[DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

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    #41
    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
    Jetzt wo Du es sagst: Ich habe nie darüber nachgedacht, wieso man die Treppen zur Kirche hoch geht und der Friedhof dann oben aber auch unten liegt und man sozusagen steil nach unten gehen kann. Ein Deich. Das ist wirklich passend.

    Hier übrigens der unten liegende Teil des Friedhofes und hier sieht man den Deich auch ganz gut. Die Kirche ist hinter mir.


    Ja, der Friedhof liegt auf dem Osterdeich. Ich kannte ja den Friedhof und die Kirche, bin aber auf die Einzigartigkeit auch erst gekommen durch eine Quizfrage. Im TV Schleswig- Holstein Magazin, glaube ich.

    Gruß Ditschi

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    • Torres
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      Liebt das Forum
      • 16.08.2008
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      #42
      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

      North Sea Cycle Route

      Husum - bei Witzwort, ca. 10 km


      10.07.2012 (Erster Teil)


      Stell Dir vor, es ist Hochsommer und keiner merkt es.

      Hatte ich nach meiner Regentour Richtung Husum ein klitzekleinesbisschen gehofft, es gäbe im Juli sommerliche Temperaturen, vielleicht sogar ein Wetter wie an Pfingsten, damit ein wenig Urlaubsfeeling aufkommt und die Fotos besser werden, aber nein. Schon am Wochenende war klar, dass die ganze Woche über starker Westwind oder Südwestwind bei um die 17 Grad Temperatur herrschen sollte. Völlig blöde Idee also, den Nordseeküstenradweg von Norden nach Süden zu fahren. Aber plötzlich die Richtung zu wechseln kommt mir unfair vor. Wenn ich den Radweg schon in Etappen fahre, sollte jedenfalls der Anschein einer zusammenhängenden Tour entstehen. Es bleibt also dabei: Am Montag fahre ich ab Husum Richtung Süden.

      Montag morgen wache ich guter Dinge auf, schaue den Wetterbericht an: Wind aus Südwesten, 50 km/ h, in Böen stärker. Hhhm. Der Blick aus dem Fenster auf die Bäume der Umgebung zeigt: Mehr als Fahrrad schieben wäre nicht drin und lebensgefährlich ist es auch. Ich sage "Danke" und erledige Dinge zu Hause, die ich schon lange vor mir her schiebe. Meine Sachen zu packen vergesse ich. Sie liegen aber bereits auf einem Haufen.

      Am Dienstag ist der Wind etwas schwächer angesagt, im Schnitt um die 35 km/h. Das sollte zu schaffen sein, denn im Binnenland dürften diese Werte nicht erreicht werden.
      Diszipliniert stehe ich früh auf und visiere den Zug um 9.31 Uhr an. Da ich ein wenig tranig bin, dauert alles etwas länger und leider schaue ich auch noch kurz bei ODS rein. So verrinnt die Zeit und ich entscheide mich, einen Zug später zu fahren. Gepackt habe ich nun auch. Da noch 5 Minuten Zeit sind, schaue ich wieder bei ODS rein, schleppe die Packtaschen in die Garage, schiebe das Fahrrad raus und sehe, dass ich schon wieder zu spät bin. Den Zug um 10.31 Uhr schaffe ich auch nicht mehr, denn ich brauche noch eine Fahrkarte. Also werde ich den Zug um 11.31 Uhr nehmen. Und damit das auch wirklich etwas wird, radele ich endlich los und die Pannenserie nimmt ihren Lauf. Nach einiger Zeit bemerke ich, dass das Fahrrad anders fährt als sonst. Aha. Der Hinterreifen verliert Luft. Schlecht. Ich fahre zurück.

      Wozu hat man zwei Fahrräder. Ich nehme das Tourenrad, packe um und fahre los. Am Ende der Straße merke ich, dass es schwergängig fährt. Also wieder zurück. Habe ich etwa beim letzten Reifenwechsel geschlampt? Ich löse die Mutter, nehme das Rad raus und prüfe den Schaltzug. Als ich das Rad wieder einfügen will, sehe ich, dass der Hinterreifen eine Acht hat. HÄ? Woher kommt das denn? Und dann sehe ich durch Zufall etwas mir bisher völlig Unbekanntes: Ich habe zwei gebrochene Speichen. Dunkel erinnere ich mich an ein Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte, kann mich aber nicht mehr erinnern, wann und wo das war.

      Ich hatte noch nie gebrochene Speichen und deshalb tue ich etwas, was ich niemandem zur Nachahmung empfehle und was völlig blöde ist: Ich hole schnell die Ersatzspeichen, setze sie ein (eine davon falsch, wie ich später erfahre) und fahre einfach los. Keine Lust, jetzt das Loch im Schlauch des Alltagsrades zu suchen und den Schlauch zu flicken oder den Ersatzschlauch zu opfern. Mit den Speichen ist das Rad ja jetzt auch wieder etwas gerader und passt wieder zwischen die Bremsklötze. Wie sagt man in Köln: „Es ist schon immer gut gegangen“.

      Der Zug um 11.31 Uhr ist mittlerweile auch weg, aber den Zug um 12.31 Uhr bekomme ich. Und so erreiche ich gegen 14.30 Uhr in Husum. Kurz überlege ich, einen Fahrradladen zu suchen und mir noch Reservespeichen zu besorgen. Aber mein Hirn ist heute nicht auf Betriebstemperatur und ich fahre einfach los.

      Vor dem Bahnhof steht bereits das erste Hinweisschild und ich fahre links Richtung Hafen.





      An der nächsten Kreuzung fehlt das Schild (zur Erinnerung: Ich fahre den Weg falsch herum....), aber ich weiß, dass ich links abbiegen und unter der Brücke hindurch muss.






      Direkt hinter der Brücke steht dann auch der Wegweiser, der von der Hauptstraße aus nicht zu sehen ist.





      Ich mache noch ein Bild von dem Blütenmeer unter der Brücke und werde fast von einem radelnden Rentner über den Haufen gefahren, der schwungvoll um die Kurve geschossen kommt und mich gleich anmotzt. Das fängt ja heiter an.





      Der Radweg ist neben der Landstraße und die Landschaft wirkt ziemlich öde.





      Immerhin ein paar Schafe.





      Ich überlege, wie der Weg wohl geführt ist. Ich hätte erwartet, dass er die ganze Zeit die Küste entlang geht und über Westerhever führt. Statt dessen wird er mitten durch die Halbinsel Eiderstedt geführt. Wollte man den Weg gezielt durch die Ortschaften lenken? Sind kommerzielle Gesichtspunkte ausschlaggebend? Der Verdacht wird sich als absolut unbegründet herausstellen. Der Weg ist so gewählt, dass er immer wieder Abwechslung und unerwartete Einblicke bietet. Doch dazu später.

      Am Straßenrand sehe ich ein Haferfeld und ich bin irritiert. Am Wochenende in Köln stand der Hafer hoch im Feld und war goldgelb und erntereif. Die Pflanzen hier sind winzig und noch ganz grün. Überhaupt wirkt die Landschaft, als wäre April und nicht Juli. Das Wetter ist auch entsprechend.





      Der Radweg führt weiter die Landstraße entlang und ich langweile mich. Eine kleine Erhebung – ein Deich – ist schon Abwechslung.





      Ich befinde mich nun in (oder auf?) Finkhaushallig. Ein stolzer Hof am Straßenrand.











      Ein Schild, das ich noch nicht kannte.





      Der Hinweis auf den Campingplatz Simonsberg, den ich nach dem letzten Streckenabschnitt gerne angesteuert hätte, den ich allerdings nicht kenne.





      Immer noch bin ich richtig.





      Nach gefühlt unendlicher Zeit komme ich an eine Kreuzung und sehe, dass ich rechts abbiegen muss. Landstraße? Das kann doch nicht deren Ernst sein. Das erste Mal sehe ich mehrere Autos hintereinander, einsam ist diese Landstraße auf keinen Fall.

      Ich halte an der Straße, um abzubiegen und sehe eine kleine Einfahrt neben der Straße. Führt da etwa parallel ein Radweg entlang? Schnell fotografiere ich die Kreuzung hinter mir, um einen Anhaltspunkt für andere Radfahrer zu geben. Hier also Obacht, damit man nicht auf der Landstraße landet.





      Dann tauche ich in den Weg ein.





      Ein Pony begrüßt mich.





      Dann geht es auf einem engen, idyllischen Weg immer weiter geradeaus. Ich genieße die Fahrt. Wenn das so weiter geht wie jetzt, wird das eine wunderschöne Tour. Dann ein Schreck: Ist er etwa an der nächsten Auffahrt bereits zu Ende? Nein. Er führt unterhalb der Straße weiter. Vögel zwitschern, Blumen duften, Entengrütze leuchtet auf einem Teich. Einfach nur schön.




















      Dann erreiche ich Simonsberg.











      Als ich das Fahrradschild sehe, biege ich spontan ab. Auch dem nächsten Radwegschild folge ich. Dann überlege ich aber genauer, dass Witzwort gar nicht am Nordseeküstenradweg liegt. Also fahre ich die Strecke wieder zurück und stehe hilflos an der Hauptstraße. Auf dem Bürgersteig radele ich in die gefühlt richtige Richtung und treffe prompt wieder auf den Radweg, den ich verlassen habe. Das erste Mal stelle ich fest, dass der Nordseeküstenradweg auf der Halbinsel Eiderstedt wirklich vorbildlich ausgeschildert ist. Besser geht es nicht! Herzlichen Dank an die Verantwortlichen!

      Ich radele nun parallel der Straße weiter und freue mich schon auf etwas aus meiner Sicht ganz Besonderes. Und tatsächlich. Kurz darauf sehe ich es in der Ferne leuchten. Was es ist? Ein Gebäude. Als ich in der 2. oder 3. Klasse war, hörte ich das erste Mal von diesem Gebäude, als uns unsere Lehrerin an einem Wintertag eine Sage vortrug. Und die ging so:


      An einer Landstraße nicht weit von Witzwort steht ein großer schöner Hof, der rote Haubarg, der hat neunundneunzig Fenster. Vor Zeiten stand hier ein kleines, elendes Haus und ein armer junger Mann wohnte darin, der in die Tochter des reichen Schmieds, seines Nachbarn gegenüber, verliebt war. Das Mädchen und die Mutter waren ihm auch gewogen; doch der Vater wollte nichts davon wissen, weil der Freier so arm war. In der Verzweiflung verschrieb der dem Teufel seine Seele, wenn er ihm in einer Nacht bis zum Hahnenschrei ein großes Haus bauen könnte.
      In der Nacht kam der Teufel und riss das alte Haus herunter und blitzschnell erhuben sich die neue Mauern. Vor Angst konnte es der junge Mann nicht mehr länger auf dem Bauplatze aushalten; er lief hinüber in des Schmieds Haus und weckte die Frauen, wagte aber nun nicht zu gestehen, was ihm fehlte. Doch als die Mutter einmal zum Fenster hinaus sah und mit einem Male ein großes Haus erblickte, dessen Dach eben gerichtet ward, da musste er bekennen, dass er aus Liebe zu dem Mädchen seine Seele dem Teufel verschrieben habe, wenn er, ehe der Hahn krähe, mit dem Bau fertig würde.
      Schnell ging die Mutter in den Hühnerstall, schon waren neunundneunzig Fenster gesetzt und nur noch das hunderste fehlte – da griff sie den Hahn, schüttelte ihn und er krähte laut. Da hatte der Teufel sein Spiel verloren und fuhr zum Fenster hinaus.
      Der Schmied aber gab seine Tochter nun dem jungen Mann, dessen Nachkommen noch auf dem Hauberge wohnen. Aber die hundertste Scheibe fehlt noch immer und so oft man sie auch am Tag eingesetzt hat, so wird sie doch Nachts wieder zerbrochen.






      Wie hatte ich mir damals den roten Haubarg ausgemalt. Groß war er, reetgedeckt und aus rotem Klinker gebaut. Welche eine Enttäuschung, als ich viele Jahre später feststellen musste, dass sein Mauerwerk weiß angemalt ist.








      Schnell stelle ich mein Fahrrad in der Einfahrt ab (ohne es abzuschließen!) – neben mir ein Vorbote einer neuen Zeit.....





      Ein Reisebus wendet vor dem Haus, der gerade eine Gruppe ausgespuckt hat, die das Gebäude besichtigt.











      Der Haubarg beherbergt nicht nur ein wunderschönes Café, sondern auch ein Museum. Ich stürme hinein in der Hoffnung, die Sage vom Teufel zu finden. Es gelingt, wie man oben sehen kann.











      Auf Schautafeln wird die Bedeutung der Eiderstedter Haubarge erläutert. In ihnen lebten Mensch (Bauernfamilie, Knechte, Mägde und Wanderarbeiter), Vieh und Erntevorräte unter einem Dach, um im Winter den Nordseestürmen trotzen zu können.
      Der Rote Haubarg wurde nach der Zerstörung eines Vorgängerhofes 1634 erbaut. Entweder das Mauerwerk oder das Dach war früher rot. Er ist 30 m lang, 24 m breit und hat 16,5 m Firsthöhe. 1984 – 1986 wurde er restauriert und zum Museum umgewandelt.





      Während ich mir ein Stück Erdbeersahnetorte zum Mitnehmen bestelle (die Entscheidung fällt schwer, der Kuchen dort ist ein Traum und das Café genau so wie ein Café zu sein hat: gemütlich, ein wenig altmodisch und folglich zeitlos), fotografiere ich aus dem Innenraum heraus den parkähnlichen Garten.





      Dann geht es zügig zurück zur Landstraße, denn noch ist St. Peter Ording ein paar Kilometer weit entfernt.
      Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2012, 12:55.
      Oha.
      (Norddeutsche Panikattacke)

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      • Torres
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        • 16.08.2008
        • 30705
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        • Meine Reisen

        #43
        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

        North Sea Cycle Route

        Bei Witzwort – St. Peter Ording, ca. 38,2 km

        10.07.2012 (Zweiter Teil)

        Der Radweg geht zunächst an der Landstraße weiter. Dann zeigt mir der Wegweiser in einer Kurve an, dass es rechts ab geht und ich freue mich. Die Straße sieht idyllisch aus.








        Leider ist es nun auch windiger, aber noch ist der Gegenwind im grünen Bereich. In voller Fahrt mache ich wieder ein paar Fotos.








        Ich bin in Ulvesbuell. Hier war ich noch nie. Ich revidiere meine Vorurteile gegenüber der Streckenführung.








        Die Strecke wird immer schöner und ich kann mich nicht satt sehen.








        Der Ortsteil heißt Porrendeich und die Häuser stehen auf dem Deich, während die Straße unten verläuft.








        An der nächsten Kreuzung geht es links,





        aber ich bin neugierig und fahre geradeaus Richtung Deich. Schön ist es hier. Die Luft, die Vögel, die Ruhe. Hier muss man inne halten.

        Unterhalb des Deiches reitet eine Frau den Weg entlang, es ist der Punkt, den man in der Mitte des Bildes sehen kann.





        Durch ein Gatter geht es Richtung Deich, Name und Telefonnummer auf dem Schild habe ich unkenntlich gemacht.








        Ein Rennradler überholt die Reiterin und ich muss den Anblick fotografieren.





        Die Verhaltensregeln im Watt.





        Und dann bin ich auf dem Deich, der Wind pfeift und ich schaue auf?

