[SE]Jahr 2010: Kanutour auf dem Kalixälven und Kaitumälven mit Lachsfang

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    [SE]Jahr 2010: Kanutour auf dem Kalixälven und Kaitumälven mit Lachsfang

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Reisezeit: Juli 2010
    Region / Kontinent: Nordeuropa

    Zusammenfassung:
    Im Juli 2010 haben wir zu zweit eine Kanutour auf dem Kalixälven und auf dem Kaitumälven unternommen. Diese beiden Flüsse liegen in Schwedisch Lappland, ca. 300 Kilometer über dem Polarkreis. Insgesamt haben wir dabei eine Strecke von 90 Kilometer gepaddelt und viel geangelt nebenher. Ein Reisebericht dazu wurde schon vor längere Zeit dazu geschrieben, daher veröffentliche ich hier ein paar Auszüge aus dem Bericht und wenn sich jemand für den gesamten Bericht interessiert kann man diesen auch mit allen Bildern und Texten nachlesen: Link zum vollständigen Reisebericht

    14 Juli 2010
    Der Kalixälven (Kalix, Kalixälv, Kalix River) ist mit 453 km der längste naturbelassene Fluss Schwedens. Er beginnt am Ende einer 4er Seenkette, die ca. 60 km westlich von Kiruna liegt. Genau dort, am Ende des letzten Sees Kaalasjärvi, in Kaalasluspa, startete unsere Kanu-Angeltour 2010 in Lappland. Der Plan war, dass wir ca. 60 km auf dem Kalix flussabwärts bis zum Zusammenfluss mit dem Kaitum paddeln. Von dort wollten wir uns dann ein paar Kilometer den Kaitum aufwärts transportieren lassen, um auf/an diesem Fluss auch noch ein paar Tage verbringen zu können.



    15.Juli 2010
    Die ersten 15 Kilometer auf dem Kalix sind wirklich spaßig. Eine nette Folge von Stromschnellen der Kategorien I bis IV.
    Wir hatten mittleren Wasserstand und in diesem Teil der Kanutour hatten wir nie ernsthafte Schwierigkeiten beim Befahren von Stromschnellen. Selbst Schnellen der Kategorie IV waren eher spaßig als stressig. Es ist schwer hier eine pauschale Beurteilung von Stromschnellen abzugeben. So hatten wir ein paar Tage später eine etwas feuchtere Erfahrung in einer III er Stromschnelle auf dem Kaitum - die war bei weitem schwieriger zu befahren als sämtliche IVer Stromschnellen auf dem Kalix.

    16.Juli 2010
    Nach den Stromschnellen am Anfang vom Kalix werden diese immer weniger. Auch hat es auf den ersten Kilometern noch etwas mehr Häuschen am Flussufer und man sieht auch hin und wieder andere Angler am Flussufer.
    Dann wird es allerdings richtig schön einsam. Die nächsten drei Tage sehen wir wirklich niemanden. Wir haben auf der gesamten Tour auch keine anderen Kanuten getroffen. Dies war letztes Jahr am Lainioälven auch noch anders.
    Da der Lagerplatz der vorigen Nacht doch sehr mückig war, hielten wir immer wieder Ausschau nach einer besseren Lagerstelle.
    Die Landschaft an den beiden Flüssen Kalix und Kaitum ist in dem von uns befahrenen Gebiet ziemlich ähnlich. Wirklich offene Stellen gibt es überhaupt nicht. Links und rechts ist meistens Wald und je nach dem ob es an der entsprechenden Stelle etwas sumpfiger ist, hat es halt ein paar kleine Büsche. Der Wald besteht entweder nur aus Birken oder er mischt sich mit Nadelhölzern. Kiefern und Fichten sind zum Feuer machen natürlich wesentlich geeigneter und brennen schneller, was besonders bei Regen hilfreich ist.





    ............

    17.Juli 2010

    Aufstehen, Frühstückten, Packen und lospaddeln.
    Das Schleppangeln vom Kanu aus beginnt spätestens 5 Minuten nach dem Ablegen. Die Rutenhalter dafür wurde in den letzten Jahren immer wieder selber gebaut, gekauft, verbessert, aussortiert.
    Der jetzige war teuer und ist auch extrem stabil. Da man während dem Paddeln immer wieder mal einen Fisch fängt, bringt das dementsprechend Abwechslung in den Nachmittag. Zudem halten wir unterhalb der Stromschnellen öfter mal an und fischen diese ab. So auch an diesem Tag.

