[CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

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  • Johnny
    Erfahren
    • 09.02.2009
    • 250
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

    Zu Befehl
    Jetzt kommt auch meine Lieblingstage...


    15.09.2011
    Rasttag in Meiringen


    Heute Rasttag in Meiringen! Campingplatz Balmweid, ist der Knaller hier! Wir sind seit heut Morgen die einzigen mit Zelt hier auf der riesen Wiese, und können uns ausbreiten ohne Ende. Haben heut morgen gleich nach der Abreise unserer Nachbarn deren Platz an einem großen Tisch bezogen, der aus einem großen Felsblock besteht. Stühle haben wir auch, und da der Platz in der Sonne liegt, konnten wir Zelt und alle unsere Frischgewaschenen Sachen prima trocknen. Hat bestimmt ne ganze Stunde gedauert, bis wir den Dreck aus all unseren Sachen raus hatten. Eine sämige graubraune Suppe lief danach den Abfluss runter. Jetzt hab ich fast nur noch saubere Sachen!


    Unser Zeltplatz. Die Wiese hatten wir komplett für uns, gegenüber das exzellente Sanitär- und Rezeptionshaus!

    Heute ist schon mein 10. Tag, kaum zu glauben. Ich gewöhne mich bereits sehr an diese Art Vagabundenleben und habe unser feines Zelt sehr liebgewonnen, fühle mich pudelwohl darin. Lukas war heut mittag schonmal einkaufen, und wir haben nun wieder Äpfel und Kaffee! Feine Sache dies. Heute ist super Wetter, blauer Himmel, und man kann sogar vom Tal aus super die umliegenden Gipfel sehen, wie sie sich malerisch gegen den blauen Himmel absetzen. Hier könnte man es Tagelang aushalten, der Platz ist einfach super, mit allem Komfort ausgestattet und mit einem „großzügigen und modernen Sanitärbereich“ ausgestattet, wie es in jedem Katalog heissen würde. Jetzt sitzen wir in unseren Gartenstühlen, die Füße auf dem Tisch neben unserem Zelt und lesen und hören Musik, entspannung pur. War bei mir nach 5 Tagen auch mal wieder dringend nötig, bis hierher nun schon ca. 160km, davon bestimmt 150 zu Fuß. Kaum zu glauben, dass der feuchte Moderwald von Elm schon über 120km weit weg ist!

    OT: Wer sich hier wundert dass ich immer auf Katalogsprache verweise, ich habe im Reisebüro gelernt und damit 4 Jahre lang zu tun gehabt, und ich sage euch, Katalogsprache verfolgt einen! Aber ich kann diesen Campingplatz nur hervorheben, er war so schön ruhig und idyllisch, es war echt paradiesisch einfach nur in der Sonne zu sitzen und völlige Ruhe zu haben. Bis auf ein paar Dauercamper war da wenig bis gar nichts los. Ich musste an diesem Tag mein Handy dringend aufladen, der Akku war komplett leer, und gegen einen kleinen Obulus wird dieser Service an der Rezeption angeboten. Ich hatte mein Ladegerät vergessen, und war umso erstaunter, dass die da genau das richtige vor Ort hatten! Es blieben für uns praktisch keine Wünsche offen, weobei wir ja auch recht genügsam waren.


    Traumhafter Tag im Haslital


    Hinter mir gehts die Große Scheidegg hinauf, das große Ziel des nächsten Tages!


    Panoramablick übers Haslital!

    Wir waren später noch gemeinsam im Dorf, uns das Sherlock Holmes Museum angucken! Meiringen ist ja „bekanntlich“ das Kaff in dessen Nähe der Meisterdieb gestorben ist (Die Reichenbachfälle, der Ort des geschehens, sind morgen dran). Auf jeden Fall war das Museum sehr charmant gemacht, in der alten Englischen Kirche von Meiringen eingerichtet, war dort sogar das Wohnzimmer Holmes ´ nachgebildet.


    Wir sind solche Touristen... aber wir mussten es einfach tun! Mit diesem Herrn Holmes...


    ... haben wir uns trotzdem prächtig verstanden. Ein guter Zuhörer!

    Danach haben wir uns noch jeder ne Metzgerwurst aufe Faust geholt und haben die Tourischteninfo gesucht wegen Wetterbericht. Nach etlichen Umwegen haben wir sie am Bahnhof (wo eigentlich sonst?) gefunden und das Wetter für morgen, für die große Scheidegg, sieht gut aus, für Grindelwald nicht so übermorgen. Ich kann nur hoffen und beten, dass dort wenigstens etwas vom Eiger zu sehen ist, sonst dreh ich durch. Ich freu mich aber jedenfalls sehr auf morgen, endlich mal das Wellhorn und endlich wieder das Wetterhorn sehen, „meinen“ Berg, der Berg der mir glatt die Sprache verschlagen hat, als ich ihn vor 4 Jahren das erste mal von der Engstlenalp aus gesehen hab.

    OT:
    Leider blieb mir dieses Jahr dieser erhabene Anblick verwehrt! Das war ein magischer Augenblick damals, als ich morgens das Sonnendurchflutete Gental runterguckte und am Ende thronte in der Ferne das Wetterhorn mit seinen Gletschern! Umwerfend schön, wird ich nie nie nie vergessen.


    Naja, wir haben dann abends noch ne Suppe gekocht und Kuchen mit Bier genossen und noch den gruseligen Kinderspielplatz etwas inspiziert, aber der ist echt böse. Hätte ich Kinder, hätte ich Ihnen verboten da zu spielen. Selbst ich wär fast schreiend vor dem gruseligen Hottapferd davongerannt. Hoffentlich kann ich nu überhaupt schlafen, morgen wollen wir sehr früh aufstehen, wird schon klappen. ;)


    Das gruselige Pferd! Würdet ihr da eure Kinder spielen lassen??? Ich träum heut noch davon!




    16.09.2011
    Ins Land der Riesen-
    Über die Große Scheidegg!


    Heut um halb sieben aufgestanden, war arschkalt und ich hab ewig gebraucht um mich hochzuraffen aus dem warmen Schlafsack. Dann aber ging alles fix und wir hatten um kurz nach acht alles fettich, und konnten planmäßig aufbrechen. Um neun Uhr haben wir den ersten Zug rauf auf die Reichenbachfälle genommen, mit einer wilden Horde von Oppas auf Ausflug zusammen. Wir müssen sehr befremdlich auf sie gewirkt haben. Die Reichenbachfälle waren überragend schön und Angsteinflößend, 120 meter hoch, und der Ort an dem Sherlock wohl gestürzt ist. Stell ich mir nicht so geil vor, sah aus als ob das ziemlich weh tut.


    Blick zurück auf dem Weg zu den Reichenbachfällen. Ein wunderschöner Morgen!



    Blick auf Meiringen von den Reichenbachfällen aus. Hinten gehts links das Gental- und zum Sustenpass hoch


    Die Reichenbachfälle!


    Der Anzug sitzt


    Na junge, schon Hunger auf die Chips und den Schnaps?

    Nachdem wir alles gesehen haben, man stand ja auch nur gegenüber der Wasserfälle auf einem Balkon, gingen wir los und wurden noch kurz von 2 Opas zur Rede gestellt, der eine mit großen Zahnlücken und der andere mit sehr feuchter Aussprache. Sie fanden es auch ganz großartig was wir vorhatten, und wünschten uns noch viel Glück. Schönes Gefühl, soviel Zuspruch zu erhalten.

    OT: Diese Rentnerklassenfahrt war ja wohl super, die sind da hoch und kaum waren die da, haben die etwas jüngeren Begleiter gleich Pils und Schnaps ausgepackt und in dem kleinen Wintergarten neben der Terrasse ein Chipsbuffet aufgebaut! So will ich meinen Ruhestand auch mal verbringen!


    Blick zurück Richtung Meiringen. Der höchste Berg des linken Grates, das ist der Hochstollen, den wir 2 Tage vorher ausversehen überschritten.

