[RO] Karpatentrekking

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    • 26.04.2010
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    [RO] Karpatentrekking

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Karpaten-Trekking
    2007 Vom Godeanu zum Retezat


    2016, Wieder mal Rumänien? Ja.
    Ist es die 50., oder ist es die 55, Tour in all den Jahren seit 1973?
    Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Habe das Ergebnis eher errechnet, denn wenigstens jedes Jahr im Jahr führten mich meine Touren einmal dahin. Mal solo, lieber aber mit Wanderfreunden, die gleiche Interessen haben.
    Auf den ersten Touren interessierten mich vor allem die Berge, Kirchen, Burgen und Leute, - es wurde alles geknipst, was vor die Linse kam.
    Mein Interesse an der Geschichte und den Zusammenhängen zwischen Nationalitäten und geschichtlichen Verbindungen kamen später hinzu.
    Und,- der Gedanke, all diese Landschaften und Bergketten durch mit einem Wanderung zu verbinden war geboren. Aber erst 2011begann ich von der Ukraine aus, mit meinen Streifzügen und Entdeckungen systematisch darüber in Bild und Text zu schreiben, Auf ein anderes, internationales Projekt , dem sogenannten ViaCarpatica wurde ich aufmerksam.

    Beim Aufräumen sind mir Unterlagen einer Tour, die ich mit meinen Freunde gemacht habe, wieder mal in die Hände gefallen. Sofort wurden Erinnerungen an vergangene Tage wach, als wir 2007 durch den südwestlichen Teil der rumänischen Karpaten streiften. Da ich zu diesem Zeitpunkt keine Kamera für digitale Fotos hatte und meine Spiegelreflex zu schwer war, spendierten die Bilder hierfür meine Wanderkumpels Axel, Ralf, Jenser und Manne die mit auf dieser Tour waren. Den Rest ergänze ich bei Gelegenheit mit paar alten, digitalisierten Dias von früheren Bergfahrten durch das Godeanu und Retezatgebirge. Es ist daher klar, dass irgendwelche Urheber- und Exklusivrechte hier von mir nicht weitervergeben werden. Beim Lesen und Betrachten der Bilder wünsche ich euch jedoch gute Unterhaltung.

    Zunächst,-2007
    Während des Treffens von Karpatenwilli & Rumänienfreunden, das alljährlich im Frühjahr an der Lütsche-Talsperre stattfindet, lerne ich Eugen kennen und knüpfe Kontakte . Mit seinem Bildern vom Cernatal im Herbst, tauchte er zunächst mal die Bildwand in unglaubliche Farben und verzauberte mich natürlich mit
    Zuletzt geändert von Abt; 25.09.2017, 14:34.

  • Abt
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    #2
    AW: RO Karpatentrekking

    Den Funken der Begeisterung habe ich dann auf meine Freunde übertragen, und so war der Plan gefasst, 2007 eine Trekkingtour in dieses Gebiet, genauer gesagt vom Godeanu zum Retezat-Gebirge zu unternehmen. Dass es nur so eine kurze Tour werden sollte, passte mir überhaupt nicht, aber schließlich mussten wir die Urlaubsplanungen von sieben anderen werktätigen Leuten auf einen Nenner bringen. Ausgerechnet die heißesten Tage des Monats Juli 2007 hatten wir uns für diese Tour als Anreise „herausgesucht“.
    Wir, das sind Freunde, die miteinander bekannt waren und schon berg- erfahren sind. Einige waren vorher im Himalaja und Nepal unterwegs, andere brachten Erfahrungen aus anderen Gegenden mit. Ich habe die Fahrkarten in Tschechien in Decin vorher gekauft;- das liegt von uns aus Deutschland aus kommend kurz hinter der Grenze. Gruppenrabat, Hin-und Rückfahrt, im voraus...Das war zumindest um einige hundert €uro billiger. Mehdorns' Anteilseigner wollten wir ja nun nicht gleich werden.



    So konnten meine Freunde vormittags noch mal packen, arbeiten und sonst was immer und rollerten dann Freitag Nachmittag auf dem Hauptbahnhof in Dresden ein. Zunächst ging es dann bis Decin, die Berge der sächsischen Schweiz hatten wir gerade hinter uns gelassen, als ein Sturm draußen losbrach und Nordböhmen im Staub versank. In Prag überbrückten wir die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges spätabends, indem wir nochmals gut essen und Bier trinken gingen.Den ersten Tageswechsel erlebten wir schlafend im Zug

    Samstag, 21. Juli 2007
    Das unsichere an unserem Plan war zunächst, dass einer unserer Teilnehmer von Frankfurt/Main erst in Budapest dazukam , den wir dann unterwegs im Zug treffen wollten. So gesehen, klappte alles super .
    Ab Budapest wurde es warm und wärmer und je weiter wir nach Süden an die ungarisch - rumänische Grenze kamen gänzlich unerträglich. Vor der Grenze wurde unser Wagen abgekoppelt und wir zogen allesamt in den Waggon unseres Freundes aus Frankfurt um, da dieser als Kurswagen weiterfuhr. Natürlich gegen ein Bakschisch an den Schaffner. Damit ging dann die Katastrophe aber auch los. Zunächst war man wohl bedacht, dass wir als Touristen ausgeruht und temperiert am Zielort ankommen. Daher war die Klimaanlage auch abgeschalten. Ohnmachtsanfälle vorzuspielen hätte hier außer einer weiteren Verzögerung wohl eher nichts gebracht und so spülten wir unsere Verärgerung erst mal mit weiterem Ursus rosu des rumänischen Schaffners nach unten.
    Die Zeit-Verstellung von einer Stunde OstEuropa-Time plus an den Uhren kompensierte man mittels undurchsichtigen Stand-by-Varianten des Zuges unterwegs in drei Stunden minus in Echtzeit zum Fahrplan . Aber,- wir sind inzwischen für solcherart Leiden etwas resistent, schließlich gab es früher auch schon Verspätungen von über acht Stunden und einmal kam ich von Rumänien mit einem Tag-und-etwas verspätet an, zwei Stunden zu spät zur Arbeit. Über die genaue Verspätung schweige ich mal lieber, ich will ja schließlich niemanden abschrecken dahinzufahren.
    Besagter Freund Eugen hatte vorher telefonisch für unsere Truppe über Umwege einen Minibus mit Fahrer organisiert, der uns vom Bahnhof Baile Herculane abholen sollte. Wir waren damit angemeldet, so dass mir die endlose Verspätung diesmal überhaupt nicht egal war. Zumal wir den netten Menschen, der uns da mit seinem Bus abholen kam, überhaupt nicht kannten. Was soll es. Unser Zug rollte ein, wir verabschiedeten uns von dem netten Schaffner, in dessen Bierbestand wir, dank unseres Durstes ein riesiges Loch gesoffen hatten und nunmehr auf null waren.


