[UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

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    [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Beim Schreiben dieses Berichts fallen mir verschiedene Titel dafür ein. „Plan I - Improvisation“, „Droch shìde“ (gälisch: Dreckwetter), „Schlechtwetterwandern“, „Vom Winde weggeweht“, „Murphy’s Gesetz und seine Umsetzung in der Praxis“ usw. Letztlich beschließe ich aber, beim ursprünglichen Titel zu bleiben. Gegenstand dieses Berichts sollen nicht drei Wochen Sturm und Regen sein, sondern das, was von meinen Trekkingplänen auf Harris und Skye übrig geblieben ist.

    Also: A’ mhuir is na beanntan - Das Meer und die Berge (und eine Aschewolke…)
    Meer und Berge sind immer gegenwärtig, beherrschen diese Reise (die Wolke kommt erst zum Schluss).

    Warum ausgerechnet Harris? Nun, seit ich „Crowdie and Cream“ (Finlay J. MacDonad) zuerst auf BBC Alba sah und anschließend das Buch dazu las, ließen mich die Beschreibungen der weißen Sandstrände der Westküste und der „Mondlandschaft“ der Berge im Norden nicht mehr los.

    Und außerdem: Ich fand keinen einzigen Reisebericht über eine Trekkingtour auf Harris im Internet. Lediglich einige Beschreibungen aus der Serie „Rauf auf den Berg - runter vom Berg“ bei Scottish Hills. Auf der Reiseberichts-Karte hier im Forum ist Harris jetzt kein "weißer Fleck" mehr.


    Dienstag, 03. Mai 2011 - Anreise, Teil 1 -
    Bereits im Sommer 2010 kaufe ich ein unschlagbar günstiges Ticket von Frankfurt nach Edinburgh und zurück. Dieses Jahr sorgt beim Hinflug kein Vulkan für Flugausfälle, lediglich starker Wind sorgt für eine vorübergehende Schließung der Startbahn West (ha, da hat der Wind erstmalig in meine Tour eingegriffen!) und damit für Verspätung.
    In Edinburgh habe ich mich wieder im SYHA - Hostel eingebucht. Ich checke ein, und begebe mich ins Getümmel. Bei strahlendem Sonnenschein, aber kühlem Wind scheinen alle, die nicht drinnen sein müssen, im Park zu sein. Ich kaufe meine Gaskartusche, etwas zum Essen, und geselle mich zu den zahlreichen Besuchern der Princes Street Gardens. Später bummele ich durch Old Town und Grassmarket, trinke einen Kaffee, und gehe zurück ins Hostel. Das Nachtleben Edinburghs muss ohne mich auskommen.


    Edinburgh Castle von Borderli auf Flickr



    Mittwoch, 04. Mai 2011 - Anreise, Teil 2 -
    Der Citylinkbus Nr. 900 bringt mich von Edinburgh nach Glasgow. Von Glasgow geht es weiter nach Uig. Bei strahlendem Sonnenschein ist es so frustrierend, den ganzen Tag im Bus zu sitzen! Meine Kopfschmerzen künden den Wetterwechsel bereits an.

    Der Bus nach Uig über Fort William ist kein schöner, moderner Reisebus von Citylink, sondern eine alte Klapperkiste von Stagecoach. Würde mein Auto solche Geräusche von sich geben, wäre es längst in der Werkstatt… Bei jedem Knirschen, jedem Krachen tausche ich besorgte Blicke mit meiner Nachbarin.

    Auf der Fahrt durchs Rannoch Moor sehe ich, dass eines der Wildfire, die als Folge der langen Trockenheit (die ich daheim und am Schreibtisch verbrachte ) in den letzten Tagen u.a. in Schottland ausbrachen, bis an die A82 heran kam. In Corran haben wir eine Zwangspause: Ein Fahrgast steigt aus, aber das Gepäckfach klemmt. Nach einer Viertelstunde beschließt der Fahrer, dass der Fahrgast bis Fort William mitfährt; dort wird man sich mit geeignetem Werkzeug um das Gepäckfach kümmern. Meine Nachbarin, die einen Termin in Fort William hat und bereits jetzt unter Zeitdruck steht, hat inzwischen beschlossen, ihr Glück als Anhalter zu versuchen. Vor der Abfahrt aus Corran verteilt der Fahrer Zettel von Stagecoach, auf denen der Fahrgast sich zum Service äußern kann, mit der Bitte „Please, do complain!“
    Der Aufenthalt in Fort William ist auf eine halbe Stunde geschrumpft. Um 14.00 Uhr geht die Fahrt in der Klapperkiste weiter. Das Gepäckfach ist repariert, die Krach- und Knirschgeräusche bleiben.

    Mir fällt auf, dass die Natur viel weiter ist als letztes Jahr im Mai. Alles ist grün, sogar der Farn lässt sich schon blicken. Man merkt, dass im April schon Sommer war.
    Vor Shiel Bridge wieder die Folge der Wildfire: Die Hänge der „Five Sisters“ entlang der A87 sind schwarz. Die Brände ziehen sich bis nach Allt a’ Chruinn. Es ist entsetzlich. Brandgeruch hängt noch in der Luft. Das Feuer kam bis an die Häuser, bis an die Straße. Ich wage nicht, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen das Feuer auf die Wildtiere hat. Aber meine Kopfschmerzen sagen mir, dass die Gefahr weiterer Wildfire bald vorbei ist.

    In Uig angekommen, gehe ich zur Campsite. Die „Rezeption“ ist im Haus gegenüber. Ich gehe an zwei großen Hunden vorbei in den Eingangsbereich, „Hello!?“ - Ein Teenager in Schuluniform füllt ein Register aus, kassiert £5, und sagt mir, dass ich mein Zelt irgendwo aufbauen soll.
    Das Wetter ist immer noch perfekt. Sonnig, leichter Wind, angenehme Temperaturen.
    Zum ersten Mal seit fast einem Jahr baue ich das LaserComp auf und richte mich häuslich ein. Die auf vergangenen Touren erprobte Ordnung kommt wie von selbst wieder. Es ist schön, endlich unterwegs zu sein!