        Nordstrand!








        Ich messe den Wind, aber doll ist das nicht.





        Allerdings flattert das Papier, als ich genüsslich mein Tortenstück verspeise. Dann fahre ich zurück und ich biege in die Straße ein.














        Hinter dem Ort biegt der Radweg in einen Radweg neben der Landstraße ein.





        Dann geht es aber per Richtungspfeil gleich wieder rechts ab und ich muss feststellen, dass die Ausschilderung wirklich perfekt ist. Hatten wir im letzten Jahr mal den running gag entwickelt: „Fahre niemals Radweg, denn Du kommst nie an“, so gilt das hier absolut nicht. Natürlich soll man den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich kann vorweg nehmen, dass dieser Teil der Strecke dank ungewöhnlicher Streckenführung keine Wünsche offen lässt.














        Entgegen meiner Erwartung führt der Weg auf Nebenstrecken an den Dörfern vorbei.


























        Besonders gefällt mir die Gegend bei Kleihorn.










        Immer wieder finden sich an Kreuzungen Bänke, die zum Verweilen einladen. Autos begegnen mir auf dieser Strecke keine.











        Auch als der Radweg durch Katharinenheerd, Garding und Tating führt, die durch eine vielbefahrene Landstraße mit St. Peter Ording verbunden sind, findet sich immer eine attraktive Nebenstrecke.





        Als ich die Übernachtungsmöglichkeit fotografiere, spricht mich der Besitzer an, der neben Zimmern auch Hütten vermietet. Ich muss ihn enttäuschen, mein Zelt ist mein Castle.





        Ein Nachbar hat seine Garage verziert.





        Und weiter geht es auf Plattenwegen.











        Nun nähere ich mich bereits Tating.











        Eine fette Bisamratte huscht auf das Flüsschen am Wegrand zu. Wir erschrecken uns gleichzeitig und ein Foto gelingt mir nicht.

        Der Weg führt nun ein kurzes Stück die Hauptstraße durch Tating entlang und biegt dann wieder in eine Seitenstraße ab. Ich fotografiere das Richtungsschild:





        Dann steige ich auf mein Fahrrad und es macht PLING.

        Ich weiß sofort, welches Geräusch das ist. Meine seit zwei Wochen andauernde Pechsträhne ist noch nicht vorbei. Eine Speiche ist gerissen. Ich entferne den längeren Teil und dann bleibt mir nichts übrig als weiter zu fahren. In St. Peter Ording wird es sicherlich eine Fahrradwerkstatt geben. Die 9,8 Kilometer bis dort hin muss das Fahrrad noch halten.





        Ein Streifen am Himmel weckt meine Aufmerksamkeit. Hoffentlich kein Wetterumschwung.





        Und dann bin ich auch schon kurz vor St. Peter Ording – dort wo sich Straße und Radweg nach Westerhever treffen. Vor zwei Jahren habe ich hier im Winter ein kleines Pläuschchen gehalten und bin dann im Nebel zum Leuchtturm in Westerhever gefahren.











        Das Radwegschild weist auch diese Strecke als Teil des Nordseeküstenradweges aus, doch das wäre nicht nur ein Umweg, sondern auch eine Sackgasse. Lohnen tut sich die Strecke aus meiner Sicht natürlich schon, denn die Gegend um den Leuchturm herum ist sehr schön.

        Aber auch vom Deich aus lässt sich in der Ferne der Leuchtturm erkennen, wenn auch aus ungewohntem Blickwinkel, denn die Nebengebäude sind aus diesem Blickwinkel vor bzw. hinter dem Leuchtturm und daher nicht zu erkennen.








        Ich merke, dass ich müde bin und gebe Gas.





        Ich passiere die Deichschänke. Hier haben meine Tante und ich früher gemeinsam „Tote Tante“ getrunken.





        Der Campingplatz gerät in Sichtweite.








        Es ist 19.15 Uhr. Die Anmeldung ist seit 15 Minuten geschlossen. Ich sage im Restaurant Bescheid und muss meinen Pass abgeben. Duschmarken gibt es keine mehr. Ich mache klar, dass mit mir nicht zu spaßen ist und begebe mich auf den Platz. Er ist angesichts der Ferienzeit erstaunlich leer, allerdings haben sich auf dem Parkplatz und im vorderen Teil des Platzes Gruppen eingefunden. Ich verziehe mich ganz nach hinten an den letzten Zaun.

        48,2 Kilometer liegen für diesen Tag hinter mir. Die Höhe des Campingplatzes beträgt – 3 Meter unter Null.

        Ich baue mein Zelt auf und decke mich im Strandkaufhaus noch mit Mineralwasser ein. Solange ich denken kann, war das Strandkaufhaus ein Edeka Geschäft und als Kind habe ich dort mein Taschengeld gelassen. Jetzt gehört es einem Pächter und auch der Campingplatz hat sich über die Jahre verändert: Die meisten Appartmenthäuser der Umgebung sind neu.








        Die Wolken gefallen mir nicht und so gehe ich schnell an den Strand, der direkt hinter dem Deich am Campingplatz beginnt. Leider wird das Wetter tatsächlich schlechter und als ich am Wasser bin, fängt es an zu regnen. Schön ist es trotzdem und ich genieße die Momente am Meer und diese unendlich scheinende Weite aus vollen Zügen. Die Bilder sprechen für sich.















































        Zuletzt geändert von Torres; 16.07.2012, 13:12.
        Oha.
        (Norddeutsche Panikattacke)

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        • Torres
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          #44
          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

          North Sea Cycle Route

          St.Peter Ording bis zum Eidersperrwerk, ca. 24 km


          11.07.2012 (Erster Teil)

          Am Morgen ist das Hochgefühl des Abends verflogen. Immer wieder bin ich nachts aufgewacht. Der Regen, der gegen Mitternacht sintflutartig auf mein Zelt prasselte war kein Problem, sondern die ständige Missachtung der Platzruhe: Zwei Leute bauen ihr Zelt erst gegen 23 Uhr und dann zwei Schritte neben meinem Zelt auf, obwohl ausreichend Platz ist und reden die ganze Zeit. Ich mache mich bemerkbar und der eine schaut mich erstaunt an. Hat er mein Zelt nicht gesehen? Sie reden daraufhin etwas leiser, aber erst als ich in normalem Ton um Ruhe bitte, ist Stille. Dafür steigert sich die Lautstärke einer weiter entfernten Gruppe zu später Stunde. Bis um halb 4 schallen die Stimmen und das übertriebene Gelächter der Besoffenen über den Platz. So bin ich am Morgen gerädert und ziemlich schlecht gelaunt.

          Nachdem die Fahrt gestern so reibungslos verlief, nehme ich mir vor, heute bis Meldorf zu fahren und - falls es den Campingplatz nicht gibt, - eventuell ins Hotel zu gehen. Dann könnte ich morgen zum nächsten Campingplatz nach Brunsbüttel fahren und am Freitag von Glückstadt aus nach Hause fahren. Vielleicht schaffe ich es ja am Freitag sogar bis Wedel, aber das scheint mir dann doch ziemlich vermessen zu sein.








          Die Sonne scheint, aber das kann trügerisch sein. Der Wetterbericht sagt:. Südwind der Stärke 5. Meine Strecke geht zwar erst ein langes Stück in Richtung Osten, dann geht es aber steil nach Süden. Mal schauen. Es ist Regen angesagt. Vielleicht doch heute nur eine Etappe bis Büsum? Oder sogar nur bis Tönning, das allerdings nicht am Radweg liegt? Dort sind die nächsten Campingplätze.

          So baue ich in Windeseile das trockene Zelt ab und verstaue es in der Packtasche.

          Ich kaufe mir im Strandkaufhaus Brötchen und warte ungeduldig auf die Öffnung der Rezeption, die erst um 9 Uhr öffnet. Und schwöre mir, hier nie wieder zu zelten.








          Die Dame hinter der Rezeption kenne ich und ich komme schnell zur Sache: Das mit der Platzruhe habt ihr immer noch nicht im Griff!. Sie beteuert, dass sie nicht da war und schnappt sich den Hausmeister, der meine Beschwerde bestätigt. Umgehend schickt sie ihn los: Die Gruppe soll packen und verschwinden. Sofort. Wir verstehen uns. Ich werde also doch wieder kommen. Aber nur außerhalb der Ferienzeiten in S-H und Hamburg und wenn möglich bei Regen und Sturm, das schwöre ich!

          Ich radele kurz auf den Deich und schaue auf den Strand. Vom 6. bis 15.Juli ist Kitesurf Weltcup 2012 und daher sind die Pavillions am Strand aufgebaut und so viele Gruppen mit Wohnmobilen und Zelten unterwegs.








          Ich denke an mein Fahrrad und radele wieder herunter und zum Radverleih. Leider hat die Dame keine Speichen, schickt mich aber in die Badallee. Dort werden auch Fahrräder repariert.

          Ich schaue kurz beim Drachenladen vorbei und frage nach Tyvek. Aber leider führt sie das schon lange nicht mehr. Sie zeigt mir einen Drachen aus Tyvek, es ist wohl ein Ladenhüter, aber er ist zu klein für meine Zwecke. Schade, sie ist sehr nett und ich hätte ihr gerne etwas abkauft.

          Nun geht es weiter den Nordseeküstenradweg entlang. Ich kenne die Strecke im Schlaf.





          Vorbei am Übergang zum Autostrand.





          Am Ende des Deiches rechts





          und dann vor dem Strandübergang wieder links.











          Auf der linken Seite befinden sich die Strandsegler. Als Kind kannte ich jemanden, der einen Strandsegler besaß und durfte einmal mitfahren. War das toll über den weiten, weiten endlos erscheinenden Strand zu brettern. Damals schwor ich mir, mir einen Strandsegler an zu schaffen, wenn ich groß bin, aber daraus ist nie etwas geworden. Heute sind die Strandsegler natürlich ganz anders gebaut, auch hier haben die neuen Materialien Einzug gehalten.





          Durch raues, flaches Vorland geht es weiter. Schade, dass man beim Lesen eines Reiseberichts die Luft nicht riechen kann und die Geräusche nicht hören kann. Ohne sie sind die Bilder seltsam ausdruckslos.





          Links ist ein Dünenwäldchen, das zu Spaziergängen einlädt und sich auch auf der anderen Seite der Straße über den Bahnhof hinaus durch St. Peter zieht.





          Dann kommt St. Peter Bad und wieder einmal schüttelt es mich: Ich bin zu alt, um das „neue“ Kurzentrum schön zu finden, das vor vielleicht zehn Jahren errichtet wurde. Vor einiger Zeit kam dann auch noch Gosch hinzu – grässlich.














          Aber ich habe gut reden. Schleswig-Holstein lebt vom Tourismus und auch hier ist eine strukturschwache Region, die sich gegen Gästerückgang und die Überalterung der Stammgäste stemmen muss. Immerhin hat es St.Peter bis heute geschafft, den Parkplatz am Strand zu erhalten, der das größte Pfund ist, mit dem der Ort wuchern kann. Keine Parkplätze am Strand, keine Touristen. Dänemark ist viel zu nahe und dort sind die Umweltschutzbestimmungen anscheinend weniger streng. Zusätzlich versucht man mit Veranstaltungen (Surfen, Kitesurfen u.ä.) junge Menschen für den Ort zu interessieren. Gastronomieangebote wie Gosch sollen die Touristen locken, die heute anscheinend lieber Systemgastronomie vertrauen als alteingesessenen Restaurants und Fischgeschäften. Da weiß man eben auch im Urlaub, was man hat und muss keine Experimente eingehen.

          Die Promenade ist ungewöhnlich menschenleer. Der Sommer ist einfach zu schlecht und warme Bekleidung ist angesagt.











          Ich radele auf dem Radweg an der Innenkante des Deiches weiter. Die Badallee ist in Dorf.











          Als ich Dorf sehe, erinnere ich mich an meine Begebenheit mit dem Pferd im Watt. Ich frage am Strandübergang nach dem Reitweg, aber der junge Mann ist ortsunkundig. Kurz darauf finde ich den Reitweg selbst, aber den Strandabschnitt kann man von hier aus nicht sehen.














          Ich radele nach Dorf hinein. Es ist Mittwoch, Markttag. Es ist ein schöner Markt, hier habe ich mich schon oft mit regionalen Köstlichkeiten (Krabben, Käse, Bohnen etc.) eingedeckt.








          Die Badallee geht am Markt links ab und ist für Fahrräder in beide Richtungen freigegeben.








          Der Herr im Fahrradgeschäft ist ein typischer, grummeliger Norddeutscher, der sich seine norddeutsche Logik bewahrt hat. Manche Menschen nennen das unfreundlich, in Wirklichkeit ist es ein gutmütiger Zweckoptimismus, um nicht durch zu drehen. Er schüttelt gleich den Kopf, schaut aber doch im Keller nach, ob er die Speichen hat, aber er hat sie nicht. Tja, sagt er, die kriegen sie in Heide. Und wie soll ich von hier aus nach Heide kommen? (Mit dem Zug wäre das möglich, ist also eher eine rhetorische Frage, um meinen Unmut zu zeigen). Tja, ich könnte auch nach Husum fahren, die hätten das auch. Ich sage danke und tschüß und er ruft mir noch hinterher, dass ich mit dem schweren Gepäck auf dem Hinterrad wohl nicht weit kommen werde. Schweres Gepäck? Ich bin so leicht unterwegs wie nie, der geht von seinen Fahrradtouren aus! Ein Kunde aus Bayern, der mich vorgelassen hat, wünscht mir viel Glück.


          Meine Laune senkt sich. Ich radele zurück an den Deich, wo ich die Motorradfahrer sehe, die ebenfalls gestern abend auf dem Platz waren. Bei jeder Delle zucke ich zusammen: Wird mein Fahrrad gleich zusammen brechen? Ich beschließe, mich bis Büsum durch zu schlagen und dann werde ich wohl nach Hause fahren müssen, um das Fahrrad zu reparieren. So ein Ärger. Ich zücke mein Handy und frage eine weitere Informationsquelle um Rat. Sie empfiehlt mir jetzt einfach erst einmal weiter zu fahren, da ich eh nichts machen kann. Kritisch wird es, wenn die dritte Speiche gebrochen ist. Dann klappt die Felge zusammen. Aber erst einmal soll ich mir meinen Urlaub nicht vermiesen lassen. Ich habe ja wohl nicht jeden Tag einen Speichenbruch. Ich denke: Doch und sage danke. Meine Laune bessert sich und ich gebe Gas.

          Der Leuchtturm von Böhl. An diesem Objekt hat mein Vater versucht, der Familie skizzieren bei zu bringen. Bei mir waren die Bemühungen zwecklos, ich hatte einfach kein Gefühl für Perspektiven.








          Und weiter geht es. Hier ist noch offenes Meer, bevor der Radweg in die Buchtenregionen einbiegt.














          Der Strandübergang in Böhl. Auf dem Strandparkplatz habe ich vor Jahren mein Auto geflutet, als die Springflut höher kam als erwartet. Das Auto war hinterher Schrott.





          Am Deich lernen Kinder Drachen steigen.





          Der Golfplatz von St. Peter.





          Und schon geht es auf die Strecke Richtung Vollerwiek. Ich fahre sie mit Genuss, denn ich liebe diese Strecke. Ich bin sie schon so oft gefahren, denn bevor ich regelmäßig zu zelten begann, habe ich gerne für kleines Geld in Vollerwiek oder in Welt übernachtet und bin dann an schönen Tagen mit dem Fahrrad nach St. Peter geradelt. Anfangs noch mit meinem Kinderfahrrad, das mir viel zu klein war.

