AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking
Trek 6
Cordillera Vilcabamba Fortsetzung
Peru
18 Tage
Bis zum sechsten Trekkingtag, also Collpapampa am Salcantaytrek, bin ich ja beim letzten Mal schon gekommen. Nun geht´s also ab dem 7.Tag weiter:
www.trekking.magix.net
Das kleine Dorf Collpapampa liegt an einer Talgabelung des Rio Santa Teresa. Zu unserer unangenehmen Überraschung stiessen wir hier auf einen Fahrweg, der von Santa Teresa hier hochführt. Damit hatten wir nun überhaupt nicht gerechnet, denn nach meiner bisherigen Recherche sollte der Fahrweg kurz oberhalb von La Playa enden, also über 10 km weiter talabwärts.
Wir erfuhren dass der Fahrweg von hier aus sogar noch 8 bis 10 km weiter den westlichen Talzweig aufwärtsführt bis nach Totora, und das war genau unsere geplante Route Das störte mich nun gewaltig! Auf einen Fahrweg sinkt bei mir die Trekkinglust normalerweise auf nahe Null ab, denn ich will auf meinen Trekkingrouten ja nur durch ursprüngliche Gegenden wandern ohne Strassen und Fahrwege. Was das Trekkingerlebnis betrifft, macht es meiner Ansicht nach beim Durchwandern einer schönen Landschaft nämlich einen riesen Unterschied aus ob man nur auf schmale Pfade wandert oder durch eine mit Fahrwegen verschandelte Gegend.
Unsere geplante Route war nun also kaputt. Unerwartet auf einen Fahrweg zu stossen war für mich deshalb Grund genug unsere bereits geplante Route über Nacht nochmal komplett abzuändern.
Woher sollte man aber auf die Schnelle eine neue Route hervorzaubern? Außer die zerfledderten Schwarz-Weiss-Kopien einer schlechten 100.000er Karte, auf der fast keine Pfade eingezeichnet sind, hatten wir praktisch null Infos über die Gegend.
Nach etwas hin und her überlegen bin ich schliesslich auf die Idee kommen, anstatt wie ursprünglich geplant im Uhrzeigersinn eine Halbrunde um die vergletscherte Pumasillogruppe zu drehen nun entgegen den Urzeigersinn diese Gebirgskette einmal halb zu umrunden. Das würde bedeuten dass wir unseren Trek bei der Inkaruinenstadt Choquequirao beenden würden. Auf der ursprünglich geplanten Route würden wir unseren Trek dagegen bei Santa Teresa beenden und nach Choquequirao, das auf halbem Weg liegt, nur einen Abstecher machen.
Und so wurde es dann auch gemacht und im Nachhinein betrachtet würde ich sagen daß dies sogar die bessere Routenwahl war wie unsere ursprünglich geplante Strecke.
Von der Routenwahl wäre eigentlich das Beste gewesen wenn wir gleich hier von der anderen Flußseite in Collpapampa direkt über die Berge steigen würden. Einheimische berichteten uns aber daß es dort keine vernünftigen Pfade geben soll und wenn man die exakte Route nicht kennt man sich wahrscheinlich schnell in den dichten andinen Bergregenwäldern festlaufen wird.
Von La Playa sollte es laut Angaben eines Einheimischen aber einen Pfad geben der Richtung Westen über die Berge führt. Also entschieden wir uns noch einen Tag länger auf den Salcantay Trek zu bleiben und wanderten dieses dschungelige Tal des Rio Santa Teresa weiter abwärts bis nach La Playa. Der Fahrweg führt zwar auch dieses Tal abwärts, aber als Wanderer kommt man damit glücklicherweise kaum in Berührung. Wir nahmen den vielbegangenen Hauptpfad auf der orographisch linken Hangseite, während der Fahrweg am rechten Hang verläuft.
Dennoch störte mir der Fahrweg, da man ihn mitsamt seinen Hangschäden fast ständig im Blick hatte. Das Tal und die Route ist zwar immer noch schön, aber nicht mehr wie früher. Durch den vorhandenen Fahrweg hat das Tal meiner Meinung nach viel von seinen ursprünglichen Reiz verloren.
