[UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

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  • Borderli
    Fuchs
    • 08.02.2009
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

    Donnerstag, 12. Mai 2011 - Lookout Bothy -

    Zum Frühstück krame ich aus meinem Rucksack etwas gerade noch Essbares hervor, bediene mich am „free coffee“ und schnorre einen Schluck Milch. Heute muss ich unbedingt einkaufen!

    Ich fahre mit dem Bus nach Duntulm, laufe von dort aus zur roten Telefonzelle an der Shulista Road, und auf einem mit Pfosten markierten Pfad in Richtung Rubha Hunish.


    Signposts von Borderli auf Flickr


    Duntulm Castle von Borderli auf Flickr

    Der Pfad hat Boghole-Potential, aber dank der langen Trockenheit habe ich damit kein Problem. Plötzlich steht da eine Herde Kühe rechts und links vom Weg. Keine Highland-Cattle, aber dennoch Respekt einflößend. Ein ganz junges Kalb ist dabei. Während alle Kühe sich langsam von mir weg bewegen, macht dieses kleine schwarze Tier einige neugierige Schritte auf mich zu. Seine Mutter dahinter, eher nicht neugierig. Ich bleibe stehen und suche nach einem Weg, aus dieser Situation rauszukommen. Die Kuh ist etliche Hundert Kilo schwerer als ich, geländegängiger, und schneller. Umpf. Doch plötzlich beschließt das Kalb, in eine andere Richtung zu gehen, die Mutter folgt ihm. Nur noch etwa 100 Meter trennen mich von einem Zaun und einem Gatter. Langsam, ohne hektische Bewegungen, ohne Klappern von Stöcken o.ä. bewege ich mich dorthin. Geschafft. Tor auf, ich durch, Tor zu. Ich gebe zu, meine Knie sind ein wenig wacklig!


    Cows von Borderli auf Flickr

    Ich gehe weiter, zu einer Senke zwischen zwei höheren Abschnitten der Klippen (Meall Deas und Meall Tuath). Von dort ist die Aussicht auf Rubha Hunish sehr schön.


    Meall Deas and Meall Tuath von Borderli auf Flickr


    Rubha Hunish von Borderli auf Flickr


    Meall Tuath von Borderli auf Flickr

    Den Abstieg verkneife ich mir allerdings und gehe weiter zur Lookout Bothy. Diese ist klein, hell, und ein willkommener Ort, dem Sturm zu entgehen. Es ist zwar immer noch trocken, ab und zu sogar sonnig, aber dieser Sturm, der macht mich noch wahnsinnig. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt ohne das „flapflapflap“ von Regenhülle oder Kapuze gelaufen bin. In der Bothy mache ich es mir bequem, und mache eine Mittagspause mit Aussicht.


    Lookout Bothy von Borderli auf Flickr


    Views von Borderli auf Flickr


    Lookout Bothy von Borderli auf Flickr


    Lookout Bothy von Borderli auf Flickr


    Bothy Window von Borderli auf Flickr

    Später gehe ich weiter an den Klippen entlang, der Beschreibung von walkhighlands folgend. An den tiefer gelegenen Stellen ist wieder ein deutliches Boghole-Potential zu erkennen. Die Sonne scheint, das Leben ist schön.


    Rubha Hunish von Borderli auf Flickr


    Quiraing von Borderli auf Flickr

    Bald erreiche ich die Straße, die nach Flodigarry führt. Und prompt fängt es an zu schütten. Regenhose an, Kapuze auf, weiterlaufen. Ist ja nichts Neues. An dem Abzweig, an dem ich laut walkhighlands die Straße verlassen soll, halte ich an, betrachte die heranziehenden dunklen Wolken und die Karte, und sage mir „Nein“. Ich gehe auf der Straße nach Flodigarry weiter. Sogar hier werde ich manchmal fast umgeweht und torkele in den Sturmböen. Droch shìde - Dreckwetter.


    Quiraing von Borderli auf Flickr

    Bei Flodigarry hält ein Auto an und die Fahrerin fragt mich, ob sie mich mitnehmen kann. Danke, aber da vorne ist das Bus Shelter, und der Bus müsste auch bald kommen. Das Shelter sieht aus, als hätte jemand versucht, sein Auto darin zu parken. Unmittelbar davor ist eine Baustelle an der Straße, so dass die Autos hier nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Der Regen hat aufgehört, und ich mache es mir im Eingang des Bus Shelters auf meinem Daypack bequem. Als ich da so sitze und vor mich hin sinniere, wie lange 15 Minuten hier oben dauern (das ist die Zeit bis zur fahrplanmäßigen Ankunft des Busses), fährt ein Reisebus vor. Die Insassen, soweit erkennbar, vom Typ „Omi mit rosa Wolljäckchen“, sehen völlig entgeistert auf dieses vom Sturm zerzauste Wesen da unten am Boden herunter. Der Bus wartet, um den Gegenverkehr vorbei zu lassen, und immer mehr Gesichter sehen in meine Richtung. Ich setze ein fröhliches Grinsen auf und winke ihnen zu. Einige blicken weg, eine winkt vorsichtig zurück. „Na, die haben für den Rest des Tages Gesprächsstoff!“ denke ich mir.

    Kurz darauf kommt der Linienbus und bringt mich nach Uig. Im Shop an der Tankstelle am Pier kaufe ich ein. Dort gibt es auch Spiritus und verschiedene Gaskartuschen.
    Die Gesellschaft im Hostel ist nett heute Abend, und ich unterhalte mich gut. Schon bequemer, dieses Dreckwetter im geheizten Common Room auszusitzen, als im Zelt zu liegen.