    Uig Campsite von Borderli auf Flickr


    Donnerstag, 05. Mai 2011 - Westwärts -
    Die Nacht ist ruhig. Um 5.00 Uhr wache ich auf. Regen prasselt auf das Zelt, und der Wind lässt die Zeltplanen flattern. Meine Kopfschmerzen sind verschwunden.
    So gegen 8.00 Uhr hört der Regen auf, und der Wind trocknet das Zelt schnell. Eine Stunde später bin ich am Calmac Terminal und kaufe ein Return-Ticket nach Tarbert, Harris. Einchecken und Überfahrt sind völlig entspannt. Die Beschilderung des Schiffes ist zweisprachig - gälisch und englisch. Mir fällt auf, dass ich einen guten Teil der gälischen Texte lesen kann. Freut mich!


    Uig Bay von Borderli auf Flickr


    Leaving Skye von Borderli auf Flickr

    Nach der Ankunft in Tarbert gehe ich zunächst auf der Straße in Richtung Urgha. Plan A sieht vor, auf dem Pfad Richtung Reinigeadal zu gehen, diesen auf der Höhe von Trolamul zu verlassen, und über Trolamul und Stràthabahl weglos Richtung Straße zu gehen. Tief hängende Wolken kommen in Plan A jedoch nicht vor. Im echten Leben hängen sie so tief, dass häufig nicht mal die Gipfel der recht niedrigen Hills zu sehen sind. Ich verlasse daher die Straße bereits vorher und gehe auf dem Track durch das Gleann Lacasdail. Dieser Track ist ein Teil des „Harris Walkway“ (Frith-Rathad na Hearadh) und ist in hervorragendem Zustand. Es gibt sogar Bänke!


    Harris Walkway von Borderli auf Flickr

    Am Lochannan Lacasdail fängt es an zu regnen, und der Aufstieg zum Bràigh an Ruisg ist verregnet.


    Bràigh an Ruisg von Borderli auf Flickr

    Bald erreiche ich die kleine Straße, die nach Màraig führt. Ich biege links ab, in Richtung der A859. Auf dieser gehe ich ein kurzes Stück Richtung Norden, bis zum nächsten Abschnitt des Harris Walkway. Der Regen hört auf. Auch hier wieder Bänke! Allerdings wird dieses Wegstück nach längerem Regen ziemlich boggy. Sogar jetzt, nach so viel gutem Wetter, gibt es noch matschige Stellen. Ich latsche in ein Mini-Boghole. Nein, denke ich, es kann nicht sein, dass mein rechter Fuß nass wird. Die Inov8’s haben eine Gore Tex - Membran und sind noch keine 50km unterwegs. Ich bilde mir das nur ein.


    Gleann Sgaladail von Borderli auf Flickr

    Der Walkway erreicht wieder die A859. Nach einem langen, langen Abschnitt erreiche ich auf Höhe des Bàgh Bhìogasdail den dritten Walkway, der mich westwärts in Richtung der North Harris Hills bringen soll. Heute gehe ich aber nicht mehr weit. Ich bin platt und sehne mich nach meinem Schlafsack. Die Karte zeigt einen àirigh (shieling, Sommerweide) an - ein àirigh bietet meist einen geeigneten Zeltplatz mit Gras, Wasser, und weg vom Bog. So auch hier. Ein Stück abseits vom Weg finde ich ein fast ebenes, fast matschfreies Stück Wiese an einem kleinen Bach. Inzwischen habe ich auf Automatik geschaltet: Zelt aufbauen, NeoAir aufblasen, Schlafsack auspacken, Wasser kochen für eine Tasse Tee und fürs Tütenfutter. Ich habe zwar keinen Hunger, aber das lasse ich mir auf Tour nicht durchgehen. Füße, Beine, Rücken - alles ist „aua“. Tag Eins der Wanderung, wie üblich.
    Beim Einschlafen höre ich die Stimmen von Vögeln, das Bäh von Schafen, und andere Tierstimmen, die ich weder einordnen kann noch will. Zufrieden mit mir und der Welt räkele ich mich im Schlafsack und schlafe bald ein.



    Freitag, 06. Mai 2011 - Allein in der Wildnis -
    Nachts regnet es. Morgens packe ich ein einer Regenpause den Rucksack, flüchte mich dann vor einem neuen starken Schauer ins Zelt. Aus dem Schauer wird ein Dauerregen, und ich baue das Zelt schließlich im Regen ab. Ich gehe westwärts, zum Bealach na h-Uamha. Die Sicht beträgt nur wenige Meter. Der Weg geht bergab zum Abhainn Langadail. Diesen überquere ich trockenen Fußes auf Stepping Stones. Dank des niedrigen Wasserstandes ist das kein Problem. Am anderen Ufer geht es wieder bergauf. Der Regen legt ab und zu eine Pause ein, und ein paar Sonnenstrahlen lassen sich blicken.


    Gleann Langadail von Borderli auf Flickr

    Inzwischen hat sich mein ständiger Begleiter eingefunden: starker Wind.
    Der Regen kommt jetzt quer von der Seite, dringt zwischen den Rucksack und meinen Rücken. Die Jacke gibt auf, und bald bin ich nass bis auf die Haut. Vor dem Braigh an Iaclachain hört es endlich auf zu regnen, aber es stürmt weiter.


    Bràigh an Iaclachain von Borderli auf Flickr

    Plan A sieht ein Wildcamp am Loch Chleistir vor, aber keinen Sturm, der mich beinahe torkeln lässt. Ich mache eine Pause und wechsele das nasse Shirt gegen ein trockenes. Die Kermit-Jacke ist im Wind schnell wieder getrocknet.


