[IE] Eine ganz persönliche Reise

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    [IE] Eine ganz persönliche Reise

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    Mitreisende
    Land: IE
    Reisezeit: Juni/Juli 1976
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    OT: Vorwort: Teilweise sind das einfach Erinnerungen, teils alte kurze Aufzeichnungen zu Fotos - die dann schräg gestellt sind. Fotos gibt es ein paar wenige, die muss ich noch scannen, werden vielleicht später teilweise beigefügt. Ich hoffe, ihr mögt auch einmal einen solchen Bericht

    Beim Schubladensortieren der Bilder in meinem Kopf stieß ich auf einige Fragmente. Sehr intensiv und emotional besetzt waren sie, sodass ich mich auf eine Reise in meine Erinnerungen aufmachte. Teils Verdrängtes, teils als gesicherte Erkenntnis Abgespeichertes trat da zu Tage.

    Ich beschloss das Vergangene aufzuschreiben, bevor es nur noch ein Sumpf von Erinnerungen ist: - meine erste Reise nach Irland

    begin with the beginning

    Flüge sind zu teuer, wer fliegt 1976 schon per Linienflug dorthin? Also bringt mich am 26.06. der Zug von Duisburg



    nach Zeebrügge, danach die Fähre nach Dover, der Zug nach London, der nächste nach Swansea und wieder die Nachtfähre nach Cork in Irland. Und es ist die Zeit, das Warten überall und stundenlang, die diese Reise zusammenhält. Der Weg ist letztlich wirklich das Ziel.
    Meine zwei Bücher stecken im selbstgenähten Rucksack, meine Finger scheinen zu gelähmt, sie herauszuholen und so schaue und schaue und warte und warte ich. Menschen, Landschaften, Häuser ziehen am Zugfenster an mir vorbei. Dazwischen immer wieder Wartezeiten an Bahnhöfen, Fähren, niemand zum Reden dabei. Aber auch keine Lust darauf, überhaupt den Mund zu öffnen, außer fürs Trinken und Atmen.

    Es ist jetzt genau 01.00, ich sitze in der Snackbar des Terminals in Zeebrügge und warte aufs Schiff. Der Kaffee belebt mich etwas. Hier ist mehr Betrieb, als ich vermutet hätte. 3 Tische weiter sitzt ein bärtiger Riese und schläft.
    Es ist 5 vor 6, gerade war ich eine Stunde an Deck und sah die Sonne im Morgennebel aufgehen. Obwohl ich keine Minute geschlafen habe, fühle mich richtig gut.
    Der Zug nach London ist ein regelrechter Bummelzug. Der Betrieb in der U-Bahn ist unwahrscheinlich hektisch, zweimal muss ich umsteigen nach Paddington. Als ich etwas verzweifelt einen alten Mann frage, wie ich dorthin komme, zeigt er auf eine riesige Tafel mit den ganzen Stationen, mein etwas hilfloser Blick darauf lässt ihn lächeln und er sagt: "follow me, girl." Mit schnellen Schritten geht er voraus und er bringt mich tatsächlich bis hin nach Paddington. "good yourney and greetings to the green isle". Er verneigt sich leicht und ist weg, bevor ich ihm danken kann. Gerade noch erreiche ich den zug nach Swansea.



    Als ich zur Fähre gehe, hält auf etwa halber Strecke ein wackliges, altes Auto. ein drin sitzender Mann, klein, schmächtig, mittleren Alters fragt, ob ich zur cork-Ferry wolle. ok, move in. Am Fährhaus setzt er mich ab und wünscht mir: a very good yourney!




    Auf die Corkferry warte ich 4 Stunden. Ich gehe den Kai entlang und suche mir ein Fleckchen Gras, wo ich die Schiffe beim Ein- und Auslaufen beobachten kann und lege mich lang hin, den Kopf auf den verschränkten Armen. Es scheint mir, als ob die Zeit in Tropfen vom Himmel fällt und ich frage mich : langweile ich mich oder was ist das?
    Die Zeit nimmt in meinem Kopf einen solchen Platz ein, dass ich zu nichts anderem fähig bin, als ihr zuzuschauen, wie sie vergeht. Im allerletzen Moment besteige ich die Fähre und falle in meiner Koje in einen traumlosen Schlaf, an dessen Ende wie ein Geschenk das Einlaufen in den Corker Hafen liegt.
    Langeweile oder lange Weile?

    So gegen 1/2 6 halte ich es nicht mehr in meiner Koje aus und gehe an Deck, gerade rechtzeitig um erstmals irischen Boden zu sehen, immer an der Küste entlang Richtung Cork






    Manchmal denke ich, dass die altmodische Art des Reisens ohne all die Fliegerei schon sehr viel für sich hatte. Man bemerkt noch die Bewegung des Reisens selber und nicht nur Start oder Landung. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber das Ankommen ist ein anderes und der Genuss des Reisens intensiver.

