[RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

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  • hosentreger
    Fuchs
    • 04.04.2003
    • 1406

    • Meine Reisen

    #41
    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

    Nicht nur aus längst vergangenen Zeiten, sondern fast wie aus einer vergessenen Welt!
    Schön, dass es wieder ausgekramt und aufbereitet wurde!

    Danke für die vielen Informationen, die damit verbundenen Gefühle und die wunderschönen Bilder

    hosentreger
    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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    • Abt
      Lebt im Forum
      • 26.04.2010
      • 5726
      • Unternehmen

      • Meine Reisen

      #42
      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

      Das Jahr ist rum, Ebsels.


      Komm, mach mal weiter, du alte Beere.....

      .... bis der Ebsels vorbeikommt und weiter erzählt mal eine kleine Umfrage.
      Über wie viele Bergpässe, die höher >1000m waren, ging es denn auf den bisherigen Gesamttourenverlauf?
      Also den Sicas zählen wir noch mit, auch wenn der gerade so ein 1000er ist und den Bilea-See zählen wir einfach, auch wenn der doppelt so hoch ist. Also.....Ihr könnt das Ergebnis, wenn ihr euch sicher seid, hier direkt herschreiben oder an uns als PN schicken.
      Ehrwürdige Grüßle

      Also, Entschuldigung. 20.02.2013
      Hier scheint das ultimative Missgeschick eingetreten zu sein, was nie eintreten sollte.

      Zuletzt geändert von Abt; 26.03.2013, 18:12.

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      • Abt
        Lebt im Forum
        • 26.04.2010
        • 5726
        • Unternehmen

        • Meine Reisen

        #43
        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

        Um heutzutage unter Terroristenverdacht zu geraten, reicht es, seinen Rucksack oder ein anderes Gepäckstück unachtsam in einer Bahnhofsecke abzustellen und sich dann zu entfernen. Und schon löst man Bombenalarm aus, der oft mit einer Teilevakuierung einhergeht und jeglichen Verkehr einigermaßen lahmlegt.
        Ich greife mir da zum wiederholtem mal an den Kopf und überlege, ….

        Früher landete ein derart abgestelltes Gepäckstück oft genug völlig phantasielos im Fundbüro neben der Bahnhofsmission des Dresdner Hauptbahnhofs. Der Terrorismus als höchstes Glück der modernen Terroristen von heute war hierzulande noch nicht erfunden.
        So näherten wir uns 1979 ohne Vorkenntnisse in dieser Szene betont unauffällig mit wohl gefüllten, aber leider auch sperrigen und somit schweren Kraxen dem Flughafen Berlin-Schönefeld in nicht terroristischer Absicht.
        Wir brauchten uns nicht erst als Exoten zu verstellen, wir waren welche. Und somit waren wir prädestiniert für den Platz bei der Extraabfertigung der Kontrolle des Flughafenterminals.
        Vorsorglich hatte ich das Benzin für den Juwel-Kocher hier in Deutschland gekauft und in eine blaue WofalorFlasche gefüllt, da ich nicht gleich am Zielort wegen Benzin herum rennen wollte. Es gab ja keines und konvertierbare Währung durfte ich nicht mitführen. Und daher galt es, die Plasteflasche mit Benzin möglichst unbeschädigt ins Flugzeug zu bekommen. Unsere Chance bestand in einem ganz normalem Ablenkungstrick bei der Detailkontrolle unseres Gepäcks, Und während einer meiner Freunde eine sehr wichtige Frage stellte, die der angesprochene Uniformierte mit einem wütendem Seitenblick beantwortete, langte mir eine Handbewegung in unachtsamen Augenblick, schon stand die Flasche auf der kontrollierten Seite...


        Erst Jahre später habe ich gesehen, wie die Packer danach mit dem Gepäck umgehen, und das oft über mehrere Meter auf die Bänder werfen....So was leichtsinniges aber auch von denen.....
        Was sagt Ihr

        Eine kleine Nachbemerkung: Ein Jahr später war der Kontrollposten des Flughafens aufmerksam und bemerkte den Trick. Wir durften den Inhalt der Plasteflasche in einen eigens dafür bereitstehenden Bottisch kippen und die leere Flasche einpacken. Ach ja.
        Unserem nachreisendem Kumpel gelang es zumindest einen Liter nachzubringen. Verpackt im Rucksack.
        Da lesen sich Beiträge wie dieser Faden hier
        http://www.outdoorseiten.net/forum/s...itnahme+kocher
        geradezu wie groteskes Zeug. Dann dürften ja Bomben und anderer hochexplosiver Kriegsdreck überhaupt nicht erst als Transportgut geladen werden, deren Gefährlichkeit noch dazu bekannt ist...
        Ich hoffe das Bunte Amt für Verfassungsstutz denkt über meine Ansicht hier mal nach. genau wie ihr, liebe Leser

        _______________________________________________________________________

        Hier habe ich noch einmal eine nicht so erfreuliche Nachricht von der Vasertalbahn:
        http://www.tagesanzeiger.ch/leben/re...998/print.html

        Nach der nächsten Überschwemmung sind die Schweizer sicher wieder gern gesehen.....

        Ich sage aber schon heute mal danke an den Schweizer Verein und Michael Schneeberger.
        Herrn Schneeberger habe ich auf meiner Tour 2011 selbst als sehr netten, umsichtigen Herrn in dem Bahnhof dort kennengelernt.
        Zuletzt geändert von Abt; 24.02.2013, 08:42.

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        • EbsEls
          Erfahren
          • 23.07.2011
          • 433
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

          Zitat von Abt Beitrag anzeigen
          Über wie viele Bergpässe, die höher >1000m waren, ging es denn auf den bisherigen Gesamttourenverlauf?
          Um diese Frage einer Beantwortung zuführen zu können, ergänze ich mal den Streckenverlauf für die bisher hier zwei beschriebenen Routen:

          Romania cu bicicleta toamne '86: Bikemap.net-Romania cu bicicleta 1986 (1).gpx
          (beschrieben von EbsEls)





















          Romania cu bicicleta toamne '87: Bikemap.net-Romania cu bicicleta 1987.gpx
          (beschrieben vom Abt)

          Heute kann man diese Touren so n.m.M. nicht mehr nachfahren, da wir häufig auf Hauptstraßen geradelt sind. Zu Nikolaus' Zeiten kamen wir uns mit den Fuhrwerken als Radler nicht ins Gehege. Heute ist auf den befahrenen Straßen regester LKW-Verkehr und damit praktisch unradelbar. Aber man findet heute schöne Nebenstrecken, die mit einem Mounty befahrbar sind. Ein Radwegenetz und ausgeschildert gibt es nur regional.
          Zuletzt geändert von EbsEls; 03.03.2013, 13:37.
          Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
          Eberhard Elsner

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          • EbsEls
            Erfahren
            • 23.07.2011
            • 433
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            • Meine Reisen

            #45
            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

            Die Fortsetzung dieser Geschichte aus längst vergangener Zeit beginnt mit einer Aufgabe aus dem PISA-Test:
            1986 sind drei Radler aufgebrochen, einer ging verloren und zwei lagerten ihre Räder in Schässburg ein. 1987 kamen 5 Radler, einer ohne Rad, einer mit 'nem Schrottrad, das die Zugfahrt nicht überlebte. Drei Leutchen erreichten wieder Schässburg mit dem Rad. Einer nahm sein Rad wieder mit nach Hause. Einer lagerte sein mitgebrachtes Rad auf der Heimfahrt von Rimnicu Vilcea auch noch in Schässburg ein. Einer wagte es, sein Rad per Post heim zu schicken, was tatsächlich innerhalb von ein paar Wochen klappte.

