[RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

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  • Abt
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    • 26.04.2010
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    #21
    AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

    Mich interessiert mal, ob ihr Werkzeug wie Säge, Beil und so etwas dabeihattet.
    Würdet ihr zu so etwas anraten,bzw. wäre es von Vorteil, derartiges fürs Lagerfeuer dabeizuhaben?

    Im Übrigen kenne ich jemand, der vermutlich mit diesem Katamaran euren Weg gekreuzt hat.
    Derjenige war restlos sauer und frustriert über seinen 3-wöch.Urlaub auf dieser Heringstonne, zudem als Antialkoholiker Nur ist er nie runtergekommen und war auch nicht auf Umplanung orientiert.
    Wenn ich Bilder von euren Trail dagegen sehe,- einfach schön.
    Dankeschön für den Tourenbericht von dir.

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      #22
      AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

      Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
      Mich interessiert mal, ob ihr Werkzeug wie Säge, Beil und so etwas dabeihattet.
      Würdet ihr zu so etwas anraten, bzw. wäre es von Vorteil, derartiges fürs Lagerfeuer dabeizuhaben?
      Hallo Alibotusch,

      wir hatten tatsächlich ein Beil dabei, um Holz zu hacken und um die Zeltheringe in den Boden zu klopfen. Es wäre meistens auch ohne Beil möglich gewesen, genügend Feuerholz zu finden. Um die Aussage noch zu präzisieren: Wir haben natürlich nur totes Holz zum Feuermachen verwendet und niemals einen lebenden Baum beschnitten. Nur lagen manchmal schon große Äste / Stämme auf dem Boden, die wir dann kleingehackt haben; weil wir dann eben langanhaltenderes Holz hatten als mit dem Kleinzeug und da uns solche arbeiten Spaß machen. Wir sind alles Akademiker, zwar vom Lande, weshalb man schon noch ab und zu körperlich arbeitet, aber eben doch meistens mit dem Kopf arbeiten, weshalb solche Arbeiten ganz nett sind. Wenn wir kein Kochfeuer gemacht haben, sondern nur unsere Fladen rausbacken mussten, haben wir das aber oft ausschließlich mit kleinen Ästen getan.

      Säge hatten wir keine dabei, nur noch ein Klappspaten befand sich in unserer Werkzeugkiste und natürlich Messer verschiedenster Größe.

      Gruß Chris
      "Die Nacht war kalt und sternenklar,
      Da trieb im Meer bei Norderney
      Ein Suahelischnurrbarthaar."
      Joachim Ringelnatz - Logik

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        #23
        AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

        Hallo Chris,
        also Beil hätte ich vielleicht nicht mitgenommen, aber eine Faltbügelsäge sicher für den Floßbau und um stehendes, Todholz für das Lagerfeuer zu gewinnen. Das ist allgemein trocken und qualmt daher weniger. Auch mal um den Weg freizusägen.Bei mir brauchst du dich nicht ökologisch zu verbiegen. Ich weiß wie angenehm Lagerfeuer abends ist

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          #24
          AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

          Zitat von ShortBrini Beitrag anzeigen
          Hallo,

          habt ihr das Wasser aus dem Baikalsee komplett ungefiltert zu euch genommen, oder habt ihr es vorher abgekocht, mit Chlortabletten behandelt oder sonstwie gefiltert?

          Hattest nur du Magen-Darm-Probleme, und hattest du das schon öfter auf Tour?
          Ich hab tatsächlich auf Tour meistens etwas Probleme, aber normalerweise eben nicht in diesem Ausmaß. Wir haben das Wasser fast immer direkt aus dem See genommen und nicht gefiltert. Es gab leider nicht so viele Bäche, aber wenn diese vorhanden waren, haben wir das Wasser schon ab und zu daraus entnommen. Alle Russen haben das Wasser auch direkt aus dem See getrunken; man könnte jetzt sagen, dass sie sowas vielleicht gewöhnt sind, aber die anderen von uns hatten ja eigentlich auch kein Problem. Es hat zwar jeden irgendwann ganz kurz erwischt, teilweise dann aber erst auf Olchon oder sogar in Moskau, aber eigentlich hat es uns nie ausgebremst. Unsere Ernährung auf Tour ist wahrscheinlich auch nicht so einfach zu verarbeiten.

          Die russischen Mütterchen am Bärenstrand, von denen noch berichtet werden wird, meinten schon, dass das Wasser für Kranke abgekocht werden müsste und das taten wir dann auch, als es mir nach mehreren Tagen immer noch nicht besser ging. Schließlich half der Zwieback wohl am besten.

          Gruß Chris
          "Die Nacht war kalt und sternenklar,
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          Joachim Ringelnatz - Logik

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            #25
            AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

            Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
            Hallo Chris,

            also Beil hätte ich vielleicht nicht mitgenommen, aber eine Faltbügelsäge sicher für den Floßbau und um stehendes Todholz für das Lagerfeuer zu gewinnen. Das ist allgemein trocken und qualmt daher weniger. Auch mal um den Weg freizusägen. Bei mir brauchst du dich nicht ökologisch zu verbiegen. Ich weiß wie angenehm Lagerfeuer abends ist
            Keine Frage, dass es das ist Ich wollte nur nicht den Anschein erwecken, als hätten wir uns dort wie die Berserker verhalten, da es über Ressourcen usw. hier ja auch zu Recht Diskussionen gibt.

            Von unserem Beil sind wir schon überzeugt (das hatten wir auf jeder Reise dabei, selbst in Irland :P), da stehendes Todholz mit diesem auch meistens zu "fällen" ist und zum Einschlagen der Zeltheringe wird es auch jeden Tag benutzt. Für unser Zelt haben wir sehr stabile Heringe, die sich auch durch Steine treiben lassen, sodass man es überall zum Stehen bekommt, was aber auch nötig ist, da es nur durch die Heringe steht und so groß ist, dass man bei der Suche nach einem Platz meistens nicht allzu wählerisch sein kann, was Bodenbeschaffenheit usw. angeht. Klar kann man die Heringe auch mit einem großen Stein einschlagen, was wir auch schon auf kleineren Touren praktiziert haben, aber es ist schon deutlich mühsamer. Deswegen ist das Beil für uns wohl die beste Lösung, zumal wir keine fanatischen Anhänger der UL-Fraktion sind.

            Gruß Chris
            "Die Nacht war kalt und sternenklar,
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            Joachim Ringelnatz - Logik

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              #26
              AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

              Das Problem mit dem "Flotten Otto",- andere nennen das Durchfall,- habe ich auch allgemein auf so einer Fahrt.
              Bei mir hat sich da fetthaltiger Schnittkäse und ein Sitzpolster abends als beste Lösung erwiesen. Du hattest das Problem aber schon mitgebracht, wie da geschrieben steht.

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              • I3eren
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                #27
                AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                Du hattest das Problem aber schon mitgebracht, wie da geschrieben steht.
                Nicht direkt, aber ein geschwächtes Immunsystem, was aber wohl der Grund war weswegen ich einfach anfälliger war als die anderen. Normalerweise gibt sich das recht schnell wieder, aber beenden wir dieses Thema doch besser :P

                Ich denke, dass am Trail nichts gegen das Wasser aus dem See einzuwenden ist, wenn man gesundheitlich auf der Höhe ist; so sagten es und auch die Einheimischen, aber natürlich sind die Bäche schon die besser Lösung, falls welche vorhanden sind.
                "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                Da trieb im Meer bei Norderney
                Ein Suahelischnurrbarthaar."
                Joachim Ringelnatz - Logik

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                • TLow
                  Erfahren
                  • 26.11.2007
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                  Sehr beeindruckend.

                  Und toll, wenn man mal eben 5 Leute zusammenbekommt.

