[NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

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  • Nita
    Fuchs
    • 11.07.2008
    • 1722
    • Privat

    • Meine Reisen

    [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Dovrefjell 28.02-10.03.2013



    Einleitung

    Nach Erfahrungen letztes Jahres wusste ich genau, wie meine nächste Wintertour werden soll: WALDFREI. Außerdem sollten Anreise und Einstieg möglichst kurz, nur wenig Zivilisation und eine gewisse Nordlichtwahrscheinlichkeit vorhanden sein. Das machte Echnathon, der gerade einen Reisepartner für Norwegen suchte, und mir, die auf seine Anzeige geantwortet hat, die Wahl nicht allzu schwer. Dovrefjell lockte mit loipenfreier Landschaft, Snøhetta als höchstem Gipfel Norwegens außerhalb von Jotunheimen und Moschusochsen, die wir sehr zu sehen hofften. Die ursprünglich angedachte Hardangervidda schreckte mit ihrem unvorhersehbaren Wetter und zu südlicher Lage ab und wurde wie auch das östliche Reinheimen für zu flach erklärt, Rondane hatte für mich zu viele Hütten und der Rest einen zu langen Einstieg.

    Start

    So trafen wir uns eines Abends in Oslo, wo Echnaton bereits Brennstoff besorgt und mir dadurch eine ideale Anreise erlaubt hat: Um 19 Uhr Flug aus Deutschland, Zug direkt vom Flughafen und am frühen Morgen am Startpunkt. Mit nur einem Hacken: Sturmwarnung für Fjell direkt für die ersten Tage und vier Personen, die uns während der Anreise davor abgeraten haben, „ bei dem Wetter in die Berge zu gehen“.

    1. Tag

    04:30, Hjerkinn
    Der Zugbegleiter fragte, ob wir uns sicher sind, aussteigen zu wollen, ließ uns dann raus, stemmte sich gegen den Wind und sprang schnell wieder in den Zug. Es blies.

    08:30, Hjerkinn Bahnhofshalle
    Die Heizung schaltete sich in regelmäßigen Abständen ein – meist als ich bereit war, meinen Schlafsack rauszuholen. Und sobald es halbwegs warm wurde, ging sie wieder aus…

    Nach ein paar Stunden Dösen wagten wir uns hinaus, erkundeten die Gegend und urteilten „ungemütlich, aber wanderbar“. Tatsächlich ließ der Wind stark nach und blieb den ganzen Tag gut erträglich.

    10:00
    Start!!!



    Der befürchtete erste Aufstieg war unproblematisch und wir machten sogar, dem Rat eines Einheimischen folgend, einen kleinen Umweg über eine Kuppe (Tverrfjellet), von der die Chancen sehr gut waren, Moschusochsen zu sehen. Das ist uns leider nicht geglückt, dafür bewunderten wir „Snøhetta view“ – einen futuristischen Bau auf dem Gipfel mit großem Panoramafenster und Kamin drinnen…abgeschlossen natürlich. Später erfuhren wir, dass es ein der vier norwegischen Projekte war, die 2009 auf der Architektur-Biennale in St. Petersburg vorgestellt wurden. Der Bau ist so verführerisch luxuriös, dass er nicht einmal in dieser kargen Landschaft das Auge stört!

    Weiter ging es ins nächste Tal runter, wo wir endlich richtig im Fjell und ganz allein waren. Ihr fragt sich, wie ich, absolute Skianfängerin, dort runter kam? Zu Fuß


    ...und wir müssen dort runter


    das Wetter war viel besser als gedacht

    Fjell. Weites, weißes. Trotz wechselhaften Wetters sahen wir an diesem einen Tag mehr (und vor allem mehr Sonne!), als in ganzen zwei Wochen letztes Jahr. Das Tal war weit und flach, wir gewöhnten uns langsam an den Untergrund und das Gepäck und nahmen uns ausreichend Zeit, das Zelt ordentlich aufzubauen – die Sturmwarnung war noch nicht vergessen und davor habe ich im Fjell viel Respekt.

    Essen, hinlegen, ade.


    schöne Linsen - apropos Sturmwarnung


    Tag 2

    Tropf………..tropf………tropf-tropf-tropf-tropf-tropf……….tropf

    Bei +/-0°C regnete es im Zelt und bei jeder Windböe kam ein extra Schauer… Dass wir heute nichts machen, war schon in der Nacht klar, auch wenn die Hoffnung bestand, dass es tagsüber wieder besser wird.



