[DE] Die Harzreise frei nach Heine - Osterode Brocken Bad Harzburg

[Homer]

prolog:

Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, gehört dem Könige von Hannover...
Die Stadt selbst ist schön, und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.

inspiriert von diesen worten beschloss ich, auch mal ein paar tage göttinger stadtluft gegen harzer bergwind zu tauschen...

meine letzte wanderung war ja UH, diesmal wollte ich mit leichtem gepäck unterwegs sein.
so kam statt SL3 und nest nur das contrail in den ,,kleinen" rucksack, die zweitevamatte blieb zu hause, ebenso netbook, daunenjacke, ne menge eneloops und die dicke kamera.
nur beim futter kann ich nicht sparen - 3 kilo incl göttinger wurst erwiesen sich als eher knapp für einen ganzen und zwei halbe tage
mit 2l wasser kam ich diesmal auf ein startgewicht von 13kg - für meine verhältnisse extrem-UL

[Homer]

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tag1

mit der bahn ging es mittwoch vormittag von gö nach osterode, von wo aus ich kurz vor 11 losstapfte - zunächst mal nach osten auf dem rücken des acker entlang.
mittags machte ich freß- und cachepause an der schindelkopfköte, hier bot sich auch eine erste aussicht auf die sösetalsperre und das umliegende harzvorland.





weiter ging es ostwärts über den nassen weg - der machte seinem namen alle ehre, immer wieder gab es heftige schauer.
störte mich aber nicht, denn ich hatte diesmal einen trekkingschirm dabei, der blitzschnell am rucksackträger befestigt war.
das hardshellzeugs konnte so im sack bleiben und ich fröhlich weiter aufsteigen, ohne mich totzuschwitzen - top



weiter ging es über den ackerfastweg, vorbei an der seilerklippe und bizarren baumleichen.







an der hanskühnenburg wechselte ich auf die ostseite des acker, weiter ging es auf der ackerstraße.
jetzt blitzte auch immer mal wieder die sonne hervor.

womit ich gar nicht gerechnet hatte: die hirschbrunft war schon in vollem gange!!!
zu meiner linken röhrte es laut und vielstimmig - cool



eigentlich wäre die hubertushütte schon ein potentieller schlafplatz gewesen, aber auf der ackerstraße stand alle paar meter ein forstjeep - deren insassen wollte ich nicht zwingend begegnen, so machte ich nur ein paar blümiefotos und stieg hinab ins siebertal, wo bereits der indian summer anfing.





am bachlauf hatte ich mir eine weitere schutzhütte ausgekuckt, und diese war perfekt: groß, sauber, sichtgeschützt und mit fließendem wasser





noch ne halbe stunde bis sonnenuntergang, also baute ich schnell mein zelt auf und kochte mir abendessen - quinoa bolognese... lecker!



die nacht war unruhig - der coolen hirsche wegen hatte ich auf ohrenstöpsel verzichtet, aber die biester kamen immer näher und haben mächtig rumgebrunftet, dazu kam ein stetes knabbern aus richtung rucksack - eine maus hat einen reißverschlussbändsel vom rucksack gefressen und meine klopa-tüte perforiert
hätte schlimmer kommen können

[Homer]

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tag2

so lauschig meine hütte im tal am bach auch war - gegen morgen kam die kehrseite der medaille: nebel



ich konnte meine hand kaum vor augen sehen und alles war feucht:
zelt von innen und außen
tyvek-bivy von innen und außen
daunensack von innen und außen





aber dafür kam die sonne warm und kräftig über den berg, es versprach, ein schöner tag zu werden.
also packte ich die sachen klamm ein, um sie bei der nächsten pause zu trocknen.





nach einem guten frühstück wanderte ich an der sieber entlang nordwärts

Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schönsten Moosarten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Liebliche Kühle und träumerisches Quellengemurmel. Hier und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinab beugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges.

dann weiter am clausthaler flutgraben - auch dort röhrten die hirsche um die wette.



den oderteich ließ ich rechts liegen und machte mich auf in richtung brocken



besonders schön fand ich das bodebruch - und einen cache gab es dort auch noch



am frühen nachmittag kam ich auf dem brocken an - dort war es warm und fast windstill
erstmal freßpause auf einer bank mit blick auf den wurmberg



auch nach norden gute fernsicht

In der Tat, wenn man die obere Hälfte des Brockens besteigt, kann man sich nicht erwehren, an die ergötzlichen Blocksberggeschichten zu denken, und besonders an die große, mystische Nationaltragödie vom Doktor Faust.

homer und heinrich (ohne faust)



der abstieg führte mich über einen weg, den es nicht gab, und war doof.
den weg über schneeloch- und buchhorstklippenweg hatte ich mir vorher ausgesucht und gegoogelt.
mal hieß es, er sei so breit, daß man dort zu zweit nebeneinander gehen könne, mal hieß es, er sei fahrradtauglich und nur aus touriströmelenkgründen nicht offiziell ausgewiesen, auf etlichen karten war der weg eingezeichnet - faktisch war es ein besserer wildwechsel und mein ökogewissen fand mich sch****.



nach diesem unerfreulichen abstieg ging es über den gelben brink zu den zeterklippen, wo ich die abendsonne langsam hinterm brocken verschwinden sah.





zwanzig minuten vor sonnenuntergang war ich an einer boofe, baute schnell das zelt auf und schlüpfte rein.
f***, ich hatte vergessen, daß ich die sachen noch trocknen wollte - alles war klamm.
aber während des abendessens (quinoa bolognese) und kartenstudiums konnte ich dank der guten belüftung im tarptent und des auffrischenden windes den schlasa gut trockenbrüten.
der wind übertönte die hirsche und ich schlief schnell und tief ein.