    Dies bringt mich mal wieder zu einem unserer Lieblingsthemen: Dem „Stahlvorfach“ oder auch „Hardmono“:

    Nicht- Angler können diesen Abschnitt getrost überspringen. Für Hobbypsychologen könnte dies auch noch interessant sein, sind diese Utensilien unter Umständen Auslöser ernsthafter Psychosen. Die Grundidee hinter einem Stahlvorfach ist jedenfalls hier nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Vorfach

    Ich behaupte jetzt einfach mal: Andre spricht hin und wieder im Anglerlatein. Denn obwohl er, zumindest gefühlt, ungefähr fünf mal so häufig angelt wie wir, behauptet der Bub aus dem Norden tatsächlich er habe erst einmal einen Hecht verloren weil er kein Stahlvorfach drauf hatte. Er fischt also grundsätzlich „ohne“. Das kann nur gelogen sein!!! Denn in jedem Urlaub, und immer genau dann, wenn ich mal keins drauf habe, haut so ein &ç*+$! Hecht mit meinem Köder ab, nachdem er mir die Hauptschnur durchgeknipst hat.

    Also in Schweden muss jederzeit, an jeder Stelle, selbst in einer Pfütze, mit einem Hecht gerechnet werden. Das ist ein Fakt. Wie ein physikalisches Gesetz. Unumstößlich und für immer gültig. Es gibt keine Ausnahmen mehr, wie wir noch an der ersten Stromschnelle an diesem Tag dachten. Andres guten Rat im Ohr, dass die Vorfächer von den Fischen als solche erkannt und gemieden werden, sind wir Voller Freude ohne Stahlvorfach ans Werk gegangen... und es kam was kommen musste:

    Gerade als wir mit meinem absoluten Lieblingsköder, dem Flying C, fischen, haben wir einen ordentlichen Biss. Da es kräftig an der Schnur zieht, steigt die Spannung... wir sehen kurz die kräftige Schwanzflosse vom guten alten Gädda und er zieht ab Richtung Flussmitte und es macht „Ping“.

    Abgesehen davon, dass das einem jedes mal den Köder kostet, ist das auch nicht angenehm für den Hecht.
    Der muss nämlich unter Umständen sein Paarungsverhalten bezüglich der Hechtdamen komplett umstellen. Mit so einem Unterlippen Piercing Modell „Wobbler“ oder „Mepps“ hast du nur noch die Chance, als „Bad Boy“ vom Flussabschnitt die Mädels ins Schilf zu kriegen. Einen auf sensiblen, verständnisvollen Zuhörer zu machen, kannst du mit dem Ding im Gesicht absolut vergessen, das nimmt dir keine mehr ab. Traumschwiegersohn der vom Schwiegervater in spe überschwänglich in die Flossen geschlossen wird ist da auch nicht mehr drin. Da bleiben nur noch die Hühner aus den Problemfamilien oder die aus den ganz behüteten Spießer-Hecht Familien, die probieren, Daddy mit dem Neuen zu provozieren.

    Nun es war jedenfalls das letzte Mal in dem Urlaub dass wir ohne Hardmono gefischt haben.






    20.Juli 2010 - Wechsel zum Kaitum River
    Am nächsten Morgen paddelten wir schnell zur Brücke nach Lappeasuando und frühstückten in dem kleinen gemütlichen Cafe. Die Leute vor Ort wussten Bescheid über den Transport von uns hoch an den Kaitum, zudem bekamen wir gleich den Schlüssel ausgehändigt für das Wilderness Camp welches wir in unseren letzten zwei Tagen beziehen wollten.
    Also Kanadier aufs Autodach und hoch an den Kaitum bis nach Laxelet. Zwischendurch hielten wir noch an einem kleinen Supermarkt um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, unter anderem ein paar Steaks, da das Rentier 10 km vorher doch gerade noch ausgewichen ist, nachdem es in vermeintlicher Selbstmordabsicht eigentlich direkt in unser Transportauto laufen wollte.

