Hallo zusammen,
Seit ungefähr eineinhalb Jahren fotografiere und filme ich mit einer Canon 550D und bin in den meisten Fällen mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Ich nutze die DSLR für private und berufliche Zwecke (bin im Handwerk tätig, auch schon mal im Ausland), dokumentiere damit meine Arbeit für Kunden und Sponsoren und natürlich auch für mich selbst.
Hier nun meine Erfahrungen mit meiner DSLR:
Bei meiner Entscheidung, welche Kamera es werden sollte, fiel die Wahl auf die Canon 550D. Die Canon 7D war mir zu teuer, zu groß, zu schwer (vor allem für längere Wandertouren) und die Bildqualität unterscheidet sich im Vergleich zur 550D laut verschiedenen Tests so gut wie gar nicht. Hier finden nur Qualitätsfanatiker oder Profifilmer Unterschiede, die meiner Meinung nach für den ambitionierten Amateurfilmer kaum nachzuvollziehen sind. Die DSLR von Nikon konnte damals nur mit 24 Bilder/Sek. filmen, andere Kameras nur mit 30 Bilder/Sekunde. 25 oder 50 Bilder pro Sekunde sind aber in Deutschland Standard, es kann zu Rucklern im Film kommen, wenn ein Film mit 30 Bilder später beim Schneiden auf 25 Bilder umgerechnet wird. Infrage wäre noch die Panasonic Lumix GH1 gekommen, die einen Videosucher bietet und deren Autofokus wesentlich besser funktioniert als bei den oben genannten DSLRs. Allerdings besitzt sie einen kleineren Sensor als die Modelle von Canon, Nikon oder Pentax.
Heute würde ich mich für die Canon 650D entscheiden, da das klappbare Display einige Vorteile beim Filmen bietet, hier kann man ohne Probleme auch aus niedriger Höhe filmen, die Schärfe ziehen, ohne gleich auf dem Boden herumkriechen zu müssen. Ebenso ist es wesentlich einfacher als bei der 550D, einen Sichtschutz um das Display herumzubasteln, um die Helligkeit des aufzunehmenden Bildes besser beurteilen zu können. Das ist besonders im Freien relativ wichtig, bei hellem Sonnenlicht schätzt man die Helligkeit des Motives auf dem Display oft falsch ein und der Filmclip wird überbelichtet. Auch lässt sich bei Sonnenlicht die Schärfe und der Weissabgleich nicht immer richtig beurteilen, ein Sichtschutz ist hier unumgänglich.
Es gibt Sucherlupen, deren Gehäuse man vor das Display der DSLR kleben kann. Ich habe mir so einen "Viewfinder" gekauft und bin total enttäuscht: Das Display wird zu sehr vergrößert (es ist so, als ob man im Kino ganz vorn sitzt und die Leinwand direkt vor den Augen hat), man kann die Pixelstruktur sehen und kann deswegen die Schärfe des Bildes nicht mehr richtig beurteilen oder einstellen. Das Gehäuse des Viewfinders ist nur auf dem Display aufgeklebt, ob diese Konstruktion bei einer Trekkingtour wirklich hält? Vom zusätzlichen Platzbedarf im Rucksack einmal ganz abgesehen.
Die 550D läßt sich gut bis ISO 800 nutzen, bei Dunkelheit und bei ISO 1600 werden die Farben etwas blass, es fängt schwach an zu rauschen und Schatten saufen schneller ab. Das hört sich allerdings schlimmer an, als es ist, die Kamera liefert bei schlechtem Licht immer noch beeindruckende Bilder.
Die Objektivwahl:
Hier reichen manchmal auch einfache Gläser, ich habe schon gute Erfahrungen mit alten M42-Objektiven gemacht. Ältere kostengünstige Objektive sind allerdings oftmals mit verschiedenen optischen Fehlern behaftet, das Bild ist kontrastärmer, chromatische Aberationen sind an den Bildrändern zu sehen, etc. Moderne Objektive haben meistens keine großen Probleme damit, deren Gläser sind entsprechend oberflächenvergütet. Bei alten Objektiven lassen sich Schärfe- und Zoomring oft viel weicher, angenehmer drehen als bei modernen Objektiven, deren Ringe verhalten sich manchmal etwas ruckelig. Und alte Objektive bieten oft einen manuellen Blendenring, bei der Canon 550D kann man bei vielen neuen Objektiven die Blende nur über die Kamera verstellen. Moderne Zoomobjektive haben eine elektronische Blendenregelung, die beim Zoomen während des Filmens zu Helligkeitssprüngen im Clip führen kann, was später im Film nicht besonders professionell aussieht.
