[UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

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  • Struppi
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    • 30.10.2009
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    • Meine Reisen

    [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schottland / UK
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
    Reisezeit: 5.9.-16.9.2011
    Region/Kontinent: Nordeuropa



    Vorwort

    Es ist Mai. Wieder einmal habe ich es nicht geschafft, um diese Zeit in Schottland zu sein. Wieder einmal habe ich meinen Urlaub auf September verschoben. Wieder einmal habe ich noch keinen Plan, wo es überhaupt hingehen soll. Die ersten Reiseberichte trudeln ein, und ich bin angesichts der geschilderten Wettererlebnisse nicht unglücklich, jetzt nicht dort zu sein. Aber wo will ich eigentlich hin? Da ich dieses Mal nur 12 Tage zur Verfügung habe, möchte ich An- und Abreise möglichst schnell erledigen können. Die Auswahl schränkt sich dadurch ein. Schließlich gewinnt das nagende Gefühl, nach meiner durch Knieprobleme eingeschränkten Tour im letzten Jahr noch eine offene Rechnung mit den Cairngorms zu haben, die Oberhand. Ich buche An- und Abreise nach Aviemore, beschließe, es dieses Mal besonders am Anfang der Tour etwas langsamer angehen zu lassen und vergrabe mich in Karten, Büchern und Webseiten.


    Der Plan

    Der geneigte Leser wird es zu interpretieren wissen, wenn gleich zu Anfang des Reiseberichtes der Plan beschrieben wird

    Wobei ich realistisch genug bin zu wissen, daß es sich mehr um eine Wunschvorstellung handelt als um einen Plan. Insbesondere, da mit den High Camps einige wetterempfindliche Abschnitte enthalten sind. Aber so ein paar schottische Schauer sollten mich nicht abschrecken. Dachte ich...

    Von Aviemore soll es zum Loch Eanaich gehen. Dort A' Phocaid hoch, Abstecher zum Sgor Gaoith, zum Braeriach Plateau rauf, bei den Wells of Dee zelten, noch zum Braeriach. Weiter über Sgor an Lochain Uaine, Cairn Toul und Devil's Point zur Corrour Bothy (Schlechtwetteralternative: durch das Coire Dhondail hoch und zur Not ohne Gipfel direkt auf der anderen Seite runter zur Corrour Bothy). Dann an der Derry Lodge vorbei, durch Clais Fhearnaig, am Quoich Water entlang ins obere Gleann an t'Slugain. Von da aus hoch zu The Sneck, kurz auf den Beinn A' Bhuird, weiter zum Ben Avon und dort auf dem Gipfelplateau zelten, auf der Nordseite runter zum Linn of Avon (Schlechtwetteralternative: am River Gairn entlang und durch Glen Builg zum Linn of Avon, evtl. von dort Tagestour zum Ben Avon). Durchs Glen Avon bis zu den Fords of Avon. Am letzten Wandertag dann zur Glenmore Campsite, dort wieder zivilisationstauglich machen und zurück nach Aviemore.

    Sieben Munros, keine zu langen Tagesetappen, eine landschaftlich interessante Strecke - ich lehne mich zufrieden zurück und widme mich der Packliste...


    5.9. Anreise

    Am Vorabend habe ich den Rucksack gepackt. Gut 20kg beträgt das Gewicht inklusive der noch zu organisierenden Gaskartusche und einem Liter Wasser, wenn die Flasche voll ist. Für mich kein schlechter Wert, wenn ich Essen für 8 Tage dabei habe (7 Tage geplant plus einen als Reserve).


    Immer wieder ein Wunder, was alles in einen Rucksack passt

    Der Flug nach Edinburgh verläuft problemlos. Das Wetter ist besser als erwartet, und nachdem ich eine Gaskartusche und eine neue Landranger Map Nr. 36 erstanden habe (die alte war durch zerquetschte Midge-Leichen an manchen Stellen unleserlich geworden), sitze ich am St. Andrew Square in der Sonne, während ich auf meinen Bus nach Aviemore warte. Die Busfahrt führt durch Birnam, und mir fällt ein:

    Macbeth shall never vanquish'd be until
    Great Birnam wood to high Dunsinane hill
    Shall come against him.
    (William Shakespeare: Macbeth, 4. Akt, 1.Szene)

    Selbstverständlich fällt mir bei Birnams Wald auch Stanislaw Lem ein, dessen 60. Jahrestag seiner ersten Veröffentlichung kürzlich mit einem Google Doodle geehrt wurde. Aber ich hoffe natürlich, daß meine Tour nicht zum Fiasko wird.

    Da ich weite Teile der Busfahrt verschlafe, bin ich gefühlt fix in Aviemore und checke für eine letzte zivilisierte Nacht ins Macdonald-Hotel ein - ein hässlicher Kasten, aber für eine Cairngorms-Tour ungeheuer praktisch gelegen.

    Nach einem Abendessen im Roo's Leap und einem Bier im Cairngorm Hotel setze ich mich noch mit einem Whisky in die Hotelbar. Ich habe nämlich noch ein Problem zu überdenken: die Wettervorhersage . Bis mindestens übermorgen ist Sturm angesagt, wenn auch nur mit starken Schauern statt Dauerregen. Aber bei 70mph Windböen auf dem Braeriach-Plateau zelten? No friggin' way! Bei der Vorhersage traue ich mich noch nicht einmal, da einfach nur drüber zu laufen, da zum starken Wind auch noch null Sicht in den Wolken herrschen wird. Aber um die Tour fortsetzen zu können, muss ich irgendwie Richtung Corrour Bothy kommen. Vielleicht kann ich dann von dort auch eine Tagestour auf das Braeriach Ridge machen. Der einzige nicht zu exponierte Weg dahin führt über den Lairig Ghru. Diese Strecke möchte ich aber nicht wieder an einem Tag laufen, weil ich befürchte mir wieder wie im letzten Jahr das Knie zu überlasten. Nochmal in Coylumbridge zu übernachten, bevor ich den Lairig Ghru in Angriff nehme, verringert den Weg nur um 6km und bedeutet für morgen eine nur sehr kurze Etappe. Da fällt mir der Reisebericht von Rainer Duesmann und Stompy ein - mit ihrer Übernachtungsstelle unterhalb des Creag an Leth-choin. Das wäre weit genug, aber noch tief genug gelegen, um den schlimmsten Gipfelböen zu entgehen. So wird's gemacht, denke ich, und trinke den Rest meines Whiskys auf Rainer und Stompy. Danke fürs Location-Scouting, Jungs!


    6.9. Aviemore - Eingang Lairig Ghru

    Da meine Strecke für heute recht kurz ist, lasse ich mir Zeit beim Frühstück und ziehe erst gegen 10:30 Uhr los. Auch beim Laufen lasse ich es langsam angehen. Trotzdem bin ich schon bald in Coylumbridge, wo der Weg endlich von der Straße abbiegt. Bis jetzt ist der Wind noch nicht so stark und hin und wieder kommt sogar die Sonne hervor.


    Sonnige Abschnitte im Rothiemurchus Forest

    Bald aber gibt es immer wieder kurze Nieselschauer, so daß ich das Windstopper-Fleece gegen die Regenjacke tausche - ich will nicht schon am ersten Tag meine Klamotten durchnässen und sie dann nicht wieder trocken bekommen. An der Cairngorm Club Footbridge mache ich eine kurze Pause.

    Als ich aus dem Wald herauskomme, habe ich einen ersten Blick Richtung Lairig Ghru. Wohlgemerkt, nur in die Richtung, denn von dort heranziehender Regen lässt keine weite Sicht zu. Schnell ziehe ich auch noch die Regenhose über, und schon öffnet der Himmel seine Schleusen.


    Cairngorm Club Footbridge


    Heranziehender Regen

    Später führt der Weg hochgelegen an den Hügeln neben dem Allt Druidh entlang, und hier legt der Wind dann auch ordentlich zu. Bei diesem Wetter möchte ich nicht oben auf den Bergen sein. Ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung, statt am Loch Eanaich vorbei über das Braeriach Plateau hier über den Lairig Ghru zu laufen.

