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Mitreisende | |
Route:
Von Imst (Wenns) über den St. Leonharder- und den Rüsselsheimer Höhenweg nach Sölden.
Von Sölden über das Windachtal und den Tiroler Höhenweg nach Sterzing.
Von Sterzing über den Pfunderer Höhenweg, bzw. Pfunders nach Bruneck
Zeitraum:
07.08. - 20.08.2012
"Biwakieren stellt eine unerlaubte Sondernutzung des Bodens der und kann mit Geldstrafen von bis zu 250€ geahndet werden." So oder so ähnlich hatten wir vor Antritt unserer Reise die Warnungen aus verschiedenen Foren zum Thema biwakieren in den Alpen gelesen. Gleich vorab: Unsere Befürchtungen, von übermotivierten Förster*innen mit der Schrotflinte im Anschlag geweckt und um 250€ erleichtert zu werden, haben sich nicht im Geringsten bestätigt. Im Gegenteil: Auf allen Almen und Alpenvereinshütten, auf denen wir gefragt haben, ob es in Ordnung wäre, irgendwo auf ihrem Gelände zu schlafen, wurde unser Vorhaben freundlich begrüßt. Wir hatten uns im Vorfeld entschlossen auf der ganzen Reise - soweit es irgendwie möglich wäre - im Freien zu schlafen um die Natur ganz und nicht nur in einer "Light-Version" wahrzunehmen.
Diese Idee hatte natürlich den nicht zu verachtenden Nachteil, dass wir einfach ALLES, was wir 2 Wochen zum Leben brauchten, mitnehmen mussten. Schließlich reicht ein einfacher Hüttenschlafsack bei Weitem nicht aus. Unsere vorher geplanten Übernachtungsplätze lagen zum Teil über 2300m. So musste jedeR einen vollwertigen Schlafsack (Komfort-Temperatur 0°C), einen Biwaksack (vorzugsweise mit atmungsaktiver Membran) und eine Isomatte mitschleppen, die unangenehme Grasbüschel und den ein oder anderen Stein wegbügeln kann. Außerdem mussten wir unser eigenes Essen (nicht nur für Mittags, sondern auch Frühstück und Abendessen) mit uns herumtragen. Zusätzlich kam dann bei zweien von uns noch ein Gaskocher (inklusive Gaskartuschen) und jeweils ein Topf dazu.
Das Mehr an Freiheit, dass wir durch die Übernachtung im Biwak bekamen, erkauften wir uns aber gerne mit dem beschriebenen Mehr an Gewicht.
1. Tag:
Am Morgen des 1. Tages ging es mit dem vollgepackten Auto und voller Vorfreude aus dem Großraum Ulm in Richtung Alpen. Die Parkplatzssuche in Imst und Umgebung gstaltete sich allerdings recht schwierig, da wir das Auto schließlich längere Zeit stehen lassen wollten und nicht nur für zwei Stunden - für 2,40€. Schließlich fanden wir nahe der Kirche von Wenns (südlich von Imst) einen großen Parkplatz, auf dem die lange Standzeit kein Problem darstellte. Wir schulterten unsere 16kg schweren Rucksäcke und los ging das Abenteuer. Auf teils steilen, aber immer gut ausgebauten Wegen ging es hoch nach Jerzens, wo wir zum ersten Mal an einem Brunnen unsere Wassersäcke und Flaschen mit frischem Quellwasser auffüllen konnten.
Blick nach Süd-Westen ins Pitztal
Von Jerzens aus wanderten wir über Schön und Ritzenried nach Oberlehen, immer an der Pitze entlang durch beschauliche, zum Teil noch bäuerlich geprägte Dörfer. Ab dort begann der Aufstieg zum Ziel unserer ersten Etappe: der Ludwigsburger Hütte (ehem. Lehnerjochhütte) (1935m). Als wir dort ankamen waren wir schon leicht nervös, schließlich wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob unsere Idee - auf den Hütten zu Fragen, ob wir auf ihrem Gelände bwiakieren dürfen und im Gegenzug dafür z.B. dort frühstückten - aufgehen würde. Wie oben schon erwäht: Unser Vorhaben war überhaupt kein Problem und so schlugen wir unser Lager einige Meter abseits der Hütte auf und kochten uns auf dem Gaskocher Hirsebrei mit auf dem Weg selbst gesammelten Steinpilzen.