    Wir kamen danach super voran. Topfit sind wir die große Scheidegg hochgerannt! Und was für ein super Wetter! Es war bisher nach dem Urnerboden die schönste Strecke und auch die schönste Landschaft! Man könnte kitschig sagen, als ob sich das jemand ausgedacht hat, der malerische Fluß in der mitte, und viel Nadelwald drumherum, Holzhäuser und Almen und alles überragt vom Well- und vom Wetterhorn, das grandiose Wetterhorn. Es verschlug mir abermals die Sprache! Diese Felsfluchten, das kann man nicht in Worte fassen, und oben die Gletscher drauf, die in der Sonne blitzten… Ich habe einfach viele Fotos gemacht und gestaunt!


    Das Wellhorn lässt sich blicken!


    Man tritt aus dem Wald heraus und hat auf einmal so einen Blick! Was für ein absolut perfekter Moment!






    Hotel Rosenlaui



    Pause gegenüber vom Hotel


    Bei der Rast bewundern wir den Grat direkt über uns...


    ... wie er sich gegen die Sonne absetzt!


    Die Wanderung führte durch traumhafte Landschaft, sehr sanft ansteigend, super zu laufen!


    Engelhörner- Grat im Hintergrund


    Weiter gehts, teilweise durch Hochmoor-artige Landschaft, immer mal wieder eine steilere Stufe dazwischen


    Lukas vor dem Wetterhorn!


    Alpiglen, ich vor dem Wetterhorn


    Kurz vor der Passhöhe, blick zurück ins Tal

    Die Wanderung hat riesigen Spaß gemacht und wir waren punkt 2 Uhr oben auf der Scheidegg, 1960 meter, und was wir dann sahen, das verschlug uns erst recht die Sprache. Wir hatten ja mit einer schönen Aussicht gerechnet, aber nicht mit diesem Anblick, der sich nun vor uns ausbreitete: Eiger, die Spitze des Mönch, der weit entfernten Gipfel des Gspaltenhorns, zahlreiche Gletscher, Grindelwald zu unseren Füßen und das alles unter einem strahlend blauen Himmel! Wir standen nur und staunten, fast um Worte ringend dass du huldigen, aber… unmöglich! So setzten wir uns, machten Mittagspause und sogen den Ausblick eine Stunde lang förmlich in uns auf. Es wehte ein starker, aber warmer Wind und es war einfach Paradiesisch! Das Paradies der Alpen!


    Ein erhabener Moment! Passhöhe Große Scheidegg






    Hier hätte ich den ganzen Tag sitzen können!







    OT: Das mag sich, wie ich erschreckt feststellen muss, ganz schön kitischig lesen, aber ich glaube man merkt dadurch wie ergriffen ich wohl davon war, von diesem Tag, sowas hab ich einfach noch nie in meinem Leben gesehen, so ein Panorama! Und ich hab solange von dieser Tour geträumt, und diesen Pässen. Es war schon was besonderes, ich hab den Text mal so gelassen wie er ist ;)

    Irgendwann mussten wir wieder los, und wir nahmen den Rückweg unter unsere Füße. Wir gingen meist die Fahrstraße, weil diese eine angenehme Steigung/Gefälle hatte und besser zu laufen war als die Wanderwege. Wir haben uns kurz vor Grindelwald noch kurz verlaufen, weil wir ein Schild übersehen hatten.


    Nordwand des Wetterhorns, man sieht genau wo die abbrechenden Seracs ihren Weg durch die Wand finden und unten im Couloir zerschellen!



    Aufbruch nach Grindelwald


    Bauern beim Heumachen


    Das mächtige Schreckhorn über dem oberen Grindelwaldgletscher


    Fiescherhörner über dem unteren Grindelwaldgletscher

    Irgendwann, inzwischen war in der heissen Nachmittagszeit das Laufen nach sieben Stunden zur Qual geworden, nahm die Ochsentour ein Ende und wir erreichten Grindelwald. Vollgestopft mit Menschen aller Herren Länder und Autos ohne Ende, so schnell und unschön kann sich die Umgebung ändern. Wir trotteten durch den Ort, mit letzter Kraft und suchten den Coop um noch einzukaufen, als Lukas noch von Schweizer Urlaubern angesprochen wurde und den guten Rat bekam: „Immer nur ein Auge voll mitnehmen und weiter, sonst verliebt man sich und bleibt für immer!“ Das kann in meinen und Lukas Augen nur begrenzt für Grindelwald gelten, aber für die Landschaft natürlich schon in vollem Umfang!
    Wir kauften noch ein, schleppten uns zum Campingplatz und staunten nicht schlecht, man zeltet hier wirklich direkt unterhalb der Eiger Nordwand! Wahnsinn! Mal sehen, wie nu Morgen das Wetter wird…


    Grindelwald!


    In Grindelwald an der Touristeninfo. Weiss jemand was die Statue zu bedeuten hat?


    Unser Blick auf den Eiger vom Campingplatz aus. Atemberaubend!


    Unser Zigeunerlager steht!

    p.s.: Wir haben übrigens ein neues Lieblingswort: FASERPELZ! So nennen die Schweizer hier Fleecejacken Zum Schiessen, oder?
    Pps.: Nur noch ca. 160 km bis Montreux!
    Zuletzt geändert von Johnny; 30.11.2011, 11:34.
    Mit den besten Grüßen vom Johnny!
    Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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    • Lookas
      Erfahren
      • 01.11.2011
      • 129
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

      Hey Johnny, wo bleiben die Anekdoten???

      Als wir zum Trüebsee hinaufgingen, überholten wir eine Familie - junger Kerl mit Bierdose in der Hand, stabile junge Frau, dazu eine ältere Dame und einer sehr alte Dame. Es stellte sich beim nächsten Aufeinandertreffen heraus, dass das Holländer waren, die in der Bullenhitze ohne Sonnenschutz und offenbar bis auf das Bier ohne Flüssigkeit die Piste hinauf liefen ... na ja, schlichen, denn die älteste Dame musste geführt werden. Der Kerl trank dauernd Bier - und als wir später hinab sahen, machten die ständig Pause. Trotz unserer Befürchtungen haben sie es aber zur Hütte am See geschafft. Völlig plemplem, den Berg auf so eine Art zu machen.

      Die Bobby Dylan auf der Engstlenalp hatte - kann man auf dem Foto gut sehen - ihr Handtuch zum Trocknen vors Fenster gehängt. Als ich mich an den Tisch setzte, merkte ich, dass meine Füße furchtbar, wirklich absolut übelst müffelten und bekam einen Heidenschreck. Das verrückte war nur, dass sie aus der unmittelbaren Nähe den Geruchstest bestanden! Hm. Daraufhin sah ich mir das Handtuch an - und fiel fast in Ohnmacht. Das war der Übeltäter! Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde, das war ursprünglich gar nicht grau gewesen! Okay ... ich habe es dann vorsichtig so zur Seite geschoben, dass es nicht mehr direkt in der Frischluftzufuhr hing. Alter Finne!!!

      Auf der Suche nach dem Campingplatz in Meiringen trafen wir zwei französische Mädchen mit dicken Strickpullis, die uns fast auslachten: "We usually camp in the woods!" Na gut, danke, den Platz finden wir auch so, lachte ich zurück. Da läuft teilweise ein Volk rum! Ich war amüsiert, die Schweiz ist echt klasse und interessant!
      Das muss das Boot abkönnen!

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      • Johnny
        Erfahren
        • 09.02.2009
        • 250
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

        HAHA, danke, das mit dem Handtuch hatte ich vergessen!
        Das war echt übel... Die Anekdoten überlasse ich von nun an dir, ich habs in meinem Tagebuch teilweise einfach vergessen aufzuschreiben ;)
        Mit den besten Grüßen vom Johnny!
        Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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        • Lookas
          Erfahren
          • 01.11.2011
          • 129
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

          Da waren einige echt schöne Kleinigkeiten dabei. Die Schweizer, die mich in Grindelwald anhielten, zum Beispiel. Ich ging - völlig platt - den Trottoir hinab, da sprach mich einer der älteren Spaziergänger völlig aus dem Nichts von der Seite an: "Haben Sie den Stock'ch im Wald geschnitten?" Ich musste verneinen, denn den hatte ich vor 5 Jahren im väterlichen Garten aufgetan. So kamen wir ins Gespräch und der Mann war auch sehr angetan von unserer Tour. Das waren alles so nette Leute, ich bin das aus Norddeutschland in der Form nicht unbedingt gewöhnt, da geht man nicht überall so neugierig auf Fremde zu. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel - kommt halt auch drauf an, wie man sich selber verhält.

