[BG] Pirinfahrten

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    [BG] Pirinfahrten

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Wie man richtig mit der Eisenbahn fährt und anderes
    Geschrieben zu einer Bergfahrt von 1974 August / September

    Vom Piringebirge im Südwesten Bulgariens hatte ich Freunde immer wieder mit leuchtenden Augen erzählen hören, ….Dort sollte es ganz oben so einen mörderischen Berggrat geben über den man unbedingt gehen muss....
    Und bei gutem Wetter soll man von dort aus sogar den Olymp sehen können.

    Kurzum, nach einigem Herumfragen hatte ich einen Kollegen aus meinem Umfeld im Stahlwerk gewonnen mitzukommen zu dieser Fahrt.

    Unser Ziel war das Piringebirge, uns ist klar das liegt in Bulgarien.
    Der Panonia-Express, für den wir Platzkarten haben, soll uns dorthin tragen. Und das in noch nicht mal zwei Tagen. Das fatale: unser Zug hat keine Wagen-Nummerierung. Erst viel später in Prag, als wir Bier nachfassen entdecken wir die auf der anderen Wagenseite. Zug fahren ist schön. Die ersten Stunden zumindest. Dann geht es noch. Dann geht es gerade noch. Dann nicht mehr. Scheiß Zugfahrerei. Alles enge.
    Es ist Sommer, Hauptreisezeit und wir stellen spätestens jetzt erstaunt fest, dass wir nicht die einzigen sind, die sich auf den Weg gemacht haben. Wo woll'n den die bloß alle hin?


    Ausrüstung? Pü. Vorher hatte ich Sklettis, Kletterschuhe für den Sandstein. Dann waren Tramperschuhe groß in Mode, Aber im Jahr vorher hatte ich schlimme Erfahrungen mit deren dünnen Sohlen in der Tatra sammeln dürfen. Und festgestellt, dass die überhaupt nicht fürs Gebirge geeignet sind.
    Und so hatte ich noch Kohle locker gemacht, und mal paar ordentliche schwere Bergschuhe an Land gezogen als es die gerade in der SpoWa gab.

    Als Rucksack diente ein großer grauer aus Segeltuch in den voll 45 l reingehen. Zum Beispiel der Schlafsack, damit ist das Ding schon fast voll. Den Rest brachte ich in zwei Umhängetaschen irgend wie unter.
    Andere haben zusätzlich kühne Eigenkonstruktionen und Aufbauten an Ihren Rucksäcken vorgenommen. Die verklemmen sich aber oft an den Türen und schmalen Durchgängen. Die Rucksackträger, derart festgeklemmt, mutieren schnell zu hilflosen Krabbelkäfern. Ganz besonders wenn Frauen darin stehen, die dem Schlankheitswahn noch nicht verfallen sind. Die den Sinn eines Durchganges aber noch nicht erfasst haben, freunlich gucken und mir zuwinken und sich nun versuchen schlanker zu machen als sie sind. Ach ja. Bahnfahren ist schön.
    Unverständlich. Ob die sich täglich im Zerrspiegel betrachten?
    Die ersten Taschen fallen ab. Fotoapparate gehen zu Boden und lösen Tränen aus. Fahrgäste murren. Bahnfahren ist schön


    Um zu einem vermutlich freien Platz vorzudringen, hatten wir schon am Abfahrtsbahnhof beobachtet, dass es da die unterschiedlichsten Einstiegsvarianten gab. Einige wechselten zu diesem Zweck kurz vor Einfahrt des Zuges auf die andere Bahnsteigseite und stiegen von dort zu. Das schlanke, klettertechnisch gut gerüstete Klientel schaffte es aber auch, durch die herunter gekippten Fenster, den Zug und damit Plätze zu entern.

    Irgendwie steigt jemand, charmant eskortiert von Leuten in Uniform an einer der Grenzen aus, und wir wittern Morgenluft und erste Hoffnungskeime einer Chance auf deren Plätze. Hach! Wir sitzen. Das ändert sich dann aber. Denn in Brünn finden gerade WM- Rennen in was weiß ich für einer Formel statt und es steigen ganz viele aus. Wunderbar.
    Nicht so wunderbar die Toiletten und Waschgelegenheiten im Zug. Die Kloake ergibt sich bald wegen Verstopfung und ein Teil des übel riechenden Inhaltes schiebt sich um den Tempel der Erleichterung herum über den Gang. Ach, Zugfahren ist schön.
    Mit den anderen im Abteil haben wir inzwischen Freundschaft geschlossen.
    Brüderschaft nicht, denn Brüder kann man sich nicht aussuchen, aber Freunde. Sie ist Deutsche, er ist Ungar. Der Bruder studiert in Bratislava.
    Wir sind auf der Rückreise eingeladen, sie in Bratislava zu besuchen.
    Dann an der ungarischen Grenze. Ein Mensch liegt ganz oben im Nachbarabteil und verschläft völlig besoffen die Kontrolle. Die Grenzer sind nicht besoffen, schlafen aber auch und fauchen ihn an, als er sich meldet.
    In Budapest steigt ein älterer Herr zu uns, zwängt sich so auf einen der Plätze dazwischen. Er spricht deutsch. Er spricht ungarisch, mit Tschechen spricht er tschechisch, in Rumänien spricht er rumänisch. Na, unsere Frage,-russisch und ukrainisch kann er natürlich auch. Ein absolutes Sprachtalent, der seinen Nutzen als Dolmetscher im Krieg davon hatte. Sprachkenntnis hatte Vorteile. Man muss ja nicht in der Ersten Reihe anstehen. Andere hatten diese Option nicht. Der Fremde steigt aber in Brasov aus und will zur Kur nach Baile Tusnad .
    In Bukarest haben wir einige Zeit Aufenthalt. Eine furchtbare Stadt. Warm schwül, dreckig. Zigeuner. Ich habe von der rumänischen Sprache keine Ahnung. Wir verjagen paar mal Bettler und sind genervt. Endlich passieren wir die letzte Grenze und Bulgarien strahlt für mich Sicherheit aus. Denn hier war ich schon einmal vorher als Tramper unterwegs, kann mich russisch wenigstens etwas verständigen. Wir fahren langsam durch den Iskra-Durchbruch, sehen weiße Felsen, verschwinden mit dem Zug in Höhlen...phantastisch. Wir können kaum noch sitzen, der Rücken tut weh. Nach fast zwei Tagen und Nächten erreichen wir früh Sofia. Hurra!

