[FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • mariodejaneiro
    Erfahren
    • 17.05.2009
    • 323
    • Privat

    • Meine Reisen

    [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende

    4 Wochen hatte ich mir Zeit genommen, um den GR 5 von St. Gingolph nach Menton zu wandern. Geschlafen sollte während dieser Zeit ausschließlich in meinem für eine Person sehr geräumigen MSR Zoid 2, welches mir seit nunmehr 6 Jahren auf vielen Touren gute Dienste geleistet hat. Auch mit knapp 2 Kilogramm ist das Zelt für eine Person noch ok. Dabei muss ich vorab zur Ausrüstung sagen, dass ich sicherlich kein Ultralight Wanderer bin. Da ich bislang aber auf allen Touren so zwischen 15-20 kg inklusive Wasser und Essen auf dem Rücken getragen habe, kenne ich es nicht anderes und daher stellte das Gewicht eigentlich bislang kein Problem dar.

    Anreise:
    Da der Anfahrtweg nach St. Gingolph bzw. Genf von Mitteldeutschland nicht so weit war, habe ich mich für ein Bahnticket zum Spitzenpreis von 39 Euro entschieden. Einziger Wermutstropfen war, dass der Zug um Punkt Mitternacht abfuhr und schließlich mit einmal Umsteigen um 9 Uhr in Genf ankommen sollte. Der Gedanke, in der Bahn schlafen zu können, um dann fit morgens in der Schweiz die Strecke zu starten, sollte sich als absoluter Trugschluss herausstellen. Die Bahn war bis obenhin gefüllt ( Sommerferien in NRW und zudem fur der Zug über den Frankfurter Flughafen). Gott sei Dank hatte ich einen Platz reserviert, jedoch in einem abgeschlossenen 6er Abteil. Daran, hier die Beine auszustrecken, war nicht zu denken
    Auch wurde ich von den Urlaubswütigen in meinem Outdooroutfit äußerst kritisch beäugt. Naja sie hätten mich erst auf der Rückreise sehen sollen, ohne Rasur und auschließlicher Handwäsche
    In Genf dann knapp einen Kilometer zu Fuß zum Busbahnhof, wo ich für 15 Euro ein Ticket nach St. Gingolph zog. Es ist also nicht zwingend notwenig von Genf die doch um einiges teurere Fähre nehmen zu müssen. Noch einmal umsteigen in Thonon de Bais und dann sollte es endlich losgehen.
    WIe so häufig zu Beginn einer Tour war ich einfach nur voller Vorfreude, dass es endlich losgehen konnte.
    Aber auch einige spannende Fragen gingen mir durch den Kopf:
    Was wird einen in den nächsten Wochen erwarten. Wird das Wetter mitspielen`? Wie stark ist der Weg frequeniert? Wo finden sich schöne Schlafplätze? Gibt es kritische Abschnitte, die es zu überwandern gilt? Reicht mein äußerst rudimentäres Französisch überhaupt zur Verständigung aus?
    Mit diesen ganzen Fragen im Kopf, vergaß ich sehr schnell, dass ich die ganzen Nacht auch nicht eine Sekunde geschlafen hatte. Da wußte ich auch noch nicht, wie meine erste Nacht auf der "Strecke" werden sollte. Aber dazu später mehr

    Tag 1: Von St. Gingolph zu den Chalets de Biset (wild)


    Da es schon um die Mittagszeit war, hatte ich mir für den ersten Tag auch nur eine etwas kürzere Strecke entschieden und es sollte schließlich bis kurz vor den Chalets de Biset gehen.
    Zufälligerweise traf ich direkt beim Verlassen des Busses auf einen jungen Briten, der gleichen Plan wie ich haben sollte und den ich später am Tag noch einmal wiedertreffen sollte.
    Noch einen Espresso in einer kleinen netten Bar und den Zuckerhaushalt mit zwei Schoko-Croissants aufgepimpt, legte ich den Rucksack meinem Rücken auf und machte mich ca. eine halbe Stunde nach dem Briten auf den Weg.

    Der Weg verläuft zunächst steil aus der Stadt heraus. Durch ein gut begehbares Waldstück hindurch taten sich immer wieder wunderschöne Rückblicke auf den Genfer See auf. Der Himmel war zwar leicht bewölkt, aber nach dem in den Wetterberichten angekündigten Regen sah es noch nicht aus.

    Nach einer Stunde wurde Novel erreicht und kurz vor dem pittoresken Dörfchen hatte ich auch den Briten wieder eingeholt.

    Zugegeben hatte ich auch darauf gehofft, schwebt doch in meinem Köpfchen immer ein wenig der agonale Gedanke mit, so dass ich durchaus auch immer sehr interessiert war, die z.B. im Wanderführer vorgegebenen Zeiten mit meiner eigentlich gebrauchten Zeit zu vergleichen.
    Als leidenschaftlicher Sportler bereitet es mir tatsächlich Genugtuung, auch wenn viele leidenschaftliche Wanderer darüber wahrscheinlich nur den Kopf schütteln können. Mir macht es aber Spaß Auf dem Jakobsweg war dies für mich häufig der einzige Anreiz morgens wieder aufzustehen und weiterzuwandern/pilgern

    Das Rennen gegen diesen animalischen Freund habe ich auf jeden Fall für mich entschieden.

    So kam ich mit dem Briten ins Gespräch, der gerade dabei war, seinen Rucksack umzupacken. Wir beschlossen, ein Stückchen gemeinsam des Weges zu gehen, da er ungefähr das gleiche Ziel für den heutigen Tag angepeilt hatte. Interessanter Weise ging er mit nur einem Trekkingstock, in der anderen Hand hielt er dauerhaft während des ganzen Tages den Wanderführer von Cicerone. Gerade beim späteren Abstieg zum Schlafplatz sollte ihm dies doch ein wenig Probleme bereiten.

    Jonathan der Brite Diesmal Wanderführer und Stock in nur einer Hand.

    Wir überquerten gemeinsam den Col de Bise und bekamen überraschender Weise direkt an diesem ersten Tag der Wanderung Scharen von Steinböcken zu Gesicht. Es sollten nicht die letzten Tiere für diesen Tag bzw. Nacht werden.
    Kurz vor den Chalets gab es einen gut 30 minütigen Abstieg, an dem ich den Briten aufgrund seiner etwas komplizierten Lauftechnik verlor. Da ich nicht im Refuge selbst schlafen wollte, aber auch nicht direkt vor diesem, um den Aufmarsch von Tageswanderern bzw. Wochenendwanderen zu entkommen, suchte ich schon während des Abstiegs nach einer geeigneten Stelle für mein Zelt. Nicht weit entfernt von den Chalets zeigte sich dann eine Art Hochebene, die ich für geeignet zum Campen hielt. Ich wartete mit dem Aufbauen noch bis der Brite schließlich eintrudelte, so dass wir diese erste Nacht schließlich nebeneinander verbringen sollten.
    Dass wir schon in diesem Moment unzähliges Kuhglockengebimmel hörten, interessierte uns an dieser Stelle „noch“ nicht, war das Gebimmel doch noch weit entfernt. Gekocht, Katzenwäsche und es wurde langsam auch schon dunkel. Ab in den Schlafsack, ein wenig Reisebericht schreibend und dann fielen auch schon die Augen zu. Doch mit dem Schlaf sollte es nichts werden, wurde das Gebimmel der Glocken immer lauter. Ich bemerkte wie auch Jonathan davon wach wurde und den Reißverschluss seines Zeltes öffnete. Ich tat es ihm gleich und wir erblickten in ungefähr 10 Meter Entfernung 15-20 Kühe, die äußerst interessiert daran waren, dass wir da waren.
    Meine Erfahrung mit solchen interessierten Kühen belief sich in den Pyrenäen zumeist darauf, dass diese, wenn man ein wenig Geschrei bzw. Geklapper mit den Stöcken das Weite suchten.
    Nicht aber diese französischen Alpenkühe. Denn diese kamen schließlich immer näher auf uns zu. Um den Kühen nicht gänzlich unterlegen zu sein, katapultierten wir uns aus dem Zelt und schauten uns verdattert an. Was für eine skurrile Situation.
    Zwei Wanderer, die ausgezogen waren, um die Alpen zu überqueren, werden schon am ersten Abend von blutrünstigen Kühen aufgehalten, die es nun sogar in Erwägung zogen, uns einzukesseln.
    Jonathan kam die überragende Idee, die wie folgt lautetet.“ Take your sticks over your head. We have to move like a bigger animal“. Die Kühe interessierte es leidlich wenig, kamen sie doch sogar noch näher und „schienen“ nun auch noch zu schnaufen. Was war hier nur los.
    Fand ich die Situation doch eigentlich ziemlich harmlos und witzig, wurde ich nun doch ein wenig nervös, hatte ich nicht irgendwann einmal im Französisch Unterricht eine Geschichte gelesen, in der Kühe in den Alpen einen Wolf befallen hatten und diesen aufgefressen hatten. Ok, also das mit dem Auffressen entsprang in diesem Moment wohl nur meiner Phantasie.
    Also lange Rede gar kein Sinn: Es musste eine Lösung her. Entweder wieder ins Zelt legen und einfach der Dinge harren, mit der Gefahr, dass sich einer dieser Kühe sich an der Zeltleine verhakt und das ganze Zelt mitreißt, oder aber die Zelte von der Kuhweide loszueisen und sich in Richtung Refuge zu „retten“.
    Wir kapitulierten. Jonathan baute schnell sein Zelt ab, während ich die Kühe mit schwingenden Bewegungen meiner Stöcke abwehrte.
    Da ich ziemlich genervt und ohne Schlaf war und überhaupt keine Lust hatte alles abzubauen, beschloss ich mein Zelt stehen zu lassen, einzig meine Wertsachen, Schlafsack und Isomatte mitzunehmen, um morgens zum Zeltabbau zurückzukehren.
    Im Dunkeln tappten wir zum Refugee, das ungefähr 10 min entfernt lag. Endlich mal ein vernünftiges Einsatzgebiet für meine neue Stirnlampe. Endlich hatte es sich mal gelohnt, sie mitgenommen zu haben.
    Neben dem Refugee gab es eine kleine Rasenfläche, auf der Jonathan sein Zelt aufbaute. Ich nahm meine Isomatte und meinen Schlafsack und hoffte einfach nur, dass es nicht anfing zu regnen. Das wäre nun wirklich noch der „worst case“ gewesen.Aber ich hatte Glück und es blieb trocken. Dennoch war es eine äußerst unruhige Nacht, die nun von den Gedanken beherrscht wurden „du musst schlafen, du musst schlafen, du musst schlafen. Denn zwei Nächte hintereinander ohne Schlaf wäre für die bevorstehenden anstrengenden Tage sehr heftig gewesen. Der zweite Gedanke, der sich wiederfand, war der , dass ich irgendwo in der Nähe ein Teilsegment einer meiner Stöcke durch das Herumwedeln verloren hatte.
    Besser konnte die Tour also gar nicht beginnen Kein Schlaf, Stöcke nicht mehr vollständig und angegriffen von wilden Tieren.
    Wären wir einfach nur im Zelt geblieben, die Kühe hätten nullkommanix ihr Interesse verloren und wären wieder abge"dackelt".
    Aber ok, es hätte auch noch regnen können.
    Gegen 5 weckte Jonathan mich dann auf, ich begab mich zurück zum eigentlichen Lagerplatz, alles wirkte so ruhig und friedlich, von den Kühen war keine Spur mehr zu sehen. Ich fand zudem das Segment meines Sticks wieder. Ein Kaffee mit viel Zucker und ich war glücklich für den zweiten Tag.

    Der erste "Schlaf"platz

    Tag 2: Von den Chalets de Bise bis zum Col de Bassachaux (Wild-Camping)

    Pünktlich nach dem Abbauen des Zeltes gesellte sich während des Anstiegs zum Pas de la Bossse sanfter Nieselregen zu uns, so dass die Regenjacke zum ersten Mal auf dieser Tour ihren Einsatz fand. Die Aussicht vom Pas war aufgrund der Wolkenbildung leider auch nicht viel aufheiternder, viel mehr hingegen freute ich mich auf einen weiteren heißen Kaffee und ein richtiges Frühstück in La Chapelle d Abondance. Allein dass ich mich nach einem Tag Wanderung schon auf die Zivilisation freute, zeigte mir, dass ich auf dieser Wanderung noch nicht richtig angekommen war. Das Wetter, das Schlafdefizit und das noch fehlende alpine Moment auf dieser Tour drückten noch ein wenig auf die Stimmung. Beim Abstieg zum Dorf kamen wir an den Chalets de Chevenne vorbei, wo es auch gut möglich gewesen wäre, sein Zelt aufzuschlagen. Der Abstieg an sich war eher unspektakulär, lief man doch fast die letzte Stunde auf einem normalen Schotterweg, auf dem auch Autos Platz hatten.
    Kurz bevor wir die Stadt erreichten, kamen wir an einem Rastplatz mit Müllcontainern vorbei, so dass Jonathan die Gunst nutzte, um seinen Müll loszuwerden. Da dies auch wieder fast eine gefühlte Ewigkeit dauerte, überdachte ich noch einmal, inwiefern es überhaupt weiter Sinn macht, zu zweit weiterzuwandern. In solchen Momenten merke ich doch immer wieder, wie wenig ich wahrscheinlich für das zu „Zweit-Wandern“ gemacht bin. Meine Laune wurde immer schlechter. Warum konnte man sich nicht des Mülls in Chapelle, welches schon in Sichtweite lag, entledigen.
    Im Dorf selbst steigerte sich aber wieder die Laune, gab es doch einen Wochenmarkt mit den herrlichsten kulinarischen Spezialitäten der Region. Käse und Wurst mussten daher neu in den Rucksack dazu. Ich finde es in solchen Momenten immer wieder skurril, wie viel Gedanken man sich beim Packen des Rucksackes daheim um jedes Gramm Gewicht macht, auf der Tour dann aber selbst, schwere Wurst und schweren Käse dankend als Gewicht in Kauf nimmt.
    Der eh schon unglaublich „leichte“ Rucksack wurde dann bei Auffinden eines kleinen Supermarktes beim Verlassen der Stadt noch einmal zusätzlich mit Äpfeln und einer Pampelmuse gepimpt.
    An einem kleinen schönen Wasserfall vorbei ging es jetzt 900 m geradewegs aufwärts zu Les Mattes. Dieser Anstieg brachte mich zum ersten Mal so richtig ins Schwitzen. Dennoch fühlte ich mich nach dem Frühstück und der Pause endlich richtig gut, um mich mit dem steilen Anstieg des Berges auseinanderzusetzen. Jonathan verlor immer mehr den Anschluss, musste er doch genau wie ich sein eigenes Tempo gehen. Ich beschloss somit voran zu gehen, um bei der nächsten etwas ebeneren Stelle mich an dem Schwergewicht der Äpfel zu verköstigen und auf Jonathan zu warten.
    Nachdem ich jedoch an dem Sur Bayard fast eine halbe Stunde verweilt hatte, ohne dass mein britischer Freund ankam, hummelte es in meinem Hintern und ich wollte weiter. Der Anstieg war jetzt weder alpin noch hätte man sich verlaufen können, so dass ich mir dachte, dass Jonathan wahrscheinlich kurz vor dem jetzigen Standpunkt eine Pause gemacht haben musste. Zwei Wanderinnen, die talwärts gingen, bat ich darum, ihm Bescheid zu sagen, das sich weitergegangen sei.
    Auf einen möglichen gemeinsamen Schlafplatz hatten wir uns schon am Morgen verständigt.