    Ich weiß die Uhrzeit nicht mehr, wann ich ausbooten kann, es ist irgendwas so gegen 10.00 Uhr am Morgen. Ich wandere in die Stadt hinein, noch ganz benommen von den Eindrücken der letzten zwei Tage. Die Stadt erscheint mir viel zu groß und zu laut. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich Cork einmal lieben würde. Aber erst ist mein Hunger zu stillen, da die Fährüberfahrt ohne Frühstück gewesen ist. Ein kleines "Old Kentucky" liegt etwas versteckt, gerade passend für meine erste Mahlzeit auf irischem Boden.

    Ich bestelle toast & butter und völlig überrascht, dass so etwas in einem Restaurant angeboten wurde: ein großes Glas Milch. Echt köstlich ! Ich schultere nun wieder meinen Rucksack und hänge mir die unförmige schwarze Tasche vor den Bauch, die noch mit allerlei vollgestopft ist. Diese Taschen sind damals modern, aus Kunstleder, sehr groß, viereckig.
    Ich suche den Busbahnhof, der noch nicht so komfortabel ausgeschildert und überdacht ist wie heute. Eigentlich ist es nur eine Anreihung von Busschildern und selten steht ein Ziel daran, welches ich identifizieren kann. Ein freundlicher Busfahrer hilft mir weiter, auf seine Frage, wohin ich denn wolle, antworte ich schlicht: "to the sea", was ihn zum Schmunzeln bringt. "Take the bus to Kinsale." ok, ich suche den Bus, finde ihn nicht und nehme einfach den nächsten, der irgendwohin fährt. Hauptsache raus aus der Stadt. An der vierten Station außerhalb der Stadt frage ich den Fahrer, wo ich aussteigen muss, wenn ich hinterher nach Kinsale weiter möchte. Er guckt mich groß an. ok, in etwa die Richtung geht es, aber von X seien es doch noch mal ein 12 Meilen bis Innisshannon zu laufen, von dort aus sollte es einen Bus bis nach Kinsale. geben. Er winkt mir, als ich aussteigen muss und ich springe hinaus. Juchu, endlich laufen.
    Wenn der Trageriemen dieser verflixte schwarzen Tasche bloß nicht so einschneiden würde...
    Nachdem ich ca. eine Stunde gelaufen bin, bleibe ich stehen. Ob ich versuchen soll zu trampen? Alle, aber wirklich alle Leute haben mir abgeraten zu trampen. Als Mädchen alleine macht man sowas nicht und dann noch in einem fremden Land undund. Ach, alles Quatsch, die Füße beginnen zu schmerzen und ich stelle mich an die Straße und winke. Innerhalb kurzer Zeit hält ein Auto, in dem ein recht dicker Mann sitzt. Er brabbelt mich voll und ich merke, dass er mir verdammt unangenehm ist. Ab und an bewegt sich seine Hand vom Steuerknüppel weg, ich beobachte sie und beschließe grimmig, sie zu schlagen, wenn sie meinem Knie noch näher kommt. Ich muss dazu sagen, dass ich einen Jeansrock trage, nicht wirklich kurz, knie umspielend, aber weiter als bis an die Kante meines Sitzes kommt er nicht. Er erzählt etwas von einem Bankstreik, worunter ich mir nicht so wirklich etwas vorstellen kann. Und wie unangenehm das alles sei, weil er ja nicht an sein Geld könne. Sonst könne er einem hübschen Mädchen ja was ausgeben. Eine Bank, die streikt? Sowas habe ich noch nie gehört. Wie gut, dass ich einige irische Pfund eingetauscht habe, mal schauen, wie weit ich damit komme. Plötzlich meint er missmutig zu mir, ich solle besser ein besseres Englisch lernen, bevor ich andere Länder bereise. Äh, ich hab doch fast nix gesagt. Als ob ich wagen würde, ihn in seinem Monolog zu unterbrechen. Wo ich denn raus wolle? Es wäre nicht mehr weit zu seinem Haus. öh, an der nächsten Straßenkreuzung. Schade, er hätte mir ja sonst daheim einen Tee anbieten können. Örks, nein danke, ich muss wirklich weiter. Und als er mich aus dem Auto entlässt, verabschiede ich mich fast herzlich von ihm, so froh bin ich aus dieser komischen Situation heraus zu kommen. Sowas ist mir später beim Trampen nie wieder passiert, wie gut, dass ich mich von dem Typen nicht habe entmutigen lassen.

    Von hier aus sind es nur noch etwa 2 Meilen nach Innisshannon. Die Tasche drückt und bummert immer wieder gegen Oberkörper und Hüfte. Ich bleibe vor einem kleinen shop stehen und entdecke, dass er gleichzeitig die Postfiliale ist. Nichts wie rein. Ich nehme die Kamera aus der Tasche, packe die Filme in den Rucksack, werfe sonst nur noch einen flüchtigen Blick auf den Inhalt, frage nach Klebeband, verklebe die Tasche und schicke sie nach Deutschland zurück. Porto zahlt Empfänger! Das Problem wäre gelöst. Ich kaufe noch Milch und zwei Äpfel und wandere beschwingt wieder los. Ja, ich bin komplett ohne Verpflegung in Deutschland gestartet. In meinem jugendlichen Leichtsinn dachte ich mir, dass die Menschen ja überall essen und ich schon etwas finden werde. Ich folge der Straße, die Karte meines Grieben-Reiseführers verrät, dass ich da und dort hin muss, um weiter in Richtung Kinsale zu gelangen.