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    • Atze1407
      Fuchs
      • 02.07.2009
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      #22
      AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

      Was gibt es dazu noch zu sagen, außer

      Lg
      Atze 1407
      Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
      Abraham Lincoln

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      • Borderli
        Fuchs
        • 08.02.2009
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        #23
        AW: A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

        Freitag, 13. Mai 2011 - Trotternish Ridge -

        Ich habe vor, mit dem Bus zum Quiraing zu fahren (dort, wo die Uig - Staffin - Straße auf die Busroute trifft), und den Trotternish Ridge zu laufen. Laut Walkhighlands soll es südlich des Creag a’ Lain, beim Coire Fuar, Möglichkeiten für ein Wildcamp geben.
        In der Hostelküche erfahre ich, dass die drei deutschen Jungs, die gerade mit den Tücken des Grills kämpfen, heute mit dem Auto zum Quiraing wollen. Klar, sie nehmen mich mit.
        Das Wetter sieht verhältnismäßig gut aus, ein schönes Gemisch aus Sonne und Wolken, mit guter Fernsicht, aber es ist noch ziemlich windig. Nicht stürmisch, aber es weht ganz gut.


        Uig Bay von Borderli auf Flickr

        Am Quiraing - Parkplatz angekommen, gehe ich südwärts. Bis zu dem Aussichtspunkt auf dem ersten Hügel existiert ein Pfad. Und die Aussicht erst!! Sagenhaft!!


        Quiraing von Borderli auf Flickr

        Weglos geht es weiter auf den Biodha Buidhe, wobei ich mir nasse Füße hole.


        Biodha Buidhe von Borderli auf Flickr

        Ich bin zu weit von der Abbruchkante abgekommen (na gut, ich habe mich nicht dichter dran getraut…) und ins nasse Gelände geraten. Ich versuche, mir die nassen Füße „schön zu reden“. Nasser als nass geht nicht, und so. Es gelingt mir jedoch nicht. Ich kann mich nicht davon überzeugen, wandern mit nassen Füßen zu mögen oder auch nur einfach hinzunehmen. Ich begebe mich jetzt auf direktem Weg bergauf, ohne Rücksicht auf sumpfige Stellen zu nehmen. Wozu auch. Die Aussichten werden immer besser!


        Quiraing von Borderli auf Flickr


        Quiraing von Borderli auf Flickr


        Beinn Edra von Borderli auf Flickr

        Der Abstieg zum Bealach nan Coisichean ist steil, aber auf kurzem Gras gut begehbar. Bei immer noch gutem Wetter gehen ich über den Druim na Coille zum Bealach Uige, und mache mich an den Aufstieg zum Beinn Edra.
        Der ist fies, ehrlich. Erst geht es steil und steinig bergauf. Oben, an der höchsten Stelle, steht ein Schaf und sieht zu, wie ich mich raufwuchte. Können Schafe Schadenfreude empfinden? Können Schafe Rucksackträger auslachen? Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, und mein Magen meldet Appetit auf Schafsalami an. Dann, geschafft, denke ich mir. Nichts da - eine sanfte Steigung mit kurzem Gras erwartet mich. Auch die hat einmal ein Ende. Am vermeintlichen Ende angekommen, sehe ich erst den Gipfel des Beinn Edra mit seinem Trigpoint am Ende des nächsten Anstiegs. Fies, oder? Jetzt aber los, schnell rauf, bevor die Wolken kommen.


        Beinn Edra von Borderli auf Flickr


        Beinn Edra von Borderli auf Flickr


        Trotternish von Borderli auf Flickr


        Trotternish von Borderli auf Flickr


        Sheep von Borderli auf Flickr


        Trotternish von Borderli auf Flickr


        Uig von Borderli auf Flickr


        Sheep von Borderli auf Flickr


        Rain von Borderli auf Flickr


        Es stürmt schon wieder heftig. Ich mache vom Trigpoint aus Fotos, bleibe dabei aber schön hinter dem schützenden Mäuerchen. Beim Abstieg zum Bealach a’ Mhòramhain ziehen dichte dunkle Wolken auf. Auf dem Beinn Mheadhonach bläst mich der Sturm fast um, und auf dem letzten Stück runter zum Bealach Amadal fängt es an zu hageln. Der Sturm nimmt immer noch zu, und es ist lausig kalt. Eine geschützte Stelle, und sei es nur ein großer Fels, gibt es nicht. Ich hole die Handschuhe aus dem Rucksack und drehe den Rücken in den Wind. Eine Entscheidung muss her, und zwar gleich.

        Weitergehen erscheint mir wenig sinnvoll. Bei dem heftigen, aus Westen kommenden Sturm halte ich es für ausgeschlossen, einen auch nur halbwegs sicheren Platz für mein Zelt zu finden, ohne ins nächste Tal abzusteigen. Zurückgehen? Nein, dazu habe ich keine Lust. Nach Osten, über die Abbruchkante ist zwar der kürzeste Weg nach unten, aber das dürfte ein „einmaliges“ Erlebnis werden. Bleibt nur der Abstieg durchs Coire Amadal, zurück nach Uig.

        Sobald der Hagel aufhört und in Regen übergeht, mache ich mich an den Abstieg. Vorhin, kurz bevor der Hagel anfing, glitzerte es weiter unten im Tal: Das wird boggy, denke ich mir. Ich bleibe auf der südlichen Seite des ersten sich hier entwickelnden Baches. Ein Stück weiter unten finde ich das, was ich jetzt brauche: Eine kleine, windgeschützte Wiese am Bach. Pause!


        Coire Amadal von Borderli auf Flickr

        Dann gehe ich weiter, immer bergab. Die bisherigen Touren haben dafür gesorgt, dass ich einen Blick für das sumpfige Gelände entwickelt habe. Wie selbstverständlich finde ich einen relativ trockenen Weg, muss nur gelegentlich Bogholes ausweichen. Von einem leicht erhöhten Standpunkt aus sehe ich Fahrspuren. Ein Stück weiter unten, im Tal, leicht links halten. Eilig gehe ich in diese Richtung. Zu eilig - einmal nicht aufgepasst, und ich liege im Matsch. Die Fahrspuren sind durch etwas sehr Geländegängiges verursacht und führen mitten durch den Sumpf. Ich halte mich seitlich davon, bis sie in einen Pfad übergehen. Dieser wird schließlich zu einem Farmtrack.