            Lösung: Wir fanden 1988 drei Räder in Schässburg vor.

            Hier nun die Fortsetzung im Original-Ton aus dem Tagebuch von damals. Ein Kumpel aus Schul-&Studienzeit und ich fahren bepackt mit einem Beutel Ersatzteile nach Schässburg. In dunkelgrauer Schrift sind die Eintragungen meines Kumpels.

            12.5.1988, Saalfeld
            Es ist jetzt kurz nach ½ 10 Uhr. Ich habe die Routenplanung noch ins Tagebuch übertragen. Jetzt gilt es noch das Bagage zu packen und ordentlich in den „Fahrrad“-Rucksack zu verstauen. Sicher viel vergessen! Zur Zeit habe ich erstmal ein schlechtes Gefühl. Kriege ich mein Rad wieder auf Vordermann? Bleibt uns das Wetter gewogen und trocken?

            Routenplan
            • Sighisoara – Saschiz – Roades – Rupea – (Homorod) – Viscri 75 km
            • Viscri – Dacia – Rodbav – Cincu – Agnita – Birghis – Mosna 90 km
            • Mosna – Medias – Copsa Mica – (Valea Viilor) – Blaj – Teius – Richtung Intregalde 85 km
            • oder
            • Mosna – Motis – Valea Viilor – Copsa Mica – Blaj – Teius – Richtung Intregalde; drum nemodernizat 80 km
            • Cheile Intregalde – Mogos – Bucium – Abrud – Rosie Montana 85 km
            • Rosie Montana – Cimpeni – Scarisoara – Girda de Sus (mit Besuch der Eishöhle) 55 km
            • Girda de Sus – Sighistel 50 km
            • Wandertag Sighistel-Klamm
            • Sighistel – Dr. Petru Grozu (heute Stei) – Beius – Baile Felix 86 km
            • Baile Felix – Oradea – Debrecen 74 km
            • Degrecen – Hajduböszörmany – Hajdunanas - Tiszavasva – Tiszalök (ggf. Fähre) – Rakamaz – Tokaj 90 km
            • Tokaj – Mad – Abaujker – Goenc – Hidasnemeti – Grenze – Kosice 86 km


            Die Etappen sind abgesteckt, nicht all zu lang, es sind sogar noch Reservetage übrig geblieben. Die Strecke Intregalde – Abrud ist nicht asphaltiert, hier wird eventuell ein anderer Weg zu wählen sein. Heute muss ich noch bei Gert vorbei, es ist etwas nach Rumänien mitzunehmen. Er hat so komische Andeutungen gemacht. Platzkarten haben wir nicht! Es sind also keine guten Zeichen, aber wenn wir auf den Rädern sitzen, haben wir es wieder selbst in der Hand. Wenn es nur schon so weit wäre.



            13.5.1988, im Zug nach Sighisoara
            Ohne Platzkarten den »Balt-Orient« gentert. Bis Prag sind viele Assis mitgefahren, lagen und saßen in den Gängen, wir gehörten auch dazu. Detlef kam verspätet erst gegen ½12 Uhr abends in Dresden an. Gert und ich haben die ganze Zeit auf ihn gewartet, statt in die Kneipe zu gehen.
            Ab Prag konnten wir uns dann in einem rumänischen Liegewagen einmieten. Der Schaffner achtete überraschenderweise sehr auf Ordnung. Da ging dann der Urlaub richtig los, auch Bier war da. Ein Mittagessen im Wagonrestaurant. In Budapest bekamen wir dann Besuch aus China.
            Von einem echten Chinesen, der reiste mit einer Europa-Karte durch die Lande. Ansonsten, die Versorgung ist erstklassig: Staro Pramen, Schnitzel, Waffeln. Ich habe fast die ganze Zugfahrt geschlafen.
            In Dresden kam ich deshalb so spät an, weil auf die Deutsche Reichsbahn eben überhaupt kein Verlass mehr ist. Mit anderen Worten: Die Zugfahrt in der DDR war zum Kotzen.


            14.05.88, Bergkirche in Schässburg
            Im Liegewagen bis kurz vor Schässburg gut geschlafen, auf den Burgberg geklettert, dort, wo unsere Räder stehen sollen. Gleich von Heltschs, der Küsterfamilie, zum Frühstück eingeladen worden - den ersten 60%igen gekippt.



            Ein erster Spaziergang führte uns durch die Stadt und die städtischen Kneipen. Das Mittagessen im »Dracul«: Zwei Schweineschnitzel, Pommes frites, Reis, Gurkensalat mit Tomaten, für so ein Essen muss man schon Glück haben. Die Übernachtung, wie üblich in Schässburg in der Friedhofskapelle.
            Notwendige Arbeiten an unseren Fahrrädern: Reifen aufgezogen, Bowdenzug an der Vorderbremse eingehängt und Gepäckträger montiert, den hatte ich von zu Hause mitgebracht habe. Achtung Lothar: An Deinem Rad mussten sechs Speichen nachgezogen werden, haha.
            Eberhard schreibt nicht ganz die Wahrheit. Nach dem ersten 60%igen folgte sofort der zweite. Damit hatten wir schon einen leichten Stecker drin. Lothar' Ich musste an Deinem Fahrrad 6. in Worten sechs oder auch seze (?) Speichen wechseln. Sauerei!
            Nach der Fahrrad- reparatur sind wir ins »Dracul« zu Mittag essen gegangen, und haben ordentlich Bier eingelassen. Anschließend Besichtigung des Stundturmes, danach Stadtbesichtigung und Bier, zurück zum »Dracul« und Wein. Voll heraus gekommen und in der Kapelle zu Bett gegangen. Der Tag war wunderschön!