    Unser Fahrer wartete geduldig und freundlich begrüßte er uns alle, ohne ein Wort zu verlieren. Er hatte schon erfahren dass es wieder mal Verspätung gab. Man hat gelernt damit umzugehen und es hinzunehmen. Großen Zeitverzug konnten wir uns nicht leisten, wollten wir nicht in die Dunkelheit hinein fahren. Geld tauschten wir nach einem Anruf des Fahrers bei einem seiner Freunde in einer dunklen Garage. Wegen der Sicherheit. Wir waren in Rumänien und da ist das eben etwas anders als hier. Aber das ging OK. Nach nicht mal zehn Minuten wechselten Euros und Lei die Besitzer und alles war erledigt.
    Der Bahnhof von Herkulesbad liegt unterhalb des Ortes etwas außerhalb. Die Skyline zieren Hotels, die in den besseren Jahren Ceaucescus gebaut wurden und damals durchaus ein weltstädtisches Gepräge vortäuschten. Zeitweise standen diese Türme dann halbleer. Eine mir nicht unbekannte Kumpeline war damals rotzfrech am Pförtner unten vorbei, mit dem Lift in den obersten Stock gefahren und hatte auf der Dachterasse unbemerkt ihre Isomatten ausgerollt und gepennt.

    Die Empfehlung der Neuzeit, Herkulesbad in der Feriensaison wie die Pest zu meiden, bedeutet eine neue Erfahrung. Ich habe den Ort noch nie so überfüllt und chaotisch erlebt. Zelte standen halb auf der Straße , - dazu überall Plundermärkte . Unzählige Hobo's wurden sinnigerweise zur Verbrennung von Müll missbraucht. Es müllmte und schwelte von Grills und Feuerstellen und gab dem ansonsten malerischem Tal der Cerna ein eigenes stickiges Flair. Die Straße überzog ein dicker Teppich aus Löchern , die unseren Fahrer immer wieder zu reflexartigen Reaktionen zwang, denn langsam fahren war hier gegen die Ehre der Innung Wagenlenker. Ohnehin zieht sich der Weg von Herculane hinauf nach Cerna Sat ziemlich hin und wir kamen dort erst in der Dämmerung an. Achtzig Kilometer zieht sich die Straße hinauf durch das malerische Tal des Cerna -Flusses. Beindruckend ragen die Felsen des Domogled empor, der zum Mehedintigebirge zählt und den Bergen des Cerna-Gebirges. In Cerna Sat, das heißt 'Cerna Dorf', setzt uns der Fahrer ab. Wir besehen uns kurz die Möglichkeiten fürs zelten und rücken zu einem ausschweifende Gelage in die Kneipe daneben ein. Mit unseren Vorräten an Brot steht es nicht zum Besten, wie wir bald merken. Keiner will es zu hause wahr haben, dass es Sonntags zu so einer Uhrzeit auch in Rumänien nichts mehr gibt. In einem Ferienlager schenkt man uns ein Brot. Das hilft wirtschaften, aber löst nicht das generelle Problem.



    In der Beerarie neben dem Dorfanger wird unser Durst gestillt, und wir vespern erst mal drauflos. Eine hübsche Serviererin tut sich etwas schwer und ehe ich der alles übersetze und sie dann doch nur die Hälfte versteht, schlüpfe ich in die Rolle als „Barkeeper“ . Meine Freunde sind mir es wert. Die sahen das ganz lustig. Die Kirsche verbiss sich sichtlich das Lachen über den Dunkeltapp, der da in der Küche half.

    Irgendwann flogen wir aber auch dort raus. Hundert Meter weiter bauten wir dann nachts unsere Zelte mitten im Dorfe auf.
    Leider hat die Schöne und die Kneipe früh zu. Und so fiel schon mal der Plan, hier die Rucksäcke abzustellen und einen Abstecher ohne Gepäck zur Ciocara-Klamm zu machen aus. Das ist ein Naturdenkmal aus der Eiszeit oberhalb des Dorfes, wo die Cerna sich durch eine bizarre enge Klamm den Weg durchgesägt hat. Wer hier schon mal ist, soll sich das auch ansehen.
    Zuletzt geändert von Abt; 04.05.2012, 19:32.

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      #3
      AW: RO Karpatentrekking

      Ein paar Jährchen zurück...
      Karpaten-Trekking und anderer Unsinn...
      Als wir 1986 von Dresden zu fünft losfahren, ist das unsere zweite große Tour in dieser Zusammensetzung. Wir, das sind Lothar und Detlev, Ebsels und Andreas und ich. Unser Ziel ist die West-Ost Durchquerung von drei Bergketten in den rumänischen Südkarpaten. Tarcul, Godeanu und Retezat.
      Unsere Wanderung stützt sich im wesentlichen auf alte Karten die uns der Service von TAROM in Berlin geschenkt hat. Und eine Ausgabe der Gebirgsmonografie „Unsere Berge“ vom Retezat-Massiv und eine, allerdings noch ältere rumänische Ausgabe der Serie vom Godeanu- Tarcu-Muntele Mic, die mit einer Skizze des Kammverlaufes versehen ist. Zwei unserer Freunde haben nagelneue Kraxen mit ausklappbaren Bügel, die als Sitz bestimmt sind. Der Luxus hat 220,-MDN (O) das Stück gekostet.
      Dazu polnische Zelte vom Typ Gorce2, Von uns auch Arschlochzelte genannt wegen der Strickes als Verschlusskonstruktion an Eingang und Ausgang.Ah. Ausgang hatte es keinen. Zumindest nicht für meine Konfektionsgröße. Die wiegen nur zwei Kilo... und Gramm und sind bei richtiger Verpackung Winzlinge. Dem Regen standhalten tun sie dafür nicht, denn die Nähte sind nicht versiegelt und spätestens nach ….drei Stunden wird es bei Regen notwendig, den undurchlässigen PU-Boden auszuwischen.Aber drei Stunden bis zum nächsten Auswischen ist immerhin schon mal etwas und der Schlafsack bleibt länger trocken.
      So ausgerüstet, trägt uns der Zug zuggelnd und quietschend Rumänien entgegen. Permanent von den vielen Dienst beflissenen Grenzern vor der Grenze, Kontrolleuren Grenzern nach der Grenze, Zöllnern_ vor_und _nachderGrenze beim Schlafen gestört, Das schlimmste: ich habe an alles gedacht,- Konserven, Dauerwurst, KukoReis, Suppen, Käse. Bratwürste, Brot, Bier. Nur meinen großen Löffel zum Essen habe ich zu Hause vergessen.
      So nähern wir uns in Arad verstohlen der Bahnhofs-Mitteropa . Ich nehme 2X Hühnersuppe. Mit zwei Löffeln. Meine Freunde ebenfalls. Die Suppe ist sauer und schmeckt zu kotzen. Immerhin ist sie undurchsichtig und beim Umrühren wird eine Fliege sichtbar. Einer meiner Kumpels hat mehr Glück und findet einen Knochen darin. Ich beschließe zum ersten male in meinem Leben, Diebstahl zu begehen,- und stecke den zweiten Löffel einfach ein. Ich schäme mich. Heute noch! Nichts wie weg hier! Die Kumpels biegen sich vor Lachen.
      Weiter nach Caransebes. Hier wird es ernst, denn wir müssen den Zug verlassen um irgendwie nach Borlova zu kommen.Es ist drückend heiß. Das Bier ist natürtrüb und schrammt an der Mindesthaltbarkeitsmarke vorbei.Wirkt sehr anregend auf die Darmflora. Später leiste ich auch Beiträge zur Erhaltung der Fliegenpopulation.