    Impression von Tag 2

    Angekommen auf dem Les Mattes entpackte ich das von der Nacht noch feuchte Zelt und ließ es trocknen, begrüßte mich doch rechtzeitig an diesem für den heutigen Tag höchsten Punkt die wärmende Sonne. Unspektakulär ging es noch ca. 2 Stunden weiter, bis ich den Schlafplatz erreichte. Gegenüber von dem Refugee am Col de Bassachaux hebt sich der Hügel noch einmal empor, wo es sich zwischen den Nadelhölzern ziemlich windstill und eben nächtigen lässt.

    Ausblick vom Col de Bassachaux

    Nach Katzenwäsche und ohne Abendbrot überkam mich einfach die Müdigkeit, so dass ich schon um ca. 17 Uhr die Augen eingepackt im Schlafsack schloss. Vom einsetzenden Regen, der nach den Wasserlachen um mein Zelt herum am nächsten Morgen die ganze Nacht vorherrschte, bekam ich nichts mehr mit und schlief den Schlaf der Gerechten.

    Schlafplatz Nummer 2

    Tag 3: Von Col de Bassachaux nach Samoens (Campingplatz)

    Erstes Aufwachen um 5 Uhr. Regen. Umgedreht. Weitergeschlafen. Sechs Uhr. Regen. Noch einmal umgedreht. Eine halbe Stunde später reichte es mir mit dem Herumwälzen. Fast 14 Stunden hatte ich jetzt geschlafen und merkte, dass ich Betätigung brauchte. Ich wollte los, aufbrechen, in den neuen Tag starten. Endlich ausgeschlafen und voller Tatendrang. Langsam wurde ich sauen: der Regen wollte nicht weniger werden.
    Um nicht gänzlich untätig zu sein, begann ich meine Siebensachen im Zelt zusammenzupacken. Eine knappe halbe Stunde verstrich und ich wagte mich nach draußen. Und siehe da. Der Regen hatte nicht nur nachgelassen, sondern hörte just in diesem Moment auf. Der Tag musste ein guter werden.
    Bis zum Refuge de Chesery war der Weg nicht gerade ansehnlich, ging es doch unter Skiliften stetig bergauf, wirkliche Ausblicke wurden zudem von einer dicken Wolkenschicht verwehrt. Auch ein Nieselregen setzte langsam wieder ein, der jedoch Gott sei Dank nicht ausreichte, als dass ich mir die Regenjacke aus dem Rucksack hervorgeholt hätte. Dennoch wurde es um einiger frischer und ich war froh, als ich das Refuge erreichte und mir einen heißen Kaffee gönnte. Nach einer Pause von knapp 30 min ging es hinter dem Refugee um einen See namens Lac vert rechts herum. Am Ende des Sees wieder einem schmalen Pfad rechts bergauf.
    Vom Briten war noch keine Spur gewesen. Wie sich später herausstellte, hatte er am Refuge de Trebentaz genächtigt. Die SMS diesbezüglich kam merkwürdigerweise aber erst einige Tage später bei mir durch.
    Entspannt und gleichmäßig über einen Fahrweg führte der Weg schließlich bis zum letzten Anstieg für den heutigen Tag zum Col de Coux. Auch an diesem Col hatte ich mal wieder Glück, die Sonne kam heraus und ich war froh all meine Ausrüstung trocknen zu können, um somit auch einige Gramm weniger nach der Pause auf dem Rücken tragen zu müssen. Ab Les Chavonnes war der Abstieg bis nach Samoens nur noch eine Katastrophe. Auf einem zunächst steinigen Fahrweg, später dann auf geteerter Piste ging es in unendlichen Serpentinen hinunter ins Tal.
    In Samoens endlich angekommen entschied ich mich glücklicherweise dafür, einmal komplett um den riesigen Campingplatz am Fluss entlang bis zum Eingang zu laufen, statt einfach direkt in 200 m Entfernung die Straße zu überqueren und am Eingang zu sein....
    Aber mein Frust hielt sich in Grenzen erbarmte sich doch Rezeptionsdame des Campingplatzes und drückte mir ein dickes Begrüßungspaket in die Hand. Darin waren ein Müsliriegel, eine Kleine Packung Reis, weiterer kleineres Krimskrams und eine Mini 0,1 Flasche Pernot. Diese steckte ich für den Notfall in meine Erste-Hilfe-Tasche.
    Zelt aufbauen, Duschen etc., dann gings los, die Vorräte mit Lebensmitteln wieder aufzufüllen. Eine Supermarktkette namens Sherpa war gefunden, die Preise saftig, aber der Wanderer dennoch glücklich und zufrieden.

    Tag 4: Von Samoens zur Pont d´Arleve

    Trotz dessen, dass der Vorabend in Samoens mit einem eifrigen Feuerwerk sein Ende nahm, schlief ich ziemlich gut und wachte schon vor der eigentlichen Weckzeit auf. Dies und der Ausblick aus dem Zelt heraus auf einen wolkenverhangenen Himmel animierten mich erst einmal zu einer ausgiebigen warmen Dusche. Doch auch nach dieser zeigte sich der Himmel unverändert. Nicht nur, dass er wolkenverhangen war, nein, er begrüßte mich jetzt sogar mich leicht tröpfelndem Regen. Somit startete ich das gleiche Experiment wie am Vortag. Ich kroch zurück ins Zelt und begann meine Sachen zu ordnen und zusammenzupacken.
    Und das Experiment klappte erneut: wieder hatte der Regengott ein Einsehen mit mir und befahl seinen Tropfen solange zu pausieren, bis ich mein Zelt zusammengepackt hatte. Kaum war dies vollrichtet, öffneten sich jetzt die Schleusen vollends. Um nicht direkt den Tag durchnässt zu starten, stellte ich mich noch ein wenig unter dem Vorbau des Waschhauses und frühstückte eine Kleinigkeit. Dennoch kribbelte es wieder in meinen Beinen und, da Warten einer meiner schlechtesten Eigenschaften ist, begab ich mich 15 min später wieder auf den Trail.
    Am Fluss ging es zurück bis zu dem Punkt, wo ich am Vortag Richtung Campingplatz abgebogen war. Eine kleine Brücke wurde überquert und dann immer weiter dem Fluss aufwärts gefolgt. Langsam hatte es sich eingeregnet. Aber ok, ich wusste aufgrund des Wetterberichtes, dass mir ein solches bevorstehen würde und war daher darauf eingestellt und noch guter Dinge. Nach einer Stunde Dauernieselregens hatte sich die Laune aber drastisch verschlechtert. Um diese wieder zu heben, legte ich an der Pont du Perret, an der es eine Bushaltestelle mit Quelle gibt, eine weitere Frühstückspause ein, in der Hoffnung, der Regen würde aufhören.
    In der Annahme der Regen hätte nun nachgelassen, schulterte ich 15 min später wieder den Rücksack, überquerte die Brücke auf die andere Flussseite und begab mich in Richtung der Gorges de Tines.
    Ein gigantisches altes Flußbett sorgt hier für ein besonderes Wandererlebnis, bei dem letztlich zwei Metallleiter überklettert werden müssen. Kurzzeitig war während dieser Durchquerung sogar das schlechte Wetter vergessen. Kurzzeitig!

    Altes Flussbett-Tal

    Denn keine 5 Minuten später setzte wieder stärkerer Regen ein. Ich ließ mich – in dem Bewusstsein, dass mich eh keiner höre - zu einem lauten Fluch über das Wetter hinreißen. Aber es war ja klar: In dem Moment, in dem ich meinen Fluch beende, kommt ein französischer älterer Herr um die Ecke gebogen und fragt mich, ob es mir noch recht gut ginge, in dem schönen und ruhigen Wald einfach umherzuschreien. Dies vermutete ich zmdst. aufgrund seiner Gestik und Mimik, verstanden habe ich ehrlich gesagt kein Wort. Einfach nett um Entschuldigend lächelnd schlich ich an ihm vorbei.
    Kurze Zeit später erreichte ich die Pont de Nants, die es zu überqueren galt, um am linken Ufer schließlich einer kleiner Schotterpiste zu folgen. Stetig ging es bergauf, bis die Cascade du Rouget erreicht wurden. Da ich eh schon ziemlich nass war, verzichtete ich darauf, lange im Angesicht des imposanten Wasserfalles zu verweilen und mir das Wasser vom Wind ins Gesicht sprühen zu lassen.
    Eine Teerstrasse wurde anschließend im weiteren Aufstieg immer wieder von steilen „short paths“ abgekürzt, bis das Chalet de Lignon erreicht wurde. Hier genehmigte ich mir wieder eine ca. 20 min Pause. Ich war erst auf ca. 1020 m und musste noch einen weiteren Aufstieg auf 2257 m zum Col d´Aterne bewältigen, vorbei an den Chalets d´Aterne auf 1808 m.


    Da es mir eh schon ein wenig frisch war, erhöhte ich das Lauftempo. Stetig ging es im Wald bergauf, bis die Cascade de la Sauffaze nach ca. 1 Stunde erreicht werden sollten. Genau diesen Streckenpunkt hatte ich aber beim Studium meines Wanderführers übersehen, so dass für mich als nächster Zielpunkt der Collet d´Aterne galt. Dieser sollte vom Rastplatz laut meiner Planung nur eine Stunde Marsches entfernt sein. Er wollte und konnte aber natürlich nach nur einer Stunde Zeit nicht erreicht werden. Sauer über diese fälschlicherweise unkorrekte Angabe des Buches, wanderte ich grimmig den Berg hoch. Ständig schaute ich auf meinen Höhenmesser an meiner Uhr und wartete auf den Collet.
    Der Regen nieselte weiter unaufhörlich, so dass eine gute Wegstrecke nur noch aus Schlamm und Matsch bestand.
    Besonders die Wanderer, die mir entgegen kamen, hatten schwerst damit zu kämpfen.Es entwickelte sich an diesen Stellen an eine reine Rutschpartie, die eher an Woodstock oder ein Rockfestival nach 3 Tagen Dauerregen erinnerte.
    Endlich nach ca. 90 min erreichte ich den Collet und war – als sich mein Irrtum beim Lesen des Wanderführers endlich aufklärte – sehr zufrieden, dass ich schon an dieser Stelle war. Bis zu den Chalets verlief der Weg nun geradezu mystisch durch eine sanft ansteigende Hochebene.

    interessante Baumformation auf dem weg zu den Chalets

    Der Nebel tat sein übrigens zu dieser gespenstischen Szenerie. An den Chalets, wo sich auch ein Refugee befindet, herrschte reges Treiben, hatten es doch viele Wanderer an diesem unfreundlichen Tag, es vorgezogen, ihren Tag entweder früh zu beenden oder erst gar nicht starten zu lassen.

    Chalets d Ánterne

    Ich füllte meine Wasserreserven noch einmal nach, da ich noch nicht wusste, wo ich diese Nacht schlafen sollte, und ob dort Wasser - auch gerade zum Waschen - vorhanden sei. Es war kurz vor 2 Uhr.
    Nach einem weiteren Anstieg fühlte ich mich beim Anblick des Lac d´Aterne endlich auf meiner Wanderung angekommen. Ein herrlicher Bergsee, dessen Rand sich auch gut für eine Übernachtung anböte, bot sich mir dar. Für eine Übernachtung an dieser Stelle war es mir aber noch zu früh, so dass ich weiter zum Col aufstieg.

    Lac d ´Anterne

    Es lief gut, ich fühlte mich fit und auch der Regen hatte aufgehört.

    Kurz vor dem Col d ´Anterne


    Col d ´Anterne..Ziel zunächst erreicht

    Hinter dem Col ließ ich nach kurzer Kekspause am Refuge de Moede Aterne dieses hinter mir. Denn auch hier herrschte wieder reges Treiben, so dass ich nur darauf bedacht war, mich fern von diesem nach einem Schlafplatz umzuschauen.
    Der Weg führte hinter dem Refugee zunächst über eine weite Almwiese bergab, wurde dann jedoch immer schmaler, führte zwischen teils meterhohen Sträuchern hindurch. Erst als ich nach ca. 35 min den größeren Bach, der von der Pont d´Arleve überquert wird, erreichte, bot sich vom Wegrand herab ein guter Blick auf das ebene Flussufer. Der Abstieg dorthin wäre jedoch weglos und ziemlich steil gewesen, so dass ich davon Abstand nahm. Erst unmittelbar vor der Pont, war neben dem Weg eine kleine freie Fläche, die für mein Zelt ausreichte. Das „Zeltenverbotschild“ an der Brücke selbst übersah ich, braute sich nicht nur am Himmel wieder einiges zusammen sondern auch der Blick auf die Karte zeigte, dass es nach der Brücke nur noch bergauf gehen sollte. Die Chance auf einen Zeltplatz während des Aufstieges schätzte ich als gering ein.
    Zudem gab es an dieser Stelle einen kleinen Durchgang zum Fluss, so dass Waschen und Wasserversorgung gesichert waren.
    Zelt aufgebaut, Waschen im Fluss, wärmende Kleidung angezogen und hinein in den Schlafsack.


    Um ca. 17:30 Uhr kochte ich mir bei strömenden Regen unter dem Vorzelt gebratene Nudeln.

    Schlafplatz am Wegesrand

    Frühzeitig eingedöst, wachte ich in der Nacht noch einmal auf, da es mir doch ein wenig kalt erschien. Ich schaute aus dem Zelt heraus und erblickte eine sternenklare Nacht. Es fror, was sich spätestens am Morgen beim Abbauen des Zeltes bestätigt hatte. Das nasse Zelt war komplett zugefroren und wurde von einer netten Eisschicht umzogen. Ohne Handschuhe erschien es mir unmöglich das Zelt komplett zusammenzufalten und so packte ich es als großes Viereck außen zum „Auftauen“ an meinen Rucksack.


    Ein immer noch frischer Morgen

    Tag 5: Von der Pont d´Arleve nach Les Houches (Campingplatz)

    Während also hinten an meinem Rucksack das Zelt auftaute, begab ich mich nach einem heißen Kaffee hinauf zum Col du Brevent, der auf 2368m Höhe liegen sollte. Beim Aufstieg entdeckte ich ein weiteres nettes Plätzchen zum Campen an den Ruinen der Chalets d ´Arleve, welches ich am Vortag auch noch hätte erreichen können. Aufgrund der zusätzlichen Höhenmeter und abnehmender Temperatur war ich aber doch froh an der Pont geblieben zu sein. Am Col erwartete mich dichter Nebel und weite Schneefelder.

    Fast am Col du Brevent

    Teilweise konnte ich keine 5 m weit sehen und erlebte hier am frühen Morgen einen weiteren gespenstisch anmutenden Moment auf meiner Tour. Die Chance, einen Blick auf den Mont Blanc oder den Brevent zu erlangen, war äußerst gering.

    Alles dicht...