In La Playa campten wir im Garten einer Familie. Um unsere eigenen Vorräte zu sparen, bestellten wir hier zum Abendessen und Frühstück Reis mit Spiegelei. Die Familie betreibt hier einen kleinen Laden aus dem wir unsere Vorräte noch etwas aufstockten, denn ab hier kommen wir für viele Tage durch keine Dörfer mehr.
Die Lebensmittelauswahl in den Läden von La Playa ist zwar nicht groß, ausser Reis, Nudeln, Konservendosen und paar Kekse ist hier nicht viel zu finden, zum etwas aufstocken reichte es aber. Wir waren aber froh dass wir schon von vornherein unseren kompletten 18-tägigen Proviant aus Cusco mitgebracht haben und nicht darauf gebaut haben hier in den Läden am Salcantaytrek eine komplette Trekkingproviantladung für zwei Wochen oder so zu finden.
In La Playa (auf 2200 m Höhe) verließen wir am nächsten Morgen endgültig den Salcantay Trek. Auf einen schmalen Pfad verliessen wir das Tal und wanderten Richtung Westen den Hang nach oben Richtung vierten Pass. Die Route war paradiesisch schön und das Trekking machte jetzt auf dem schmalen Pfad wieder wesentlich mehr Spass wie auf dem breiten Hauptpfad am Rio Santa Teresa.
Anfangs ging es durch Buschgärten aus Passionsfruchtbäume und weiter oben dann in den dichten andinen Bergregenwald.
Die richtige Route war stellenweise nicht leicht zu finden. Besonders weiter oben auf den ersten Lichtungen im Bergregenwald verlor der Pfad sich immer wieder, hier war ein guter Spürsinn und Routenfindungsgeschick nötig. Nach einen langen Wandertag campen wir in einen Hochtal auf 3500 m Höhe.
Die nächsten Tage durchquerten wir einsame Landstriche der Cordillera Vilcabamba, überquerten dabei mehrere Pässe und wanderten durch verschiedene Hochtäler auf einer Mischung zwischen weglosem Gelände und schmale unmarkierte Pfade. In einigen Tälern fanden wir bewohnte oder leerstehende Hütten vor.
Menschen trafen wir kaum, einmal haben wir für 3 Tage am Stück sogar niemanden gesehen. Nur im Tal des Rio Sacsara passierten wir mehrere bewohnte Hütten wo wir drei oder vier Einheimische trafen. Dies war auch das einzigste Tal auf der Nordseite der Pumasillogruppe wo wir bis unterhalb der Dschungelgrenze abstiegen.
Mittagspause am Rio Sacsara.
Die restlichen Täler waren meist offene Tussokgras-Hochtäler die von vergletscherten Gebirgsketten umgeben waren, wenn man die denn zwischen den ganzen Wolken mal sehen konnten.
Jewgenij hatte einen so langen und abgelegenen Trek wie diesen noch nie gemacht, für ihn war diese Erfahrung neu. Wahrscheinlich hat er die Tour deshalb auch unterschätzt. In den letzten Tagen war seine Motivation ziemlich gesunken und als wir auf der Karte sahen wieviele Pässe und Höhenmeter noch vor uns liegen ist sie noch weiter geschrumpft. Immer mehr kam er zu dem Entschluss daß er aussteigen will.
Ich empfahl ihm das Tal der Quebrada Tacuyoc zum Ausstieg, also hinter dem siebten Pass. Dieses Tal bräuchte er dann nur einen halben Tag abwärtswandern bis zum Dorf Huancacalle, wo er einen Fahrweg und motorisierten Transport zurück nach Cusco vorfinden würde. Das Tal hinter dem achten Pass würde auch noch gehen, aber das wäre dann auch schon die ultimative Ausstiegsmöglichkeit. Wenn er die nicht nutzen würde gäbe es kein zurück mehr, dann müsste er bis zum Ende durchhalten.
Er entschied sich schließlich für das Tal hinter dem Pass Nr.7. Am 12 Trekkingtag trennten sich also unsere Wege. Er wanderte das Tal abwärts und abends als es schon dunkel war erreichte er Huancacalle, kurz bevor ein heftiger Regen begann der die ganze Nacht andauerte.
Die restlichen 6 Tage bin ich also alleine weitergewandert. Nach dem langen nächtlichen Regen präsentierte sich der Morgen bewölkt. Später am Vormittag klarte es auf und es wurde sonnig mit Traumpanoramen auf die vergletscherte Gebirgslandschaft mit dem 5512 m hohen Nevado Choquetacarpo.
