Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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    AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

    Hej fourty-niner,
    hallo Prachttaucher,

    zu guter Letzt nochmals plus OT: Vielen Dank für Eure Hinweise zu den Bezahlmethoden im Netz. Ich muss zugeben, ich bin da noch ein völliger Laie. Ich besitze auch keine Kreditkarte, sondern zahle grundsätzlich bar, im In- und Ausland. Zum Geldabheben am Automaten oder am Schalter benutzte ich meine beiden Bank-Cards (getrennte Aufbewahrung aus Sicherheitsgründen). Mit denen kann ich jeweils 5-mal im Jahr im Ausland gebührenfrei Geld abheben. Mit dem, was ich zusätzlich in bar mitnehme, komme ich da ganz gut über die Runden.

    Jetzt wieder minus OT: Gestern habe ich die bestellte Digitalkamera erhalten. Sie ist zwar nur einfachst ausgestattet, macht aber für meine Zwecke ausreichend gute Bilder. Wenn ich mit dieser Billigkamera versehentlich baden gehen oder der selbst- oder fremdverschuldete „Schwund“ eintreten würde, wäre der Verlust nicht allzu groß. Allerdings muss ich auf Photos auf bewegtem Wasser verzichten.

    Dadurch habe ich das Stromversorgungsproblem beim Seekajaking für die nächste Zeit wieder auf meine altbewährte „AA-Art“ gelöst. Über Akkus und deren Stromversorgung mittels Solarzellen mache ich mir aber weiterhin Gedanken, denn irgend wann einmal wird es sicherlich keine Elektronik mehr geben, die mit reinen Batterien vom Typ AA funktioniert. Vielleicht gibt es dann aber für Kleingeräte international nur noch eine einzige Gattung von Stromversorgung mit 5 V über USB-Stecker und Akkus, so wie man sie jetzt bei den Handys einführt.

    Viele Grüße
    Beyond
    Zuletzt geändert von Beyond; 16.03.2011, 08:32.

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      AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

      in diesem Beitrag möchte ich ein wenig über den Umgang mit Karte und Kompass erzählen und von meiner Tourenpraxis plaudern. Natürlich hat man das alles schon einmal in der Schule gehört. Aber wie so oft gerät das Erlernte allmählich in Vergessenheit, wenn man es nicht ständig anwenden muss. Darum gehe ich hier nur grob auf die einzelnen Möglichkeiten ein, um das alte Schulwissen wieder in das Gedächtnis zurückzurufen.

      1 - Ausrichten der Karte im Gelände

      Wenn man mit der Karte arbeiten will, möchte man sie an seinem Standort auch so legen, dass sie mit den geo- und topographischen Begebenheiten einigermaßen übereinstimmt, um sich im Gelände orientieren zu können.

      Dazu gehört die Nordausrichtung. Mit einem Hand-Kompass ist das kein Problem, auch nicht mit dem fest montierten Bootskompass auf dem Kajak. Man peilt über die Bussole Nord an, merkt sich einen Punkt im Gelände und richtet den oberen Rand der Karte auf diesen senkrecht aus oder mit Hilfe einer Gitterlinie (am einfachsten an einer an den Kartenrändern entlang, in Süd-Nord-Richtung). Ebenso kann der Verlauf der Küste, einer Straße, eines Flusses, einer Gebirgskette, eines Tals usw. als Hilfsmittel für die Geländeanpassung der Karte verwendet werden. Man muss dann die Objektlinien mit denen in der Karte parallel (lagegleich) ausrichten.

      Schwieriger wird es, wenn man mit der Karte für eine Rundumsicht auf einen Aussichtspunkt (Hügel, Klippe, Turm usw.) steigt und den Bootskompass nicht mitnehmen kann. Dann richtet man die Karte nach bestimmten markanten Punkten (Berg, Insel, Ortschaft usw.) aus, indem man über die Karte hinweg von seinem Karten-Standort über den Karten-Bildpunkt zu dem wahren Ort im Gelände peilt. Die Karte ist genau nach Norden ausgerichtet, wenn man die Karte so lange dreht, bis die beiden Punkte in der Karte und der wahrer Ort im Gelände eine gerade Linie bilden. Man kann anschließend über die einfache Kartenpeilung Berge, Ortschaften, Inseln usw. sehr leicht bestimmen.

      2 - Ermitteln des eigenen Standorts

      Beim Küstenpaddeln dürfte es keine großen Schwierigkeiten bereiten, den eigenen Standort auch ohne Hilfsmittel in der Karte feststellen zu können. Eine Standlinie ist immer bekannt: Das ist die Wasserlinie der Küste. Weil man an der Küste entlang gepaddelt ist, kann man meist auch deren Verlauf in der Karte nachvollziehen und so den gegenwärtigen Standort feststellen.

      Bei langen Stränden, in Albanien sind sie kilometerlang, ist es erforderlich, die zweite Standlinie auf eine andere Weise zu ermitteln. Wenn man auf den Strand zufährt, sucht man sich im Landesinneren einen charakteristischen Punkt, der in der Karte verzeichnet ist, z.B.: den höchsten Berg in der Gegend, den Kirchturm einer Ortschaft, Sendemast usw. Kurz vor dem Anlanden peilt man das Objekt an und merkt sich die Kompass-Peilung. Man kann auch eine Insel dazu verwenden, wenn man den Kajak zum Meer hin dreht z.B. beim Aussteigen, An-Land-ziehen, ja sogar auf dem Land kann man den Kajakbug auf das sichtbare Objekt ausrichten und die Kompasspeilung ablesen.

      Im Gelände, wenn die Küstenlinie fehlt, bestimmt man von zwei auffälligen Punkten, die möglichst vom eigenen Standort aus in einem rechten Winkel liegen, die Standlinien. Der Kreuzungspunkt der beiden Geraden in der Karte entspricht dem eigenen Standort.

      3 – Übertragen der Kompass-Peilung in die Karte

      Zeichnerische Ermittlung der Standlinie von dem anvisiertem Ziel aus:
      Peilung mit der berücksichtigten Missweisung (siehe dazu Post #141) auf die Kompassrose zeichnen und dann über den Mittelpunk hinaus verlängern. So erhält man die umgekehrte Peilung für die Standlinie.

      Rechnerische Ermittlung der Standlinie von dem anvisiertem Ziel aus:
      Kompasspeilung mit der Missweisung berichtigen und danach zur umgekehrten Standlinien-Peilung umrechnen.
      - Berichtigte Kompass-Peilung kleiner 180 Grad: 180 Grad dazuzählen, um die umgekehrte Peilung zu erhalten.
      - Berichtigte Kompass-Peilung größer 180 Grad: 180 Grad abziehen, um die umgekehrte Peilung zu erhalten.
      - Berichtigte Kompasspeilung ist gleich 180 Grad:
      Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er abzieht oder dazuzählt. Es kommen 0 oder 360 Grad heraus und beides entspricht genau Nord (Smiley: grins).

      Diese umgekehrte Peilung vom anvisierten Ziel aus mit einem Geodreieck in die Karte eintragen. Schnittpunkt mit der Küstenline oder Schnittpunkt beider Standlinien ergeben den eignen Standort.

      4 - Kompasskurs festlegen/überprüfen, eine Empfehlung aus meiner Praxis

      Bei einer Überfahrt, die für den nächsten Tag geplant ist, visiere ich grundsätzlich den Zielpunkt schon während des Lageraufenthalts mit dem Kajak (Bugspitze) an, sobald ich ihn sehen kann, und stelle den Kompass darauf ein oder merke mir die direkte Kurszahl. Das kann noch im Wasser vor dem Ausbooten passieren oder auch erst an Land beim Lageraufbau, wenn ich die Bugspitze kurz auf mein Ziel ausrichte. Fahre ich in eine Bucht ein, peile ich den Punkt, den ich am nächsten Tag erreichen will (wenn er sichtbar ist), bereits vor der Bucht an und merke mir den Kompasskurs. Ich muss mir allerdings dann den Standort der Peilung merken, um von dort aus am nächsten Tag meine Überfahrt zu starten. In der Regel ist es eine Ecke am Buchtbeginn oder die Buchtmitte an der Einfahrt.

      Somit kann ich den Kompasskurs, den ich am Abend aus der Karte entnehme oder aus meiner Überfahrtenliste, die ich zu Haus zusammengestellt habe, vergleichen und kontrollieren. Ich persönlich verwende lieber den direkt angepeilten Kurs, weil ich dann sicher bin, keinen Übertragungs- oder Rechenfehler von der Karte zum Kompass gemacht zu haben. Wenn ich eventuell die falsche Insel angepeilt habe, stellt sich mein Missgeschick spätestens bei der Überprüfung im Lager heraus. In Dalmatien und in der Ägäis ist mir das alles schon passiert und es ist Glück oder eben meine Vorsicht gewesen, dass ich diese Fehler bei der Kontrolle (Motto: Doppelt genäht, hält besser!) korrigieren habe können.

      Manchmal kommt es vor, dass am nächsten Morgen der Zielpunkt durch Dunst, Regen usw. nicht sichtbar ist. Somit bin ich dann auf der absolut sicheren Seite und gewiss, dass ich den richtigen Kurs mit der Missweisung ermittelt habe. Gerade wenn die Sicht schlecht ist, muss sehr genau mit der Karte gearbeitet werden. Da ist es gut, wenn man bereits vorher Referenzwerte ermittelt hat, am besten, die zuvor beschriebene direkte Peilung, weil sie am genauesten ist.

      5 - Noch ein kleiner Hinweis von mir für die Durchführung einer Tagesetappe

      Während der Fahrt habe ich mir angewöhnt, laufend alles zu beobachten, ständig meine Position zu kontrollieren und den Kompasskurs zu meinem Ziel regelmäßig abzulesen (Feststellen der Abdrift, siehe auch Post #67 oder sicheres Erreichen meines Ziels, wenn plötzlich schlechtes Wetter die Sicht behindert oder bei aufziehendem Regen, Nebel usw. gar nichts mehr zu sehen ist). Ich habe ja mit meiner geringen Paddelgeschwindigkeit genügend Zeit dazu.

      Ich beobachte dann:
      - den Küstenverlauf nach schönen Plätzen für eine Pause, einen Ruhetag oder für eine Übernachtung (Auch später bei der Rückfahrt oder bei einer Wiederholung der Reise können diese Beobachtungen sehr nützlich sein und haben mir oft schon zu romantischen Lagerplätzen verholfen.);
      – Buchten, Kaps, Berge im Landesinneren zur Orientierung und sichtbare Inseln für einen optionalen Abstecher (Ich peile dabei ein Ziel an und merke mir den Kompasskurs.);
      - für den Tagesabschnitt selbst: Strömungen, Wind und Wellen, um mein Vorwärtskommen und die Abdrift zu kontrollieren, Abschätzen der Entfernung zur Küste und natürlich das Wetter;
      - die vorbeiziehenden Boote und Schiffe und besonders die, denen ich direkt begegne, allerdings nicht aus Neugierde oder Interesse, sondern mehr zu meiner eigenen Sicherheit.

      Am Ende meines Tagessolls erkunde ich den weiteren Verlauf für den nächsten Tag, soweit dieser sichtbar ist. Bei einer nachfolgenden Überfahrt am nächsten Morgen versuche ich bereits jetzt schon das nächste Ziel auszumachen und zu bestimmen, um den direkten Kurs festzustellen, wie im Abschnitt 4 beschrieben.

      Viele Grüße
      Beyond
      Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 13:08. Grund: Links eingebunden

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        AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

        Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

        „wenn einer eine Reise tut ...“, dann macht er sich gewöhnlich Gedanken, wie er so einen Trip durchführen kann. Die Eckdaten liegen meist schon sehr früh fest, wie zum Beispiel meine Reise im letzten Jahr: Ich möchte 2010 eine Solo-Seekajaktour von der nördlichen Adria nach Griechenland in den drei Sommer-Monaten Juni, Juli und August durchführen, um die noch fehlende paddelbare Küsten-Strecke von Dubrovnik nach Igoumenitsa zu schließen. Somit habe ich in einem einzigen Satz die 6 W-Fragen (wer, wie, was, wann, wo, warum) beantwortet. Wie führe ich aber die navigatorische Planung von so einer Fahrt durch? Dies möchte ich in diesem Beitrag anhand meiner Planung von 2010 einmal in den Grundzügen aufzeigen und erläutern.

        1 - Basiswissen

        Natürlich habe ich mich über die landschaftlichen, geologischen, kulturellen, religiösen, mythischen, geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen und soziologischen Begebenheiten in dieser Region, die ich paddelnd besuchen möchte, bereits eingehend befasst. Alles was ich in der Schule in den Lernfächern Erdkunde, Biologie, Geschichte, Religion aus Bequemlichkeit, sprich Faulheit, versäumt gehabt habe, habe ich in mühsamer Kleinarbeit schon vor Jahren bei meinen vorangegangenen Seekajakreisen in diesem Abschnitt des Mittelmeers nachgeholt und es 2010 noch mit dem Abschnitt „Albanien“ ergänzt.

        In der Regel beginnt das meist in der vorangegangenen Winterzeit mit dem Durchlesen einer Welt-Enzyklopädie über die betreffenden Länder im bequemen Schaukelstuhl, setzt sich dann über die vorhandene Fachliteratur, Reiseführer und Reisebeschreibungen über die tangierenden Länder fort und endet meist mit den speziellen Informationen über Wetter und Nautik und dem intensiven Kartenstudium. Dabei leistet mir in der heutigen Zeit das Internet zu Hause hervorragende Dienste, so dass ich mir den Besuch in einer Bibliothek und Buchhandlung, im Gegensatz zu früher, meist ersparen kann.

        2 - Reiseplanung grob

        Nachdem ich mir dieses allgemeine Grundwissen angeeignet habe, beginne ich mit der eigentlichen Reiseplanung und der Zusammenstellung der Tour. Dazu bestimme ich vorab:
        - das mir zumutbare Etmal: 30 km/Tag
        - Ruhetage pro Woche: 1 Tag/Woche
        - Tage für Besichtigungen und Einkauf: 1 Tag/Woche
        - die grob aus der Karte herausgemessene Strecke: rund 1.600 km
        - daraus die resultierende Reisedauer: ungefähr 70 Tage oder 10 Wochen oder 2,5 Monate

        Mit diesen Anfangsdaten lege ich nun die Tagesabschnitte und die eigentliche Route fest. Zuerst in der Übersichtskarte eine Grobplanung mit den Küstenabschnitten, Inseln und Überfahrten. Dabei achte ich, soweit bekannt, auf ständige Winde und Strömungen, zu erwartende Problemzonen (Düseneffekte zwischen Inseln, besondere Winde wie Maestral, Jugo und Bora und die daraus entstehenden möglichen Wellen und Abdriften, um Überfahrten von Buchten und zu Inseln besser abschätzen zu können.

        3 - Reiseplanung fein

        Die anschließende Feinplanung habe ich früher mit einer genauen Seekarte erledigt. Heute verwende ich Google-Earth mit seinen Lineal- und Pfad-Funktionen.

        3.1 - Streckenbeschreibung

        Mit der Pfad-Funktion von Google-Earth ermittle ich die Streckenabschnitte. Meist orientiere ich mich an Ortschaften, Inseln, Kaps usw. und die dazugehörenden Distanzen. Dabei summiere ich die Strecken auf, um den gesamten Umfang der Reise ersehen zu können. Diese trage ich in die Liste „Streckenbeschreibung“ ein. Gleichzeitig manche ich einen Bildschirmausdruck des ausgewählten Pfads von Google-Earth. Somit erhalte ich eine Zusammenstellung in Tabellenform und Kartenauszug. Diese dienen mir als Routenbeschreibung für mich und für meine Familie, die bei meiner täglichen Positionsmeldung über Handy in den betreffenden Abschnitt das Datum vermerkt und somit weiß, in welchem Bereich oder an welchem Punkt ich mein Lager aufgebaut habe. Nach Möglichkeit suche ich über Google-Earth und den Panoramio-Photos schon entsprechende Streckenpunkte mit etwaigen Lagerplätzen aus. Allerdings sind die Angaben von Google-Earth mit Vorsicht zu genießen. Die Satellitenphotos können schon über 10 Jahre alt sein und an manchem vermeintlichen idyllischen Strand oder Bucht klotzt heute ein moderner Betonbunker als Feriendomizil für stressgeplagte nordeuropäische Touristen. Aber mit solchen Verschandlungen der Natur muss man heutzutage auf der Balkanhalbinsel immer wieder rechnen. (Siehe dazu Anlage: 1.1 - Streckenbeschreibung in Tabellenform, 1.2 - Streckenbeschreibung als Kartenausdruck von Google-Earth)

        3.2 - Überfahrten

        Mit der Lineal-Funktion von Google-Earth bestimme ich die möglichen Überfahrten über Buchten und zu Inseln. Als Daten trage ich den Kompasskurs und die Länge der Überfahrt in die entsprechende Tabelle ein. Zusätzlich ermittelte Alternativen erlauben mir bei der Ausführung der Kajaktour eine größere Flexibilität. Ist der Startpunkt nicht genau zu definieren, habe ich sicherheitshalber die Position in Grad und vollen Minuten angegeben. (Siehe dazu Anlage: 2 – Überfahrten: Auswahl)

        3.3 - Auswahl von möglichen Lagerplätzen

        Entsprechend Google-Earth und den Panoramio-Photos vermerke ich einige Buchten und Strände, die für Übernachtungen, Lagerplätzen und Ruhetage geeignet erscheinen. Wie oben bereits erwähnt, kann sich das romantische Plätzchen als stark frequentierte Badebucht/-strand entpuppen oder auch vollkommen zugemüllt sein. Es ist deshalb bei diesen Angaben immer eine Portion Misstrauen vonnöten und die Erwartungen dürfen nicht allzu hoch gesteckt werden. (Siehe dazu Anlage: 3 - Buchten / Strände: Auswahl)

        3.4 - aktuelle Missweisungen

        Im letzten Abschnitt gebe ich die in dem laufen Jahr gültigen Missweisungen der Kompassrosen in den Seekarten an, um am Abend die am nächsten Tag anstehenden Überfahrten zu kontrollieren oder auch bei Abweichungen von der Tourenplanung den neuen Kurs festzulegen. Damit muss ich nicht immer die aktuelle Missweisung neu errechnen. (Siehe dazu Anlage: 4 - Missweisung 2010)

        4 - Kommentar

        Mit diesen zusammengestellten Unterlagen, dem nautischen Besteck und den topographischen Karten und Seekarten und dem Kompass auf dem Kajak habe ich bisher meine sämtlichen Seekajaktouren bestritten. Mehr war für die Navigation und Ortsbestimmung nicht nötig. Den technischen Aufwand habe ich dadurch enorm minimieren können. Die Zusammenstellung zu Hause dient dabei als Richtwert. Ich bin natürlich von der geplanten Route häufig abgewichen, habe eine Abkürzung oder auch einen Umweg über eine schöne Insel gepaddelt. Dafür hatte ich ja die nautischen Unterlagen (Besteck, Seekarten und Kompass) dabei. Somit war ich von meiner Planung völlig unabhängig.

