[UA/RO] Bordertrekking II Rumänischer Teil

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    • 26.04.2010
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    #41
    AW: [UA/RO] Bordertrekking II Rumänischer Teil

    Zitat von Enja Beitrag anzeigen
    Da wir in der Gegend, von der du berichtest, auch waren, kann ich das nicht bestätigen. Ich habe so einiges gut wiedererkannt. Obwohl zeitlich 7 Jahre und - wie ich schrieb - allerhand Veränderungen dazwischen liegen.
    Ich habe mir erlaubt, meine Hundebeiträge hier mal zu löschen.

    Enja, versteht das bitte als reinen Humor, meine Spitze war nicht wirklich ernst gemeint.
    Ich hatte eure großartige Radtour entlang der Donau mitgelesen. Ist klasse die Eindrücke und Schwierigkeiten von anderen kennenzulernen.
    Rumänien zählt m.M. nach zu den reicheren neuen Ländern im SO-Europa , die Mitglied der EU geworden sind bzw. die Mitgliedschaft beantragt haben.(Schengen und Euro als Zahlungsmittel steht noch aus.) Wer mal mit dem Bus auf der Autobahn durch rauscht, wird um Cluj und Sibiu riesige Bagger wüten sehen, die die weiteLandschaft der Heuwiesen und die Steppen dort als Weidelandschaft zerschneiden.
    Man beginnt moderne Ernte- und Mähgeräte einzusetzen. Und das besondere, was Rumänienerlebnisse ausmachte, wird verschwinden.
    daher suche ich meine Motive etwas danach aus, um auch ein Entwicklungszeugnis aufzubewahren.
    Zuletzt geändert von Abt; 23.10.2018, 18:56.

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      #42
      AW: [UA/RO] Bordertrekking II Rumänischer Teil

      Zwischen Bukowina und Maramuresch

      Inzwischen hat sich die Flugroute Berlin nach Cluj Napoca doch als bessere Verbindung für mich erwiesen, nachdem mir 2014 zwei meiner Freunde das Topangebot von Wizzair,- eines Billigfliegers,- von Schönefeld bis Cluj empfohlen hatte. Das erspart zunächst die sonst übliche lange Busfahrt durch die Tschechei und Slowakei, die sinnlose Warterei an der slowakisch-ukrainischen Grenze, die schier endlose Busfahrt auf den schlechten Straßen der Ukraine und den katastrophalen Verkehrsanschluss ab Sighetul Marmatie nach Nordost-Rumänien hinein.

      Im Sommer 2018, vor dem Zeitpunkt dieser Tour verlegte man den Start für meine Maschine zwei Stunden vor, also früher, was mir entgegenkam. Da sich der Ticketerwerb in Cluj vom Airport für den Stadtbus als zu umständlich erwieß,- wer hat schon als Tourist rumänisches Klimpergeld bei der Einreise einstecken, verkürze ich die Prozedere einfach und mache einen Preis mit einem Taxifahrer aus, der mich dann für 20Lei zum Busbahnhof fährt. Quer durch das Gewimmel der Großstadt. Der nächste Bus fährt 17.00 Uhr In meine Richtung. Ich melde mich diesmal telefonisch in Vatra Dornei an und bitte mir einen Bungalow aufzuschließen im Basiscamp. Diesmal will ich also mal nicht auf dem Tisch dort pennen.
      Unterwegs drängelt sich so ein angesoffener Vater mir regelrecht auf, was ich nun überhaupt nicht mag. Ein Student ist zunächst viel zurückhaltender und mit dem komme ich bald ins Gespräch. Er studiert in Berlin und ist bereits gut einen Tag unterwegs und recht erstaunt, dass es da so eine günstige Flugverbindung gibt, mit der man innerhalb von zwei Stunden die Wegstrecke nach Rumänien für den halben Preis zurücklegen kann. Erstaunlicherweise spricht er kaum ein Wort deutsch und studiert schon ein Jahr in Berlin an der Uni.