Abendstimmung am Schlafplatz
2. Tag:
Relativ spät am nächsten Morgen - um 8 Uhr - begann unser zweiter Wandertag mit einem leckeren Frühstück auf der Ludwigsburger Hütte. Die Hüttenwirtin interessierte sich für unsere Route und gab uns den Tipp, wir könnten ohne Probleme am (an den?) Luibisböden übernachten. Damit war unser Ziel für den heutigen Tag gesteckt. Laut Wegweisern lag eine 7 stündige Wanderung (bei bestem Wetter) vor uns. Wir nahmen wieder unsere nur unwesentlich leichter gewordenen Rucksäcke auf und begannen den Aufstieg zum Maurerköpf (2528m). Es ging auf schmalen Wegen durch Gras, Heidekraut und immer wieder durch kleine Geröllfelder langsam aber stetig bergauf - immer an der Westflanke des Geigenkamms entlang.
Einige Stellen auf dem Weg sind mit Ketten gesichert, jedoch für geübte Bergsteiger*innen auch ohne diese Sicherung problemlos zu bewältigen. Bei Nässe wäre der Weg - wegen den vielen rutschigen Grasbüscheln - allerdings wohl kein Vergnügen.
Nach einiger Anstrengung und einem guten Mittagessen im Freien erreichten wir am Nachmittag den Schoaßkogel, dessen Aussicht wesentlich besser ist, als der Name im ersten Moment suggeriert:
Hinter dem ersten breiten Bergrücken auf der linken Talseite liegt unser Tagesziel - der/die Luibisböden (ca. 2300m). An diesem Punkt der Wanderung waren wir noch zu 6. und von der Kondition bzw. der alpinen Erfahrung her sehr heterogen. Daher wurde aus dem prognostizierten 7 stündigen Marsch eine 9 stündige Wanderung, an deren Ende wohl allen die Füße so richtig weh getan haben. Dafür war der Tipp der Hüttenwirten Gold wert gewesen, an diesem Abend schliefen wir an einem der schönsten Plätze der gesamten Wanderung; sogar mit eigener Frischwasserversorgung und Badesee - leider nicht beheizt ...
An diesem Abend kosteten wir auch zum ersten mal von unserem Outdooressen, das wir als richtige Abenteurer*innen natürlich dabei hatten (Travellunch) Vorteil: Man hat die Portionen bzw. verschiedenen Gerichte abgepackt in Alu-Tüten, eine Doppelportion (die man bei Wanderhunger ohne Weiteres verdrücken kann) wiegt nur 250g und enthält ca. 1000kal. Die Packen müssen nur mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Nachteil: So eine Doppelpackung kostet 7€, die Tüten waren der Dauerbelastung in den Rucksäcken nicht ganz gewachsen und einige Packen zogen Wasser und so wirklich lecker war das Essen jetzt auch wieder nicht.
