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Moin zusammen,
vom 11. bis 17. Mai bis war ich mit einer Freundin in Südengland auf dem ersten Abschnitt des South West Coast Paths unterwegs und nachdem ich mich immer viel in diesem Forum informiere, wollte ich auch mal etwas an Informationen zurückgeben. Daher habe ich mich entschlossen einen kurzen Reisebericht zu schreiben.
Der Start in Minehead
Allgemein
Die Wanderung führte uns von Minehead nach Braunton, was offiziell den ersten 5 Etappen des SWCP entspricht. Als Karte hatten wir die „Harvey South West Coast Path 1 – Minehead to Bude“. Die Karte hat einen Maßstab von 1:40.000 und ist völlig ausreichend, da der Wanderweg exzellent ausgeschildert ist. Wir hatten zudem noch den Reiseführer „South West Coast Path“ von Cicerone, der sehr gut ist, den wir aber andererseits kaum gebraucht haben. Vorab kann man sich auch wunderbar auf der offiziellen Webseite informieren: http://www.southwestcoastpath.com/
Insgesamt wollten wir uns an die Etappenvorgaben halten, was auch sinnvoll ist und recht gut geklappt hat. Da wir beide Fans vom Wildzelten sind, hatten wir ein Zelt dabei. Das ist allerdings gar nicht so einfach auf dem SWCP, da das Gelände meistens sehr ungeschützt ist und man echte Probleme mit dem Wind bekommen kann. Außerdem ist viel der Landschaft in Privatbesitz und umzäunt. Trotzdem ist es meiner Meinung nach möglich zu zelten. Allerdings sollte man bedenken, dass die Etappen mit bis zu 25 km recht lang sind und man unbedingt unnötiges Gepäck vermeiden sollte. Ich persönlich würde mich als sehr fit einschätzen und hatte mit meinen ca 16 – 17 kg Gepäcl echte Mühe mit den Etappen. Vor allem weil es auch oft nur bergauf und bergab geht...
Eine einfacherer Alternative ist es vermutlich mit leichterem Gepäck zu reisen, sich mit Essen in den Städten zu versorgen und am Etappenende in einem B&B unterzukommen. Man ist dann nur leider nicht mehr so flexibel und für mich persönlich gehört wildzelten einfach dazu ;)
Anreise
Wir sind am Abend des 11.5. nach London geflogen und haben dort in der Nähe der Victoria Station in einem Hotel gepennt. London bot sich für uns an, da die Flüge günstig sind. Von dort ging es am nächsten morgen mit dem Zug nach Taunton und von dort mit dem Bus weiter nach Minehead. Das ganze dauert etwa 4h ist aber eine sehr angenehme Fahrt. Die Bahntickets sollte man unbedingt im voraus buchen, da man so eine Menge Geld sparen kann. Wir haben etwa 60% gespart.
Etappe 1 - Minehead to Porlock Weir - 8.9 miles (14.3 km)
Die erste Etappe ist recht einfach und bereits wunderschön. Auf dem ersten Foto sieht man die Statue, die am Anfang des Weges steht. Kurz vorher findet man einen kleinen Imbiss, der echt empfehlenswert ist. Dort haben wir uns vor der 1. Etappe nochmal mit dem typischen „Cream Tea and Scone“ gestärkt. Ganz interessant fand ich, dass das Wasser recht grau war (wie man es von England erwarten würde), aber in den kommenden Etappen immer blauer und leuchtener wurde.
Ein absolutes Highlight war unser Zeltplatz am Ende der Etappe. Kurz hinter Porlock Weir haben wir auf einer alten Turmruine gezeltet. Diese war bereits so moosbewachsen, dass man sogar die Heringe in den Boden bekam. Man musste nur etwas klettern, um dorthin zu gelangen.
Die ersten Schritte auf dem SWCP
In der Nähe von Bossington
Porlock Beach
Der Zeltplatz auf der Turmruine
Etappe 2 - Porlock Weir to Lynmouth / Lynton - 12.1 miles (19.4 km)
Die zweite Etappe war schon etwas länger und anstrengender. Leider ist der erste Teil der Etappe recht langweilig, weil man viel durch Waldgebiete läuft, die landschaftlich recht unspektakulär sind. Außerdem war das Wetter nicht mehr so gut, was in unserem Fall hieß, dass die Sonne nicht schien und der Wind etwas kalt war. Für südenglische Verhältnisse war es aber dennoch Traumwetter ;) Man wird später jedoch vollends für den eher langweiligen Abschnitt entschädigt. Es folgt ein wunderschöner Teilabschnitt, mit unglaublichen Panoramen, an denen man sich nicht satt sehen kann. Einen Abstecher zum Leuchtturm Foreland Point, kann ich eher nicht empfehlen. Lieber oben entlang auf den Gipfel auf 221 Meter. Dort gibt es eine wahnsinnige schöne Aussicht.