          Hier ist wieder Weite, Salzwiesen, Schafe, Einsamkeit und die Geräusche der Vögel und des Windes angesagt. Nur wenige Radler begegnen mir – vier oder fünf vielleicht.


























          Dann erreiche ich Ehstensiel. Bei Sonnenschein ein wunderbarer Ort mit ganz eigenem Charme. Die dichten Wolken lassen davon wenig spüren.

















          Von St. Peter her ziehen immer verdächtigere Wolken auf. Vorsichtig gehe ich dennoch ins Watt, denn ich habe eine Pflanze entdeckt, die ich als Kind immer unheimlich fand: Queller. Leider ist das Bild etwas unscharf.








          Queller ist die erste Pflanze, die sich als Bewuchs im salzhaltigen Watt zeigt. War in St. Peter Springflut, so war am anderen Morgen der Strand plötzlich voller Queller. Wie aus dem Nichts wuchs er empor. Kurz darauf war er wieder verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Erst als ich seine Funktion kennen lernte, mochte ich ihn und fand seine dicken, wurstigen Teile interessant. Laut wikipedia handelt es sich bei Queller um die einzige Pflanze, die ohne Salz nicht lebensfähig ist. Ihre Asche wurde früher zum Produktion von Soda verwandt und sie selbst enthält einen Sodaanteil. Queller ist essbar und soll gut schmecken. Er dient auch als Nahrungsquelle für Ringel- und Nonnengänse.

          Und dann geht es auch schon los. Nordseeküstenwetter. Der Wind frischt auf und Unmengen von Regen prasseln auf mich ein.

          Hinter mir sieht es so aus:





          Und vor mir so. Leider kommt die Schräglage des Regens auf dem Foto nicht zur Geltung, nur wenn man es weiß, sieht man die Streifen vor dem Deichhintergrund.





          Innerhalb kürzester Zeit reduziert sich die Sichtweite über dem Meer massiv und eine Art Seenebel kommt auf. Das gegenüberliegende Ufer ist nicht mehr zu sehen. Ein Spaziergänger, der mir entgegen kommt, taucht unheimlich aus einer Nebelwand auf.

















          Zwei Radler überholen mich und auf diesem Bild sieht man den Regen besser. Vor mir liegt der Badestrand von Vollerwiek.





          Hier kenne ich fast jeden Priel und auch noch die Zeiten, als noch keine Spargel die gegenüberliegende Küste verzierten. Ich kann mich daher enthalten, weitere Fotos zu machen, obwohl ich die Linse aufgrund des Regens nicht richtig trocken bekomme. Ist es nicht schön hier?














          Der Badestrand ist bewacht und für einen kleinen Obolus kann man hier wunderbar in der Sonne dösen, denn der Strand liegt Richtung Süden. Vorausgesetzt die Sonne scheint.








          Und dann hört der Regen plötzlich unvermittelt auf.











          Eine Möwe stellt ihre Flügel in den Wind und hüpft auf beiden Beinen gleichzeitig voran, um Würmer zu picken. Der Wind ist nun stark aufgefrischt und als sie davon fliegt, schwankt sie sichtbar.





          Der Radweg führt jetzt den Deich hoch und als ich oben bin, kommt doch tatsächlich die Sonne heraus. Schon oft hatte ich das an dieser Stelle – Vollerwiek scheint an einer Wetterscheide zu liegen.











          Glück für die Gruppe, die nun eine Wattführung macht.








          Der Wind hat zugelegt.





          Der Imbiss auf der anderen Seite des Deiches. Wäre es warm und durchgehend sonnig, wären hier viele fröhliche Menschen. So ist es menschenleer. Mir tun die Menschen leid, die auf die Einnahmen angewiesen sind.





          Ein Blick auf den Radweg. Im ersten Moment bin ich irritiert, dass es nicht an der Küste weitergeht. Allerdings endet der Deichweg vor dem Teerdeich des Sperrwerks und der folgende Teil ist dann nicht mehr vernünftig zu befahren. Wenn es nass ist, sollte man von derartigen Experimenten Abstand nehmen.





          In der Ferne sieht man eine Kirche, es könnte der Kirchturm in Welt sein.





          Ich biege auf den Radweg ein. Links geht es in den Ort und ich überlege, ob Himbeerzeit ist. Es gibt hier eine Himbeerplantage zum Selberpflücken. Aber ich will dann doch weiter, denn die harte Strecke kommt ja erst. Die Windmessung war ernüchternd. Auch vorhin hatte ich ab und zu Gegenwind, aber eben auch Rückenwind. Das wird nun vorbei sein. Also noch die letzten Blicke auf die Halbinsel Eiderstedt genießen.




















          Der Weg führt nun zur Hauptstraße. Das gefällt mir gar nicht, denn sie ist viel befahren. Aber der Radweg an der Straße ist nun einmal die offizielle Verbindung zum Eidersperrwerk. An der Kreuzung befindet sich eine Radfahrerschutzhütte mit Tisch und Bank, die von zwei Reiseradlern genutzt wird. Ein guter Service.











          Links der Straße ist das Katinger Watt, ein Vogelschutzgebiet und da darf auch die Station des NABU nicht fehlen.








          Für die kurze Strecke von 3,7 km zur Eidersperrwerk brauche ich bestimmt eine halbe Stunde. Im ersten Gang kämpfe ich gegen den Wind an. Er trifft mich jetzt mit voller Wucht von vorne – aus Süden. Das kann ja heiter werden.

          Und so bewege ich mich im Schneckentempo auf das Eidersperrwerk zu.





          Zuletzt geändert von Torres; 17.07.2012, 11:39.
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            #45
            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

            North Sea Cycle Route

            Eidersperrwerk bis Westerdeichstrich bei Büsum, ca. 20, 7 km


            11.07.2012 (Fortsetzung)






            Auf dem Eidersperrwerk ist „Highlife“. Die Luft ist erfüllt von lautem Geschrei. Mehrere Dutzend Küstenseeschwalben umkreisen ihre Jungen und bringen Ihnen kleine Fische zu fressen.

















            Schilder fordern uns auf, einen Meter Abstand zu halten, um zu vermeiden, angegriffen zu werden, wenn sich die Vögel gestört fühlen.





            Ein aufregendes Schauspiel, das von den Umstehenden und mir intensivst fotografiert wird. Auch Lachmöwen gehören zu der Brutkolonie am Eidersperrwerk, ebenso Stockenten, Austernfischer und Sandregenpfeifer, die von einer gemeinsamen Abwehr von Fressfeinden profitieren.

















            Ein junges Paar mit Gepäck bis zum Anschlag auf dem Fahrrad nähert sich. Als die Frau ihr Fahrrad den Aufgang hochschiebt, merkt man, dass ihr Fahrrad sehr schwer ist. Ich denke an eine mir bekannte Person, die nun sagen würde: „Was haben die denn bloß alles dabei, die sind doch zu zweit!“

            Ich quere nun das Eidersperrwerk











            und sehe, dass der Nordseeküstenradweg auf dem Deich weiter geht.





            Eine Ehepaar weht mir entgegen und ich muss schieben. Eine kurze Windmessung ergibt 39 km/h Wind, das ist zu viel. Kurz überlege ich, den Radweg an der Straße zu nehmen, aber ich will ja dem offiziellen Radweg folgen. Umwege gelten nicht.





            Kurz darauf bin ich in Dithmarschen. Der Wind bläs in Böen so kräftig, dass ich das Fahrrad gut festhalten muss, um nicht umgeworfen zu werden und ich überlege, ob ich meinem Reisebericht den Titel „Sommerradwandern in Dithmarschen“ geben soll.








            In der Ferne kommen aus dem Deichvorland zwei ältere Radfahrer des Weges und fahren mit eleganter Leichtigkeit am Zaun den Deich hoch. Hupps? Ich staune. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass sie ein Elektrofahrrad haben.





            Ich steige nun wieder in den Sattel und rolle Richtung Campingplatz Wesselburenerkoog.








            Es sieht nach Regen aus. Vielleicht sollte ich mich diesmal unterstellen? Linker Hand steht die Deichkate und hier gibt es auch ein öffentliches WC.








            Um eine Spende wird gebeten und die gebe ich gerne, denn es ist sehr sauber und ordentlich. Als ich das WC verlassen, habe ich vergessen, dass ich mich unterstellen wollte und so erwischt mich der Regen natürlich gnadenlos. Immerhin stelle ich fest, dass meine Regensachen dicht sind. Die Fußgänger verziehen sich dagegen nach einem kurzen Blick über den Deich wieder ins Auto.





            Leider steht ein Auto so doof vor dem Campingplatz, dass mir kein anständiges Bild gelingt. Auf dem Platz war ich schon einmal. Er ist von Dauercampern geprägt und die Zeltwiese ist an dem Radweg, den ich gleich fahren werde. Sie ist groß und abgelegen, die Sanitärräume waren einfach (kein Toilettenpapier, keine Seife), aber ordentlich. Und der Platz war sehr günstig.





            Ich fahre am Campingplatz vorbei, aber Zelte sehe ich keine. Der Sommer ist einfach zu schlecht.





            Und dann trifft mich der Wind mit voller Wucht. War er auf dem Weg zum Eidersperrwerk schon stark, so ist er hier aufgrund der freien Fläche noch stärker. Mit Kraft stemme ich mich ihm entgegen, auch wenn ich versuche, mit viel Umdrehungen knieschonend zu fahren.

            Immer wieder kommen Regenschauer herunter. Zum Teil sind sie so windgepeitscht, dass ich anhalten muss, weil sich der Regen anfühlt, als wären es Hagelkörner.











            Dann sind mal wieder regenfreie Momente dazwischen. Stürmisch bleibt es.








            Für mich ist klar, dass ich bei diesem Wind nicht bis Meldorf fahren werde. Ich entscheide, dass ich in Büsum einen Campingplatz suche. Auf dem Papier hatte mich zwar bisher keiner überzeugt, aber ich werde müde genug sein, um Kompromisse zu machen.

            Die Nordsee zeigt sich wieder.








            Und ich komme wieder an eine Schutzhütte, an der ich Rast mache. Das Rentnerehepaar mit dem Elektrofahrrädern kommt an das Gatter und sagt zu einem Radrennfahrer: „Immer dieser Regen, ist das nicht schade?“, der daraufhin antwortet: “Das ist eben Nordseewetter“. Vom Wind reden sie nicht – Elektrofahrräder spielen eben in einer andere Liga.











            Noch 7, 6 km bis Büsum. Das ist zu schaffen.

            Eine Bank mit der Inschrift „Glück auf“ lässt mich schmunzeln. Wie die wohl hier hergekommen ist und wieso?





            Nun wird die Umgebung typisch für Dithmarschen: Kohlfelder. Die Sonne kommt heraus und taucht die Landschaft in schönes Licht.








            Auffällig ist, dass die Vegetation hier sattgrün ist. Die Bilder sind nicht nachbearbeitet. Es scheint ein fruchtbarer Landstrich zu sein.











            Ein Schaf bummelt auf dem Weg herum. Als es mich sieht, bekommt es ein schlechtes Gewissen und sucht das Loch im Zaun. Schwupp ist es wieder auf der anderen Seite.








            Der Wind ist unverändert stark, aber die Sonne hebt die Stimmung. In der Ferne sieht man bereits das charakteristische Hochhaus von Büsum.














            Wieder komme ich an eine Schutzhütte und ich merke, dass ich müde bin. Es ist nicht nur die Fahrt, auch die salz- und schwefelhaltige Nordseeluft macht müde.





            Kurz darauf sehe ich schon den ersten Campingplatz in Westerdeichstrich, einem Ort kurz vor Büsum.





            Mit Rückenwind geht es den Deich herunter.








            Der erste Campingplatz liegt an einem Teich, scheint aber sehr wohnmobillastig zu sein.





            Dahinter liegt noch ein weiterer Platz.





            Beide liegen aber bereits nicht mehr am Nordseeküstenradweg und so beschließe ich, noch ein Stück weiter zu fahren.

            Kurz darauf kommt der nächste Campingplatz. Er heißt „An de Waterkant“. Ein Zeichen?





            Ich bin unschlüssig, auch er sieht wohnmobillastig aus. Aber irgendwie auch nett. Ich fahre näher und sehe ein Schild. Ein Schild für Becks. Dieses Schild könnte bei einer weiterführenden Diskussion über Camping und Outdoor weiter helfen:





            Ich mache eine kurze Platzbesichtigung und was ich sehe, gefällt mir. Man grüßt sich und es gibt zwei große langgestreckte Wiesen, auf denen Wohnmobile und immerhin auch 3 Zelte stehen. Ich checke ein. Die Dusche ist inklusive und es gibt einen kleinen Kiosk, in dem ich später Wasser und Brötchen erstehe. Es ist gegen halb fünf.

            Ich entscheide mich für einen Platz auf der linken Seite, wo ein Sondermüllzelt mit Stromanschluss steht. Der Stromanschluss lässt mich etwas grübeln und da ruft schon jemand von der anderen Seite, ich solle mein Zelt lieber rechts aufbauen, da wäre es windgeschützter. Das wäre zwar nicht das Problem, aber ich wandere dennoch auf die andere Seite und baue mein Zelt mit der Rückseite zum Wind auf, um noch ein wenig Sonne gucken zu können. Keine gute Idee. Der Wind drückt ganz schön aufs Gestänge. Ich spanne es das erste Mal voll ab, aber immer noch drückt der Wind ungut auf die Seite. Das gefällt mir nicht.





            Also drehe ich das Zelt um und wie üblich so, dass die Apsis in Windrichtung steht. Und siehe da: Nun steht es wieder wie ein Panzer. Ich bin zufrieden.





            Beruhigt wird nun erst einmal geduscht. Kein Münzautomat stört das Vergnügen.





            Ich müffele ganz schön. Das Fertigfutter, was ich dabei habe, scheint meinen Körpergeruch zu verändern. Da muss ich wohl noch modifizieren.

            Dann geht es zurück zum Platz.





            Es stellt sich heraus, dass mein Zeltnachbar mit seinen kleine Kindern unterwegs ist und hier aufgrund des Windes gestrandet ist. Fluchend versucht er das Außenzelt vernünftig zu befestigen und motzt darüber, dass der Hersteller nicht in der Lage war, das Außenzelt den Formen des Gestänges an zu passen. Ich lästere über das Zelt und er stimmt mir zu. Es stellt sich heraus, dass er das Zelt spontan für die gemeinsame Radtour mit den Kindern gekauft hat. Er selbst hat für seine Radtouren ein altes Zelt von MH, das sich bereits in Patagonien bewährt hat.





            Unbedingt möchte er morgen nach Brunsbüttel, um mit der zweimal pro Woche verkehrenden Fähre nach Cuxhaven über zu setzen und weiß doch, dass die Fahrt für seine Kinder zu weit ist. Ich schaue, ob er morgen einen Zug nach Brunsbüttel nehmen kann, aber Brunsbüttel ist verkehrstechnisch Niemandsland. Das ist auch für mich gut zu wissen. Sollte sich das Wetter verschlechtern, so kann ich nur ab Büsum, Meldorf oder St. Michaelisdonn zurück fahren. Danach ist erst wieder Glückstadt ans Bahnnetz angebunden. Ich empfehle ihm, bis St. Michaelisdonn mit der Bahn zu fahren und die restliche Strecke dann zu radeln. Im Nachhinein betrachtet aber kein besonders guter Ratschlag, denn die Strecke ist nur in Teilen schön. Er wird sich morgen allerdings entscheiden, noch einen Tag zu bleiben, mit seinen Kindern eine Fahrt zu den Seehundsbänken zu machen und am Freitag mit dem Zug nach Niedersachsen zu fahren.

