Internet landen werden. Ich verspreche, einen Disclaimer anzufügen.

                                      Gegen 19:30 kommen drei Finnen mit beeindruckenden Riesenpulkas an, die via Tarraluopal und Sarvesvagge in den Sarek wollen und dann durchs Rapadalen nach Kvikkjokk. Entgegen den kulturellen Klischees sind die drei aber nicht schweigsam, sondern sehr kommunikativ, polyglott und umfassend gebildet, sie kennen sogar schon den Witz von den Finnen und den Ungarn. Es wird ein sehr netter Abend.
                                      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                      (@neural_meduza)

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                                        18. März 2013
                                        Sammalappa, Ruhetag


                                        Wie immer nach vielen Nächten im Zelt schlafe ich die erste Nacht in der Hütte nicht gut, und dass, obwohl ich meinen Raum wohlweislich nicht geheizt habe. Das Wetter ist wieder hervorragend. Es ist fast eine Schande, bei bei solchen Bedingungen nicht unterwegs zu sein, aber was soll ich machen? Eine Pause muss ja auch mal sein. Bis Kvikkjokk habe ich noch reichlich Zeit und kann die Tour gemütlich ausklingen lassen. Und Sammarlappa ist dafür ein guter Platz, das ist eine sehr schöne Hütte, die 2006 innen und außen komplett durchrenoviert wurde.

                                        Morgens brechen die Finnen auf. Ihre Pulkas sind riesengroß, und sie haben Unmengen von überflüssigem Zeug mit, ich bin froh, das ich so was nicht ziehen muss. Große Plastikboxen, die ausschließlich Knäckebrot enthalten, Kleiderbügel, Strickpullis mit V-Ausschnitten, Jogging-Anzüge. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus, was man so alles braucht für eine Sarek-Durchquerung. (Kari meint hinterher, er wäre verwundert gewesen, dass sie keine Äxte mitgehabt hätten, die meisten Finnen hätten Äxte dabei. Er muss es wissen, er ist selbst in Finnland geboren).

                                        Nachdem ich die Finnen verabschiedet habe, ist nicht viel zu tun. Ich darf noch nicht einmal Holz hacken, weil Kari eine Motorsäge hat. Ruhetag. Lesen, Tagebuch ergänzen. Literweise Earl Grey Tee trinken, Zelt trocknen. Luxus-Duschbad in einem von den Hüttenwirten ausgeliehenen Kinder-Planschbecken.


                                        Luxus-Bad.


                                        Lesestunde.

                                        Kari, beunruhigt durch die Probleme von gestern, versucht im Laufe des Tages mehrfach vergeblich, die Polizei zu erreichen. Es scheint tatsächlich, dass das Telefon defekt ist.
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                                          19. März 2013
                                          Sammalappa -Tarrekaise-Tarraure
                                          19 km








                                          Am Morgen um 6:30 Uhr zeigt das Thermometer draußen an der Hüttenwand -28 Grad. Das war eine knackekalte Nacht.

                                          Als ich gegen elf Uhr aufbreche, kommen gerade Freunde der Hüttenwirte mit dem Skooter aus Jokkmokk angefahren. Jetzt habe ich eine schöne Spur. Trotzdem zieht sich der Weg, er folgt jeder Flussschleife. Ich entdecke frische Luchsspuren quer über den Fluss. Ein beeindruckendes gerahmtes Foto, das ein anderer Hüttenwirt vorletzten Winter von gleich drei Luchsen direkt oberhalb der Hütte gemacht hat, habe ich schon in Sammalappa bewundert.

                                          Bis zur Tarrekaisestugan brauche ich mit Pausen ca. 4 Stunden, in der letzten Stunde durch ordentlichen Gegenwind.

                                          Ola, der Hüttenwirt, hat gerade Besuch vom Hüttenwirt aus Njunjes, der nächsten Hütte im weiter unten im Tal. Ich überbringe in Karis Auftrag einen konspirativen Plan.

                                          Ola möge doch bitte die Polizei in Lulea anrufen und sie bitten, um 17.00 Uhr in Sammalappa anzurufen, um festzustellen, ob und was mit die Verbindung nicht in Ordnung sei. Der Plan scheitert leider daran, dass auch Ola keine Antwort von der Polizei kriegt.


                                          Auf dem Tarraädno.


                                          Luchsspur.


                                          Maskasgaisse und Tarrekaise.


                                          Verschneites Hermann-Löns-Grab.

                                          Link zum Panorama.

                                          Ich mache eine Teepause in der Hütte und gehe dann noch ein paar km, bis zum Ende des Sees. Als ich von der Hütte aufbreche, ist der Wind um einiges stärker geworden, das ist wirklich grenzwertig bei dieser Kälte. Der Pelzkragen schützt mich aber erstaunlich gut, und gibt zusammen mit Russenschapka, Merino-Buff und der Riesenkapuze meines Ventile Parkas eine perfekte Kombi ab. Als ich fast am Ende des Sees bin, überholt mich ein Finnenspitz, und kurz darauf sein Besitzer, der Hüttenwirt aus Njunjes, der auf dem Rückweg ist. Er fragt mich besorgt, ob mit mir alles in Ordnung sei, wegen dem schneidenden Wind. Da muss ich ein bißchen grinsen. Er hat eine völlig unzureichende Kapuze, ein krebsrotes Gesicht, Eis in den Wimpern, im Bart und an der weißlichen Nase. Ja, alles in Ordnung.



                                          Am Seeausgang, etwa vier km vor Njunjes, suche ich mir meinen letzten Zeltplatz für diese Tour. Vielleicht gibt es ähnliche Temperaturen wie in der letzten Nacht und ich kann den Schlafsack endlich mal im Limitbereich testen? Aber daraus wird nichts, es ist abends nur etwa – 16 Grad.
                                          Zuletzt geändert von Sarekmaniac; 22.04.2013, 21:23.
                                          Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
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