            15.05.88, Deutsch-Weißkirch



            Aufbruch gegen 9 Uhr. Zuvor noch Frühstück für uns und für die Schweine. Frau Heltsch und ich sind mit 'ner Sense und Sichel auf den Friedhof gegangen, zum Grasmähen für die Schweine zum Frühstück. Dann musste noch die Glockenuhr wieder auf Sonntag gestellt werden. Diese Uhr hat zwei Modi: Einen für die Wochentage und einen für Sonn- und Feiertage, da wird dann öfters geläutet. Herr Heltsch hatte die Uhr noch nicht wieder vom Himmelfahrtstag zurückgestellt.
            Seit unserem Bogen nach Süden, Richtung Saschiz, müssen wir schwer gegen den Wind kämpfen. Deshalb machen wir jetzt in fast jeden Dorf eine Pause, Kirchenburg fotografieren und Bier trinken. Dabei nimmt mit dem Abstand von der Stadt die Qualität des Bieres ab.
            Wir sind auf den Spuren unserer Vorgänger, Lothar, Odysseus, Andreas und Gert, die vorigen Herbst hier lang sind und deshalb kennen wir auch die Anlaufpunkte. Der Herr Wagner rät auch uns gleich in Bunesti nach Deutsch-Weißkirch abzubiegen (7 km). Geplant war über Rupea/Reps zu fahren, das bedeutet aber 40 km Umweg. Wir sind dem Rat gefolgt und über einen Feldweg nach Viscri gefahren.



            Wir haben einige S/W-Abzüge von Dias mit, die unsere Vorgänger bei einer Hochzeit in Weißkirch gemacht haben. Mit diesen Bildern finden wir sofort Kontakt zu Leuten hier, wir stehen vor dem Haus der "Kirchenbedienerin" und dürfen auch wieder in dem alten Schulzimmer an der Mauer der Kirchenburg übernachten. Nach einem interessanten Rundgang in der Kirchenburg (mit Turmbesteigung) konnten wir uns auch als Nachhut in das Gästebuch eintragen. Unsere Vorgänger trugen sich am 3. Okt. 87 ein. Die Turmbesteigung war ganz schön gefährlich. Heute soll es noch zu einem Mann zu Besuch gehen, der auf einem der Bilder war, und noch in die Dorfkneipe.
            Der Herr Wagner hat, obwohl geschlossen war, uns das Bier gezapft. Der direkte Weg nach Deutsch-Weißkirch war befahrbar, also nicht so schlecht, wie nach der Erzählung des "Mullahs".



            Drei schale Bier haben wir jeder in der Kneipe getrunken. Das Bier hat im Sommer eine Haltbarkeitsdauer von neun Tagen, die Kneipe wird aber nur einmal im Monat beliefert. Aber die Gespräche waren Gold wert, viele Sachsen, ein Thema - die Lebensverhältnisse. Sehr interessant: Der Vater eines sächsischen Gastes ist für Großdeutschland gefallen, die Mutter in der sowjetischen Zwangsarbeit gestorben, er lebte seit dem zweiten Lebensjahr bei seinen Großeltern, wörtlich: "... was den Sachsen die Deutschen angetan haben!".

            16.5.88, Meschen
            Früh in Weißkirch nach dem Waschen am Dorfbrunnen und frisch gebackenem Brot zum Frühstück aufgebrochen. Wenn wir bis zum nächsten Wochenende wiederkommen könnten, würden wir auch eine Hochzeit in Viscri erleben.



            Abgehakte Kirchenburgen: Cloasterf – Klosdorf/Rs.

            Crit – Deutsch-Kreuz

            Viscri – Deutsch-Weißkirch
            Soars – Scharosch/Fg., Rodbav – Rotbach, Cincu – Großschenk

            Mergindeal – Mergeln
            Deal Frumoas – Schönberg, Pelisor – Margeren, Mosna – Meschen.

            Endlich kein großer Wind, konnten viele Kirchenburgen abhaken und viele Unterhaltungen mit den Leuten. "Ich kenne den Kommunismus, mir braucht ihr nichts zu erzählen, war in der Ukraine im Bergwerk...", ein 84-jähriger, ehemaliger SS-Mann in Merghindeal. Das Mittagessen gab es im Selbstbedienungsrestaurant in Agnita/Agnetheln. Zuvor für den Durst eine Flasche Wein und apa minerale mit Aufpreis für 35 Lei gekauft. Dieser Wein gab dann neuen Auftrieb für den zweiten Teil der Königsetappe. Wir haben uns dann durch ein wenig Regen bis Meschen durchgekämpft. Jetzt haben wir die ganze Zeit mit unseren sächsischen Gastgebern bei einer Flasche Wein geplaudert.
            Das war heute die Königsetappe. 102 km! Ich habe das aber auch gespürt. Ab Agnita hatten wir auch immer leichten Gegenwind, das Streckenprofii war eigentlich zu ertragen, aber anfangs hat uns die Sonne zu schaffen gemacht. Die Tour haben wir gerade zum richtigen Zeitpunkt beendet. Im Moment, als wir in Meschen ankamen, hat es angefangen zu regnen. Da haben wir uns erst einmal untergestellt. Ein älterer Sachse sprach uns an und klagte sein Leid. Der hat uns dann auch eingeladen, bei ihm zu übernachten. Anfangs, bis zum Sendeschluss punkt 10 Uhr, haben wir uns das rumänische Fernsehprogramm angesehen. Naja! Danach zeigte er uns seine Familienbilder, unter anderen ein Bild eines Schwagers, der noch Hitlers Leiche in der Reichskanzlei bewachte bis zum Ende. Auch unser Gastgeber will auswandern. Anschließend haben wir uns im Hof gewaschen und Eberhard und ich haben zusammen auf einem ausgebollerten Sofa geschlafen.

            17.5.88, in der Nähe von Alba Iulia
            Heute früh musste an meinem Fahrrad erst noch eine Speiche gewechselt werden. Das hat Eberhard gemacht, während ich an der einen Packtasche eine Lasche angenäht habe. Nach nur zwei Kilometer Fahrt musste an meinem Fahrrad ein Kugelager gewechselt werden. Eberhard hatte noch keine Defekte zu beklagen, bis 9 Uhr Medias erreicht.
            Da hatte ich aber was beschrien. Zwischen Medias/Mediasch und Blaj/Blasendorf hatte Eberhard Speichendefekt. Aber ansonsten sind wir gut über die Runden gekommen. Als wir durch Copsa Mica/Kleinkopisch fuhren, dachte ich, die Welt geht unter, Ruß überall auf 20 Kilometern, wir sahen aus wie die Neger. Jetzt bofen wir in der Nähe von Alba. Da soll Eberhard weiter schreiben, wie alles so kam.
            Nach dem Frühstück bei den guten Leuten in Meschen (hoffentlich haben sie wegen uns keine Schwierigkeiten) sind wir ca. sechs Kilometer Richtung Medias gerollt, dort Schecktausch. Die Umständlichkeit dieses Vorgangs ist für mich Synonym für die Wirtschaft, besonders für deren Organisation. Dann Copsa Mica - die Schwarze Gegend. Zum Glück konnten wir uns in einem Hotel in Blaj einigermaßen waschen.