          Rosenlaui haben wir übrigens immer schön freundlich Rosenloui genannt. Kann man auch schön zur Modern Talking Melodie von Brotherloui singen.

          Ach ja, und noch eine Sockengeschichte! Auf der Bahnfahrt hinauf zu den Reichenbachfällen mussten wir und unsere Rucksäcke die Bahn mit dem Rentnerclub teilen. Lustige Leute! Ich hatte nur meine dreckigen Socken vergessen zu waschen und dann beim Aufbruch kurzerhand außen an den Rucksack gehängt. Als ich den dann aus Platzgründen auf den Schoß nehmen musste, fühlte ich mich an den Handtuch-Vorfall erinnert - und diesmal lag es definitiv an mir!!! Der arme Opa neben mir ... aber der konnte seinen Atemweg dann ja schnell am Chipsbuffet mit Schnaps desinfizieren. Wohl bekommt's ...

          Oh, und die Holländer in Grindelwald auf dem Campingplatz: Wir beide hatten uns informiert und wussten, dass das Wetter anderntags schlechter würde. Uns gegenüber campten zwei nette Holländer, die jedoch unbedingt am nächsten Morgen zur Grathütte am Eiger aufbrechen wollten und bestimmt eineinhalb Stunden lang ihre Ausrüstung vorbereiteten, um dann noch angestrengt die Route zu besprechen. Am nächsten Morgen waren sie weg - ich hoffe mal für sie, dass da nichts passiert ist und dass es ihnen trotz des Wettereinbruchs Spaß gemacht hat. Ich wär da nicht hoch.
          Zuletzt geändert von Lookas; 30.11.2011, 11:55.
          Das muss das Boot abkönnen!

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          • Tie_Fish
            Alter Hase
            • 03.01.2008
            • 3550
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

            Suppa! Echhht suppaah, odr'?
            Grüße, Tie »

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            • Johnny
              Erfahren
              • 09.02.2009
              • 250
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

              Das war eín perfekter Tag! Einfach nur ein perfekter Tag!
              Mit den besten Grüßen vom Johnny!
              Wie aus der sieht, wie rum der läuft!

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              • Buddy99
                Fuchs
                • 06.08.2009
                • 1136
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                Hey herrlicher Reisebericht.
                Bin gespannt wann es weiter geht.
                Jetzt müsste doch die Tour kommen die ich Ende Juli mit meinem Hund gegangen bin. Von Grindelwald über Selfinafurgge nach Griesalp und weiter über die Blümlisalphütte nach Kandersteg.
                Oben an der Selfinafurgge die Steinböcke aus nächster Nähe zu beobachten war nen Erlebnis.

                Warum seit Ihr eigentlich so oft auf Campingplätzen abgestiegen? Mach ich in der Schweiz nie.
                Oben in Gipfelnähe morgens die Sonne aufgehen sehn ist nen Erlebnis worauf ich auf Tour nicht verzichten würde.

                Aber jetzt wieder das Wort zurück. Bin schon gespannt was Ihr als nächstes erlebt habt.
                Gruss Sven

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                • Julia
                  Fuchs
                  • 08.01.2004
                  • 1384

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                  Zitat von Johnny Beitrag anzeigen
                  p.s.: Wir haben übrigens ein neues Lieblingswort: FASERPELZ! So nennen die Schweizer hier Fleecejacken Zum Schiessen, oder?
                  Tun das die Sachsen nicht auch ?

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                  • lina
                    Freak

                    Vorstand
                    Liebt das Forum
                    • 12.07.2008
                    • 42951
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                    OT: "Faserpelz" ist der ältere Ausdruck für "Fleece".
                    Das heißt, die "early adopters" haben den Begriff einfach beibehalten

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                    • Lotta
                      Dauerbesucher
                      • 17.12.2007
                      • 929

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                      Schöner Bericht, ich bin schon auf das Video gespannt!

                      Aber die Fotos vermisse ich sehr, ist so nur halb so gut

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                      • Maunz
                        Fuchs
                        • 24.08.2009
                        • 1366
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                        Leider kann ich nur einen Teil der Photos sehen, ziemlich oft steht dort eine Meldung von photobucket: "This image exceeds rbandwidthwith too many views". dabei machen Text und die angezeigten Bilder neugierig. Das ist ja eines der wenigen Gebiete hier bei den Reiseberichten, wo ich auch schon unterwegs war, wenn auch nur auf kleinen Tagestouren.

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                        • Mika Hautamaeki
                          Alter Hase
                          • 30.05.2007
                          • 3979
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                          Hab auch keine Chance an die Fotos ranzukommen....
                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

                          Kommentar


                          • Fjaellraev
                            Freak
                            Liebt das Forum
                            • 21.12.2003
                            • 13981
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                            Dann kommt halt vorbei und schaut euch die Region in echt an
                            Ist halt das Problem bei manchen kostenlosen Bilderhostern, dass sie nur eine gewisse Menge Datenverkehr pro Monat zulassen, danach sieht man nichts mehr. Da empfiehlt sich entweder ein anderer Anbieter oder gleich die Galerie hier bei uns.
                            Von Engstlen an den Hasliberg habt ihr euch echt den mühsamsten Weg "ausgesucht" der Höhenweg nach Planplatten wäre sicher noch leichter gewesen - und es hätte auch noch eine Möglichkeit halbhoch an der Talflanke gegeben, neben der Gentalstrasse natürlich.
                            Übrigens, was du als Wetterhorn bezeichnest ist zumindest so wie ich deine Bildbeschriebe verstehe "nur" das Scheideggwetterhorn, das Wetterhorn ist die graue Pyramide mit der kleinen weissen Spitze.
                            Mittlerweile ist es zum Glück wieder ganz weiss.

                            Gruss
                            Henning
                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                            nur unpassende Kleidung.

                            Kommentar


                            • Maunz
                              Fuchs
                              • 24.08.2009
                              • 1366
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                              #34
                              AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                              Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                              Dann kommt halt vorbei und schaut euch die Region in echt an
                              Anderer Leute Bilder gucken macht auch Spaß
                              Urlaub in der Umgebung von Interlaken steht für nächsten Sommer und Herbst ganz oben auf der Wunschliste. Die FeWo-Liste liegt hier schon rum ! Und ich werde noch genug Fragen zu möglichen Tagestouren haben.......

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                              • Lookas
                                Erfahren
                                • 01.11.2011
                                • 129
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                Mit der dankbaren Genehmigung von Johnny werde ich hier in den nächsten Tagen noch etwas weiterschreiben, denn es ist doch schade, dass dieser Bericht gerade da aufhört, wo's erst richtig spannend wird.
                                Johnny hat leider viel zu tun, ich hoffe, ich krieg das aber noch zusammen - denn hinter Lauterbrunnen endet mein eigenes Tagebuch, das ich aus Faulheit nicht weitergeführt habe. Aber anhand der Fotos und der Route kriege ich noch fast alles zusammen - und wenn Johnny wieder an Bord kommt, wird er sicher noch einiges ergänzen.

                                @Mods: Es wäre super, falls einer von Euch mich noch als Mitreisenden eintragen könnte, das hat Johnny nämlich verpennt. Herzlichen Dank!!
                                Das muss das Boot abkönnen!

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                                • Lookas
                                  Erfahren
                                  • 01.11.2011
                                  • 129
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                  Mein Tagebuch ist leider nicht so locker-flockig wie Johnnys, dafür aber länger:

                                  Samstag, 19.09.2011
                                  Eiger

                                  Kalt und nass war’s morgens um halb sieben, als ich mich aus dem Zelt quälte. Es war pitschnass und eiskalt, aber es hatte aufgehört zu regnen. Am Abend waren die Wolken über den Tschuggen und Männlichen von Westen her gekommen, und auch heute Morgen zogen dichte Wolken daher. Aber es war trocken (d.h. es regnete nicht), daher blieben wir beim Plan „Eigertrail“, direkt unter der Wand lang. Frühstück, packen, Füße tapen und bei Hannes noch Salbe auf die Blasen – gegen halb neun gings los.


