[SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

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    [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

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    Mitreisende
    Im 2010 keine Zeit die letzte Ferienwoche zu nehmen, da lag die Idee natürlich nahe endlich die schon länger wieder gewünschte Wintertour in Skandinavien zu planen.
    So wie sich der Winter im Alpenraum gezeigt hat, im Nachhinein die einzig richtige Idee. Lange habe ich mich nicht zwischen Jämt- und Lappland entscheiden können, am Schluss gab dann die bessere Abreise den Ausschlag.
    Die Route war dann, weil es eine reine Hüttentour, möglichst auch mit DNT-Hütten, werden sollte bald einmal klar, aber je näher die Tour kam umso heftiger zeigte sich der Winter mit viel Schnee dort oben, so dass eine Alternativroute auf der schwedischen Seite ebenfalls in Betracht gezogen wurde.
    Den entgültigen Entscheid habe ich mir aber bis unterwegs aufgehoben, obwohl durch ein paar PNs die schwedische Variante deutlich an Boden gewonnen hatte.

    Anreise
    Ausnahmsweise fangen die Verspätungen schon in der Schweiz an, aber nicht so gross dass es mich beunruhigen würde. In Basel wird die Pulka wie geplant im Fahrradabteil des Nachtzugs verstaut, leider ist das nur noch ein Vorraum des Sitzwagens und nicht mehr ein halber Liegewagen (Da hatte man am Morgen immer so schön Platz zum frühstücken wenn das ganze Liegewagenabteil noch geschlafen hat). Bis Frankfurt ist der Nachtzug noch pünktlich, auch wenn wir eine ganze Weile auf den Lokführer warten müssen und die Schaffner schon lästern der würde wohl streiken (Die grösste Unruhe im Vorfeld der Tour galt dem angekündigten, aber dann zum Glück nicht stattfindenden, Streik der Lokführer in Deutschland). Was danach passiert weiss ich nicht, nur dass wir am nächsten Morgen in Padborg eine Stunde Verspätung haben, die sich auf der Fahrt durchs regnerische Dänemark auf 90 Minuten erhöht.
    Zum Glück habe ich mehr als genug Zeit in Kopenhagen eingeplant und keinen Harakiri-Anschluss gebucht, auch mit dem X2000 nach Stockholm gibt es das eine oder andere Problem, so dass ich auch dort eine Stunde später als geplant eintreffe.
    Immer noch genug Zeit um rüber ins Cityterminal zu laufen und zu schauen wo die Skischliessfächer (In die auch meine Pulka passt) sind von denen ich auf der Rückfahrt eines brauchen werde.
    Im Schlafwagen bin ich bis Uppsala alleine, so dass ich meine Pulka und die Ski in aller Ruhe unter das Bett packen kann. Dort kommen dann noch meine beiden Mitreisenden dazu und mit ihnen eine Golfausrüstung bzw. eine Snowboardtasche, der Platz auf dem Abteilboden wird knapp...
    Der nächste Morgen wird dann bei herrlichem Winterwetter bis kurz vor Boden mit Kaffee im Speisewagen genossen, dass wir dort eine halbe Stunde später als geplant eintreffen ist sowas von egal.
    In Gällivare sind die Strassen schön schneebedeckt, so dass ich die Pulka ohne Roller zum Campingplatz ziehen kann, wo ich statt des eigentlich gebuchten Betts im Vandrarhem eine 2-Bett Stuga beziehen darf (Zum gleichen Preis).
    Der Nachmittag vergeht dann mit Proviant (und Sapmi-Flaggen-Aufnäher) einkaufen, Kaffee trinken und fertig packen wie im Flug. Zwischendurch wird im Fernseher noch der Wetterbericht und die letzten News aus Fukoshima verfolgt, bei beiden Sachen ist keine klare Aussage möglich – Vi skall se...


    Bereit zum Abmarsch in Richtung Bahnhof und Bus

    Die Fahrt nach Ritsem ist dann einfach schön, ungewohnt leer ist der Bus (Meistens sind wir nur zu dritt, ab Stora Sjöfallet fährt der Bus dann nur für mich), ich geniesse es einfach langsam so richtig anzukommen.
    In Ritsem wird dann der erste Materialdefekt festgestellt, die Haken der Zuggabelbefestigung an der Pulka sind angebrochen (Wohl ein Transportschaden), mit den Lederriemen halten sie aber trotzdem.
    Ich erkunde dann mal noch den Start für morgen, die Strasse ist weit rauf soweit geräumt dass nicht nur Scooter sondern auch Autos fahren können, aber natürlich trotzdem völlig schneebedeckt, so dass eine Abfahrt mit den Ski kein Problem wäre. Im Aufstieg sieht das etwas anders aus, der Untergrund ist so hart dass auch Felle kaum halt finden würden, natürlich könnte ich die Harscheisen montieren (Die greifen immer), aber es wird gerade so gut zu Fuss gehen.


    Blick über den Akkajaure

    Die Ski werden nur für eine kurze Runde (auf dem erweitereten Parkplatz) angeschnallt, wenigstens einmal möchte ich sie doch an den Füssen haben bevor es ernst gilt besonders da die Riva eine Woche vor der Tour noch einer Super Telemark weichen musste.
    Der Abend wird eher ruhig, ausser mir übernachten nur vier Scooterfahrer in der Fjällstation.

    17. März 2011 Donnerstag Endlich unterwegs
    Schönes Wetter und nur -5° zum Start, das lasse ich mir gefallen. Endlich bin ich wirklich unterwegs, besonders als dann endlich auch die Ski unter den Füssen sind. Die breite Scooterspur auf der Strasse nach Sitasjaure dämpft das Gefühl zwar etwas, aber sie hat auch ihre Vorteile. Es läuft sich sehr leicht und ich kann mich ruhig wieder daran gewöhnen. Ich habe natürlich auch das Glück dass absolut kein Verkehr herrscht, ganze drei Scooter überholen mich auf dem ganzen Weg, und das schön langsam mit mehr als genügendem Abstand. - Am Wochenende sieht es vermutlich anders aus.