      Wir haben geplant, zunächst mal über den Muntele Mic aufzusteigen. Und gehen durch das Dorf, Umzingelt von Alt und Klein. Die Eingeborenen verhalten sich freundlich. Außerhalb zelten wir, machen Feuer und grillen die mitgebrachten Würste. Am nächsten Tag machen wir eine Entdeckung. Denn es gibt einen Lift, der uns 400 Höhenmeter Anstieg ersparen könnte. Also. Ein Op nimmt lange Kanthölzer mit nach oben. Ein anderer einen Sack Zement. Ein dritter einen Schäferhund. Wir haben nur die Rucksäcke. Alles klappt. Die Leine des Hundes wickelt sich beim Absprung um den Mast. Der Hund bellt heiser.

      Wir sind froh oben auf dem Muntele Mic zu sein. Das erweist sich alsbald als Trugschluss. Denn es geht wieder hinunter. Und dann wieder hinauf. Aber richtig. So hoch, dass ich den Gipfel nicht mehr erkennen kann. Teile unserer Mannschaft murren leise, Vor Begeisterung. Die erste Pause machen wir nach einer Stunde Anstieg. Dann weiter. Im Nebel. Nun ist das Ziel rein virtuell besser vorstellbar. Die Mannschaft ist (Stimmungs) mäßig auf dem Höhepunkt. Die Stimmung scheint besser zu werden, oder bleibt die Mannschaft weiter zurück? Dann wird es hinter mir still und vor mir laut. Ich werde an der Wetterstation von einem Riesenschnauzer und einer Riesendogge empfangen, ohne dass ich das Feuerzeug betätigt hatte. Ich erstarre zur Salzsäule. Wenn jetzt die Hexe kommt glaube ich wieder an Märchen.
      Nö. Ganz freundliche Männer von der Wetterwarte sind überrascht von unserem Besuch. Nach und nach treffen auch die Freunde ein, Das heißt, was von ihnen noch übrig ist. Nach dem Genuss eines Teees Ovidiu Typ Metaxa40 kehrt neues Leben in die sterblichen Hüllen von Detlev und Lothar. Was doch so ein schöngeistig hochprozentiges Lebens-Elixier alles hinbekommt. Die Hunde misstrauen uns. Wir dürfen bleiben und die Küche verwüsten. Die Hunde misstrauen uns noch mehr.
      Und Andreas zaubert aus Pulver in viereckigen Verpackungen die wohlschmeckendsten Kugeln seit der Erfindung von Werners Kloßmehl. Der Riesenschnauzer heißt Blitz. Er misstraut uns ganz besonders. Ab und zu geht Lothar ins Freie. Rauchen. Da! Der Wind fegt Lothars Hut weg. Den hält Blitz jetzt im Maul. Wir versuchen fair zu verhandeln. Blitz guckt uns nur dumm an. Wir verstehen nichts von amerikanischer Fairness bei Geschäftsabschlüssen. Fängt an zu knurren, als wir die Herausgabe von Lothars Eigentum verlangen.Wir versuchen es mit Bestechung und Lothar flitzt zur Wurst. Das hatte fast geklappt. Blitz lässt vor Übergabe der Kaution die Mütze fallen, weil die für ihn nicht mehr zu gebrauchen ist. Das war sein Fehler. Denn jetzt bekommt er nichts.
      Als es dunkelt kommen mehrere Wanderer hier oben an. Wir machen paar Kerzen an und es wird gemütlich. Zunächst .-So richtig verstehen wir nicht, warum die alle kommen, Das Geheimnis hält man in einer Kiste versteckt, die abends hervorgeholt wird. Es ist die schöne Zeit der Fussball-WM. Nur Zwei Staaten Europas übertragen die in Schwarzweiß. Albanien ganz in weiß . Und Rumänien ganz in schwarz. Hier oben bekommt man SerbiensTV. Und die übertragen in Farbe.
      Der Lehrer, der uns diesen Witz erzählt, hätte mühelos zwei Jahre auf den Kälte- technischen Teil der Story abgefasst. Es ist Ceaucescu-Zeit. Eine Stunde werden die Uhren an der Grenze vorgestellt und nach der Grenze dreißig Jahre zurück.
      Am nächsten Morgen will Blitz mit uns mitkommen. Ja! So schnell geht das hier mit neuen Freunden. Er hat ein schlechtes Gewissen, als wir ihn verjagen wollen.
      Wir können den nicht in den Westen schmuggeln. Er zählt nicht als Dissident, das muss er einsehen.