        Meine Unterlagen beinhalten noch weitere Informationen über Wetter, Winde, Strömungen, persönliche Daten, allgemeine Angaben über Navigation usw., auf die ich hier aber nicht eingehen möchte, weil sie für mich individuell zusammengestellt worden sind.


        Bild 1: Mit dieser navigatorischen Ausrüstung habe ich alle meine bisherigen Seekajakreisen erfolgreich bestritten. Auf elektronische Hilfsmittel verzichte ich weitgehendst. Den einzigen Luxus, den ich mir zusätzlich leiste, besteht aus einem uralten GPS-Empfänger (Garmin etrex), mit dem ich lediglich meinen Lagerstandort, praktisch als Wegepunkt (Nord- und Ost-Wert), feststelle.


        Bild 2: Der fest auf dem Kajak montierte Kompass ist für mich das wichtigste navigatorische Hilfsmittel bei meinen Seekajaktouren und praktisch ständig im Einsatz. Dabei ist er robust, nahezu unverwüstlich und während der letzten acht Jahre noch kein einziges Mal ausgefallen!

        5 - Anlagen

        Beispiele mit verkürzten Auszügen aus meiner Touren-Zusammenstellung für das Reisejahr 2010 (nicht vollständig)

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        1.1 - Streckenbeschreibung in Tabellenform:

        Beschreibung ------------------------------------------------------ Strecke
        (Wegepunkte) --------------------------------------------------------- (km)
        - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
        Grado Campingplatz ----------------------------------------------------- 0
        Grado Stadt, Mole ------------------------------------------------------ 6
        Kroatien, Savudrija --------------------------------------------------- 28
        Umag, Mole ------------------------------------------------------------ 35
        Novigrad -------------------------------------------------------------- 49
        Rovinj ---------------------------------------------------------------- 76
        Insel Brijuni --------------------------------------------------------- 99
        Südspitze Istrien ---------------------------------------------------- 119
        Insel Unije, Nordspitze ---------------------------------------------- 149
        Insel Ilovik Südost -------------------------------------------------- 193
        Insel Premuda Nord --------------------------------------------------- 202
        Insel Dugi Otok, Nord ------------------------------------------------ 233
        Insel Dugi Otok, Süd ------------------------------------------------- 285
        Insel Zut Süd -------------------------------------------------------- 301
        Insel Kornat Süd ----------------------------------------------------- 313


        ...

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        1.2 - Streckenbeschreibung als Kartenausdruck von Google-Earth


        Bild 3: Bildschirmausdruck des ersten Blattes meines Trips von Grado bis zur Insel Hvar auf der Grundlage von Google-Earth – Die eingezeichnete Route hat nur als Anhaltspunkt gedient. Bei der Durchführung der Seekajaktour bin ich vor Ort in kleinen Abschnitten immer wieder abgewichen, je nach Wetter, Strömungen, Winde und auch nach meiner eigenen Lust und Laune. Aber ich bin immer wieder auf die ursprüngliche Strecke zurückgekehrt und ihr im Großen und Ganzen gefolgt.

        ...

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        2 - Überfahrten: Auswahl:

        Beschreibung ------------------------------------------------ Kurs – Strecke
        von - nach ------------------------------------- ----------- (Grad) - (km)
        - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
        Grado (Mole) - Savudrija (Leuchtturm) ----------------------- 158,0 - 22,1
        Südkap Istrien - Unije, Bucht (44/39-14/14) ----------------- 117,6 - 28,7
        Südostkap Istrien - Unije, Bucht (44/39-14/14) -------------- 118,4 - 28,4
        Levanic (Nordkap) - Unije (Nordkap) ------------------------- 116,0 - 26,2
        Kap So Koromacno - Cres NW-Kap (44/56-14/18) ---------------- 100,9 - 12,6
        Ilvoic (44/27-14/33) - Premuda (Nordkap) -------------------- 162,3 - 10,0
        Flussinsel Ada Südspitze - Kep i Ralit ---------------------- 177,7 - 48,2
        Strand (41/24-19/24) - Mündung des Seman -------------------- 182,9 - 63,8
        Mündung des Vijose - Nordwestkap, Halbinsel Karaburun ------- 185,2 - 24,8
        kleine Bucht (40/07-19/43) - Korfu (Nordostkap) ------------- 151,4 - 40,9
        Mole Lefkimmi - Insel SW Sivota, Bucht S (39/24-29/13) ------ 100,9 - 10,3
        Korfu (Südkap) - Kap vor Praga ------------------------------ 113,5 - 21,7

        ...

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        3 - Buchten / Strände: Auswahl

        B = Bucht, S = Strand, F = Festland, I = Insel

        Bezeichnung ------------------- Bezugspunkt in Karte ------------ Wegepunkt
        - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
        KROATIEN ---------------------- siehe Ankerplatzatlas

        MONTENEGRO -------------------- siehe Ankerplatzatlas

        ALBANIEN:
        SF - Plazhi Portez ------------ 10 km N Durres ---------------- 41/24-19/24
        SF - Mündung Seman -------------------------------------------- 40/49-19/22
        BF - Halbinsel Karaburunit ---- milit. Sperrgebiet! ----------- 40/21-19/22
        BF - Halbinsel Karaburunit ---- Beginn der Halbinsel ---------- 40/19-19/23
        BF ----------------------------- 5 km S von Halbinsel --------- 40/17-19/24
        BF ---------------------------- 14 km S von Halbinsel --------- 40/13-19/28
        BF ----------------------------- 6 km W Himare ---------------- 40/08-19/40
        BF - Aquarium (2. Bucht) ------- 2 km SW Himare --------------- 40/07-19/43
        BF ---------------------------- 10 km SO Himare --------------- 40/03-19/48

        ...

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        4 - Missweisung 2010

        (Nadelabweichung von magnetisch zu geographisch Nord) - Angaben von den einzelnen Kompassrosen auf den Seekarten übernommen.

        - Adriatisches Meer

        Nord - Jahr 2000 - 1 Grad 30 Minuten Ost (jährliche Zunahme 5 Minuten OST)
        Nord - Jahr 2010 - 2 Grad 20 Minuten Ost

        Süd - Jahr 2000 - 2 Grad 10 Minuten Ost (jährliche Zunahme 4 Minuten OST)
        Süd - Jahr 2010 - 2 Grad 50 Minuten Ost

        - Ionisches Meer

        Nord - Jahr 2000 - 2 Grad 00 Minuten Ost (jährliche Zunahme 4 Minuten OST)
        Nord - Jahr 2010 - 2 Grad 40 Minuten Ost

        SüdO - Jahr 2000 - 2 Grad 10 Minuten Ost (jährliche Zunahme 4 Minuten OST)
        SüdO - Jahr 2010 - 2 Grad 50 Minuten Ost

        SüdW - Jahr 2000 - 1 Grad 40 Minuten Ost (jährliche Zunahme 4 Minuten OST)
        SüdW - Jahr 2010 - 2 Grad 20 Minuten Ost

        ...

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        Mit dieser etwas angestaubten aber bewährten Methode bereite ich mich auf meine Seekajak-Reisen vor und bin bis jetzt immer gut damit gefahren/gepaddelt. Und diese langsame, zeitaufwändige Erarbeitung meiner zukünftigen Seekajak-Tour bringt mich sicher, angenehm und auch kurzweilig durch die stille Jahreszeit, ohne der winterlichen Depression zu verfallen.

        Neben der Erarbeitung der notwendigen Unterlagen lerne ich eine Menge über die zu besuchende Region und erweitere so auch mein Wissen und meine Allgemeinbildung, ein nicht zu unterschätzender Gesichtspunkt in der heutigen Bildungsmisere mit immer mehr verflachendem Kenntnisstand. Sollte ich nach dem Empfinden einiger kritischer User mit der letzten Bemerkung wieder ins „OT“ abgerutscht sein, werden sie mich sicherlich darauf hinweisen. Dabei hat sich in der Disskussion über die letzten Outdoor-Unfälle genau das gezeigt, was ich immer wieder angeprangert habe: Eine moderne Entwicklung in der Navigation ist entgegen der Meinung der Werbebrache nur dann sinnvoll, wenn man über die elementaren Grundkenntnisse verfügt, um bei Ausfall der Elektronik dann auf dieses Basiswissen zurückgreifen zu können.

        Hoffentlich habe ich Euch, trotz meiner nostalgischen Handhabung, Tipps und Anregungen geben können, damit Ihr Eure Tourenplanungen leichter und interessanter gestalten könnt. Letztendlich ist das Eintragen und Markieren von Wegepunkten in ein GPS-System auch nicht anderes, als in ein althergebrachtes Tabellenblatt, allerdings mit dem zusätzlichen, gravierenden Nachteil, dass das moderne Gerät frühzeitig und meist unverhofft seinen Geist aufgeben kann.

        Viele Grüße
        Beyond
        Zuletzt geändert von Beyond; 27.03.2011, 09:19.

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          Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

          wie hoch muss der Qualitätsanspruch an das Paddel-Equipment sein, um eine Solo-Seekajak-Reise unbeschadet überstehen zu können. So hoch wie nur irgend möglich, werden jetzt viele spontan denken. Das ist im Prinzip richtig. Nur was versteht der Einzelne von uns unter hoher Qualität?

          Für den einen entspricht ein schneller Kajak seinen optimalen Anforderungen, für den anderen ein extrem leichter, wieder ein anderer möchte einen unverwüstlichen und der nächste einen mit einem riesiges Stauvolumen und alle fordern, die Boote müssen schön und elegant aussehen. Das Gleiche gilt für das Paddel: stabil oder filigran, schwer oder leicht, breites oder schmales Blatt usw., alles Gesichtspunkte, die von den einzelnen Paddlern berücksichtigt werden müssen. Jeder hat seine eigene Vorstellung von Güte - und seine eigene Philosophie zum Seekajaken!

          Ich kann nur von meiner Warte ausgehen. Jeder Kajaker wird seine Prioritäten anders setzen. Dennoch möchte ich als Beispiel und als Entscheidungshilfe meine Gründe darlegen, wie ich zu den einzelnen Ausrüstungsgegenständen mit unterschiedlicher Qualität gekommen bin und wie ich zu meiner Entscheidung stehe.

          1 – Voraussetzungen

          Wenn ich meine Touren beschreibe, kann ich folgende Kriterien herausfiltern:
          – Soloreisender, der auf sich selbst gestellt sein will,
          - Seereisen von über 1.500 km in einem Einer-Kajak,
          - Küstentouren und Inselspringen,
          - Reisedauer bis zu 3 Monaten jeweils im Sommer,
          - ausschließlich am Mittelmeer,
          - überwiegendes Outdoorleben in der freien Natur mit gelegentlichen Abstechern in die Zivilisation und dem Eintauchen in die jeweilige Kultur und Sozialstruktur der zu besuchenden Länder.

          Hier sind wieder die 6 W-Fragen enthalten und auch deutlich zu erkennen (wer, wie, was, wann, wo, warum). Mit diesen allgemeinen Hinweisen, wird bereits die Ausrüstung in groben Zügen festgelegt. Und auch die einzelnen individuellen Qualitätsmerkmale lassen sich daraus leicht ermitteln.

          2 - Qualitätsmerkmale

          Allein mit dem Beantworten der 6 W-Fragen kann ich schon einige Gütefaktoren der zu verwendenden Ausrüstung primär festlegen:
          - großes Packvolumen, insbesondere für Verpflegung und Wasser, um autark zu sein,
          - absolut zuverlässiges Material, weil man auf sich selbst angewiesen ist,
          - stabil und nahezu unverwüstlich, damit wenig Reparaturen und unterwegs keine Ausfälle eintreten,
          - leichte Bekleidung, weil die Reisen am Mittelmeer im Sommer durchgeführt werden,
          - einfaches Lager, weil man nahezu jeden Tag wo anders übernachten wird.


          Bild 1: Gesamtansicht meiner Kajakausrüstung, die ausschließlich zum Paddeln erforderlich ist – Vorn: Paddelanorak, Sitzlukendeckel, Schwimmweste, Spritzdecke, Bootswagen – Mitte: Kajak – Hinten: leichtes Karbonpaddel, Reservepaddel. Nicht auf dem Bild ist die Kleidung am Mann: Badehose, T-Shirt, Schirmmütze, Paddelhandschuhe und wasserfeste, stabile Allround-Sandalen für Strand und Stadt.

          3 - Kajak

          Der Kajak muss so beschaffen sein, dass ich ihn neben dem Paddeln alleine handhaben kann. Das heißt er muss so robust gebaut sein, um ihn vollbeladen an Land ziehen zu können, über Sand aber auch über Steine, Beton und Felsen. Bei hoher Brandung ist es nicht möglich, den Kajak trocken auszuladen und ihn dann an Land zu tragen.

          Die einfache Handhabung heißt aber auch, dass kurze Sitzluken, in die man nur mit den Füßen voraus und mit einer Paddelstütze hineinschlüpfen kann, für einen Solopaddler auf Langtouren grundsätzlich entfallen. Beim Ein- und Ausbooten, wenn die Wetterbedingungen ruhig sind, ist das noch akzeptabel. Aber wie komme ich bei Sturm nach einer Kenterung auf einer Überfahrt von einer Bucht oder zu einer Insel bei einer engen Luke mit den Füßen voran wieder ins Boot?

          Ein mechanisch instabiles Hightech-Leichtgewicht, das auf Kosten der Robustheit verwirklicht worden ist, wie es von vielen Kanuten bevorzugt wird, kann ich bei einer Langfahrt in unbekanntem Terrain nicht verwenden, weil ich an felsigen Küsten beim Anlanden mit Grundberührungen rechnen muss und dadurch Haarrisse im Gelcoat oder sogar Brüche riskiere. Durch das große Gepäckvolumen, das ich als Solopaddler benötige, um längere Zeit ohne zusätzlich einkaufen zu müssen, unterwegs sein kann, verbietet sich mir ein schmaler, enger Kajak von Haus aus. Außerdem möchte ich bei einem kippeligen Boot nicht ständig mit dem Paddel ausgleichen müssen.

          Mag ein Skeg für einen leeren, schnellen Kajak noch so ideal sein, für einen vollbeladenen ist ein Steuerruder immer noch erste Wahl, weil man damit zusätzlich zum Paddel bei hoher See viel leichter manövrieren kann, insbesondere wenn man parallel zu der Wellenfront paddelt und bei den „Hohen Drei“ (wenn sie zu Brechern ausarten) immer wieder senkrecht zu den Wellen drehen muss. Bei Küstenfahrten unmittelbar unter Land paddelt man ja in der Regel an der Brandung entlang und sehr selten mit oder gegen die Wellen.

          4 – Paddel

          Wenn man bedenkt, dass man zwischen 1.500 und 2.000 km, je nach Fahrweise und Wetterbedingungen, rund 1.000.000 Paddelschläge absolviert, weiß man was es heißt, ein leichtes Paddel führen zu können. Leichtigkeit ist aber unverträglich mit Robustheit. Das habe ich gewusst und bewusst in Kauf genommen, als ich beim Paddel ein Leichtgewicht ausgewählt habe. Bei der „Schaufel“ habe ich mich als einzigen Gegenstand für geringes Gewicht auf Kosten der Stabilität entschieden. Dementsprechend muss ich allerdings auf mein neues Paddel aufpassen, denn ich habe dafür einmal Lehrgeld bezahlt, weil ich ein Karbonpaddel angerissen habe (war aber ursächlich ein Materialfehler). Es wie beim Wildwasserfahren einzusetzen - darauf muss ich aber verzichten.

          Nicht verzichten muss ich aber auf die große Länge. Mein Paddel misst 2,40 m und hat im Gegensatz zu den speziellen Seekajak-Paddeln ein breites Blatt. Ich habe absichtlich diese Ausführung gewählt, weil ich das Paddel mit meiner Muskelkraft noch voll durchziehen, und somit meine ganze Energie unmittelbar auf die Fortbewegung konzentrieren kann, auch bei starkem Gegenwind. Nur einmal bin ich bei extremen Böen mit dem großen Paddelblatt (Drehung nicht 90 Grad, sondern 75 Grad) ein paar Mal in Schwierigkeiten gekommen, als ich im Jahre 2006 von Euböa die rund 10 km hinüber zum Festland gepaddelt bin.


          Bild 2: Karbonpaddel, linksgedreht, 75 Grad, großes Blatt, 2,40 m lang, versehen mit einem gelben Schnurwickel als Griff für die „festhaltende“ linke Hand. Geteiltes Reservepaddel aus Holz, das in der Sitzluke verstaut wird. Auf dem Blattrücken habe ich einen Neoprenstreifen mit Klebeband befestigt, damit das Paddel an der Bootswand nicht scheuert. Das Reservepaddel habe ich bisher nur ein einziges Mal bei einem Paddelbruch gebraucht. Ganz links liegt das abgebaute Steuerruder.

          Das Reservepaddel besteht aus Holz und ist mein erstes Paddel überhaupt, bereits über 40 Jahre alt. Es wurde von mir auf 2,00 Meter gekürzt und neu lackiert, so dass es in die Sitzluke passt. An Zuverlässigkeit und Robustheit steht dieses Paddel dem Boot in nichts nach. Mit nachträglich eingefeilter Nut in die Hülse bei 75 Grad in Linksdrehung habe ich das Paddel meiner üblichen Benutzung individuell angepasst.

          5 – Sonstige Kajakausrüstung

          Auf die Steueranlage muss ich mich unbedingt verlassen können. Ich fahre mit einem großen Steuerblatt, das für Zweierkajaks konzipiert worden ist und bin vollauf damit zufrieden. Steuermechanik am Blatt, Pedale im Boot und auch der Steuerbeschlag am Kajakheck haben den erhöhten Belastungen bis jetzt problemlos standgehalten und zu keiner Beeinträchtigung geführt.