    Schon eine rechte "Autobahn"

    An der Bucht Ardasluokta überlege ich kurz ob ich der Markierung auf der völlig zugeblasenen Strasse oder den Scooterspuren auf dem See folgen soll und entscheide mich dann für die Markierungen. Tiefschneeabenteuer mit diversen Steigungen ist die Belohnung, aber es macht einfach Spass.
    Der Wind wird zunehmend stärker, auch wenn er von hinten kommt er nimmt mir doch die Lust auf eine ausgedehnte Pause, so dass ich einfach mehrere kurze mache.
    Früher als erwartet erblicke ich dann die Sitasjaurestuga, aber es dauert doch noch eine ganze Weile bis ich wirklich dort bin.
    Der Stugvärd erzählt mir bei der Begrüssung dass ich erst der fünfte Skifahrer sei den er diesen Winter beherberge, ansonsten waren noch sechs Ripjäger (mit Scooter) da, echt noch nicht viel.
    Ich geniesse dann einen faulen Nachmittag in der Hütte, beobachte zwei Füchse, schaue dem Wind zu wie er den Schnee herumwirbelt und hacke Holz damit ich morgen früh meinen Verbrauch wieder auffüllen kann (Viel brauche ich allerdings nicht um das kleine Viererzimmer aufzuwärmen).
    Gegen 17 Uhr tauchen dann doch noch weitere Gäste auf, zwei Deutsche mit einem Hundeschlitten, wird ein sehr angenehmer Abend mit ihnen.

    Gruss
    Henning
    -------
    Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 22:51. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Es gibt kein schlechtes Wetter,
    nur unpassende Kleidung.

  • Erny
    Gesperrt
    Alter Hase
    • 05.05.2005
    • 2763

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

    Tolle Bilder. Das ist ja ganz großes Kino.

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    Gruss

    Erny

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    • Fjaellraev
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      • 21.12.2003
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      #3
      AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

      Zitat von Erny Beitrag anzeigen
      Tolle Bilder. Das ist ja ganz großes Kino.
      Danke
      Zitat von Erny Beitrag anzeigen
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      OK weil heute Sonntag ist

      8. März 2011 Freitag Wirklich unterwegs
      Wie der Wetterbericht, den uns der Stugvärd mitteilte, vermuten liess ist das Wetter am Morgen: Bedeckt und recht windstill, da glauben wir ihm auch das mit dem zunehmenden Wind am Nachmittag und schauen dass wir loskommen. Zwar starte ich zuerst, aber es dauert nicht lange bis ich dem Hundegespann die "Führung" überlasse. Auch heute folgt der Winterweg die ganze Zeit einer Scooterspur (oder ist es umgekehrt?) aber die ist längst nicht mehr so ausgeprägt wie gestern, und zeitweise eh völlig zugeblasen, so dass sie kaum noch auffällt.


      Manchmal sind die Scooterspuren wirklich kaum wahrnehmbar

      Entfernungen einzuschätzen fällt mir in dem Licht recht schwer, so dass ich auch kaum sagen kann wie weit ich schon bin, besonders da die im Sommer immer so hilfreichen Landmarken wie Seen und Flüsse auch nur begrenzt sichtbar sind.
      Das Samicamp sehe ich dann irgendwie deutlich früher als erwartet, und entscheide dort meine grössere Pause zu verbringen, aber natürlich zieht es sich dann noch ewigs bis ich wirklich dort bin
      Die ständigen kurzen Steigungen auf der heutigen Etappe zerren schon etwas an meinen Nerven und an der Energie, aber sie erschienen mir (Auch im Nachhinein betrachtet) einfach als zu gering um die Felle aufzuziehen.
      Auf der ersten Passage über den Kaisejaure merke ich dann wie die Kräfte wieder nachlassen, also wird nochmal eine Verpflegungspause eingelegt obwohl die Hukejaurestuga ja nicht mehr weit wäre. In der abschliessenden Steigung bin ich dann aber wirklich froh um die frische Energie, es ist doch nochmal ein kräftiges Stück.
      In der Hütte werde ich mit warmem Saft und frischem Gebäck begrüsst und erhole mich dann erstmal während draussen der Wind, wie angekündigt, wieder stärker wird (Der Gang zum Klo wird eher unangenehm...).
      Langsam ist der Zeitpunkt gekommen die definitive Routenwahl zu treffen, und was sich in meinem Kopf schon länger abzeichnete wird umgesetzt. - Ich laufe die schwedische Route. - Es ist bei diesem Wetter und dem noch sehr geringen Betrieb in den Hütten einfach die vernünftigere Route. Kommt dazu dass das Hundegespann morgen auch nach Sälka will, ich mich mit ihnen wirklich gut verstehe und damit sicher nette Gesellschaft in der Hütte habe.
      Als es schon dunkel ist kommt im, mittlerweile schon kräftigen, Schneegestöber noch ein Scooter aus Richtung Sälka (Vermutlich ein Arbeiter der sich am Nachmittag über das Nottelephon angemeldet hatte). Irgendwie komisch ist es schon dass der Besitzer des Hundegespanns und ich beim Anblick der in eine Plane verpackten Ladung auf dem Anhänger den gleichen Gedanken hatten: Da hat er bestimmt eine Leiche verpackt. - Aber natürlich sind es nur diverse Kisten die zum Vorschein kommen.

      Gruss
      Henning
      -------
      Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
      Es gibt kein schlechtes Wetter,
      nur unpassende Kleidung.

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      • OttoStover
        Fuchs
        • 18.10.2008
        • 1076
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        #4
        AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

        Well so far the tour seems go have gone as planned. I am also curious to see what happens next. I hope you tried the sauna at Hukajaure, nice and remarkable. Don't keep us waiting Henning, let us have the story.
        Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
        Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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        • Stephan Kiste

          Lebt im Forum
          • 17.01.2006
          • 6766
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          #5
          AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

          Hej Hennign,

          ich bin auch schon sehr gespannt, liest sich bis jetzt sehr flüssig
          und spannend, bin mal auf die nächsten Tage gespannt.
          Ritsem ist ja dank Dir auch ein Kandidat für mich geworden.
          Also spann uns mal hier nicht so auf die lange Bank :-)

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          • Fjaellraev
            Freak
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            • 21.12.2003
            • 13981
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

            19. März 2011 Samstag Einsamkeit vor dem Kungsleden
            Der Wind hat sich über Nacht gelegt und auch sonst zeigt sich das Wetter am Morgen wieder ganz manierlich.
            Da doch erstmal eine recht ausgiebige Steigung ansteht montiere ich heute die Felle.