                                  Das Wetterhorn im Morgenrot


                                  So sah unser Zelt am Morgen aus


                                  Das obligatorische Fraß-Foto - Frühstück: Kaffee und Milupabrei


                                  Johnny vor einem seiner Lieblingsberge, dem Wetterhorn

                                  Hannes blieb noch mit dem Gepäck am Bahnhof Grund, ich rannte hoch zum Coop (morgen ist Sonntag!) und holte Brei und Batterien und Magnesium. Wir trinken jeden Abend zur „Vorbeuge“ gegen Muskelkater eine Tasse lösliches Magnesium, das uns nun ausging. Kurz nach neun war ich zurück – und das Geochse ging los: 500 m Aufstieg nach Alpiglen. Hölle, das war eine Steigung! Wir ächzten und schwitzten, dass es eine Freude war. Völlig nass erreichten wir schließlich, endlich Alpiglen, ohne eine Menschenseele getroffen zu haben. Aber dort, am Beginn des Eigertrails, waren plötzlich hundert Menschen! Keine fünfzig Meter weiter war eine Station der Jungfraubahn, die ständig voll war mit Japanern und hier Wanderer ausspie. So saßen wir zuerst alleine da, aßen unsere 11-Uhr-Jause, da tauchten die ersten auf. Auch die waren zu Fuß, wenigstens die, denn dann liefen dauernd frische Bahnfahrer vorbei den Pfad hinauf.


                                  Da kommen wir her ...


                                  ... da wollen wir hin

                                  Und der hatte es zuerst in sich. Wir quälten uns die Serpentinen hinauf, immer Stück für Stück, Schritt für Schritt. Es war frisch, keine Sonne schien und die Wand stand mächtig und groß über uns. Ständig hing eine Wolke in der Spinne und die konkave Form der Wand war deutlich zu sehen. Als ob sie nur ein paar Meter weg wäre!


                                  Die Wand


                                  Gut zu erkennen: Der "Pilz" oder "Mushroom"


                                  Gut 500 m über Grund - äh, Grind-elwald


                                  Rast in Alpiglen


                                  Mein persönliches Foto des Tages: Am Fuß des Eigertrails

                                  Wir liefen hoch bis zu einem Wasserfall, der vom Eiger herab kam. Dort ging es parallel zur Wand weiter, unterhalb der Schutthalden, die breit und mächtig am Wandfuß lagen. So manche Wanderer überholten uns, es war wirklich viel los am Trail. Wir hielten aber auch des öfteren an, um mit dem Fernglas in die Wand zu sehen und brauchten daher viel Zeit für die Strecke. Als wir endlich etwa zwei Drittel geschafft hatten, fing es jedoch an zu regnen und wurde schlagartig eiskalt. Wir fingen an, uns zu beeilen; schnell die Regenjacken angezogen und weiter ging’s. Wir waren ja sonst recht schnell unterwegs, wenn wir denn mal liefen, aber hier war der Wurm drin; wir gewannen nur schleppend Raum.


                                  Ab da geht's quer zum Wandfuß rechts hinüber: Der Wasserfall


                                  Geschafft - die steilste Strecke ist erledigt


                                  Sieht nah aus, ist aber noch ein gutes Stück zu gehen. Links Mitte im Geröllfeld ist der Weg erkennbar, der zur Station Eigergletscher führt

                                  Anmerkung: Der Eigertrail ist aber auch länger, als er auf den Karten wirkt. Man unterschätzt die gewaltige Mächtigkeit der Wandbreite kolossal, selbst, wenn man direkt darunter steht. Das Ding ist derartig riesig, dass es von unten erstaunlich klein wirkt. Es ist wie bei einem Mandelbrot-Fraktal: Die tatsächlichen Größendimensionen werden erst klar, wenn man immer näher kommt. Ein eigenartiger Effekt; allein die Rote Fluh ist in der Masse der Wand bloßes Detail, das neben all den anderen Details zu einer Kleinigkeit zu schrumpfen scheint. Bei näherer Betrachtung – ähnlich wie bei einem höchauflösenden Digitalbild – werden aber neue Details sichtbar, die wiederum noch mehr Details enthalten und für sich genommen ein neues großes Bild ergeben. Ich weiß nicht, wie man diesen eigenartigen Effekt anders beschreiben kann – hinzu kommt die schräg nach hinten abfallende Linie der Spinne, die den Berg optisch stark verkürzt, je näher man kommt.


                                  Der Blick hinauf - auf Fotos kann man dieses Eigenartige, diese unbeschreibliche Wirkung der Wand gar nicht wiedergeben. Fahrt selber hin und schaut es euch an - alles andere ist Mumpitz


                                  Die Wolken werden von der Wand förmlich "eingefangen" und auch weiter unten bei uns regnet's


                                  Links ist die Wand - wir sind bereits auf dem Grat oberhalb des Passes. Das Bild zeigt die konkave Form der Wand hervorragend, eine echte "vertikale Arena" mit Mikroklima. Kein Wunder, dass Heinrich Harrer schreibt, sie besäße ein eigenes Wettersystem ...


                                  Eine Hinweistafel auf die Heckmair-Route

                                  Der Wind war derartig kalt, dass ich erstmals meine Handschuhe anzog. Plötzlich zweigte der direkte Weg zum Pass rechts ab, völlig unbeschildert, aber wie auf der Karte vermerkt. Alle anderen Wanderer strebten jedoch längs der Wand weiter zur Bahnstation „Eigergletscher“, von wo aus sie mit der ahnradbahn weiter gen Jungfraujoch oder Grindelwald fahren konnten. Egal, wir wollten rechts über den Grat zum Pass und liefen los. Warum der Weg nicht beschildert war, sahen wir dann schnell: Zwei Wandabbrüche hatten ihn beschädigt, so dass wir zwei al richtig klettern mussten – und das mit den Rucksäcken in nassem Gelände, was aber richtig gut und problemlos klappte.
                                  Als ich dann meine Handschuhe auszog, um mir die Nase zu putzen, merkte ich auf einmal etwas klebriges, harziges an meinen Fingern. Zuerst dachte ich, mein alter, zuverlässiger Haselnussstab würde absurder Weise harzen – merkte aber sofort, dass das Zeug auch innen im Bündchen der Jacke war. Es war die Jacke! Hannes hatte sie mir selber genäht, echtes, super MYOG aus Stoff von extremtextil. Und nun, beim ersten härteren Einsatz, löst sich die Imprägnierung, läuft herunter, schillert in allen Farben und klebt wie doof! Wir waren ziemlich überrascht und nicht amüsiert.

                                  Anmerkung: Zweimal Waschen, danach vernünftig neu imprägniert – das Ding ist nun spitze und perfekt. Hannes hat eine tolle Arbeit geleistet und der Stoff ist bombig, der „atmet“ wie sonst nichts. Weshalb das mit der Imprägnierung so war – druff g’schisse, egal. Kann mal passieren.

                                  Wir erreichten den offenbar recht neu angelegten Stausee oberhalb des Passes und pausierten kurz in einem kirchenähnlichen Haus, das eine Ausstellung zur Eiger-Nordwand beherbergte. Sakralarchitektur und musealer Content – soso. Sagt viel über den Stellenwert aus, der der Wand offenbar zugemessen wird. Im Eingang konnte man Hinterstoissers Schuh betrachten, das berühmte Foto des toten Toni Kurz im Seil und wurde von einem Blitzlichtgewitter empfangen, das die mediale Aufmerksamkeit für die Wand symbolisiert. Im Hauptraum gab’s eine Nachbildung der Wand in Holz, auf die mit Laserlicht per Knopfdruck sämtliche wichtige Routen projiziert werden können. Wir pausierten hier etwa 20 Minuten – es war schließlich beheizt. Dann ging’s weiter, mittlerweile ohne Regen.