Der Wechsel von Objektiven führt übrigens manchmal dazu, das sich Staub auf dem Sensorchip absetzt. Beim Filmen fällt das nicht immer sofort auf, doch später, beim Begutachten der Clips am Rechner kommen dann solche Fussel ganz besonders gut, sehr schön ist dann z.B. ein blauer Himmel mit einem dicken Staubkorn mittendrin! Hier haben Videokameras den Vorteil, das die Objektive fest verbaut sind und kein Staub auf den Sensor kommen kann.
Ich habe übrigens mal aus Spaß ein altes Schülerfernrohr zu einem Teleobjektiv mit ca. 2500mm Brennweite (KB) umgebaut, mit einem Balg zwischen Fernrohr und Kamera, um die Schärfe einzustellen. Das ganze auf ein Stativ befestigt, zum Beobachten eines Storchennestes. Man kann es glauben oder nicht, die Qualität der Filmclips ist wirklich verblüffend gut. Fotos, die mit diesem Objektiv gemacht wurden, würde ich aber nicht allzu groß abziehen lassen.
Also einfach mit verschiedenen Objektiven experimentieren, manchmal sind die Ergebnisse überraschend gut oder zumindest interessant.
Sind lichtstarke Objektive für den Outdoorbereich sinnvoll?
Es ist mit solchen Objektiven möglich, auch noch bei schlechtem Licht mit niedrigeren ISO-Zahlen zu arbeiten, um z.B. das Bildrauschen zu reduzieren. Leider sind Teleobjektive mit hoher Lichtstärke nicht gerade kostengünstig und wiegen auch einiges mehr als normale Teleobjektive, was für eine Wanderung nicht gerade vorteilhaft ist. Öffnet man das Objektiv bis auf den kleinsten Blendenwert, dann erstreckt sich der Schärfenbereich allerdings nur noch über einen kleinen Bereich. Das heißt in der Praxis, fokussiert man mit offener Blende z.B auf das vielleicht in 2 m Abstand zur Kamera stehende Zelt, dann wird das schöne Tal dahinter mit Sicherheit unscharf, selbst bei einem Weitwinkelobjektiv. Also Zelt scharf oder Tal scharf oder man muß die Schärfe vom Tal zum Zelt ziehen (oder umgekehrt) oder eben doch abblenden, damit alles scharf wird, was scharf werden soll, anders geht es nicht. Hier sind Videokameras im Vorteil, hier ist der Schärfenbereich (Schärfentiefe), bedingt durch den kleineren Sensor, größer als bei den DSLRs.
Bei vielen lichtstarken Objektiven läßt bei völlig geöffneter Blende die Bildqualität nach. Was nützen HD und eine gute Kamera, wenn das Objektiv die Bildqualität herunterdrückt? Ein 50mm Objektiv (KB) mit einer Lichtstärke von 1:1,7, das ich schon mal zum Filmen nutze, blende ich immer auf 1:1,8 oder 1:2 ab, die Bildqualität ist dann um einiges besser als bei völlig geöffneter Blende.
Einige moderne Zoomobjektve verändern leider beim Zoomen den Schärfenbereich, hier kann es schnell bei offener Blende zu unangenehmen Unschärfen kommen, wenn man zoomt und danach die Schärfe nicht mehr kontrolliert!
Mein Fazit: Ein lichtstarkes Objektiv würde ich nur für spezielle Zwecke benutzen. Zum Beispiel ein lichtstarkes Tele für Tierbeobachtungen bei schlechem Licht oder eine Normalbrennweite oder ein Weitwinkel für stimmungsvolle "filmische" Bilder mit viel "Bokeh" also für Bilder mit gewollter Unschärfe.
Automatiken der Kamera (550D):
Gibt es fast gar nicht, die DSLRs sind Kameras für echte Handwerker, hier muß fast alles immer manuell eingestellt werden. Und das oft bei jedem neuen Motiv neu.
1. Der Weissabgleich kann auf Automatik gestellt werden, was meistens ganz gute Ergebnisse bringt. Ansonsten besser per Hand einstellen und am Display kontrollieren.
2. Es gibt die Möglichkeit, bei der 550D die Helligkeit automatisch regeln zu lassen, diesen Modus benutze ich nur, wenn ich langsam schwenke, z.B. von einem dunklem Wald auf ein helles Feld, damit hinterher weder der Wald zu dunkel oder das Feld zu "ausgebrannt" aussieht. Meistens arbeite ich aber mit Festwerten bei Blende, Belichtungszeit und ISO, die ich vor dem Filmen festlege.