    Wetterstation in Hjerkinn spricht von stärksten Böen tagsüber von 9Bft (später mehr). Ob wir so viel hatten, sei dahingestellt; man konnte sich 3-5m vom Zelt entfernen, musste aber ab dann mit der Sicht aufpassen. Daher beschränkten sich unsere Aktivitäten auf Schneeschmelzen, Tee kochen, Essen und schlafen. Schlechtwetter mit gutem Nebeneffekt: Ausgeschlafen, yeah!!!!!







    Tag 3

    Der Boden bebt, was ist los??? Beunruhigt, suche ich nach der Ursache. Und finde sie schnell: Aliens greifen an! Das Haus fällt zusammen!!! Ergo: Es ist eh alles vorbei, ich brauche nicht aufzustehen…

    Ah, ok, war wieder eine stärkere Böe. Bin aufgewacht.


    langsam aber sicher werden wir eingegraben

    Der Wind wurde in der Nacht stärker und zeitweise machten wir uns ernsthafte Gedanken um das Zelt. Die Lautstärke erreichte die eines vorbeifahrenden ICEs. Bereits am Abend fingen wir an, das Zelt regelmäßig auszugraben, um das Gestänge etwas zu entlasten. Dem Zelt (Kaitum 2) kann man aber eigentlich nur Komplimente machen – es stand selbst nach 36h Sturm wie eine eins!

    Als ich mitten in der Nacht zu meiner Schicht raus kam, passierte etwas, was ich in dem Umfang bis jetzt nur von den anderen kannte und jetzt beeindruckend fand: Der Kreislauf machte schlapp. Ich hatte schon 2/3 des Geplanten getan, als sich alles zu drehen anfing. Setzte mich hin, voll im Wind – es war egal, Hauptsache runter. Da es nach wenigen Augenblicken trotz Schweißausbruch richtig kalt wurde (Wind), kroch ich auf allen Vieren um das Zelt herum in die Apsis, machte zu und legte mich dort irgendwie auf die Sachen. Fünf Minuten später war alles wieder ok. Fazit: Aufstehen+geplante Anstrengung+Kälte-> langsam anfahren.


    Schleichwerbung (2xNahanny)


    Schleichwerbung-2

    Heute konnten wir wieder los und die Etappe war abwechslungsreich und schön. Immer noch beachtliche Wind und Schneeflug machten sie etwas ungemütlich, aber wir sahen die ganze Schönheit des winterlichen Fjells, spürten seine Macht und waren begeistert. Berglandschaft in der sich gelegentlich zeigenden Sonne und bei Schneedrift unten sah phantastisch aus.


    fast startklar, bleibt "nur noch" Heringe zu finden und Zelt einzupacken


    weiße Weite





    Als wir Grisungvatni (Seen) querten, stieg die Windstärke wieder an. Nach einem kurzen Kampf entschieden wir, auf Nummer sicher zu gehen und den Tag zu beenden. Noch war es uns ausreichend warm und das Zelt wurde problemlos aufgestellt – lieber so als etwas später in Not. Zum Abend hin wurde es aber ruhiger und wir genossen sogar etwas Sonne.


    über den See; es ist wesentlich ungemütlicher als es aussieht


    windig und instabil, aber schön



    Sommerhäuschen am See


    alle Schlitze zu, Sturmhaube an.


    Wintersonne


    Tag 4

    Wind… Er beginnt uns zu verfolgen. Ein einmaliger Morgen, dann aber ein grauer Schlechtwettertag – und dazu die anspruchsvollste Etappe der ganzen Tour.


    was für ein Morgen!!!