      An einer Weggablung zitieren wir lange über den richtigen oder falschen Abzweig.
      Ebs hat die beste Nase für die Richtung.Wir wollen nach Gura Zlata absteigen und von dort wieder ins Retezat-Gebirge aufsteigen. Aber die Abstiege sind schlimmer und noch schlimmer sind die ohne Wege. Jeder stirbt für sich allein.Den Weg haben wir von oben ja gut gesehen. Ab und zu fuhren Roadlader und riesige Roman-Kipper darauf lang. Das sah schon mal gut aus. So. aber unseren Weg bis dahin verloren wir. Und dann schepperte ich einen Bach lange, dann wieder über eine Wiese, die eine kante war.Steil wie Sau. Detlev und Lothar ärschelten die Steilkante runter, Stuckten auf das Alugestell der Kraxen. Das war der Exodus für Detlevs Schuhe und, Lothars Kraxengestell brach. Detlevs Gestell verbog sich ausgerechnet an der Stelle, an der der Bügel zum Sitzen befestigt war. Eine Sollbruchstelle würde ich heute sagen.
      Die eine Kraxe hatte definitiv die Hufe hoch gerissen. War Schrott. Ein Domperfahrer brachte dann den Unglücksraben in seiner Schaufel angefahren. Eine Weile bastelten wir herum, aber das musste geschweißt werden oder die Tour war zu Ende.Den anderen Rahmen bogen wir wieder hin.
      Wir schlugen uns noch zu so einer Wiese an der Straße durch und beratschlagten. Detlev und ich machten sich am nächsten Tag mit dem defekten Rucksack auf nach Hatzeg, etwa 50km weit weg. Ich hörte hinter einer Kurve einen Roman-Kipper kommen, riss den Arm hoch und vierzig Minuten später waren wir in Hatzeg.
      Dort suchten wir einen Schuster auf, übergaben die Schuhe, dann ging es in ein Sportgeschäft. Da gab es eine einzige teure Kraxe. Die ließen wir zurücklegen, kauften ein paar Sportschuhe und machten uns auf die Suche nach einer Schlosserei.
      Das Kombinat sah etwas rumänisch aus, Ich habe mal so einen Autogenschweißerkurs gemacht nun wusste ich wofür. Aber, es mangelte an Gas, und Aluschweißen ging schon gar nicht. Immerhin war die Flamme heiß genug, das Alu gestell zu einem Batzen zu verformen, der gleich abtropfte, noch ehe ich einen Schrei von mir geben konnte.
      Ich habe dann auf dem Hof draußen paar Gestelle von Rohrstühlen entdeckt, die wir nehmen durften. Die hatten genau das Innenmaß vom Außenmaß unserer Kraxenrohre.
      Ein Kollege gab uns eine Metallbügelsäge, ein anderer suchte einen Bohrer heraus, den ich mehrmals nachschleifen musste, denn das Rohr war wohl härter als der Bohrer. Ein anderer half uns und hielt die blanken Drähte einer Bohrmaschine in die Steckdose, einen Stecker gab es daran nicht mehr. Während ein weiterer Kollege zwei passende Schrauben suchte, Die Hülsen vernietete ich dann mit dem Alugestell. Wir bedankten uns mit einer Runde Kaffee.Alle freuten sich. Wir konnten den Rucksackkauf stornieren , holten die zwischenzeitig reparierten Schuhe ab, begaben uns an die Straße, die Bremsen quitschten...und trieben unsere Freunde noch aus den Schlafsäcken hoch. Rumänien anno '86 live. Es gibt nichts, aber es geht alles.

      So, hier nun die grauenvollen Orte des Geschehens...




      Die Wetterstation auf dem Tarcu-Gipfel '86




      Wir warten ein Unwetter in einer Schäferhütte ab die schon mächtig schief da standund wenig Platz bot.


      daher stimmten wir ab, ob wir draußen Zelten oderdrin in der Hütte übernachten. Ich wurde zweiter, die Kumpels Vorletzte
      Mein schon aufgestelltes Zelt habe ich am nächsten Tag steifgefroren zusammengebaut


      Tags darauf


      ...begegneten wir den Hirten in ihren urtümlichen Schaffellmänteln. Erscheinungen wie anno Decebal


      der Stausee - Gura Apa nach der Bauphase. Der Hang kostete ein Rucksackleben


      Plaiul Mic Sattel


      Abstieg von der Soarbele nach Cimpusel


      Cabana Buta 1986

      -------------------------

      Die heute durchgängige Verbindungsstraße von Baile Herculane durch das Cernatal nach Tirgu Jiu gab es 1981 noch nicht. Damals durchquerte ich zum ersten mal Godeanu das Retezat.
      Ein Pfad führte bis 1986 über den Doppelpass zwischen Cerna und dem Tal des westlichem Jil, es fehlte ein markierter und begehbarer Kilometer Weg im Wald. Zunächst versuchten wir die Passage unten in einer trockenen Klamm, in der wir aber an unpassierbaren Kletterpartien scheiterten. Zumindest war für uns nicht einsehbar, wie der Weg noch weiterging.
      Mit Ebsels und den anderen Freunden sind wir 1986 erst mal auf einem Hirtenweg links am Hang der Oslea ausgewichen, die zwölf Kilometer runter zum Anfang des Stausees getippelt. Dann etwa 36km am Stausee lang, jede Kurve mitnehmend. Insgesamt etwas über 50 km mit Gepäck bis Cerna Sat, das hat gereicht. Im Dorf Cerna (Sat) haben wir ein Magazin Mixt geplündert und die einzige Art süßen CotnariWein, aufgekauft -äh git - äh git. Die sauren Sorten waren komplett ungenießbar.


      1987 führte die Trasse als gesprengter Weg dann durch, zumindest für Wanderer und robuste Allradfahrzeuge. Die Fotos von den kaputten Bäumen habe ich entsorgt, ohne deren historischen Wert heute zu erkennen. Mit Sprengungen trieb man die Trassen im Bergwald von beiden Seiten entgegen. Die Baumkronen waren zerfetzt, die Stämme zerbrochen. Armee und Dynamit. Andere Technik gab es kaum. Die Soldaten kosteten nichts und waren immer dran, wenn es galt, ohne Geld harte und gefährliche Arbeiten zu erledigen.

      In wessen Kreisgebiet, hier Judetul genannt, einige Kilometer der Strecke entfielen, war aber offensichtlich bis dahin nicht geklärt.
      Daher wohl die Ursache für den damaligen Stillstand, als wir von unserem Abstieg aus dem Weißen Retezat hierher durchkamen.
      Zuletzt geändert von Abt; 09.05.2014, 23:14.

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        #4
        AW: RO Karpatentrekking

        In Cerna Sat ist heute eher eine Sommerfrische mit Schwimmbad und paar Ferienanlagen. Das Klima ist früh angenehm, als wir aus den Zelten krabbeln. Im Vergleich zu Baile Herculane sind wir hier etwa 650m über NN. Die Ausläufer vom Godeanu- Gebirge kommen bis an die Straße und weit oben sind weite, mit Gras bewachsene Höhen sichtbar. Da hinauf führt uns ein markierter Weg, den wir gegen neun Uhr hinauf steigen. Wir nehmen reichlich Wasser mit, aber reichlich ist immer noch nicht ausreichend,-wie wir bald feststellen müssen. Mehrmals machen wir Rast, wo es immer geht,- im Schatten, denn die Sonne röstet uns gnadenlos .
        Einmal holen uns zig Hunde einer Schafherde ein, ich bleibe zurück um die auf mich zu lenken. Das sichert mir zunächst eine Verlängerung der Pause, meinen Freunden dafür Bissfreiheit für ihre Waden. Nach und nach gewöhnen sich auch meine Freunde an die Hunde hier und deren an sich ungefährlichen Charakter. Mehrmals sehen wir Bärenkot und Kratzspuren an den Bäumen.