            Ich lege mich ins Zelt und betrachte die Wolken. Immer wieder gehen schwere Schauer nieder.





            Dann muss ich doch noch einmal über den Deich gucken, als für einen Moment die Sonne wieder heraus kommt.











            An den Fahnen sieht man, dass der Wind weiterhin kräftig weht.





            Als ich zum Zelt zurück gehe, entdecken die Kinder einen Regenbogen und eines der Kinder ruft: „Ich will bis zum Ende des Regenbogens gehen.“








            Die Nachbarn von der anderen Seite kommen mit lauter Musik, pubertärem Gelächter und Autotürenknallen zurück – bin ich froh, dass ich nicht daneben stehe.

            Ich bin groggy, denke noch ein wenig an die Erlebnisse des Tages und bald darauf schlafe ich ein. Ich bin 44,7 km gefahren mit einem Schnitt von 9,6.


            Zuletzt geändert von Torres; 18.07.2012, 11:47.
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              #46
              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

              North Sea Cycle Route

              Büsum bis Meldorf, ca. 24 km


              12.07.2012

              Am Morgen bin ich gut ausgeschlafen. Der Wind weht nun aus westlicher Richtung – das trifft sich gut, da ich heute nach Süden und Osten muss. Mein Zelt ist trocken und ich packe in Windeseile. Dann kaufe ich am Kiosk frische Brötchen und Schnittkäse und genehmige mir eine leckere Puddingschnecke. Zivilisation ist doch etwas Feines.





              Die nächsten Regenwolken sind im Anmarsch und ich verkrümele mich in die Hecke. Tatsächlich bekomme ich kaum einen Tropfen des Sturzregens ab, der – wie man auf Bild 3 sieht -, wieder von der Seite kommt.














              Die Jungendlichen reisen mit lautem Getöse ab. Ebenso ein Hamburger Wohnmobil. Der urig aussehende Zelter im silbernen Zelt versucht seine Sachen samt Zelt in die freigewordene Ecke zu ziehen, um besseren Windschutz zu haben. Keine gute Idee bei der Zeltqualität und so helfen alle schnell mit.

              Ich nehme Abschied. Gestern hatte ich noch überlegt, einen Tag zu bleiben und das wäre sicherlich nett geworden, aber meine Beine wollen weiter. Kurz darauf bin ich on the road.











              Der letzte Campingplatz vor Büsum kommt in Sichtweite. Er hat Stellplätze für 16 Zelte und der Preis geht nach Zeltgröße. Igluzeltbesitzer werden gebeten, die Maße bereit zu halten, da sie erfahrungsgemäß nicht auf die kleinsten Zeltplätze passen. Nun ja. Sicherlich ein sehr gut ausgestatteter Platz, aber meine Wahl war wohl richtig.





              Ein Schild am Wegesrand weckt meine Aufmerksamkeit.





              Was ist das. Eine Art neues Dubai?





              Auf der vorgelagerten Sandbank wird im Rahmen eines EU Zukunftsprogramms Ländlicher Raum eine Familienlagune gebaut. Muss das sein? Vermutlich ja. Büsum ist von meinem Gefühl her wenig attraktiv für jüngere Menschen und das will man ändern. Hoffentlich ändert es seinen Charakter dadurch nicht zu sehr. Friedrichskoog hat durch das Mutter-Kind Heim viel von seinem Gesicht und seiner Idylle verloren.

              Das charakteristische Hochhaus von Büsum.





              Nun geht es durch Stadtgebiet Richtung Hafen.











              Am Kurzentrum geht es links,








              dann folgt links eine Schiebestrecke.

              Blick in die Fußgängerzone.





              Der alte Hafen. Hier stehen im Sommer (sic!) Verkaufsstände, an denen frische Büsumer Krabben verkauft werden.








              Es ist jetzt halb 11, der Wind steht günstig und ich steige voll Vorfreude auf die kommende Strecke aufs Fahrrad. Halt: Diese Säule muss noch fotografiert werden.





              So jetzt aber endgültig los.

              PLING.

              Die zweite Speiche ist gebrochen. Das Rad schabt am Rahmen. Ende der Veranstaltung. Selbst schuld. Zum Bahnhof schieben und nach Hause fahren. Hier wird es keine Werkstatt geben.

              Ich wende und schiebe ein Stück, dann überlege ich. Ich kann ja mal schauen, vielleicht hat hier ja doch jemand die Speichen. Mit dem Zug nach Hause fahren kann ich dann immer noch. Ich zucke mein Smartphone und gebe „Büsum Fahrrad Werkstatt“ ein. Es erscheinen vier Links und einer davon lautet „Joe´s Werkstatt“. Hhm. Jemand, der sich Joe nennt, hat bestimmt schon als Kind an Fahrrädern geschraubt. Ich probiere es. Das Navi weist die Alleestraße aus. Sie ist am Touristenzentrum.

              Ich wähle eine kleine Seitenstraße zur Anreise.





              Dann schiebe ich das Rad die Schiebestrecke herunter und sehe gegenüber dem Kurzentrum einen normalen Hauseingang. Sollte hier wirklich eine Werkstatt sein? Vor der Tür sind Autos geparkt und es gibt keinen Bürgersteig. Ein Autofahrer parkt schwungvoll die letzte Parklücke zu und ich will schon aufgeben, da ruft er: „Was suchen Sie?“ und auf meine Antwort hin „Kommen Sie, kommen Sie, da passen Sie durch, ich sage meinem Sohn Bescheid“. Ich quetsche mich zwischen den Autos durch, eröffnet die Haustür und ein junger Mann schaut um die Ecke. Mein Fahrrad wird durch Flur und Wohnzimmer geschoben und im hinteren Bereich ist eine Werkstatt und am Hinterausgang stehen auch die Räder der Verleihs. Falschen Eingang genommen.
              Der junge Mann schaut sich das Rad an. Speichen in der Größe hat er. Aber das Rad muss zentriert werden. Er kommt gleich zur Sache: „Am besten Sie kommen in ungefähr einer Stunde wieder“.

              Ich lasse meine Packtaschen im Hausflur und bummele durch Büsum. Die Geschäftsinhaber tun mir leid – es ist wenig los und die paar Menschen, die da sind stürzen bei den heftigen Schauern in die Geschäfte, um trocken zu bleiben und rennen kurz darauf wieder hinaus, wenn der Regen aufhört. Die Angestellten müssen ständig die Ständer zur Seite räumen und wieder hinaus räumen.

              Ich beschließe, etwas Nützliches mit meiner Zeit an zu fangen. Beim Juwelier lasse ich mir eine neue Batterie in meine Uhr einsetzen. Sie schwächelt schon seit geraumer Zeit. Dann gehe ich zum Fotogeschäft, um endlich mal wieder einen Ersatzakku zu erwerben. Meiner ist entschwunden. Leider hat das Geschäft keinen passenden Akku, aber es macht Passbilder. Darum wollte ich mich auch längst schon einmal kümmern.

              Im Edeka kaufe ich frisches Obst und setzte mich dann an den Brunnen, dessen Wasser vom Wind weit geschleudert wird.





              Dann wandere ich noch einmal an den Hafen und sehe nun tatsächlich den offiziellen Eingang zu der Werkstatt: Er ist an der steilen Schiebestrecke zwischen Kurzentrum und der Ecke Einkaufsstraße und Hafen.








              Joe hat das Rad zentriert, die Acht so weit es geht entfernt und erklärt mir, was ich beim nächsten Mal tun sollte. Er zeigt mir die Roststellen an den anderen Speichen und die Schleifspuren an der Felge – die Felge und die Speichen sollten bald ersetzt werden. Ein Tribut der Wintertour? Vermutlich.
              Wir reden noch ein bisschen und es stellt sich heraus, dass er erst vor kurzem seine Gesellenprüfung gemacht hat. Das erklärt die Reaktion des Papas, der die Selbständigkeit seines Sohnes stolz zu unterstützten scheint. Er erzählt, dass er täglich bis 22.00 Uhr geöffnet hat und schon öfter Fernradlern helfen konnte, die erst spät ihr Ziel erreichten.
              Der Preis, den Joe für seine Arbeit verlangt, ist mehr als okay. Und gute Arbeit hat er auch geleistet, denn von jetzt an wird trotz bedenklichen Straßenuntergrundes keine Speiche mehr brechen.

              Das Fahrrad läuft jetzt wieder rund und ich starte zum zweiten Mal ab Hafen. Es ist jetzt 13.25 Uhr. Ich entscheide, nach Meldorf zu fahren und dann mit dem Zug nach Hause zu fahren, da der Campingplatz in Brunsbüttel, den ich heute eigentlich ansteuern wollte, zu weit ist.

              Der Büsumer Hafen.





              Dann geht es an der Straße und den Parkplätzen entlang Richtung Hauptstraße. Zwar gäbe es jetzt einen direkten Weg Richtung Wawerort über den Deich, der ist allerdings zu recht nur für Fußgänger. An der Hauptstraße passiere ich den Deich noch einmal. Der Wanderweg ist wirklich sehr idyllisch.





              Nun geht es an der Hauptstraße rechts ab.





              Ein Regenschauer treibt mich allerdings noch schnell in den Hochzeitswald an der Ecke. Es ist ein Park und auf einer Tafel sind die Jubiläen (Goldene Hochzeit, Diamantene Hochzeit etc.) verzeichnet.











              Der Radweg biegt kurz darauf von der Landstraße in einen noblen Vorort ab: Büsumer Deichhausen.





              Ein Blick auf die Badestelle, weiter darf ich mit dem Fahrrad leider nicht. Auch hier ist es menschenleer. Was für ein Sommer.





              Weiter geht es am Innendeich.








              Der Campingplatz in Wawerort.








              Hier war ich vor Jahren einmal campen gewesen. Der Campingplatz war preisgünstig, allerdings keinerlei Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und Brötchenholen ein einstündiger Fußmarsch. Da ich nicht wegen jeder Kleinigkeit das Auto nehmen wollte, habe ich dann nach Alternativen gesucht. Immerhin hatte ich hier das erste Mal Reiseradler getroffen, die von Hamburg aus nach Büsum geradelt waren und fand das ziemlich abenteuerlich.

              Wieder eine Schutzhütte am Wegesrand





              und eine Einkehrmöglichkeit. Ferne Erinnerungen werden wach.





              Das Wetter hält erstaunlicherweise und es ist nur wenig Wind spürbar. Wie angenehm. Die Blumen am Wegesrand kommen auf dem Bild leider nicht richtig zur Geltung. In Wirklichkeit leuchten ihre Farben wunderbar.














              Und dann ist auch schon die Meldorfer Bucht erreicht und am See treffen sich die Surfer. Hier sieht man, dass der Wind kaum nachgelassen hat.





              Am Sperrwerk gehe ich auf den Deich. Ein letzter Blick auf Büsum und auf die Nordsee, denn nun verlässt der Nordseeküstenradweg für lange Zeit die Nordsee und führt durch Binnenland und an der Elbe entlang.








              Mit Rückenwind geht es perfekt voran.











              Dann geht es links ab in den Meldorfer Ortsteil Hafen.











              Die Anlage, die den Dampf produziert, stößt ohrenbetäubende Geräusche aus. Ein Wunder, dass sich die Anwohner nicht beschweren. Gehört dieses Fabrikgelände zur Meldorfer Papierfabrik? An der Ecke stehen Blöcke von Altpapier. Als Kind hatte ich einmal an einem Fest der Papierfabrik teilgenommen und der Höhepunkt war das Steigenlassen von Luftballons, die mit Adressen versehen wurden. Leider wurde mein Luftballon nie gefunden.

              Ein Hotel lockt am Ende der Straße. Ein wenig bedauere ich, gleich mit dem Zug nach Hause fahren zu müssen. Schön ist es hier.





              Der Radweg geht nun rechts ab. Links geht es eine nette Straße nach Wawerort durch das Binnenland. Mein Blick fällt auf die Schilder links neben mir:





              Der Campingplatz scheint zu existieren. Ich überlege, ob dieses Gebäude vielleicht auch zur Papierfabrik gehört, aber es lässt sich kein Firmenschild erkennen.





              Ich wende mich nach rechts und fahre an die nächste Kreuzung. Dann halte ich wieder an. Eigentlich ganz schön doof, jetzt in den Zug zu steigen. Das Wetter ist gerade so schön. Und ich habe morgen ja auch noch frei. Eigentlich könnte ich jetzt noch schnell die 2,5 km fahren und mir den Campingplatz anschauen. Wenn ich schon den Nordseeküstenradweg erkunde, dann sollte ich auch die Übernachtungsmöglichkeiten checken. Es ist gerade mal 14.20 Uhr und der nächste Zug fährt eh erst in einer Stunde.

              Ich fahre in die Gegenrichtung. Der Weg führt nach Westen und ich habe wieder Gegenwind. Aber die Strecke ist sehr schön. Höfe, Felder und ein Deich säumen die Straße. Aber da dieser Teil ja nicht mehr zum Radweg gehört, mache ich nur ein Foto.





              Als ich aufgrund des Windes den Umweg fast bereue, sehe ich den Campingplatz. Er heißt „Strandvogt“ und ich befinde mich in Nordermeldorf. Groß ist er nicht. Daneben ist eine Anlage mit Ferienwohnungen. Hhhmm.

              Ein Mann der auf dem Platz wohnt, grüßt mich. Das macht mich neugierig und ich entscheide, auf den Platz zu fahren.





              Die Anmeldung ist hinter dem Haus, die Sonne bescheint den Platz und geschätzt passen vielleicht 20 Campingwagen auf den Platz. Surfbretter stehen auf dem Anhänger. Familiäre Atmosphäre. Ich gehe zur Rezeption und melde mich an. Ich kann morgen immer noch mit dem Zug nach Hause fahren. Ich mache jetzt Urlaub.

              Schnell habe ich mein Zelt aufgebaut. Die Bäume halten den Wind ab und so kann ich es so aufbauen, dass der Eingang nach Westen steht. Wolken schieben sich über den Platz und immer wieder regnet es. Dann scheint wieder die Sonne.








              Ich lege mich halb in die Apsis und lasse mein Gesicht von der Sonne bescheinen. Mehr ist nicht drin, denn aufgrund des Windes ist es zum Sonnen viel zu kalt. Gleichzeitig bin ich sprungbereit: Sobald es regnet, schließe ich kurz die Apsis, um sie ein paar Minuten später wieder zu öffnen. Ich liebe mein Zelt. Irgendwann nicke ich dann ein wenig länger ein und habe Glück, dass es nich mehr regnet.