    Loch Chleistir von Borderli auf Flickr


    North Harris Hills von Borderli auf Flickr


    Loch Chleistir von Borderli auf Flickr


    Loch Chleistir von Borderli auf Flickr

    Es hilft nichts, ich muss weiter, runter ins nächste Tal, ein etwas geschützteres Stück Wiese suchen. Im Norden des Loch Bhoisimid sind „Old Shielings“ eingezeichnet, also gehe ich dorthin. Ich verlasse den Pfad unmittelbar vor der Furt, und laufe am Fluss entlang, bis ich im Windschatten eines kleinen Hügels einen schönen Platz für mein Nachtlager finde. Der Weg dorthin ist teilweise boggy, und ich habe nasse Socken. Die Schuhe werden doch nicht etwa „undicht“ sein? Ich verdränge diesen Gedanken, und baue mein Zelt auf. Vom starken Wind abgesehen, ist das Wetter richtig schön. Die Aussicht auf die North Harris Hills ist beeindruckend.


    Wildcamp von Borderli auf Flickr


    Sròn Àrd, North Harris Hills von Borderli auf Flickr

    Den ganzen Tag habe ich keinen Menschen gesehen, fällt mir auf.

    Später, als ich es mir mit einer Tasse Tee und meinem Notizheft im Zelt bequem gemacht habe, macht es laut „plopp!“. Entsetzen! Panik! Die NeoAir ist kaputt! Gut, Entwarnung. Sie hat nur an einem Ende eine Beule. Ich fotografiere den Schaden, und lasse etwas Luft aus der Matratze ab. Ob ich sie zu stark aufgepustet habe? Eigentlich nicht mehr als sonst. Wie auch immer, mein Nachtlager ist gesichert.
    Nachts nimmt der Wind wieder zu. Viel Schlaf bekomme ich daher nicht.
    Zuletzt geändert von Borderli; 30.10.2011, 18:35.

  • ParaMHN
    Erfahren
    • 04.03.2010
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

    Wahnsinnig schöne Bilder von der Landschaft, war es eine Kompakte oder eine größere Kamera? Meine eigenen Bilder vom WHW zur selben Zeit sehen nur grau und matschig ohne irgendwelche Tiefeneindrücke aus.

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    • Rainer Duesmann
      Fuchs
      • 31.12.2005
      • 1642
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

      Zitat von ParaMHN Beitrag anzeigen
      Wahnsinnig schöne Bilder von der Landschaft, war es eine Kompakte oder eine größere Kamera?
      Nikon D60.


      Ansonsten kann ich nur beipflichten!
      Super Bilder. Du hast mittlerweile ein tolles Auge entwickelt, liebe Marion.
      Hut ab.
      Das der Text klasse ist, tja nun, das sind wir ja mittlerweile von dir gewohnt.

      Ich freu mich auf die Fortsetzung.

      Beste Grüße,
      Rainer
      radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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      • Eggi
        Erfahren
        • 23.07.2009
        • 226
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

        Sehr schöner Bericht bisher. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
        Nur wo du zu Fuß warst,
        bist du auch wirklich gewesen.
        Johann Wolfgang von Goethe

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        • Cattlechaser
          Dauerbesucher
          • 04.08.2010
          • 848
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

          Liebe Borderli,

          vielen Dank für den Bericht. In 10 Tagen sind wir auch auf Harris - das erste Mal. Allerdings mit Familie, also nur mit begrenztem Wanderradius.

          Beeindruckend auch deine Bericht über die Brände entlang der Five Sisters. Ich bin gespannt. Überraschend ist es allerdings nicht. Ich war Ende April/Anfang Mai unterwegs und habe über sechs Tage (!) keine einzige Wolke gesehen.

          Ich freue mich auf die Fortsetzung.
          Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

            Guten Morgen und danke für die "Vorschusslorbeeren".

            Ja, ich habe die Bilder mit einer Nikon D60 gemacht. Mir ging zwar unterwegs mehrmals der Gedanke "Hätte ich besser die Kompaktkamera mitgenommen..." durch den Kopf, aber ich glaube, dazu kann ich mich nicht aufraffen.

            Harris wird mich nächstes Jahr wieder sehen, allerdings zusammen mit Mr Borderli dem Wandermuffel. Dort gibt es nicht nur schöne Hills, sondern auch Strände. Und was für welche!! Mehr dazu später im Bericht.

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            • Borderli
              Fuchs
              • 08.02.2009
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              #7
              AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

              Samstag, 07. Mai 2011 - Gleann Mhiabhaig -
              Ich schlafe erst nach Mitternacht ein. Es stürmt so heftig, dass ich keine Ruhe finde. Später, als ich das Zelt abbaue, fängt es an zu regnen. Als ich alles eingepackt habe und gerade den Rucksack aufsetze, setzt starker Regen ein, selbstverständlich mit starkem Wind. Regentropfen quer von vorne, na klasse, denke ich, das habe ich mir schon immer gewünscht.
              Ich laufe am Fluss entlang bis zum Weg, gehe bei der Furt durch den Fluss, und weiter bis zur Hütte am Loch Bhoisimid. Hier stelle ich mich in den Windschatten, bis der Regen vorbei ist. Die Hütte ist privat und verschlossen. Warum gibt es hier eigentlich keine Bothys? Das „Einsatzgebiet“ ist doch geradezu ideal: Auf Harris gibt es öfter mal Wind und Regen, es gibt Sumpf, Midges, Berge, Wanderer.


              Near Loch Bhoisimid von Borderli auf Flickr

              Wie auch immer. Der Regen hört auf, und ich laufe weiter. Der Landrovertrack ist hervorragend. Bei gutem Wetter würde ich ihn als langweilig bezeichnen, heute trägt er dazu bei, meine schlechte Laune zu verbessern. Irgendwelche Ambitionen, den Track zu verlassen, um über die Gipfel von Stulabhal, Tèileasbhal und Uisgneabhal zu gehen, haben mir Sturm und Regen schnell genommen. Ich gehe unter der Sròn Àrd (der hohen Nase) vorbei, am Lochan an Fheòir entlang, und über zahlreiche kleine Bäche auf die Sròn Scourst zu. Die ist trotz Wolken sehr beeindruckend.


