[RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

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  • Peter83
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1115
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

    Super Bericht und herrliche Bilder - danke.

    Grüsse,
    Peter
    "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

    Norwegian saying

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    • Abt
      Lebt im Forum
      • 26.04.2010
      • 5726
      • Unternehmen

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

      Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
      Hat Spaß gemacht zu lesen.



      Heute würde man sich einfach über Handy wiederfinden. Unsere Gruppe wurde 1989 im Retezat auseinandergerissen. Meine Teilgruppe wurde leider im falschen Aufstiegstal abgesetzt(war wohl kürzer), was wir erst nicht mitbekommen hatten. Während wir oben im Gebirge warteten, suchten die anderen uns unten.

      Wolfgang Odysseus war ohne Karte,ohne Zelt und ohne Luftpumpe zu seinem ca.230 km Ausreissversuch losgefahren. Auf die Karte hatte er auch nicht noch mal gesehen. Er war sich irgendwann nicht mehr sicher, ob wir an ihm vorbeigefahren sind, während er im Gebüsch nachts untergekrochen war. Die Markieren hatte er für den Fall angebracht, dass wir hinter ihm sind. Der Campingplatz liegt zwischen Pingarati-Pass und ->vor Gheorgeni.
      Zuletzt geändert von Abt; 14.02.2012, 23:46.

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      • Yukonpaul
        Anfänger im Forum
        • 20.04.2010
        • 33
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

        Wow,

        das nenn ich mal ´nen Reisebricht...danke dafür, das ist echt klasse von dir, die Mühe gemacht zu haben und diese Erlebnisse mit uns zu teilen.

        Alles Gute und noch viele schöne Reisen!!!

        Paul

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        • luckyloser
          Erfahren
          • 01.07.2009
          • 186
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

          Absolut genial! Danke fürs Einstellen!
          Viel zu spät begreifen viele, die versäumten Lebensziele:
          Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
          Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!

          (Wilhelm Busch, 1832-1908)

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          • Jack68
            Erfahren
            • 30.03.2012
            • 401
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

            Eine wahre Perle dieser Reisebericht! Genial Fotos! Danke!?..auch schön zu lesen, welcher Treibstoff für die Tour benutzt wurde!
            Zuletzt geändert von Jack68; 02.12.2012, 23:44.
            ...

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            • Abt
              Lebt im Forum
              • 26.04.2010
              • 5726
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              • Meine Reisen

              #26
              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten



              Unsere Rad-Tour durch die Vergangenheit liegt ja ein paar Jährchen (86/87/88) zurück, und fällt in die Ceaucescu Zeit, in der Brot in Rumänien rationiert wurde (250 g pro Tag/Person, je nach Region etwas unterschiedlich) und es so bissel schlecht mit Lebensmitteln aussah. Oft habe ich in großen Geschäften für anonym eingekauft und so lange gefeilscht, bis man endlich etwas ohne Marken (sog. ,Cartele') gab, was wir den Quartiergebern dann als Geschenk übergaben )

              Benzin brauchten wir keins, Das war auch rationiert pro PKW nur 20l pro Monat für Einheimische auf Cartele, also Bezugsscheine zum berechtigtem Kauf.) Das hatte für uns als Radler den sehr angenehmen Nebeneffekt, dass es kaum Verkehr auf den Straßen gab.
              Allgemein waren wir auf unseren drei Touren auf Selbstverpflegung orientiert, hatten einen Topf zum Tee kochen dabe.
              Gekocht haben wir aber nur in Ausnahmefällen , dann mit Spiritustabletten,- drei kleine Steine unter den Topf, so haben wir mal Steinpilze geschmort, die am Wege rumstanden, andermal haben wir auf dem Lagerfeuer gekocht, indem wir den Topf in die Glut stellten. Ansonsten hatten wir soweit alles mit, also Salami, Hartkäse, Tütensuppen.
              Bier, das war naturbelassen trüb,- haben wir getrunken, wenn es welches gab, meist mit etwas Salz auf den Glasrand. Meist gab es eh kein Bier. Und anderer Fusel war mit Vorsicht zu geniesen. Gute Erfahrung habe ich mit dem Rumänischen Rum gemacht, der sich aus unerklärlichen Gründen so nennen durfte und Hochwillkommen im Tee war, Ansonsten auch so ein Cognak OVIDIU Typ Metaxa.
              Dazu kam, dass es den Bewohnern gesetzlich verboten war, Ausländer zu beherbergen. Die Kontakte zu anderen Welten halt und politische Diskussionen waren nicht erwünscht.
              Hier übrigens auch nicht

              Ansonsten Fahrzeugtechnisch... hm ich sehe mal nach, ob ich etwas habe....siehe mal...

              Zuletzt geändert von Abt; 27.12.2012, 03:34.

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              • Jack68
                Erfahren
                • 30.03.2012
                • 401
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                ...ja Fahrradtouren selbst auf Landstrassen waren entspannt, kaum Autos unterwegs...die Leute waren oft bitterarm...gemeinsames Essen hat etwas Rituelles...oft waren die Gastgeber sehr herzlich.

                Auch auf Cuba habe ich das erlebt...in der Neuzeit...der Gastvater war zwei Stunden und unterwegs, um für uns Kaffee zu organisieren und er war schon über 80...hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Wasser getrunken...

                Ich hatte den Bericht gelesen und dabei Bierdurst bekommen und fragte zwischenzeitlich, warum eigentlich...bis ich mal nach Eurem flüssigen Treibstoff "fahndete"...und fündig wurde..

                ...das mit der einen Stulle hatte ich gelesen und auch bei mir gedacht...in Deutschland im Hotel frühstücken, da hat man heute an einem Morgen schnell die Kalorienzahl von einer Woche Frühstück in armen Ländern zusammen...