Am/an den Luibisböden waren wir jedoch sehr froh um ein ausgiebiges Mahl bei wunderschönem Abendlicht:
Unser Lagerplatz
Und die Aussicht
3. Tag:
Dieser Tag sollte einer der anstrengendsten der ganzen Tour werden. Unser Ziel war es von den Luibisböden über die Luibisscharte, das Sand-, das Breitlehn- und das Kapuzinerjöchl zur Rüsselsheimer Hütte (Neue Chemnitzer Hütte) (2328m) zu kommen. Leider weckte uns nicht wie gehofft die warme Morgensonne. Statt dessen wachten wir um 7 Uhr in einer dicken Nebelsuppe auf, die sich Gott sei Dank relativ schnell verzog, sodass wir den Aufstieg zur über 2900m hohen Luibisscharte -nach einem Energieriegel als kargem Frühstück - in Angriff nahmen. Von unserem Ausgangspunkt geht es steil bergauf in ein riesiges Geröllfeld. Darin quert man teils in mannshoher Blockkletterei, teils in losem Geröll hinauf zur Scharte. Wir empfanden den Weg - Dank unserer großen Rucksäcke - als recht anstrengend. Ein bisschen Vorerfahrung sollte man wohl auch mitbringen, die Strecke zur Luibisscharte ist aber an keiner Stelle ausgesetzt.
Aufstieg zur Luibisscharte
An einer windgeschützten Stelle schlugen wir unser Lager für das Frühstück auf. Die Idee nach dem Aufstehn nur einen Energieriegel zu essen und dann 1-2h zu gehen um erst dann zu frühstücken, hat sich auf der ganzen Wanderung bewährt. Man hat dann einfach am Nachmittag nicht so viel Hunger. Unsere windgeschützte Stelle bot auch noch ein Schneefeld, sodass wir unsere Wasservorräte schonen konnten, Schnee schmolzen und uns alle einen warmen Milchreis (Travellunch) genemigten. Nach dieser Stärkung ging es über das Sandjöchl (2828m) und das Breitlehnjöchl (2837m) weiter - meist durch lockeres Geröll und Schotterfelder - in einer Bilderbuch-Alpen-Mondlandschaft. Am Breitlehnjöchl ist Vorsicht geboten. Hier ist der letzte Abschnitt mit Ketten gesichert. Der Weg ist teils sehr steil und durch herumliegende Schieferplatten auch sehr rutschig. Unsere anfänglichen Wassersorgen für den Tag hatten sich an den immer wieder aus dem Berg sprudelnden Quellen gelöst. Nach dem abschließenden Kapuzinerjöchl (2710m) gelangten wir mit qualmenden Füßen zur Rüsselsheimer Hütte, auf der wir von einer sehr freundlichen Hüttenwirten begrüßt wurden. Auch hier war das Biwakieren unweit der Hütte kein Problem, zumal wir alle am Abend noch ein Abendessen und das ein oder andere Bier konsumierten.
Nach dieser Hammer-Etappe entschloss sich außerdem eine unserer Mitwandererinnen in Sölden auszusteigen, da ihr Erfahrung im alpinen Gelände und auch die Kondition fehlten.
Abends zog noch ein Schauer über die Hütte hinweg, sodass wir uns in der Hütte umzogen, die Isomatte sowie den Schlafsack in den Biwaksack stopften und nur noch ein kurzes Stück nach draußen liefen um unseren Schlafplatz zu finden. Unsere "Hoffnung" endlich einmal unsere Biwaksäcke im Regen testen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Kaum hatten wir uns hingelegt, klarte das Wetter auf.
4. Tag:
Am Morgen des 4. Tages hatte sich das Wetter merklich gebessert - was auch nötig war -, schließlich hatten wir an diesem Tag das Weißmaurachjoch (2953m) und und den Schwarzkogel (3016m) auf unserem Programm. Wir wollten oberhalb von Sölden im Wald übernachten, dann am nächsten Morgen in aller Frühe absteigen, in Sölden die Nahrungsvorräte auffrischen und dann die Konsumlandschaft so schnell wie möglich wieder verlassen.