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                  • I3eren
                    Anfänger im Forum
                    • 24.06.2011
                    • 39
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                    10. August: Bärenjagd? Bärenstrand jedenfalls

                    Am nächsten Morgen wachte ich als erster auf. Mir ging es doch deutlich besser, aber ich hatte schon gestern so viel geschlafen, dass ich auch sofort aufstand, ein bisschen fotografierte und die Umgebung genoss. Das Wetter war wieder wunderschön und versprach eine angenehmen Tag, an dem unser Ziel: "Der Bärenstrand" hieß. Wir brauchten an diesem Morgen eine Ewigkeit, um zusammenzupacken.





                    Als wir dann gegen Mittag loskamen, ging es mir wieder schlechter. Meine Schritte waren an diesem Tag extrem unsicher; ich schleppte mich Meter um Meter voran, gab immer mehr meines Rucksackinhaltes ab und so ging es. Bald kamen wir an einen schmalen Sandstrand, auf dem wir wieder einmal Bärenspuren fanden, es waren größere und kleinere. Wir besprachen, etwas mehr auf die Umgebung zu achten, falls es sich um eine Mutter mit Jungem handeln sollte, die vielleicht auch etwas langsamer vorankommen konnten, gerade weil wir 5 Minuten später auch frische Losung fanden. Das geschah an diesem Tag häufiger, die Bären benutzen den Trampelpfad von einem Weg wohl ebenfalls gerne.











                    Die nächsten Kilometer führten wieder quer durch den wilden Wald, um die Landzunge nicht komplett auszulaufen. Nach einem erneuten kurzen Strandabschnitt ging es wieder in den selbigen. Aus dem Gebüsch heraus konnten wir erneut Nerpas beobachten und an diesem Tag sahen wir auch die einzigen Wanderer auf unserem Trail.













                    Nach wenigen Kilometern kamen wir schon am Bärenstrand an. Wir hätten wiederum weiterlaufen können, da es erst Nachmittag war, aber es waren nur noch ungefähr 10 Kilometer bis zu unserem Ziel, Khakussy, und wir hatten noch einige Tage Zeit. Auch weil ich krank war, blieben wir an Ort und Stelle, wo schon bisher nur eine russische Familie ihr Zelt aufgeschlagen hatten.



                    Der Strand war atemberaubend. Er war mit wenigen Unterbrechungen mehrere Kilometer lang und bestimmt 500 Meter breit (oder tief? Vom See zum Wald waren es auf jeden Fall 500 Meter :P).







                    Der Tag war relativ ereignislos verlaufen und so ging er für mich auch weiter. Ich legte mich schlafen und hoffte, dass das helfen würde, dass ich endlich wieder auf den Damm käme. Als ich aufwachte, hatten die anderen schon das Zelt gestellt und eine Kochstelle aufgebaut, die von äußerster Kreativität zeugte. Es war eine Art improvisierter Kamin, sodass wenig Holz verbrannt werden musste, um unsere letzte Portion Tortellini zu kochen. Auf diese verzichtete ich allerdings, da ich von der russischen Familie Zwieback bekommen hatte, an den ich mich auch in den nächsten Tagen hielt.



                    Das in Verbindung mit einigen anderen Medikamenten, welche ich von anderen Russen bekam, brachte dann endlich Besserung. Jeder, der hörte oder sah, dass es mir nicht gut ging, schenkte uns sofort Medikamente und Hausmittel und jedes war natürlich das Beste nach Aussage des Schenkenden . Auf jeden Fall habe ich selten so hilfsbereite Menschen erlebt, die mir schließlich zur Besserung verhalfen, womit jetzt aber auch endlich genügend über meinen labilen Gesundheitszustand gesagt sei.

                    Ich legte mich relativ schnell dann auch in den Schlafsack, während die anderen noch mit der russischen Familie bis in die Nacht palaverten.





                    11. August: Kultur

                    Noch war nicht endgültig geklärt, wann wir in Khakussy sein wollten. Wir wollten das Boot am 14. zurück nehmen, jedoch auch einen Tag früher vor Ort sein, um notfalls auch vorher fahren zu können, falls das Wetter für den 14. so schlecht vorausgesagt gewesen wäre, dass ein Boot vielleicht nicht hätte fahren können. Es war klar, dass es trotzdem auf jeden Fall reichen würde, wenn wir am 12. Khakussy erreichen würden, sodass wir dort immer noch einen ganzen Tag Puffer hätten, den wir auch in den dortigen heißen Quellen verbringen konnten.

                    Meine Freundin hat am 11. August Geburtstag und ich hätte ihr an diesem Tag gerne persönlich am Telefon gratuliert, weswegen ich zeitweise eher dazu tendierte, an diesem Tag weiterzulaufen, um in Khakussy Empfang zu haben und dort noch einen Tag länger zu bleiben. Da es nur noch 10 Kilometer bis dahin sein sollten, vertagten wir die Entscheidung, ob wir weiterlaufen oder noch einen Tag an diesem paradiesischen Fleckchen Erde verbringen sollten, auf den Mittag. Bis dahin verbrachten wir die Zeit mit Lesen, Reden, Schnitzen und Turnen. Unser Turner stellte seine Bodenturnfähigkeiten zur Schau und so mancher versuchte, es ihm im weichen Sand gleichzutun.







                    Als dann schließlich der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen war und wir gerade diskutierten, wurden neue Argumente geschaffen; mittlerweile war eine sehr große Gruppe mit Booten angekommen und schaffte allerlei Utensilien an uns vorbei an ihren Lagerplatz. Schon nach kurzer Zeit, als sie gehört hatten, dass wir Ausländer waren, die in der Einsamkeit Sibiriens doch auch irgendwie noch so etwas wie Außerirdische waren, luden sie uns ein, doch den Tag zu verbringen, zu fischen, zu essen und abends in die Banja zu gehen. Eine Banja ist eine Art Schwitzhütte. In der Natur sollte das so improvisiert werden, dass ein natürlicher Ofen gebaut werden sollte, dann mit einer mitgeführten Plane ein quadratisches Zelt mit dem 'Ofen' in der Mitte ausgespannt werden sollte, worin man dann sitzen, stehen, Aufgüsse erleben und mit Birkenzweigen ausgepeitscht werden sollte.

                    Das klang natürlich verlockend und versprach, so viel natürliche Kultur (Oxymoron :P) vermittelt zu bekommen wie es wenigen Touristen möglich ist. Das überzeugte auch mich und damit war die Entscheidung eigentlich gefallen. Ich beschloss jedoch, dann wenigstens alleine soweit wie möglich in Richtung Khakussy zu laufen und nach Empfang zu jagen, den es an ausgesetzten Stellen in der Vergangenheit immer mal wieder gegeben hatte, sodass man wenigstens eine SMS verschicken konnte. Die anderen hießen mich verrückt, das in meinem Zustand zu tun, aber ich bin manchmal ein naiver Romantiker, dessen Dickschädel für keine logischen Argumente zugänglich ist. Gerade mein bester Kumpel ließ mich zähneknirschend ziehen und hieß mich wohl insgeheim zu Recht einen Idioten.

                    Kurz vor unserer Trennung tauchten noch weitere Wanderer auf. Ein kurzer Blick auf ihre Ausrüstung genügte wieder, um sie als Landsleute zu identifizieren, die sogar noch aus demselben Bundesland stammten. Es war eine Zweiergruppe, bestehend aus einem älteren Mann und einem jüngeren, der sein Sohn hätte sein können, was für mich jedoch nicht ganz zweifelsfrei geklärt wurde. Auch sie wollten an diesem Strand bleiben. Sie waren ein paar Tage nach uns gestartet, hatten uns aber einholen können, da wir ja langsam vorangekommen waren. Wir hatten uns wirklich bewusst so viel Zeit gelassen. Man fliegt nicht 5000 km in den Osten, um dann den Wanderweg durchzurennen und sich noch die wenigen Städte anzuschauen. Wir wollten in der Natur sein und Russland in uns aufnehmen, was wir geschafft hatten und auch weiter schaffen sollten.