In Lynmouth angekommen erstmal in den kleinen Pasty-Shop auf der anderen Fluss-Seite. Unglaublich leckere Pasteten und sehr nette Bedienung. Man muss nur darauf achten, dass man vor 18 Uhr aus dem Laden herauskommt (im Gegensatz zu uns), sonst verpasst man die letzte Klippenbahn nach Lynton hoch und muss den Weg laufen...
Hinter Lynton war es sehr schwierig einen Zeltplatz zu finden. Wir sind schließlich etwas vom Weg abgewichen und auf „Holler Hill“ (bzw. „Holiday Hill“ wie er in der Karte heißt) hoch und haben dort in einem kleinen Waldstück gezeltet. Oben auf dem Hügel gab es einen fantastischen Sonnenuntergang zu sehen.
Die kleinste Kirche Englands mit max 33 Sitzplätzen.
Die Aussicht vom Gipfel "The Foreland"
Die Klippenbahn von Lynmouth nach Lynton. Nach 18 Uhr darf man laufen...
Wie soll man hier einen Zeltplatz finden?
Nachdem dann doch ein Zeltplatz gefunden ist, kann der Sonnenuntergang von Holler Hill genossen werden.
Etappe 3 - Lynmouth / Lynton to Combe Martin - 13.7 miles (22.1 km)
Die Nacht auf Holler Hill war recht windig und leider fing es in der Nacht noch an zu regnen. Der Regen war dann auch am nächsten Morgen noch unser Begleiter, so dass wir alle unsere Sachen im Zelt einpacken mussten und uns erstmal in die kompletten Regensachen einwickeln durften. Doch auch das Wetter konnte uns die Laune nicht verderben. Zudem war die Landschaft mit Steilklippen und riesigen Felsformationen am Anfang der Etappe einfach atemberaubend.
Nach etwa 2 Stunden hörte der Regen dann auch auf und es war nur noch bewölkt. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht gut geschlafen hatte am Vorabend, aber zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich fertig und müde. Wir hatten daher beschlossen auf halber Strecke, dem „Hunters Inn“ einen Besuch abzustatten. Diese Kombination aus Pub und Hotel liegt zwar etwas Abseits der Strecke (ca. 15 min Laufweg), ist einen Abstecher aber allemal wert.
Gestärkt durch ein Bier und ein „Potato Jacket“ (eine Kartoffel gefüllt mit diversen Köstlichkeiten – in meinem Fall Schrimps) ging es weiter auf der zweiten Hälfte der Etappe und siehe da: Die Sonne war wieder da und keine Wolke am Himmel Die Stärkung und sie Sonne waren allerdings auch absolut notwendig, denn vor uns lag mit 318 Metern der höchste Punkt des SWCP. Damit es auch nicht zu einfach wird, läuft man vorher nochmal ein ordentliches Stück abwärts, um auch jeden Meter bergauf genießen zu können ;)
In der Stadt Combe Martin haben wir dann an einem Kiosk Wasser gekauft und uns noch was zu Essen geholt. Dazu kann ich den „Black and White“ Imbiss empfehlen, der wirklich hervorragende Pies macht. Außerdem sind die Imbissbesitzer äußerst nett, wobei auch etwas schwer zu verstehen ;)
Da es auch hinter Combe Martin recht schwierig aussah mit zelten, hatten wir uns dazu entschlossen auf einen der veilen Campingplätze zu gehen. Glücklicherweise führt der SWCP direkt über einen dieser Plätze, der auch mit 5 Pfund ein „Hiker's Special“ (2 Personen, 1 Zelt, 1 Nacht) anbietet. Der Campingplatz war ziemlich leer, aber in gutem Zustand und wir konnten endlich mal duschen ;)
Gute Laune auch bei schlechtem Wetter.
Kurze Pause inklusive Ortsbestimmung
Schafe und Lämmer sind die ständigen Begleiter
Kurz vor Ende der Etappe: The Great Hangman - der höchste Punkt des SWCP.