Nach dem Frühstück und etwas Körperpflege in der Hütte begann dann also der 4. Wandertag mit dem Aufstieg zum Weißmaurachjoch. Von der Rüsselsheimer Hütte geht es nach Südosten zunächst gemächlich, dann steil bergauf. Wir passierten einen kleinen See oberhalb der Hütte, ab dann änderte sich das Gelände rapide. Kleine und schmierige Schieferplatten machten den Weg rutschig, außerdem wurde er immer steiler:
Das komplette letzte Stück des Aufstiegs ist mit Ketten gesichert - unpraktisch nur, dass diese genau in der Mitte des Weges angebracht ist, sodass man entweder direkt am Abgrund, oder direkt an der Wand, oder mit der Kette zwischen den Beinen laufen muss, was wohl alles nicht so ganz im Sinne der Erfinder*in sein wird. Beim Aufstieg zum Joch machten sich auch die ersten Erschöpfungserscheinungen bemerkbar - 4 Nächte im Biwaksack auf einer mehr oder weniger bequemen Isomatte gehen eben doch nicht spurlos an einem vorbei. Oben angekommen entschädigte allerdings das wunderschöne Bergpanorama:
Der Abstieg vom Weißmaurachjoch legt dann aber noch eins drauf. Wählt man den vorgesehenen Weg, muss man sich an einem Stahlseil eine ca. 3m hohe senkrechte "Wand" herunterlassen. Auf diese Kletterübung hatte nur einer aus unserer Gruppe Lust, wir - der Rest - entschlossen uns im daneben gelegenen Schotterfeld abzufahren.
Etwas weiter unten wartete dann wieder das Alpenparadies auf uns. Ein paar Schafe, grüne Wiesen und ein plätschernder Bergbach luden zum Verweilen ein. Das Wetter zeigte sich allerdings nicht von seiner besten Seite, immer wieder zogen drohend dunkle Wolken über uns hinweg. Deshalb entschlossen wir uns, die Route zu ändern und nicht über den Schwarzkogel zu gehen, sondern ins Pollestal (Richtung Norden) abzusteigen, auf einer Alm zu übernachten, nach Huben zu wandern und von dort aus die kurze Busfahrt nach Sölden über uns ergehen zu lassen.
Diese Entscheidung erwies sich wenig später als richtig. Kaum hatten wir den Fahrweg, der zur Alm hinabführt erreicht, begann es leicht zu tröpfeln, der richtige Schauer erreichte uns Gott sei Dank erst, als wir schon gemütlich bei Weißbier und Rührei in der Hütte saßen.
Auch hier war das Übernachten im Freien überhaupt kein Problem und so schlugen wir unser leicht feuchtes Nachtlager einige hundert Meter von der Alm entfernt auf. Nach einer heißen Tasse Tee und dem mehr oder weniger erfolglosen Versuch aus einer Zeltplane ein Tarp zu konstruieren lagen wir dann alle in unseren Biwaksäcken. Für alle überraschend klarte sich der Himmel wieder auf und wir konnten die ersten Sternschnuppen der Wanderung bewundern - es sollten bei Weitem nicht die letzten gewesen sein.
5. Tag:
Wie die letzten Tage wurden wir auch an diesem Morgen eher unsanft von einem Handywecker um 7 Uhr geweckt. Nach dem obligatorischen Müsliriegel begannen wir den Abstieg Richtung Huben, wo sich die zwei Mitwandererinnen, die hier ihre Wanderung beenden wollten/mussten, den Bus nach Imst, wir den Bus nach Sölden nehmen wollten. Nachdem wir über einen erlebnisarmen "Erlebnispfad" nach Huben abgestiegen waren, verabschiedeten wir uns und stiegen in den Bus nach Sölden, der voller Tagestourist*innen war, die uns argwöhnisch beäugten.
Sölden selbst war dann ein richtiger Kulturschock, überall Lärm, überall grelle Farben, überall Konsum, Konsum, Konsum, augenscheinlich besteht Sölden nur aus Sportgeschäften, Stripclubs und Sportkliniken - und: der Pizzeria "Suppentopf", die wir allerdings nur von außen in Augenschein nahmen.
Wir füllten unsere Nahrungsvorräte wieder auf und entschwanden im Windachtal in die Wälder ...
Impressionen:
... Fortsetzung folgt ...