        Geschafft! Zumindest den weglosen Teil im Sumpf. Ähm - da vorne steht eine Herde Kühe, mit Kälbern. Direkt am Weg. Erst gestern las ich in einer der Zeitschriften im Hostel von den zahlreichen Zusammenstößen zwischen Wanderern und Kühen. Kühe mit Kälbern seien besonders mit Vorsicht zu genießen, hieß es da. Ach nee. Ich gehe also wieder ruhig und vorsichtig an den Damen vorbei. Sie lassen sich nicht stören. Uff. Vor der Farm, am Ende des Tracks, ist eine Furt, und seitlich davon ein Übergang mit Stepping Stones.

        Ich gehe der Straße entlang weiter, und wo finde ich mich wieder? Im „Fairy Glen“. Das verlangt nach einer ausgiebigen Pause.


        Fairy Glen von Borderli auf Flickr

        Tja, und dann checke ich wieder im Hostel ein. Das war so nicht geplant. Bei dem starken Dauerregen, der sich gerade entwickelt, bin ich allerdings davon überzeugt, da oben auf dem Bealach Amadal die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

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        • Borderli
          Fuchs
          • 08.02.2009
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

          Samstag, 14. Mai 2011 - Storr -

          Da der Skye-Trail zusammenhängend zusammenhängend jetzt sowieso nicht mehr zu laufen ist, lasse ich es ruhig angehen. Und plötzlich ist der Druck weg. Ja, dieses Jahr wird es nichts mit dem Skye-Trail, aber ich komme ja wieder. Bei besserem Wetter. Ich beschließe, den Rest des Weges, sofern machbar, als „Spaziergänge“ zu betrachten.

          Ich fahre mit dem Bus zum Storr, deponiere den Rucksack oberhalb des Waldes hinter ein paar Felsen, und gehe hoch. Auf dem Weg zu dem „Aussichtshügel“, auf den sogar Mr Borderli letzten Herbst ohne zu Murren ging, bläst mich der Wind beinahe um (mal wieder). Eine Gruppe deutscher Wanderer (unten am Parkplatz stand ein Minibus der „xxx-Tours“ (Anm.: Name geändert), das müssen sie wohl sein) kommt mir entgegen. Johlend und laut rufend rasen sie zum „Old Man“. Ich werde beinahe zum Elch … Etwas später, als ich mich auf dem Weg zum Sanctuary auf der Suche nach einem windgeschützten Pausenplätzchen bin, sehe ich einen der Gruppe oben am Fuß des „Old Man“. Er rennt den steilen Geröllhang runter, und lässt sich von seinen Mitwanderern feiern. Ich weiß nicht, was mir lästiger ist, der Sturm, oder diese laute Gruppe. Auf der Flucht vor beiden gehe ich tiefer ins Sactuary hinein, bis ich einen ruhigen Sitzplatz gefunden habe. Kaum sitze ich, fängt es an zu schütten. Wah - ich habe es so satt!


          Storr von Borderli auf Flickr


          Storr von Borderli auf Flickr


          Storr von Borderli auf Flickr


          Storr Sanctuary von Borderli auf Flickr

          Frustriert schaue ich auf die Uhr, dann auf den Fahrplan, und beschließe, den nächsten Bus nach Portree zu nehmen. Runter zum Zaun, Rucksack aufsetzen, durch den Wald runter zur Straße, und nach nur wenigen Minuten kommt der Bus. Beim Überqueren der Straße höre ich ein seltsames „flop - flop - flop“. Der unter dem Schuh verlaufende Riemen der rechten Gamasche ist durchgelaufen. Prima, sonst noch was?
          In Portree werfe ich nur einen kurzen Blick auf das Hostel. Nee, der Anblick des heruntergekommenen Gebäudes gefällt mir nicht. Ich gehe zum Tourist Information Office und frage nach einem B&B für drei Nächte. Ein Anruf, und schon ist das geregelt. Ich bin im Moment so frustriert, dass mir die Kosten egal sind.


          Portree von Borderli auf Flickr

          Ich gehe zu der gebuchten Unterkunft, richte mich in dem bequem ausgestatteten Zimmer (Ensuite! Sogar mit Fön und Fernseher!) ein und gehe dann zum „kleinen“ Coop.
          Dort begegnen mir die drei Rucksackler aus dem Waiting Room in Tarbert wieder. Großes Hallo! Die drei hatten ein paar ziemlich nasse und windige Tage und Nächte, erzählen sie mir. Hm, ich glaube, ich kann ihnen helfen. Alle drei sind mit Wanderschuhen, Regenzeug und Rucksäcken ganz gut unterwegs. Ich empfehle ihnen, den Bus nach Sligachan zu nehmen, und von dort zur Camasunary Bothy zu laufen. „What is a bothy?“ Also gut, ich erkläre ihnen Sinn und Zweck und Kodex einer Bothy, und gebe ihnen den Ratschlag, Kohle o.ä. Brennmaterial mitzunehmen. Ich lasse drei hoffnungsvolle Zeitgenossen zurück, gehe zum Outdoorladen und frage, ob sie solche Riemen für Gamaschen haben. Fehlanzeige. Nachrichtlich: Dort gibt es verschiedene Brennstoffe. In meinem Zimmer improvisiere ich: Ich schneide ein Stück eines Packriemens ab, fädele ihn in die Gamasche, und umwickele ihn mehrfach mit Ducktape. Wird schon halten. Viel habe ich nicht mehr vor, und notfalls muss eben noch ein Stück Packriemen dran glauben.

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          • Borderli
            Fuchs
            • 08.02.2009
            • 1734
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

            Sonntag, 15. Mai 2011 - Regen -
            Ein völlig verregneter Tag. Ich gehe nur aus dem Haus, um mich mit Zeitungen einzudecken, und später am Nachmittag, um etwas zu essen.