Geschafft
Etappe 4 - Combe Martin to Woolacombe - 13.9 miles (22.3 km)
Auf dem Campingplatz hatte ich fantastisch geschlafen. Es war einfach so schön ruhig. Leider hatten wir uns einen Wecker gestellt, da wir wussten, dass die Etappe nach Woolacombe recht lang wird. Zum Glück hatten wir bereits einen Teil hinter uns gebracht.
Die Strecke ist (wie alle anderen) wunderschön. Wir hatten wieder großartiges und sonniges Wetter. Selbst der Wind hatte im Gegensatz zu den vorherigen Tagen nachgelassen. Nach recht kurzer Zeit kommt man in die Stadt Ilfracombe, die man schon von weitem sehen kann. Das Gebäude der Touristen-Info ist meiner Meinung nach jedoch ein absolutes Bau-Verbrechen, da es aussieht wie der Kühlturm eines Atomkraftwerkes. Was man sich nur dabei gedacht hat...
In Ilfracombe haben wir in einem kleinen Laden mitten in der Stadt erstmal was gegessen und dann noch einen Lidl aufgesucht, um Proviant zu kaufen. Wir haben die Stadt dann auch recht schnell wieder verlassen, um uns wieder auf den Weg zu machen. Leider zogen ein paar Wolken auf, die Regen versprachen. Allerdings wurden wir größtenteils verschont und haben nur ein paar Tropfen abbekommen. Zum Glück waren wir zu faul unsere Regenklamotten anzuziehen: Alles richtig gemacht ;)
Unsere nächstes Ziel hieß Lee Bay. Auf der Karte war hier ein kleines Restaurant eingezeichnet, in dem wir was trinken wollten. Leider kam es dazu nicht, da der Laden renoviert worden ist. Insgesamt war das kleine Örtchen zwar wunderschön, aber es glich auch irgendwie einer Geisterstadt. Pause haben wir trotzdem gemacht und mal eben zwei Dosen Bier, die wir vorher in der Stadt gekauft hatten, aus dem Rucksack gezaubert.
Der letzte Teil der Etappe um Morte Point ist einfach unbeschreiblich beeindruckend. Direkt an Morte Point war es so windig, dass man sich mit Rucksack gegen den Wind lehnen konnte. Das Gestein hat total bizzarre Formen angenommen und wenn man den Punkt passiert hat, läuft man noch ca. 1 Stunde auf den Stadt Woolacombe zu und hat den riesigen Strand immer im Blick. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass ich mir meinen neuen Wanderschuhen eine Druckstelle gelaufen hatten und mein rechter Fuß bei jeder Bewegung höllisch weh tat... Aber da muss man nun mal durch und wozu gibt es Ibuprofen?!
In Woolacombe selbst, die viele Bars, Hotels und B&B's bietet, haben wir uns in der „Red Bar“ noch ein bierchen genehmigt und etwas gegessen. Der Ausblick aus der Bar, die direkt am Weg liegt, ist echt empfehlenswert. Unser Zeltplatz für diese Nacht war ebenfalls ein Highlight: Wir haben in den riesigen Dünen hinter dem Strand gezeltet. Da wir sehr spät dort waren und früh wieder los gegangen sind, war das ganze kein Problem. Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Strand.
Gut, dass gerade Ebbe ist.
Es geht auf und ab.
Am Morte Point ist es so windig, dann man sich gegen den Wind lehnen kann. Man beachte die Muster im Stein.
Nach Morte Point läuft man auf Woolacombe und seinen Strand zu.
Die sehr fotogenen Strandhäuschen von Woolacombe
Unser Zeltplatz in den Dünen.
Etappe 5 - Woolacombe to Braunton - 15.0 miles (24.1 km)
Am frühen Morgen gab es erstmal Frühstück am Strand mit Sonnenaufgang. Die letzte Etappe unserer Reise war zudem die längste. Wir wussten bereits, dass einige Leute diese Etappe (zusammen mit der nächsten) überspringen und von Woolacombe den Bus nehmen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich persönlich dies nicht verstehen kann. Die Etappe ist äußerst abwechslungsreich, auch wenn ein paar Teilabschnitte manchmal nicht so spannend sind. Dazu gehört hauptsächlich die Strecke durch das Militärische Übungsgebiet von Saunton Sands nach Horsey Island. Der erste Abschnitt hingegen von Woolacombe Sands nach Croyde ist einfach wunderschön. Kurz vor Croyde kommt man an einer kleinen Surferbar und einem Teegarten vorbei, denen man einen Besuch abstatten sollte (auch wenn wir es leider versäumt haben).