Heute querte ich die Pässe 8 und 9, die ziemlich dicht beieinander lagen und beide um die 4600 m hoch waren. Auch wenn der achte Pass durch wegloses alpines Gelände führte, waren sie doch mit nur 950 Höhenmeter bergauf für beide Pässe zusammen nicht allzu anstrengend. Dafür war aber die Routenfindung zum achten Pass nicht ganz eindeutig. Jemand der keine Erfahrung im weglosen alpinen Gelände hätte, könnte vielleicht Schwierigkeiten bekommen den Pass zu finden. Der Übergang liegt zwischen den Bergen 4710 und 5049, laut der topographischen 100.000er Karte.
Auf dem neunten Pass, dem Chocetacarpo Pass (4600 m), stieß ich auf einen häufiger begangenen Handelspfad der zum Dorf Yanama führte und der teils den Verlauf eines original Inkapfades folgte.
Es ging runter ins gewaltige Canyon-Trogtal der Quebrada Otiyoc, das von hunderte Metern hohe Felstürme und Wände beflankt ist, vertikal bis teils überhängend, eine wirklich atemberaubende Landschaft, die neben dem Rio Ahobamba als zweites Top-Highlight dieses Treks durchgehen könnte.
Leider war das Licht zum fotografieren nicht besonders gut da man bei den spektakulärsten Motiven gegen die Vormittagssonne fotografierte.
Am Abend erreichte ich Yanama, ein kleines Indiodorf auf 3500 m Höhe. Es ist das erste Dorf seit La Playa vor 7 Tagen.
Yanama hat, anders als die Dörfer auf dem Salcantay Trek, noch keinen Fahrweganschluss. Hier kommt man nur über tagelange Fussmärsche hin, was dem Dorf einen besonderen Charme verleiht, auch wenn es hier neben den zahlreichen Strohdachhütten auch schon einige modernere Hütten aus Wellblechdächern gibt.
Von Yanama sind es noch zwei Tagesmärsche bis zur Inkaruinenstadt Choquequirao. In einer spektakulären Routenführung windet sich der Pfad den steilen Felshang enlang über den Victoria Pass, mit atemberaubende Panoramen auf die vergletscherten 6000er der Pumasillo Gruppe sowie in die abgrundtiefen Täler des Rio Yanama, Rio Blanco und Rio Apurimac, die ich mit zu den tiefsten und grandiosesten Canyontälern des Kontinents zählen würde.
Der darauffolgende 2200 Höhenmeter Abstieg zum Rio Blanco sowie die gesamte weitere Route bis nach Choquequirao und Apurimac Canyon war ebenfalls ein landschaftliches Top-Highlight!!
Unten am Flussbett des Rio Blanco auf 1900 m Höhe schlug ich mein Camp auf. Es war sehr heiss in diesem tiefen engen Canyontal und es wimmelte hier nur so von Stechfliegen und Mücken.
Am nächsten Tag gings gleich wieder für 1350 Höhenmeter bergauf zum letzten Pass. Die Vegetation änderte sich, der Regenwald wurde weniger, das Land trockener und die ersten Kakteen tauchten auf.
Auf dem Weg nach oben passierte ich die Inkaruinen von Pinchaunuyoq, die direkt in den steilen Hang gebaut wurden mit 900 m Tiefblick in den Yanama Canyon.
Weiter oben traf ich die ersten Trekker seit 9 Tagen.
Nun war es nicht mehr weit bis auf den letzten Pass dieses Treks. Dies war eigentlich kein Pass im eigentlichen Sinne, sondern nur ein Bergrücken zwischen den Yanama- und Apurimac Canyons die 1800 Höhenmeter unter mir lagen.
Kurz darauf erreichte ich Choquequirao, nach 16 Trekkingtagen von Hidroelectrica. Diese Inkaruinenstadt liegt auf einem Bergrücken hoch oberhalb des Apurimac Canyons am südwestlichen Ende der Cordillera Vilcabamba. Im Aufbau und Architektur hat es sehr viel Ähnlichkeit mit Machu Picchu, ist aber deutlich kleiner.