    Da ich aber noch nicht gefrühstückt hatte, setzte ich mich angelehnt an den Markierungsstein des Colls auf meinen Rucksack und vergnügt mich an meinem Zwieback. Es herrschte absolute Stille. Und siehe da, die Wolken- und Nebeldecke tat sich auf und die Gipfel der 4000er erhoben sich genau in meiner Blickrichtung.

    Der Himmel tut sich auf...

    Doch lange konnte ich diesen Moment nicht genießen. Eine Wandergruppe von bestimmt 20 Leuten, die wahrscheinlich von Chamonix aufgestiegen waren, erreichten nun auch den Col. Vorbei war es mit der Ruhe. Solche Momente sollte ich auf dieser Tour noch häufiger erleben. Immer wieder, wenn ich dachte ich sei allein, passierte Ähnliches.
    Ich schulterte meinen Rucksack und ....

    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 18.10.2012, 14:26.

  • heron
    Fuchs
    • 07.08.2006
    • 1745

    • Meine Reisen

    #2
    AW: GR 5 von St. Gingolph nach Menton

    Sehr schöner Bericht und immer spannend in Erinnerungen zu schwelgen
    Zu welcher Jahreszeit warst du denn? Ich erinnere mich an nahezu 30° auf 2000m um 1/2 8 am Abend auf dem Weg zum Chalet d'Anterne.

    Bitte weiterschreiben! Und damit es leichter geht 5 Vorschuss Sterne ::
    Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
    Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

    Kommentar


    • mariodejaneiro
      Erfahren
      • 17.05.2009
      • 323
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: GR 5 von St. Gingolph nach Menton

      ...und floh zum Brevent. Die Lektüre besagte: if the weather is bad, or if the higher slopes are icy, a descent to Planpraz and Chamonix should be considered.“ Wenn ich mir heute die Bilder noch einmal genauer anschaue, sah es schon ein wenig icy aus. Was es nun leichtsinnig weiterzugehen?
      Während ich noch überlegte, zischten zwei Jünglinge – vielleicht 12 oder 13 Jahre in Turnschuhen – an mir vorbei. Ok, die Entscheidung war mir abgenommen. Ich musste ja allein schon hinter ihnen her, um auf sie aufzupassen. Aber Spaß beiseite. Der Weg zum Brevent war gut zu machen und die Fußspuren zeigten, dass er auch in den letzten Tagen schon stark frequentiert wurde. Welch Überraschung.
      Am Brevent machte ich an der Liftstation eine längere Pause. Immer wieder riss der Wolkenhimmel kurz auf, so dass sich sensationelle Ausblicke ergaben.

      Herrliche Ausblicke...

      Dennoch fühlte ich mich aufgrund des Jahrmarktsfeelings auf der Aussichtsplattform nicht wirklich wohl.
      Auch während des Abstiegs nach Les Houches musste ich schließlich zahlreiche Wandergruppen – teilweise wieder 15-20 Wanderer – passieren. Fotopause der Gruppe, Chance genutzt, schnell an ihnen vorbei zu eilen. Da ich aber heute eh in Les Houches auf dem Campingplatz bleiben wollte und es gerade 12 Uhr war, hatte ich noch genügend Zeit. Immer wieder machte ich Halt und ließ den Anblick der 4000er auf mich wirken.

      Nette Begegnung am Wegsesrand

      Ab dem Refuge de Bellachat war der Abstieg dann relativ unspektakulär. Es ging zumeist auf kleinen Forstwegen hinab ins Tal. Für mich, der ich irgendwie Wälder nicht so gerne mag, da sich mir einfach keine Aussichten bieten, eine wirkliche Leidenszeit. Aber nach dem kalten frischen Morgen und ohne noch irgendetwas Großartiges gegessen zu haben, freute ich mich auf einen sonnigen Nachmittag in Les Houches mit Schokolade und Cola.
      Der Campingplatz – eine große grüne Wiese am Ende der Stadt – war schnell gefunden. Der Rest verlief in Routine. Akku der Kamera und des Handys im Waschhaus während der Wäsche der Socken etc. aufgeladen und einfach in der Sonne neben dem Zelt gelegen und die Sonne genossen.

      Campingplatz in Les Houches

      Ein reiner Traum. Am späten Nachmittag noch mal ein kleiner Spaziergang in die Stadt und die Zuckerreserven aufgeladen. Trotz des Tourismus habe ich Les Houches als kleines einladendes Dorf in Erinnerung behalten.

      Les Houches- Ortseingang

      Einzig der Campingplatz dürfte trotz des günstigen Preises an der Darbietung seiner Sanitäranlagen arbeiten. Erst später auf der Tour entdeckte ich diese wunderbaren Municipal Campingplätze der Franzosen, die für noch geringeren Preis einen wirklich noch viel besseren Service leisteten. Den Abend verbrachte ich mit einer Flasche Rotwein und meiner lieben Freundin am Telefon. Ein schönes Ende eines schönen Tages. Ich freute mich auf die nächsten Tage, auch wenn sie durchaus anstrengend werden sollten....

      Tag 6: Von Les Houches (Campingplatz) bis zum Biwakplatz hinter dem Chalet de Nant Borrant

      Mit frischer Kleidung – welch Hochgenuss ;) - und einem frisch gebackenen Baguette ging es am nächsten Morgen ein kurzes Stück noch weiter stadtauswärts. Dann biegt der GR 5 links – ca. 300 m vor einem Tunnel – auf einen kleinen Feldweg ab. Vom 1008 m ging es erst einmal hoch bis zum Col de Voza hinauf auf 1650 m. Eine schöne morgendliche Betätigung.
      Bis zum Ende der Tour sollte sich dieses Leiden beim Aufstieg nicht geringer werden. Immer wieder vermischten sich zwischen dem fast keuchenden Atem diverse Flüche, über den Sinn und das Ziel eines solchen Trips. Kann ich nicht einfach nur am Strand liegen, mir Cocktails von der All-Inclusive-Bedieung reichen lassen und den Blick auf das Meer hinaus schweifen lassen. Nein, das kann ich nicht.. Irgendwie bin ich dazu nicht gemacht. Es fehlt mir die Betätigung, das Erleben. Und der Ausspruch „ nur dort, wo man zu Fuß war, war man wirklich“ erhält gerade in diesem Momenten, in denen ich diesen Bericht schreiben, seine Bedeutung. Das Erlebte ist noch so nah, die zahlreichen Serpentinen während dieses Aufstieges, die Wolkenformationen, der Geruch der Wälder, die unglaublichen Ausblicke, die zahlreichen Ungeziefer;)All das ist noch so nah und so in meinen Erinnerung abgespeichert, wie es ein All-Inclusive-Strandurlaub wohl nie sein kann.
      Die nachmittagliche Pause hatte meinem Körper sehr gut getan. Die Kraftreserven waren wieder aufgefüllt und nicht einmal der kleine Schädel vom gestrigen Wein sollten mich heute aufhalten. Am Col de Voza entschied ich mich schließlich auch für die anstrengender Wegvariante über den Col de Tricot. Wenn ich schon einmal hier war, sollte ich doch auch alles mitnehmen, was mir an Gletschern etc. dargeboten werden konnte. Die Variante 7a war jedoch nicht so leicht zu finden. Aufgepasst, denn die Schienen der Bergbimmelbahn müssen am Col de Voza nicht überquert werden, sondern man läuft ein kleines Stückchen parallel zu diesen, bis sich ein kleiner Trampelpfad nach rechts wendet.

      Impressionen

      Über ein packende Hängebrücke nahm der Trail Kurs auf den Col de Tricot. Und dieser Anstieg nahm mich ganz schön mit. Es nahm mich sogar so mit, dass ich von Tageswanderern überholt wurde. Die Rettung in Form einer frischen Pampelmuse und meiner Schwäche – Schokokekse – sollte es erst bei Ankunft auf dem Pass geben. Also zusammengerissen, an etwas Schönes und Motivierendes denken ( also Schokokekse) und nicht erst hoch schauen, wie weit es noch nicht.

      Die Hängebrücke...

      Erschöpft und völlig durchnässt erreichte ich den Col und gönnte mir meine Belohnung. Nur eine Minute später war alles gar nicht mehr so schlimm. Die Aussicht, das Essen, ach einfach herrlich. Wieso da noch einen Gedanken, an den verdammten Anstieg verschwenden ;)
      Nach ca. 30 min Pause machte ich mich wieder an den Abstieg in Richtung Les Contamines. Es war kurz nach 12 Uhr und somit war noch genügend Zeit einige Kilometer zu machen. Darüber, ob ich den Campingplatz in Les Contamines ansteuern sollte, war ich mir noch nicht im Klaren. In Les Contamines steuerte ich noch einmal einen Supermarkt an und deckte mich mit frischem Obst ein. Im Schatten der Dorfkirche machte ich eine lange Pause. Es war nach der Pause mittlerweile 15 Uhr geworden. Nachdem ich jedoch die Lage des Campingplatzes nach ca. 45 min weiteren Marsches erblickte, war mir klar, dass ich nicht in diesem großen Ferienzentrum bleiben wollte, sondern machte mich weiter auf in Richtung Col du Bonhomme. An der Pilgerkirche Notre Damede la Gorge vorbei, ging es auf groben Pflastersteinen steil hinauf. Ca. 7 min hinter dem Chalet de Nant Borrant zweigt links ein kleiner Pfad zu einem Biwakplatz ab. Hier sollte ich die Nacht bei netter Unterhaltung mit einem israelischen Pärchen und zwei Franzosen und einem kleinen Lagerfeuer verbringen.

      Schlafplatz mit Lagerfeuer

      Fortsetzung folgt...
      Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 21.10.2012, 20:18.

      Kommentar


      • mariodejaneiro
        Erfahren
        • 17.05.2009
        • 323
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: GR 5 von St. Gingolph nach Menton

        Hey Heron,
        bin am 12.07. mit der Wanderung gestarte. Hatte nur die ersten dreit Tage schlechteres Wetter. Dabei vorzugsweise nur nachts. Also Glück gehabt. Ab dann nur noch Sonnenschein. Ein reiner Traum.
        Saludos

        Kommentar


        • mariodejaneiro
          Erfahren
          • 17.05.2009
          • 323
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

          Tag 7: Vom Biwakplatz hinter dem Chalet de Nant Borrant bis zum Refuge de la Balme (Camping)

          Am nächsten Morgen startete ich als erster der Lagerfeuertruppe bei strahlendem Sonnenschein hinauf in Richtung des Col du Bonhomme.

          Morgendlicher Himmel

          Nach einer guten halben Stunde passierte ich das Refuge de la Balme, welches zusätzlich einen Biwakplatz bietet. Wie froh war ich aber, dass ich am Vortag nicht mehr bis hierhin weitergegangen war, campierte hier doch wohl eine Pfadfinder- oder Jugendgruppe, deren Begleitschaft am Abend mir wohl keine große Freude bereitet hätte. Schnell machte ich mich weiter auf den Weg,
          Kurz vor dem Col du Bonhomme musste erstmals ein großes Schneefeld überquert werden. Da es aber noch früh am Morgen war, war der Schnee noch sehr fest, so dass die Überquerung keine Probleme darstellen sollte..

          Schneefeld kurz vorm Col du Bonhomme

          Ein letzter steiler anstrengender Anstieg und ich blickte hinab vom Col auf die Col de la Sauce. Ein kleines Schutzhäuschen hier oben hätte sich auch als überragender Schlafplatz angeboten. Da ich bislang hervorragend durchgekommen war, belohnte ich mich mit einem „leckeren“ Frühstück bestehend aus Nüssen und Zwieback. Doch ich war nicht alleine. Eine Siebenschläferfamilie trieb in unmittelbarster Nähe ihr „Unwesen“ und kümmerte sich nicht im geringsten um mich. Vielleicht zog sie auch der Duft der salzigen Nüsse an, abbekommen haben sie aber natürlich nichts davon.
          Nach 20 minütiger Pause gings weiter. Ich war einfach zu gespannt auf den Grat der Crete de Grittes. Zunächst musste ich aber noch weiter höher. Wieder einmal...Auf einem schmalen Pfad ging es rechts am Berg entlang bis bald das Refuge de la Croix de Bonhomme erreicht wurde. Dass momentan der GR 5 identisch mit dem TMB verlief wurde mir gerade hier jetzt aufs Deutlichste klar. Aus dem Refuge dröhnte Musik aus Lautsprechern und vermischte sich mit amerikanischem Gejohle. Schnell weg hier. Auf dem Grat bot sich ähnliches Bild. Alleine war ich nicht. Aber so ist das wohl in gut erreichbaren populären Gegenden bei schönem Wetter. Entweder kamen mir Gruppen oder aber ich kam an ihnen nicht vorbei, so dass sich der Verkehr staute.

          Crete de Grittes


          und noch einmal...die Crete de Grittes

          Danach bei einer kleinen Pause erlebte ich eine amüsante Situation. Ein Deutscher mit seinen beiden vielleicht 13 jährigen Töchtern machte direkt neben mir im Gras eine Pause und unterhielten sich – in der Annahme ich würde sie nicht verstehen – fröhlich über meine Ausrüstung und meinen Zwiebacksnack. Als ich sie daraufhin auf Deutsch ansprach, war ihnen die Situation doch ein wenig unangenehm.
          Jetzt ging es nur relativ unspektakulär bergab, an der Plan de la Lai gönnte ich mir ein kostspieliges Eis, füllte meine Wasserreserven nach, da ich noch nicht genau wusste, wo ich heute Nacht übernachten sollte. Ein grober Anlaufpunkt sollte eigentlich Lavachey sein, wo ich ein nettes kleines Plätzchen – vielleicht in Näher einer Hütte – erwartete. Es kam aber schließlich doch alles ganz anders.
          Der weitere Weg Weg über La petite und La grande Berge zog sich unglaublich hin.

          Kurz hinter dem Plan de la Lai

          Zudem machte mir mittlerweile immer mehr das heiße Wetter zu schaffen. Ich ging langsam auf dem Zahnfleisch und sehnte mich nach der Ankunft. In Lavachey zeigte sich aber nur eine Straße und ein Parkplatz – kein schöner Platz für die Nacht. Auch als Pause nicht wünschenswert, da ohne Schatten. Daher meine Idee, weiter hinauf zum Presset zu gehen, um irgendwo im Schatten eine längere Pause zu machen und dann einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Ein schmaler Fußpfad führte entlang eines kleinen Baches wieder hinauf. An einem großen Felsen setzte ich meinen Rucksack ab, öffnete meine Schuhe und atmete durch. Leider passierten aber schließlich wieder weitere Touristen, die bergab zurück zum Parkplatz wollten, meinen Weg.
          Irgendwie kam ich auch hier nicht zur Ruhe, also weiter hinauf. Von Schlafplätzen weit und breit keine Spur. Also weiter. Bis zum Refuge de la Balme sollte es laut Führer noch ca. 2 h 30 min sein. Wenn sich also nichts finden sollte, gab es immer noch dies.
          Die Füße schmerzten, der Kopf dröhnte von der Sonne. Es fand sich nichts. Auch wurde es langsam später. Die Uhr zeigte schließlich kurz vor 5, als ich auf dem Col du Bresson ziemlich erschöpft ankam.