            Aufstieg am Morgen - Ohne Kummer und Sorgen

            Anfangs habe ich noch die Scooterspur zur Verfügung, aber sobald die Höhe halbwegs erreicht ist, hat der Wind ganze Arbeit geleistet – Die Spur von gestern Abend ist nicht mehr zu sehen und ich kann ungestört durch den "frischen" Schnee spuren.


            Blick zurück über die Pulka Richtung Norwegen

            Da er nicht wirklich tief ist natürlich keine sonderlich anstrengende Angelegenheit. Da macht mir die recht kontastarme Sicht schon mehr zu schaffen, Abfahrten deren Neigung man nicht einschätzen kann machen nur halb so viel Spass und plötzlich auftauchende Stufen von einem halben Meter abwärts sind mit der Telemarkbindung so schon eine rechte Überraschung mit einer nachschiebenden Pulka haben sie aber erst den wirklichen Reiz
            Da ich ja eh selber spuren muss lasse ich die Wintermarkierung immer öfter einfach links (oder rechts) liegen und laufe frei nach Schnauze durch das Tal, da ausser mir wirklich niemand unterwegs ist (Das Hundegespann bricht heute lange nach mir auf und holt mich erst in Sälka ein) sind die Eindrücke besonders intensiv.


            Das Hundegespann hat dann meine Spuren oft schon nicht mehr gesehen. - Alles ist vergänglich.

            Dass ich am Ausgang des Cuhcavaggi nach Möglichkeit nicht der, nach Singi zielenden, Wintermarkierung folgen will, sondern eher dem Sommerweg folgen will war nach einem Blick auf die Karte eigentlich klar. Aber der Wind hat ganze Arbeit geleistet und die Nordseite ist fast völlig schneefrei. Dem Bachlauf zu folgen scheint mir keine gute Idee zu sein, also nehme ich erstmal noch die heftige Steigung des Winterwegs in Angriff, und biege ins Tal ab sobald das Gelände wieder flach genug dazu ist.
            Im Talboden habe ich schon eine Ski- und Scooterspur entdeckt die mir dann auch einen Weg durch den Rentierzaun zeigt.


            Auf der Karte ist sie nicht mehr verzeichnet, dabei sieht sie noch besser aus als manche andere Kotaruine

            Dort begegegnen mir zwei Finnen mit riesigen Pulken, die ersten Menschen seit Hukejaure. Da die Spur nach dem Rentierzaun wieder in Richtung Flussbett absteigt, ich aber nicht einsehe weshalb ich Höhe verlieren soll die ich danach wieder gewinnen muss, geht es weiter ohne Spur oder Markierung bis Sälka.
            Natürlich wird der Wind wie schon an den letzten Tagen nachmittags wieder deutlich stärker, so dass wir es einfach geniessen in der geschützten Hütte zu sitzen. Auch hier auf dem Kungsleden sind wir wieder die einzigen Gäste in der Hütte, was natürlich auch Zeit für einen (respektive mehrere) ausführlichen Schwatz mit dem Stugvärdspaar gibt.
            Dadurch und durch den unvermeidlichen Saunabesuch (Tut einfach gut ) wird unser "Zeitprogramm" natürlich ziemlich durcheinander gewürfelt und wir essen deutlich später als an den vorhergehenden Abenden, so dass wir danach nicht mehr so lange wie sonst zusammensitzen und schwätzen.
            Irgendwie ist es ja schade dass sich unsere Wege morgen wieder trennen werden, da sie bis Alesjaure fahren werden, aber das ist halt bei Begegnungen unterwegs einfach so. Und spätestens in Alesjaure wird es ja vermutlich die nächste nette Begegnung geben.

            Gruss
            Henning
            -------
            Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
            Es gibt kein schlechtes Wetter,
            nur unpassende Kleidung.

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            • Fjaellraev
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              • 21.12.2003
              • 13981
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

              20. März 2011 Sonntag Der Sonntag macht seinem Namen nicht gerade Ehre
              Bussines as usual: Der Wind hat sich über Nacht wieder gelegt, die Blase drückt und zwingt mich zum aufstehen...
              Nach einem herzlichen Abschied (Obwohl wir uns ja unterwegs sicher nochmal sehen) von den beiden Hundeschlittenfahrern geht es gewohnt früh los.
              Der Kontrast ist in etwa so mies wie gestern, so dass ich oft kaum weiss ob es rauf oder runter geht, der Untergrund wechselt wieder zwischen Scooterspur und frisch hingeblasenem Pulverschnee, der heute eher tiefer ist als gestern.


              Nicht gerade optimale Sicht

              Kurz vor dem wirklichen Aufstieg zum Tjäktjapass holt mich das Gespann ein, also eigentlich überholen sie mich ja, aber bei diesen Verhältnissen haben die Hunde auch recht zu kämpfen und kommen nur langsam voran, so dass wir den Anstieg eigentlich gemeinsam meistern.


              Solange es nicht gar zu steil ist, sind sie schon etwas schneller als ich.