              Sròn Scourst von Borderli auf Flickr


              Sròn scourst von Borderli auf Flickr


              Cathadail an Ear von Borderli auf Flickr

              Hier höre ich erstmals das Geräusch, das mir bisher fehlte: Das Rauschen von Gebirgsbächen.
              Am Loch Scourst steht noch eine verschlossene Hütte. Hinter ihr, vor dem immer noch starken Wind geschützt, kann ich die Karte auspacken, neu falten, und wieder einpacken.
              Kurz vor der Brücke über den Abhainn Mhiabhaig begegnet mir zum ersten Mal seit Beginn meiner Reise ein Wanderer.


              Gleann Mhiabhaig von Borderli auf Flickr


              Blue Sky von Borderli auf Flickr

              Bevor ich die Straße bei Miabhaig erreiche, mache ich im Windschatten einiger großer Felsen eine längere Pause. Sonne, blauer Himmel, aber auch immer wieder Wolken, und ständig weht ein starker Wind.

              Als ich auf der Straße von Miabhaig nach Amhuinnsuidhe unterwegs bin, bessert sich das Wetter. Sogar der Wind lässt nach. Entlang der Straße sind Torffelder, neugierige Schafe, ein paar Häuser, eine Schule - und jede Menge gute Aussichten auf das Meer. In der Ferne sehe ich einen weißen Sandstrand. Mehr als 10 Autos begegnen mir nicht.


              Peat von Borderli auf Flickr


              Sheep von Borderli auf Flickr


              Loch a' Siar von Borderli auf Flickr


              Lochan Beag von Borderli auf Flickr

              Kurz vor Amhuinnsuidhe biege ich ab in Richtung Loch Leòsaid. Ich folge dem Track bis zu einer Brücke. Laut Karte soll direkt danach ein Pfad nach Nordwesten, ins Gleann Leòsaid, abzweigen. Diesen Pfad suche ich vergeblich. Egal, ich laufe am Fluss entlang, immer einen kleinen grünen Hügel im Blick. Dort sollen „Old Shielings“ sein, mein nächster Zeltplatz.
              Inzwischen ist es sonnig, und der Wind hat fast ganz aufgehört. Sollte das Wetter doch noch gut werden? Ohne Zugang zu einem Wetterbericht ist das nicht vorherzusagen. Ich nehme es so wie es kommt, und genieße die Sonne.


              Old Shieling von Borderli auf Flickr


              Srath Leòsaid von Borderli auf Flickr

              Auf einer kleinen grasigen Insel unterhalb einer Ruine baue ich mein Zelt auf. Das Wetter bietet sich an zum Wäschewaschen, also errichte ich meine Trekking-Waschküche. Ziplocbeutel, kaltes Wasser aus dem Fluss, heißes Wasser aus dem Topf, Ökoseife, Müffelwäsche - los geht’s. Zwischen Zelt und Trekkingstöcken befestige ich die Wäscheleine. Während die jetzt nicht mehr müffelnde Wäsche in der leichten Brise trocknet, sitze ich mit Kocher, Essen, Foto und meinem Buch am Flussufer. Ein schöner Tag. Ich bin mit mir und der Welt zufrieden.


              Wildcamp von Borderli auf Flickr


              Oireabhal von Borderli auf Flickr

              So gegen 19.00 Uhr ziehen über dem Meer dunkle Wolken auf, und der Wind nimmt wieder zu. Später setzt starker Regen ein, mit Wind, selbstverständlich. Ich sitze im Zelt, trinke einen Tee, genieße noch immer die Stimmung des überwiegend sonnigen Nachmittags, als die NeoAir wieder „Plopp!“ macht. Die Blase ist ein wenig größer geworden.


              TAR NeoAir von Borderli auf Flickr

              Ich nehme mir die Karte vor und überlege, was ich am nächsten Tag machen werde. Das Wetter wird sich wohl kaum über Nacht bessern. Irgendwie sehen „Plan A, B und C“ das nicht vor. Mal zwei Tage Dreckwetter, aber so was? Plan I - Improvisation - muss her. Ich habe da so eine Idee …

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              • Fax
                Erfahren
                • 03.09.2009
                • 269
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                Hallo Borderli,

                Hammer Bilder und ein wirklich schöner Bericht bisher, aber das ist man ja von Dir gewohnt!

                Ich hab ein paar Fragen zu deiner Ausrüstung:

                Seit wann hast Du die NeoAir, wann ungefähr gekauft und wieviel Nächte ca. drauf verbracht?

                Denke die Membran der Inov8 hat dicht gehalten, wahrscheinlich, ABER das Wasser ist sicher von oben reingelaufen, bzw. hat sich über die Socken reingezogen. Hatte das auch schon, allerdings mit Salomons. Das Problem ist, daß man Membran Latschen dann kaum wieder Trocken bekommt, ohne Heizung. Ich denke über eine Knoydart Tour im September nach, werde dort aber auf jeden Fall membranlos "auftreten".

                Da Trailrunner relativ weich sind, machen meine Salomons im Vorderfußbereich langsam schlapp, bzw. die Membran durch das ständige knicken bei jedem Schritt.
                Wenn ich das auf dem einen Foto richtig gesehen habe hast du hohe Schuhe, meine sind flach, ein weiteres Argument gegen die Membran, sie laufen schnell(er) voll bei Pfützen oder saugen noch eher über die Socken. Jedenfalls die letzten Membran Treter für mich, sie sind eh bald durchgelatscht.