    Immer wieder komme ich an Stellen vorbei, die ich vom letzten Jahr wiedererkenne, z.B. den Bach, an dem ich Wasser aufgefüllt habe und zum ersten Mal von Midges überfallen wurde. Es muss letztes Jahr ganz schön warm gewesen sein, denke ich, wenn ich hier schon kein Wasser mehr hatte. Jetzt ist meine Flasche noch halb voll. Da ich heute sehr geruhsam unterwegs bin, liege ich meiner Zeit von damals schon mehr als zwei Stunden hinterher. Kurz vor meinem Tagesziel begegnen mir 4 Wanderer, die mich verwundert fragen, ob ich heute noch über den Pass will. Ich kann sie beruhigen, und hinter der nächsten Kurve sehe ich schon meine geplante Übernachtungsstelle. Die kleine Wiese ist durch die dahinterliegende Felsstufe so markant, daß ich sie sofort nach Rainers Foto wiedererkenne. Schnell noch den Bach gequert, und schon steht das Zelt. Glücklicherweise nieselt es jetzt nur noch leicht, und so koche ich im Windschatten der Felsstufe mein Abendessen. Da es immer noch windet und der Nieselregen nicht aufhören will, verschwinde ich recht früh im Zelt. Ausschlafen ist auch nicht schlecht, schließlich habe ich Urlaub!


    Zeltstelle am Allt Druidh


    7.9. Eingang Lairig Ghru - Corrour Bothy

    Da ich gestern früh im Schlafsack steckte, bin ich heute schon um 6:30 Uhr wach. In der Nacht gab es ein paar heftige Böen und Schauer, aber im großen Ganzen war die Nacht ruhig und gemütlich. Heute Morgen ist es sogar trocken, und so gibt es das Frühstück im Freien. Nachdem die Sachen gepackt sind, mache ich mich langsam auf den Weg. Über mir hängen dunkle Wolken, aber hinter mir über Aviemore scheint die Sonne. Ich bin so naiv zu hoffen, daß das in meine Richtung zieht...


    Sonnenschein über Aviemore

    Stattdessen werde ich immer wieder von Schauern beglückt. Der Wind nimmt mit der Höhe stark zu und kühlt dabei so kräftig, daß ich auch in den trockenen Abschnitten die Regenhosen anlasse, um nicht auszukühlen. Die Passhöhe liegt in den Wolken, während hinter mir über Aviemore immer noch schönes Wetter zu herrschen schein. Ein bißchen fühle ich mich veralbert.


    Wolken über dem Pass

    Als es über die Boulderfields kurz vor der Passhöhe geht, laufe ich extrem vorsichtig. Wenn mich hier der jetzt heftige Wind umwirft, ich mit dem Fuß zwischen die Felsen rutsche und dann umfalle, entsteht am Unterschenkel ein schöner Hebel. In meinen geistigen Ohren hängt das eingebildete Geräusch splitternder Knochen fest. Ich führe Selbstgespräche, in denen ich mich energisch selber dazu auffordere, diese düsteren Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und mich stattdessen auf meine Schritte zu konzentrieren. Wieder bin ich froh, bei diesem Wetter nicht auf dem Braeriach Plateau herumzuturnen.

    Schließlich bin ich oben am Pass. Die Wolken über meinem Kopf entlassen gefühlte Tonnen von Wasser, die der Wind waagerecht um mich herum treibt, aber vor mir scheint es wieder etwas heller zu werden. Dann also weiter, es kann nur besser werden. Der Weg auf der südlichen Seite des Lairig Ghru ist weitaus unspektakulärer, dafür aber manchmal recht feucht.


    Wasser auf dem Weg

    Schnell kommt jetzt auch die Corrour Bothy in Sicht und bald bin ich dort. Noch ist niemand hier, aber da es eine der beliebtesten Bothys in ganz Schottland ist, rechne ich mit weiteren Besuchern. Weil ich keine Lust habe, in einer überfüllten Bothy zu schlafen und der Regen gerade eine Pause macht, schlage ich mein Zelt neben der Bothy auf.


    Zelten bei der Corrour Bothy

    Kurze Zeit später kommen vier Leute auf die Bothy zugelaufen - zwei davon mit Riesenschritten im Eilzugtempo. Es sind zwei Belgier, die heute schon von Kingussie nach Aviemore gewandert sind, dort eingekauft haben und dann weiter bis hierher gelaufen sind. Sie erzählen mir, daß sie vorher schon den West Highland Way in 4 1/2 Tagen absolviert hätten. Der ältere der beiden ist 69 Jahre alt . Ich weiß nicht, ob ich die beiden bewundern soll oder doch eher den Kopf schütteln ob des Tempos, bei dem sie von der Gegend doch überhaupt nichts mitbekommen können...

    Während wir uns unterhalten, geht es Schlag auf Schlag, und kurze Zeit später ist nicht nur die Bothy mit 4 Personen besetzt, sondern drum herum stehen noch sage und schreibe 8 Zelte! Als ich in der Bothy mein Abendessen koche, erfahre ich von einem Hillwalker einen möglichen Grund für diesen Ansturm: morgen ist laut Wetterbericht der einzige brauchbare Bergtag für absehbare Zeit. Es soll trocken mit sonnigen Abschnitten sein, allerdings ist für die Gipfel Wind von 30-40mph angesagt, in Böen bis zu 60mph. Ich beschließe, morgen früh nach Augenschein zu beurteilen, ob ich eine Tagestour auf die Munros mache oder weiterziehe. Später unterhalte ich mich draußen noch mit zwei Studenten aus Edinburgh, aber bei Regen und Wind wird uns bald kalt und wir verschwinden in den Zelten. Um 21:45 liege ich im Schlafsack. Für meine Gewohnheiten ist das später Nachmittag - das wird ein erholsamer Urlaub.


    8.9. Devil's Point - Cairn Toul - Sgor an Lochain Uaine

    In der Nacht lässt der Regen nach, allerdings schütteln heftige Böen das Zelt immer wieder gehörig durch. Der Wind ist deutlich stärker als letzte Nacht, lässt jedoch gegen Morgen wieder nach. Ich frühstücke in der Bothy und beschließe, das Zelt heute hier stehenzulassen und eine Tagestour auf ein paar umliegende Munros zu machen. Noch hängen die meisten Gipfel in den Wolken, nur der Devil's Point ist schon frei, es soll jedoch im Laufe des Tages immer besser werden. Also packe ich schnell meinen Tagesrucksack und ziehe los. Beim Blick zurück zur Bothy stehen die meisten Zelte noch da, aber es wird überall kräftig gepackt.


    Rush Hour an der Corrour Bothy

    Schnell stehe ich auf dem Sattel zwischen dem Devil's Point und einem namenlosen Top, der noch in den Wolken hängt. Auch auf den Devil's Point komme ich schnell und genieße die Aussicht. Nur noch wenige Wolken sind zu sehen, und von hier oben kann ich erkennen, daß mittlerweile nur noch mein Zelt bei der Bothy steht.


    Lairig Ghru, Ben Macdui und Corrour Bothy vom Devil's Point

    Dann geht es wieder runter und auf den namenlosen Top. Der Weg dort hinauf ist schon etwas länger und streckenweise pfadlos, aber mit meinem Vorrücken verziehen sich die Wolken und am Gipfelcairn angekommen kann ich mein nächstes Ziel ausmachen: Cairn Toul. Kurz laufe ich flach wieder bergab, bevor ich steil über große Felsbrocken Richtung Gipfel klettere.


    Namenloser Top, Devil's Point dahinter versteckt und Carn a' Mhaim (links)

    Einen Weg gibt es hier nicht, es geht über ekelhaft grobe Felsbrocken steil bergauf, und wieder habe ich dieses eingebildete Geräusch splitternder Knochen im Kopf. Am Gipfel wollte ich eigentlich eine Pause machen, aber der Wind pfeift mir dermaßen kalt um die Ohren, daß ich vorerst auf eine Pause verzichte und mich auf den weiteren Weg zum Sgor an Lochain Uaine mache. Wie viele seiner Namensvettern macht auch dieser Lochain seinem Namen "Uaine" (grün) so gar keine Ehre.


    Lochan Uaine mit gleichnamigem Sgor

    Nachdem ich von der Gipfelpyramide des Cairn Toul wieder herunter bin, gibt es auch wieder einen Pfad, der relativ angenehm zu gehen ist, und so stehe ich bald auf dem dritten Munro für heute. Dort mache ich im Windschatten einiger aufgeschichteter Steine meine wohlverdiente Pause und genieße die Aussicht. Bis zum Braeriach sind es von hier noch immer geschätzte 4.5km, hin und zurück also 9km, so daß ich beschließe, mir diesen Weg zu sparen. Schließlich bin ich kein Munrobagger, der eine Liste abarbeiten muß, sondern nur Urlauber. Auf dem Rückweg kürze ich den Weg über den Cairn Toul ab und gehe stattdessen weglos an seiner sanft abfallenden Westflanke entlang.