                    Ich brach also auf uns sollte an diesem Tag ungefähr die Hälfte der Strecke nach Khakussy schaffen, um dann zurückzulaufen, ohne auf Empfang gestoßen zu sein. Trotzdem war ich im Nachhinein irgendwie besser gelaunt, da ich mein Möglichstes getan hatte. Meine Freundin wusste zwar, wo ich war und war mir auch überhaupt nicht böse, dass es nicht geklappt hat, aber ich wäre mir selbst böse gewesen, wenn ich nicht getan hätte, was ich tun konnte.







                    Während ich mich hin und wieder zurück schleppte, hatten die anderen Beeren gesammelt, woraus unsere russischen Freunde eine Art Fruchtsirup aus Blaubeeren, Hagebutten, Preiselbeeren und einigen anderen Zutaten mischten, das köstlich schmeckte. Da wir mehrmals mit ihnen aßen, bekomme ich die Reihenfolge der Gerichte nicht mehr zusammen. Es gab, so glaube ich, zuerst eine Fischsuppe aus den ganzen Fischen, welche auch mir die russischen Mamas zu essen erlaubten, die natürlich auch schon mitbekommen hatten, dass ich krank war. Diese waren so, wie ich mir russische Mütter immer vorgestellt hatte: sehr resolut. Einmal saß ich auf dem Boden und aß, als sie mir sofort sagten, dass das so nicht ginge, weil ich mir sonst eine Blasenentzündung holen würde. Ich meinte, dass ich das immer so mache und mir noch nie so etwas passiert sei, aber sie duldeten keinen Widerspruch. Ich fand es irgendwie lustig und gehorchte, da sie ja nur das Beste für mich wollten Auch wollte einmal jemand von uns Tee ohne Zucker trinken, aber sie bestanden darauf, dass derjenige Zucker hinein schüttete; wir würden die Energie brauchen. Herzallerliebst, solange man es nicht jeden Tag ertragen muss, weil ich es normalerweise wirklich hasse, bevormundet zu werden, aber man will ja auch niemanden erzürnen





                    Dann ging es daran, die Banja vorzubereiten. Um das Feuer herum und auch darüber war eine Pyramide mit Loch und Spalte gebaut worden, wo die Luft zu- und abströmen konnte; diese war aus Steinen aufgesetzt worden, die man am Strand finden konnte. Es fehlten noch einige Steine, worauf zwei von uns welche suchen gingen, die aber nur hellgrau mit schwarzen Punkten sein durften. Wir sammelten einen Rucksack voll und trugen damit unseren Teil zur abendlichen Entspannung bei. Die Steine wurden durch das Feuer erhitzt, welches später dann gelöscht wurde. Wieder überlegten wir, was wir denn tun sollten, um uns irgendwie zu revanchieren. Wir taten alles, was in unserer Macht stand, buken für das Abendessen zwei Ladungen Brot und opferten einen Teil unseres Jerkeys. Von dem Brot sollten sie später wirklich begeistert sein.



                    Zuvor ging es jedoch mit der Familie vom Vortag, der großen Gruppe, die übrigens vom Ural stammte und den beiden Deutschen in die mittlerweile fertiggestellte Banja. Auf diese musste ich leider auch verzichten, da ich immer noch krank war und es für keine gute Idee hielt, mein Immunsystem mit einem Dampfbad und anschließenden Bad im eiskalten Baikal zu belasten. Die anderen berichteten jedoch, dass es eine Offenbarung gewesen sei und von außen hörte es sich auch nach einer großen Gaudi an. Die Stimmung kochte darin über, die Aufgüsse auf den heißen Steinen heizten diese an und es bereitete augenscheinlich sogar Spaß, einen anderen mit Birkenzweigen auszupeitschen und selbst ausgepeitscht zu werden.



                    Ich hasste meinen Körper dafür, dass er mir dieses Erlebnis vorenthielt, aber behielt vorerst meine gute Laune. Mit jedem neuen Durchgang wurde das jedoch schwieriger, auch wenn dann wenigstens jemand da war, der Bilder vom Sonnenuntergang machen konnte und ein Video drehte, das beweist, dass in dem 'Zelt' um die 20 Menschen waren, obwohl ich mir vorstellte, dass es darin zugehen müsse wie in einem engen Hühnerstall. Nach ungefähr einer Stunde war die Zeremonie vorbei und wir kehrten erstmal zum Zelt zurück, wo ich den restlichen Abend auch verblieb, da meine Laune irgendwann doch gekippt war.



                    Die anderen begaben sich ans Lagerfeuer der Russen, aßen bei diesen eine Gemüse-Rinder-Suppe, sangen mit ihnen russische und deutsche Lieder und tranken zusammen, wobei kein normaler Wodka war, sondern hochprozentiges Ethanol, das mit Wasser verdünnt und mit Beeren aromatisiert wurde. Unter den Liedern war eins, das ihnen besonders gefallen hatte: Машина Времени - Однажды мир прогнется под нас könnt ihr bei Youtube suchen. Es ist eine lustige Kritik an der Jugendkultur. Als sie zurückkamen, weilte ich bereits halb in Hypnos Reich.



                    Zuletzt geändert von I3eren; 20.11.2012, 14:53.
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                    Joachim Ringelnatz - Logik

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                    • EbsEls
                      Erfahren
                      • 23.07.2011
                      • 433
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                      #30
                      AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                      Vielen Dank für diesen klasse Bericht. Mein Interesse ist groß, da ich vor ein paar Jahren auch Baikal-Luft schnuppern durfte.


                      OT @ Alibotusch:
                      ... sauer und frustriert über seinen 3-wöch.Urlaub auf dieser Heringstonne ...
                      Da hätte unser Bekannter mal jemand fragen sollen, der sich damit auskennt, denn wie steht in der Baikalhymne geschrieben:
                      Herrlicher Baikal, du heiliges Meer,
                      Auf einer Lachstonne will ich dich zwingen!
                      Starker Nordost treibt die Wellen daher.
                      Rettung, sie muss mir gelingen.
                      Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                      Eberhard Elsner

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                      • Mika Hautamaeki
                        Alter Hase
                        • 30.05.2007
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                        #31
                        AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                        die vom Hügel geschossenen Strandbilder sind ja ein Träumchen! Wenn die Tannen nicht wären, könnte man den Strand glatt in die Karibik verlegen.
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

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                        • Rattus
                          Lebt im Forum
                          • 15.09.2011
                          • 5177
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                          AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                          Tolle Fotos und wirklich witzig und selbstironisch geschrieben! Ja ja, die russischen Mamas sollte man wahrscheinlich nicht erzürnen, sonst gibt es Haue
                          Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                          • I3eren
                            Anfänger im Forum
                            • 24.06.2011
                            • 39
                            • Privat

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                            #33
                            AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                            12. August: Zurück in die reale Welt

                            Nach dem Aufstehen frühstückten wir wieder mit unseren russischen Freunden. Es gab, wenn ich mich recht erinnere, unter anderem Haferbrei und gebratenen Fisch. Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die beiden anderen Wanderer mit den Worten: Bleib sitting, I make only a photo :P Ich bewunderte sie mittlerweile noch mehr, da sie nicht nur kein Russisch sprachen, sondern auch ein solches Englisch, und sich trotzdem in diesen Landstrich wagten. Wir sollten uns am nächsten Tag wieder in Khakussy sehen, bei Evgeni in Sewerobaikalsk nochmal und ein letztes Mal auf der Raketa, aus der wir dann in Olchon ausstiegen, während sie bis nach Irkutsk fuhren, um die Stadt noch 3 Tage anzuschauen, was ich definitiv für zu lange hielt.

                            Nachdem auch unser Zelt abgebaut war, wir uns herzlich von den Menschen verabschiedet hatten, die uns so viel gegeben hatten, wofür wir uns nur mit so wenig und einem gemeinsamen Abschiedsfoto revanchieren konnten, brachen wir dann zur vorerst letzten Etappe auf.