              Im Rastschutz lege ich dann eine Pause ein, während sie gleich weiter fahren. Im Hüttenbuch finde ich den ersten Eintrag von Stephan Kiste.
              Ich mache zwar nur kurz Pause, aber es reicht schon um beim rauskommen festzustellen dass sich das Wetter in der Zwischenzeit deutlich verschlechtert hat – Es weht ein recht starker Wind von Süden, der anfängt den Schnee aufzuwirbeln. Auf der "Abfahrt" kommen mir drei Skiläufer entgegen die aus der Tjäktjastuga kommen (2 Deutsche und eine Australierin von der ich später noch eine der fast typischen Kungsledengeschichten erfahren werde )
              Der Schnee wird vom Wind immer mehr aufgewirbelt, mit der kurzen verbleibenden Distanz zur Hütte beunruhigt mich das nicht weiters, aber natürlich bin ich froh als ich die Hütte dann auch sehe.
              Hier kann die Pulka mal nicht unter der Hütte geparkt werden, sondern findet ihren Platz auf der "Veranda" vor der Hüttentüre, wo sie aber auch schon bald gut überzuckert und später tief im Schnee vergraben ist.
              Der Stugvärd begrüsst mich mit warmem Saft, einfach immer wieder eine nette Geste die besonders bei solchem Sauwetter sehr willkommen ist.
              Zwei ältere Schweden die von Nallo kommen und weiter nach Alesjaure gehen machen kurz Mittagspause, ansonsten bin ich lange Zeit der einzige Gast in der Hütte. Bei dem mittlerweile immer ekligeren Sauwetter rechne ich eigentlich auch nicht mehr mit weiteren Gästen, aber tatsächlich taucht am späteren Nachmittag noch ein junges slowakisches Pärchen auf. Sie haben die letzte Nacht im Rastschutz zwischen Abiskojaure und Alesjaure verbracht und wollten eigentlich noch weiter zum Rastschutz am Pass, was ihnen der Stugvärd aber erfolgreich ausredet.
              (Auch wenn ich verstehe dass man bei den Übernachtungspreisen gerne die Möglichkeit der kostenlosen Übernachtung nutzt, die Tour mit Rastschutzübernachtungen und ohne Zelt zu planen dafür fehlt mir das Verständnis)
              Die beiden sind augenscheinlich recht fertig, ausser beim kochen und als der Stugvärd wegen der Bezahlung vorbei kommt sehe ich sie eigentlich nie, sie sind fast nur in ihrem Zimmer.
              Ich schwätze noch eine ganze Weile mit dem Stugvärd, sitze in der Küche träume etwas vor mich hin und hoffe für morgen wieder auf besseres Wetter bevor ich mich, wegen des Winds mit Ohrenpfropfen, in den Schlafsack verkrieche.

              21. März 2011 Montag Kurz und schön
              Mitternacht aufgewacht – Ohrenpfropfen raus – Immer noch starker Wind
              4 Uhr aufgewacht – Ohrenpfropen raus – Wind ist weg
              Natürlich wird dann nochmal eine Weile geschlafen, aber ich bin recht früh auf.
              Nach dem Frühstück werden die Pulka und die Schneetreppe zur Hütte ausgeschaufelt, die Pulka auf den Platz vor der Hütte gestellt und gepackt und die obligate Ladung Holz gesägt und gespalten (Gestern habe ich das, weil es draussen gemacht werden muss, bleiben lassen).


              Morgenstimmung an der Tjäktjastuga

              Der Stugvärd verkündet mir beim Abschied nochmal den schon bekannten Tagesverlauf des Wetters, also ist es mal wieder geschickt früh zu starten.
              Die Abfahrt geht ganz gut, wie auf dem Rest der Strecke habe ich alle Arten von Untergrund: Pulverschnee, blank geblasenen harten Schnee, gar keinen Schnee (Umweg angesagt) oder Blankeis.


              Windgeformter Schnee

              Irgendwie macht das alles Spass Aber das liegt sicher auch an dem ganz guten Wetter, kaum Wind und immer wieder blauer Himmel. Es läuft sich wirklich angenehm und schneller als gedacht, beim gelegentlichen Blick auf die Karte stelle ich immer wieder fest dass ich schon weiter bin als eigentlich vermutet.
              Ausser einer Gruppe mit Hundeschlitten, die am Abend auch wieder in Alesjaure sein werden, und zwei Skifahrern begegnet mir auf der ganzen Strecke niemand, auch wenn ich das alleine sein ja nicht suche geniesse ich es die Landschaft an diesem schönen Morgen quasi für mich alleine zu haben.


              Was will man mehr?

              Vor Alesjaure verlasse ich den Winterweg in Richtung Westen, laufe durch die Deltalandschaft, mache dort nochmal Pause in der Sonne, und laufe dann mit einer viel flacheren Steigung als auf dem offiziellen Weg zu den Hütten.


              Bis zur Hütte wäre es zwar nicht mehr weit, aber diese Pause musste einfach sein...

              Hillevi begrüsst mich kaum dass ich bei den Hütten angekommen bin und quartiert mich, wie gewohnt, in der oberen Hütte ein. Natürlich ergibt sich gleich ein längeres Gespräch und als ich ihr verrate wer heute ziemlich sicher auch noch eintrifft, merkt man förmlich wie ihre Augen zu strahlen anfangen und sie sich freut.
              Nach einer kurzen Verpflegungspause drehe ich noch eine kleine Runde mit den Skiern in der Umgebung, aber da sich das Wetter wie üblich am Nachmittag verschlechtert bleibt es wirklich eine kleine Runde – Aber es macht Spass mal ohne den Ballast der Pulka zu laufen.
              Beim Wasser holen bin ich dann echt froh dass ich auf dem Weg zur Hütte den "Umweg" genommen habe, die Steigung ist einfach heftig...
              Auf dem Weg in Richtung Sauna um auch dort den Wasservorrat aufzufüllen sehe ich zwei Personen über den Alesjaure laufen, die Jackenfarbe passt...

              ....

              Gruss
              Henning
              -------
              Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
              Es gibt kein schlechtes Wetter,
              nur unpassende Kleidung.

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              • fjellstorm
                Fuchs
                • 05.10.2009
                • 1315
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                #8
                AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                OT: Bin beeindruckt, dass sich der Sensia auch so gut im Winter schlägt...Wie das wohl beim Velvia ausgesehen hätte..

                Kommentar


                • Fjaellraev
                  Freak
                  Liebt das Forum
                  • 21.12.2003
                  • 13981
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                  Zitat von fjellstorm Beitrag anzeigen
                  OT: Bin beeindruckt, dass sich der Sensia auch so gut im Winter schlägt...Wie das wohl beim Velvia ausgesehen hätte..
                  Es war der Velvia wobei der Sensia sich vor drei Jahren auch ganz gut geschlagen hat, einige Bilder (Die ich nicht zeige) wären mit dem empfindlicheren Sensia wohl besser gelungen...