3. Autofokus des Objektivs. Hier gibt es drei Möglichkeiten:
Gesichtserkennung mit Scharfstellen- funktioniert absolut nicht zuverlässig.
Autofokus über den Bildsensor- funktioniert einigermaßen, der Schwingspiegel klappt bei jeder Scharfstellung bei Betätigung des Auslösers nach oben und zurück.
Und dann der Quickfokus- Besser nicht benutzen! Er ist wahnsinnig langsam und sehr unzuverlässig, also meistens unbrauchbar.
Und einen Autofokus, der die Schärfe nachführt, gibt es nicht. Ich fokussiere immer mit der Hand. Das geht mit dem Modus der 5- oder 10fachen Vergrößerung des Bildes sehr gut, manchmal gelingt mir die Scharfstellung auch so, ohne Vergrößerung des Bildes auf dem Display.
Der Ton:
Die Canon 550D hat ein eingebautes Monomikrofon, der Sound ist gar nicht mal so schlecht. Es ist möglich, ein externes Stereomikrofon anzuschließen und es auf den Blitzschuh der DSLR setzen. Das ist dann aber ein wenig sperrig beim Transport und nimmt bei einer Wanderung einigen Platz im Rucksack ein. Ich habe immer ein kleines Aufnahmegerät mit dabei (mit Windschutz), um Geräusche, Tierlaute, etc. extra aufnehmen zu können. Später beim Schneiden des Films kann ich dann mit diesen Tonaufnahmen den Film untermalen (die sogenannte "Atmo", z.B. Wind und Wellengeräusche, Stimmen in der Ferne, Tierlaute, etc.) oder kann verdorbenen Ton von Filmclips ersetzen.
Wieviel Akkus braucht man für eine Wandertour?
Auf mehreren Tageswanderungen durch die Blue Mountains in Australien habe ich meine Filmausrüstung mitgenommen und habe dabei viel gefilmt. Insgesamt habe ich von dort ca. 60 GB an Fotos und Filmclips mitgebracht, das sind durchschnittlich 130 Fotos und 8 min. Film (2,8 GB) pro Tag. Insgesamt sind ca. 2,5 Stunden Filmmaterial zusammengekommen. Bei meinen Touren habe ich immer 2 Akkus pro Tag gebraucht, manchmal noch einen dritten dazu. Der vierte Akku wartete im Akkuladegerät in meiner Unterkunft, ich hatte zwei Ladegeräte dabei und ein Netbook zum Sammeln der Bilder und Clips.
Bei einer mehrtägigen Tour, bei der es keine Stromversorgung gibt, muß man also ziemlich viele Akkus mitnehmen, bei Kälte läßt deren Leistung auch noch rapide nach. Billig-Akkus haben bei mir gute Dienste geleistet, nach ungefähr einem Jahr sind sie aber alle der Reihe nach ausgefallen, halten voll aufgeladen nur noch ein paar Minuten, während der Originalakku von Canon immer noch eine gute Leistung erbringt. Hier ein Bastelvorschlag: Es gibt im Automodellsportbereich Akkus mit bis zu 5000 mAh und einer Spannung von 7,4 Volt. Man könnte einen Batteriedummy (der dann in das Batteriefach der DLSR kommt) mit einem oder zwei solcher Modellsport-Akkus verbinden. Dann hat man aber ein Kabel aus der Kamera hängen, das zum Akku-Pack führt. Oder man versucht ein billiges Ladegerät an die Modellsportakkus anzuschließen, um dann die Canon-Akkus wärend der mehrtägigen Wanderung zu laden.
Auf Tour:
Also, die Kamera einfach aus der Tasche ziehen und schöne Filmchen zaubern, geht in den allermeisten Fällen nicht. Ich mache es meistens so: Stativ aufbauen, Kamera drauf, Kamera ausrichten, Weissabgleich, Helligkeit abgleichen, Schärfe mittels Bildvergrößerung voreinstellen, Bildauschnitt mittels Zoom wählen, Schärfe nochmals kontrollieren (wegen HD, da fällt jede Unschärfe später sofort auf), Filmen, noch schnell ein Foto schießen (geht gut im Filmmodus, das Foto sieht dann so aus wie das Bild auf dem Display), eventuell zweite Einstellung vorbereiten, z.B. mit dem Tele filmen, manchmal mehrfach dasselbe filmen, weil der Schwenk ruckelt, Leute laufen durchs Bild, etc. Eventuell schon mal in der Kamera von den Filmclips Anfang oder Ende beschneiden. Kostet aber zusätzliche Akku-Power. Alles wieder einpacken oder mit dem Stativ und der Kamera ein paar Meter weiter zum nächsten Motiv gehen. Das kostet natürlich einiges an Zeit und man muß seine Wanderung entsprechend planen.