          Bild 3: Steuerblatt am Heckbeschlag montiert. Nach 10.000 km auf dem Meer funktioniert es noch genau so, wie am ersten Tag.

          Unabhängig von der allgemeinen negativen Meinung des Prijon-Fußsteuersystems in Paddlerkreisen, kann ich nach einer eigenhändigen Verbesserung am Hecksteuerbeschalg (abgedichtet) nur Positives berichten. Den großen Vorteil bei der so zahlreich bemängelten Pedalanordnung an den Bordwandseiten sehe ich in der mittigen Anordnung der Fußlenzpumpe, so dass ich sie mit beiden Füßen abwechselnd bequem bedienen kann. Dadurch habe ich beide Hände frei, um den nach Kenterung und Wiedereinstieg im Sturm vollgelaufenen Kajak mit dem Paddel in der Balance halten zu können. Bei den Pedalen habe ich eine dreiteilige Hartschaumunterlage zwischen den Schäften des Reservepaddels eingeklemmt und mit dieser für einen festen Halt im Boot gesorgt und gleichzeitig für die Fersen eine angenehme Auflage zur leichten, ermüdungsfreien Steuerpedal-Bedienung geschaffen. Außerdem dient die Schaumstoffunterlage im Lager als Sitzkissen. Wenn man pragmatisch an eine Sache herangeht, erreicht man meist eine sinnvolle Verbesserung und vielleicht noch andere Vorteile hinzu.

          Der spezielle Kajak-Kompass mit großer Bussole ist auf dem Kajak mit einem selbst angefertigten Sockel fest montiert und hat mich noch nie in Stich gelassen. Lediglich die Dämpfungsflüssigkeit hat sich leicht verfärbt. Er ist äußerst robust und hat schon einige unliebsame Rempeleien an Felsen über und unter Wasser überstanden.

          Die Spritzdecke ist eine normale Nylon-Schürze. Wegen der langen Luke von 92 cm wurde sie mit einer Querstrebe versehen und hat schon manchen schweren Brecher schadlos und absolut dicht überstanden. Nach rund 9.000 km hat ihr aber die UV-Strahlung der Sonne stark zugesetzt, so dass sie ausgewechselt werden musste. Der weiche Kamin lässt sich mit den Trägern nach unten verschieben, so dass es bei ruhiger See angenehmer und luftiger zum Paddeln ist. Eine Neopren-Spritzdecke ist im Mittelmeer nicht erforderlich und auf Langfahrten auch nicht zweckmäßig, ja sogar unbequem, wenn man sie wegen des engen, einschnürenden Kamins den ganzen Tag tragen muss.

          Der Kajakwagen besitzt keine Querachse. Er lässt sich deshalb sehr leicht in die Luke einfädeln. Auf der Fahrt benötige ich ihn nur zu kurzen Portagen über Landengen (meist auf Straßen oder befestigen Wegen mit bisher maximal 8 und überwiegend gekarrten 2 bis 3 Kilometern) oder von und zur Fähre. Dieses relativ einfache Modell reicht für meine Zwecke völlig aus. Allerdings ist es nicht für lange Portagen mit voll beladenem Boot und auch nicht im extremen Gelände geeignet. Bei schwerer Beladung des Kajaks, wenn die Räder des Wägelchens bereits nach außen gebogen worden sind, habe ich die beiden Radachsen als Ersatz für die Querachse mit einer Reepschnur (nach Art eines Flaschenzugs) provisorisch abgespannt. Dadurch habe ich die Bruchgefahr des Alurohrs verringern können.


          Bild 4: Bootswagen voll montiert und mit Spannseilen bestückt. Beim Verstauen in der vorderen Stauluke werden die Räder abgenommen und das Gestell zusammengeklappt. Weil er keine Querachse besitzt, lässt er sich leicht in die Luke schieben. Links liegt die Spritzdecke. Sie kam bei der letzten Fahrt als Auswechslung zum ersten Mal zum Einsatz. Dieser Typ von Spritzdecke hat sich nach meiner Meinung im Mittelmeer bestens bewährt.

          6 – Lager

          Um am Mittelmeer im Sommer übernachten zu können, benötige ich eigentlich kein Zelt. In der Regel komme ich mit einer Liegematte, einem Schlafsack und einem Tarp zurecht. Ein Zelt dient eigentlich nur als Mückenschutz und zum Abhalten von allzu neugierigen Blicken. Ein Einfachzelt reicht in dieser Region völlig aus. Auf der letzten Reise habe ich sogar darauf gänzlich verzichtet.

          Liegematte und Schlafsack bedürfen am warmen Mittelmeer auch keiner extrem anspruchsvollen Qualität, so dass getrost auf die speziellen teuren „nordischen“ Ourdoormarken verzichtet werden kann.

          An Verpflegung nehme ich bei dieser Hitze relativ wenig mit. Ein paar Konserven und eine Notration. Der Rest ist frische Nahrung, die ich vor Ort einkaufe. Wenn ich einmal mit meinem kleinen Topf gekocht habe, geschah diese auf einem kleinen offenen Feuer direkt am Strand, um nicht mit den Behörden in Konflikt zu kommen. Große Lagerfeuer, wie sie oft von Touristen entzündet werden, sind nicht gern gesehen. Ich habe einmal am Strand von Marathon erlebt, wie Polizisten an meinen kleinen Flammen kommentarlos vorbeigegangen sind, aber dieses Freudenfeuer wegen des starken Funkenflugs unterbunden haben.

          Das einzige, was ich in ausreichender Menge im Mittelmeerraum, insbesondere in der Ägäis, dabei habe, ist Mineralwasser in Plastikflaschen. Die leeren Flaschen verstaue ich bis zur Entsorgung im Bereich der Fußlenzpumpe und sie würden im Falle einer Kenterung dann als zusätzliche Auftriebskörper und Verkleinerung des Sitzlukenvolumens dienen, um nicht mehr so viel auspumpen zu müssen.

          7 - Kleidung

          Als tägliche Kleidung sind Badehose, T-Shirt, feste Badesandalen, Schirmmütze und die Paddelhandschuhe die ständig benutzten Gegenstände. Nur wenn ich an Land gehe, ziehe ich eine lange Sporthose und ein sauberes langes T-Shirt an. Mehr an Kleidung habe ich bei meinen Langfahrten nicht nötig - wohlgemerkt im sommerlichen Mittelmeer. Outdoorkleidung wie beim Trecking ist beim Paddeln nicht erforderlich!

          Spezielle Kajak-Ausrüstung, bis auf eine Schwimmweste und einen Kajakanorak, nehme ich nicht mit. Bei der Paddeljacke ist anzumerken: Ich benutze sie sehr selten, nicht einmal bei leichtem Regen. Sie besitzt zwar eine Goretex-Membrane, aber deren Wirkung ist im Mittelmeer gleich null, weil der Temperaturunterschied von innen nach außen nicht sehr groß ist. Außerdem verstopfen die Salzkristalle durch das ständige Überspülen mit Meerwasser die Poren, so dass die Atmungsaktivität zusätzlich stark beeinträchtigt wird. Eine einfache Regenjacke würde vollauf genügen.

          8 – Fazit

          Ich hoffe, man kann erkennen, worauf ich bei meinen Touren besonderen Wert lege. Im Prinzip bilden dabei die Schwerpunkte das Boot (3), das Paddel (4) und das direkte Kajak-Zubehör (5). Das muss nach meinem Verständnis und Verwendungszweck von guter bis sehr guter Qualität sein, denn daran hängt das Gelingen meiner Reisen.

          Alles andere ist eigentlich keine spezielle Outdoorausrüstung, muss sie auch an den sommerlichen Gestaden des Mittelmeers nicht sein. Ich ziehe Naturfasern der Bequemlichkeit halber dem Soft- oder Hard-Shell-Equipment vor. Weil Gewicht bei meinen Langfahrten im Kajak nicht die dominierende Rolle spielt, kann ich auf teure Ultraleicht-Ausrüstung verzichten.

          Über Nautik habe ich in den vorangegangenen Beiträgen ausführlich berichtet und muss es hier nicht mehr extra erwähnen.

          Ich habe in diesem Beitrag am Beispiel meiner Touren aufgezeigt, wie ich meine Standards bei längeren Küstenpaddelreisen festgelegt habe. Natürlich können sie nicht als Maßstab gewertet werden – zu vielfältig sind die Interessen der einzelnen Seekajaker, so wie ich es anfangs kurz angerissen habe. Vielleicht kann aber der eine oder andere von Euch an Hand meiner Beispiele für sich selbst eigene Gütekriterien entwickeln, die er dann bei seinen Paddeltouren verwirklichen kann.

          Alle anderen Qualitätsanforderungen wie beim Photographieren, bei der Hygiene, Verpflegung, elektronische Ausstattung usw. gehört in den privaten Bereich, der so individuell ausgelegt werden kann, dass es nicht zweckmäßig erscheint, in diesem Grundkonzept einer Seekajak-Fahrt darauf einzugehen. Dazu bitte ich in den einzelnen Fachforen zu recherchieren.

          Viele Grüße
          Beyond
          Zuletzt geändert von Beyond; 05.01.2012, 10:25.

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          • zahl
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            AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

            Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
            Mag ein Skeg für einen leeren, schnellen Kajak noch so ideal sein, für einen vollbeladenen ist ein Steuerruder immer noch erste Wahl, weil man damit zusätzlich zum Paddel bei hoher See viel leichter manövrieren kann, insbesondere wenn man parallel zu der Wellenfront paddelt und bei den „Hohen Drei“ (wenn sie zu Brechern ausarten) immer wieder senkrecht zu den Wellen drehen muss. Bei Küstenfahrten unmittelbar unter Land paddelt man ja in der Regel an der Brandung entlang und sehr seltener mit oder gegen die Wellen.
            Lieber Beyond,
            seit Jahren muss ich diesen Unfug zum Thema Skeg immer wieder in diversen Foren lesen. Wie kommst du zu dieser Feststellung?
            Ein gut austariertes Boot lässt sich unter den meisten Bedingungen skegfei fahren. Je nach Paddler kann der Skegeinsatz am Ende bei Beaufort 4 (5-6) dafür sorgen, dass sich das Qajaq weiterhin neutral am Wind verhält. Und alles darüber hinaus wird meistens auch nicht mehr von einem Boot mit Steuer bepaddelt
            Ein Steuer mag manch Paddler für komfortabler halten, aktives Paddeln mit und ohne Skeg führt aber nicht zu schlechterer Manövrierbarkeit.
            Gruß, zahl.
            "Es liegt da ganz einsam am Strand, ein kleiner, dunkler Fleck, ein Nichts ohne mich, und indem ich mich gegen das Boot setze, denke ich, auch ich wäre nichts ohne Boot." Dr. Hannes Lindemann, Allein über den Ozean, 1957

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            • Beyond
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              • Meine Reisen

              AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

              Hallo Zahl,
              hej Freunde des Skegs,

              Deinen schimpfenden Smiley hast Du sehr sinnvoll platziert! Es ist tatsächlich Unfug, sich mit dem Thema Skeg als direkten Vergleich zu einem Steuerruder auseinanderzusetzen, ist es doch wieder Äpfel mit Birnen gegeneinander abzuwägen. Ein Skeg unterstützt den Geradeauslauf eines Kajaks, während ein Steuerruder genau das Gegenteil, die Beweglichkeit eines Paddelbootes fördert.

              Darf ich davon ausgehen, dass Du mit: „Wie kommst du zu dieser Feststellung?“ meine Behauptung meinst, ein Steuerruder würde allgemein Vorteile gegenüber einem Skeg haben und sei deshalb die erste Wahl? Ich habe diese Behauptung ausschließlich im Kontext zu meinen weitschweifenden Seekajakreisen aufgestellt, wie unschwer aus meinem Beitrag herauszulesen ist und nicht für das allgemeine Sport- und Freizeitpaddeln.

              Bevor wir uns erneut in die Grundsatzdiskussion „Skeg kontra Steuerruder“ einlassen und befürchten müssen, dass dabei wieder keine grundlegende Entscheidung zugunsten eines der beiden Systeme herauskommt, möchte ich hier erklären, wie ich zum Steuerruder gekommen bin und warum ich auf meinen Langfahrten ein Fußsteuer bevorzuge.

              Bis ich mit dem Paddeln und dem Seekajaking zu Beginn dieses Jahrtausends wieder anfing, war ich in meinen jungen Jahren weder mit Skeg noch mit einem Steuerruder unterwegs. Zum Steuern reichte das Paddel, Du bezeichnest es als „aktives Paddeln“, völlig aus, obwohl ein Steuerbeschalg bei meinem Wanderboot bereits vorhanden war.

              Voraussetzung einer guten Manövrierfähigkeit alleine mit dem Paddel ist natürlich, dass das Boot im Wasser entsprechend getrimmt ist. Von dieser notwendigen Maßnahme gehst Du ja auch sinnvollerweise aus. Das wird auch von mir so beim täglichen Packen gemacht, obwohl ich mit einem Steuerruder fahre. Die Bussole meines auf dem Kajak fest montierten Halbkugel-Kompasses (siehe Post #403) dient mir dabei als Wasserwaage. Auf dieses Handling alleine mit dem Paddel, das heißt im Prinzip „Drehen auf der Stelle“, z.B. beim Wenden, nehmen weder Steuerruder noch eingefahrenes Skeg Einfluss! Ein ausgefahrenes Skeg hemmt sogar die Prozedur, während ein Steuerruder weder Vor- noch Nachteil aufweist, es baumelt beim Drehen einfach lose am Heck. In diesem Punkt sind wir bestimmt einer Meinung!

              Ich schließe mich auch Deinen Ausführungen an, dass ab 5 Beaufort, spätestens ab 6 Beaufort ein Weiterpaddeln vermieden werden soll. Das nützt aber nichts, wenn mich ein Sturm gerade bei einer Überfahrt mit mehr als 6 Beaufort erwischt. Das kommt zwar nicht oft vor, bis jetzt vielleicht 3- oder 4-mal und zum Glück nur als kurze Sturmphasen, weil ich die Wetterregeln beachte und sie meist auch richtig auslege. Aber wenn es doch einmal passiert ist, dann bin ich über meine Steueranlage sehr froh, um weiter voranzukommen und zum Ufer zu gelangen, wie in den Posts #404 und #67 beschrieben.

              Für die ausgedehnten Reisen an der Küste entlang, die ich dann ab 2002 begann, hatte ich mir nicht nur ein spezielles Boot für Langfahrten angeschafft, sondern auch das passende Zubehör: Kompass und Fußlenzpumpe sind englische Fabrikate (Es gab zur damaligen Zeit nichts Besseres.), Kajak, Paddel und Steueranlage sind aus deutscher Produktion.

              Seekajaks mit Skeg, so glaube ich, sind zur damaligen Zeit in Deutschland überhaupt nicht gebaut, sondern überwiegend aus England, der Heimat des Skegs, importiert worden. Für mich hat sich damals die Entscheidung Skeg oder Steuer deshalb erübrigt.

              Auf Erfahrungen mit Skeg-Booten kann ich nicht zurückblicken. Meine Erkenntnisse darüber habe ich mir ausschließlich aus der Theorie erarbeitet.

              Dabei habe ich für den Vergleich folgende Überlegungen angestellt:
              1
              Das Skeg ist eine zusätzliche Flosse am Heck des Kajaks, die die permanente Luvgierigkeit des Bootes bei seitlichem Winddruck ausgleichen soll, damit man nicht ständig mit dem Paddel den Kurs korrigieren muss. Ein Skeg hat aber mit der eigentlichen Wendigkeit, die ein Steuerruder unterstützt, überhaupt nichts zu tun, sondern es begünstigt primär den Geradeauslauf.
              2
              Was spricht rein wirkungsmäßig (nur Ausgleich des Winddrucks, nicht die Stabilität oder leichtere Beschädigung der Flosse) dagegen, wenn ich das Skeg hinter dem Kajakheck fest montiere? So wie ich das theoretisch sehe: nichts! Bitte verbessert mich, wenn ich falsch liege.
              3
              Wenn von der Skeg-Befürworter-Seite keine Einwände kommen, welcher Unterschied besteht dann zwischen einem Skeg und einem festgestellten (zum leichteren Verständnis: verschraubten!) Steuerruder mit parallel zur Kiellinie ausgerichtetem Blatt?
              4
              Sollte hier kein Unterschied zu erkennen sein, so kann ich sagen, dass das festgestellte Steuerblatt, den selben Effekt aufweist wie das Skeg. Ich persönlich erkenne von der Wirkung her keinen Unterschied, von der Form und der Flossengröße einmal abgesehen. Bitte korrigiert mich, wenn ihr das anders seht!
              5
              Besteht in diesem speziellen Fall kein Unterschied zwischen Steuerblatt und Skeg, warum sollte dann ein bewegliches Steuerruder nicht von Vorteil sein, wenn ich zu den Eigenschaften eines Skegs noch zusätzlich mit meinem vollbeladenen Kajak spielend leicht die Richtung ändern kann, ohne extra das Paddel einsetzen zu müssen? Wenn man es genau betrachtet, kann ich mit dem Steuerruder nicht nur ein Skeg ersetzen, sondern auch zusätzlich die Manövrierfähigkeit unterstützen, vielleicht sogar erhöhen, wenn der Kajak läuft, die sonst nur durch „aktives Paddeln“ durchgeführt werden kann – aus meiner Sicht, ein doppelter Vorteil. Oder bin ich da einem Missverständnis aufgesessen?
              6
              Das Skeg spielt seine Überlegenheit aber auf alle Fälle im Rennkajaksport aus, insbesondere auf langen Distanzen! Optimal auf das jeweilige Rennen (Kanute und Windverhältnisse) eingestellt, übertrifft das Skeg bei Weitem ein Steuerruder, weil der Kajaker sich vollständig auf die reine Vorwärtsbewegung konzentrieren kann.
              7
              Einen gravierenden Nachteil sehe ich mit dem Steuerruder nur beim Rückwärtspaddeln! Auf längeren Strecken rückwärts ist es sinnvoll, währenddessen das Ruderblatt aufzuholen. Beim kurzen Zurücksetzen habe ich mir angewöhnt, das Ruder starr in der Mittelposition zu halten. Wenn ich aber ehrlich bin, gelingt mir das nicht immer, insbesondere bei spontanen Aktionen.

              Soweit meine etwas einseitige, sehr theoretische Erklärung, warum ich eine Steueranlage beim Seekajking mit schwerem, vollbeladenem und deshalb tiefliegendem Boot auf langen Strecken bevorzuge. Wenn einer meiner Gedankengänge in die falsche Richtung gelaufen ist, bitte ich Dich, ihn zu korrigieren.