    Ich gebe noch etwas bei einer Bekannten ab, dann schlagen wir uns mit der Straßenbahn zur Ausfallstraße durch. Eine Bäuerin steigt zu, hat zwei lebende Hühner an den Beinen mit Strick zusammengebunden. Die flattern nun, kacken vor Angst und Schmerz. Verteilen Kot auf die herum sitzenden Passagiere. Mein Kumpel ist begeistert, als er eine volle Ladung abbekommt.
    Entschuldigend reicht die Frau zwei ungekochte Eier. Bestechungsversuch?
    Meistbegünstigung?. Am Stadtring beginnt das Abenteuer. Melnik ist unser Ziel. Melnik ist eine winzige Stadt, kurz vor der griechischen Grenze.
    Wir trampen getrennt, um unsere Chancen zu erhöhen.
    Ob man das Trekken nennen darf?
    Meine Mutter sagt dazu.... du verdreckst.
    Endlich, das Gefühl von Freiheit, Weite und Süden. Die Automobilflotille sieht hier anders aus. Hier fahren andere Arten von Automobilen herum. Ich werde von einem alten Sil aufgelesen. Einer der Fahrer erklärt mir ununterbrochen etwas von der Gegend, was ich aber nicht alles verstehe. Von Früher, vom Befreiungskrieg gegen die Türken, Von ersten. Dann von zweiten. Dann vom Balkankrieg gegen Griechenland und der Selbstbeweihräucherung der bulgarischen Geschichtsschreibung. Er war Lehrer, dann inhaftiert. Jetzt arbeitet er als Fahrer, Buchhalter und sonst was alles. Von hier hat er Ahnung



    Im Engtal des Struma-Flusses begeistern mich die hohen Wände bei Kresna. Ich werde zum Essen eingeladen in eine Folklorekneipe am Wege. Die Leute verdienen 85 Leva. Im Monat. Und laden mich ein.
    Die netten Fahrer setzen mich in Sandanski ab, wo ich schon Felsen aus Kies und Lehm sehen kann. Ein alter klapprigen PKW nimmt mich weiter mit bis Gara Damjanitza. Dort werde ich von einer Polizeistreife kontrolliert, die dann einfach ein Auto anhält und den Fahrer beauftragt, mich bis Melnik mitzunehmen und dort abzusetzen.


    Melnik schmiegt sich malerisch in eine Sandsteinfelskulisse. Hier wird ein berühmter Wein angebaut. Der Ort scheint schon fest in deutscher Hand zu sein, denn überall begegnen mir „Kunden“ mit abgeschnittenen Jeans, Römern und langen Haaren. Also ein Eldorado neben Budapest und dem Schwarzem Meer. Kurze Zeit später begegne ich auch Günther, meinem Kumpel. Wir sind fast gleichzeitig hier aufgeschlagen und hören erst mal, wo es ein Schlaflager gibt.

    Hotel ist nicht so teuer und abends schauen wir mal um die Ecken, wo es was feines bulgarisches zu essen gibt. Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum Dorf Rozen. Solche Bruchbuden. Ich hab gedacht, das gibt es nicht mehr im Sozialismus.



    Die Leute sind arm aber sehr freundlich, wir werden mal da und mal dort eingeladen. Die Häuser sind derart baufällig, dass es die Sau graust.Das Rozenkloster war zu dieser Zeit in einer scheinbaren endlosen Bauphase und hatte mich nicht weiter interessiert, genauso wie der Glauben und die Kultur. Da ist inzwischen eine gewaltige Wandlung in mir vor sich gegangen. Danach durchstreifen natürlich noch den Canyon zwischen Melnik und Rozen, sehen hinunter zur Grenze nach Griechenland.







    Wir besuchen das Museum zur Geschichte, den Weinkeller (Izbata) oberhalb Melnik's. Es ist schlicht ein schöner Flecken Erde. Wir kommen auch mit anderen in Kontakt und erfahren, dass es sehr früh am Morgen einen LKW oder Bus für die Waldarbeiter geben soll, mit dem man bis kurz vor die Pirinhütte fahren kann.
    Auch andere wollen von hier hoch ins Pirin und so rüsten wir dann früh zum Aufbruch, denn die 35km zu laufen verspürt nicht wirklich jemand Lust.

    Das ist schon ein rechtes Knattergefährt, was uns da früh unten an der riesigen Plantane in Melnik aufsammelt und mit dem wir dann Serpentine um Serpentine nehmend hinauf zuckeln. Immer wieder wird das Vehikel in den ersten Gang gezwungen. Schalten ist schließlich ein spanabhender Vorgang! Irgendwann endet die Fahrt an einer idyllisch gelegenen Bergwiese. Es ist merklich kühler hier oben und der Regen hat in der Nacht für Frische gesorgt. Ein Feuersalamander versucht in Deckung zu kommen, ein Junge will ihn zertreten, aber den können wir gerade noch zurückhalten.
    Reinhardt hat sich uns angeschlossen, ist fortan unser dritter Mann.