                  Hier mal noch ein paar Links zu Bildern von 2008 (Velvia 100)
                  http://img150.imageshack.us/img150/6171/048lp0.jpg Unna Allakas
                  http://img295.imageshack.us/img295/5213/067lp7.jpg Låktajåkka
                  http://img516.imageshack.us/img516/7956/074mb2.jpg Njulla

                  Gruss
                  Henning
                  Zuletzt geändert von Fjaellraev; 18.05.2011, 19:12.
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

                  Kommentar


                  • Sapmi
                    Fuchs
                    • 20.11.2005
                    • 2329
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                    Danke für den bisherigen Bericht und die schönen Sehnsuchtsbilder. Freue mich auf die Fortsetzung.
                    Kilpailu ei kuulu erämaahan
                    ***********************
                    Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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                    • Fjaellraev
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                      #11
                      AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                      Will euch ja nicht länger auf die Folter spannen.

                      ...
                      Als ich zurück in den Aufenthaltsraum komme und von den dort sitzenden Deutschen, die meinen Namen vorher noch nicht wussten, mit: Bist du der Henning? Begrüsst werde ist es klar.
                      Across und ihr Mann sind eingetroffen und Hillevi hat sie bei mir im Zimmer einquartiert. Eigentlich wollte ich ja nur kurz meine Sachen für die Sauna aus dem Zimmer holen, aber es dauert dann doch etwas länger und ich muss mich fast losreissen um noch in die Sauna zu gehen, so viel Spass macht es mit den beiden zu reden. Wirklich zwei Personen die mir bei der ersten Begegnung total sympathisch sind.
                      Der Wind wird immer stärker, zurück aus der Sauna muss man die Hüttentür schon richtig festhalten.
                      Im Aufenthaltsraum gibt es dann eine schweizer Ecke, wir leisten uns gegenseitig Gesellschaft beim Nachtessen und schwätzen über alles mögliche, die Zeit vergeht wie im Flug. Irgendwann stellen wir fest dass wir von Stockholm bis Basel mit den gleichen Zügen zurückfahren, so sehen wir uns auf jeden Fall am Ende der Tour nochmal.
                      Sie gehen dann am Abend noch rüber zu Hillevi während ich den Abend mit einem bayrischen Paar verbringe dass morgen nach Vistas weiter will.
                      Bevor es in Richtung Schlafsack geht muss ich natürlich noch aufs Klo: Handschuhe, Mütze und Stirnlampe sind ja klar, aber an die Skibrille denke ich nicht
                      Der Wind bläst mittlerweile so heftig und wirbelt Schnee durch die Luft dass man fast nicht mehr gegen den Wind schauen kann, dadurch habe ich einige Mühe den Weg zurück zur Hütte zu finden (Und es ist ja echt nicht weit).

                      22. März 2011 Dienstag Ta det lungt
                      Das verstummende Windgeräusch in der Nacht war nichts als Verarschung der Wind kommt jetzt einfach aus einer anderen Richtung, so dass man ihn in unserem Zimmer nicht mehr hört, er kommt genau aus Richtung Unna Allakas, so dass ich ihn gegen mich hätte. Da fällt es mir nicht schwer dem inneren Faulpelz nachzugeben und mich für einen Ruhetag zu entscheiden.
                      Der Rest der Hüttenbewohner geht weiter, die meisten haben den Wind im Rücken, nur vier Deutsche die ebenfalls nach Unna Allakas wollen haben ihn gegen sich. Sie meinen sie kämen vermutlich bald zurück, aber sie ziehen es durch.
                      Auch across und ihr Mann ziehen weiter: Vi ses i Stockholm


                      Spuren des Schneegestöbers in der Nacht

                      Das Wetter ist meistens echt nicht gerade einladend um raus zu gehen, so dass ich einfach einen Hüttentag einlege, die Zeit vergeht fast so schnell wie wenn ich unterwegs bin obwohl ich nicht wirklich viel mache. Nachdem ich am Nachmittag für einen älteren Schweden der seine Schuhe nähen muss, mein Reparaturset aus der Pulka hole, schraube ich auch das wackelnde Tischbein im Aufenthaltsraum wieder an.
                      Zu mir in die Hütte kommen die STF 100%-Fjäll Tour (14 Personen) und eine etwas sonderbare deutsche Hundeschlittengruppe (1 Leiterin und 4 Gäste mit 3 Hunden die die Pulken ziehen), mit dieser Gruppe ergibt sich etwas Kontakt, ansonsten bin ich als einziger Einzelgast neben den Gruppen schon der "Aussenseiter".
                      Am Abend bessert das Wetter dann kräftig, kein Wind und klarer Sternenhimmel – zwar keine Nordlichter, aber trotzdem einfach schön

                      Gruss
                      Henning
                      -------
                      Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
                      Es gibt kein schlechtes Wetter,
                      nur unpassende Kleidung.

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                      • woelfchen
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                        #12
                        AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                        Das ist einfach nur .... und .... Mir fehlen die Worte Nein, im ernst, richtig TOLL! Und die Fotos erst!!! Alles macht Lust darauf irgendwann mal selbst eine solche Tour zu unternehmen, wenn man sich reichlich informiert und Erfahrung gesammelt hat.

                        Danke schon mal bis hierher, freue mich auf mehr.

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                        • Fjaellraev
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                          #13
                          AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                          Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                          Alles macht Lust darauf irgendwann mal selbst eine solche Tour zu unternehmen, wenn man sich reichlich informiert und Erfahrung gesammelt hat.
                          Irgendwie schreibt man die Tourenberichte ja auch gerade zu dem Zweck.
                          Einfach gemütlich angehen lassen dann klappt das auch mit Wintertouren, meine erste Wintertour war eine geführte Kungsledentour mit dem STF, zwar nicht unbedingt billig aber als Einstieg in die Wintertouren für mich genau der richtige Entscheid.

