[GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

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    [GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

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    Kurztrip im Saos-Gebirge, August 2012

    Hier ein Bericht über eine kurze Wanderung im Saos-Gebirge auf der nordgriechischen Insel Samothraki. Da der Bericht recht unspektakulär ist, habe ich ein paar mehr Fotos reingestellt. (Bei den Panoramen müsst ihr zweimal klicken )


    Da geht es hoch.

    Diesen Sommer hatte ich als Teil meines Griechenlandurlaubs eine dreitägige Kammwanderung langs des Saos-Gebirges auf der nordgriechischen Insel Samothraki geplant. Samothraki liegt ganz im Nordosten der Ägäis in Sichtweite der Türkei. Die Insel ist von Alexandropoulis erreichbar und besteht zu knapp zwei Dritteln aus Gebirge.

    Da ich bisher noch keine längere Wanderung bei Hitze gemacht habe, hatte ich mir natürlich allerlei Gedanken um die Ausrüstung gemacht. Welchen Schlafsack sollte ich nehmen, brauche ich ein Tarp zum Schlafen oder als Sonnenschutz, was mache ich in der Mittagshitze und vor allem wo bekomme ich Wasser her und wieviel nehme ich davon mit? Letztendlich entschied ich mich für das Tarp als Sonnenschutz und ein Seideninlett als Schlafsack. An Wasser wollte ich sechs Liter mitnehmen, um das Absteigen auf Wasser führende Höhen zu minimieren.

    Nachdem ich schon knapp eine Woche mit meiner Familie auf der Insel war und wir schon eine familienfreundliche, geführte Bergtour bemacht hatten, nahm ich mir vor den ersten Teil meiner geplanten Tour auf einem kleinen vorbereitenden Spaziergang auszukundschaften.

    Los ging es von Alonia zum Hauptort der Insel, Chora, auf einer Betonstraße. Kurz vor dem Ort wanderte ich dann beim Sportplatz rechts eine Fahrstraße entlang, um dann nach 1,5 km einem alten, ausgewaschenen Fahrweg bergan zu folgen. Direkt neben dem Weg wachsen anfangs richtige Pfefferminzwiesen, die sich dann mit zunehmender Höhe verlieren und Oregano und Thymian weichen. Die zahlreichen halbverwilderten Ziegen auf der Insel fressen alles, was nicht über Dornen oder ätherische Öle verfügt gnadenlos nieder. Ab rund 600 HM beginnen majestätische Eichenwälder. Der stark geröllige und ausgewaschene Weg, dem ich folgte endet bei 800 HM und wurde gebaut, um Wasser aus den Bergen in die Dörfer zu leiten. Das Wasser wird durch ein Rohr von circa 15 cm Durchmesser geleitet, das ab und an freigespült ist und aus der Erde gluckernde und grollende Geräusche von sich gibt. An mehreren Stellen gibt es ein Loch im Rohr und Wasser sprudelt in einer kleinen Fontäne aus dem Weg. Am Wegende angekommen leiten Pfadmarkierungen weiter auf den 1600 Meter hohen Fengari. Doch hier drehte ich nach rund anderthalb Stunden um und ging wieder zurück. Im oberen Teil hat der Weg einige Kehren. Ich bin unaufmerksam und rutsche dort im Geröll nach vorne weg. Dabei überdehne ich mir ein Knie. „O Mann, hoffentlich ist das nichts Schlimmes“, denke ich. Doch nach dem ersten Schock stehe ich auf und kann mit einem leichtem Ziehen im Knie wieder nach dem Dorf Alonia zurück laufen.

    Dort angekommen wird es aber in Ruhestellung so schlimm, dass ich es nun gar nicht mehr bewegen kann und mit einer Schmerztablette den Rest des Tages im Bett verbringen muss. Die weiteren fünf Tage kann ich mich mehr oder weniger humpelnd am Stock fortbewegen. Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt angekommen. Wochenlang hatte ich mich auf die Tour gefreut und bei der Tourplanung ist man ja auch schon ein bisschen on Tour. Nun war unklar, ob ich überhaupt noch eine Tour im Urlaub machen konnte.

    In der letzten Urlaubswoche hatte sich dann mein Knie glücklicherweise so gebessert, dass ich mich zumindest für eine Besteigung des Agios Giorgios (1455 m) loseisen konnte.


    Hier musste ich verschnaufen.