Wer das alles nicht will, der kann versuchen, mithilfe des Bildstabilisators (des Objektivs) freihändig zu filmen. Das klappt teilweise ganz gut, trotzdem lasse ich es meistens sein und nehme als Alternative zu einem schweren Stativ manchmal ein kleines Einbeinstativ mit. Zusammen mit dem Bildstabi verwackelt dann zumindest bis in den leichten Telebereich hinein kaum etwas. Spätestens wenn man ein stärkeres Teleobjektiv benutzt, braucht man aber ein stabiles Stativ. Für mich ist ein Stativ einfach Pflicht. Ohne so ein Dreibein sehen meiner Meinung nach die meisten Clips hinterher einfach zu laienhaft aus. Eine Szene beim Klettern oder beim Wildwasserfahren oder ähnliches darf ruhig etwas verwackelt sein, das paßt ganz gut aber ein schöner Blick auf ein Landschaftspanorama? Ich habe jedenfalls keine Lust, eine teure, hochwertige Ausrüstung durch die Gegend zu schleppen, um dann mit wackeligen Filmchen nach Hause zu kommen.
Filme zu Hause bearbeiten und vorführen:
Nun kann man natürlich die DSLR mittels HDMI-Kabel direkt an einen Flachbildfernseher anschließen, um sich die Clips anzusehen. Das hat aber den Nachteil, das alles ungeschnitten gezeigt wird, auch der Ton ist dann nicht nachbearbeitet. Also hat man zu seinen unsortierten Clips auch noch unter Umständen unpassende oder abgeschnittene Töne.
Das Dateiformat der Filmclips (MOV) ist zum Ansehen auf dem PC und zum Schneiden des Films kaum zu gebrauchen, es ist dermaßen kompliziert aufgebaut, das die Clips auf vielen Rechnern nicht richtig laufen und sich auch mit einem Schnittprogramm nicht schneiden lassen. Also konvertiere ich die Clips in ein AVI-, WMV- oder MPG-4 Format (machen viele Schnittprogramme mittels der Stapelvearbeitung) und schneide alles in tagelanger Arbeit schön zusammen, bearbeite den Ton, füge Musik hinzu, etc. Und dann gibt es, je nach Verwendung, normale DVDs für DVD-Player oder HD- Filme für PCs.
Fazit:
Jetzt werden sich manche in diesem Forum fragen, warum ist er Kerl so verrückt und treibt so einen hohen Aufwand für ein paar Filmchen? Und das auch noch beim Wandern! Einfach, weil es mir das Filmen Spaß macht und sich der ganze Aufwand meiner Meinung nach lohnt. Natürlich kann man mit einer DSLR auch einfach nur ein wenig herumfilmen, ohne zusätzlichen Aufwand. Das ist natürlich jedem selbst überlassen, diese Arbeitsweise wird aber der hohen Qualität einer solchen Kamera nicht gerecht, da reicht auch eine einfachere Cam. Ich habe mir sogar überlegt, eine kleine wasserdichte Kamera anzuschaffen, die ich bequem beim Wandern mitnehmen kann. Um zum Beispiel die Route zu dokumentieren oder um zur Erinnerung ein paar nette Bilder oder Filmclips zu machen. Für solche Zwecke brauche ich keine Spiegelreflexkamera.
Eine DSLR bietet sehr viele gestalterische Möglichkeiten, nicht umsonst setzen Werbefirmen oder kleine Filmproduktionen diesen Kameratyp zum Filmen ein. Die Arbeit mit einer DLSR erfordert allerdings eine gewisse Einarbeitungszeit und viel Freude am handwerklichen Arbeiten. Ob man sich das während einer Trekkingtour antun will, muß jeder selbst entscheiden: Entweder man benutzt eine DSLR, die richtig eingesetzt, professionell aussehende Filmclips liefert und zusätzlich noch gute Fotos macht. Oder man wählt eine Videokamera aus dem oberen Preissegment, die wesentlich mehr Unterstützung beim Filmen durch diverse Automatiken bietet, die schneller einsatzbereit ist, ein eingebautes Stereomikrofon, einen Bildstabilisator und einen Videosucher besitzt und dadurch bei einer Trekkingtour eventuell zu besseren Filmclips führt als eine DSLR.
Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen Euch ein wenig weiter!