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                            #14
                            AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                            23. März 2011 Mittwoch Weiterbildung
                            War etwas anderes zu erwarten? Wind, Schneefall, tiefe Wolken und ein Wetterbericht von Hillevi der auch nichts Besseres verspricht.
                            Die STF-Gruppe entscheidet zu bleiben, und ich tue es ihnen gleich. Das Wetter ist mir einfach zu schlecht um bewusst das Risiko einzugehen, Mit "Gegenverkehr" darf ich nicht rechnen und von hier geht heute niemand in die Richtung.
                            Die deutsche Hundeschlittengruppe zieht weiter ("Wir müssen weiter." - Keine Reservetage ), immerhin haben sie den Wind im Rücken. Der Zustand der Pulken gibt mir etwas zu denken, Zuggestänge teilweise mit Kabelbindern befestigt Notreparatur wenn man alleine unterwegs ist, OK, aber wenn ich für eine Tour bezahle würde ich schon besser unterhaltenes Material erwarten.
                            Ein fauler Tag wird dieser erzwungene Ruhetag nicht: Der eine Leiter der STF-Gruppe sagt mir dass sie rausgehen würden um die Handhabung von Schaufel und Windsack zu üben, ob ich Lust hätte mitzukommen. Das muss man mich natürlich nicht zweimal fragen!
                            Das Wetter ist dann zum Glück nicht gar zu schlecht als der grössere Teil der Gruppe in der Umgebung der Hütte anfängt Löcher zu graben und sich in den Windsäcken zu verstecken.
                            Es ist nicht nur sehr lehrreich und macht richtig Spass sondern gibt mir a) etwas Bewegung und b) einen guten Kontakt zu der Gruppe. Dass ich eigentlich gar kein Teil der Gruppe bin fällt eigentlich nur noch beim Essen auf
                            Am Nachmittag kommt Sören, der zweite Stugvärd, im Aufenthaltsraum vorbei als ich gerade mal alleine darin sitze. Er hat 1966 bei Sulzer in Winterthur gearbeitet, macht Spass auch mit ihm mal einen Moment zu reden.
                            Am Abend trudelt noch eine Gruppe von 12 alten Franzosen ein, die ziemlich erledigt sind, ich habe das Gefühl dass einige von ihnen über ihre Grenzen gehen mussten um es noch bis zur Hütte zu schaffen. Einer von ihnen steht lange nur vor dem Ofen und zittert vor Kälte.
                            Was mich irgendwie schockiert ist wie schwer es mir mittlerweile fällt Französisch zu reden, obwohl ich das ja 8 Jahre in der Schule gelernt habe fällt es mir deutlich leichter Schwedisch zu reden das ich nur so nebenbei im Fjäll gelernt habe (Eine Tatsache die auch die STF-Gruppe ziemlich erstaunt). Jetzt wo beide Sprachen parallel gesprochen werden bekomme ich aber schon etwas ein Chaos...

                            24. März 2011 Donnerstag Zeit muss man haben
                            Nicht schon wieder! Das Wetter ist wieder wie gestern und der Wetterbericht verspricht Verschlechterung, die dann auch kommt. Wir entscheiden uns für einen weiteren Ruhetag, was für die STF-Gruppe heisst dass sie nicht nach Unna Allakas geht und für mich dass ich wahrscheinlich keinen Abstecher nach Norwegen machen. Die Franzosen ziehen in Richtung Tjäktja los, immerhin haben sie den Wind im Rücken und eine kurze Etappe vor sich.
                            Eine kleine Gruppe geht wieder raus Schnee schaufeln und in den Windsack kriechen, ich bin natürlich auch heute wieder dabei. Das Wetter ist deutlich heftiger als gestern, Spass macht es aber trotzdem, oder vielleicht auch deshalb...


                            Als Vergleich zum Dienstag

                            Den Nachmittag verbringen wir mit Ausrüstungskunde. Neue Ideen kann man ja immer brauchen auch wenn manche eigentlich schon ganz alt sind
                            Aus Unna Allakas kommen heute tatsächlich zwei Deutsche, die Sicht reichte zeitweise nicht mal mehr bis zum nächsten Wegkreuz (40m Distanz) und ihre Fingerspitzen sind teilweise knapp vor leichten Erfrierungen.
                            Wenn ich eine Bestätigung gebraucht hätte dass der Entscheid für den Ruhetag richtig war, sie hätten sie gebracht...
                            Nachdem ich es an den letzten beiden Abenden habe bleiben lassen geniesse ich heute nochmal die Wärme der Sauna.
                            Nachdem jetzt an zwei Abenden das Wetter gut war und am Morgen Sauwetter herrschte lässt der Schneefall am heutigen Abend etwas Hoffnung aufkommen...

                            Gruss
                            Henning
                            -------
                            Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
                            Es gibt kein schlechtes Wetter,
                            nur unpassende Kleidung.

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                              #15
                              AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                              Boa Hennig,

                              ich hab Gänsehautfeeling,
                              vieles erkenne ich wieder und habe es dieses Jahr selbst so erlebt,
                              die deutsche Gruppe mit den Hunden und den Schlitten,
                              Eine Französische Gruppe habe ich auch getroffen,
                              das wackelige Tischbein hab ich auch schonmal festgeschraubt in der Alesjaure
                              (war der rechte Tisch, oder :-)
                              Windsäcke haben wir auch probiert
                              Und auch das Wetter ist wohl nach mir auch nicht viel besser geworden.
                              Aber hast ja nen Super Urlaub draus gemacht mit tollen Bildern....
                              aber Du bist ja noch nicht fertig...

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                              • Fjaellraev
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                                #16
                                AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                                Zitat von Stephan Kiste Beitrag anzeigen
                                das wackelige Tischbein hab ich auch schonmal festgeschraubt in der Alesjaure
                                (war der rechte Tisch, oder :-)
                                Ja es war der rechte Tisch Mittlerweile hatte die Schraube gar keinen Halt mehr im Holz, ich habe dann die Mutter weiter nach hinten gedreht und sie tiefer rein geschraubt...
                                Zitat von Stephan Kiste Beitrag anzeigen
                                Und auch das Wetter ist wohl nach mir auch nicht viel besser geworden.
                                Aber hast ja nen Super Urlaub draus gemacht mit tollen Bildern....
                                aber Du bist ja noch nicht fertig...
                                Das Wetter war wohl diesen Winter recht wechselhaft aber im Endeffekt (zumindest bei mir) gar nicht so übel.
                                Das mit nicht fertig stimmt tatsächlich, aber ein paar Tage sind schon vorbereitet, es geht also gleich weiter.