    Ich wandere spontan eine andere kleine Straße entlang, nicht mehr die in Richtung Kinsale, die mich zum Shippool Wood bringt. Sitze ein paar Meter ab von der Straße am Fluss, mache ein Milch-Apfel-Picnic schaue über das Wasser zu einigen Schwänen hinüber.





    Still und angenehm schattig ist es hier. Aber leider muss ich ja weiter, heute Nacht möchte ich in der Jugendherberge in Kinsale nächtigen. Heutzutage würde ich mir einfach einen netten, halb versteckten Platz suchen, um dort bis zum nächsten Tag zu bleiben, aber so weit bin ich noch nicht.
    Ich verlasse den schönen, weiten Fluss und gehe zur Straße zurück.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 03:07. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • Erny
    Gesperrt
    Alter Hase
    • 05.05.2005
    • 2763

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

    Ach Sternenstaub - du schreibst mir aus der Seele.

    1976 war ich das erste Mal in Schottland wandern - 1977 auch in Schottland.

    Irland war 1978 angesagt. Damals ist man wirklich noch gereist, und nicht nur irgendwo angekommen.

    Meine alten Fotos schaue ich mir auch gerne an. Das waren auch noch richtige Ppaierbilder, bzw. Dias, bei denen man, wenn man sie sehen will, noch eine Leinwand aufspannen muss.

    Gruss

    Erny
    Zuletzt geändert von Erny; 23.06.2011, 11:31.

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    • Randonneur
      Alter Hase
      • 27.02.2007
      • 3373

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

      Ich hoffe, es geht noch weiter.
      Je suis Charlie

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      • Sapmi
        Fuchs
        • 20.11.2005
        • 2329
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

        Herrlich! Und eine super Idee, alte Reiseerinnerungen aus vergangenen Zeiten rauszukramen. Bitte weitermachen (idealerweise auch noch mit ein paar Fotos dazu )!
        Kilpailu ei kuulu erämaahan
        ***********************
        Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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        • paddel
          Fuchs
          • 25.04.2007
          • 1864
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

          (idealerweise auch noch mit ein paar Fotos dazu )!
          Ja bitte! Fotos sind toll und ganz besonders die Älteren.
          Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
          vorausgesetzt man hat die Mittel.

          W.Busch

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          • Gast-Avatar

            #6
            AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

            Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich freue mich, dass es für euch interessant ist.

            Ran, es geht mit Sicherheit weiter, irgendwie habe ich momentan wirklich Lust zum Schreiben. Das letzte "Kapitel" war übrigens als erstes geschrieben, weiß noch nicht, ob ich das später auch so einbringe, ist vielleicht etwas heavy.
            Und die Fotos - da muss ich erstmal guggn, ob ich meinen alten Scanner wieder zum Laufen kriege. Die Negative find ich im Moment nicht, dann wäre es einfacher, weil die Fotos doch schon ganz schön Patina haben.

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            • Reichhi
              Dauerbesucher
              • 18.04.2010
              • 719
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

              Ja! Weiter! ;) Macht spaß! Schön geschrieben!
              .........."Do not talk the walk; walk the walk." .............."He who can, does. He who cannot, teaches."

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              • hosentreger
                Fuchs
                • 04.04.2003
                • 1406

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                Gefällt mir auch gut - hast Du noch sehr viele "lebendige" Erinnerungen oder kramst Du für den Bericht fast ausschließlich in Deinen Tagebuchnotizen?

                hosentreger
                Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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                • lina
                  Freak

                  Vorstand
                  Liebt das Forum
                  • 12.07.2008
                  • 42862
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                  Ja, bitte weiterschreiben.
                  Patina auf Fotos macht nichts, das muss so

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                  • Gast-Avatar

                    #10
                    AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                    weil die Patina auch schon auf mir ist?

                    Ich bin selber erstaunt, wie sehr meine Erinnerungen den Fotos gleichen oder besser, wie sehr sie davon angestoßen werden. Manchmal sind es auch Erinnerungen, die im Album "gschönt" sind, manches schreibt man ja nicht unbedingt in ein Fotoalbum, was man vielleicht anderen zeigt. Vor allem nicht damals.


                    aber zurück zum Bericht:

                    Kinsale - hin und wieder fort

                    Als ich gerade überlege, ob ich trampen soll, hält neben mir ein kleines Auto. Auf der Beifahrerseite wird das Fenster herunter gekurbelt. Ein sympathisch ausschauendes älteres Ehepaar fragt mich, wohin ich denn wolle. Als ich Kinsale sage, lacht der Mann, eigentlich würden sie ja morgen dorthin fahren wollen, hm. Die Frau redet lebhaft auf ihn ein, irgendwie kommt mir die Färbung ihres English seltsam vor. Während ich interessiert versuche mich in ihren Slang einzuhören, kommen sie zu einer Entscheidung. Sie fahren bereits heute nach Kinsale und nehmen mich mit.
                    So bekomme ich einen Lift, der diesmal wesentlich erfreulicher ist. Sie kommen aus Australien, um genauer zu sein aus Perth und verbringen die ersten Monate nach dem Rentenbeginn damit durch Irland zu fahren. Als sie hören, dass ich aus Deutschland komme, sind sie ganz begeistert, weil seine Großmutter aus dem Schwarzwald gekommen sei. Der Black Forrest genießt in der gesamten english sprachigen Welt eine für mich fast erstaunliche Wertschätzung, immer wieder werde ich nach diesem Teil Deutschlands gefragt.
                    Sie sind die ersten Australier, die ich persönlich kennen lerne und ich bin recht erstaunt, dass sie mich durchaus zu verstehen scheinen. Als ich von dem dicken Mann erzähle und seiner Empfehlung, ich solle mir doch schleunigst ein besseres English anlernen, lachen sie. "Honey, you are doing very well, in 3 weeks nobody knows, that ya from Germany." Na, das wage ich aber zu bezweifeln. Von 2-5 hatte ich alles mal auf meinen Zeugnissen im Fach Englisch.