Und schönen Gruß
Jörg
Seit ungefähr eineinhalb Jahren fotografiere und filme ich mit einer Canon 550D und bin in den meisten Fällen mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Ich nutze die DSLR für private und berufliche Zwecke (bin im Handwerk tätig, auch schon mal im Ausland), dokumentiere damit meine Arbeit für Kunden und Sponsoren und natürlich auch für mich selbst.
Hier nun meine Erfahrungen mit meiner DSLR:
Bei meiner Entscheidung, welche Kamera es werden sollte, fiel die Wahl auf die Canon 550D. Die Canon 7D war mir zu teuer, zu groß, zu schwer (vor allem für längere Wandertouren) und die Bildqualität unterscheidet sich im Vergleich zur 550D laut verschiedenen Tests so gut wie gar nicht. Hier finden nur Qualitätsfanatiker oder Profifilmer Unterschiede, die meiner Meinung nach für den ambitionierten Amateurfilmer kaum nachzuvollziehen sind. Die DSLR von Nikon konnte damals nur mit 24 Bilder/Sek. filmen, andere Kameras nur mit 30 Bilder/Sekunde. 25 oder 50 Bilder pro Sekunde sind aber in Deutschland Standard, es kann zu Rucklern im Film kommen, wenn ein Film mit 30 Bilder später beim Schneiden auf 25 Bilder umgerechnet wird. Infrage wäre noch die Panasonic Lumix GH1 gekommen, die einen Videosucher bietet und deren Autofokus wesentlich besser funktioniert als bei den oben genannten DSLRs. Allerdings besitzt sie einen kleineren Sensor als die Modelle von Canon, Nikon oder Pentax.
Heute würde ich mich für die Canon 650D entscheiden, da das klappbare Display einige Vorteile beim Filmen bietet, hier kann man ohne Probleme auch aus niedriger Höhe filmen, die Schärfe ziehen, ohne gleich auf dem Boden herumkriechen zu müssen. Ebenso ist es wesentlich einfacher als bei der 550D, einen Sichtschutz um das Display herumzubasteln, um die Helligkeit des aufzunehmenden Bildes besser beurteilen zu können. Das ist besonders im Freien relativ wichtig, bei hellem Sonnenlicht schätzt man die Helligkeit des Motives auf dem Display oft falsch ein und der Filmclip wird überbelichtet. Auch lässt sich bei Sonnenlicht die Schärfe und der Weissabgleich nicht immer richtig beurteilen, ein Sichtschutz ist hier unumgänglich.
Es gibt Sucherlupen, deren Gehäuse man vor das Display der DSLR kleben kann. Ich habe mir so einen "Viewfinder" gekauft und bin total enttäuscht: Das Display wird zu sehr vergrößert (es ist so, als ob man im Kino ganz vorn sitzt und die Leinwand direkt vor den Augen hat), man kann die Pixelstruktur sehen und kann deswegen die Schärfe des Bildes nicht mehr richtig beurteilen oder einstellen. Das Gehäuse des Viewfinders ist nur auf dem Display aufgeklebt, ob diese Konstruktion bei einer Trekkingtour wirklich hält? Vom zusätzlichen Platzbedarf im Rucksack einmal ganz abgesehen.
Die 550D läßt sich gut bis ISO 800 nutzen, bei Dunkelheit und bei ISO 1600 werden die Farben etwas blass, es fängt schwach an zu rauschen und Schatten saufen schneller ab. Das hört sich allerdings schlimmer an, als es ist, die Kamera liefert bei schlechtem Licht immer noch beeindruckende Bilder.
Die Objektivwahl:
Hier reichen manchmal auch einfache Gläser, ich habe schon gute Erfahrungen mit alten M42-Objektiven gemacht. Ältere kostengünstige Objektive sind allerdings oftmals mit verschiedenen optischen Fehlern behaftet, das Bild ist kontrastärmer, chromatische Aberationen sind an den Bildrändern zu sehen, etc. Moderne Objektive haben meistens keine großen Probleme damit, deren Gläser sind entsprechend oberflächenvergütet. Bei alten Objektiven lassen sich Schärfe- und Zoomring oft viel weicher, angenehmer drehen als bei modernen Objektiven, deren Ringe verhalten sich manchmal etwas ruckelig. Und alte Objektive bieten oft einen manuellen Blendenring, bei der Canon 550D kann man bei vielen neuen Objektiven die Blende nur über die Kamera verstellen. Moderne Zoomobjektive haben eine elektronische Blendenregelung, die beim Zoomen während des Filmens zu Helligkeitssprüngen im Clip führen kann, was später im Film nicht besonders professionell aussieht.