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

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                                  #17
                                  AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                                  25. März 2011 Freitag Endlich wieder unterwegs
                                  Das Wetter hat wohl wieder zum alten Takt zurückgefunden, auf jeden Fall ist es am Morgen ganz manierlich, -15°, bedeckt und wenig Wind, da steht dem Weg nach Unna Allakas nichts im Weg.
                                  Frühstücken, packen und putzen geht recht zügig, dann heisst es Abschied nehmen von Hillevi und der STF-Gruppe, alles Leute die mir die letzten Tage sehr angenehm gemacht haben. Aber eben irgendwann kommt der Abschied, vielleicht trifft man sich ja mal wieder irgendwo (Gut bei Hillevi weiss ich wo sie im Winter zu finden ist ).
                                  Dass Leute beim Abschied sagen dass es schön sei dass man sich kennen gelernt habe ist zwar eigentlich nichts besonderes, aber als das der eine Leiter der STF-Gruppe zu mir sagt, merke ich dass er es mehr als als reine Floskel meint und weil er wirklich kein unbeschriebenes Blatt ist, freut mich das natürlich besonders.
                                  Am Nachmittag soll das Wetter wieder schlechter werden (Eben der alte Takt), so dass ich besser bei Zeiten aufbreche.
                                  Mit den Fellen ist der Aufstieg, trotz Pulka, deutlich einfacher zu bewerkstelligen als vor drei Jahren, aber ins schwitzen kommt man auch so.


                                  Vor drei Jahren nur hart, heute schön griffig.

                                  Auch wenn ich ständig den Markierungen folge darf ich meine eigene Spur durch den Tiefschnee ziehen, was gestern war ist vom Winde verweht. Es macht richtig Spass endlich wieder unterwegs zu sein, meine Gedanken schwirren ziemlich unkontrolliert durch die Landschaft es ist wirklich ein entspanntes laufen. Nur schade dass die Wolken doch recht tief hängen und die Aussicht vermiesen, ab und zu sorgen sie auch für recht schlechte Sicht auf dem Weg, aber unter etwa 200 m sinkt die Sichtweite nie und so halbwegs kenne ich den Verlauf ja mittlerweile (Ist immerhin das vierte Mal auf der Strecke).
                                  Auf der ersten langen Abfahrt passiert es dann, in einer Querfahrt auf abgeblasen hartem Schnee rollt die Pulka seitwärts weg. Nicht genug damit dass es eh schon ein Krampf ist sie unter diesen bedingungen wieder auf die Kufen zu bringen, beide Befestigungsbügel für die Zugstange sind gebrochen, so dass die nur noch in den Lederriemen hängt. - Die Seitenführung wird dadurch auch nicht besser, die ganze Sache wird noch kippanfälliger.
                                  Beim Aufstellen komme ich so ins schwitzen dass mir die Skibrille beschlägt – Was das bei diesen Temperaturen bedeutet kann man sich denken – Es gefriert und ich sehe gar nichts mehr. Also Brille aus und bei der am Hangfuss anstehenden Verpflegungspause kommt sie unter die Jacke um wenigstens etwas aufzutauen.


                                  Auch wenn ich die Abfahrt innerlich "verfluche", der Blick zurück ist trotzdem schön

                                  Den zweiten Steilhang bewältige ich dann, nachdem die Pulka erneut gerollt ist, zu Fuss, mit der Pulka vor mir am Zuggurt, in der Falllinie. Gut kommen jetzt noch zwei eher flache Tage.
                                  Die Abfahrt runter zur Unna Allakas Stuga geht dann, auch wenn ich natürlich etwas verunsichert bin, wieder recht problemlos aber ich halte mich auch ziemlich in der Falllinie so dass die Pulka keine Kapriolen machen kann.
                                  Da der Wind schon ziemlich aufgefrischt hat und ich den zweiten Teil ohne grössere Pausen durchgelaufen bin, ist es erst kurz nach Mittag als ich an der Hütte ankomme. Ich melde mich nicht bei der Stugvärdin sondern gehe einfach in die Hütte, mache mir etwas zum Mittagessen und schaue ob ich an der Pulka etwas verbessern kann (Einen Riemen kann ich ohne den Haken enger schnallen, beim anderen reicht es nicht).
                                  Als ich dann, schon im Schneegestöber, zum Holzschuppen gehe um mein Brennholz zu machen, sehe ich dass zwei Scooter vor der Stugvärdshütte stehen, es ist also Besuch da.
                                  Dieser stellt sich später, als die Stugvärdin mit ihm vorbeikommt als ihre Tochter mit Freund auf Wochenendbesuch raus, unterhalte mich recht lange mit ihnen, wirklicher Gast bin ich heute der einzige.
                                  Als ich vor dem schlafen noch aufs Klo gehe liegt schon eine schöne Menge Neuschnee und Nachschub wirbelt durch die Luft, gut kenne ich mich hier einigermassen aus, Spuren sind nämlich keine mehr zu sehen und bis zum Klo leuchtet die Stirnlampe nicht...

                                  Gruss
                                  Henning
                                  -------
                                  Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
                                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                  nur unpassende Kleidung.

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                                    • 21.12.2003
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                                    #18
                                    AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                                    26. März 2011 Samstag Tiefschneeexpress
                                    Wieder einmal ist es die Blase die mich überzeugt aus meinem Schlafsack zu kriechen. Aber auf Entlastung muss sie dann noch einen Moment warten, in der Hütte sind es knapp 0°, also wird erstmal eingeheizt. Der Weg zum Klo führt dann durch 20 cm Neuschnee und es fällt immer noch leichter Nachschub vom Himmel.
                                    Die Pulka wird ausnahmsweise mal in der Hütte gepackt, da sie die Nacht im Vorraum verbracht hat ist sie trocken genug dafür.
                                    Die ersten Schritte nach dem Abschied von der Stugvärdin sind ein rechter Krampf, die Pulka leistet im Tiefschnee doch einigen Widerstand, aber als sie dann mal in die Skispur gefunden hat läuft sie wieder gewohnt leicht. - Zum Glück, denn heute steht mir erstmal nichts als Tiefschnee bevor.


                                    Mittelmässige Sicht

                                    Das Wetter bietet mir heute mal wieder das volle Programm: Schneefall, Schneefall und Wind, Wind ohne Schneefall und dann zum Glück auch noch einfach Sonnenschein.