Der letzte Abschnitt nach Braunton führt durch ein Naturschutzgebiet. Hier kann man ziemlich gut Gänse bei ihren Start und Landemanövern beobachten. Auch Ziegen und Schafe sind wie auf der gesamten Strecke allgegenwärtig. Relativ schnell erkennt man in der Distanz die Stadt Braunton.
Für unsere letzte Nacht wollten wir uns nochmal was gönnen und in einem B&B übernachten. Ohne uns vorher zu informieren oder etwas zu buchen sind wir in die Stadt und nach ein paar Orientierungsproblemen (wo ist hier das Zentrum?!) fanden wir auch ein wunderschönes B&B direkt in der Stadt. Die Besitzer haben eine kleine Hütte nehmen ihrem eigentlichen Haus, die sie komplett ausgebaut hatten. Man hatte komplett seine Ruhe, alles war echt nett eingerichtet, das Badezimmer modern, die Besitzer wahnsinnig nett und das Frühstück war unglaublich gut. Das ganze für 60 Pfund – da kann man nicht meckern (http://littlethatchbraunton.co.uk/).
Wie wir direkt am ersten Tag unserer Reise erfahren haben, ist Braunton berühmt für seine Fish & Chips. Daher sind wir nach Ankunft im B&B und einer Dusche direkt wieder ins Zentrum aufgebrochen und haben das besagte Fish & Chips Restaurant mit dem Namen „Squires“ aufgesucht. Ich sage nur: Die Stadt hat ihren Ruf nicht zu unrecht.
Der Blick zurück auf Wollacombe Sands...
... und der Blick voraus.
Die Strecke verläuft über den Strand von Croydon
Sehr Kreativ
Kurz vor Braunton
Unser Quartier für die letzte Nacht
Abreise
Am nächste Morgen sind wir nach dem phänomenalen Frühstück mit dem Bus von Braunton nach Barnstaple gefahren. Dort gibt es einen Bahnhof an dem der Bus hält. Direkt am Bahnhof gibt es einen riesigen Supermarkt in dem wir uns noch für die lange Fahrt eingedeckt haben. Weiter ging es dann mit dem Zug von Braunton nach Exeter. Dort mussten wir umsteigen in einen Zug, der uns nach Reading brachte. Für diesen Zug hatten wir sogar First-Class-Tickets, da diese günstiger waren, als die Standard-Tickets. Dies hatte den netten Nebeneffekt, dass etwa alle 30 Minuten ein kleiner Servicewagen vorbeirollte, der einen mit Getränken und Snacks versorgte Angekommen in Reading konnten wir den Gatwick-Express zum Flughafen nehmen, von wo aus es zurück in die Heimat ging. Insgesamt dauerte die Rückfahrt über 5 Stunden, was einem aber gar nicht so lang vorkam, da man ja oft umsteigen musste.
Fazit
Der Urlaub war einfach rundum großartig. Mich hatte zwar anfangs der logistische Aufwand (hinkommen, wegkommen) für so einen kurzen Zeitraum etwas abgeschreckt, aber das stellte sich letztendlich als gar nicht so dramatisch heraus. Das Wetter war für Südengland sicherlich untypisch gut und man muss sagen, dass wir riesiges Glück gehabt haben. Insgesamt liefen wir vielleicht 3 Stunden im leichten Regen herum, meiste Zeit schien aber einfach nur die Sonne. Kalt wurde es nur, wenn der Wind stärker wurde. Mit einer guten Softshell-Jacke aber kein Problem.
Was mir besonders positiv aufgefallen ist, dass die Menschen unglaublich freundlich und nett waren. Alle wollten kurz mit einem reden, gaben hilfreiche Tipps und waren einfach nur Stolz auf ihre Heimat. Wir haben auf unserer Reise kaum ausländische Touristen getroffen – die meisten kamen aus England bzw. sogar direkt aus der näheren Umgebung.
Ich muss zugeben, dass ich die Distanzen ein wenig unterschätzt habe. 20 Kilometer und mehr sind bei solchem Gepäck (ca. 16 Kg) und dauerndem auf und ab ziemlich anstrengend. Zumindest hatte ich somit abends keine Mühe einzuschlafen ;) Ich würde dennoch empfehlen, vielleicht auf das Wildcampen zu verzichten (was generell auf der Strecke nicht so einfach ist) und mit leichterem Gepäck zu reisen.