            Nach Blaj war dann die Strecke glatt und zig Kilometer einzusehen - eine Durststrecke. In Teius haben wir dann irgendwie die Abzweigung Richtung Zlatna verpasst. Wir sind dann Richtung Alba Iulia auf Suche nach einem Campingplatz gegangen, Ergebnis: Eine Bofstelle zwischen Bahndamm und Hopfenfeld. Wir haben es uns jetzt zur Regel gemacht, vorher einen Liter Wein zu kaufen, damit es ein gutes Abendbrot wird.

            18.5.88, Rosie Montana
            Heute ging es nun in die Berge, ins Westgebirge. Eigentlich war es nur ein Berg, der Bucium-Paß zwischen Zlatna und Abrud in den Goldfeldern Rumäniens.
            Früh sind wir von unserem Biwakplatz am Bahndamm kurz zum Waschen auf den Campingplatz gefahren, wo uns am Vorabend niemand haben wollte. Bis Alba Iulia rollte es auf glattem Asphalt, dann nur noch bergauf. Bis Zlatna ohne Absteigen, ein hässlicher Industrieort. Aber dort gab es ein gutes Gebäck - frische Semmeln und drinnen brincu. Das ist Schafskäse. Dann mussten wir viel und oft schieben. Eine tolle Abfahrt nach Abrud.



            Dort zwei Flaschen Wein gekauft und zum Zeltplatz in Rosie Montana aufgebrochen. Was wir uns da eingebrockt hatten, war gerade noch so zum Auszulöffeln. Jetzt sitzen wir am geschlossenen Campingkiosk zum Abendessen mit den zwei Flaschen Wien. Fazit: Es ging ans Eingemachte.
            Dass es ans Eingemachte ging, kann ich nur bestätigen. Wir haben zwei Stunden geschoben um zum Zeltplatz zu kommen, teilweise eine 15-20%ige Steigung. Da bin ich jetzt ganz schön geschafft. Aber Ende gut, alles (sprich Wein) gut.

            19.5.88, Girda de Sus
            Wir sind hier jetzt auf dem Campingplatz von Girda de Sus, nach 1984 zum 2. Mal. Es war eine kurze aber ereignisreiche Etappe, vor allen Dingen waren es positive Ereignisse. Von unserem Platz in Rosie Montana rollten wir in das Aries-Tal, Richtung Cimpeni. In Cimpeni als Frühstück sechs Stück mici (gegrillte Hackfleischröllchen, ähnlich dem Kebaptsche in Bulgarien, und zwei Bier.



            Dann ging es aufwärts im schönen Tal der Ariesul mare, aber mit Defekthexe. Die Reparatur kann Detlef sicher besser schildern. Auch bei mir gab es eine Schraube am vorderen Gepäckträger nachzuziehen. Kurz vor Scarisoara kam dann ein Gewitterguss, gerade noch so unter ein Dach zum Unterstellen gekommen. Wir wollten uns noch mit Wein versorgen, doch in Scarisoara keine Chance, zu viele Leute im Laden. In Girda Rotwein gekauft, erst eine Flasche zum Kosten, dann drei weitere Flaschen Rotwein vom Feinsten. Am Campingplatz eine große Überraschung: Bewirtschaftung mit bere und mici. Und da sitzen wir auch jetzt noch beim bere.
            Um noch einmal auf Gestern zurück zu kommen, Rosie Montana war sehr schön. Aber Wahnsinn, 10 km bergauf. Wir sind dann nach dem Frühstück und Fahrraddurchsicht nach Cimpeni gerollt. Dort kurzer Aufenthalt (siehe Ebs) und dann weiter. Lothar! Dein Fahrrad hat uns auf dieser Etappe in absolute Schwierigkeiten gebracht. Das Kugellager vom Rücktritt ist total hin. Da haben wir kurz hinter Cimpeni zweimal gebaut. Das erste Lager war nach hundert Metern ebenfalls hin. Daraufhin wurde eine ingenieurtechnische Lösung gebraucht und auch gefunden. Acht Kugeln ohne Käfig nur in Fett gedrückt auf den Konus, die Lösung!



            Anschließend sind wir das Ariestal aufwärts gerollt. Das Tal ist wunderschön. In Girda sitzen wir jetzt auf dem Zeltplatz beim Bier und bei Folklore. Das wird unser Ruhetag.

            20.5.88, Girda de Sus
            Heute nun der lang ersehnte Ruhetag. Früh etwas länger geschlafen und dann zum kurzen Spaziergang in die Odincesca-Klamm aufgebrochen.
            Eigentlich wollten wir zur Eishöhle, aber nach dem vielen Radfahren wollen die Beine nicht so richtig laufen.



            Dort haben wir eine Höhle gefunden, ganz konnten wir sie aber nicht erforschen, eine Kletterstelle war zu glitschig und schmierig. Dann zurück zum Camping zu bere und mici als Mittagessen. Jetzt sitzen wir nach einigen kleineren Reparaturen an Packtasche und Hinterrad vor unserer Hütte. Außerdem haben wir auch noch den hervorragenden Rotwein. Die Wirtin hat uns gleich als "Stammgäste" wiedererkannt, waren wir doch 1984 schon hier untergekommen. Dabei erfuhren wir, dass der Hund Labusch, den ich '84 immer geärgert hatte, vom Wolf gekillt wurde.

            21.5.88, Camping 1. Mai bei Oradea
            Der Regen ist gekommen. Nach fast mühelosem Aufstieg auf den passul Virtop, gab es dann eine Super-20km-Abfahrt. Oben durch den Nebel und über feuchte, glitschige Straße. Zwar regnete es noch nicht, aber viel Feuchtigkeit in der Luft.

            Kurzer Exkurs zur Transhumanz; damals haben wir das garnicht verstanden:

            Uns begegneten immer wieder Planwagen


            Auf der anderen Seite des Apuseni, nach dem Pass Virtop gab es eine Warteschlange


            Die Planwagen wurden mit einem ROMAN über die Pässe geschleppt. Es waren die Hirten mit ihrem Hausrat auf dem Weg zu den Sommerweiden, wo sie sich bei den Besitzern der Herden verdingen.
            s.a. Ion Semenic bei Karpatenwilli

            Die Abzweigung nach Sighistel fanden wir nicht. Da wir gegen Zwölf schon in Dr. Petru Grozu waren, erwuchs die Möglichkeit, Baile Felix heute noch zu erreichen. Nach Beius wurde es dann offizielles Tagesziel, auch mit Blick auf das kommende Regenwetter. In Beius gestärkt mit gogosi, Kartoffelbrei und einem Glas Bier ging es dann durch Nieselregen nach Baile Felix bzw. zum Camping »1. Mai«. Zwischendurch konnten wir uns vor einem größeren Regenschauer in eine Dorfkneipe retten, der Schauer dauerte drei Glas Bier. Jetzt in einem casuta comfort II in Baile 1. Mai eingemietet. Eigentlich wollten wir in eine casuta comfort III einziehen, das wollte uns das Mädchen in der Rezeption aber nicht zumuten, das waren faktisch Blechzelte.