      In Vatra Dornei ist alles beim alten Stand.
      Das nächste Problem beginnt mit der Beschaffung einer Schraubgaskartusche am folgenden Tag. Das Geschäft ist zu und die Besitzer noch im Urlaub, kommen in der Zeit erst wieder nach hause. Ich warte, und - ich warte noch einen Tag. Das Geschäft ist trotzdem noch geschlossen. Ich telefoniere…einmal…zweimal irgendwer soll da sein.um mir die Bestellung zu übergeben. Der Irgendwer ist nicht da. Nach dem fünften Anruf fasse ich das als Zeitverschwendung auf, da bisher außer Telefonkosten kein Ergebnis zusrtande gekommen ist.

      Normalerweise bin ich früher immer im Cerbul-Hotel Mittag essen. SB mit Lehrausbildung. War auch immer einiges Publikum, diesmal gähnende Leere. Eine Frau ist für alles zuständig. Nanu? Mein Instinkt sagt mir...Der Preis ist ganz einfach zu hoch, das Essen kalt. Also suche ich nach einer neuen Annehmlichkeit, Casa Bukowina empfielt sich sehr. Liegt unterhalb vom Camp Runc am Stadtrand.


      Ich besuche nochmals den Salvamont-Stützpunkt in Vatra Dornei um eine Wetterauskunft einzuholen. Die Mitarbeiter sind freundlich, meine Frage nach dem E8 Via Carpatica und dem Stand der Markierungsarbeiten bleiben wieder offen. Mit dem Verweis, es gebe (noch) kein Geld aus dem Westen. Ich kam irgendwie ungelegen, denn im Nebenraum fand gerad ein Event in Form eine PR-Kampagne oder Tourismusbörse statt. Für den E8 habe man gerad keine Zeit.
      Ich brauche den E8 ja eigentlich auch nicht mehr, finde meinen Weg auch so, und ich bin langsam stinke sauer. Kein Hinweisschild darauf unterwegs. Die Salvamont-Mitarbeiter wissen nichts von der Planung, dass dieser Weg hier durch ihre Stadt und ihr Gebiet führen soll, Es gibt noch immer keine Karten oder nur sehr ungenaue Ausdrucke im Internet. das kann natürlich anderswo ganz anders sein.

      Am nächsten Tag will ich den Kauf des Gases auf dem Weg in das Rarau Gebirge gleich in Cimpolung erledigen, denn dort gibt es einen guten Laden, der sich Edelweiß nennt und ebenfalls Outdoor- Artikel führt. Cimpulung Moldovenesc liegt nördlich des Rarau-Giumalau Gebirges, in das ich am Folgetag ohnehin noch will. Der Laden hat alles, was mein Herz begehrt und dazu eine sehr motivierte Chefin. Die kommt auf mich regelrecht zugerannt wie eine Bobfahrerin beim Anschieben. Aber sehr nett! Ich bin zufrieden und verkrümele mich bald in ein Straßen- Kaffee um ein Bierchen vor dem Aufstieg zu trinken. Es ist gerad Maß-Tag und es gibt ein Ende Mett dazu..



      Auf meiner Karte kann ich eine Tankstelle in Cimpulung erkennen, an der eine Nebenstraße und mein Wanderweg abgehen soll. Mir tun schon jetzt die Füße vom Asphalt weg gehen weh. Ein Bier für den Abend am Zelt, nehme ich noch mit und frage einen Taxifahrer, ob er mich bis zur Teufelsmühle fahren kann. Das sind rund fünf Kilometer. Schotterweg. Mit vierzig Lei bin ich dabei! Das ist etwa das drei-vierfache! Tja Abt, man kann eben nicht immer der Erste sein. Hätte doch wie sonst immer den Preis festmachen sollen. Hätte. Hätte. Eimerkette. Egal, kurz geärgert. Weiter. Das Leben ist doch schön. Das Wetter auch und die Strecke 5km kürzer.