                Das "ploppen" der NeoAir schilderten öfter Leute aus den USA, die die Matten direkt nach Markteinführung kauften, deswegen meine Frage weiter oben. Waren wohl Verarbeitungsfehler der ersten Charge. Vielleicht hast Du auch so eine erwischt? Foto machen ist auf jeden Fall gut, ich würde versuchen zu reklamieren, ist ja ein normaler Einsatz gewesen. Meine "ploppt" seit eineinhalb Jahren nicht! zum Glück!

                Freu mich auf die Fortsetzung!
                Mein blog : http://hikinglight.wordpress.com/

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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                  Sonntag, 08. Mai 2011 - Sròn Uladail -
                  Ich packe morgens alles zusammen, verpacke den Rucksack wasserdicht in einen Müllsack und die Regenhülle, und stelle ihn in eine Ecke der Ruine.


                  Rucksack von Borderli auf Flickr

                  Dann mache ich mich auf den Weg durchs Gleann Chliostair zur Sròn Uladail - zur Nase Uladals. Schon vom Loch Chleistir aus habe ich sie schemenhaft in der Ferne gesehen - beeindruckend. Aber heute geht es erstmal bergauf, entlang des Landrovertracks bis zur Staumauer. Dann weiter, auf einem hervorragenden Pfad zum Loch Aiseabhat.


                  Loch Chliostair von Borderli auf Flickr


                  Loch Aiseabhat von Borderli auf Flickr

                  Am nördlichen Ende des Loch erreicht der Pfad seinen höchsten Punkt. Die Aussicht ins Tal - Gleann Uladail - ist gigantisch. Eine Wildnis aus Felsen, Moor und Wasser. Als die Sonne rauskommt, glitzern die Wasserflächen, und zusammen mit den grauen Felsen (Lewisian Gneiss, einer der ältesten Felsen der Erde) und den Wolken ergibt das ein Bild, das mir Ehrfurcht einflößt. Ich fühle mich so klein, so alleine, da oben auf meinem Pfad. Außer dem Pfad ist weit und breit keine Spur von Menschen zu sehen. Keine Straße, kein Strommast, kein Haus, kein Zaun … Ich weiß nicht mehr, wie lange ich da stehe und einfach nur die Landschaft auf mich wirken lasse. Einer der Gründe, warum ich hier bin.


                  Gleann Uladail von Borderli auf Flickr


                  Gleann Uladail von Borderli auf Flickr


                  Irgendwann bin ich wieder im Hier und Jetzt, betrachte den Anstieg zum Gipfel östlich von mir (Muladal), und denke „Machbar, bin ja schon fast oben“. Bevor ich jedoch den Pfad verlasse, um mich weglos ein paar Höhenmeter weiter zu bewegen, geht mir ein Gedanke durch den Kopf: Wenn ich jetzt da rauf gehe, und dann wieder runter, habe ich nachher keine Lust mehr, anschließend ganz runter zur Sròn Uladail abzusteigen. Und die will ich unbedingt sehen. Also gut, zuerst die „Nase“.


                  Sròn Uladail von Borderli auf Flickr


                  Loch Uladal von Borderli auf Flickr

                  Es geht steil, aber auf einem guten Weg bergab. Als ich etwa die Hälfte hinter mir habe, trifft mich von hinten ein Windstoß, der mich beinahe umwirft. Und noch einer, dann legt der Sturm richtig los. Ich drehe mich um und denke „Schwarz“. So schnell wie möglich eile ich weiter, halte dabei nach einem Unterschlupf Ausschau. Starker Regen, dann Hagel, prasselt mir auf den Rücken. Schließlich bin ich unten. Der Pfad verschwindet im Sumpf, und rechts von mir ragt der Felsklotz von Sròn Uladail auf. Da, ein Felsüberhang. Nichts wie hin. Hier bin ich vor Wind und Regen geschützt. Gut, dass ich mich vorhin für den Weg nach unten entschieden habe - dieses Unwetter wäre auf dem Gipfel äußerst unangenehm geworden. Mit meinem blauen Sitzkissen und dem Daypack richte ich mich unter dem Felsvorsprung häuslich ein. Die „Nase“ tropft, der Wind treibt den Regen in dichten Schwaden nach Norden, nach Lewis. Ich hole die Primaloftjacke, Handschuhe und Mütze aus dem Daypack; mir ist kalt. Immer noch ist der Himmel schwarz, Regen und Sturm toben. Und ich kleiner Mensch kauere da unter dem Felsüberhang. Schon zum zweiten mal heute fühle ich mich so klein, so unbedeutend im Angesicht dieses Tobens der Elemente. Gleichzeitig aber auch privilegiert, dieses hier erleben zu können, dabei zu sein. Tha e math a bhi beò - Es ist gut, lebendig zu sein.

                  Irgendwann lässt der Regen nach. Ich verlasse meinen Felsüberhang und steige wieder auf zum Loch Aiseabhat. Dabei muss ich mich gegen starken Gegenwind vorwärtsbewegen. Der Regen hört auf, die Wolkendecke wird dünner, vereinzelte blaue Flecken tauchen auf. Aber der Wind nimmt weiter zu.

                  Zurück an der Ruine, finde ich den Rucksack unversehrt vor, lasse ihn dort, und gehe weiter ins Gleann Leòsaid hinein, in der Hoffnung, einen windgeschützten Zeltplatz zu finden. Fehlanzeige. Ich baue das Zelt neben der Ruine auf, und achte darauf, es peinlich genau in Windrichtung auszurichten. Dabei wünsche ich mir ganz heimlich, ich hätte ein stabileres Zelt. Eine „Hilleburg“ oder etwas Vergleichbares. Das LaserComp ist ein tolles Zelt, und war bisher immer ideal für meine Ansprüche - aber wird es diesen Sturm aushalten? Ich lege mich voll angezogen in den Schlafsack. Der Rucksack ist gepackt, ein Plastiksack, um im Notfall den Schlafsack schnell einzupacken, liegt griffbereit.