    Die Pirinhütte liegt nur etwa drei Kilometer entfernt in 1620m Höhe. Wir sehen uns erst einmal etwas um und bleiben hier. Die Touristenküche besteht aus einen Gemeinschaftsraum zum Kochen auf einen gusseisernem Herd mit Holzfeuerung.




    Das Kar der Kremenske Ezero


    Diese Geschichte habe ich für die Leser aufgeschrieben. Sie unterliegt jedoch bei komerziellen Verwendungsinteressen anderswo meinen Urheberrechten genauso wie die Bilder, die ich hier eingestellt habe. Das bitte ich zu beachten Alibotusch
    Zuletzt geändert von Abt; 13.07.2012, 10:47.

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    #2
    AW: BG Pirinfahrten

    .Hier kommt noch etwas dazu!

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      #3
      AW: BG Pirinfahrten

      Sehr schön, wieder ein Bericht aus alten Tagen. Zu DDR-Zeiten war mir nie bewusst, dass es in Bulgarien "vernünftige" Gebirge gibt. Alle fuhren scheinbar nur ans Schwarze Meer.

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        #4
        AW: BG Pirinfahrten

        Ja, es gab auch Bergtourenfürer und Karten davon. Die endeten aber dann an der Grenze oder davor. Und den südlichen Teil durften Ottonormalverbraucher aus dem Osten nicht besuchen. Bald werden die Fotos 40 und ich entschuldige mich mal für die Qualitätsverluste.
        Zuletzt geändert von Abt; 30.05.2012, 12:59.

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          #5
          AW: [BG] Pirinfahrten

          Im Aufenthaltsraum der Pirinhütte versucht eben ein spindeldürres Mütterchen Holz zu entzünden, indem es irgendeine Flüssigkeit zu Hilfe nimmt. Voller Interesse sehen wir zu. Mit einem lauten Wum gelingt das. Der Ofen bebt. Alles um den Ofen herum geht im Staub und Dreck unter. Die Alte hebt es aus der Hocke aus und fällt vor Schreck auf den Rücken. Als sich die Aschewolke verzogen hatte brüllendes Gelächter. Wir schiffen uns in die Kniekehlen vor lachen. Das Mütterchen ist fahl im Gesicht und schleicht von hinnen, einen Fuß nachziehend. Uns hebt es vor lachen.
          Draußen gab es so eine kleine Meisterschaft der Bulgaren im Holzhacken mit bulgarischen Bartäxten, die das Aussehen von Henkerbeilen haben.

          Abends kam dann noch ein Berliner Pärchen an. Die hatten in Melnik den Weg abgekürzt. So sah der Mann auch aus. Abschürfungen zierten sein Gesicht,- der Mann sah nun aus wie ein Streuselkuchen, denn er war abgerutscht und eine Wand runter.
          Die waren schon an der Pirinhütte völlig fertig und sind mit uns am nächsten Tag über einen Kammweg zur Begovitza (heute Kamenitza-Hütte)1720m. Den ganzen Tag hatte es leicht genieselt, der Mann war unterkühlt und brauchte Hilfe. Hatte Fieber und Schüttelfrost, als wir dort ankamen. Am nächsten Tag hat man die zwei mit dem Rettungswagen abgeholt. Weiß nicht, wie das Auto damals an die Hütte gekommen ist. Auf der Fahrt ging es der Frau schlecht. Die Frau hat auf der Fahrt gekotzt wie ein Reiher, so dass man sie im Krankenhaus behandelt hat statt den Mann. Aber dass haben sie erst viel später erzählt. Wir haben noch mal gelacht.
          Unsere 5 Stunden -Tour ging zunächst ein schönes Tal hinauf zum Ziegenrücken,Kozia Rid, dann am Fuß der Kamenitza über ein Geröllfeld und noch mal hundert Meter hinauf auf 2512 m zur Tevneto Ezero-Hütte.


          Die Kamenitza 2822m im Pirin

          Bei einigermaßen guten Wetter hat man einen phantastischen Blick zum Hausberg, auf die Kamenitza 2822m. Der Weg hinauf ist machbar aber nicht ohne, dauert etwa 2,5-3 h. hin und zurück etwa 5h. Später haben wir den Berg gemacht.
          Wir haben nun selber mit uns zu tun und sind froh, dass sich uns Reinhardt angeschlossen hat, denn wir gehen uns, ohne das zu wollen gegenseitig allmählich auf die Ketten. Uns so haben wir, mal mein Kumpel und mal ich immer jemand anderes zum Ansprechen. Ist ein Problem was sich mehrmals gezeigt hat.


          Die Wege im Pirin waren ausgezeichnet markiert, sehr oft von Schülern, die mit ihren Lehrern Ferieneinsätze machten,

          Von der Tevneto Ezero-Hütte steigen wir am nächsten Tag den Weg zur Demjanitza-Hütte ab. Tags darauf machen einen Abstecher zum Gipfel Todorin Vrach und gehen zur Vichren-Hütte am Ribni Esera mit Halbinsel vorbei.