      Die Waldstraße endet hier als befahrbar auf einem Parkplatz und geht als Wanderweg über den Bach weiter, der mit rotem Kreuz markiert ist. . Zelten ist hier ungünstig. Die als Moara Dracului (Teufelsmühle) bezeichnete Stelle ist eine kurze Klamm, die ein Wildbach durchfließt , der mit Hilfe von Holzkonstruktionen überwunden wird. .Eine Schutzhütte und ein Quell vervollständigen diese Stelle im Walde Ich will ja noch ein Stück hinauf.. Allerlei seltene Pflanzen sind zu sehen. Es ist ein angenehmes laufen.




      Sendestation auf dem Rarau

      Ab und an sehe ich auf dem feuchten Waldboden Pilze, die mir unbekannt sind, die Markierung rotes Kreuz ist gut zu finden und der Weg geht zügig aber nicht zu steil nach obben zu einer Almwiese und dann durch eine morrastische Wegstelle auf eine Waldwiese mit Hütten.
      Ich finde eine halbwegs ebene Stelle auf einer Waldwiese und mache etwas früher halt. Wanderer hat es keine mehr, meine Stelle liegt 50m vom Wanderweg ab. Ich untersuche die Umgebung ringsherum auf Spuren, kann aber keine entdecken. Neben meiner Zeltstelle steht ein kleiner Felsen, der mein Intresse auf sich zieht, denn der ist mit verschiedenen Pflanzen bewachsen.



      Nachts erhalte ich den Besuch eines Störenfriedes, der Streit sucht und herumbrüllt.
      Ich antworte kurz und barsch auf deutsch "Vieh hau ab" . Aha! deutsch richtig gesprochen scheint er zu verstehen, denn daraufhin ist wieder Ruhe. Der Cerbul weiß nun, da liegt ein Mensch, der ist völlig ungenießbar. Später kommt noch mal eine Horde Rüsseltiere um den Waldboden umzupflügen, aber da schlafe ich schon wieder.




      Glockenblume




      Stinkender Storchschnabel

      Früh untersuche ich den kleinen Fels in meiner Nähe, an dem Arten von Storchschnabel, Farnen und wunderschöne Glockenblumen wachsen, die ich nicht alle kenne. Ich frühstücke traditionell kalt und ohne kochen. Gemüse vom Markt und zwei Scheiben Mischbrot vom Bäcker von zu Hause. Da weiß man, was man hat!
      Etwas weiter bergauf finde ich eine mit Windbruch fast verschüttete Sursa, so nennt man ein Rinnsal, die ich beinahe übersehen hätte. Nur die verwendete Plastikfassung einer Flasche hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich fülle meine Wasserflaschen auf. Weiter am Berg ragen nochmals kleine Felsen aus einer Bergwiese hervor .


      Stincile Felsen

      Darauf sitzt schon eine Gruppe Wanderer und genießt die Sonnenstrahlen. Für diesen Sonnabend hat man jedoch Gewitter angesagt. Ich kann bei einer Rast weiter oben beobachten, wie die Wetterfront allmählich heran zieht und suche in einer verlassenen alten Schäferhütte Schutz. Ich bin nun kurz unterhalb des Kammes.am Hirten- Joch, Curmatura Ciobanului wo sich einige wichtige Wanderwege kreuzen.







      Die alte Stina ist jedoch ziemlich verkeimt und ich gehe in einer Regenpause weiter auf dem Roten Band-Weg. Nach etwas mehr als einem Kilometer sehe ich gleich zwei neu errichtete Schäferhütten aus frischen Holz, die gerad erbaut sind. Sie sind nicht verschlossen und völlig leer, also für mich bestens zum Übernachten geeignet. An der größeren Hütte gibt es sogar eine Wasserleitung und keine hundert Meter entfernt steht eine noch saubere Toilette! Genial und Perfekt!. Keine Menschenseele weit und breit zu sehen, dafür einen Traumblick auf das von Nebelbänken verdeckte Tal der Bistrita und die herausragenden Berge des Bistritza-Gebirges gegenüber. Die Zugreni-Klamm und die Hütte liegt ganz und gar im Nebel im Tal..