    Kompass sagt irgendwo dahin


    Im Kjelgsungdalen ging es an 2-3 verschlossenen Hütten vorbei (auch sonst nicht für Wanderer)

    Nach der Abfahrt ins Grønadalen (ich fiel übrigens immer noch bei jeder Gelegenheit - und auch ohne - hin) nahmen wir nicht das größere Mjøgsjodalen, sondern das Kjelgsungdalen, das eng zwischen den Bergen eingequetscht liegt und wo mehrere Steilstufen zu meistern sind. Trotz jeweils nicht mal/gerade mal dreistelligen Höhenmeterzahlen kostete es uns ordentlich Energie, deswegen zelteten wir bereits kurz vor dem Abstieg ins Åmotsdalen. Das Ziel war trotzdem erreicht und wir stolz darauf!


    letzter Aufschwung

    Wann hört dieser Wind auf???
    Zuletzt geändert von Nita; 11.01.2014, 20:42. Grund: "Mitreisende" verschwinden immer wieder...
    Reiseberichte

  • Gast-Avatar

    #2
    AW: Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

    Macht richtig Spass, hier im Warmen faul auf der Couch rumzuliegen und Deinen Bericht durchzulesen

    Danke

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    • evernorth
      Fuchs
      • 22.08.2010
      • 1836
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

      Sehr schön und eine tolle, nicht so häufig begangene Tour -
      macht spass!
      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

      Kommentar


      • fimbulwinter
        Erfahren
        • 15.03.2005
        • 147
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

        Hej.
        Schöner und spannender Anfang. Dovrefjell im Winter interessiert mich sehr.
        Bei dem Wetter lernt man die schönen Seiten doch erst richtig schätzen.
        Gruß
        Jens
        Ódáðahraun

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        • Echnathon
          Fuchs
          • 20.02.2012
          • 1306
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

          Ja, die ersten Tage waren echt spannend: Die erste Wintertour in Skandinavien, das erste mal mit Pulka.
          Unterm Strich lief es aber super: bei suboptimalen Bedinungen immer ein gutes Gefühl mit den getroffenen Entscheidungen gehabt. Das sollte sich auch den ganzen Urlaub nicht ändern. Nur das Wetter wurde eigentlich kontinuierlich besser.

          Snøhetta View:


          Am nächsten Tag (der Sturmtag im Zelt) bin ich dann auf einmal hellwach, als der ganz Untergrund zu beben scheint.
          Einziger Gedanke: Der ganze Hang geht ab. Nächster: Dafür ist es viel zu flach. Aber trotzdem: WTF.
          Das Gefühl auf höchst instabilem Gelände zu stehen verlässt mich aber den ganzen Urlaub nicht.
          Andauernd Setzungsgeräusch im Schnee. In den Alpen würde ich da keinen Fuß in einen Hang setzten.
          Aber hier oben ist alles so flach... Aber selbst am letzten Tag noch jagt mir das Geräusch einen Schauer über den Rücken.


          Mir fällt gerade auf: Auf den Bilder sieht es so aus, als ob ich vornweg marschieren würde. Völlig falsch.
          Mein Tip: Geht mit Nita auf Tour. Spätestens wenn der Schnee tiefer wird, oder die Hänge steiler, kann man ihr super das Spuren überlassen und gemütlich hinterherkeuchen

          Das obere Ende des Grisungdalen:


          Insbesondere am letzten Anstieg im Kjelgsungdalen (ca 150hm) spurt Nita den ganzen Hang. Trotz Ski versinken wir abschnittsweise bis fast zum Knie in leeseitig angewehtem Triebschnee, während die Pulka wie ein Anker nach hinten zieht.


          Frederik
          Zuletzt geändert von ; 19.03.2013, 13:30.

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          • Gast-Avatar

            #6
            AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

            "Mein Tip: Geht mit Nita auf Tour. Spätestens wenn der Schnee tiefer wird, oder die Hänge steiler, kann man ihr super das Spuren überlassen und gemütlich hinterherkeuchen "

            Interessant. Ich hatte schon mal versucht, across oder Sarekmaniac als Kochsherpas anzuheuern. Die hatten aber Ausreden parat...

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            • rudolf
              Erfahren
              • 29.11.2009
              • 242
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

              Ein sehr schöne BBERICHT ich war anfangs Februar In Rondane und hatte einen sehr schönen Wetter .
              Wo habt Ihr Benzin besorgt ?
              Gruss Rudolf

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              • Nita
                Fuchs
                • 11.07.2008
                • 1722
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                Danke Euch und danke Echnathon für die Ergänzungen ;) Bei mir würde am Donnerstag oder max. Sonntag weiter gehen - es sei denn, Echnathon ist schneller!

                Bei den Setzungsgeräuschen fuhr ich auch immer wieder zusammen - sehr eindrucksvoll!