    Da Vollmond war und ich den ersten Teil des Weges schon kannte, hatte ich mich entschieden in die Nacht hinein zu laufen. Endlich konnte es nun losgehen, nun ja, nach ein paar Minuten merkte ich, dass ich meine Kamera vergessen hatte und musste noch mal zurück. Gegen neun ging die Sonne unter und ich lief im Vollmondlicht weiter. Irgendwann kam ich auf die Idee zu testen, ob meine Stirnlampe nicht doch ein besserer Begleiter auf dem Weg wäre als der Vollmond. Augen leuchteten mir aus dem nächsten Busch entgegen, so dass ich doch lieber beim wirklich ausreichenden Vollmond weiter ging. Sonst käme man ja noch auf die abwegige Idee, dass hinter jedem Busch irgendein wildes Tier auf einen lauert. Gegen halb elf war ich an meinem anvisierten Lager eingetroffen. Ich überlegte kurz, ob ich noch weiter gehen sollte. Das Licht war toll, es war ruhig, nicht zu heiß. Doch ich war mir nicht sicher, ob ich weiter oben noch einen ebenen Schlafplatz finden würde und außerdem war der Aufstieg zum Gipfel weglos. So suchte ich mir einen windgeschützten Platz, aß mein Müsli und genoss den Ausblick auf das Meer und die Stille. Im Lauf der Nacht setzte mir später der Wind zu. Mein Seideninlett war dann doch zu luftig und erst später kam ich auf die Idee mich noch zusätzlich in die Rettungsdecke einzuwickeln.


    Seht ihr den Bergschatten in der Ebene?

    Mit Sonnenaufgang stand ich auf. An einem Brunnen für die Ziegen füllte ich meine Wasserflaschen und machte mich an den Aufstieg über die Südostflanke des Agios Giorgios. Nach einer halben Stunde Anstieg kamen die ersten Zweifel auf, ob ich denn fit genug sei für den Aufstieg. Zusätzlich hatte ich Probleme mit meiner Ferse und meinen neuen Lowas in Größe 49 – nachdem ich zuletzt im Frühjahr zu kleine Schuhe mit den einschlägigen Problemen hatte. Nach einer längeren Pause unter einer Eiche ging es dann aber weiter. Es war wohl nur zu wenig Schlaf in der Nacht.


    Der Kamm im Hintergrund wirft den Schatten.




    Blick auf den Fährhafen Kamariotissa.



    Der einzige Teil der Insel auf dem im größeren Massstab Getreide angebaut wird.

    Bis rund 1000 HM geht es durch alten Eichenwald stetig bergauf. Mehr als einmal bin ich ganz benebelt vom atemberaubenden Duft des Thymians. Dadurch, dass auf der Insel überall halbwilde Ziegen frei herumlaufen, gibt es überall von den Tieren ausgetretene Trampelpfade zwischen Dornenbüschen, Wacholder und Thymian. Irgendwann bin ich oberhalb der Baumgrenze und es wird felsiger. Die Steine sind mit Flechten bewachsen und überall liegen bizarr geformte verblichene Hölzer. Der Aufstieg über die Südostflanke war eine gute Entscheidung, denn so steige ich bis kurz vor dem Gipfel im Schatten auf.






    Blümerante Thymianwiese kurz vor dem Gipfel.

    Unterhalb des Gipfels ist es aber gegen 10 Uhr damit vorbei und ich muss noch eine üppige Thymianwiese überqueren, um ganz nach oben zu kommen. Dort erwartet mich der Blick auf den Fährhafen Kamariotissa und den Teil des Gebirges, den ich eigentlich begehen wollte. Mein GPS zeigt 1460 Höhe an. Ein Blick auf meinen anfangs weiter geplanten Weg lässt mich jedoch zweifeln, ob ich den weiteren Weg von hier aus gemeistert hätte. Zum nächsten Gipfel scheint es einige Kletterpassagen zu geben und die steil begehbaren Passagen dorthin sind auch nur geschätzte 10-15 Meter breit und fallen dann senkrecht nach unten ab. Ohne Sicherung nichts für mich.





    Die Säule markiert nicht den Gipfel. Vielleicht haben es die Griechen nicht weiter geschafft?



    Hier hätte ich weiter gemusst bei meiner geplanten Kammtour.

    Beim Abstieg lasse ich mich von meinem GPS leiten. Denn anders als beim gegenüberliegenden Ai Lias, den ich in den Vorjahren schon zweimal bestiegen habe, ist die Orientierung beim Abstieg nicht immer klar gegeben, so dass ich die Maschine zur Hilfe nehme. Jetzt kommen die Stöcke zum Einsatz, denn ich will nicht wieder unglücklich ausrutschen.


    Abstieg durch wunderschöne Eichenhaine.




    Da ging es runter.





    Warum wächst der Stamm nicht gerade?