          Die Vichren-Hütte in etwa 1920m

          In der Vichren-Hütte weist man uns ab, da ein Reiseunternehmen hier alle Plätze reserviert hat. Aber in der kleinen Hütte Banderitza findet sich schließlich noch ein Plätzchen.
          Auf den Touren haben wir am Anfang fast immer etwas länger für den Weg gebraucht als angegeben. Auf den letzten Etappen hatten wir uns dann eingelaufen und etwas weniger Zeit gebraucht als angeschrieben. Nun stand die längste und schwerste Tour mit 9 -11 Stunden auf dem Plan.
          An dem Tag lief alles wie am Schnürchen. Beinahe in der Nacht sind wir von der Banderitza-Hütte aufgebrochen, in rekordverdächtiger Zeit waren wir an der Vichrenhütte. Dann die 700 Höhenmeter zur Schulter des Vichren hinaufgehämmert. Dort haben wir eine kleine Rast gemacht und haben die restlichen 300 Höhenmeter zur Gipfelpyramide des Vichren auch in einer knappen Stunde zurückgelegt.
          Das Problem ist das fehlen einer Wasserstelle über mehrere Stunden hier oben im Karst


          Hier mache ich mal einen Versuch ein Foto vom

          ...Piriner Edelweiß im Vichrengebiet festzuhalten



          Blick von Vichren westwärts. unten der See Vlahini Ezero, der spitze Berg ist die Sinanitza


          Im Vordergrund der Sockel des Vichren, dahinter der Kutelo, Banski Suhodol übergehend in den Grat des Koncheto, danach der Bajuvki Dubki.

          Vom Gipfel bot sich ein phantastisches Panorama. Drüben vom Kutela wehte der Wind kaum hörbar eine Flötenmelodie herüber.
          Dann die 350m die Nordseite der Pyramide wieder herunter zum Kazana-Kar. Auf der Westflanke zum Kutela über den Berggrat des Koncheto zum Banski Suchodol und. Der Berggrat Koncheto(Pferdchen) ist Wind und Wetter extrem ausgesetzt und das High Ligth auf jeder Tour durch das Pirin. Der Name rührt angeblich daher, dass die Erstbegeher im Winter die Wächte auf dieser Passage mit gespreizten Beinen links und rechts überhängend gemeistert haben.


          Hier mal mit dem Vichren 2917m, rechts im Hintergrund


          Koncheto 1974 - noch ohne Geländer


          Später dann mit Geländer

          Etwa 300 m geht es auf einem Felsgrat lang, von dem es etwa 300m senkrecht zur einen und etwa 700. sehr steil zur anderen Seite hinuntergeht.
          Ich musste mich sehr beherrschen da rüber zu gehen und es ist schon ein eigenartiges mulmiges Gefühl, wenn die Erde unter deinen Füßen förmlich abrollt. Dazu lag ein nicht fixiertes Stahlseil auf den Steinen, welches mehr störte als nutzte. Meinem Kumpel war das zu heftig, er umging den Grat etwas unterhalb.

          Oben am Kamm war ein Mann damit beschäftigt, Löcher für Doppel-T-träger in den Fels zu bohren an das ein Geländer aus fixen Stahlseilen befestigt werden sollte. Jeder Schritt erfordert höchste Konzentration, sonst liegt man unten. Unbemerkt zog unterdessen von Ferne eine Wolkenbank heran, die sich über uns beim Abstieg zur Javorov-Hütte noch abtröpfeln ließ und den Marmor tückisch glatt machte.


          Blick hinauf zur Stapalata genannten Felsformation von der Javorov-Hütte

          Am Morgen waren die Wetterfront abgezogen und ich machte noch einige tolle Schnappschüsse von Höhlenforschern, die zu einer Exkursion an die Stapelata genannten Felsen aufbrachen. Aber unsere Zeit im Pirin war endgültig vorbei und wir stiegen schließlich ab. Zwei Tage erholten wir uns noch in Bansko am Fuße des Pirin, bevor wir die Nachhausefahrt antraten.


          Bansko 1975 Tabakrahmen zum trocknen

          Von meinem Wanderkumpel Günther habe ich unten Abschied genommen, jeder ging dann seine eigenen Wege für den Rest der Zeit. Beide haben wir, unabhängig voneinander versucht die Zug-Adresse in Bratislava ausfindig zu machen. Das war ein Studentenheim wie sich herausstellte. Der Name war unbekannt. Es ging zu wie in einem Taubenschlag, denn es war Zeit des Studienbeginns. Ein abenteuerlicher Einstieg durch das Fenster eines Komilitonen Spätabends und die nette Aufnahme runden das Bild ab. Ich habe mir noch Bratislava angesehen und den Zug nach Dresden schaffte ich gerade so mit Mühe und Not. Auf der Suche nach einem freien Platz im Zug treffe ich.... na auf wen wohl ??? Meinen Kumpel Günter.
          Wir haben dann noch zwei Jahre Trekkingtouren miteinander gemacht. Aber nie wieder nur zu zweit Denn diese für uns wichtige Erfahrung hatten wir auf dieser Tour gesammelt.
          Zuletzt geändert von Abt; 13.07.2012, 12:52.

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          • simurgh
            Fuchs
            • 02.11.2011
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            #6
            AW: [BG] Pirinfahrten

            Zum Glück hatte man mir zu DDR-Zeiten rechtzeitig erzählt und vorgeschwärmt, daß es in Bulgarien "vernünftige" Gebirge gibt. Danke fürs Erinnern an die Reisen ans damalige "Ende der Welt"! Über den "Pferderücken" wäre ich wahrscheinlich ohne Seil nicht rüber. Zum Glück gab es das Anfang der 80'er schon...

            Ein zerfleddertes Exemplar dieses Bergtourenführes ging dazumal durch viele Hände.