                Übrigens: Auch ich bin Echnathon viel (nicht ohne Mühe) nachgelaufen - und nicht zuletzt abgeschaut, was man mit diesen brettartigen Struckturen unter den Füßen macht. Also alles durchaus fair

                Benzin (und Spiritus) hat Echnathon in Oslo besorgt?

                Ach ja, gutes Wetter kommt noch
                Reiseberichte

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                • Echnathon
                  Fuchs
                  • 20.02.2012
                  • 1306
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                  Benzin kaufte ich hier: 59.913078,10.748196 DNT-Shop in Oslo.
                  Die hatten Benzin, kein Spiritus jedoch.

                  59.914084,10.748124 Hier oder hier: 59.91377,10.747631 hat es eine Art Baumarkt. Wenn man dort in der Farbabteilung (nach Hinten durchgehen, die Treppen rauf, dann nach Links) nachfragt, bekommt man anscheinend Benzin, Spiritus, Petroleum, Gummibärchen, Hardcore-B ......
                  Spiritus war jedenfalls kein Problem, Benzin wäre auch noch vorrätig gewesen. Das war der Tip vom Verkäufer im DNT-Shop.

                  Ist von Hauptbahnhof alles in 5 Minuten zu erreichen.
                  Vom Flughafen in die Stadt rein kostete mit dem Regionaltog iirc 90NOK.

                  Bei weiteren Fragen bin ich gerne behilflich.

                  Frederik

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                  • Gesine
                    Anfänger im Forum
                    • 10.02.2013
                    • 49
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                    Solch einen Sturm "durfte" ich auch einmal erleben. Drei Tage lang konnte wir kaum aus dem Zelt heraus und der Gestängebogen der Apside wurde zeitweise bis auf die leere Pulka niedergedrückt. Seit dieser Zeit bereue ich die hohen HB-Zeltkosten nicht mehr.
                    Zuletzt geändert von Gesine; 20.03.2013, 18:08.

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                    • Benzodiazepin
                      Fuchs
                      • 12.03.2012
                      • 1322
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                      #11
                      AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                      "brettartige strukturen unter den füssen"

                      gratuliere euch beiden zu dieser tour! schöne fotos und ein erlebnis, um das ich euch beneide. nur: wetterglück scheint nita nicht zu bringen

                      wie seid ihr auf die idee dieser tour gekommen?
                      experience is simply the name we give to our mistakes

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                      • Echnathon
                        Fuchs
                        • 20.02.2012
                        • 1306
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                        Idee für die Tour:
                        Ich wollte im Winter los.
                        Eigentlich nach Nordschweden.

                        Nachdem ich aber niemanden gefunden habe, der kompatible Pläne hat und die Kontakte hier im Fourm zu keinem Ergebnis führten war ich schon bald am verzweifeln.
                        Als Nita dann mich anschrieb und von Ihren Plänen (iirc Reinheimen) berichtete, wir uns einig waren über die Randbedingungen (Ski, Zelt, Einsam) und auch sonst der Kontakt stimmte, begannen wir bald mit der Tourplanung.
                        Und da Nordschweden eigentlich immer 2 Tage für An- und Abreise braucht, Nita aber nur 10 Tage Tage Zeit hatte, einigten wir uns schnell auf das Dovrefjell (mehr Berge und nördlicher als die Hardangervidda, ausreichende Größe, super zu erreichen, anständiger Gipfel).

                        Und nach einer 2-Tagestour vor Sylvester (Kleinwalsertal [Wetter war super. So viel zum Thema Wetterglück]) wurden dann die Flüge gebucht.
                        Da ich noch Student (hach ja... schön) bin bin ich dann einfach noch nen Flieger früher geflogen und habe in Oslo die Brennstoffe besorgt (viel zu viel).

                        Mit der Bahn nach Hjerkinn (Schaffner: "Do you really want to leave the train in Hjerkinn? You know, there is a pretty heavy storm out there. You have a ticket to Trondheim, maybe it is better to stay there for the weekend and take a room in the hotel.")