              Wie Du auch schreibst, gehöre ich zu den Paddlern, die auf langen Seekajaktouren ein Steuer für komfortabler und auch für universeller einsetzbar halten, als ein sportliches Skeg. Ich vertrete noch die „alte“ bequeme Generation, für die das Paddeln nicht ausschließlich Leisungssport bedeutet, sondern viel mehr das Outdoor-Leben in seiner Ganzheit und in aller Gemütlichkeit genießen und trotzdem vorankommen will.

              Zu guter Letzt möchte ich doch noch einmal betonen, dass ich den Skeg-Freunden nicht als Leder will. Natürlich hat jedes System seine Verfechter. Jeder von uns benutzt sowieso nur das, was er persönlich für besser hält. Der junge Sportsmann manövriert alleine nur mit dem Paddel mit oder ohne Skeg, der alte Herr hingegen verwendet halt zusätzlich noch das Steuerruder als Arbeitshilfe, ähnlich einem „Krückstock“. Ich vermeide mal den Ausdruck vom „alten Knacker“, hat man mir doch vor Kurzem erst bescheinigt, gegenüber den anderen Forumsmitgliedern doch gar nicht so viel älter zu sein. (Smiley: Zwinker)

              Viele Grüße
              Beyond
              Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 13:13. Grund: Links eingebunden

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              • zahl
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                AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                Hallo Beyond,
                ich will hier auch keine Grundsatzdiskussion führen. Jeder muss und soll für sich selbst entscheiden, ob er Steuer oder Skeg oder gar nichts (Rockpool Alaw zB) am kajak haben möchte. Ich fand deine von mir zitierte obige Aussage nur zu pauschal. Jetzt hast du diese ja ausführlicher (und zu meiner vollsten Zufriedenheit ) differenziert. Deshalb nur ganz kleine Anmerkungen aus meiner Sichtweise.

                Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                Dabei habe ich für den Vergleich folgende Überlegungen angestellt:
                1
                Das Skeg ist eine zusätzliche Flosse am Heck des Kajaks, die die permanente Luvgierigkeit des Bootes bei seitlichem Winddruck ausgleichen soll, damit man nicht ständig mit dem Paddel den Kurs korrigieren muss. Ein Skeg hat aber mit der eigentlichen Wendigkeit, die ein Steuerruder unterstützt, überhaupt nichts zu tun, sondern es begünstigt primär den Geradeauslauf.
                Ja. Das Skeg sorgt für neutrales Verhalten des Kajaks bei seitlichen Winden, es wirkt der luvgierigkeit entgegen. Da die meisten Boote aufgrund ihres bauseitigen Schwerpunktes luvgierig ausgelegt sind, macht es Sinn, das Kajak hecklastiger zu beladen. Wenn ich mein Kajak am hinteren Süllrand hochhebe, sollte das Heck für einen optimalen Trimm zuletzt hochkommen. Damit erreiche ich hohe Windneutralität und benutze das Skeg als Sicherheitsreserve erst, wenn es unangenehmer wird ....
                (Lege ich einen 5Liter-Wassersack ins leere Kajak hinter das Skeg ins Heck, verhält sich das Boot deutlich neutraler zum Wind. 4 Beaufort sind ohne Skegeinsatz paddelbar .... dieses Mehrgewicht lohnt sich sinnvollerweise aber nur, wenn Kajak leer und die Bedingungen erwartungsgemäß schwieriger werden.)

                Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                2
                Was spricht rein wirkungsmäßig (nur Ausgleich des Winddrucks, nicht die Stabilität oder leichtere Beschädigung der Flosse) dagegen, wenn ich das Skeg hinter dem Kajakheck fest montiere? So wie ich das theoretisch sehe: nichts! Bitte verbessert mich, wenn ich falsch liege.
                Jede Verwirbelung unter dem Boot bremst. Sei es ein Steuer oder ein ausgeklapptes Skeg. Ein Kajak läuft am Besten ohne angebautes Unterwasserhindernis. Mit dem fest montierten Skeg (hatte ich zum Beispiel an meinem damaligen Feathercraft-Faltboot) beraubst du dich der Flexibilität unterwegs. Ein gut getrimmtes Boot kann durch herausfahren und einholen des Skegs im Zentimeterbereich zum Wind anluven bzw. abfallen. Ein geniales Gefühl, diese Wirkung so direkt zu spüren (vielleicht war ich auch zu lange Segler in meiner Jugend - aber ich kann mich dafür begeistern )


                Zitat von Beyond Beitrag anzeigen
                3
                Wenn von der Skeg-Befürworter-Seite keine Einwände kommen, welcher Unterschied besteht dann zwischen einem Skeg und einem festgestellten (zum leichteren Verständnis: verschraubten!) Steuerruder mit parallel zur Kiellinie ausgerichtetem Blatt?

                4
                Sollte hier kein Unterschied zu erkennen sein, so kann ich sagen, dass das festgestellte Steuerblatt, den selben Effekt aufweist wie das Skeg. Ich persönlich erkenne von der Wirkung her keinen Unterschied, von der Form und der Flossengröße einmal abgesehen. Bitte korrigiert mich, wenn ihr das anders seht!
                siehe 2

                5
                Besteht in diesem speziellen Fall kein Unterschied zwischen Steuerblatt und Skeg, warum sollte dann ein bewegliches Steuerruder nicht von Vorteil sein, wenn ich zu den Eigenschaften eines Skegs noch zusätzlich mit meinem vollbeladenen Kajak spielend leicht die Richtung ändern kann, ohne extra das Paddel einsetzen zu müssen? Wenn man es genau betrachtet, kann ich mit dem Steuerruder nicht nur einen Skeg ersetzen, sondern auch zusätzlich die Manövrierfähigkeit unterstützen, vielleicht sogar erhöhen, wenn der Kajak läuft, die sonst nur durch „aktives Paddeln“ durchgeführt werden kann – aus meiner Sicht, ein doppelter Vorteil. Oder bin ich da einem Missverständnis aufgesessen?
                Es mag erstmal als Vorteil erscheinen. Ich sehe es als Komfort-Funktion, aber mit folgenden Nachteilen:
                1. Leider versaut ein Steuer die Paddeltechnik. Die wenigsten Paddler beherrschen mehr als den Grundschlag vorwärts, vielleicht noch den Bogenschlag aus Verzweiflung
                Bug- und Heckruder, Ziehschläge, Wriggen ..... (vom Ankanten will ich gar nicht erst anfangen) Fehlanzeige!
                2. Fällt das Steuer unterwegs aus, gibt es massive Probleme. Ein nicht funktionierendes Skeg schafft auch hier Probleme, aber in aller Regel kann durch Trimmen / Kanten das Kajak trotzdem auf Kurs gehalten werden.
                3. Bootstrimm. Spielt ja keine Rolle, ist ja ein Steuer dran zum manövrieren. Sprich, die Steuerbootfahrer (du bist da eine Ausnahme Beyond) packen frei nach Schnauze. Teilweise noch einen dicken Packsack oben drauf. Fällt dann das Steuer unterwegs aus und das Kajak ist zu buglastig, geht noch ein Gegenwindkurs oder jeder zweite Paddelschlag ist ein abbremsender Steuerschlag.

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                Das Skeg spielt seine Überlegenheit aber auf alle Fälle im Rennkajaksport aus, insbesondere auf langen Distanzen! Optimal auf das jeweilige Rennen (Kanute und Windverhältnisse) eingestellt, übertrifft das Skeg bei Weitem ein Steuerruder, weil der Kajaker sich vollständig auf die reine Vorwärtsbewegung konzentrieren kann.
                Theoretisch denkbar, aber in der Praxis kaum umgesetzt. Gerade im Rennsport werden kleine (hydrodynamische) Unterwassersteuer am Heck mit T-Steuerung im Kajak gefahren. Teilweise sind die Steuer hinter einer kleinen starren Flosse (Skeg) angebracht. Es geht hier nur um maximalen Vortrieb und minimale Kurskorrekturen, auch ein starres Skeg erforderte Kurskorrekturen mit dem Paddel und ist dem Rennsport-Highspeed eher abträglich, deshalb hat sich das nicht durchgesetzt.

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                Einen gravierenden Nachteil sehe ich mit dem Steuerruder nur beim Rückwärtspaddeln! Auf längeren Strecken rückwärts ist es sinnvoll, währenddessen das Ruderblatt aufzuholen. Beim kurzen Zurücksetzen habe ich mir angewöhnt, das Ruder starr in der Mittelposition zu halten. Wenn ich aber ehrlich bin, gelingt mir das nicht immer, insbesondere bei spontanen Aktionen.
                Ja, der Wirkungsgrad ist einfach zu hoch beim Rückwärtspaddeln, auch kleinste Steuerbewegungen werfen das Boot dann aus der Bahn.

                Soweit meine etwas einseitige, sehr theoretische Erklärung, warum ich eine Steueranlage beim Seekajking mit schwerem, vollbeladenem und deshalb tiefliegendem Boot auf langen Strecken bevorzuge. Wenn einer meiner Gedankengänge in die falsche Richtung gelaufen ist, bitte ich Dich, ihn zu korrigieren.
                Ich weiß gerade nicht, ob es ein "Falsch" gibt. Jeder hat halt seine Sichtweise.

                Zu guter Letzt möchte ich doch noch einmal betonen, dass ich den Skeg-Freunden nicht als Leder will. Natürlich hat jedes System seine Verfechter. Jeder von uns benutzt sowieso nur das, was er persönlich für besser hält. Der junge Sportsmann manövriert alleine nur mit dem Paddel mit oder ohne Skeg, der alte Herr hingegen verwendet halt zusätzlich noch das Steuerruder als Arbeitshilfe, ähnlich einem „Krückstock“. Ich vermeide mal den Ausdruck vom „alten Knacker“, hat man mir doch vor Kurzem erst bescheinigt, gegenüber den anderen Forumsmitgliedern doch gar nicht so viel älter zu sein. (Smiley: Zwinker)
                Ja, volle Zustimmung. Ich will auch niemanden bekehren. Mein Anspruch war nur, die meiner Meinung zu einseitige Aussage in Bezug auf Steuer oder Skeg anzuprangern

                Ich bin viele Jahre ein Kajak mit Steuer gefahren. Dann ein Faltboot ohne und mal mit starrem Skeg und irgendwann wollte ich mehr. Es erschien mir zweifelhaft aufrecht und gerade in einem Kajak zu sitzen und nur mit den Füßen die Richtung zu bestimmen.
                Aber frag nicht, wie oft ich am Fluchen war und mich verwünscht habe, mir für das gleiche Geld nicht einen Lettmann Nordstern mit vorbalancierter Unterwassersteueranlage geleistet zu haben .....
                Es ist und bleibt Training Skeg-Kajaks bei verschiedensten Bedingungen zu beherrschen ... und das macht für mich auch den Reiz aus.

                Gruß, zahl.

                PS: Ich fang schon an soviel zu schreiben wir du ... schön, dass wir in diesem schönen Seekajakkompendium das Skeg-Steuer-Thema mal angerissen haben.
                "Es liegt da ganz einsam am Strand, ein kleiner, dunkler Fleck, ein Nichts ohne mich, und indem ich mich gegen das Boot setze, denke ich, auch ich wäre nichts ohne Boot." Dr. Hannes Lindemann, Allein über den Ozean, 1957

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                • zahl
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                  • 17.09.2006
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                  AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                  Kleiner Nachtrag
                  Gestern war ich auf einem Kajakvortrag bei Globetrotter in Berlin. Zeitgleich ist dort eine Ausstellung eines Ehepaars zu sehen, welches in Norwegen paddeln war. Unter anderem hängt auch sein Boot, ein Nordkapp Jubilee, in der Ausstellung. Aber jetzt zum Thema Skeg, seine völlig andere Sichtweise:

                  Er trimmt sein Boot buglastig, um noch höhere Luvgierigkeit zu erzielen und das Skeg einsetzen zu müssen, um das Boot damit variabel zu steuern.

                  Ich stand nur daneben und habe mir das angehört, ich blieb ganz ruhig und schlich von dannen .... aber einleuchten will mir das nicht.

                  Meine Philosophie ist: Ich will das Skeg so spät wie möglich nutzen um nach hinten raus genügend Sicherheitsreserven zu haben, wenn es auffrischt. Ein buglastiger Trimm mit dem Unterschied zwischen Valley Nordkapp und Valley Qajariaq zu erklären geht imo auch nicht auf. (?)

                  So, genug geskegt ....
                  "Es liegt da ganz einsam am Strand, ein kleiner, dunkler Fleck, ein Nichts ohne mich, und indem ich mich gegen das Boot setze, denke ich, auch ich wäre nichts ohne Boot." Dr. Hannes Lindemann, Allein über den Ozean, 1957

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                  • Beyond
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                    • 09.11.2010
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                    AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                    Hallo Zahl,

                    danke für Deine präzisen Ausführungen zu meinen einzelnen Kommentaren über das Skeg. Deine Hinweise über die Lenkmöglichkeiten beim Rennkajaksport habe ich noch nicht gekannt. Schön, dadurch meinen geistigen Horizont erweitern zu können.

                    Dass bei der Nutzung eines Steuerruders viele Paddeltechniken auf der Strecke bleiben, muss ich leider bestätigen. Es ist teilweise so schlimm, dass sie bei vielen jungen Kajakern nicht einmal bekannt sind, geschweige gelernt werden, weder in Kursen noch autodidaktisch. Spätestes wenn die Wellen höher werden und zu brechen beginnen (ab 6 Beaufort) wird man die Vorteile der einzelnen Steuertechniken erkennen und auch ihren Sinn verstehen. Ich möchte da zu Deinen angesprochenen Techniken noch die hohe und tiefe Paddelstütze hinzuzählen und auch das Ankanten nochmals betonen, insbesondere wenn der Kajak parallel zum Brecher liegt. In so einer Situation (Ankanten mit hoher Paddelstütze) erlebte ich auch meinen Paddelbruch zwischen den Kykladen-Inseln Makronisos und Kea in der Ägäis.

                    Zu Deinem Nachtrag: Eigentlich sollte ein Bootstrimm dazu dienen, bei einem Kajak ideale Fahreigenschaften zu erzeugen. Wenn man allein mit dem Trimmen erreicht, dass das Boot auf ruhigem oder leicht bewegtem Gewässer (Du meinst bis rund 4 Beaufort.) ohne zusätzliche Hilfsmittel (Steuer, Skeg, Steuerschläge mit dem Paddel) geradeaus läuft, sehe ich das als gekonnt an. Alles Andere widerspricht dem eigentlichen Zweck, zusätzliche Hemmnisse im Wasser, wie z.B. eine Flosse, zu vermeiden. Ich kann mit der von Dir erwähnten absichtlichen Buglastigkeit bei gleichzeitigem Ausgleich durch das Skeg ehrlich gesagt auch nichts anfangen.

                    Den einzige Sinn in dieser Maßnahme sähe ich höchstens darin, wenn der Kajak auf Grund seiner Konstruktion von Haus aus leegierig ausgelegt ist und deshalb der vordere Stauraum schwerer belastet werden muss, um neutrale Fahreigenschaften zu erzielen. So ein Design kann ich mir aber eigentlich nicht vorstellen, wäre auch Unsinn. Aber Du schreibst ja, man wollte damit eine verstärkte Luvgierigkeit erzielen. Wenn man den Skeg aber als Quasi-Steuer verwendet (ohne Skeg: Kajak zieht nach Luv, mit Skek,:Kajak zieht nach Lee), könnte man ja gleich ein Steuerruder montieren. (Ironie an) Aber die Engländer sehen halt auf ihren eleganten Booten (Valley) nicht so gern eine plumpe deutsche Technik (Ironie aus). Ich habe mich vor dem Kauf meines Bootes lange mit Horst Gadermann und seinem Team in Nordersted über dieses Thema unterhalten, als ich ihn mal auf einer meiner Motorradtouren nach Skandinavien in seinem damals neuen Laden am Hummelsbütteler Steindamm besucht habe.

                    Bei mir erfolgt das Austarieren, indem ich die Wasserflaschen (1,5 Liter) entsprechend in den vorderen und hinteren Stauräumen verteile, bis die Kompass-Bussole eine Ebene mit der Wasseroberfläche bildet, ähnlich wie bei einer Wasserwaage. Na ja, das mache ich einmal bei ruhiger See, wenn möglich zu Beginn einer Tour. Danach weiß ich, wie ich die Wasserflaschen entnehmen muss, damit der Kajak im Trimm einigermaßen gleich bleibt: abwechselnd, zuerst eine von vorne, die nächste von hinten. Beim Paddeln sehe ich am Kompass, ob der Trimm stimmt und korrigiere dann die Beladung während einer der nächsten Pausen, wenn es notwendig geworden ist. Obwohl ich der Bequemlichkeit halber mit einem Steuerruder fahre, möchte ich durch den Trimm doch sehr gerne in einem leichtlaufenden, kursstabilen Boot sitzen.

                    Bei allen anderen Punkten sind wir einer Meinung, glaube ich. Ich finde es auch gut, dass Du mithilfst, in diesem Thread eine Art Kompendium, speziell für das Solo-Seekajaking zu schaffen. Vielleicht wird daraus allmählich ein umfassendes Nachschlagewerk über das Küstenpaddeln und Inselspringen.

                    Nochmals vielen Dank für Deine Ausführungen und ich wünsche Dir noch weiter viel Freude beim Paddeln mit dem Skeg in Deinem schnittigen „Qudlivun“.

                    Viele Grüße
                    Beyond

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                    • Beyond
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                      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                      wie beladet Ihr eigentlich Euren Kajak, wenn es auf „Große Fahrt“ geht? Knallt Ihr Eure Stauräume unkontrolliert voll oder geht Ihr nach einem bestimmten Schema vor, das Ihr Euch im Laufe der Zeit entwickelt habt?

                      Ich möchte Euch jetzt meinen Stauplan vorstellen, der während der Jahre bei meinen Fahrten langsam gewachsen ist und sich für meine Zwecke bewährt hat.

                      1 - Hinterer Stauraum:

                      In die Spitze stopfe ich Seile und Schnüre die ich als Vorrat mitnehme. Diese binde ich mit einer Reepschnur zusammen. Das Ende der Schnur reicht bis zur Ladeluke, so dass ich das Seilbündel ohne Verrenkungen nach vorne ziehen kann.

