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Gorges du Verdon – Sentier Martel (GR 4)
Chalet de la Maline – Point Sublime
Im Rahmen meines Provence-Urlaubs beschloss ich, in den Provenzalischen Alpen wandern zu gehen. Schnell fiel meine Wahl auf die Gorges du Verdon – eine atemberaubende Schlucht, die sich durch gewaltige Erdverschiebungen vor Jahrmillionen gebildet hatte und durch den Verdon immer weiter ausgewaschen wurde.
Um die Verdon-Schlucht herum gibt es verschiedenste Wanderwege. Nach Konsultierung meines Wanderführers entschied ich mich für den Sentier Martel (benannt nach dem „Entdecker“ des Weges). Er führt am rechten Verdon-Ufer vorbei, ist gut 15km lang und dauert in etwa 6-7h.
Früh morgens geht es am Chalet de la Maline, einer kleinen Wanderhütte, los, die sich 8km nördlich des Örtchens La Palud sur Verdon befindet. An der Hütte angekommen wurde nur noch kurz das Auto geparkt (schattige Plätze sind hier eher Mangelware ..) und bei morgendlichen 15°C ging es los.
Am Anfang der Tour warnte einen sogleich ein Schild, dass man sich nun auf einen herausfordernden Trail begibt. In der Tat würde ich diesen Trek aufgrund der Steiltreppen und mancher Hangelpassagen nur bedingt für Familien mit Kleinkindern empfehlen.
Warnhinweise
Chalet de la Maline
Einstieg zum Sentier Martel
Noch war es empfindlich kühl und die Bäume am Wegesrand ließen nur wenig Sonne hindurch. Nach den ersten Schotterfeldern, die einem gelegentlich unter den Füßen wegrutschten während man gerade mitten auf ihnen stand und dem damit einhergehenden Adrenalinschub wurde mir aber recht schnell angemessen warm..
Zunächst schlängelte sich der Weg eine ganze Zeit bergab an der Schlucht entlang. Bald schon konnte man das Rauschen des Verdons hören. Er führte momentan nur wenig Wasser und so konnte ich ein erstes Sonnenbad am Ufer nehmen. Dort wurden erst einmal französische Salami, Käse und ein bisschen Baguette ausgepackt. Nachdem ich einen kräftigen Schluck aus meiner Wasserflasche genommen hatte stellte ich mit Besorgnis fest, dass ich wohl zu wenig Flüssigkeit eingepackt hatte. Ab jetzt hieß es: Wasser einteilen
„Frühstücksplatz“ am Ufer des Verdon
Die Sonne wurde immer stärker und ich entschied mich weiter zu laufen. Die Bäume an der Schlucht spendeten Schatten und bald schon entfernte sich der Weg wieder vom Fluss.
Diese Stelle gleich zu Anfang ist übrigens eine der zwei Stellen, bei der man zum Ufer gelangen kann ohne wahre Kletterpartien auf sich nehmen zu müssen. Das hat aber auch seinen Sinn, da das franz. Wasseramt Kraftwerke mit dem Verdon speist und gelegentlich ohne ersichtliche Warnung für Wanderer Wasser ablässt. Dann steigt der Wasserspiegel in Minuten rasant an..
Meine Pause bescherte mir leider meine ersten Mitwanderer -gegen die ich im Allgemeinen ansich nichts habe; aber diese Exemplare hatten die unangenehme Eigenschaft, lautstark parlierend durch die Landschaft zu laufen und an den erdenklich ungünstigsten Stellen mitten auf dem Weg stehen zu bleiben. Wenn man sie bat, ein wenig zur Seite zu treten wurde man nur barsch auf Französisch angeraunt und musste seinen Weg drum herum finden – ein Glück für die Herren, der mein französischer Wortschatz an Schimpfwörtern begrenzt ist!
In luftiger, vom Fluss weit entfernter Höhe traf ich dann auf diesen netten (zwei-Faust-großen) Genossen – er (oder sie?) mühte sich bei der Hitze bergan und kroch zentimeterweise durchs Laub. Irgendwie tat der arme Kerl mir leid. Kaum hatte ich meinen Photoapparat eingepackt, standen auch wieder die französischen Krawallschläger hinter mir. Schnell machte ich mich vom Acker und nach einem kurzen Dauerlauf herrschte wieder Ruhe im Wald.