              Als ich aufwache, steht hinter mir ein Hubba Hubba. Eine junge Schweizerin ist heute von Glückstadt nach Meldorf geradelt. Ich bin beeindruckt. Sie auch, denn ihr tun die Beine weh. Sie ist ab Brunsbüttel nach Friedrichskoog gefahren, aber der Campingplatz hat ihr nicht gefallen. Das verstehe ich, gemütlich ist der Platz für Zelter wirklich nicht. Der Zeltstreifen ist am Rande des Platzes an der Straße und Steckmücken gibt es dort auch. Ihre Tagesleistung schätzt sie auf 80 km. Mit dem Wind hatte sie nur ab Friedrichskoog Probleme, im Binnenland ist er also nicht so stark. Gut zu wissen. Ihr Ziel ist Norwegen.





              Relativ früh schlafe ich ein. Der Platz ist ruhig und ich schlafe durch bis zum Morgen.

              Gefahren bin ich heute ca. 24 km.
              Zuletzt geändert von Torres; 18.07.2012, 20:47.
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                #47
                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                North Sea Cycle Route

                Meldorf – Brunsbüttel, 66,8 km

                13.07.2012 (Erster Teil)

                Ich wache früh auf und döse noch ein wenig vor mich hin. Als ich um halb acht aufstehe, ist die Schweizerin schon fort. Auch ich packe zügig und fahre kurz nach acht Uhr vom Platz. Ein Salewa steht in der Nähe des Ausganges – gestern sind also noch weitere Reiseradler angekommen.

                Leider ist der Akku meines Fotoapparates alle und ich muss mit dem Handy fotografieren. Das kostet Zeit, denn nun kann ich nicht mehr während der Fahrt so einfach fotografieren.

                Kurz vor halb neun radele ich nach Meldorf hinein. Ich grüße Ditschi im Geiste und biege an der Kreuzung rechts ab. Eine Bäckerei lockt und ich frühstücke erst einmal.





                Ich entscheide mich, nach St. Michaelisdonn zu fahren. Dort fährt der Zug ebenfalls und der Tag ist recht schön. Früh genug zu Hause bin ich immer noch.

                Der Nordseeküstenradweg führt Richtung Marktplatz und ich fotografiere erst einmal den Dom. Erinnerungen an meine WAI Tour werden wach, als ich hier im Winter bei Schnee im Hotel zur Linde Unterschlupf gefunden habe. Auf dem Marktplatz ist eine Veranstaltung – nach reinem Marktgeschehen sieht das nicht aus.








                Leider schlägt die Freude über den Dom auf mein Hirn. Obwohl ich das richtige Schild gesehen habe, vergesse ich, wo ich entlang muss und bilde mir ein, ich muss am Markplatz vorbei fahren. So fahre ich an der Kirche vorbei und biege in eine kleinere Straße ein. Sie führt Richtung Bahnhof. Als ich sehe, dass ich falsch bin, fahre ich wieder zurück. Ich schaue auf das nächste Schild, verstehe es nicht und so fahre ich noch einmal zurück. Und dann wieder zurück. Ich schätze mal, die Bauarbeiter an der Strecke halten mich für bekloppt. Dann schaue ich mir das Schild noch einmal genau an und stelle fest, dass mein Ziel gar nicht drauf steht.





                Also fahre ich noch ein Stück weiter zurück. Und siehe da: Da ist das richtige Schild. Ich hätte bereits vor dem Marktplatz rechts abbiegen müssen.

                Also biege ich nun richtig ab.





                Die Straße ist idyllisch, auch wenn das Kopfsteinpflaster nicht unbedingt sein müsste.





                Aber sie endet an einer Kreuzung. Das kann nicht richtig sein. Also wieder zurück. Tatsächlich sehe ich an der Seitenstraße das nächste Schild, leider hat es ein Witzbold überklebt.





                Die Straßenführung ist gut gewählt und bald stehe ich vor der Südermühle.








                Dann geht es allerdings am Radweg der Landstraße entlang und ich fluche. Die Autos sind sehr laut und fahren rücksichtslos und schnell. Geht das jetzt so weiter? Ich bin von der Stille und den Naturgeräuschen der Nordsee verwöhnt.

                Dann geht es aber doch links ab in eine Nebenstraße hinein.








                Der Himmel ist verhangen, nur am Horizont zeigt sich ein schmaler Streifen hellen Lichtes. Da für den ganzen Tag Regen angesagt ist, bin ich misstrauisch. Aber bisher ist Regen ausgeblieben und die Landschaft wird schön. Der Weg kreuzt die Bahnlinie, führt dann aber auf landwirtschaftlichen Wegen weiter. Ein Roller überholt mich mit kreischendem Geräusch.











                In der Ferne sieht man noch einmal den Dom von Meldorf.





                Als ich Windbergen erreiche, ist das Wetter gut geworden. Vor dem Ortseingang liegt ein Schulwald und Schilder am Wegesrand bitten darum, die Natur zu schonen und auf den Wegen zu bleiben.








                Eine Katze beobachtet mich ungerührt. Leider habe ich am Handy keinen Zoom.





                Die Kirche von Windbergen.





                Ich erfahre aus der Schautafel, dass die Windbergener Kirche die kleinste in Süderdithmarschen ist und dass durch Windbergen vor der Schlacht von Hemmingstedt im Februar 1500 das königliche Heer auf dem Weg nach Meldorf zog, wo gerade Hochzeit gefeiert wurde. Die „Winderberger Hochzeit“ wurde von Detlef von Liliencron in einem Gedicht festgehalten.





                Inmitten des Ortes ist eine Verkehrsinsel und ich fahre geradeaus in einen schönen Plattenweg hinein.








                Es handelt sich um ein Geestgebiet und der Weg geht in einer leichten Steigung voran. Ich lasse das Navi mitlaufen – der höchste Punkt ist 28 Meter hoch. Das ist viel im hohen Norden!

                Es ist warm geworden und ich ziehe meine Jacke aus. Am Rande sehe ich eine kleine Himbeere.





                Sommer kann schön sein.
                Doch ein paar Meter schaue ich verdutzt. Ich habe den falschen Weg genommen. Verdammt. Und nun? Ich könnte jetzt schummeln, aber ich will ja den richtigen Weg fahren. Also fahre ich wieder zurück.
                An der nächsten Kreuzung denke ich, das wäre der richtig Weg. Erst fahre ich noch ein Stück weiter, drehe dann aber und fotografiere die Stelle.








                Wieder geht es bergauf und die Fahrt macht richtig Spaß. Der Weg ist nicht zu steil, sondern gerade richtig.

                Ich komme an eine andere Straße, biege rechts ab Richtung Gudendorf und mich trifft der Schlag. Hundert Meter weiter mündet der richtige Weg in die Straße ein.





                Ich kämpfe mit meinem reinen Gewissen, dann biege ich in den Nordseeküstenradweg ein und fahre zurück nach Windbergen.





                In Windbergen checke ich das Schild und tatsächlich: Ich hätte rechts abbiegen müssen statt gerade aus zu fahren.





                Aber da ich nun mal da bin, fülle ich im Edeka meine Wasservorräte auf.





                Dann fahre ich wieder zurück und biege diesmal ordnungsgemäß in den richtigen Weg ein. Der Umweg hat mich fast eine Stunde gekostet. Aber Spaß gemacht hat die Fahrt trotzdem – es war eine wunderschöne Strecke.





                Nun radele ich durch Gudendorf.





                Hinter dem Ort geht es links ab und der Weg führt an der Bahnlinie entlang.








                Gerne würde ich die Straße „Himmelreich“ befahren, aber der Radweg geht in der Straße „Am Kleve“ weiter.





                Ein paar Meter weiter befindet sich eine Infotafel und ich erfahre, dass ich in einem ganz besonderen Gebiet weile: Dem Klev. Er zieht sich von Windbergen bis nach St. Michaelisdonn und erklärt die Steigungen hinter Windbergen.





                Direkt hinter der Bahn beginnt der Barlter Klev – wie es scheint ein Naturschutzgebiet.








                Wenig später bin ich in St. Michaelisdonn und werde die Hauptstraße entlang Richtung Bahnhof geführt.





                Ein paar Dauergäste sitzen vor dem Kiosk und ich suche das Nordseeküstenradwegschild. Zu blöd – ich stehe direkt daneben.





                Brunsbüttel ist 16 km weit entfernt. Ein Klacks. Es ist gerade erst halb 12, da kann ich auch noch ein Stück weiter fahren. Der Wanderweg Schlei-Eider-Elbe führt ebenfalls hier vorbei.





                Der Radweg führt nun an der Marschenbahn – Draisine vorbei.








                Dann geht es in Richtung Hooper Mühle.








                Dann fahre ich durch Hopen. Am Straßenrand steht ein Kriegerdenkmal mit den Gefallenen der beiden Weltkriege.





                Es geht in Richtung Hopener Flugplatz. Der Weg zum Bismark Denkmal scheint nur Wanderern vorbehalten zu sein und ich bin mir unsicher, ob ich überhaupt richtig bin. Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.





                Zunächst stehe ich allerdings fast auf einem Golfplatz. Die Automarken der parkenden Autos zeugen von Reichtum. Ein Radwegschild finde ich nicht und so gehe ich davon aus, dass ich vor dem Golfplatz links muss. Vor verirrten Bällen wird gewarnt. Eine Infotafel an der Landstraße informiert über die Klev- und Donnlandschaft.








                Ich biege in die Landstraße ein und die dicken Kutschen, die vom Golfplatz kommen, nerven ein wenig. Plötzlich steht erneut ein Infoschild an der Straße. Es weist auf das Grabhügelfeld Hopen hin.





                Ich gehe in den Feldweg hinein und fotografiere den Hügel, bin mir aber nicht sicher, ob es sich um so eine Grabanlage handelt, denn ein weiteres Schild fehlt.








                Kurz vor Friedrichshof komme ich an dieses Schild:





                Dass sich an dieser die Streckenführung des Nordseeküstenradwegs verändert hat, weiß ich da noch nicht und sehe ich auch erst, als ich meine Bilder nachbearbeite. Aber dazu später.

                An der Kreuzung steht eine Sitzgruppe und ein Campingplatzschild, aber der Campingplatz liegt nicht auf meinem Weg.
                Ich folge den Radwegschildern und fahre bergab. Kurz vor Dingerdonn komme ich heraus. Ich bin verwirrt. In meiner Karte steht ein völlig anderer Weg eingezeichnet. Ich schiebe den Berg wieder hoch und rätsele an dem Richtungsschild herum.
                Das Nordseeküstenradwegsymbol zeigt eindeutig in Richtung Dingerdonn. Der Nordseeküstenradweg soll aber über Kuden und Eddelak führen. Also ist das Schild, das auf dem Foto nach vorne zeigt, maßgebend. Ich frage eine Spaziergängerin um Rat, aber sie versteht mein Problem überhaupt nicht. Ich entscheide mich, einfach den Weg zu nehmen, den meine Karte zeigt und biege Richtung Brunsbüttel ab. Der Weg führt in ein Wäldchen und die Waldluft riecht gut.








                Dann erreiche ich Kuden und biege rechts ab.








                Am Ortsende kommt diese Kreuzung. Das Nordseeküstenradwegschild zeigt links an dem Haus vorbei in Richtung Buchholzen Moor.





                Ich fahre kurz in die Straße hinein und dann stutze ich. Hinter mir ist ein Auto mit Pferdeanhänger und ich stoppe es und frage die Beifahrerin. Nein, sagt sie, das ist ein riesiger Umweg, da kommen Sie auf den Nordostseekanalradweg.

                Ich fahre wieder zurück, bin mir aber unsicher. Soll ich jetzt wieder nach Karte fahren oder wurde der Weg geändert? Unter jedem Symbol steht eine Telefonnummer, bei der man sich melden soll, wenn ein Schild fehlt. Ich rufe an. Der Mann am Telefon blickt nicht durch und als er das fünfte Mal fragt: „Wo sind sie jetzt“, fühle ich meinen Adrenalinpegel ansteigen. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Radreiseanbieter handelt, der die Schilder für seine Kunden wartet.





                Ich bin jetzt richtig genervt, dass ich wegen so einem Mist so viel Zeit verloren habe und gebe Gas. Links von mir erscheint die Brücke Hochdonn. Leider führt der Radweg jetzt ziemlich lange Zeit an der Landstraße entlang. Sie ist zwar im Moment wenig befahren, aber schön ist die Strecke nun nicht mehr. Außerdem nieselt es zwischen drin ein wenig.





                Schaut man sich vor diesem Hintergrund den Ausschnitt der Karte an, die im am Klev fotografiert hatte, dann führt der Nordseeküstenradweg tatsächlich über Dingerdonn, um den Radreisenden die Fahrt an der vielbefahrenen Hauptstraße zu ersparen. Die BVA und offizielle ADFC Karte ist also veraltet.
                Hier der Ausschnitt noch einmal. Kuden liegt unten rechts im Bild und wird nicht mehr angefahren.





                Ich fahre also noch die alte Strecke und bin froh, als ich hinter Eddelak endlich die Hauptstraße verlassen kann. Nun geht es auf Nebenwegen weiter.














                Von der Wasserseite aus werde ich vorsichtig beäugt.








                Der Weg führt über die Autobahn





                und dann bin ich bereits in Brunsbüttel.





                Es ist 13.40 Uhr.
                Der Weg führt zunächst an einer Landstraße entlang.











                Dann mündet er in eine Parkanlage, die einem Fluss folgt. Heißt er Braake und ist durch den Bruch eines Elbdeiches entstanden? Der Weg ist idyllisch und ich bin beeindruckt über die schöne Streckenführung. Wenige Angler sitzen am Ufer und Spaziergänger sind nicht unterwegs.





                Dann kommt wieder ein Schild.








                Und ich kann vorweg sagen: Nun beginnen wieder Streckenprobleme. Der Weg zur Fähre wäre jetzt linker Hand gerade einmal 1 km entfernt, der Nordseeküstenradweg macht jedoch eine Schleife durch Brunsbüttel und da ich den Nordseeküstenradweg nunmal korrekt fahren will, biege ich also rechts ab. Es ist 14.00 Uhr.

                Ich komme am Schwimmbad heraus, gegenüber ist ein Wohnmobilstellplatz. Und dann verliert sich die Spur der Radwegschilder. Möglicherweise geht er hier irgendwo am Wohnmobilstellplatz ab.





                Ich fahre durch eine Einkaufsstraße und suche den Radweg wieder. Anscheinend verläuft er wohl parallel zur Straße, aber helfen kann mir niemand, denn keiner kennt die Straße. Ich finde wieder ein Radwegsymbol und dann geht es am Elbeforum vorbei und wieder auf einen idyllischen Seitenradweg. Dokumentieren kann ich die Strecke jetzt nur rudimentär, da es immer wieder umständlich ist, an zu halten und das Handy aus zu packen. Mit der Kamera fotografiere ich ja immer während der Fahrt.
                Eine einheimische Radfahrerin hat den gleichen Weg und ich fahre hinterher.





                Wieder ein Richtungsschild und der Nordseeküstenradweg folgt jetzt dem Elberadweg. Die Symbole des letzteren sind gut zu erkennen, es ist ein kleines, geschwungenes, blaues „e“.





                Es geht nun wieder Straße entlang und zunächst denke ich beim groben Abgleich von Karte und Navi, dass ich falsch bin und wende wieder, dann stelle ich aber fest, dass ich richtig bin. In der Tat, denn ich befindet mich im Brunsbüttel-Ort an einem historischen Ensemble, dem „Marktgeviert“, bestehend aus Kirche und Fachwerkhäuser. Dieser Bereich ist wirklich schön und beeindruckend.