                      Danach folgt das „Erste-Hilfe-Set“ in Folie eingepackt und mit Paketklebeband umwickelt, das ich mit einem zweiten Paar Sandalen als Reserve (Bei einer Minimalausrüstung gehören sie eigentlich zum Luxus. Mir sind aber schon Sandalen weggeschwommen und hab' sie nicht mehr gefunden. Deshalb diese Vorsorge.) und mit einer Reepschnur zu einem Paket zusammengebunden habe, die wieder bis zur Luke reicht. Die Sandalen liegen unten und passen sich ziemlich genau den Konturen des Bootes an.

                      Den Boden belege ich anschließend mit 3 Mineralwasserflaschen à 1,5 l, die bis zum Rand der Lukenöffnung reichen: eine hinten, zwei vorne. Die Verschlüsse schauen zueinander, damit die Flaschen kompakter gelagert werden können.

                      Darüber kommen zwei wasserdichte Transportsäcke. Der eine enthält den Schlafsack und die Übernachtungsutensilien (lange Thermounterwäsche, alternativ ein Trainingsanzug, Socken, Stirnlampe, Taschentuch usw.). In dem anderen wasserdichten Transportsack befindet sich der Tagesbedarf wie Sporthose, Sporthemd, Waschzeug, Survivaltasche mit den Dokumenten und Handy, Reservebatterien, als Luxusausrüstung eventuell noch Photoapparat, Fernglas, GPS-Empfänger usw. Als Freund des „Weniger ist mehr!“ hadere ich zur Zeit mit dieser Entscheidung für ein Luxusequipment. Aber ein paar Erinnerungsphotos von der Tour wären halt doch sehr schön, insbesondere, weil ich das Problem mit einer einheitlichen Stromversorgung über Mignonbatterien (AA-Zellen) gelöst habe. Siehe dazu meinen Post #371 und die Diskussion über die „Elektrische Stromversorgung auf einer Seekajak-Fahrt“ ab Post #356. Die Verschlüsse der Transportsäcke zeigen nach hinten. Wenn man die Säcke relativ locker packt, lassen sie sich gut verformen, damit sie leichter nach hinten geschoben werden und sie sich dem Bootsspant anpassen können.

                      Auf der anderen Seite an der Schottwand lege ich zunächst in einem festen Foliensack (Verschluss gerollt und mit Klebeband gesichert) das Zelt, einschließlich dem Gestänge, Heringen und einer speziell zugeschnittenen Bodenmatte auf den Kajak-Boden. Ich habe es so zusammengelegt, dass es über die gesamte Breite des Bootes reicht und in die Luke ein wenig hineinsteht. (Bei der letzten Fahrt habe ich das Zelt sogar zu Hause gelassen. Bei mir hat die Minimalisierung bereits Einzug gehalten.) Darüber lege ich das zusammengefaltete Tarp, die luftleere Inflating-Liegematte, ebenfalls nur zusammengelegt und dann die Bodenunterlage mit der verschmutzten Seite nach innen. In einem flachen wasserdichten Packsack habe ich meine Navigationsunterlagen verstaut. Da würde sogar noch mein altes Notebook mit 800 g hineinpassen (Meine Bemerkungen über das „Luxusequipment“ siehe oben.). Der flache Sack kommt zum Schluss auf die Bodenunterlage. An den Seiten ist noch Platz für das Gestänge und die Heringe des Tarps in einer Gewebetasche und eines der beiden Badetücher (Liegemattenschoner und Kopfkissen), das einfach in die leeren Zwischenräume gestopft wird.

                      Den restliche Raum der Stauluke fülle ich mit den Kochutensilien, Wasserflaschen und Konserven auf. Sie dienen in Verbindung mit der Verpflegung im vorderen Stauraum für das Trimmen des Bootes. Darüber lege ich das zweite Badetuch, damit der Neopren-Lukendeckel vor scharfen Kanten der Konserven geschützt wird.

                      2 - Vorderer Stauraum:

                      In die Spitze stecke ich in eine Plastikfolie eingewickelt und mit Paketklebeband wasserdicht verpackt und mit einer Reepschnur versehen (siehe oben) eine einfache Reservespritzdecke. Als nächsten Gepäcksatz folgt die „Eiserne Reserve“ von der Verpflegung. Diese besteht bei mir neuerdings aus jeweils zwei Büchsen Thunfisch, sonstigen Fisch, Thunfisch/Gemüse und Frühstücksfleisch (insgesamt 8 Konserven). Ich habe diese Ration so zusammengestellt, dass sie genau in den Querschnitt des Laderaums passt. Die Konserven sind in fester Folie eingeschlagen und wieder mit Paket-Klebeband wasserdicht eingewickelt. Bis jetzt habe ich aber die mitgeführte „Eiserne Reserve“ noch nie benützen müssen.

                      Nun passt der wasserdichte Reparatur/Reserve-Beutel hinein.

                      Den zerlegten und zusammengeklappten Bootswagen stecke ich rechts in die Luke. Die Enden mit den Befestigungsbolzen und Zwischenringen sind dick in Folie (Luftpolsterfolie) eingewickelt, damit sie nichts beschädigen und verschmutzen können. Die Räder liegen zwischen dem Karren und auf der anderen Seite des Staukastens mit den Ventilen an der Bordwand. Ich habe einmal ein nach innen ragendes Ventil abgerissen, als ich mit Gewalt eine Verpflegungsbox zwischen die Räder gedrückt habe. Na ja, aus Erfahrung wird man klug!

                      Auf der anderen Seite des vorderen Stauraums an der Schottwand passen in meinen Kajak 8 Wasserflaschen à 1,5 l Volumen und obendrauf und in die Zwischenräume noch Verpflegung.

                      Unmittelbar in der Luke verstaue ich eine Proviantdose mit Klappdeckel in der ich offene Lebensmittel (Käse, Wurst usw.) aufbewahre und die Frischverpflegung wie Brot, Gemüse, eventuell auch Kekse und natürlich Konserven jeglicher Art. Darüber lege ich ein Geschirrtuch, damit der Neopren-Deckel wie bei der hinteren Luke vor scharfen Kanten geschützt wird.

                      Wasserflaschen und Büchsenfutter dienen in Verbindung mit der Verpflegung im hinteren Stauraum für das Trimmen des Kajaks. Siehe dazu Post #409.

                      3 - Sitzluke:

                      An den Seiten sind die beiden Hälften des Reservepaddels festgebunden. Eine dreiteilige Hartschaumplatte bei den Fußstützen/Steuerpedalen zwischen den Paddelschäften eingeklemmt (Sie hält zugleich die Reservepaddel.) sorgt für eine bequeme Fersenauflage bei den seitlich angebrachten Pedalen. Vor der Lenzpumpe liegt ein Schwamm und auf diesem eine Wasserflasche für den ständigen Gebrauch. Darüber, auf der Lenzpumpe aufgestützt und auf der anderen Seite nach oben mit einer Reepschnur verzurrt (Die Reepschnur habe ich an der Kompassschraube angebunden.), die Schwimmweste und der darin eingewickelte Paddelanorak. Durch diese Maßnahme habe ich die Schwimmweste sofort griffbereit, wenn der Wind auffrischen sollte und die Wellen ansteigen. (In nördlichen Gefilden, Nord- und Ostsee und an der Atlantikküste würde ich aus Sicherheitsgründen natürlich die Schwimmweste während des ganzen Paddel-Tages tragen und in der Barentssee sogar noch einen Neopren- oder Trockenanzug dazu!) Die Sandalen sind auf beiden Seiten zwischen den Paddelschäften und der Bordwand eingezwickt und mit den Klettverschluss-Riemen um die Schäfte gesichert. Das Schwimmmesser steckt bei mir auf der rechten Seite zwischen dem Paddelblatt und der Bordwand. Ein kleiner Schwamm ruht noch in einer Schale im Sitz zwischen den Füßen, damit ich schnell das Kondenswasser aufwischen kann.

                      Hinter dem Sitz passen noch zwei Flachen Wasser, etwas zum Essen (Kraftfutter), darüber der zusammengedrehte Lukendeckel und ein altes, dunkel gefärbtes Handtuch für alles Mögliche.

                      Einen Teil der leere Wasserflaschen stecke ich zu der Lenzpumpe. Sie dienen gleichzeitig als Auftriebskörper und Volumenverkleinerung. Siehe dazu auch Post #404. Der Rest wird zusammengetreten, damit die Luft entweichen kann, zugeschraubt und in den vorderen Stauraum bis zur Entsorgung verbracht.

                      Ach ja, eine kleine Plastikflache mit großer Öffnung liegt noch lose in der Sitzluke. Ich nenn' sie mal Hygiene-Flasche und sie wird häufig benutzt, insbesondere wenn ich zuvor Kaffee getrunken habe.

                      4 – Deck:

                      Das Deck ist bei mir in der Regel leer. Höchstens einmal ein aufgeschossenes Seil liegt im Gepäcknetz. So habe ich bei Sturm keine Probleme, dass mich ein imposanter Deckaufbau zusätzlich behindert. Einem Brecher bietet ein leeres Deck weniger Angriffsfläche. Der Schwerpunkt liegt logischerweise tiefer und der Kajak dadurch satter im Wasser. Außerdem gibt er Dieben keine Gelegenheit und weniger Anreiz, ihre Tätigkeit spontan auszuüben.

                      Dies ist mein allgemeiner Stauplan für eine große Seekajakreise im und am Mittelmeer. Er hat sich für mich außerordentlich gut bewährt und wird jedes Mal entsprechend angewandt und der jeweiligen Situation angepasst. Natürlich variiert bei jeder Fahrt die Ausrüstung ein wenig. Aber es ist genügen Platz im Boot, so dass eine spezielle Abwandlung immer noch erfolgen kann. Eventuell geht ein Mehr an Ausrüstung zu Lasten der Verpflegung.

                      Vielleicht könnt Ihr meinen Stauplan als Anregung verwenden. Zur Ausrüstung siehe auch die Posts #19 und #307 in diesem Thread.

                      Viele Grüße
                      Beyond
                      Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 13:19. Grund: Links eingebunden

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                      • tizzano1
                        Erfahren
                        • 13.06.2006
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                        AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                        Und wie transportierst du Bierkiste und Weinfass?

                        fragt sich der tizzi.

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                        • Beyond
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                          AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                          Hallo Tizzi,

                          über den Transport von Bier und Wein in einem Kajak habe ich mir anfangs auch den Kopf zerbrochen und bin zu folgender Lösung gelangt:

                          Ich nehme Bier und Wein in konzentrierter Form mit auf die Reise. In der Holledau gibt es das „Bier“ auch als „Hopfengold“ mit 56 % Alkohol und den Wein habe ich in der Art der spanischen „Holandas“ mit bis zu 65 % dabei.

                          Nicht vergessen habe ich den österreichischen Zuckerrohrsaft mit rund 80 %, der unter der Bezeichnung „Stroh-Rum“ auf meinen Donaufahrten zum Einsatz kommt. Das Schöne an diesem Stoff ist, dass man ihn auch zum Erhitzen des Wassers für einen Grog verwenden kann, wenn der Spiritus für den Dosenkocher ausgegangen ist. Die umgekehrte Variante, wenn der Rum ausgeht, ist aber nur für „Haglbucherne“ (nördlich des Weißwurstäquators nennt man diese Spezies des Homo sapiens sapiens eher „Hartgesottene“) zu empfehlen. Aber die menschliche Evolution wirft ihre Schatten voraus ...

                          Die Verpackungen, die ich zum Transport für die Bier/Wein-Konzentrate verwende, bestehen aus rostfreiem Stahl und werden landläufig „Flachmann“ genannt. Neuerdings ersetzte ich diese platten Dinger wieder durch normale Feldflaschen, von denen die „hip flasks“ ja abstammen, natürlich eine Entwicklung des englischen Adels. Allerdings sind sie jetzt ebenfalls aus Edelstahl mit einem etwas größeren Volumen, so bis zu einem Liter.

                          Viele Grüße
                          Beyond

                          PS: Das größere Volumen ist nicht für meine Verwendungszwecke bestimmt, sondern mehr für die Kumpel an den Übernachtungsplätzen, insbesondere in Skandinavien. Da ist ein Flachmann mit seinen bescheidenen 200 ml sofort leer.

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                          • Beyond
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                            Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                            für diejenigen von Euch, die sich für eine Seekajaktour an der Adria interessieren, möchte ich in diesem und den nächsten Beiträgen einige Informationen beisteuern, die es Euch erleichtern, in den Gewässern der dalmatinischen Inseln eine Seekajak-Reise zu planen. So wie im Post #44 auf Seite 03 in diesem Thread die Winde um Korsika beschrieben sind, möchte ich hier zunächst über das Klima an der Adria berichten.

                            Als Grundlage ziehe ich den Hafen- und Ankerplatz-Atlas „Kroatien“, 15. Auflage von Karl-H. Beständig aus dem Jahre 2002 heran, der mir bei meinen Fahrten (zuletzt im Jahre 2010) entlang der dalmatinischen Küste wertvolle Dienste geleistet hat. Karl-H. Beständig beschreibt unter anderem das Wettergeschehen an der östlichen Adriaküste wie folgt:

                            Das Wetter der Adria ... kann tückisch sein

                            Weil das stark gegliederte Mittelmeer von großen Landmassen umschlossen ist, entwickeln sich dort Unwetter häufiger, schneller und unberechenbarer als draußen über den Ozeanen. Das gilt vor allem für die Adria. Zwar herrscht im Sommer an der Adria meist wochenlang andauerndes Schönwetter, aber mit gelegentlichen Gewittern und stürmischen Winden müssen Bootssportler immer rechnen.

                            01 – Temperaturen

                            Im Juli und August ist es an der Adria im Bereich der Festlandküste mit Temperaturen bis 38 Grad sehr heiß, was vielen Urlaubern erheblich zu schaffen macht. Die besten Monate zum Wohlfühlen sind dort deshalb die Monate Juni und September, an der dalmatinischen Küste auch der Mai und der Oktober. Auf den Inseln sind die Temperaturen im Hochsommer etwas niedriger und im Frühjahr sowie im Herbst etwas höher als an der Festlandküste.

                            02 - Niederschläge

                            Im Juli und August regnet es an der Adria nur selten und kurz. Aber im Mai, Juni und September können öfter heftige Regenschauer fallen, besonders an der Velebitküste und auf den ihr vorgelagerten Inseln Krk, Rab und Pag. Etwa ab Mitte Oktober wird das Wetter im gesamten Adriaraum wechselhaft. Lediglich im Bereich der äußeren Inseln und im südlichen Dalmatien gibt es dann gelegentlich noch längere Schönwetterphasen.

                            03 - Windstärke und –häufigkeit

                            Die Adria ist während der Sommermonate ein relativ windschwaches Gewässer. In der Statistik findet man für den Juli die unten wiedergegebenen Daten über die Häufigkeit von Windstärken (in Beaufort = Bft).

                            Windstille = 0 Bft: 10% - 1-3 Bft: 65% - 4-5 Bft: 21% - 6-7 Bft: 3% - 8-9 Bft: 0,3%

                            Diese Angaben beziehen sich jedoch auf die offene Adria und können deshalb nur eingeschränkt auf küstennahe Bereiche übertragen werden, weil dort die regionalen und tageszeitlich bedingten Abweichungen groß sind. So ist es zum Beispiel in Dubrovnik im Juli vormittags zu 60% windstill und nachmittags zu 20%.

                            An der kroatischen Adriaküste ist im Sommer bei stabiler Wetterlage am häufigsten folgende Situation anzutreffen: Während der Nacht und in den frühen Vormittagsstunden ist es windstill oder es weht eine leichte Brise. Tagsüber gibt es dann, besonders im Bereich der äußeren Inseln, recht guten Segelwind, und zwar hauptsächlich aus Nordwest (siehe unter Maistral). Diesen Wind kann auch ein Seekajaker sehr gut ausnutzen, wenn er an der Außenseite der Inseln von Norden nach Süden paddelt. Weniger günstig sind dagegen die Bedingungen für die Segler an der Ostküste Istriens, entlang der Festlandküste zwischen Rijeka und dem Novigradsko More sowie, ebenfalls in Festlandnähe, zwischen Split und Ulcinj. An diesen Küsten überwiegen lang anhaltende Flauten. Windstille kommt natürlich uns Seekajakern zugute und die „Festlandküsten-Route“ eignet sich sehr gut für eine Fahrt von Süden nach Norden.

                            04 - Maistral (Maestrale) - Schönwetter-Wind

                            Der an der Adria zwischen Anfang Juni bis Mitte September vorherrschende Wind kommt aus Nordwest und heißt Maistral. Gewöhnlich setzt dieser Wind gegen 10 Uhr ein und erreicht im Laufe des Nachmittags 3 bis 5 Bft. Bei Sonnenuntergang flaut er wieder ab. Der Maistral gilt als Schönwetter-Wind, weil er fast immer für einen wolkenarmen blauen Himmel und auf dem Meer für angenehme Temperaturen sorgt. Sein Ausbleiben kann aber eine Wetterverschlechterung andeuten.

                            Seit einigen Jahren tritt der Maistral offensichtlich etwas seltener in Erscheinung. Trotzdem ist er zumindest im Bereich der äußeren Insel noch sehr häufig anzutreffen.

                            05 - Jugo (Schirokko) – Schlechtwetter-Wind

                            Der Jugo weht aus südlicher Richtung, zumeist aus Südost, und ist dem Maistral nicht nur in der Windrichtung entgegengesetzt: Auch das Wetter, das er in die Adria mitbringt, ist anders, denn Schwüle, Bewölkung und oft auch Regenschauer sind seine Begleiter. Manchmal, vor allem im Winterhalbjahr, erreicht der Jugo Sturmstärke.

                            Zwischen Mitte Juni und Mitte September setzt der Jugo nur selten ein. Er dauert im Sommer 2 bis 3 Tage und erreicht dabei fast nie über 7 Bft. Von Oktober bis Mai weht der Wind jedoch wesentlich häufiger, länger und mit bis zu 9 Bft auch stärker. Da der Jugo eine lange Strecke über dem Meer hinwegstreicht, verursacht er kräftigen Seegang, besonders in der Nordadria, wo die Wellenhöhe 3 bis 4 Meter erreichen kann. Vor der norditalienischen Küste entstehen dann gefährliche Grundseen. Dem Jugo gehen allerdings deutliche Vorzeichen voraus, so dass man sich rechtzeitig auf ihn einstellen kann. Es gibt zwei Jugo-Varianten. Die häufigste ist der zyklonale Jugo.

