[NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

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  • slarti
    Erfahren
    • 08.01.2011
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    [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

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    Nach einiger Abstinenz möchte ich euch einen Reisebericht zu zwei Treks präsentieren, die ich im Norden Norwegens im Herbst dieses Jahres gemacht habe. Der erste führt zum Svartisen und ins Saltfjell, der zweite von Strindvatn an der E6 weitestgehend der Grenze entlang nach Skjombotn bei Narvik (anschließend noch etwas Narvikfjell). Die ursprüngliche Idee, beide Treks zu vereinen, musste ich aus Zeitgründen verwerfen.

    Bilderlink

    Svartisen und Saltfjell vom 29.8.-8.9.12
    Von Svartisdal zum Bahnhof Lønsdal

    Das Saltfjell und der riesige Svartisen-Gletscher sind im deutschsprachigen Raum nach wie vor relativ unbekannte Wandergebiete. Zwar gibt es mittlerweile hier im Forum ein paar Reiseberichte (zumindest fürs Saltjellet), aber insgesamt findet man nur sehr spärliche Information. Mich reizte vor allem das Glom- und Vesterdal zu besuchen, welche den Svartisen in zwei Teile zerschneiden.



    Abfahrt am Morgen des 28.8.12 von Hamburg. Mit dem Zug gings via Kopenhagen, Göteborg, Oslo, Trondheim nach Mo i Rana. Ich habe Glück, denn die Nordlandbahn erreicht am Folgetag nachmittags pünktlich Mo i Rana, wo ich den drei Minuten später abfahrenden Bus ins Røvassdalen schnell ausfindig machen musste. Dieser Lokalbus dient in erster Linie als Schulbus und so klappert er jedes Seitental ab und brauchte für die 30 km gut 1½ Stunden. Dutzende Grundschulkinder mit großen Augen umzingeln mich und meinen großen Rucksack. Der Fahrer meint, es wäre noch nie einen ausländischer Tourist mitgefahren. Zum Schluss fährt mich der freundliche Busfahrer sogar bis zum Ende der Teerstraße (Svartisdalen). Noch zwei Kilometer Piste laufen und so bin ich unerwartet früh an meinem Ausgangspunkt, dem Campingplatz am Svartisvatn.




    Am Svartisvatn entlang.

    Es parken drei Autos, auf dem Campingplatz ist niemand zu sehen. Das Wetter ist O.K. und so laufe ich den See entlang bis zum Austerdalsisen, einer spektakulären Gletscherzunge. Der See hat einen niedrigen Wasserstand, so dass ich weitestgehend auf Kies laufen kann. Zum Schluss muss ich aber etwas durchs Gestrüpp, wo es einen kleinen Trampelpfad gibt. Vorbei an einem künstlichen Tunnelabfluss, welcher 1959 zum Schutz vor Gletscherseeausbrüchen errichtet wurde, geht es nun über den blanken Fels. Mir kommen nach und nach die Autobesitzer entgegen, die dort waren wo ich hin will. Es sind die letzten Humanoiden für die nächsten sieben Tage. Es folgt nochmal ein kurzer aber kräftiger Regenschauer und dann erblicke ich endlich die imposante Gletscherzunge in der Abendsonne. Was für ein Toureinstieg!





    Langsam wird es duster und ich suche mir ein schickes Plätzchen am See mit Präsidentensuite-Ausblick.





    Am nächsten Morgen pustet es ein wenig kühl. Weglos gehe ich nun am südlichen Ufer des Austerdalsvatn entlang, was gar nicht so einfach ist, denn es handelt sich um eine schräge Granitplatte. Wäre nicht weiter problematisch, wenn nicht immer wieder glitschige Algenabschnitte die Gefahr, in den Gletschersee zu rutschen, deutlich erhöhen würden. Hin und wieder sind kleine Felsvorsprünge zu umklettern und schwarz-feuchte Flächen zu umtanzen.



    Ich erreiche die zwei künstlichen Abflusslöcher des Sees. Reinfallen möchte ich da nicht und ist sicherlich nicht so spaßig wie eine Röhrenrutsche im Freibad. Dann, am Ende des Sees wird es flach. Geröll und Geschiebe prägen das Bild.