                Ich bedauere, mir die Fachwerkhäuser nicht genauer an schauen zu können, aber ich will weiter, denn langsam werde ich müde und ich habe noch den Weg nach Glückstadt vor mir, denn in Brunsbüttel komme ich ja nun mal nicht weg mit der Bahn. Die Schienenbusverbindung, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, wurde 1988 eingestellt.

                Drei Minuten später bin ich an der Elbe.





                Hier ist auch der Campingplatz, den ich zwar noch nie besucht habe, aber sehr nett finde. Von oben sieht er eher aus wie ein Spielplatz, auch hier hat die Saison noch nicht begonnen. Gerne würde ich jetzt mein Zelt aufbauen.





                Der Radweg führt jetzt unten an der Elbe entlang.





                Dann wird man auf einen Deich geleitet und fährt oberhalb der Landstraße an den auf dem Deich gelegenen Häuser vorbei. Eine schöne Strecke. Bis: Bis die Baustelle kommt. Alter Hafen und alte Schleusen sind nicht passierbar.





                Eine Frau hat das gleiche Problem und flucht. Sie wohnt genau gegenüber der Baustelle und leitet mich außen rum. Zu diesem Zweck muss man einen weiten Umweg über die Einkaufsstraße machen. Ich verliere ca. 15 Minuten. Sicherheitshalber frage ich sie, ob es in Brunsbüttel wirklich keinen Zug geht. Sie lacht ein sakrastisches Lachen „Züge kennen wir nur vom Hörensagen!“.

                Endlich stehe ich auf der anderen Seite der Baustelle und finde den Radweg nicht wieder. Die Ausschilderung versagt. So schlage ich mich nach Gefühl Richtung Elbe durch , fahre an einem gähnend leeren Schwimmbad vorbei, durch eine Gartenanlage immer an der Elbe entlang, sehe einen Tower am Abfertigungsgelände des Nordostseekanals und dann kommt dann endlich wieder ein Radwegschild. Ganz so falsch scheint meine Strecke also nicht gewesen sein. Aber ich kontrolliere das jetzt nicht, das ist mir jetzt alles zu blöde hier. Es ist jetzt kurz nach 15.00 Uhr.











                Ich fahre noch kurz zur Schleusenanlage der Segler.








                Hier war ich als Kind oft. Keine Ahnung, ob diese Schleusen noch in Betrieb sind und wo die Schleuse für die Containerschiffe ist. Ich habe nicht mehr die Geduld, das zu klären. Das Gebiet ist nur von wenigen Touristen besucht und die Verkäufer in den Gastronomiebuden langweilen sich.

                Das Gebäude hier kenne ich noch aus meiner Kindheit und es wirkte schon damals auf mich bedrohlich düster verstaubt. Früher gab es mehr solche Gebäude in Städten, wo sind die alle geblieben? Es gibt hier auch ein Schleusenmuseum, aber ich will weiter.





                Vorbei geht es am Supermarkt, an dem eine radreisende Familie mit zwei kleinen Kindern gerade Proviant besorgt, zur Fähre.





                Fahrräder haben ihre eigene Spur und dürfen zuerst auf die Fähre.







                Kurz darauf geht es los und um 15.20 Uhr bin ich auf der anderen Seite von Brunsbüttel angelangt.


                Oha.
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                  #48
                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                  North Sea Cycle Route

                  Brunsbüttel – Glückstadt, 28,1 km

                  13.07.2012 (Zweiter Teil)


                  Die andere Seite von Brunsbüttel ist Industriegebiet und die Häuser wirken arm und ein wenig verlottert. Die Straßen sind menschenleer. Der Radweg führt an der Straße entlang und ist anfangs nicht besonders idyllisch. Allerdings sind nur wenige Autos unterwegs.

                  Links hat Bayer eine große Fabrik stehen.





                  Rechts kommt das Kernkraftwerk Brunsbüttel ins Blickfeld. Ein Kohlekraftwerk wird nun endgültig nicht gebaut – sehr zum Bedauern des Bürgermeisters von Brunsbüttel. Ich schätze, die Region ist auf die Arbeitsplätze angewiesen.





                  Ich befinde mich nun in Kreis Steinburg. Genaugenommen kurz vor Büttel.








                  Plötzlich sehe ich ein Schild vor mir und fahre weiter.





                  In letzter Sekunde kommt mir der Gedanke, dass sich der Richtungspfeil nach rechts auf die Einfahrt hinter mir bezieht und nicht auf eine zukünftige Abzweigung. Dann erspähe ich auch auf der anderen Seite ein Schild und das ist immer dann der Fall, wenn eine Abzweigung vor liegt.
                  Ich habe Recht, es geht rechts hinein.








                  Der Weg führt direkt an das Elbevorland. Von jetzt an beginnt wieder ein schöner Teil des Nordseeküstenradwegs.








                  Und so gebe ich Gas.

                  Von den Häusern sind nur die Spitzen zu sehen. Gehören sie schon zu Sankt Margarethen?








                  Kinder spielen an einem Siel und da sie mich nicht bemerken, scheint es sehr interessant zu sein.





                  Weit in der Ferne kommt das Atomkraftwerk Brokdorf in Sicht.








                  Die Architektur gefällt mir und so werden es nachher ein paar mehr Fotos werden. Ich hoffe, ich werde dafür nicht gelyncht. Am Ufer zeigen sich Sandbuchten oder Schilf.

















                  Langsam nähere ich mich Brokdorf.














                  Für kurze Zeit scheint die Kuppel des Kernkraftwerkes mit dem Himmel zu verschmelzen.





                  Dann kommt das Gebäude näher.





                  Sprudelnd und laut wird das Wasser hin und her geschleudert. Es ist spürbar warm.





                  Anglern scheint das entgegen zu kommen.





                  Der Leuchtturm hinter mir.





                  Das Kraftwerk neben mir.





                  Und Leuchttürme vor mir.








                  Verfahren kann man sich hier nicht, es geht immer gerade aus.











                  Der Radweg ist nun sehr schlecht. Er besteht aus Gehwegplatten und ist sehr huckelig. Das bremst und ist nicht gerade gut für die nicht mehr ganz so taufrischen Beine. Außerdem wird der Wind wieder stärker. Ich nähere mich nun der Störmündung bei Wewelsfleth.





                  Ich hatte den Platz als idyllisch in der Erinnerung. Aber davon ist nichts mehr zu spüren. Das Sperrwerk wird gerade überholt und der Parkplatz ist tief hinter dem Deich verborgen. Ich könnte schwören, dass es hier vor einigen Jahren noch anders aussah. Das Sperrwerk selbst ist schon alt, es wurde 1975 eingeweiht.











                  Es gäbe jetzt noch eine andere Route nach Glückstadt, doch der Nordseeküstenradweg geht hinter der Brücke rechts am Wasser weiter.







                  Und dieser letzte Teil ist nun anstrengend. Wäre der Belag besser, würde die Strecke Spaß machen. Aber diese ständigen Stöße nerven. Wie gut, dass meine Speichen repariert sind. Diese Belastung würden sie nicht mitmachen. Meine Knie fangen an weh zu tun, denn ich fahre jetzt mit Kraft gegen den Wind an.





                  An einer Stelle ist unklar, ob der Radweg oben weiter geht. Ich fahre unten weiter und lande in einer Sackgasse. Immerhin sieht man in der Ferne bereits die Fähre Glückstadt-Wischhafen. Sie ist ganz rechts im Bild.





                  Wohnbebauung beginnt. Nun ist es nicht mehr weit. Der nächste Campingplatz wäre von hier aus ca. 12 km entfernt. Sicherlich würde ich das konditionell noch schaffen, aber die Luft ist raus. Viel muss ich jetzt nicht mehr fahren. Ich überquere die Straße, die zum Fähranleger führt. Es ist Stau. Man fährt ins Wochenende, in den Urlaub oder nach Hause. Ein LKW weist auf Glückstadts berühmtestes Produkt hin: Den Matjes.








                  Ein Straße mit schönen Häusern erwartet mich. Vielleicht sollte ich Glückstadt einmal in Ruhe besichtigen?











                  Schon bin ich am Hafen. Das Jugendherbergsschild verwirrt erst ein wenig – es ist für Fußgänger gedacht. Sie ist auf der anderen Seite angesiedelt.











                  1077





                  Schnell fotografiere ich das Radwegschild, dem ich bei der Anschlusstour folgen muss. Es verweist auf die gegenüberliegende Seite des Hafens. Und ich schalte das Navi aus.








                  Dann radele ich Richtung Marktplatz.











                  und erreiche den Bahnhof. Er ist nicht mehr bewirtschaftet und steht zum Verkauf.





                  Ich kaufe mir eine Fahrkarte und warte. Um 18.49 Uhr soll die NOB kommen. Aber zunächst hält zu meiner Verwirrung der Regionalzug der DB. Die Fahrradabteile sind drei Treppen hoch und nicht ebenerdig wie bei der NOB und ich lasse den Zug fahren. Pünklich um 18.49 Uhr kommt dann die NOB – UND FÄHRT DURCH! Ich denke, mich trifft der Schlag. Sch......

                  Plötzlich ist aller Elan entschwunden. Ich setze mich bedröppelt hin und warte. Zwanzig Minuten später hält eine RB nach Pinneberg quietschend. Ich fackele nicht lang: Tür auf, linke Packtasche ab, Fahrrad an dem blödsinnigen Mittelhalter vorbei reinschieben und fallen lassen. Tasche holen, rein in die Zug. Schon schließen sich die Türen.

                  Ich strafe den Schaffner mit Mißachtung, der mein Ticket kontrolliert. Dann frage ich ihn aber doch nach dem Anschluss. Die S-Bahn steht in Pinneberg auf einem andere Gleis, ich muss durch den Tunnel, erklärt er mir betont erfreut. Wieso fährt die NOB durch, frage ich weiter? Tja, sagt er, die machen, was sie wollen, da hat er nichts mit zu tun. Als ich in Pinneberg Anstalten mache, mein Fahrrad aus dem Abteil zu wuchten, hilft er mir dann aber sofort und wir schließen Frieden.

                  Der Weg durch den Tunnel ist weniger schlimm als erwartet, denn nach oben gibt es eine Rolltreppe. Der Rest der Verbindungen ist dann besser als erwartet und so habe ich gar nicht so viel Zeit verloren, wie ich dachte.

                  Als ich auf dem Sofa sitze, fällt mir ein, dass ich heute eigentlich nur von Nordermeldorf bis Meldorf Bahnhof fahren wollte. What a day!

                  Ich bin 94,9 km gefahren mit einem Schnitt von 12,2.
                  Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 00:51.
                  Oha.
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                    #49
                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                    North Sea Cycle Route

                    Glückstadt - Hamburg Teufelsbrück, 84,7 km


                    14.07.2012


                    Ich wache um 6 Uhr auf und entscheide, heute den letzten Teil des North Sea Cycle Ways am östlichen Ufer der Elbe zu absolvieren. Meine Beine haben sich ein wenig erholt. Gestern hatte ich morgens Probleme mit den Knien und auch beim Laufen das Gefühl, sie wären butterweich. Vielleicht eine Überbelastung durch den Gegenwind? Oder ein Tribut, den ich meinem Arbeitsplatz zolle? An der Kilometerleistung kann es nicht liegen.
                    Da ich abends nicht übernachten kann, packe ich nur das Nötigste in den Rucksack, befestige liebevoll meine Karte am Lenker und starte. Der Wetterbericht verspricht Wärme am Nachmittag. Es soll um die 20 Grad werden. Das klingt doch gut. Der Wind weht frisch aus Südwest. Das ist meine Richtung, aber so stark wie die letzen Tage ist er nicht mehr.

                    Ich radele durch das menschenleere Hamburg. Auf einer der Haupteinfallstraßen begegnen mir ein Auto und zwei Besucher des Fischmarktes, die mir ihrem Obstkorb nach Hause gehen. Weitere Fahrzeuge oder Menschen begegnen mir nicht. Es sind Sommerferien.
                    7. 25 Uhr komme ich am Bahnhof Altona an und decke mich mit Frühstück ein. Der RB Zug der DB mit den hohen Treppen steht bereits da und ohne Packtaschen klappt der Einstieg perfekt. Ich frühstücke erst einmal ausgiebig. Um 8.24 Uhr steige ich in Glückstadt aus. Den Bahnhof kenne ich ja schon. Es nieselt und ich ziehe meine Regenjacke über. Ich schaue auf meine Karte und stelle fest: Da ist keine Karte. Wo ist die Karte? Ich habe sie wie immer auf dem Lenker mit Packtaschenriemen befestigt. Habe ich sie verloren? Das hätte ich doch gemerkt, oder? Aber vielleicht war der Riemen lose. Wieso passiert so etwas immer mir?


                    Ich pfeife auf die Karte, denn die Strecke ist ja gut ausgeschildert. Nur hinter Elmshorn kann es bedenklich werden. Hier war die Karte nicht eindeutig. Es sind zwei dicke rote Strecken eingezeichnet: Eine über Seestermühle und eine über Seester. Schauen wir mal.

                    Ich radele zügig zum Hafen, denn dort hatte ich vorgestern das weiterführende Schild verlassen. Auf dieser Seite ist auch die Jugendherberge, ein modernes Gebäude mit einem sehenswerten alten Portal.

















                    Es sind Fernradler unterwegs und nicht alle mit vorteilhaften Klamotten.





                    Im Laufe des Tages werde mir auch einige Fernradler begegnen, die wie Knietschbonbons aussehen. Das liegt am Regenschutz für die Packtaschen. Wozu braucht man so etwas? Das plustert sich doch auf.





                    Es geht nun idyllisch an der Elbe entlang. Rechts beginnt ein Naturschutzgebiet, das nicht betreten werden darf. Es nieselt ab und zu, aber ich brauche die Regenhose nicht an zu ziehen. Der Wind ist kaum spürbar und ich komme gut voran. Das hätte ich vorgestern auch noch geschafft.














                    Als der Radweg schlechter wird, bin ich mir da zwar nicht mehr ganz so sicher, denn der Belag nervt, aber klar: das hätte ich geschafft.

                    Bielenberg kommt in Sicht und ich bekomme einen Zivilisationsschock. Eigentlich ein idyllisches Fleckchen, allerdings ist Sonntagmorgen und Sonntagmorgen ist wohl Hundekacktag am Strand. Ich erspare mir Kommentare, sonst bekomme ich Ärger! Es stehen auch einige Wohnmobile herum, die ich geflissentlich übesehe.



































                    Nun geht es weiter Richtung Kollmar.




















                    Kollmar ist ein Motorradtreffpunkt und hier habe ich bereits als Kind gebadet. Der Strand ist nicht groß und bei Flut noch schmaler, aber erholsam ist es dennoch dort. Am frühen Morgen ist allerdings noch nicht viel los. Das wird sich gegen Mittag ändern.














                    Moby Dick und Moby Dünn.





                    Diese Boote mag ich irgendwie.





                    Links am Deichrand ist ein Restaurant. Einmal habe ich dort gegessen und fand das Essen in Ordnung. Wer mag, kann sich natürlich auf die Pommesbude stürzen....
                    Motorradfahrer sind noch keine zu sehen. Sie haben dort ihren eigenen Parkplatz und die Fahrer liegen gerne am Deich und sehen dem Treiben zu.