            Die Abfahrt war super. Allerdings ging da bei mir gleich eine Speiche drauf. Der Nebel und die feuchte Straße zwangen ständig zu höchster Konzentration. Die letzten Kilometer nach Baile Felix bzw. nach Baile 1. Mai gingen bei mir echt ans Eingemachte. Es war kalt und Nieselregen mit Nebel. Eine Kontrolle der Speichen ergab vier defekte Speichen am Hinterrad. Aber nur noch zwei Ersatzspeichen dabei. Lothar, was tun?

            22.5.88, Camping 1. Mai bei Oradea
            Der Regen hält an, wir warten ab. Ein Kassensturz ergab noch genügend Geld für eine weitere Übernachtung hier. Aber wir warten erst einmal bis Mittag, um eine genaue Prognose treffen zu können. So Lothar! Hast Du Dir überlegt, was zu tun ist mit den Speichen? Ich will Dir die Überlegung erleichtern. Eberhard hat noch genügend 28er Speichen für das Vorderrad. Diese wurden von uns zugeschnitten und anstatt der Pippusse ein Haken gebogen. Die Lösung!
            Berettyóujfalu
            Aufbruch, trotz anhaltend schlechten Wetters, obwohl die Lei auch noch für einen weiteren Tag in Rumänien gereicht hätten. Aber das Land Ungarn lockt. Also durch Oradea, natürlich mit Bierhalt. An die Grenze, dort haben wir uns an den wartenden Autos vorbei bis an die Schranke vorgedrängelt und sind auch prompt bedient worden. Äußerst günstig für die Morgenwäsche sind für uns Reisende die Hydranten in den ungarischen Dörfern.
            Gleich an der Grenze auf ungarischem Territorium ein allerdings geschlossener Zeltplatz. In Biharkerezstes im etterem ein gutes Schweineschnitzel und Bier zu Mittag gegessen. Mein bis auf ein Viertel geleertes Bier hat die Kellnerin umgeschmissen. Oha, es kommt sofort ein neues, volles Glas. Hinter dem nächsten Ort neben einem geschlossenem Campingplatz gezeltet. Im Dorf haben wir die alternative Privatpension »Angela« aus Budgetgründen ausgeschlagen. Morgen ist dann Wochentag - die ABC-Läden sind geöffnet.


            Ja, auch ich war sofort dafür, Rumänien zu verlassen. Wir sind gegen Zwölf aufgebrochen und haben zweimal Bier im Lande getrunken (und einmal gogosi gegessen). Ungarn hat uns, wie Ebs schon schrieb, gut empfangen, mit Schnitzel und Pommies. Jetzt sind wir noch 35 km von Debrecen entfernt.

            23.5.88, Debrecen
            Nun wälzen wir gerade in unserem neu erstandenen Weinführer Ungarn,
            um den traditionellen Abendwein einzuordnen: Egri muskataly - halbsüß - ein Stern (Qualitätswein). Das deutet auf die ersten Einkäufe hin, wir sind auf dem Zeltplatz »Thermal« in Debrecen gelandet.
            Ein Frühstück aus dem ABC-Laden im Zentrum von Berettyóujfalu brachte uns den nötigen Schwung für die knapp 40 km bis Debrecen. Nachmittag dann in die Stadt, nachdem wir uns von einem netten Banater Schwaben den Weg haben weisen lassen. Ich habe mich durch Debrecen gefressen, der Abschluss war ein Schweinepaprikasch mit Nockerln. Detlef hat nun schon die Karte für die morgige Fahrt durch die Puszta in der Hand.
            Auf dem Zeltplatz konnten wir mal wieder ordentlich duschen, es gab warmes Wasser hier, was auch zu erwarten ist von einem Zeltplatz mit dem Namen »Thermal«. Anschließend sind wir in die Stadt. Ebs hat vielleicht gefressen. Da komme ich nicht mit. Jetzt klingt der Tag mit Wein aus, wir werden wohl bald ins Bett gehen.

            24.5.88, Tokaj

            Wir sind früh aufgebrochen und losgeradelt. Das Wetter wurde immer besser, die Sonne brennt wieder, aber es blies ein relativ kalter Wind. Die Puszta ist sehr eintönig, aber die Städte sind recht niedlich. Wir erreichten das Mekka Tokaj schon um 14.30 Uhr und sind dort erst einmal auf den Zeltplatz.
            Anschließend haben wir uns die hiesigen Spezialitäten und Besonderheiten näher betrachtet. Vielleicht etwas zu viel. Ich weiß jedenfalls nicht mehr, wie ich in den Schlafsack gekommen bin.
            Am frühen Morgen glaubten wir schon ein Stückchen blauen Himmel gesehen zu haben, tatsächlich klärte es sich immer mehr auf, je näher wir unserem Ziel Tokaj kamen. Dieses schöne Wetter beschleunigte unsere Fahrt durch die Puszta, die Theiß haben wir mit der Fähre bei Tiszalök überqueren können, so dass wir schon gegen zwei in Tokaj eintrafen.



            Ohne Verzögerung sind wir zum Campingplatz, das Zelt aufgebaut, um schnell unsere Weinexkursion durch die Stadt zu starten. Sicherheitshalber haben wir uns vor dem Weintrinken noch das Weinmuseum in Tokaj angesehen. Dann die erste Kostprobe im staatlichen Weinkeller. Bei der nächsten "Kostprobe" sind wir gleich hängen geblieben, eine dicke Oma ließ uns vier Sorten kosten, dann haben wir einen Liter 1985er Aszu gekauft. Merkwürdigerweise mussten wir auch die Kostproben bezahlen. Nach der ersten Flasche fanden wir dann in Omas Garten noch ein lauschiges Plätzchen für den zweiten Liter.





            Langsam tat der Wein seine Wirkung, zum Essen sind wir in das erste Haus am Platz, es lag direkt vor unserer Nase. Dort zum Essen eine weitere Flasche Tokaj Muskateller. Detlef musste ich davon abhalten, eine der alten Russinnen einer Reisegruppe aufzureißen. Zum Schluss saß ich nur noch allein am Tisch. Detlef war schon ins Zelt gegangen, wenn er auch nicht mehr weiß wie. Ich bin dann auch gegangen, ohne zu bezahlen. Das war ein wunderschöner Nachmittag!