Der Wechsel von Objektiven führt übrigens manchmal dazu, das sich Staub auf dem Sensorchip absetzt. Beim Filmen fällt das nicht immer sofort auf, doch später, beim Begutachten der Clips am Rechner kommen dann solche Fussel ganz besonders gut, sehr schön ist dann z.B. ein blauer Himmel mit einem dicken Staubkorn mittendrin! Hier haben Videokameras den Vorteil, das die Objektive fest verbaut sind und kein Staub auf den Sensor kommen kann.
Ich habe übrigens mal aus Spaß ein altes Schülerfernrohr zu einem Teleobjektiv mit ca. 2500mm Brennweite (KB) umgebaut, mit einem Balg zwischen Fernrohr und Kamera, um die Schärfe einzustellen. Das ganze auf ein Stativ befestigt, zum Beobachten eines Storchennestes. Man kann es glauben oder nicht, die Qualität der Filmclips ist wirklich verblüffend gut. Fotos, die mit diesem Objektiv gemacht wurden, würde ich aber nicht allzu groß abziehen lassen.
Also einfach mit verschiedenen Objektiven experimentieren, manchmal sind die Ergebnisse überraschend gut oder zumindest interessant.
Sind lichtstarke Objektive für den Outdoorbereich sinnvoll?
Es ist mit solchen Objektiven möglich, auch noch bei schlechtem Licht mit niedrigeren ISO-Zahlen zu arbeiten, um z.B. das Bildrauschen zu reduzieren. Leider sind Teleobjektive mit hoher Lichtstärke nicht gerade kostengünstig und wiegen auch einiges mehr als normale Teleobjektive, was für eine Wanderung nicht gerade vorteilhaft ist. Öffnet man das Objektiv bis auf den kleinsten Blendenwert, dann erstreckt sich der Schärfenbereich allerdings nur noch über einen kleinen Bereich. Das heißt in der Praxis, fokussiert man mit offener Blende z.B auf das vielleicht in 2 m Abstand zur Kamera stehende Zelt, dann wird das schöne Tal dahinter mit Sicherheit unscharf, selbst bei einem Weitwinkelobjektiv. Also Zelt scharf oder Tal scharf oder man muß die Schärfe vom Tal zum Zelt ziehen (oder umgekehrt) oder eben doch abblenden, damit alles scharf wird, was scharf werden soll, anders geht es nicht. Hier sind Videokameras im Vorteil, hier ist der Schärfenbereich (Schärfentiefe), bedingt durch den kleineren Sensor, größer als bei den DSLRs.
Bei vielen lichtstarken Objektiven läßt bei völlig geöffneter Blende die Bildqualität nach. Was nützen HD und eine gute Kamera, wenn das Objektiv die Bildqualität herunterdrückt? Ein 50mm Objektiv (KB) mit einer Lichtstärke von 1:1,7, das ich schon mal zum Filmen nutze, blende ich immer auf 1:1,8 oder 1:2 ab, die Bildqualität ist dann um einiges besser als bei völlig geöffneter Blende.
Einige moderne Zoomobjektve verändern leider beim Zoomen den Schärfenbereich, hier kann es schnell bei offener Blende zu unangenehmen Unschärfen kommen, wenn man zoomt und danach die Schärfe nicht mehr kontrolliert!
Mein Fazit: Ein lichtstarkes Objektiv würde ich nur für spezielle Zwecke benutzen. Zum Beispiel ein lichtstarkes Tele für Tierbeobachtungen bei schlechem Licht oder eine Normalbrennweite oder ein Weitwinkel für stimmungsvolle "filmische" Bilder mit viel "Bokeh" also für Bilder mit gewollter Unschärfe.
Automatiken der Kamera (550D):
Gibt es fast gar nicht, die DSLRs sind Kameras für echte Handwerker, hier muß fast alles immer manuell eingestellt werden. Und das oft bei jedem neuen Motiv neu.
1. Der Weissabgleich kann auf Automatik gestellt werden, was meistens ganz gute Ergebnisse bringt. Ansonsten besser per Hand einstellen und am Display kontrollieren.
2. Es gibt die Möglichkeit, bei der 550D die Helligkeit automatisch regeln zu lassen, diesen Modus benutze ich nur, wenn ich langsam schwenke, z.B. von einem dunklem Wald auf ein helles Feld, damit hinterher weder der Wald zu dunkel oder das Feld zu "ausgebrannt" aussieht. Meistens arbeite ich aber mit Festwerten bei Blende, Belichtungszeit und ISO, die ich vor dem Filmen festlege.