    Künstlicher Gletscherseeabfluss



    Man muss sich klarmachen, dass bis vor wenigen Jahrzehnten der Gletscher deutlich größere Ausmaße hatte und der Austerdalsvatn praktisch nicht vorhanden war. Zur Verdeutlichung habe ich mal zwei Karten beigefügt:


    Sowjetische Militärkarte Ende 1970er Jahre


    Heutige Karte

    Dann folge ich einem kleinen Fluss bis zu einem Pass auf ca. 302 m. Meine Befürchtung, dass die dicken schrägen Granitplatten nun eine Abbruchkante bilden, bewahrheitet sich leider. Aber mit etwas herumsuchen klettere ich hinab ins Austerdal.


    Kletterei

    Entlang am Glomdalselv stampfe ich durch immer dichtere Vegetation. Kleinere Felsvorsprünge und Gestrüpp verlangsamen mein Vorwärtskommen erheblich. Dann endlich ist der Glomdalsvatn erreicht, den ich am Nordufer entlangwandere, teilweise an sehr steilen Hängen.



    Ein paar Hütten sieht man hier, aber keine Menschen. Mit etwas Glück stoße ich auf den Weg zur Pikhaug-Hütte, mein heutiges Tagesziel. Ohne Aussicht auf Hüttenübernachtung hätte ich vorher schon gezeltet, denn es regnet und windet ganz ordentlich. Endlich an der Hütte angekommen bin ich dann doch etwas unerwartet fertig und platt. Weglose Abschnitte sind eben nicht zu unterschätzen. Die Pikhaug-Hütte ist von Statskog (norwegische Forstbehörde) und frei zugänglich. Ein ehrenwerter Wandersmann hat ein wenig irischen Wiskey dagelassen. Ich genehmige mir einen Lütten bei fensterpeitschendem Regen und Kerzenschein.


    Pikhaug-Hütte

    Morgens leichter Niesel; als „Dankeschön“ etwas Hüttenmüll mitgenommen. Leider verhindern dicke Wolken die Aussicht auf die Gletscherdecke. Der Trampelpfad verliert sich hinter der Hütte. Mit etwas Glück finde ich einen aufgeweichten Weg hinab zum Flatisvatn.




    Flatisvatn

    Nun geht's aufwärts das Vesterdal, zuerst am beeindruckenden Bjørnefoss vobei.


    Bjørnefoss

    Das Wetter ist heute nicht so gut und geht ab Nachmittag in Dauerregen über. So entscheide ich mich alsbald ein ebenes und steinfreies Plätzchen zu finden, was eine gewisse Schwierigkeit darstellt. Links und rechts der steilen Berghänge strömen dutzende Wasserläufe.



    Der nächste Morgen zeigte sich von seiner bester Seite und ein paar Gletscherzungen lassen erahnen, welch riesige Eismasse sich dort oben befindet.



    Ich beschleunigte das Zusammenpacken, denn schönes Wetter im Herbst muss sich in Norwegen mit reichlich Göttergaben und Gebeten erarbeitet werden. Außerdem steht heute noch eine Gletscherzungenquerung an.


    Oberes Vesterdal am Nedre Terskaldvatn

    Insgesamt ließ sich dieser Abschnitt recht gut weglos gehen. Dann stapfe ich bergauf, aber leicht traversierend auf einen namenlosen Pass zu (ca. 980 m) mit genialer Aussicht auf den Storglomvatn und die sich darin ergießenden Gletscherarme.



    Mittlerweile ist es wieder zugezogen, aber mit einer einheitsgrauen Wolkendecke. Vor mir liegt ein Gletscherarm, den ich queren muss. Ein paar größere Spalten sind aus der Ferne auszumachen, insgesamt aber gut ausgeapert.




    Auf dem Svartisen

    Einmal nicht aufmerksam gewesen und schon stolpere ich tollpatschig in ein Eiswasserloch, so dass mein rechter Schuh komplett durchnässt ist. Auf halber Strecke erklimme ich einen kleinen Vorsprung auf 1087 m mit fantastischer Aussicht auf die Gletscher und den Storglomvatn. Blöderweise verliere ich einen Handschuh und muss gut eine halbe Stunde herumsuchen, bis ich ihn im Felsengewirr wiederfinde.


    Ausblick


    Zickzacklauf

    Ich bin ein wenig Gletscherfetischist und kann mich dieser Faszination nur schwer entziehen. So merke ich kaum, wie es langsam dunkel wird und es Zeit für den Abstieg ist. Kurz vorm Bognvatn finde ich ein schöne Stelle zum Kampieren.