                  Windcamp von Borderli auf Flickr

                  Muss ich erwähnen, dass ich in dieser Nacht nicht schlafen kann? Zweimal bin ich kurz davor, alles einzupacken. Aber wohin? Weit und breit ist keine Möglichkeit, sich unterzustellen. Und die Straße nach Huisinis ist Sonntagnacht nicht gerade stark frequentiert. Ich harre im Zelt aus, und beschließe, dass ich ein festes Dach über dem Kopf brauche. Vorzugsweise mit vier Wänden, Zentralheizung, und einer heißen Dusche.

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                  • Stompy
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                    • 19.10.2008
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                    #10
                    AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                    Schöner Bericht und Willkommen im Club, meine NeoAir hat diese Tour auch "plop" gemacht:
                    (gekauft 03.10.2010 - wird reklamiert)
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                    Hey, den gleichen Rucksack nutze ich auch, allerdings werde ich ihn wieder verkaufen und beim ACT Lite 50 Version 2009 bleiben, der war besser (für mich).
                    mfg Stompy

                    "Der Weg ist das Ziel!"
                    Hauptsache man ist Unterwegs... egal wie...

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                      #11
                      AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                      ok, die zweite NeoAir die ploppt... vielleicht liegts an Schottland? Das ploppen sind die sich lösenden Klebeverbindungen. Der Kleber scheint also mit hoher Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit Kälte nicht klarzukommen.

                      Wenn meine anfangen sollte zu ploppen, weich ich auf POE Ether aus
                      Mein blog : http://hikinglight.wordpress.com/

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                      • Borderli
                        Fuchs
                        • 08.02.2009
                        • 1734
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                        #12
                        AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                        Aha, meine NeoAir ist also kein Einzelfall. Ich werde auf alle Fälle auch reklamieren. Das Ding hat mir echt einen Schrecken verpasst. Da sitzt man in seinem Zelt, denkt nichts Böses, und plötzlich knallt es neben einem... Da hatte ich Blutdruck, ehrlich!

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                          #13
                          AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                          vielleicht auch nen TAR Problem, kenne ich auch irgendwoher wenn die Matte von TAR blobb macht. Wird aber problemlos umgetauscht.

                          Gruß
                          Sven
                          Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will.

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                            Erfahren
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                            #14
                            AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                            Natürlich ist das ein TAR Problem und definitiv kein Einzelfall schrieb ich weiter oben schon.....

                            Vielleicht ist es zwischen den Berichten aber auch untergegangen.
                            Mein blog : http://hikinglight.wordpress.com/

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                              #15
                              AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                              das ist ein sehr schöner Bericht, borderli und ich freue mich schon darauf, wenn er weitergeht.

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                              • Borderli
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                                • 08.02.2009
                                • 1734
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                                #16
                                AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                Montag, 09. Mai 2011 - Strände -

                                Das Zelt hält durch. Diese Nacht war sowohl für das Material als auch für meine Nerven eine Zerreißprobe! Ich packe früh ein, will mein Glück nicht herausfordern. Auf dem Weg zur Straße komme ich an einem Lagerplatz für Baumaterial, Maschinenteile und dergleichen vorbei. Ob dieser zum Betreiber des Staudamms gehört, weiß ich nicht. Heute ist dieser unansehnliche Platz für mich ein willkommener Windschutz. Ich koche Kaffee und frühstücke im Windschatten einiger Maschinen. Später gehe ich zur Straße und beschließe, das erste Auto anzuhalten.

                                Nun, es ist der Linienbus … Auch gut. Er setzt mich am Calmac Terminal ab. Ich gehe direkt zum Tourist Information Office, erzähle meine Schreckensgeschichte vom Zelten im Sturm, und frage nach einem B&B, single room, für zwei Nächte. Vorzugsweise an der Westküste, in Strandnähe, und mit dem Bus erreichbar. Es kostet die hilfsbereite Mitarbeiterin nur ein einziges Telefonat, und ich habe mein Zimmer! Ohne Vordruck, ohne Vermittlungsgebühr. Und ich habe das Vergnügen, mein erstes gälischen Telefongespräch zu hören. Mòran taing - Vielen Dank! Wir plaudern noch über die Campsite, die ich mir später ansehen will, und sie zeigt mir deren Internetseite. £10 pro Person und Nacht - sind die verrückt, oder was? Ich bekomme einen Ausdruck des Busfahrplans, Adresse und Telefonnummer des B&B, die Anweisung, dem Busfahrer zu sagen, dass er mich genau dort aussteigen lässt, und den aktuellen Wetterbericht. Außerdem erklärt sie mir, wo der nächste (einzige?) Geldautomat und wo der Shop ist. Zuerst zum Shop. Obst, Milch, Joghurt, Brot, was zum aufs Brot legen. Und Kekse. Dann zum Geldautomat. Anschließend mache ich es mir im Waiting Room neben der Tourist Information gemütlich. Ein paar Sitzgelegenheiten, Schließfächer für Gepäck, WC, Dusche, dazu ein Platz ohne Wind und ohne Regen, man wird anspruchslos da draußen.

                                Der Bus fährt vor. Die Fahrgäste, die zwischen Stornoway und Tarbert eingestiegen sind, müssen vom großen Bus in einen kleinen Bus umsteigen. Nach einigem Hin und Her, und nachdem wir auf den Ehemann einer Mitreisenden warten mussten, der sich mal eben im Shop noch was Essbares kaufte, geht die Reise los. Nach vielen Stopps - an Häusern und an Wanderwegen - erreichen wir die Strände.