Von Imst (Wenns) über den St. Leonharder- und den Rüsselsheimer Höhenweg nach Sölden.
Von Sölden über das Windachtal und den Tiroler Höhenweg nach Sterzing.
Von Sterzing über den Pfunderer Höhenweg, bzw. Pfunders nach Bruneck
Zeitraum:
07.08. - 20.08.2012
"Biwakieren stellt eine unerlaubte Sondernutzung des Bodens der und kann mit Geldstrafen von bis zu 250€ geahndet werden." So oder so ähnlich hatten wir vor Antritt unserer Reise die Warnungen aus verschiedenen Foren zum Thema biwakieren in den Alpen gelesen. Gleich vorab: Unsere Befürchtungen, von übermotivierten Förster*innen mit der Schrotflinte im Anschlag geweckt und um 250€ erleichtert zu werden, haben sich nicht im Geringsten bestätigt. Im Gegenteil: Auf allen Almen und Alpenvereinshütten, auf denen wir gefragt haben, ob es in Ordnung wäre, irgendwo auf ihrem Gelände zu schlafen, wurde unser Vorhaben freundlich begrüßt. Wir hatten uns im Vorfeld entschlossen auf der ganzen Reise - soweit es irgendwie möglich wäre - im Freien zu schlafen um die Natur ganz und nicht nur in einer "Light-Version" wahrzunehmen.
Diese Idee hatte natürlich den nicht zu verachtenden Nachteil, dass wir einfach ALLES, was wir 2 Wochen zum Leben brauchten, mitnehmen mussten. Schließlich reicht ein einfacher Hüttenschlafsack bei Weitem nicht aus. Unsere vorher geplanten Übernachtungsplätze lagen zum Teil über 2300m. So musste jedeR einen vollwertigen Schlafsack (Komfort-Temperatur 0°C), einen Biwaksack (vorzugsweise mit atmungsaktiver Membran) und eine Isomatte mitschleppen, die unangenehme Grasbüschel und den ein oder anderen Stein wegbügeln kann. Außerdem mussten wir unser eigenes Essen (nicht nur für Mittags, sondern auch Frühstück und Abendessen) mit uns herumtragen. Zusätzlich kam dann bei zweien von uns noch ein Gaskocher (inklusive Gaskartuschen) und jeweils ein Topf dazu.
Das Mehr an Freiheit, dass wir durch die Übernachtung im Biwak bekamen, erkauften wir uns aber gerne mit dem beschriebenen Mehr an Gewicht.
1. Tag:
Am Morgen des 1. Tages ging es mit dem vollgepackten Auto und voller Vorfreude aus dem Großraum Ulm in Richtung Alpen. Die Parkplatzssuche in Imst und Umgebung gstaltete sich allerdings recht schwierig, da wir das Auto schließlich längere Zeit stehen lassen wollten und nicht nur für zwei Stunden - für 2,40€. Schließlich fanden wir nahe der Kirche von Wenns (südlich von Imst) einen großen Parkplatz, auf dem die lange Standzeit kein Problem darstellte. Wir schulterten unsere 16kg schweren Rucksäcke und los ging das Abenteuer. Auf teils steilen, aber immer gut ausgebauten Wegen ging es hoch nach Jerzens, wo wir zum ersten Mal an einem Brunnen unsere Wassersäcke und Flaschen mit frischem Quellwasser auffüllen konnten.
Blick nach Süd-Westen ins Pitztal
Von Jerzens aus wanderten wir über Schön und Ritzenried nach Oberlehen, immer an der Pitze entlang durch beschauliche, zum Teil noch bäuerlich geprägte Dörfer. Ab dort begann der Aufstieg zum Ziel unserer ersten Etappe: der Ludwigsburger Hütte (ehem. Lehnerjochhütte) (1935m). Als wir dort ankamen waren wir schon leicht nervös, schließlich wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob unsere Idee - auf den Hütten zu Fragen, ob wir auf ihrem Gelände bwiakieren dürfen und im Gegenzug dafür z.B. dort frühstückten - aufgehen würde. Wie oben schon erwäht: Unser Vorhaben war überhaupt kein Problem und so schlugen wir unser Lager einige Meter abseits der Hütte auf und kochten uns auf dem Gaskocher Hirsebrei mit auf dem Weg selbst gesammelten Steinpilzen.