3. Autofokus des Objektivs. Hier gibt es drei Möglichkeiten:
Gesichtserkennung mit Scharfstellen- funktioniert absolut nicht zuverlässig.
Autofokus über den Bildsensor- funktioniert einigermaßen, der Schwingspiegel klappt bei jeder Scharfstellung bei Betätigung des Auslösers nach oben und zurück.
Und dann der Quickfokus- Besser nicht benutzen! Er ist wahnsinnig langsam und sehr unzuverlässig, also meistens unbrauchbar.
Und einen Autofokus, der die Schärfe nachführt, gibt es nicht. Ich fokussiere immer mit der Hand. Das geht mit dem Modus der 5- oder 10fachen Vergrößerung des Bildes sehr gut, manchmal gelingt mir die Scharfstellung auch so, ohne Vergrößerung des Bildes auf dem Display.
Der Ton:
Die Canon 550D hat ein eingebautes Monomikrofon, der Sound ist gar nicht mal so schlecht. Es ist möglich, ein externes Stereomikrofon anzuschließen und es auf den Blitzschuh der DSLR setzen. Das ist dann aber ein wenig sperrig beim Transport und nimmt bei einer Wanderung einigen Platz im Rucksack ein. Ich habe immer ein kleines Aufnahmegerät mit dabei (mit Windschutz), um Geräusche, Tierlaute, etc. extra aufnehmen zu können. Später beim Schneiden des Films kann ich dann mit diesen Tonaufnahmen den Film untermalen (die sogenannte "Atmo", z.B. Wind und Wellengeräusche, Stimmen in der Ferne, Tierlaute, etc.) oder kann verdorbenen Ton von Filmclips ersetzen.
Wieviel Akkus braucht man für eine Wandertour?
Auf mehreren Tageswanderungen durch die Blue Mountains in Australien habe ich meine Filmausrüstung mitgenommen und habe dabei viel gefilmt. Insgesamt habe ich von dort ca. 60 GB an Fotos und Filmclips mitgebracht, das sind durchschnittlich 130 Fotos und 8 min. Film (2,8 GB) pro Tag. Insgesamt sind ca. 2,5 Stunden Filmmaterial zusammengekommen. Bei meinen Touren habe ich immer 2 Akkus pro Tag gebraucht, manchmal noch einen dritten dazu. Der vierte Akku wartete im Akkuladegerät in meiner Unterkunft, ich hatte zwei Ladegeräte dabei und ein Netbook zum Sammeln der Bilder und Clips.
Bei einer mehrtägigen Tour, bei der es keine Stromversorgung gibt, muß man also ziemlich viele Akkus mitnehmen, bei Kälte läßt deren Leistung auch noch rapide nach. Billig-Akkus haben bei mir gute Dienste geleistet, nach ungefähr einem Jahr sind sie aber alle der Reihe nach ausgefallen, halten voll aufgeladen nur noch ein paar Minuten, während der Originalakku von Canon immer noch eine gute Leistung erbringt. Hier ein Bastelvorschlag: Es gibt im Automodellsportbereich Akkus mit bis zu 5000 mAh und einer Spannung von 7,4 Volt. Man könnte einen Batteriedummy (der dann in das Batteriefach der DLSR kommt) mit einem oder zwei solcher Modellsport-Akkus verbinden. Dann hat man aber ein Kabel aus der Kamera hängen, das zum Akku-Pack führt. Oder man versucht ein billiges Ladegerät an die Modellsportakkus anzuschließen, um dann die Canon-Akkus wärend der mehrtägigen Wanderung zu laden.
Auf Tour:
Also, die Kamera einfach aus der Tasche ziehen und schöne Filmchen zaubern, geht in den allermeisten Fällen nicht. Ich mache es meistens so: Stativ aufbauen, Kamera drauf, Kamera ausrichten, Weissabgleich, Helligkeit abgleichen, Schärfe mittels Bildvergrößerung voreinstellen, Bildauschnitt mittels Zoom wählen, Schärfe nochmals kontrollieren (wegen HD, da fällt jede Unschärfe später sofort auf), Filmen, noch schnell ein Foto schießen (geht gut im Filmmodus, das Foto sieht dann so aus wie das Bild auf dem Display), eventuell zweite Einstellung vorbereiten, z.B. mit dem Tele filmen, manchmal mehrfach dasselbe filmen, weil der Schwenk ruckelt, Leute laufen durchs Bild, etc. Eventuell schon mal in der Kamera von den Filmclips Anfang oder Ende beschneiden. Kostet aber zusätzliche Akku-Power. Alles wieder einpacken oder mit dem Stativ und der Kamera ein paar Meter weiter zum nächsten Motiv gehen. Das kostet natürlich einiges an Zeit und man muß seine Wanderung entsprechend planen.