                            Zyklonale Jugo

                            Bei diesem Jugo zeigen sich bereits 1 bis 2 Tage vor seinem Einsetzen am blauen Himmel in großer Höhe faserige, gelegentlich hakenförmige Streifen von Cirrus-Wolken. Spätestens 6 bis 12 Stunden vor Jugo-Beginn tauchen mittelhohe flockige Altocumulos-Wolken in großen Feldern auf. Meist wird es auch wärmer, schwüler, und es bildet sich Dunst. Das Barometer fällt, die Bewölkung wird dichter. Der Wind ist anfangs schwach, oft umlaufend. Wenn er sich auf Süd bis Südost einpendelt, beginnt er allmählich aufzubrisen und erreicht nach 2 bis 3 Tagen seine größte Stärke, oft in Verbindung mit einem Gewitter. Kurz danach flaut der Jugo bei steigendem Luftdruck ab.

                            Vor dem Abflauen ändert dieser Jugo oft seine Richtung! Vor allem in der südlichen Adria und im Herbst dreht er häufig auf Südwest, manchmal sogar bis auf Nordwest. In der nördlichen Adria schlägt der zyklonale Jugo nicht selten, oft nach einer kurzen Windpause, auf Nordost um und wird zur Bora. Dies geschieht bevorzugt im Frühjahr. In der Regel kündet Wetterleuchten im Norden oder Osten diesen Windwechsel an.

                            Antizyklonale Jugo

                            Die andere, wesentlich seltenere Jugo-Variante, der antizyklonale Jugo, tritt hauptsächlich im März und im Oktober auf. Der Himmel ist dabei über der südlichen und mittleren Adria fast immer nur mäßig mit lockeren Cumulus- oder Stratus-Wolken bedeckt. Niederschläge gibt es bei diesem Wind kaum, und wenn doch, dann kommt es zumeist zu einem kurze Regenschauer in der Nordadria. Gewitter treten fast nie auf. Da der antizyklonale Jugo bei einem relativ hohen Luftdruck weht, geht ihm als Vorbote meistens auch kein deutlich fallender Barometerstand voraus.

                            Der Jugo, ob zyklonal oder antizyklonal, verursacht nicht nur starken Seegang, sondern in der mittleren und nördlichen Adria auch einen hohen Wasserstand. In einigen Häfen kommt es bei lang anhaltenden südlichen Winden zu Überschwemmungen. Eine Reinigung des Zeltdachs während eines Jugo-Regens wird oft zur Enttäuschung. Dann nämlich, wenn nach dem Abtrocknen feiner brauner Staub am Außenzelt zum Vorschein kommt: Es ist Sahara-Sand, den der Wind oft bis über die Adria trägt und der mit dem Regen auf Paddlers Zelt oder Tarp fällt.

                            06 - Bora - Böiger Fallwind

                            Die Bora ist eine „Spezialität“ der östlichen Adriaküste und dort ein gefährlicher Wind. Ohne Vorzeichen, zumeist bei hohem Barometerstand und schönstem Sonnenschein, also buchstäblich aus heiterem Himmel, fegt die stürmisch-böige Bora unvermittelt aus Nordost mit Gischtfahnen über Meer und Inseln. Bei der kroatischen Küstenwache herrscht dann Alarmstufe 1, denn dieser Wind beschert ihr die meisten Seenot-Einsätze. Für uns Seekajaker besteht bei einer Bora ernste Gefahr, abgetrieben zu werden. Durch den Düseneffekt zwischen den langgezogenen Inseln Dalmatiens in Nord/Süd-Richtung treten Winde verstärkt auf, gegen die ein Anpaddeln nahezu aussichtslos ist. Da ist es gut, noch rechtzeitig in eine windgeschützte Bucht einfahren zu können.

                            Dass es die Bora gibt, liegt am Dinarischen Gebirge, das überwiegend sehr meernah entlang der östlichen Adriaküste verläuft und von keinem tiefen Quertal ganz durchschnitten wird. Eine weitere Voraussetzung für das Entstehen der Bora ist ein Luftdruckgefälle zwischen dem Küsten-Hinterland und der Adria. Je größer der Druckunterschied, desto wahrscheinlicher und auch gefährlicher wird eine Bora.

                            Ein untrügliches Zeichen für eine herannahende Bora ist auch, wenn man oben auf den Kämmen des dinarischen Gebirges langgezogene Wolkenbänder beobachten kann, die sich über die Bergrücken wälzen und an den Hängen heruntergleiten. Für einen Seekajaker wird es dann höchste Zeit, seine Sicherheitsausrüstung zu überprüfen und spätestens dann die Schwimmweste anzulegen. Noch besser wäre es, an einer windgeschützten Stelle auszubooten!

                            Wie die Bora entsteht

                            Strömt bei Hochdruckeinfluss über dem Festland relativ kühle Luft an die Rückseite des dinarischen Gebirges, so beginnt sich diese mangels Abflussmöglichkeit zunächst einmal dort zu stauen, bis sie an den Einsattelungen der Berge überströmt und mit zunehmender Geschwindigkeit, kanalisiert durch die Landschaft, auf die Adria hinunterstürzt. Der Fallwind Bora ist geboren. Im Bereich der Einmündungen auf die Adria sind die Windgeschwindigkeiten am größten. Manchmal pfeift nur dort die Bora, während sich wenige Kilometer weiter im Norden und Süden dieser Windschneisen kein Lufthauch regt. Mit zunehmender Entfernung von der Festlandküste verliert die Bora an Stärke. Doch Vorsicht: Wer glaubt, bei Bora in Lee der vorgelagerten Inseln in den Windschatten zu geraten, der irrt. Von der Insel Cres über die Kornaten bis zur Insel Mljet gilt: Man kann an den Westseiten aller Adria-Inseln mit schweren Boraböen konfrontiert werden. Je höher die Insel, desto weniger wirkt sie bei Bora als Bremsklotz. Vielmehr verleiht sie diesem böigen Wind neuen Schub. Trotzdem sind die Leeseiten der Inseln bei Bora für Sportschiffer das bessere, weil weniger aufgewühlte Fahrwasser entstehen. Auch die Kajaker, die dort von einer Bora überrascht werden, müssen aufpassen, dass ihnen eine Bö nicht das locker gehaltene Paddel aus der Hand reißt.

                            Dauer und Stärke

                            Zwischen Mai und Oktober weht die Bora, anders als im Winter, nicht allzu häufig und mit 6 bis 7 Bft auch recht verhalten. Lediglich im Velebit-Kanal, bei Kap Ploca, bei Split, im Bereich der Vrulja-Bucht (nördlich von Makarska) sowie bei Zuljana (Halbinsel Peljesac) können die Boraböen auch im Sommer gelegentlich Windstärke 8 bis 9 Bft erreichen. Eine sommerliche Bora dauert in der Regel 1 bis 3 Tage, manchmal auch nur wenige Stunden. Im Juli und August hat man sogar sehr gute Chancen, einen mehrwöchigen, borafreien Kajak-Törn zu machen. Eine mäßig-starke Bora im Sommer besitzt auch positive Seiten, denn sie sorgt für frische Luft, angenehme Temperaturen und für eine hervorragende Fernsicht. Ideale Bedingungen für das Besteigen eines Inselberges. Von dort kann man dann manchmal sogar bis hinüber zur italienischen Küste sehen.

                            Im Winter kann die Bora in der nördlichen und mittleren Adria mit kurzen Unterbrechungen viele Wochen andauern. Der Velebit-Kanal ist zwischen November und April eines der gefährlichsten Gewässer der Welt.

                            Wie der Jugo hat auch die Bora zwei Varianten. Die antizyklonale Bora, ihr Kennzeichen ist heiteres Wetter, tritt wesentlich öfter auf als die zyklonale Variante, die in der Regel von starker Bewölkung und gelegentlichen Niederschlägen begleitet wird. Sie entsteht insbesondere unmittelbar nach einem Jugo, und zwar hauptsächlich in der nördlichen Adria. Sie kündigt sich oft durch Wetterleuchten im Osten oder Norden an.

                            Nicht nur bei Bora, sondern auch bei anderen Winden (Maistral, Jugo) können im Leebereich hoher Küsten starke Fallböen auftreten. Sogar bei weiträumiger Flaute können nachts, meist nach Mitternacht, an hohen Bergküsten, vorwiegend an deren Westseiten, thermisch bedingte Fallböen entstehen.

                            07 - Garbin

                            Der Garbin ist ein stürmischer Wind aus Südwest bis West. Er dauert im Sommer meistens nur ein bis zwei Stunden und erreicht dabei fast immer Windstärke 8, gelegentlich sogar Stärke 11 und darüber. Dieser kurzlebige Sturmwind, der fast immer mit einem Gewitter einhergeht, entsteht in der Regel dann, wenn über dem südlichen Mittelmeer ein Hoch liegt, während ein ausgedehntes Tief über Mitteleuropa oder Norditalien nach Osten zieht. Wenn die Kaltfront dieses Tiefs die warme Adria erreicht, ist ein Garbin oft die Folge.

                            Der Garbin hat deutliche Vorzeichen, aber nur eine kurze Vorwarnzeit:
                            1 Der Barometerstand fällt rasch. Es weht ein schwacher bis mäßiger, meist östlicher Wind.
                            2 Aus einem Dunststreifen über dem westlichen Horizont entwickelt sich rasch eine deutlich nach unten abgegrenzte Wolkenwand.

                            Die Wolkenwand zieht mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Knoten (kn). Ist sie über dem Boot angelangt, bricht das Unwetter mit Sturmböen und starkem Regen los. Auf seiner Bahn über der Adria verursacht der Garbin kräftigen Seegang und oft große Schäden. Im Juni, Juli und August, aber auch im Frühjahr und im Herbst ist gelegentlich mit ihm zu rechnen.

                            08 - Wasserhosen

                            Wasserhosen sind kleinräumige gefährliche Luftwirbel über See. Sie entwickeln sich aus großen, oft hochquellenden Wolkenbänken und sehen aus wie ein aus der Wolke zur Wasseroberfläche herunterhängender Schlauch. Das erste Anzeichen einer sich bildenden Wasserhose ist eine zylinder- oder trichterförmige Ausbuchtung an der Wolkenunterseite, die langsam nach unten wächst. Noch bevor der Wolkenschlauch die Wasseroberfläche erreicht, wird durch den vorauseilenden Luftwirbel Gischt hochgerissen.

                            Am Mittelmeer haben Wasserhosen an ihrem Fußpunkt einen Durchmesser von bis zu 100 Metern. Die im Inneren rotierenden Luftmassen können Geschwindigkeiten von über 200 km/h (= 108 kn) erreichen. Am äußeren Rand der Wasserhose herrscht eine nach oben gerichtete Luftströmung, die Gischt bis in 100 m Höhe reißen kann. Lebensgefahr besteht im Innern und im Randbereich des Wolkenschlauches.

                            Wasserhosen entstehen am Mittelmeer in der Regel unmittelbar an einer Kaltfront, also dort, wo relativ trockene Kaltluft auf feuchte Warmluft trifft und sich als Folge in der Atmosphäre eine labile Luftschichtung einstellt. Dieser Vorgang zeigt sich in der raschen Bildung einer mächtigen Wolkenwand. Ob sich daraus eine Wasserhose entwickelt, hängt jedoch noch von weiteren, teilweise unbekannten Umständen ab. Die Wetterlage ähnelt der im Absatz „Garbin“ beschriebenen.

                            Über der Adria treten Wasserhosen sporadisch auf, und zwar vorzugsweise zwischen Mitte August und Ende Oktober. Ihr räumlicher Schwerpunkt liegt an der Westküste Istriens und an den äußeren Kvarner-Inseln. Südlich von Split sind sie fast nie anzutreffen. Wasserhosen haben eine Lebensdauer zwischen 30 Sekunden und 15 Minuten.

                            Einer rechtzeitig entdeckten Wasserhose kann man ausweichen, wenn man quer zu ihrer Zugrichtung abläuft. Das ist für einen Segler unter Motor leicht, ein Paddler muss da schon sehr kräftig „schaufeln“, um aus dieser Gefahrenzone zu kommen. Dabei ist zu beachten:
                            1 Wasserhosen ziehen mit den Wolken (Zuggeschwindigkeit 8 bis 15 kn).
                            2 Die Zugbahn (oft von Süden nach Norden) hängt vom Höhenwind ab, der eine andere Richtung als der Bodenwind haben kann.
                            3 In Küstennähe schwenken Wasserhosen in ihrer Endphase häufig in Richtung Land ab.

                            09 - Gewitter

                            Bei der Gewitterhäufigkeit nimmt die Adria in Europa einen Spitzenplatz ein. Blitz und Donner suchen dieses Meer vor allem im Juli, August und September heim, und zwar an der Nordadria an bis zu neun Tagen im Monat, in Dalmatien an ca. vier Tagen. Gewitter verursachen in der Regel stürmische Böen. Deshalb ist auf dem Wasser bei einem solchen Unwetter große Vorsicht geboten. Die Böen setzen ein, wenn die drohend-dunkle Wolkenwalze des Gewitters über dem Boot angelangt ist. Sie erreichen 6 bis 8 Bft, in Verbindung mit einem Garbin sogar bis 11 Bft, und kommen in der Regel aus westlicher Richtung. Gewitter dauern selten länger als eine Stunde. Gelegentlich folgt einem Gewitter aber ein weiteres.

                            Gewittervorhersage

                            Voraussetzung für die Gewitterbildung ist eine labile Luftschichtung, die durch eine starke Temperaturabnahme in Höhen über 3000 Meter entsteht, an der Adria zumeist in Verbindung mit dem Aufheizen der bodennahen Luft. Gewittrige Wetterlagen werden von den Meteorologen zwar rechtzeitig erkannt, wo genau die kleinräumigen und kurzlebigen Gewitter ihr Spektakel veranstalten, weiß aber niemand zuverlässig vorherzusagen. Der Eigenprognose kommt deshalb ein großer Stellenwert zu. Sie ist aber nicht immer einfach.

                            Gewittervorboten

                            Tagsüber ist bei klarem Wetter und schwacher Bewölkung der klassische Gewittervorbote, eine sehr hochquellende, blumenkohlförmige Haufenwolke, leicht zu erkennen. Beginnt diese Wolke an ihrem oberen Rand seitwärts diffus auszufasern, und nimmt sie schließlich „Ambossgestalt“ an, so wächst die Gewittergefahr enorm an. In der Nacht, bei starkem Dunst oder bei geschlossener Wolkendecke wird man oft erst durch Blitz und Donner gerade noch rechtzeitig auf ein sich näherndes oder vorbeiziehendes Gewitter aufmerksam. Auf dem Wasser ist der Gewitterdonner bereits in einer Entfernung von ca. 15 Kilometern zu hören, und der Blitz hat nachts als Wetterleuchten eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Eine in unmittelbarer Nähe heranwachsende Gewitterwolke bleibt dagegen bei Dunkelheit oder schlechter Sicht den menschlichen Sinnen meistens verborgen. In einem solchen Fall kann noch vor dem ersten Donnerschlag unvermittelt eine Gewitterbö über das Boot oder den Lagerplatz herfallen.

                            Auch wissenswert: An der Adria treten die gefährlichsten Böen im rechten Bereich (in Zugrichtung gesehen) der Gewitterfront auf. Einem aus Westen sich näherndem Gewitter sollte man deshalb möglichst nach Norden ausweichen. Das gilt für Segler, für uns Kajaker dürfte diese Option wegen der großen Ausdehnung der Gewitterfront wohl in den wenigsten Fällen durchführbar sein. Bei uns gilt es, das Gewitter mit Paddelanorak und Schwimmweste direkt abzuwettern. Die Gefahr durch Blitzschlag ist auf dem Meer sehr klein.

                            10 - Gezeiten

                            Ebbe und Flut sind in der Adria nur schwach ausgeprägt und dort deshalb eigentlich kein großes Thema. Aber auf einem Lagerplatz, bei dem der Kajak nur wenige Zentimeter an Land gezogen und das Zelt unmittelbar am Wasser aufgebaut wird, ist auch ein kleiner Gezeitenhub von Bedeutung. Der Unterschied zwischen Niedrigwasser und Hochwasser wird in der Adria von Süden nach Norden größer. Er beträgt in Dubrovnik bis zu 35 cm und in Koper bis zu einem Meter. Die Gezeiten der Adria variieren je nach Mondstellung zwischen einer halbtägigen und einer eintägigen Form.

                            Halbtägige Gezeiten:

                            Bei Voll- und Neumond ist die Gezeitenperiode halbtägig. Das heißt, zwischen Niedrigwasser und Niedrigwasser liegen ca. 12 Stunden. Anders ausgedruckt: Ebbe und Flut wechseln ca. alle 6 Stunden. Bei dieser Konstellation - Sonne, Mond und Erde befinden sich auf einer Linie - ist der Tidenhub am größten, weil die Anziehungskräfte von Sonne und Mond zusammen wirken.

                            Eintägige Gezeiten:

                            Etwa 15 Tage später bei Halbmond, wenn Sonne und Mond, von der Erde aus betrachtet, in einem Winkel von 90 Grad zueinander stehen sind die gezeitenbildenden Kräfte und folglich auch der Tidenhub am kleinsten. Dann wird man in der Adria die eintägige Gezeitenform vorfinden, zumindest an Küsten, denen Inseln vorgelagert sind. Während der anderen Mondphasen herrschen gemischte Gezeiten vor.

                            Der Wasserstand wird aber nicht nur durch Sonne und Mond beeinflusst. Oft spielt auch der Wind eine Rolle. So lässt der Südwind Jugo vor allem in der nördlichen Adria den Wasserspiegel ansteigen. Umgekehrt verringert eine sehr starke und lang andauernde Bora in einigen Häfen der östlichen Adria die Wassertiefe. Im Stadthafen von Rab kann bei Bora und gleichzeitigem Niedrigwasser das Wasser um bis zu einem Meter fallen.

                            Sogar der Luftdruck hat Auswirkungen. Bei hohem Druck fällt der Wasserspiegel, bei niedrigem steigt er. Für die Adria gilt die Faustformel: Ein Hektopascal (hPa) verändern den Wasserstand um einen Zentimeter.

                            11 - Strömungen

                            Strömungen laufen in der Adria in der Regel entgegen dem Uhrzeigersinn. Das heißt: An der kroatischen Küste bewegen sich die Wassermassen an der Inselaußenseite mit maximal 0,15 kn nach Norden, an der italienischen Adriaküste bis maximal 0,3 kn nach Süden. Nur am Stiefelabsatz erreicht die Strömung 0,5 kn.