            Ali, hast Du damals schon Tagebuch geführt, oder sind deine detailreichen Erinnerungen wirklich alle noch so präsent? Dann Respekt!
            Zuletzt geändert von simurgh; 31.05.2012, 07:48.
            >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

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            • volx-wolf

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              • 14.07.2008
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              #7
              AW: [BG] Pirinfahrten

              Herzlichen Dank für die Erzählung aus alten Tagen,
              schön zu lesen,
              allzumal ich damals noch "Quark im Schaufenster" war,
              und erst viel, viel später in BG unterwegs.

              Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
              daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                #8
                AW: [BG] Pirinfahrten

                Zitat von simurgh Beitrag anzeigen
                Zum Glück hatte man mir zu DDR-Zeiten rechtzeitig erzählt und vorgeschwärmt, daß es in Bulgarien "vernünftige" Gebirge gibt.
                Zum Glück stehen diese "vernünftigen" Gebirge noch. Damals war ich übrigens 4 und fuhr mit meinen Eltern immer an die Ostsee.

                Super Bilder.

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                • volx-wolf

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                  • 14.07.2008
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                  #9
                  AW: [BG] Pirinfahrten

                  Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen

                  Später dann mit Geländer
                  Auch nicht schlecht

                  Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                  daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                    #10
                    AW: [BG] Pirinfahrten

                    Toll!

                    OT: Jetzt verstehe ich auch deine PN-Anfrage.
                    Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                      #11
                      AW: [BG] Pirinfahrten

                      Sämtliche Erlebnisse sind wahr und die Personen hat es so gegeben und gibt es immer noch, soweit mir bekannt.
                      In den nächsten Jahren stand das Pirin und Rila-gebirge im Mittelpunkt meiner Bergfahrten, bei Gelegenheit gibt es hier etwas mehr dazu.
                      Zuletzt geändert von Abt; 05.06.2012, 07:12.

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                        #12
                        AW: [BG] Pirinfahrten


                        Bansko 1979

                        Es ist noch dunkel an diesem Juni Morgen 1979, als wir uns leise von ihren Freunden verabschieden und eilig auf den Weg machen, der Bansko in Richtung Süden verlässt. Unser Gepäck ist erleichtert um einige Kilo und besteht aus einer halb gefüllten Kraxe in der wir lediglich Wetterzeug, Schlafsack und etwas Essen mitführen.
                        Wir vermeiden es viel zu sprechen und in der Dämmerung unmarkierte Wegabkürzungen zu benutzen. Als wir die Weggablung Haiduschka Poljana erreichen, geht der Weg zunächst auf einer eindeutig mit blauem Streifen markierten Fahrspur entlang, der zu jener Zeit etwa eine Wegstunde unterhalb der Hütte Damjanitza im Piringebirge endet.


                        Die Hütte Damjanitza Juni 1979


                        Mein Kumpel RainerJuni 1979


                        ...und Icke Juni 1979

                        Die Hütte in 1750 m erreichen wir erreichen wir exakt um dreiviertel sieben, werden jedoch enttäuscht, da alles verrammelt und verriegelt ist und gerade renoviert wird. Wir pausieren kurz, um Schneegamaschen anzulegen. Danach steigt der Weg als ausgetretener Trampelpfad in einem aus Bergkiefern bestehendem Dickicht weiter an und lässt dann links gen Osten mehrere Karstufen liegen, bis der Weg über den Tipitzbach führt.


                        Mozgoviska Porta aus dem Tal der Damjanitza



                        Aufstieg zur Mozgoviska Porta aus den Tal der Damjanitza

                        Die ersten Sonnenstralen locken tausende Krokusse heraus, kaum dass der Schnee darüber geschmolzen ist. Weiter oben liegt dann nur noch Schnee. Das Waljawischki-Kar vor uns liegt im Schatten und die darin liegenden Seen sind noch vereist und fest im Griff des Winters. Wir legen eine kurze Rast ein. Mit unseren Stöcken sichern wir nun den Aufstieg über die allmählich steiler werdenten Schneefelder ab. Bis wir die Mozgoviska Porta in knapp 2600m erreichen, braucht es noch einige Anstrengungen. Das ist der erste der zwei hohen Pässe im Pirin, die wir heute auf unserem langen Weg überwinden. Allmählich verbreitet die höher steigende Sonne angenehme Wärme ringsherum. Um Viertel nach Neun am Morgen erreichen wir die Hütte Tevneto Esero und überraschen die hier gerade anwesenden Gäste, die überhaupt noch keine Peilung haben, woher wir um diese Uhrzeit kommen.


                        Monim Dvor Juni 1979


                        Die Kamenitsa 2822m Juni 1979


                        Die alte Hütte Tevneto Esero 1979 in 2512m



                        Hier gönnen wir uns eine kurze Pause in der Sonne, der schwerste und gefährlichste Wegabschnitt liegt jedoch noch vor uns und verbreitet mir sichtliches Unbehagen.
                        Lange genug haben wir uns mental auf diesen Weg vorbereitet, haben Hüttenwirte befragt, ob es überhaupt möglich ist an einem Tag diese Strecke zu schaffen, und die haben alle mit „Nje moschno“ geantwortet. Aber das hat uns natürlich erst recht herausgefordert, diese Unmöglichkeit zu widerlegen. Aber Faktoren wie Menge, Konsistenz und Beschaffenheit von Schnee kann man von zu Hause nicht einschätzen. Aber gerade das kann alles entscheiden. Zwei Jahre vorher habe ich hier beinahe aufs Brett gemacht, als ich mit mit tschechischen Bergfreunden auf eine Kletterpartie über den Kralev Dvor einließ.