                        Und während der Tour lief es dann auch super. Ich legte am Morgen immer etwas vor, und am Mittag übernahm Nita die Führung. Uneinigkeiten über die Route gab es nicht nennenswert. 36 Stunden im Zelt gingen schadlos an uns vorüber.
                        Also unterm Strich: Super Tour


                        Was sich als sehr nützlich herausgestellt hat:
                        GPS (Garmin GPSmap 62st) mitnehmen, zu Karte und Kompass. Zwar wusste ich immer halbwegs genau wo ich auf der Karte war, aber insbesondere der Taleinschnitt des Kjelsungdalen und des Langvasdalen wären bei schlechter Sicht (stellenweise so RICHTIG schlecht) und ohne eine gut bekannte Position als Ausgangspunkt für die Kompasspeilung nur schwer zu treffen gewesen. Klar hätten wir sie gefunden, aber das hätte gut und gerne die eine oder andere Stunde und etliche km mit Hangquerung gekostet. Für die 10 Tage haben 2 Sätze Eneloop Akkus gut gereicht, aber ich habe es auch nur 4 Tage die ganze Zeit mitloggen lassen, ansonsten nur zur Positionsbestimmung (und -speicherung) angeschaltet.

                        Frederik
                        Zuletzt geändert von ; 21.03.2013, 12:17.

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                        • Benzodiazepin
                          Fuchs
                          • 12.03.2012
                          • 1322
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                          #13
                          AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                          danke für die ausführliche antwort, werde mir dieses gebiet mal näher anschauen
                          experience is simply the name we give to our mistakes

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                          • Nita
                            Fuchs
                            • 11.07.2008
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                            ...und weiter gehts

                            Tag 5


                            auf dem Langvatnet

                            Ruhige, leise(!!!) Nacht, etwas weniger Kondenswasser im Zelt. Gegen Morgen wurde es sehr warm – der Himmel war wieder bedeckt – bei unseren feuchten Schlafsäcken war es aber gar nicht soo verkehrt. Der Weg war schön. Teilweise mussten wir zwar unerwartet tief spuren, die Sicht auf und die Abfahrt in Åmotsdalen waren aber einfach herrlich. Ja, die Abfahrt auch Und ich habe die ersten zwei Kurven meines Lebens unfallfrei hingekriegt!




                            abfahren mit Rucksack, Schlitten, quasi Langlaufski, auf vereister "Piste" und ohne Erfahrung (ich)

                            Die Sonne zeigte sich regelmäßig, der Wind kam – oh Wunder! – immer mehr von hinten (bis jetzt gingen wir immer genau dagegen). Wir querten Langvatnet im Åmotsdalen in Längsrichtung und erharschten den ersten Blick auf Snohetta (2283m), der sich von dieser Seite recht alpin präsentiert. (Echnaton hat sicher ein Bild zu?)

                            Das Ziel der Etappe war die Åmotsdalhytta, die wir wie geplant nach fünf Tagen erreichten. Echnathon besorgte im Voraus einen Schlüssel und wir machten es uns in einem der Gasträume gemütlich. Am Abend wurde gegessen, gegessen und noch einmal gegessen, bevor es gegen unglaublich späte 23 Uhr ins Bett ging.


                            Åmotsdalhytta

                            Tag 6



                            Wollen wir? Wollen wir nicht? Ist doch schön draußen, oder? Nur wieder der WINNNNNDDDDDD…

                            In der Nacht hat es gestürmt und auch jetzt noch war die Schneedrift beachtlich. Wir ließen uns Zeit beim Frühstücken und zögerten lange mit dem Rausgehen. Irgendwann war die Entscheidung getroffen: Der Ofen wurde wieder angemacht. Hätten wir gezeltet, wären wir weiter gezogen, so freute man sich aber über eine windstille Zuflucht.





                            Die Hütte ist schön gelegen, aber für zwei Personen viel zu groß und entsprechend kalt. Ich suchte vergeblich nach einer Gitarre…. Also vertrieben wir Zeit mit Lesen und Essen, außerdem verabschiedete ich mich schon sehr früh ins Bett.

                            Tag 7





                            Blauer Himmel, kein Wind – besser geht es nicht!!! Der bald nach dem Start beginnende Aufstieg sah sofort viel harmloser aus, der Snohetta war nur einen Sprung entfernt und gestern aufgefüllte Energiespeicher brechend voll. Bis ich plötzlich schön flach auf den Bauch fiel, Kameratasche unter dem Rippenbogen.