    Sgor an Lochain Uaine auf dem Rückweg

    Am späten Nachmittag bin ich zurück bei meinem Zelt. Die Bothy ist völlig verwaist und ich bin der einzige Mensch hier. Da die Sonne scheint und der Wind nur noch ganz schwach weht, ist es recht warm. Eine gute Gelegenheit, mich der Körperhygiene zu widmen. Während ich mich so vor mich hin rasiere, schläft der Wind fast ganz ein und sofort melden sich die gefährlichsten Raubtiere Schottlands - Midges. Also beeile ich mich und verziehe mich zum Kochen in die Bothy, wo ich auch später noch sitze und den Tagesbericht verfasse. Trotz des guten Wetters kommt niemand mehr vorbei. In der Dämmerung kann ich entfernt am gegenüberliegenden Flussufer zwei Leute beobachten, die dort ihr Zelt aufbauen. Warum kommen die nicht her? Hier ist heute Platz genug. Naja, mir soll's recht sein und so mache ich mir einen gemütlichen Abend in der Bothy. Ich überlege kurz, schnell das Zelt abzubauen und in der Bothy zu übernachten, verwerfe aber den Gedanken wieder.

    Am Abend gibt es noch eine Spätvorstellung: Gegen 22:15 kommt ein SAR-Hubschrauber, kreist über den Munros, beleuchtet alles mit seinen Suchscheinwerfern und scheint dann sowohl vom Devil's Point als auch vom Ridge von Carn a' Mhaim nach Ben Macdui Leute vom Berg zu holen. Ich hoffe, daß sich da nur jemand bei dem schönen Wetter völlig überschätzt und es nicht mehr im Hellen runter geschafft hat und es keine Verletzten gegeben hat. Jedenfalls wird mir am nächsten Morgen klar, warum man die nicht biwakieren lassen konnte und noch abends vom Berg holen musste...


    9.9. Corrour Bothy - Allt an t'Slugain

    Morgens sieht die Welt komplett verändert aus. Es regnet, die Wolken hängen tief und der Wind ist wieder da. Wer gestern nicht in der Dunkelheit vom Berg gefunden hat, würde es heute Morgen nicht einfacher haben - und an einen Hubschrauber-Einsatz wäre bei den Verhältnissen nicht mehr zu denken. Ich ärgere mich ein bißchen, daß ich nicht schon gestern Abend das Zelt abgebaut und in der Bothy übernachtet habe. Aber nach dem Frühstück in der Bothy lässt der Regen für kurze Zeit nach, es nieselt nur noch schwach und ich nutze die Gelegenheit, das Zelt abzubauen. In der Bothy verpacke ich meine Sachen im Rucksack, werfe mich in die Regenklamotten und ziehe los.


    Abschied von der Corrour Bothy

    Am Luibeg Burn versuche ich bei dem Wetter erst gar nicht, den Bach an der Furt zu überqueren, sondern laufe gleich den kleinen Umweg zur Brücke. Der "Weg" am Wildschutzzaun entlang hat durch den Regen noch mehr Bog als im letzten Jahr, und so balanciere ich mit weiten Schritten von Stein zu Stein und gelange schließlich zur Brücke, ohne größeren Schlamm-Schaden zu erleiden. Neben der Brücke hat ein Baum schon zur Hälfte auf Herbst umgestellt, seine Blätter sind links noch grün und rechts bereits orange-rot.


    Am Zaun entlang durch den Bog


    Luibeg Bridge

    Hinter dem Luibeg Burn wird der Weg breiter und einfacher zu gehen, schließlich mutiert er zum Landrover-Track. Kurz vor der Derry Lodge sind nochmal ein paar hundert Meter gut bewässerte ebene Sumpf- und Wiesenlandschaft zu durchqueren. An der Brücke über den Derry Burn mache ich eine Pause. Unter Bäumen, die ein bißchen vor dem schlimmsten Regen schützen, liegt ein Baumstamm als Sitzgelegenheit. Zwei junge Frauen sitzen bereits dort und ich geselle mich dazu. Und, man glaubt es kaum, trotz Regen und Wind bin ich sofort von Midges umschwirrt. Dieser Fleck hier muß wirklich der am schlimmsten Midge-verseuchte Platz von ganz Schottland sein! Die beiden Mädels bieten mir ein Rasierschaum-artiges Mittel an, daß aber trotz 75% DEET-Gehalt kaum hilft. So unterhalten wir uns, die Kapuzen gegen Regen und Midges tief ins Gesicht gezogen, mit den Händen vor dem Gesicht fuchtelnd und immer wieder aufstehend um durch ein paar Schritte die Biester loszuwerden. Schließlich wird es mir zu bunt, ich schultere meinen Rucksack und laufe weiter. Auf dem Landrover-Track hinter der Lodge begegnen mir noch zwei Mountainbiker. Es ist Freitagmittag, kurz nach 14:00 Uhr. Check.

    Etwas weiter erreiche ich die Stelle, wo der Pfad ins Clais Fhearnaig abzweigen soll. Aber: ich sehe keine Pfad. Ratlos laufe ich hin und her. Ausgerechnet diese Stelle liegt auf den zwei Quadratzentimetern Karte, die sich nicht mehr auf der Landranger Map Nr. 36 befinden, sondern auf der Nr. 43. Die ich wegen dieses kleinen Stückchens natürlich nicht eingepackt habe. So bleibt mir nur die Kartendarstellung auf dem GPS. Der Positionspfeil liegt genau auf dem Abzweig. Der Fehlerkreis ist so klein, daß er nur bei 30-Meter-Darstellung angezeigt wird. Dort ist der Bach, neben dem der Pfad eingezeichnet ist. Trotzdem kein Weg zu sehen. Sollte das Kartenmaterial veraltet sein und der Weg nicht mehr existieren? Ich spähe durch die regentrübe Luft in das Seitental. Da hinten, an diesem Hügel, sieht das nicht aus wie ein Pfad? Ich bin überzeugt, nein, ich weiß, daß ich hier richtig bin, und so beschließe ich, weglos zu gehen, um den Pfad in der Ferne zu erreichen. Nach etwa 50 Metern sehe ich eine leicht plattgetretene Spur im Gras, der ich folge.


    Zum Clais Fhearnaig

    Nach einiger Zeit wandelt sich die Spur zum schmalen Trampelpfad, der jetzt eindeutig auszumachen ist. Der Weg geht vorbei an einem kleinen, langgezogenen See, der mal zur Forellenzucht aufgestaut wurde. Jetzt ist er verkrautet und mit Schilf zugewachsen - da wird es keine großen Fischbestände mehr drin geben.


    Verkrauteter Fischteich

    Der Pfad ist recht schmal, immer wieder streiche ich an der Heide vorbei, die den Weg zu überwuchern versucht. Obwohl ich Gamaschen trage, habe ich das Gefühl, daß mein rechter Fuß feucht wird. Hm. Blöd. Als ich etwas später auf den Landrover-Track zum Quoich Water stoße, mache ich unter einer kleinen Baumgruppe eine kurze Pause, um den Schuh auszuziehen. Tatsächlich, die Socke ist nass. Einen Kilometer weiter soll es dann durch eine Furt über den Allt an Dubh-ghlinne gehen. Das Fluss führt an dieser Stelle wegen des Regens recht viel Wasser, bestimmt knietief, aber ein paar hundert Meter flussaufwärts finde ich eine Stelle, wo er zwar deutlich breiter, aber auch flacher ist. Auf halb überspülten Stepping Stones kann ich den Fluss dort überqueren. Dabei kommt endgültig Wasser in den rechten Schuh. Na super. Dafür hört der Regen auf, und etwas später kommt sogar die Sonne ein paarmal sekundenweise hervor. Am Quoich Water entlang gibt es laut Karte eigentlich keinen Weg, aber in Wirklichkeit führt ein Gewirr von Trampelpfaden kreuz und quer durch den lichten Wald. Und so laufe ich, mal den Pfaden in meine ungefähre Richtung folgend, mal weglos durch die Heide stapfend bis ich wieder auf einen Pfad stoße, durch das Wäldchen, bis ich auf der anderen Seite wieder auf einen Weg treffe.