                Wie sind wir damals überhaupt mit der Ausrüstung klar gekommen? Ich hatte bei einer Fahrradtour die ganze Zeit das schwere Bergzelt aus Baumwolle mit Draht an die Mittelstange gebunden, selbstgenähte Fahrradtaschen aus festem Baumwollstoff aus Schutzhauben von Filmprojektoren...Fahrrad mit einem Gang...Dafür hat das Rad 10 Jahre gehalten ohne eine Reparatur...nicht eine Speiche musste raus...



                Danke für die Zeitreise...
                ...

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                • Abt
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                  • 26.04.2010
                  • 5726
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                  Prolog

                  Die Geschichte der Radtour durch die Vergangenheit, die ich nun hier weitererzählen will, datiert zurück in den September/ Oktober des Jahres 1987. Auf ein Tagebuch kann ich dabei leider nicht zurückgreifen und ich verlasse mich nur auf mein fotografisches Gedächtnis.

                  Unsere von dem ersten Teil der Tour mitgebrachten Erzählungen und Bilder wirkten wie ein Fanal auf unsere Freunde. Der Intressentenkreis erweiterte sich schnell auf sechs Freunde und wir wollten während einer Höhlenfahrt im August, die in die sächsisch-böhmischen Grenzregion führte, die Details besprechen, welche Ausrüstung benötigt wird.
                  Zum Ziel dieser geselligem Vorbereitung hatten wir uns eine der Klufthöhlen gleich hinter der deutsch-tschechischen Grenze in Böhmen, die sogenannte Höhle mit Lichtblick ausersehen. Über den Unfall und die beinahe dramatisch verlaufenene Rettungsaktion von Ebsels hatte ich hier im Forum an anderer Stelle im einem Dialog mit Christian J. kurz berichtet....

                  Zitat von Christian J. Beitrag anzeigen
                  Wenn ich mich recht erinnere, ist der Einstieg in diese aber seit kurzem verboten.
                  Das ist durchaus möglich. Wir waren seit der Bergungsaktion von Ebsels 1987 auch nicht mehr dort drin. Erst verklemmt Ebsels der Prächtige im Ausgangsspalt der Lichtblick-Höhle, dann zerren wir zu viert wie die Irren am Seil, um ihn drinne* zurück nach oben zu holen, und dann ....rückt die Feuerwehr aus Decin mit zwei Löschzügen an, um ihn wieder heraus zubekommen.
                  Unser Intresse an Höhlenerkundungen auf eigene Faust war seither erloschen, denn Ebsels stürtzte etwa 4 m in die Höhle und zog sich einen Kreuzbandriss zu, und fiel damit für diese Rad-Tour leider aus.
                  Zuletzt geändert von Abt; 03.01.2013, 11:16.

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                  • Abt
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                    #29
                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                    .
                    Blick vom Stundturm über die Klosterkirche zur Bergkirche hinauf auf den Burgberg


                    Bereits im Winter war ich nach Rumänien gefahren, hatte Freunde dort besucht, bissel was zu knabbern hingebracht und mal nach den Rädern gesehen. Die standen indess über den Winter gesichert in der Sakristei der Bergkirche in Schäßburg. Noch, denn der Exodus der deutschen Besiedlung, die acht Jahrhunderte dort überdauert hatte, war durch die schlechten Lebensverhältnisse in Rumänien und eine Sogwirkung guter Nachrichten aus dem Goldenen Westen besiegelt. Immer wieder erreichte mich die Nachricht, dass weitere Angehörige und meine Freunde inzwischen Antrag auf die Ausreise gestellt hatten und sie nunmehr auf gepackten Koffern saßen.


                    Blick durch eine Schießscharte des Zinngießerturm auf den Stundturm. Zu sehen ist
                    auch ein Stück der Festungsmauer. Die Namen geben Auskunft darüber, welche Handwerkerzunft
                    früher für die Erhaltung und Verteidigung dieses Abschnittes zuständig war.


                    Diesmal wollten wir uns die Erfahrungen des unkomplizierten BahnRadtransports bis Ungarn zunutze machen. Die Räder nahmen wir von hier als Gepäck in unserem Zug bis Budapest mit. Die Abwicklung des Weitertransportes von Budapest über Debrecen nach Matezalka, das ist ein ungarischer Ort in Grenznähe nach Rumänien, gestaltete sich dann etwas zeitaufwendiger. So dass ich unterdessen direkt mit dem Zug nach Schäßburg voraus fuhr. Dort nutzte ich die Wartezeit für kleinere Erkundungstouren in Schäßburgs Umgebungl. Nachdem meine Freunde über die ungarisch-rumänische Grenze herein radelten, schickten sie die Räder dann von Oradea aus weiter nach Sighishoara mit Bahntransport. Nach zwei Tagen langten die Freunde erst mal ohne Fahrräder an.
                    Das Wetter war auch nicht gerade die Wucht in Tüten,- kalt und regnerisch. Um die Wartezeit etwas kulturell aufzupeppen, fahren wir früh ohne Gepäck nach Brasov um die Stadt anzusehen und nebenbei einen Brief etwas abzugeben. Nachmittags standen wir zu fünft vor der Haustür der beschriebenen Adresse, einem alten Bürgerhaus im Stadtteil Schei (Brasov).
                    Verwunderte große Augen, ich stammle irgend ein Zeug...wir wollten ...übergebe den Brief. Versinke am liebstem im Boden... dann...Die Hausfrau fragt ob wir hungrig sind...und da wir uns nicht abweisend genug widersetzen... 20 Sekunden und hinter uns schließt sich die Haustür, wir werden als Gäste der Familie eingeladen und bleiben. Wir bleiben zwei Tage. Ganz lang lieb umsorgt. Früh verlassen wir wortlos und unauffällig das Gehöft, denn damit verstoßen unsere Gastgeber hier gegen ein Gesetz – wir wollen den Leuten keinen Ärger machen. Aber....so geht das hier in dieser Zeit.