                    Dann erreichen wir Kinsale, bedauernd trennen wir uns, ich glaube ihr Bedauern ist wirklich echt - so wie meines - aber Reisende haben zu reisen. "travellers have to travel and you will be a good one, dear" Mit einem Lächeln trennen wir uns.

                    Von der Ortsmitte Kinsales habe ich noch ein paar Meilen zu laufen, gemäß meinem Reiseführer liegt sie in Richtung Charles Fort, man müsse an einem bekannten Pub vorbei "The Spaniard" und immer weiter gehen und wäre dann da. Unterwegs komme ich noch an einem shop vorbei und decke mich mit ein paar Lebensmitteln ein: bread, cheddar, apples and tea bags. Wie ich im Jugendherbergsverzeichnis gelesen habe, kann man in irischen Juhes selber kochen. Wobei als Kochen mir schon Wasser kochen mehr als ausreichend erscheint. ;)
                    Bloß nicht so viel Aufwand betreiben! In dieser Beziehung habe ich mich nicht wirklich verändert, das halte ich auf Reisen noch ganz genauso.
                    An der Herberge angekommen, melde ich mich an und beschließe dann mich sofort ins Bett zu begeben, es ist später Nachmittag, fast Abend und ich bin überaus müde.
                    Der warden sagt mir mein Zimmer an und ich gehe hoch und will meinen Leinenschlafsack heraus holen, der ja speziell für Juhes ist. Und? Nix da, der ist auf der Reise nach Duisburg in meiner ungeliebten schwarzen Tasche.
                    Puh, was nun? Und ich entscheide: nichts nun, ich dusche schnell und lege mich dann einfach so unter die kratzige Decke. Das ist ein Problem für morgen!

                    more to come OT: was ein bisserl problematisch wird, weil ich dazu Fotos brauche, die in Kinsale gemacht wurden, zB Kathi im Fort ) - weil sie die besondere Stimmung einfach besser transportieren können als ein paar dürre Worte.

                    so, habe des Teil wieder zum Laufen bekommen und bearbeite nun die Fotos. Komen also zum Teil am WE
                    Zuletzt geändert von ; 27.06.2011, 13:31.

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                    • Gast-Avatar

                      #11
                      AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                      so, die ersten Fotos sind nun eingefügt, morgen geht es mit bebildertem Bericht weiter.

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                      • Kenny
                        Erfahren
                        • 25.04.2010
                        • 253
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                        Super Reisebericht und ein klasse Idee!! Gefällt mir wirklich gut!

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                        • Gast-Avatar

                          #13
                          AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                          Meine lockeren Reisepläne sehen vor, dass ich hier in der JH zwei Nächte bleibe, damit ich mir viel von der als malerisch beschriebenen Umgebung anschauen kann. Vor allem interessieren mich die zwei Forts und die Küste generell.