    Pfadgewirr am Quoich Water

    Bald danach bin ich an der Stelle angelangt, die ich mir auf der Karte zur Übernachtung ausgesucht habe. Der Boden ist dort zwar flach, aber kniehoch mit Heide bewachsen. Und auch der Weg zum Wasser würde eine mittlere Expedition bedeuten. Da hat man wohl in der Karte ein paar Höhenlinien weggelassen, weil sie zu dicht beisammen liegen würden. Nun ist guter Rat teuer, sehr viel Tageslicht bleibt mir nicht mehr. Ich studiere die Karte. Ich könnte auf meinem Weg weiterlaufen und auf gut Glück hoffen, daß ich am oberen River Gairn schnell eine geeignete Zeltstelle finde. Da fällt mir ein, daß ich in einem Hillwalking-Forum mal gelesen habe, es gebe bei der Ruine am Allt an t-Slugain einen guten Zeltplatz. Das liegt zwar nicht in meiner Richtung, ist aber nur einen knappen Kilometer abseits, so daß ich mich dafür entscheide, es dort zu versuchen. Zunächst führt der Weg über eine wasserlose Ebene, dann aber an einem kleinen Wasserfall vorbei und direkt neben der Ruine ist genug Platz für mein Zelt.


    Zelten an der Ruine am Allt an t'Slugain

    Nach dem Zeltaufbau ziehe ich meine Schuhe aus und nehme die Sohlen zum Trocknen heraus. Jetzt ist auch der linke Schuh leicht feucht von innen, dabei hatte ich mich zu Hause kurz vor der Tour noch mit beiden Schuhen in einen Bach gestellt, um zu testen, ob sie noch dicht sind. Interessant, wie die Membranen in beiden Schuhen ungefähr zur gleichen Zeit versagen - ich hätte da doch mehr statistische Streuung erwartet. Honi soit qui mal y pense...

    Auf Mauerresten mache ich es mir bequem, improvisiere mit ein paar flachen Steinen einen Windschutz für den Kocher und bereite eine weitere Portion Tütenfutter zu. Kaum habe ich gegessen, fängt es wieder an zu regnen, und so verziehe ich mich ins Zelt.
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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.

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    #2
    AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

    10.9. Allt an t'Slugain - Linn of Avon

    In der Nacht regnet es durch, und auch am Morgen nieselt es heftig. Trotzdem haben sich auf dem Außenzelt die Midges versammelt, und so bleibe ich zum Frühstück im Zelt. Ein kurzer Blick nach draußen offenbart tief hängende Wolken. Eigentlich wollte ich von hier aus auf den Ben Avon aufsteigen und dort oben in der nächsten Nacht zelten, aber bei den Wolken will ich nicht ohne Sicht auf dem Plateau herumirren. Außerdem habe ich keinen frischen Wetterbericht und weiß nicht, wie sich der Wind dort oben entwickeln wird. Also werde ich meinem Schlechtwetterplan folgen und außen herum um den Ben Avon laufen. Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, vom Linn of Avon aus eine Tagestour auf den Ben Avon zu machen. Schnell habe ich im Nieselregen gepackt und mache mich auf den Weg in den grauen Morgen.


    Aufbruch

    Der Abzweig zum gut sichtbaren Pfad in Richtung River Gairn ist mit einem kleinen Steinhaufen markiert. So was hätte ich gestern gebrauchen können! Hier ist es nicht nötig. Der Pfad ist matschig, und der Regen verwandelt sich von Niesel zu einem veritablen Landregen. Dann erreiche ich den River Gairn, an dem der Weg entlang zunächst am Hügel, dann in der Ebene im Flusstal verläuft. In dem ausgetretenen Pfad läuft das Wasser zusammen.


    Oberer River Gairn


    Kein Bach, sondern der Weg

    Meine Füße, insbesondere der rechte, sind nass. Der Regen ist so stark, daß ich die Kamera eingepackt lasse und für einige Zeit keine Fotos mehr mache. Da ich überzeugt bin, hier alleine zu sein, habe ich keine Hemmungen, lauthals Flüche rauszulassen, deren Wiedergabe in diesem Bericht die zuständigen Behörden das Forum schneller schließen lassen würde als die Moderatoren eingreifen könnten.

    Zwischen dem kleinen und dem großen Creag an Dail verengt sich das Tal, nur um dahinter wieder weiter zu werden. Hier besteht der Boden aus fester Wiese, trotz des Regens angenehm zu laufen, und bietet eine Vielzahl schöner Zeltstellen. Da es aber erst später Vormittag ist, mache ich auf einem großen Stein nur eine kurze eine Pause und laufe weiter. Immer wieder muß ich jetzt Bäche queren, die zwar schmal, aber tief sind und eine ordentliche Strömung haben. Dann komme ich zum Allt an Eas Mhor, und der ist mit ca. 5m zu breit, um mit einem Schritt drüber zu steigen. Ich kann die Stepping Stones sehen, aber die liegen 20cm unter der Wasseroberfläche. Viel weiter bachaufwärts komme ich bei meiner Suche nach einer besseren Stelle nicht, da das Gelände steil und unwegsam wird. Eine absurde Situation: ich versuche, die nötige Furtung zu vermeiden, weil ich fürchte, bei dem Wetter wieder mit feuchten Füßen in die Schuhe zu müssen, dabei sind die Schuhe sowieso undicht. Als mir das bewusst wird, füge ich mich in mein Schicksal und mache mich bereit zum Furten. Blöderweise habe ich ausgerechnet heute die Crocs weit unten in den Rucksack gepackt, und so verhallen weitere Flüche ungehört in den schottischen Highlands. Schließlich steige ich in den Bach. Das Wasser ist etwas über knietief, die Strömung lässt es bis zur Mitte der Oberschenkel hochschwappen. Ich fühle mich etwas unwohl bei der starken Strömung, aber wenigstens ist das Wasser wärmer als erwartet und so taste ich mich vorsichtig zum anderen Ufer. Dort angekommen, wringe ich erst mal meine Socken aus, bevor ich sie wieder anziehe. Unglaublich, wie viel Wasser da rauskommt. Vielleicht hätte ich die Schuhe beim Furten gleich an lassen sollen. Weiter geht es auf einem nassen, schmalen, schnurgeraden Pfad.


    Weites Tal, schmaler Pfad

    Etwas später habe ich die Wahl: auf dieser Seite des Flusses auf dem schmalen Pfad weiterlaufen, oder über eine Brücke auf die andere Seite wechseln, wo ein auf der Karte als Fahrspur ausgewiesener Weg verläuft. Ich entscheide mich für letzteres, da ich hoffe, daß der Weg dort besser zu begehen und vor allem trockener ist. An der Ruine der verfallenen Lochbuilg Lodge vorbei führt mein Weg am Loch Builg entlang, bis ich die Grenze zum Glenavon Estate erreiche. Dort wirbt man mit einem Schild für Verständnis dafür, daß einige Wiederaufforstungsgebiete zum Schutz vor Wildverbiss eingezäunt sind.


    Glenavon Estate

    Der Regen hat nachgelassen, und die Wolken hängen nicht mehr ganz so tief, so daß ich die Kamera wieder herauskrame und wieder mehr Bilder unterwegs mache. Kurz danach stehe ich vor der zweiten Furtung des Tages. Auch hier sind die Stepping Stones überspült, aber dieses Mal mache ich nicht viel Federlesens und ruck-zuck sind die Schuhe ausgezogen, die Crocs (die jetzt oben im Rucksack liegen) an und durch. Dieses Mal ist die Strömung nicht ganz so stark und das Wasser geht auch nur bis knapp unterhalb der Knie.


    Noch 'ne Furt

    Jetzt wird es richtig hell, der Regen hört auf, ich kann vereinzelte blaue Flecken zwischen den Wolken sehen und habe eine schöne Aussicht auf Inchrory. Nur einen Kilometer weiter geht es nochmal durch den Fluss, aber jetzt nur noch bei mäßiger Strömung und knapp über knöcheltief. Mittlerweile hat sich Routine eingestellt und die Furtung hält mich kaum noch auf.


    Inchrory

    Kurz vor dem Linn of Avon kommt die Sonne hervor. Dafür legt jetzt der Wind wieder zu, was mich davon abhält, schon hier unten nach einem Zeltplatz zu suchen. Weite, flache, feste, halbwegs trockene Wiesen direkt am Fluss, aber wenn der Wind weiter zunimmt, ist mir das hier zu ungeschützt. Wieder einmal eine Entscheidung, die sich später als richtig erweisen wird.