Sehr leidensfähiges Amphib
Schlucht ..
Schlucht ..
Der Verdon
Der Wald lichtete sich und der Weg wurde nun deutlich anstrengender. Bald kamen die ersten Kletterpassagen und mir wurde richtig warm. Ich verfluchte mich wiederholt, nur so wenig Wasser mitgenommen zu haben und genoss jeden Schluck, solange es eben ging.
Der Weg verlief nun wieder höher und man hatte einen phantastischen Ausblick auf die Schlucht. Um diesen zu genießen musste man allerdings stehen bleiben, denn sonst riskierte man einen unfreiwilligen Abgang Richtung Schluchtboden.
Grandioser Ausblick in die Schlucht
Kleine Kletterpassage – von den anderen habe ich vor Anstrengung vergessen, Photos zu machen ..
Im Reiseführer hatte ich bereits gelesen, dass mitten in der Schlucht zur Überwindung einer steilen Passage 200 Eisenstufen in den Fels gebaut wurden. An dieser Stelle befand ich mich nun und staunte nicht schlecht, als ich die „Stufen“ sah. Sie waren ziemlich schmal und durch die häufige Benutzung auch schon recht ausgetreten. Manche waren auch so schief angebracht, dass ein normales Auftreten nicht möglich war. Teilweise waren auch die Handgriffe etwas locker, aber auch ich Sicherheitsfanatiker hatte kein mulmiges Gefühl sie zu benutzen. Nur sei hier vor den etwas größeren Plattformen zwischen den einzelnen Treppenteilen gewarnt. Diese waren in den Ecken doch recht stark angerostet. In der Mitte konnte man aber getrost auftreten.
Steile Treppe – ich hab es nicht hinbekommen, die „Steilheit“ auf dem Photo einzufangen ..
Es war STEIL ! ;)
Noch ein paar Stufen ..
Diese Treppen sind auch der Grund, warum es sich empfiehlt die Route vom Chalet zum Point Sublime zu laufen! Nie im Leben möchte ich diese Dinger hinaufsteigen müssen – bei der von mir gewählten Variante sollte man allerdings schwindelfrei sein.
Nachdem nun die Treppen überwunden waren ging es weiter in der Schlucht. Immer mal wieder huschten Eidechsen von Stein zu Stein; jedoch waren sie zu schnell (oder ich zu langsam), sodass ich hier kein brauchbares Photo dieser possierlichen Tiere beisteuern kann.
Der Weg verlief nun wieder so nah am Verdon, dass man sein Rauschen hören konnte. (Das hatte ich mir übrigens irgendwie „ gewaltiger“ vorgestellt – es mag aber auch daran gelegen haben, dass er wie oben schon erwähnt zu dem Zeitpunkt nur recht wenig Wasser führte)
Die Temperatur war mittlerweile auf 28°C angestiegen und die Sonne brannte mit aller Macht auf mich herab – daher war ich froh, immer mal wieder Pause unter einem der Felsvorsprünge machen zu können. Auf diese Idee schienen allerdings auch andere Wanderer gekommen zu sein, denn oftmals konnte ich Spuren eines Nachtlagers entdecken.
Nach einer weiteren Pause und etwas mehr als vier Stunden kam ich an einen der zwei Tunnel, die mich noch vom Endpunkt trennten. Hierfür ist eine Taschenlampe (zumindest für den zweiten Tunnel) unerlässlich.
Ich schnappte mir also meine Funzel und los ging es – nun bekam ich mit meinen Merrell Halbschuhen das erste Mal leichte Probleme – während mir die Wasser- und Luftdurchlässigkeit während der Hitze beim Wandern gute Dienste geleistet und meine Füße angenehm kühl gehalten hatte, musste ich nun über die in dem Tunnel überall verteilten Pfützen springen um nasse Füße zu vermeiden.
Die Luft kühlte merklich ab (Wohltat!) und nach gut einer Minute war der erste Tunnel bereits gequert. Man sah bereits zu Beginn „das Licht am Ende des Tunnels“ sodass ich allen Pfützen problemlos ausweichen konnte.