                            Vielfraßspur

                            Ein Blick zu Echnathon, der seinen eigenen Pfad bergauf bannte, verriet, was los war: Unter dünner Triebschneedecke war blankes Eis. Auf diesem Hang hatten wir noch viel Spaß, perfektionierten das Skikanten, übten uns im Teamwork und lernten den Schnee zu lesen. Snohetta rückte dabei immer weiter in die Ferne, weil die Zeit fortschritt.



                            Irgendwas stimmt hier nicht - unter der Schneedecke verbirgt sich Eis und macht uns das Leben schwerer




                            Åmotsdalhytta von oben

                            Oben auf dem Sattel (ca. 1600m) beschließen wir, trotz bereits 13 Uhr Snohetta zu versuchen. Dafür wurden Skier und Pulken unten deponiert und wir machten uns auf den Weg übers angeschneite Geröll. Auf etwa 2000m wurde der Hang jedoch steiler und da er schon im Schatten lag, war der Schnee sehr hart und kaum griffig. 200hm unter dem Gipfel (den man schön in Sonne glänzen sehen konnte!) gaben wir auf und stiegen zu den Sachen ab.


                            Vorsicht, Skischuhe greifen schlecht!

                            Nach diesem Bergausflug ging es runter nach Reinheimen (Hütte). Die flache Abfahrt dorthin war genial, die niedrig stehende Sonne beleuchtete alles mit goldenem Licht… Ab und zu bekamen wir aber wieder mit Eisflächen zu tun und ich nutzte jede Gelegenheit, mich dort auszustrecken. Insgesamt waren Ski aber schon fast angewachsen an die Füße.




                            Ein Traum!

                            In der Hütte trafen wir auf zwei Holländer und einen Österreicher, der seit langem in Norwegen lebt und dort als Guide arbeitet. Trotz der netten Gesellschaft wollte ich aber nicht wieder in eine Hütte und verabschiedete mich mit dem Schlaf- und Biwaksack unter die Milchstraße; mit dem Gesicht Richtung Norden natürlich.


                            Reinheim

                            Tag 8

                            Es ist kaum zu fassen. Das gibt es ja eigentlich doch gar nicht. Nein, wirklich nicht. Aber…er ist doch wirklich blau, oder?

                            Jedes Mal, wenn ich in der Nacht Augen öffnete, leuchteten Millionen Sterne entgegen. Biwaksack hielt den leichten Wind ab, im Schlafsack war es kuschelig warm, Thermometer zeigte -20°C. Und nun wachte ich unmittelbar vor dem Sonnenaufgang auf – und der Himmel versprach noch einen perfekten Tag.


                            so geweckt zu werden...genial

                            Die Hüttenbewohner waren bereits wach und wollten auf den Snohetta. Auch wir packten Tagesrucksäcke, denn von dieser Seite schien der Aufstieg viel weniger steil (Normalweg im Winter). So ganz einfach waren manche Stellen dann trotzdem nicht – ich wünschte mir schon manchmal Steigeisen und Pickel statt nur Stahlkanten als einzigen Halt auf dem fest verharschten Hang. Insgesamt ging es aber überraschend gut und wir gewannen nach und nach Vertrauen in die Ski.











                            Die Aussicht… die war unbeschreiblich. Rondane, Jotunheimen und alles dazwischen lag wie auf eigener Handfläche. 1000hm puren Genuss.



                            Auf dem Gipfel trafen wir auf eine Vierergruppe - Studenten aus Oslo, die eigentlich aus Deutschland, Kanada, USA und Spanien stammten und nun „auf friluftslivtur“ waren. Nach ein paar Fotos und einem Spaziergang zum nicht zugebauten Nebengipfel (auf dem Hauptgipfel steht eine Radiostation der Armee samt Dieselgenerator) bereiteten wir uns auf den Abstieg vor: Skier an den Rucksack schnallen, fertig, los. Skibergsteigen mal anders
                            Unten traute ich mich wieder auf die Latten und fuhr mit Fellen sogar halbwegs passabel ein Stück ab




                            Snoheim und Rondane


                            zugebauter Hauptgipfel


                            Spazierengehen zum Nebengipfel


                            ...und nochmal das Amotsdalen mit der Hütte...




                            Abstiegstbereit!

                            Nach diesem tollen Tag blieb uns „nur noch“, über den weiteren Weg einig zu werden. Im Endeffekt schafften wir es, zu einem Kompromiss zu kommen und entschlossen uns, für die Nacht in der (nun sehr vollen, da WE und schönes Wetter) Hütte zu bleiben, morgen aber beim Ausstieg ein paar extra Kilometer zu machen.