          Erschöpft am Col du Bresson

          Hier traf ich ein nettes älteres Ehepaar aus den USA, die mich mit ihrer Gesellschaft und ihrem sehr kontaktfreudigen Hund ein wenig aufmunterten. Zudem sagten sie mir, dass das Refuge de la Balme geschlossen sei und renoviert werde. Da ich eh im Zelt schlafen wollte, umso besser
          Auf dem Abstieg aber passierte es dann. Da die Muskulatur schon müde und die Konzentration schon auf Standby war, knickte ich um. Kein Problem. Es schmerzte ein klein wenig, aber weiter. Nur 2 min später, der gleiche Knöchel, das gleiche Umknicken. Der Schmerz nahm jetzt zu. Aber noch war ich nicht am Ziel und konnte daher jetzt nicht aufhören. Dann jedoch kam es, wie es kommen musste. Ich knickte ein drittes Mal um. Diesmal aber so heftig, dass ich nicht mehr voll auftreten konnte. Ich kapitulierte und nahm eine elastische Wickel, wickelte sie mir um den Knöchel und schnürte meinen Wanderschuh so fest, dass keinste Beweglichkeit mehr möglich war. Ganz langsam nahm ich die letzten 30 min in Angriff.
          Neben der Baustelle an dem Refuge war eine kleine Rasenfläche, dazu Holzbänke und Tische. Ein Traum. Feierabend. Um 18:30 Uhr.

          Schlafplatz am Refuge

          Tag 8: Vom Refuge de la Balme zur Pont Baudin (Campingplatz)

          Kommentar


          • blauloke

            Lebt im Forum
            • 22.08.2008
            • 8354
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

            Interessanter Bericht, warte gespannt auf die Fortsetzung, wie es mit deinem Fuß weiterging.
            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

            Kommentar


            • mariodejaneiro
              Erfahren
              • 17.05.2009
              • 323
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

              Tag 8: Vom Refuge de la Balme zur Pont Baudin (Campingplatz)

              Am nächsten Morgen wachte ich wie eigentlich auf der ganzen Tour automatisch um halb sechs auf. Meistens döse ich dann noch eine halbe Stunde im Halbschlaf oder lese mir noch einmal den Wanderführer für die tägliche Etappe durch. Ein richtiges Frühstück ist morgens so gut wie kaum angesagt. Vielleicht auf die Schnelle einen Zwieback oder einen leckeren Schokokeks, auf jeden Fall aber einen starken Kaffee dazu. Während des Kaffeetrunkes bekommt das Zelt Zeit noch ein wenig zu trocknen und der Schlafsack die Gelegenheit, ein wenig durchzulüften. Meistens benötige ich fürs Aufstehen, Waschen, Frühstücken und Zusammen meistens um die 45 min. Aufgrund der luxuriösen Vorrichtung der Sitzbänke und der Tische verweilte ich heute Morgen aber ein wenig länger. Gott sei Dank aber nicht zu lange, denn kaum war ich losgelaufen, als die ersten Bauarbeiter aus dem Tal mir im LKW entgegenkamen. Der rechtzeitige Aufbruch hatte mir vielleicht eine unangenehme Unterhaltung erspart, da die Arbeiter auch hätten denken können, ich habe versucht innerhalb des Refuge zu übernachten. So begab ich mich heute ein wenig langsamer , da vorsichtiger wegen des bandagierten Knöchels, hinab ins Tal. Der Weg führte dabei über eine Schotterpiste, auf der mir noch 3-5 andere Fahrzeuge entgegenkamen. Schöner wäre es in diesem Moment gewesen, den Abstieg rückwärts vorzunehmen, hätten sich doch so die ganze Zeit der herrliche Anblick des Col du Bresson und der langsam aufsteigenden Sonne geboten.
              Im Knöchel war zwar morgens ein leicht stechender Schmerz zu spüren, da er aber weder angeschwollen noch bläulich verfärbt war, war ich ganz guter Dinge, dass ich mit ein wenig Vorsicht die Tour auf jeden Fall fortführen könne.
              In Bellentre entdeckte ich eine kleine Bar und gönnte mir einen weiteren Cafe. Direkt nebenan befand sich ein kleiner Laden, in dem es aber alles gab, was das Wanderherz begehrt. Vor allen Dingen sogar frischen Käse und Wurst. Wie sich herausstellte, war der Betreiber der Bar gemeinsam mit seiner Frau, einer Kolumbianerin, gleichzeitig auch Inhaber des kleinen Ladens. Da beide auch spanisch sprachen, war es für mich endlich einmal die Gelegenheit nach einigen Tagen mich zu unterhalten, da, wenn auch mein Spanisch sehr bröckelig ist, es meine Französisch-Kenntnisse tausendfach übertreffen.
              So nahm ich draußen vor der Bar Platz und machte mich an einige neue Köstlichkeiten und kam mit den beiden Inhabern ins Gespräch. Ein wirklich sehr sympathisches Dorf, durfte ich doch noch einige weitere Dorfbewohner kennenlernen, die auf dem Weg in die Bar oder in den Laden waren und sehr interessiert daran waren, mehr von mir und meiner Wanderung zu erfahren. Okay, es waren ausschließlich Damen jenseits der 60 ;) aber die Situation war äußerst amüsant, da sie mich meistens auf französisch fragten, ich nichts verstand, dann die Kolumbianerin auf spanisch übersetzte und ich meistens auch dies nur schwerlich verstand. Aber mit Händen und Füßen klappt schließlich alles ;)

              Mittendrin statt nur dabei...

              Nach der für mich eher unüblich lang dauernden Pause machte ich mich hinab in Richtung des Flusses und einer Hauptstrasse, die nach Landry führt. Da ich an dieser nicht nach Landry entlang laufen wollte und ich auch nicht dort übernachten wollte, wählte ich den Hauptweg des GR 5, welcher mich äußerst steil durch die Wälder führte. Um halb drei kam ich am Campingplatz an der Pont Baudin. Und auch hier bestätigte sich, dass die Menschen hier in diesem Landstrich unglaublich freundlich und zuvorkommend waren, denn von der Betreiberin des Campingplatzes wurde ich eigens zu meinem Stellplatz und über den Campingplatz geführt. Ein Traum. Feierabend. Am frühen Nachmittag. Aber zum Durchatmen auch gerade hinsichtlich des Knöchels wohl genau das richtige.

              Kommentar


              • mariodejaneiro
                Erfahren
                • 17.05.2009
                • 323
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                Tag 9 Vom Campingplatz Pont Baudin zum Biwakplatz am Refuge de la Leisse

                Clever wie ich war, nahm ich am Morgen direkt die kleine Hintertür auf dem Campingplatz, die ich auch am Tage zuvor hätte nehmen können, statt wieder einmal 15 min um den Campingplatz herumzulaufen. Soviel also zur Cleverness ;)
                Der Wolken war noch verhangen, tat sich aber von Minute zu Minute immer mehr auf, so dass mein Blick kaum auf dem Weg, sondern stattdessen auf dem imposanten Gebirgszug hängen blieb.


                Was für ein Wochentag war heute?? Es musste irgendwas wie Samstag oder Sonntag sein, denn am Nationalparkeingang stauten sich schon die Wandergruppen. Da ich früh losgegangen war, traf ich also genau in diesem Moment die vom Nationalparkeingang startenden Truppen. Ich verspürte gar keine Lust die Truppen im Berg selbst zu überholen. Also hieß es Gas gegeben und während sie noch ihre Rucksäcke schulterten an ihnen vorbei.Während des Aufstiegs taten sich immer wieder großartige Blicke zurück auf das Tal auf, wo noch Wolken und Nebel verharrten. Da der Weg zumeist am Rande des Berges verlief, versperrten auch die von mir nicht gerade geliebten Wälder nicht die Sicht.


                Immer weiter ging es hinauf, der Weg wurde felsiger, bis sich ein Hochplateau vor meinen Augen zeigte.


                Ich musste fasziniert von diesem Anblick gewesen sein, anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich nicht auf der Karte sah, dass das Refuge d´ Entre de Lac nicht von mir passiert werden musste, mein Weg stattdessen links vom Lac de la Plagne weiter hinaufging.

                Hinten das Refuge. Da musste ich nicht hin!!

                Als ich meinen Fehler erkannte, befand ich mich ungefähr 150 Höhenmeter zu tief fast direkt am See. Umkehr? Wohl eher nicht. Ich war ja schließlich ein Mann und zudem verärgert über meinen Fehler. Also weglos direkt den Berg hinauf, um wieder auf den Trail zu kommen. Dieser wollte und wollte aber nicht erscheinen und es kam mir fast endlos vor, bis ich ihn endlich in Sichtweite hatte. Toller Mann war ich. So toll, dass ich mir erst einmal eine Pause genehmigte, kam mir doch wieder das leckere, am Morgen frisch gebackene Laib Brot vom Campingplatz in Erinnerung.
                Nach 10 Minuten offenen Schuhs und Durchatmens gind es weiter. Aber nicht lange. Aus welchem Grund auch immer öffneten sich die Schleusen meiner Nase. Nasenbluten.WTF. Als wenn das noch nicht blöd genug war, neigten sich meine Taschentuch bzw. Toilettenpapierreserven gerade dem Ende zu. Auch der Versuch einer „Temponade“ gelang nicht wirklich. Es hatte sich richtig schln eingeblutet. Nicht zu machen. Ich musste eine weitere Pause einlegen und drückte kräftig gegen meinen rechten Nasenflügel, auf das dies die Blutung stille.
                Endlich war es vorbei und ich konnte mich wieder dem Trail widmen. Und das war auch gut so, denn er führte durch eine wunderbare Gegend, die ganz gemächlich weiter hinaufführte.Ein Bergsee und einige Schneefelder wurden passiert, bis ich mit einem kleinen Schlussanstieg den Col du Palet um 13 Uhr erreichte.



                Kurz vorm Coll

                Nach kurzer Pause und einigen Fotos ging es auf der Rückseite nicht rechts entlang, sondern geradeaus hinab. Es ergaben sich weite Blicke, bis die ersten Skilifte erreicht wurden.

                Weite Blicke vom Coll

                Ich sehe davon ab, mich über dieses aufzuregen, da mir dies bekannt war und es wohl leider zum Berg und seinem Tourismus dazugehört, als ich jedoch Val Claret vor meinem Auge auftat, erschrak ich vollends und fühlte mich vom Touristen als solchen angewidert. Auf 2100 m wird einfach mitten hinein in die schönste Natur ein Ski und Sportressort hineingesetzt. Hatte ich zunächst überlegt irgendwo hier zu übernachten, war es mir nun nur noch ein Anliegen, möglichst schnell diesen Ort hinter mir zu lassen. Dass ich das Tempo steigerte, lag zudem auch noch daran, dass der Himmel sich verdunkelte. Wollte ich also am nächsten Refuge übernachten, musste ich auf jeden Fall noch über den Col de la Leisse mit 2758 m hinüber. Ein Gewitter während des Aufstiegs stand nicht gerade in meiner Top 10 der To-do-Liste des heutigen Tages.
                Abwechselnd ging der Blick hoch zum Himmel, dann wieder auf den Weg, um nicht sehen zu müssen, wie hoch ich noch hinauf musste. Auch wenn die Sonne nicht mehr schien, kalt war es nicht, rann mir doch der Schweiß in Fluten von der Stirn und von der Nase.

                Dem Gewitter entegen eilend


                Aber endlich einmal allein!

                Um 15:42 Uhr erreichte ich endlich den Coll, jetzt sollte es nur noch bergab gehen, das Gewitter hatte mich auch noch verschont.

                Jenseits des Colls

                Das Wetter und die recht späte Uhrzeit hatten immerhin den Vorteil, dass ich keiner Seele mehr begegnete. Der Weg tat sein übrigens zu der endlich wieder steigenden Laune. Nach dem Passieren einiger Seen erreichte ich ca. 1 Stunde später das Refuge, wo ich von seinen sympathischen Betreibern nett empfangen wurde.


                Noch einmal passieren.


                Angenehm


                Sehr angenehm.

                . Fragte ich mit Händen u d Füßen zunächst nach einem Schlafplatz im Regfuge, endete das Gespräch damit, dass ich draußen an einem Biwakplatz für 3 Euro übernachten konnte. Dafür gabs im Gegenzug eine heiße Dusche und sanitäre Anlagen. Kaum stand das Zelt und die Dusche beendet, rollte das Gewitter über das Refuge hinüber. Ich zog dankend den Aufenthaltsraum des Refuge meinem Zelt vor. Eine gute Stunde später war der Spuk zu Ende und ich machte mich auf in mein Zelt.Ein guter Tag.


                Schlafplatz auf 2487 m


                Gewitterstimmung


                Tag 10: Vom Biwakplatz am Refuge de la Leisse bis zur Alpage de Ritord (wild)


                Beim Blick aus dem Zelt stellte sich heraus, dass die Sonne noch nicht viel Lust verspürte, sich zu erheben. Vielleicht hatte sie es aber auch schon getan und konnte sich nur noch nicht durch die dichten Meere von Wolken durchsetzen. Egal, ich musste hinaus in die noch etwas unwirtlich daherkommende Landschaft. Noch schnell ein Kaffee gekocht und auf ging es in den 10. Tag. Endlich also eine zweistellige Ziffer beim Zählen der Tage. Das brachte Genugtuung und auch die Sicherheit, dass die Knie und Schienbeine halten sollten. Denn nach der Dauer an Wandertagen sollte sich die Muskulatur eigentlich an die Anstrengungen gewöhnt haben. Einzig der Knöchel bereitete mir mit seinen Bändern hin und wieder Probleme. Präventiv war aber nun jeden Tag die Wickel mein Begleiter. Und zwar nicht im Rucksack sondern am Knöchel. Sie verfehlte nicht ihr Wirkung. Durch das neblige Vallon de la Leisse hinab ging es bis zur Pont de la Croie Vie auf ca. 2100 m. Den Fehler weiter zum nächsten Refuge zu gehen, machte ich diesmal nicht, sondern überquerte die Brücke und machte mich direkt an den nächsten morgendlichen Aufstieg. Viel zu sehen war in diesen Momenten nicht, hatte sich doch der Zug in schönsten Nebel eingehüllt. Irgendwie mag ich Nebel, dachte ich mir und erinnerte mich an alten Horrorfilm mit Lex Barker..“Die Schlangengrube und das Pendel“..... Komische Ideen bekommt man auf so einer Wanderung. Leider wars durch den feuchten Nebel auch ein wenig frisch und da ich laut Wanderführer nun an dem höchst gelegenen Refuge der gesamten Tour vorbeikommen sollte, ließ ich mich dazu hinreißen, mich dort aufzuwärmen. Sowohl von innen als auch von außen. Das mit dem von innen aufwärmen, hätte ich mir sparen können, ich trank einen „heißen“ Kaffee, der weder das Attribut „heiß“ noch „Kaffee“ vom Geschmack her verdiente. Da jedoch ein kleiner Ofen in dem Refuge sein Unwesen trieb, verweilte ich noch ein wenig und machte mich nach knapp 30 min wieder auf den Weg.
                Über eine passend zum Nebel steinige und graue Piste ging es weiter hinab, bis auf einer Art „stepping stones“ Brücke der Lac des Vaches überquert wurde.