                            Die ersten Kilometer verliefen wieder völlig ereignislos und waren für mich zudem weniger spannend, da ich sie am vorherigen Tag ja schon zweimal gelaufen war. Meistens verlief der Weg am Waldrand, manchmal direkt an der Küste. Unterwegs fanden wir Schädel-, Schulter- und Schenkelknochen von relativ großen Tieren und kamen auch gegen Ende in Gebiet, welches sehr an das schwedische Fjäll erinnerte, in dem auch wir letztes Jahr unterwegs gewesen war.















                            Ungefähr 2 Kilometer vor dem Ziel legten wir die letzte Mittags- und Schokoladenpause ein. Wir hatten pro Tag übrigens zwei Tafeln Schokolade dabei, die uns gegen Nachmittag ein bisschen neue Energie geben sollte. Unser Essenssystem ist über Jahre ausgearbeitet worden und hat wohl nun so langsam seine endgültige Form erreicht .

                            Vor dieser Stärkung galt es allerdings noch ein letztes Hindernis hinter uns zu bringen. So war wieder ein Zufluss zum Baikal zu überqueren. Wieder war er an Ort und Stelle zu tief zum Waten, aber es waren zwei schmale Baumstämme über das Gewässer gelegt. Mit Rucksack war die 'Brücke' ohne Hilfsmittel jedoch schwer zu begehen, da sie wieder nicht allzu stabil, dafür aber rutschig war. Auf unserer Uferseite lagen lange Stangen. Diese nahmen wir auf, um uns bei der Überquerung mit diesen abzustützen. So gingen wir nacheinander über die Brücke, indem wir die Stangen in den 'Flussboden' rammten, welche dann von der Strömung gegen die Baumstämme gedrückt wurden; das brachte erstaunliche Stabilität. Wie Gondoliere stocherten wir uns so auf die andere Seite; die Stangen mussten dabei wiederholt über den Zufluss gestoßen werden, um allen die erleichterte Überquerung zu ermöglichen.













                            Schon nach diesem letzten Abenteuer kamen die ersten Anzeichen der 'Zivilisation' mit uns in Kontakt. Zwei 'Wanderer' in Turnschuhen kamen aus Khakussy. Das 'Dorf' ist eine Art Kurort mit heißen Quellen und Wellness-Angebot. Dabei kann man dort entweder campen / zelten oder eins der Holzhäuser mieten.











                            Auf den letzten Metern kamen uns weitere Menschen entgegen, die hier offensichtlich zur Kur waren. Als wir schließlich im Zentrum angekommen waren, fiel zumindest mein Zivilisationsschock nicht ganz so heftig aus. An der Bar / dem Kiosk holten wir uns erst einmal ein gekühltes Bier und meldeten uns daheim, da wir die Tage zuvor keinen Empfang hatten.



                            Auch die ehemaligen Marine-Soldaten waren in Khakussy gelandet. Sie waren schon mit Trinken von Bier und Wodka und dem Essen von Omul beschäftigt und luden Shop gleich dazu ein. Wir waren eher zurückhaltend, besonders ich fand' die meisten von ihnen nicht ganz so sympathisch. Nachdem wir uns einen Platz auf dem Boot, das am 14. fahren sollte, gesichert hatten, bauten wir das Zelt auf. An diesem Tag wurde nicht mehr allzu viel vollbracht; nur Essen wurde noch gekocht und die meisten von uns tranken abends an der Bar noch ein Bier. Dort legte bis in den späten Abend ein 'DJ' Hits aus allen Jahrzehnten auf.

                            13. August: Warten

                            Ein schnell abzuhandelnder Tag, von dem es eigentlich kaum Bilder gibt. Wir tranken das ein oder andere Bier, wuschen ein paar Klamotten, faulenzten in den heißen Quellen, die wirklich sehr heiß waren (ich konnte mich nur in die zwei Becken setzen, welche mit kaltem Wasser auf eine aushaltbare Temperatur gekühlt wurden, wobei es trotzdem das heißeste Wasser war, in welchem ich jemals saß; es gab noch 3 heißere Becken), duschten und erholten uns einfach, auch wenn es eigentlich gar nicht so sehr nötig gewesen wäre. Lustig, jedoch auch etwas unangenehm, fand ich, dass wir, als wir von dort zurückkamen, sahen, dass uns russische Zeltnachbarn Nudeln und Dosenfleisch vor das Zelt gestellt hatten, da sie wohl der Meinung waren, dass man sich so wie wir nicht ernähren könne. Ich hielt mich sowieso weiterhin an Zwieback.

                            Gegen Nachmittag kamen auch unsere Bekannten vom Bärenstrand nach, mit denen am Abend dann auch die kubanischen Zigarren geraucht wurde, die wir noch nicht aufgebraucht hatten. Beim örtlichen 'Restaurant' hatten wir uns Abendessen bestellt; es gab Kohlrouladen, Buchweizen und Rote-Bete-Salat mit Mayonnaise, was eigentlich echt ganz gut geschmeckt hat. Ich verschwand wieder relativ schnell nach dem Sonnenuntergang im Zelt, welchen wir auf einem Steg vor der Bar betrachteten. Dort waren hunderte Schilder angebracht, die scheinbar von den Besuchern angebracht worden waren, welche ihren Heimatort mit dazugehöriger Entfernung zu Khakussy darauf verewigten.



                            "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                            Da trieb im Meer bei Norderney
                            Ein Suahelischnurrbarthaar."
                            Joachim Ringelnatz - Logik

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                              #34
                              AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                              Danke, war toll zu lesen. kann es sich bei den gefundenen Schädel um einen Bärenschädel handeln?
                              Zuletzt geändert von Abt; 21.11.2012, 21:40.

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                              • I3eren
                                Anfänger im Forum
                                • 24.06.2011
                                • 39
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                Also der Schädel war eigentlich zu klein für einen (erwachsenen) Bären. Mein schneller Vergleich mit Bildern von Bärenschädeln spricht eigentlich auch eher dagegen; ich tippe auf einen Fuchs, wobei ich die anderen Knochen diesem nicht auf Anhieb zuordnen würde, weil sie wiederum zu groß waren

                                Ja, also der Bericht über die Wanderung auf dem F.A.C.T. ist hiermit abgeschlossen. Es folgt noch der kürzere Aufenthalt auf Olchon. Auch über die Transsib und Moskau würde ich noch gern ein paar Worte sagen, einfach auch weil viele Freunde der Reisenden hier mitlesen und es diese auch interessiert, wobei ich mich bei da kurz gefasst habe und natürlich auch nicht so viele Bilder poste, da es sich ja um ein Outdoor-Forum handelt

                                Gruß Chris
                                Zuletzt geändert von I3eren; 21.11.2012, 00:19.
                                "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                                Da trieb im Meer bei Norderney
                                Ein Suahelischnurrbarthaar."
                                Joachim Ringelnatz - Logik

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                                • elaso
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                                  #36
                                  AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                  Für mich kanns gar nicht genug Bilder geben.

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                                  • I3eren
                                    Anfänger im Forum
                                    • 24.06.2011
                                    • 39
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                                    #37
                                    AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                    Fazit zum F.A.C.T.

                                    Der Trail ist wie schon zu Beginn erwähnt nicht allzu lange. Wir haben uns sehr viel Zeit für die Begehung genommen. Zuvor hatten wir uns zwar vorgenommen, einen Tagesausflug in das Hinterland zu unternehmen, taten das aber schließlich nicht, obwohl mit dem Weg an den Frolikha-See das möglich gewesen wäre, und es auch einen Rundweg auf einen Berg geben sollte, der von einem der deutschen 'Wegbauer', sie nannten ihn Terminator, angelegt worden war. Bei uns kamen Krankheiten dazwischen und irgendwie waren wir auch einfach zu gemütlich unterwegs.