                          Nach einem wirklich erholsamen Nachtschlaf gehe ich frohgemut mit meinen paar Essenssachen in die Küche. Es ist ein sehr großer Raum, an der einen Wand stehen auf einer großen Arbeitsfläche viele kleine Gaskocher, die man zum Zubereiten der Mahlzeit benutzen kann. Daneben sind noch zwei Spülbecken. In einer Ecke an der gegenüber liegenden Wand steht ein großer Kühlschrank, wo man zu kühlende Sachen hineinpacken kann und mehrere Schränke mit Geschirr. Dazwischen und am Fenster stehen lange Tische mit Stühlen. Es wuseln bereits einige Leute an den Kochern hin&her oder sitzen an den Tischen und essen. Ich hole mir erstmal Geschirr aus dem Schrank, Tasse, Teller und Besteck und setze mir in einem kleinen Topf Wasser für meinen Tee auf. Dann suche ich mir einen Platz am Fenster, an dem Tisch sitzen bereits zwei Mädel, die wohl etwa in meinem Alter sind.
                          Sie kommen aus Dublin und wollen das county Kerry bereisen und fragen auch nach meinem woher & wohin. Nach und nach kommen immer mehr junge Leute herein und auch unser Tisch wird voller. ZB sind zwei sehr junge Mädchen aus Deutschland dabei, die jüngere ist gerade 16 und ihre FReundin 18. Die jüngere ist recht munter und quatscht alle voll, abwechselnd auf Deutsch und English und schnorrt dabei ein bisserl bei allen. Mal hier die Wurst (die sieht ja lecker aus) und dort den Käse (meinen, jjjam, kann ich eine SCheibe haben, da krieg ich echt Hunger drauf.) Gebe ich gern und auch zwei Teebeutel gebe ich ab Sie sind wohl schon seit 2 Monaten hier unterwegs und das Geld ist sehr knapp. Gut 10 Leute passen um den Tisch, eine Mischung von Iren, Deutschen und Holländern sitzt hier zusammen. Als H (den ich so nenne, weil er aus Hamburg kommt) beginnt sich ein oppulentes Frühstück zu machen mit Schinken& Eiern, sieht man förmlich wie unser kleinen Schnorrerin das Wasser im Mund zusammen läuft. Als sie ihn fragend anguckt, zieht er die Augenbrauen hoch und sagt knapp “Nein!”
                          Dafür gebe ich ihr noch eine Scheibe Käse und Brot ab, hm Brot muss ich mir auch bald wieder kaufen.
                          Ich spüle mein bisschen Geschirr ab und gehe zur Anmeldung. Beim Vorbeigehen heute morgen habe ich da gesehen, dass es irgendeine Art von Einmalschlafsäcken geben soll. Eine Frau sitzt nun dort und ich frage sie, was sie kosten und ob sie für die Jugendherberge reichen. Den Preis hab ich vergessen, es war jedenfalls nicht sehr viel. Der hellgrüne Sack ist aus eine Art dünnem Papierflies und sieht relativ stabil aus. Ja, sie sind ja extra für Juhes gemacht, weil man keinen Draußenschlafsack verwenden darf und viele Wanderer keinen Leinensack haben, erklärt sie mir und ich erwerbe den Sack, der viel leichter ist als derjenige, den ich zurück geschickt habe. problem solved – next problem please.

                          Ich bringe alles hoch und lege es auf mein Bett, hänge mir die Kamera um, jetzt will ich mir erstmal die Forts ansehen. Seltsamerweise wandere ich nicht zum näher gelegenen und sehr bekannten und gut erhaltenem Charles Fort, sondern Richtung Kinsale, dort muss ich hindurch und dann immer an der Küste lang auf eine Halbinsel, auf welcher das James Fort liegt. Genau dort will ich hin. Es ist um etliches älter, halb zerfallen und soll eine schöne Aussicht bieten.
                          Ich wandere also über die wirklich schöne Küstenstraße nach Kinsale



                          Am Yachthafen treffe ich auf H, der mit Kamera und Rucksack bewaffnet ebenfalls zum James Fort will. Ob es mich störe, wenn er sich mir anschließen würde? Nö, warum sollte es auch.
                          Während er recht viel erzählt, bin ich schweigsam, nicht, weil ich ihn aufgrund des Intermezzos heute morgen ablehnen würde, aber irgendwie bin ich mit meinen Gedanken weit fort.
                          Weil ich so schweigsam bin, spricht er mich auf das Frühstück an. Er hasse Schnorrer, egal wo und welchen Alters. Achso.
                          Auf seinen Vorschlag hin, trampen wir das letzte noch reichliche Stück, sodass wir lediglich nur noch eine kurze Strecke zum Fort haben.



                          Ich schlage vor, dass wir jeder für uns das Fort angucken, weil wir ja vermutlich doch unterschiedliche Geschwindigkeiten hätten und ich die schlechte Angewohnheit habe, überall stundenlang stehen zu bleiben, um mir die Dinge anzuschauen. ok, das geht in Ordnung für ihn und ich stromere für mich über das Gelände. Zweimal treffen wir uns, er fotografiert unwahrscheinlich viel und als ich ihn frage, ob er mit meiner Cam einige Fotos von mir machen würde, was er dann tut, wundert er sich, dass ich nicht einmal einen Belichtungsmesser habe.













                          H geht nochmal übers Gelände, während ich einfach dort sitzen bleibe, wo ich bin. Als er zurückkommt, fragt er ungeduldig, ob wir nicht nun zsuammen wieder nach Kinsale trampen sollen, er habe Hunger und wolle essen gehen.
                          Nun ich nicht, Essen gehen ist wirklich nicht in meinem Etat vorgesehen. So trennen wir uns an der Straße, die von der Halbinsel wieder runter führt. Ich laufe an der Kaistraße entlang, während er versucht einen Lift zu bekommen. Und bin froh, dass ich wieder allein bin.
                          Auf dem Weg von Kinsale nach Summer Cove kaufe ich in dem kleinen shop ein. Ein paar Kekse, scones und Käse. Brot wird bis morgen abend schon reichen, denke ich mir.
                          Es ist recht später Nachmittag als ich wieder an der JH bin, ich dusche mich erstmal, weil ich total verschwitzt bin und entscheide dann, doch nicht noch zum Charles Fort zu gehen. Das soll viel größer und wesentlich touristischer sein und darauf habe ich nach dem eher besinnlichen James Fort keinerlei Lust.

