[DE] Karnevalsflucht in die Eifel

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    [DE] Karnevalsflucht in die Eifel

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Nachdem mir die hier eingestellten Reiseberichte die ein oder andere schöne Lesestunde gebrachte haben, habe ich mich einmal daran gemacht, ältere Touren erneut Revue passieren zu lassen und hier mit Euch zu teilen. Den Anfang macht eine Mehrtageswanderung durch den Nationalpark Eifel.

    Projekt Karnevalsflucht


    Das erste Märzwochenende des Jahres brachte wie jedes Jahr den rheinischen Karneval in meine Heimatstadt. Eine Institution von der ich mich jedes Jahr immer weiter entferne. Neben Schnapsleichen jeglichen Alters – teilweise noch wandelnd, teilweise jeglicher motorischen Fähigkeit abhanden gekommen – neben Einheitskarnevalspopschlagermusik und in gefrorenem Dreck plattgetretenen billigem Süßkrams kurz vor dem Verfallsdatum beschert uns der Karneval auch 3-4 freie Tage.

    Um dem Zwangsfrohsinn dieses Jahr zu entfliehen habe ich mich kurzfristig für eine mir empfohlene dreitägige Rundwanderung durch die nahegelegene Eifel entschlossen. Die Strecke setzte sich aus Etappe 3 des Eifelsteigs (rückwärts), einer frei gewählten Etappe und abschließend der Etappe 4 des Eifelsteigs (ebenfalls rückwärts) zusammen, sodass Start und Ankunft in Einruhr zusammenfielen. Ein motivierter Mitwanderer aus dem Freundeskreis war ebenfalls schnell gefunden, und da es (a) noch kalt und (b) der größte Teil der anvisierten Strecke im NPE gelegen ist, wurden für die Etappenziele Fremdenzimmer gebucht.

    Tag 1 – Einruhr -> (Dedenborn, Hammer) -> Höfen

    Los ging es Samstagmorgen gegen 9 Uhr in Einruhr. Das Wetter bot sich (fast) von der besten Seite. Es war wesentlich schöner als angesagt, aber dafür auch wesentlich kälter, was wir schon – ein wenig zu dünn gewandet - auf den ersten Metern zu spüren bekamen, als uns der leichte Wind in der ersten Steigung hinauf in Richtung Dedenborn erst einmal die Muskeln einfror. Also haben wir direkt zu Beginn gut gestocht und die Kälte war schnell aus den Beinen vertrieben. Direkt auf der ersten Anhöhe konnten wir die ersten Impressionen sammeln.


    Dedenborn war schnell durchlaufen, dann ging es abwärts in Richtung Hammer. Unterwegs gab es viel Wasser kurz vor und teilweise unter dem Gefrierpunkt:






    Leider waren wir noch zu früh dran, um in der Wirtschaft am Campingplatz einen Kaffee trinken zu können. Also sind wir weiter marschiert, hinauf zum weißen Kreuz und statt Campingplatzheißgetränke gegen Geld, gab es im Anschluss eine viel schönere Pause, ohne Heißgetränk aber dafür mit Aussicht an der Sonnenbank am Eifelsteig: schön die Füße hochlegen, Butterbrot und Banane, Foto fürs Album und
    dann weiter.


    Es ging zum x-ten Mal hinab ins Rurtal, und bei diesem Abstieg haben wir spontan den Eifelsteig Eifelsteig sein lassen und sind für Stück dem wesentlich schöneren Pfad entlang der Rur gefolgt:


    Der letzte Anstieg nach Höfen führte über Felder und die ersten Straßen am Ortsrand und war damit weniger ansprechend. Höfen war dann auch das Tagesziel, an dem wir ein Fremdenzimmer gebucht hatten, und wo wir bei selbigen von einer Ureinwohnerin im Rentenalter wortreich empfangen wurden. In der Pension alles abgelegt, sind wir noch im Ort zum Abendessen eingekehrt und haben uns abschließend hochkonzentriert mit herrlichem Nichtstun auf den nächsten Tag vorbereitet.
    Zuletzt geändert von November; 07.11.2011, 20:10.