    Wenig später laufe ich auf einem breiten Landrover-Track am Linn of Avon vorbei. Hier beginnt auch der Aufstieg zum Ben Avon von dieser Seite, und so fange ich an, nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, morgen dort hinauf zu können. Aber der Weg verläuft am Hang, links geht es bergauf, rechts bergab, und nirgendwo ein flacher Platz für das Zelt. Dann komme ich zu einer Art Ausweichbucht, die festen, geraden Boden bietet, und außerdem bin ich 50m vorher an einem vom Berg fließenden Bach vorbei gekommen, der mich mit Wasser versorgt. Zusätzlich bin ich hier vom Ben Avon Massiv vor dem Wind aus der gerade vorherrschenden südwestlichen Richtung geschützt, und ich beschließe, mein Nachlager hier aufzuschlagen.


    Linn of Avon


    Zelten auf dem Landrover-Track

    Heute Morgen habe ich im Nieselregen packen müssen, darum bin ich jetzt froh, daß ich in der Abendsonne und dem Wind meine Sachen ein bißchen trocknen kann. Allerdings wird der Wind immer heftiger, und manche Böen schütteln das Zelt ganz ordentlich. Ich kontrolliere nochmal den Sitz der Heringe, lege zur Sicherheit Steine drauf und schaue mir den Himmel an. Typisches Rückseitenwetter, denke ich, das bleibt nicht lange so trocken. Später kündigt ein überdeutlicher Halo um den Mond auch schon die nächste Front an. Da die Windböen nochmal zugelegt haben, schlüpfe ich ein bißchen besorgt in den Schlafsack.


    11.9. Linn of Avon - Fords of Avon

    An diesem Abend wird mein Tagebucheintrag mit nicht zitierfähigen Worten anfangen. Dazu noch der Schwur "Nie wieder Schottland". Zum Glück weiß ich das jetzt noch nicht, sonst wäre ich wahrscheinlich der Versuchung erlegen, nach Tomintoul rauszulaufen... Aber der Reihe nach.

    Über Nacht ist der Wind zum Glück nicht noch stärker geworden. Ein paar Schauer gab es, aber am Morgen ist es trocken, so daß ich nur drauf achten muß, daß meine Sachen beim Packen nicht wegfliegen. Wegen des Windes und weil ich eine Wetterverschlechterung befürchte, verwerfe ich den Plan, zum Ben Avon aufzusteigen, endgültig. Zunächst laufe ich ohne Regenzeug los, aber bald ziehe ich mir Hardshell und Regenhose über, um mich vor dem Wind zu schützen. Der Weg ist immer noch ein Landrover-Track, der wie eine hässliche Narbe durch die Landschaft schneidet. Der Pfad, der für ein Stück in der Karte direkt am Ufer des Flusses eingezeichnet ist, ist nicht begehbar, da er durch eines der Gebiete führt, die gegen Wildverbiss eingezäunt sind. Von oben ist auch kein Pfad mehr erkennbar, wahrscheinlich ist er längst zugewuchert.


    Landrover-Tracks im unteren Glen Avon

    Bald fängt es auch wieder an zu nieseln. Genauer gesagt treibt der Wind das Wasser zu mir, denn über mir sind hin und wieder noch Flecken blauen Himmels zu erkennen. Irgendwann wird dann Dauerregen daraus. Das Glen Avon soll landschaftlich sehr schön sein, aber leider kann ich bei dem Wetter nichts davon sehen. Als die Wolken mal kurz etwas höher ziehen, kann ich einen kurzen Blick auf die Spion Rocks erhaschen.


    Spion Rocks


    Das Zoom offenbart, wie der Wind den Regen treibt

    Etwas später weidet eine kleine Schafherde neben dem Weg. Als ich näher komme, flüchten die dämlichen Viecher nicht etwa vom Weg weg, sondern sammeln sich darauf. So treibe ich für einige Kilometer die kleine Herde vor mir, bis sie dann scheinbar doch merken, daß ich nicht der Schäfer bin, der sie in den warmen, trockenen Stall zurückbringt. Kurz vor der Faindouran Lodge wird der Regen wolkenbruchartig. Als der Weg dann noch nach Südwesten abbiegt, bläst mir dazu noch der Wind ins Gesicht. An der Lodge angekommen, stelle ich mich kurz unter und mache erst einmal eine Pause. Vielleicht lässt der Regen ja wieder ein bißchen nach.


    Meine Schafherde am Hang


    Faindouran Lodge

    Doch alle Hoffnung ist vergebens, der Regen hält an. Was bleibt mir übrig, als weiterzulaufen. Hier an Lodge endet der Landrover-Track, und ich hoffe, daß der weiterführende Pfad einigermaßen anständig begehbar ist. Für einen Kilometer stimmt das auch, doch danach wird auch diese Hoffnung enttäuscht. Der Weg führt durch eine Wiese, nein, einen Sumpf, eine Mischung aus Wasser und Bog. Kilometerweit komme ich nur sehr langsam vorwärts, weil ich aufpassen muß, wo ich hintrete. Trotzdem laufen meine Schuhe wieder voll Wasser. Der Wind bläst mir den Regen, der nochmals zugenommen hat, mit Sturmstärke ins Gesicht. Dann wird das Tal wieder etwas enger, der Weg etwas besser.


    After the Bog Rush

    Schließlich verläuft der Weg etwas am Hang, der Untergrund wird steinig und fester. Noch um einen letzten Hügel gelaufen, und ich kann die Ebene bei den Fords of Avon erkennen. Tiefhängende Wolken jagen vom Lairig an Laoigh her wenige Meter über dem Boden in atemberaubender Geschwindigkeit über die Fords of Avon. Ich traue meinen Augen kaum, als plötzlich ein SAR-Hubschrauber noch unterhalb der Wolken Richtung Norden fliegt. Teufelskerle, diese SAR Piloten! Wer weiß, vielleicht war es ja Prinz William persönlich . Aber im Ernst, man kann nur hoffen, daß die Piloten auch nach der für 2015 geplanten Privatisierung des SAR-Service noch so gut und engagiert fliegen.


    Tiefe Wolken über den Fords of Avon

    Als ich mich dem kleinen Shelter nähere, halte ich etwas halbherzig Ausschau nach einem Zeltplatz. Der Boden ist überall aufgeweicht, mit Wasser getränkt. Ob in diesem weichen Boden die Heringe dem Sturm standhalten? Auf jeden Fall würde Zelten hier und heute zu einer unangenehmen Schlammschlacht werden, daher habe ich mich schon unterwegs mit dem Gedanken angefreundet, im Shelter zu übernachten. Dieser wurde erst vor zwei Wochen von der Mountain Bothies Association neu aufgebaut. Welch ein Glück, der alte Shelter war wohl kaum noch benutzbar. Die winzige Holzhütte ist geräumig für eine Person, gut für zwei, noch OK für drei, aber dann wird es ungemütlich. Ich hoffe, daß niemand mehr vorbei kommt.


    Fords of Avon Refuge


    Mein Zuhause für diese Nacht

    Man scheint auf jeden Fall mit vielen Besuchern zu rechnen - in der Hütte stehen gleich zwei Spaten bereit . Ich breite mich aus und hänge meine Regensachen zum Trocknen auf. Zum Kochen habe ich heute keine Lust. Das Wetter und die Bogtreterei haben mich heute so mitgenommen, so daß ich keinen Appetit habe, schon gar nicht auf dieses Tütenfutter. Morgen laufe ich nach Glenmore, dort gibt es ordentliches Essen und ein Bier zum runterspülen, und so nehme ich heute mit Schokoriegeln, Salami und Erdnüssen vorlieb.

    Später wird die Sicht noch schlechter, der Wind legt noch einen drauf und schließlich wird es stockfinster. Obwohl ich hoffe, daß niemand mehr kommt, habe ich doch ein bißchen Sorge, daß da draußen noch jemand herumirren könnte. Der Shelter liegt mitten in einer ungefähr einen Quadratkilometer großen Ebene ohne besondere Landmarken, die von einem Pfadgewirr durchzogen ist, und bei Dunkelheit und diesem Wetter ist es bestimmt nicht einfach, ihn zu finden. So packe ich mich noch mehrmals an diesem Abend in die Regenklamotten, um vor die Tür zu treten und mit meiner Stirnlampe ein paar Mal im Kreis zu leuchten. Schließlich bin ich überzeugt, daß niemand mehr unterwegs ist und ich lege mich schlafen. Obwohl der Shelter rundherum mit dicken Steinen zugebaut ist, wackelt die ganze Bude bei den stärksten Windböen. Was bin ich froh, daß die MBA das Refuge neu aufgebaut hat! Ich bin zwar überzeugt, daß ich das alles auch im Zelt unbeschadet überstehen können hätte, aber das wäre mehr als ungemütlich geworden.