                                    Farben gibt es trotzdem

                                    In dem tiefen Neuschnee hat man trotz Markierungen das Gefühl einfach querfeldein zu laufen, was ich auch mache wenn die Markierung mal wieder einen in meinen Augen sinnlosen Umweg macht.


                                    So macht es einfach Spass

                                    Erst wenige Kilometer vor dem Sameviste überholen mich zwei Scooter, deren Spuren ich vorher aschon auf dem Fluss gesehen habe, da sie eine wirklich gute Spur legen verzichte ab da erstmal auf das Spuren im Tiefschnee.


                                    Meine Pulka passt wirklich schön in meine Skispur

                                    Am Sameviste mache ich, wie üblich auf der Pulka sitzend, eine längere Essenspause, etwas später kommt die Sonne richtig raus und ich nutze das schöne Wetter zu einer Varma-Koppa-Pause. Dabei kreuzen mich einige Spass-Scooter-Fahrer (Vermutlich Norweger) und danach ist es um die Spur geschehen, was sie hinterlassen ist die absolute Qual. Wo ich die Wahl habe weiche ich auf die Sami-Scooterspur aus, oder spure auch mal wieder selber, aber des öfteren lässt sie sich leider nicht umgehen...
                                    Als ich in Abiskojaure in die Hütte komme sind sieben Norweger da, die aber nur Pause machen, dann kommen vier Finnen und noch einige Schweden, ich bleibe der einzige "Exote" und so bleibt es auch heute mal wieder bei Schwedisch als gemeinsamer Hüttensprache.
                                    Alle anderen sind gerade am Start ihrer Tour, nur ich bin nordwärts unterwegs. Die Finnen wollen nach Ritsem, so dass sie natürlich die eine oder andere Detailfrage zur Strecke haben.
                                    Übrigens: "Die spinnen die Finnen" Oder wer kommt sonst auf die Idee am offenen Ofen im Zimmer Würste zu grillen?
                                    Den Abend verbinge ich hauptsächlich mit einem jüngeren schwedischen Paar, mit alter Segebaden Holzpulka, das nach Vakkotavare unterwegs ist.

                                    Achja:
                                    Hier noch die Erkenntnis des Tages
                                    Wenn man im Winter Wasser direkt mit dem Eimer aus dem See schöpft sollte man den nachher in der Hütte nicht einfach so auf den Küchenschrank stellen...

                                    Gruss
                                    Henning
                                    -------
                                    Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                      #19
                                      AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                                      Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                      Übrigens: "Die spinnen die Finnen" Oder wer kommt sonst auf die Idee am offenen Ofen im Zimmer Würste zu grillen?
                                      MELD! ICH obwohl genau Genomen war n es Marschmallows und keine Würste
                                      Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                                      Und nur zu Nur zu Gast auf dieser Welt.

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                                      • Fjaellraev
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                                        #20
                                        AW: [SE] Anders als geplant – Eine Wintertour von Ritsem nach Abisko

                                        27. März 2011 Sonntag Zurück in die Zivilisation
                                        Für einmal treibt mich nicht die Blase aus dem Schlafsack, sondern die allgemeine Aufbruchsunruhe im Zimmer. Am Morgen zeigt sich der bei vielen Leuten doch recht ungünstige Schnitt dieser Hüttenhälfte deutlich: Dauernd ist man sich irgendwie im Weg...


                                        Aufbruch der Finnen

                                        Der Himmel ist auch am letzten echten Tourentag (zumindest in meine Laufrichtung) erstmal bewölkt, dazu leichter Wind aus Süden, eigentlich gar nicht übel. Über den Abiskojaure geht es quasi wie im Flug, es läuft sich echt wie von selber und ich habe die ganze Fläche für mich alleine, ein einziger Samiscooter kreuzt mich schön langsam mit angenehmem Abstand.


                                        Sonntagsruhe auf dem Abiskojaure

                                        Das Wetter bessert dann zusehends, der Anteil blauer Himmel wird immer grösser, trotzdem kommt kein Gefühl der Wehmut auf, einerseits ist die Tour zwar distanzmässig zu Ende, aber es bleiben ja noch ein paar Tage in Abisko, andererseits war es einfach eine geniale Tour...
                                        An der Verzweigung der Winterwege kommt mir eine Gruppe mit Hundeschlitten entgegen, bis dahin war ich bis auf den Scooter völlig alleine unterwegs. Ich entscheide mich für die normale Kungsledenstrecke auf der mir dann so langsam die Skiläufer aus Abisko entgegenkommen, wie üblich ein sehr gemischtes Publikum: Routinierte Tourenläufer, Anfänger bei denen ich mich frage wie sie die erste Steigung hochkommen so kämpfen sie schon in der Ebene, ein Deutscher mit Rucksack und Pulka (darauf verteilt 4 Isomatten (Dafür wie ich später erfahre ohne Kocher, weil er immer neben den Hütten zeltet))...



                                        Abfahrten die mir vor drei Jahren (mit Rucksack) noch den Schweiss auf die Stirn getrieben haben, meistere ich heute ohne die geringsten Probleme in zügiger Fahrt (Auch dank eines Tipps von across), auf die Strasse nach dem Kungsledenportal springe ich schon fast über den Schneewall
                                        Über die E10 werden die Skier dann doch ausgezogen, für die Pulka liegen noch genug Schneereste auf der Fahrbahn, aber der Teer zeigt sich doch schon deutlich.


                                        Nur noch rüber zum Keron und dann heisst es erstmal auspacken...

                                        Die Skier werden aber für heute noch nicht in die Ecke gestellt, schliesslich kommt man damit schneller und bequemer rüber nach Östra zum einkaufen
                                        Der restliche Tag vergeht mit Wäsche (und Henning ) waschen, im Weltgeschehen aufdatieren, per SMS bei Familie und Forumskollegen zurückmelden wie im Flug.
                                        Der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht ein paar schöne Tagesausflüge, mal schauen für welche der vielen Möglichkeiten ich mich entscheide.

                                        Gruss
                                        Henning
                                        -------
                                        Alle (veröffentlichten) Bilder der Tour in grösserer Auflösung bei flickr
                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                        nur unpassende Kleidung.

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