                    Die Schwarze Kirche in Brasov/Kronstadt früher Unseren lieben Frauen genannt.
                    Während eines Stadtbrandes wurden die Mauern schwarz vom Ruß gefärbt, daher der Name


                    Tagsüber bestaunen wir die Sehenswürdigkeiten Brasovs. An der bekannten Kirche von Bartholomö versuche ich das ultimative Foto von einem Hügel daneben aus zu machen. Ein Drillplatz der Armee liegt direkt daneben. Den übersehe ich. Ein besonders dienstgeiler Uffiziant bemerkt mich aber , wie ich mit der Knipse herumwerkle... Diesmal war es an mir, meinen Film'abzugeben. Nicht zum Entwickeln versteht sich. Ich hätte nur kotzen können. So ist das hier eben auch, der Teufel soll ihn hohlen. Und den kranken Conducator gleich mit, nebst seiner Chemikerin.
                    Als es abends dämmert, nähern sich dann wieder die fünf Schatten wortlos dem Geviert von Familie G., klingeln, - die Türe tut sich uns auf, und wortlos treten wir ein.



                    Allmählich läuft uns aber die Zeit davon und wir beenden diesen kulturellen Abstecher, fahren zurück nach nach Sighisoara.


                    Der Zinngießerturm in Schäßburg in einer Computersimulation nach meinem Foto




                    Die Räder sind da!
                    Räder auslösen, dann packen. Es gibt noch einen anderen Grund zum Jubeln, denn das nasskalte Wetter hatte sich verzogen und hatte einem stabilen Schönwetterhoch mit all seinen Farben Platz gemacht..
                    Peters Rad hatte Aussehen und Charme der Goldenen Zwanziger Jahre und ächzte und splitterte nur so vor Rost. Von welcher Halde hatte er das nur gezogen ? Ich weiß es nicht. Auch seine Sportlichkeit konnte dieses Manko des antiken Gefährtes nicht egalisieren, und so setzten wir Ebbi's Verständnis voraus, tauften das Rad „Eberhard“ und schon waren wir doch zu sechst! So einfach isses!
                    Bei der Abfahrt vom Burgberg herunter in die Unterstadt zischte es verdächtig unter meinem Allerwertesten. Gleich darauf gab es einen leichten Knall und ich war gezwungener maßen bemüht, mit einer guten Haltungsnote abzusteigen. So eine ScheiBe. Wie gut dass ich auch Reservemäntel aus fernen Lande mitgeführt hatte. Wieder Zeit weg. Aber dann nach Mittag ging es los. Nicht sehr weit.
                    Unten in der Stadt fuhren wir zunächst gen Osten auf der Europastraße bis Sachiz und dann weiter nach Bunesti. (Bohnsdorf). Da es eine Kneipe gab, die wir heimsuchten, - es gab„Bere la halba“ wollten wir abstimmen, welchen Weiterweg wir nehmen. Brasov fiel aus zeitmangel aus, klar. Ich wollte einen Weg über Deutschweißkirch nehmen. Machte aber auf den schlechten Weg dorthin aufmerksam, was nun zu lebhaftem pro und kontra der Diskussion führte. Beinahe drohte der Ausflug dahin schon zu kippen, als mitten in unsere Runde Beratungshilfe vom Nebentisch kam. Von dort hatten zwei Traktoristen unsere Debatte aufmerksam verfolgt .


                    Die Traktoristen machen uns ein verlockendes Angebot, - wir nehmen an

                    Entschuldigen Sie, dass wir uns hier einmischen, aber wir möchten Sie drauf hinweisen, dass morgen in Deutsch-Weißkirch eine sächsische Hochzeit stattfindet. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Wir könnten Ihr Gepäck auf unsere Traktoren aufnehmen und fahren neben Ihnen her“.Dort können sie im deutschen Schulzimmer nach dem Schlüsseln fragen und übernacdhten. Die Radeln können sie mit hineinnehmen
                    Was denken wir? Die wollen mit dem Zeug durchbrennen... Vorsichtig fragen wir den Wirt
                    Ja, die seien in Ordnung und von hier. Der eine war schon früher als Benf in der Ortsgruppe mit bei mir...
                    Der Bann war gebrochen, die Straße war räudig und stellete eine Herausforderung an Mensch und Material dar,- ein Platter an Andreas Rad unterwegs, war der Tribut an die grob geschotterte Straße und Loth stellte die Luftlosigkeit aller seiner beiden Räder erst im Zielort Deutsch -Weißkirch fest.


                    Die Bauernburg in Deutsch-Weißkirch (rum. Viscri)



                    An den Mauern der Burg gedieh ein lockender Wein


                    Wir organisieren mit Hilfe der Traktoristen den Schlüssel für dieses Deutsche Schulzimmer, breiten unsere aus dem GWF geklemmten Planen auf dem Fußboden gegen den Schmutz aus und stellen die Räder in eine Ecke des Klassenzimmers. Peter klettert etwas an der Hauswand hoch, um paar Weintrauben zu ergattern.

                    Dann machen wir uns in die Kneipe auf. Drausen ist es pechschwarz und hundekalt.Wir trafen die Traktoristen wieder, gaben noch einen aus, und spülten den Straßenstaub runter. Nur viel vom kalten Getränk mochte niemand zu trinken.


                    Eine sächsische Nacchbarschaft in Wurmloch anno19 83 anlässlich eines Sterbefalles einer ihrer Gemeindemitglieder. Es war üblich, für Anlässe mit vielen Personen, Geschirr, Wein und Mobilar gemeinsam anzuschaffen und zu nutzen.