                War ich etwa doch ein wenig vernebelt???



                Leider musste ich aufgrund eines Datenfehlers meiner Chipkarte, diese an diesem Tag formatieren, so dass die Fotos für diesen Tag verloren gingen. Irgendwann erreichte ich gegen Mittag Pralognan, wo ich meine Lebensmittelreserven auffüllte und in der nun endlich herausgekommenen Mittagssonne eine herrliche Mittagspause machte. In Pralognan war sogar ein netter Campingplatz. Aber jetzt schon den Tag beenden? Ich wog Pro und Contra ein wenig gegeneinander ab, aber das Wetter war gut, ich fühlte mich gut, also warum sollte ich nicht noch ein gutes Stück an Weg voranschreiten.
                Nachdem mein Zelt in der Sonne getrocknet war, ging es parallel zum Campingplatz entlang, dann ein Stück in den Wald und dann wieder am Fluss entlang, bis irgendwann die ersten Hinweisschilder für den Parc National de Vanoise erreicht waren. Da ich mir unsicher war, inwiefern hier Camping gestattet war, hielt ich Aussicht für ein nettes Plätzchen. Aber der momentane Weg bestand eigentlich nur aus einer Schotterpiste und links und rechts steil auf bzw. absteigendes Gefälle. Außerdem waren viele Wanderer hier unterwegs. Nicht gerade der ideale Platz. Erst kurz vor Erreichen des eigentlichen Nationalparks nach dem Refuge du Roc de la Peche fand ich gegenüber einer Buvette an einem kleinen Bach eine schöne ebene Fläche.
                Da ich aber nicht als Eindringling gelten wollte oder aber wieder mitten auf einer Kuhwiese nächtigen wollte, ging ich hinüber zur Buvette, wo gerade eine Feier stattfand. Die Herrschaften hatten schon einiges getankt und so wurde ich auch begrüßt. Wie immer versuchte ich einfach nett zu lächeln und zu nicken, bis ich jemand gefunden hatte, der halbwegs englisch sprach bzw. auch verantwortlich schien.
                Ohne Probleme könne ich auf der anderen Seite des Baches nächtigen, so der Tenor. Gesagt, getan. Zelt aufgestellt.


                Schlafplatz

                In der Abendsonne gespeist, in den Bach zur Wäsche und ab ins Zelt. Kein schlechter Tag.
                Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 13.11.2012, 18:43.

                Kommentar


                • mariodejaneiro
                  Erfahren
                  • 17.05.2009
                  • 323
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                  Tag 11 Von der Alpage de Ritord (wild) bis Modane (Campingplatz)

                  Die Nacht gegenüber der Alpage verlief relativ entspannt, nur hin und wieder wurde ich vom Muhen der Kühe, die auf der anderen Bachseite über die Felder getrieben wurden, aufgeweckt. Am Morgen erwartete mich ein sonniger Morgen und mit diesem herrliche Blicke zurück hinab ins Tal, wo sich noch eine dichte weiße Wolkenschicht vergnügte.

                  Blick zurück...

                  Verlief der Weg zunächst noch über eine breite Schotterstraße, die mich an die Aufstiege zum Mont Ventaux bei den von mir früher doch so gern gesehene Tour de France erinnerte, bis zum Refuge de Plecet-Poslet wandelte sich ab hier der Weg. Das Refuge, an dem gerade das morgendliche Aufbruchtreiben zu erkennen war, wurde schnellstens rechts außer Acht gelassen, und ein kleiner Pfad führte über Felsen hinweg links weiter hinauf zum Col de Chaviere, der sich in noch in dickstem Nebel hüllte. Genau mein Ding. Menschenleer, noch keine Seele unterwegs. Nebel. Morgenfrische und dann über einen herrlichen kleinen Pfad, nicht zu anstrengend, zwischen großen Felsblöcken langsam hinaufsteigend und dabei absolute Ruhe. Nicht mal Murmeltiere waren zu hören. Bevor es kurz vor dem Col noch einmal super steil – und ich benutze bewusst diesen Ausdruck – hinaufging, hatte der Weg noch eine Überraschung für mich. Nachdem ich nach einem kleinen Zwischenaufstieg gewissermaßen auf die nächste Ebene emporkam, zeigte sich mir hier ein beeindruckendes einprägendes Bild. Zwischen Schnee und Nebel standen auf einer ebenen freien Fläche hunderte von Steinmännern, die vorbeischreitende Wanderer hier aufgebaut hatten.
                  http://s1282.beta.photobucket.com/us...484-1.mp4.html

                  In dem Nebel und der Gesamtsituation wirkte es nun nur noch wenig weltlich. Ich verweilte an diesem besonderen Ort. Wie lange weiß ich nicht. Ich frühstückte auch nicht oder tat irgendetwas anderes. Ich saß einfach nur dort und ließ den Ort, die Stille, die Schönheit der Schroffheit auf mich wirken. Irgendwann tat sich der Himmel auf und ein Sonnenstrahl, der mich blinzeln ließ, erinnerte mich daran, dass ich noch ein wenig Marsches vor mir hatte.


                  Das Schneefeld im letzten Aufstieg strahlte mir nun lila entgegen und ich machte mich auf. Am Col selbst gab es nun das verdiente Frühstück. Einen Augenblick später hörte ich schon die Stimmen, die mir auf dieser Tour - wie anfangs des Berichtes bereits erwähnt – immer wieder begegneten. Wie froh war ich nun, dass ich diesen besonderen Moment vorher wirklich für mich genießen konnte. Die kleine Gruppe – unter ihnen wohl auch Kinder – waren aber noch ein großes Stück weit entfernt und bedurften bis zum Col bestimmt noch länger als eine Stunde.

                  Ende des Aufstiegs

                  Ich wendete meinen Blick lieber wieder zum Himmel. Nichts zu sehen, außer Wolken. Da ich heute aber nur einen entspannten Tag bis Modane vor mir hatte, blieb ich einfach noch ein wenig hocken und wartete mit dem Blick zum Horizont. Und auch heute hatte ich wieder Glück. Knapp 20 Minuten später tat sich der Himmel auf und mein Blick reichte zurück bis zum Mont Blanc.

                  Der Himmel öffnet sich langsam


                  Und zeigt sich dann in voller Pracht...

                  Der weitere Weg verlief weiter sehr abwechslungsreich.

                  Der <Versuch alles abwechslungsreiche auf ein Bild zu bekommen...

                  Es ging zunächst über Geröllfelder, dann tat sich eine weite grüne hügelige Landschaft auf. 1000 m tiefer und ich wäre in der Bretagne. Die im Führer angegebene Variante ersparte ich mir am heutigen Tage, schließlich hatte ich mir nach 11 Wandertagen auch mal wieder einen entspannten Nachmittag verdient.

                  Deutliche Ansage im Dorf vor Modane

                  Am Ende des Tages taten sich aber wieder die zwei altbekannten Probleme auf. Endabstieg durch einen Wald und Suche nach dem Campingplatz. Problem eins ward erledigt, mein männliches Navigationssystem sollte mir schließlich bei Problem Nummer zwei helfen. Sollte...So lief ich zunächst nach Modane rein. Aber hier sah nichts nach Camping aus. Also weiter am Fluss entlang Richtung Fourneaux. Am Ende des Ortes noch einmal ein Anstieg auf der Landstraße und das Ziel war erreicht. Mein Navi hatte mich nicht im Stich gelassen. Dennoch kam mir der ganze Weg weiter als die letzten Tage vor. Das sich am Ziel zu glauben und dann doch noch 30 – 40 Minuten durch die Stadt zu laufen schlauchte mich einfach. Zudem kamen die doch hohen Temperaturen hier im Tal. Da noch Mittagspause auf dem Campingplatz herrschte, suchte ich mir eigenständig ein schattiges Plätzchen und streckte alle Viere von mir.Dann das Übliche Prozedere: Wäsche waschen, duschen, Materialpflege. Da Sonntag war, war hinsichtlich Nahrungsmittelbeschaffung nicht viel zu erwarten . Ich zog es daher vor, am späten Nachmittag in der Stadt zu essen und die letzte Etappe der Tour de France in einer kleinen Bar zu schauen. Passend dazu erreichte am Abend eine große deutsche Touri-Radtruppe mit „Teamfahrzeug“. Ich gab mich jedoch nicht als Deutscher zu erkennen und genoss die Ruhe und schmunzelte hin und wieder über die Eigenarten der Teutonen, von denen aber auch ich mich nicht freispreche.

                  Tag 12: Von Modane (Campingplatz) bis zum See am Col des Thures (wild)


                  Am nächsten Morgen machte ich mich vom Campingplatz zunächst wieder auf in die „Innenstadt“ von Fourneaux, wo ich mich erst einmal mit einem schönen pain de chocolat eindeckte. Der Zuckerhaushalt muss schließlich stimmen. Es war kurz nach 8 und da ich noch unbedingt meinen Nahrungsreserven auffüllen wollte, erkundigt ich mich beim Bäcker dann auch gleich, wie spät der Supermarchet in Fourneaux aufmache. 9 Uhr. Das hieße warten. Alternativ könne ich auch nach Modane gehen, dort würde ein großer Supermarkt schon um halb 9 seine Tore öffnen. Und da Warten – wie bereits schon erwähnt – überhaupt nicht zu meinen Leidenschaften gehört, lief ich zurück nach Modane. 3 km wieder zurück. Im Supermarkt ließ ich es entspannt angehen, ließ mich von dem einen oder anderen süßen Angebot treiben, und nahm in der Morgensonne kurz hinter dem Supermarkt erst einmal ein herrliches Frühstück zu mir.
                  Problematisch wird bei mir an solchen Tagen, an denen ich es langsam und gemütlich angehen lasse, dass ich mich ganz schnell dieser Gemütlichkeit hingebe. Diese Gemütlichkeit gipfelt nicht selten in eine Unlust weiterzuwandern. Deswegen ziehe ich es an den meisten Tagen vor, morgens so gut wie gar nicht zu frühstücken, sondern einfach nur einen heißen Kaffee zu mir zu nehmen und mich schnell auf den Weg zu machen, um erst gar nicht darüber nachdenken zu können, dass ich vielleicht am heutigen Tage gar keine Lust haben könnte auf stundenlanges Wandern.
                  Der Weg über Modane führte schließlich noch einmal oberhalb dieser Stadt entlang, um dann auf einen Pilgerpfad zur Kapelle Sanctuaire Notre Dame du Charmaix zu führen. Immer wieder kreuzte man daher kleine Schreine, die einen auf dem richtigen Weg wissen ließen. An der Kapelle selbst verweilte ich einen guten Moment, ich war allein und besann mich darauf, einfach einmal Danke sagen zu können. An wen dieses Danke gerichtet gewesen sein mag, mag ich nicht zu bestimmen, jedoch war ich einfach dankbar, dass ich diese Tour machen konnte und bislang auch alles so gut geklappt hatte.
                  Hinter der Kapelle ging es immer wieder über kleine steile Abkürzungen, die schließlich die Landstraße hinauf zu Vallfrejus kreuzten, zu diesem zu einem Skiort ausgebauten Örtchen hinauf. Aber auch jetzt im Sommer war gut Betrieb hier oben, eine Kinderanimation begrüßte mich auf dem Marktplatz und viele Parkplätze waren gefüllt. Aufgrund meiner heutigen Gemütlichkeit steuerte ich den nächsten Supermarkt an. Obst war das Lustobjekt. Aufgrund des Gewichts immer wieder gerne sofort an Ort und Stelle verzehrt. Hinter Vallfrejus ging es wieder einmal an zahlreichen Liftanlagen vorbei, irgendwann wurde Le Lavoir erreicht, und erst ab dort verlief der Weg wieder spannender.

                  EIn Platz für Sarrazin...och nö...das gefällt mir eher nicht so ;)

                  Mir gefallen meistens die weiten Flächen und weiten Blicke, durch welche ich schon erkennen kann, über welchen Coll ich hinüber muss. An dieser Stelle taten sich endlich wieder solche Blicke auf. Der Himmel jedoch frohlockte schon mit einigen aufgehäuften Wolken, so dass ich ziemlich schnell über den Col hinüber wollte.


                  Das Refuge du Thabor - in kurzer Entfernung vom Coll gelegen - stand auch nicht auf meiner Einkehrliste, es war erst 12:30 Uhr.
                  Den Col erreichte ich dann zum genau richtigen Zeitpunkt.. Zwei Adler zogen fast in unmittelbarer Nähe ihre Kreise. Ich hätte die Adler nicht als solche identifizieren können, aber ich ließ mich gerne von einem Franzosen, der mit Fernglas ausgestattet war und schon einige Zeit am Col verweilte, belehren. Kaum verließ ich den Coll, als auch leichter Regen einzusetzen begann. Während des gesamten Abstiegs blies mir der Wind hart ins Gesicht und ließen meine Finger auskühlen. Glücklich endlich aus der Windschneise heraus zu sein, erreichte ich die Pont de la Fonderie. Eigentlich eine nette Gegend, um sein Zelt aufzuschlagen, da sich kurz dahinter an einem Bach zahlreiche ebene Flächen für die Nacht anbieten. Die Nähe zur Straße, die an den Refugios Tre Alpini und Refugio i Re Magi entlang verläuft, lässt aber auch eine höhere Frequenz von Wanderern vermuten.
                  Ich ließ kurz darauf diese genannten Refugios hinter mir und machte mich an den nächsten Aufstieg.

                  Blick beim letzten Aufstieg des Tages

                  Während des Aufstiegs war mir kein Wanderer mehr begegnet und so fühlte ich mich in meiner Suche relativ allein. Der Gedanke einsam an einem kleinen See am Col de Thures zu nächtigen, reizte mich und so steuerte ich motiviert mein Ziel an, knurrte doch mittlerweile auch ziemlich mein Magen. Kaum hatte ich die letzte Erhebung erreicht und erblickte den See, da traute ich meinen Augen nicht. Familienpicknick am See. Bestimmt 6 Erwachsene plus der gleichen Anzahl an Kindern ließen es sich hier gut gehen. Sogar ein kleines Zelt hatten sie mitgebracht, was mich zunächst das Schlimmste hatte vermuten lassen.

                  Am Coll - im Hintergrund die Picknick-Crew

                  Ich überlegte, ob ich hier mein Schlafplatz einrichten wollte. Ich blieb. Unlust weiterzugehen und der Hunger trieben mich dazu. Bevor ich also diesmal das Zelt aufbaute, kochte ich erst einmal und siehe da während des Kochens packte die Picknick-Crew ihre Siebensachen zusammen und verschwand hinter irgendeinem Hügel. Feierabend. Ruhe. Noch ein kleiner Spaziergang und die Nacht gehörte mir.Alleine!