    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von slarti; 14.12.2012, 13:57.

  • sarek2007
    Erfahren
    • 22.08.2007
    • 449
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    #2
    AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

    Starke Bilder!
    Hattest Du Steigeisen oder Grödel mit?

    Gruß
    Tilman

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    • slarti
      Erfahren
      • 08.01.2011
      • 121
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      #3
      AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

      Ja, ein Paar Leichtsteigeisen hatte ich mit sowie einen langen Pickel (weil flache Gletscher). Grödel hätten ausgereicht, aber alleine... da nehme ich lieber etwas mehr Ausrüstung mit.

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      • berniehh
        Fuchs
        • 31.01.2011
        • 2408
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        #4
        AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

        Jetzt hast du es ja endlich geschafft hier mit deinen Bericht anzufangen.
        Der fängt jedenfalls schon gut an und auch die Fotos sind super. Hoffentlich geht´s schnell weiter........

        Hast du eigentlich mal darauf geachtet ob es vom Flatisvatn eine mögliche Route hoch auf dem Snotinden gibt?? Die Hänge sehen auf den Fotos ja alle ziemlich steil und felsig aus.
        www.trekking.magix.net

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        • slarti
          Erfahren
          • 08.01.2011
          • 121
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          #5
          AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

          Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
          Hast du eigentlich mal darauf geachtet ob es vom Flatisvatn eine mögliche Route hoch auf dem Snotinden gibt?? Die Hänge sehen auf den Fotos ja alle ziemlich steil und felsig aus.
          Tatsächlich habe ich da geschaut, denn eignetlich wollte ich auf eine der Gipfelspitzen im Eis. Aber das ist blanker Granit, meistens dauernass (außerdem war an dem Tag Schlechtwetter). Zum Flatisen kommt man dort auch nicht (als normaler Trekker). Und wenn man's bis zur Gletscherzunge geschafft hat, warten dicke Spalten. Ich würde es daher weiter talaufwärts am Kjølvatn probieren. Dort gibt es auch kaum Spalten.

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          • berniehh
            Fuchs
            • 31.01.2011
            • 2408
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

            Vom Kjølvatn hatte ich auch erst in Erwägung gezogen. Ich plane aber die Route in umgekehrter Richtung zu gehen. Falls ich also vom Kjølvatn erst noch einen Abstecher zum Flatisvatn machen will, müsste ich dann ja den ganzen Weg wieder zurückwandern
            Vom Flatisvatn etwa drei Kilometer weiter das Vesterdalen hoch siehts auf der Karte nicht ganz so steil aus wie direkt vom Flatisvatn. Ich meine die Stelle zwischen Breitinden und den auf der Karte markierten Punkt 1266 m. Ich vermute mal das ist auch die Stelle hier auf dem Foto, also der Hang im Hintergrund deines Zeltes. Das sieht irgendwie machbar aus. Oder wie würdest du es einschätzen?
            Zitat von slarti Beitrag anzeigen
            www.trekking.magix.net

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            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 3979
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

              Wow, geniale bilder. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung!!!!
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

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              • Gast180628
                GELÖSCHT
                Dauerbesucher
                • 08.10.2012
                • 510
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                Hey, danke für den schönen Bericht!
                Wir sind grade unser Ziel für nächsten Sommer/gleiche Zeit am ausgucken und darüber am Nachdenken, den Svartisen mal in Augenschein zu nehmen...jetzt is schon mal klar: der nördliche Teil da ist blank und flach....
                Weisst Du zufällig, ob man von Deinem 4. Camppunkt aus auch durchgängig über den Kamm nach NNO (am östlichen Gletscherrand oder zT aufm Gletscher) kann?. (wir sind noch nicht so weit, die Karten schon mal rausgenommen zu haben; auf Deiner siehts fast aus, als ob da ein Weg wäre).
                Bin gespannt, wies weitergeht.....