        Etwa tausend Höhenmeter am Stück, das ist heute unser Ziel. Und das schlaucht. Wasser gibt es erst mal nirgends. Dann an einer Schäferei irgend ein Rinnsal läuft den Hang hinab und versickert am Hang. Das Wasser wird von weit her in einer Art Kanal geleitet und ist eher unbrauchbar, denn die Tiere haben alles vollgeschissen. Aber wir sehen die Quelle in ein, zwei Kilometer Entfernung und gleich daneben scheint ein grasiger Berg mit halbwegs ebene Fläche geeignet zum zelten zu sein.. Gewitter ist nicht zu sehen, also...
        Marscherleichterung, Schuhe aus, Langsam verabschiedet sich auch die Sonne. Wir gehen zu dem Flecken, wo das Wasser an einer Art Moos oder Flechte abläuft und halten unsere Wasserflaschen zum Füllen drunter. Also zu Hause würde ich keinen einzigen Tropfen davon trinken, aber hier gibt es ja nichts anderes, nirgendwo. Und schließlich kochen wir es ja ab.
        Das Besondere an dieser Örtlichkeit hier ist, dass ein Nadelwaldgürtel nahezu fehlt und der Laubwald die Baumgrenze bildet. Die Weidewiesen schließen sich damit direkt den Buchen an. Ein Lagerfeuer kommt hier heute nicht zu Stande. So nach und nach verkriechen sich alle in ihren Zelten. Ich kann bei Ralf mit unterkommen, der über die ganze Zeit das Zelt geschleppt hat und ohnehin den schwersten Rucksack trägt. Unser Zeltplatz ist einmalig, weit oben, aber immer noch nicht ganz oben. Früh geht die Sonne östlich über dem Mehedinti-Gebirge auf . Was soll sie auch machen, scheinen.Weiter unten fackeln Hirten Sträucher ab, so dass der Qualm sich breitmacht und es überall brenzlig riecht.



        Wir frühstücken etwas höher, als einer unserer Freunde mit der Neuigkeit ankommt, er hätte eine junge Kirsche gleich um die Ecke gesehen. Hat die Sonne ihm nun schon so auf die Birne gebrannt?? Die Neugier nagt und als der nächste die Nachricht bestätigt springen all die alten Böcke plötzlich mit der Bemme in der Hand auf und wollen DIE Frau sehen. Die entpuppten sich als eine Blaubeerpflückerbrigade, die die Sträucher hier oben abkämmen. War wieder nichts in meiner Gewichtsklasse dabei, die mir abends als schwarze Katze auf den Buckel springt und meine Rückenschmerzen lindert. Und noch ein Katzenfell fürs Alter hergibt. Aber ein pittoresker Anblick.
        Für uns hat der Herr einstweilen Lustwandeln mit Gepäck vorgesehen und es geht steil zum Godeanu hinauf, wo wir den Kamm des gleichnamigen Gebirges erreichen. Der Weg ist nicht immer eindeutig gekennzeichnet. Gerade dort wo er sich gabelt und der wichtige Abzweig hinüber zum Tarcu und der Wetterstation abgeht fehlt ein Schild. Wer hier bei Waschküche unterwegs ist, hat halt ein Problem.
        Der Weg zum Vf. Godeanu wird dann richtig steil und kristalline Schiefer treten an die Oberfläche und vermitteln mir den Eindruck einer erodierenden felsigen Schotterhalde.
        Der Blick in die Landschaft lässt überall derartige Errosionskanten erkennen, die ab und zu in Kare übergehen. Oben bilden Plateaus Ebenen, an den Abhängen ein paar Schotterflächen, auf denen die Grasnarbe fehlt. Das charakterisiert das Godeanugebirge, nicht dessen alpiner Charakter. Meine Freunde finden es auch jetzt bei schönem Wetter langweilig, aber es ist unser Weg ins Retezat. Zu Hause finden wir es gerade deshalb interessant. Es ist fast alles ausgetrocknet, keine Quelle oder irgend eine Form von genießbarem Nass. Unser Trupp zieht sich immer mal wieder auseinander. Wer europäische Wegmarkierungen sucht muss lange warten, denn Steinmännchen haben die Aufgabe übernommen. Axel verknickt sich den Knöchel genau auf dem Godeanu . Scheiße. So richtige Scheiße ist das an dieser Stelle. In jede Richtung mindestens einen Tagesmarsch zu einer Hilfe. Ralf übernimmt noch mehr von Axels Gepäck, einige andere auch noch was. Aber die meisten haben ja auch selber kaum Platz im Rucksack. Auch wenn ich überlege wohin wir absteigen könnten, überall müssen wir mindestens erst mal tausend Höhenmeter abwärts. Also, wie auch immer- weiter. Insgeheim habe ich für mich schon die Tour für zu Ende erklärt, damit wenigstens die anderen weiter gehen können. Aber warum ich? Klar ich kann am besten unterwegs Hilfe ansprechen, kenne den Weg, war schon zwei oder dreimal mal hier. Aber warum ich?Weil es eben so ist.Weil mich auch der Durst quält, weil ich auch die Sehnsucht nach dem Ende dieser Schinderei habe. Aber ich hab doch auch Lust, mit meinen Freunden die Tour weiter zu machen, zusammen zu gehen bis zum Retetzat all die Strapazen durchzustehen. So ist das eben mit meinem inneren Katzenjammer. Wir drosseln dann erst mal das Tempo, Axel kommt langsam hinterher, stützt sich auf die ihm gereichten Trekkingstöcke, die ich eigentlich nicht mag, aber hier helfen sie extrem.
        Nachdem wir so einige Berge überwunden haben, sehen wir einen Rinnsal am Westhang, nicht allzu weit unterhalb am Berg. Noch etwas weiter unten dann eine Schäferei und die dazugehörige Schafherde mit den Hirtenhunden. Gerade vor denen hat Axel aber den meisten Angst, warum auch immer. Aber es nützt nichts. Wir müssen da runter, damit der Fuß Ruhe bekommt. Wir suchen erst mal, welcher Weg von den schlechten der beste schlechte ist. Es sind alle steil. Der neuerlich Aufschrei Axels. Dann nichts mehr. Wir sind unten, kommen mit den Hirten ins Gespräch, oder besser, die hören mir und meinen dummen Fragen zu, wir können hier in Ruhe zelten. Auch wenn es noch nicht spät abends ist. Wir haben nicht einen Tropfen Alkohol mitnehmen können, da alles zu hatte in Cerna Sat, als wir von dort los sind. Das Wasser des Bächleins ist köstlich, dessen Quelle sich ein kleines Stück oberhalb zwischen hüfthohen Felsblöcken befindet, wo nur wenige Schafkokel zu sehen sind.