                            Lediglich in sehr engen Passagen zwischen den Inseln kann die Stromstärke unter dem Einfluss von Wind und Gezeiten bis zu 5 kn erreichen, wenn die Wellen durch den Sund gepresst werden. In bestimmten Situationen ändern die Wassermassen abrupt ihre Richtung um 180 Grad.

                            Das sind die allerwichtigsten Informationen zum Wettergeschehen und deren Auswirkungen auf eine Seekajak-Tour in der Adria, die zu beachten sind. Zusätzlich verweise ich auf das im Post #39 auf Seite 02 in diesem Thread vorgestellte Dutzend allgemeiner „Wetter-Regeln für Seekajaker“ und sehe diese als eine sehr sinnvolle Ergänzung und Hilfe.

                            Im nächsten Beitrag werde ich versuchen, meine eigenen Erfahrungen an der adriatischen Küste an einigen Beispielen darzustellen und diese allgemeinen Angaben ergänzen.

                            Viele Grüße
                            Beyond
                            Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 22:51. Grund: Link eingebunden

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                              Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                              bei meiner allerersten Kajaktour auf dem Meer entlang der dalmatinischen Küste, von Grado in Italien nach Dubrovnik und wieder zurück, habe ich im Jahre 2002 alle nur erdenklichen Wettererscheinungen erlebt und durchgestanden, die ich im vorangegangenen Thread #413 beschrieben habe.

                              1 - Wellen, die „Hohen Drei“

                              Das begann schon am ersten Tag bei der Überfahrt von Grado nach Savudrija. Als ich die schützende Mole in Grado verlassen hatte, schwappten Wellen über das Deck. Sie kamen aus Osten, aus der Richtung Triest und ich merkte sehr schnell, dass in regelmäßigen Abständen mir das Wasser bis zur Mitte der Schwimmweste hochspritzte. Ich hatte zum ersten Mal die Bekanntschaft mit den „Hohen Drei“ gemacht. Siehe dazu auch die Posts #51, #67 auf Seite 4 in diesem Thread.

                              Unsinnigerweise steckte ich die Sonnenbrille vorne in das Gepäcknetz, damit sie ja nicht verloren geht. Nach höchstens zwei Perioden der Hohen Drei war die Brille aus dem Netz verschwunden, auf Nimmerwiedersehen. Die Lehre daraus: nicht mehr kleine Gegenstände im Gepäcknetz zu verstauen. Seitdem fahre ich eigentlich immer mit leerem Deck.

                              2 - Wenn das Wasser unvermutet steigt

                              Ich baute einen Tag später mein Zelt auf dem betonierten Anlandesteg der kleinen Insel Altijez auf, weil es die einzige ebene Stelle auf dem felsigen Eiland war. Ich wählte den Platz in dem vollen Bewußtsein, dass die Höhe von vielleicht 40 cm über dem Wasserspiegel ausreichen würde, nicht von der Flut überrascht zu werden. Leider bedachte ich dabei nicht, dass während des ganzen Tags der warme Südwind (Jugo) geblasen hatte.

                              Als ich dann mitten in der Nacht aufgewacht war und feststellte, dass das Wasser bereits am Zelteingang stand, verlegte ich in der Vollmondnacht mein Zelt doch etwas höher auf den krummbuckeligen Felsboden. Den Rest der Nacht lag ich dann zwar trocken aber äußerst unbequem im Zelt, trotz dicker Isomatte. Jugo in Verbindung mit Vollmond haben halt so ihre besonderen Eigenheiten bei den Gezeiten in der Adria.

                              Weil mir Ähnliches im nächsten Jahr in Italien an einem flachen Kiesstrand in einer kleinen Lagune noch einmal passiert ist, schaue ich heute grundsätzlich nach einer immer angemessenen Abstandshöhe zum Wasserspiegel, insbesondere bei Voll- oder Neumond und bei südlichen Winden, die durch den langen Fetch zusätzlich noch enorme Dünungen zustande bringen.

                              Meine Kamera hatte damals Meerwasser geschluckt. Deshalb kann ich keine Photos von meiner ersten Seekajak-Fahrt an der dalmatinischen Küste zeigen und muss für Erklärungen auf alternative Bilder anderer Reisen ausweichen.


                              Bild 1: Italien, 2003 - Ich hätte nicht gedacht, dass das Wasser in der kleinen Lagune an der Adria bis zum Zelt steigen würde (siehe oben). Aber der Südwind trieb die Wassermassen in der Nacht bis knapp vor den Zelteingang.

                              Dabei habe ich noch nicht einmal eventuelle kurzfristig aufkommende Stürme und hohe auslaufende Dünungen, die von Starkwinden auf dem Meer herrühren, berücksichtigt, die mich auf meinen Reisen immer wieder gezwungen haben, mein Lager am Strand in höher gelegene Regionen zu verlegen. Deshalb halte ich bei der Auswahl des Lagerplatzes, wenn möglich, auch Ausschau, dass eine „Fluchtmöglichkeit“ in das Hinterland besteht, um nach dort ausweichen zu können. An einem Ministrand an einer Steilküste, mag er noch so romantisch sein, paddle ich heute lieber vorbei oder nutze ihn nur zu einer kurzen Rast, aber nie mehr zum Übernachten. Die Erfahrungen mahnen eben zur Vorsicht.


                              Bild 2: Griechenland 2003 - Bei schönstem Wetter mit praller Nachmittagssonne musste ich das Lager in einer kleinen Bucht auf der Insel Kalymnos zweimal verlegen, weil die anfangs minimale Dünung immer höher wurde. Sie stammte von einem Sturm weit draußen auf dem Meer. Jetzt war mein „Hinterland“ ausgereizt und ich beobachtete mit zunehmender Beunruhigung, wie weit die „Hohen Drei“ bei jedem Auftreten vordrangen. Zum Glück kamen sie nicht mehr weiter als bis zum aufgeschwemmten Kieselwall (siehe die dunklen nassen Fläche auf dem Kamm). Solche Erfahrung muss man einfach sammeln, damit einem die Grenzen und ihre Begleiterscheinungen bewusst werden!

                              3 - Mein erstes Gewitter

                              Auf der Insel Veli Srakane hatte ich mein Zelt auf einer kleinen Wiese in der Nähe des Dampferstegs aufgebaut. Nachdem ich bei einem Einheimischen meinen Wassersack auffüllen wollte, musste ich feststellen, dass dieses kleine Eiland zwar arm an Trinkwasser, aber reich an den diversen Obstbränden war. Nach einer durch den Hochprozentigen recht angeregten Diskussion legte ich mich rechtschaffend müde und mit mir und der Welt zufrieden in meinen Schlafsack.

                              Ich erwachte und schreckte urplötzlich hoch, als es an meinem Zelt gewaltig rüttelte. Ich schälte mich verschlafen aus meiner „Zudecke“, der Schlummertrunk war sofort vergessen! „Jetzt hat deine Stunde geschlagen! Erst besoffen gemacht und dann eins über die Rübe ...“, kam es mir in den Sinn. Wahnvorstellungen zermarterten mein Gehirn, als noch ein Lichtschein das Innere meines Zeltes erhellte, wie von einem zuckenden, immer wieder aufgeblendeten Scheinwerfer. Ich erinnerter mich an die Geschichten aus den Karl-May-Büchern, die ich in meiner Kindheit über den Balkan und seinen Bewohnern lesend verschlungen hatte. Im selben Moment zerriss ein gewaltiger „Kanonendonner“ das Getöse des Rüttelns am Zelt und Wasser wie aus einem Feuerwehrschlauch prasselte auf das Stoffdach. Danach war es wieder windstill. Nur das Blitzen und Donnern hielt sich noch eine Weile und der Regenguss schwächte sich zu einem leichten Nieseln ab. Ich hatte zum ersten Mal ein „dalmatinisches Gewitter“ erlebt, mit starken Windböen am Anfang, Regenguss, Blitz- und Donnerschlag!

                              Später wetterte ich noch manche Gewitter erfolgreich ab, an Land und im Kajak auf dem Meer. Niemals mehr hatte ich aber solchen Bammel gehabt, wie bei diesem ersten Mal. Anfangs hatte ich noch den Paddelanorak angezogen, als Schutz vor Nässe. Aber bald hatte ich bemerkt, dass ich unter dem Wetterfleck, trotz Hightech-Membrane, vom Schwitzen genauso nass wurde wie ohne und ließ ihn dann meist weg. Nur bei kaltem Wind ziehe ich ihn noch an, weil er trotz Nässe im Inneren, in Verbindung mit der Schwimmweste, den Wind abhält und etwas wärmt.


                              Bild 3: Griechenland 2006 - An und für sich ein wunderschöner Kiesstrand an der Südwestküste der Insel Lefkada im Ionischen Meer. Aber es war ein tückischer Lagerplatz, wenn auch der einzige an der gesamten Küstenlinie im Süden der Insel: Gleich am Anfang rollte ein faustgroßer Felsbrocken, vermutlich losgetreten von einer Ziege, den Abhang herunter und knallte auf den Kajak. Hätte ich das Tarp bereits aufgestellt, wäre es zerfetzt worden. Das Boot hat es ausgehalten und es ist nur ein Kratzer zu sehen. Schlimmer war allerdings die Nacht, währen eines Gewitters. Der Regen schlug von den Böen getrieben hart gegen die Steilküste und löste scharfkantige Steinchen aus dem Kalkfelsen, die dann auf das Tarp herunterprasselten. Ich rückte mit meinem Lager ganz nahe an den Felsen und entging so dem Steinschlag. Allerdings kämpfte ich jetzt mit dem an der Steilwand herunterrinnenden, -tropfenden und in kleinen Wasserfällen herabstürzenden Nass. Zum Glück versickerte es in dem Kies sehr schnell. Bei Sand hätte ich mir Matte und Schalfsack erheblich versaut. Am nächsten Morgen zeigte sich der Himmel in seiner gewohnten sommerlichen Ruhe, als ob nichts gewesen wäre. Nur ich war müde und unausgeschlafen! Beim Einbooten vernahm ich aus dem leichten Säuseln des Windes, sogar Poseidons hämisches Grinsen, der mir erneut eine Lektion erteilt hatte. Aber mal ehrlich: Manche Menschen, insbesondere der maskuline Teil davon, fallen immer wieder auf die Sirenen in Form der Schönheit eines weitläufigen Strandes, einer einsamen Bucht, einer aufregenden, spärlich bekittelten ... herein und ignorieren dann Wissen, Verstand und Vernunft.

                              4 - Gegen eine Bora muss man kämpfen oder sie einfach abwettern

                              Auf der kleinen Insel Mala Krbela fand ich auf der Westseite im Lee eine Felsenplatte, auf der ich bequem ausbooten konnte. Das Zelt stellte ich etwas oberhalb auf. Weil ich den Kajak (Mein erster Seekajak war ein GFK-Kahn ausländischer Produktion mit erheblichen Fabrikationsfehlern.) reparieren musste, legte ich einen Ruhetag ein. Während des Aushärtens der Spachtelmasse erkundete ich an meinem paddelfreien Tag die Gegend und stieg auch auf den rund 80 Meter hohen kegelförmigen Gipfel der unbewohnten Insel. Ich hatte eine wunderschöne Rundumsicht, sah kilometerweit über das Inselarchipel von Sibenik. Allerdings pfiff an diesem Tag ein sehr starker Wind aus Nordost, vom bergigen Festland herüber. Er wehte gewaltig den Felsabhang herauf, auf dem im Gegensatz zu der sonst dicht bewachsenen Insel kein einziges Pflänzchen zu finden war, nur eine blanke Felswand. Jeder Krümel Erde war von den anscheinend häufigen Bora-Stürmen aus Nordost weggeweht. Die See war weiß vor lauter Schaumkämmen auf den noch kurzen Wellen, die sich von der Insel Krapanj aus auf einer Strecke von rund 1 Kilometer aufgebaut hatten. Eine Bora hatte eingesetzt und ich hatte sie überhaupt nicht bemerkt! Im Lee der Insel war aber das Wasser ruhig und der Wind kaum spürbar. Diese Bora hielt fast einen ganzen Tag lang an und flaute anschließend zu einem leichten Wind langsam ab.

                              In der zweiten Nacht auf Mala Krbela roch es nach Rauch eines Holzfeuers. Ich krabbelte aus dem Zelt und schaute nach. Nichts war von fremden Besuchern und einem Lagerfeuer auf meiner Seite der kleinen Insel zu erkennen, aber der Rauch war deutlich zu vernehmen. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass keine unmittelbare Gefahr bestand, legte ich mich wieder in mein Zelt. Aber ich konnte nicht mehr richtig einschlafen. Immer wieder verspürte ich den Rauch in meiner Nase.

                              Am nächsten Morgen beobachtete ich auf dem Weg nach Vodice, zwischen der Insel Zlarin und dem Festland, drei gelbe Löschflugzeuge, die in regelmäßigen Abständen eine Schleife in das Hinterland von Sibenik flogen und dann vor mir auf dem Meer im Flug Löschwasser aufnahmen. Jetzt wusste ich auch, woher der Brandgeruch kam, der noch am Morgen deutlich zu vernehmen war. Ein Waldgebiet hinter Sibenik brannte und die Löschflugzeuge versuchten das Feuer einzudämmen. Die abflauende Bora trug den Brandgeruch kilometerweit nach Südwesten.

                              Als ich in die Nähe der Wasseraufnahmestelle paddelte, versuchte ich mich mit Winken und Paddelschwenken den Piloten in den Flugzeugen bemerkbar zu machen. Jedes der drei Flugzeuge wippte daraufhin nacheinander mit seinen Flügeln als Zeichen, dass sie mich bemerkt hatten und das nächste Mal schöpften alle drei hinter mir ihr Löschwasser. Nebenbei bemerkt: Man benötigt nicht unbedingt moderne Kommunikations- und/oder Pyro-Technik, wenn man sich verständigen will. Aber das ist eine andere Baustelle und gehört nicht unbedingt hierher. Ich möchte damit keinesfalls unsere Technikfreaks vor den Kopf stoßen, sondern nur von meinen praktischen Erfahrungen erzählen.

                              Meine erste richtige Bora auf dem Wasser erlebte ich auf der Rückfahrt von Dubrovnik. Ich wollte in den Stonski-Kanal einfahren, um dann von Veli Ston nach Mali Ston die rund 2 Kilometer hinüber zu karren und danach an der Festlandsküste nordöstlich der Halbinsel Peljesac weiterpaddeln. Von der Nordspitze der Insel Sipan stand mir eine abgelenkte Bora aus Nord bis zur Einfahrt in den Stonski-Kanal entgegen, die sich durch den Düseneffekt noch verstärkt hatte. Für die knapp 5 Kilometer benötigte ich bei relativ niederen, kurzen Wellen nahezu 3 Stunden, die ich sonst bequem in einer Stunde bewältigt hätte. Das erinnerte mich an die Stürme am Tegernsee in meiner Jugend mit sehr starkem Wind aber kleinen Wellen. Im Kanal selbst war es etwas ruhiger. Auch der Kajaktransport mit dem Bootswagen über den Berg auf der Verbindungsstraße verlief ohne nennenswerten Wind. Aber wieder im Wasser schien sich die Bora erneut an mich zu erinnern und wehte mit aller Gewalt mir ins Gesicht. Ich kam kaum einen Kilometer weit und kehrte nach Mali Ston zurück. Entkräftet und müde bootete ich bei einem Slip aus und baute mitten in der Ortschaft am Ufer an einer windgeschützten Stelle mein Zelt auf.

                              Einer der Bewohner beobachtete mich von seinem Garten aus. Als er dann über die Straße zu mir kam, dachte ich zunächst, er würde mich auffordern, weiterzuziehen. Aber das Gegenteil war der Fall. Er lud mich zu sich in sein Häuschen ein, bewirtete mich mit einer Brotzeit und reichlich Slibowitz und outete sich als Seemann im Ruhestand. Er erzählte auf englisch von seinen Reisen, insbesondere von Skandinavien bis hinauf zur Barentssee. Als er von Andenes auf den Vesterålen Andøya, von dem kleinen Fischereihafen in Gamvik auf der Nordkinnhalvøya, von Vardø auf der Varangerhalvøya und von Kirkenes erzählte, konnte ich auch meinen Teil zu den Schilderungen beitragen und von meiner Motorradreise, die ich 4 Jahre zuvor nach Skandinavien unternommen hatte, berichten und ich äußerte mich über die Orte, wie sie heute aussehen. Das gemeinsame Klönen ging bis weit in die Nacht und der weitgereiste kroatische Seemann begleitete mich zum Schluss mit einer Taschenlampe zu meinem Zelt. Der Wind hatte merklich nachgelassen und ich kroch zufrieden und mit vielen Erinnerungen in den Schlafsack.

                              5 - Mit Hilfe von Wind und Flaute eine Seekajk-Reise planen und durchführen

                              Meine erste Rundreise in der Adria hatte ich so geplant, dass ich an der Außenseite der dalmatinischen Inseln nach Süden paddelte und den Maistral ausnützte. Auf dem Rückweg schipperte ich an der Küste entlang und nutzte die dort in den Sommermonaten meist vorhergesagten Flauten aus, bis auf die wenigen Ausnahmen, an denen ich der Bora und einigen Gewittern ausgesetzt war. Die Einplanung von vorherrschenden Winden, Wellen und Strömungen schon bei der Vorbereitung einer Seekajaktour, erleichtert die spätere Durchführung und macht die Reise zu einem gelungenen Urlaub, steigert Erholung, Spaß und das Vergnügen beim Seekajaking.

                              Auch während der Fahrt selbst folge ich manchmal spontan dem Wind und den Wellen. Von der Insel Ilovik wollte ich eigentlich zur Insel Premuda paddeln. Als ich aber die „Meltemi-Düse“ zwischen den Inseln Sveti Petar und Ilvolik passierte, wehte der Wind genau in Richtung zu dem Eiland Silba und die Wellen liefen ebenfalls darauf zu. Kurzentschlossen schwenkte ich zur Insel Silba ab, erreichte sie innerhalb kürzester Zeit. Für die rund 9 Kilometer benötigte ich eine knappe dreiviertel Stunde, was einer Geschwindigkeit von 12 km/h entsprach und dabei musste ich mich nicht einmal anstrengen. Im Lager setzte ich dann den neuen Kurs ab, um wieder auf meine eigentliche Route zu gelangen.