Dass ich das wesentlich bekanntere Machu Picchu nicht mehr als Top-Highlight bezeichnen würde, habe ich ja in meinen Bericht zum Trek Nr.5 (Cerro Putucusi) schon geschrieben,.....aber Choquequirao ist definitiv eins!! Andere Leute scheinen dies genauso zu sehen: Wir haben während unserer Perureise einige Rucksacktouristen getroffen die in Machu Picchu UND Choquequirao waren und davon haben alle erzählt daß Choquequirao wesentlich lohnender war!
Choquequirao ist aber auch kein Geheimtip mehr, es steht ja schon in jeden Reiseführer drin und gehört mittlerweile auch mit ins Standartprogramm jeder Trekkingagentur von Cusco. Rein von der Ruinenanlage bewertet ist Machu Picchu natürlich imposanter, aber das Besondere an Choquequirao ist eben dass dort noch keine Straße hinführt und dass es dort noch nahezu ursprünglich und unkommerziell ist, ohne die Menschenmassen und den ganzen Touristenschnickschnack wie in Machu Picchu. Choquequirao ist zum Glück nur zu Fuß erreichbar. Wer den direktesten und schnellsten Weg auf der Hauptroute von Cachora aus wählt braucht dafür 3 bis 4 Tage für den Hin- und Rückmarsch.
Was die umgebene Landschaft betrifft, da ist Machu Picchu UND Choquequirao grandios: In Machu Picchu blickt man von der Ruinenanlage 400 m tief ins kurvige dschungelige Urubambatal, und in Choquequirao schaut man direkt 1500 m tief runter in den Apurimac Canyon!
Den gesamten restlichen Nachmittag bin ich hiergeblieben und durch die Ruinen geschlendert. Nur 5 bis 10 andere Leute waren hier. In einem Buch hatte ich zwar gelesen dass man hier 10 Soles Eintritt zahlen muss (im Gegensatz zu 125 Soles für Machu Picchu!!), aber ich habe niemanden gesehen der Geld einkassiert hat. Auch auf den nebenan liegenden Campingplatz konnte man anscheinend umsonst campen, denn auch dort kam niemand zum abkassieren vorbei.
Von Choquequirao sind es nur noch 32 km nach Cachora, meinem Trekende, auf einen breiten ausgebauten Hauptpfad. Normalerweise müsste so eine Strecke auf einen so guten Pfad locker in einem Tag zu schaffen sein. Das Problem ist aber dass zwischen Choquequirao und Cachora der Apurimac Canyon liegt, d.h. man muss erstmal 1600 Höhenmeter absteigen in den Canyongrund und dann auf der anderen Seite fast das gleiche nochmal wieder bergauf. Deshalb wird diese Strecke normalerweise in zwei Tagen gemacht. Nur wer sich ein Pferd zum reiten gemietet hat macht es in einem Tag.
Auf dieser Route kommen mir mehrere Trekkinggruppen entgegen, das meiste organisierte Touren mit Packesel, Führer usw....
Unten am Rio Apurimac ist es sehr heiss und trocken, eine felsige Landschaft mit Büschen und Kakteen, dazu der türkisblaue Fluss.
Mit nur 1500 m Höhe ist dies die tiefste Stelle des gesamten Treks seit meinem Start vor 18 Tagen in Hidroelectrica, das 1800 m hoch liegt und die zweittiefste Stelle des Treks war.
Auf der anderen Flussseite steigt der Pfad wieder nach oben.
Auf halbem Weg oben campe ich bei der bewohnten Hütte von Samana Wasi. Am nächsten Morgen wanderte ich dann die restlichen 16 km nach Cachora, wo mein Trek endete.
Morgenstimmung beim Aufstieg.
Die letzten 11 km führten auf einen schmalen Fahrweg. Im kleinen Ort Cachora fand ich relativ schnell ein Fahrzeug, das auf einer Schotterpiste den Berg hochfuhr bis zur Hauptstraße zwischen Ajacucho und Cusco. Hier brauchte ich dann nicht mehr lange warten bis ein Bus vorbeikam der nach Cusco fuhr, das ich nach 3 Stunden Fahrt erreichte. Hier traf ich Jewgenij dann wieder.