                  Schlafplatz


                  und noch einmal von der anderen Seite



                  Tag 12: Vom Col de Thures bis zu Natural Camping (wild) zwischen Plampinet und Nevache


                  Briancon stand fast unmittelbar vor der Tür und hätte von mir an diesem Tag auf dem offiziellen Gr 5 Weg schon erreicht werden können. Briancon stellte für mich vor der Tour so etwas wie die Hälfte der Strecke dar und hatte somit gewisse moralische Bedeutung für mich. Da ich aber für den Rückflug noch geraume Zeit hatte und langsam aber sicher dem Ziel Menton näher kam, merkte ich, dass ich absolut keinen Grund zur Eile hatte. Mein Lauftempo und auch die Laufdauer am Tag konnten von mir aber nur schwer reduziert werden, ohne dass eine ausreichende und befriedigende Genugtuung über das Tagespensum und die Erschöpfung erzielt werden konnte. Also was war zu tun: Umwege, Parallelwege, Varianten in den Weg einbauen. Gesagt getan. GR 5 b lautete die Devise.
                  Nachdem ich bei relativ frischen Temperaturen und einem leichten Nieselregen aufgebrochen war, ging es an den Chalets des Thures vorbei, wo ich meine Wasserreserven auffüllen und mich waschen konnte. Kurz hinter den Chalets gabelt sich der Weg und der GR5b zweigt links in Richtung l´Agiguille Rouge den Berg hinauf ab. Leider übersah ich beim Aufstieg eine weitere Gabelung, so dass ich erst nach ca. 15 min des Irrweges und des Suchens wieder auf den richtigen Pfad zurückkehrte.

                  Gezeichnet ;)

                  Danach folgte ein entspannter Abstieg und die Landstraße, die nach Nevache führt, wurde erreicht. Kurze Frühstückverköstigung, dann führte der Gr 5 b direkt parallel zu der Landstraße zwischen Bäumen hindurch. Da ich aber absolut keine Lust verspürte, in dem Waldstück immer wieder aufs Neue den Weg suchen oder irgendwelche Kurven, Kehren, Auf – und Abstiege vornehmen zu müssen, zog ich es vor, auf der Straße selbst zu wandern. Als alter Jakobswegpilger also eine meiner Paradedisziplinen;)

                  Hinauf sollte es gehen...

                  Nach langweiligem Marschieren auf eben dieser Straße kam nach ca. 30 min die Erlösung. Der Pfad zweigte an alten Bunkersystemen vorbei ab. Wieder hinauf. Knapp 600 HM mussten erneut überwunden werden.

                  Alte Grenzmarkierungen

                  Endlich war nach knapp 2 Stunden der Col de Pertusa erreicht. Vorher ging es aber noch wunderbar in einer Art Tal an einem Abhang entlang. Zur rechten die hohen Felsgiganten des Cols, links hinab Geröllfelder und bizarre Baumformationen, die Gipfel noch in leichtem Nebel. Sehr schön.

                  Kurz vorm Col de Perdusa


                  Giganten im Nebel ....

                  Hinter dem Col traf ich zum ersten Mal am heutigen Tage auf Wanderer. Die Variante zu gehen hatte sich also schon jetzt gelohnt. Leider versäumte ich aber nun zum zweiten Mal einen Abzweig (falls es diesen denn überhaupt wirklich gegeben haben sollte). Es stellte aber wohl nur einen kleinen Umweg dar, denn irgendwann traf ich dann doch wieder auf die Chalets de Acles.
                  Diese passierend traf ich kurze Zeit wieder auf den ursprünglichen GR 5. Diesmal folgte ich ihm aber in entgegengesetzter Richtung bis ich über eine unsäglich langweilige Schotterpiste mit gefühlten 150 Serpentinen ( ich hatte ja noch keine Ahnung davon, was mich am nächsten Tag erwarten sollte) Plampinet erreichte. Hier verlor ich beim Auffüllen meiner Wasserflasche an einem Brunnen erst einmal den Deckel von dieser. Jegliches Suchen war zwecklos. Ich hatte zwar noch meinen Wassersack, aber dennoch fand ich es immer ganz praktisch mit der Flasche, da sie immer schnell aufgefüllt werden konnte. Gut, es sollte ja kein Problem sein, in Plampinet eine neue Wascherflasche oder aber einen Deckel zu finden. In einer kleinen Bar gönnte ich mir erst einmal einen Espresso und einen Schokoriegel, um direkt nach dem Verzehr die Frage nach einem Flaschenverschluss nachzuschieben. Juhuu. Ich wurde verstanden. Geholfen werden aber konnte mir dennoch nicht. Die Bar hatte nur Wasserflaschen, deren Deckel alle nicht auf meine Flasche passten. Schließlich bemühte sich die ganze Belegschaft der Bar und die letzte Hilfe sollte ein Korken darstellen. Naja. Hat irgendwie auch nicht ganz geklappt. Merkwürdig. Helfen konnte mir die Bar aber noch auf eine ganz andere Art und Weise: endlich war es mir nämlich möglich, meine Toilettenpapierreserven wieder aufzufüllen. Immerhin etwas. Zwischen Pamplinet und Nevache auf ziemlich genau halber Strecke gab es etwas abseits vom Wege eine Natural Camping Zone. Bis heute habe ich es nicht verstanden, ob nun Campen hier erlaubt war oder nicht. Ich fragte aber auch nicht weiter nach, nachdem ich beim Abendspaziergang nach Nevache einen offiziellen Campingplatz sah, der überall ausgeschrieben hatte, dass Camping nur hier erlaubt sei.

                  Schlafplatz...

                  Das Plätzchen war inmitten eines wilden Gartens zwar schön, aber auch die Insekten fühlten sich hier wohl, so dass ich mich am Abend relativ früh ins Zelt machte. Am nächsten Tag wollte ich am frühen Nachmittag in Briancon sein, um nach Aufsuchens des Campingplatzes in Ruhe die Stadt besichtigen konnte. Ich wollte......
                  Fortsetzung folgt
                  Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 26.11.2012, 20:11.

                  Kommentar


                  • mariodejaneiro
                    Erfahren
                    • 17.05.2009
                    • 323
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                    Tag 13: Natural Camping (wild) zwischen Plampinet und Nevache zum Campingplatz in Briancon

                    Am nächste Morgen ging es zunächst ca. eine halbe Stunde auf der Landstraße entlang bis kurz hinter Nevache, wo schließlich der GR 5 C über eine kleine Brücke hinweg zum Porte de Cristol hinaufführen sollte. Kurz hinter der Brücke sollten heute meinen neuen Freunde auf mich warten, mit denen ich bislang so gut wie gar keine Bekanntschaft gemacht hatte. Fliegen! Nicht zehn, nicht zwanzig, es müssen hunderte gewesen sein. An Anhalten oder Pausieren war so nicht im geringsten zu denken. Es waren zwar keine Mücken, aber allein dieses ständige „um einen Herumsurren und – brummen“, dazu in die Haare oder ins Gesicht Fliegen nervte gewaltig. Später dazu mehr.
                    Da ich – wie schon erwähnt – relativ früh in Briancon ankommen wollte, gab ich am Morgen ziemlich Gas und erreichte schon um 9:20 Uhr den Lac de Cristol.

                    Lac de Cristol

                    Da ich hier auf eine Senioren-Wandergruppe traf, die gerade aufbrach, verzichtete ich auf eine Pause, um späteres Überholen ausschließen zu können, und machte mich auf zur Porte. Auch dies ward relativ schnell passiert, das Wetter war vortrefflich.

                    Rückblick auf den Lac

                    Ich freute mich schon auf einen genussvollen Stadtbummel durch die mittelalterliche Stadt von Briancon. Auf einen breiten Fahrweg ging es dann um Col de Granon herum, wo ich mir schließlich eine Pause gönnte. Einziger Nachteil am Col war, dass dieser eine wunderbar geteerte Zufahrtstraße hatte, und somit von Tagesurlaubern, - -wanderern frequentiert war. Also lieber doch die Pause ein wenig gekürzt, die Teerstraße ein wenig hinab, um dann am nächsten Abzweig wieder links abzubiegen. Es schien wohl nicht der direkt Weg zu den Serre des Aigles bzw. La Grande Peyrolle zu sein, begegnete mir doch hier kein Mensch. Erst am Anfangsanstieg zu den Perolles füllte sich der Berg wieder.

                    Grande Peyrolle

                    Ein wirklich steiler und schmaler Anstieg begann. Kleinkinder mit ihren Eltern und Großeltern mussten nun aus dem Weg geräumt werden. Aber auch das gelang. Ich war schließlich nicht mehr aufzuhalten und Briancon wartete schließlich schon auf mich;)

                    Überragende Ausblicke

                    Der Weg wurde daraufhin konsequent immer schmaler und führte immer weiter am Bergkamm entlang. Einer der beeindruckendsten und intensivsten Abschnitte meiner Wanderung.

                    Immer schmaler...


                    Und noch schmaler...

                    Denn mit dem schweren Rucksack ein wenig instabil musste nun teilweise auch die Hände mit zu Hilfe genommen werden, um einige Felspassagen zu überqueren. Und da es links und rechts doch ein wenig hinabschoss, durfte sich erhöhter Adrenalinausschuss mein eigen nennen.

                    Am Ende sogar auch mit Hilfe der Hände

                    Auch sah ich natürlich jetzt auch keine weiteren Wanderer, was einem normalerweise ja doch ein kleines Gefühl der Sicherheit vermitteln kann. Und als ob das noch nicht alles gewesen wäre, saß am Ende des Kamms eine riesige Krähe, die wohl schon auf mich wartete ;)

                    Krähe oder Rabe...Er/Sie wartete

                    Naja, sie flog aber dann doch weg und ich erreichte sicher, glücklich und zufrieden auf 2567 m den Serre des Aigles, Ich genoss die weite Aussicht ringsherum und erblickte vor mir im Tal liegend Briancon. Es war gerade 13 Uhr und alles verlief somit nach Plan. In zwei Stunden, so rechnete ich mir aus, sollte das Zelt stehen und der Stadtbummel und etwas Sightseeing beginnen.

                    Rückblick

                    Der Abstieg zur Croix de Toulose war äußerst geröllig und ich musste mehrmals aufpassen, nicht einfach wegzurutschen und nach hinten zu fallen. Und dann passierte es: ich habe bis heute keine Ahnung, wo ein Abzweig war, oder an welcher Stelle ich diesen verpasste. Ich weiß nur: ich verpasste ihn. Zunächst fiel mir dies gar nicht auf, ich hatte ja Briancon mehr oder weniger schon vor den Augen gehabt, aber als ich dann eine Teerpiste erreichte, die nicht in 5 Serpentinen nach unten führte sondern in mindestens 50, die jeweils wiederum bestimmt 500 m Wegstrecke benötigten, um dann vielleicht einen Abfall an Höhe von vielleicht 5 m zu bedeuten, wusste ich hier konnte etwas nicht stimmen. Aber was tun? Hoffnung darin setzen, dass doch gleich die letzte Serpentine erreicht sei, oder wieder die Serpentinen hinauf zurückkehren, um nach den Abzweig zu suchen. Ich entschied mich für ersteres.
                    Dies bedeutete für meine unmittelbare Umgebung zwar ein hohes Maß an Toleranz aufgrund meines Fluchens und schlechter Laune, da aber keiner zugegen war......
                    Irgendwann erreichte ich dann – nach gefühlten 2 Stunden – das Tal. Ich entschied mich zufällig für einen richtigen Weg und erreichte dann den Eingang zur Altstadt von Briancon. Auf meiner Karte war nicht weit entfernt von hier ein Campingplatz eingezeichnet. Also machte ich mich entnervt auf, um diesen zu finden. Um die nächste Ecke noch, aber Fehlanzeige. Da war kein Campingplatz. Merde!!!! Ich lief weiter, er musste doch irgendwo hier sein. Einen Passanten gefragt. Fehlanzeige. Je ne sais pas! Grande grande merde. Ich lief wieder die 20 min zurück zur Altstadt.
                    Völlig abgekämpft hatte ich dann die überragende Idee doch einfach mal bei der Touri-Info nachzufragen. Zwischen den Touris, nassgeschwitzt und verstaubt, hindurchgeschoben erreichte ich die Info. Super, es gab sogar zwei Campingplätze. Einer 4 km stadtauswärts in die entgegengesetzte Richtung oder aber der zweite 6 km entfernt, dafür aber noch halbwegs auf dem Weg der morgigen Etappe liegend. Also noch einmal den Rucksack aufgesetzt und auf zum Endspurt.
                    Um kurz vor 5 erreichte ich dann endlich den Campingplatz. 3 Sterne. Also deswegen die teuerste Gebühr auf meiner Tour. 13 Euro. Naja. Dafür gab es wenigstens einen Swimmingpool. Genau das richtige nach einem solchen Tag. Da der Tag es aber heute mit mir besonders gut meinte, entschied er sich, als ich gerade in das unsäglich sauwarme Wasser hineinglitt, dafür, noch ein Gewitter hinunterzuschicken. Es lief also. Ab ins Zelt. Gewitter abgewartet. In die Stadt zog mich danach nun nichts mehr. Stattdessen legte ich noch einmal einen kleinen Fußmarsch von 15 min zu einem riesigen Supermarktkomplex hin. Ich entschied mich für Carrefour und füllte meine Reserven auf.
                    Da Briancon für mich die Hälfte der Tour darstellte, ließ ich mir das Feiern trotz des gebrauchten Tages nicht vermiesen. Bier in allen Variationen war nun meins und ich feierte am schließlich doch noch trockenen Abend die Halbzeit meiner Tour. Chapeux! Und Prost!
                    Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 11.12.2012, 20:59.

                    Kommentar


                    • mariodejaneiro
                      Erfahren
                      • 17.05.2009
                      • 323
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                      Tag 14: Von Briancon (Campingplatz) nach Chateau-Queyras (Campingplatz)

                      Am nächsten Morgen machte ich doch noch einmal kurz Halt bei Carrefour. Auch wenn meine kleine Gaskartusche bislang noch nicht aufgebraucht war, hielt ich es für ratsam, eine kleine neue zu kaufen, die auf jeden Fall bis zum Ende der Tour reichen sollte. Danach ging es kleines Stück weiter flussabwärts, um dann links an einer weiteren Industriezone vorbei schließlich bei Chapelle St. Pancrace nach kurzer Suche wieder auf den GR 5 zu stoßen. Der Weg ging relativ unspektakulär entweder auf der Straße oder aber durch den Wald hindurch den Berg hinauf.
                      Hatte ich auf dem Weg nach Briancon schon gedacht, ich würde von Fliegen verfolgt, so trat nun die doppelte Menge an Fliegen auf. Meine einzige Chance war es mein Handtuch aus dem Rucksack zu holen und es mit Hilfe meines Tuches mir wie einen Schleier um den Kopf zu winden. So sah ich mich halbwegs geschützt.
                      In Chalets des Ayes machte ich gegen halb elf auf einer Wiese vor einem Landhaus meine erste Pause. Und ich wurde kräftig unterhalten. 4 Kinder - geschätzt zwischen 5 und 10 Jahren - studierten einen Tanz mit coolen Moves ein. Durch meine Anwesenheit motiviert gaben sie sich größte Mühe, ihren Tanz zu präsentieren und es erntete meinerseits Beifall. Dann gings entschlossen weiter in den Fliegenkampf. Ich hoffte auf höhere Lagen und mehr Wind. Aber trotz weiteren Anstiegs Fehlanzeige.
                      Am Col de Ayes wurde schließlich der Parc Naturel Regional de Queyras betreten. Aus der Nachbetrachtung habe ich an diesen Tag nur wenige Erinnerungen. Auch aus der Menge der an diesem Tag gemachten Fotos lässt sich erkennen, dass das heutige Wegstück im Verhältnis zur gesamten Tour nur wenig zu bieten hatte.Aber ich sollte noch auf meine Kosten kommen. Wenn auch nicht heute.