        Also abkochen, aber ich trinke auch mal so, ohne dass ich Probleme bekomme. Die zahlreichen Hütehunde akzeptieren uns nach einiger Zeit,- und meine Freunde wiederum deren Präsenz. Hat alles seinen Grund und als ich das Thema mit den Hirten auf Wölfe und Bären bringe, reißt der Gesprächsfaden überhaupt nicht mehr ab. Aber. Vor allem weiter unten gibt es Bären, hier oben schleicht Isegrimm Nacht für Nacht um die Herden. Damals 86 habe ich deren Jaulen gehört, da ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen.Völliger Blödsinn wie ich heute weiß.

        Da es kein Brennholz hier oben gibt, sind wir ziemlich zeitig in den Zelten
        verschwunden, Axel kühlt und pflegt den Fuß. Schmiert Salbe drauf. Die zeitige Entlastung bekommt ihm gut, so dass er am nächsten Morgen wieder mit dabei sein kann, zwar noch etwas vorsichtig und langsam, aber viel besser als am Vortag. Ich bin froh. Aber dafür trete ich als neuer Bummelant immer mehr ins Rückenrampenlicht.

        Virf. Oslea (ca.1900m) gegenüber auf der anderen Seite des Cerna-Tales


        Piatra Iorgovanu


        Ich.Wie das kommt,- keine Ahnung. Ich kann nicht mehr. Immer bin ich knülle und hinterher, der Wind haut mich mal in die eine, mal in die andere Seite. Mit meinem Turm auf dem Rücken. Ich bitte meine Freunde auf mich nicht zu warten, sie warten aber trotzdem. Wir kommen über die Galbenele und Pietrele genannten Felsen, sehen die weißen, eigenartig geformten Felsen der Piatra Iorgovanul. Von hier sind wir damals'86 mit Ebsels und den Mullas abgestigen ins Cernatal. Wir lassen Galbenele und Piatra Iorgovanu hinter uns liegen und zelten etwa eine Wegstunde weiter an der Wasserstelle am Kleinen Retezat. Das Wasser ist lauwarm, und durch den Schafkot der daneben liegenden Schäferei ungenießbar. Aber aus der Quelle kommt ein Rinnsal Wasser. Deshalb Wasser abkochen, entkeimen, möglichst gar nichts trinken. Wie hält man das aus? Bei der Sonne? Zur Schäferei gehören auch ein paar Esel, die abends und morgens in die Nähe unserer Zelte kommen. Sicher haben die Hunger, Wir auch, denn nicht alle haben ein ganzes, großes Brot von zu Hause mitgebracht und den Weg bis hierher hat jeder immer vorgeschlagen aus seinem Rucksack zu erst zu essen. Ach ja, alle Jahre das gleiche großgiebe Spiel. Ich habe aber noch einen schweren Rucksack, Ralf hat einen noch schwereren Rucksack.... Die abends aufziehenden Gewitterwolken verziehen sich bald wieder. Uns weckt am nächsten Morgen wieder die Sonne, wir machen , dass wir möglichst früh aufbrechen und nicht noch länger ohne Wasser bleiben.
        Auf dem Weg liegen ein paar mal große, blauschwarze Kothaufen, die ein Braunbär hinterlassen hat. Nicht zu übersehen. Mal kommen wir auch an einem abgeknabberten Skelett vorbei. Die Fliegen.lecker! Am Plaiul Mic- Sattel mit dem kleinen See machen wir mal eine kleine Pause und beraten, ob wir noch mal zur Buta Hütte absteigen um etwas nachzukaufen oder nicht.
        Aber wir müssten wieder aufsteigen und daher findet mein Vorschlag keine Gegenliebe. Axels Fuß geht es soweit auch wieder gut, so dass wir uns für den Weiterweg zum Bucura- See entscheiden.




        Plaiul Mic-Sattel

        Zunächst ist mal Fototermin angesagt am Plaiul Mic-Sattel. Dann führt der Weg durch ein Dickicht aus Bergkiefern über einen Bach und schließlich wieder bergan zum Bucurasee.

        Dort, 2000 m hoch, verdirbt ein sehr kalter, böiger Wind unsere Idylle. Diesmal bin ich dran, darf aus meinem Rucksack das Essen nehmen. Denn Niemand hat mehr Brot. Ich tafle auf, was der Rucksack her gibt,- Zwiebeln, Schweinefleisch, 1kg Reis. Wir nehmen die zwei größten Töpfe, in die gerade so alles hineingeht und man auch noch umrühren kann.




        Ralf hat sich noch mal solo auf Tour zum Vf. Custura und zum Vf. Peleaga (Vf.-Berg, Gipfel) aufgemacht, ohne den Schmaus abzuwarten. Es fällt uns sehr schwer ihm noch seine Portion aufzuheben, aber natürlich denken wir an ihn. Helmut und Manne nehmen in dem eiskalten Bucura-See ein Bad. Abends wird es richtig lausig kalt und und der Wind reißt am Zelt . Ralf kommt erst nach zehn Uhr zurück. Er war auf allen Gipfeln oben, macht sich schnell über den Rest des Essens her. Für ihn sein innerliches Hoch.
        Die ganze Nacht stürmt es und ist eisig kalt. Die Zelte stehen zwar innerhalb von schützenden Steinwällen, die Vorgänger vor uns deshalb gebaut haben. Aber erst irgendwann früh höre ich das Knattern der Zeltbahn nicht mehr und schlafe auch endlich ein.
        Wieder ein schöner Tag, unser letzter hier oben. Nur ,,kalter Kaffee“, was heute noch auf dem Plan steht.

        Hinauf zum Bucura-Sattel . Ralf und Manne wollen ihren Gipfelhunger noch mal stillen, begleiten uns bis zum Bucura-Sattel hoch. Oben stockt noch mal unsere Truppe, auch eine andere Gruppe steht hier und genießt die Aussicht auf See und Berge.