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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1202
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                  Tolle Tour die Du da unternommen hast mit sehr ansehlichen Landschaftsbildern. Krass auch Deine Gletscherüberquerung, das sieht für mich jetzt nicht so ganz ungefährlich aus. Zumindest habe ich vor Gletschern immer einen riesen Respekt. Ich meine auch wenn der Gletscher aper ist und man die Spalten sieht hätt ich wohl doch einfach zuviel Angst irgendwo ne Spalte zu übersehen oder doch wegzurutschen. Gerade bei ner Solotour kann das dan schnell ungemütlich werden. Freu mich auf jeden Fall schon auf die Fortsetzung. Hab schonmal in Deinen Bilderlink geluschert, da scheint ja noch einiges an netten Landschaften zu kommen. Allerdings sieht sowas, eingebettet in einen Bericht, immer noch viel stilvoller aus.

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                  • slarti
                    Erfahren
                    • 08.01.2011
                    • 121
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                    @berniehh: Ja, das ist die Stelle (habe ungefähr bei Höhenpunkt 568 m gezeltet). Ob man da hochkommt? Du mit deiner Erfahrung sicherlich. Sind so etwa 750 Hm auf 2 km bis zum Sattel.

                    @wonderrenter: Habe ich nicht drauf geachtet, ob man da lang kann. Am besten mal nach dieser Karte beurteilen. 1500 m Höhe ist in Norwegen öfters mal wolkenverhangen. Alternativ übers Sørdal oder Beiardal laufen, wo es auch Wege gibt.

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                    • slarti
                      Erfahren
                      • 08.01.2011
                      • 121
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                      Wegen starken Windböen wache ich schon gegen 5 Uhr auf. Immer wieder ist es etwa eine halbe Minute windstill und dann drückt eine gewaltige Böe mein Zelt platt. Ich befürchte, dass jederzeit mein Zeltgestänge bricht und so baue ich schnellstmöglich ab.



                      Anfangs sieht es noch so aus, als ob es gutes Wetter heute gibt, aber ab Mittag wird es immer düsterer. Ich laufe am südlichen Ufer des Bogvatn und dessen Abfluss entlang.


                      Am Bogvatn

                      Genau an der Nationalparkgrenze verschwindet der Fluss komplett in einem Wasserkraftwerkstunnel. Hier stoße ich wieder auf eine Wegmarkierung, die südwärts dem Blakkådal folgt. Ein Pfad ist aber nicht zu erkennen. Mit dem Abstieg nimmt allmählich die Vegetation zu.



                      Zwar bemühe ich mich wegen des befürchteten Regens voranzukommen, werde aber immer wieder von riesigen Moltebeerfeldern aufgehalten. Dann laufe ich genau auf den talaufwärts treibenden Regen zu.



                      Die Markierungen sind nur schwer zu finden. De facto ist es eigentlich weiterhin wegloses Wandern. Nach zwei Stunden im Dauerregen mache ich schon am frühen Nachmittag Schluss.



                      Dann regnet es durchgehend bis zum Nachmittag des Folgetages. Mir ganz recht, denn ich wollte sowieso heute oder morgen einen Ruhetag einlegen. Es gibt genügend Lesestoff und so ist der Tag schnell rum. Leider regnete es auch am nächsten Tag. Zwar nicht sehr stark, aber mit Gegenwind und null Sicht. Müsste ich dringend einen Zug oder Flieger erwischen, wäre ich heute losgelaufen. Aber warum soll man sich das ohne Zeitdruck antun?


                      Nedre Fossbekken

                      Nach zwei Tagen in diesem Minizelt fällt mir aber im wahrsten Sinne die Decke auf den Kopf. Es tröpfelt noch ein wenig. Ich verlasse die markierte Route und steige am Nedre Fossbekken zu einem namenlosen Pass (ca. 920 m) auf. Unterwegs bietet sich mir nochmal der grandiose Blick auf den Fingerbreen.


                      Fingerbreen

                      Dann folgt der sanfte Abstieg ins Litlstormdal.





                      Ich komme ganz gut voran, bis die Strauch- und Baumgrenze erreicht ist. Ab dann beginnt wieder Rambo-Wandern. Um nicht die großen Zuflüsse auf der rechten Seite durchfurten zu müssen, bleibe ich auf der orographisch linken Talseite. Das stellt sich dann als Fehler raus, denn am Zusammenfluss von Litlstormdalsåga und Storstormdalsåga hat der Fluss viel zu viel Strömung. Wieder etwas flussaufwärts finde ich eine einigermaßen geeignete Stelle, aber es ist ganz schön tief. Der Rucksack wird extra hochgezurrt und ein passender Stock gesucht und dann furte ich mit Stiefeln und Hose (ist sowieso schon nass). Das Wasser reicht bis zum Bauchnabel, die Unterseite des Rucksackes wird nass, aber ich schaffe die grenzwertige Furt. Dann geht's nochmal ziemlich beschwerlich durch Gestrüpp, Sumpf und Nebenflüsse, bis ich die Seilfähre zur Hütte Nordre Stormdalen erreiche. Ebenfalls eine Statskog-Hütte und wunderschön gelegen, ist sie eine wahre Entschädigung für die heutigen Mühen.