                            Tag 9

                            Blau, blau, BLAU!!! Das Wetter ist genauso schön wie schon in den letzten Tagen, das ist ja ein Geschenk! Ich muss wieder an das letzte Jahr denken: Jede Nacht Schneefall, jeder Tag grau, drei Mal kurz Sonne gesehen in zwei Wochen.


                            am letzten Tag trafen wir viele norwegische Gruppen

                            Erst ging es flach runter über eine „kvistet“-Route. Kurz vor Kongsvold, wo wir bei schlechterem Wetter aussteigen wollten, bogen wir aber nach Süden ab und querten noch eine Hochebene zurück nach Hjerkinn. Hier sollten die Chancen sehr gut sein, Moschusochsen zu sehen, wir sahen aber trotz erhöhter Aufmerksamkeit keine.


                            markierte Route nach Kongsvold

                            Es ging zurück. Eine letzte Pause in strahlender Sonne, schon sind die Bauten von Hjerkinn zu erkennen. Letzter Hügel. Ein Schneeschuhläufer (nicht -„geher“) steigt dicht an einem Lawinenkegel auf einen Gipfel und fast senkrecht in Falllinie runter. Die Gedanken gehen nach Hause, auf die Arbeit, zu den weiteren Touren. Gleich müssen wir noch mal abfahren, der Schnee sieht aber weich aus.

                            Plötzlich höre ich Echnathons Flüstern: Links am Baum Moschusochsen! Und tatsächlich, zwei der Riesen haben es sich zwischen den Steinen gemütlich gemacht, gerade mal 30m von uns entfernt! Kameras werden gezückt, doch plötzlich setzt sich der ganze Hang mit entsprechendem Geräusch (siehe unten) und die Tiere werden auf uns aufmerksam. Rote Jacke, rote Hose, roter Schlitten und lausiges Skifahren – hm. Ich mache mich vorsichtig auf den Weg runter und beobachte die mich beobachtenden Ochsen dann lieber mit etwas mehr Abstand.



                            Damit haben wir noch einen Punkt „abgehackt“ – diese beeindruckenden Urtiere zu sehen war ein der letzten Wünsche, die noch offen blieben. Dass wir diesmal keine Nordlichter gesehen haben war zwar schade, wird aber sicher nächstes Mal nachgeholt.

                            Zum Thema „Setzungsgeräusche“: Manchmal war der „Wumm“ so eindrucksvoll, dass wir, eher in den Alpen unterwegs und entsprechend „erzogen“, zusammenfuhren. Ganze Flächen setzten sich unter unserem Gewicht. In der Regel war es aber im ganz flachen Gelände und daher nichts zu befürchten.

                            Zum Sonnenuntergang erreichten wir Hjerkinn. Machten noch einen (erfolglosen was Einkaufen angeht) Spaziergang durch den Ort und versteckten uns vor der Abendkälte im Bahnhofsgebäude. Der nächste Zug gen Süden war unser…

                            Reiseberichte

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                            • Echnathon
                              Fuchs
                              • 20.02.2012
                              • 1306
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                              Am ersten Tag der 2. Hälfte: wichtig am Morgen: Der Wind hat um 180° gedreht und kommt aus Osten.
                              Am Morgen stochern wir uns nur durch die Nebelsuppe

                              An dem Taleinschnitt, an welchem wir ins Langvasdalen einsteigen ist das Eis auf dem See blank gefegt und schimmert blau, sicherheitshalber machen wir einen Bogen darum.

                              Eine Stunde später auf dem See beginnt es aufzuklaren, die eine oder andere blaue Stelle zeigt sich über uns, der Schneefall lässt nach.


                              Und das Wetter wird immer besser:



                              Eine Schroffe Felskannte zeigt sich zur rechten Hand (Nicht Snøhetta, sondern Larstinden)



                              Die letzten Höhenmeter:


                              Und dann geht es ab ins Åmotsdalen


                              Das Wetter wird immer besser, bis schließlich übermorgen:
                              Kaiserwetter.
                              Sonnig.
                              Windstil.
                              Klar.
                              Beim reingehen fällt der Blick aufs Quecksilber: -20°C.