        Ralf spendete einen Teil der Fotos
        Ralf und Manne biegen hier nach links auf den Grat zum Retezat- Gipfel ab. Wir erreichen hier den höchsten Punkt steigen ab. Hinterher ärgern sich noch einige von uns, dass wir nicht mit hoch sind. Zu spät.
        Dann unser Abstieg zur Gentiana-Hütte runter. Wir gehen zwischendurch mal im Bach baden. Schamvoll halten sich rumänische Mädels die Augen zu, als die vorbei gehen. Können wir nicht verstehen . Vielleicht waren die ***wegen der Kälte zu klein? Die Hütte Gentiana erweist sich als Naturschutzstation wo es nichts gibt. Also noch weiter hinunter, auf 1200m. Da gibt es eine Bar, die wir okkupieren. Unterwegs haben wir schon Bekanntschaft mit Istvan Dobo und seiner Frau und Tochter aus Budapest geschlossen, und so feiern wir natürlich ausgiebig nach x-Tagen den ersten Alkohol,- wie das endet ist klar, musste ja schief gehen. Zwischendurch lassen wir uns mal die Hüttchen dort zeigen, die sind aber total verkeimt. Ich handle für ein nicht ganz fertiges Haus den Preis etwas herunter und als die Nacht hereinbricht, beziehen wir unser Quartier. Auch die Familie von Istvan Dobo kommt mit unter. Was uns weder gesagt wurde noch aufgefallen ist, dass das Licht nicht funktioniert in dem Haus, da die Elektrik noch nicht fertig ist. Indessen zechen wir weiter. Die Taschenlampen sind wer weiß wo unten im Rucksack. Jedenfalls nicht greifbar. Es ist dunkel wie im Bärenarsch, wir bleiben mit den Kiepen am Türrahmen hängen, einige Bohlen der Dielen sind auch noch nicht angeschraubt, einer ist müde, besoffen oder einfach fertig und will nicht mehr, der streikt. Legt sich einfach in den Gang. Endlich sind zwei Lampen ausgepackt. Ich ziehe unseren Kumpel an seinem Schlafsack in unser Zimmer, bitte ihn an der Schwelle mal kurz den Kopf einzuziehen und hoffe, dass die Nähte das mitmachen. OK. Also wenn nachts jemand hinaus gemusst hätte, wäre der ansonsten voll auf den getreten und gefallen. So lagen unser Freund aus Frankfurt und ich dann in den Ehebetten, ich in meinen schönsten Tönen tönend, und er schlaflos fluchend daneben. Mir mal einen Schubs zu geben, hat er sich nicht getraut. Das hätte er aber machen sollen. Machen die anderen Freunde doch auch. Also nee! Ich habe ihm das dann für die Zukunft ausdrücklich erlaubt, denn ich kann das ja auch nicht leiden, bin aber schwerhörig.

        Der Tag fing gut mit frühstücken und an der Beerarie sitzen an. Zelte brauchten wir mal nicht abzubauen und einzurollen.das rumänische Bier wollte einigen in Folge mangelnder Darmresistenz irgendwie nicht mehr schmecken, oder hatten die keins mehr, jedenfalls war Rum mit Tee in die Favoritenrolle geschlüpft und irgendwie Darm-zuträglicher. Der Weg ging dann sowieso nach unten, führte an einer Cascada, (Wasserfall )vorbei. Aber was ist vorbei. Einigen zog ihr Eislöwenherz ins Nass.
        Weiter unten im Ort Nucsoara hatte man schon mal die Zeichen der Zeit erkannt und umsorgte uns als müde Wanderer mit den angenehmen Dingen des Lebens. Essen und Beere blonde. Letzteres sorgte bei mir schon mal wieder für einen ganz schönen Stich in der Birne. Aber das wesentliche hatte ich vorher noch eingeleiert, dass der Bus hier abfährt. Mit dem habe ich dank unserer zahlenden Zahlungsgröße gleich noch die Weiterfahrt zur Bahnstation nach Deva vereinbart. Istvan & Familie kamen noch ein Stück mit, aber sorry, die Details weiß ich nicht mehr. Der Bahnhof in Deva machte einen heruntergekommenen Eindruck im Vergleich zu früher. Auch so. Es war hier heiß und stickig im Vergleich zu 'unserem' Gebirge vorher.
        Abends vor der Rückfahrt suchen wir noch eine ordentliche Pivnitze, aber es ist wie verhext, paar mal wechseln wir. Dann landen wir im Freien, nebenan steppt der Bär, also es wird geheiratet oder was. Ich bin mit mir selber nicht im reinen, ziehe ich mich lieber zurück bevor ich mit meinen Kumpels Stunk anfange. Wir treffen uns am Bahnhof, von wo wir den Nachtzug zurück nehmen. Wir haben keine Platzkarten und müssen dann mehrmals im Zug nachzahlen und Abteile wechseln. Jedenfalls bin ich wie gerädert und meine brummlige Laune setzt sich fort, als so eine, sagen wir mal, penetrante junge Frau im Abteil im Zug nach Budapest mir ständig auf den Nerv geht, wo ich doch nur mal schlafen will, und das für mich weil ich eben müde bin von der Tour.
        Die Ereignisse dieser Trekkingtour liegen nun schon wieder fast fünf Jahre zurück, das eine oder andere Erlebnis ist mir sicher entfallen. Aber während ich das Erlebte jetzt hier nieder geschrieben habe, denke ich doch gerne an diese Zeit zurück. Ich bitte Euch nun, paar Gedanken von euch mit einzubringen, damit sich das dann Interessierte im Outdoor-Forum durchlesen können. Sofern ihr nichts dagegen habt. Ihr wisst, schmeichelhaftes Lob bringt wenig, sachliche Kritik hilft.
        Wenn's Fragen gibt,- Bitte......
        Zuletzt geändert von Abt; 15.07.2012, 16:42.

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          #5
          AW: RO Karpatentrekking

          Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
          Die Ereignisse dieser Trekkingtour liegen nun schon wieder fast fünf Jahre zurück, das eine oder andere Erlebnis ist mir sicher entfallen.
          Dafür ist Dir aber noch eine ganze Menge eingefallen. Danke für den ausführlichen Karpatenbericht. Und noch etwas Kritik. Mehr Bilder!