Uns hat es insgesamt so gut gefallen, dass wir darüber nachdenken, nächstes Jahr nach Barnstaple zu reisen und von dort die nächste Etappe zu laufen.
vom 11. bis 17. Mai bis war ich mit einer Freundin in Südengland auf dem ersten Abschnitt des South West Coast Paths unterwegs und nachdem ich mich immer viel in diesem Forum informiere, wollte ich auch mal etwas an Informationen zurückgeben. Daher habe ich mich entschlossen einen kurzen Reisebericht zu schreiben.
Der Start in Minehead
Allgemein
Die Wanderung führte uns von Minehead nach Braunton, was offiziell den ersten 5 Etappen des SWCP entspricht. Als Karte hatten wir die „Harvey South West Coast Path 1 – Minehead to Bude“. Die Karte hat einen Maßstab von 1:40.000 und ist völlig ausreichend, da der Wanderweg exzellent ausgeschildert ist. Wir hatten zudem noch den Reiseführer „South West Coast Path“ von Cicerone, der sehr gut ist, den wir aber andererseits kaum gebraucht haben. Vorab kann man sich auch wunderbar auf der offiziellen Webseite informieren: http://www.southwestcoastpath.com/
Insgesamt wollten wir uns an die Etappenvorgaben halten, was auch sinnvoll ist und recht gut geklappt hat. Da wir beide Fans vom Wildzelten sind, hatten wir ein Zelt dabei. Das ist allerdings gar nicht so einfach auf dem SWCP, da das Gelände meistens sehr ungeschützt ist und man echte Probleme mit dem Wind bekommen kann. Außerdem ist viel der Landschaft in Privatbesitz und umzäunt. Trotzdem ist es meiner Meinung nach möglich zu zelten. Allerdings sollte man bedenken, dass die Etappen mit bis zu 25 km recht lang sind und man unbedingt unnötiges Gepäck vermeiden sollte. Ich persönlich würde mich als sehr fit einschätzen und hatte mit meinen ca 16 – 17 kg Gepäcl echte Mühe mit den Etappen. Vor allem weil es auch oft nur bergauf und bergab geht...
Eine einfacherer Alternative ist es vermutlich mit leichterem Gepäck zu reisen, sich mit Essen in den Städten zu versorgen und am Etappenende in einem B&B unterzukommen. Man ist dann nur leider nicht mehr so flexibel und für mich persönlich gehört wildzelten einfach dazu ;)
Anreise
Wir sind am Abend des 11.5. nach London geflogen und haben dort in der Nähe der Victoria Station in einem Hotel gepennt. London bot sich für uns an, da die Flüge günstig sind. Von dort ging es am nächsten morgen mit dem Zug nach Taunton und von dort mit dem Bus weiter nach Minehead. Das ganze dauert etwa 4h ist aber eine sehr angenehme Fahrt. Die Bahntickets sollte man unbedingt im voraus buchen, da man so eine Menge Geld sparen kann. Wir haben etwa 60% gespart.
Etappe 1 - Minehead to Porlock Weir - 8.9 miles (14.3 km)
Die erste Etappe ist recht einfach und bereits wunderschön. Auf dem ersten Foto sieht man die Statue, die am Anfang des Weges steht. Kurz vorher findet man einen kleinen Imbiss, der echt empfehlenswert ist. Dort haben wir uns vor der 1. Etappe nochmal mit dem typischen „Cream Tea and Scone“ gestärkt. Ganz interessant fand ich, dass das Wasser recht grau war (wie man es von England erwarten würde), aber in den kommenden Etappen immer blauer und leuchtener wurde.
Ein absolutes Highlight war unser Zeltplatz am Ende der Etappe. Kurz hinter Porlock Weir haben wir auf einer alten Turmruine gezeltet. Diese war bereits so moosbewachsen, dass man sogar die Heringe in den Boden bekam. Man musste nur etwas klettern, um dorthin zu gelangen.
Die ersten Schritte auf dem SWCP
In der Nähe von Bossington
Porlock Beach
Der Zeltplatz auf der Turmruine
Etappe 2 - Porlock Weir to Lynmouth / Lynton - 12.1 miles (19.4 km)
Die zweite Etappe war schon etwas länger und anstrengender. Leider ist der erste Teil der Etappe recht langweilig, weil man viel durch Waldgebiete läuft, die landschaftlich recht unspektakulär sind. Außerdem war das Wetter nicht mehr so gut, was in unserem Fall hieß, dass die Sonne nicht schien und der Wind etwas kalt war. Für südenglische Verhältnisse war es aber dennoch Traumwetter ;) Man wird später jedoch vollends für den eher langweiligen Abschnitt entschädigt. Es folgt ein wunderschöner Teilabschnitt, mit unglaublichen Panoramen, an denen man sich nicht satt sehen kann. Einen Abstecher zum Leuchtturm Foreland Point, kann ich eher nicht empfehlen. Lieber oben entlang auf den Gipfel auf 221 Meter. Dort gibt es eine wahnsinnige schöne Aussicht.