                              Der Untergrund an dem Tag spielt uns wirklich einen Streich.
                              Zweimal stehe ich wie auf Eiern auf Eis, ein Ski sammt Fellen dreist auf einen Stein gesetzt, die Pulka zieht hangabwärts, versucht mich aus dem Stand zu drehen. Zweimal nehme ich hier die Hilfe von Nita entgegen, die dann von oben kommt und mich rauszieht. (Packliste fürs nächste mal: 10m Reepschnur)

                              Wir lassen Pulken und Ski auf ca 1700m zurück und versuchen den Anstieg.
                              Aber der Schnee ist stark verpresst, stellenweise vereißt, stellenweise durch Triebschnee verdeckt. Eine unsichere Angelegenheit (Packliste fürs nächste mal: Grödel).
                              Umkehr 200hm unterm Gipfel und zurück zur Ausrüstung.

                              Abfahrt nach Reinheim


                              Der nächte Tag: Ein Berg ganz nach meinem Geschmack.
                              Südseitig ist der Untergrund griffiger, und als ich Ski abschnalle und auf den Rucksack packe, macht das ganze auf einmal sogar richtig Spaß. Der Schnee ist super zu gehen, die Sicht ist super, unser Grüppchen stark verteilt und jeder geht sein Tempo.
                              Oben dann etwas Trubel und noch mehr Fernsicht.
                              Der Abstieg wird im Lauftempo genommen, und bei dem Pressschnee verzichte ich auch im weiteren auf das Wiederanschnallen der Ski, die bleiben auf dem Rucksack und ich genieße meine bevorzugte Fortbewegungsart auf angenehm zu gehendem Schnee.

                              Auch in dieser Nacht keine Polarlichter.
                              Ich schlaf zwar drinnen, aber alle 2h klingelt der Wecker.

                              Schlussetappe:
                              Keine Polarlichter, keine Moschusochsen. Tolle Fotografische Ausbeute... SO war das nicht geplant
                              Rein Vorsichtshalber montiere ich schon am Morgen das 75mm (zum Glück hab ich mein 300er daheim gelassen, das wiegt mehr als n ganzer Sack voll Steine!)

                              Immer mehr Norweger, die teils auch hier im Tal in diversen Zelten genächtigt haben kommen uns entgegen, die Route ist die reinste Autobahn. Doch sobald wir nach Süden abbiegen, sind wir wieder allein unterwegs.
                              Und schließlich, kurz nach der letzten Rast der Tour:


                              Die nächsten 24 Stunden ärger ich mich mein 300er daheim gelassen zu haben.
                              Das hätte sich gelohnt.
                              Auch wenn mir nur ein Bild gelungen wäre.
                              Scheiß auf das eine Kilo.
                              Da trink ich zur Not den Single Malt schneller, dann wird die Pulka auch leichter.

                              Hjerkinn, Oslo, Düsseldorf, alles in einem Rutsch.
                              Von Düsseldorf nach Stuttgart ist dann wieder eine andere Geschichte.
                              Aber dafür zahlte die Bahn mir ein Taxi von Stuttgart HBF bis direkt vor die Haustüre
                              Das kam mir mit Pulka doch sehr gelegen.

                              Soweit fürs erste
                              Frederik

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                                Tolle Tour. Schönes Wetter, Berg geschafft UND Ochsen gesehen. Was will man mehr?

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                                • dingsbums
                                  Fuchs
                                  • 17.08.2008
                                  • 1503
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                                  Danke für den tollen Bericht!

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                                  • Echnathon
                                    Fuchs
                                    • 20.02.2012
                                    • 1306
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                                    Zitat von Bergtroll Beitrag anzeigen
                                    Tolle Tour. Schönes Wetter, Berg geschafft UND Ochsen gesehen. Was will man mehr?
                                    polarlichter

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                                    • Gast-Avatar

                                      #19
                                      AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                                      Sei nicht so gierig ;) Ich hab auch noch nie eins gesehen ....

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                                      • wendra
                                        Erfahren
                                        • 24.02.2012
                                        • 149
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [NO] Auf der Suche nach dem richtigen Winter: Dovrefjell

                                        Vielen Dank für den schönen und anschaulichen Bericht! So eine magische Wintertour reizt mich auch schon ewig, aber mir fehlen jegliche Kenntnisse und das passende Equipment. Aber ihr habt Moschusochsen gesehen!!!

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