                        Steile Schneefelder am Kralev Dvorski Preval Juni 1979


                        Passage unterhalb des Passes Kralev DvorJuni 1979

                        Erwartungsgemäß befindet sich immer noch eine riesige Wächte an der Stelle des Passes Kralevdvorska dlasa Porta, so dass ein Ausweichen etwas hin zum Smirenski Vrach unumgänglich wird. Mit etwas Geschick finden wir jedoch eine gängige Passage zwischen den Felsen und können weiter unten auf die immer noch für uns extrem steilen Firnfelder übersetzen, die die Morgensonne nun schon aufgeweicht hat. Nach der Passage des Schelesniski Kares sind wir happy, als wir unten das lange Tal erreichen, das zur Hütte Pirin führt. In Höhe des Abzweiges Kornischki Preval bleibt nun die Schneegrenze hinter uns uns wir konzentrieren uns voll auf die Passagen über kleinere Nebenbäche des angeschwollenen Baches. Was die ganze Zeit unbemerkt blieb und uns nun wachsende Sorge bereitet, ist eine Gewitterfront, die inzwischen aufgezogen ist. Mit den ersten Regentropfen erreichen wir die Hütte Pirin gegen 13.00 Uhr. Das draußen niedergehende Gewitter stellt plötzlich unseren ganzen Plan in Frage und so warten wir über eine Stunde in der Hütte ab, Nutzen die Zeit um zu essen und zu trinken. Es ist zum Mäuse melken , denn uns rennt ab jetzt die Zeit davon. Schließlich stürmen wir in einer Regenpause los. Die abkühlende Ernüchterung folgt noch bevor wir den Höhenzug der Märchenwiese erreichen.


                        Weg zwischen der Pirinhütte und Rozen unterhalb der Märchenwiese 1979


                        unser späterer Zeltplatz an der Stelle Vlaskata 1979

                        Danach lässt der Regen aber nach und es verbreitet sich eine Schwüle, drückende Luft. Wir laufen so schnell wir können weiter, ohne noch hier oben anzuhalten, denn das bringt nichts. Unterwegs ist an der Stelle Vlaschkata eine winzige Tonröhre, aus der Wasser tröpfelt. Das wissen wir von früheren Erkundungstouren. Es geht nun abwärts und nur noch abwärts, bald erkennen wir in der Ferne die Rozener Pyramide und das Rozen-Kloster, ganz weit unten in der Ferne.



                        Steilstufe oberhalb Rozens mit Anpflanzungen gegen die Errosion


                        Wanderkumpel vor der Rozener Pyramide



                        Steilabfall der Sandberge oberhalb Rozens

                        Aber wir sind noch gut drauf, ich fotografiere. Die Orientierung bereitet uns überhaupt keine Probleme.und getragen von einer Woge von Euphorie klettern wir den schmalen Sims einer Sandformation kurz vor Rozen hinunter. Jeder Tritt muss hier sitzen. Wir nehmen uns kaum Zeit für einen Seitenblick auf das Kloster, denn das ist immer noch in der Rekonstruktion.


                        Altes Haus in Rozen 1979


                        Rozener Pyramide 1979



                        Naturmonument: Pilz an der Rozener Pyramide , Aufnahme 1979




                        Errodierte Landschaft im Canyon zwischen Melnik und Rozen, die an Wadis erinnern 1979



                        Zistrose mit Rosenkäfer im Canyon bei Melnik



                        Eine weitere Bewohnerin: Stabheuschrecke im Canyon


                        Der Höhenrücken, den wir ab Rozen nach Melnik nochmals hinauf müssen, wird zum Scharfrichter für uns. Der Kräfteverschleiß macht sich plötzlich geradezu beängstigend bemerkbar. Zum Glück ist es hier auf vierhundert Metern über NN abends schon etwas abgekühlt, als wir durch die Canyons Melnik entgegen taumeln.


                        Melnik 1979 Ortsansicht oberer Stadtteil


                        Melnik 1979

                        Gegen 20.00 erreichen wir Melnik.
                        Wir kommen am Weinkeller oberhalb der kleinen Stadt vorbei und biegen am Ortseingang nach links ab, wo es zur Touristenherberge geht. Unsere Freunde sind mit unserem restlichen Gepäck um das Pirin herum gefahren und begrüßen uns auf das herzlichste. Hinter uns liegt eine komplette Durchquerung des Piringebirges an einem Tage, von der diese Bilder hier berichten.


                        Lieber Leser Psst !

                        Es geht weiter hier, heimlich still und leise...!
                        Wir machen einen Zeitsprung von...fast vier Jahrzehnten, die seither vergangen sind....


                        1979 hat uns die Grenzstreife an der Perelikhütte einfach eingesammelt in einen Bus gesetzt und aus den Grenzbereich hinausgebracht
                        Nochmal Glück gehabt


                        Während ich packe, geht mir Udo Lindenbergs Lied nicht aus dem Ohr
                        ...hinterm Horizont geht's weiter....Ich bin auf dem Weg dahin.


                        .Südlich vom Pirin, Wo Europa zu Ende scheint
                        West-Rhodopen,Alibotusch, Belasica, und - Südliches Pirin
                        !
                        Die Weltkarte hat sich seither gründlich verändert und der eiserne Vorhang ist gefallen, aber davon ist die Welt an sich nicht besser geworden.

                        Die Spuren meine Wanderfreunde von damals haben sich verloren. Nun bin ich nochmals auf den Wegen zu den Plätezen von damals und den Zielen unterwegs, die wir damals nicht erreichen konnten




                        09.06.2011- DRS --> BOJ …..09.07.,2011 BOJ- DRS, diese Termine waren gesteckt - einen Monat Zeit hatte ich.
                        Sechshundert Euro standen zur Verfügung,
                        Für die Flüge kamen an Kosten nochmal 160,-€. hinzu.