            Montag, 16. Mai 2011 - Asphaltwandern -
            Noch ein Tag mit Dauerregen. Hört das denn gar nicht mehr auf?
            Ich beschließe, den Teil des Skye Trail zu laufen, den ich eigentlich auslassen wollte: Von Portree nach Sligachan ist fast nur Asphaltwandern angesagt. Nun, bei diesem Wetter erscheint mir das als geeignete Alternative zum gelangweilten Nichtstun oder zum Wandern im Matsch. Einen Ausflug zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten ziehe ich erst gar nicht in Erwägung - mein Interesse an Museen und alten Gemäuern ist sozusagen nicht vorhanden.
            Im strömenden Regen laufe ich raus aus Portree. Den bei Walkhighlands erwähnten Pfad, der das Laufen entlang der A87 vermeiden soll, finde ich nicht. Erst nach dem Abzweig auf die B883 nach Peinachorrain sehe ich, wo er wieder auf die Straße trifft. Ich laufe und laufe, außer Regen und Wind und einem gelegentlichen Auto nehme ich nichts wahr. Längst sind Schuhe und Jacke durchnässt, und das Wasser steht auf den Einlagen der Schuhe. Am Ende der Straße, in Peinachorrain, überlege ich, ob ich mir den Pfad nach Sligachan wirklich antun soll. Die Entscheidung wird mir abgenommen: Die beiden Insassen eines Autos, die hier angehalten haben, bieten mir einen Lift nach Portree an.
            Gegen Abend hört es auf zu regnen, endlich.


            Dienstag, 17. Mai 2011 - Sligachan -

            Ein trockener Vormittag! Ich nehme einen Bus nach Sligachan und mache mich auf den Weg nach Camas Fhionnairigh. Ich habe Bedenken, dass die Bäche nach dem vielen Regen wieder Hochwasser haben, wie schon vor zwei Jahren, als ich mein Handy dort ertränkte. Wider Erwarten lassen sich alle Bäche bis auf den Allt na Measarroch auf Stepping Stones überqueren. Der Allt na Measarroch sieht aus, als würde er nur darauf warten, dass ich reinfalle. Den Gefallen tue ich ihm nicht, sondern wate durch. Gut, das wäre vielleicht nicht nötig gewesen, denke ich hinterher, aber hier bin ich irgendwie noch traumatisiert …


            Sgurr nan Gillean von Borderli auf Flickr


            Glen Sligachan von Borderli auf Flickr


            Harta Corrie von Borderli auf Flickr


            Sgurr nan Gillean von Borderli auf Flickr

            Am Abzweig zum Sgurr na Strì zögere ich. Hmm. Den Rucksack abstellen und rauf mit mir? Ich gehe ein Stück auf dem Weg runter, habe aber beim Anblick der jetzt schnell aufziehenden dunklen Wolken ein ungutes Gefühl. Ich drehe um, und gehe weiter auf dem Weg nach Camas Fhionnairigh.


            Bla Bheinn von Borderli auf Flickr


            Sgurr nan Gillean von Borderli auf Flickr

            Das war die richtige Entscheidung. Am Loch na Crèitheach ist es wieder soweit: dunkle Wolken, Sturm, starker Regen. Die Frage, ob ich im Zelt oder in der Bothy übernachte, hat sich damit auch geklärt.


            Camasunary Bothy von Borderli auf Flickr

            Die Bothy ist leer, und erfreulich sauber. Ich deponiere meine Sachen in einem der „Schlafräume“, packe alles Essbare in eine Tüte und hänge diese an einen Haken, und lüfte den Schlafsack. Dann mache ich eine Bestandsaufnahme: Zwei große, nasse Äste, ein großes Stück trockenes Holz, zwei Klumpen Kohle, etwas trockenes Heidekraut, und ein paar Zweige. Etwas Zeitungspapier, teils trocken, teils feucht von den Schuhen, die es bis heute morgen wohl noch getrocknet hat. Nicht viel, da hätten die „Vormieter“ ruhig mal etwas Treibholz sammeln können.
            Ich ziehe die Primaloftjacke an, mache mir etwas zu Essen und eine Tasse Kaffee, und mache es mir mit dem Bothybuch in der Fensternische bequem.


            Camasunary Bothy von Borderli auf Flickr


            Camasunary Bothy von Borderli auf Flickr

            Der Regen prasselt ans Fenster, der Kaffee dampft, und ich lese Geschichten über Midges, Stürme, Regen … Der letzte Eintrag stammt von Julia und den beiden Franzosen. Sie waren also tatsächlich hier.

            Draußen im Regen tauchen zwei Gestalten auf, und kurz danach stehen zwei Wanderer im Haus, schauen sich um, halten einen Schwatz. Sie haben eine Thermoskanne Tee dabei, und trinken ihn hier (während sie mir „mein“ Wohnzimmer nasstropfen). Eine Stunde später machen sie sich wieder auf den Weg, zurück nach Elgol.

            Ich beschließe, mit dem Material was da ist, ein Feuerchen zu machen. Tatsächlich, es gelingt mir, ein kleines feines Feuer im Kamin zu entzünden und zu erhalten.


            Camasunary Bothy von Borderli auf Flickr

            Gerade als ich einen Klumpen Kohle zum Glimmen gebracht habe, geht die Tür wieder auf. Der Typ sieht aus, als hätte man ihn durch den Fluss gezogen. Ein in England lebender Tscheche auf dem Skye Trail, wie sich herausstellt. Gesprächig ist er nicht gerade, aber beschwert sich über das zu kleine Feuer. Kurz angebunden sage ich, dass der Hausmeister das Brennholz vergessen und der Room Service heute seinen freien Tag hat. Wenn er ein größeres Feuer will, muss er eben raus, Holz holen. Er verzieht sich in seinen Schlafsack. Gut, dass er nicht gefragt hat, wann es Frühstück gibt.

            Später, als das Feuer fast heruntergebrannt ist, taucht er wieder auf, geht raus, und kommt mit ein paar nassen Ästen wieder, die das Feuer löschen. Ich lasse es dennoch als Zeichen guten Willens gelten. Wir unterhalten uns noch kurz über die Strecke, die er morgen gehen will. Er will auf dem Küstenweg nach Elgol, ich will auf dem Landrovertrack nach Kilmarie.