                              Meine kleinen Erzählungen sollen dazu beitragen, eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen und auch die immer wieder auftretenden menschlichen Schwächen aufzuzeigen, insbesondere wenn es sich um die Schönheiten der Natur handelt und man dann alles theoretische Wissen über Gefahren und die daraus entstehenden möglichen Komplikationen in den Wind schlägt.

                              Viele Grüße
                              Beyond
                              Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 16:08. Grund: Links eingebunden

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                              • Suomalee
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                                • 15.10.2010
                                • 233
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                                AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                Lieber Beyond,

                                danke für die "Gute-Nacht-Literatur"!
                                Besonders Dein letzter Post ist sehr anschaulich (wohl wegen der Fotos) und macht schrecklich Lust auf meer...

                                Liebe Grüße
                                LEE
                                Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                • Beyond
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                                  • 09.11.2010
                                  • 601
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                                  AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                  Hej Lee,

                                  ... gerne geschehen. Wenn Du "meer" willst! Vielleicht hast Du mal Lust auf eine Seekajaktour, dort wo die Bora bläst und es blitzt und donnert, aber es auch sehr warm sein kann, im August oder September. Ich würde mich freuen, wenn Du Dich für die dalmatinischen Inseln interessieren würdest. Da könnte ich Dich bei der Reiseplanung unterstützen! Wo möchtest Du denn in der Adria hin? Nord, Mitte, Süd oder auf den Spuren von Jonny Behm?

                                  Viele Grüße
                                  Beyond
                                  Zuletzt geändert von Beyond; 07.05.2011, 06:57.

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                                  • Suomalee
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                                    • 15.10.2010
                                    • 233
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                                    Hi Beyond,
                                    jetzt wo Du es wieder erwähnst...Fahrt zu den tausend Inseln!
                                    Es ist einige Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Konntest Du es noch auftreiben? Und hat es sich teilweise gedeckt mit Strecken, die Du auch gepaddelt bist?
                                    Liebe Grüße
                                    LEE
                                    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

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                                      • 09.11.2010
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                                      Hallo Lee,

                                      es ist immer wieder interessant, wenn man Literatur aus den Anfängen der Paddelei liest. Ja, ich habe mir das Buch von meinem Sohn über Amanzon, er ist dort Kunde, beschaffen lassen und in einem Zug ausgelesen.

                                      In einem Zug deshalb, weil die von Jonny Behm beschriebene Strecke sich weitgehend mit der meiner Seekajaktour 2002 gedeckt hatte. Allerdings reiste ich in umgekehrter Richtung, also von Süden nach Norden. Im Norden bin ich jedoch dem Velebit Kanal gefolgt und habe nicht wie das Damenduo die Westseite der Inseln von Krk und Rab befahren. Vielleicht werde ich das aber noch nachholen.

                                      Es hat sich auch sehr viel geändert. Die Inseln sind zwar immer noch die alten geblieben, auch die Menschen mit ihrer Liebenswürdigkeit, soweit es sich um die Bevölkerung auf den Inseln und in den Dörfern handelt.

                                      Aber aus so manchem in dem Buch so beschaulich geschilderten Fischerhafen ist eine große moderne Marina mit der entsprechenden menschlichen Frequentieruung und unpersönlichem Charme entstanden und in einigen wunderschönen, damals einsam beschriebenen Buchten klotzt jetzt eine Bettenburg aus Beton und den obligatorischen Absperrungen mit Bojen für die Badegäste.

                                      Auch der Verkehr auf dem Wasser hat zugenommen. Überall trifft man Charterjachten, tuckern motorisierte Schlauch- und Fest-Boote herum oder knattern die protzigeren Versionen mit ihren leistungsstarken, lauten und stinkenden Außenbordern an einem vorbei. Ich wundere mich oft, wo diese Leute ihr Schifferpadent erstanden haben. Da keimt in mir der Verdacht, dass das Verfahren ähnlich abgelaufen ist, wie das bei manchen Doktorarbeiten unserer Politiker und deren Sprösslinge.

                                      Manchmal sieht man sogar eine geführte Paddlergruppe, die einen Tagesausflug unternimmt. Die erkunden aber wie die meisten Kajaker die abgelegeneren Gegenden. So entkommen sie dem Wirrwarr aus abfütterungswilligen Pauschaltouristen, öligen sonnenbratenden Badegästen, erlebnisparkhungrigen „Strand-Sportlern“ und in bekannte und berühmte Buchten sich zusammenrottenden Freizeit-Skippern.

                                      Wenn man mit dem Seekajak ein bisschen sucht, findet man auch noch ruhigere Gefilde. 2002 entdeckte ich im Süden auf der Insel Vis einen wunderschönen Lagerplatz neben einem Schafstall, in dem der Schäfer einen kleinen Restaurationsbetrieb aufgezogen hatte, nur ein paar Bänke und ausschließlich von Einheimischen besucht, die einen Paddler, damals einen Exoten wie mich, gerne bei sich aufgenommen hatten.

                                      Viele Grüße
                                      Beyond

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                                        • 09.11.2010
                                        • 601
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                                        • Meine Reisen

                                        AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                        Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks, hallo Lee,

                                        seit Beginn meiner Seekajak-Touren im Mittelmeer habe ich von einer „Adria-Rundfahrt“ geträumt. Adria-Rundfahrt, das heißt für mich: von Venedig aus über Dalmatien runter in den Süden, dann irgendwo über die Adria und an der Küste Italiens wieder hoch nach Norden, zurück nach Venedig. Das Problem ist dabei die Querung der Adria. Bereits im Jahre 2002 habe ich begonnen, nach Möglichkeiten für diese Überfahrt zu suchen, damals noch ohne Internet und Google-Earth.

                                        Folgende Varianten hatte ich ausgekundschaftet:

                                        1 - Albanien - Italien

                                        Die Überquerung von Albanien, Bucht Gjiri i Ariut (am Beginn der Mali i Karaburunit) aus, hinüber nach Otranto: 74,3 km, Kurs 246 Grad. Wegen der damaligen politischen Verhältnisse in Albanien war diese Möglichkeit ausgeschlossen. In der Presse, ich glaube es war während des Balkankrieges, hat es einmal einen Bericht gegeben, dass ein Flüchtling diese Route mit einem Paddelboot bezwungen hat. Es ist also durchaus machbar.

                                        2 - Griechenland - Italien

                                        Als Alternative habe ich die Überquerung von der Insel Korfu in Griechenland aus, über die kleine westlich gelegene Insel Othonoi, nach Otranto in Italien untersucht. Vom Cape Drastis bei Sidari auf Korfu zur Insel Othonoi: 23,6 km, Kurs 281 Grad und von Othonoi (Nordwestkap) nach Otranto: 82,1 km, Kurs 293 Grad. Diese Tour wurde bereits von Rainer und Franziska Ulm im Jahre 2001 mit zwei Einer-Faltbooten unternommen.

                                        Wegen den großen Entfernungen von 74 km und 82 km habe ich diese Solotouren zurückgestellt. Außerdem muss ich mit nordwestlichen Winden bis zu 5 Beaufort und Strömungen bis zu 0,5 Knoten aus der selben Richtung rechnen.

                                        3 - Kroatien - Italien

                                        Die Überquerung von der Insel Susac in Kroatien über die westlich gelegenen Inseln Palagruza, Pianosa, Tremiti nach Süden zum Beginn des Gargano in Italien oder alternativ von der Insel Palagruza zum Gargano nach Peschici in Italien. Von der Insel Susac zur Insel Palagruza: 43,6 km, Kurs 206 Grad, von Palagruza zur Insel Pianosa: 45,5 km, Kurs 246 Grad, von Pianosa zur Insel Tremiti: 23,6 km, Kurs 242 Grad und von Tremiti nach Torre Fortore am Beginn des Gargano an der italienischen Küste: 23,8 km, Kurs 210 Grad, alternativ von der Insel Palagruza direkt zum Torre di Calalunga, östlich von Peschici am äußeren Gargano: 51,7 km, Kurs 199 Grad.

                                        Diese Option halte ich für die am besten geeignete, eine Adria-Überquerung durchzuführen. Wegen der Winzigkeit der Insel Palagruza ist es aber unbedingt erforderlich, genau zu navigieren und Windverhältnisse (Maistral), Wellenzug und Strömungen zu berücksichtigen und in den Kurs mit einzuarbeiten. Ich habe dabei an eine Vorlage nach Nordwest von rund 5 bis 10 Grad gedacht, um dann nach Erreichen einer gesicherten Position mit Wind, Wellen und Strömung direkt zur Insel zu paddeln.

                                        Heuer im Frühjahr kontaktierte mich ein junger Kajaker aus einem anderen Forum, der ebenfalls die Querung von Kroatien über Palagruza in Augenschein genommen hat. Ich gab ihm daraufhin einige Auskünfte und verwies auf den Thread „...mein Seekajakherz ausschütten...“ für weitere Informationen. Die Mitteilung an ihn möchte ich hier gekürzt wiedergeben, weil sie von allgemeinem Interesse ist.

                                        Textauszug:

                                        ... Die Insel Palagruza ist 90 m hoch (Leuchtturm) und 1,4 km lang. Von Susac nach Palagruza sind es knappe 44 km. Du wirst erst nach rund 10 km die Insel Palagruza sehen können, hervorragende Sicht vorausgesetzt. Das wäre noch durchzuführen. Aber die Strecke von Palagruza nach Pianosa beträgt knappe 46 km. Pianosa ist klein und sehr flach maximal 15 m hoch, mit dem Leuchtfeuer höchstens 30 m. Die Insel wirst Du erst nach rund 25 km bei ausgezeichneter Sicht sehen können. Außerdem hast Du mit Strömungen von rund 0,25 kn = 0,5 km/h und mit Wind und Wellen unbekannten Ausmaßes (entsprechend der Wetterbedingungen), alles aus Nordwest zu rechnen. Eine kleine Insel mit nur rund 500 m Sichtbreite zielsicher zu treffen, die auf dem halben Weg nicht zu sehen ist, setzt eine sehr genaue Navigation voraus unter Berücksichtigung all der Unwägbarkeiten die die Wetterlage mit sich bringt (Abdrift nach Südost).

                                        Deshalb habe ich die Strecke Palagruza nach Pianosa aus Sicherheitsgründen wieder verworfen und an deren Stelle den Gargano mit der Ortschaft Peschici gesetzt, der meines Erachtens sicherer angesteuert werden kann (breite Front und sehr hoch). Paddelstrecke ist von Palagruza aus mit 51 km allerdings um 6 km länger, rund 1 Stunde Fahrzeit.

                                        Ich habe mir das von den Fähren aus mehrere Male angesehen, als sie an Palagruza vorbeigefahren sind. Aber selbst von der Fähre aus konnte ich den Gargano nur bei einer einzigen Passage sehen. Das war aber bei einer Augenhöhe auf dem oberen Deck der Fähre ...

                                        ... Auf meiner Tour letztes Jahr von Grado nach Griechenland hatte ich in Prizba auf der Insel Korcula zufällig den ehemaligen Leuchtturmwärter von Palagruza getroffen. Der erzählte mir, dass er einmal eine holländische Kajak-Gruppe bewirtet hatte, die dieses Unternehmen durchgezogen hatte. Ansonsten wusste er von keinem anderen, der diese Kajak-Reise unternommen hätte ...

                                        Einige zusätzliche Ergänzungen möchte ich noch anführen.

                                        Die Verwendung eines GPS-Geräts halte ich nur als zusätzliche Hilfe für sinnvoll, keinesfalls als exklusives Navigationsmittel. Nicht nur der Ausfall (Verlust bei Sturm, Versagen durch Wassereinbruch, leerer Akku usw.) hätte verheerende Ausmaße, auch die mangelnden Navigationsmöglichkeiten. Zum Beispiel hätte das GPS bei Abdrift durch Wind und Strömung fatale negative Auswirkungen. Das GPS folgt mit der „goto-Funktion“ nämlich der „Hundekurve“ (siehe Post #144). Wenn die Insel Palagruza nicht getroffen wird und der Kajaker am Zielpunkt bereits vorbeigetrieben ist, zeigt das GPS nur die kürzeste Entfernung und deren Richtung zum eingegebenen Ziel an. Das ist identisch mit der Hundekurve, die man steuert, wenn das Ziel bereits sichtbar ist. Man will trotz der Strömung, dem Wind und den Wellen, die einen versetzen, immer auf das Ziel zuzufahren! Liegt das Abkommen bei Sturm über der Paddelgeschwindigkeit hat man verloren! Siehe dazu auch die einzelnen Posts und Erfahrungsberichte in diesem Thread, die dieses spezielle Thema behandeln.

                                        Wer nicht in der Lage ist, durch navigatorische Maßnahmen die äußeren Einflüsse bei seiner Kursberechnung frühzeitig zu berücksichtigen, dem nützen weder Kompass noch GPS.

                                        Einen weiteren Einwand bringen Kritiker dieses Unternehmens vor, indem sie auf den starken Fährverkehr durch die 6 Schifffahrtslinien hinweisen. Dazu ist folgendes anzumerken: Bei guter Sicht und nur dann ist eine Querung sinnvoll, erkennt man eine Schnellfähre bereits in rund 20 km Entfernung. Siehe dazu die Posts #125 und #130. Die maximale Geschwindigkeit beträgt bei diesen Fähren 31 Knoten, das sind 57,4 km/h. Für die 20 km benötigen diese Schiffe rund 21 Minuten. Man hat nun ca. 20 Minuten Zeit, um aus der Gefahrenzone herauszupaddeln. Das sind bei einer Paddelgeschwindigkeit von 5 km/h immerhin rund 1,5 km oder über 3 km, wenn man einen Spurt einlegt.

                                        Wichtig ist dabei die richtige Einschätzung der Situation: Kommt die Fähre direkt auf einen zu, dann wird es höchsten Zeit, sich zu sputen oder man lege eine Pause ein und warte in aller Ruhe, bis die Fähre einen passiert hat. In beiden Fällen ist es keineswegs erforderlich, gleich eine weiße Signalrakete als „Achtung“ in den Himmel zu jagen, um auf sich aufmerksam zu machen.

                                        Auf der Überfahrt im Jahre 2006 von der Insel Ägina zur Insel Fleves über den Saronikos Kolpos, eine der belebtesten Schifffahrtsstraßen im Mittelmeer, musste ich mich am Vormittag mit zahlreichen Fähren und Frachtern herumschlagen, die von Piräus, den anderen naheliegenden Häfen und von der Reede aus zu den einzelnen Inseln in der Ägäis aufgebrochen waren. Da war ein ständiges Stop-and-go angesagt und ich musste mich oft sehr kurzfristig entscheiden, ob ich noch an dem auf mich zurasenden Schnell-Katamaran vorbeikomme oder ich lieber warten soll. Mit der nötigen Vor- und Umsicht und der sicheren Selbsteinschätzung meiner Leistungsfähigkeit war es aber kein großes Problem, diese Gefahrensituation zu meistern. Bei den rund 30 bis 35 Schiffen die mich auf den 16 Kilometern von Ägina nach Fleves während der rund 3 Stunden Überfahrt kreuzten, kam ich in keinem einzigen Fall in Bedrängnis noch hatte ich das Bedürfnis, mich bemerkbar zu machen.

                                        Noch ein kleiner Hinweis, den ich immer wieder anführe: Der Seekajaker ist die kleinste Einheit auf dem Meer. Nur wenn er grundsätzlich auf die größeren Schiffe Rücksicht nimmt und ihnen aus dem Weg geht/paddelt, kann er absolut sicher sein, dass ihm auch nichts passiert!

                                        Wenn mich heute jemand fragen würde, warum ich das Unternehmen „Adria-Querung“ nicht gemacht habe, würde ich ihm erklären, dass ich es mit über 60 Jahren wohl als ein Wagnis ansehe, solche Passagen durchzuführen. Zu Beginn meiner Seekajakfahrten lag das Interesse jedoch mehr beim kurzen Inselspringen zu sichtbaren Eilanden in Dalmatien und in der Ägäis, als bei spektakulären Unternehmungen, die mit einem gewissen, wenn auch kalkulierbaren Risiko verbunden sind. In diesen Fällen wägte ich genau ab und entschied mich dann immer für die Sicherheit. Es gab bei meinen Solotouren mit dem Seekajak so vieles Neues zu entdecken, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, dass ich auf aufsehenerregende Aktionen verzichten konnte. Siehe auch die Gefahreneinschätzung bei der Überfahrt zur Insel Thira/Santorin im Post #130.

                                        Ich muss im Ruhestand mit meinen Reisen auch nicht meine Brötchen verdienen. Dafür habe ich während meiner Berufstätigkeit rechtzeitig und ausreichend gesorgt. Und das Rampenlicht ist für mich auch nicht gerade die erstrebenswerteste Perspektive. Dafür kann ich jetzt auf meinen Reisen all die erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen und ein autarkes Leben genießen. Das macht mehr Spaß, als mit einer dicken Rente all das erkaufen zu müssen, was ich jetzt selbst herstellen und reparieren kann. Ich würde daran verzweifeln, in meiner engsten Umgebung bis zum Schluss ausharren zu müssen und wie manche der tatenlosen Ruheständler nur einen „Zug durch die Gemeinde“, von einem Gasthaus zum anderen, zu Stande zu bringen.

                                        Viele Grüße
                                        Beyond
                                        Zuletzt geändert von Beyond; 22.02.2012, 13:40. Grund: Links eingebunden

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                                        • Robson
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                                          • 26.01.2011
                                          • 3
                                          • Privat

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                                          AW: ...mein seekajakherz ausschütten...

                                          @ Beyond: an die von Dir genannten Wetterkapriolen in 2002 kann ich mich noch gut erinnern. Ich denke, wir werden etwa zur gleichen Zeit da unten gewesen sein. Wir haben das damals mit dem Motorrad erlebt, war ( zumindest im Nachhinein, nachdem ja alles gutgegangen ist ) schon eine tolle und interessante Tour. Kajaktouren sind wir ( als relative Anfänger ( seit 2008 ) allerdings bisher nur küstennah gefahren, was sich aber sicher auch noch mit entsprechender Erfahrung und gestiegenem Können noch ändern wird.

                                          Ansonsten, wie Du schon schreibst, eine schöne Gegend, auch für´s Kajak. Wir werden auf jeden Fall noch mal die Kornaten in´s Visier nehmen, dafür war damals mit dem Motorrad das Wetter einfach zu mies.

                                          Gruß

                                          Bernd

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