                      Ankunft am Col

                      In Brunissard füllte ich die Wasservorräte noch einmal auf, denn die Temperaturen boten heute Spitzenleistungen. Der Weg wurde aber nicht attraktiver. Hinter Brunissard folgte ich der Landstraße, bis schließlich kurz vor dem Eintritt in das „Zentrum“ von La Chalp der GR 5 an einem Sportgeschäft links abbog. Parallel zur Landstraße führte der Track nun nur leicht aufsteigend an einem wild bewachsenen Hang entlang, bis Arvieux erreicht wurde.
                      Trotz dessen, dass die Hälfte der Strecke geschafft war, stellte sich heute kein rechter Spaß ein. Der Aufstieg zum Lac de Roue nervte mich gewaltig. Ich hatte das Gefühl, er läge schon direkt vor meiner Nase, ohne dass er aber von mir erreicht wurde. Kafkaesk? Wohl eher fehlende Motivation.

                      Entspannt am Lac

                      Auch der Gedanke am Lac zu übernachten, verflog bei Erreichen des Sees recht schnell, stellte sich dieser als beliebtes Ausflugsziel für Familien dar. Dennoch verweilte ich hier recht lange im Schatten der Bäume, der Schuhe wurde sich entledigt und ich kochte mir eine kleine Mahlzeit. Mit vollem Magen sah ich mich nun vollends unfähig weiterzuwandern und gab mich dem Mittagsschlaf hin. Nach weiteren 30 Minuten machte ich mich auf die letzten Meter für den heutigen Tag zum Campingplatz in Chateau-Queyras. Hier wurde ich von einer älteren Dame nett empfangen, die mir direkt Informationen über die besten und schattigsten Stellplätze gab. Auch bestand die Möglichkeit abends im angrenzenden Restaurant zu essen, oder aber sich Brot für den Morgen bestellen zu lassen. Da in Queyras selbst nur kleine Tourishops waren, gab es zudem die wichtige Wegbeschreibung zum nächsten größeren Supermark, der schließlich nach nur knapp 15 Gehminuten der Landstraße entlang erreicht werden konnte. Dann der übliche Ablauf:zuerst das Wichtigste: Schuhe und das verschwitzte T-Shirt aus, Zelt aufbauen, Isomatte und Schlafsack hineingeworfen, Kocher und Top ins Vorzelt, Waschen und Wäsche in einem,dann alles Aufhängen zum Lüften und Trocknen. Danach dann je nach Zeit: Kochen. Da der Supermarkt hervorragende Weine in seinem Repertoire hatte, und ich trotz zwei Wochens vielfältigen Ausprobierens kein Bier gefunden hatte, dass mir nur halbwegs schmeckte, gönnte ich mir zur abendlichen Pasta einen feinen Becher Wein, so dass ich gut schlafen konnte.

                      Menü 5 Sterne deluxe


                      Tag 15: Von Chateau-Queyras (Campingplatz) nach Ceillac (Campingplatz)

                      Am nächsten Morgen traf ich auf dem Rückweg vom Waschhaus ein französisches Pärchen um die 45 herum, das auch gerade dabei war, seinen Rucksack zu füllen. Schnell tauschte man sich aus, und es stellte sich heraus, dass nach Jonathan am Anfang der Tour tatsächlich noch andere GR 5 Wanderer unterwegs waren.
                      Da die beiden aber nicht soviel Zeit hatten, hatten sich sich entschieden nur das Teilstück von Briancon bis ans Mittelmeer zu laufen. Ich sollte Ihnen, wenn auch teilweise ziemlich unverhofft, noch einige Male begegnen. Der Austausch fand übrigens in Englisch statt, nachdem ich mit meinem französischen Versuch kläglich gescheitert war. Es gibt sie also doch, die Franzosen, die Englisch sprechen.
                      Das Pärchen startete schon und ich gab mich noch kurz meinem Kaffee hin. Dann ging es vom Campingplatz am Fluss entlang wieder kurz in das Dorfzentrum hinein, bis am Fort ein Brücke überquert werden musste. Der anschließende Anstieg stellte sich als einer der steilsten auf der ganzen Tour dar. Glücklicherweise war es wirklich nur eine kurze Passage. Schlimmer als Anstieg und Steile traten wieder die fliegenden Protagonisten der letzten Tage auf. Also Orient ole und der Scheichschleier kam wieder zum Einsatz.

                      Rückblick aufs Fort

                      An der Fountain Rouge holte ich die beiden Franzosen wieder ein, verweilte aber noch einen Moment hier, um Wasser aufzufüllen und eine heißbegehrte Kekspause einzulegen. Dabei stöberte ich wieder mit einer Hand die Fliegen verscheuchend den Wanderführer durch. Als nächste Ortschaft sollte in ca. 2:45 Stunden, als ca. 2:15 Stunden Ceillac erreicht werden. Jetzt war es gerade 9:24 Uhr. 2,5 Stunden hinter Ceillac sollte ein wunderbarer See auf 2214 m erreicht werden. Danach ging es bis ca. 2700 m bergauf. Um dann langsam wieder ins Tal zu verschwinden. Sinnvoll erschien mir in diesem Moment einzig der See zur Übernachtung. Nach zwei Tagen Campingplatz sehnte ich mich auch wieder nach etwas mehr Abgeschiedenheit. So wäre es sinnvoll, in Ceillac ein schöne Mittagspause zu machen, um dann noch mal ein klein wenig aufzusteigen.

                      Auf zum Col Fromage

                      Beim Aufstieg zum Col Fromage erreichte ich das Pärchen, am Col selbst holten sie mich, der ich eine weitere Pause einlegte, da endlich eine Fliegenfreie Zone vorhanden war, wieder ein. Der Blick auf den Himmel und das Gespräch mit dem Franzosen deutete voraus, dass sich am Himmel einiges langsam aber sicher zusammenbraute. Im Hinblick auf eine Übernachtung am See auf ca. 2200 m bekam ich schon ein wenig Bauchschmerzen, wollte aber erst noch einmal den Abstieg nach Ceillac abwarten. Gesagt, getan, Ceillac wurde erreicht. Der Supermarkt wurde geplündert, obwohl ich doch erst am Tag zuvor eingekauft hatte. Ich glaube, der Wanderer an sich ist bei der Nahrungsaufnahme bei Wei0twanderungen irgendwann einfach nur noch unersättlich. Die nette alte Dame an der Kasse verriet mir dann sogar noch, dass ein EC- Automat in der Touri-Info versteckt war, so dass ich auch die finanzielle Leere wieder auffüllen konnte.
                      Der Himmel war zwar über Ceillac fast geradezu wolkenfrei, der Blick aber hinüber zum nächsten Anstieg, riet mir, dass ich wohl besser hier bleiben sollte. Warum auch nicht. Ich hatte schließlich Zeit, die Wettervorhersage in der Touri-Info bestätigte die Gefahr von Gewittern und der munizipale Campingplatz sah nett aus. Da hier jedoch gerade Mittagspause war, die Duschen nur nach Einwurf spezieller Chips funktionierten und ich das klebrige Schweißgefühl von meinem Körper haben wollte, gab es eine exzellente, eiskalte Dusche aus meinen Plastikflaschen, die ich mit dem Wasser aus dem Hahn abgefüllt hatte. Das Wasser musste direkt aus dem Bach kommen, so kalt war es.

                      Campin in Ceillac..Im Hintergund die nahende Front

                      Frisch gewaschen legt ich mich vor mein Zelt und genoss die Sonne und den Urlaub. Am Nachmittag machte ich mich noch einmal in das Dorf auf und fand ein nettes Teehaus mit Internetanschluss, so dass endlich mal wieder mit der Heimat kommuniziert werden konnte. Auch ein gutes Gefühl. Danach bummelte ich ohne richtiges Ziel durch die Innenstadt und verbrachte ein wenig Zeit in diversen Outdoor-Wanderläden.

                      Und der Blick in die andere Richtung

                      Das Gewitter ließ schließlich weiter auf sich warten. Erst morgens gegen 4 Uhr wurde ich von heftigen Donnern geweckt.

                      Ein erfreulicher Start in den Tag....
                      Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 17.12.2012, 18:29.

                      Kommentar


                      • mariodejaneiro
                        Erfahren
                        • 17.05.2009
                        • 323
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                        Tag 16: Von Ceillac (Campingplatz) zu den Baraquements de Viraysse (wild) vor dem Col de Mallemort

                        Es war noch früh, als ich meinen Kopf das erste Mal aus dem Zelt steckte. Der Blick hinaus verhieß nichts Gutes. Der Himmel war schwarz wie die Nacht. Und dies nicht nur direkt über dem Campingplatz, sondern gerade auch in der Richtung, wo der GR 5 entlang gehen sollte.

                        Eine freundliche morgendliche Begrüßung

                        Am Vortag hatte ich abends noch einmal das nette französische Pärchen getroffen, welches auch auf dem Campingplatz Halt machte, und hatten uns auf englisch über das Wetter der nächsten Tage unterhalten. Der Himmel bestätigte unserer Befürchtungen, dass immer wieder Gewitter drohten.
                        Da es aber noch früh am Morgen war, war ich noch halbwegs guter Hoffnung, dass es ein wenig auflockern würde. Immerhin war es gerade trocken. Außerdem was blieb mir anderes übrig als aufzubrechen. Noch einen Tag hier verweilen. Auf keinen Fall, hatte ich doch schon bei den letzten beiden Tagen das Gefühl gehabt, körperlich nicht ausreichend gefordert zu sein. Noch so ein kurzer Wandertag und meine Stimmung wäre deutlich gesunken. Also raus aus dem Zelt und den Tag beginnen.
                        Nach dem Abbau und der obligatorischen Tasse Kaffee machte ich mich schon gegen 7 Uhr auf der Landstraße dem schwarzen Himmelsgewand entgegenblickend in Richtung des schon genannten Sees Lac Miroir auf. Der Himmel grollte hinter mir. Immerhin hinter mir. Schon setzte kräftiger Regen ein. Ich suchte kurz Unterschlupf bei einem weiteren Campingplatz an der Landstraße. Nach 10 min ging es im Nieselregen weiter. Eine Brücke wurde überquert, dann ging es den Berg hinauf.
                        Ich merkte, dass der halbe Ruhetag gestern meinem Körper sehr gut getan hatte, so dass ich schnell unterwegs war und kaum Ruhepausen beim Anstieg benötigte. Schon um 8:41 Uhr wurde der See erreicht.

                        Vorbote des Lac Miroir

                        Ein wirklich traumhafter Anblick. Wie der Name des Sees schon besagt, spiegelten sich die Crete de Veyres traumhaft in dem See. Der Regen hatte längst aufgehört und auch der Himmel lichtete sich. Die Regenjacke sich anzuziehen, lohnte sich nicht im geringsten.

                        Der Lac Miroir

                        Am See selbst entdeckte ich ein kleines Zelt und bemerkte ein Pärchen beim Frühstück. Ob die Nacht hier oben wohl unruhig war? Da die beiden aber doch ein Stückchen vom Weg abseits gezeltet hatten und meine Französischkenntnisse...... beließ ich es bei einem fernen Gruß und machte mich weiter auf zum nächsten Lac.

                        Noch einmal der Lac

                        So romantisch der Lac Miroir auch dort lag, so unschön verlief der Weg mitten unter Skiliften und über Skipisten weiter.
                        Um halb zehn erreichte ich schließlich den herrlich gelegenen und glasklaren Lac St. Anne, über dem ein kleine Kapelle thront. 2,5 Stunden statt der im Wanderführer beschriebenen 4 Stunden war ich jetzt unterwegs, eine Pause hatte ich mir also vollends verdient. Und da mittlerweile sogar die Sonne ein klein wenig herauskam, gönnte ich mir einen weiteren heißen Kaffee mit hervorragendsten Schokokeksen. Am See selbst hatte wieder ein Wanderer den schönen Platz für eine Nacht zu seinem eigen gemacht und war gerade Im Begriff sein Zelt einzurollen und einzupacken.


                        Es war aber eher der Typ grummeliger älterer Herr, so dass dieser seinerseits nur kurz grüßte und an mir vorbeiwanderte.

                        Frühstückspause am Lac St. Anne


                        EInfach mal die Füße baumeln lassen

                        Ich genoss die Ruhe und blickte zum Col Girardin, der noch einmal 300 m Anstieg versprach. Die Wetterlage zeigte sich stabil und so ging es nach guten 20 min weiter, um über Serpentinen durch Geröllfelder hindurch den Col zu erreichen. Der Wind flog mir hier nur so um die Ohren. Aber es war ein schönes Gefühl: nach fast 1100 Hm das Ziel des Aufstiegs erreicht, weite Blicke zurück auf den Lac St. Anne, der nun dalag wie ein hellblaues Bergauge.

                        Der Aufstieg


                        Ankunft am Coll

                        Auf dem Abstieg boten sich mir immer wieder hervorragende, windstille Ebenen, die geradeso nur zum Zelten einluden. Aber noch war es viel zu früh, um darüber nur im geringsten nachzudenken. In der Nähe der Cabanes de Girardin konnte ich endlich wieder einmal mein Heinz Sielmann Gen ausleben. 10-15 Murmeltiere vergnügten sich und kümmerten sich nicht im geringsten um mich. Nicht einmal als ich mit meiner Kamera auf vielleicht 2 m herankam, dachten sie darüber nach, zu fliehen, so dass ich in Ruhe viele Fotos und Videos machen konnte.