            Sturm und Regen werden immer schlimmer. Ich werde müde, und so langsam wird mir kalt. Der Tscheche - seinen Namen weiß ich immer noch nicht - scheint einer zu sein, der seinen Whisky, wenn er denn welchen dabei hat, nicht teilt. Ich kuschele mich also in meinen Schlafsack und erkläre meinen Tag für beendet.

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            • Paco
              Erfahren
              • 06.04.2008
              • 313
              • Privat

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              #26
              AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

              Oh die Bilder kenn ich doch.

              Erstmal ein sehr schöner Bericht!!!
              Wir sind heute gerade von Skye zurück. Das Wetter war wirklich das schlimmste was wir jemals in Schottland erlebt haben.
              In Camasunary Bothy haben wir hinterm Haus gelegen und uns hat es den Abspannmetallring vom Hille in eine eher ovale Form gezogen so das wir das Zelt umsetzen mussten sonst hätte es der Sturm wahrscheinlich zerlegt. Wir hatten gerade mal 2 annehmbare Tage ansonsten Regen oder Sturm, oder Regen mit Sturm, oder Sturm mit Regen. Trotternish haben wir von Quiraing bis Storr (jedenfalls fast) gemacht.
              Allerdings haben wir Old Man of Storr im Nebel bei 30m Sichtweite und bei extremem Sturm und Regen verpasst, so dass wir nur noch zugesehen haben das wir von der Ridge runterkommen - egal wie.
              War schon teilweise gefährlich mich hat es zwei, drei mal umgeblasen. Da hat man mit nem Rucksack auf dem Rücken keine Chance.

              gruß Paco

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              • Borderli
                Fuchs
                • 08.02.2009
                • 1734
                • Privat

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                #27
                AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                Ah, ein "Leidensgenosse"! Wieso habt ihr hinter der Bothy gezeltet? Das habe ich nicht mal in Erwägung gezogen. Ich war so froh, ein Dach über dem Kopf zu haben! Dass die Bothy sauber und leer war (soll wohl beides nicht so selbstverständlich sein), war natürlich optimal.
                Wenn der Sturm schon eine Hilleburg beschädigt hat, dann möchte ich nicht wissen, was er mit meinem Zelt gemacht hätte!

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                • Eggi
                  Erfahren
                  • 23.07.2009
                  • 226
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                  Wir hätten mit unserem Laser Competition wahrscheinlich morgens gar nicht mehr einpacken brauchen, das hätte der Wind erledigt.

                  Wenn ich das so lese, hatte ich zeitgleich ca. 150-250 km südlich auf Jura/Islay ja noch ganz annehmbares Wetter.

                  Sehr schöner Bericht übrigens. Was ich nur nicht verstehen kann, dass die Leute sich mit den schweren Whiskypullen abschleppen, wenn man so die Kaminsimse der Bothies beobachtet. Bei mir kommt der Stoff auf Tour entweder in einen Platypus-Sack oder eine kleine PET-Flasche.

                  Sehr schöner Bericht übrigens bisher. Freut mich sehr ihn zu lesen.
                  Nur wo du zu Fuß warst,
                  bist du auch wirklich gewesen.
                  Johann Wolfgang von Goethe

                  Kommentar


                  • Paco
                    Erfahren
                    • 06.04.2008
                    • 313
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                    Na ja
                    1. ist ein Zelt zu zweit halt schneller aufgewärmt wie so ne Bothy.
                    2. sind wir nicht so die Bothy-Übernachter. Wenn's irgendwie geht immer im Zelt.
                    3. war noch etwas Begängnis, da es noch nicht so spät war als wir angekommen sind.

                    außerdem ist so ne Bothy in keinster Weise mit einer Hütte in Skandinavien zu vergleichen obwohl ich zugeben muß, es war die sauberste und best erhaltendste die ich in Scotland je gesehen habe.
                    Übrigens geht die Delaminierung der Neo-Air bei meiner Frau auch schon los-großer Mist.

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                    • Borderli
                      Fuchs
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                      • 1734
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                      Eggi, die Bothy kann man in recht kurzer Zeit und auf einem bequemen Landrovertrack von Kilmarie aus erreichen. Laut Bothybuch werden dann schon mal sechs Flaschen Whisky für fünf Leute geschleppt und dann Party gemacht.

                      Ich habe meine NeoAir beim Verkäufer erst mal nur per Mail reklamiert; gestern kam die Antwort: ich soll sie zurückschicken, und sie schicken sie dann zu TAR, und vermutlich gibt es einen Ersatz.

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                      • Borderli
                        Fuchs
                        • 08.02.2009
                        • 1734
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                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                        Mittwoch, 18. Mai 2011 - Broadford -

                        Es regnet nicht mehr. Ich sammele am Strand eine ganze Kiste Zweige, ein paar große Äste, und ein Brett. Der Mitbewohner sägt noch Holz in seinem Schlafraum. Zumindest hört es sich so an. Nach dem Frühstück schreibe ich noch einen gälischen Eintrag ins Bothybuch (wer Fehler findet, darf sie gerne berichtigen), und gehe los.


                        Camasunary von Borderli auf Flickr

                        Gerade als ich beim Aufstieg zum Pass eine Pause mache, um letzte Fotos vor dem nächsten Schauer zu machen, kommt er angelaufen. Nanu, frage ich, warum hat er sich entschieden, nach Kilmarie zu gehen? Nein, nein, er ist auf dem Küstenpfad nach Elgol. Ich zeige ihm die Karte (er läuft ohne) - es dauert ein wenig, bis er es eingesehen hat. Die Breite und der Zustand des Landrovertracks überzeugen ihn letztlich davon, dass ich recht habe. Umdrehen will er nicht, also läuft er weiter.


                        Camasunary von Borderli auf Flickr


                        Bla Bheinn von Borderli auf Flickr


                        Camasunary von Borderli auf Flickr

                        Oben auf der Passhöhe erwarten mich Sturm, Hagel, und ein völlig überschwemmter Weg. Nichts Neues also. Die Schuhe sind schon wieder durchnässt. Gerade als ich auf der letzten Anhöhe vor der Elgol-Straße ankomme, fährt der Bus vorbei. Pech gehabt. Da sich das Wetter wieder etwas gebessert hat, laufe ich weiter, bis nach Broadford. Unterwegs wechsele ich zweimal die Socken.