      Ein schlechter, schmaler Fahrweg kommt von Slatioara herauf, das ist ein unterhalb liegendes Dorf, und führt etwa 50m unterhalb der Hütte vorbei. In der Dunkelheit quält sich irgend ein Fahrzeug herauf und bleibt dann in etwa zweihundert Metern Entfernung zur Hütte stehen. ch bin inzwischen Bettfertig, habe den letzten Tee vor mir stehen, etwas Zuika hineingetan und den Schlafsack auf dem Fußboden in einer Ecke ausgerollt .



      Ich denke Jetzt! wird Besuch kommen…Nee. Einige Insassen unterhalten sich, jedoch wird es dann still. Schlafen die im Auto? Ja! Ich habe Glück. Sie fahren am nächsten Morgen gleich weiter. Danach wird ihr Weg viel besser. Die haben die Hütte und mich einfach nicht gesehen! So frühstücke ich seelenruhig und wandere gegen zehn Uhr hier los.







      Die Straße führt am Hang entlang in Richtung Sendestation. Das Wetter ist etwas heller geworden, aber immer noch nebelig. Ich erkenne die Statio Meteo, die Hütte der Bergwacht, die beeindruckenden Felsen der Piatra Doamenei (in etwa „Steine der Fürstin“), die aus der Entfernung an die Ruine einer mittelalterlichen Burg erinnern. Zunächst stelle ich der Bergwacht mal die Routinefrage, wo ich eine Karte vom E8,-Via Carpatica herbekomme. Wieder die gleiche Auskunft und ein durchaus bekundetes Interesse, was das sei. Routinefrage, wo ich eine Karte vom E8,-Via Carpatica herbekomme. Wieder die gleiche Auskunft und ein durchaus bekundetes Interesse, was das sei.



      Das Rarau-Gebirge ist nicht groß und allgemein von Touristen gut besucht. Um der Straße willen, die ich noch als schmalen Waldweg kenne, wurde in den zurückliegenden Jahren mit gigantischem Aufwand ein von der Dimension völlig überzogenes Asphaltmonster über dieses ehemals hübsche kleine Gebirge gegossen. Dazu wurde der Wald gerodet und es sieht heute einfach nur nun ja, leer aus. Ähm. Gut erschlossen natürlich.
      Das Hotel war früher eher ein Betonbunker und ist heute mit viel Aufwand an edlem Material in gediegenem gutem Zustand. soweit ich vom Foyer auf die immer noch im Preise erschwinglichen Zimmer schließen kann . Ich will ja nur essen und meckern, aber der Oberkellner treibt sein Mannen an und ich kann nicht mal meckern. Immerhin hat man Solca im Angebot, das ist ein Bier aus der Bucovina. Dazu Cioba de Burta mit Sahnesuppe. Alles in allem gut..Cartoffi natural, das sind hier Salzkartoffeln und Snitel de Pui.Hühnerschnitzel. Alles zu einem Preis, der mir das Schamgefühl mit westlicher Röte in den Kopf treibt. Immerhin ein gutes Haus.



      Ich habe beschlossen heute mal eine Erkundungstour hier herum zu machen und gehe in Richtung der Felsen. Nun sucht plötzlich die Ciorba nach einem Ausgang. und mit ungutem Gefühl eile ich mit dritter kosmischer Geschwindigkeit zurück, die Ecken und Unterführungen hin zur Toilette mit meinem Monster auf dem Rücken touchierend, Zum Glück ist die Zelle für mich frei, denn zum Absetzen des Rucksackes komme ich nicht mehr. Schwupp. Hosen runter… Alles an seinem Platze. Jahrelanges Training derartiger Notlagen…