                                    Der Hauptweg war wunderschön und von der Beschaffenheit auch für Menschen geeignet, welche noch keine allzu große Wandererfahrung haben. Er führte eigentlich immer an Küste entlang, oft direkt auf dem Strand, oft auch durch den Wald. Dabei bewegte man sich im Wald meistens auf einem schmalen Trampelpfad, selten musste man sich weglos durch's Gebüsch schlagen, wobei keineswegs eine Machete benötigt wurde, was allerdings auch manche Gruppen dabei hatten, wie man uns erzählte. Das Gehen auf den Kiesstränden war zwar für die Füße und Beine anstrengend, jedoch war die konditionelle Anforderung nicht allzu hoch, weil man kaum Steigungen zu überwinden hatte. Die Schwierigkeit bestand vielmehr in der Entfernung zur Zivilisation. Zwischen der Rangerstation und Khakussy liegen nur die Jägerhütte an der Frolikha und die 'Zeltsiedlung' in der Ajaja-Bucht.

                                    Auf dem Weg selbst sahen wir tagsüber gar keine Menschen, dafür können einem abends Ausflugsboote und russische Bürger, die in diesem Gebiet Campingurlaub machen, begegnen. Das ist eine Chance, wenn man etwas Russisch spricht oder wenigstens offen ist, mit Hand und Fuß Kontakt mit Menschen aufzunehmen. Manche beherrschten ein paar Worte Englisch, aber darauf sollte man sich nicht allzu sehr verlassen. Unterwegs kann man unberührte Natur erleben, aber auch sehen, welchen Einfluss der Mensch auf diese hat; so lag immer wieder angespülter Müll am Ufer. Wir konnten Baikalrobben, Streifenhörnchen und sehr viele Insekten beobachten, von Wölfen und Bären sahen wir nur die Spuren und Hinterlassenschaften. Fische haben wir trotz Angel nicht gefangen, aber so manchen geschenkt bekommen.

                                    Unsere menschlichen Bekanntschaften bereicherten unseren Erfahrungsschatz und Speiseplan ungemein. Die Menschen waren uns gegenüber offen, fast neugierig; sie sind unfassbar nett und gastfreundlich. Ich glaube, dass wir eigentlich keine echten Burjaten, die ursprünglichen Bewohner dieser Landschaft, kennenlernten. Die meisten unserer Bekanntschaften waren vielmehr entweder selbst Touristen, nur eben russische, oder Nachfahren der Menschen, welche in Sibirien Abenteuer, Einsamkeit oder Arbeit gesucht hatten. So ist auch Sewerobaikalsk erst im 20. Jahrhundert entstanden, als die Eisenbahn ausgebaut wurde, wo man heute entweder von der selbigen lebt oder vom Tourismus, der in den letzten Jahren zunahm.
                                    Das Ziel, Khakussy, ist ein Kurort, welcher mir eigentlich eher trostlos vorkam, was aber wohl auch an der unberührten Natur der vorherigen Tage lag. Die heißen Quellen sind ganz angenehm, um noch etwas zu entspannen, während man auf die Abreise mit dem Boot warten muss.

                                    Ich habe die Zeit am östlichen Baikalufer genossen und würde die Gegend jedem empfehlen. Wenn man will und hart genug ist, den Urwald und die Mücken zu ertragen, kann man sich mit Guide oder alleine ins Hinterland schlagen, wobei man dann noch einige Zeit in das Finden von Karten investieren sollte, um dort absolute Wildnis und Einsamkeit zu finden. Auf dem Trail kann man Erlebnisse in der Natur und solche mit Menschen verbinden, sodass man auch etwas Kultur, fern der eigentlichen touristischen Zentren, in sich aufnehmen kann. Die angesprochenen Mücken waren zu Beginn eine Plage, was sich mit der Zeit aber gab. Nach den ersten beiden Tagen waren sie tagsüber stoisch zu ertragen, am Abend wurde es heftiger, aber es war noch nicht so schlimm, dass man sich sofort nach dem Stillstand ins Zelt zurückziehen musste.

                                    Um dorthin und wieder zurück zu gelangen, muss man allerdings viel Zeit in den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln verbringen. Um zur Rangerstation, dem Start, zu gelangen, muss man nach Irkutsk oder Ulan-Ude fliegen, von dort aus entweder mit der teuren Raketa oder dem günstigen, aber auch beengten Zug nach Sewerobaikalsk fahren, von wo aus ein kleines gechartertes Boot einen über den Baikal befördert. Insgesamt dauert die Anreise also gut 48 Stunden. Und Anreise bleibt Anreise, auch wenn viele Dinge in Russland anders laufen.

                                    Auf jeden Fall kann man es so zusammenfassen: Schee war's!
                                    "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                                    Da trieb im Meer bei Norderney
                                    Ein Suahelischnurrbarthaar."
                                    Joachim Ringelnatz - Logik

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                                    • I3eren
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                                      • 24.06.2011
                                      • 39
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                      14. August: До свидания (Auf Wiedersehen) östliches Baikalufer!

                                      Eigentlich wollten wir mit dem Linienboot zurück nach Nischniangarsk fahren und dann weiter zu Evgenij, wenige Stunden vor dessen Abfahrt, bot sich jedoch die Möglichkeit mit einem 'privaten Taxi' zu einem günstigeren Preis den See zu überqueren. Wir schlugen sofort zu und nachdem wir unser Zelt dann eilig zusammengeworfen hatten, ging es mit einem wirklich topmodernen Boot flott sogar direkt nach Sewerobaikalsk. Die Ostküste, an der wir so viel erlebt hatten, verschwamm langsam am Horizont und war schließlich nicht mehr zu sehen.

                                      Im Hafen angekommen, bezahlten wir den Fahrer und liefen den gleichen Weg zurück zu Evgenij, den wir das letzte Mal im strömenden Regen zurückgelegt hatten. Bald tauchten die schon vertrauten Plattenbauten vor uns und wir begaben uns direkt zum Hostel. Evgenij selbst war nicht da, worauf wir schon vorbereitet waren, da er uns erzählt hatte, dass er mit einer Wandergruppe unterwegs sein werde. Seine Frau oder eine Angestellte begrüßte uns aber und teilte uns bald mit, dass wir nicht hier übernachten könnten, aber wir schon weitervermittelt worden waren. Uns sollte eine Freundin des Hauses abends abholen und bei sich beherbergen; bis dahin konnten wir unsere Sachen im Hostel lassen und uns dort aufhalten. Wir blieben noch einige Zeit dort, da einer sein teures Vlies im Boot vergessen hatte, weswegen er mit meinen Schuhen zum Hafen zurückjoggte, um es zu holen.







                                      Ich hatte 3 Paar Schuhe dabei. Ein paar Nike Free für die Aufenthalte in den Städten und die Abende nach der Wanderung, ein Paar Five Fingers für eventuelle Bachquerungen, 'Strandaufenthalte' und lange Mittagspausen und natürlich meine Wanderschuhe. In Schweden war ich mit den Five Fingers auch manchmal wandern, was ich auf diesem Weg allerdings nicht hätte machen können, da es an den Stränden schon sehr unangenehm gewesen wäre und die Waldwege selten waren bzw. so verwachsen, dass man über die schweren Schuhe (Hanwag Alaska GTX) doch meistens froh war.

                                      Während seiner sportlichen Einlage las und beantwortete ich Mails. Als er zurück war, brachen wir rasch auf. Wir hatten mittlerweile beschlossen, dass wir auf Olchon eine Wanderung versuchen wollten. Da klar war, dass die Lebensmittelbeschaffung dort nicht so einfach sein sollte wie hier, wollten wir uns bereits in Sewerobaikalsk eindecken. Zuvor besuchten wir allerdings noch ein Restaurant, das uns Evgenij empfohlen hatten. Dort aßen wieder einen Salat mit Mayonnaise und als Hauptgang Teigtaschen, die sehr an Maultaschen erinnerten. Sie hießen nicht Pirogen und auch nicht Pelmeni, sondern irgendwas in der Art von 'Pose'. Sie schmeckten gut, allerdings wurde das Mundgefühl immer wieder von in der Füllung befindlichen Knorpeln gestört.