                    Brautschar aus Viscri


                    Sächsische Männer 1987 von Viscri in ihrer sächsischen Tracht



                    Eine sächsische Hochzeit im historischen Ambiente in Viscri (Deutsch- Weißkirch)




                    Der nächste Tag war wieder wunderschön, es ist der Tag der angekündigten Hochzeit. Lange vor dem Kirchgang machten wir noch eine kleine Erkundungsrunde in der Umgebung, dann positionierten wir uns , um nicht zu stören. Bilder entstanden, die für uns als kulturell einmalig und historisch wertvoll gelten können. Die Deutsch-Weißkircher in ihren alten Trachten. Die Sachsen sind inzwischen längst ausgewandert, mit ihnen wurden die Trachten als Familienschatz mitgenommen, ihre Jahrhunderte alte Tradition ausgelöscht und die Trachten in alle Winde verstreut. Schade.

                    Gedanken gehen mir heute durch den Kopf, welch ein Bild das ein... zwei Jahrzehnte vor uns bei solch einem Fest gewesen ist, als noch all die Sachsen hier gewohnt haben.

                    Unser Weg führte weiter über das sonnige siebenbürgische Bergland, einem vorgelagertem Hügelland, nördlich der Fagarascher Berge. Kurz vor Soarsch wollte ich noch mal nach der Burg sehen, um diese zu fotografieren.Es waren nur zwei...drei Kilometer. Ich wollte nur mal schnell ein Foto von der Burg machen. Aber ich verlor die Spur meiner Freunde, die irgendwo in eine Kneipe abgebogen waren, an der ich aber vorbeifuhr. Was jetzt? Ich schimpfte mich einen Idioten. In der Stadt Fagarasch hatte ich Bekannte, die ich nach Jahren diesmal spontan besuchte. Unkompliziert. So einfach und herzlich wurde ich aufgenommen und eingeladen.

                    Gewöhnlich ging ich vor einem solchen „Einfall„ in einen Lebensmittelladen, lud mir ein paar Kilo Zucker in den Einkaufskorb, und stellte mich an der Kasse blöd. Als man mir alles wieder herausnahm und mich vollschnatterte, legte ich alles wieder seelenruhig in den Korb zurück steckte der Kassiererin das Geld hin und das Spiel wiederholte sich solange, bis denen der Gedultsfaden riss und wir uns darauf einigten, dass ich die Hälfte der Menge mitbekam. Wie sollte ich als „Strajn“ (Ausländer) wissen, dass Lebensmittel in Rumänien damals rationiert waren. Diesmal kam ich mit nichts, wurde aber trotzdem herzlich willkommen geheißen...

                    *An einem dreitten Advent zwei Jahrzehnte später weilte ich unter Tausenden Besuchern in der Dresdner Hofkirche. Unvermittelt kommt ein weißhaariger Herr und seine Frau auf mich zu und sprechen mich an..... Meine Bekannten....von damals in Fagarasch. Sie sind gleich nach dem Sturtz Ceaucescus nach Deutschland ausgewandert, hier Fuss gefasst und leben heute in Augsburg.

                    Am nächsten Morgen, einem Montag, fuhr ich aus Fagarasch schon sehr zeitig los. Nach einer halben Stunde Fahrt, sah ich zu meiner Erleichterung schon von weitem die Zelte meiner Freunde friedlich gleich an der Straße stehen. Also alle wieder beisammen. Großes hallo, Gehen wir's an.


                    das Siebenbürgische Dorf Urwegen

                    Bei Arpasu de Jos zweigt die ,Transfagarasan' von der Europastraße ab, passiert dann noch ein zwei Ortschaften. In der letzten Kurve sahen wir eine Schänke, in die wir einkehrten. Alles war ein wenig improviesiert und von unserem sonnigem Platz waren die ersten Schnee bedeckten Gipfel schon gut zu erkennen. Wie eine Mauer lag es nun vor uns , unser Ziel. Da hinauf ...wollten wir!?



                    Erst mal tranken wir ein erstes der goldgelben Biere, die es hier grad gab. In der Sonne auf der Terasse sitzend, und vom Biere schlürfend ließ es sich gut aushalten. Allmählich rutschten die Berge spürbar nach und nach auf vertretbare Höhe zusammen. Und unsere Stimmung wuchs entsprechend. Zu Essen bekamen wir nichts, und so entnahmen wir einige Kartoffeln aus einem riesengroßem Topf, der nebenan für die Schweine abgekocht wurde. Dann nahte der schweißtreibende Teil der Tour. Auf einem Schild stand: Bilea Cascada...km, Bilea Lac 21 km. Da unsere Räder nicht über eine Gangschaltung verfügten mussten wir von nun an schieben. Meine ganze Hoffnung ruhte allein auf dem Lift bei Bilea Cascada nach 12 km und dem wohlgesonnen Intresse des Dienstpersonals an Kaffee. Daher führten wir gleich mehrere Päckchen Kaffee im Gepäck mit Gepäck. Ich wollte all mein Kauderwelch anwenden und die Leute beschwatzen, mich notfalls halbtot stellen damit sie uns mit den Rädern nach oben bis zur Hütte befördern.
                    Nur hatte ich eben ganz übersehen, dass gestern Sonntag war , heute Montag. Und Montag geht nichts in Rumänien. Das sollte man wissen. An der hier verweist liegenden Liftstation ,,Bilea Cascada“ war keine Menschenseele weit und breit zu sehen.
                    Weder dort am Lift noch in der Nähe, kein Fahrzeug, nix. Aber auch gar nix. Es war zum Verzweifeln, aber nichts ließ darauf schließen, dass sich hier heute noch ein Rad drehen würde.