      Draußen hat man eben den Grill in Betrieb genommen, als ich mich nähere. Auch ausgezeichneten Kaffee aus der Kanne und Pfannenkuchen mit Schokofüllung gibt es. Ganz ausgezeichnet. Mici nehme ich diesmal nicht. Ich bin ja eigentlich satt. und habe nur Fresslust . Nach beendeter Völlerei zwickt mich es erneut im Darm. Zum Hotel ist es zu weit, das erkenne ich sofort. Ich suche etwas Strauchwerk, hinter dem ich mich notdürftig tarnen kann. Das gelingt. Im Augenblick der höchsten Konzentration klingelt das Handy..Mein alter Kumpel ist dran und gibt mir das Wetter der nächsten Woche durch. Meine Tarnung ist futsch. Ich kann nur noch lachen.



      An den Felsen über mir erkenne ich einige Leute von Salvamont. Ich wandere dann den Rundwanderweg , der mit Blauem Punkt / oder Kreis? markiert ist. Der Weg ist schön, aber wirklich zu kurz. Ein kleines Objekt halt. Ich wähle danach den Weg zurück zu „meiner“ Stina- Hütte, in der ich die letzte Nacht so gut und preiswert untergekommen war, gehe aber vorher hinauf zum höchsten Punkt des Massives dem Rarau in 1658m. Man hatte laut Wetterbericht über den Durchzug einer Störung am Samstag informiert .



      Aber diese Störung hat es nachts nochmals richtig regnen lassen, und ich war froh, im trockenen zu essen und dann zu schlafen. Zu Beruhigung meines schlechten Gewissens blickt auf mich die ganze Zeit ein Geistlicher herab, der für meine irdischen Sünden bestimmt Verständnis zeigt.







      Kiefer am Weg


      Wegezeichen am Baum




      Das Gebirge im Hintergrund ist das Bistritza-Gebirge, oder besser ein Ausläufer davon. Es ist etwa 40km lang und ziemlich unzugänglich wegen seiner Strucktur. Der E8 sollte idealerweise dort entlangführen, verläuft aber in weitem Bogen herum und weicht östlich zu einigen Moldauklöstern aus.

      Montag morgen, ich will endlich aufbrechen, packe alles zusammen.
      Ich will den Weg von den Rarau-Felsen hinüber zum Giumalau gehen und dort noch einmal übernachten, bevor ich direkt nach Vatra Dornei hin absteige. Das erste Teilstück geht direkt an der Straße entlang und folgt dieser Richtung nach Norden etwa 3km bis zum Abzweig mit rotem Band.





      Einige der Wanderwege in der Bukowina in Rumänien verlaufen ideenlos auf den Hauptverkehrsadern entlang, so wie diese. bis zum Saua Colbului hinunter verläuft, bevor sie dort die Asphaltstraße verlässt und ich endlich auf den Waldweg abbiegen kann. Erst gehe ich den Weg hoch bis zum Sattel, dann nochmals links auf dem Ausläufer eines Bergnebenkammes und den dann hoch bis an den Fels im Walde.





      Zwischendurch werde ich kräftig von einem schwarzen Eichhörnchen angemeckert, das ich direkt über mir entdecke. Ich habe noch etwas zu trinken und mache eine Pause bevor ich in das Latschendickicht vor dem Giumalau eintauche. Davor habe ich einen gewissen Respekt, denn meine letzte Tour hier liegt noch nicht so lange zurück, als ich von oben kam und mir die hohen Absätze und die Zweige der Bergkiefern immer wieder ins Gesicht schlugen. Man weiß ja auch nie, welche brummige Überraschung der Bergwald gerad bereithält.