    Wir paddeln ein paar Kilometer und kommen anschließend an einen wunderschönen Lagerplatz, ca. 20 Meter erhöht neben dem Kaitum.

    Böswilligerweise könnte man ja im Grunde behaupten, dass die Tage immer gleich ablaufen. Hierbei spielt sich auch eine gewisse Routine ein:

    - Aufstehen und erst mal ein schönes deftiges Frühstück mit Kaffee.
    - Alles einpacken und im Kanu verstauen und mit Seilen und Karabinern sichern.
    - Abfahrt ist somit immer zwischen 11.00 und 13.00 Uhr
    - Paddeln, Angeln, Snacken
    - Suche nach geeignetem Lagerplatz
    - Lagerplatz finden.
    - Lager einrichten (Plane spannen, Zelt aufbauen, Zelt einrichten, Holz in ausreichenden Mengen finden, Wassertanks auffüllen), Bier trinken, drinks mixen.
    - Kochen
    - Essen. Und dann ist es meistens auch schon ca. 21.00 Uhr.

    Das klingt im Grunde nicht nach besonders viel, aber man ist irgendwie von Morgens bis Abends mit etwas beschäftigt.

    .........

    21.Juli 2010
    Erfreulicherweise darf für diesen Tag wieder das Thema "Lachs" angesprochen werden. Es ist ja nicht so dass dieses Wort die letzten Tage nicht mindestens 5 mal in der Stunde gefallen ist, für einen Reisebericht ist es aber doch recht langweilig immer wieder zu hören dass man noch immer keinen Lachs gefangen hat.

    Grundsätzlich ist es so, dass es wohl ab ca. Mittsommer möglich ist, im Kalix und Kaitum Lachse zu fangen. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit immer mehr, je näher man sich dem Herbst nähert. Mitte Juli sind die Aussichten auf Lachs Sushi also noch nicht so riesig. Andre allerdings war 2008 Anfang September am Kalix unterwegs und die hatten mal eine fette Lachsausbeute was hier zu sehen ist. Allerdings haben die Jungs bestimmt ihre Körperhygiene vernachlässigt da (freiwilliges) Baden um diese Jahreszeit bestimmt eine gewisse Härte erfordert Tongue out Wie bei vielem gibt es halt Vor- und Nachteile.

    Jedenfalls waren wir eigentlich gerade damit beschäftigt ein paar Kilometer nur zu paddeln, auf einem Teil vom Kaitum River der eher etwas seenähnlicher war. D.h. Wir waren beide am paddeln und nebenbei wurde mit einem kleinen Forellen-Wobbler geschleppt. Mitten in einer hochtrabenden Diskussion über untalentierte Sportler, hatten wir plötzlich einen Biss. Zack, die Rute ging ordentlich nach hinten. Da wir im Grunde spezialisierte Hecht Jäger sind und ca. 10 Meter weg vom Ufer geschleppt hatten, gingen wir davon aus das mal wieder ein Hecht angebissen hat.
    Ohne die Angel einzuholen haben wir erst einmal darüber gesprochen ob wir das Ding überhaupt mitnehmen oder wieder schwimmen lassen. Wir einigten uns dann auf schwimmen lassen und fingen an mehr oder weniger motiviert die Schnur einzuholen. Und dann sprang das gut Stück zum ersten mal aus dem Wasser.

    "Das ist ein Lachs" sprachen wir beide synchron aus, und dann war mal plötzlich Panik im Park.

    So ein Lachs hat dann doch noch ein anders Kampfpotenzial wie ein Hecht von derselben Größe. Ist ja auch verständlich. Während der Hecht eher den gemeinen Jäckle verkörpert, der sich hauptsächlich die Sonne auf den Buckel brennen lässt, kann man beim Lachs eher vom Duracel Fisch sprechen. Immer in Bewegung und als anadromer Wanderfisch auch an mehr interessiert als dem heimischen Sofa. Somit muskulös wie die Trainingselfe zu seinen besten Zeiten und ausdauernd wie Dieter Baumann mit zehn Zahnpasta Tuben im Bauch.