    12.9. Fords of Avon - Glenmore

    Über Nacht hat sich die Lage nicht verändert. Weiterhin regnet es, und der Sturm jagt die tiefen Wolken vom Lairig an Laoigh her über die Ebene. Der Gedanke, daß es heute Abend ein Bier und anständiges Essen gibt, motiviert mich und ich bin früh unterwegs.


    Fords of Avon Refuge am Morgen

    Der Weg ist wie erwartet boggy, einige Bäche sind zu überqueren, aber da sie kein größeres Einzugsgebiet haben, geht das völlig problemlos. Vor mir, in meiner Richtung, sieht es etwas heller aus. Wenn mir jetzt jemand erzählen würde, in Aviemore hätte die ganze Woche die Sonne geschienen, ich würde es glauben. Der letzte größere Anstieg der Tour gleicht eher einem Bach als einem Weg, Wasser strömt mir entgegen. Oben auf dem weiten Plateau angekommen, wird der Weg wieder boggy, aber der Regen lässt nach.


    Wetterbesserung auf der Hochebene

    Dann komme ich an den Uisge Dubh Poll a' Choin, und hier sind die Stepping Stones überflutet. Während ich noch nach einer anderen Stelle suche, wo ich den Bach überqueren kann, kommt von gegenüber ein junger Bursche, schleudert seinen Rucksack beherzt über den Bach, springt auf den einzigen trockenen Stein und von dort ans andere Ufer. Dann blickt er sich um und meint lakonisch "OK, that won't work the other way", weil das Ufer auf der anderen Seite doch deutlich höher liegt als dieses. Dann erscheint ein zweiter Wanderer, sein Vater, der sich ohne lange zu überlegen die Schuhe auszieht um zu furten und sich dafür ein paar scherzhafte Kommentare über sein Alter einfängt. Während der Vater sich die Füße abtrocknet und ich mich meinerseits bereit zum Furten mache, unterhalten wir uns ein wenig. Die beiden wollen zum Shelter Stone am Loch Avon und fragen mich, ob mir heute schon viele Leute begegnet sind. Es ist Montag, kurz vor 13 Uhr. Check. Ich scrolle in meinem bislang noch virtuellen Reisebericht zurück. Die letzten Menschen habe ich am Freitagmittag, vor drei Tagen also, gesehen. Als ich den beiden das erzähle, schauen sie zunächst ungläubig, erklären sich das letztlich aber mit dem seit Tagen mehr als schlechten Wetterbericht. Und seit gestern ziehe der ehemalige Hurricane Katia über Schottland, sogar unten in Edinburgh seien letzte Nacht über 100km/h Windgeschwindigkeit gemessen worden. Da muss ich mich über das Wetter gestern und letzte Nacht nicht wundern. Trotzdem sei es heute Morgen unten in Glenmore aber schön gewesen, einige Hartgesottene seien in kurzen Hosen rumgelaufen. Der Weg in meine Richtung würde bald besser werden, erzählen sie mir noch und wir verabschieden uns.

    Tatsächlich wird der Weg wirklich bald besser und fester, kein Bog mehr, und ich komme zügig voran. Dafür nimmt der Wind nochmal zu, und obwohl es jetzt heller wird und mittlerweile wieder blaue Flecken am Himmel zu sehen sind, treibt der Wind Regentropfen heran, was für einen schönen, lange sichtbaren Regenbogen sorgt.


    Regenbogen vor Meall a' Bhuachaille

    Der Abstieg runter zum Eingang in das Strath Nethy wird nochmal abenteuerlich. Der Wind weht hier so stark, daß ich immer wieder das Gleichgewicht zu verlieren drohe. Mehrfach muß ich stehenbleiben, an gehen ist bei den Böen nicht mehr zu denken. Doch schließlich habe ich einen schönen Blick ins Strath Nethy, durch das ich mich im letzten Jahr mit kaputtem Knie und durch Bog gequält habe, und bald bin ich bei der Brücke über den Fluss. Hier unten weht kaum noch Wind, und es wird sofort warm. Als ich mich zu einer Pause auf einen Stein setze, habe ich das Gefühl, das die Tour hier zu Ende ist - der Rest fühlt sich im Moment nur noch wie Abreiseweg an.


    Geschafft! (Oder vielleicht doch besser, nach einem Buchtitel von Reinhold Messner, "Überlebt"?)

    Zwei junge Burschen schlendern von Glenmore her rauf, jeder mit einer Wasserflasche in der Hand. Sie setzen sich auf ein paar Steine in der Nähe, beschweren sich aber nach ein paar Minuten, daß das Wetter zu schlecht sei für eine Mittagspause und schlendern weiter. Ich frage ihnen noch im betont lässigen texanischen Akzent hinterher "Where ya head'n to?" und bekomme ein "To the Cairngorms" zur Antwort. Ich weiß, es klingt überheblich, aber in diesem Moment habe ich echt Mühe, nicht lachend von meinem Stein zu fallen. Als ich wenig später meinen Weg nach Glenmore fortsetze, kann ich sehen, daß die beiden auch schon wieder umgekehrt sind.

    Eine Stunde später checke ich auf der Campsite ein. Außer mir sehe ich noch drei andere Zelte auf dem großen Zeltplatz. Kaum steht das Zelt, gönne ich mir eine ausgiebige Dusche, ziehe den aufgesparten Satz frische Sachen an und gehe mir im Shop eine Dose Bier und was zu essen kaufen. Nach einem ausgiebigen Mahl, das einer Großfamilie an Weihnachten zur Ehre gereicht hätte, stapfe ich noch hoch zur Lochan Bar der Glenmore Lodge auf zwei weitere Pints. Die habe ich mir verdient.


    Leerer Campingplatz


    13.9. Glenmore Layday

    Heute ist ein Faulenzertag angesagt. Zum Beginn des Tages gönne ich mir ein großes Frühstück im Cafe neben dem Shop. Die Bedienung dort ist ein warnendes Beispiel dafür, was in einsamen Wintern in entlegenen Glens so alles passieren kann...

    Dann wasche ich meine Klamotten. Die Socken habe ich schon seit gestern Abend eingeweicht, hoffentlich werden die jemals wieder tragbar. Ich schmeiße alles in den Trockner und spaziere mit der Regenhose an den Beinen über den Campingplatz. Plötzlich kommt mir der Gedanke, daß ich die Trekkinghose noch nie im Trockner getrocknet habe. Hoffentlich passt die hinterher noch! Aber alles geht gut, und ich gehe später runter zum Strand am Loch Morlich. Jetzt, im schlechten Wetter, wirkt es hier richtig trostlos, kein Vergleich zum letzten Jahr. Das Boathouse Cafe hat zwar geöffnet, aber es sind keine Besucher da.


    Boathouse Cafe am leeren Strand

    So verbummle ich den Tag, den ich mit einem guten Abendessen in der Lochan Bar beschließe.


    14.9. Meall a' Bhuachaille

    Durch meinen Verzicht darauf, den Ben Avon zu besteigen, habe ich einen Tag gewonnen. Heute Morgen ist es trocken und windstill, und so beschließe ich, auf den Meall a' Bhuachaille zu laufen, einen Corbett gleich um die Ecke. Für den Nachmittag sagt der Wetterbericht wieder Regen und 60mph Wind auf den Gipfeln vorher, also ziehe ich früh los. Schnell bin ich an der Ryvoan Bothy, wo der Aufstieg beginnt.


    Ryvoan Bothy

    Es sind einige Leute unterwegs, durch die Nähe zu Glenmore ist dieser Corbett sehr beliebt. Der Weg wird bald recht steil, ist aber gut treppenartig ausgebaut. Ein bißchen erinnert mich der Pfad an den "Touristenweg" auf den Ben Nevis. Während des Aufstiegs habe ich einen schönen Blick auf den Weg, auf dem ich vorgestern aus den Bergen gelaufen kam.