      Es ist Nachmittag, als ich endlich auf dem Giumalau in den letzten Sonnenstrahlen stehe. Das Kreuz des Kriegerdenkmals für die rumänischen Helden, die hier im Krieg verheizt wurden sehe ich. Ich erkenne im Boden noch Vertiefungen von Schanzen aus dieser Zeit. Der Vertrag von Trianon ist heute hundert Jahre alt. Damals, hat das neutrale Rumänien 1916 in den ersten Weltkrieg Ungarn, Österreich und Deutschland, Mittelmächte genannt, den Krieg erklärt, nachdem die Brussilov-Offensive dank einer neuen Taktik Frontgewinne für die Russischen Truppen brachte. https://de.wikipedia.org/wiki/Brussi... /> Zunächst sah es gar nicht so gut für Rumänien aus, denn die Russen mussten Rumänien noch durch Truppen unterstützen, die ihnen fehlten. https://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3...r_Weltkrieg%29 Rumänien schied als Verlierer aus.
      1917 zerfiel die russische Front durch die zwei Revolutionen. In Ungarn hatte die Monarchie gerad abgedankt und,-(außer dem Kriegsschäden) gerad Revolution und politisch desaströse Verhältnisse wie in Russland. Rumänien hat Ungarn als Undertaker im Auftrag der Entente in spe den Todesstoß versetzt, Die Schaffung Rumäniens als die neue Macht in Osteuropa war eine beschlossene Sache der Entente.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Entente
      Ungarn verlor 2/3 seines Terrains. Mit der Besetzung Budapests 1919 durch die Truppen Rumäniens setzte man es unter Druck https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Trianon
      Die Ungarische Republik wurde als Kriegsverlierer gezwungen dieses einseitige „Vertrags“papier in Pariser Hotel Trianon zu unterschreiben. Von Österreich hatte es keine Hilfe zu erwarten, auch hier war Revolution und die Monarchie abgedankt. Wie in Ungarn regierten gerad Volksräte, dem russischen Ableger der Oktoberrevolution, die Truppen in Auflösung und kriegsmüde. Österreich war kurzzeitig um den Anschluss an Deutschland bemüht. Von Anfang der Doppelmonarchie ließ Österreich dem ungarischen Adel seine Befugnisse über dessen in verschiedenen Nationen verstreuten Besitz an Ländereien unangetastet. Und so kam es eben, da die Bevölkerung regional mehrheitlich aus Nicht-Ungarn bestand, zu der vermeintlich falschen Aussage hier. Also doch Befreiungsschlacht??? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten, Fakt ist,- das national Empfinden war vergiftet und Nährstoff für neue Kriege und Konflikte. Dass dieses Resultat Ungarn sehr schmerzte ist verständlich, als es im zweiten Weltkrieg kurzzeitig nochmals expandierte, versuchte es durch zwangsmagyarisierung eine Bevölkerungsmehrheit in den von ihm okkupierten Gebieten zu schaffen.
      Vielleich sollte die Bewertung Österreichs von der Besitzergreifung in der Bukowina bis zum Zerfall der Monarchie aus heutiger Sicht neu bewertet werden. Denn unter österreichischer Oberhoheit wurden die meisten Verkehrstechnischen Erschließungen realisiert. Heute sind die Gleisanlagen nach einer Überschwemmung 2008 in der Ukraine immer noch nicht wieder hergestellt, die Straßen in einem saumiserablen Zustand.




      Als Deutscher der Nachkriegsgeneration nehme ich die Landschaften und Grenzen so wie sie heute sind. Ich habe die Informationen aus dem Internet bezogen und sicher wird es dazu auch ganz andere Meinungen geben. Ich habe mich jedoch schon oft gefragt, warum wer da was entscheidet und entscheiden darf.