                        Den Abzweig nach Maljasset ignorierte ich und erreichte schließlich nach einem kurzen Stück auf der Landstraße La Barge, wo außer ein paar Häuser und einer Quelle nichts zu sehen war. Menschen, Tiere Fehlanzeige. Auf einer Bank verweilte ich kurz, ein kleiner Mittagssnack, um mich nicht nur geistig sondern auch körperlich auf die die nächsten 8 km Landstraßentrack vorzubereiten.
                        Also wieder in alter Pilgermanier auf den Asphalt, bis das nächste Highlight, die Brücke Le Pont Chatalet erreicht wurde. Diese Brücke, die aus der Entfernung zwischen zwei Felsen gespannt zu sein schien, barg unter sich bestimmt 100 m freien Fall und erinnerte mich stark an das andalusische Ronda, wo ebenfalls eine solche Brücke die zwei Stadtteile miteinander verbindet. Aber nicht nur aus der Entfernung wirkte die Brücke, auch der Blick auf ihr selbst hinunter in die Schlucht ließ das Herz höher schlagen. Mittlerweile war es ca. halb zwei und ich spürte, dass es langsam Zeit für eine Pause war. Da Fouillouse laut Wanderführer noch eine Stunde entfernt war, wollte ich hier die nächste Erfrischungspause einlegen, um mir dann Gedanken über einen Schlafplatz zu machen.
                        Vor Foullouse jedoch stand noch einmal ein kräftiger von Fliegen eingebetteter Anstieg durch den Wald bevor. Also was gibt es schöneres, als in dieser Situation einfach noch paar Flüche gen Himmel zu schicken. Und wie sollte es auch anders sein, 5 Sekunden nach dem Aussprechen der Flüche, erblickte ich am Wegesrand ein Wanderpärchen beim Mittagssnack. Peinlichkeit kennt keine Grenzen, so dachte ich noch, aber das Pärchen pflichtete mir in meinen Flüchen bei, so dass sich die eigentlich eher peinliche Situation in Lachen auflöste.
                        In Foullouse angekommen, nahm ich am Refuge auf der Terrasse Platz und gönnte mir eine 3 Euro Cola. Aber die Rast in dem Refuge diente nicht nur zur Flüssigkeitsaufnahme, denn auch neues Toilettenpapier sollte seinen Platz in meinem Rucksack finden Die Wichtigkeit dieses stellte sich schon nach 15 min nach Aufbruch heraus. Nasenbluten. Und es floss hinab und hörte hinab, als wollte meine Nase den Iguazu-Wasserfällen Paroli bieten wollen. Es nütze nichts, ich musste noch einmal Halt machen und die Nasenflügel zusammengedrückt lassen.
                        Endlich konnte es weitergehen. Der Himmel schien langsam wieder dem Wetterbericht folgen zu wollen.Mehr und mehr Wolken taten sich auf. Bis zum Col du Vallonet auf 2520 m waren am Refuge 2 Stunden angeschlagen. Ungern wäre ich beim Aufstieg im Gewitter gestanden.



                        Da ich aber beim Weitergehen keinen vernünftigen Schlafplatz fand, erhöhte ich wieder das Tempo, um vor dem evtl Gewitter über dem Coll zu sein. Um 16:20 Uhr erreichte ich diesen schließlich. Die anschließende Hochebene gestaltete sich zwar als wunderschön anzuschauen und zu durchwandern, zum Zelten aber schien es mir aber insgesamt hier viel zu feucht zu sein.

                        Düstere Abendstimmung

                        Als nächsten möglichen Schlafpunkt suchte ich mir nun die Baraquements de Viraysee, einem alten zerfallenen Militärlager aus, innerhalb deren noch gut erhaltenen Mauern ich nächtigen wollte.
                        Gleichzeitig war es mal gut zu testen, wie meine Nerven darauf reagieren würden, in einem alten Militärlager zu übernachten, oder aber sich an unzählige Horrorfilme mit Untoten zu erinnern,

                        Ankunft in den Barracken


                        Zelt steht!

                        Ziemlich geplättet erreichte ich schließlich um ca. 17:00 Uhr die Baracken, die sogar eine Barrake mit dichtem Dach und Schlafmöglichkeiten bot.
                        Ich zog aber doch mein Zelt vor, baute es auf und folgte dem Spektakel eines Gewitters, welches sich in gut 15 km Entfernung an einem Berghang vergnügte. Ich selbst blieb vom Regen verschont.


                        Schöne Aussichten...

                        Wieder einmal Glück gehabt. An einer Feuerstelle kochte ich mir mein Abendbrot, als die Stille plötzlich sein Ende nahm. Die Untoten kamen in Gestalt zweier Landrovers gefüllt mit einer italienischen Großfamilie, die es sich heute als Ziel gesetzt hatte, auch an diesem Ort ihr Abendmahl zu sich zu nehmen und sogar hier zu übernachten. Sie taten es dann doch glücklicherweise außerhalb der Mauern, so dass ich heute zum zweiten Mal verschont blieb.
                        Neben dem Tag nach Briancon war dies heute mein längster Wandertag. Zufrieden fiel ich auf die Isomatte und scherte mich weder der Untoten, noch des Gewitter, noch der italienische Großfamilien.
                        Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 30.01.2013, 18:42.

                        Kommentar


                        • hambe
                          Gerne im Forum
                          • 18.04.2008
                          • 86
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                          sehe schöne Tour und sehr schöner Bericht, freue mich schon wies weitergeht.
                          Hab vor 10 Jahren auch mal einige Nächte in dem traumhaften Dörfchen Ceillac am Campingplatz verbracht und es hat uns dort sehr gut gefallen

                          VG

                          Kommentar


                          • mariodejaneiro
                            Erfahren
                            • 17.05.2009
                            • 323
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                            Tag 17: Von den Baraquements de Viraysee (wild) bis zum Col de Colombiere (wild)

                            Die Italiener schliefen noch, als ich an ihren Zelten und Autos vorbei mich an das letzte Stückchen Anstieg zum Col de Mallemort machte. In Larche machte ich kurz hinter dem Dorfausgang am geöffneten kleinen Supermarkt eines Campingplatzes meine verdiente Frühstückspause, bevor es heute in den Mercantour Nationalpark gehen sollte. Leider kam es so aus, dass heute Sonntag war. Dementsprechend gefüllt zeigte sich der Nationalpark. Wie Ameisenkolonnen zogen die Besucher sich den Hang zum Lac du Lauzanier.
                            Am Lac selbst machte ich bei Sonnenschein an einem halbwegs ruhigen Plätzchen eine kleine Pause und beobachtete das sonntägliche Treiben um den See herum. Eigentlich boten sich auch hier etliche schöne Übernachtungsplätze. Wer also etwas später als ich und nicht unbedingt an einem Sonntag in den Sommerferien hier ankommen sollte, darf sich freuen.


                            Ruhe am See

                            Einzig der Wind könnte hier ein wenig stärker auf das Zelt wirken, also alles schön fest zurren. Der Aufstieg zum Pas de la Cavale wurde begleitet von Hundebellen, welcher aber die schöne Aussicht auf den Lac de Derriere la Croix nicht trübte.


                            Rückblick I


                            Rückblick II

                            Vom Pas bot sich eine überragende Aussicht auf den Col de la Combiere, Auron und Mont Mounier.


                            Ankunft am Col

                            Der Abstieg war ein reiner Traum. All die Touristen verblieben auf der anderen Seite des Passes oder aber auf dem Pass selbst, so dass ich beim Anstieg meine Blicke ungetrübt immer wieder hinaus in die Ferne werfen konnte.
                            Es wirkte wie eine sanfte grüne Hügellandschaft, die durchwandert werden durfte.



                            Ich genoss die Stille, die Landschaft und den nicht zu steilen Abstieg.


                            Immobilie gesucht ?

                            Durch ein ausgetrocknetes Flussbett hindurch ging es noch einmal ein kurzes Stück zum Col de Fourches hinauf. Und hier taten sich mal wieder Abgründe auf dem GR 5auf. Hinter dem Col de Fourches zog sich eine Landstraße entlang, die insbesondere für Motorradfahrer das reinste Vergnügen sein musste. Die Drehzahl der Motoren schossen in schwindelerregende Höhen, das Motorengeräusch gab sein übriges dazu. Vorbei mit der Stille und der Ruhe. Es war mittlerweile halb drei und im nächsten Dorf sollte es eine kleine Campingfläche geben, die noch ca. 45 min entfernt war.
                            Als Bouieyas erreicht wurde, zeigte sich jedoch nur ein Refugee, drei Häuser und eine Bar, in dem Einheimische feucht fröhlich eine Hochzeit feierten. Es fehlte an nichts. Wein, Wasser, süße und herzhafte Köstlichkeiten. Ich machte am Refuge eine Pause und füllte meine Wasserreserven an einem eiskalten Brunnen auf und beschloss doch noch ein wenig weiter zu gehen. Im Refuge zu bleiben, stand außer Frage und irgendwo direkt in der Nähe einen Schlafplatz zu suchen, machte aufgrund der viel befahrenen Landstraße auch keinen Sinn. Also verließ ich wieder diesen Ort der Gemütlichkeit, überquerte die Landstraße und folgte dann einem kleinen Pfad, dann einer Schotterpiste den Berg hinauf zum Coll de Colombiere.
                            Kurz vor diesem zeigten sich mehrere gute Schlafplätze, so dass ich mein Zelt mit Blick auf eine Senke erschöpft aufbaute.


                            Schlafplatz mit ominösen Felsen


                            Zelt II

                            Wasser hatte ich genügend vom Brunnen vor dem Refuge mitgenommen, so dass ich mich der zwingend notwendigen Wäsche hingeben konnte. Dann stand das Abendbrot an. Ich kochte – mich geschmeidig an einem Felsen anlehnend und gerade diese Lehne genießend – meine täglich Dosis Nudeln. Und wie ich dort so saß, schoss mir wirklich der Gedanke durch den Kopf: wie ist das eigentlich mit dem Anlehnen an Felsen und den Schlangen. Um noch ein weiteres Kochuntensil vom Zelt zu holen, erhob ich mich von meinem geliebten Platz. Und tatsächlich, in dem Moment schlängelte sich eine Schlange nur Zentimeter an meinem Rücken vorbei.


                            Tyrannodraconis rex

                            Erschrocken entfernte ich mich zunächst einige Meter, um dann schließlich meine Kamera zu ergreifen und dieses Monster-Reptil auf Bild zu bekommen. Es gelang mir so halbwegs. Wenn jemand erkennen sollte, um was für eine Art von Schlange es sich handeln sollte, so möge es mir mitteilen. Ich denke, sie war auf jeden Fall hochgiftig, zmdst. Erzähle ich im Freundeskreis immer wieder gerne von diesem Aufeinandertreffen..
                            Die Schlange verzog sich schließlich – verängstigter als ich es war – zurück in die Wirrungen des zerklüfteten Felsens.
                            Ich gab mich dem Sonnenuntergang hin und genoss die Aussicht.



                            Die Nacht verlief ohne jegliche weitere Aufregungen, jedoch achtete ich darauf, dass das Zelt auch wirklich zugezogen war ;)

                            Tag 18: Vom Col de Colombiere (wild) bis nach St. Etienne de Tinee (Campingplatz)
                            Der heutige Tag sollte ein kurzer werden, wollte ich doch an einem Übernachtungstipp an nächsten Tag übernachten und damit die Wanderung an diesem nicht zu kurz werden würde, machte ich in St. Etienne halt. Ich konnte schließlich auch gar nicht an diesem Ort vorbeigehen, erstreckte sich doch direkt neben dem Campingplatz ein kleiner Badesee, der mit Quellwasser gefüllt wurde. Bei den Temperaturen musste ich Halt machen. Der Camping war fast completo, so dass ich Glück hatte, so früh angekommen zu sein, um noch ein Plätzchen zu ergattern. Nach einem kleinen Bad im See und einem kleinen Stadtspaziergang erblickte ich bei meiner Rückkehr zum Campingplatz zwei mir bekannte Gestalten. Das französische Pärchen war auf Umwegen und vielen Autostopps auch hier angekommen. Marie, so der Name der Frau, hatte sich mittlerweile 5-Mark Stück große Blasen gelaufen, so dass sie nur unter Schmerzen weiterlaufen konnte. Die beiden hatten schließlich an dem von mir beschrieben See im Nationalpark übernachtet und den größten Teil des Weges getrampt. Froh mal wieder ein paar Worte auf Englisch wechseln zu können, gönnten wir uns eine Flasche Wein und machten uns einen schönen Abend.
                            Zuletzt geändert von mariodejaneiro; 30.01.2013, 18:50.

                            Kommentar


                            • ronaldo
                              Freak
                              Moderator
                              Liebt das Forum
                              • 24.01.2011
                              • 11937
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                              Hi,

                              die Schlange sieht mir sehr nach einer Kreuzotter aus, mit der ist nicht zu spaßen. Sie ist ein echtes Gewohnheitstier und überlässt dir nur ungern ihren gewohnten Sonnenplatz (?) am Felsen.
                              Auf welcher Höhe war das ungefähr? In den Alpen kommen Kreuzottern lt. Literatur bis zu 3.000mNN vor.
                              Kannst du die Länge schätzen?

                              Schöner Bericht übrigens... :-)

                              Gruß, Ronald

                              Kommentar


                              • simurgh
                                Fuchs
                                • 02.11.2011
                                • 1846
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                                Zitat von mariodejaneiro Beitrag anzeigen

                                Tyrannodraconis rex

                                Erschrocken entfernte ich mich zunächst einige Meter, um dann schließlich meine Kamera zu ergreifen und dieses Monster-Reptil auf Bild zu bekommen. Es gelang mir so halbwegs. Wenn jemand erkennen sollte, um was für eine Art von Schlange es sich handeln sollte, so möge es mir mitteilen. Ich denke, sie war auf jeden Fall hochgiftig, zmdst. Erzähle ich im Freundeskreis immer wieder gerne von diesem Aufeinandertreffen..
                                Die Schlange verzog sich schließlich – verängstigter als ich es war – zurück in die Wirrungen des zerklüfteten Felsens.
                                Ich gab mich dem Sonnenuntergang hin und genoss die Aussicht.
                                Ich denke, dein Tyrannodraconis rex hört auf "Vipère aspic" - die Aspisviper (Vipera aspis). Wenn man diesen Quellen glauben darf, gibt es im Mercantour NP nur diese Viper. Giftig, aber ein sehr schönes Tierchen!

                                http://atlas.parcsnationaux.org/merc...ge.asp?page=54
                                http://inpn.mnhn.fr/espece/inventaire/I216?lg=en

                                Übrigens: sehr schöne Tour ... hab's gerne gelesen.
                                >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

                                Kommentar


                                • mariodejaneiro
                                  Erfahren
                                  • 17.05.2009
                                  • 323
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                                  hallo ,
                                  es war so um die 2000 m herum. Anbei ein Link , da ist ein Video von dem Tierchen. Dachte echt die ganze Zeit, es wäre total harmlos gewesen....

                                  http://s1282.beta.photobucket.com/us...deec6.mp4.html

                                  jetzt bin ich mal gespannt...

                                  mariodejaneiro

                                  Kommentar


                                  • mariodejaneiro
                                    Erfahren
                                    • 17.05.2009
                                    • 323
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                                    oh ha nachdem ich das alles gelesen habe, wird mir ja gleich ganz anders....

                                    Kommentar


                                    • Atze1407
                                      Fuchs
                                      • 02.07.2009
                                      • 2425
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                                      Hallo mariodejaneiro,

                                      Es hat mir Spass gemacht, dich auf deiner Tour und für mich unbekannte Gegend, auf diesen Wege begleiten zu können.

                                      Ein sehr schöner Reisebericht, wie heron ja schon erwähnte. Auch von mir .

                                      Ich freue mich auf weitere Berichte von Dir.

                                      LG
                                      Atze1407
                                      Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                      Abraham Lincoln

                                      Kommentar


                                      • ronaldo
                                        Freak
                                        Moderator
                                        Liebt das Forum
                                        • 24.01.2011
                                        • 11937
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [FR] GR 5 von St. Gingolph nach Menton

                                        Hi nochmal,

                                        hab das gecheckt, simurgh hat offenbar recht... Aspisviper. Glückwunsch, sieht man nicht oft.
                                        Hier kannst du was drüber lesen, wenn du Lust hast: http://www.gifte.de/Gifttiere/pdf/2003-32-055.pdf.
                                        Und näxtes Mal vorsichtiger sein...

                                        Gruß, Ronald

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X