                        Bulgarien hat mehrere Gebirge mit über 2000m hohen Bergen, die sich ganz im Süden im Grenzgebiet zu Griechenland befinden und wenig bekannt sind. Diese Grenzzone,war jahrzehntelang für Touristen aus Ost und West gesperrt.
                        http://www.spiegel.de/einestages/flu...-a-948791.html


                        Später, nach dem Fall der Mauer geriet die Gegend schnell in Vergessenheit, Es taten sich zunächst ganz andere Reiseziele auf, Aber,- nun nach Jahrzehnten der freien Reisemöglichkeiten plagte mich doch eine gewisse Neugier, da mal wieder hinzufahren um zu schauen, wie es da wohl weiterging, wo diese Welt für uns damals zu Ende war .

                        Der uralte Bergtourenführer vom Pirin wirbt nun auch nicht gerade mit Attraktionen, in der Gegend. Wüstenähnliche Canyons bilden tiefe Wunden im Gebirge und prägen das Antlitz vom Südlichen Pirin … oder so ähnlich. Negativ-Image wirkt auf mich anziehend. Abgelegen hört sich immer interessant an, und wenn Tiere - und - Pflanzenwelt dort siebzig Jahre Zeit hatten ein Reliktdasein zu führen, sollte ich mir wenigstens einen Bruchteil Zeit dafür nehmen.

                        Beim Packen gibt es eigentlich fast keine Probleme. Bis auf das übliche....Der Rucksack ist mal wieder zu klein!
                        So bepackt nähere ich mich der Waage.beim Check in ….und stelle fest... Oh! Scheiße! Immer noch zu schwer!
                        Noch mal alles raus. Das Brot ins Handgepäck, die Limonade auskippen. Auf Flugbenzin habe ich bereits freiwillig verzichtet. Man passt sich ja der Zeit an...und nimmt nun Gas mit.

                        Während des Fluges denke ich so zurück, wie abenteuerlich sich damals, vor über 30 Jahren, die Anreisen mit der Eisenbahn nach Bulgarien gestalteten. Ich könnte heute noch Klagelieder singen, Das endlose Sitzen bis sich Blasen am Gesäß bildeten,oder der Darm irgendwann kollabierte, Das Gebaren von polnischen Geschäftsreisenden, die mit Kaffee handelten, Heute würde man sie verächtlich Schmuggelweiber nennen. Die herein drängelnde Zigeunerbanden in Rumänien Oder ...auch das Stehen auf einem Bein ...in ...Omas Tasche.....,wenn gerad mal die Motorrad-WM in Brünn stattfand. Oder das Gezänk mit den Schaffnern ab Arad , die da der Meinung waren, dass Prädikate wie Rapid und Accelerat der CFR- Bahn- Tochter einer besonderen Würdigung wert wären,- war mitunter schon lustig.
                        Der Flug mit dem Jet von Dresden nach Burgas dauert wie eine Ausflugsfahrt in die Sächsische Schweiz ...Alle haben einen Sitzplatz, keiner der bettelt! Nicht mal ein Überfall.

                        Ich war im Flieger ein wenig eingeniggt,,als die Durchsage aus dem Lautsprecher mich hochschreckt, die die Fluggäste dazu auffordert, die Sicherheitsgurte anzulegen.
                        Weit unten waren Höhenzüge und einzelne Bergspitzen erkennbar, worauf irgend ein Sendemast stand. Die östlichen Ausläufer des Balkangebirges fallen hier zum Meer hin ab. Der helle Küstenstreifen und das Schwarze Meer waren nun deutlich erkennbar.
                        Die Turbinen drosselten nochmals den Schub und ein leichtes Ruckeln erfasste die Maschine, als das Flugzeug eine Kurve fliegt und dabei den Kurs wechselt um an Höhe zu verlieren. Die Flügel fangen im Wind an zu wackeln und ich warte insgeheim, dass einer abbricht und gleich das Kommando zum Abspringen gegeben wird.. Aber, alles wird gut! und allmählich gewinnen die winzigen, wie Spielzeug angeordneten Gegenstände auf der Erde zunehmend an Größe. Dann kommt der Augenblick in dem der große Vogel auf dem Boden aufsetzt und man automatisch die Luft anhält. Das Fahrwerk hatte man tatsächlich nicht vergessen auszufahren und nun versucht der Pilot der Raserei …Da das Haus!!!...endlich zu stehen kommt. Ausatmen. Man klatscht und bekundet damit seinen Dank an die Crew. Nach unspektakulärem Flug von etwas über zweieinhalb Stunden war das für mich ansonsten öfters heimsuchende Knieproblem damit auch abgehakt.

                        Um die dann entstandene Warterei auf das Gepäck etwas zu verkürzen wechselte ich zweihundert Euro in Leva bei der Bank meines Vertrauens im Terminal, was sich später als teures Unterfangen erweist,
                        „Eingebüßt ist auch gehandelt“ Ich bin begeistert. Echt.

                        Mein erster Versuch ab Airport Burgas mit Buslinie 15 zum Gara in Burgas vorzudringen scheiterte kläglich an einem völlig überladenem Bus, bei dem eine Traube von Menschen zur Tür heraushing. Feierabendzeit. Die Menschenmassen strömen nach hause . Ich schaffte es dann im zweiten Versuch in einem halb leerem Bus.

                        Abends suche ich dann noch vergeblich das im Voraus gebuchte Quartier und gebe schließlich auf. So lande ich in einer Studentenbude für minimale Kosten, gehe abends nochmal auf einen Bummel in die Flaniermeile und finde das Zagorka-Bier als sehr bekömmlich.