                        Loch Slapin von Borderli auf Flickr


                        Bla Bheinn and Garbh Bheinn von Borderli auf Flickr

                        Im SYHA Hostel können sich Socken, Schuhe und Jacke über Nacht im Trockenraum ausruhen.
                        Ich buche gleich zwei Nächte im Glen Nevis Hostel vor; danach ist es ausgebucht.
                        Heute habe ich einen Vierbett-Schlafsaal für mich alleine. So gegen halb zwölf, ich schlafe schon richtig fest: Feueralarm. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich das Geräusch zuordnen kann. Es stellt sich heraus, dass ein paar der Mädels, die im dritten Stock untergebracht sind, durch Dauerduschen und Wasserdampf den Alarm ausgelöst haben. Der Rest der Nacht ist zum Glück ruhig.

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                        • Eggi
                          Erfahren
                          • 23.07.2009
                          • 226
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                          #32
                          AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                          Das geht mit 5 Leuten, ist zwar hart, aber das geht. Nur würde ich nicht so viel "Glas" mit mir herumschleppen und würde morgens schwer aus den Federn kommen und wahrscheinlich ein wandertechnisches Wrack sein.
                          Nur wo du zu Fuß warst,
                          bist du auch wirklich gewesen.
                          Johann Wolfgang von Goethe

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                          • Borderli
                            Fuchs
                            • 08.02.2009
                            • 1734
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                            #33
                            AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                            Ich glaube auch nicht, dass es dieser speziellen Sorte von Bothy-Besuchern ums Wandern geht...

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                            • Paco
                              Erfahren
                              • 06.04.2008
                              • 313
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                              #34
                              AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                              Übrigens Borderli, sehr schöne Bilder unsere müssen wir erst mal sichten und bearbeiten.
                              Wobei an manchen Tagen an Fotografieren nicht zu denken war.
                              Als besonderes Highlight hatte ich noch eine schöne Erkältung, nach dem ich im Glen Sligachen beim Versuch etwas tieferes Waser zu umgehen in ein ca. Hüfthohes Wasserloch (Wie schlau war das denn?) natürlich komplett mit Rucksack abgetaucht bin.

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                              • Borderli
                                Fuchs
                                • 08.02.2009
                                • 1734
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                Das hat das Glen Sligachan so an sich. Bei meiner ersten Wanderung dort, vor zwei Jahren, am letzten Tag einer lange andauernden Schlechtwetterperiode und bei entsprechend viel Wasser in den Bächen, habe ich ein unfreiwilliges Teilbad in einem dieser Bäche genommen. Auch mit Rucksack, Fototasche, und allem drum und dran. Alles war wasserdicht verpackt, nur das Handy nicht. Das hat es nicht überlebt.

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                                • Eggi
                                  Erfahren
                                  • 23.07.2009
                                  • 226
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                                  #36
                                  AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                  Stimmt auch bei der Menge, Borderli.

                                  Paco, gibt es denn von dir auch einen Bericht?
                                  Nur wo du zu Fuß warst,
                                  bist du auch wirklich gewesen.
                                  Johann Wolfgang von Goethe

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                                  • Paco
                                    Erfahren
                                    • 06.04.2008
                                    • 313
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                                    #37
                                    AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                    Hallo Eggi,
                                    na mal sehen, tu mich da immer ein bisschen schwer bzw. bin zu faul!

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                                    • Paco
                                      Erfahren
                                      • 06.04.2008
                                      • 313
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                      Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                                      Das hat das Glen Sligachan so an sich. Bei meiner ersten Wanderung dort, vor zwei Jahren, am letzten Tag einer lange andauernden Schlechtwetterperiode und bei entsprechend viel Wasser in den Bächen, habe ich ein unfreiwilliges Teilbad in einem dieser Bäche genommen. Auch mit Rucksack, Fototasche, und allem drum und dran. Alles war wasserdicht verpackt, nur das Handy nicht. Das hat es nicht überlebt.
                                      Alles wasserdicht verpackt ist schon klar. Aber der scheiß Rucksack nicht und der wiegt hinterher gefühlte 5-6 Kilo.

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                                      • Borderli
                                        Fuchs
                                        • 08.02.2009
                                        • 1734
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                        Donnerstag, 19. Mai 2011 - Boreraig und Suisnish -

                                        Ich lasse den Rucksack im Hostel und laufe von Broadford nach Boreraig. Bis auf zwei kurze Schauer ist es trocken, manchmal sonnig, und windig. Auf dem Weg nach Suisnish regnet es, und der Wind pustet mich mal wieder fast vom Weg. Bis zur Straße nach Kilbride regnet es dann durchgehend. Ich finde aber wieder jemanden, der mich bis Broadford im Auto mitnimmt.


                                        Sheep von Borderli auf Flickr


                                        Beinn na Caillich von Borderli auf Flickr


                                        Strath Suardal von Borderli auf Flickr


                                        Strath Suardal Quarry von Borderli auf Flickr


                                        Path to Boreraig von Borderli auf Flickr


                                        Boreraig von Borderli auf Flickr


                                        Boreraig von Borderli auf Flickr


                                        Boreraig von Borderli auf Flickr

                                        Die Zeit bis zur Abfahrt nach Fort William verbringe ich im Hostel. Eine der Wardens nimmt mich in Empfang - ich kann gerne meine Sachen im Drying Room unterbringen, und wenn ich mir in der Küche einen Tee machen will, bitte, kein Problem.
                                        Später gehe ich zur Haltestelle und fahre mit dem Citylink-Bus nach Fort William. Ich komme also zwei Tage früher als geplant in Fort William an. Das Citylink-Ticket gilt zwar erst für den Samstag, aber der Busfahrer nimmt das locker. Der Bus ist sowieso nur halb voll, und bezahlt ist es auch, also nimmt er mich mit.