                    Was bleibt? Weiterschieben. Bis Sonnenuntergang ging das ja ganz super,ab und zu konnten wir auch noch eine Kehre fahren, aber in die Nacht hinein ist das volles Risiko wegen immer wieder daliegenden großen Steinen. Immerhind blendete ein toller Vollmond, ich habe noch nie so einen schönen Vollmond gesehen, so groß und so hell. So kalt. So saukalt war es, dass ich schon längst die Handschuhe übergezogen hatte. Lothar hatte keine mit und so zog er ein paar Armeesocken über die Hände, damit er nicht am Fahrradlenker fest fror. Gut dass wenigstens kein Autoverkehr störte. Aber auch etwas verdächtig. Endlich gegen 21.00 waren wir an der BileaLac-Hütte. Verdächtige Stille.
                    Dann, die nächste Pleite, die Hütte war offiziell wegen Renovierung geschlossen! Super. Aber was ist offiziell in Rumänien? Nichts.
                    Von dem Personal ist erst mal jemand hinters Haus gegangen, um zu sehen, ob wir wirklich mit Rädern da wären. Dann öffnete sich für uns das goldene Hintertürchen...Bere blonde. Bier!


                    So hatte ich die BileaLac-Hütte ein paar Jahre vorher noch in Erinnerung


                    ....und so fanden wir sie nun vor


                    Dieser Wächter sorgte für die Sicherheit unserer Räder

                    Es zahlte sich aber wieder mal aus, dass wir auch ein paar Lebensmittel mithatten. Die Radeln wurden in Sicherheit gebracht
                    Aber ganz so sancsoussi schlief ich nicht, erst mal war es die Höhe und dann wusste ich noch von früher, dass wir durch einen Tunnel durch den Berg mussten, der über den Winter zueist, also unpassierbar ist. Zusammen mit Peter machte ich am frühen Morgen eine Erkundungstour zum Sattel hinauf.


                    Blick während unserer kleinen Tour hoch zum Capra-See zum Moldoveanu und Visea Mare und dem Bergpanorama des Fagarasch


                    Blick zum Cozia-Gebirge SW von Fagarasch.
                    Zu erkennen an der charakteristischen ca. 60 m hohen Felsform


                    Also 400 m über vereiste, glatte Felsen. Dabei unterbreitete ich Peter meine Sorgen mit. Nur meinen genialen Vorschlag, die Räder hier notfalls hoch zu tragen, fand Peter bescheuert . Peter hat mich dann für komplett wahnsinnig erklärt, als sich alles zu einer Glitzerbahn aus Eis verwandelte.


                    Auf der Südseite kurz nach dem Verlassen des Tunnels durch die Fagarascher

                    Ich fands dann auch nicht mehr so gut. Zum Glück hat er von meinem verwegenem Plan erst viel später auf der Südseite den Kumpels erzählt. Und außerdem war der Tunnel noch passierbar. Irgendwelche Schwalben oder Alpensegler zischten immerzu durch die Dunkelheit der engen Öffnung.
                    Die langen Kehren der Südflanke der Fagarascher gaben herrliche Ausblicke auf den Moldoveanu und Visea Mare, die schon vom ersten Schnee bezuckert neben uns lagen.


                    Die Abfahrt der Transfagarasan nach Süden hinunter


                    Irgend wo am Vidraru-Stausee bauten wir dann unsere Zelte auf. Die Straße führte immer endlos jeden Zipfel des Sees folgend am Ufer entlang und es gab nie eine abkürzende Brücke. Schließlich passierten wir die Dammkrone, irgendeine Kreuzritterburg lag rechts oberhalb der Straße.




                    Unser Zeltplatz am Viadragu-Stausee, südlich des Fagaraschgebirges


                    Obwohl wir den eigentlichen Damm unmittelbar vor Augen hatten, mussten wir kilometer um Kilometer fahren.


                    Das Kloster Curtea de Arges mit der auf Ruinen erbauten neuen Kirche 1515-1517

                    Curtea de Arges, ein kurzer Besuch des Klosters mit der berühmten Kirche mit den gedrehten Türmchen handelte ich immerhin noch aus, denn es bestand nicht immer gleiches Intresse aller. Besonders wenn irgenwer mal nicht so in Form war oder ganz einfach miese Laune hatte. Unterwegs beschenkt uns ein Mütterschen mit süßen Pflaumen aus ihrem Garten. Wir übernachteten dann außerhalb von Rimnicu Vilcea in der Nähe einer Taverne. Am nächsten Tag brachten wir Andreas und Lothar noch zum Zug. Die Zeit unserer zwei Freunde reichte einfach nicht aus. Die Bahnstrecke führt durch das Olttal hinauf nach Siebenbürgen.Vom Bahnhof schickten Loth und Andreas ihre Fahrräder zurück. Andreas wagte es gar bis nach Hause zu schicken, und kurz vor der Weihnachtszeit (!) welch wunderbare Fügung, war es dann da, das gute stück. Natürlich musste ein wenig Zoll bezahlt werden.
                    Loth lagerte es noch einmal mit in der Bergkirche über den zweiten Winter mit ein.



                    Für zwei unserer Mitfahrer ist in Rimnicu Vilcea die Tour zu Ende

                    Wir fuhren von nun an nur noch zu dritt weiter. Unsere weitere Tour führte südlich der Karpaten entlang. Wir legten unsere Fahrtroute so, dass wir zu einigen der schönsten Klöster der Walachei kamen. Um ehrlich zu sein fand ich es zu fünft besser.
                    Zuletzt geändert von Abt; 07.01.2013, 16:53.

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                    • Abt
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                      #30
                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                      Vom Bahnhof in Rimnicu Vilcea fuhren wir zunächst nach Govora. Dort befindet sich ein Kloster und ein Heilbad. Aber wir hielten nur kurz für paar Fotos, da das Kloster in Govora mittlerweile ein Blechdach verpasst bekommen hat und das mindert den Fotospaß. Aber ich war hier schon früher und erinnere mich an wundervollen Blütenduft, der von den angepflanzten Lilien herkam. Die Beete und Blumenrabatten sind gut gepflegt.