            25.5.88, Camping Barca, Kosice
            Die Mücken weckten uns aus unserem Aszu-Rausch, sie haben uns arg zerstochen. Wegen der Zechprellerei sind wir gleich aus dem Ort abgehauen, aber der Brand ließ uns an einem kleinem Lebensmittelladen für einen Liter Kiwi-Brause und zwei Hörnchen anhalten.
            Das richtige Frühstück dann erst im nächsten Ort. Vermiest wurde es aber von einem mit laufendem Motor abgestellten W50. Dann langsam und schwer gegen den Wind kämpfend am Rande der Zempliner Berge gen Norden gestrampelt. Wir wollten die Grenze eigentlich gar nicht erreichen, aber hier "oben" gibt es in den kleinen Dörfern keine etterems mehr. Gleich hinter der Grenze in ein motorest zu Schnitzel und Pilsner Bier eingekehrt. Dann auch noch die restlichen Kilometer bis Kosice gefahren, aber schwer gegen den Wind kämpfen müssen. In Kosice gleich auf den Autocamping, nun gilt es nur noch die Räder zu verschicken.



            26.5.88, Hrensko
            Die Umstellung auf den Eisenbahntransport erfolgte reibungslos, wenn man die kurze Suche nach der Aufgabestelle für die Räder nachsieht. Radlerhose aus, Stadthose an, und dann wurde Kosice erobert. Nur wieder durch die Stadt gefressen, das Kaufangebot fiel aber auch nicht besonders aus. Beispiel: Tuszka - die neumodischen Bleistifte 0,7 mm, aber Minen nur für 0,5 mm. Auch mit Schallplatten war nichts los, aber eben das Essen. Abends im Platzkartenwagen nach Decin, die Räder im selben Zug, jedenfalls wurde das uns zugesichert.


            Die heutigen Tagebucheintragungen
            Ebs hat sich mangels anderer Kaufgelegenheiten durch Kosice durchgefressen. Wir sind schön fett gefressen, aber trotzdem mit Waffeln und einem Liter slowakischen Wein als Reiseproviant in den Zug eingestiegen. Die Fahrt verlief reibungslos.

            27.5.88, Saalfeld
            Eine gute Nachtfahrt im nur mit maximal vier Mann besetzten Abteil nach Decin gehabt. Früh beim Ausladen nur das "Streitroß" gesehen, deshalb leichte Unruhe bei Detlef. Trotzdem erst einmal in die Stadt. Tatsächlich gab es hier alle Sorten von Minen, aber es gab keine Stifte. Gegen 10 Uhr dann die Rösser bepackt, natürlich war auch Detlefs Rad da, und nach Hrensko gefahren. Nach ausgiebiger Pause über die Grenze ins Heimatländle. Heimfahrt nach insgesamt ca. 763 km!


            Ich übergebe die Tastatur wieder an den Abt - der muss nun das letzte Fahrrad heimführen.
            Zuletzt geändert von EbsEls; 13.01.2014, 08:42.
            Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
            Eberhard Elsner

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              #46
              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

              Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
              Die Fortsetzung dieser Geschichte aus längst vergangener Zeit
              Ich bin begeistert!

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              • EbsEls
                Erfahren
                • 23.07.2011
                • 433
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                Ich bin begeistert!
                Na, nu warte noch ein Bissel, bin doch noch nicht fertig mit den Bildern.
                Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                Eberhard Elsner

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                • Gast-Avatar

                  #48
                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                  Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                  Na, nu warte noch ein Bissel, bin doch noch nicht fertig mit den Bildern.
                  Ich bin begeistert, dass es weiter geht. Auf manche Fortsetzungen muss etwas länger warten.

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                  • kanuwanderer
                    Gerne im Forum
                    • 14.03.2011
                    • 58
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                    Was für geile Bilder....sehr herzliches Dankeschön.

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                    • grenzenlos
                      Dauerbesucher
                      • 25.06.2013
                      • 566
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                      Ich bin einfach nur begeistert. Zum Glück habe ich den Bericht erspäht
                      Waren selbst 1987/89 in Rumänien unterwegs. Allerdings nicht mit Fahrrädern. Der Virus kam erst später. Rumänien war damals schwierig, doch vergessen werden wir es nie. Mir läuft ein Schauer über die Haut. Die Bilder, die Wörter, die Geschichten, wirklich prima. Danke für den überaus genialen Bericht. Wirklich Danke!!!
                      Zuletzt geändert von grenzenlos; 14.01.2014, 12:48. Grund: was vergessen
                      Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                      Gruß, Wi grenzenlos

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                      • Abt
                        Lebt im Forum
                        • 26.04.2010
                        • 5726
                        • Unternehmen

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                        Ah, danke Ebs.
                        Dein Text und Bilder sind doch gerettet!
                        Unser Mitreisender Odysseus hat sein altes Tagebuch aus jenen Tagen zu mir gebracht und uns für diese Geschichte zur Verfügung gestellt.
                        Und so nimmt die Geschichte demnächst noch einmal Fahrt auf.

                        Denn mein Rad wartete noch immer in der Bergkirche in Schäßburg....

                        Wolfgang, genannt Odysseus,- und ich haben uns bei einem Treffen wieder darauf verständigt, unsere Radtour durch Rumänien zusammen weiterzuführen. Was? Wohin?? - Selbstverständlich Rumänien. Denn wo kann man 1988 derart zwangsfrei Uneuropäisches erleben. Nur dort! Ebsels und Detlev haben ihre Räder im Sommer abgeholt. Mein Reiserad stand ja noch immer in der Bergkirche in Schäßburg und wartete auf mich und seine Zurückführung.
                        Die Familie des Küsters ist zwischenzeitlich nach Deutschland ausgesiedelt, soweit ich das erfahren konnte. Der Schlüssel war in guten Händen.
                        Die Streckenplanung übernehme ich, ich tüftle das gerne aus. Das liegt mir.
                        Kurz vor unserer Abfahrt kommt Odysseusi dann mit der tollen Nachricht, dass er sein Fahrrad vor 14 Tagen nach Rumänien vorausgeschickt hat. Mir stehen die Haare zu Berge, denn das das Rad dort zeitnah eintreffen würde, daran hatte ich erhebliche Zweifel. Man hatte ihm das vorher hier beim Zoll so zur Auskunft gegeben, das das Rad etwa vierzehn Tage da sein würde in Rumänien.
                        Nachdem ich den Schreck versucht hatte, mit paar Bieren zu ertränken, fange ich mich notgedrungen auf dem Boden dieser Tatsache wieder zu orientieren.und arbeite schon Plan B einer Alternativtour aus

                        So machten wir uns zusammen am Abreisetag mit gemischen Gefühlen auf den Weg .
                        Alles wird gut. und es erwies sich als geradezu genial! Denn das Rad war fast pünktlich in Sibiu, was sind da da schon zwei Tage Differenz.