[Homer]

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tag3

gegen vier weckte mich der wind, der mittlerweile fast zum orkan geworden war - 7 bft waren es um die zeit schon nebenan auf dem brocken.
da ich mich ausgeschlafen fühlte baute ich schnell ab und verzog mich zum frühstück in die - übrigens erneuerte - schutzhütte bei den kleinen zeterklippen. gegen 6 ging ich dann zurück zur großen zeter, um dort den sonnenaufgang zu erleben.
es war superwindig und ich musste mich oben ziemlich festklammern, aber die farben haben für alles entschädigt - schöööön







nachdem ich mich sattgesehen hatte ging es an der ilse entlang talwärts.
zunächst mal an der verdeckten ilse, die unter großen granitblöcken daherrauscht.



an der hamburger hütte machte ich ein paar fotos, dabei hätte mich eine böe fast umgehauen.
die armen radler, die mir bergauf entgegenkamen - auf dem brocken hatte es jetzt 9-10 bft.



weiter gings die ilse entlang

Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit, Naivetät und Anmut die Ilse sich hinunter stürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild empor zischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt, und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen.
Ja, die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre Diamanten!

ich bog nach westen ab ins große sandtal.
während ich das werk der borkenkäfer ablichtete fielen nacheinander zwei der baumleichen mit getöse um - auch cool
war da nich mal was mit zen und bäumen im wald?



schnell wanderte ich weiter, bevor mir noch was auf den kopf fiel, und erreichte die eckertalsperre, wo ich meine restlichen lebensmittel vertilgte - hätte etwas mehr sein dürfen









von der talsperre aus ging es zur abwechslung mal durch buchenwald nach bad harzburg, wo ich am frühen nachmittag den bahnhof erreichte.
eigentlich wollte ich hier noch ein paar caches suchen, aber die auf tourismus getrimmte stadt voller rentner hat mit gar nicht gefallen, da wollte ich lieber schnell weg.

[Homer]

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epilog

am bahnhof fiel mir auf, daß die beine meiner softshellhose mal wieder rasiert werden müssten - verdammt viele dornen unterwegs



statistik:

tag1 23km
tag2 26km
tag3 22km

2000 Hm

8 geocaches

[Pylyr]

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Schönes Ding...

[lina]

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Ja, gefällt

(... und mit Schirm, yesss!
– Ich sag ja immer, das Teil ist klasse, aber mir will das fast nie jemand glauben )

[Steinchen]

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Schöner Bericht, klasse Bilder. Der Morgentau und die toten Bäume und der Morgen an den Zeterklippen... Tausend schöne Momente

[blitz-schlag-mann]

Heimat rockt! Harz statt Honolulu!

Viele Grüße
Ingmar

[Prachttaucher]

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Sehr stimmungsvoller Bericht ! Wie ist das eigentlich mit der Ackerstraße, hat man da durchgängig Asphalt ? Bin nur mal ein kurzes Stück gegangen.

So schön die Hirsche röhren.... ich habe in den frühen Morgenstunden dann doch die Ohrstöpsel genommen. Dauernd aufwachen ist auch nichts. Die Maus hätte mich allerdings schon etwas beunruhigt.

[Homer]

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Wie ist das eigentlich mit der Ackerstraße, hat man da durchgängig Asphalt ? Bin nur mal ein kurzes Stück gegangen.

der abschnitt, den ich gegeangen bin, sah durchgehend so aus.
kein asphalt, aber schon recht befestigt.

[peter-hoehle]

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konnte ich dank der guten belüftung im tarptent und des auffrischenden windes den schlasa gut trockenbrüten.

schön ausgedrückt und kurzweilig.

Gruß Peter

[wait]

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Also die Verbindung mit Heine fand ich klasse... - tolle Idee.

[xsamel]

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Schöner Bericht!

Ernüchternd, was das Kondensproblem betrifft

[Pfad-Finder]

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Der beschriebene Abstieg vom Brocken - ich nehme den verbotenen Namen mal nicht in den Mund - ist in der ganz traditionellen Variante ein einspuriger Pfad bis nach ganz unten. Heute stößt er allerdings auf ungefähr halber Höhe auf einen ehemaligen Forstweg, der an Stempels Buche auf die Hermannstraße führt. Der Forstweg ist im unteren - sonnenbeschienenen Bereich - schon kräftig zugewachsen.

Witzigerweise wird dieser böse Weg in den "offiziellen Wanderkarten" der Landesvermessungsämter 1:50.000 von 2009 nach wie vor ausgewiesen, in der Westharz-Karte sogar namentlich.

[Prachttaucher]

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Anderer Jahrgang ? Auf meiner 2009er findet sich ein unbenannter Verbindungsweg vom Weg an den Zeterklippen zur Buchhorstklippe. Dann etwa 500 m nichts, bis der Fußweg zum Brocken folgt. So findet´s sich auch auf der Topo Deutschland. Von daher nicht so einladend...

[Outdoorfetischist]

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Toller Reisebericht! Insbesondere die literarischen Einspielungen sind sehr stimmig!

Schön außerdem, dass du mit dem Zelt gute Erfahrungen gemacht zu haben scheinst. Wünsche dir noch viel Spaß damit!

[Jack68]

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......geniale Fotos und toller Bericht! Danke!
Toll das Zelt in der Hütte!