FAZIT: dieser Trek steht zusammen mit dem Vilcanota Trek, den kanadischen Rockies, sowie einigen langen Neuseelandtreks mit auf meiner Liste der besten Treks die ich je gemacht habe
Trek 6
Cordillera Vilcabamba Fortsetzung
Peru
18 Tage
Bis zum sechsten Trekkingtag, also Collpapampa am Salcantaytrek, bin ich ja beim letzten Mal schon gekommen. Nun geht´s also ab dem 7.Tag weiter:
www.trekking.magix.net
Das kleine Dorf Collpapampa liegt an einer Talgabelung des Rio Santa Teresa. Zu unserer unangenehmen Überraschung stiessen wir hier auf einen Fahrweg, der von Santa Teresa hier hochführt. Damit hatten wir nun überhaupt nicht gerechnet, denn nach meiner bisherigen Recherche sollte der Fahrweg kurz oberhalb von La Playa enden, also über 10 km weiter talabwärts.
Wir erfuhren dass der Fahrweg von hier aus sogar noch 8 bis 10 km weiter den westlichen Talzweig aufwärtsführt bis nach Totora, und das war genau unsere geplante Route Das störte mich nun gewaltig! Auf einen Fahrweg sinkt bei mir die Trekkinglust normalerweise auf nahe Null ab, denn ich will auf meinen Trekkingrouten ja nur durch ursprüngliche Gegenden wandern ohne Strassen und Fahrwege. Was das Trekkingerlebnis betrifft, macht es meiner Ansicht nach beim Durchwandern einer schönen Landschaft nämlich einen riesen Unterschied aus ob man nur auf schmale Pfade wandert oder durch eine mit Fahrwegen verschandelte Gegend.
Unsere geplante Route war nun also kaputt. Unerwartet auf einen Fahrweg zu stossen war für mich deshalb Grund genug unsere bereits geplante Route über Nacht nochmal komplett abzuändern.
Woher sollte man aber auf die Schnelle eine neue Route hervorzaubern? Außer die zerfledderten Schwarz-Weiss-Kopien einer schlechten 100.000er Karte, auf der fast keine Pfade eingezeichnet sind, hatten wir praktisch null Infos über die Gegend.
Nach etwas hin und her überlegen bin ich schliesslich auf die Idee kommen, anstatt wie ursprünglich geplant im Uhrzeigersinn eine Halbrunde um die vergletscherte Pumasillogruppe zu drehen nun entgegen den Urzeigersinn diese Gebirgskette einmal halb zu umrunden. Das würde bedeuten dass wir unseren Trek bei der Inkaruinenstadt Choquequirao beenden würden. Auf der ursprünglich geplanten Route würden wir unseren Trek dagegen bei Santa Teresa beenden und nach Choquequirao, das auf halbem Weg liegt, nur einen Abstecher machen.
Und so wurde es dann auch gemacht und im Nachhinein betrachtet würde ich sagen daß dies sogar die bessere Routenwahl war wie unsere ursprünglich geplante Strecke.
Von der Routenwahl wäre eigentlich das Beste gewesen wenn wir gleich hier von der anderen Flußseite in Collpapampa direkt über die Berge steigen würden. Einheimische berichteten uns aber daß es dort keine vernünftigen Pfade geben soll und wenn man die exakte Route nicht kennt man sich wahrscheinlich schnell in den dichten andinen Bergregenwäldern festlaufen wird.
Von La Playa sollte es laut Angaben eines Einheimischen aber einen Pfad geben der Richtung Westen über die Berge führt. Also entschieden wir uns noch einen Tag länger auf den Salcantay Trek zu bleiben und wanderten dieses dschungelige Tal des Rio Santa Teresa weiter abwärts bis nach La Playa. Der Fahrweg führt zwar auch dieses Tal abwärts, aber als Wanderer kommt man damit glücklicherweise kaum in Berührung. Wir nahmen den vielbegangenen Hauptpfad auf der orographisch linken Hangseite, während der Fahrweg am rechten Hang verläuft.
Dennoch störte mir der Fahrweg, da man ihn mitsamt seinen Hangschäden fast ständig im Blick hatte. Das Tal und die Route ist zwar immer noch schön, aber nicht mehr wie früher. Durch den vorhandenen Fahrweg hat das Tal meiner Meinung nach viel von seinen ursprünglichen Reiz verloren.