Abendstimmung am Schlafplatz
2. Tag:
Relativ spät am nächsten Morgen - um 8 Uhr - begann unser zweiter Wandertag mit einem leckeren Frühstück auf der Ludwigsburger Hütte. Die Hüttenwirtin interessierte sich für unsere Route und gab uns den Tipp, wir könnten ohne Probleme am (an den?) Luibisböden übernachten. Damit war unser Ziel für den heutigen Tag gesteckt. Laut Wegweisern lag eine 7 stündige Wanderung (bei bestem Wetter) vor uns. Wir nahmen wieder unsere nur unwesentlich leichter gewordenen Rucksäcke auf und begannen den Aufstieg zum Maurerköpf (2528m). Es ging auf schmalen Wegen durch Gras, Heidekraut und immer wieder durch kleine Geröllfelder langsam aber stetig bergauf - immer an der Westflanke des Geigenkamms entlang.
Einige Stellen auf dem Weg sind mit Ketten gesichert, jedoch für geübte Bergsteiger*innen auch ohne diese Sicherung problemlos zu bewältigen. Bei Nässe wäre der Weg - wegen den vielen rutschigen Grasbüscheln - allerdings wohl kein Vergnügen.
Nach einiger Anstrengung und einem guten Mittagessen im Freien erreichten wir am Nachmittag den Schoaßkogel, dessen Aussicht wesentlich besser ist, als der Name im ersten Moment suggeriert:
Hinter dem ersten breiten Bergrücken auf der linken Talseite liegt unser Tagesziel - der/die Luibisböden (ca. 2300m). An diesem Punkt der Wanderung waren wir noch zu 6. und von der Kondition bzw. der alpinen Erfahrung her sehr heterogen. Daher wurde aus dem prognostizierten 7 stündigen Marsch eine 9 stündige Wanderung, an deren Ende wohl allen die Füße so richtig weh getan haben. Dafür war der Tipp der Hüttenwirten Gold wert gewesen, an diesem Abend schliefen wir an einem der schönsten Plätze der gesamten Wanderung; sogar mit eigener Frischwasserversorgung und Badesee - leider nicht beheizt ...
An diesem Abend kosteten wir auch zum ersten mal von unserem Outdooressen, das wir als richtige Abenteurer*innen natürlich dabei hatten (Travellunch) Vorteil: Man hat die Portionen bzw. verschiedenen Gerichte abgepackt in Alu-Tüten, eine Doppelportion (die man bei Wanderhunger ohne Weiteres verdrücken kann) wiegt nur 250g und enthält ca. 1000kal. Die Packen müssen nur mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Nachteil: So eine Doppelpackung kostet 7€, die Tüten waren der Dauerbelastung in den Rucksäcken nicht ganz gewachsen und einige Packen zogen Wasser und so wirklich lecker war das Essen jetzt auch wieder nicht.