                                        Als ich so durchs Glen Nevis in Richtung Hostel laufe (wie oft bin ich diesen Weg wohl schon gelaufen?), fehlt etwas. Ich werde misstrauisch. Habe ich irgendetwas vergessen? Fototasche, Stöcke, Rucksack - alles ist noch da. Dann geht mir ein Licht auf: Der Wind fehlt. Die Regenhülle flattert nicht, kein Rauschen in den Ohren, das ist es.
                                        Ich buche mich im Hostel ein, und wundere mich mal wieder, wie viele Leute dieses von außen so unscheinbare Gebäude aufnehmen kann.

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                                          • 08.02.2009
                                          • 1734
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                                          #40
                                          AW: [UK] A' Mhuir is na Beanntan - Harris und Skye, Mai 2011

                                          Freitag, 20. Mai bis Montag, 23. Mai 2011 - Fort William -

                                          Zwei Übernachtungen habe ich im Hostel vorgebucht, danach muss ich mir was einfallen lassen. Das Hostel ist belegt, und auf eventuelle Absagen will ich mich nicht verlassen. Campsite? Dort hat bisher jede Tour geendet. Ich laufe auf dem Weg in die Stadt einfach mal durch. Nein, das geht gar nicht. Selbst dort sind die Wiesen völlig eingesumpft.
                                          Ich mache mich auf der Suche nach einem B&B. Die Mitarbeiter der Tourist Information sind zwar hilfsbereit und nett, aber sie können mir kein freies Einzelzimmer vermitteln. Es sei denn, ich will ein Doppelzimmer mit Zuschlag. Nein danke, das würde meinem Konto den Rest geben. Ich gehe also selbst auf die Suche. Nach Auskunft der Tourist Information sind nur etwa die Hälfte aller Unterkünfte in Fort William bei ihnen registriert; die Chancen stehen gar nicht so schlecht.
                                          Beim dritten Versuch werde ich fündig. Bei „Beinn Ard“, weit oberhalb der High Street (Hillwalking mal anders), mit Blick auf den Loch Linnhe, hängt nicht nur ein „Vacancies“ - Schild draußen, sondern auch „Single Rooms available“. Die Besitzerin - eine Asiatin, deren Englischkenntnisse eher fragmentarisch sind - öffnet. Ja, beide Single Rooms sind frei, ich bin der einzige Gast, ob £28 in Ordnung sind. Und, ja, ich kann kommen, wann ich will. Sie trägt mich in ein Gästebuch ein, will aber keine Anzahlung. Ich suche mir das Zimmer mit der besseren Aussicht aus, und verabschiede mich bis Samstag. Das Bett im Hostel kostet £18,50; hier habe ich für knapp einen Zehner mehr ein schönes Zimmer für mich alleine, Frühstück - was will ich mehr? Ich nehme mir auf alle Fälle eine Visitenkarte mit, für den nächsten Besuch.

                                          Den Rest der Zeit hänge ich mehr oder weniger herum, und mache nur ein paar kleine Spaziergänge. Es regnet stundenlang, und ab Montag stürmt es auch noch.

                                          Ich laufe entlang der Forest Road im Glen Nevis bis zum Lower Falls Car Park (der Bus fährt erst wieder ab dem 31. Mai), und weiter bis zum Steall Wasserfall. Wow, nach dem Dauerregen macht der ordentlich was her. Dumm nur, dass besagter Dauerregen immer noch andauert, da bleibt die Kamera im Rucksack. Für den Rückweg finde ich wieder eine Mitfahrgelegenheit.


                                          River Nevis, Lower Falls von Borderli auf Flickr


                                          River Nevis von Borderli auf Flickr

                                          An diesem Wochenende findet in Fort William ein Oldtimer-Treffen statt. Etliche Ford T-Model fahren das Glen Nevis rauf und runter. Einer schaffte es nicht: Er parkte zwischen den beiden Parkplätzen, auf einem unübersichtlichen Abschnitt der Straße, mit den Vorderrädern auf der Straße und dem Heck über dem Abgrund. Beim Versuch, einem entgegen kommenden Fahrzeug Platz zu machen, ist er gerutscht, erzählt der Fahrer. Personenschaden gab es keinen, und Hilfe sei schon unterwegs.
                                          Auf dem Rückweg halte ich erst ab dem Lower Falls Car Park den Daumen raus, besser ist das…

                                          Am nächsten Tag mache ich einen Spaziergang auf den Cow Hill und lasse mir dort den Wind um die Ohren wehen. Selbst dieser kurze Spaziergang ist ohne zwei ordentliche Schauer nicht machbar. Auf dem Rückweg nehme ich einen Fußweg, der mich von der Lundavra Road runter auf die A82, in die Nähe des Yacht-Clubs bringt. Der Weg führt an einem kleinen, windgeschützen (!) Bach entlang.


                                          Fort William, from Cow Hill von Borderli auf Flickr


                                          Loch Linnhe von Borderli auf Flickr


                                          Ben Nevis von Borderli auf Flickr


                                          Burn, Upper Auchintore von Borderli auf Flickr

                                          Am Montag laufe ich morgens auf dem Great Glen Way ein Stück aus Fort William hinaus. Auch hier ist alles überschwemmt. Bäume und Blumen stehen im Wasser, und um über eine Brücke zu gehen, muss ich erst einmal knöcheltief durch das Wasser.


                                          Great Glen Way, nr. Inverlochy von Borderli auf Flickr


                                          Great Glen Way, nr. Inverlochy von Borderli auf Flickr


                                          Footbridge, Great Glen Way, nr. Inverlochy von Borderli auf Flickr

                                          Nach einem durch und durch verregneten Sonntag kommt am Nachmittag noch ein heftiger Sturm dazu, mit Windgeschwindigkeiten bis zum 100 mph. Auf der Highstreet wird man beinahe umgeweht, und später ist Fort William für eine Stunde ohne Strom. Umgestürzte Bäume blockieren die Straßen, u.a. die A82 bei Glencoe.