                                  Die "Museumskirche" der Eigernordwand


                                  Die Passhöhe kleine Scheidegg

                                  Auf dem Pass war immer noch die Hölle los, obwohl Hannes meinte, das sei noch gar nichts! Die Bahnstation füllt hier den gesamten, engen Raum der Passhöhe aus, dahinter steht das berühmte Hotel und überall rennen Asiaten herum. Japaner und Amerikaner, hier und da ein klarer britischer Akzent – da fielen die Inder kaum auf. Und das eigenartigste: Wir waren die Exoten unter diesen Exoten. Als Wanderer mit Sack und Pack, also nicht mit Daypack oder Tüte, stellten wir die Ausnahme dar. Verrückt! Also setzten wir uns an den Bahnsteig, vesperten und beobachteten fasziniert die Horden: gackernde Frauengruppen, die sich kreischend fotografieren ließen, ernste ältere Ehepaare, die wortlos nebeneinander herumstanden, jüngere Pärchen, die sich gegenseitig auf mehr oder weniger interessante Details der Szenerie hinwiesen etc. pp.
                                  Und fast alle trugen nagelneue, tipptopp gepflegte „Bergkleidung“: saubere, leichte Wanderschuhe, vorzugsweise graue Zippoff Wanderhosen und darüber die typischen karierten Funktionshemden in rot oder blau. Aber gewandert ist kaum einer, vielleicht gilt dieses Standard-Outfit ja als folkloristisch und daher als Teil des Erlebnisses in den Bergen, wer weiß. Es ist mir auch ehrlich gesagt egal, denn die Gegend lebt vom Tourismus und dazu gehört auch immer eine Portion „Stallgeruch“, auch wenn der aus dem Oevre nagelneuer, noch nicht gewaschener Kleidung besteht.
                                  Ich schätze, dass wir denen anders herum ähnlich komisch vorgekommen sind, verschwitzt und mit Patina versehen, strubbelbärtig und mit verdreckten Stiefeln und Hosen. Es liegt doch immer im Auge des Betrachters, wie etwas wahrgenommen wird – weshalb sollte man mit unnötig viel Gepäck den Berg hochächzen, wenn man bequem hinauffahren kann? Darüber kann und darf man auch trefflich streiten und ich finde beide Ansätze völlig legitim. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.
                                  Und noch etwas konnten wir wenigstens zeitweise beobachten: Den Eiger-Mönch-Jungfrau-Komplex, direkt gegenüber unserer nassen Bank. Was für ein Massiv! Fotos können gar nicht wiedergeben, wie mächtig und massig diese Felsen sind. Oben lag im Wolkenschleier der hin und wieder sichtbare ewige Schnee, wir sahen hin und wieder die Sphinx auf den Jungfraujoch und die sicherlich gigantischen Risse in den mächtigen Séracs der Gletscher ...


                                  Eiger und Mönch


                                  Das Jungfraujoch mit Sphinx


                                  Noch mehr Jungfrau


                                  Eine ruhige Minute nach Abfahrt des Zuges: Ein seltenes Bild hier oben

                                  Es zog sich langsam zu. Wir hatte viel Zeit am Eiger vertrödelt und mussten nun langsam los, es war bereits halb vier. Also packten wir wieder alles zusammen und eilten den Weg hinunter gen Lauterbrunnen. Der Plan war, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, ab Wengen das steilste Stück mit der Bahn hinab zu fahren. Hannes hatte vor Jahren hier eine falsche Abzweigung genommen und war südlich an den Trümmelbacher Wasserfällen hinabgekommen – für ihn damals eine Höllentour, an die er nur mit Schauern zurückdachte. Daher wählten wir den einfachen Weg, der 2,5 Stunden dauern sollte und von uns in zwei absolviert wurde.
                                  Wir waren ziemlich müde. Das kalte Wetter war anstrengender als die Wärme der letzten Tage, besonders der Wind pfiff ziemlich unangenehm, trotz unserer guten Jacken, den Handschuhen und den Kopfbedeckungen war das auf Dauer unangenehm. Ich stellte fest, dass der Abstieg zudem stärker auf die Fußballen ging und die Knie spürbar stärker belastete, weshalb ich ab nun bei Abstiegen stets einfache Stoffbandagen anlegte. Das half.
                                  Die Zahnradbahn kam fast sofort und trug uns die letzten 400 m ins Tal, dessen Wände unglaublich steil sind. Was für ein scharf geschnittener, tiefer Schlauch, ein richtiger Canyon! Das Tal ist aufgrund der oft lotrechten Wände ein Mekka der internationalen Basejumper-Szene, obwohl dieser Sport offiziell – soweit uns versichert wurde – verboten ist. Die Schweizer dulden ihn jedoch, was u.a. auch touristische und damit handfeste monetäre Gründe hat.


                                  Passhöhenbezwinger


                                  Da taten mir die Hufe weh - ab Wengen ging's per Bahn hinab

                                  Anmerkung: Wieder zu Hause sahen wir uns eine schweizer Doku über das Lauterbach-Phänomen an, in der beide Positionen gezeigt werden: Hüben die Bauern, die sauer sind, weil die Springer ihnen die Wiesen plattmachen, drüben die Jumper, die ihren Sport als Lebenseinstellung betrachten und darauf pochen, ihn ausüben zu wollen. Dazwischen changiert die Verwaltung; hier zieht das Argument Fremdenverkehr, ein etwas dubioses Anspielen auf das Jedermannsrecht, das gleich wieder relativiert wird und der Fremdenverkehr. Es gibt sogar eine Liste der tödlich Verunglückten, die im Netz steht – eine Art digitaler Shrine of Rememberance der Jumper-Community. Kurz vor unserem Besuch war wieder eine junge Amerikanerin an der „Nose“, dem berühmtesten Felsen hier, tödlich verunglückt ...

                                  Unser ganz persönliches Problem aber war, dass es Samstag Abend 17:45 Uhr war. Alles hatte zu – wo kriegen wir nun unsere zwei Kannen Pilsken her?! Wir liefen erst mal durchs Dorf, wobei Hannes jede zweite Ecke als Drehort des alten James-Bond-Klassikers „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ erkannte und begeistert erklärte. Das Szene-Café der Basejumper am Ortsausgang gehörte jedoch nicht dazu.
                                  Auch der Platz wimmelte von Engländern. Ich habe selten so viele britische Mundarten nebeneinander gehört – und dazwischen ständig das breite Amerikanisch. Selbst der Platzwart war Nordengländer. Der Vorteil war: Es gab neben der Rezeption ein Lädeli mit allem, was das (britische) Herz begehrte! Auch unser liebes Tell-Bier strahlte uns in warmem Rot entgegen ...
                                  Ich sagte an der Rezeption: „Zwei Jungs zu Fuß und ein Zelt, bitte.“
                                  „Ah, endlich wieder einmal etwas Deutsch sprechen!“ freute sich die Rezeptionistin. „Ich glaube, ich habe den ganzen Tag nur Englisch geredet ...“
                                  Der Platz war unglaublich. Ein differenziertes Mülltrennungs-System, ein hochmoderner Aufenthaltsraum mit 16:9 Fernseher und auch deutschem TV sowie penibel saubere, musikbeschallte Sanitäranlagen standen uns zur Verfügung. Wir konnten quasi im Takt von Chris de Burgh sch****. Hihihi!
                                  Ich checkte nach dem Essen meine Mails und kontaktierte Daheim. Dann sah ich den Wetterbericht: Unwetter, Regen, Schnee in den Hochlagen. Griesalp, unser nächstes Ziel, sollte es laut Swiss Meteo besonders treffen: Regen den ganzen Tag. Wir beschlossen daraufhin, den morgigen Tag abzuwarten und uns ein weiteres Päuschen zu gönnen. Entsprechend entspannt konnten wir auch in die Schlafsäcke kriechen und das Regentrommeln auf dem Außenzelt genießen ...
                                  Das muss das Boot abkönnen!