                    Ich radele weiter und an der nächsten Abzweigung frage ich mich, wo eigentlich der Campingplatz ist. So weit ist der doch gar nicht von Kollmar entfernt. Erst als ich auf dem Deich bin, sehe ich, dass der Nordseeküstenradweg hier weiter führt.








                    Links der Campingplatz. Es ist ein sehr netter, familiärer Platz, der gerne von Radreisenden genutzt wird.





                    Team Swiss rast an mir vorbei. Immer wieder werden mir heute Radrennfahrer begegnen und mich richtig alt aussehen lassen.





                    Der Campingplatz ist links an der Straße, der Radweg führt nach rechts. Ich mag die Straße sehr, die ich jetzt entlang radele. Sie gehört zu meinen Motorradlieblingsstrecken und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich hier noch nie geradelt bin.








                    Eine Hütte mit Äpfeln lockt. Ich kaufe zwei Kilo Äpfel und hätte ich eine Packtasche dabei, würde ich wohl auch noch 5 Liter Apfelsaft erwerben. Als ich wieder aufs Fahrrad steige, fährt es gleich viel besser. Ich werden wohl nie zur UL Fraktion gehören.








                    Irgendwo hier muss es gleich rechts gehen. Ich weiß das, weil ich mich hier schon oft mit dem Motorrad verfahren habe. Tatsächlich ist dann auch bald der Abzweiger.











                    Die Billigzelte flattern im kaum spürbaren Wind. Hier hat ein Festival statt gefunden.





                    Dann geht es menschenleer, autoleer und bei leichtem Gegenwind weiter.

















                    Kurz darauf erreiche ich die Fähre Kronsnest. Es ist eine alte Fähre, die über die Krückau fährt und Fußgänger und Radfahrer auf die andere Seite bringt. Würde ich hier abkürzen, würde ich bestimmt einer oder anderthalb Stunden Fahrt einsparen. Allerdings fährt sie nur an den Wochenenden und Feiertagen und ist daher kein offizieller Bestandteil des Nordseeküstenradwegs. So wird man als Radfahrer über Elmshorn geleitet, denn eine Brücke gibt es nicht und das Sperrwerk ist ähnlich zeitbegrenzt. Aber dazu später.
                    Da ich mit der Fähre noch nie gefahren bin und sie auch noch nie habe fahren sehen, biege ich in die Zufahrt ein und stelle mein Fahrrad an der Seite ab.

                    70001








                    Die Fähre wird gerade mit zwei Radlern beladen und bin neugierig. Die Fährsleute fordern mich auf mit zu fahren und das tue ich dann auch. So setzen wir über und ich fahre dann natürlich pflichtbewusst wieder zurück. Die beiden Überfahrten kosten zusammen 1 Euro und wenn ich erst am Mittag gekommen wäre, hätte es selbstgebackenen Kuchen gegeben. Die beiden machen das einfach nur als Hobby und es scheint viel Spaß zu machen. An manchen Tagen setzen bis zu 300 Menschen mit der Fähre über.




















                    Ich fahre am Gasthaus Spiekerhörn vorbei – hier trifft sich der Motorradclub der Gegend.





                    Und schon befinde ich mich auf einer idyllischen landwirtschaftlichen Nebenstraße, die ich noch nie gefahren bin, da sie für Motorradfahrer verboten ist. Schön ist es hier. Wieder einmal muss ich die Streckenführung bewundern. Die muss eine Person oder mehrere Personen festgelegt haben, die sich wirklich auskannten.











                    Leider ist die Strecke bald zu Ende und ich werde auf die Landstraße geleitet.








                    Hier fährt man gerne zu schnell....

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                    Es geht jetzt nach Elmshorn hinein und obwohl bereits halb elf ist, ist wenig Verkehr.











                    Vor der Tankstelle geht es rechts ab und ich interpretiere das nächste Schild so, dass ich in die Straße einbiegen soll. Sie besteht aus Kopfsteinpflaster und das ist mir zuviel. So fahre ich auf dem Bürgersteig.








                    Am Ende der Straße ist wieder Landstraße und das kann nicht sein. Ich hoppele wieder zurück und sehe keine anderslautenden Schilder. Ich verstehe es nicht. War das doch richtig? Ich fahre noch ein Stück zurück zum letzten Wegweise an der Landstraße und biege noch mal an der Tankstelle ab und dann sehe ich es: Geradeaus ist ein Weg. Wow. Den habe ich völlig übersehen.





                    Ich biege ein und an der Brücke steht das gesuchte Schild. Der Weg ist idyllisch. Ich genieße die Fahrt.








                    Eine Schautafel steht am Weg.








                    Und dann werde ich an eine Trauma meiner Schulzeit erinnert: Haferflocken. Ach nein, eigentlich habe ich die immer ganz gerne gegessen. Cornflakes fand ich natürlich besser....





                    Gleichzeitig stehe ich vor einer Baustelle, der Richtungspfeil geht geradeaus und nirgendwo ist ein Schild, das erklärt, wie es jetzt weiter geht. Ich fahre über den Parkplatz und kombiniere, dass ich wohl eine Brücke suchen muss, denn der Radweg muss auf der anderen Seite weitergehen. Hinter dem Parkplatz kommt man nur ans Wasser, da geht es auch nicht weiter.





                    Dann finde ich die Brücke und dort sehe ich dann auch ein Schild, fahre über die Brücke und glaube gerade aus richtig zu sein.








                    Hinterher stelle ich fest, dass ich dort, wo der Mann läuft, scharf hätte rechts abbiegen sollen. Viel hätte mir das aber auch nicht genutzt, weil die Schilder am Stadttheater verwirrend sind. So fahre ich erst einmal auf dem Radweg zur nächsten Hauptstraße.





                    Kein Radschild mehr. Ich grummele. In Elmshorn kann man sich wunderbar verfahren. Auch mit dem Motorrad.





                    Ich biege nach Gefühl rechts ab.
                    Dann kommt ein winziger, kaum zu sehender grüner Radpfeil unter dem Straßenschild und ich folge.








                    Am Stadttheater sehe ich wieder einen Wegweiser. Er führt nach rechts.




                    Über die Hauptstraße.





                    Ich biege an den Hafen ein und sehe die Brücke, die ich vorhin passiert habe, von Ferne.





                    Das kann aber nicht stimmen, denn da komme ich ja nicht durch - schon allein aufgrund der Baustelle und logisch ist es auch nicht, dass es dort nach Hamburg geht. Ratlos fahre ich wieder zurück, studiere wieder das Schild und dann entscheide ich mich, frei Schnauze zu fahren. Ich biege in die Hauptstraße Richtung Uetersen ein. Hinterher sehe ich auf der Karte, dass der Weg wohl durch Wohngebiete ging und ich vermutlich gar nicht so falsch lag. Möglicherweise hätte ich am Stadttheater geradeaus weiter fahren müssen.





                    Nach ein paar Metern findet sich an der Hauptstraße in der Nähe eines Supermarktes dann doch ein kleiner Radwegpfeil. Er zeigt geradeaus.





                    Aus Interesse fahre ich erst einmal in den Weg nach rechts hinein, um zu sehen, ob da ein Radweg am Ufer ist. Ich lande am Ruderclub. Eine direkte Verbindung am Fluss gab es also nicht – ich habe nichts übersehen.








                    Ich biege nun dem Pfeil folgend in den Radweg ein. Ein Hinweis auf den Nordseeküstenradweg fehlt, ich scheine ich allerdings auf dem Ochsenweg zu sein. Da der Nordseeküstenradweg regionalen Radwegen folgt, kann ich also nicht ganz falsch sein.





                    An einer Schutzhütte mache ich Früstückpause und google die Strecke, aber mein Handy kann die Dateien nicht lesen. Verdammt, jetzt wäre die Karte gut. Warum man die Tischplatte anzünden musste, entzieht sich übrigens meiner Kenntnis.





                    Oha.
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                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                      Schöne Bilder und tolle sportliche Leistung.

                      Fein, Daß Du mich wenigstens in Gedanken gegrüßt hast.

                      Hattest Du überhaupt ein Visum für Dithmarschen?

                      Gruß Ditschi

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                      • Torres
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                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                        Ich fahre weiter. Der Weg ist sehr schön, aber der Wind frischt etwas auf. Ich spüre meine Knie schmerzhaft und versuche mit ganz wenig Kraft zu fahren, auch wenn das bei dem Gegendruck nicht immer gelingt.








                        Dann ein Radwegschild. Ein Autofahrer fährt fast auf mich auf, als ich bremse, ich habe ihn nicht gehört und er schimpft. Ich motze zurück. Gleichzeitig bin ich glücklich: Ich bin richtig.





                        Die Strecke ist wieder wunderschön. Nur der Wind. Ein paar Mal nieselt es auch kurz, aber das ist nicht der Rede wert.





                        Dass ich mich auf dem Katastrophenweg befunden habe, war mir nicht bewusst gewesen. Zum Glück.





                        Nun geht es idyllische Dorfstraßen entlang. Ich bin diese Strecke bereits oft mit dem Motorrad gefahren und mag sie sehr. Mit dem Fahrrad ist das eine ganz neue Perspektive.










                        Seestermühle zieht sich sehr lang an hin und laut der Schilder scheint es nur eine Nordseeküstenradwegstrecke zu geben und dieser folge ich.





                        Auf der rechten Seite taucht die Fähre Kronsnest auf – hier ist das Gegenstück und hier wäre ich heraus gekommen, wenn ich nicht über Elmshorn gefahren wäre.




















                        Die Hinweise auf das Melkhus häufen sich. Und dann stehe ich davor.








                        Es ist eine Selbstbedienungsbar, die zu einem Bauernhaus gehört. Im Kühlschrank steht Joghurt, Brot mit Käse und andere Köstlichkeiten auf Milchbasis. Ich genehmige mir einen Joghurt-Limetten Drink mit Grenadiere und ein Schokoladeneis. Das Eis scheint eine Extraherstellung zu sein und schmeckt köstlich.

                        Dann ist Seestermühle zu Ende und das Richtungschild weist den Radler Richtung Pinnausperrwerk.







                        Ich biege ein, ohne auf die Uhr zu schauen. An Wochenenden ist das Sperrwerk tagsüber bis auf eine Mittagspause durchgängig geöffnet, das weiß ich. Wieder ist Gegenwind und er hat an Fahrt gewonnen.


                        Dann stehe ich vor dem Sperrwerk und finde es scheußlich. Das Gegenstück führt über die Krückau und ist ebenso scheußlich. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass Mittagspause ist. Die Brücke ist geöffnet und nicht passierbar. Es ist gerade 13.28 Uhr.




















                        Spontan fasse ich den Entschluss, außen herum über Neuendeich zu fahren. So ist die Route auch in der Karte eingezeichnet, da das Sperrwerk ja ein Hindernis darstellt. Also radele ich wieder zurück und hoffe auf Rückenwind, aber der Wind ist nur etwas schwächer – weg ist er nicht.





                        Ich biege in die Landstraße ein. Radfahrer überholen mich und dann fällt der Groschen: Bald ist Radrennen in Hamburg und die Strecke führt hier entlang. Die Fahrer trainieren den Ernstfall.








                        Dann plötzlich weiß ich auch, wo sich die Querung der Pinnau befindet: Bei Moorege. Ich erkenne die Häuser am Straßenrand. Diese Brücke hat mir schon immer gefallen und ich freue mich, sie jetzt einmal zu erradeln.











                        Hinter der Brücke zeigt der Richtungspfeil an der nächsten Einmündung nach rechts und wieder geht es am Deich entlang.





                        Hier ist der Wind wieder stärker und kurz vor Ende ist er so stark, dass ich wieder Knieschmerzen bekomme. Wenn das so weiter geht, muss ich in Wedel abbtrechen.














                        Die Vegetation ist üppig und in den Gärten leuchten die Farben der Blumen. Hier scheint sehr fruchtbarer Boden zu sein.





                        Als ich das Gegenstück zum Pinnau Sperrwerk erreiche, ist es genau 14.00 Uhr. Ca. 7 Kilometer Umweg und 30 Minuten Fahrzeit – aber die Fahrt war viel schöner als das Warten und zumindest habe ich keine Zeit verloren.





                        Nun geht es wieder am Deich entlang, aber die Strecke ist aus meiner Sicht ziemlich öde. Innerlich bereite ich mich vor, dass es nun bis Wedel so weiter geht. Und so bin ich erfreut, als der Radweg am Obsthof durch Hohenhorst und Mühlenwurth von der Strecke abweicht.








                        Gut, man fährt nun Landstraße und möglicherweise waren auch kommerzielle Interessen dabei, aber der Sinn eines Fernradweges soll meiner Meinung nach auch sein, die Umgebung kennen zu lernen und nicht nur am Deich Schafe zu betrachten. Außerdem ist die Haseldorfer Marsch ein Obstanbaugebiet und ermöglicht es dem Radler, sich noch einmal mit feldfrischem Obst ein zu decken, bevor es in die Kohlregion und dann später in die Weidewirtschaftsgegenden weiter geht.








                        Als der Radweg Richtung Hafen abknickt, freue ich mich. Hier habe ich vor Jahren an schönen sonnigen Abenden schon viele idyllische Stunden verbracht.








                        Als der Nordseeküstenradweg allerdings am Sturmfluganzeiger links abbiegt, fahre ich schnell noch Richtung Hafen und bin enttäuscht. Andere fanden diesen Platz wohl auch idyllisch und so steht dort jetzt unübersehbar eine Gastronomieeinheit. Anscheinend ist hier jetzt ein neuer Motorradtreff und der Zauber ist dahin.





                        Am Innendeich geht es jetzt Richtung Hettlingen und nun steht der Wind günstig. Ich fliege dahin.





                        In der Ferne steht ein Strommast und ich ahne, wo ich bin.






                        Ein Blick über den Deich bestätigt meine Vermutung: Rechts von mir ist Lühesand und der zentrale Strommast der Insel ist an den Mast vor mir angeschlossen.








                        Weiter geht es nun Richtung Wedel und dann passiert etwas ganz Erstaunliches: Es wird warm. Richtig warm. Ich kann es kaum fassen! Und ziehe die Regenjacke aus. Hier ist jetzt viel Betrieb und die Sonnenhungrigen liegen am Deich. Ich sehe sogar die Fahrräder der Radler, die auf der Fähre übergesetzt sind. Wieder kommt mir ein Schwung Reiseradler mit Packtaschenschutz entgegen, es werden noch einige folgen. Möglicherweise waren sie am Morgen noch in Hamburg und starten jetzt ihre Tour nach Norden.














                        Wedel kommt in Sicht.








                        Erwartungsgemäß biegt der Weg in Schulau in die Straße Richtung Willkommeshöft ein. Aber ein schönes Foto gelingt mir nicht und ich flüchte außerdem, denn es ist viel los. Sonntagnachmittag eben.








                        Weiter geht es nun die Hauptstraße bergan. Es gilt das Fernheizwerk zu umfahren. Am Tinsdaler Weg fehlt die Markierung, aber ich biege nach Gefühl rechts ab und es ist richtig.








                        Hinter dem Heizkraftwerk geht es rechts ab und schon sehe ich den Parkplatz, an dem die schreckliche Treppe ist. Hier war ich auf meiner ersten Wintertour für das WAI entlang geradelt. Mich fröstelt, wenn ich daran denke. :-)








                        Ohne Gepäck ist die Treppe einfach zu überwinden. Zumindest für mich, denn einige Radler stöhnen sehr, obwohl rechts auf beiden Seiten eine Fahrradrinne ist.