                                      Auf dem Weg zur Bank, wo wir unsere Bargeldreserven auffüllten, kamen wir an einem Platz vorbei, der mit Marschmusik und epischen Hymnen beschallt wurde, obwohl dort nichts Besonderes stattfand; typisch russisch :P. Wir hatten in den letzten 10 Tagen unterwegs eigentlich kein Geld verbraucht; nur die Transportmittel mussten bezahlt werden und das eben bar. Die Bank sah so aus, wie man sich ein Geldinstitut in ärmeren Gegenden vorstellt. Vor der Tür bewachte sie ein Sicherheitsbeamter mit Schusswaffe und die Fenster waren mit dicken Eisenstäben gesichert, aber man bekam mit Kreditkarte sein Geld. Danach deckten wir uns in der Apotheke noch mit Kohle- und Rinderbluttabletten ein und gingen auf den Markt. Ich blieb nur kurz dort, da schon wieder heftig über die weitere Planung diskutiert wurde, ich darauf keine Lust hatte, da ich mit allem einverstanden war, und ich von der Situation unter vielen Menschen irgendwie auch überfordert war.

                                      Wir diskutierten, wie schon manchmal angedeutet, sehr viel. Wir sind 5 junge Männer mit jeweils nicht gerade kleinem Ego. Eigentlich war jeder bei allem immer davon überzeugt, dass er es am Besten könne, egal was es war; entweder weil er das kundtun wollte, weil er tatsächlich helfen wollte oder weil er einfach nur Alternativen hatte nennen wollen, ohne jetzt eine Handlung direkt zu kritisieren, ließ er alle an seiner Meinung teilhaben (Der Schwimmer sei einmal herausgenommen; er ist der wohl sozialverträglichste). Das ging wohl jedem irgendwann einmal auf den Keks und wenn er sich gerade nicht im Griff hatte, führte es auch selten zu energischeren Diskussion. Wir wussten jedoch alle, dass wir einander brauchen und es niemand tatsächlich böse meint. Dass alle so starke Persönlichkeiten sind, und da ist der Schwimmer eindeutig wieder miteinbezogen, hatte auch seine Vorteile; zu jeglichem Thema konnte jeder etwas beitragen, sodass wir abends teils sehr interessante Diskussionen über das Bildungssystem, die deutsche und russische Sozialstruktur, zu unserem Wirtschaftssystem usw. hatten, auch wenn es in diesen manchmal nur um die Diskussion ging, weil eigentlich alle eine ähnliche Meinung hatten, jedoch darüber auch reden wollten.

                                      Also ging ich zurück zum Hostel und genoss die Einsamkeit bis unsere deutschen Bekanntschaften vom Bärenstrand eintrafen. Die anderen kamen dann auch bald mit Lebensmitteln und Trinkwasser zurück. Sie hatten bezüglich des Essens für die nächsten Tage etwas anders eingekauft als wir das bisher getan hatten. So wurden für die Wanderung auf Olchon mehr frische Lebensmittel gekauft und einige Büchsen Dosenfleisch. Gewichtstechnisch war das im Verhältnis zwar um einiges schwerer, allerdings hatten wir ja genug Kapazität, da wir auch nur vom 15. bis zum 20. August auf Olchon bleiben konnten Einer von uns flog nämlich schon am 20. von Irkutsk aus in die Heimat, da er dort Verpflichtungen hatte, und auch unser Zug fuhr am 21. nach Moskau ab. Wir reservierten noch ein Hostel in Moskau mit Abholservice vom Bahnhof, da wir mitten in der Nacht dort ankommen sollten und da nicht allzu viele Möglichkeiten sahen, das auf anderem Wege zu regeln. Am frühen Abend kam schließlich unser Auto. Natürlich war es nur ein normales Auto, sodass es mit insgesamt 6 Personen und unseren Rucksäcken wieder recht eng wurde.

                                      Unsere Gastgeberin fuhr aus der Stadt heraus und brachte uns zu ihrem Haus in einem ungefähr 3 Kilometer entfernten Vorort. Auf dem Weg dorthin musste so manche Kuh abgepasst werden, die dort frei herumliefen. Überhaupt war es sehr ländlich. Yippie, wieder eine andere Seite von Russland, die wir in uns aufnehmen konnten Das Haus war sehr sauber, die Betten waren mir zwar zu weich, aber die Unterbringung war mehr als akzeptabel. Wir wurden sofort in die Küche gelassen, um einen Gemüseeintopf zuzubereiten. Die Bewohner trauten unseren Kochkünsten allerdings nicht allzu sehr, weswegen immer wieder prüfend ein Blick in die Küche geworfen wurde Auch unsere Zutatenauswahl war scheinbar als nicht ausreichen beurteilt worden, weswegen uns erntefrisches Gemüse aus dem eigenen Garten gebracht wurde. Hinter dem Haus war ein riesiges Feld, auf dem die Familie selbst zig Sorten an Gemüse anbaute. Wir selbst kommen auch alle vom Land, jedoch können wir uns leider nicht in diesem Maße selbst versorgen, aber das gefiel uns sehr.



                                      Wenn ich mich recht erinnere, wurde uns noch eine Banja angeboten, aber wir begnügten uns mit dem Badezimmer, da es schon spät war und es am nächsten Tag früh zur Raketa-Station zu fahren galt. Das Badezimmer ist noch eine Erwähnung wert. Und zwar war in diesem eine wahre Luxus-Dusche, die viele Einstellungsmöglichkeiten bot. Man merkte die Nähe zu Südostasien, wo man ja auf luxuriöse Badeinrichtung steht. Man konnte das Wasser aus der Decke strömen lassen, einen normalen Duschkopf benutzen, gleichzeitig noch die Kniekehlen bespritzen lassen und die Temperatur relativ genau einstellen. Nicht alle Funktionen waren einsatzbereit (das Telefon zum Beispiel nicht :P und auch das Licht in der Dusche ging nicht, weswegen eine Schreibtischlampe außerhalb angebracht war, die allerdings nicht ausreichte, um den Innenraum durch die abgedunkelten Scheiben zu beleuchten), weswegen ich vermute, dass es sich um eine fehlerhafte Produktionslinie oder etwas in der Art handelte, weswegen sie auch erschwinglich oder sogar umsonst gewesen sein wird. Ich fand es auf jeden Fall lustig eine solche Dusche zu benutzen

                                      Nach dem Essen wollten wir natürlich sofort spülen, die Hausherrin bestand jedoch darauf, das selbst zu tun. Wir diskutieren zwar darüber, gaben jedoch irgendwann auf und gingen schlafen. Am nächsten Tag wollten wir ihr etwas mehr als den vereinbarten Betrag auszahlen, da man sich so gut um uns gekümmert hatte, aber das lehnte sie kategorisch ab. Das nennt man dann wohl Gastfreundschaft. Für uns ist das schwer zu verstehen, aber es zeigt, was für eine tolle Region und Kultur man dort vorfindet.

                                      15. August: Tourismus

                                      Als wir gerade erst aufgestanden waren, hatte unsere Gastgeberin bereits den Frühstückstisch gedeckt. Nach dem Frühstück fuhr sie uns zum Hafen, wo bald die Raketa auftauchte. Auf der Fahrt las ich mein Buch fertig und schlief mehrere Stunden. Nach 7-8 Stunden erreichten wir Olchon. Die Anlegestelle war ein altes Schiff, was ich äußerst amüsant fand. Wir schauten noch dem Start der Raketa zu und wendeten uns dann der neuen Landschaft zu. Diese war nicht mehr mit dem nordöstlichen Baikalufer zu vergleichen. Es waren grasbewachsene Hügel zu sehen, die noch von braunen Fahrtwegen durchzogen waren.