In La Playa campten wir im Garten einer Familie. Um unsere eigenen Vorräte zu sparen, bestellten wir hier zum Abendessen und Frühstück Reis mit Spiegelei. Die Familie betreibt hier einen kleinen Laden aus dem wir unsere Vorräte noch etwas aufstockten, denn ab hier kommen wir für viele Tage durch keine Dörfer mehr.
Die Lebensmittelauswahl in den Läden von La Playa ist zwar nicht groß, ausser Reis, Nudeln, Konservendosen und paar Kekse ist hier nicht viel zu finden, zum etwas aufstocken reichte es aber. Wir waren aber froh dass wir schon von vornherein unseren kompletten 18-tägigen Proviant aus Cusco mitgebracht haben und nicht darauf gebaut haben hier in den Läden am Salcantaytrek eine komplette Trekkingproviantladung für zwei Wochen oder so zu finden.
In La Playa (auf 2200 m Höhe) verließen wir am nächsten Morgen endgültig den Salcantay Trek. Auf einen schmalen Pfad verliessen wir das Tal und wanderten Richtung Westen den Hang nach oben Richtung vierten Pass. Die Route war paradiesisch schön und das Trekking machte jetzt auf dem schmalen Pfad wieder wesentlich mehr Spass wie auf dem breiten Hauptpfad am Rio Santa Teresa.
Anfangs ging es durch Buschgärten aus Passionsfruchtbäume und weiter oben dann in den dichten andinen Bergregenwald.
Die richtige Route war stellenweise nicht leicht zu finden. Besonders weiter oben auf den ersten Lichtungen im Bergregenwald verlor der Pfad sich immer wieder, hier war ein guter Spürsinn und Routenfindungsgeschick nötig. Nach einen langen Wandertag campen wir in einen Hochtal auf 3500 m Höhe.
Die nächsten Tage durchquerten wir einsame Landstriche der Cordillera Vilcabamba, überquerten dabei mehrere Pässe und wanderten durch verschiedene Hochtäler auf einer Mischung zwischen weglosem Gelände und schmale unmarkierte Pfade. In einigen Tälern fanden wir bewohnte oder leerstehende Hütten vor.
Menschen trafen wir kaum, einmal haben wir für 3 Tage am Stück sogar niemanden gesehen. Nur im Tal des Rio Sacsara passierten wir mehrere bewohnte Hütten wo wir drei oder vier Einheimische trafen. Dies war auch das einzigste Tal auf der Nordseite der Pumasillogruppe wo wir bis unterhalb der Dschungelgrenze abstiegen.
Mittagspause am Rio Sacsara.
Die restlichen Täler waren meist offene Tussokgras-Hochtäler die von vergletscherten Gebirgsketten umgeben waren, wenn man die denn zwischen den ganzen Wolken mal sehen konnten.
Jewgenij hatte einen so langen und abgelegenen Trek wie diesen noch nie gemacht, für ihn war diese Erfahrung neu. Wahrscheinlich hat er die Tour deshalb auch unterschätzt. In den letzten Tagen war seine Motivation ziemlich gesunken und als wir auf der Karte sahen wieviele Pässe und Höhenmeter noch vor uns liegen ist sie noch weiter geschrumpft. Immer mehr kam er zu dem Entschluss daß er aussteigen will.
Ich empfahl ihm das Tal der Quebrada Tacuyoc zum Ausstieg, also hinter dem siebten Pass. Dieses Tal bräuchte er dann nur einen halben Tag abwärtswandern bis zum Dorf Huancacalle, wo er einen Fahrweg und motorisierten Transport zurück nach Cusco vorfinden würde. Das Tal hinter dem achten Pass würde auch noch gehen, aber das wäre dann auch schon die ultimative Ausstiegsmöglichkeit. Wenn er die nicht nutzen würde gäbe es kein zurück mehr, dann müsste er bis zum Ende durchhalten.
Er entschied sich schließlich für das Tal hinter dem Pass Nr.7. Am 12 Trekkingtag trennten sich also unsere Wege. Er wanderte das Tal abwärts und abends als es schon dunkel war erreichte er Huancacalle, kurz bevor ein heftiger Regen begann der die ganze Nacht andauerte.
Die restlichen 6 Tage bin ich also alleine weitergewandert. Nach dem langen nächtlichen Regen präsentierte sich der Morgen bewölkt. Später am Vormittag klarte es auf und es wurde sonnig mit Traumpanoramen auf die vergletscherte Gebirgslandschaft mit dem 5512 m hohen Nevado Choquetacarpo.