Wer das alles nicht will, der kann versuchen, mithilfe des Bildstabilisators (des Objektivs) freihändig zu filmen. Das klappt teilweise ganz gut, trotzdem lasse ich es meistens sein und nehme als Alternative zu einem schweren Stativ manchmal ein kleines Einbeinstativ mit. Zusammen mit dem Bildstabi verwackelt dann zumindest bis in den leichten Telebereich hinein kaum etwas. Spätestens wenn man ein stärkeres Teleobjektiv benutzt, braucht man aber ein stabiles Stativ. Für mich ist ein Stativ einfach Pflicht. Ohne so ein Dreibein sehen meiner Meinung nach die meisten Clips hinterher einfach zu laienhaft aus. Eine Szene beim Klettern oder beim Wildwasserfahren oder ähnliches darf ruhig etwas verwackelt sein, das paßt ganz gut aber ein schöner Blick auf ein Landschaftspanorama? Ich habe jedenfalls keine Lust, eine teure, hochwertige Ausrüstung durch die Gegend zu schleppen, um dann mit wackeligen Filmchen nach Hause zu kommen.
Filme zu Hause bearbeiten und vorführen:
Nun kann man natürlich die DSLR mittels HDMI-Kabel direkt an einen Flachbildfernseher anschließen, um sich die Clips anzusehen. Das hat aber den Nachteil, das alles ungeschnitten gezeigt wird, auch der Ton ist dann nicht nachbearbeitet. Also hat man zu seinen unsortierten Clips auch noch unter Umständen unpassende oder abgeschnittene Töne.
Das Dateiformat der Filmclips (MOV) ist zum Ansehen auf dem PC und zum Schneiden des Films kaum zu gebrauchen, es ist dermaßen kompliziert aufgebaut, das die Clips auf vielen Rechnern nicht richtig laufen und sich auch mit einem Schnittprogramm nicht schneiden lassen. Also konvertiere ich die Clips in ein AVI-, WMV- oder MPG-4 Format (machen viele Schnittprogramme mittels der Stapelvearbeitung) und schneide alles in tagelanger Arbeit schön zusammen, bearbeite den Ton, füge Musik hinzu, etc. Und dann gibt es, je nach Verwendung, normale DVDs für DVD-Player oder HD- Filme für PCs.
Fazit:
Jetzt werden sich manche in diesem Forum fragen, warum ist er Kerl so verrückt und treibt so einen hohen Aufwand für ein paar Filmchen? Und das auch noch beim Wandern! Einfach, weil es mir das Filmen Spaß macht und sich der ganze Aufwand meiner Meinung nach lohnt. Natürlich kann man mit einer DSLR auch einfach nur ein wenig herumfilmen, ohne zusätzlichen Aufwand. Das ist natürlich jedem selbst überlassen, diese Arbeitsweise wird aber der hohen Qualität einer solchen Kamera nicht gerecht, da reicht auch eine einfachere Cam. Ich habe mir sogar überlegt, eine kleine wasserdichte Kamera anzuschaffen, die ich bequem beim Wandern mitnehmen kann. Um zum Beispiel die Route zu dokumentieren oder um zur Erinnerung ein paar nette Bilder oder Filmclips zu machen. Für solche Zwecke brauche ich keine Spiegelreflexkamera.
Eine DSLR bietet sehr viele gestalterische Möglichkeiten, nicht umsonst setzen Werbefirmen oder kleine Filmproduktionen diesen Kameratyp zum Filmen ein. Die Arbeit mit einer DLSR erfordert allerdings eine gewisse Einarbeitungszeit und viel Freude am handwerklichen Arbeiten. Ob man sich das während einer Trekkingtour antun will, muß jeder selbst entscheiden: Entweder man benutzt eine DSLR, die richtig eingesetzt, professionell aussehende Filmclips liefert und zusätzlich noch gute Fotos macht. Oder man wählt eine Videokamera aus dem oberen Preissegment, die wesentlich mehr Unterstützung beim Filmen durch diverse Automatiken bietet, die schneller einsatzbereit ist, ein eingebautes Stereomikrofon, einen Bildstabilisator und einen Videosucher besitzt und dadurch bei einer Trekkingtour eventuell zu besseren Filmclips führt als eine DSLR.
Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen Euch ein wenig weiter!
Und schönen Gruß
Jörg
Kommentar