                      Meine Lieblingshütte Nordre Stormdalen, nur per Handseilfähre zu erreichen

                      Der letzte Hütteneintrag ist von vor über zwei Wochen. Hier hätte ich gerne im Müßiggang meine Regentage verbracht. Die Hütte ist ein altes Milchwirtschaftsgehöft, das mit der Industrialisierung von Rana aufgegeben wurde. Eigentlich sollte das schöne Stormdal sogar der Wasserkraft zum Opfer fallen, was zum Glück nicht geschehen ist. Am nächsten Morgen muss ich den traumhaften Ort verlassen und quere wieder den Fluss. Dabei ist der Pegel gut einen halben Meter über Nacht gesunken. Von hier geht's auf einem recht guten Pfad das Stormdal abwärts. Aber die regennassen Sträucher durchnässen mich und meine gerade getrockneten Schuhe und Kleidung innerhalb einer halben Stunde.


                      Stormdal

                      Bei Bredek befindet sich ein beeindruckender Wasserfall. Die Wege sind hier deutlich breiter und häufiger genutzt, ist doch die E6 und die Ortschaft Storvollen nur wenige Kilometer entfernt. Menschen habe ich aber nicht angetroffen. Hier gibt es auch noch ein genutzes Bauernhaus.



                      Bredekfoss und das Bauerngut Vestre Bredek

                      Nun folge ich gemächlich aufwärts dem Tespdal. Bis zur Baumgrenze ist nicht viel zu sehen und der Pfad ist eine knöcheltiefe Schlammspur.



                      Obwohl mir das Stormdalen sehr gut gefallen hat, bin ich doch froh das offene sanfte Fjell erreicht zu haben, das nun in den herrlichsten Herbstfarben strahlt. Etwas hinter der Tespa-Hütte zelte ich.



                      Oberes Tespdal und ich am Polarkreis

                      In der Nacht hat es ein bisschen gefroren und es gab etwas Neuschnee auf den Gipfeln. Der Pass Lapplyttarskardet ist schnell erreicht. Übrigens: Morgens in nasse und teils gefrorene Stiefel zu steigen gehört sicherlich zu den unangenehmen Seiten im skandinavischen Herbst. Es war noch dunstig, versprach aber ein schöner Tag zu werden.


                      Bjøllådal im Morgendunst

                      Quer durchs Saltfjell führte ab 1867 eine Telegraphenleitung mit diversen Versorgungsstationen sowie ein steinerner Verkehrsweg. Die Überreste kann man hier und da noch sehen. In den Talsümpfen angekommen, muss ich feststellen, dass für September erstaunlich viele Mücken mich belästigen.



                      Weil morgen Samstag ist und ich einkaufen möchte, laufe ich noch bis in die Abendstunden ins Steindal. Zwischen Saltfjell-Hütte und Steindal treffe ich auch zum ersten Mal wieder auf Wanderer - ist es doch eine Haupteinstiegsroute ins Saltfjell. Das Steindal trägt seinen Namen zurecht, denn es liegt hier ausschließlich Geröll herum. Gegen Abend zieht es wieder zu und es schneit ganz leicht.


                      Steindal

                      Am Morgen lasse ich mir Zeit., geht es doch heute nur noch zum wenige Kilometer entfernten Bahnhof Lønsdal. Beim Abstieg kommen mir noch zwei Wandergruppen entgegen. Ein Norweger meint bezüglich meiner einsamen Wanderung, dass nächste Woche die Jagtsaison beginnt und dann wesentlich mehr im Fjell los sei.


                      Bahnhof Lønsdal

                      Am Bahnhof angekommen nutze ich erstmal ausgiebig die beheizte Toilette, um mich wieder zivilisationsfähig zu gestalten. Der Bahnhof selbst ist noch aus der guten alten Zeit mit Bahnhofsvorsteher, Kachelofen im Warteraum, Stiefmütterchen am Fenster und handbedienten Weichen. Ich nehme den nordgehenden Nachmittagszug nach Fauske und kaufe dort für meinen nächsten Trek ein.