                                      Wir wussten noch nicht genau, wo wir denn die nächsten Tage verbringen sollten, auch wenn wir schon eine Idee für eine Route hatten, deren Tauglichkeit wir uns allerdings noch einmal bestätigen lassen wollten . Unser Ziel hieß zuerst einmal Chuschir, wo wir uns weiter informieren wollten. Ein Linienbus, der uns dorthin bringen konnte, sollte am Abend zur nahegelegenen Fährstation kommen, wohin wir uns deshalb wendeten. Da er auch die Fähre benutzen musste, um auf die Insel, auf welcher wir uns schon befanden, zu kommen, war es wohl sinnvoller vor der Überfahrt die Details mit dem Fahrer zu klären, falls er nach dieser sofort davonbrausen sollte. Deshalb benutzten auch wir die Fähre, die zu unserer Freude kostenlos benutzt werden konnte.

                                      Auf der anderen Seite angekommen hatten wir noch mehrere Stunden Zeit bis zur Ankunft des Busses, die wir nutzten, um uns im nahegelegenen Ort schon mal etwas über die Bedingungen auf der Insel zu informieren. Man bot uns dort allerdings nur an, die üblichen touristischen Ziele anzufahren, was wir natürlich ablehnten. Während des Wartens sprachen uns einige Asiaten an, woher wir den seien; sie selbst sprachen sehr schlecht Englisch, beherrschten aber sehr gut Russisch und waren eindeutig Touristen; hatte Kim Jong-un einige Funktionäre zur Erholung in den kommunistischen Bruderstaat geschickt, der heute offiziell eine Demokratie zu sein vorgibt? :P Irgendwann änderten wir unseren Plan und fuhren zurück auf die andere Seite.

                                      Dort fragten wir mehrere Fahrer von Minibussen, ob sie uns nach Chuschir fahren könnten und was das kosten würde, weil wir doch nicht so spät dort ankommen wollten. Der fünfte Fahrer wollte uns für einen akzeptablen Preis mitnehmen. In seinem Gefährt einen UAZ-Bus saßen bereits zwei Russinnen, aber wir fanden samt Rucksäcken noch einen Platz. Anschnallen konnte man sich natürlich wieder nicht, aber für unsere Sicherheit waren an der Frontscheibe zahlreiche Heiligenbildchen angebracht :P Deren Schutz benötigten wir auch. Der verrückte Fahrer heizte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit tollkühn über die Straßen, in denen sich Schlaglöcher befanden, die bis zu einem halben Meter tief waren. Oft fuhr er auf der 'Gegenfahrbahn' auf eine Anhöhe zu, worauf ich mich fragte, was denn nun geschehen würde, wenn von der anderen Seite ein Auto mit derselben Geschwindigkeit auf seiner Straßenseite entgegenkommen würde; zeitweise hatte ich Angst um mein Leben. Der Minibus hielt diesen Belastungen überraschend stand; die schon angesprochene russische Technik begeisterte wiederholt



                                      Wir sind im Zentrum von Chuschir abgesetzt worden, wo sich uns ein ganz anderes Bild als bisher bot; die ganze Stadt war ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet. Es befanden sich nur Restaurants, eine Touri-Info, Ausflugsorganisationen und Werbeschilder für Ausflüge und Hotels entlang der Hauptstraße, die allerdings auch den Charme einer Westernidylle vermittelte, zumal ein Cafe wie ein Saloon aussah. Über die Straßen bewegten sich aber keine Steppenläufer (Die Pflanzenbälle in 'Cowboyfilmen' :P), sondern nur zahlreiche Touristen und mehrere Straßenköter.





                                      Nachdem wir den Schock überwunden hatten, kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten ein und machten uns auf zur Nationalparkverwaltung, wo wir uns wieder eine Genehmigung abholen wollten und vor allem unsere angedachte Route abzuklären gedachten. Leider wurde und gesagt, dass sie nicht zu machen sei, weil es dort zu wenig Wasser, gar keine Wege und nur Gestrüpp gebe, worauf wir umdenken mussten. Wir hatten auch schon überlegt, ob wir einfach bis zur Nordspitze der Insel laufen sollten, wo sich auch der berühmte Schamanenfelsen befindet, um uns von da wieder abholen zu lassen. Auch diese Idee wurde verworfen, weil es sehr teuer war, von dem vor allem bei Touristen beliebten Ort wegzukommen. Also entschieden wir uns dafür, zur Südspitze der Insel (Fährstation) zu laufen, was so um die 50 Kilometer sein sollten, für unsere dreieinhalb Tage also in gemütlichem Tempo gut zu machen. Von dort waren wir ja gerade günstig nach Chuschir gekommen und das sollte uns wieder gelingen.





                                      Eine Karte von Olchon hatten wir schon erstanden, sodass eigentlich alles vorbereitet war, denn auch die Fahrkarten nach Irkutsk hatten wir bereits für den 20.8. gekauft Es war schon später Abend, weshalb wir die Nacht in der Nähe von Chuschir verbringen wollten. Nördlich (ja, eigentlich die falsche Richtung) befand sich am Baikalufer ein Zeltplatz, den wir in dieser Nacht nutzten. Er war nicht allzu sauber und auch das Wasserholen war recht anstrengend, da es doch noch gute 500 Meter bis zum See waren und der Sand sehr fein war, aber wir wollten hier ja nur eine Nacht bleiben.





                                      Dort begegneten wir einem Russen, der vor langer Zeit in der DDR stationiert gewesen war und sich sehr für uns interessierte. Ich fand ihn nicht allzu sympathisch, da er mir zu aufgedreht war, auch wenn er es wohl nur gut gemeint hat. So hatten wir kleinere Probleme mit unserem Benzinkocher, der manchmal etwas rumzickt, worauf er uns seinen Gaskocher brachte, obwohl wir das abgelehnt hatten, weil wir wussten, dass unserer über kurz oder lang sich wieder fangen würde. Das tat er auch wirklich, worauf wir einen köstlichen Gemüseeintopf /eine Gemüsesuppe verzehren konnte. Ich verzieh ihm sein übermotiviertes Verhalten aber spätestens, als er eine Flasche Wodka brachte und wir diese gemeinsam tranken. Kurz darauf gingen wir schlafen.
                                      "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                                      Da trieb im Meer bei Norderney
                                      Ein Suahelischnurrbarthaar."
                                      Joachim Ringelnatz - Logik

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                                      • chri1
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                                        • 08.11.2005
                                        • 532

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                        Die Posy sind einfach burjatische Teigtaschen, was daran so burjatisch ist, weiss ich auch nicht, so viel anders schmecken die ja nicht.
                                        Ihr dürftet gemerkt haben, dass man in Chuschir durchaus auch was einkaufen kann, nur das Internet fand ich dort witzig.
                                        Das mit dem Wasser hatten auch andere Wanderer festgestellt, zwar ist die Insel vom See umgeben, aber gerade an der Ostküste und auch auf dem Weg nach Koboi hat es viele Steilküstenabschnitte, so dass es für sie schwierig war um an Wasser zu kommen (sagten sie mir).
                                        Die Schamanenfelsen sind übrigens in Chuschir und das Kap Koboi lohnt sich trotz vieler Touristen sehr, mir hat es auf Olchon eigentlich erst hinter Chuschir gefallen (was auch daran lag, dass ich recht antizyklisch unterwegs war, d.h. am Abend zum Kap geradelt und am Morgen sobald die Busse da waren, wieder zurück).
                                        Die Uaziks gefallen mir übrigens auch sehr gut, allerdings sind die Einheimischen nicht so gut auf diese zu sprechen (sind doch nicht so robust, wie sie aussehen, aber man kriegt sie wohl doch meist irgendwie geflickt).