                                Dann: Horgabost, Nr. 6. Ich steige aus, und werde vom Garten aus zum Eingang dirigiert. Dort erwartet mich Mary, die Besitzerin. Ein wirklich herzliches Willkommen, ein hübsches kleines Zimmer, und die Frage, ob ich lieber Kaffee oder Tee trinken wolle. Tee, bitte. Ich ziehe die Stiefel aus, wechsele Müffel-Shirt und Socken gegen was Frischgewaschenes, wasche mir die Hände, da ruft sie auch schon „Tea is ready!“ Und was für einer. Eine große Kanne Tee, Milch, Zucker, und drei Sorten selbstgebackenen Kuchen. Lecker! Ich bitte Mary um das Rezept eines der Kuchen. Und schon plaudern wir über Backen, Rezepte, und landen schließlich bei meinen Erlebnissen der letzten Tage.

                                Frisch gestärkt, gehe ich mit der Kamera an den Strand. Den habe ich schon von meinem Zimmerfenster aus bewundert - sagenhaft! Die Horgabost Campsite ist gleich gegenüber. Wenn der Wind nicht so stark wäre, dort zelten, das wäre toll! Ich muss unbedingt wieder her! Aus der Nähe ist der Strand noch besser. Einfach unglaublich. Weißer Sandstrand, grüner Machair, das Wasser ist türkis und glasklar, und im Hintergrund bilden die dunklen North Harris Hills einen starken Kontrast.


                                Horgabost von Borderli auf Flickr


                                Horgabost von Borderli auf Flickr


                                Harris Tweed von Borderli auf Flickr

                                Ich finde ein paar windgeschützte, von der Sonne erwärmte schwarze Felsen und mache es mir bequem. Der Stress der vergangenen Nacht und des frühen Morgens ist schon verschwunden. Ich fühle mich wohl hier. Später gehe ich weiter, zum endlos erscheinenden Sandstrand von Seilebost und Losgaintir. Der Wind weht von Osten und treibt feinen weißen Sand auf Bodenhöhe zum Wasser hin.


                                Seilebost von Borderli auf Flickr


                                Sand von Borderli auf Flickr


                                Seilebost and Losgaintir von Borderli auf Flickr

                                Ich laufe lange Zeit am Strand entlang, dann wieder durch die Dünen, und zurück zum Strand von Horgabost. Später gehe ich ins Haus und genieße die lange überfällige Dusche. Bei einer weiteren Kanne Tee und einen kleinen Schwatz mit meiner Gastgeberin lasse ich den Tag ausklingen. Ich bin hundemüde, nach der durchwachten Nacht brauche ich Schlaf.

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                                  #17
                                  AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                  Dienstag, 10. Mai 2011 - Dauerregen -

                                  Nach einer langen Nachtruhe und einem guten Frühstück laufe ich entlang der Straße nach Sgarasta, dem Dorf, das in „Crowdie and Cream“ beschrieben wird. Es regnet Bindfäden. Erst auf dem Rückweg hört es auf, aber es stürmt immer noch. Ich komme etwas zu dicht an einen Stacheldraht - und habe seitdem einen Winkelriss im linken Jackenärmel. Durch den Sturm ist die Jacke trocken, bis ich wieder zurück bin. Mit Nadel und Faden schließe ich den Riss und dichte ihn mit Seamgrip ab. Nicht schön, aber hoffentlich haltbar. Der leichte Stoff der Kermitjacke ist empfindlich - mit meiner alten, robusten, aber schweren Jacke wäre vermutlich gar nichts passiert.
                                  Das Wetter bleibt den Rest des Tages mies. Die Vorhersage für die nächsten Tage verheißt auch nichts Gutes. Ich beschließe, die Tour auf Harris vorzeitig zu beenden. Vielleicht komme ich im nächsten Jahr mit Mr Borderli wieder auf die Insel.


                                  Rubha Romaigidh von Borderli auf Flickr


                                  Tràigh Iar von Borderli auf Flickr


                                  Àird Niosaboist von Borderli auf Flickr


                                  Àird Niosaboist von Borderli auf Flickr


                                  Àird Niosaboist von Borderli auf Flickr

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                                    #18
                                    AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                    Mittwoch, 11. Mai 2011 - Ostwärts -

                                    Nach einem guten Frühstück und einem herzlichen Abschied breche ich auf.


                                    Horgabost von Borderli auf Flickr

                                    Ich gehe auf einem weiteren Abschnitt des Harris Walkway von Seilebost zur Ostküste, über den Bealach Eòrabhat ans Loch Stocanais.


                                    Coffin Road von Borderli auf Flickr

                                    Der Track wird bald von einem Pfad abgelöst, der sehr boggy ist. Endlich mal wieder Boghole-Jumping! Das hatte ich bisher noch nicht. Schön boggy, inklusive Ausrutscher mit Kniefall, geht es zur Ostküste.


                                    Bealach Eòrabhat von Borderli auf Flickr


                                    Bealach Eòrabhat von Borderli auf Flickr


                                    Bealach Eòrabhat von Borderli auf Flickr

                                    Nach einem Zaun begrüßt mich wieder ein trockener Weg.

                                    Der Plan ist, an der Straße ein Auto anzuhalten, um nach Tarbert zu kommen. Gar nicht so einfach - alle Autos fahren in die andere Richtung. Inzwischen regnet es wieder. Endlich - ein Auto nähert sich von hinten. Es ist schon voll besetzt, genau wie das nächste. Dann hält ein Lieferwagen. Der Rucksack kommt nach hinten auf einen Stapel Baumaterial, und ich fahre vorne mit. Die Jungs setzen mich am Calmac Terminal ab. Bis zur Abfahrt der Fähre dauert es noch ein paar Stunden. Da es regnet und meine Füße nass sind, ist mir nicht danach, Tarbert zu erkunden.