                        Abzuholen war Odyseus Rad zunächst beim Zollamt in Sibiu und so warteten wir zunächst zusammen nach Sighisoara ab, Odyseus telefonierte täglich, und nach zwei Tagen machte er sich dann mit Eisenbahn auf den Weg, um das Rad auszulösen.
                        Als Endziel unserer Tour wollten wir bis Kosice im Osten der CSSR fahren.

                        An einem sonnigen Endseptembertag machte ich mich auf die Chaussee über Medias und Christian (Großau), wo ich bei Sep und seiner Familie zwar etwas ungewollt,-weil überraschend, in der Dunkelheit abends Aufnahme fand. Großau (rumän.Christian) liegt etwa 12 km vor Sibiu (Hermannstadt), wo Odyseus und ich mich am nächsten Tag mittags treffen wollten.
                        Treffpunkt war auf dem Bahnhof ausgemacht.

                        So war es geplant und klappte mit minimaler Verzögerung. So dass wir erst am Nachmittag die Häuser von Hermannstadt hinter uns ließen, Wir passierten Talmaciu und die Reste der alten Grenzbefestigung am Olt bei Turnu Rosu blieben hinter uns. Hatte ich gehofft, noch Kilometer zu schruppen, so war ich da von einem falschem Streckenprofil ausgegangen. Die Strecke war Neuland mit dem Fahrrad und viele Schlenkriche des Oltufers mussten von uns dabei ausgefahren werden. Zudem war die Oltpassage durch die Südkarpaten sehr schön und das Wetter verwöhnte uns regelrecht mit Sonne und angenehmer Wärme beim fahren.
                        Bis zum Kloster Cozia kamen wir an dem Abend nicht mehr und zelteten schließlich in der Nähe einer Kapelle im OltTal.
                        So hatten wir das sehr schöne Kloster im tollen Fotolicht.
                        Die Klöster zwischen dem OltTal und Tirgu Jiu will ich nicht noch einmal erwähnen.Wir registrierten nur die bereits abgehakten Klöster und steuerten diesmal Tirgu Jiu an, bogen da in westliche Richtung nach Tismana ab. Das Kloster liegt am Endes des Ortes, der sich nahezu endlos hinzieht. Das alles wieder zurück, und weiter nach Baia de Arama, was soviel wie Kupfermine heißt. Auch kein Ort zum lange verweilen, wenn noch so viele Kilometer zu fahren sind, und auch unser Brotvorrat zur Neige geht, wir bekommen hier nirgend wo etwas. Hier ist man auf Selbstver-sorgung umgestiegen.
                        In den Orten ist so eine besondere Art einer Scheune ohne Mauer zu sehen, den ich wo anders bisher noch nie bemerkt habe. Auf freiem feld sind die Heuhaufen wie spitzhütige Pilze errichtet, so dass das Vieh unten nichts abknabbern kann.
                        Wir näherten uns nun dem Mehedinther Karstplateau. Die Straße war in einem jämmerlichem Zustand.
                        Orbisia Closani deutet auf eine Quelle, die Gegend wurde einsamer und überwindet in der Nähe des Virful lui Stan noch mal die 1000m Marke.Der Blick auf die Kalkklippen in Richtung Norden ist atemberaubend schön.Aber zur Laubfärbung noch schöner.Im ChernaTal stoßen wir auf die Aspaltstraße nach Baile Herculane.Endlich wieder bergab. Wir halten am >>Strand<< und saunieren erst mal eine Weile inmitten der Felskulisse zwischen Cherna und MehedinthiGebirge.DieThermalquellen waren schon den Römern bekannt.
                        Da Herculesbad ein internationaler Touristenort ist, bekommen wir Brot.
                        Nach Medgidia biegen wir auf den Weg nach Bozovici ab, weiter nach Anina-Steierdorf, Industrienest mit schlechter Straße.Von der Minisklamm bekomme ich wenig mit, denn es regnet und da bleibt der Blick auf die Straße gerichtet. In Erinnerung geblieben ist mir eine fette Fernleitung für Wasser oder Fernwärme.
                        In Resitza übernachten wir bei Bekannten. Früh wieder los.
                        Caransebesch passieren wir, fahren über Otelu Rosu. Noch von weitem können wir die Dreckfahne die vom Stahlwerk in Resitza ausgeht sehen.Wir fahren immer in Richtung Osten, überqueren den Pass Orientale und irgend eine stillgelegte Eisenbahnlinie mit einzigartigen Gleisspurmaß die es da gab. Rechts erkenne ich die Berge des Retezatgebirges in der Ferne.Leichter Nieselregen hat inzwischen eingesetzt.Kalt dazu. So nehmen wir uns ein Hotelzimmer, verhandeln erst noch etwa über den Preis. Die Räder können wir unter einem Schuppendach unterstellen.Ich bin skeptisch.An der Rzeption macht ein Mädel uns extra auf das Frühstück aufmerksam.Wir haben aber doch alles mitgebracht...
                        Aber wenigstens bekommen wir das ordentliche Frühstück, das ist im Preis, eingepackt und mit auf den Weg.Die Magarine... nehmen wir mit, wer weiß---
                        Hatzeg liegt hinter uns,wir durchfahren das von Chemie und Dreck verrußte Calan so schnell es geht, dann weiter über Simeria mit seinem Tafelberg. Hier wäre wegen der Dakischen Siedlungsgeschichte sicher auch ein intressantes Grabungsgebiet. Weiter geht es nach Deva, wo uns die Burgruine auf dem Berg auffällt. Ein Dacia mit riesigen Erdgastaks auf dem dach schneidet an uns vorbei.Ansonsten bewundere ich den für damals architektonisch schönen Baustil mit den gerundeten Balkons
                        Westlich von Deva liegen wieder kilometerweit Industriewerke, die dreckige, farbige Wolken in die Atmosphäre blasen. Ich bin froh als wir endlich auf der Straße die nach Norden führt abbiegen. Das goldene Dreieck Rumäniens wird diese Bergbaugegend unter Insidern genannt, Goldabbaugebiet.das hatte in Rumänien eine Art strategische Bedeutung.