    Da bin ich vorgestern hergekommen

    Mit zunehmender Höhe wird der Wind stärker, der heute dazu auch noch kalt ist. So ziehe ich die Regenjacke an, oute mich als Sympathisant der ABF und streife kurz vor dem Gipfel sogar noch Handschuhe über. Oben am Gipfel ist aus Steinen ein kleiner Windschutz aufgebaut, in dem ich mich erst mal vor dem Wind verkrieche und eine kleine Pause mache. Dann möchte ich ein paar Fotos von der Aussicht machen, aber bei dem Wind ist es schwierig, zum Fotografieren aufrecht stehen zu bleiben. Ich kann die Böen schlecht schätzen, aber sie scheinen mir doch recht nahe an der MWIS-Vorhersage von 60mph zu sein. Es gelingt mir trotzdem mit etwas Geduld, ein unverwackeltes Bild vom Loch Morlich mit dem Campingplatz zu schießen.


    Loch Morlich mit Campsite

    Theoretisch könnte ich von hier aus noch über Creagan Gorm und Craiggowrie weiterlaufen, aber der Weg führt über einen Rücken, der voll im Wind liegt. Darauf verspüre ich keine große Lust, und so laufe ich den Weg zurück, auf dem ich gekommen bin. Beim Abstieg kann ich auch die Handschuhe bald wieder ausziehen und auf dem Rückweg zur Campsite mache ich noch einen kleinen Abstecher zum Lochan Uaine, der als einziger der vielen Lochan Uaines, die ich mittlerweile gesehen habe, seinen Namen verdient. Dieser hier ist wirklich tiefgrün.

    Zurück an der Campsite fängt es prompt wieder an zu nieseln, und es ist deutlich kühler geworden. So gehe ich noch ein letztes Mal zum Abendessen in die Lochan Bar, wo ich gleich noch den Wetterbericht per freiem Wifi abrufe: Heute Nacht soll es richtig kalt werden, nur noch 3 Grad, dafür aber windstill werden. Ich stelle mir den Wecker auf 6:45 und gehe schlafen.


    15.9. Glenmore - Aviemore - Edinburgh

    Heute Morgen ist es tatsächlich übel kalt. Dafür ist es windstill und trocken. Zum Frühstück draußen ziehe ich zum ersten Mal auf dieser Tour alle Sachen an, die ich dabei habe. Dann packe ich und ziehe auf dem alten Logging Path nach Aviemore. Die Sonne kommt hervor, und als ich vor dem Bahnhof in Aviemore auf meinen Bus nach Edinburgh warte, wird es richtig warm. Natürlich, jetzt, wo ich abreise, wird das Wetter gut...

    In Edinburgh angekommen, checke ich schnell ins Hotel ein, gehe was essen und genieße später am Abend noch einen letzten Whisky an der Hotelbar. Make that a double, please!


    16.9. Rückreise

    Wieder verspüre ich diebische Freude, als ich an der Sicherheitskontrolle am Flughafen aufgefordert werde, meine Schuhe auszuziehen. Als die Kiste mit den Schuhen aus dem Durchleuchter kommt und der Sicherheitsbeamte einen Schritt zurück macht, schenke ich ihm ein freundliches Lächeln, das man mit bösem Willen auch als ein schadenfrohes interpretieren könnte.

    Der Flug zurück verläuft ereignislos, meine Schwester holt mich mit den Kids zusammen am Flughafen ab und fast schon aus Tradition trägt mein mittlerweile 6-jähriger Neffe den Tagesrucksack mit dem Handgepäck nach oben. Dort angekommen verkündet er fröhlich: "Beim nächsten Mal komme ich mit!".

    Oh-oh.
    Zuletzt geändert von Struppi; 02.01.2012, 20:57.

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      #3
      AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

      Die Cairngorms sind wettermäßig echt so eine Sache... Den Aufstieg zum Lairig Ghru und den Abstieg Richtung Linn of Dee habe ich 2002 genauso erlebt wie Du. Auf Bynack More und Cairn Gorm hätte es mich ebenfalls fast weggeweht, aber wenigstens ohne Regen. Nur die Runde über Mheall a Bhuachaille und Craigowrie habe ich wettermäßig in guter Erinnerung. Wäre da nicht hinter mir eine schnatternde Wandergruppe gekommen, hätte ich sogar ein richtiges Nickerchen in der Sonne machen können.

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      • Rainer Duesmann
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        #4
        AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

        Klasse Bericht und feine Bilder.
        Schön das dir "unsere" Zeltstelle am Allt Druidh auch gut gepasst hat.
        Wenn man deine Schreibe so auf sich wirken läßt, möchte man Morgen wieder den Rucksack packen...

        Danke,
        Rainer
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        • Gast13217
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          #5
          AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

          Klasse Bericht! =)
          Ich hab's ja immer gewusst: da muss ich auch noch hin! Ich glaube, ich werde die Outer Hebrides Tour wohl verschieben und zuerst in die Cairngorms fahren... ;)
          lg Maritn

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          • strikemike
            Erfahren
            • 01.12.2011
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            #6
            AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

            Toller Text und tolle Bilder! Da will man ja trotz der widrigen Umstände sofort losziehen...

            Vielleicht kann ich ja meine Freundin dazu überreden.

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            • Stompy
              Dauerbesucher
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              #7
              AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

              Schöner Bericht - da werden Erinnerungen wach und die Vorfreude auf 3 Wochen Schottland im April/Mai steigt bei mir wieder...

              Besten Dank für den Bericht!
              mfg Stompy

              "Der Weg ist das Ziel!"
              Hauptsache man ist Unterwegs... egal wie...

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              • Struppi
                Anfänger im Forum
                • 30.10.2009
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                #8
                AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                Vielen Dank für die freundlichen Kommentare!
                Da weiß man doch direkt, warum man Reiseberichte schreibt (außer deswegen, daß man dabei die Tour praktisch nochmal erlebt)

                Die Cairngorms sind wirklich eine schöne Gegend, und einfach zu erreichen dazu. Wer mal dahin möchte, sollte das tun, und sich nicht von meinen Wettererlebnissen abschrecken lassen. Dieses Jahr war wohl überhaupt ein schlechtes Wetterjahr im ganzen europäischen Norden, wenn ich mir die Berichte hier so anschaue. 2010 bin ich im T-Shirt schwitzend zum Lairig Ghru hochmarschiert und hatte im ganzen ersten Tourabschnitt nur schönes Wetter.

                Ich möchte nicht wissen, wieviele Einsteiger 2011 auf dem WHW ihre erste Tour gemacht haben und bei diesem Wetter für alle Zeiten von weiteren Touren abgeschreckt wurden...

                Grüße
                Gerd

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                • Fliehender
                  Dauerbesucher
                  • 08.04.2011
                  • 509
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                  Ach, es muss nicht der WHW sein

                  Aber der Bericht gefällt mir, die Gegend auch. Vllt gebe ich Schottland ja schon früher als geplant ne 2. Chance ;)

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                  • equipman
                    Erfahren
                    • 19.12.2006
                    • 483
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                    Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                    Die Cairngorms sind wettermäßig echt so eine Sache... Den Aufstieg zum Lairig Ghru und den Abstieg Richtung Linn of Dee habe ich 2002 genauso erlebt wie Du. Auf Bynack More und Cairn Gorm hätte es mich ebenfalls fast weggeweht, aber wenigstens ohne Regen.

                    Pfad-Finder
                    Ein toller Reisebericht u. eine so schöne ansprechende Landschaft, dass ich über eine Tour nachdenke. Das bringt mich zu meiner Frage :
                    Gibt es Jahreszeiten / Tourmöglichkeiten in Schottland mit möglichst wenig / gar kein(e) Midges und Regen ?
                    Der HERR, dein Gott, hat dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen.
                    5.Mose 2,7

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                    • Gast13217
                      GELÖSCHT
                      Gerne im Forum
                      • 03.11.2009
                      • 71
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                      Zitat von Struppi Beitrag anzeigen
                      Ich möchte nicht wissen, wieviele Einsteiger 2011 auf dem WHW ihre erste Tour gemacht haben und bei diesem Wetter für alle Zeiten von weiteren Touren abgeschreckt wurden...
                      Ich hatte 2010 auf dem WHW bei meiner Einsteigertour 5 Tage ein Traumwetter mit Sonne pur. Das war Ende September... Dieses Jahr auf Skye Anfang September war es nüchtern gesagt grau in grau...mit viel Regen, Sturmböen, Nebel... Aber hey, genau DAS ist Schottland doch. Das Wetter ist bekannt... wenn man das nicht mag, sollte man sich doch besser ein anderes Land zum Trekken aussuchen, nicht wahr? =)

                      lg Martin

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                      • TLow
                        Erfahren
                        • 26.11.2007
                        • 352
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                        Moin,
                        super Bericht. Versüßt mir die Mittagspause am Rechner und erzeugt Fernweh Richtugn Schottland.