                        Am Vormittags schlendere ich ohne Eile zum Bahnhof , um festzustellen, dass ich doch ein wenig zu spät dran war und der nächste Zug nach Plovdiv erst wieder Nachmittags fahren würde. Gegen vier. Na bravo!, Auch am Busbahnhof, hier Autogara genannt, hatte ich das Gefühl, irgendwie die volle A...Karte gezogen zu haben. A wie Abfahrt war schon.
                        Entweder waren alle Direktbusse in meine Richtung weg, so dass ein zeitliches Loch von einem halben Tag hatte, oder ... Ärgern wollte ich mich aber nun überhaupt nicht. Schließlich gab es noch einen verspäteten Bus nach Sofia Also wählte ich den Bus in Richtung,- Sofia . Der Busfahrer hat dann dreimal auf freier Strecke nachgefragt, ob er tatsächlich anhalten soll ...und mich dann völlig verwundert auf freier Strecke der Autobahn neben Plovdiv abgeworfen. Äh.ausgesetzt .

                        Das, was mich am meisten in dem nächsten bulgarischem Dorf fasziniert, sind die irren Stromkabel die an einem Mast zusammengeknibbert sind, auf dem zu allem Überfluss auch noch ein Storchennest gebaut ist mit drei klappernden Jungstörchen drin. Ringsherum ist alles vollgeschissen und wenn so ein Tier über einen hinwegfliegt, geht man lieber in Deckung.
                        "Moja Strana ist moj Bulgaria" singt Bisser Kirow gerad im Bus, mit dem ich dann die 13 km nach Plovdiw fahre.

                        Ich will weiter Richtung Süden in die Rhodopen. Mit etwas suchen gelange ich zum Terminal, von wo aus die Busse nach Smoljan abfahren. Die Fahrt geht durch einen Teil der östlichen Rhodopen, in dem ich vor Jahren unterwegs war. Wir passieren Assenovgrad, fahren unterhalb der Festung Assenovska Krepost vorbei, Danach kommen wir durch den Ort Batschkovo, Mit dem bekannten Kloster verbinden mich auch wieder alte Erinnerungen an eine wunderschöne Zeltwiese mit beeindruckender Bergkulisse, die einem Amphitheater glich und der Geburtstagsfete eines Kumpels. Heute ist der Ort unterhalb umgeben von Verkaufs und Imbissbuden, die mit Rhodopenhonig, Ikonen, Mineralen und Andenken,- kurzum Sachen, die niemand braucht handeln. Dinge die ich nicht brauche. Imbissstände natürlich auch Die brauche ich, aber nicht. Jetzt nicht. Durch die Rhodopen führt die Straße im Tal der Tschpelarska Reka entlang. Ist aber sehr stark frequentiert, Hinter einer Gruppe Radler die uns entgegenkommt, hat sich ein kilometerlanger Fahrzeugstau gebildet. In Cepelare machen wir eine Rast. Hier geht eine Straße Richtung West zu den wunderbaren Brücken hin ab, Tschudnite Mostowe ab. Einem einmaligen Naturobjekt. Pamporovo ist ein großen bekannter Touristenort auf unserer Strecke und wartet auf Gäste, macht jetzt einen leeren, trostlosen Eindruck. Aber es ist keine Saison und im Winter hat man auch hier Schneemangel . Ab Pamporovo wird der Bus spürbar leerer
                        In Smoljan irre ich zunächst etwas suchend umher, Die Stadt liegt im Tal und zieht sich an den Abhängen der Rhodopen hoch. Im Motel tri Eleni,- *Zu den Drei Tannen* werde ich findig, frage also auf russisch naxh einer Übernachtung,
                        Aja ….die Chefin kann deutsch, ist immer noch Reiseleiterin und hat damit Ahnung. Zwei Vorschläge übernehme ich als Zusatzpunkte in mein Programm . Wasserfall-Canon klingt schon mal gut und liegt morgen am Weg. Tschaiirski Esero etwa in zwei Tagen. touristische Fürsorge und Geschäft perfekt. Sehr angenehm für mich. Ich fühle mich auch gut aufgehoben.
                        Die suche nach Schraubkartuschen endet Ergebnislos. Nachmittags verfinstert sich der Himmel. Dann bricht die Hölle los, Ich verflüchtige mich gerade noch rechtzeitig in eine Kneipe, aus der ich sphärischen Rhodopengesang gehört hatte. Schon bin ich mitten drin. Die ersten Worte gehen noch etwas tacksig von meinen Lippen, dann übernimmt eine Runde Zagorska die Translator- Mission.

                        10.06.2011

                        Die Suche nach einer Schraubkartusche gebe ich endgültig auf. Ich kaufe schließlich einen kompletten sperrigen Kocher mit Piezozündung nebst Kartusche für 25 Leva und das Problem ist damit erst einmal gelöst. Dann bringt mich die Gastgeberin an den Ort der etwas außerhalb der Stadt liegt, von wo aus meine eigentliche Wanderung durch die Westrhodopen beginnt.

                        Der Weg führt zunächst über die Reste eine ruppigen Asphaltstraße an einer Trockenmauer entlang direkt auf die Felsen zu.
                        Links durchfließt ein Wildbach kaputte Fischbassins aus Beton. Ein Alter mit Hut, der irgenwie nicht so recht hierherpasst, sitzt etwas weiter oben und begrüßt mich. Es ist Roger aus England, den es hierher verschlagen hat.
                        Zuletzt geändert von Abt; 24.07.2015, 21:31.

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