Eingang zum Tunnel
Das Licht am Ende (des ersten) Tunnels
Etwas schwieriger gestaltete sich die Durchquerung des zweiten Tunnels. Dieser ist mit knapp 700 Metern ungefähr sieben Mal so lang wie der erste und auch von viel mehr Pfützen durchzogen.
Außerdem sollen diesen Tunnel Höhlenschlangen bewohnen und ich war wenig erpicht darauf, mit selbigen frontal zusammen zu stoßen während ich halb blind durch die Dunkelheit stampfte. Daran änderte auch der Hinweis meines Wanderführers nichts, der besagte, dass die Tiere absolut harmlos sind – schließlich weiß ich nicht, ob die Schlange um ihre Harmlosigkeit weiß, wenn ich gerade gegen sie gerannt bin ..
Meine Taschenlampe geisterte also abwechselnd über den Boden und die Wände und schon bald kam ich an die erste Pfütze (mehr ein kleiner See) die sich über mehrere Meter von der einen zur anderen Wand erstreckte. Zwar sind die Dinger nur etwa 15cm tief (wie ich nachher erfuhr) aber zu dem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht und außerdem wären meine Füße dank der Merrell-Bauart trotzdem nass gewesen. Folglich hüpfte ich so gut es ging von Stein zu Stein, die andere leicht beschuhte Wanderer dort installiert haben müssen und gelangte trockenen Fußes ans Ende der Pfütze. Dieses Spiel wiederholte sich in verschiedensten Varianten ein paar Mal und da es langsam empfindlich kühl geworden war, war ich froh, als ich das Ende des Tunnels erreicht hatte. Etwas enttäuscht (und irgendwie auch erleichtert zugleich) konstatierte ich den fehlenden Kontakt mit einer Höhlenschlange und legte die letzten Meter des Weges zurück.
Im Tunnel mit Gegenverkehr
Irgendwie unheimlich – die Stimmen und das gleichmäßige Platschen der Füße hört man schon von weitem und dann taucht irgendwann ein Licht vor einem auf
Treppen aus dem Tunnel
Noch einmal kann man einen tollen Blick auf den Verdon erhaschen
Weg zu Ende – Denkste! Gerade, als in mir Gedanken an eine überdimensionale Flasche Wasser aufkamen und ich den Kiosk vom Point Sublime schon förmlich zu riechen glaubte, kam die Ernüchterung. Ich hatte augenscheinlich die Karte nicht anständig studiert, denn hinter dem Tunnel und dem Anstieg über mehrere Treppen befand sich nicht der ersehnte Endpunkt Point Sublime sondern nur ein schäbiger Parkplatz. Ein Schild verkündete voller Schadenfreude, dass es noch einmal 40min bis zum echten Endpunkt sind ..
Dieses Schild lächelte mir unverfroren entgegen
Der Parkplatz - das nur vermeintliche Ende der Tour
Eine unschöne Ankündigung, da ich nach meiner Tunneltour das letzte Schlückchen Wasser in mich hinein gekippt hatte. Ich litt das erste Mal in meinem Leben wirklich Durst und machte mich auf, die letzten 40min Weg zu erobern. Erstaunlicherweise schaffte ich es, den Weg in knapp 25min zurückzulegen und schon bald stand ich am Endpunkt dieser Tour.
Ankunft am Point Sublime
Schnell kaufte ich den Kiosk leer (Evian für den Wasserhaushalt und Cola zur Aktivierung der Lebensgeister) und dann ging es ans Taxi bestellen. Nach einer guten Dreiviertelstunde (das Taxiunternehmen machte noch die in Frankreich heilige Mittagspause) stand dann auch tatsächlich ein Großraum-Taxi vor mir und ab ging es zum Ausgangspunkt dieser Tour – zurück zum Chalet de la Maline. Durch viel Glück kamen noch sechs andere Wanderer mit und die Taxikosten beliefen sich pro Person auf erträgliche 8 Euro.
Beruhigt stellte ich fest, dass das Auto noch dort stand wo ich es morgens abgestellt hatte und sich auch nicht kein Straßendieb, vor denen hier oft gewarnt wird, an ihm zu schaffen gemacht hatte.
Zufrieden trat ich den Rückweg Richtung Camping Platz an.
Rundum eine tolle Tour, die ich wärmstens (pun intended) empfehlen kann!
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