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Untwegs auf dem Crête des Vosges, GR53/GR5.
Ich möchte hier von meiner Durchquerung der Vogesen schreiben, auf dem Vogesenkammweg, welcher wohl alles andere als ein Kammweg ist.
Ich war 12 Tage unterwegs und hatte 400 Kilometer zu bewältigen. Ich lief (fast) immer von Sonnenauf - bis Sonnenuntergang. Wieviele Höhenmeter der Weg genau hat kann ich so leider garnicht sagen.
Aber jeder der den Weg bisher lief kann wohl bestätigen das es anscheinend unendlich viele sein müssen. Mindestens genauso viele wie Steine und Felsbrocken auf dem Weg liegen.
Ich werde in 11 Teilen über meine Tour berichten. Also wird es ab und an einene neuen Teil geben.
Teil 1
Ich fange nun einmal mit dem Schluß an. Zumindest was meine Gefühle über diese Tour betrifft.
Ich wollte eigentlich keinen Reisebericht schreiben, da meine Gefühle sehr gemischt waren als ich nach 12 Tagen wieder zu hause war.
Woran lag es? Ich denke das ich meine Grenzen gefunden hatte, es Momente gab in denen das Glück nicht unbedingt auf meiner Seite schien.
Aber wenn man so daheim sitzt, sich die Fotos anschaut, dann überwiegen doch die schönen Erinnerungen.
So habe ich mich nun entschieden jeden Teil haben zu lassen der es möchte.
Am 26.05.2012 fuhr ich mit dem Zug nach Wissembourg, eine kleine Stadt an der Deutsch- Französischen Grenze.
Als die Sicht plötzlich den Blick auf die Berge freigab stellte sich wieder dieses Gefühl ein was ich schon kannte, wenn man nun auf einmal sieht was auf einen zukommt. Berge erklimmen in der Hitze des Tages und eine Vorahnung des erschöpft seins, wenn man dann endlich oben angekommen nur noch alles von sich werfen will.
Dabei kann nicht jeder Berg mit einer wunderbaren Aussicht entlohnen. So nimmt man sich die Leistung als solches, es bis hier hinauf geschafft zu haben und wenigstens ein Schild vorzufinden, auf dem steht wie hoch man sich nun eigentlich über dem Meeresspiegel befindet. 507 Meter über Null. Fünfhundertsieben!!! Füüüünnnnfhundertsiiiiiiiieeeebeeeeeeennnnn?????
Und dafür habe ich mir fast die Lunge aus dem Leib gekotzt? Literweise Schweiß verströmt?
Das Gewicht des Rucksackes welches mich fast erdrückte und mich meiner Sinne beraubte für geradeeinmal 507 Meter über dem Meeresspiegel?
Meine Wohnung liegt ja sogar höher als dieser Gipfel und keine Spur von Erschöpfung wenn ich zu Fuß nach hause den letzten kleinen Berg hinauf gehe.
Genau das war es was mich die nächsten knapp 2 Wochen erwarten sollte.
Berge hinauf klettern um dann wieder in endlos tiefe Täler hinab zu steigen wo dann der nächste, noch höhere Berg auf mich wartete.
Tja, Pech gehabt Freundchen. Du hast es ja selber so gewollt. Da mußt du jetzt durch du Schlaffi, du Lusche, du Looser. Auf gehts!
In Wissembourg besorgte ich mir noch eine Telecarte mit der ich mich ab und an zu hause melden wollte, sofern der Weg an einer Telefonzelle
vorbei führte, was er eigentlich doch sehr häufig tat. Also ging es Punkt 12 Uhr mittags los.
Erst vorbei in einem kleinen Park an einem Flüsschen und der Stadtmauer entlang. Dann weiter bis zu einem Wegweiser. Obersteinbach 7h 50mn.
Das sollte ja wohl zu schaffen sein?
Es ist etwas gewöhnungsbedürftig wenn man stets Kilometerangaben vor sich hat, aber nun nach Zeitvorgaben gehen muß.
Gleich mal vorab. Oft habe ich sie nicht wirklich geschafft aber dann doch annähernd. Oft war ich über der Zeit, aber es gab auch Momente da war ich sogar schneller.
Der Weg führte schon in Wissembourg über Straßen durch Wohngebiet und dann auf Feld und Forststraßen bergan. Irgendwann wurde der Weg zu einem Pfad und es dauerte nicht lange,
da ging es noch steiler bergan. Der erste Berg der Tour, welchen ich unter all den schon beschriebenen Qualen dann glücklich erreichte.