                          Beim Abendbrot treffe ich die Dubliner Mädchen, auch die deutschen Mädels sind dabei. Die eine konnte heute endlich das erwartete Geld abholen und hat Kuchen gekauft für alle, die so lieb waren und ihr mit Essen ausgeholfen haben. Kuchen mit Tee rundet also das Abendessen ab.
                          Während wir dort sitzen und uns unterhalten, kommt H (er bekommt natürlich nichts angeboten ) und fragt mich, ob ich nicht mit zum Pub wolle, es gingen einige dorthin. na klar, gern, warum nicht. Die vier Mädchen kommen ebenfalls mit, was ihm sichtlich nicht gefällt. Das ist aber nicht mein Problem.

                          Da es im Pub total voll ist, holen wir uns nur Getränke und stellen und setzen uns entweder neben/auf die Bank bzw dem Mäuerchen des kleinen Vorplatzes auf der anderen Straßenseite.






                          hier trinke ich mein allererstes Guiness. Zwei junge Männer kommen aus dem Pub, einer mit Gitarre und setzen sich zu uns. Wir sehen der Sonne beim Untergehen zu, unsere Gespräche werden von leisem Gitarrespiel untermalt. Dieser unbekannte Geschmack des Guiness und die Geräuschkulusse aus Gesprächen und Gitarremusik sind mir noch überaus deutlich in Erinnerung.



                          Fast bedauere ich meine Entscheidung, morgen weiter zu ziehen, aber wer weiß, was alles glückhaftes im Irgendwo auf mich wartet. Ich habe noch nicht genau geplant, wohin es nun gehen soll, einfach weiter nach Süden halt.
                          Zuletzt geändert von ; 26.06.2011, 17:19.

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                          • Gast-Avatar

                            #14
                            AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                            Travellers have to travel

                            Nachdem ich mit zwei Guiness die nötige Bettschwere erarbeitet habe, was notwendig ist, weil in meinem Kopf so viele Gedanken herum spazieren, erwache ich am nächsten Morgen erfrischt auf, springe kurz unter die Dusche, packe meinen Rucksack und gehe frühstücken. Die meisten schlafen wohl noch, es herrscht jedenfalls fast gespenstische Ruhe in der Küche, was mir aber ganz recht ist. Gestern hat mir jemand einen Floh ins Ohr gesetzt: Cape Clear Island,
                            Da will ich hin, wenn es sich irgendwie ausgeht, die Fähre soll von Baltimore aus übersetzen, bis dahin müsste ich es doch eigentlich schaffen heute.
                            Cape Clear Island soll noch eine der ursprünglichsten Inseln Irlands sein mit überwiegend gälisch sprechender Bevölkerung. Und - ganz wichtig - es gibt eine Jugendherberge dort. Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst von der Insel gesprochen hat, die Entscheidung ist jedenfalls sehr schnell für mich gefallen. CCI wird mein nächstes Ziel! Ich frage den warden, welche Arbeiten ich erledigen kann, bevor ich mich auf den trip mache. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber damals war es üblich, dass jeder, der in einer JH übernachtet, einen Teil der Reinigungsarbeiten macht. Er fragt mich, wohin ich denn will. Als ich Cape Clear! antworte, lacht er: "good decision. Moove on girl". Heute hat er keine Arbeit für mich, aber vielleicht das nächste Mal, wenn ich mal wieder da bin. Klasse, ich spüle schnell meine Frühstückssachen und mache mich auf den Weg. Bis nach Kinsale laufe ich hinein und auch wieder etwas aus dem Ort hinaus. Dann stelle ich mich an die Straße und erhalte schnell einen lift in Richtung Timoleague, es braucht aber trotzdem 2 Lifts noch, um dorthin zu gelangen. In T muss ich lange auf den nächsten Lift warten, aber der Ort ist schön und ich schaue ein wenig umher.



                            und von dort nach Skibbereen. Ich bin viel besser voran gekommen als erwartet, irgendwann am Nachmittag soll die Fähre nach Cape Clear starten, vielleicht schaffe ich es ja noch rechtzeitig nach Baltimore. An die Leute, die mich da mitnahmen, kann ich mich nicht mehr erinnern, manchmal sind da einfach schwarze Löcher in meiner Erinnerung. Ist ja kein Wunder, wenn man die verflossene Zeit bedenkt.

                            Kurz hinter der Stadtgrenze von Skibbereen hält ein eleganter großer Wagen, eine schwarze Limousine, in welchem eine Dame und ein kleiner Junge von etwa 4-5 Jahren sitzen. Anders als Dame kann ich sie nicht bezeichnen, alles was ich da sehe ist eindeutig upper class. Die Ausstattung des Autos, ihre beider Kleidung, vornehm wäre da noch viel zu gering gesagt. Sie winkt mir, hinten ins Auto zu dem Jungen zu steigen, den Rucksack (er ist ja klein) packe ich zwischen uns beide. "Hi, I am Dave, who are you" "my name ist Kathi, I am from Germany"