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                                  • Fjaellraev
                                    Freak
                                    Liebt das Forum
                                    • 21.12.2003
                                    • 13981
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                    Super, der Bericht geht weiter.
                                    Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
                                    Wir erreichten den offenbar recht neu angelegten Stausee oberhalb des Passes und pausierten kurz in einem kirchenähnlichen Haus, das eine Ausstellung zur Eiger-Nordwand beherbergte. Sakralarchitektur und musealer Content – soso. Sagt viel über den Stellenwert aus, der der Wand offenbar zugemessen wird.
                                    Der Stausee ist ein Speicherbecken für die Beschneiungsanlagen und das kirchenähnliche Haus dürfte früher eine Trafostation gewesen sein, die wurden hier früher oft in der Art gebaut.

                                    Gruss
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

                                    Kommentar


                                    • Lookas
                                      Erfahren
                                      • 01.11.2011
                                      • 129
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                      Sonntag, den 18.09.2011
                                      Ruhetag in Lauterbrunnen

                                      Viel ist nicht zu berichten, das steht auch so in meinem Tagebuch; vielleicht einige alltägliche Routinen und Details, die sonst häufig ausgespart bleiben, weil sie schlicht profan sind. Reiseberichte sind nicht unbedingt Texte, in denen man von täglich erfolgreicher Verdauung lesen möchte – darüber gibt’s hier auch nichts. Aber andere Routinen prägen eine Tour doch nachhaltiger, als man oft bemerkt, so etwa das bei uns übliche Ritual, dass ich morgens stets der erste war, der sich aus dem Zelt schälte, Wasser holen ging und den treuen Trangia anwarf, um Kaffee und Milubrei klar zu machen.

                                      Anmerkung: Johnny dagegen trug einen MYOG Kocher mit sich, den er aus einer Tomatenmarkdose als Brenneinheit, etwas Kaninchendraht als Topfhalterung und einer doppelt gefalteten Alufolie als Windschutz gebastelt hat. Die Folie zerbröselte zwar langsam, tat aber noch brav ihren Dienst.

                                      Ja, das Aufstehen – da war ich der deutlich diszipliniertere. Ich bin zwar sonst auch stark zu einem entspannten laissez-faire neigend, aber ich habe es tatsächlich verlernt, morgens einfach länger liegen zu bleiben. Der Kaffee brachte uns dann meist etwas nach vorne, der Brei war in der Kühle der hoch gelegenen Täler stets eine wohlige Wohltat, so heiß und leicht zu essen. Perfekt für den Morgen, fanden wir – und er hielt üblicherweise von knapp sieben, halb acht bis etwa elf Uhr, dann gab’s Brot, Landjäger, Äpfel und Käse. Auf die Äpfel legte ich großen Wert, auch wenn sie schwer und voluminös sind, aber frisches Obst ist für mich unterwegs absolut wichtig. Und Johnny fand das auch.


                                      Nahrungszubereitung vor dem Wohnzimmer

                                      Den Tag verbrachten wir diesmal im Aufenthaltsraum, weil es dauernd regnete. Ein Engländer mit einem Akto (um das wir ihn ein bißchen beneideten) saß den kompletten Tag in seinem Auto, was etwas eigenartig wirkte: Das kleine Hilleberg neben dem viel größeren Auto, in dem der Typ hockte. Bei uns verbrachten zwei osteuropäische Jungs den Tag, schauten Autorennen, dann gingen sie fort und wir sahen schön Bundesliga. Zwischendurch wuschen wir, ließen das Zeug und unsere Stiefel im Trockenraum und verdödelten Zeit. Erst nachmittags klarte es etwas auf und wir spazierten durch das hohe, schmale Tal zur „Nose“ und genossen die Schönheit dieses Ortes. Ein Springer kam uns schnellen Schrittes entgegen, sonst war nichts los.


                                      Etwas sehr verwackelt, aber: Heißt Lauterbrunnen nicht so, weil es hier laute Brunnen (=Quellen) gibt? Die fallen hier quasi alle zehn Meter vom Himmel ...


                                      Malerische Häuser - ich war begeistert

                                      Abends sahen wir entzückt bei zwei Tell-Bieren noch den Münsteraner Tatort, was etwas skurril war, so mitten in der Schweiz im Wanderurlaub. Der nächste Tag sollte besser werden, weniger Niederschlag und etwas Sonne – also freuten wir uns auf einen der schönsten Pässe der Tour: Die Sefinenfurgge.
                                      Das muss das Boot abkönnen!

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                                      • Lookas
                                        Erfahren
                                        • 01.11.2011
                                        • 129
                                        • Privat

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                                        AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                        Montag, 10.09.2011
                                        Sefinenfurgge

                                        Tage, an denen etwas Besonderes passiert, beginnen häufig völlig unspektakulär – so auch unser Abenteuer an der Sefinenfurgge. Tatsächlich regnete es nicht mehr, als wir aufstanden, aber es war arschlattenkalt und alles war klamm oder nass. Wir holten unsere letzten Klamotten aus dem Trockenraum und frühstückten. Tags zuvor war mein Rucksack patschnass geworden und auch unser altes Zelt hatte dem Dauerregen irgendwann nichts mehr entgegen zu setzen gehabt. Es müffelte schon ziemlich (ein bißchen nach Pferdestall, eieiei) und in Anlehnung an den „Piz Gloria“ aus dem James-Bond-Film nannten wir es nun nur noch liebevoll „Pilz Gloria“. Was soll’s – es ist unser Heim in einem fremden Land.
                                        Wenn es derartig kalt ist, ziehe ich den BW-Pulli noch unters Flies, dann geht es. So auch heute; wir packten schweigend. Hannes duschte noch schnell und dann ging es los, zurück in den Ort. Bei Coop stockten wir noch schnell unsere Vorräte auf, u.a. mit einer neuen Tafel Nussschokolade. Dann liefen wir weiter zur Seilbahn und fuhren hinauf zur Grütschalp. Was für ein Panorama! Wie man sehen kann, waren diesmal weniger die Berge das Beeindruckende als vielmehr die wie mit dem Lineal gezogene Schneefallgrenze. Schade, dass wir die Jungfrau nicht noch einmal in voller Pracht bestaunen durften.


                                        Das Panorama von der Grütschalp aus


                                        Die Jungfrau - züchtig verhüllt


                                        Kurz vor Mürren

                                        Entlang der Zahnradbahn wanderten wir durch die kalte Luft Richtung Mürren. Es zog und war eisig, dann begann der Regen. In Mürren zogen wir uns an der Bahnstation in den geheizten Warteraum zurück und aßen etwas; es war wieder elf Uhr, Jausenzeit. Meine Regenjacke harzte wieder vor sich hin und ließ auch das Tragesystem meines Rucksacks kleben. Ich bekam etwas Angst, dass das Zeug sich vielleicht als richtiger Kleber entpuppt, der mir die Gurte an die Jacke klebt – aber das war unbegründet. Ein paar Asiaten saßen kurz bei uns, dann kam die Bahn und auch wir liefen weiter.
                                        Am Ortsausgang ging es gleich voll in die Steilen, was uns soweit beschäftigte, dass wir erst gar nicht darauf achteten, dass hier alles mit einem feinen, matschigen Schneefilm überzogen war. Je weiter wir kamen, desto mehr Schnee wurde es, dann regnete es wieder und die Tropfen verwandelten sich nach kurzer Zeit in leichte Flocken. Der Schnee blieb kaum richtig liegen, es sah fast so aus, als könne es in den nächsten Stunden noch wegtauen. Doch es schneite weiter, was uns aber nicht schreckte. Johnny kannte den Pass und wir einigten uns darauf, an der Rotstockhütte nach der Meinung des Wirts zu fragen. Wenn der nichts gegen einen Passaufstieg einwendete, wäre die Sache geritzt. Wäre er dagegen – tja. Dann könnten wir immer noch die Nacht dort verbringen und dann weitersehen.


                                        Kurz vor der Spilbodenalp


                                        Die Spilbodenalp


                                        Rast an der Spilbodenalp

                                        Wir wussten beide um die Gefährlichkeit von Neuschnee im Gebirge, von Wetterumschwüngen und Kälteeinbrüchen, deshalb waren wir nicht leichtsinnig, sondern wollten uns an den Rat von Einheimischen halten. Schließlich wollten wir beide wieder heile mit allen Zehen und Fingern nach Hause kommen!