                        Ich erinnere mich an das Quaken der Enten und dann genieße ich die Fahrt die sommerlich grüne Strecke entlang. Es ist einfach wunderschön hier.























                        Bald erreiche ich Wittenbergen und der Parkplatz ist tatsächlich nicht mehr bewirtschaftet.

















                        Wer hier wohnt, hat ausgesorgt. Glaube ich.
                        Dann kommt der Campingplatz Elbecamp und wäre ich jetzt auf Tour, wäre hier Ruhepause angesagt. Es ist der übliche Betrieb dort und ich bedauere, kein Zelt dabei haben zu können.











                        Verkehrsberuhigung in Hamburg.








                        Ich nähere mich Blankenese. Es ist Zeit für den Sonntagsspaziergang und entsprechend viele Menschen sind unterwegs. Dennoch: Das kenne ich viel schlimmer. Viele Hamburger sind in den Sommerferien. Im Herbst kann man hier nicht Radfahren, es ist einfach zu voll. Überall sitzen Menschen am Strand und genießen, dass endlich mal die Sonne scheint. Die Straße, die sich am Strand entlang schlängelt ist Einbahnstraße, für Fahrradfahrer aber in beide Richtungen frei gegeben.








                        Blankenese verstrahlt nicht nur den Charme des ehemaligen Fischerdorfes, sondern riecht nach Sonne, Urlaub, fernen Ländern. Wie sich die Fischerdörfer dieser Welt doch ähneln. Wäre hier das Meer vor der Tür, könnte man auch in Südfrankreich oder Cornwall sein.











                        Es geht nun an Segelvereinen und Ruderclubs vorbei. Hamburg ist Wassersportland. Boote stehen mitten auf dem Weg.



































                        Und dann bin ich auch schon unversehens am Anleger in Teufelsbrück.





                        Hier ist der Nordseeküstenradweg auf dieser Seite der Elbe zu Ende. Mit der Fähre geht es jetzt nach Finkenwerder und von dort aus über Binnenland Niedersachsens Richtung Küste und über Ostfriesland in die Niederlande.

                        Diese Strecke mache ich aber nicht mehr heute und so steige ich in Finkenwerder in die Fähre nach Hamburg. Es ist Queens Day, d.h. die Cunard Schiffe Queen Elisabeth und Queen Mary 2 liegen beide im Hamburger Hafen und am Abend wird ihre Begegnung im Hafen bewusst herbei geführt und mit einem Feuerwerk gekrönt. Entsprechend sind die Fähren proppevoll, da jeder, der sich keine Hafenrundfahrt leisten kann oder will, ein Foto von den Kreuzfahrtschiffen machen will. Queen Elisabeth liegt am Altonaer Kreuzfahrtterminal, wir fahren direkt daran vorbei.





                        An jedem Halt des Fährschiffes steigen im Schnitt 50-100 Menschen aus und genau so viele wieder zu. Der Fährverkehr ist heillos verspätet und einige Passagiere müssen am Anleger stehen bleiben.
                        Als ich an den Landungsbrücken ankomme, will ich nur noch nach Hause. Der Kontrast zwischen den Geräuschen der Natur und den Massen von Menschen ist einfach zu groß.


                        Ich bin 84,7 km /h gefahren mit einem Schnitt von 14,4. Den Weg nach Hause nicht mit eingerechnet.
                        Als ich zu Hause ankomme, muss ich an meine verlorene Karte denken und schaue, ob ich sie vielleicht in der Umgebung verloren habe. Aber ich sehe nichts. Kurz bevor ich die Garagentür öffne, schwant mir plötzlich, wo sie ist. Und tatsächlich: Ich habe sie auf das falsche Fahrrad geschnallt.

                        Meine nächsten freien Tage werde ich mit Keksen, Mineralwasser und einem guten Buch im Strandkorb verbringen. Und ich werde mich keine zwei Meter von der Stelle bewegen! Garantiert!
                        Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 14:25.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • 16.08.2008
                          • 30705
                          • Privat

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                          #52
                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                          Hattest Du überhaupt ein Visum für Dithmarschen?

                          Gruß Ditschi
                          Leider nicht.

                          Ich hoffe, ich habe mich nicht strafbar gemacht.

                          Edit: Sehe gerade, die Visumpflicht ist seit Anfang 2012 abgeschafft. Glück gehabt.

                          Zuletzt geändert von Torres; 20.07.2012, 13:09.
                          Oha.
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                          • rumtreiberin
                            Alter Hase
                            • 20.07.2007
                            • 3236

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                            Dein Bericht macht Spaß und Lust auf eine Fortsetzung meiner vor über 20 Jahren frustriert wegen Sauwetter in Husum abgebrochenen Schleswig-Holstein-Rundtour, danke dafür!

                            Ich hab *damals* dann von einer kleinen Pension am äußersten Rand Husums noch ein paar Tage Tagestouren auf der Halbinsel Eiderstedt gemacht - irgendwie fiel mir beim Anblick des Asphaltdeichs-Fotos beim Eidersperrwerk sofort dieser Tag wieder ein, als ich auf dem Deich bei heftigstem gegenwind und mit einem technisch eher simplen Rad und trümmerschwerer Ausrüstung da lang gefahren bin...auch zu deinem sich verwindenden Zelt gabs Parallelen - wobei mein damaliges ein recht simples Iglo mit Fiberglasgestänge war das sich stromlinienförmig an den Boden schmiegen wollte und nicht mal mehr für eine sitzende Person Platz bot, geschweige denn für zwei

                            Sollte ich irgendwann mal die Fotos dieser Tour wieder ausgraben muß ich mal schauen was sich da so alles wiederfindet. So toll mit Wegweisern versehen wwars eher nicht, und die simple Shell-Generalkarte im Maßstab 1:200.000 die wir benutzt haben hätte wohl so mehr als einen Weg den du hier als wirklich wunderschön zeigen konntest gar nicht ausgewiesen. Hab ichs überlesen oder hast du es tatsächlich nicht verraten mit was für einer Karte du unterwegs warst?

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                            • Torres
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                              • 16.08.2008
                              • 30705
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                              #54
                              AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                              Oh, die Karte habe ich tatsächlich nicht verraten: Die ADFC Tourenkarte Nordfriesland-Schleswig habe ich verwandt. Mit den Karten aus dieser Serie fahre ich in Deutschland immer immer.

                              http://www.fahrrad-buecher-karten.de...schleswig.html

                              OT: Nur mein Zelt muss ich jetzt mal in Schutz nehmen: So wie Fiberglas hat sich das Gestänge nicht gedreht, der Druck war vor allem auf der Seitenflanke. Ist glaube, die Bögen sind aus einem recht dünnen Scandium. Aber man muss ja nicht unnötig Druck aufs Gestänge ausüben, wenn es auch anders geht.
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • Torres
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                                • 16.08.2008
                                • 30705
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                                #55
                                AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                Habe eben mal gegoogelt. Der Nordseeküstenradweg besteht seit 2001. Davor fehlte sicherlich eine einheitliche Beschilderung.

                                Im übrigen bin ich mir nicht sicher, ob alle, die mir so entgegen kamen, den Radweg wirklich konsequent durch ziehen werden. Einige sahen auch mehr nach Übernachtung in Pensionen und hoffnungslos konditionell überfordert aus. Oder sie hatten unglaublich viel Zeug dabei. Aber der Wind hat schon viele geschafft, viele sind das ja gar nicht gewohnt, dass es überhaupt so viel Wind gibt. Windstille Tage sind ja bei uns eher die Seltenheit. Der Windchill, d.h. die Auskühlung durch den Wind selbst im Hochsommer, die durch den Wind reduzierten Tagestemperaturen und die kalten und feuchten Abende und Nächte tun ihr übriges.
                                Schlecht dran sind auch die, welche auf Zeit fahren bzw. gefahren sind. Viele, die bis zum letzten Jahr den Weg komplett fahren, hatten die Fähre in Bergen nach Schottland vorgebucht, die jetzt aber nicht mehr fährt. Wenn sie dann zwei oder drei Tage abwettern mussten, wurde es eng mit dem Zeitplan.

                                Am Sonntag soll ja angeblich der Sommer kommen. Auch in den Norden
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • rumtreiberin
                                  Alter Hase
                                  • 20.07.2007
                                  • 3236

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                  Grins...dieser Sommer in dem ich das probiert habe war ähnlich mies wie der diesjährige - und meine damalige Ausrüstung war preiswert, trümmerschwer und erreichte insbesondere bei Dauerregen recht schnell ihre Grenzen, so daß wir so alle 4 bis 5 Tage wegen völlig durchnäßt zähneknirschend in Pensionen oder Jugendherbergen investieren mußten, weil wir uns in dem nassen Zeugs nachts den hintern abgefroren hätten. So ungefähr das was hier im Forum gern als "Festival-Ausrüstung" oder "Baumarkt- und Discounterzeugs" bezeichnet wird. Da halfen auch hart im Nehmen sein, großzügiger Einsatz von Einkaufs- und Mülltüten zusätzlich in den Packtaschen oder um die Packtaschen und Galgenhumor nur noch begrenzt.

                                  trotzdem war diese knapp dreiwöchige Tour an Nord- und Ostseeküste ein Erlebnis das ich nicht missen möchte.

                                  Ich hatte einen Radwanderführer der ganz Schleswig-Holstein mit einem Netz an miteinander zu verschiedenen Rundtouren kombinierbaren Strecken abdeckte, und die Route wurde im wesentlichen von den gekauften Bahntickets für An- und Abreise (die einzige Möglichkeit preiswert einen Bahnhof auf der Ost- und einen auf der West-Bahnstrecke zu bekommen war irgendein Sondertarif der Grenzbahnhöfe als Hin-bzw Rückfahrtspunkte benutzte, so daß wir uns für Puttgarden auf Fehmarn und Niebüll/Dagebüll entschieden hatten und auf Fehmarn gestartet sind mit dem Hintergedanken daß wir an der Nordsee dann eben so weit wie wir wollen/können Richtung Süden fahren und eben an irgendeinem auf der Route liegenden Bahnhof zusteigen. Zusätzlich zu dem Radwanderführer gabs dann eben die schon genannte 1:200.000 Karte die eigentlich für PKW gedacht war. teilweise verwies der Radwanderführer auf örtliche wie du recht vermutest nicht durchgehende Radwanderbeschilderung, teilweise wurde einfach auf die Beschilderung für PKW oder Straßennamen/-nummern Bezugg genommen. Der noch recht junge Fahrradbus-Service auf der Halbinsel Eiderstedt (gibts den noch?!) mit dem wir unseren Aktionsradius bei den Tagestouren zu erweitern versuchten wurde wegen des Sauwetters auch schon mal ausfallen gelassen, so daß wir zweimal von einer neben der Bushaltestelle stehenden Telefonzelle aus den anbietenden Verkehrsbetrieb nach über halbstündigen Wartezeiten anriefen um zu fragen wo der im Fahrplan stehende Fahrradbus denn bleibe.

                                  Auch die Räder sowie deren sackschwere Beladung die sowohl mangeldner Erfahrung beim Reduzieren der Ausrüstung auf das wirklich nötige als auch der Qualität der Ausrüstung geschuldet war, waren nicht wirklich für lange Etappen geeignet, wobei unsere Planung mit 40km pro Tag ohne Berücksichtigung irgendwelcher Pausentage sich insgesamt als realistisch herausstellte - da waren Reserven für das real existierende Sauwetter, die gesammelten Flickschustereien und Pannen und auch irgendwelche Museums- Stadt- oder Cafebesuche ausreichend vorhanden. Ohne Gepäck an den Tagen mit Tagestouren ging deutlich mehr als mit...

                                  @Zeltgestänge

                                  Nein, ich wollte nicht über dein Zelt lästern, entweder hattest du an dem fraglichen tag weniger Wind als ich an dem einen den ich als extrem in erinnerung habe oder das Fiberglasgestänge hat deutlich mehr nachgegeben - jedenfalls hatte man das dringende Bedürfnis sich hinzulegen wenn man in dem 2x2m Iglo saß, das zwangsweise wirklich ungünstig windausgesetzt aufgestellt war weil der Zeltplatz nicht eine Hecke bot hinter der man sich hätte verstecken können. Und ich hätte sicher an deiner Stelle auch nach einer Möglichkeit geschaut aus dem Wind rauszukommen, auch weil ein Zelt unter Wind nachts recht laut werden kann.

                                  Der Punkt ist für mich einfach, daß du mir mit deinen tollen Bildern Lust darauf gemacht hast, mal wieder in Richtung Schleswig-Holstein zu fahren. Blödes Wetter hat den Vorteil daß der Himmel nie langweilig-einheitsblau ist

                                  @Sommer

                                  Der läßt sich auch hier in der Mitte noch nicht so wirklich blicken, auch für den Kölner Raum soll er angeblich ab Sonntag in reichweite kommen. Hoffen wir das beste.

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                                  • Ditschi
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                                    #57
                                    AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                    Der Punkt ist für mich einfach, daß du mir mit deinen tollen Bildern Lust darauf gemacht hast, mal wieder in Richtung Schleswig-Holstein zu fahren.
                                    Schön! Wenn ein Reisebericht den Erfolg hat, hat er sich um so mehr gelohnt.

                                    Und wenn Du in meine Nähe nach Dithmarschen kommst, grüße nicht nur aus der Ferne. Kurze PN.

                                    Gruß Ditschi

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                                    • rumtreiberin
                                      Alter Hase
                                      • 20.07.2007
                                      • 3236

                                      • Meine Reisen

                                      #58
                                      AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                      @Ditschi

                                      Aber gerne doch...fragt sich nur ob ich vor September oder Oktober Zeit dafür finde...ich spekuliere ja auf einen tollen Herbst wenn schon der Sommer nicht wirklich seinen Job verstanden hat

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                                      • Torres
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                                        • 30705
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                                        #59
                                        AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                        Richtig - für ODS Treffen sind wir immer zu haben

                                        Die Wackelzelte kenne ich zur Genüge, auf Nordstrand werden die immer gleich evakuiert, wenn es etwas stärker zur Sache geht. In Büsum war es nicht ganz so windig. Auf einem Foto siehst Du dennoch, dass das Außenzelt des Fiberglaszeltes neben mir ganz schön abhebt. Auch das Zelt der Jugendlichen war ständig in Bewegung und die Heringe sind immer rausgeflogen. Eine ruhige Nacht war das für die anderen Zelter nicht. Ich stand mitten im Wind, weil mir der Boden an der Hecke zu uneben war, aber "Botoxzelte" flattern nun mal nicht und sind deshalb auch nicht laut Ich weiß schon, warum ich durchaus schon mal mit Expeditionszelten auf nordfriesischen Campingplätzen unterwegs bin

                                        OT: @Ditschi
                                        Jetzt tue mal nicht so, als hätte ich mich nicht gemeldet. Du warst abends schon verplant. Ich wäre Dir sonst sogar 2-3 km entgegengeradelt )
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • Ditschi
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                                          #60
                                          AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren

                                          OT: @Ditschi
                                          Jetzt tue mal nicht so, als hätte ich mich nicht gemeldet. Du warst abends schon verplant. Ich wäre Dir sonst sogar 2-3 km entgegengeradelt )

                                          OT. Stimmt. War auch kein Vorwurf. Wäre aber schön gewesen, wenn`s geklappt hätte.

                                          Gruß Ditschi

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