                            Er mustert mich erst ausdruckslos und dann plappert er los und fragt. Ob ich da alles drinnen hätte, was ich so unterwegs brauche und wieso ich nicht mit dem Taxi fahre. Und? Und? Ich beantworte seine FRagen, so weit ich kann, während mich die Dame amüsiert im Rückspiegel betrachtet.
                            Irgendwie missfällt es ihm wohl, dass ich alle seine FRagen so schnell beantworte, auch wenn ich ein komisches English spreche, wie er mürrisch anmerkt.
                            Und fragt mich eine seiner Auffassung nach wohl extrem schwierige Frage. "Do you have a tv in your backpack?" Ich verkneife das Gelächter und antworte ernsthaft: "No, I dont own a tv, so I have none with me". "NO TV??? MUmmy, the lady has no tv!!!" Ich kann nicht mehr an mich halten und pruste los. Seine Mutter fällt in das Lachen ein, dann kichert auch er los.
                            Vergnügt fahren wir in Baltimore ein, sie bringen mich noch zum Fähranleger, Dave winkt wie ein Wilder, bis das Auto um die Ecke biegt.
                            Nun bin ich also da. Gut!






                            Wie ich an der timetable sehe, habe ich noch gute 2 Stunden Zeit, bis das Schiff übersetzt, also habe ich noch genügend Zeit, gehe mir Äpfel & Milch kaufen und mache dann ein gemütliches Picknick auf der Mauer beim Hafen. Dabei beobachte ich das eher beschauliche Leben um den kleinen Pier. Das SChiff nach CI läuft ein, es ist recht klein. Es ist eine Personenfähre, auf der auch vielerlei Waren befördert werden.



                            Ich habe gerade mein Essen beendet, als ein Auto kommt und neben allerlei Säcken jemanden auslädt. Ich staune nicht schlecht, als sich plötzlich H zu mir gesellt, er habe sich schon gedacht, dass ich auch nach CI wolle. öh ja.
                            Ich springe auf, denn nun können wir zum Schiff. Erst werden all die Waren eingeladen, dann können wir über eine schmale Rampe an Bord. Der Junge, der dem Schiffer hilft, verkauft uns Tickets und langsam manövriert das SChiff aus dem Hafen. Als wir den SChutz der Küste von Baltimore und der vorgelagerten Insel Sherkin Island verlassen, frischt es enorm auf. H geht in die kleine Kabine, weil es doch recht feucht wird, aber ich genieße jeden Augenblick an Deck. Es gibt wenig, was ich mehr liebe als an Deck eines Bootes irgendwohin unterwegs zu sein. Die Schiffsfahrt dauert irgendwas um 1 1/2 Stunden, heute geht es wohl um einiges schneller. aber mir kann eine solche Überfahrt eh nie lang genug sein.
                            Und dann sehe ich CI vor mir.





                            Wir landen an, steigen aus und ich sehe mich in aller Ruhe erst einmal um. Es warten schon einige Leute am Pier, die auf Waren warten oder mit dem Schiff ans Festland fahren wollen. Es gibt Begrüßungen, Säcke mit Waren werden ausgeladen, Ziegelsteine auf Paletten verschnürt, es ist wirklich beeindruckend, was dieses SChiff alles transportiert hat. Immerhin ist es die einzige Verbindung zum Festland. Vor allem im Herbst und Winter ist bei Sturm die Überfahrt nicht möglich und die Leute sind darauf angewiesen, dass sie genügend Vorräte haben.





                            Ich habe das Gefühl wirklich angekommen zu sein.

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                            • Erny
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                              Alter Hase
                              • 05.05.2005
                              • 2763

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                              Wau - einfach toll.

                              Woher hast du nur die ganzen Erinnerungen? Ich habe aus meinen Reisen, aus der Zeit, viel weniger Bruchstücke noch in meinem Kopf. Selbst wenn ich mir die alten Fotos mal wieder anschaue.

                              Apropos Fotos. Es ist na klar toll mit einer Digitalkamera zu fotografieren. Aber es fehlt bei ihnen doch irgendwie der Charme, den Analogbilder haben.

                              Gruss

                              ERny

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                              • Gast-Avatar

                                #16
                                AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                                Diese Reise war meine erste große Reise allein, wo ich alles allein geplant und organisiert habe, wobei man nicht wirklich von Organisation sprechen kann, ich bin da eher ein bisserl chaotisch. Von der Wunschvorstellung beflügelt das Land von Bölls irischem Tagebuch kennen zu lernen, ich hatte mir auch viele Reiseführer und Bildbände dazu aus der Stadtbibliothek entliehen, bin ich dann entgegen vieler Einwände von Kollegen und FReunden losgefahren, meine Familie hatte aber trotz vielleicht innerlicher Bedenken viel Verständnis dafür.
                                Und eben auf dieser Reise habe ich meine Liebe zum unterwegs sein dermaßen stark erfahren, dass dies wirklich sehr prägend für mich war. Mein Gedächnis ist auch relativ gut und ich erinnere mich oft an Dinge, wo die anderen sagen, stimmt, das war ja so, dass du das noch weißt.
                                - wobei ich zu den Orten sagen muss, dass ich genau in dieser Ecke später mit meinem Sohn war, ihm unterwegs sehr viel von dieser ersten Reise erzählt habe.
                                Als ich begonnen habe, von dieser Reise zu schreiben, war es wirklich, als ob ich eine Schublade in meinem Kopf geöffnet hätte.

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                                • Werner Hohn
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                                  • 05.08.2005
                                  • 10870
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                                  #17
                                  AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                                  Sehr schön.