Heute querte ich die Pässe 8 und 9, die ziemlich dicht beieinander lagen und beide um die 4600 m hoch waren. Auch wenn der achte Pass durch wegloses alpines Gelände führte, waren sie doch mit nur 950 Höhenmeter bergauf für beide Pässe zusammen nicht allzu anstrengend. Dafür war aber die Routenfindung zum achten Pass nicht ganz eindeutig. Jemand der keine Erfahrung im weglosen alpinen Gelände hätte, könnte vielleicht Schwierigkeiten bekommen den Pass zu finden. Der Übergang liegt zwischen den Bergen 4710 und 5049, laut der topographischen 100.000er Karte.
Auf dem neunten Pass, dem Chocetacarpo Pass (4600 m), stieß ich auf einen häufiger begangenen Handelspfad der zum Dorf Yanama führte und der teils den Verlauf eines original Inkapfades folgte.
Es ging runter ins gewaltige Canyon-Trogtal der Quebrada Otiyoc, das von hunderte Metern hohe Felstürme und Wände beflankt ist, vertikal bis teils überhängend, eine wirklich atemberaubende Landschaft, die neben dem Rio Ahobamba als zweites Top-Highlight dieses Treks durchgehen könnte.
Leider war das Licht zum fotografieren nicht besonders gut da man bei den spektakulärsten Motiven gegen die Vormittagssonne fotografierte.
Am Abend erreichte ich Yanama, ein kleines Indiodorf auf 3500 m Höhe. Es ist das erste Dorf seit La Playa vor 7 Tagen.
Yanama hat, anders als die Dörfer auf dem Salcantay Trek, noch keinen Fahrweganschluss. Hier kommt man nur über tagelange Fussmärsche hin, was dem Dorf einen besonderen Charme verleiht, auch wenn es hier neben den zahlreichen Strohdachhütten auch schon einige modernere Hütten aus Wellblechdächern gibt.
Von Yanama sind es noch zwei Tagesmärsche bis zur Inkaruinenstadt Choquequirao. In einer spektakulären Routenführung windet sich der Pfad den steilen Felshang enlang über den Victoria Pass, mit atemberaubende Panoramen auf die vergletscherten 6000er der Pumasillo Gruppe sowie in die abgrundtiefen Täler des Rio Yanama, Rio Blanco und Rio Apurimac, die ich mit zu den tiefsten und grandiosesten Canyontälern des Kontinents zählen würde.
Der darauffolgende 2200 Höhenmeter Abstieg zum Rio Blanco sowie die gesamte weitere Route bis nach Choquequirao und Apurimac Canyon war ebenfalls ein landschaftliches Top-Highlight!!
Unten am Flussbett des Rio Blanco auf 1900 m Höhe schlug ich mein Camp auf. Es war sehr heiss in diesem tiefen engen Canyontal und es wimmelte hier nur so von Stechfliegen und Mücken.
Am nächsten Tag gings gleich wieder für 1350 Höhenmeter bergauf zum letzten Pass. Die Vegetation änderte sich, der Regenwald wurde weniger, das Land trockener und die ersten Kakteen tauchten auf.
Auf dem Weg nach oben passierte ich die Inkaruinen von Pinchaunuyoq, die direkt in den steilen Hang gebaut wurden mit 900 m Tiefblick in den Yanama Canyon.
Weiter oben traf ich die ersten Trekker seit 9 Tagen.
Nun war es nicht mehr weit bis auf den letzten Pass dieses Treks. Dies war eigentlich kein Pass im eigentlichen Sinne, sondern nur ein Bergrücken zwischen den Yanama- und Apurimac Canyons die 1800 Höhenmeter unter mir lagen.
Kurz darauf erreichte ich Choquequirao, nach 16 Trekkingtagen von Hidroelectrica. Diese Inkaruinenstadt liegt auf einem Bergrücken hoch oberhalb des Apurimac Canyons am südwestlichen Ende der Cordillera Vilcabamba. Im Aufbau und Architektur hat es sehr viel Ähnlichkeit mit Machu Picchu, ist aber deutlich kleiner.