                      Man sollte aber selber auf eigene Langhosigkeit achten, besonders bei Mönchsklöstern. Da sind die Nonnen toleranter. Kein Wunder. Immer nur beten. Aber auch hier:Ausnahme bestätigen die Regel. Um die Enthaltsamkeit und die Monotonie des Tages und des Glaubens besser ertragen zu können, hält manches Mönchlein einen guten Tropfen geheiligten Wassers bereit und gibt auch anderen Durstigen davon ab. Mitunter eskalieren dann diese Situationen zu undurstigen Szenerien. Sprich kleinen Gelagen. Der Mönch ist auch nur Mensch.

                      bin etwas mit der Kleiderordnung durcheinander gekommen (Aufnahme und Text von einer Begebenheit aus der Nähe dort)



                      Kloster Horezu auch hier sind leider überall schon diese hässlichen
                      Zinkbleche schon auf den Dächern, das dann irgenwann rostet.

                      Von dort fuhren wir weiter zum nächsten Kloster nach Horezu. Busse mit hin gekarrten Schülern prägten damals das Bild auf dem großen Vorplatz. Scheinbar gab es,- wie bei uns, so ein Schulpflichtprogramm, was da gerade abgearbeitet wurde, denn die selben Busse sehen wir später noch mal. Unsere Radtour führte durch eine eichenbewachsene Plateaulandschaft. Allgemein ist wohl von Piemont die Rede, hier heißt das getisches Plateau. Das Wort Podisul wird auch verwendet. Die Landschaft erinnerte entfernt an eine Art verlaufener Zuckerguss, den man quert und den immer mal wieder Bäche durchschneiden. Eine für uns ungewöhnliche Bauart der Klöster und alten Herrenhäuser verleiht der Landschaft zusätzlichen Reiz.Die Bäche haben sich Rinnen gegraben, die uns dann aus dem Sattel zwingt.
                      Walachei nennt sich dieser Landesteil. Die Walachei ist eines der drei Fürstentümer, aus denen sich Rumänien später gründete.


                      Charakteristischer Eichenwald zwischen Horezu und Polovragi südlich der Karpaten

                      Auf dem Wege vor Polovragi bemerke ich ein Metallschild mit einer der üblichen Parolen an der Straße, welches ich aber unbedingt fotografieren wollte. Da steht allen Ernstes: Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens ! Wie denn jetzt? 500gr Brot/Tag, 20l Benzin monatl., 1kg Zucker/Person / monatl. 1kg Mehl im Monat??? Aha man nennt das hier das Goldenes Zeitalter der Geschichte. Schön. Vernagelt muss man schon sein, solchen Blödsinn echt zu glauben. Wenigstens die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit dem Karl Marx-Orden zu dekorieren.

                      Angerostete Metallschilder mit Durchhalteparolen zierten ja überall die Straßenränder. Daran hatte ich mich schon fast gewöhnt. Aber solch einen Blödsinn und Hohn dazu, hatte ich lange nicht gesehen. Gerade als ich den Foto hervor gewühlt habe und auslösen will, machte sich ein Polizist bemerkbar, der eben noch nicht da war oder irgendwo abgeschwitzt hatte. Und der macht mir nun richtig Ärger. Das da was nicht ganz in Ordnung war mit mir, wusste der schon. Vielleicht nahm er an, ich hätte ihn im Ruhestand ab konterfeit. Unangenehme Situation, denn meinen Film will ich dem auf keinen Fall hergeben, der ist ja voller Bilder. Und ich bin geizig. Und so viel leere Filme habe ich nun auch wieder nicht mit zum Verschenken. Also meine Erklärung, wie schön es hier ist, und wie gut es mir in Rumänien gefällt. Ob der meiner Schleimerei auf den Leim geht? Und wie er geht. Fast dass er darauf ausrutsch und hinschnellt.



                      Es dämmert schließlich, als wir am Kloster Polovragi eintreffen. Wir fragen nach dem Camping, denn der Himmel sieht nicht gerade verheißungsvoll aus. Am Camping, der schnell gefunden war, gab es dann zwar eine Kneipe und sogar Bier. Bungalows für die Nacht, gab es auch, aber Anfang Oktober hatten die ganz einfach keine Lust mehr, (es regnete sich gerade allmählich ein)diese noch zu vermieten. Ein kleines Päckchen Kaffee half dann bei der erfolgreichen Auffindung des Schlüssels. Wie das doch mitunter so ist...
                      mit den Wundern. Über Nacht goss es dann wie aus Kannen und der Bungalow hatte seine Dichtigkeit erwiesen. Das Kloster sahen wir uns morgens an und auch eine Führung in die öffentliche Höhle Polovragi (Pestera Mueri) machen wir noch mit, denn die ist wirklich sehr schön. Dann, es ist schon nach Mittag, wird es endlich Zeit aufzubrechen.








                      Solche Tore oder andere Monumente standen üblicherweise an den Kreisgrenzen



                      Blick hinüber zum Urdele Pass

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                      Straße zum Urdele Pass im Sommer


                      Von Polovragie geht es über Baia de Fier. Baia lässt auf ein Bergwerk, Fier auf eine Eisenerzlagerstätte schließen.Weiter nach Novaci geht es in eine Senke.
                      Von Novaci führt die legendäre ParingHochstraße DN 67c gen Norden, zunächst zum Ort Rinca, dann weiter über den Urdele-Pass in 2240 m Höhe. Weiter nach Sugag und Sebesch. Vor paar Jahren bin ich von da kommend mit einem Motorrad getrampt. Wir sind dreimal hingefallen. Eine Kammtour da oben entlang habe ich später noch gemacht und weiß über den schlechten Zustand der Straße Bescheid. Bei der Kälte hier unten, fällt Regen da oben als Schnee. Und darauf haben wir einfach keine Lust. ( Heute heißt die Straße Transalpina ) und ist aspaltiert und neu angelegt. Und ganz einfach ein Muss und ein Höhepunkt. Ich wirble hier einfach mal zwei Bilder von dort dazwischen.....