    Ok ein Mörderdrill war das jetzt auch nicht, hat aber doch so 5 bis 7 Minuten gedauert bis wir ihn im Kescher hatten. Der Kescher stammte ja auch noch aus Zeiten die Klein-Holger, die Schule schwänzend, am Put and Take Forellensee verbracht hat, sprich der hatte bei weitem nicht die Größe, die er haben sollte. Geklappt hat es dann doch irgendwann und der Fisch war geputzt (im Boot).

    Raus auf die nächste Sandbank und erst mal die wichtigen Telefongespräche und MMS Bilder verschickt welche über unseren Wahnsinns Erfolg informiert haben. Immer wieder tragisch, dass wir die Freude nicht mit dem Fisch teilen können. Der Fisch denkt wahrscheinlich noch "ach, was für nette Jungs, die strahlen ja übers ganze Gesicht " und Zack hat er den Knüppel auf dem Kopf.





    23.Juli 2010
    Wir warteten ein bisschen ab ob das gute Wetter diese Morgens auch halten würde und paddelten dann Richtung Etappenziel: Das Wildnis Camp von Lappeasuando. Vom Zusammenfluss Kaitum/Kalix sind das wieder ca. 1 km den Kalix hoch. Das kann man im Grunde fast alles am Rande hoch paddeln bzw. auch ein bisschen treideln an den Stellen wo die Strömung zu stark ist.

    Wir hatten wirklich Glück denn wir waren vollkommen alleine im Camp. Das Camp besteht aus mehreren Hütten für 2 oder 5 Personen, Gemeinschaftshütten, sanitären Anlagen und zwei Holzofensaunas. Die Hütten selber haben auch alle einen Ofen für die Winterzeit, wirklich richtig schön.
    Das Camp ist weder zu Fuss oder gar mit dem Auto erreichbar, man benötigt auf jeden Fall ein Boot. Doch gerade auch deswegen können wir es auf jeden Fall jedem empfehlen, dort einen Erholungs- Stop einzulegen. Über die Webseite kann man jedenfalls Kontakt mit den total netten Verantwortlichen aufnehmen und auch andere Dinge wie Hundeschlittenfahrten usw. organisieren.

    Abgesehen davon, dass eben der Auf- und Abbau von Zelt usw. entfällt sind Saunagänge zur Entgiftung am Ende eines solchen Urlaube einfach der Wahnsinn. Und soooo gesund.

    Nach drei sich steigernden Sauna Gängen, wobei die Haut nach dem letzten mindestens Signalkrebsröte haben sollte, schläft man dann nochmal etwas schneller ein als sonst.

    25.Juli 2010
    Nach dem Packen, beladen wir das Kanu ein letztes Mal und fahren runter zur Brücke in Lappeasuando wo wir nochmal im Cafe frühstücken und ein Rentier Fell einkaufen. Dieses ist übrigens wasserdicht und atmungsaktiv.
    Sven holt uns ab, dürfen noch sein Haus und seinen Hund kennenlernen und werden dann am Flughafen in Kiruna verabschiedet.

    Zum kompletten Reisebericht mit allen Bildern und Videos: Reisebericht Kanutour Kalixälven und Kaitumälven
    Zuletzt geändert von earlyworm; 16.10.2013, 17:27. Grund: links haben geändert
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    http://www.canoeguide.net
    Only the early worm catches the fish
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  • Deichgraf
    Erfahren
    • 01.05.2011
    • 269
    • Privat

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    #2
    AW: [SE]Jahr 2010: Kanutour auf dem Kalixälven und Kaitumälven mit Lachsfang

    Hat Spaß gemacht Euren Bericht zu lesen!

    Auch wegen solcher Zoten :
    ausdauernd wie Dieter Baumann mit zehn Zahnpasta Tuben im Bauch.


    Schöne Gegend, schöne Tour! Einsamkeit, Wildnis und ECHTE Natur! Klasse!

    Gruss,
    Deichgraf
    Im Umgang mit anderen Menschen stellt sich immer wieder die gleiche Frage: "Spinne ich oder die anderen?" Ich möchte nichts vorweg nehmen, nur soviel: JA !

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    • Peter83
      Fuchs
      • 22.08.2010
      • 1115
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      #3
      AW: [SE]Jahr 2010: Kanutour auf dem Kalixälven und Kaitumälven mit Lachsfang

      Toller Bericht - Danke.

      Grüsse,
      Peter
      "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

      Norwegian saying

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