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    #2
    AW: [DE] Karnevalsflucht in die Eifel

    Tag 2 – Höfen -> (Fuhrtsbachtal, Oleftalsperre, Hellenthal) -> Schleiden

    Das Unglück des heutigen Tages hatte sich gestern schon angekündigt. Schon nach dem gestrigen Abendessen kamen leise aber klagende Laute meines Mitwanderers über eines seiner Knie. Nix tun und erst einmal eine Nacht darüber schlafen war noch die Devise des Abends. Am nächsten Morgen schien soweit alles in Ordnung zu sein, aber etwa 3 km hinter Höfen war das Problem des Vorabends wieder da, ein sauberes Auftreten kaum noch möglich und ein Weitergehen von seiner Seite aus undenkbar. Wie praktisch, wenn die Verwandschaft nicht allzuweit entfernt lebt, die kann man auch sonntagmorgens um 9.00 Uhr behelligen und als spontanen Abholdienst zwangverpflichten. Nachdem dies also geklärt war, stellte sich die Frage nach dem Gesamtabbruch. Aber so leicht kam ich nicht davon. Von einem heldenhafte, gar cineastische Wertvollem: „Lass mich hier zurück und bring das alleine zu Ende“ konnte ich meinen Wanderpartner nicht abbringen. „Sei’s drum“ dachte ich, „die Rettung ist ja unterwegs.“ Und so begab ich mich dann alleine vom Windräderfeld hinter Konzen hinab ins Fuhrtsbachtal, wo mich die schönsten 3 Kilometer des Tages (ja fast der ganzen Tour) erwarteten. Der Mix aus Heide, Sumpf und Wald im klaren Morgensonnenlicht waren einfach umwerfend.




    An eines wird man bei der ganzen Schönheit der Eifel jedoch immer wieder mahnend erinnert: Früher, aber doch noch naheliegend genug, dass sich die letzten daran erinnern können, hat hier ein böser Krieg getobt:


    Nach diesem sonst sehr malerischen Abschnitt zeigte die Eifel ihr wenige schönes, von forstwirtschaftlichen Interessen geprägtes Gesicht: Schnurgerade, breite, festgekieste Waldautobahnen. Recht und links davon, in Reih und Glied Nutzholz. Da mutiert die Wanderung zu purem Kilometerfressen.




    So ging es dann bis zur Oleftalsperre, die ich vor einiger Zeit schon einmal besucht, aber seitdem offensichtlich vergessen hatte, dass diese Anlage wohl die am wenigsten schönste der Eifeler Talsperren ist. Zusätzlich zu menschenleeren Sonntagsspaziergehschnellwegen empfing mich auch eisige Kälte – gefördert durch meine ziemlich unkluge Wegwahl rechtsherum des Sees. Denn rechtsherum (flussabwärts kommend) bedeutet in der Südflanke des Tals zu gehen. Die Südflanke schaut logischerweise nach Norden und sieht so mehr Schatten als Sonne. Auf halber Strecke um den See habe ich mich dann in eine der kleinen Schutzhütten verzogen und immer noch kalt aber halbwegs windgeschützt ein warmes Mittagessen gekocht.


    Meine aus dem Gefühl der Kälte und platter Füße heraus geborenen Pläne, den "leichten" Weg durch Hellenthal nach Schleiden zu gehen verwarf ich angesichts des aus dem Ort schallenden Karnevalslärms schnell wieder. Dann lieber Aua-Füße!
    Statt dessen bin ich der vorgesehenen Route den Lammertzberg hinauf gefolgt, was zwar zu diesem Zeitpunkt schon anstrengend und schmerzhaft war, aber auch für die nötige Wärme in den Muskeln sorgte. Zudem kam ich endlich von dieser Talsperre los und konnte durch den schönen sonnendurchfluteten Wald in Richtung Wildfreigehege gehen. Anschließend ging es nur noch bergab ... nach Schleiden, wo ich nach Vorankündigung das Fremdenzimmer alleine beziehen und die Füße hochlegen durfte.
    An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mit relativ neuen Wanderschuhen unterwegs war. Natürlich nicht frisch aus dem Laden, aber die Schuhe waren wohl doch noch nicht so gut eingelaufen, wie ich es erwartet hatte. Dementsprechend war an diesem Abend die Versorgung mehr als einer Blase angesagt und mental durfte ich mich auf ein wenig Gehumpele am nächsten Tag einstellen.

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      #3
      AW: [DE] Karnevalsflucht in die Eifel

      Tag 3 – Schleiden -> (Gemünd, Vogelsang, Urfttalsperre) -> Einruhr

      Nach einem hervorragendem Frühstück, das die Gastgeberin auf den Tisch gezaubert hatte, wurde der Rucksack wieder geschultert, und los ging es in aller Frühe durch morgendliches Sonnenlicht, das sich im Reif auf den Wiesen rechts und links der Straße brach. Nach einem knappen Kilometer hatte ich einen passablen Rhythmus gefunden, und das Ziehen in den Beinen und das Drücken in den Füßen verschwanden langsam.