                      Das Kloster Crasna liegt etwas abseits von der Hauptstraße


                      Auf unserem Weiterweg liegt noch das Kloster Crasna. OK, wir wollen keine Mönche werden. Aber hier gibt es eben auch nichts weiter anzusehen. Der Weg verläuft ohnehin hier entlang. Meine Kumpels wollen keine Klöster mehr sehen. Aber ich, wenn wir schon mal hier sind. Außerdem müssen wir ja sowiso irgend wo übernachten. Also das allerletzte. Es verteilt sich auch etwas über den Tag. Früh eins beim losfahren, Mittags eins für die Rast...Abends eines zur Nacht. Und abends zelten wir da.
                      Das Kloster Crasna hatte ich auf einer mehrmonatigen Wanderung 1981 nicht gefunden. Es ist noch ganz und gar mit Holzschinteln gedeckt . Wir zelteten direkt daneben, wo es wunderbare Brombeeren gibt, die aromatisch schmecken. Früh erhielten wir Besuch aus dem Kloster, ein Mönch fragte uns noch nach unserer Konfession. Alles wäre zu entschuldigen gewesen, Katholiken, Evangelen, Satanisten... nur dass wir räudige Heiden sind, darüber kommt er überhaupt nicht weg. Nie und nimmer! Aber als guter Christ, macht er zumindest den Versuch, unsere Seelen zu retten und beschenkt uns mit Kreuzlein, Bildchen von den Allerheiligen und und und. Leider hat er kein durstig machendes Wässerchen dabei, die zumindest die übelsten der Übel abwenden sollten.

                      Wir verließen den schönen Platz, langsam fing das Wetter wieder an sich zu verfinstern. In Bumbesti Jiu erreichten wir das Schil-Tal . Von hier aus ging es nun nordwärts, immer am Fluss entlang. In Tirgu Jiu haben wir uns den Magen so richtig verdorben und uns war nachts wie sterben. Trotz der geweihten Gegenstände.

                      Hier hats uns erwischt. Der Fluss Jiu durchschneidet
                      die Südkarpaten und bildet dabei oft eine Wetterscheide

                      Die Fahrt den Schil entlang war bei dem Regenwetter nicht gerad der Bringer. Und die Gefahr, auf einer der vielen Öllachen wegzurutschen ziemlich groß. Aber dann besserte sich das Wetter, je näher wir wieder Siebenbürgen kamen. Es belebte auch die gute Laune. In Siebenbürgen schien die Sonne.





                      Ab Simeria rollte es richtig gut. Bis Orastie. Dort gab es neben der Straße in einem Ausflugslokal Bier. Der Gag war eine uralte Kastanie, in deren schattenspendente Krone man eine luftige Sitzgelegenheit gezimmert hatte. Abends, als es kein Bier mehr gab, seilten wir den Tisch von da nach unten ab und hievten unsere Räder hoch und schliefen in dieser Nacht im Baum. Das ging ganz gut so. Nur so viele kleine Krabbeltiere hätte ich nicht erwartet.

                      Trotzdem war kurz von dem Ende bei mir der Saft raus und ich stieg in Mediasch in den Zug. Unter mir wölbte sich so eine Gummibeule langsam unter dem Mantel hervor. Ich hatte kälteklamme Finger und überhaupt keine Energie mehr, das zu reparieren. Peter und Wolfgang Odysseus kämpften noch weiter bis zum Ende der Tour nach Sighisoara, waren gerad mal drei Stunden länger unterwegs. Heute ärgere ich mich sehr über meine Aufgabe so kurz vor dem Ziel. Aber ich war einfach fertig.


                      Copsa Mica, der schmutzigste Ort in Rumänien. Hier fuhren die internationalen Züge durch,
                      und man wusste auch im Dunkeln, wo man gerade war

                      In die Sakristei der Bergkirche stellte ich mein Fahrrad über den zweiten Winter ein. Neben Lothars Rad und Peters..äh Eberhards. Hätte ich ja bald verwechselt.


                      Der Eingang unterhalb des Stundturmes in Schäßburg

                      Wir schwelgten noch mal in der Atmosphäre des Mittelalters in den Mauern Sighisoara, aßen von unserem Mitgebrachtem und tranken den Weinstein absetzenden Kokeltaler im Vlad, dem Geburtshaus von Vlad Tepes alias Dracula. Dann fuhren wir mit dem Zug nach Budapest. Hier haben wir wieder alles Geld für Schallplatten binnen einer Stunde auf die Kappe gehauen....investiert.
                      Ach ja, die täglich gefahrenen Kilometer verschweige ich mal lieber. Ist das denn eigentlich sooo wichtig?
                      Ansonsten wären jal die Bilder hier nicht (alle) zustande gekommen.


                      Eine Weile wird es noch dauern, bis ich alle Sprachwürste hier ausgeleiert habe, alle Satzdopplungen entdeckt und alle neuen Wortschöpfungen zum Patent angemeldet habe. Ich bitte das so lange einfach in Kauf zu nehmen.

                      In die Sakristei der Bergkirche stellte ich mein Fahrrad den zweiten Winter ein. Neben Lothars, der schon zu hause war.
                      Wir genossen noch mal die Atmosphäre des Mittelalters in den Mauern Sighisoara und fuhren dann zurück.
                      Zuletzt geändert von Abt; 24.05.2015, 09:50.

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                      • Jack68
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                        #31
                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                        Ja! Hier gehts weiter...juhu!
                        ...

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                        • Abt
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                          #32
                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten




                          Und damit übergebe ich die virtuelle Stafette wieder an Ebsels zu seinem Tourenbericht aus längst vergangenen Zeiten ....
                          Zuletzt geändert von Abt; 30.12.2012, 07:37.

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                          • Gast-Avatar

                            #33
                            AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                            Bilder entstanden, die für uns als kulturell einmalig und historisch wertvoll gelten können.
                            Das sind die Bilder auf jeden Fall. Sowas wird es nicht mehr geben, da können irgendwelche Stiftungen oder kirchl. Einrichtungen noch so viel Euros in die Kirchenburgen reinstecken. Die Menschen sind weg und nur mit ihnen lebte so ein Sachsendorf und so eine Kultur.