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            #6
            AW: RO Karpatentrekking

            Hey Ali

            Danke für den schönen Bericht aus dem wunderschönen Wilden Osten, der hier ja leider immer etwas unter geht

            Grüße, Robi
            quien se apura, pierde el tiempo

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              #7
              AW: RO Karpatentrekking

              Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
              Dafür ist Dir aber noch eine ganze Menge eingefallen. Danke für den ausführlichen Karpatenbericht. Und noch etwas Kritik. Mehr Bilder!
              Du weißt wie das ist, für Lust am Blödsinn ist die Birne immer frei und über die Jahre sammelt sich so manches an.

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              • Abt
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                #8
                AW: RO Karpatentrekking

                Zitat von Robiwahn Beitrag anzeigen
                Hey Ali

                Danke für den schönen Bericht aus dem wunderschönen Wilden Osten, der hier ja leider immer etwas unter geht

                Grüße, Robi
                Vom wilden Osten hier zu schreiben ist blanker Idealismus. Sehe es als eine Art ODS-Entwicklungshilfe. Für wen auch immer...

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                • Vegareve
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                  #9
                  AW: [RO] Karpatentrekking

                  Oh, endlich Retezat . Ich habe vor 12 Jahren am Bucura-See eine Woche gezeltet, die Bilder waren leider alle auf dem falschen, schon verbrauchten Film gemacht, so das ich nichts mehr davon habe .
                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                    #10
                    AW: [RO] Karpatentrekking

                    Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                    Oh, endlich Retezat . Ich habe vor 12 Jahren am Bucura-See eine Woche gezeltet, die Bilder waren leider alle auf dem falschen, schon verbrauchten Film gemacht, so das ich nichts mehr davon habe .
                    Oh, eine Woche würde ich es nie und nimmer auf einem Platz aushalten, (höchtens auf dem Krankenbett). Es gibt ganz einfach zu viel zu entdecken dort. Gerade Galbenele und Piatra Iorgovan gleichen botanische Schatzkammern.
                    Aber wie heißen die Umhänge der Hirten. Plana de Oi heißen die Felle, aber die Mäntel, wie heißen die?

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                      #11
                      AW: [RO] Karpatentrekking

                      Aber wie heißen die Umhänge der Hirten.

                      Ţundră oder cojoc ist aber glaub regional unterschiedlich.

                      Schön die alte Buta-Hütte habe ich so nicht mehr kennengelernt.

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                        #12
                        AW: [RO] Karpatentrekking

                        Zitat von falk66 Beitrag anzeigen
                        Ţundră oder cojoc ist aber glaub regional unterschiedlich.

                        Schön die alte Buta-Hütte habe ich so nicht mehr kennengelernt.
                        Hallo Falk,
                        ich habe lange gewartet, dass du von deiner Trekkingtour mal Bilder hereinstellst. Ich bin viel zu selten dort.
                        Danke, ja Cojocar war der Schneider. ist mir noch im Ohr. Weißt du was da statt der Buta-Hütte jetzt steht?

                        Hier kommt gleich das nächste BilderRätsel, betreffend den abgebildeten Weg. Wo ist dieser Abschnitt?
                        Zuletzt geändert von Abt; 07.05.2012, 10:28.

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                          #13
                          AW: [RO] Karpatentrekking

                          Sieht aus wie der Weg vom Bucura-See zum Judele im Retezat.

                          Ja Bilder bin ich dabei einzuscannen und Schritt für Schritt stelle ich die auch online aber das dauert

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                            #14
                            AW: [RO] Karpatentrekking

                            Zitat von falk66 Beitrag anzeigen
                            Sieht aus wie der Weg vom Bucura-See zum Judele im Retezat.

                            Ja Bilder bin ich dabei einzuscannen und Schritt für Schritt stelle ich die auch online aber das dauert
                            Hm. Bei dem Bild hier habe ich gar keinen Plan, Habe schon fast an eine Verwechslung der Dia-Kisten mit dem Fagarasch geglaubt.
                            Von nur einer Tour erlaube ich mir kaum, einen representativen Beitrag hier. Oft liegt dann auch noch mieses Wetter an.

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                            • Rattus
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                              #15
                              AW: [RO] Karpatentrekking

                              Danke für diesen köstlichen Bericht
                              Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                              • Abt
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                                #16
                                AW: [RO] Karpatentrekking

                                Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                                Danke für diesen köstlichen Bericht
                                Gerne, ich bin noch gar nicht fertig mit dem Unsinn. Du meinst bestimmt die Suppe?

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                                • Rattus
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                                  AW: [RO] Karpatentrekking

                                  Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                  Gerne, ich bin noch gar nicht fertig mit dem Unsinn. Du meinst bestimmt die Suppe?
                                  Wie Suppe?? Ja, immer schön weitermachen mit dem Unsinn
                                  Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                                  • lina
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                                    AW: [RO] Karpatentrekking

                                    Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                                    Wie Suppe?? Ja, immer schön weitermachen mit dem Unsinn
                                    Genau!

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                                      AW: [RO] Karpatentrekking

                                      Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                      Oh, eine Woche würde ich es nie und nimmer auf einem Platz aushalten, (höchtens auf dem Krankenbett). Es gibt ganz einfach zu viel zu entdecken dort.
                                      Deswegen machten wir von dort aus Tagestouren. Schmale, exponierte Grate mit 20 Kg auf dem Rücken zu machen ist nicht so wirklich sinnvoll.
                                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                      • EbsEls
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                                        • 23.07.2011
                                        • 434
                                        • Privat

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                                        AW: [RO] Karpatentrekking

                                        Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                        Hier kommt gleich das nächste BilderRätsel, betreffend den abgebildeten Weg. Wo ist dieser Abschnitt?
                                        Die Koordinaten kann ich nicht benennen, aber als damals mit dabei Gewesener kenn ich die Geschichte:



                                        Zeitiger Start nach äußerst zugiger und kalter Nacht in der "Abstimmungshütte" in Richtung lacul Zanoaga - Zanoaga-See. Dort verloren wir den Weg und fanden uns auf einem weglosen Grat wieder, die Richtung stimmte aber.

























                                        Wir beratschlagten, doch unser Führer Ali gab die Richtung vor: Sus sus sus, la munte sus! Auf, auf, in die Berge. Wir stolperten über einen steinigen Gemsengrat, in wenigen hundert Metern sahen wir den korrekten Trek ... Auf dem Pass erreichten wir wieder den Weg hinunter zum Bucura-See. Dass wir richtig sind, bestätigten uns zwei entgegenkommenden Polen.


                                        PS: Die ganze Geschichte gibt es hier. Achtung PDF-Download ca. 3,5 MB!
                                        Zuletzt geändert von EbsEls; 07.05.2012, 13:53.
                                        Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                        Eberhard Elsner

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