In Lynmouth angekommen erstmal in den kleinen Pasty-Shop auf der anderen Fluss-Seite. Unglaublich leckere Pasteten und sehr nette Bedienung. Man muss nur darauf achten, dass man vor 18 Uhr aus dem Laden herauskommt (im Gegensatz zu uns), sonst verpasst man die letzte Klippenbahn nach Lynton hoch und muss den Weg laufen...
Hinter Lynton war es sehr schwierig einen Zeltplatz zu finden. Wir sind schließlich etwas vom Weg abgewichen und auf „Holler Hill“ (bzw. „Holiday Hill“ wie er in der Karte heißt) hoch und haben dort in einem kleinen Waldstück gezeltet. Oben auf dem Hügel gab es einen fantastischen Sonnenuntergang zu sehen.
Die kleinste Kirche Englands mit max 33 Sitzplätzen.
Die Aussicht vom Gipfel "The Foreland"
Die Klippenbahn von Lynmouth nach Lynton. Nach 18 Uhr darf man laufen...
Wie soll man hier einen Zeltplatz finden?
Nachdem dann doch ein Zeltplatz gefunden ist, kann der Sonnenuntergang von Holler Hill genossen werden.
Etappe 3 - Lynmouth / Lynton to Combe Martin - 13.7 miles (22.1 km)
Die Nacht auf Holler Hill war recht windig und leider fing es in der Nacht noch an zu regnen. Der Regen war dann auch am nächsten Morgen noch unser Begleiter, so dass wir alle unsere Sachen im Zelt einpacken mussten und uns erstmal in die kompletten Regensachen einwickeln durften. Doch auch das Wetter konnte uns die Laune nicht verderben. Zudem war die Landschaft mit Steilklippen und riesigen Felsformationen am Anfang der Etappe einfach atemberaubend.
Nach etwa 2 Stunden hörte der Regen dann auch auf und es war nur noch bewölkt. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht gut geschlafen hatte am Vorabend, aber zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich fertig und müde. Wir hatten daher beschlossen auf halber Strecke, dem „Hunters Inn“ einen Besuch abzustatten. Diese Kombination aus Pub und Hotel liegt zwar etwas Abseits der Strecke (ca. 15 min Laufweg), ist einen Abstecher aber allemal wert.
Gestärkt durch ein Bier und ein „Potato Jacket“ (eine Kartoffel gefüllt mit diversen Köstlichkeiten – in meinem Fall Schrimps) ging es weiter auf der zweiten Hälfte der Etappe und siehe da: Die Sonne war wieder da und keine Wolke am Himmel Die Stärkung und sie Sonne waren allerdings auch absolut notwendig, denn vor uns lag mit 318 Metern der höchste Punkt des SWCP. Damit es auch nicht zu einfach wird, läuft man vorher nochmal ein ordentliches Stück abwärts, um auch jeden Meter bergauf genießen zu können ;)
In der Stadt Combe Martin haben wir dann an einem Kiosk Wasser gekauft und uns noch was zu Essen geholt. Dazu kann ich den „Black and White“ Imbiss empfehlen, der wirklich hervorragende Pies macht. Außerdem sind die Imbissbesitzer äußerst nett, wobei auch etwas schwer zu verstehen ;)
Da es auch hinter Combe Martin recht schwierig aussah mit zelten, hatten wir uns dazu entschlossen auf einen der veilen Campingplätze zu gehen. Glücklicherweise führt der SWCP direkt über einen dieser Plätze, der auch mit 5 Pfund ein „Hiker's Special“ (2 Personen, 1 Zelt, 1 Nacht) anbietet. Der Campingplatz war ziemlich leer, aber in gutem Zustand und wir konnten endlich mal duschen ;)
Gute Laune auch bei schlechtem Wetter.
Kurze Pause inklusive Ortsbestimmung
Schafe und Lämmer sind die ständigen Begleiter
Kurz vor Ende der Etappe: The Great Hangman - der höchste Punkt des SWCP.