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                              #34
                              AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                              In der letzten Ausgabe des "Holznagels" (III/12), der Vereinszeitschrift der "Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V." (IGB)war Siebenbürgen Titelthema,
                              so ganz ist Hopfen und Malz noch nicht verloren,
                              NOCH nicht ...
                              "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                              Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                              Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                              Der über Felsen fuhr."________havamal
                              --------

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                                #35
                                AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                Zitat von falk66 Beitrag anzeigen
                                Das sind die Bilder auf jeden Fall. Sowas wird es nicht mehr geben, da können irgendwelche Stiftungen oder kirchl. Einrichtungen noch so viel Euros in die Kirchenburgen reinstecken. Die Menschen sind weg und nur mit ihnen lebte so ein Sachsendorf und so eine Kultur.
                                Ja, leider.....

                                Ali und EbsEls, die Bilder sind goldwert!
                                Zuletzt geändert von Vegareve; 27.12.2012, 15:12.
                                "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                • Abt
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                                  • 26.04.2010
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                                  #36
                                  AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                  Zitat von Goettergatte Beitrag anzeigen
                                  In der letzten Ausgabe des "Holznagels" (III/12), der Vereinszeitschrift der "Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V." (IGB)war Siebenbürgen Titelthema,
                                  so ganz ist Hopfen und Malz noch nicht verloren,
                                  NOCH nicht ...
                                  Ich würde mich nicht nur an einer Aussage irgend eines Redakteures orientieren. Allgemein sehe ich ja, was da los ist. Und das ist natürlich auch wieder vom meinen subjektiven Erlebten eingefärbt.
                                  Aber als alljährlich dort Reisendem traue ich mir einen gewissen Kenntnisstand einfach zu.

                                  ---------------------------------------------------------------------------

                                  Der hier wieder entfernte Text könnte zu Missverständnissen führen.
                                  In einen späteren Tourenbericht gehe ich auf diese Thematik noch ein.
                                  Zuletzt geändert von Abt; 29.12.2012, 19:45.

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                                  • Karliene
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                                    Alter Hase
                                    • 08.03.2009
                                    • 3210
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                                    #37
                                    AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                    Sehr coole Sache Ali !!
                                    "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                                    • Spartaner
                                      Alter Hase
                                      • 24.01.2011
                                      • 4778
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                      Hallo,
                                      danke für den schönen Bericht!
                                      Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                      Auf dem Wege vor Polovragi bemerke ich ein Metallschild mit einer der üblichen Parolen an der Straße, welches ich aber unbedingt fotografieren wollte. Da steht allen Ernstes: Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens ! Wie denn jetzt? 500gr Brot/Tag, 20l Benzin monatl., 1kg Zucker/Person / monatl. 1kg Mehl im Monat??? Aha man nennt das hier das Goldenes Zeitalter der Geschichte. Schön. Vernagelt muss man schon sein, solchen Blödsinn echt zu glauben.Wenigstens die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit dem Karl Marx-Orden zu dekorieren.
                                      Nicht nur die DDR hielt diesen paranoiden alten Mann für würdig, ihn mit Orden zu dekorieren. Ich war Mitte der 80er mal im Bukarester Nationalmuseum (ich nehme an es war dieses hier: Muzeul Național de Istorie a României - Nationales Museum der Geschichte von Rumänien). Die unteren 2 Etagen waren der Geschichte Thrakiens und Rumäniens gewidmet, und die oberste riesige Etage war ausgefüllt mit Exponaten, die alle zum Ruhm und zur Ehre von Nicolai Ceaucescu und seiner Frau, zumeist als Gastgeschenke an die beiden, gesammelt waren. Zum Teil waren es internationale Gastgeschenke aus (fast?) ALLEN Ländern der Welt, darunter viele Orden und vielfarbig glänzende Schärpen, so im Stile Napoleons oder südamerikanischer Herrscher. Tausende andere Exponate waren Geschenke, Kunsthandwerk, Gemälde etc, die von Einzelpersonen oder Kollektiven im ganzen Land dem großen Conducător gewidmet waren. Ein Bild ist mir noch in Erinnerung: der große Führer und sein Weib in den Wolken, von Englein umkränzt. Leider durfte man dort nicht fotografieren :-(

                                      Gruß Michael

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                                      • EbsEls
                                        Erfahren
                                        • 23.07.2011
                                        • 434
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                        Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                        ... übergebe ich die virtuelle Stafette wieder an Ebsels zu seinem weiteren Tourenbericht aus längst vergangenen Zeiten ...
                                        Danke Alibotusch für die spannende Fortführung dieser Geschichte.
                                        Ja, es war damals schon sehr ärgerlich, ich lernte im Herbst '87 gerade wieder das Laufen. Ich bin bis heute richtig neidisch auf das Erlebnis einer sächsischen Hochzeit in Deutsch-Weißkirch/Viscri. Und um den Fahrrad-Höhenrekord (über 2000m) der Freunde zu brechen, vergingen noch sechs Jahre (PDF, Seite 42).

                                        Bleibt aufmerksam, bald geht die Geschichte mit der Heimfahrt von zwei der drei Räder im Frühjahr 1988 weiter.
                                        Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                        Eberhard Elsner

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                                        • EbsEls
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                                          • 23.07.2011
                                          • 434
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                                          #40
                                          AW: [RO] Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten

                                          Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                          Die Epoche Ceaucescus ist die Epoche der Goldenen Geschichte Rumäniens!
                                          Dazu passt eine Geschichte aus dem diesjährigen Rumänienadventskalender.

                                          PS: Bei Interesse gibt es wieder den großen Erfahrungsaustausch nach Ostern an der Lütschetalsperre. Info bald am Bunten Brett.
                                          Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                                          Eberhard Elsner

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