Am/an den Luibisböden waren wir jedoch sehr froh um ein ausgiebiges Mahl bei wunderschönem Abendlicht:
Unser Lagerplatz
Und die Aussicht
3. Tag:
Dieser Tag sollte einer der anstrengendsten der ganzen Tour werden. Unser Ziel war es von den Luibisböden über die Luibisscharte, das Sand-, das Breitlehn- und das Kapuzinerjöchl zur Rüsselsheimer Hütte (Neue Chemnitzer Hütte) (2328m) zu kommen. Leider weckte uns nicht wie gehofft die warme Morgensonne. Statt dessen wachten wir um 7 Uhr in einer dicken Nebelsuppe auf, die sich Gott sei Dank relativ schnell verzog, sodass wir den Aufstieg zur über 2900m hohen Luibisscharte -nach einem Energieriegel als kargem Frühstück - in Angriff nahmen. Von unserem Ausgangspunkt geht es steil bergauf in ein riesiges Geröllfeld. Darin quert man teils in mannshoher Blockkletterei, teils in losem Geröll hinauf zur Scharte. Wir empfanden den Weg - Dank unserer großen Rucksäcke - als recht anstrengend. Ein bisschen Vorerfahrung sollte man wohl auch mitbringen, die Strecke zur Luibisscharte ist aber an keiner Stelle ausgesetzt.
Aufstieg zur Luibisscharte
An einer windgeschützten Stelle schlugen wir unser Lager für das Frühstück auf. Die Idee nach dem Aufstehn nur einen Energieriegel zu essen und dann 1-2h zu gehen um erst dann zu frühstücken, hat sich auf der ganzen Wanderung bewährt. Man hat dann einfach am Nachmittag nicht so viel Hunger. Unsere windgeschützte Stelle bot auch noch ein Schneefeld, sodass wir unsere Wasservorräte schonen konnten, Schnee schmolzen und uns alle einen warmen Milchreis (Travellunch) genemigten. Nach dieser Stärkung ging es über das Sandjöchl (2828m) und das Breitlehnjöchl (2837m) weiter - meist durch lockeres Geröll und Schotterfelder - in einer Bilderbuch-Alpen-Mondlandschaft. Am Breitlehnjöchl ist Vorsicht geboten. Hier ist der letzte Abschnitt mit Ketten gesichert. Der Weg ist teils sehr steil und durch herumliegende Schieferplatten auch sehr rutschig. Unsere anfänglichen Wassersorgen für den Tag hatten sich an den immer wieder aus dem Berg sprudelnden Quellen gelöst. Nach dem abschließenden Kapuzinerjöchl (2710m) gelangten wir mit qualmenden Füßen zur Rüsselsheimer Hütte, auf der wir von einer sehr freundlichen Hüttenwirten begrüßt wurden. Auch hier war das Biwakieren unweit der Hütte kein Problem, zumal wir alle am Abend noch ein Abendessen und das ein oder andere Bier konsumierten.
Nach dieser Hammer-Etappe entschloss sich außerdem eine unserer Mitwandererinnen in Sölden auszusteigen, da ihr Erfahrung im alpinen Gelände und auch die Kondition fehlten.
Abends zog noch ein Schauer über die Hütte hinweg, sodass wir uns in der Hütte umzogen, die Isomatte sowie den Schlafsack in den Biwaksack stopften und nur noch ein kurzes Stück nach draußen liefen um unseren Schlafplatz zu finden. Unsere "Hoffnung" endlich einmal unsere Biwaksäcke im Regen testen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Kaum hatten wir uns hingelegt, klarte das Wetter auf.
4. Tag:
Am Morgen des 4. Tages hatte sich das Wetter merklich gebessert - was auch nötig war -, schließlich hatten wir an diesem Tag das Weißmaurachjoch (2953m) und und den Schwarzkogel (3016m) auf unserem Programm. Wir wollten oberhalb von Sölden im Wald übernachten, dann am nächsten Morgen in aller Frühe absteigen, in Sölden die Nahrungsvorräte auffrischen und dann die Konsumlandschaft so schnell wie möglich wieder verlassen.