                                        Noch ist alles dran

                                        Dann sahen wir vor uns im lichten, noch weit überschaubaren weißen Treiben eine einzelne Gestalt, deren Spuren auch im Matsch und dem Schnee sichtbar waren. Zwei weitere kamen uns entgegen, grüßten freundlich, dann erkannten wir uns: Es war ein nettes, sympathisches englisches Pärchen, mit denen ich am Eigertrail bereits kurz Bekanntschaft gemacht hatte.
                                        „Have you been up to the Pass?“ fragte ich nach einer freundlichen Begrüßung.
                                        „No, we tried for the Rotschtockhutten but the snow went to deep for us. Even the way vanishes,” antwortete die Frau.
                                        „Oh, that’s not quiet what we love to hear,” sagte ich.
                                        Die beiden lachten, dann beruhigte sie uns: „But it’s doable – even for you guys!”
                                        Your word in god’s ear, dachte ich bestem Denglisch, dann verabschiedeten wir uns herzlich und gingen unserer Wege.
                                        Wir trafen dann auf den anderen Wanderer, einen alten, weißbärtigen Jäger, die Flinte über der Schulter. Er sah malerisch aus, mit den altmodischen Gamaschen, dem grünen Hut und dem lodenen Waidrock, wie aus einem Heimatfilm entsprungen. Seine blauen Augen waren stechend und klar und leuchteten irre intensiv. Hannes fragte ihn nach kurzer Begrüßung, ob er den Pass für gangbar halte, da nickte der Alte. Am Nachmittag würde es aufklaren, der Schnee sei nur vorübergehend.
                                        Wie es mit Lawinen aussehe, fragte Hannes, er habe oben beim letzten Besuch Schneefelder über dem Passabstieg ins Kiental gesehen.
                                        Da könnten wir beruhigt sein, lächelte der Alte. Bei dem pappigen Neuschnee bestünde keinerlei Gefahr, jedenfalls nicht dort oben am Pass.
                                        Wir dankten ihm und liefen weiter, etwas beruhigt ob der Antworten. Bereits fünf Minuten später kam die Rotstockhütte in Sicht – a propos Sicht, die war langsam bescheiden geworden. Ich schätze, etwa 250, teilweise 300 m dürfte die Sicht betragen haben. Der Schnee fiel nun dichter herab, deckte tatsächlich den vorher schlammigen Pfad zu und pappte an den Stiefeln.
                                        „Kein Wunder, dass die Engländer aufgegeben haben!“ rief Hannes.
                                        Ich nickte. „Aber für uns ist das kein Problem – it’s doable!“
                                        Wir lachten, denn dass die uns für solche Cracks hielten, war amüsant. Nicht, dass wir die Situation trotz solcher Sprüche leicht nahmen, aber sich etwas Mut zusprechen, tut da schon ganz gut.
                                        Die Hütte war bewartet, und zwar von zwei süßen Schweizerinnen, die nicht nur ein goldenes Gemüt, sondern auch Spaß am Reden hatten. Obwohl wir bestimmt zwei Liter Schmelzwasser verursachten, wurden wir herzlich aufgenommen und bewirtet. Hannes trank eine heiße Schoki, ich nahm von dem frischen Nußkuchen. Lecker (was auch für die beiden Mädels galt)! Wir flirteten etwas, lachten viel zusammen und trugen uns ins Gästebuch ein.
                                        Gestern seien Engländer dagewesen, erzählten die beiden, die hätten den „Talk like a pirate day“ zelebriert – und nur in „har har, Captain“ und ähnlichen Phrasen kommuniziert. Sehr seltsam, das! Wir lachten gemeinsam über die Imitation, die sie uns angedeihen ließen. Ich bin auch immer wieder über dieses karnevaleske Element der britischen Kultur verblüfft, das uns ja außer im Rheinland weitgehend fehlt. Strange people!
                                        Auf unsere Frage, ob der Pass tatsächlich begehbar sei, zuckte die Brünette bloß mit den Schultern und sagte: „Schon, wenn ihr den Weg findet.“
                                        Wir sahen uns an und dann war es abgemacht: Wir versuchen es.
                                        Die Stiefel gut nachgeschnürt, die Sonnenbrillen aufgesetzt und verabschiedet, dann traten wir hinaus ins mittlerweile dichtere Treiben. Die Sicht war schlecht, aber Hannes fand den Weg und führte. Ich hatte keine Gamaschen dabei, also spurte er und ich trottete hinterdrein. Noch lag der Schnee nicht mal zehn Zentimeter hoch, die rot-weißen Markierungen waren noch gut zu sehen. So tapften wir voran, hintereinander, auf dem langsam schlechter sichtbaren Pfad. Als wir in den letzten Talkessel traten, verlor Hannes den Weg.



                                        Auch die Pfähle, an denen wir uns orientiert hatten, waren fort. Die an sich hohen, schuttbeladenen Hänge um uns verschwanden im Weiß, das nun dicht und heftig um uns trieb.
                                        „Da vorne muss der Aufstieg sein!“ rief Hannes gegen den Wind. „Kann nicht mehr weit sein. Lass uns unten am Bach langgehen, dann kommen wir schneller durch!“
                                        Das war der direktere Weg, unterhalb des eigentlichen Pfads, der irgendwo unter dem Schnee rechts über uns verlaufen musste. Am Wässerchen entlang kletterten wir über den Schutt durch die tiefste Stelle des Tals, bis wir am Fuß des steilen Geröllfelds standen, das zum Pass hinaufführte. Hannes zögerte kurz.
                                        „Links oder rechts?“ schrie er etwas unschlüssig. „Wenn wir falsch laufen, war’s das!“
                                        Da entdeckte ich rechts oben das gelbe Wanderwege-Schild der Passhöhe, das kurz zu sehen war. „Da oben,“ rief ich. „Dahin!“
                                        Hannes nickte. Ich hielt ihn kurz auf, zog die Nussschoki hervor und teilte sie. „Hier, erst noch eine Stärkung, dann lass uns los.“
                                        Schweigend aßen wir, das tat gut. Diese Geste war spontan, aber wichtig. Jetzt galt es und das schweißte uns zusammen. Dann stapfte Hannes los, durch den nun teilweise knöcheltiefen Schnee. Ich kletterte hinterdrein, langsam, vorsichtig, konzentriert. Obwohl Hannes spurte, rutschte mir ständig Schnee in die Stiefel, schmolz an den Knöcheln und war beißend kalt. Wo das ganze Schmelzwasser blieb, war mir später ein echtes Rätsel – wahrscheinlich haben die Stiefel es aufgesogen und wogen hinterher einzeln soviel wie ein Paar Meindl Perfekt!



                                        Ständig traten wir trotz aller Vorsicht und Bedachtsamkeit in Löcher, sanken ein oder rutschten kurz weg. Unsere Stöcke hielten aber gut, fingen jeden Sturz ab und bewährten sich. Gut, dass wir sie hatten! Hannes blieb einmal in der Handschlaufe hängen, die ausriss, auch verbog sich einer seiner Stöcke, als er ihn verkantete und sich dann darauf stützte. Wir kämpften; mit der Kälte, dem Schnee, der Nässe unserer Hosen, dem Hang, dem Frust – und kamen langsam, aber sicher voran.
                                        Dann stieß Hannes auf den echten Weg, der knapp unter der Passhöhe von links recht breit herüberführte – und darauf waren Spuren. Sie kamen aus dem Nichts von den Felsen links oben herunter, trafen auf den Pfad und führten hinauf zum Pass. Wir sahen uns an.
                                        „Der ist knapp vor uns!“ freute sich Hannes. „Vielleicht kriegen wir den noch!“
                                        Wir folgten der Spur, die uns die letzten Meter hinauf leitete. Dann, die letzten Schritte, ein letztes Mal ausgleiten, aufstehen, weiterstapfen ... und ich stand oben.
                                        Geschafft!