                                    Ich gehe erst zum Tourist Information Office und bedanke mich für die tolle Unterkunft, dann zum Waiting Room, in dem sich bereits drei junge Leute mit ihrem Gepäck ausgebreitet haben. Julia aus den USA und zwei Jungs aus Frankreich sind äußerst sparsam unterwegs - kein Hostel, keine Campsite, sie zelten nur „wild“. Der Waiting Room bietet sich als Möglichkeit, Handtücher und dergleichen zu trocknen, an. Ich besetze den Hand Dryer im Damen WC und trockne damit Schuhe und Socken. Anders als im Waschraum der Glen Nevis Campsite hängt hier kein Schild „Hand drying only“ daneben …
                                    Der Aufenthalt wird sehr unterhaltsam. Später kommt noch ein zahnloser Opa dazu. Er gibt sich als echter Harris - Ureinwohner zu erkennen. Ein neues Opfer für meine Gälisch-Versuche. Gar nicht so einfach, ihn zu verstehen, egal ob er Englisch oder Gälisch spricht. Das liegt wohl an den fehlenden Zähnen. Vermutlich hat er seinen Zahnersatz daheim im Schrank und holt ihn nur sonntags zum Kirchgang raus … Er kennt Mary, und kennt auch die Familie des Autors von „Crowdie and Cream“, er erzählt von seiner Kindheit, und wie es war, als gälisch sprechender Fünfjähriger in eine englischsprachige Schule zu kommen. Die drei Rucksackler erfahren mehr über Harris, als sie jemals wissen wollten, und bekommen dazu noch einen Crashkurs im Gälischen.
                                    Viel zu schnell vergeht die Zeit, und wir verabschieden uns von unserem Gesprächspartner, um zur Fähre zu gehen.

                                    In Uig angekommen, muss ich feststellen, dass der Wind auf Skye nicht weniger heftig ist als auf Harris. Ich laufe zum SYHA-Hostel und quartiere mich dort für zwei Nächte ein. Die MWIS-Wettervorhersage verheißt weiterhin Sturm und Regen, nur mit gelegentlichen trockenen Abschnitten.

                                    Später, als ich ins Bett gehe, will ich noch etwas Musik hören. Was zeigt das Display des MP3-Players da? Ich muss es zweimal lesen, bevor ich es begreife: „Error! Reformat Media“ Im Klartext: Keine Musik aus der Konserve für den Rest des Urlaubs. Ich erstelle eine Liste der Pleiten dieser Reise:
                                    Sturm und Regen. Undichte Schuhe. Riss in der Jacke. Undichte Jacke. Kleine Löcher in der Regenhülle des Rucksacks. Sealskinz-Socken auch undicht. Gamaschen zeigen erste Auflösungserscheinungen. Eine Beule in der NeoAir. MP3-Player defekt.
                                    Dabei ist gerade mal die erste Woche vorbei. Was wohl noch alles auf mich zu kommt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht „mein“ Urlaub ist. Meine Stimmung erreicht ihren bisherigen Tiefpunkt.

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                                      • 13.01.2011
                                      • 304
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                                      #19
                                      AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                      Phantastischer Bericht. Insbesondere die Bilder der Sandstrände von Seilebost und Losgaintir machen wirklich Wanderlust!

                                      Weiterschreiben, bitte.
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                                      kostenlose Couch direkt am Trail (Neckar) für E1-Thruhiker

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                                      • Borderli
                                        Fuchs
                                        • 08.02.2009
                                        • 1734
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                        Zitat von Fax Beitrag anzeigen
                                        Hallo Borderli,

                                        Hammer Bilder und ein wirklich schöner Bericht bisher, aber das ist man ja von Dir gewohnt!

                                        Ich hab ein paar Fragen zu deiner Ausrüstung:

                                        Seit wann hast Du die NeoAir, wann ungefähr gekauft und wieviel Nächte ca. drauf verbracht?

                                        Denke die Membran der Inov8 hat dicht gehalten, wahrscheinlich, ABER das Wasser ist sicher von oben reingelaufen, bzw. hat sich über die Socken reingezogen. Hatte das auch schon, allerdings mit Salomons. Das Problem ist, daß man Membran Latschen dann kaum wieder Trocken bekommt, ohne Heizung. Ich denke über eine Knoydart Tour im September nach, werde dort aber auf jeden Fall membranlos "auftreten".

                                        Da Trailrunner relativ weich sind, machen meine Salomons im Vorderfußbereich langsam schlapp, bzw. die Membran durch das ständige knicken bei jedem Schritt.
                                        Wenn ich das auf dem einen Foto richtig gesehen habe hast du hohe Schuhe, meine sind flach, ein weiteres Argument gegen die Membran, sie laufen schnell(er) voll bei Pfützen oder saugen noch eher über die Socken. Jedenfalls die letzten Membran Treter für mich, sie sind eh bald durchgelatscht.

                                        Das "ploppen" der NeoAir schilderten öfter Leute aus den USA, die die Matten direkt nach Markteinführung kauften, deswegen meine Frage weiter oben. Waren wohl Verarbeitungsfehler der ersten Charge. Vielleicht hast Du auch so eine erwischt? Foto machen ist auf jeden Fall gut, ich würde versuchen zu reklamieren, ist ja ein normaler Einsatz gewesen. Meine "ploppt" seit eineinhalb Jahren nicht! zum Glück!

                                        Freu mich auf die Fortsetzung!
                                        Sorry, dein Beitrag ist irgendwie untergegangen. Jetzt die Antwort:

                                        Ich habe die NeoAir Anfang 2010 gekauft und hatte sie bis zum "Plopp!" nicht ganz vier Wochen im Einsatz. Ich werde sie reklamieren, sobald ich mich daheim und auf der Arbeit etwas "freigeschwommen" habe.

                                        Ich kann ausschließen, dass das Wasser von oben in die Stiefel reingelaufen ist, oder sich über Hosenbeine/Socken reingezogen hat. Die Pfützen / Matschlöcher waren recht flach, und zudem hatte ich Gamaschen an. In der letzten Woche bekam ich schon nasse Füße, wenn ich bei Regen in der Stadt spazieren ging. Ich tippe auf Membran. Auch hier wird bei nächster Gelegenheit Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen.

                                        Mal sehen, wie mein Reklamations-Marathon ausgeht. Schuhe, Matratze, Lufthansa...

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