Dass ich das wesentlich bekanntere Machu Picchu nicht mehr als Top-Highlight bezeichnen würde, habe ich ja in meinen Bericht zum Trek Nr.5 (Cerro Putucusi) schon geschrieben,.....aber Choquequirao ist definitiv eins!! Andere Leute scheinen dies genauso zu sehen: Wir haben während unserer Perureise einige Rucksacktouristen getroffen die in Machu Picchu UND Choquequirao waren und davon haben alle erzählt daß Choquequirao wesentlich lohnender war!
Choquequirao ist aber auch kein Geheimtip mehr, es steht ja schon in jeden Reiseführer drin und gehört mittlerweile auch mit ins Standartprogramm jeder Trekkingagentur von Cusco. Rein von der Ruinenanlage bewertet ist Machu Picchu natürlich imposanter, aber das Besondere an Choquequirao ist eben dass dort noch keine Straße hinführt und dass es dort noch nahezu ursprünglich und unkommerziell ist, ohne die Menschenmassen und den ganzen Touristenschnickschnack wie in Machu Picchu. Choquequirao ist zum Glück nur zu Fuß erreichbar. Wer den direktesten und schnellsten Weg auf der Hauptroute von Cachora aus wählt braucht dafür 3 bis 4 Tage für den Hin- und Rückmarsch.
Was die umgebene Landschaft betrifft, da ist Machu Picchu UND Choquequirao grandios: In Machu Picchu blickt man von der Ruinenanlage 400 m tief ins kurvige dschungelige Urubambatal, und in Choquequirao schaut man direkt 1500 m tief runter in den Apurimac Canyon!
Den gesamten restlichen Nachmittag bin ich hiergeblieben und durch die Ruinen geschlendert. Nur 5 bis 10 andere Leute waren hier. In einem Buch hatte ich zwar gelesen dass man hier 10 Soles Eintritt zahlen muss (im Gegensatz zu 125 Soles für Machu Picchu!!), aber ich habe niemanden gesehen der Geld einkassiert hat. Auch auf den nebenan liegenden Campingplatz konnte man anscheinend umsonst campen, denn auch dort kam niemand zum abkassieren vorbei.
Von Choquequirao sind es nur noch 32 km nach Cachora, meinem Trekende, auf einen breiten ausgebauten Hauptpfad. Normalerweise müsste so eine Strecke auf einen so guten Pfad locker in einem Tag zu schaffen sein. Das Problem ist aber dass zwischen Choquequirao und Cachora der Apurimac Canyon liegt, d.h. man muss erstmal 1600 Höhenmeter absteigen in den Canyongrund und dann auf der anderen Seite fast das gleiche nochmal wieder bergauf. Deshalb wird diese Strecke normalerweise in zwei Tagen gemacht. Nur wer sich ein Pferd zum reiten gemietet hat macht es in einem Tag.
Auf dieser Route kommen mir mehrere Trekkinggruppen entgegen, das meiste organisierte Touren mit Packesel, Führer usw....
Unten am Rio Apurimac ist es sehr heiss und trocken, eine felsige Landschaft mit Büschen und Kakteen, dazu der türkisblaue Fluss.
Mit nur 1500 m Höhe ist dies die tiefste Stelle des gesamten Treks seit meinem Start vor 18 Tagen in Hidroelectrica, das 1800 m hoch liegt und die zweittiefste Stelle des Treks war.
Auf der anderen Flussseite steigt der Pfad wieder nach oben.
Auf halbem Weg oben campe ich bei der bewohnten Hütte von Samana Wasi. Am nächsten Morgen wanderte ich dann die restlichen 16 km nach Cachora, wo mein Trek endete.
Morgenstimmung beim Aufstieg.
Die letzten 11 km führten auf einen schmalen Fahrweg. Im kleinen Ort Cachora fand ich relativ schnell ein Fahrzeug, das auf einer Schotterpiste den Berg hochfuhr bis zur Hauptstraße zwischen Ajacucho und Cusco. Hier brauchte ich dann nicht mehr lange warten bis ein Bus vorbeikam der nach Cusco fuhr, das ich nach 3 Stunden Fahrt erreichte. Hier traf ich Jewgenij dann wieder.
FAZIT: dieser Trek steht zusammen mit dem Vilcanota Trek, den kanadischen Rockies, sowie einigen langen Neuseelandtreks mit auf meiner Liste der besten Treks die ich je gemacht habe
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