      Nachdem das noch schlafende Dörfchen Olef durchquert war, wartete das erste Highlight des Tages auf mich: der fast abenteuerliche Aufstieg des Eifelsteigs hinauf zur Kuckucksley und der Ausblick von dort oben.




      Von der Ley hinab und nach Gemünd übergab ich die Wegführung meinem kleinen Helfer, der einen etwas direkteren Weg nach Gemünd als den Eifelsteig fand. Dieser mag nicht ganz so romantisch gewesen sein, bescherte mir aber ein Zusammentreffen mit drei Stück Rehwild, die ihrerseits die die Ruhe und die Sonnenstrahlen an diesem Morgen nutzten, in unmittelbarer Nähe zum Ortsrand von Gemünd.


      Der Weg durch Gemünd war wieder relativ unangenehm. Nicht nur schmerzten die Füße auf dem Asphalt, es gab auch keine tollen Ausblicke, die dafür entschädigen könnten. So schön ist Gemünd einfach nicht. Hier wirken die Wegmarkierungen des Wildnistrails (die Wege laufen hier größtenteils parallel) entlang der Hintergärten der Gemünder Einfamilienreihenhäuser, wie Spott auf den Namen desselbigen. Und das „Premium“ sowie das „Wilde“ des Eifelsteigs sucht man auf diesen Kilometern ebenfalls vergeblich.

      Um so froher war ich, dem Ort den Rücken kehren zu können, indem ich mich hinauf auf die Dreiborner Hochebene begab, auch wenn der Aufstieg nicht gerade bequem war. Erst als ich über den Modenhübel war – natürlich nicht ohne einen „Eifelblick“ zu genießen – ging plötzlich alles ganz einfach.


      Beschwingt und gerade zu mühelos lief ich in den scharfen Taleinschnitt, der zwischen diesem Plateau und der ehem. Ordensburg Vogelsang liegt, erst hinab und dann wieder hinauf. Ich glaube fast, dass da ein paar Endorphine mit im Spiel waren.
      An der Zufahrt zur Burg angekommen wäre ich gerne weiter gegangen um den Lauf nicht zu unterbrechen, aber ich war schon so lange nicht mehr dort gewesen (das letzte mal war es noch ein offener Tag der belgischen Kaserne) und nach 14 km und nicht ganz viereinhalb Stunden erschien eine erste richtige Pause mit warmer Mahlzeit sehr angenehm.




      Also bin ich am ip eingekehrt, habe die Füße ausgestreckt ein total überteuertes Mittagessen genossen (6,80 € für eine mittlere Portion Grünkohl mit Mettwurst in Kantinenausführung).

      Im Anschluss daran war natürlich an den vorherigen Rhythmus nicht mehr anzuknüpfen. Das erwies sich jedoch nicht als allzu schlimm, denn wie der Zufall so wollte, traf ich kurz hinter der Burg auf zwei Bekannte, die zu einer Tageswanderung auf der Hochebene rund um die Burg hier waren. Zusammen liefen wir bis zur Wüstung Wollseifen, die ich bisher nur aus der Ferne kannte.


      Hier trennten wir uns auch wieder, denn während es für die beiden weiter auf dem Plateau entlang ging, hielt ich gerade auf die wesentlich tiefer gelegene Urfttalsperre zu, auf die man auf halbem Abstieg einen wunderschönen Blick erhalten kann.


      Anschließend ging es entlang des Rursees mit dem ein oder anderen hügeligen Schlenker zurück in Richtung Einruhr, wo mich mein invalider Mitwanderer ein wenig eigenartig gekleidet erwartete. Das kaputte Knie hatte ihn nicht davon abgehalten, zwei Tage später im Karnevalszelt einzukehren. Dankenswerterweise hatte er sich für eine halbe Stunde davon losreißen können um mich in Einruhr abzuholen.

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      • rudolf
        Erfahren
        • 29.11.2009
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        #4
        AW: [DE] Karnevalsflucht in die Eifel

        Ein schöne Bericht ,sehr schöne Bilder ohne die viellen Eifeldörfer
        Wir sind vor 3 Jahren ein langes Wochenende dort gewesen aber
        andere Strecke gelaufen , Deine ist schöner .
        Gruß Rudolf

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