      Giumalau

      Der Abstieg vom Giumalau geht mir noch einmal in die Beine, der Rucksack schiebt doch ganz schön. Ich suche meine schöne Hütte von vor drei oder vier Jahren, finde sie jedoch nicht mehr. Ich gehe noch einmal zur Wasserrinne, die etwa am Waldrand Richtung der Cabana liegt. Sie ist zerstört,- ausgetrocknet und versaut von Vieh. Mit Mühe kann ich noch etwas sauberes Wasser mit meinem Trinkbecher gewinnen. Es dunkelt, als ich mein Zelt neben einer Sitzbank aufstelle.Zu der privaten Cabana will ich nicht gehen.
      Die Stina-Hütte, in der ich 2015 übernachtet hatte, sehe ich auch am nächsten Morgen nirgends Ich baue früh ab, nachdem das Zelt von der Sonne getrocknet ist. An sich sind es ja gerad mal vier bis fünf Wegstunden zu wandern. Aber ich laufe langsam, fotografiere oft und will unbedingt einmal die Cabana Gigi Ursu besuchen..




      Sitzgruppe unterhalb des Giumalau

      Das Wetter ist sonnig und warm, als ich über eine Hochebene gleichende Landschft gehe, die allmählich in die Waldzone übergeht.
      Im Wald teilt sich der Weg,- der mit rotem Band markierte biegt nach rechts ab und verläuft über die Kapelle und Kloster Mestecanis und erreicht den Pass Mestecanis und damit die Hauptstraße und die Eisenbahn. Den Weg kenne ich bereits. Mein Ziel ist die Baude Gigi Ursu,- und dahin ist der Weg nicht ganz ersichtlich. Zumindest an der Stelle vor Ort schlecht ausgeschildert. Blaues Band ist richtig, dass ich zunächst falsch auf rotem Band-Weg laufe und meinen Fehler erst bemerke, als ich schon an der Abzweigung vorbei bin. Also dem blauen Band nach. Muss also zwei Kilometer zurück gehen. Aus einem Wald fliegen sehr große Vögel geräuschvoll auf, die ich noch nie gesehen hab, ich denke dass es Auerhühner waren, also die Henne und ihre schon flüggen Kinder.

      Der Umweg zurück zur Cabana scheint schier unendlich. Aber es lohnt sich, denn die Cabana ist ein hübsches altes Bauwerk aus Holz mir 35 Betten. Mir wird Bier und eine Wurst heißgemacht. Ich habe schon richtig Hunger.





      Eine Frau arbeitet hier wie ein Mann und schmeißt hier die Wirtschaft. Als ich eintreffe verlädt sie gerad schwere Holzteile. In etwa 200m Entfernung befindet sich eine kleine Kapelle, in welche gerad zwei Frauen eintreten. Das gehört aber nicht mit zum Objekt. Ein Herr mit Rucksack ist der andere Gast außer mir. Auch ein Wanderer aus der Gegend. Und, er kennt das Wegeprojekt!!! E8 und Via Carpatica. Der erste Mensch unterwegs, der das Projekt kennt.







      Nach zwei Bier bin ich erledigt und gehe zurück zum Abzweig. Der Weiterweg führt allmählich abwärts, ist aber zum Teil schlecht markiert, so dass ich oft auf Verdacht gehe und froh bin, wenn ich wieder ein rotes Kreuz- Zeichen sehe. Einmal sehe ich eine wunderschöne, große Blüte eines Enzians schon sehr weit unten. Trinkwasser gibt es am Wege nicht, also müsste man sich schon am Vf. Giumalau bevorraten. Ich erreiche eine Koppel, dann die ersten Häuser in Vatra Dornei.



      Ich komme an der Brücke heraus, die über die Bistrita Aurie (Goldene Bistritza) führt. Kurz danach vereinigt sie sich mit der Dorna zur Bistritz. Die Häuser sehen hier marode aus. Es sitzen sehr viele Mädchen und Jungen davor auf der Treppe, die der gleichen Familie zuzugehören scheinen. Roma. Aber sehr hübsch anzusehen, wie sie friedlich da sitzen und miteinander schwatzen. Ich gehe über die Brücke und bin fast da. Kaufe noch etwas ein und gehe zum BasisCamp.



      Über eine kleine Resonanz würde ich mich natürlich freuen.
      Zuletzt geändert von Abt; 27.11.2018, 16:35.

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