    Zwischenzeitlich war der Schatten weg und der gesamte Rückweg lag in der Sonne. Kurz bevor ich wieder auf den Fahrweg kam sammelte ich noch ein paar Kräuter. Dort entdecke ich verbleichte Ziegenknochen, die ein gutes Fotomotiv abgeben. Mit dem Abstieg wird es immer heißer und ich bin froh, dass ich nach Gekletter über Zäune endlich meine Unterkunft erreiche.


    Eine Ziege, die nicht von Menschen gegessen wurde.

    Bildunterschriften hinzugefügt, 26. August
    Zuletzt geändert von welzijn; 26.08.2012, 16:13.

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    #2
    AW: [GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

    Das scheint eine interessante Insel zu sein, die du hier vorstellst. Danke dafür. ich habe das aber erst beim Nachschmökern festgestellt. Du scheinst nicht das erste mal dort unterwegs zu sein, daher mein Interesse an den dort vorkommenden Tieren und Pflanzen.
    Wie sieht es mit Wanderkarten und mit markierten Wanderwegen aus? Sprichst du griechisch?
    Diese Ziegen, ist das nun die wilde Stammform der Hausziegen... sind die scheu... hast du Fotos davon?
    Welche Arten von Giftschlangen gibt es noch in den 800m hohen Steilwänden?

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      #3
      AW: [GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

      - Mit den Pflanzen kann ich dir nicht weiter helfen.

      - Als ich jetzt da war, war in unserer Unterkunft auch ein Ornithologe und "Mann mit Kescher", der sich häufig abgemacht hat, um Insekten zu fangen und Vögel zu beobachten. Es gibt zahlreiche Libellen auf der Insel. Gesehen habe ich u.a. Schildkröten, Gekkos, 2 Schlangen (kleine Ringelnatter und eine andere 1 Meter lange) sowie die samothrakische Riesenwespe.

      - Wanderkarten gibt es keine brauchbaren. Da musst du dich mit openstreetmap oder google earth behelfen. Markierte Wege gibt es nur drei. Zwei davon zum Hauptgipfel Fengari und einen zum und am Fluss Phonias entlang.

      - Von den Ziegen habe ich keine guten Fotos. Scheu sind diese zwar, aber viele sind nur halb verwildert und tragen Glöckchen, auch wenn sie oben auf den Gipfeln sind. Da freut man sich endlich oben zu sein, aber die Ziegen sind schon da .

      - Griechisch spreche ich nicht. Ist aber auf der Insel nicht nötig. Es gibt viele "Hippies" die wild an der Nordostseite der Insel am Fluss campen. Darauf haben sich die Inselbewohner eingestellt. Auch gibt es 2 kleine Hotels neben mehreren Pensionen.

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        #4
        AW: [GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

        Hotel brauchen wir ja sicher nicht, höchstens am Abreisetag.
        Aber wie kommt man am besten dahin? Ist Direktflug möglich?

        Angeblich soll es noch die Bazoarziegen als Wildtiere dort geben.
        Von den Giftschlangen könnten Bergotter möglicherweise vorkommen.
        Die Kescher der Schlangenfreunde sehen entomologischem Gerät (Schmettikäschern) etwas ähnlich.

        Interessant wäre die Geschichte der Insel. Die Insel hat bis 1945 formell noch zu Bulgarien gehört. Dann haben die Russen wohl geschlafen.
        als die Karten neu vergeben wurden
        Bei der Schlangeninsel (vormals Rumänien gehörend) waren sie zumindest zur Stelle, als Frau Anna Pauker diese für immer an die Russen verscherpelt hat. Heute bohrt man dort nach Öl.

        Danke aber noch einmal für deine Infos.
        Ich würde mich freuen, wenn sich hier mal ein Spezialist für Grieschenland und den Archipel herum zu erkennen gibt.
        Zuletzt geändert von Abt; 23.08.2012, 01:49.

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          #5
          AW: [GR] Kurztrip auf der griechischen Insel Samothraki

          Direktflüge gibt es nicht. Auf der Insel gibt es keinen Flughafen, nur die Fähre, die in der Regel einmal täglich verkehrt und 14,70 pro Nase kostet. Am günstigsten ist es nach Thessaloniki zu fliegen und von dort mit dem Bus (schnell+teurer) oder der Bahn (billig+langsam) weiter zum Fährhafen Alexandropoulos zu fahren und dann rüber zur Insel zu kommen. Theoretisch ist dies an einem Tag möglich, meistens ist aber eine Übernachtung irgendwo fällig.

          Direktflüge gibt es auch nach Kavala, die sind mir aber - wie ein Flug nach Alexpolis - zu teuer.

          Das mit dem Wildziegen habe ich auch im Netz gelesen, ich kann es mir aber nur schwer vorstellen. die werden sich wahrscheinlich schon über Generationen mit den ausgewilderten Hausziegen gepaart haben.

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