                      Fazit: Mir haben die Ausläufer des Svartisen und das weite Saltfjell ausgesprochen gut gefallen. Es gibt hier sehr abwechslungsreiche Landschaftsbilder und mir ist nicht ganz klar, warum trotz hervorragender Verkehrsanbindung die Gegend so wenig besucht ist (was wiederum auch gut sein kann). Das Gebiet eignet sich auch hervorragend für Mehrtages-Rundtouren und leichte Gletschertouren. Macht man eine Verlängerung bis in die Fjorde, hat man alle primären Landschaftstypen Norwegens auf relativ kleinem Gebiet erwandert.

                      Fortsetzung folgt...
                      Zuletzt geändert von slarti; 14.12.2012, 16:16.

                      Kommentar


                      • Prachttaucher
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 21.01.2008
                        • 11905
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                        Klasse Bilder, auch die bei schlechtem Wetter. Schade, daß Du nicht in der Stormdalen-Hütte abwettern konntest. Vor zugewachsenen norwegischen Flusstälern, am besten noch mit Steilhängen, habe ich seit dem letzten Urlaub großen Respekt....

                        Mal sehn, ob ich als Normalwanderer ein Stück Deiner Tour im nächsten Jahr gehen kann. Die Gletscherblicke sind schon umwerfend, aber vermutlich kommt man gerade dort nicht so einfach hin.

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                        • fjellstorm
                          Fuchs
                          • 05.10.2009
                          • 1315
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                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                          Sehr schöner Bericht, Danke!

                          Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                          Es gibt hier sehr abwechslungsreiche Landschaftsbilder
                          Kann ich nur bestätigen!!
                          Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                          und mir ist nicht ganz klar, warum trotz hervorragender Verkehrsanbindung die Gegend so wenig besucht ist
                          Is doch gut so, oder? Liegt vermutlich auch darann, das die Gegend nicht so wie Schwedisch-Lappland-Sarek-Padjelanta gehypt wird

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                          • evernorth
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1838
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                            You made my day!
                            Du hast eine feine Tour beschrieben - sehr beeindruckend.
                            Vielen Dank - dafür
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            • Gast-Avatar

                              #15
                              AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                              Auch von mir ...

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                              • Elch
                                Gerne im Forum
                                • 21.06.2004
                                • 99

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                                Du hast wirklich eine sehr schöne Tour in einer interessanten Gegend beschrieben.
                                Auch die Fotos geben einen hervorragenden Eindruck von der Gegend.

                                Danke!

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                                • blauloke

                                  Lebt im Forum
                                  • 22.08.2008
                                  • 8354
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                                  Interessanter Bericht mit guten Bildern.
                                  Eindrucksvoll finde ich die beiden Karten, die den Gletscherschwund verdeutlichen
                                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                  • Meron
                                    Erfahren
                                    • 27.07.2012
                                    • 141
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                                    ich habe bisher erst eine Tagestour am Svartisen gemacht und fand die Gegend genial. Also direkt entschieden, dass ich da irgendwann länger hin muss, mit der Zeit ging der Wunsch aber etwas in Vergessenheit. Du hast dieses Bedürfnis jetzt wieder deutlich stärker entfacht und ich hab Lust auf Svartisen-Urlaub. Vielen Dank!

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                                    • stefN
                                      Dauerbesucher
                                      • 04.06.2004
                                      • 544

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                                      #19
                                      AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                                      Hallo,

                                      schöne Tour und super Bilder!

                                      Da ich die "Store Saltfjellkartet" schon seit einiger Zeit zuhause habe, war es mir ein besonderes Vergnügen, die Tour nachzuverfolgen.

                                      Ich glaube, im nächsten Jahr muss ich endlich auch mal da hin.

                                      Ich bin sehr gespannt auf den 2. Teil. Die Bilder sind ja schon mal sehr, sehr viel versprechend.
                                      Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten.

                                      Grüße
                                      Stefan

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                                      • Mika Hautamaeki
                                        Alter Hase
                                        • 30.05.2007
                                        • 3979
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                                        #20
                                        AW: [NO] Svartisen-Saltfjell und Hellmofjord-Narvik im Aug/Sep 2012

                                        Genial!!!!
                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                        A. v. Humboldt.

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