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                                        • I3eren
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                                          • 24.06.2011
                                          • 39
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [RU] Baikalsee - Frolikha Adventure Coastline Track und Olchon

                                          16. August: Endlich wieder draußen

                                          Am nächsten Morgen packten wir für unsere Verhältnisse recht schnell zusammen. Schon auf dem Weg zurück zum Zentrum begann es heftig zu regnen, worauf wir unsere Regensachen überzogen. Trotzdem warteten wir die heftigste Phase unter einem Pavillon ab, der vor ein Cafe gebaut war. Beim Warten wurde es recht frisch, weswegen wir dann doch bald aufbrachen. Sowieso war es in den letzten Wochen etwas kälter geworden, sodass wir in unseren Schlafsäcken nachts nicht mehr allzu sehr schwitzten.

                                          Aus der Siedlung heraus folgte uns ein Straßenköter, der uns bis zum frühen Nachmittag nicht mehr verlassen sollte. Bald kamen wir in den Wald, der jedoch erstmal nicht viel mit einem Wald zu tun hatte. Es war ein schrecklicher Anblick und blutete allen das Herz; der komplette Wald wurde als Müllkippe missbraucht! So sieht sie aus die Schattenseite des Tourismus, wenn die Folgen nicht bedacht wurden oder wenn einfach das ökologische Bewusstsein fehlt. Leider gibt es gar keine Bilder von dieser Schandtat, aber wir waren wohl alle zu sehr geschockt. Da kommt man aber schon mal ins Nachdenken über das Reisen. Wir selbst haben auch Unmengen an CO2 verursacht und hätten einiges einsparen können, wenn wir mehr mit dem Zug gereist wären, aber man hat eben leider auch nicht immer die Zeit, nicht einmal als Student. Ach, besser nicht allzu viel nachdenken







                                          Bald ließen wir das hinter uns und kamen auf offene, grasbewachsene Flächen. Wir bewegten uns auf Fahrtwegen fort, die von den Mini-Bussen ausgefahren worden waren, welche Touristen an die Stellen fuhren, die wir die nächsten Tage zu Fuß erreichen würden. Von den Bussen sahen wir in den folgenden Tagen aber nur wenige. Der Weg verlief durch hügeliges Gelände, was und mit den mittlerweile doch auch wieder schwereren Rucksäcken schon ins Schwitzen brachte, vor allem da wir die Regenjacken noch tragen mussten, weil es immer wieder regnete. Die Mittagspause verbachten auf dem höchsten Hügel im Umkreis, der uns einen schönen Blick auf Chuschir ermöglichte. Nachdem wir den Straßenköter vertrieben hatten, ging es weiter.



                                          Bis zum Abend besserte sich das Wetter beständig und sollte auch die nächsten Tage halten. Wir wanderten nun den ganzen Tag durch eine Landschaft, welche mehr baumlose Tundra als Taiga war, was ich als eine gute Abwechslung erlebte, auch wenn ich sehr gerne im Wald unterwegs bin.



                                          Am Abend fanden wir einen wunderbaren Stellplatz für unser Zelt. Direkt neben einer Installation aus Baumstämmen und Knochen, die ich eigentlich eher für künstlichen Touristenmagnet hielt als für eine wirklich schamanische Opferstelle bauten wir das Zelt auf. In unmittelbarer Nähe befand sich auch ein See.







                                          Wir hofften, dass wir unsere Trinkwasservorräte an diesem auffrischen konnten, wurden allerdings enttäuscht, da es ziemliches Brackwasser war, zudem stark schwefelhaltig. Wir hatten also nicht mehr allzu viel Wasser, aber wir haushalteten bis zum nächsten Tag gut und litten so nur wenig Durst.



                                          Etwas Wasser musste allerdings für den Buchweizen verbraucht werden, den es zum Dosenfleisch gab. Ich hielt mich weiterhin an meinen Zwieback. Ich habe Zwieback schon immer geliebt und tue es auch nach diesem Urlaub noch, in dem ich mich über eine Woche nur von diesem ernährt habe :P Wir kochten natürlich wieder auf dem Feuer, trieben mit diesem noch allerlei kontrollierten Schabernack, um ein paar schöne Fotos zu bekommen und verkrochen uns dann ins Zelt.





                                          17. August - Endlose Steppe

                                          Am nächsten Morgen war das Wetter wieder wunderbar. Wir brachen auf und liefen die ersten Stunden durch weite Wiesen. Auf diesen lebten sehr viele Heupferde (große Grashüpfer :P), die so einen Krach machten, dass man sich wie in einer Metall-Fabrik fühlte. Diese Viecher verfolgten uns den ganzen Tag. Sie versuchten auch, unsere Hosen, Rucksäcke und Kamerataschen zu fressen, sogar vor menschlicher Haut machten sie nicht Halt; natürlich kamen sie durch keine Oberfläche durch :P







                                          Im Laufe des Tages zog der Himmel wieder zu. Wir mussten endlich unsere Wasserreserven auffüllen, die langsam zur Neige gegangen waren. Unser Weg führte uns auf Olchon niemals an die Küste, aber manchmal so nahe heran, dass Wasserholen ohne größeren Zeitaufwand möglich war. Gegen frühen Nachmittag war die Stelle erreicht, an der wir nur ungefähr einen halben Kilometer laufen mussten, um an den See zu kommen. Da wir wieder relativ gut im Zeitplan waren, beschlossen wir, unsere Rucksäcke am Weg zurückzulassen, wo auf einem Opferfelsen Menschen auch schon zahlreiche Münzen dargebracht hatten, und unten an der Küste zusätzlich zum Wasserholen zu relaxen und zu kochen.











                                          Der Weg dorthin führte an Felsen vorbei, deren Anblick mich an die Winnetou-Verfilmungen erinnerten, doch niemand wollte mit mir den Schatz der Apachen suchen gehen Unten angekommen gingen die meisten von uns erstmal schwimmen, ich schlief auf dem Kiesstrand sogar ein. Es war eine schöne Bucht, die leider nicht ganz so einsam war, da auch ein Fahrweg so nah lag, dass selbst lauffaule Touristen diese erreichen konnten, ohne ihre gehüteten Wohlstandsbäuche in Gefahr zu bringen. Als ich aufwachte, hatte die anderen bereits ein Feuer gemacht und kochten drauf Nudeln mit Tomatensauce. Als wir gegessen hatte, wollten wir dann weiterziehen, doch noch bevor wir spülen konnten, schüttete es plötzlich wie aus Kübeln. Die Regenjacken hatten wir Gott sei Dank eingepackt. Schon bald brachen wir trotz des Regens auf.



                                          Nachdem wir bei den Rucksäcken angekommen waren, hörte es auf zu regnen und auch den restlichen Tag blieb es trocken. Nach wenigen Minuten erreichten wir eine offene Steppe, deren Weite uns förmlich erschlug. Bis zum Horizont sahen wir grasbewachsene Hügel, auf denen sich nur ab und zu ein Wäldchen befand, nirgends ein anderer Mensch als wir.













                                          Bald fanden wir nach der Durchquerung eines Wäldchens einen Zeltplatz, der mir sehr gefiel. Er lag auf einem leichten Abhang und aus der Zelttür hatte man einen wunderbaren Blick auf den gegenüberliegenden Wald, welchem ebenfalls ein Abhang vorgelagert war. Wir kochten an dem Abend wieder einmal Grießbrei und buken auf einem kleinen Feuer, das wir in einem ausgehobenen Loch gemacht hatten, unser Fladenbrot heraus. An diesem Tag wurde es verdammt früh kalt und den Bäckern, die noch nach Sonnenuntergang beschäftigt waren, gebührt größten Respekt.



                                          In der Nacht war es so kalt, dass das Kondenswasser an der Zeltinnenwand gefroren war, als ich aufwachte, und auch unser Wasser in den Plastikflaschen nur noch Eis war. Endlich konnte man sich einmal richtig in seinem Schlafsack verkriechen, ohne Angst haben zu müssen, dass man an Überhitzung sterben könnte.
                                          "Die Nacht war kalt und sternenklar,
                                          Da trieb im Meer bei Norderney
                                          Ein Suahelischnurrbarthaar."
                                          Joachim Ringelnatz - Logik

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