Geschafft
Etappe 4 - Combe Martin to Woolacombe - 13.9 miles (22.3 km)
Auf dem Campingplatz hatte ich fantastisch geschlafen. Es war einfach so schön ruhig. Leider hatten wir uns einen Wecker gestellt, da wir wussten, dass die Etappe nach Woolacombe recht lang wird. Zum Glück hatten wir bereits einen Teil hinter uns gebracht.
Die Strecke ist (wie alle anderen) wunderschön. Wir hatten wieder großartiges und sonniges Wetter. Selbst der Wind hatte im Gegensatz zu den vorherigen Tagen nachgelassen. Nach recht kurzer Zeit kommt man in die Stadt Ilfracombe, die man schon von weitem sehen kann. Das Gebäude der Touristen-Info ist meiner Meinung nach jedoch ein absolutes Bau-Verbrechen, da es aussieht wie der Kühlturm eines Atomkraftwerkes. Was man sich nur dabei gedacht hat...
In Ilfracombe haben wir in einem kleinen Laden mitten in der Stadt erstmal was gegessen und dann noch einen Lidl aufgesucht, um Proviant zu kaufen. Wir haben die Stadt dann auch recht schnell wieder verlassen, um uns wieder auf den Weg zu machen. Leider zogen ein paar Wolken auf, die Regen versprachen. Allerdings wurden wir größtenteils verschont und haben nur ein paar Tropfen abbekommen. Zum Glück waren wir zu faul unsere Regenklamotten anzuziehen: Alles richtig gemacht ;)
Unsere nächstes Ziel hieß Lee Bay. Auf der Karte war hier ein kleines Restaurant eingezeichnet, in dem wir was trinken wollten. Leider kam es dazu nicht, da der Laden renoviert worden ist. Insgesamt war das kleine Örtchen zwar wunderschön, aber es glich auch irgendwie einer Geisterstadt. Pause haben wir trotzdem gemacht und mal eben zwei Dosen Bier, die wir vorher in der Stadt gekauft hatten, aus dem Rucksack gezaubert.
Der letzte Teil der Etappe um Morte Point ist einfach unbeschreiblich beeindruckend. Direkt an Morte Point war es so windig, dass man sich mit Rucksack gegen den Wind lehnen konnte. Das Gestein hat total bizzarre Formen angenommen und wenn man den Punkt passiert hat, läuft man noch ca. 1 Stunde auf den Stadt Woolacombe zu und hat den riesigen Strand immer im Blick. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass ich mir meinen neuen Wanderschuhen eine Druckstelle gelaufen hatten und mein rechter Fuß bei jeder Bewegung höllisch weh tat... Aber da muss man nun mal durch und wozu gibt es Ibuprofen?!
In Woolacombe selbst, die viele Bars, Hotels und B&B's bietet, haben wir uns in der „Red Bar“ noch ein bierchen genehmigt und etwas gegessen. Der Ausblick aus der Bar, die direkt am Weg liegt, ist echt empfehlenswert. Unser Zeltplatz für diese Nacht war ebenfalls ein Highlight: Wir haben in den riesigen Dünen hinter dem Strand gezeltet. Da wir sehr spät dort waren und früh wieder los gegangen sind, war das ganze kein Problem. Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Strand.
Gut, dass gerade Ebbe ist.
Es geht auf und ab.
Am Morte Point ist es so windig, dann man sich gegen den Wind lehnen kann. Man beachte die Muster im Stein.
Nach Morte Point läuft man auf Woolacombe und seinen Strand zu.
Die sehr fotogenen Strandhäuschen von Woolacombe
Unser Zeltplatz in den Dünen.
Etappe 5 - Woolacombe to Braunton - 15.0 miles (24.1 km)
Am frühen Morgen gab es erstmal Frühstück am Strand mit Sonnenaufgang. Die letzte Etappe unserer Reise war zudem die längste. Wir wussten bereits, dass einige Leute diese Etappe (zusammen mit der nächsten) überspringen und von Woolacombe den Bus nehmen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich persönlich dies nicht verstehen kann. Die Etappe ist äußerst abwechslungsreich, auch wenn ein paar Teilabschnitte manchmal nicht so spannend sind. Dazu gehört hauptsächlich die Strecke durch das Militärische Übungsgebiet von Saunton Sands nach Horsey Island. Der erste Abschnitt hingegen von Woolacombe Sands nach Croyde ist einfach wunderschön. Kurz vor Croyde kommt man an einer kleinen Surferbar und einem Teegarten vorbei, denen man einen Besuch abstatten sollte (auch wenn wir es leider versäumt haben).