Nach dem Frühstück und etwas Körperpflege in der Hütte begann dann also der 4. Wandertag mit dem Aufstieg zum Weißmaurachjoch. Von der Rüsselsheimer Hütte geht es nach Südosten zunächst gemächlich, dann steil bergauf. Wir passierten einen kleinen See oberhalb der Hütte, ab dann änderte sich das Gelände rapide. Kleine und schmierige Schieferplatten machten den Weg rutschig, außerdem wurde er immer steiler:
Das komplette letzte Stück des Aufstiegs ist mit Ketten gesichert - unpraktisch nur, dass diese genau in der Mitte des Weges angebracht ist, sodass man entweder direkt am Abgrund, oder direkt an der Wand, oder mit der Kette zwischen den Beinen laufen muss, was wohl alles nicht so ganz im Sinne der Erfinder*in sein wird. Beim Aufstieg zum Joch machten sich auch die ersten Erschöpfungserscheinungen bemerkbar - 4 Nächte im Biwaksack auf einer mehr oder weniger bequemen Isomatte gehen eben doch nicht spurlos an einem vorbei. Oben angekommen entschädigte allerdings das wunderschöne Bergpanorama:
Der Abstieg vom Weißmaurachjoch legt dann aber noch eins drauf. Wählt man den vorgesehenen Weg, muss man sich an einem Stahlseil eine ca. 3m hohe senkrechte "Wand" herunterlassen. Auf diese Kletterübung hatte nur einer aus unserer Gruppe Lust, wir - der Rest - entschlossen uns im daneben gelegenen Schotterfeld abzufahren.
Etwas weiter unten wartete dann wieder das Alpenparadies auf uns. Ein paar Schafe, grüne Wiesen und ein plätschernder Bergbach luden zum Verweilen ein. Das Wetter zeigte sich allerdings nicht von seiner besten Seite, immer wieder zogen drohend dunkle Wolken über uns hinweg. Deshalb entschlossen wir uns, die Route zu ändern und nicht über den Schwarzkogel zu gehen, sondern ins Pollestal (Richtung Norden) abzusteigen, auf einer Alm zu übernachten, nach Huben zu wandern und von dort aus die kurze Busfahrt nach Sölden über uns ergehen zu lassen.
Diese Entscheidung erwies sich wenig später als richtig. Kaum hatten wir den Fahrweg, der zur Alm hinabführt erreicht, begann es leicht zu tröpfeln, der richtige Schauer erreichte uns Gott sei Dank erst, als wir schon gemütlich bei Weißbier und Rührei in der Hütte saßen.
Auch hier war das Übernachten im Freien überhaupt kein Problem und so schlugen wir unser leicht feuchtes Nachtlager einige hundert Meter von der Alm entfernt auf. Nach einer heißen Tasse Tee und dem mehr oder weniger erfolglosen Versuch aus einer Zeltplane ein Tarp zu konstruieren lagen wir dann alle in unseren Biwaksäcken. Für alle überraschend klarte sich der Himmel wieder auf und wir konnten die ersten Sternschnuppen der Wanderung bewundern - es sollten bei Weitem nicht die letzten gewesen sein.
5. Tag:
Wie die letzten Tage wurden wir auch an diesem Morgen eher unsanft von einem Handywecker um 7 Uhr geweckt. Nach dem obligatorischen Müsliriegel begannen wir den Abstieg Richtung Huben, wo sich die zwei Mitwandererinnen, die hier ihre Wanderung beenden wollten/mussten, den Bus nach Imst, wir den Bus nach Sölden nehmen wollten. Nachdem wir über einen erlebnisarmen "Erlebnispfad" nach Huben abgestiegen waren, verabschiedeten wir uns und stiegen in den Bus nach Sölden, der voller Tagestourist*innen war, die uns argwöhnisch beäugten.
Sölden selbst war dann ein richtiger Kulturschock, überall Lärm, überall grelle Farben, überall Konsum, Konsum, Konsum, augenscheinlich besteht Sölden nur aus Sportgeschäften, Stripclubs und Sportkliniken - und: der Pizzeria "Suppentopf", die wir allerdings nur von außen in Augenschein nahmen.
Wir füllten unsere Nahrungsvorräte wieder auf und entschwanden im Windachtal in die Wälder ...
Impressionen:
... Fortsetzung folgt ...
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