Oben stand eine Abri, eine geschlossene Schutzhütte aus Stein gebaut. Also erstmal den Rucksack abwerfen und etwas trinken, denn die Hitze war unerträglich.
Kurz nachdem ich mich ins Hüttenbuch eingetragen hatte vernahm ich mein erstes "Bonjour".
Ein "Trailpfleger", welcher für die Ordnung in dieser Abri verantwortlich war betrat mit seinem Kaiserbart die Hütte. Mir ging noch nicht so recht ein Bonjour von den Lippen.
Deshalb grüßte ich mit "Hallo". Darauf folgte ein Gespräch mit ihm, denn ich wollte mal ganz konkret wissen ob es denn erlaubt sei hier in dieser Abri zu nächtigen.
Er sagte mir das es natürlich erlaubt wäre und er mit vielen Leuten an diesen Pfingstsamstag rechnete. Ich erzählte ihm von meinem Start und das ich anderthalb Stunden bis hier benötigt hatte.
Er war sehr erstaunt über die Leistung, aber meine Beine sagten mir etwas anderes. Er fragte mich wie ich die Ausschilderung des Weges fand und das er zuständig für alle Wegschilder bis Obersteinbach sei.
Ja bis dahin war ja auch alles prima konnte ich nur bestätigen. Aber es sollte manchmal auch anders kommen.
Ich verabschiedete mich von ihm und zog weiter Richtung Climbach dem nächsten Ort durch den ich laufen mußte. Leider verlief hier der Weg auch nach dem Ort direkt auf einer sehr breiten Straße,
welche zum Glück an dem Tag nicht sehr befahren war. Dann ging es weiter bis Petit Wingen und dort dann leider ebenfalls etwas länger auf einer Straße entlang. Dann wieder in den Wald,
mußte ich die Straße dann überqueren bis der Weg wieder auf ihr verlief hinauf zum Col du Litschhof.
Zum Glück ging es dann wieder in den Wald und außer in Obersteinbach sollte ich an dem Tag keinen Asphalt mehr zu Gesicht bekommen. Jetzt offenbarten sich die Nordvogesen mit ihren
Sandsteinformationen, den Châteaus welche auch oft in die Felsen eingebaut waren. An einer dieser Ruinen wartete eine Gruppe Pfadfinder um später ihr Nachtlager dort zu errichten.
Es waren an dem Tag auch wirklich sehr viele Wanderer unterwegs. Doch am Zigeunerfelsen war ich dann wieder alleine. Kurz vor Obersteinbach folgte ich in meinem Trott der roten Raute,
bis ich am zweifeln war was ich da überhaupt tat . Ich war doch nicht auf dem Westweg! Also wieder 100 Meter zurück und weiter dem Rotstrich folgen, bis ich endlich glücklich um 20.30 Uhr Obersteinbach erreichte.
Nur 40 Minuten länger als es in Wissembourg auf dem Wegweiser stand. In Obersteinbach war direkt in der Ortsmitte an einer Kreuzung ein kleines Steinhaus, welches für Wanderer als Schutz dient und geöffnet ist.
Doch da auf der Straße Kinder spielten und es mir zu lebhaft war, kam dieses Haus nicht in Frage. So füllte ich mir meine Wasserflaschen am Brunnen der sich vor dem Haus befand auf und wusch mir etwas den Schweiß
aus dem Gesicht und von den Armen. So ging ich erfrischt weiter um mir für meine Hängematte einen geeigneten Platz zu suchen. Ein kurzes Stück vor der Ruine de Wittschloessel fand ich dann um 21.30 Uhr einen
geeigneten Platz. Ich baute mir mein Nachtlager auf, aß noch ein wenig und legte mich dann schlafen. Es war inzwischen fast dunkel geworden und mucksmäuschenstill.
Ich war gerade fast eingeschlafen als mich ein Geräusch aus den Träumen riß. Ich konnte nicht sagen was es war. Aber mir rutschte das Herz in die Hose. In Bruchteilen einer Sekunde war ich hellwach.
Die Schreie waren gepaart vom Grunzen eines Wildschweines und nachtaktiver Vögel. Und sie hielten mich wohl noch fast die ganze Nacht wach bis ich wohl endlich doch einschlief.
Hier kann man einmal hören welches Geräusch mir den Schlaf raubte:
http://www.jagd.it/stimmen/mp3/reh.mp3
Start in Wissembourg
Blick zurück Richtung Wissembourg
Auf dem GR53
Auf dem GR53
Erste Abri auf dem Weg nach Süden
Rocher de Zigeunerfels
Ruine de Château Wasigenstein
Ruine de Château Wasigenstein
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