Der letzte Abschnitt nach Braunton führt durch ein Naturschutzgebiet. Hier kann man ziemlich gut Gänse bei ihren Start und Landemanövern beobachten. Auch Ziegen und Schafe sind wie auf der gesamten Strecke allgegenwärtig. Relativ schnell erkennt man in der Distanz die Stadt Braunton.
Für unsere letzte Nacht wollten wir uns nochmal was gönnen und in einem B&B übernachten. Ohne uns vorher zu informieren oder etwas zu buchen sind wir in die Stadt und nach ein paar Orientierungsproblemen (wo ist hier das Zentrum?!) fanden wir auch ein wunderschönes B&B direkt in der Stadt. Die Besitzer haben eine kleine Hütte nehmen ihrem eigentlichen Haus, die sie komplett ausgebaut hatten. Man hatte komplett seine Ruhe, alles war echt nett eingerichtet, das Badezimmer modern, die Besitzer wahnsinnig nett und das Frühstück war unglaublich gut. Das ganze für 60 Pfund – da kann man nicht meckern (http://littlethatchbraunton.co.uk/).
Wie wir direkt am ersten Tag unserer Reise erfahren haben, ist Braunton berühmt für seine Fish & Chips. Daher sind wir nach Ankunft im B&B und einer Dusche direkt wieder ins Zentrum aufgebrochen und haben das besagte Fish & Chips Restaurant mit dem Namen „Squires“ aufgesucht. Ich sage nur: Die Stadt hat ihren Ruf nicht zu unrecht.
Der Blick zurück auf Wollacombe Sands...
... und der Blick voraus.
Die Strecke verläuft über den Strand von Croydon
Sehr Kreativ
Kurz vor Braunton
Unser Quartier für die letzte Nacht
Abreise
Am nächste Morgen sind wir nach dem phänomenalen Frühstück mit dem Bus von Braunton nach Barnstaple gefahren. Dort gibt es einen Bahnhof an dem der Bus hält. Direkt am Bahnhof gibt es einen riesigen Supermarkt in dem wir uns noch für die lange Fahrt eingedeckt haben. Weiter ging es dann mit dem Zug von Braunton nach Exeter. Dort mussten wir umsteigen in einen Zug, der uns nach Reading brachte. Für diesen Zug hatten wir sogar First-Class-Tickets, da diese günstiger waren, als die Standard-Tickets. Dies hatte den netten Nebeneffekt, dass etwa alle 30 Minuten ein kleiner Servicewagen vorbeirollte, der einen mit Getränken und Snacks versorgte Angekommen in Reading konnten wir den Gatwick-Express zum Flughafen nehmen, von wo aus es zurück in die Heimat ging. Insgesamt dauerte die Rückfahrt über 5 Stunden, was einem aber gar nicht so lang vorkam, da man ja oft umsteigen musste.
Fazit
Der Urlaub war einfach rundum großartig. Mich hatte zwar anfangs der logistische Aufwand (hinkommen, wegkommen) für so einen kurzen Zeitraum etwas abgeschreckt, aber das stellte sich letztendlich als gar nicht so dramatisch heraus. Das Wetter war für Südengland sicherlich untypisch gut und man muss sagen, dass wir riesiges Glück gehabt haben. Insgesamt liefen wir vielleicht 3 Stunden im leichten Regen herum, meiste Zeit schien aber einfach nur die Sonne. Kalt wurde es nur, wenn der Wind stärker wurde. Mit einer guten Softshell-Jacke aber kein Problem.
Was mir besonders positiv aufgefallen ist, dass die Menschen unglaublich freundlich und nett waren. Alle wollten kurz mit einem reden, gaben hilfreiche Tipps und waren einfach nur Stolz auf ihre Heimat. Wir haben auf unserer Reise kaum ausländische Touristen getroffen – die meisten kamen aus England bzw. sogar direkt aus der näheren Umgebung.
Ich muss zugeben, dass ich die Distanzen ein wenig unterschätzt habe. 20 Kilometer und mehr sind bei solchem Gepäck (ca. 16 Kg) und dauerndem auf und ab ziemlich anstrengend. Zumindest hatte ich somit abends keine Mühe einzuschlafen ;) Ich würde dennoch empfehlen, vielleicht auf das Wildcampen zu verzichten (was generell auf der Strecke nicht so einfach ist) und mit leichterem Gepäck zu reisen.
Uns hat es insgesamt so gut gefallen, dass wir darüber nachdenken, nächstes Jahr nach Barnstaple zu reisen und von dort die nächste Etappe zu laufen.
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