                        den Valisoara-Pass nach Brad.
                        Mich intressiert hier das Goldmuseum, in das ich noch nie hinein gekommen bin. Immer wurde ich abgewiesen,- mal war es einfach zu, dann musste man sich umständlich anmelden, dann war angeblich eine ausländische Gruppe angekündigt.
                        Aber fragen und wieder versuchen kostet ja nichts.
                        Armer Wolfgang denn diesmal hatte ich Glück und traf die gerade nach Hause gehende Frau Direktorin an der Tür, als mich der Wachmann schon wegschicken wollte.
                        Irgendeinem Bekannten von Ihr sehe ich wohlmöglich ähnlich, und so durfte ich hinein mit einer Extraführung.
                        Zum Glück hatte es draußen aufgehört zu regnen, als ich nach anderthalb Stunde wieder bei Wolfgang ankam.
                        Wir schoben den Buces-Pass(725m) hinauf, vorbei an schönen alten Bauernhäusern. Deren Dächer noch von Regen dampften.
                        Ich hatte bewusst die Route durch das Tara Motzilor (Motzenland) gelegt, da die Hütten der Motzen Dächer aus Gras haben, so arm ist die Gegend und sehr imposant aussehen.
                        Wie zu Decebals Zeiten.Inzwischen wird hier Gold abgebaut und die Gegend ist immer noch abgeschieden, aber im Wandel.
                        Bekannte Mineralfundpunkte wie Sacarimb,Rosia Montana machten früher Geschichte,als man hier Kristalle aus Tellur und Silberfunde machte.Inzwischen sind diese Minen wieder dicht wegen der Erschöpfung der Vorkommen.Aber jetzt zerschreddert man ganze Berge und versaut die Umweld mit riesigen Schwemmteichen.Zurück bleibt eine Art tode Mondlanschaft.
                        Wir biegen in Cimpeni, einem großen Bergbauort,links in Richtung west ab lassen Girda de Sus hinter uns und beginnen uns danach allmählich nach einer geeigneten Zeltstelle umzusehen. Wolfgang äußert mal den Gedanken, dass es doch eigentlich Pilze geben müsste, und kurze Zeit später werden wir pfündig. Steinpilze, Maronen, Rotkappen.
                        Wir putzen die Pilze, das Oberteil meines Kochtopfes stellen wir auf vier kleine Steine, legen paar Hartspiritustabletten drunter, und kurze Zeit später köcheln unsere Pilze.Der mitgenommene kleine Magarinewürfel aus Samizegetusa kommt dabei zum Einsatz. Die Töpfe sind am nächsten Morgen durchgefroren, wir hätten sie abends säubern sollen.Wie überzuckert sieht die Landschaft früh aus. Nach und nach leckt die Sonne dann diese Zuckerschicht auf.
                        Unser Zeltplatz liegt direkt neben der Straße. Es kamen wegen des Benzinmangels aber nur ganz wenige Fahrzeuge nachts vorbei.Dieser Mangel hatte zum wirtschaftlichem Erliegen des Landes geführt, für üns bedeutete er einen Glücksumstand.

                        Wir schreiben das Jahr 1988, als es Rationierungsscheine von 20 Liter pro Fahrzeug gibt.
                        Auf unserer fahrt durch Rumänien liegt nun nur noch der Virtop-pass vor uns, immerhin 1140 m hoch.SigistelKlamm und Bärenhöhle liegen hier gleich über den Berg.Auf der anderen Seite der Straße liegt der Curcubata, der höchste Berg des Bihor-Gebirges.
                        Hier ist die Straße so steil, dass viele Fuhrwerke Steine vor die Räder legen wenn sie halten, um die Bremse zu entlasten.
                        Die bleiben dann liegen, wenn sie wieder losfahren. Das bedeutet höchste Achsamkeit beim radeln.
                        Weit unten sehen wir in Baitza ein Bergwerk, WisPetert wird abgebaut, vielleicht Uran.
                        Die LKWs haben eine Plane über ihre Peterlden gedeckt.

                        Der Weg nach Oradea wird noch mal richtig lang mit Berg.
                        Abends kehren wir auf dem Weg nach Oradea noch mal in einem Wirtshaus ein, wo wir versacken.
                        Wir verkrümeln uns irgendwo ein Stück weg als es Nacht wird.
                        Am nächsten Tag saunieren wir nochmal richtig in Felixbad.
                        Wir spülen den Schweiß der letzten Wochen ab.
                        Durch Oradea radeln wir, werden dann angehalten und kontrolliert.
                        Ich bitte die Grenzer mal mein Rad zu halten-es war ja sonst nichts in der Nähe, wo ich es hätte anlehnen können. Die Grenzer machen das und werden prompt von ihrem Oberfeld-marshall vollgeflaumt. Wir dürfen passieren. Auch über die Grenze.


                        In Ungarn sind die Straßen besser, aber es gibt dafür auch wesentlich mehr Verkehr.Wir fahren vorbei an eingezäunten Apfelplantagen, von denen es aromatisch nach Äpfeln duftet.
                        Wir sind zurück in Europa, denke ich.Wir laben uns vor einem ABC-Laden.
                        Das merken wir auch bald, als wir nach einem geeignetem Nachtlager Ausschau halten, denn überall sind die geeigneten Flächen abgezäunt. Wir verkriechen uns wie dann immer im Gebüsch unter Robinien, mal ohne Zeltaufbau, um schlechter zu orten zu sein. Die Hauptstraße ist für arme Fahrradfahrer gesperrt, die Autos hupen.
                        Ich bin froh, als wir Debrecen passiert haben,und endlich aus der Ebene der Berg von Tokaj auftaucht.Den wollen wir am nächsten Tag hoch,-mit den Räder.
                        Schade um die Zeit und Kraft. Denn der ist sau steil, oben kann man nicht drauf wegen Funkturm, hat kaum eine gute Aussicht, und runterzu schiebt man besser wegen der Steilheit. Auch sind die Asphaltwege durch Wurzeln aufgerissen, Ich hatte schon bessere Einfälle. Also ritsch-ratsch abgehakt und nicht zu empfehlen mit Fahrrad und gar Gepäck.
                        Die zweite Übernachtung in Ungarn war genauso schlimm wie die erste.Wieder suchten wir eine ruhige Stelle, aber andauernd scheuchten wir Hunde auf, die dann stundenlang kläfften und die besten Zeltplätze sind immer noch die Schulsportplätze, da die der Allgemeinheit gehören, und somit auch uns.
                        Weiter dann auf kleineren Straßen durch die Zemplener Berge. Gerade als wir in Höhe einer Burg vorbeiradelten, brach eine meiner Sattelfedern. Nun saß ich zwar etwas schief im Sattel , aber Haltungsnoten gabs nicht mehr.
                        Als wir in Hidasnemeti die Slowakische Grenze passierten, waren es noch gute 30 km bis Kosice zum Bahnhof.
                        Dort habe ich das Rad vorsichtig in den Zug nach Prag geschoben der damals Fahrräder im Radabteil mitnahm, es gab die Grenze zwischen CZ und SK nocht nicht.
                        Zuletzt geändert von Abt; 24.05.2015, 10:25.

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                        • volx-wolf

                          Lebt im Forum
                          • 14.07.2008
                          • 5576
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                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                          Wunderbar, dass es weitergeht.
                          Danke Ebs! Danke Abt!

                          Schön, die Tagebucheintragungen von damals zu lesen.
                          Und die alten Dias zu sehen!

                          Danke, danke danke!!!

                          Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                          daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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