                        Ein weiteres Ziel kommt auf die Liste! Vielen Dank!

                        Grüße
                        TLow

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                        • Pfad-Finder
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                          Liebt das Forum
                          • 18.04.2008
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                          #13
                          AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                          Zitat von equipman Beitrag anzeigen
                          Gibt es Jahreszeiten / Tourmöglichkeiten in Schottland mit möglichst wenig / gar kein(e) Midges und Regen ?
                          a) vor Mai und nach September ist es ziemlich midgefrei.
                          b) nein. Aber die besten Chancen sind Ende Mai/Anfang Juni.

                          Ich finde, dass der Midge-Terror von vielen Autoren übertrieben wird. Solange man geht, passiert nix. Für den Rest (Zeltaufbau-/Abbau) gibt es Midge-Netze und Handschuhe. Und man sollte im (Innen-) Zelt kochen können. Wer in der Midge-Saison mit einem Tarp loszieht, ist selbst schuld.
                          Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

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                          • Alex79
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                            ...Ich finde, dass der Midge-Terror von vielen Autoren übertrieben wird. Solange man geht, passiert nix. Für den Rest (Zeltaufbau-/Abbau) gibt es Midge-Netze und Handschuhe. Und man sollte im (Innen-) Zelt kochen können. Wer in der Midge-Saison mit einem Tarp loszieht, ist selbst schuld.
                            Naja, ich war nun schon 11 Mal in Schottland, aber was ich mit den Midges im September 2010 erlebt habe war echt nicht mehr schön! Natürlich, beim Laufen hat man keine Probleme, aber wenn man nichtmals mehr eine halbe Minute Pause machen kann oder den Abend am Zelt HALBWEGS genießen kann, dann macht so ein Urlaub irgendwie keinen Sinn... ich geh nur noch bis Ende Mai und dann ab Oktober!

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                            • Peter83
                              Fuchs
                              • 22.08.2010
                              • 1115
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                              Danke für den spannenden Bericht und die schönen Bilder! Das Bedingungen schienen doch relativ widrig gewesen zu sein und doch machen die schönen Bilder Lust auf mehr.

                              Liebe Grüsse,
                              Peter
                              "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                              Norwegian saying

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                              • Struppi
                                Anfänger im Forum
                                • 30.10.2009
                                • 42
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                                Zitat von Fliehender Beitrag anzeigen
                                Ach, es muss nicht der WHW sein
                                Naja, wer eine Tour wie Deine zum Einstieg macht, der ist doch hart genug, um sich von so einem bißchen Wetter nicht abschrecken zu lassen

                                Zitat von equipman Beitrag anzeigen
                                Gibt es Jahreszeiten / Tourmöglichkeiten in Schottland mit möglichst wenig / gar kein(e) Midges und Regen ?
                                Mir scheint die erste Maihälfte der beste Kompromiß zu sein. Keine Midges hast Du nur im Winter, und keinen Regen nur Indoor

                                Zitat von CrowdeZachaheus Beitrag anzeigen
                                [...]Regen, Sturmböen, Nebel... Aber hey, genau DAS ist Schottland doch. Das Wetter ist bekannt... wenn man das nicht mag, sollte man sich doch besser ein anderes Land zum Trekken aussuchen, nicht wahr?
                                Wie wahr... Aber trotzdem sagt man auch, wenn einem das Wetter in Schottland nicht gefällt, wartet man halt 10 Minuten. Na gut, manchmal auch zwei Tage, aber dieses Jahr war ja die ganze Saison furchtbar. Zum Glück ist das nicht immer so.

                                Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                Ich finde, dass der Midge-Terror von vielen Autoren übertrieben wird.
                                Zitat von Alex79 Beitrag anzeigen
                                Naja, ich war nun schon 11 Mal in Schottland, aber was ich mit den Midges im September 2010 erlebt habe war echt nicht mehr schön!
                                Die Midges gehören in Schottland halt dazu wie der Regen. Normalerweise nur lästig, man erwähnt sie kurz und dann ist's gut. Manche Schilderungen sind bestimmt übertrieben, aber es kommt eben doch mal vor, daß es wirklich schlimm ist. Mit Headnet abgebaut habe ich schon oft, aber an der Derry Lodge 2010 war ich kurz davor, hysterische Anfälle zu bekommen. Sowas ist mir zum Glück aber bisher nur dieses eine Mal passiert.

                                Grüße
                                Gerd

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                                • Blueface
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2007
                                  • 1086
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                                  Toller Bericht, tolle Bilder!

                                  Vielleicht muss ich am Ende doch auch mal zu Fuß nach Schottland. Im kommenden Mai ist aber erstmal wieder eine Trekkingradtour in grober Vorplanung. Da wirds mit den Cairngorms wohl nix werden

                                  Auch für mich, nach mittlerweile sieben Schottlandreisen, ist Mai der beste Kompromiss. Ich versuche immer in der zweiten oder dritten Maiwoche einen Flug zu bekommen. 2011 war aber einfach wettertechnisch ein Reinfall. Und das ist besonders deshalb schade, weil ich Bekannte immer darauf hinweise, dass das schottische Wetter gar nicht so schlimm ist, wie sein Ruf.

                                  EDIT: Hast du eine GPS-Datei oder stellst mal irgendwie anders Deine Route ein? Habe versucht Dir mit Google-Earth zu folgen, weil ich aus der Gegend kein Kartenmaterial habe. Beim Rückweg vom Avon habe ich Dich dann aber "verloren"...
                                  Iserlohner Impressionen - Blog zu Landschaften, MTB- und Wandertouren im Sauerland

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                                  • Struppi
                                    Anfänger im Forum
                                    • 30.10.2009
                                    • 42
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                                    Zitat von Blueface Beitrag anzeigen
                                    EDIT: Hast du eine GPS-Datei oder stellst mal irgendwie anders Deine Route ein? Habe versucht Dir mit Google-Earth zu folgen, weil ich aus der Gegend kein Kartenmaterial habe. Beim Rückweg vom Avon habe ich Dich dann aber "verloren"...
                                    Ich habe mal den GPS-Track als Anhang ganz oben mit eingestellt.

                                    Bei walkinghighlands gibt es ja leider keine OS Landranger Maps mehr, nur noch OSM Karten, aber www.streetmap.co.uk und www.corbetteer.co.uk/public/drawmap.php haben sie noch - da kannst Du auch ohne die Papierversion zu haben die Route auf der Karte nachverfolgen.

                                    Grüße
                                    Gerd

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                                    • Dogeared
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                                      • 22.05.2009
                                      • 306
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                                      Ein wirklich schöner Reisebericht!
                                      Aber das Wetter war in der Tat gewöhnungsbedürftig

                                      Freue mich auf den nächsten Reisebericht (mit dem Neffen im Gepäck ;)

                                      Charlotte
                                      Hike My Hike, Damn it!
                                      Meine Reiseberichte

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                                        • 08.02.2009
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                                        #20
                                        AW: [UK] Cairngorms Reloaded - Solotour durch Regen, Wind und Hurricane-Reste

                                        Schöner Bericht! Ich kam gestern Abend von meinem dritten völlig verregneten und stürmischen Schottland-Urlaub zurück, da kam mir der Bericht als Lektüre zum Frühstück gerade recht. Danke!

                                        Tja, 2011 war wohl ein denkbar schlechtes Wetter-Jahr. Wir waren über Hogmanay in Inverie und hatten fast nur Regen, Sturm, Gewitter, Hagel, und Stromausfall. War schon etwas abenteuerlich. Wegen des Sturms am Dienstag mussten wir schon am Montag abreisen, weil zu befürchten war, dass am Dienstag kein Boot fährt - Mr Borderli fand es lustig, ich trug es mit Fassung.

                                        Es kann nur besser werden! In gut vier Monaten bin ich wieder in Schottland, dann hätte ich gerne etwas Sonnenschein und blauen Himmel...

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