                                          Mehr Sorgen bereitet mir allerdings die Aschewolke. Ja, es ist mal wieder soweit. Letzten Mai hätte die Aschewolke beinahe meinen Hinflug verhindert. Wird jetzt ein anderer isländischer Vulkan meinen Rückflug verhindern?


                                          Schluss mit Hindernissen

                                          Er wird. Im Bus zwischen Glasgow und Edinburgh erreicht mich eine SMS von Lufthansa. Mein Flug ist annulliert, und weitere Informationen erhalte ich unter einer Servicenummer. Na toll. In Edinburgh angekommen, können wir den Busbahnhof nicht anfahren, er ist geschlossen. Am St. Andrew’s Square steige ich aus, suche mir ein sonniges Plätzchen im Park, krame mein Schreibzeug aus dem Rucksack, und rufe Lufthansa an.
                                          Erstaunlich schnell bin ich mit einer hilfsbereiten Mitarbeiterin verbunden, die mich auf einen Flug am nächsten Nachmittag umbucht. Allerdings ist nur noch ein Platz in der Business Klasse frei. Sie erklärt mir, dass ich die durch die Annullierung entstandenen Kosten bei Lufthansa einreichen soll. Gut, der erste Schritt ist geschafft. Ich hoffe, dass dieser Flug nicht auch noch annulliert wird.
                                          Dann mache ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. Auf ein Bett im Hostel habe ich keine Lust. Ich frage bei kleinen Hotels in der Nähe des Busbahnhofs nach einem Einzelzimmer. Das erste hat keins, das zweite auch nicht, kennt aber ein B&B, das Einzelzimmer hat und ruft gleich dort an. Gut, auch das ist geregelt.
                                          Ich stelle meinen Rucksack in meinem Zimmer ab und gehe in die Stadt. Ich bummele umher, genieße das gute Wetter (hätte ich das nicht früher haben können?), nehme an einer Stadtrundfahrt teil, trinke einen Kaffee, und versuche, aus der Situation das Beste zu machen.


                                          Grassmarket, Edinburgh von Borderli auf Flickr


                                          Edinburgh, Castle von Borderli auf Flickr


                                          Kann der Kontrast größer sein?
                                          Hier Edinburgh, mitten im Trubel auf der Royal Mile, aus dem Bus fotografiert:

                                          Old Town, Edinburgh von Borderli auf Flickr

                                          Und hier ein Bild aus Harris:

                                          Gleann Uladail von Borderli auf Flickr

                                          Ich glaube, ich muss nicht sagen, wo ich mich wohler gefühlt habe...

                                          Am Mittwoch schalte ich gleich morgens den Fernseher an und lasse mich auf den neuesten Stand bringen. Der Flughafen Edinburgh ist wieder offen, die Aschewolke hat sich verzogen - nach Osten, nach Deutschland. Umpf. Muss ich noch eine Nacht hier verbringen? Oder gar eine Odyssee mit Bus, Zug, Fähre oder was auch immer auf mich nehmen? Ein Anruf bei Lufthansa ergibt, dass derzeit die Flughäfen in Hamburg und Bremen dicht sind. Mein Flug nach Frankfurt sei noch planmäßig. Ich soll nachmittags noch mal anrufen.
                                          Als ich am Nachmittag am Flughafen ankomme, ist anscheinend alles in Ordnung. Am Automaten erhalte ich meine Boarding Card. Reihe 3, vorne bei den Krawattenträgern. Na, das wird ein Spaß! Damit kann ich zum Priority Check in; statt mich am Ende der Schlange einzureihen, marschiere ich direkt durch.
                                          Man muss sich das Bild mal vorstellen: In nicht gerade sauberen Wanderschuhen, Trekkinghosen, T-shirt und einer geflickten, zerknitterten Paramojacke, meinen eingepackten Rucksack mit dem Fuß vor mir her schiebend, gehe ich auf den Priority Schalter zu. Die Mitarbeiterin macht sofort abwehrende Gesten und versucht, mich ans Ende der Schlange am Schalter nebenan zu schicken. Ich genieße diesen Moment und präsentiere ich meine Boarding Card. Sofort lächelt sie mich freundlich an, macht den üblichen Klebezettel auf das Rucksackpaket, dazu einen Priority-Aufkleber, und schickt mich zum Sperrgepäckschalter. Letzteres verstehe ich zwar nicht, aber auch gut. Ich gehe durch die Sicherheitskontrolle ohne die Schuhe ausziehen zu müssen (ist auch besser so, ehrlich) und warte am Gate darauf, dass es losgeht.

                                          Dann sitze ich im Flugzeug, und wenig später genieße ich zwei Spargelgerichte, Lachs, Erdbeeren mit Sahne, jede Menge Kaffee … Und dann bin ich auch schon in Frankfurt, und der Urlaub ist wirklich vorüber. Mr Borderli holt mich ab. Mitten in der Nacht falle ich in mein Bett, und stehe morgens ganz früh auf: Hunde rauslassen, dem Chef eine Mail schicken „Ich brauche noch zwei Tage Urlaub, komme am Montag wieder“, Hunde wieder reinlassen, und wieder ins Bett.

                                          Fazit: Ich komme wieder. Harris steht für einen der beiden Familienurlaube im nächsten Jahr auf dem Programm, und Skye hat sowieso einen Dauerplatz auf meiner Liste. Nachdem ich bei meinen letzten Touren so viel Glück mit dem Wetter hatte, hat es mich dieses Mal so richtig erwischt. Vom ersten Tag an musste ich von meinen Plänen abweichen, nichts lief so wie gedacht, meinem Konto geht es ganz schlecht, aber ich hatte trotzdem eine gute Zeit.

                                          Und nun heißt es lange, lange warten, bis wieder ein Trekkingurlaub machbar ist. Nächstes Jahr ist zweimal "Familienurlaub" in Schottland angesagt, da bleiben nicht genug Urlaubstage übrig, um einen erholsamen Trekkingurlaub in Schottland dranzuhängen.
                                          Aber: So bleibt mir viel Zeit zum Planen. Und Vorfreude ist ja auch schön!

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