                                        Wir waren erleichtert und umarmten uns erst einmal. Was für ein Krimi! Hannes schoss ein paar Fotos, ich kletterte vorsichtig fünf Schritte zurück und schleppte mich für eine kurze Filmaufnahme noch einmal herauf, dann hieß es: Abstieg.
                                        Der Pass war ohnehin eine Enttäuschung, weil wir rein gar nichts sehen konnten. Was für eine Aussicht muss man von hier haben, wenn das Wetter gut ist! Aber in dieser weißen Hölle sahen wir höchstens fünfzig Meter weit, graue Schemen von Felsen und stöbernde Schneeflocken, mehr nicht. Da hieß es, gut aufzupassen, wenn wir nun die Treppe hinabgingen, die mit einem Stahlseil als Handlauf die andere, deutlich steilere Seite sicherte. Eine Treppe an einem Pass! Auf was die Schweizer alles kommen ...


                                        Noch ein paar Schritte ...




                                        Geschafft!


                                        "Gipfel"-Foto

                                        Der Schnee lag hoch auf den Stufen, über die die frischen Spuren liefen. Hannes ging voran, stets eine Hand am Seil. Vorsichtig und konzentriert setzten wir Fuß vor Fuß; ein falscher Schritt, einmal abrutschen – dann wären wir mit den schweren Rucksäcken unaufhaltsam hinabgesaust. Und das war stets präsent, deshalb gingen wir langsam und sehr behutsam. Die Rucksäcke zerrten nach hinten, der Schnee lag nach oben gewölbt auf den Stufen, so dass man auf runde Tritte stieg, von denen man leicht abrutschen konnte. Ich schlug daher die Hacken in den Schnee, frass mich förmlich mit den Stiefeln darin fest und versuchte, stets ganz nach hinten an die Stufe zu kommen, damit der komplette Fuß darauf stand. So stieg ich Schritt für Schritt mehr oder weniger auf den Fersen hinunter.
                                        Als die Treppe endete, lag ein Geröllfeld vor uns, eine Art Schuttfuß, über das wir im Zickzack hinab mussten. Der weg war nur noch teilweise erkennbar, aber zu unserem Glück führte die Spur zielsicher den Pfad entlang hinab. Wir freuten uns darüber; ohne diese mysteriöse Spur wären wir deutlich länger oben gewesen und hätten bestimmt eine bis zwei Stunden länger für den restlichen Abstieg benötigt. So folgtenihr wir möglichst schnell, aber derjenige war deutlich fixer unterwegs als wird, denn die Spur begann immer mehr, im Schneefall zu verschwinden. Hin und wieder verloren wir sie und standen dann vor der Frage: rechts oder links?
                                        Einige Felsformationen teilten das schmale Tal hier und da, und dann hieß es, zu schauen, wo es am besten entlang geht. Da die Sicht nicht ausreichend war, konnten wir nur anhand der Karte abschätzen, wo wir uns in etwa befanden. Dazu schaltete ich das GPS an, damit wir uns an den Höhenmetern orientieren konnten. Damit hatten wir ziemlich präzise Angaben, die wir mit den Höhenlinien auf der Karte abglichen und dann feststellten, wo wir uns befanden. Das ging sehr gut und zügig, so dass wir immer tiefer stiegen und sogar ohne Spur – die dann schließlich auch querfeldein lief – einige ungünstige Umwege meiden konnten.
                                        Im Schneegestöber meckerten Schafe um uns herum, die Hände froren bald trotz Handschuhe und ich merkte, dass die Energie der Schokolade längst aufgebraucht war. Wir wurden müde, denn die ungewohnte Kälte strengte noch mehr an als die im Vergleich äußerst entspannten Auf- und Abstiege der letzten Tage. Meine Hose war zudem nass, meine Stiefel schwer und quatschten vor Nässe, langsam ging uns das Wetter echt auf die Nerven.
                                        Dann merkten wir, dass der Schnee pappiger wurde, immer häufiger Steine aus der weißen Decke hervorlugten und die Sicht sich besserte. Schließlich fanden wir den Weg wieder und konnten ihm ab nun problemlos folgen – das schlimmste Stück lag hinter uns. Die Sicht besserte sich und wir kamen nun in Höhenlagen, in denen wir gefahrlos absteigen konnten. Wir hatten es geschafft.
                                        Uf de Hüble trafen wir einen alten Älpler, der dort seine Kühe im Stall versorgte. Wo wir denn herchäme? – Oben vom Pass, das sei ganz schön zugeschneit. – Ach was, das sei noch gar nichts, da sollten wir den Winter mal erleben! Der Pass sei doch noch machbar, winkte der Alte ab und kicherte. Er wünschte uns noch viel Spaß.
                                        Daraus zogen Hannes und ich zwei Lehren. Erstens kann man den Ratschlägen der Einheimischen nicht blind vertrauen, wenn das Wetter umschlägt. Offenbar denken diejenigen, die ohnehin ständig im Gebirge unterwegs sind, in anderen Erfahrungshorizonten, die nicht auf recht unerfahrene Wanderer wie uns anwendbar sind und die wir nicht kritiklos hätten annehmen dürfen. Zweitens wurde uns langsam klar, dass wir daher ziemlich unbedarft in eine handfeste Gefahr getappt waren, die wir unmöglich abschätzen konnten. Wir hatten uns auf die Ratschläge des Jägers und der Mädchen verlassen, weil wir keine Erfahrung mit alpinem Schneefall hatten und davon ausgegangen waren, dass die schon wüssten, was sie uns rieten.
                                        Puh. Da wurde mir grad mal anders.
                                        Es mag ja sein, dass es deutlich gefährlichere Situationen für Leute wie uns gibt, aber beide waren wir uns hinterher einig, dass das doch verdammt eng war. Zum Glück neigen wir beide nicht zu Panik oder Hektik, sondern sind ruhig geblieben, vorsichtig und haben bei Schwierigkeiten immer angehalten, miteinander beratschlagt und gemeinsam eine Entscheidung getroffen. Diese Zeit muss man sich dann einfach nehmen, und ich bin froh, dass wir zwei als Gespann so gut funktionieren. Das ist nicht bei allen Brüderpaaren so, aber wir konnten uns zum Glück voll und ganz aufeinander verlassen.
                                        Da das Naturfreundehaus geschlossen war, kehrten wir im Golderli ein, das ich nur empfehlen kann. Die Wirte sind nette Leute, sehr hilfbereit und bereiten das beste Frühstück, das ich je gegessen habe. Hier wurde unsere Erkenntnis vertieft, denn die beiden schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, als sie hörten, von wo wir herkamen. Die Frau wies uns auch noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass für uns ganz andere Kategorien gelten als für Älpler. Als Hannes dann fragte, ob die Blüemlisalp für morgen gangbar sei, rief sie kurz oben an, um uns dann zu sagen, dass alles zugeschneit und teilweise vereist sei. Schade, denn das wäre das Dach unserer Tour gewesen, doch nun waren wir gerne bereit, eine Alternativroute zu laufen und einfach das Kiental hinab zu wandern.
                                        Das war der Plan für den nächsten Tag, als wir unsere nassen Sachen im Zimmer ausbreiteten und das noch immer klamme Zelt unter dem Vordach zum Lüften aufhängten. Die Anstrengung des Tages saß uns tief in den Knochen, als wir noch auf ein Bier ins Wohnzimmer oben gingen und uns am Ofen wärmten. Und so endete dieser Tag ähnlich unspektakulär, wie er begonnen hatte.
                                        Das muss das Boot abkönnen!

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                                        • Flachlandtiroler
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                                          Moderator
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                                          • 14.03.2003
                                          • 29033
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                                          #40
                                          AW: [CH] 350 Kilometer quer durch die Schweiz- von Sargans nach Montreux

                                          Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
                                          @Mods: Es wäre super, falls einer von Euch mich noch als Mitreisenden eintragen könnte, das hat Johnny nämlich verpennt. Herzlichen Dank!!
                                          [x] done

                                          Die ersten Touren sind immer die eindrücklichsten... schöner Bericht
                                          Meine Reisen (Karte)

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