                                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                  Manchmal denke ich, dass die altmodische Art des Reisens ohne all die Fliegerei schon sehr viel für sich hatte. Man bemerkt noch die Bewegung des Reisens selber und nicht nur Start oder Landung. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber das Ankommen ist ein anderes und der Genuss des Reisens intensiver.
                                  Wie wahr. Meine Frau und ich sind uns dessen wieder bewusst geworden, als wir vor 4 Wochen mit dem Auto nach Spanien und Portugal gefahren sind. Man "erarbeitet" sich die Fremde und wird, je länger man dorthin unterwegs ist, schon mit dieser vertraut, bevor man dort ist. Eigentlich ist man nie da wo man hin will, denn zur Hinreise kommt schließlich noch die Rückreise. "Da" ist man erst wieder, wenn man vor der eigenen Haustür steht.
                                  Und die Landschaften sind nicht plötzlich anders, sie wechseln ganz langsam ihr Gesicht, ihren Geruch, ihre Farbe; und wenn man sich das Himmelblau des Himmels über Südeuropa erfahren muss, ist das nicht mit dem Himmelblau zu vergleichen, das sich beim Verlassen des Flughafenterminals zeigt - jedenfalls bilde ich mir das ein.
                                  .

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                                  • hotdog
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                                    Liebt das Forum
                                    • 15.10.2007
                                    • 16106
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                                    Ich reise auch gerne über Land und beobachte, wie sich langsam die Vegetation und das Klima ändert. Aber z.B. nach zwei Stunden Flug auf eine Mittelmeerinsel gebeamt zu werden und sofort diesen ganz eigenen Geruch nach Meer wahrzunehmen, hat auch was.
                                    Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                                    • Sapmi
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                                      • 20.11.2005
                                      • 2329
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                                      Super! Bin auch erstaunt, wie Du Dich an die Einzelheiten z. B. in der Küche erinnern kannst. Aber vermutlich gibt's da schon auch einige Notizen von damals, oder?
                                      Danke auch für die Bilder.
                                      Freue mich jedenfalls auf die Fortsetzung des Berichts.

                                      OT: Was die Art des Reisens angeht, da unterscheide ich eher nicht zwischen Land- und Luftweg, sondern eher zwischen eigenem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln. Hab das zumindest mal im Laufe der letzten 10-15 Jahren mal so'n bisschen für mich analysiert (wobei sich das alles auf Nordeuropa-Reisen bezieht, bei denen man nicht an einem Fleck bleibt): Mit dem Auto kommt man zwar überall hin, wo's eine Straße gibt, und das Ganze auch noch zu jeder beliebigen Zeit, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass man sich dabei auch verzetteln kann. Wenn ich vor Ort mit den ÖVs unterwegs bin (normalerweise mit dem Flieger mindestens bis nach Süd-Skandinavien angereist), bin ich zwar aufgrund der Strecken und Fahrpläne viel mehr eingeschränkt, nehme dann aber auch die entsprechenden Orte viel intensiver wahr. Beispiel: Wer kommt schon in den Genuss, die Stimmung in einem schwedischen oder finnischen Bahnhofscafé zu erleben, wenn er/sie nicht dort die Wartezeit bis zum nächsten Zug totschlagen muss, sondern mit dem Auto gleich in Richtung des nächsten Ziels vorbeirauschen kann? Oder wenn man in einem winzigen Dorf übernachtet, bei dem die Unterkunft etwas außerhalb und ca. 3 km vom Zentrum entfernt liegt - wenn man das Auto dabei hat, wird man meist verleitet, schnell die 3 + 3 km zu fahren, um nochmal schnell was einkaufen zu gehen; ohne Auto werde ich bei einer solchen Strecke in den seltensten Fällen auf irgendeinen Bus warten (sofern überhaupt vorhanden), sondern laufen (ggf. halt auch mit Regenklamotten) und damit am Wegesrand unter Umständen Details sehen, die mir vom Auto aus überhaupt nicht aufgefallen wären.
                                      Kilpailu ei kuulu erämaahan
                                      ***********************
                                      Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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                                        #20
                                        AW: [IE] Eine ganz persönliche Reise

                                        Lustigerweise habe ich mir zwar etliche Notizen gemacht, aber die Küche nciht erwähnt. Aber sie stand mir gleich wieder vor Augen, weil ich diese spezielle Atmosphäre in so einer großen Küche nicht kannte. In deutschen JH konnte man damals nie selber kochen und deswegen faszinierten mich die wirklich vielen kleinen Einflammenkocher, die aus großen Gasflaschen ihren Stoff her bekamen. Wenn ich so nachdenke, erinnere ich mich an recht viele Küchen, auch aus Hütten, in denen ich mal war, dabei bin ich doch alles andere als ein Kochgenie.
                                        Was ich nicht weiß oder woran ich mich nicht mehr erinnere, darüber schreibe ich auch nix. also keine Bange, das steckt wirklich alles so in meinem Kopf.
                                        Mein Ex meinte immer, ich würde mich nur an Unwichtiges erinnern, aber das ist ja vielleicht auch eine Sache der persönlichen Gewichtung, nech?

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